Verb II

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Strukturkurs Tundra-Jukagirisch WS2014/15
Dejan Matić
Verb II
Proklitika
•
•
mə(r)= existentiell; əl= Negation; ət= Potentialis; ńi(ŋ)= Reziprokum
Template:
mər= __ət=__əl=__ńi(ŋ)=
mər=ət=ńi=puńi-ŋa
<EX=COND=REC=kill-NEUT.TR.3SG> ‘they would (like to) kill each other’
ət=əl=ńi=puńi-ŋu
<COND=NEG=REC=kill-NEG.3PL> ‘they wouldn’t kill each other.’
Tempus
•
Es gibt nur zwei Tempora im TJ: Future und Non-Future.
•
Futur: -t(ə), Zukunft; vor Kongruenzmorphem, nach Numerus/Modus-Aspekt
egoːjə kewej-tə-jəŋ – [tomorrow leave-FUT-NEUT.INTR.1SG] – ‚ich werde weggehen‘
kewej-ŋu-tə-j [leave-PL-FUT-NEUT.INTR.3] – ‘sie werden weggehen’
kewej-nun-tə-jli [leave-HAB-FUT-NEUT.INTR.1PL] – ‘wir werden (immer, oft) weggehen’
•
Non-Future: - kein besonderes morphologisches Zeichen. Interpretation als Vergangenheit oder
Gegenwart hängt z.T. von den aspektuellen Eigenschaften des Verbs ab.
• atelische Verben – Non-Future intepretiert als Gegenwart oder Vergangenheit je nach
Bedarf
mər=uː-jəŋ – [EX=go-NEUT.INTR.1SG] – ‚ich gehe‘ oder ‚ich bin gegangen‘
• telische Verben – Non-Future per default interpretiert als Vergangenheit
mə=čulγəj-m [EX=push-NEUT.TR.3SG] – ‚er hat (es) gedrückt‘
Die Gegenwartsintepretation durch Aspektsuffixe (IMPF, oder HAB), die aus telischen
atelische Verben machen.
mə=čulγəj-nu-m [EX=push-IMPF-NEUT.TR.3SG] – ‚er drückt (es)‘
Aspekt
Außer Aktionsart, die eine Eigenschaft der Verballexeme darstellt, verfügt TJ über mindestens drei
Suffixe, die flexivisch sind und Aspekt ausdrücken. Die Position dieser Suffixe ist vor dem Tempus
und/oder Numerus.
• -NU- imperfektiv/progressiv
die Eregniszeit umfasst die Referenzzeit; oft eine ‚progressive‘ Lesart
ičoːdəγanə
mə=puń-nu-ŋaː
watch-3-CVB
EX=kill-IMPF-NEUT.TR.3PL
‘He watched how they were killing (them).’
obligatorisch bei telischen Verben, wenn sie eine Gegenwartsinterprtation bekommen
•
-NUN- habitual
die Handlung findet regelmässig, gewöhnlich usw. statt
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Dejan Matić
čoːl’oːl-γan
n’id’erpə-γan, jawnoː
law-nun-uŋ
be.old-IMP3
be.new-IMP3
drink-HAB-NEUT.1SG.TR
all.OBL
‘Be it something old or new, I drink everything.’
•
-Aː/-Eː - inchoativ
die Eregniszeit fängt in während der Referenzzeit an, endet aber nicht in ihr
taat
čuŋdəkudeː-nu-rəŋ
mər=aːw-aː-j
so
think-IMPF-CVB
PF=sleep-INCH-INTR.3G
‘Contemplating like that, he fell asleep.’
telische Verben können nur dann inchoativ werden, wenn sie zunächst mit –nu’imperfektivisiert’ sind. Das Ergebnis ist –naː/-neːčupče-pe
mə=jaba-n-aː-l’əl-ŋi
Chukchi-PL
PF=die-DUR-INCH-NVIS-3PL.INTR
‘Die Tschuktshen haben angefangen, zu sterben.’
Modus etc.
Modale und ähnliche Bedeutungen – die gleiche Position wie Aspektmorpheme, bis auf eine
Ausnahme – das Proklitikum ət=.
• Prospektiv in mori- - mögliche zukünftige Handlung; oft intransitiv auch bei trans. Verben
Kewej-mori-jəŋ – [go-PROS-NEUT.1SG.INTR] – ‚Ich könnte vielleicht gehen.‘
Meń-mori-jli – [take-PROS-NEUT.1PL.INTR] – ‚Wir könnten das auch nehmen.‘
• Desiderativ in buń- - gewünschte Situation; morphologisch komplex:
Verbalnomen –l / Partizip –j + buńjaqtə-l-buń-d‘əŋ [sing-NLZR-DES-NEUT.1SG.INTR] – ‚ich möchte singen‘
lewdə-j-buń-d‘əmut [eat-PTCP-DES-NEUT.2PL.INTR] – ‚möchtet ihr essen/habt ihr Hunger?‘
• Kommiserativ in ködi-: drückt Mitleid mit dem Subjekt aus; oft intransitiv auch bei Transitiva
taŋ
nime-ŋin’
uː-ködi-l’əl-i
INVS.DEM house-DAT
go-CMSR-EVID-NEUT.INTR.3SG
‘He went to that house, poor fellow’
•
•
Itiv in čeː- das Subjekt bewegt sich um eine Handlung durchzuführen
lawjə-lə
meń-čeː-məle – Er ist gegangen, Wasser zu holen
water-FOC
take-IT-OF.3
Evidentialis in l’əl-: sehr frequent – der Sprecher hat die Situation nicht persönlich gesehen
oder ihr auf irgendeine Art und Weise beigewöhnt – dies steht in der Opposition zur
unmarkierten Form, die eine Erfarhung aus erster Hand suggeriert.
körel
waːj n’iŋ=akaa-jil-pul-γane mə=toŋor-aː-l’əl-u-m
devil
again REC=brother-COLL-PL-ACC EX=chase-INCH-EVID-0-NEUT.TR.3SG
‘The devil again began to chase the brothers.’
In der 1./2. Person – un/unterbewusste Handlungen
taːt
janduː-l’əl-jəli.
so
fall.asleep-EVID-NEUT.INTR.1PL
‘We (apparently) fell asleep like that.’
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•
Potentialis in ət= - unterschiedliche Nuancen der deontischen Modalität. Oft als Apodosis in
Konditionalsätzen
ewri egoːjə
al’γəŋ ejuː-də-γanə
PTL
tomorrow
fish
get.caught-3SG.DS
tel’eːldal’γə
mər=ət=weː-j.
dry. fish
EX=COND=make-NEUT.1PL.TR
‘Oh, if only fish got caught tomorrow, we would make dried fish.’
Valenz/Aspekt
•
Das Suffix –oːl – Stativ - fungiert als Resultativ und reduziert normalerweise gleichzeitig die
Valenz des Prädikats um eins.
Met
talaw
mər=aji-ŋ.
1sg
wild.reindeer ex=shoot-neut.tr.1sg - ‘Ich habe ein wildes Rentier erschossen.’
Talaw
aji-j-oːń.
wild.reindeer shoot-0-stat.neut.3sg – ‘Das wilde Rentier ist erschossen (und liegt hier).’
NB - Phonotaktische Besonderheit von Evidentialis und Stativ: das –L im Auslaut dieser Suffixe wird
zu –Ń wenn es von –J gefolgt wird, d.h. in 3.sg Intransitiv – lew-oːń – [eat-stat.3sg.intr] – er wird
gegessen; lewl‘əń [eat-evid.3sg.intr] – ‚er hat wohl gegessen‘.
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