WissensWert 2 2011 INFOBRIEF FÜR BETROFFENE MIT SELTENEN SOLIDEN TUMOREN: GIST, SARKOME, NIERENKREBS 36 Monate adjuvante Imatinib-Therapie bei High-Risk-GISTs verbessert deutlich das rezidiv-freie Überleben und sogar das Gesamtüberleben! Seit Wochen bereits schaute die internationale „GIST-Community“ gespannt auf den ASCO-Kongress vom 4. – 8. Juni 2011 in Chicago/USA. Über 30.000 Mediziner, Patientenvertreter und Mitarbeiter der Pharmaindustrie aus aller Welt treffen sich jährlich zu diesem bedeutenden wissenschaftlichen Krebskongress. Mit Spannung erwarteten Betroffene und medizinische Experten vor allem die neuen Daten zur Behandlungsdauer mit Imatinib (Glivec®) in der adjuvanten Therapie des GIST (Gastrointestinale Stromatumoren). Hierbei handelt es sich um die Daten der Skandinavisch-Deutschen Studie (SSG)XVIII/AIO – einer Phase III Studie zur adjuvanten (vorsorglichen Behandlung) der GIST. Die Studie verglich das RFS = Recurrence Free Survival (das rückfallfreie Überleben) bei Hochrisiko-Patienten die 36 Monate Imatinib erhielten versus Patienten, die 12 Monate Imatinib bekamen. Von Anfang 2004 bis Herbst 2008 wurden 400 Patien­ ten in diese Studie eingeschlossen; die Patienten erhielten in beiden Studienarmen 400mg/Tag Imatinib. Am 5. Juni 2011, gerade zum Redaktionsschluss dieses WissensWerts, fand die Präsentation in der „Plennary Session“ im McCormick Place (Chicago) statt - mit herausragenden Ergebnissen für die GISTCommunity. Um die Information zeitnah auf unserer Website bereit stellen zu können, telefonierte Das Lebenshaus e.V. direkt nach der Session mit dem „Senior Author“ des Beitrages PD Dr. Reichardt. (Peter Reichardt ist GIST-Experte des Sarkomzentrums Berlin-Brandenburg und Vorsitzender unseres medizinisch-wissenschaftlichen Beirates. Er hatte auch die meisten Patienten in diese Studie eingebracht). PD Dr. Reichardt gab die wesentlichen Ergebnisse telefonisch durch: Die adjuvante Imatinib-Therapie über 36 Monate gegeben, verbessert das rezidivfreie Überleben und das Gesamtüberleben von Patienten mit hohem Rückfall-Risiko nach Operation – verglichen mit der Patientengruppe, die in der Studie Imatinib nur 12 Monate adjuvant erhielten. Danach war in der Studie das RFS bei Hochrisiko-Patien­ten die Imatinib 36 Monte erhalten hatten deutlich besser, verglichen mit den Patien­ten in der 12-Monats-Gruppe. Das „5 Jahres RFS“ betrug hier 65,6% (36 Monate) zu 47,9% (12 Monate). Noch bedeutsamer sind die Ergebnisse zum OS = Overall Survival (dem Gesamtüberleben). Die Patienten der 36 Monats-Gruppe hatten eine höhere 5 Jahres Überlebenswahrscheinlichkeit (92,0 %) gegenüber der 12 Monats-Gruppe (81,7%). Hierzu PD Dr. Reichardt - sichtlich begeistert von den Ergebnissen und von dem Feedback auf die Präsentation in Chicago: „Dass 36 Monate Imatinib adjuvant hinsichtlich des RFS besser als 12 Monate sein würden, hatten viele von uns Experten erwartet. Dass aber auch die Daten für das Gesamtüberleben bei 36 Monaten Therapiedauer so überzeugend sein würden - ist das eigentlich Bedeutsame an diesem Ergebnis. Vereinfacht heißt das: Das Risiko innerhalb von 5 Jahren nach Diagnose eines operablen Hochrisiko GIST zu versterben, wird durch die 36-monatige adjuvante Imatinib-Therapie gegenüber einer 12-monatigen Therapie tatsächlich halbiert.“ Für Betroffene und Mediziner geht nun eine Phase der Unsicherheit zu Ende. Ständig standen die Einjahres-Daten der amerikanischen ACOSOG Z9001 Studie im Raum – verbunden mit der unsicheren Frage: Was aber tun - nach einem Jahr Therapiedauer? Die ASCO-Ergebnisse von heute setzen den neuen Standard: Inhalt n Adjuvante Imatinib-Therapie 1 n 9. Mitgliederversammlung 2 n Patienten-Experten gesucht! 3 n GIST – Ticker 4 n PDGFR-Studie: Olaratumab 4 n 8. Patiententag in Zürich 7 n Schweizer GIST-Gruppe bei Novartis n GIST: mein Freund! n GIST-Forum Einladung 8 9 10 n Internationale GIST Online-Befragung 11 n New Horizons Konferenz 12 n Mutmach-Clips 16 n Sarkom – Ticker 17 n Sarkom-Forum Einladung 17 n Sarkomkonferenz 2011 18 n Wissenschaftspreis Weichgewebssarkome 2012 23 n Neue SPAEN-Website 24 n Nierenkrebs – Ticker 25 n Nierenkrebs-Forum 2011 26 n Nachsorgeschemata 28 n Nierenkrebs Tumorregister 33 n IQUO Patiententag 37 n Komplementäre Therapien 38 n Experten persönlich 42 n Impressum 43 n Terminkalender Juni/Juli/August 44 2011 2 WissensWert 3 Jahre Behandlungsdauer bei Patienten mit hohem Rückfall-Risiko. Die neuen ASCO-Daten zur Adjuvanz schreiben die „Imatinib-Erfolgsstory“, die im Jahr 2000 begann weiter. Sie sind aber gleichzeitig auch eine Art „Proof of Concept“ (Machbarkeitsnachweis)für die Target-Therapien in der adjuvanten Situation. Dies lässt künftig auf weitere Therapieoptionen auch bei anderen Sarkomen und anderen Krebsarten hoffen. Inzwischen sind die detaillierten ASCO-Ergebnisse überall im Internet verfügbar. Das Lebenshaus e.V. wird jedoch das Thema „Adjuvante Therapie“ im nächsten WissensWert Nr. 3 (August) noch einmal ausführlich vorstellen. Übrigens: Herr PD Dr. Reichardt wird die ASCO-Daten beim diesjährigen GISTForum für Betroffene vom 23. bis 24. Juni in Bad Nauheim persönlich vorstellen. Für das GIST- und das SARKOM-Forum sind noch Plätze und Zimmer frei – bitte schnellstens anmelden! (Siehe Seite 10 und 17 in dieser Ausgabe!) Ankündigung: 9. Mitgliederversammlung der Patientenorganisation „Das Lebenshaus e.V.“ Am 24. Juni 2011 findet die 9. ordentliche Mitgliederversammlung unseres gemeinnützigen Vereines „Das Lebenshaus e.V.“ in Bad Nauheim statt. Hierzu haben wir inzwischen alle bei uns registrierten aktiven (= stimmberechtigten) Mitglieder fristgerecht mit einem persönlichen Brief eingeladen. Auszug aus der aktuellen Satzung: § 3 Mitgliedschaften 1. Der Verein bietet zwei Formen der Mitgliedschaft: Beide differenzieren sich durch die Höhe des finanziellen Beitrages und durch den Grad einer aktiven Mitarbeit. Die Mitgliedschaften unterscheiden sich nicht in der Berechtigung der Mitglieder Angebote/Aktivitäten/Leistungen/Services des Vereines in Anspruch nehmen zu können. 2. Fördernde Mitglieder des Vereins können natürliche und juristische Personen werden. Diese erklären sich bereit, die Vereinszwecke und -ziele durch die Zahlung eines jährlich (durch den Vorstand) festzusetzenden Förderbeitrages zu unterstützen. Fördernde Mitglieder sind nicht berechtigt, an der Mitgliederversammlung teilzunehmen oder Ämter/Funktionen innerhalb des Vereins wahrzunehmen. 3. Aktive Mitglieder (stimmberechtigte Mitglieder) des Vereins können natürliche Personen werden, die sich bereit erklären, die Vereinszwecke und -ziele nicht nur finanziell durch einen Mitgliedsbeitrag, sondern aktiv - durch eigene Mitarbeit zu unterstützen. Aktive Mitglieder können an der Versammlung der stimmberechtigten Mitglieder (Mitgliederversammlung) teilnehmen und Ämter/Funktionen des Vereins wahrnehmen. Wie im Verein festgelegt, werden nur „AKTIVE MITGLIEDER“ direkt einge­ laden und sind bei der Versammlung stimmberechtigt. „FÖRDERNDE MITGLIEDER“ und weitere interessierte Personen sind vom Vorstand als „GÄSTE“ zugelassen. Sollten Fördermitglieder sich an den „demokratischen Strukturen“ des Vereines beteiligen und abstimmen wollen – müssten Sie bitte im Vorfeld der Veranstaltung ihre „Fördermitgliedschaft“ in eine „Aktive Mitgliedschaft“ umwandeln. Dies erfolgt durch entsprechende Mitteilung an die Lebenshaus-Geschäftsstelle per Fax, Brief oder Email. Nachfolgend die Daten und das Programm der Mitgliederversammlung: Termin/Zeit: Freitag, 24. Juni 2011 von 16:15 bis 17:30 Uhr Ort: Hotel Dolce, Elvis-Presley-Platz 1, D-61231 Bad Nauheim Leitung: Vorstand und Vereinssprecher Tagesordnungspunkte (T.O.P.): TOP 1: Begrüßung durch Vorstand und Vereinssprecher TOP 2: Feststellung der Teilnehmerzahl (Stimmberechtigung) TOP 3: Bericht des Vorstandes und des Vereins­sprechers über das Mitgliedsjahr 2010 TOP 4: Bericht des Kassenwartes über das Mitgliedsjahr 2010 TOP 5: Antrag auf Entlastung des Vorstandes und des Kassenwartes für das Jahr 2010 und Abstimmung zur Entlastung TOP 6: Verein Das Lebenshaus e.V. – Ausblick 2011/2012 TOP 7: Anträge, Abstimmungen, Sonstiges, Ende der Mitgliederversammlung Eventuelle Anträge oder Wünsche zu weiteren Tagesordnungspunkten sind bitte in schriftlicher Form bis ca. 14 Tage vorher also zum 10. Juni 2011 eingehend an den Vereinssprecher Herrn Markus Wartenberg zu richten. (Per Post oder per Fax an 06032-9492-885 oder per Mail an [email protected]). Wir würden uns freuen, Sie bei der diesjährigen Mitgliederversammlung begrüßen zu dürfen. 1. Vorsitzender des Lebenshauses Kai Pilgermann 2011 2 Das Lebenshaus Roundtable Nebenwirkungsmanagement: Patienten mit Erfahrung gesucht! Sie stehen unter Target-Therapie (Imatinib, Sunitinib o.ä.) und kennen sich im Umgang mit Nebenwirkungen aus? Sie möchten andere Patienten mit Ihren Erfahrungen und Tipps unterstützen? Dann suchen wir genau Sie! INFO Im Rahmen des Arbeitskreises „Lebens­ qualität unter Target-Therapien“ wird es am 28./29. Juli 2011 einen Roundtable zum Thema Nebenwirkungsmanagement – von Patienten für Patienten geben. Dazu möchte das Lebenshaus etwa 12 Patienten unter Target-Therapie an den „runden Tisch“ nach Bad Nauheim einladen. „Das Thema Nebenwirkungsmanagement nimmt – gerade unter den zielgerichteten Therapien, einen immer höheren Stellenwert ein. Anders als die klassische ChemoTherapie, die im Klinikum oder beim niedergelassenen Onkologen durchgeführt wird, erfolgt die Einnahme der „neuen“ Medikamente in Eigenregie Zuhause. Dadurch fällt der enge Kontakt zur Klinik/ zum Onkologen weg, denn die Patienten müssen nicht mehr regelmäßig zur Infusion vorstellig werden“, erläutert Markus Wartenberg, Vereinssprecher Das Lebenshaus. Negativer Nebeneffekt: Auftretende Nebenwirkungen werden nicht mehr so einfach vom ärztlichen Personal erkannt, Patienten fühlen sich mit Ihren Beschwerden oft allein gelassen. Hier möchte das Lebenshaus Hilfestellungen anbieten und erprobte und bewährte Tipps von Patienten für Patienten zum Umgang mit Nebenwirkungen bereitstellen. Doch dazu braucht es Ihre Unterstützung: Wenn Sie seit längerem mit Ihrer Therapie leben und anderen Patienten mit Ihren Erfahrungen weiterhelfen möchten, dann hätten wir Sie gerne bei unserem Roundtable dabei. Arbeitskreis „Lebensqualität unter Target-Therapien“ Roundtable Nebenwirkungsmanagement – von Patienten für Patienten Wann: 28./29. Juli Wo: Bad Nauheim Wer: ca. 12 Patientenvertreter mit Erfahrung im Umgang mit Nebenwirkungen Sie möchten dabei sein? Dann melden Sie sich einfach beim Lebenshaus. Kosten für Anfahrt und Über­nachtung zum Roundtable werden selbst­ verständlich vom Lebenshaus übernommen. Durch enge Zusammenarbeit von Patienten, Experten, medizinischen Fachkräften und Mit­ arbeitern der Industrie möchte das Lebenshaus notwendige Veränderungen für Patienten umsetzen. Das Thema „Lebensqualität unter Target-Therapien“ rückt dabei immer mehr in den Vordergrund. Daher gab es dazu bereits im Januar 2011 einen ersten Roundtable mit verschiedensten Experten, Patienten und Vertretern der forschenden Pharmaindustrie in Frankfurt (im WissensWert 01-2011 haben wir ausführlich darüber berichtet). Das Treffen „Neben­ wirkungsmanagement – von Patienten für Patienten“ ist die zweite Veranstaltung des Arbeitskreises, der sich nun in regelmäßigen Abständen zusammensetzen wird. Anmeldung bei: Karin Kastrati [email protected] Tel. 06032-9492-881 2 2011 WissensWert + TICKER + TICKER + Update: Regorafenib bei GIST Die Zulassungsprüfung für die zurzeit bei GIST in klinischen Studien geprüfte Substanz Regorafenib von Bayer soll laut US Zulassungsbehörden beschleunigt erfolgen. Der „Beschleunigungsvermerk“ der FDA gilt für inoperablen/ metastasierten GIST bei Patienten deren Erkrankung nach Imatinib und Sunitinib weiter fortschreitet. Bereits im Februar hatte Bayer für Regora­ fenib den „Orphan Drug Status“ der FDA zuerkannt bekommen. Das Unternehmen hatte die Phase III Studie (GRID-Trial) zum Jahresbeginn weltweit gestartet – unter anderem auch in folgenden Studienzentren im deutschsprachigen Raum: Bad Saarow, Essen, Hannover, Köln, Mannheim, Tübingen, Graz, Innsbruck, Wien, Lausanne und Zürich. Mehr Informationen zu dieser Studie finden Sie im Lebenshaus-Newsletter WissensWert Nr. 1 – 2011 auf den Seiten 16 und 17 und unter www.lh-gist.org Die Substanz „Regorafenib“ ist derzeit in noch keiner Indikation zuge­ lassen und der „Beschleunigungs­ vermerk der FDA“ ist ein wichtiger Schritt im Zulassungsprozess. GIST könnte somit die erste Erkrankung sein, für die Regorafenib zugelassen werden könnte. Bayer sieht lt. Internet-Meldung von Mitte Mai einen dringenden Bedarf für GIST-Patienten in der Progress-Situation. Der „Beschleunigungsvermerk“ der FDA sei ein wichtiger Meilenstein in der Gesamtentwicklung von Regorafenib. Drittlinien-Studie mit „Olaratumab (IMC-3G3)“: Patienten mit bestimmten Erkrankungsfaktoren (z.B. PDGFR D842VMutation) sollten sich melden… CP15-1008: Eine Phase II Studie mit menschlichen Anti-PDGFRA monoklonalen Antikörpern für Patienten mit nicht operablen und/oder metastasierten GISTs ist derzeit in Vorbereitung: Für Patienten mit PDGFRA-Mutation und Fortschreiten der Erkrankung nach Imatinib und Sunitinib. Eine erste kleine weltweite Phase II Studie läuft in wenigen Wochen an – auch in Studienzentren in Deutschland. Wie Sie auf unserer Titelseite gelesen haben: Die „Imatinib-Story“ bei GIST geht weiter und sie ist eine der erfolgreichsten Behandlungsentwicklungen in der Onko­ logie. Und obwohl diese Therapie so erfolgreich bei GIST ist, bietet sie noch immer viel Raum für Verbesserungen. Wie wir wissen, schreitet bei etwa 50% der Patienten mit metastasiertem GIST die Erkrankung in den ersten zwei Jahren fort – etwa 15% der Patienten sind sogar initial oder in den ersten 6 Monaten resistent gegen Imatinib. Für diese Patientengruppen gilt es neue Optionen zu finden! Die Bedeutung der Mutationsanlayse bei GIST ist inzwischen klar erwiesen. Das Wissen um das „Exon“ ist in etlichen Fällen therapierelevant. Hier einige Beispiele für Imatinib: n GIST mit KIT Exon 11-Mutation sprechen in 80 bis 90% der Fälle auf 400 mg Imatinib an n GIST mit KIT Exon 9-Mutation sprechen in etwa der Hälfte der Fälle an und profitieren von einer verdoppelten Tagesdosis von 800 mg n Die PDGFRA Exon 18-Mutation D842V führt zu einer primären Resistenz gegenüber Imatinib n Wildtyp-GISTs sprechen in der Mehrzahl nicht auf Imatinib an Es gibt also Mutationen (Exons) die besonders gut auf die bei GIST zugelassenen Therapien Imatinib und/oder Sunitinib anspre- chen. Andere Mutationen sprechen weniger gut oder gar nicht an - und für einige Mutationen fehlen schlichtweg Erkenntnisse/Daten. Imatinib Sunitinib KIT Exon 9 Benötigt 8oomg Gut Exon 11 Gut Schlecht Exon 12 Gut Daten??? Exon 18 (ohne D842V) Gut? ? Exon 18 (D842V) Nein Nein Exon 18 (D842Y) Gut (Labor) Daten??? Wild type GIST Schlecht bis ausreichend Gut PDGFR Die Aufteilung der einzelnen Mutationen stellt sich an dem untersuchten Patientenkollektiv aus Bonn (Wardelmann et al. Pathologe 2010 / hier etwa 1.000 GISTs) wie folgt dar: Genomische Region Magen Darm KIT Exon 9 1,8 % 23,0 % KIT Exon 11 61,4 % 54,0 % KIT Exon 13 1,2 % 2,3 % KIT Exon 17 0,8 % 0,4 % PDGFRa Exon 12 3,1 % 0% PDGFRa Exon 14 0,5 % 0,4 % PDGFRa Exon 18 19,3 % 0,8 % Wild type KIT und PDGFRa 11,9 % 19,1 % 2011 Besonders bei den PDGFRA positiven GISTs fehlen noch Daten – aber eben auch wirksame Therapien. Eine mögliche Therapieoption könnte künftig eine Substanz mit dem Namen „Olaratumab“ (Forschungscode = IMC3G3) sein. Hierbei handelt es sich um einen „Monoklonalen Antikörper“ von der Firma ImClone aus New York (europäische Zentrale in Heidelberg), der für die Behandlung solider Tumoren entwickelt wurde. Die Therapie ist speziell gegen PDGFRA gerichtet (= platelet derived growth factor receptor alpha). Wie alle monoklonalen Antikörper wird Olaratumab per Infusion gegeben. Um die Wirksamkeit von Olaratumab zu testen, laufen derzeit die Vorbereitungen für eine klinische Studie. Eine erste kleine weltweite Phase II Studie soll in wenigen Wochen beginnen - auch in den vier GISTStudienzentren Bad Saarow, Essen, Hannover und Mannheim. Wichtige Teilnahmevoraussetzungen sind unter anderem: Der Patient hat n einen histologisch/zytologisch klar nachgewiesenen nicht operablen und/ oder metastasierten GIST n eine klar messbare Erkrankung – nach RECIST 1.1 n eine fortschreitende Erkrankung (Progress) nach Imatinib und Sunitinib oder eine entsprechende Intoleranz. ACHTUNG: Die Studie wird nicht für Patienten mit lokal-primärer Erkrankung nach erfolgreicher Operation angeboten – ist also keine adjuvante (vorsorgliche) Therapieoption. Sie ist nur für Patienten mit nicht operablen und/oder metastasierten GISTs vorgesehen. ACHTUNG: Patienten, die speziell eine Exon 18 D842V-Mutation haben, sollten sich frühzeitig in einem der Zentren melden, um sich über diese Studie zu informieren. Die Studie wird nur einen begrenzten Zeitraum geöffnet sein und stellt derzeit die einzige Therapiestudie explizit für diese Mutation in Deutschland dar. Alle Patienten erhalten IMC-3G3 in einer Dosierung von 20mg/kg – verabreicht intravenös über eine Stunde alle 2 Wochen. (14 Tage = 1 Zyklus). Das genaue Studiendesign und weitere Studiendetails werden wir in den nächsten Wochen auf unserer Website www.lh-gist.org und im nächsten WissensWert Nr. 3 veröffentlichen. WICHTIG – BESTIMMTE ERKRANKUNGSFAKTOREN: Da die genaue Primärmutation bei dieser Studie eine wichtige Rolle spielt, sollten sich Patienten mit Interesse an dieser Studie frühzeitig mit dem Lebenshaus in Verbindung setzen. Hier geht es vor allem um den Abgleich der Mutation zu einer Liste von Patienten mit PDGFRA-Mutationen in der GIST-Referenzpathologie Köln-Bonn. Die gilt vor allem für Patienten mit n nicht operablen und/oder metastasierten GISTs. UND n nachgewiesener oder „vermuteter“ PDGFRA-Mutation ODER n erwiesener Imatinib-/Sunitinib-Unverträglichkeit ODER n Primärtumoren am Magen, die sehr schnell unter Imatinib und/oder Sunitinib progredient geworden sind – und wo die Patienten bis heute ihre Primärmutation (ihr Exon) nicht kennen. Kontakt: Das Lebenshaus e.V. Markus Wartenberg Telefon 0700-4884-0700 Telefax 06032-9492-885 Email: [email protected] DISCLAIMER: Die Patientenorganisation Das Lebenshaus e.V. betreibt keine „Werbung“ für Studien, „rekrutiert“ keine Studienteilnehmer für Studien und empfiehlt Patienten nicht an bestimmten Studien teilzunehmen. Unsere Aufgaben sind im Wesentlichen: • Patienten über Klinische Studien allgemein aufzuklären. • Als Berater / Reviewer unsere Erfahrungen und unser Wissen • in das Design/die Konzeption/die Infomaterialien von/für Studien einzubringen.• GISTStudien vorzustellen und sie - für Patienten verständlich - zu erläutern. • Den Kontakt von Betroffenen zu mediz. GIST-Experten (Studienzentren) zu ermöglichen. •Studienergebnisse - für Patienten verständlich vorzustellen. Über die Studienteilnahmen entscheiden immer die jeweiligen Studienprofile (Einschluss-/Ausschlusskriterien, etc.) sowie die Studien-/Prüfärzte in Kooperation mit den Patienten. Eine Mitgliedschaft in der Patientenorganisation Das Lebenshaus e.V. hat keinerlei Einfluss darauf, ob ein Patient an einer Studie teilnehmen kann oder nicht und führt auch keinesfalls zu einer bevorzugten Teilnahmemöglichkeit. 2 GIST INFO Monoklonale Antikörper Antikörper sind ein wichtiger Teil der Immunabwehr. Die Eigenschaft, gezielt bestimmte Zellmerkmale zu erkennen, nutzt die Medizin heute auch zur Krebstherapie. Etliche sogenannte „Monoklonale Antikörper“ wie z.B. Bevacizumab, Cetuximab oder Rituximab wurden bereits als Medikament in der Onkologie zugelassen. Genauer erläutert: Antikörper sind Eiweißmoleküle, die eine Rolle in der Immunabwehr spielen. Ein anderer Begriff lautet Immunglobuline. Antikörper erkennen körperfremde und gegebenenfalls auch geschädigte körpereigene Strukturen als sogenannte Antigene. Sie heften sich an ihnen fest und markieren sie, so dass andere Bestandteile der Immunabwehr diese markierten Strukturen abbauen können. Die wichtigste natürliche Funktion der Antikörper ist die Abwehr von Krankheitserregern. Die körpereigene Abwehr durch Antikörper spielt bei Krebs eine meist untergeordnete Rolle: Auf den Oberflächen von Tumorzellen werden nur selten stark veränderte Strukturen präsentiert, die das Immunsystem als fremd oder verändert, beziehungsweise als Tumorantigene erkennen kann. Dementsprechend bildet der Körper gegen Tumoren meist keine Antikörper aus, oder die Antikörperreaktion ist zu schwach, um einen Tumor am Wachstum zu hindern. Für die Krebsdiagnostik und -therapie werden heute überwiegend künstliche, im Labor hergestellte Antikörper verwendet. Sie lassen sich in immer gleicher Qualität erzeugen, sozusagen "baugleich", und sie können gezielt auf die Erkennung eines Merkmals hin produziert werden. Solche Antikörper bezeichnet man als „Monoklonale Antikörper“, weil sie von einem Klon gleicher Zellen produziert werden. Mit „Monoklonalen Antikörpern“ lassen sich nicht nur Immunreaktionen im engeren Sinn auslösen. Antikörper werden in der Behandlung von Krebspatienten heute z.B. dazu genutzt, gezielt wichtige Stoffwechselsignale zu blockieren, die für das Wachstum von Krebszellen entscheidend sind. 2 2011 WissensWert GIST-Gruppe Schweiz traf sich zum 8. Patiententag Am 8. April 2011 fanden sich rund 90 GIST-Patienten, Angehörige, GIST-Experten, interessierte Fachleute, Ärzte sowie Vertreter der forschenden Industrie in Zürich zum 8. Treffen der GIST-Gruppe Schweiz im Restaurant Au Premier, im Hauptbahnhof Zürich ein. Als spezielle Gäste waren Anna Costato aus Italien, Bertrand de la Comble aus Frankreich, Candy Heberlein, Präsidentin der Stiftung zur Förderung der Knochenmarktransplantation Schweiz und Christel Jäger-Freysoldt, Vorstand des deutschen Lebenshauses geladen. Anwesend waren auch Vertreter der Firmen Bayer (Schweiz) AG, Bristol-Myers Squibb SA, Novartis Pharma Schweiz AG und Pfizer AG. Für alle Teilnehmenden war es wie immer eine sehr gute Gelegenheit, das Neuste über GIST zu erfahren sowie Experten zu treffen. Markus Wartenberg vom Lebenshaus Deutschland, moderierte die interessante Veranstaltung – die Gruppe der Redner präsentierte sich sehr eindrücklich. Die gesamte Veranstaltung wurde - wie in den vergangen Jahren auch - simultan „DeutschFranzösisch-Deutsch“ übersetzt. „Ich kam mit bestimmten Erwartungen an dieses Treffen und auch in diesem Jahr wurden diese mehr als erfüllt.“ so ein Teilnehmer direkt nach der Veranstaltung. Dokumentarfilm "Leben mit GIST“ Zur Einleitung der Schweizer Tagung, wurde der 5-minütige Vorfilm zum Dokumentarfilm "Leben mit GIST", Gastrointestinaler Stromatumor, Modell zielgerichteter Therapien, gezeigt. Die DVD-Version wurde pünktlich zum 8. GIST-Meeting fertig gestellt und konnte vor Ort erworben werden. Ziel dieses Filmes ist, GIST und die beispielhaften Therapieerfolge einem breiteren Publikum bekannt zu machen. Mitwirkende - nebst drei GIST-Patienten waren GIST-Experten aus den Bereichen Chirurgie (Prof. Urs Metzger), Pathologie (Prof. Stefan Dirnhofer) und Onkologie (Prof. Heikki Joensuu, Priv. Doz. Dr. Peter Reichardt und Dr. Michael Montemurro) sowie Repräsentanten des Lebenshauses Deutschland (Markus Wartenberg) und der GIST-Gruppe Schweiz (Helga Meier Schnorf und Martin Wettstein). Der neue Dokumentarfilm "Leben mit GIST" zeigt anhand von Patientengeschichten den Weg von der korrekten Diagnose zur Therapie und den Umgang mit dieser Krebserkrankung. Beleuchtet wird die weltweite Vernetzung von Patienten und Ärzten, die interdisziplinäre Zusammenarbeit verschiedener medizinischer Fachrichtung und der Forschung. Im Mittelpunkt all dieser Bemühungen steht der Betroffene. Drei Patienten sprechen hier von ihrem Schicksal, ihrem Leben, ihrer Krebsgeschichte und geben dem Zuschauer Raum für Hoffnung. Martin Wettstein, in seiner Funktion als Präsident der GIST-Gruppe Schweiz, be­ grüsste anschliessend alle Anwesenden. Er dankte zunächst Helga Meier Schnorf für ihren engagierten Einsatz als Koordinatorin und Vorstandsmitglied der GISTGruppe Schweiz. Ein Dank richtete sich auch an die vier Regionalleiter Jürg Forster, Urs Notter, Herbert Blatter und Matthias Merki für die Betreuung der Regionalgruppen, an die medizinischen Beiräte Prof. Dr. Urs Metzger und Dr. Michael Montemurro für ihre wertvolle Unterstützung, an Vito Mediavilla für seine großartige InternetArbeit und an Markus Wartenberg vom Lebenshaus Deutschland für die langjährige gute Zusammenarbeit und die Moderation des Patiententages. Ein großer Dank ging auch an die Sponsoren, der Firmen Bayer, Bristol-Myers Squibb, Novartis und Pfizer. Ohne die finanzielle und unabhängige Unterstützung dieser Unternehmen, wäre ein Meeting auf diesem Niveau nicht möglich. Die Vortragsthemen 2011 Der Einstieg in das Thema GIST wurde in zwei Abschnitten mit topaktuellen Vor­ trägen der beiden internationalen GISTSpezialisten, Dr. Michael Montemurro und Priv. Doz. Dr. Peter Reichardt behandelt. n Dr. Michael Montemurro (Leitender Oberarzt CHUV Lausanne und med. Beirat GIST-Gruppe Schweiz) sprach über "Therapie inoperabler GIST: Medikamente, Pharmakokinetik, Compliance, offene Studien in der Schweiz". n PD Dr. Peter Reichardt, Leiter des Sarkomzentrums Berlin-Brandenburg, referierte anschliessend über "Die adjuvante (unterstützende) Imatinib-Therapien bei primären – lokalisierten GIST“. n Den dritten Vortrag hielt Prof. Dr. Dominik Weishaupt, Stadtspital Triemli, Zürich. Sein Thema war "Bildgebung bei GIST-Tumoren: Was können wir heute darstellen und was können wir in Zukunft erwarten". n Die Ansätze zur Metastasenchirurgie erläuterte Prof. Dr. Markus Weber, Stadtspital Triemli, Zürich. Mit seinem Vortrag vom "Derzeitigen Wert der Metastasenchirurgie", erklärte er in eindrücklichen Bildern die Metastasenchirurgie vor allem in der Leber. n Ein Thema, das von Vito Mediavilla, GIST-Patient und Webmaster, behandelt wurde und auf reges Interesse stieß, war "Social Media“. Vito erklärte, was wir uns unter Facebook, Twitter und Listservs vorstellen können. 2011 2 GIST INFO GIST-Forschungsreis 2011 Das 8. Treffen der GIST-Gruppe Schweiz war wieder gut besucht. n Den Abschluss der Vortragsreihe machte Dr. Philippe Fontaine, GIST-Patient und Allgemeinarzt. Mit seinem sehr persönlichen Vortrag, "Mein Freund der GIST", beschrieb er seinen persönlichen Umgang mit dieser Erkrankung. Das aufmerksame Publikum honorierte alle Vorträge mit viel Applaus. Dies spiegelte auch das wiederum hohe Niveau der diesjährigen nationalen Veranstaltung wieder. Mitgliederversammlung GIST-Gruppe Schweiz Unter der Leitung von Martin Wettstein, Präsident der GIST-Gruppe Schweiz, wurde anschließend die 2. Mitgliederversammlung der GIST-Gruppe Schweiz durchgeführt. Der Verein zur Unterstützung von Betroffenen mit GIST war am 14. Januar 2010 in Zug offiziell gegründet worden. Martin Wettstein präsidierte diese Mitgliederversammlung inzwischen gewohnt souverän. (Ein großes Dankeschön für seine Arbeit gehört an dieser Stelle unbedingt erwähnt!!!) Alle Tagesordnungspunkte und Entscheidungen wurden mit absoluter Mehrheit angenommen. Aus gesundheitlichen Gründen musste Matthias Merki, Regionalleiter Nordostschweiz, seinen Rücktritt bekannt geben. Dies wurde äußerst bedauert. Als neue Regionalleiterin Nordwestschweiz und Vorstandsmitglied wurde Martina Kuoni aus Basel gewählt. Die GIST-Gruppe Schweiz dankte Matthias Merki von ganzem Herzen für seine wertvolle Arbeit als Regionalleiter und Martina Kuoni für Ihre künftige Mitarbeit. Weiter wurden die zwei vorgeschlagenen Mitglieder, Frau Katharina Sutter, Hausen a. Albis sowie Claudia Wettstein, Meggen, als Kassen­ prüferinnen offiziell gewählt. Claudia Wettstein präsentierte den ersten Finanz­ bericht 2010. Der Kassenwartin Helga Meier Schnorf wurde von der Versammlung "Entlastung" erteilt. Für einen würdigen Abschluss der Mitgliederversammlung sorgte der Präsident Martin Wettstein mit der Ernennung von Dr. Michael Montemurro, CHUV Lausanne und Markus Wartenberg, Lebenshaus Deutschland, zu den ersten Ehrenmitgliedern des Vereins. Mit gut gewählten Worten und unter großem Applaus überreichte Martin Wettstein den beiden ihre Urkunden für die Ehrenmitgliedschaften. Der Vorstand der GIST-Gruppe Schweiz mit den beiden Ehrenmitgliedern Dr. Michael Montemurro und Markus Wartenberg. Der Preis der GIST-Gruppe Schweiz wurde im Schweizerischen Krebsbulletin Nr. 1, 2011 zum zweiten Mal wie folgt ausgeschrieben: „Der Verein zur Unterstützung von Betroffenen mit GIST unterstützt alle Bemühungen zur optimalen Therapie von Gastrointestinalen Stromatumoren. Zur Förderung setzt er einen jährlichen Preis für besondere Verdienste aus. Dieser Preis wird an Personen oder Organisationen in der Schweiz ausgegeben, die sich für dieses Ziel einsetzen. Dies können Vorträge, Papers, Podiumsdiskussionen, wissenschaftlich oder gesellschaftlich relevante Projekte etc. sein. Das Preisgeld beträgt CHF 10'000.-- . Gestiftet wird der Preis aus dem Nachlass Dr. Ulrich Schnorf, Gründer der GIST-Gruppe Schweiz.“ Die Anmeldefrist ist der 30. Juni 2011. Die Schweizer GIST-Gruppe hofft, dass wieder wertvolle Arbeiten eingereicht werden. Adresse: GIST-Gruppe Schweiz Helga Meier Schnorf Sterenweg 7, CH-6300 Zug [email protected] www.gist.ch GIST-Film auf DVD Der 45-minütige Dokumentarfilm "Leben mit GIST", Gastrointestinaler Stromatumor, Modell zielgerichteter Therapien auf DVD kann für 25,-- CHF (= ca. 20,-- EUR) bei der GIST-Gruppe Schweiz bestellt werden. GIST-Gruppe Schweiz Helga Meier Schnorf Sterenweg 7 CH-6300 Zug [email protected] www.gist.ch 2 2011 WissensWert Zehn Jahre Imatinib bei GIST: Schweizer GIST-Gruppe besucht Novartis… Der erstmalige Einsatz von Imatinib (Glivec® ) im Jahr 2000 stellt einen wichtigen Meilenstein in der Behandlung Gastrointestinaler Stromatumoren (GIST) dar. Anlässlich des zehnten Jahrestages traf sich die GIST-Patientengruppe Schweiz zu einer Veranstaltung am 29. Oktober 2010 auf dem Novartis Campus in Basel. Die Schweizer GIST-Gruppe führte zunächst ihre internen Regionalmeetings durch. Anschliessend hielt Dr. Michael Montemurro, medizinischer Beirat der GIST-Gruppe Schweiz, eine Vortrag zum Stand der GIST-Therapie. 10 Jahre Imatinib bei GIST: Wo stehen wir heute? Wohin gehen wir? Bis zum Jahr 2000 konnte man als Therapeut GIST-Patienten nicht viele wirksame Optionen bieten; die einzige Möglichkeit war eine frühzeitige chirurgische Intervention gegen die Tumoren im Magen-DarmTrakt. Wirksame systemische Therapien zur Behandlung im adjuvanten (post- resp. nach-operativen) oder fortgeschrittenen Stadium existierten nicht. Diese Situation hat sich mit den bei GIST zugelassenen beiden Tyrosinkinasehemmern Imatinib (Glivec®) und Sunitinib (Sutent ®) glück­ licherweise verändert. Heute, zehn Jahre nach dem erstmaligen Einsatz von Imatinib in diesem Indikationsbereich, darf diese Therapie als bedeutender Meilenstein in der GIST-Behandlung bezeichnet werden. Das oral anwendbare Medikament hat sich als Therapie der ersten Wahl etabliert, so z. B. bei Patienten mit nicht resezierbaren und/oder metastasierten GIST. Bei den GIST handelt es sich um relativ selten auftretende Tumoren mit Lokalisation im Magen-Darm-Trakt, die oft über längere Zeit unbemerkt wachsen und häufig keine – oder recht unspezifische Zahlreich zu Novartis nach Basel angereist: Die Mitglieder der Schweizer GIST-Gruppe Beschwerden verursachen. Daher berichten viele Patienten, dass der Tumor zufällig entdeckt wurde, meist im Rahmen der bildgebenden Abklärung anderer Erkrankungen. Dementsprechend sind etwa die Hälfte aller GIST bereits metastasiert, wenn sie diagnostiziert werden. Lebhafter Gedankenaustausch auf dem Campus Nach einem arbeitsreichen Vormittag mit internen Workshops der vier Schweizer Regionalgruppen, trafen sich die Mitglieder zum Lunch auf dem Novartis Campus, wo sie Gelegenheit zum Gedankenaustausch mit führenden Vertretern des Unternehmens hatten. „Novartis als eines der führenden Pharmaunternehmen in der Onkologie ist durch intensive Forschung bemüht, einer stetig zunehmenden Anzahl von Patienten das Überleben zu ermöglichen. Sie sollen ein Leben mit guter Lebensqualität führen können, obwohl sie an Krankheiten leiden, für die bislang keine ausreichend wirksamen und gut verträglichen Therapien existieren“, so Dr. David Epstein, Divisionsleiter Novartis Pharmaceuticals, bei seinen Ausführungen. Fortschritte bei den zielgerichteten Therapien Dr. Epstein wandte sich sehr persönlich an die Mitglieder der GIST-Gruppe Schweiz und unterstrich den grossen Einf luss von Patientengruppen auf Novartis: „Sie als Patientengruppe helfen der forschenden Industrie, sich auf unerfüllte medizinische Bedürfnisse zu fokussieren. Wir lernen enorm viel von dieser Zusammenarbeit und werden diese auch künftig fördern.“ Martin Wettstein, Präsident der GISTGruppe, nutzte seine Stimme auch, um Novartis, den Forschern und Klinikern zu danken: „Wir Betroffene stehen im Mittelpunkt weltweiter Bemühungen, mehr über die Krankheit zu erfahren, wie damit umzugehen ist, welche Möglichkeiten und Alternativen im Moment verfügbar sind. Wir sind sehr dankbar für alles, was in Richtung „Targeted Therapies“ getan wurde und noch getan werden wird, damit Krankheiten nicht mit Schrot, sondern mit ganz gezielten Schüssen bekämpft werden können.“ Der Besuch bot eine sehr gute Gelegenheit zum gegenseitigen Gedankenaustausch. „Für uns sind solche direkten Kontakte mit betroffenen GIST-Patienten und ihren Familienangehörigen essenziell. Dadurch können wir die Alltagsprobleme, Wünsche, Fragen und Bedürfnisse noch besser verstehen und entsprechend massgeschneiderte Lösungen entwickeln“, so Dr. Thorsten Erpel, Leiter Oncology Schweiz und Gastgeber des Anlasses. 2011 2 GIST GIST: mein Freund! Ein paar Gedanken zum Leben mit dieser chronischen Krankheit… Aus einem Vortrag von Dr. Philippe Fontaine, GIST-Patient aus der Schweiz Die „Diagnose Krebs“ lässt uns verschiedene Stadien durchleben, Stadien die viele ähnlich Erkrankte beim Näherrücken des „Unvermeidlichen“ durchlaufen. Es beginnt mit Verweigerung: „Das kann nicht sein das ist nicht möglich! Ich doch nicht!“ Und führt bis zur Akzeptanz. In diesem Stadium besteht die Möglichkeit sich neu zu erfinden, sich zu verändern und mit seiner Krankheit im Alltag doch erstaunlich gut zu leben. „Akzeptanz“ bedeutet für mich persönlich, zu versuchen, so positiv und natürlich wie möglich zu leben und dabei den GIST nicht als Feind zu bekämpfen, sondern vielmehr als Freund anzunehmen! Wie geht das? Sie sollten sich unbedingt über Ihre Krankheit informieren und nicht passiv die Empfehlungen abwarten, die Sie von irgendeinem Arzt bekommen. Gehen Sie ins Internet, aber Vorsicht, hier müssen Sie sortieren, da man im Internet sehr gutes Wissen finden kann, aber auch fehlerhafte Informationen. Schauen Sie, wo es Ärzte mit GIST-Expertise gibt. Nehmen Sie z.B. an den GIST-Informationsveranstaltungen teil und scheuen Sie sich nicht Fragen zu stellen. Je mehr Sie über Ihre Krankheit – Ihre Optionen wissen, desto leichter lebt es sich mit ihr. Erleichtern Sie sich das Leben, indem Sie den Empfehlungen erfahrender GISTMediziner folgen. Das heisst z.B. jeden Tag Ihre Medikamente einnehmen und sie als wohltuende Begleiter betrachten. Treten Nebenwirkungen auf ? Nicht immer gibt es DIE Lösung! Manchmal heißt es eben auch „Pech gehabt!“ Manche Nebenwirkungen kann man auch mal mit einem Lächeln hinnehmen. Ein starker Krampf ist sicherlich schmerzhaft, aber man weiss, dass es nicht lange dauern wird. Ödeme und blasser Teint – macht doch nichts, Bräune ist gerade nicht modern! Dr. Philippe Fontaine bei seinem Vortrag Aber: Natürlich darf man nicht vergessen zu leben! Machen Sie sich Freuden – setzen Sie sich Ziele. Realisieren Sie die Reise, von der Sie schon immer geträumt haben und machen Sie kleine Geschenke - sich selbst zu allererst!!! Ausreichend schlafen, sich gesund ernähren, mehr Bewegung: Diese drei Regeln sollten zur Priorität werden. Und: Denken Sie an die eigene Spiritualität, nicht weil sie womöglich auf den Tod vorbereitet, sondern weil sie oft das Leben viel leichter macht! Zum Abschluss: Versuchen Sie ein ganz einfaches Experiment: Nehmen Sie ein Blatt Papier und teilen Sie es in zwei Spalten für das Gute und das Schlechte. Notieren Sie das, was Ihnen diese Krankheit genommen hat und das, was sie Ihnen gegeben hat. Dies alles suchen Sie ganz ehrlich tief in sich selbst. Und es gibt viele Patienten die plötzlich bemerken, dass sich die „Positiv-Spalte“ schneller und besser füllt als die andere! TIPP Liebe GIST-Patienten und Angehörige (Begleiter). Jeder Patient hat seine eigene Strategie mit der Diagnose umzugehen – mit der Erkrankung zu leben. Lassen Sie Ihre Mitpatienten (…oder auch Mitbegleiter…) und uns im Lebenshaus-Team teil­ haben. Schreiben Sie uns Ihre Erfahrungen, Gedanken, Ideen, Rezepten oder Empfehlungen zur Krankheitsbewältigung. Wir freuen uns auf Ihre Beiträge an: [email protected] Ich hoffe, dass ich Ihnen meine Sichtweise etwas vermitteln konnte: Ich habe einen neuen Freund - meinen GIST! 2 2011 WissensWert GIST-Forum 2011: Es sind noch Plätze frei für Bad Nauheim… Der Verein „Das Lebenshaus e.V“. lädt alle Patienten, Begleiter (Angehörige) und Interessenten ganz herzlich ein, am GIST-Forum 2011 in Bad Nauheim teilzunehmen. Die Erkrankung besser verstehen, Therapieoptionen kennen, Wissen über Einzelheiten vertiefen, erfahren, welche Studien kommen oder sich mit anderen Betroffenen einfach austauschen: Das GIST-Forum 2011 hat für alle etwas zu bieten. Für neu­ diagnostizierte Patienten, für langjährige erfahrene GIST-Betroffene, für Begleiter (Angehörige) und sonstige am Thema GIST Interessierte. Donnerstag 23. Juni 2011 ab 12:30 Uhr bis Freitag 24. Juni 2011, 16:00 Uhr Experten/Referenten (in alphabetischer Reihenfolge): PD Dr. Sebastian Bauer - Onkologe PD Dr. Peter Reichardt - Onkologe Dr. Marcus Schlemmer - Onkologe Prof. Dr. Hans Jochen Schütte - Onkologe Prof. Dr. Matthias Schwarzbach - Chirurg Prof. Dr. Eva Wardelmann - Pathologin 10 gig, fachk undig und enga giert!“ UNG 23. und 24. Juni 2011 in Bad Nauheim, Hotel Dolce „Das Lebenshaus e.V.“ übernimmt alle Kosten für die Veranstaltung (inkl. DinnerBuffet). Sie tragen lediglich Ihre Anreiseund Übernachtungskosten, sowie die Teilnahmegebühr: n Für Lebenshaus-Mitglieder und deren Begleiter (Angehörige/r) 15,00 EURO pro Person. n Für Nicht-Mitglieder und sonstige interessierte Teilnehmer 30,00 EURO pro Person. Wir haben mit dem Veranstaltungshotel Dolce Bad Nauheim besondere Zimmerkondition für Sie vereinbart: n Komfort-Einzelzimmer: 99,00 €/Nacht inkl. Frühstück n Komfort-Doppelzimmer: 119,00 €/Nacht inkl. Frühstück Bitte buchen Sie Ihr Zimmer direkt beim Hotel unter Angabe des Stichwortes „Lebenshuas-Forum“: Hotel DOLCE Bad Nauheim Elvis-Presley-Platz 1 D-61231 Bad Nauheim Telefon: +49 (0)6032 303-0 Telefax: +49 (0)6032 303-419 www.dolce-bad-nauheim-hotel.de EINLAD GIST-Forum für Patienten, Angehörige und Interessenten Durch diese Form der Veranstaltung möchten wir Ihnen Wissen vermitteln, Orientierungshilfen bieten und Sie stärker machen, um mit der „Diagnose GIST“ bewusster und sicherer leben zu können. „Unabhän GIST-Foru für Patientm Angehörig en, Interessen e und ten 23. und 24 . Juni 2011 in Bad Na uheim www.lh-g ist.org Weitere Informationen und Anmeldung: Das Lebenshaus – GIST/Sarkome Usa-Strasse 1, 61231 Bad Nauheim Telefon.: 0700-4884-0700 Fax unter: 06032-9492-885 oder E-Mail: [email protected] Die Veranstaltung wird dankenswerterweise von den pharmazeutischen Firmen NOVARTIS und PFIZER unterstützt 2011 2 GIST Internationale Online-Befragung „G.I.S.T.“ für Betroffene zum Thema Therapietreue (Compliance): Klicken Sie mit! „G.I.S.T.“ (GIST International Survey on Treatment) ist ein Fragebogen, der im Rahmen der Zusammenarbeit zwischen Conticanet, einem europäischen Sarkom-Experten-Netzwerk und der französischen Patientengruppe A.F.P.G. „Ensemble contre le GIST“ entwickelt wurde. Diese Aktion wird von SPAEN = Sarcoma Patients EuroNet Assoc. – dem europäischen Netzwerk aller Sarkom-, GIST- und Desmoid-Patienten­ gruppen unterstützt. Das Lebenshaus e.V. ist Mitbegründer von SPAEN – Vereinssprecher Markus Wartenberg Vorstandsmitglied von SPAEN. (Mehr Informationen zu SPAEN finden Sie unter www.sarcoma-patients.eu) Der Fragebogen “G.I.S.T.” erfasst (anonymisiert) die Daten von Patienten über deren Bedürfnisse und Schwierigkeiten mit ihrer Behandlung. Die Analyse dieser Daten wird zur Entwicklung eines maßgeschneiderten Unterstützungsprogramms für Patienten führen. Je mehr Patienten an der Aktion “G.I.S.T.” teilnehmen, umso besser kann das Unterstützungsprogramm auf die Patienten­ bedürfnisse zugeschnitten werden. Aus diesem Grund ist eine weltweite Zusammen­ arbeit wichtig – deshalb brauchen wir Ihre Unterstützung!!! G.I.S.T. ist der zweite Schritt eines drei­ stufigen Aktionsplans: 1. Informationsbroschüre zum Thema „Therapietreue“ 2. Online-Befragung “G.I.S.T.” (12 Monate) 3. Aktion: Fortbildungs-Programm Welches sind die Ziele der Online-Befragung? Mehr/bessere Informationen gewinnen über: 1. Patientenverhalten: n Verhalten in Bezug auf die Behandlung n Schwierigkeiten mit der Behandlung n Gründe für Nichteinnahme n Bedürfnisse und Unterstützungsbedarf 3. Entwicklung maßgeschneiderter Strategien und Hilfsmittel, um die Therapietreue von GIST-Patienten zu unterstützen. Wie gelangen Sie zu dem Online-Fragebogen? Der Zugang zur Online-Befragung ist leider nur in Englisch möglich – der Online-Fragebogen selber jedoch in Deutsch verfügbar. Website: www.conticanet.com Bereich: Menü-Leiste – linke Seite: Punkt: Advocacy groups Subbereich: Unter Advocacy groups GIST international survey anklicken Textseite: Erläuterungen in English… Auf dieser Seite können Sie auch ein deutsches PDF der Compliance-Broschüre herunterladen. Am Ende des Textes: NOW, LET´s GIST TOGETHER: click here to participate Wenn Sie auf “here” klicken – erscheint ein neues Fenster Sie können unter 12 Sprachen Ihren Fragebogen wählen: Nach Anklicken der deutschen Fahne werden die Fragen in Deutsch dargestellt… Nehmen Sie sich Ruhe und Zeit die Fragen zu beantworten. Direkter Zugang – Eingabe in Ihren Browser: http://www.conticanet.com/html/GISTinternational-survey-rub-1-64-124.html Im Namen der internationalen GISTPatienten-Gemeinschaft: Herzlichen Dank für Ihre Teilnahme!!! Sarcom Patien a EuroN ts et Compl ia (Thera nce pietre „Seien ue) Sie ein aktiver in der GIST-B ehandlu Partner ng – jed en Tag!“ In asso ww w.c ciation wi th: on ww w.g ticanet.eu lobalg ist.net 2. Vergleich der Therapietreue zwischen europäischen Ländern und Korrelation mit bestimmten medizinischen Daten. 11 2 2011 WissensWert „New Horizons“ in der Behandlung von GIST: 9. weltweites Treffen der Patientenvertreter In diesem Jahr fand das Treffen der weltweiten GIST- und CML(= Chronisch Myeloische Leukämie) Patientengruppen in Amsterdam, Niederlande statt. 160 Leiter von Patientengruppen aus über 40 Ländern trafen sich zu diesem weltweiten neunten Informationsund Erfahrungsaustausch vom 13. bis 15. Mai 2011. Hierzu Markus Wartenberg, der die Programme der Veranstaltungen in einem 6köpfigen globalen GIST-Leitungsteam über die Jahre mitgeprägt hat: „New Horizons ist eine hervorragende Mischung aus „medizinischen Updates“ durch führende Experten, Sharing Best Practice – also Erfahrungsaustausch und Angeboten - die helfen, dass Gruppenleiter ihre Arbeit für GIST-Patienten in den einzelnen Ländern noch besser gestalten können. Über die 9 Jahre hinweg, haben wir immer wieder neue „Patient Advocates“ erlebt, die durch New Horizons Wissen und einen enormen Motivationsschub erhalten haben. Heute leiten diese Kollegen erfolgreich GISTPatientengruppen in verschiedenen Ländern dieser Erde.“ Das diesjährige Konferenzkonzept bot n am Freitag Veranstaltungen für alle Patientenvertreter, n am Samstag getrennte Sitzungen für GIST- und CML-Leiter und n am Sonntag sogenannte „Marktplätze“ mit div. Themenspezifischen Vorträgen und Workshops. Neben dem offiziellen Konferenzangebot fand in den Pausen und während der Mahlzeiten individueller Austausch und intensives Networking statt, so auch unter dem Mitgliedern von SPAEN Sarcoma Patients EuroNet e.V. der europäischen Dachorganisation aller Sarkom- und GIST-Gruppen in Europa (www.sarcoma-patients.eu). Das Lebenshaus e.V. war bei dieser Kon­ ferenz vertreten durch Kai Pilgermann und Markus Wartenberg – die GIST-Gruppe Schweiz durch das Ehepaar Claudia und Martin Wettstein sowie Helga Meier Schnorf. 12 Die erste 90-minütige Veranstaltung am Freitag beschäftige sich sehr intensiv mit den weltweiten Daten die bzgl. GIST und CML verfügbar sind – vor allem aus den nationalen Krebsregistern. Einer der führenden europäischen Epidemiologen Prof. Dr. Peter Boyle aus Schottland, zeigte zum einen die generelle soziale, gesundheitspolitische und wirtschaftliche Belastung der weltweiten Volkswirtschaften durch das Thema Krebs derzeit und zunehmend in den nächsten Jahren. Er zeigte weiterhin sehr eindrucksvoll an den Beispielen GIST und CML wie unzureichend und ungenau die Daten bzgl. Inzidenz, Prävalenz, Survival und Mortalität besonders in den Krebsregistern sind. So werden die GISTs meistens bei den Gruppen Magen- oder Darmkrebs miterfasst – seltener bei Sarkomen und fast nie in einer eigenen Kategorie GIST. Die anschließende Diskussion zeigte deutlich, dass Patientengruppen - vor allem bei den Rare Cancers - wenig Einf luss auf die nationalen Krebsregister haben. Aber: Zusammen mit den nationalen GIST-/Sarkom-Experten eines Landes würde es viel Sinn machen, an der Einrichtung bzw. Verbesserung indikations-spezifischer Register zu arbeiten. Diese GIST- oder SarkomRegister würden helfen, wichtige Daten zu generieren, um vor allem die Behandlungsqualität zu verbessern. Die zweite 90-minütige Session – geleitet von Markus Wartenberg – beschäftigte sich mit dem Thema „Leistungsfähigkeit und Entwicklung von GIST- und CML-Patientengruppen weltweit“. Vier je 15-minütige Präsentationen aus verschiedenen Regionen der Erde, zeigten eindrucksvoll das Potential verschiedener Patientengruppen und was Patientenvertreter tatsächlich in der Lage sind zu erreichen. Die Berichte aus Venezuela, Italien, Großbritannien und China waren echte Erfolgsgeschichten – verdeutlichten aber auch, dass Patientengruppen mit unterschiedlichen politischen, gesundheitspolitischen, sozialen und ökonomischen Problemen zu kämpfen haben. Sehr klar wurde, was Hürden und Herausforderungen der Arbeit sein können, aber auch, was wichtige Erfolgsfaktoren sind. Die vier Gruppen spannten gleichsam einen interessanten Bogen im „Lebenszyklus“ von Patientengruppen: Von der chinesischen CML-Gruppe, die ihre Arbeit erst in 2008 aufgenommen hat - bis hin zur britischen Sarkom-Gruppe Sarcoma UK. Diese hat nach fast 9-jähriger Tätigkeit im Sommer 2010 eine strategische Neuausrichtung sowie einen organisatorischen und personellen Umbau vorgenommen. Der Samstag stand ganz im Zeichen des medizinischen GIST-Wissens. Die ca. 40 GISTVertreter tagten etwa 6 Stunden mit den weltweit führenden GIST-Experten: n Paolo Casali, National Cancer Institute, Mailand - Italien n Jonathan Fletcher, Brigham and Women's Hospital, Boston - USA n Jean-Yves Blay, Centre Leon Berard, Lyon - Frankreich n Peter Reichardt, HELIOS Klinikum, Bad Saarow – Deutschland 2011 2 GIST wird stark empfohlen.“ sollte in den Richtlinien stehen. „Bei jeder GIST-Diagnose ist eine Mutationsanalyse zur Identifikation der Primärmutation durchzuführen!“ Zum anderen wäre es hilfreich: Wenn die weltweit führenden GIST-Experten schon zusammen sitzen, sollten sie doch mehr Mut zeigen, auch Empfehlungen aufgrund ihrer enormen Expertise und gemeinsamen Erfahrungen in die Guidelines aufzunehmen – und nicht nur auf Basis von Evidenz. Holland-Impressionen / Alle Fotos: David Josephy LRG Canada Insgesamt gab es vier definierte Themenblöcke à 90 Minuten - mit Expertenvorträgen von je ca. 30 Minuten und intensivem Austausch zwischen dem vierköpfigen Experten-Panel und den Patientenvertretern von je ca. 60 Minuten. Den Anfang machte das Thema „Internationale GIST-Guidelines“. Die verschiedenen Richtlinien der ESMO (Europa) und der NCCN (USA) zur Behandlung von GIST wurden von Prof. Paolo Casali noch einmal vorgestellt. Die ESMO-Guidelines entstehen z.B. indem sich alle 1 – 2 Jahre etwa 20 – 30 führende GIST-Experten in Lugano treffen, um diese Richtlinien zu vereinbaren. Die nächste Überarbeitung ist für Ende dieses Jahres geplant. Hier ein paar wichtige Erkenntnisse aus der Sitzung: n Zwischen ESMO- und NCCN-Guidelines gibt es nur geringe Unterschiede. n Manchmal stellen einzelne Aussagen in den Guidelines Kompromisse dar – manchmal leider auch beeinf lusst durch gesundheitspolitische und ökonomische Einf lussfaktoren. n Die Guidelines sind in aller erster Linie evidenzbasiert – das heißt: Sie basieren auf den Ergebnissen von wissenschaftlichen Fakten und Studien. Die GIST-Patienten-Community kritisierte konstruktiv, dass die Guidelines zum einen viel klarer sein sollten. Hier das Beispiel „Mutationsanalyse“. Statt „Mutationsanalyse Das GIST-Experten-Panel bei New Horizons 2011: P. Casali, IT, J. Y. Blay, FR, J. Fletcher, USA, P. Reichardt, DE (von links nach rechts) Die Fortschritte in der GIST-Forschung im Labor wurden von Dr. Jonathan Flechter dargestellt. Er startete mit der Erkenntnis, dass ca. 30% der Bevölkerung Mini-GISTs (unter 1 cm Größe) haben. Diese werden jedoch niemals klinisch relevant – dass heißt, sie bleiben so klein und verursachen niemals Beschwerden. Für die Forschung allerdings ist hoch interessant, dass diese Mini-GISTs bzgl. Mutationen und anderer Faktoren den „klinischen GISTs“ sehr ähnlich sind. Die Kernfrage der Forscher also ist: Was lässt einen Mini-GIST zur bösartigen Erkrankung GIST werden? An dieser Stelle setzt die Forschung an, um herauszufinden, welche Faktoren die Mini-GISTs verändern. Des Weiteren beschäftigt sich die weltweite GIST-Forschung unter anderem mit folgenden Fragestellungen: n Resistenzen – wo – wie und warum entstehen sie überhaupt? n Die Rolle und das Verhalten der Sekundärmutationen? n Gibt es weitere Optionen um KIT bzw. PDGFR zu inhibieren? n Welche bereits bekannten Wirkstoffe/ Substanzen stoppen das Wachstum von GIST-Zellen? n Gibt es andere „indirekte“ Targets (Angriffspunkte), die auf KIT wirken und durch deren Hemmung man das Wachstum der GIST-Zellen stoppen kann – hier z.B. HSP90 Inhibitoren oder HDAC-Inhibitoren? n Welche Rolle könnten künftig weitere Kombinationstherapien oder sogar Sequenztherapien spielen? Der nächste Themenblock „Prävention der Resistenz“ wurde mit einem Vortrag von Prof. Jean Yves Blay begonnen. Er erklärte 13 2 2011 WissensWert noch einmal deutlich, dass im Falle von metastasiertem oder nicht resizierbaren GIST nach ungefähr zwei Jahren ca. 50% der Tumoren resistent gegen die ImatinibTherapie werden. Daher sollte, solange die Erkrankung noch lokal begrenzt ist, die Chance genutzt werden das Fortschreiten (Progression) zu verhindern. Die Resektion mit tumorfreien Operationsrändern ist hierfür der beste und wahrscheinlich auch der einzige Weg zu einer potenziellen Heilung. Patienten mit einem deutlichen Rückfall-Risiko, sollten nach der Operation eine adjuvante Imatinib-Therapie erhalten. (Wie wir nun aktuell vom ASCO 2011 in Chicago wissen – Dauer mindestens drei Jahre! Siehe Artikel auf der Titelseite!) Es ist jedoch auch bekannt, dass bestimmte Mutationen (wie z.B. PDGFRA Exon 18 D842V Mutationen) nicht auf Imatinib ansprechen und daher die adjuvante Therapie keinen Nutzen bringt. Um eine Progression zu verhindern, sollten folgende Dinge unbedingt geklärt werden. n Erhält der Patient die richtige Dosis verschrieben (bei Exon 9 sind 800 mg angezeigt)? n Nimmt der Patient die Dosis wie sie verschrieben wurde? n Messungen des Blutspiegels (PlasmalevelTesting) können bei bestimmten Patientensituationen helfen, den WirkstoffSpiegel im Blut nachzuweisen und dann ggf ls. die Dosis anzupassen. Mit dem Vortrag zum Thema „Behandlung der progredienten Erkrankung“ eröffnete PD Dr. Peter Reichardt den vierten Themenblock. Wie geht man bei der Prüfung vor, ob überhaupt ein Progress vorliegt (Verifizierung eines Progresses) und welches sind die wichtigsten Fragen, die zu stellen sind? 1. Ist der Patient „compliant“ oder einfacher gesagt „therapietreu“. Das heißt: Hat er regelmäßig sein Medikament eingenommen? 2. Nimmt der Patient evtl. begleitende (komplementäre) Therapien, welche ggf ls. die Wirkung der GIST-Therapie negativ beeinf lussen? 3. Ist eine Progression überhaupt bestätigt? 14 4. Stimmt die histologische Diagnose GIST überhaupt? 5. Welche Symptome hat der Patient – besteht überhaupt eine Gefahr, eine Bedrohung? Experten-Inseln am Sonntag. Ein tolles Konzept: Kurzvortrag und zwangloser Erfahrungsaustausch in einem. PD Dr. Peter Reichardt (Berlin/Bad Saarow) – einer der weltweit führenden GISTExperten bei seinem Vortrag… PD Dr. Reichardt machte auch noch einmal sehr deutlich: Nichts ist schlechter, als bei Verdacht auf Progress operative Hektik zu verbreiten. Häufig sind die größten Probleme bei der „Diagnose Progress“ Panik und überstürztes Handeln. Teilweise werden kurzfristig irgendwelche Operationen durchgeführt oder eine laufende Therapie wird schon mal abgesetzt in Vorbereitung auf irgendeine neue Therapie oder Studie, die da eventuell kommen könnte. Obwohl Forschung und Behandlung der GIST in den letzten Jahren enorme Fortschritte gemacht haben, sind die Optionen noch immer limitiert. Das heißt ganz klar: Es ist ein „Spiel“ auf Zeit. Betroffene und Ärzte sollten darauf achten, dass Patienten möglichst lange von der jeweiligen Therapie profitieren – bei akzeptabler Lebensqualität. Wichtig also - bei Verdacht auf Progress – ist ein systematisches, wohlüberlegtes Abklären der Situation mit Expertise und Erfahrung. GIST-Experten können im Einzelfall durchaus auch ein individuelles Vorgehen vorschlagen. Sollte es sich z.B. wirklich um einen Progress handeln und dieser aber nur sehr langsam voranschreiten, könnte „Watch & Wait“ auch eine Option sein. Heißt: „Beobachten & Abwarten“! Also, die engmaschige Kontrolle der fortschreitenden Erkrankung bis eine TherapieÄnderung notwendig wird oder neue Optionen in Form von klinischen Studien zur Verfügung stehen. Die weiteren medikamentösen Optionen, die derzeit bei GIST in Deutschland zur Verfügung stehen sind: n Dosiserhöhung von Imatinib auf 800mg/Tag n Zweitlinie: Wechsel auf zugelassene Therapie mit Sunitinib (Sutent ®) n Drittlinie: Derzeit - Studie mit Regorafenib (nach Imatinib und Sunitinib) n Dritt-/Viertlinie: Off Label Anwendung Nilotinib (Tasigna®) oder Sorafenib (Nexavar ®) n Künftig: Weitere Studienangebote n Gegebenenfalls: Erneute Gabe von Imatinib Je nach Situation des Patienten und Art des Progesses können auch lokale Verfahren zum Einsatz kommen, um wachsende einzelne Läsionen (Metastasen) z.B. in der Leber zu entfernen. Hier z.B. Resektion, RFA (Radiofrequenzablation), ChemoEmbolisation, SIRT (Bestrahlung) oder andere lokale Verfahren. Der Sonntag war einem breiten Fortbildungsangebot in kleinen Gruppen gewidmet. In den sogenannten „MarketplaceSessions“ oder „Experten-Inseln“ gab es Vortragsstände zu verschiedenen Themen. In einem festgelegten Wechsel-Rhythmus, hatten die Teilnehmer die Möglichkeit. verschiedene Angebote ( je ca. 30 Min.) wahrzunehmen und sich auch in den Kleingruppen auszutauschen. 2011 2 GIST Kanada trifft Schweiz: D. Josephy, H. Meier Schnorf (links), C. Heberlein (rechts) Anna Costato: Leiterin der italienischen GIST-Gruppe an ihrer Experten-Insel. So gab es in der ersten Runde der „Experten-Inseln“ u. a. Themen wie z.B.: n Wie können Patientenvertreter neue Behandlungsmöglichkeiten richtig bewerten bzw. die Daten dazu inter­ pretieren? n Wie kann die Therapietreue (Compliance) bei Patienten gefördert werden? n Fallstudie: Anerkennung von GIST als seltene Krankheit in Italien. In einer zweiten Runde der „Experten-Inseln“ ging es dann um allgemeine Themen, die Patientenvertreter von CML und GIST interessieren. Themen wie z.B. n Tipps zu Adherence/Compliance allgemein n Kinderwunsch von jüngeren Patienten trotz Target-Therapie n Tipps zur Entwicklung von Informationsmaterialen für Patienten n Fragen und Probleme von Langzeitüberlebenden n Bewertung von Studiendaten - Fall­ stricke bei der Interpretation Der Abschluss der diesjährigen Konferenz stand ganz im Zeichen einer „emotionalen Verabschiedung“, da diese Veranstaltung – in dieser Form – nicht weitergeführt wird. Nach neun Jahren New Horizons hat das globale Leitungsteam entschieden, Veränderungen vorzunehmen wie z.B.: n Künftig wird es getrennte GIST- und CML-Veranstaltungen geben. n Ab 2012 wird nicht nur die Konzeption, sondern auch die Organisation dieser weltweiten GIST-Konferenz in den Händen der globalen GIST-Community liegen. n Novartis als zentraler Sponsor dieser Veranstaltung wird weiterhin unterstützen, aber die globale GIST-Community möchte den neuen Konferenz-Typ auch für weitere Sponsoren öffnen. Teil des weltweiten GIST-Leitungsteams: E. Lecointe, FR, N. Scherzer, USA, M. Wartenberg, DE (von links nach rechts) Hierzu noch einmal Markus Wartenberg, der gemeinsam mit seinen Kollegen des globalen GIST-Leistungsteams derzeit das neue Veranstaltungskonzept entwickelt: „Wir arbeiten derzeit intensiv an einem zweistufigen Konzept: Stufe 1 mit den Schwerpunkten „Information & Austausch“. Diese Konferenzen sollen regional stattfinden und quasi „New Horizons ALT“ ersetzen. Für Europa wird dies die jährliche SPAEN-Konferenz sein, die vom 17.- 19. November 2011 in Berlin stattfindet. Stufe 2 mit den Schwerpunkten „Problemlösung & Zukunftsvorsorge“. Diese globale Konferenz „New Horizons NEU“, soll dazu dienen, gemeinsam mit den Experten und der Industrie GISTProblematiken zu lösen, damit konkrete Veränderungen für die GIST-Patienten in den einzelnen Ländern schneller wirksam werden. Auch wird es hier darum gehen, sich in Zukunftsthemen fortzubilden, damit GIST-Patientenvertreter auf künftige Entwicklungen vorbereitet sind.“ 15 2 2011 WissensWert GIST Machen Sie anderen Mut – mit Ihrer Patientengeschichte als Video! In den vergangenen Jahren hat das Lebenshaus e.V. zwei so genannte Mutmach-Bücher mit Krankheitsgeschichten GIST-Betroffener veröffentlicht. Mit großer Begeisterung wurden diese von Patienten und Angehörigen gelesen, denn die Berichte waren gleichermaßen informativ und ermutigend. In diesem Jahr möchte das Lebenshaus nun ganz neue Wege gehen und Ihre Geschichten als Mutmach-Videos - also kurze Filmaufnahmen, veröffentlichen. Denn: Erfahrungen und Berichte „direkt“ von den Betroffenen zu hören und sehen ist noch „persönlicher“ und hinterlässt sicherlich einen bleibenden Eindruck. Dazu brauchen wir Sie: Wer möchte uns seine Geschichte erzählen? Die Video-Sequenzen mit Ihrer MutmachGeschichte sollen ca. 10 Minuten lang werden. Dabei können Sie - ganz zwanglos, einem Interviewer Fragen zu Ihrer Erkrankung beantworten oder Ihre Geschichte frei erzählen. Genau so, wie Sie es möchten. Nach Beendigung der „Dreharbeiten“ werden die Aufnahmen redaktionell bearbeitet, d.h. sie werden geschnitten und mit Animation (Logos etc.) hinterlegt. Danach erhalten Sie als „Hauptdarsteller“ die fertigen Filme zur Ansicht zugeschickt. Ganz wichtig: Sind Sie nicht mit Ihrem Mutmach-Video zufrieden, wird noch weiter bearbeitet bis die Aufnahmen von Ihnen freigegeben werden. Sie gehen also keinerlei Risiko ein. Die fertigen Filme werden auf unserer neuen Lebenshaus Webseite veröffentlicht . Mögliche Interview-Fragen könnten sein: 1. Vorstellung: Vorname, wenn gewünscht Familienstand 2. Wann und wie wurde der GIST diagnostiziert 3. Wie haben Sie sich gefühlt, als Sie Ihre Diagnose erhalten haben und wie hat sich das auf Ihr Leben und Ihre Familie ausgewirkt 16 4. Wie ging es nach der Diagnose weiter? OP? Nachsorge? Metastasenentdeckung Medikamentöse Behandlung? 5. Wie geht es Ihnen jetzt (auf medizinischer Ebene) 6. Hat sich Ihre Sicht auf Dinge / Ihr Leben verändert? 7. Wann und wie haben Sie vom Lebenshaus erfahren? 8. Was haben Sie für Ziele/Träume/ Wünsche? Gerne gehen wir dabei auch auf Ihre individuellen Wünsche/ Anregungen ein. Wir haben Ihr Interesse geweckt? Sie möchten anderen Patienten mit Ihrer Geschichte Mut machen? Dann melden Sie sich bitte bei uns: Das Lebenshaus e.V. Mutmach-Videos Usa-Str.1 61231 Bad Nauheim Tel. 0700 - 4884 - 0700 e-Mail: [email protected] Am 23.07.2011 von 09:00 -17:00 Uhr findet der 10. Krebsinformationstag an der Universitätsklinik München statt. Das Lebenshaus e.V. wird mit einem Stand und Informationsmaterial vertreten sein. In der Zeit von 10:00 bis 11:30 Uhr hält PD Dr. Lars Lindner einen Vortrag über „Aktuelle Entwicklungen in der Behandlung von Weichteilsarkomen und Knochentumoren“ im WielandHörsaal statt. Für die bessere Planung und einen reibungslosen Tagesablauf ist eine Anmeldung bis zum 18. Juli 2011 erforderlich: n per Post: lebensmut e.V. Klinikum der Universität München, Campus Großhadern 81377 München n per Telefon: 089. 7095 4918 n per Fax: 089. 7095 7900 n per Email: [email protected] Die Anmeldung wird nicht schriftlich bestätigt. Die Veranstaltung ist kostenfrei. 2011 Sarkome gehören zu den seltenen Krebsarten und so ist es sehr wahrscheinlich, dass Sie vor Ihrer Diagnosestellung noch nie von dieser Erkrankungsgruppe gehört haben. Wir wissen, dass es für viele Sarkom-Patienten in Deutschland bislang sehr schwierig ist verständliches Wissen und qualitative Unterstützung zu finden, um mit einer solchen Diagnose umzugehen. „Unabhän Der gemeinnützige Verein „Das Lebenshaus e.V.“ lädt Sie herzlich ein am SARKOMForum für Patienten, Angehörige und Interessenten24. und 25. Juni 2011 in Bad Nauheim teilzunehmen. n Verständliche Fachvorträge u. a. • Einleitung und Überblick • Pathologie und Molekulargenetik • Qualitative Chirurgie von Sarkomen in verschiedenen Körperregionen • Radioonkologie = Bestrahlung • Medikamentöse Therapie-Optionen • Neue zielgerichtete Therapien • Gesprächsgruppen für Patienten mit speziellen Sarkom-Diagnosen wie z.B. Desmoide Freitag 24. Juni 2011 ab 11:45 Uhr bis Samstag 25. Juni 2011, 15:30 Uhr „Das Lebenshaus e.V.“ übernimmt alle Kosten für die Veranstaltung (inkl. DinnerBuffet). Sie tragen lediglich Ihre Anreiseund Übernachtungskosten, sowie die Teilnahmegebühr: n Für Lebenshaus-Mitglieder und deren Begleiter (Angehörige/r) 15,00 EURO pro Person. n Für Nicht-Mitglieder und sonstige interessierte Teilnehmer 30,00 EURO pro Person. gig, fachku nd ig und eng agiert!“ UNG Krebsinformationstag in München Sarkom-Forum 2011: Es sind noch Plätze frei für Bad Nauheim… EINLAD + TICKER + TICKER + SARKOME 2 WissensWert SARKOM -Forum für Patient Angehörig en, Interessen e und ten 24. und 25 . Juni 2011 in Bad Na uheim www.lh-sa rkome.org In Kooper ation mit: Informationen und Anmeldung: Das Lebenshaus – GIST/Sarkome Usa-Strasse 1, 61231 Bad Nauheim Telefon.: 0700-4884-0700 Fax unter: 06032-9492-885 oder E-Mail: [email protected] Die Veranstaltung wird dankenswerterweise von den pharmazeutischen Firmen NOVARTIS und PFIZER unterstützt 17 2011 2 WissensWert Erste deutsche Sarkomkonferenz vom 17. – 19. März in Berlin mit sehr guter Resonanz. 130 Sarkom-Interessierte aus allen Berufsgruppen (Mediziner, Biologen, Pathologen, Psychologen, Kardiotechniker….) nahmen teil n Über 50 Vorträge aus den Bereichen Forschung, Qualitätsmanagement, Fortbildung n „Invited Lectures“ namhafter internationaler und nationaler Sarkomexperten n PharmaMar Wissenschaftspreis 2012 für kontinuierliche Forschungsinitiative ausgelobt n Sehr gute Resonanz bestätigt die Bemühungen der Initiatoren, die deutsche Sarkomlandschaft mittelfristig besser zu vernetzen n „Sarkomkonferenz 2012“ bereits für 22. – 24. März 2012 in Berlin terminiert SARKOMKO 2011 n Initiatoren/Veranstalter: n Kompetenznetz Sarkome KO.SAR (gefördert durch die Deutsche Krebshilfe) n German Interdisciplinary Sarcoma Group (GISG) n Das Lebenshaus e.V. – Patientenorganisation Sarkome/GIST Detailinformationen/Programm u.v.m. unter: www.sarkomkonferenz.de Herzlich Willkommen zur Sarkomkonferenz 2011! 18 Initiatoren der Sarkomkonferenz (von rechts nach links): Prof. Dr. R. Büttner, Prof. Dr. P. Hohenberger, Prof. Dr. E. Wardelmann, PD Dr. P. Reichardt, M. Wartenberg Weichgewebssarkome zählen mit 1 % aller Tumorerkrankungen des Erwachsenalters zu den seltenen bösartigen Erkrankungen. Allerdings haben sie durch die spektakulären Ergebnisse der Behandlung von Gastrointestinalen Stromatumoren (GIST) erheblich an Aufmerksamkeit gewonnen. Die Fortschritte der Molekularbiologie und Genetik erlauben eine bessere Charakterisierung dieser unübersichtlichen Gruppe von Erkrankungen. Hieraus ergeben sich Möglichkeiten einer für bestimmte Subtypen spezifischen Therapie. Die Informationen über neue diagnostische und therapeutische Möglichkeiten an Kollegen und Patienten weiterzugeben, stellt daher eine besonders wichtige Aufgabe dar. Vier jüngste Entwicklungen in Deutschland tragen dieser Aufgabe Rechnung: n Das molekularbiologisch orientierte Forschungsnetzwerk KO.SAR (gefördert durch die Deutsche Krebshilfe) hat nachgewiesen, dass international kompetitive Forschung in einem kooperativen Verbund möglich ist. n Die Gründung der Therapiestudienorientierten German Interdisciplinary Sarcoma Group (GISG) hat deutsche Sarkom-Zentren an die internationalen Studiengruppen herangeführt. n Das EU geförderte Connective Tissue Cancer Network (CONTICANET) hat Forschungszentren gestärkt und durch „Surgical Masterclass“ Programme Operationskurse für Sarkome begonnen. n Die Entwicklung von engagierten Patientenorganisationen (Das Lebenshaus e.V. Sarkome/ GIST, SOS Desmoid) erlaubt über deren internationale Vernetzung auch gesundheitspolitische Einf lussnahme. Somit war es zum einen an der Zeit, die erarbeiteten Fortschritte einer größeren Öffentlichkeit vorzustellen und mit inter­ nationalen Experten zu diskutieren. Zum anderen ist es – aus Sicht der Initiatoren/ Veranstalter - dringend notwendig, die sich zunehmend für Sarkome interessierenden Kliniken und Zentren sowie bestehende Netzwerke in Deutschland mittelfristig besser zu vernetzen. Entscheidend ist die Verbesserung der Qualität in der Diagnostik und der Therapie von Sarkomen. Diesbezüglich sind uns 2011 2 ONFERENZ SARKOME 17. - 19. März 2011 | Berlin andere europäische Länder vor allem hinsichtlich etablierter Strukturen zum Teil deutlich voraus. Das Programm der von der Forschungsplattform KO.SAR, der Studienorganisation GISG und der Patientenorganisation DAS LEBENSHAUS gemeinsam ausgerichteten Sarkomkonferenz zielt genau auf diese drei Punkte: Forschung – Qualitätsmanagement - Forschung. Im Folgenden werden einige Highlights der Veranstaltung dargestellt. Donnerstag, der 17. März 2011 Bereits vor Beginn der Sarkomkonferenz fand ein europäisches BEROMUN® Anwender-Meeting in Kooperation mit der Firma Boehringer Ingelheim statt. BEROMUN® (rekombinanter Tumornekrosefaktor alpha) wird bei nicht resezierbaren Weichgewebesarkomen, Melanomen, aber auch Desmoiden der Extremitäten in Kombination mit Melphalan über die isolierte Extremitäten-Perfusion (ILP – isolated limb perfusion) verabreicht. Dies erfolgt zur Vorbereitung auf eine operative Entfernung des Tumors, um eine Amputation zu vermeiden bzw. zu verzögern oder zur palliativen Behandlung. Unter der Leitung von Prof. Dr. Peter Hohenberger, Mannheim und Prof. Angela Maerten, Biberach, hörten die 20 interdisziplinären Teilnehmer des Meetings Vorträge über Standards der TNF Perfusion (PD Dr. Georg Taeger, Essen), Erfahrungsberichte über die Etablierung der Technik und neue technische Möglichkeiten der Leckkontrolle, tauschten praktische Erfahrungen aus und besprachen Case Reports. Zudem fand im Vorfeld der Sarkomkonferenz unter Leitung von Herrn PD Dr. Bernd Kasper, Mannheim das erste Studientreffen der GISG zur Diskussion aktuell laufender klinischer Studien und neuer geplanter Studienprojekte statt. Der erste Tag der Konferenz stand im Zeichen der Säule „Fortbildung“. In einzelnen Grundlagenvorträgen wurden Themen zu Diagnostik und Therapie von Weichgewebesarkomen diskutiert, um den Teilnehmern einen „State-of-the-Art“ zu vermitteln. Ausgehend von der Darstellung der Epidemiologie, Pathologie und Molekularpathologie wurden sowohl chirurgische Behandlungsmöglichkeiten der lokalen, lokal fortgeschrittenen und der palliativen Krankheitssituation einschließlich der Möglichkeiten der plastischen Rekonstruktion vermittelt. Ein besonderer Schwerpunkt lag auch in der Darstellung der Unterschiede zwischen pädiatrischen und adulten Sarkomen und in der Therapie der metastasierten Erkrankung unter Verwendung von chemotherapeutischen Substanzen einschließlich der neuen Target Therapien wie beispielsweise Pazopanib und Ridaforolimus. Das erste Educational beschäftigte sich mit der Diagnostik und Behandlung einer seltenen, schwer zu behandelnden Subgruppe von Weichgewebetumoren, den Desmoiden. Hier wurden ausgehend von der molekularen Pathologie die unterschiedlichen Therapieoptionen einschließlich Chirurgie, Strahlentherapie und medikamentöser Therapie sowie die Möglichkeiten der funktionellen Bildgebung erörtert. Aufgrund des heterogenen biologischen Verhaltens von Desmoiden und der fehlenden Datenlage gibt es derzeit keinen allgemein gültigen Therapiestandard für diese Erkrankung, von der vorwiegend junge Patienten im Alter zwischen 30 und 35 Jahren betroffen sind. Patienten mit Desmoiden sollten daher individuell unter Berücksichtigung der unterschiedlichen Therapie-modalitäten behandelt werden. Ein abwartendes Verhalten ist bei vielen Patienten mit langsam wachsendem Tumor ohne klinische Symptomatik anzuraten. Hilfreich für die Entscheidung, ob Patienten ein hohes Rezidivrisiko haben und ggf. aggressiver zu behandeln Prof. Dr. Jean Michel Coindre, Bordeaux sind, könnte der Nachweis von Mutationen im β-catenin Gen, CTNNB1, sein, die bei 85 % der Desmoide zu finden sind und einen prognostischen Wert haben. Die funktionelle Bildgebung unter Verwendung der Positronen Emissionstomographie (PET) kann bei Desmoiden im Hinblick auf die Beurteilung des Ansprechens sowie für das Therapiemonitoring eingesetzt werden. Prof. Dr. Jean Michel Coindre aus Bordeaux stellte in seinem Vortrag die „CINSARC Signatur“ als möglichen Schlüssel zur Abschätzung der Prognose von Patienten mit Weichgewebesarkomen dar. Bisher wird zur Abschätzung der Prognose von Patienten das histologische Grading System verwendet, das durch eine limitierte Reproduzierbarkeit und eine schlechte prognostische Aussagekraft ins­ besondere für einzelne Subtypen von Weichgewebesarkomen gekennzeichnet ist. Die durch genomische Expressionsanalysen entwickelte CINSARC (complexity index in sarcomas) Signatur untersucht 67 Gene, die bezüglich Mitose und chromosomaler Verteilung eine Rolle spielen. In einem unabhängigen Kollektiv von 127 Sarkomen konnte CINSARC in einer multivariaten Analyse das Metastasen-freie Überleben 19 2011 2 WissensWert vorhersagen. Die Signatur ist zudem der etablierten Grading Klassifikation der Fédération Francaise des Centres de Lutte Contre le Cancer überlegen. Sie kann da­ rüber hinaus zur Vorhersage des Outcome bei Patienten mit Gastrointestinalen Stroma­ tumoren, Brustkrebs und Lymphomen eingesetzt werden. Eine solche Signatur ermöglicht unter Umständen eine selektive therapeutische Entscheidung, ob beispielsweise eine adjuvante Chemotherapie verabreicht werden sollte, und könnte somit die Ergebnisse für Patienten bei reduzierter Morbidität verbessern. Derartige Fragestellungen müssen allerdings zunächst prospektiv in klinischen Studien evaluiert werden. Freitag, der 18. März 2011 Der zweite Tag widmete sich in den Educationals den Themen Angiosarkome und Synovialsarkome. Ein Wissenschaftssymposium fokussierte auf die Liposarkome, insbesondere auf die Subgruppen der WD/DD („well-differentiated“/de-differenzierten) Liposarkome. Neun angenommene freie Vorträge aus den Einreichungen zeigten, dass auch in der breiteren Forschungslandschaft international konkurrenzfähige Ergebnisse erarbeitet werden. PD Dr. Peter Reichardt aus Berlin/Bad Saarow begann mit einer Darstellung der Erfolgsgeschichte der Behandlung von Patienten mit Gastrointestinalen Stromatumoren (GIST) als Paradebeispiel der zielgerichteten Therapie. Durch die Identifizierung von c-KIT als Target bei GIST wurde eine spezifische Therapie durch den Tyrosin kinase Inhibitor Imatinib möglich. Dieses Prinzip wird zunehmend auch bei anderen Tumoren wie beispielsweise Lungenkarzinomen sowie Subtypen von Weichgewebe­ sarkomen (z.B. Synovialsarkomen, Angiosarkomen, Dermatofibrosarkomen, alveolären Weichgewebesarkomen) angewandt und ist die Basis für eine Subtypen-spezifische Behandlung. Prof. Dr. Ian Judson, Royal Marsden Hospital, London stellte als eingeladener Redner Therapiealgorithmen bzw. Entscheidungshilfen für die chemotherapeutische Behandlung der einzelnen Subtypen von Weichgewebesarkomen dar. Er konnte auf 20 SARKOMKONFERENZ 2011 17. - 19. März 2011 | Berlin der Basis retrospektiver Daten zeigen, dass vor allem Patienten mit Synovialsarkomen von einer systemischen Chemotherapie mit Ansprechraten bis zu 50 % profitieren. Eine weitere grundlegende Frage ist, ob eine Kombinations­therapie aus Doxorubicin plus Ifosfamid einer Monotherapie mit Doxo­ rubicin überlegen ist. Bisher konnte eine Kombinationstherapie zwar eine Verbesserung der Ansprechrate erreichen, allerdings zum Preis einer erhöhten Toxizität und ohne signifikante Auswirkung auf das Gesamtüberleben der Patienten. Die 2010 mit der Rekrutierung abgeschlossene EORTC 62012 Studie wird diese Frage hoffentlich noch in diesem Jahr beantworten können. Judson stellte die erheblich variierenden Chemosensitivitäten unterschiedlicher Subtypen von Weichgewebe­ sarkomen dar. Zu den sensitivsten Subtypen zählen beispielsweise die Synovialsarkome, die myxoiden rundzelligen Liposarkome und uterine Leiomyosarkome. Als chemotherapeutischer Standard in der Behandlung von Weichgewebesarkomen wird derzeit Doxorubicin angesehen. Die Substanz Ifos­ famid scheint besonders wirksam bei Synovialsarkomen zu sein, jedoch nur bedingt bei Liposarkomen und Leiomyosarkomen. Weitere wirksame Chemotherapeutika sind Paclitaxel bei Angiosarkomen, Gemcitabine und Docetaxel bei Leiomyosarkomen (vor allem bei uterinen Leiomyosarkomen) und Trabectedin bei myxoiden Liposarkomen, Leiomyosarkomen und Synovialsarkomen. Der entscheidende Vorteil des Einsatzes von Trabectedin in der Therapie metastasierter Weichgewebesarkome ist das Fehlen einer kumulativen Toxizität. Dies ermöglicht eine lange Therapiedauer der Patienten bis hin zu mehreren Jahren. Zusammenfassend lassen sich die Therapieempfehlungen wie Prof. Dr. Ian Judson, London folgt darstellen: Synovialsarkome sollten mit einer Kombination aus Ifosfamid und Doxo­ rubicin behandelt werden, ältere Patienten können alternativ im Hinblick auf eine bessere Verträglichkeit bei geringerer Toxizität mit einer Doxorubicin Monotherapie behandelt werden. Bei Leiomyosarkomen ist Doxorubicin alleine wirksam. Myxoide rundzellige Liposarkome sind auf Doxo­ rubicin sensibel, dedifferenzierte Lipo­ sarkome sind schwierig zu behandeln und oftmals wenig chemosensitiv. Grundsätzlich sollte zunächst immer das Ziel der systemischen Behandlung definiert werden und die Wahl des geeigneten Chemotherapeutikums hinsichtlich Alter des Patienten, Nebenwirkungen und möglicher Folge­ therapien beeinf lussen. Prof. Dr. Matt van de Rijn, Stanford University (rechts) Prof. Dr. Samuel Singer, MSKCC New York (links) Prof. Dr. Matt van de Rijn, Stanford University gab einen Übersichtsvortrag über die Möglichkeiten von Genexpressionsanalysen bei Weichgewebesarkomen. Im letzten Jahrzehnt wurden diese Analysen eingesetzt und stetig verfeinert, um die Pathogenese von Sarkomen zu verstehen und diagnostische, prognostische und prädiktive Marker zu identifizieren. Insbesondere der technische Fortschritt ermöglicht derzeit die Sequenzierung von bis zu 250 Mrd. Basen/ Woche im Verhältnis zu 5 Mio. Basen/ Woche im Jahr 2000. Das Beispiel der Detektion von DOG-1 bei GIST zeigt, dass hierdurch eine genauere Klassifizierung der 2011 Weichgewebesarkome möglich wird. Beispielsweise gelang mithilfe der Technik des „next generation sequencing“ eine auch genauere Aufschlüsselung der Leiomyo­ sarkome. Auf der Basis dieser Daten werden letztlich erst eine gezielte Therapie und damit ein verbessertes Outcome der Patienten möglich. Das Wissenschaftssymposium zu Liposar­ komen beschäftigte sich insbesondere mit der Analyse der Subgruppen der WD/DDLiposarkome. Prof. Dr. Samuel Singer, Memorial Sloan Kettering Cancer Center, New York konnte hier faszinierende Einblicke in genetische Veränderungen dieser Subgruppen von Liposarkomen geben, die letztlich neue Targets für zielgerichtete Therapien ermöglichen. Anlässlich der Sarkomkonferenz 2011 in Berlin wurde zum vierten Mal der mit 10.000 Euro dotierte PharmaMar Wissenschaftspreis Weichgewebesarkome 2012 ausgeschrieben. Die offizielle Ankündigung der Ausschreibung erfolgte durch den Vorstand der German Interdisciplinary Sarcoma Group (GISG). Der Gewinner sollen im Rahmen der Sarkomkonferenz 2012 verkündet und gefeiert werden. Einsendeschluss ist der 15. Januar 2012. Samstag, der 19. März 2011 Der Samstag stand im Zeichen der dritten Säule „Qualitätsmanagement“ und stellte unter anderem am Beispiel der SarkomExpertengruppe Skandinaviens die mehr als 30 jährige Erfahrung in der Behandlung von Patienten mit Weichgewebesarkomen dar. Der Vortrag von Otte Brosjö, Stockholm als Vertreter der Scandinavian Sarcoma Group (SSG) machte exemplarisch deutlich, dass uns andere europäische Länder vor allem hinsichtlich etablierter Strukturen wie Implementierung eines Qualitätsmanagement, Organisation regelmäßiger Arbeitsgruppentreffen, Einbringen der Patienten in ein nationales Register und Erstellung von Therapieleitlinien zum Teil deutlich voraus sind. 2 SARKOME kungen veröffentlicht die ESMO jedes Jahr aktualisierte „Clinical Practice Guidelines“ zu den einzelnen Tumorentitäten, die ebenfalls über die ESMO Webseite eingesehen werden können. Prof. Dr. Paolo Casali, Mailand Prof. Dr. Paolo Casali aus Mailand stellte die europäische Initiative zur Behandlung von seltenen Tumorerkrankungen dar. Nach der Definition der „Rare Diseases“ gilt eine Erkrankung als selten, wenn ihre Prävalenz ≤ 50/100.000 Fällen liegt. Das von der EU über drei Jahre geförderte Forschungsprojekt RARECARE (www.rarecare.eu) schlägt jedoch für die „Rare Cancers“ Inzidenz statt Prävalenz vor und das mit einer Definition der Inzidenz von ≤ 6 /100.000 Fällen. Nach den Ergebnissen dieser Forschungsgruppe gibt es derzeit 34 häufige Tumorarten und 227 seltene Krebserkrankungen. Diese machen hoch­ gerechnet etwa 20 % aller Krebserkrankungen aus. Patienten mit seltenen Tumoren sehen sich oftmals besonderen Schwierigkeiten gegenüber wie beispielsweise späte oder falsche Diagnosestellung, Schwierigkeiten bei der Suche nach Ärzten mit entsprechender Expertise, Probleme in der Konzeption klinischer Studien, mangelndes Interesse von Seiten der Industrie in der Entwicklung neuer wirksamer Medikamente etc. Die europäische Initiative „European Action Against Rare Cancers“ wurde durch die European Society for Medical Oncology (ESMO) initiiert und bringt das Thema explizit auf die Agenda. So wurde eine Direktive mit insgesamt 39 konkreten Empfehlungen verabschiedet, die auf der Webseite der ESMO abruf bar ist (www.rarecancers. eu/IMG/pdf/ESMO_Rare_Cancers_ RECOMMENDATIONS_FINAL.pdf ). Eines der wichtigsten Ziele stellt sicherlich die Behandlung von Patienten mit seltenen Tumorerkrankungen in Kompetenzzentren und Netzwerken dar. Als zweite grundlegende Empfehlung wird die konsequente Durchführung einer Referenzpathologie bei seltenen Tumorerkrankungen gefordert. Hinsichtlich der Entwicklung von Standards bzw. Leitlinien in der Behandlung von Patienten mit seltenen Tumorerkran- Prof. Dr. Heribert Jürgens aus Münster, Träger des Deutschen Krebspreises 2011, stellte als Beispiel der Umsetzung der europäischen Bemühungen das vom BMBF im Rahmen des Netzwerkes „Seltene Erkrankungen“ geförderte translationale Forschungsnetzwerk „TranSarNet“ vor, das vorwiegend in der pädiatrischen Onkologie angesiedelt ist. Es zeigt exemplarisch die Vernetzung von Vertretern der Grundlagenforschung, der klinischen Forschung, der Biometrie sowie den behandelnden Ärzten, ein Kompetenznetzwerk, das wir auch im adulten Bereich anstreben. Prof. Dr. Heribert Jürgens, Münster Abschließend wurden Funktion und Initiativen von Patientenorganisationen am Beispiel Das Lebenshaus e.V., SPAEN Sarcoma Patients EuroNet e.V. und SOS Desmoid sowie der Beitrag der Psychoonkologie zur Krankheitsbewältigung von Patienten mit Weichgewebesarkomen diskutiert. Die psychosoziale Betreuung von Patienten ist ein integraler Bestandteil der Therapie der Patienten und kann entscheidend zum Therapieerfolg beitragen. Sie darf bei allen Forschungsbemühungen nicht außer Acht gelassen werden. Es wird künftig entscheidend sein, Patienten und Patientenorganisationen in Fortbildungsveranstaltungen wie diese Sarkomkonferenz zu integrieren und 21 2011 2 WissensWert Markus Wartenberg, Vereinssprecher Das Lebenshaus e.V. und Vorstandsmitglied SPAEN in den Entscheidungsprozess beispielsweise der Konzeption klinischer Studien einzubeziehen. „Besonders bei den „Rare Cancers“ wie den Sarkomen ist die enge und professionelle Zusammenarbeit von Experten, medizinischen Fachkräften, der forschenden Pharmaindustrie und Patientenorganisationen unerlässlich, um das Beste für die Patienten zu erreichen.“ resümierte Markus Wartenberg, Vereinssprecher der Patientenorganisation Das Lebenshaus e.V. und Board Member von SPAEN Sarcoma Patients EuroNet e.V. Als Ausblick zu den systemischen Therapien gab PD Dr. Bernd Kasper aus Mannheim einen Überblick über laufende und neue klinische Studien zu Weichgewebesarkomen und diskutierte kritisch die jüngsten Phase III Studiendaten und deren mögliche Implikation auf das therapeutische Vorgehen. Von der EORTC Studie zur Behandlung von fortgeschrittenen und metastasierten Weichgewebesarkomen mit Doxorubicin versus Doxorubicin plus Ifosfamid wird die lang ersehnte Definition des chemotherapeutischen Standards in der Erstlinientherapie erwartet. In der randomisierten Phase III Studie zur regionalen Hyperthermie kombiniert mit neoadjuvanter Chemotherapie zeigte sich für die Kombination ein signifikanter Vorteil des lokalen Progressionsfreien Über­ lebens, nicht jedoch des Gesamtüberlebens. Die limitierte Verfügbarkeit der Methode stellt jedoch ein Problem der f lächendeckenden Anwendung dar. 22 In der abgeschlossenen SUCCEED Studie wurde Ridaforolimus in einem neuen Therapiekonzept Placebo kontrolliert als Erhaltungstherapie bei Patienten in Remission bzw. mit stabiler Krankheitssituation eingesetzt. Dieses neuartige Behandlungskonzept würde beispielsweise Varianten der sequentiellen Therapie ermöglichen. In einer Pressemitteilung vom Januar 2011 konnte hinsichtlich des Progressionsfreien Über­ lebens ein Vorteil von drei Wochen für Ridaforolimus gezeigt werden; die endgültige Auswertung der Daten steht aus. Die Daten zum Einsatz des Multi-Tyrosinkinase Inhibitor Pazopanib bei metastasierten Weichgewebesarkomen (n = 341) werden auf dem diesjährigen ASCO Meeting präsentiert. Die erste nationale interdisziplinäre Sarkomkonferenz unter der Schirmherrschaft von KO.SAR, GISG und DAS LEBENSHAUS wurde von allen Beteiligten als sehr erfolgreich und Ergebnis orientiert bewertet, so dass bereits ein Termin für die Sarkomkonferenz 2012 vom 22.-24. März 2012 in Berlin festgelegt wurde. Die Initiatoren/Veranstalter bedanken sich bei den nachfolgenden Sponsorpartnern der forschenden Industrie für die finanzielle Unterstützung der Sarkomkonferenz 2011. Sponsorpartner: PLATIN-Sponsor: PharmaMar GOLD-Sponsoren: Bayer HealthCare - Boehringer Ingelheim Novartis Oncology Sponsorpartner: DIZG - GSK - MSD - Pfizer Oncology Takeda Pharma Die Sponsorpartner hatten und haben keinerlei Einf luss auf Konzept, Programm, Inhalte, Durchführung oder Nachbereitung der Sarkomkonferenz. Die Sponsorships wurden schriftlich vereinbart und unterliegen den geltenden Richtlinien wie z.B. dem FSA-Kodex. Logistik und Organisation der Sarkomkonferenz 2011: Das Wissenshaus GmbH – Institut Onkologie, Wölfersheim [email protected] consens event, Düsseldorf [email protected] WICHTIG SAVE THE DATE! Sarkomkonferenz 2012 22. bis 24. März 2012 im Scandic-Hotel Berlin Mehr Infos demnächst unter: www.sarkomkonferenz.de DIZG 2011 2 SARKOME Ausschreibung 2012: Wissenschaftspreis Weichgewebssarkome Für herausragende wissenschaftliche Leistungen auf dem Gebiet der klinischen oder experimentellen Forschung der Weichgewebssarkome. Anlässlich der ersten Sarkomkonferenz in Berlin wurde zum wiederholten Male der mit 10.000 Euro dotierte PharmaMar Wissenschaftspreis Weichgewebssarkome 2012 ausgeschrieben. Die offizielle Ankündigung der Ausschreibung erfolgte durch den Vorstand der German Interdisciplinary Sarcoma Group (GISG) Herrn Prof. Dr. Peter Hohenberger, Mannheim, und PD Dr. Peter Reichardt, Bad Saarow. Der Gewinner soll im Rahmen der nächsten Sarkomkonferenz vom 22. bis 24. März 2012 in Berlin verkündet und feierlich prämiert werden. Einsendeschluss ist der 15. Januar 2012. Die Diagnostik und Therapie der Weich­ gewebssarkome stellen aufgrund der histologischen Heterogenität und den interdisziplinären Herangehens besondere Anforderungen an die beteiligten Fachdisziplinen dar. Auch die bislang limitierten Therapieoptionen werden noch immer als große Herausforderung angesehen. Um die Forschung auf dem Gebiet der Weichgewebssarkome weiter voranzutreiben und neue Diagnose- und Therapie­ strategien zu erschließen, leistet das forschende Unternehmen PharmaMar mit der Ausschreibung des Wissenschaftspreises einen bedeutenden Beitrag. Junge Forscher sind nun aufgerufen, ihre wissenschaftlichen Arbeiten auf dem Gebiet der klinischen und experimentellen Sarkom­ forschung bis zum 15. Januar 2012 einzu­ reichen. Die Bewerber sollten approbierte Ärzte sein mit Tätigkeitsschwerpunkt in Deutschland, Österreich oder der Schweiz und das 40. Lebensjahr möglichst nicht überschritten haben. Die eingereichten Arbeiten können bereits publizierte Ergebnisse enthalten, sofern die Publikation nicht länger als 12 Monate vor Einsendung der Bewerbungsunterlagen für den Wissenschaftspreis zurückliegt. Die Prüfung und Bewertung der eingesandten Arbeiten erfolgt durch ein vierköpfiges Gutachtergremium, das sich aus international anerkannten Experten zusammensetzt: bestehend aus Prof. Dr. Thomas Brodowicz aus Wien Prof. Dr. Thomas Cerny aus St. Gallen Prof. Dr. Peter Hohenberger aus Mannheim PD Dr. Peter Reichardt aus Bad Saarow Die beste Forschungsarbeit wird im Rahmen der nächsten Sarkomkonferenz im März 2012 ausgezeichnet. Bitte schicken Sie das Manuskript sowie einen aktuellen Lebenslauf in fünffacher Ausfertigung an: Frau Andrea Beckmann Ogilvy Healthworld GmbH Am Handelshafen 2 D-440221 Düsseldorf Bei Fragen zu den Bewerbungsunterlagen und zum Versand wenden Sie sich bitte an: Frau Andrea Beckmann Tel.: +49 (0)211 49700 534 Fax: +49 (0)211 13280 Email: [email protected] INFO Wissenschaftspreis Weichgewebssarkome Die bisherigen Preisträger: 2008 Marcus Lehnhardt, Bochum 2009 Tobias Dantonello, Stuttgart 2010 Adrien Daigeler, Ludwigshafen Wolfgang Hartmann, Bonn INFO PharmaMar wurde 1986 als bio-pharmazeutisches Unternehmen mit Haupt­ niederlassung in Madrid (Spanien) und Labors in Cambridge (USA) gegründet. Die Mission von PharmaMar ist es, durch die Entdeckung und Entwicklung innovativer, aus dem Meer gewonnener Medikamente die Behandlungsmöglichkeiten von Krebs noch Erfolg versprechender zu machen. In den vergangenen 20 Jahren hat PharmaMar die Ozeane erforscht und eine Bibliothek von über 90.000 mariner Proben etabliert, die als Basis für das außergewöhnliche Portfolio neu ent­ stehender Therapien dient. PharmaMar ist das erste Unternehmen der Welt, das ein Krebsmedikament marinen Ursprungs entwickelt hat. Trabectedin (Produktame = Yondelis™, Forschungscode = ET-743) ist eine verschreibungspflichtige Chemotherapie, die europaweit seit September 2007 zugelassen ist. Hierbei handelt es sich um ein Pulver, aus dem eine Lösung zur Infusion (Tropf in eine Vene) zubereitet wird. Der arzneilich wirksame Bestandteil Trabectedin, ist die synthetische Version eines chemischen Stoffs, der ursprünglich aus der „Seescheide“ (Ecteinascidia turbinata), einem zu den Manteltieren (Tunicata) zählenden Meerestier, gewonnen wurde. Trabectedin wird zur Behandlung von Patienten mit fortgeschrittenem Weichteilsarkom eingesetzt. Die Substanz wird angewendet, wenn die Behandlung mit Anthrazyklinen und Ifosfamid nicht mehr wirkt, oder bei Patienten, denen diese Arzneimittel nicht verabreicht werden können. 23 2011 2 WissensWert SARKOME Neu: Die Sarcoma Patients EuroNet Webseite unter www.sarcoma-patients.eu Sarcoma Patients EuroNet Assoc. (SPAEN), das Netzwerk der Sarkom, GIST und Desmoid Patientengruppen in Europa, wurde von 11 europäischen Sarkom-Patientengruppen im April 2009 in Bad Nauheim offiziell gegründet. Einer der drei Hauptinitiatoren von SPAEN – neben den Patientengruppen aus England und Frankreich - war Das Lebenshaus e.V. „Ein wesentliches Ziel von SPAEN ist es, dass alle Sarkom, GIST und Desmoid Patientengruppen in Europa mit EINER Stimme sprechen. Dies ist extrem wichtig, um in professioneller Partnerschaft mit klinischen Experten, Wissenschaftlern, Industrie und anderen Interessengruppen die Forschungsergebnisse und die Behandlungsqualität für Sarkom-Patienten in Europa zu verbessern. Ein zweites wichtiges Ziel ist die Verbesserung des Informationstransfers zwischen den Patientengruppen des Netzwerkes. So werden z.B. Informationen und Ergebnisse von wissenschaftlichen Konferenzen „für Patienten verständlich“ auf bereitet und sind den Netzwerk-Partnern schnell und effizient in Englisch zugänglich.“ erläutert Markus Wartenberg – Vorstandsmitglied von SPAEN. Mit einer Stimme auf europäischer Ebene sprechen, soll auch zu einem besseren Bewusstsein für das Thema Sarkome in der Öffentlichkeit und bei politischen Entscheidungsträgern führen, um so eine bessere Zukunft für Sarkom-Patienten und ihre Angehörigen in jedem Land zu ermöglichen. Ende März 2011 startete SPAEN ihre neue Website www.sarcoma-patients.eu in Englisch mit Informationen zum SPAENNetzwerk und zu Sarkomen. Dies ist eines der Projekte, um Sarkom-Patientengruppen zu einer engeren Zusammenarbeit auf internationaler Ebene zu verhelfen. Die SPAEN Internet-Plattform soll dazu beitragen, den gegenseitigen Austausch von Erfahrungen und Wissen zu intensivieren und es zu ermöglichen, voneinander zu lernen und gemeinsam zu handeln. 24 Die Website bietet in zwei Bereichen folgende Informationen: 1. Informationen zu Sarkomen n Grundlagenwissen über die verschiedenen Arten von Sarkomen n Informationen zur Forschung bei Sarkomen (Forschungsnetzwerke, nationale Expertengruppen, klinische Studien, Studien-Ergebnisse usw.) n Eine Bibliothek mit einem DownloadBereich, einem Bereich mit gesammelten Webcasts, einer Linksammlung und einem Glossar n Veranstaltungskalender, der die wichtigsten nationalen und internationale Sarkom- Konferenzen enthält Sarcoma Patients EuroNet 2. Informationen zum Netzwerk „Sarcoma Patients EuroNet Assoc.“ n Informationen über SPAEN (Vorstand, Medizinischer Beirat, Mitglieder, Finanzen) n Weltweites Web-Verzeichnis von europäischen und globalen Sarkom-Patientengruppen, damit Patienten nationale Selbsthilfegruppen in ihrem eigenen oder in einem anderen Land lokalisieren können („Group-Locator“) n Informationen über die SPAEN-Jahreskonferenzen n SPAEN Newsletter-Abonnement Wir freuen uns darauf - alle, die sich für Sarkome/GIST/Desmoide interessieren, auf der neuen Website begrüßen zu dürfen. Die Internet-Präsenz wird kontinuierlich mit Neuigkeiten aus der internationalen Sarkom-Community gepf legt werden. Sarcoma Patients EuroNet Assoc.: Eine bessere Zukunft für Patienten mit einer seltenen Krebserkrankung. + TICKER + TICKER + Krebsinformationstag in München Am 23.07.2011 von 09:00 -17:00 Uhr findet der 10. Krebsinformationstag an der Universitätsklinik Großhadern in München statt. Das Lebenshaus e.V. wird mit einem Stand und Informationsmaterial vertreten sein. In der Zeit von 11:45 bis 13:15 Uhr findet ein Vortrag über „Aktuelle Entwicklungen in der Behandlung von Nierenkrebs“ von PD Dr. Michael Staehler im Butenandt-Hörsaal statt. Für die bessere Planung und einen reibungslosen Tagesablauf ist eine Anmeldung bis zum 18. Juli 2011 erforderlich: n Post an: Lebensmut e.V. Klinikum der Universität München, Campus Großhadern 81377 München n Telefon: 089. 7095 4918 n Fax: 089. 7095 7900 n Email: [email protected] Die Anmeldung wird nicht schriftlich bestätigt. Die Veranstaltung ist kostenfrei. Patientengruppe Köln-BonnDüsseldorf in Planung Denn Niemand ist allein mit Nierenkrebs! Um dies auch im täglichen Leben umzusetzen, ist die Arbeit der Patientengruppen in den einzelnen Regionen Deutschlands sehr wichtig. Die bestehenden Nierenkrebs-Patientengruppen – München, Heilbronn und Berlin – sollen Zuwachs bekommen und wir freuen uns Ihnen mitteilen zu können, dass wir für den Bereich Köln-Bonn-Düsseldorf konkret in Vorbereitungen stecken. Die bei uns registrierten Patienten der Umgebungen werden wir rechtzeitig vor der Gründungsveranstaltung benachrichtigen. Sie möchten auch eine Patientengruppe in Ihrer Region gründen? Wir wissen, dass dies ein großer Schritt ist. Kontaktieren Sie uns: Das Lebenshaus-Team wird Sie mit allen Kräften unterstützen. Telefon: 0700 5885 0700 Email: [email protected] 2011 NIERENKREBS 2 WissensWert Ein voller Erfolg: Das bisher größte Lebenshaus Nierenkrebs-Forum Am 01. und 02. April 2011 fand im Lindner Congress Hotel in Frankfurt-Hoechst das 4. Nierenkrebs-Forum für Patienten, Begleiter und Interessierte statt. Rund 120 Teilnehmer aus ganz Deutschland nutzten dabei die Möglichkeit sich in ExpertenVorträgen und Gesprächen über den neuesten Stand der Nierenkrebs-Forschung, Diagnose und Therapie zu informieren und sich mit anderen Betroffenen auszutauschen. Stark gefüllte Reihen schon bei der Pre-Session „…viele neue Themen, die mir die Hoffnung auf mein Überleben sichern! DANKE dafür!“ Die Begeisterung für das NierenkrebsForum war bereits in der Anmeldephase spürbar: Kurz nachdem die Ankündigung für die Veranstaltung im Internet veröffentlicht wurde – noch vor dem Versand der offiziellen Einladung – gingen schon die ersten Anmeldungen im Lebenshaus ein. Auch am Veranstaltungstag selbst kamen Interessierte ganz spontan nach Hoechst. Viele Patienten reisten schon einen Tag vor dem offiziellen Start des Forums an, um bekannte Gesichter wiederzusehen und neue Betroffene kennenzulernen. Bei einem spontanen, gemeinsamen Abendessen fand bereits der erste Erfahrungsaustausch statt. Das Nierenkrebs-Forum – zwei Tage voller Informationen Offizieller Beginn des 4. NierenkrebsForum war am 01. April um 11:00 Uhr: Patienten, Begleiter, Interessierte und führende medizinische Experten aus ganz Deutschland waren zusammengekommen um „miteinander Antworten zu finden bei Nierenkrebs”. Im Publikum fanden sich viele neue Gesichter, aber auch „alte Hasen“, die bereits das 1. Nierenkrebs- Forum 2008 in Bad Soden besucht hatten - Patienten die erst kürzlich mit der Diagnose Nierenkrebs und eine Woche später operiert werden sollten (!) und andere, die bereits vor 21 Jahren von ihrer Erkrankung erfuhren! Die bunte Mischung an Teilnehmern folgte aufmerksam den verständlichen Vorträgen über aktuelle medizinische Informationen 25 2011 2 WissensWert und Forschungsergebnisse aus den Bereichen Urologie, Onkologie, Radiologie, Strahlentherapie, Pathologie und Chirurgie. Einstieg in das Thema Nierenkrebs Die Grundlage für die weiteren Vorträge bildete die Einführung für „Neueinsteiger und Auffrischer“ von Prof. Dr. Störkel (Pathologe, Helios Klinik, Wuppertal) und Prof. Dr. Roigas (Urologe, Vivantes Klinikum am Urban und Friedrichshain, Berlin). Sie gaben einen kurzen Überblick über die Erkrankung: Diagnose, Krankheitsstadien und Risikoklassen wurden erläutert sowie die Pathologie und deren Stellenwert für die weitere Behandlung vorgestellt. Schon zu diesem Zeitpunkt wurde klar: Der Bedarf an Informationen ist bei den Patienten sehr hoch. Prof. Dr. Störkel - Pathologe, Helios Klinik Wuppertal Prof. Dr. Roigas - Urologe, Vivantes Kliniken Berlin 26 Zum Ende der Session stellten sich die drei Experten gemeinsam den Fragen aus dem Publikum. Viele Teilnehmer hatten die Gelegenheit bei der Anmeldung genutzt schon im Vorfeld Ihre Fragen zu stellen, die nun, neben vielen anderen, beantwortet wurden. Die Spezialisten gingen dabei nicht nur gerne auf jede Frage ein, sondern hinterfragten oder bestätigten ihre Aussagen/ Behandlungsmethoden auch untereinander. Berit Eberhardt – Bereichsleiterin Nierenkrebs bei der Begrüßung Nach einer kurzen Mittagspause ging es mit der offiziellen Begrüßung weiter. Die Vorstellung der Veranstaltung an sich, den weiteren Ablauf und Organisatorisches durch die Bereichsleiterin Nierenkrebs, Berit Eberhardt, und einen Kurzüberblick über den Verein „Das Lebenshaus“ durch den Vereinssprecher, Markus Wartenberg. Wichtige Informationen und viel Neues Den ersten Vortrag nach offiziellem Beginn des Forums hielt Prof. Axel Häcker (Urologe, Universitätsklinik Mannheim) zum Thema „Nachsorgeschema“. Danach erläuterte Prof. Dr. Henrik Michaely (Radiologe, Universitätsklinik Mannheim) die bildgebende Diagnostik beim Nierenzellkarzinom. Nach einer Kaffeepause, mit Zeit für den Austausch mit anderen Betroffenen, folgte der Themenkomplex zu Target-Therapien: Dr. Viktor Grünwald (Onkologe, Medizinische Hochschule Hannover) gab eine Einführung in die Wirkweise der zielgerichteten Therapien und deren Einsatz bei verschiedenen Erkrankungsstadien. Privat­ dozent Dr. Michael Staehler (Urologe, Universitätsklinik Großhadern, München) ging im Anschluss daran auf die Therapieprinzipien und Dosierungsschemata der zielgerichtetenTherapien ein. Privatdozent Dr. Thomas Steiner (Urologe, Helios Klinik, Erfurt) rundete den Themenkomplex mit seinem Vortrag zu klinischen Studien ab. Er gab Informationen über deren Sinn und Zweck, gab eine Übersicht über aktuell laufende Studien und stellte neue Substanzen vor. Expertenfragerunde mit PD Dr. Staehler Urologe, Universitätsklinik Großhadern, München, Dr. Grünwald – Onkologe, Medizinische Hochschule Hannover, PD Dr. Steiner- Urologe, Helios Klinik Erfurt Den Abschluss des ersten Tages bildete das gemeinsame Dinnerbuffet im Hotel-Restaurant. Die Teilnehmer hatten Zeit sich untereinander auszutauschen, in der Mittagspause geknüpfte Kontakte auszuweiten und neue Betroffene kennenzulernen. Der Raum war dabei angefüllt mit dem Brummen der Gespräche und viel Gelächter. Auf die vorsichtige Frage des Servicepersonals, wo denn nun die ganzen Krebspatienten wären, antwortete ein Teilnehmer mit einem Lächeln im Gesicht: „das ist die lustige Truppe dahinten“. Nierenkrebs-Forum: Der 2. Tag Der nächste Tag begann mit dem neuen chirurgisch/radioonkologischem Themenkomplex. Prof. Dr. Matthias Schwarzbach, Thorax-, Viszeral- und Gefäßchirurg der Klinik Frankfurt-Hoechst, legte sehr anschaulich dar, was in der Metastasenchirurgie heutzutage alles möglich ist. Die Teilnehmer konnten dabei zum Beispiel ein Video über die Resektion von Lungen­ metastasen mit dem Laser verfolgen. 2011 Das schönste Kompliment bekam Prof. Dr. Schwarzbach von einer Patientin gleich im Anschluss gesagt: „Nun habe ich vor diesen Operationen keine Angst mehr.“ Im Anschluss daran referierte Privatdozent Dr. Ralf Wilkowski über die Möglichkeit der hypofraktionierten Hochdosis-Radiotherapie auch von großvolumigen Nierenkrebsmetastasen in Verbindung mit systemischen Therapien. Diese Methode war Mittelpunkt einer klinischen Studie, deren Ergebnisse im Juni 2010 veröffentlicht wurden. Angeboten wird die vorgestellte Methode zurzeit nur von Privatdozent Dr. Michael Staehler der Universitätsklinik Großhadern, München in Verbindung mit Privatdozent Dr. Ralf Wilkowski des Strahlentherapiezentrums Bad Trissl in Oberaudorf. Den Abschluss des Forums bildete der Komplex des Therapiemanagements. Vereinssprecher Markus Wartenberg machte den Anfang und stellte heraus, dass der Arzt-Patienten-Dialog bei Behandlung mit Target-Therapien einen viel höheren Stellenwert haben muss und wie wichtig die Mitarbeit des Patienten bei seiner Behandlung ist. Ein herzliches Dankeschön! Am Ende der Veranstaltung gab es für die Bereichsleiterin Nierenkrebs Berit Eberhardt eine schöne Überraschung: Die Patientin Marita Prößl und die Patientengruppenleiterin aus München überreichten ihr im Namen aller Patienten einen großen Blumenstrauß und bedankten sich auf diese Art und Weise für das gelungene Forum. Im Anschluss gab Dr. Marc Azémar – Internist an der Klinik für Tumorbiologie Freiburg einen Überblick über die komplementären und alternativen Methoden in der Nierenkrebsbehandlung. Danach informierte Privatdozent Dr. Alexander Muacavic vom Cyberknife Zentrum in München über die Möglichkeiten der radiochirurgischen Entfernung von Metastasen. Er erklärte, wie Cyberknife funktioniert und wann und bei wem diese Methode angewandt werden kann. Auch diese drei Experten stellten sich im Anschluss an die Vorträge gemeinsam den Fragen des Publikums. Die drei Ärzte bildeten quasi eine Einheit – bestätigten sich gegenseitig in Ihren Ausführungen und stellten heraus wie wichtig das Gesamtkonzept in der Nierenkrebstherapie ist, wie all diese Methoden zusammenhängen und miteinander verknüpft werden können. 2 NIERENKREBS Dr. Marc Azémar der Klinik für Tumor­ biologie Freiburg Privatdozent Dr. Carsten Ohlmann der Universitätsklinik Homburg/Saar ging im letzten Vortrag des diesjährigen Forums auf das Nebenwirkungsmanagement ein und gab den Patienten praxisnahe Tipps. Auch diese beiden Experten stellten sich gerne gemeinsam den Fragen des Publikums. Chirurgische und radioonkologische Fragerunde mit: PD Dr. Muacavic – Radioonkologe, Cyberknife München, Prof. Dr. Schwarzbach - Thorax-, Gefäßund Viszeralchirurg, Klinikum Frankfurt Hoechst, PD Dr. Wilkowski – Radioonko­loge, Bad Trissl, Oberaudorf Das Lebenshaus möchte sich jedoch vor allem bei Ihnen, den Patienten und Interessenten für dieses gelungene Forum bedanken! Bei den Teilnehmern, für Ihre Offenheit und ihren Willen Anderen weiter zu helfen. Vielen Dank auch für das Ausfüllen der Bewertungsbögen zum Forum – nur durch Ihre Anmerkungen und Anregungen können wir (noch) besser werden. Bei den Referenten, für die Zeit und das persönliche Engagement. Danke auch an die Mitglieder des medizinisch-wissenschaftlichen Beirates: Dr. Viktor Grünwald PD Dr. Henrik Michaely PD Dr. Carsten Ohlmann Prof. Dr. Jan Roigas PD Dr. Michael Staehler PD Dr. Thomas Steiner und Prof. Dr. Stephan Störkel sowie an die anwesenden Experten: Dr. Marc Azémar Prof. Dr. Axel Häcker PD Dr. Alexander Muacevic Prof. Dr. Matthias Schwarzbach PD Dr. Ralf Wilkowski 27 2011 2 WissensWert Unser Dank gilt auch den forschenden Pharmaunternehmen Bayer HealthCare, Novartis, Pfizer und Roche für die finanzielle Unterstützung, die diese Veranstaltung erst ermöglicht hat. Wie Privatdozent Dr. Staehler am Anfang seines Vortrags sagte: „ich bin beeindruckt, dass Sie hier so zahlreich erschienen sind, das bedeutet, dass Sie sich um Ihre Erkrankung kümmern“. Alles in allem erhielten das LH-Team und die Referenten viele positive Rückmeldungen bezüglich der Veranstaltung. Hier nur einige, wenige Beispiele: Das Lebenshaus hat uns etwas ganz wichtiges mit auf den Weg gegeben: WIR SIND NICHT ALLEINE UND HOFFNUNG GIBT ES IMMER . dass es Wir haben gelernt, n gibt, die viele Möglichkeite fen wir noch ausschöp ben wir können. Zudem ha g un g erneut die Bestäti erhalten, bei dem gelandet richtigen Arz t zu sein. Es war irgendwie unbeschreiblich. Man ist so voll mit Informationen, positiven Aussichten (dass es immer wieder neue Medikamente und Behandlungsmöglichkeiten gibt) und natürlich waren die vielen netten Kontakte mit allen ganz toll. , dass Wir möchten uns bedanken viel auch wir "alten Hasen" nochauf die lernen konnten. Ein Hoch lich Rede beteiligten Ärzte die wirk ben und Antwor t gestanden ha Zeit, so auch ÜBER die vereinbarte seine dass der Eine oder Andere t. Ein Abfahr tzeit verschoben hanshaus, Riesen-Danke an das Lebe en zu das in der Lage war Expertteresgewinnen und mit sehr in . santen Themen aufwar teten, für's Danke für die Organisatio IN. Menschliche und für's DASE 28 Es war klasse so viele Patienten kennenzulernen, so dass ich auf jeden Fall immer und immer wieder kommen werde. Ich habe nicht einfach nur Betroffene kennengelernt... nein, ich habe Freunde gefunden, die mir in so kurzer Zeit ans Herz gewachsen sind...Und jeder einzelne ist Goldwert. Besonders gut getan hat mir die herzliche Atmosphäre. Das hat man leider nur noch sehr selten und gera das gibt sehr viel de Kraf t. Nochmals viele Dank an meine Famil n Nierenkrebs, die ich ie auf keinen Fall mehr missen möchte. 2011 2 NIERENKREBS Nachsorge für Nierenkrebspatienten Immer wieder erhält das Lebenshaus e.V. Anrufe von Nierenkrebs-Patienten, deren Tumor entfernt wurde, und die sich im Anschluss folgende Fragen stellen: Wie geht es weiter? Welche weiteren Untersuchungen erwarten mich in der nächsten Zeit, welche bildgebenden Verfahren werden dabei angewandt? In welchen Abständen müssen diese Unter­ suchungen gemacht werden und über welchen Zeitraum? Ein Grund für das Team vom Lebenshaus Herrn Prof. Dr. Axel Häcker von der Uro­logischen Klinik der Universitätsklinik Mannheim zum dies­jährigen Nierenkrebs-Forum einzuladen. Dort referierte der Nierenkrebs-Experte über die Nachsorge beim Nierenzell­karzinom. Prinzipiell sind zwei Arten von Nachsorge zu unterscheiden: die unmittelbare nach der OP erfolgende und die langfristige Nachsorge. Bei der unmittelbaren Nachsorge gilt es vor allem postoperative Komplikationen der OP zu erkennen und die Nierenfunktion zu überprüfen. Langfristig gesehen ist es hingegen das Ziel, Veränderungen – wie lokale Rezidive, mögliche Nierenzellkarzinome in der Restniere oder die Entstehung von Metastasen - möglichst frühzeitig zu erkennen und entsprechend zu therapieren. Unmittelbare Nachsorge Die unmittelbare Nachsorge im Anschluss an eine Nierenoperation beinhaltet die Entfernung von Naht- oder Klammermaterial, die Kontrolle von möglichen Wundheilungsstörungen, Nachblutung, Fieber (Lungenentzündung, Abszessen), Narbenbruch, die Überprüfung der Nierenfunktion (Kreatinin-Wert steigt an) aber auch die Überwachung der Rekonvaleszenz. Dies geschieht durch körperliche Untersuchungen, Wundbeschau, Blutentnahme und bildgebende Verfahren wie Ultraschall und/ oder Computertomographie. Oft wird 4-6 Wochen nach einer Nierenteilentfernung eine Computertomographie des Oberbauches gemacht um ein Rezidiv des Nierentumors auszuschließen. Bei einer kompletten Nierenentfernung wird risikoadaptiert und je nach Zentrum eine Computertomographie der Lunge und des Oberbauches oder ein MRT des Oberbauches angefertigt. Langfristige Nachsorge Nach der abgeschlossenen Behandlung erfolgt in der Regel die so genannte langfristige Nachbehandlung oder Nachsorge. Ziele der Nachsorge sind: n Den Heilerfolg regelmäßig zu kontrollieren, ggf. Komplikationen schell zu behandeln und ein eventuelles Wiederauftreten oder ein Fortschreiten der Erkrankung möglichst frühzeitig zu erkennen, da dies potentiell eine Aussicht auf eine effektive Therapie erhöht. n Die Erkrankungs- oder therapiebedingten Begleit- und Folgeerkrankungen (z.B. durch systemische Therapien, Bestrahlungen etc.) zu erkennen und zu behandeln. n Patienten bei den seelischen und sozialen Problemen, die sich aus der Krebserkrankung ergeben haben, zu unterstützen. Dabei werden in regelmäßigen Abständen verschiedene Untersuchungen vorgenommen. Normalerweise erfolgt dies beim niedergelassenen Arzt oder in der behandelnden Klinik. Wird die langfristige Nachsorge betrachtet, dann fällt auf, dass es bei anderen Erkrankungen sogenannte Leitlinien gibt. Darin wird die Abfolge der nötigen Nach-Untersuchungen genau beschrieben. INFO Leitlinien: Idealerweise unterliegen medizinische Leitlinien einem systematischen und transparenten Entwicklungsprozess, sie sind wissenschaftlich fundierte, praxis­ orientierte Handlungsempfehlungen. Sie geben Ärzten Orientierung im Sinne von Entscheidungs- und Handlungs­ optionen. Die Umsetzung liegt bei der fallspezifischen Betrachtung im Ermessensspielraum des Behandlers; ebenso sind im Einzelfall die Präferenzen der Patienten in die Entscheidungs­ findung einzubeziehen. In Deutschland werden ärztliche Leit­ linien meist von den Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften (AWMF), der ärztlichen Selbstverwaltung (Kassenärztliche Bundesvereinigung) oder von Berufsverbänden entwickelt und verbreitet. Nach dem System der Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften werden Leitlinien in drei Entwicklungsstufen von S1 bis S3 entwickelt und klassifiziert, wobei S3 die höchste Qualitätsstufe ist. S1: von einer Expertengruppe im informellen Konsens erarbeitet S2: eine formale Konsensfindung oder eine formale „Evidenz“-Recherche hat stattgefunden S3: Leitlinie mit zusätzlichen/allen Elementen einer systematischen Entwicklung (Logik-, Entscheidungs- und „Outcome“-Analyse, Bewertung der klinischen Relevanz wissenschaftlicher Studien und regelmäßige Überprüfung) 29 2011 2 WissensWert Bisher gibt es beim Nierenzellkarzinom hinsichtlich der langfristigen Nachsorge leider keine derartigen Leitlinien. Sowohl betreffend des Zeitplans als auch der durchzuführenden Untersuchungen ist derzeit kein gemeingültiger Konsens festgelegt. Grund hierfür ist unter anderem die geringe Datenlage dazu, welche Untersuchengen wann sinnvoll sind. Die IAG-N (interdisziplinäre Arbeitsgemeinschaft Nierenkrebs der Deutschen Krebsgesellschaft) ist dabei sogenannte S3 Leitlinien für das Nierenzellkarzinom auf den Weg zu bringen. Solche Leitlinien­ diskussionen sind jedoch langwierig und aufgrund der geringen Datenlage schwierig - bis zur Veröffentlichung wird bestimmt noch einige Zeit vergehen. Professor Dr. Häcker gab auf dem Forum die von verschiedenen Gesellschaften zurzeit vorhandenen Empfehlungen zur Nachsorge wider und stellte dar, dass diese für Patienten und Ärzte eher unverbindlich ausformuliert sind. So beschreibt die Deutsche Gesellschaft für Hämatologie und Onkologie (DGHO) in ihrer Nachsorgeempfehlung von 2011: „Ein allgemeingültiges Nachsorgeprogramm gibt es nicht. Das Rezidivrisiko ist abhängig vom Stadium bei Erstdiagnose. ….. Da die Lebenserwartung im Rezidiv durch die Ausdehnung der Metastasierung beeinf lusst wird, erscheint eine Verlaufskontrolle mit Schnittbildverfahren sinnvoll. Allerdings fehlt der Nachweis, dass eine strukturierte Nachsorge im Sinne regel­ mäßiger Staginguntersuchungen zu einer Verbesserung des Überlebens führt. …Ziel von Untersuchungen nach kurativer Therapie ist die Erkennung von Komplikationen und Spätfolgen. Bei Patienten nach Nephrektomie gehören hierzu vor allem die Symptome der Niereninsuffizienz und der Hypertonie.“ 30 Die Deutsche Gesellschaft für Urologie (DGU) äußert sich zurzeit nicht über die Nachsorge und verweist auf die Empfehlungen der Europäischen Gesellschaft für Urologie (EAU – European Association Urology). Doch auch die EAU schreibt, dass es kein allgemeingültiges Nachsorgeprogramm gibt. Wie die DGHO betont auch die EAU den fehlenden Nachweis, dass eine strukturierte Nachsorge zu einer Verbesserung des Überlebens führt. Jedoch erklärt die EAU weiter, dass eine Nachsorge sinnvoll ist, um Rezidive oder Metastasen früh zu erkennen und so ggf. den Einsatz lokal-ablativer Verfahren möglich macht. Die EAU schreibt in ihren Empfehlungen, dass eine intensive bildgebende Diagnostik nicht für alle Patienten notwendig ist. Als Beispiel werden hier kleine Tumoren mit einem niedrigen Differenzierungsgrad genannt, deren Prognose nahezu immer sehr gut ist. Die Meinung der EAU ist daher, dass eine risiko-adaptierte Nachsorge angemessen ist. Prof. Dr. Axel Häcker, Urologe, Universitätsklinik Mannheim Eine risiko-adaptierte Nachsorge berücksichtigt dabei die persönliche, sehr individuelle Prognose (z.B. das Risiko Metastasen zu entwickeln) .Hierbei gibt es verschiedene Systeme der Prognoseabschätzung, eines davon ist das UCLA Integrated Staging System (UISS). Bei diesem System wird die sogenannte n TNM-Klassifikation berücksichtigt, n der Gesundheitszustand (ECOG Status) des Patienten und der n Differenzierungsgrad des Tumors nach Fuhrmann. ECOG Leistungsstatus (Performance Score) Es gibt bei Krebserkrankungen verschiedene Systeme, die beschreiben inwieweit der Patient von den Krankheitssymptomen unbeeinflusst lebt (Ausgangszustand). Dabei wird die Möglichkeit zur Aktivität und zur Selbstbestimmung beschrieben. Ein System ist der ECOG (Eastern Cooperative Oncology Group) Leistungsstatus. Dieser wird in fünf Stufen angegeben. 0 steht dabei für einen guten Allgemeinzustand, 5 für den Tod. Grad ECOG 0 Normale uneingeschränkte Aktivität wie vor der Erkrankung 1 Einschränkung bei körperlicher Anstrengung, aber gehfähig; leichte körperliche Arbeit bzw. Arbeit im Sitzen (z.B. leichte Hausarbeit oder Büroarbeit) möglich. 2 Gehfähig, Selbstversorgung möglich, aber nicht arbeitsfähig; kann mehr als 50% der Wachzeit aufstehen. 3 Nur begrenzte Selbstversorgung möglich; 50% oder mehr der Wachzeit an Bett oder Stuhl gebunden. 4 Völlig pflegebedürftig, keinerlei Selbstversorgung möglich; völlig an Bett oder Stuhl gebunden. 5 Tod 2011 TNM Klassifikation und Differenzierungsgrad: Die TNM-Klassifikation beschreibt die Tumorgröße, Ausbreitung, Fernmetastasenbildung und den Differenzierungsgrad der Zelle. Wurde die Befundung nach einer Operation vorgenommen, steht vor den Zahlen und Buchstaben normalerweise ein „p“. T = Tumor = beschreibt den Primärtumors, Ausdehnung und Eindringtiefe N = Nodi = Lymphknoten Beschreibung über den Zustand der Lymphknoten M = Metastase (= Tochtergeschwülste); beschreibt die Metastasenbildung und -ausbreitung T = Tumor = beschreibt den Primärtumors, Ausdehnung und Eindringtiefe T1 Tumor begrenzt auf die Niere und ≤ 7 cm T1a Tumor 4 cm oder weniger in größter Ausdehnung T1b Tumor mehr als 4 cm, aber nicht mehr als 7 cm in größter Ausdehnung T2a Tumor begrenzt auf die Niere und 7-10 cm T2b Tumor begrenzt auf die Niere aber >10 cm T3 Tumor infiltriert das umliegende Gewebe nicht über die Gerota-Faszie T3a Tumor infiltriert die Nebenniere oder das perirenales Gewebe T3b Tumor infiltriert die Nierenvene oder die Vena cava inferior bis unterhalb des Zwerchfells T3c Tumor infiltriert die Vena cava inferior oberhalb des Zwerchfells T4 Tumor infiltriert über die Gerota-Faszie hinaus 2 NIERENKREBS Basierend auf den jeweiligen Faktoren und Ihrer Bewertung erfolgt durch den behandelnden Arzt eine Einteilung in Risikogruppen,: n niedriges Risiko n mittleres Risiko n hohes Risiko Das Risiko innerhalb den ersten Jahren nach Entfernung des Tumors Metastasenzu bilden ist beispielsweise in den Gruppen stark unterschiedlich, was bei einer risikoadaptierten Nachsorge berücksichtigt wird. N = Nodi = Knoten; beschreibt den Zustand der Lymphknoten N0: keine benachbarten (= regionären) Lymphknoten betroffen N1: Metastasen in einem regionären Lymphknoten (< 2 cm) N2: Metastasen in mehr als einem Lymphknoten (> 2 cm bis 5 cm) N3: Metastasen in mehr als einem Lymphknoten (> 5 cm) NX: benachbarte Lymphknoten können nicht beurteilt werden M = Metastase (= Tochtergeschwülste); beschreibt die Metastasenbildung und -ausbreitung M0: keine Fernmetastasen M1: Fernmetastasen MX: Vorliegen von Fernmetastasen kann nicht beurteilt werden Differenzierungsgrad: Eine Zelle ist bei der Entstehung auf kein bestimmtes Gewebe spezialisiert. Der Differenzierungs­ grad beschreibt den Grad der Spezialisierung der Zelle. Je weiter eine Zelle differenziert ist, desto ähnlicher ist die Zelle einer „normalen“ Nierenzelle und desto besser ist die Prognose. G = Grading = beschreibt den Grad der Differenzierung (= Spezialisierung) einer Tumorzelle G0: hoch differenziert G1: gut differenziert – die Krebszellen sind den gesunden Nierenzellen noch ziemlich ähnlich G2: mäßig differenziert - die Krebszellen unterscheiden sich deutlich von den gesunden Nierenzellen G3: schlecht differenziert - die Krebszellen sind den gesunden Nierenzellen kaum noch ähnlich G4: sehr schlecht differenziert / undifferenziert 31 2011 2 WissensWert Empfehlungen der EAU Risikogruppe Primärtumorbehandlung Nachsorgeintervall 6 Monate 1 Jahr 2 Jahre 3 Jahre 4 Jahre 5 Jahre Niedrig RN/PN RÖ und US RÖ und US RÖ und US RÖ und US RÖ und US RÖ und US Mittel RN/PN/Cryo/ RFA CT RÖ und US CT RÖ und US RÖ und US CT Jährlich RÖ und US Hoch RN/PN/Cryo/ RFA CT CT CT CT CT CT RÖ und CT jährlich abwechselnd RN PN RÖ US CT = Computertomographie (CT) des Bauch- und Brustraumes Cryo = Cryoablation RFA = Radiofrequenzablation = Radikale Nephrektomie – Nierenentfernung = Partielle Nephrektomie – Nierenteilentfernung = Röntgenuntersuchung der Lunge (Röntgen-Thorax) = Ultraschall der Niere/n und der Nierenloge Einen Vorschlag zu einem möglichen Nachsorgeschema stellt die EAU in ihren Leitlinien vom April 2010 vor. (Siehe Tabelle oben) Diese eher unverbindlichen Formulierungen lassen den Ärzten und Kliniken viel eigenen Ermessensspielraum. Die Urologische Klinik der Universitäts­ klinik Mannheim hat ein eigenes risiko-adaptiertes Nachsorgeschema anhand aktueller Literatur erarbeitet und auf ihrer Webseite veröffentlicht, welches für den Abdruck an dieser Stelle jedoch zu umfangreich wäre. Sie können sich das Nachsorgeschema herunterladen unter: www.umm.de/1672.0.html Als weiteres Beispiel für eine risiko-adaptierte Nachsorge aus dem deutschen klinischen Alltag darf „Das Lebenshaus e.V.“ mit freundlicher Genehmigung von PD Dr. Staehler das risiko-adaptierte Nachsorgeschema der Urologischen Klinik der Universitätsklinik Großhadern in München abbilden (Siehe Seite 33). Dieses Nachsorgeschema hat natürlich keinen rechtsverbindlichen Charakter und stellt nur die Meinung/Empfehlung dieser Klinik dar. Andere Zentren oder Ärzte werden ggf. andere Untersuchungs­ frequenzen oder Untersuchungsarten vornehmen. 32 Nach 5 Jahren Die Urologische Klinik der Universitäts­ klinik Großhadern gestaltet ihre Risiko­ einschätzung und dementsprechend ihre Nachsorgeempfehlung nach: n der Histologie des Primärtumors, n der TNM Klassifikation, n und dem Differenzierungsgrad des Tumors nach Fuhrmann. Dabei ist die Empfehlung des Experten, dass nach Sicherung der Histologie jeder Patient mit einem bösartigen Nierentumor einmalig ein komplettes Staging (prä- oder postoperativ) erhalten sollte. Dazu gehört: n CT-Thorax, n MRT oder CT-Abdomen (inkl. Kleines Becken) n MRT oder CT -Schädel, INFO Staging: Als Stadienbestimmung oder „Staging“ (englisch) bezeichnet man in der Onkologie den Teil der Diagnostik, der der Fest­ stellung des Ausbreitungsgrades eines bösartigen Tumors dient. Sie wird zur Basis für die Ent­ scheidung, zu welcher Therapie dem Patienten geraten wird. Außerdem sollten folgende Laborwerte kontrolliert werden: n Kreatinin, n Laktat-Dehydrogenase (LDH), n Calcium (Ca), n Hämoglobin (HB) Bild-Kontrolle bedeutet: n CT-Thorax und n MRT oder CT-Abdomen inkl. kleines Becken Abweichungen zu dieser Tabelle können natürlich immer nach individueller Risikoabschätzung im Einzelfall erfolgen Bei jeder Nachsorge sind außerdem folgende Labordaten zu kontrollieren: n Kreatinin n Blutruck n Hämoglobin (HB) 2011 2 NIERENKREBS Risikoeinschätzung und Nachsorgeschema nach der Empfehlung der Universitätsklinik Großhadern, München Risikoeinschätzung: Kein Risiko: Geringes Risiko: Mittleres Risiko: Hohes Risiko: Nierenzysten, Angiomyolipome, Onkozytome, fibröse mesenchymale Nierentumore, Nierenadenome, alle gutartigen Tumore pT1a Tumore Differenzierungsgrad G1 und G2 pT1b und pT2, unabhängig vom Differenzierungsgrad und Histologie pT3a/b/c, N1, pT4, unabhängig vom Differenzierungsgrad und Histologie Papilläres Nierenzellkarzinom Typ 1 multilokuläre Tumore Papilläres Nierenzellkarzinom Typ II > pT1b Chromophobes Nierenzellkarzinom <pT3 Í Í Í Í Nachsorgeschema: Kein Risiko: Geringes Risiko Mittleres Risiko: Zwei-Jährlich Ultraschall-Kontrolle Nach 1/2 Jahr UltraschallKontrolle 1/2 jährlich Bild-Kontrolle für 2 Jahre, danach jährlich bis fünf Jahre, danach alle 2 Jahre Hohes Risiko: 1/4 jährlich Bild-Kontrolle für 2 Jahre, danach halbjährlich bis fünf Jahre, danach jährlich Nach 1 Jahr Bild-Kontrolle, jährlich wiederholen bis 5 Jahre, danach alle 2 Jahre Abweichungen im Einzelfall, nach individueller Risikoabschätzung Bei jeder Nachsorge immer: Kreatininkontrolle, Blutdruckkontrolle, Hb Bild-Kontrolle heisst: CT-Thorax und MRT oder CT-Abdomen inkl. kleines Becken Nach Sicherung der Histologie sollte jeder Patient mit einem bösartigen Nierentumor einmalig ein komplettes Staging (prä- oder postoperativ) erhalten. Dazu gehört: CT-Thorax, MRT o. CT -Schädel, MRT o. CT-Abdomen, Kreatinin, LDH, Ca, Hb Nach dem Vortrag von Prof. Dr. Häcker konnten die Teilnehmer ihre Fragen stellen – in die Diskussion um die Nachsorge brachte sich auch PD Dr. Staehler ein. Er bemerkte, dass in ca. 80% aller Fälle die Nachsorge vom Hausarzt durchgeführt wird, diese jedoch leider oft wenig Erfahrung mit dem Nierenzellkarzinom haben. Sollten Sie Fragen zu Ihrer persönlichen Behandlungssituation oder zur Nachsorge haben, können Sie gerne das Lebenshaus anrufen: 0700-5885-0700 Mo-Fr: 9-16 Uhr (12 Ct./Min aus dem Festnetz der dt. Telekom, ggf. abweichende Mobilfunktarife) Beide Experten – Prof. Dr. Häcker und PD Dr. Staehler - empfehlen eine risikoadaptierte Nachsorge bei einem erfahrenen Uro- oder Onkologen durchführen zu lassen. 33 2011 2 WissensWert Klinisches Tumorregister: Fortgeschrittenes Nierenzellkarzinom Ein multizentrisches Register zur Darstellung der Behandlungsrealität und der Therapie­ modalitäten beim behandlungsbedürftigen metastasierten oder lokal fortgeschrittenen Nierenzellkarzinom in Deutschland Was sind klinische Tumorregister? In klinischen Studien werden Wirksamkeit und mögliche Nebenwirkungen einer Behandlung an speziell ausgewählten Patien­ ten untersucht. Hierzu werden genaue Einund Ausschlusskriterien festgelegt. In der Regel sind Patienten mit fortgeschrittenen Begleiterkrankungen von der Teilnahme ausgeschlossen. Demgegenüber behandelt ein Arzt im Behandlungsalltag alle Patien­ ten entsprechend ihrer individuellen Krankheitsgeschichte. Es stellt sich daher die Frage, in welchem Umfang klinische Studienergebnisse auf die Gesamtheit der Erkrankten übertragbar sind. Im Gegensatz zu klinischen Studien werden im Rahmen eines Tumorregisters für eine bestimmte Krebsart Daten über die Erkrankung und deren Behandlung von nicht speziell ausgewählten Patienten gesammelt und ausgewertet - unabhängig von der Art der Behandlung, des Alters oder der Begleit­ erkrankungen. Ziel ist es, einen möglichst vollständigen Überblick über den aktuellen Stand der Krebsbehandlung zu geben. Gleichzeitig sollen für die Zukunft Aus­ sagen zu den Erfolgsaussichten einzelner Therapien ermöglicht werden. INFO Es wird zwischen epidemiologischen und klinischen Krebs­registern unterschieden. Epidemiologische Krebsregister Mit epidemiologischen Krebsregistern wird das Krebsgeschehen beobachtet, also wie häufig bestimmte Tumorerkrankungen in einer Region auftreten. Klinische Krebsregister Klinische Krebsregister zielen darauf, die Behandlung von Tumorerkrankungen zu verbessern. Dazu müssen relativ detaillierte Daten zur Erkrankung und zur Therapie gesammelt werden. 34 Klinisches Tumorregister: Fortgeschrittenes Nierenzellkarzinom Bei diesem Projekt handelt es sich um ein klinisches Tumorregister zur Erkrankung des fortgeschrittenen Nierenzellkarzinoms, welches die häufigste Form von Nierenkrebs darstellt. Mit einem Anteil von etwa 3% an allen soliden Tumoren ist die Erkrankung eher selten, jedoch nach dem Prostataund Blasenkarzinom die dritthäufigste urologische Krebserkrankung. Es gibt mehrere Behandlungsarten für das fortgeschrittene Nierenzellkarzinom: Operationen, die Gabe von Medikamenten, im Einzelfall auch Bestrahlungen. Allen Behandlungen ist gemeinsam, dass sie versuchen, den Tumor zu verkleinern bzw. das Tumorwachstum zu verringern. Die Patien­ ten erhalten entsprechend der Auswahl ihres Arztes die optimale Behandlung, es ist keine spezifische Behandlung vorgegeben oder ausgeschlossen. Die Einzelheiten der Behandlung und die Kenndaten der Tumor­ erkrankung werden vom onkologischen Zentrum, aus der Krankenakte in die Registerdatenbank übertragen. Das Tumorregister fortgeschrittenes Nieren­ zellkarzinom wurde am 20.12.2007 mit dem Einschluss des ersten Patienten gestartet. Es werden Patienten mit behandlungsbedürftigem fortgeschrittenem oder metastasiertem Nierenzellkarzinom zu Beginn der medikamentösen Behandlung aufgenommen, unabhängig von Alter und Begleit­ erkrankungen. Das Register möchte die alltägliche Behandlung von 1000 nicht speziell aus­ gewählten männlichen und weiblichen Patienten auswerten. Insgesamt beteiligen sich derzeit 113 urologische und onkologische Schwerpunktpraxen sowie Kliniken an dem Register. Studienziel / Fragestellung Primär werden folgende Ziele durch dieses Register verfolgt: n Erfassung der aktuellen Therapien für die Behandlung des fortgeschrittenen Nierenzellkarzinoms und der zukünftigen Entwicklung n Beobachtung, inwieweit und in welcher Geschwindigkeit neue Forschungs­ erkenntnisse in der ärztlichen Praxis umgesetzt werden. Außerdem werden noch weiteren Frage­ stellungen (sekundäre Prüfziele) nachgegangen: n Erfassung des Therapieansprechens und des Nebenwirkungsprofils der Therapien n Entwicklung eines numerischen Prognosescores n Vergleich der in der Praxisrealität bestimmten Ansprechraten und Über­ lebenszeiten für die behandelten Patienten mit den Daten aus streng definierten Studienkollektiven (Literaturdaten) Das Tumorregister Fortgeschrittenes Nieren­ zellkarzinom wird von der iOMEDICO AG (Freiburg) in Kooperation mit dem Arbeitskreis Klinische Studien (AKS e.V., Frankfurt) und dem Bund der Urologen (BdU e.G., Ludwigshafen) durchgeführt. Jede interessierte Praxis bzw. Klinik kann Teil des Netzwerks werden und dessen Infrastruktur nutzen. Aufgenommen werden kann jeder Patient mit einer entsprechenden Krebserkrankung, der bei einem der teilnehmenden Ärzte eine medikamentöse Behandlung beginnt und schriftlich seine Einwilligung zur Teilnahme an der Dokumentation gegeben hat. Liegt eine solche Einwilligung vor, darf der Arzt die Behandlungsdaten an das Tumorregister weiterleiten. Alle Patientendaten werden pseudonymisiert, d.h. ohne Angabe von Namen und Adresse gesammelt und ausge- 2011 wertet. Die Einwilligung zur Teilnahme am Tumorregister kann jederzeit ohne Angabe von Gründen widerrufen werden. Schnelle und erfolgreiche Durchführung von klinischen Projekten sind für Verbesserung und Fortschritt in der Krebsbekämpfung essentiell. Kooperationen und Netzwerke verbinden alle an der onkologischen Forschung Beteiligte und gewährleisten mittels der Register eine transparente Darstellung der Versorgungssituation in Deutschland. Erste Ergebnisse aus dem Tumorregister wurden bereits auf medizinischen Fachtagungen in Deutschland und den USA präsentiert und dort mit Begeisterung aufgenommen. Wir haben für Sie die Angaben des Registers zusammengefasst, dieser kurze Überblick erhebt aber keinen Anspruch auf Vollständigkeit. 2 NIERENKREBS Tumorregister fortgeschrittenes Nierenzellkarzinom Register zur Darstellung der Behandlungsrealität und der Therapiemodalitäten beim behandlungsbedürftigen metastasierten oder lokal fortgeschrittenen Nierenzellkarzinom in Deutschland Status: Das Register ist aktiv/offen (Beginn: 20. Dezember 2007, voraussichtliches Rekrutierungsende: 2. Halbjahr 2012) Patienten: 1.000 Einschlußkriterien: • Patienten mit metastasiertem oder lokal fortgeschrittenem Nierenzellkarzinom, die aufgrund ihrer Behandlungsbedürftigkeit eine zugelassene oder experimentelle schulmedizinische Therapie in beliebigen Kombinationen erhalten. Es dürfen Patienten eingeschlossen werden, die bereits die erste, zweite oder weitere Therapien erhalten haben. Der Beginn der ersten systemischen Therapie darf bei Einschluss des Patienten in das Tumorregister nicht länger als ein Jahr zurückliegen. • Alle Histologien Projektleiter: Michaela Koska, iOMEDICO AG Durchführung: 113 urologische und onkologische Schwerpunktpraxen sowie Kliniken bundesweit Website: http://www.dgu-forschung.de/klinischestudien.html?&no_ cache=1&sms=/trial/1171&lang=de Folgende Zentren nehmen zurzeit an diesem Register teil: Dr. med. Michael Scheffler 08060 Zwickau Dres. Hübner und Lück 18107 Rostock PLZ 0 Dr. med. Maik Schwarz 08261 Schöneck/Vogtl. Dr. med. Annette-Rosel Valdix 19057 Schwerin Dres. Dörfel und Göhler 01127 Dresden Dipl.-Med.Matthias Egert 08412 Werdau Dr. med. Jörg Bauer 19348 Perleberg Dr. med. Johannes Mohm 01307 Dresden Dr. Holger Schanz 09116 Chemnitz PLZ 2 Dr. med. Thomas Wolf 01307 Dresden Dr. med. Axel Belusa 09117 Chemnitz Dr. med. Claus-Christoph Steffens 21680 Stade Klaus-Ulrich Däßler 01705 Freital Dr. med. Jens-Uwe Krieger 09127 Chemnitz Dr. med. Erik Engel 22767 Hamburg Dr. med.Regina Dworzanski 01762 Schmiedeberg PLZ 1 Dr. med. Axel Schroeder 24534 Neumünster Dr. med. Mathias Schulze 02763 Zittau Dr. med. Stefan Nawka 10365 Berlin Dr. med. Daniel Reschke 26121 Oldenburg Dr. med. Detlef Nietzsch 04109 Leipzig Dr. med. Lars Meyer 10409 Berlin Dr. med. Yolanda Rodemer 26389 Wilhelmshaven Dr. med. Ali Aldaoud 04289 Leipzig Dr. med. Dorothea Kingreen 10559 Berlin Dr. med. Lothar Müller 26789 Leer Dr. med. Brigitte Waberzeck 04746 Hartha PD Dr. med. Manfred Kindler 13055 Berlin Dr. med. Matthias Kröger 27668 Bremerhaven Dr. med. Hans-Jürgen Hurtz 06110 Halle (Saale) Dr. med. Frank Strohbach 13347 Berlin Dr. med. Christoph Essmeyer-Schoeneich 28755 Bremen PD Dr. med. Klaus Ruffert 07743 Jena Dr. med. Bernd Müller 14057 Berlin Dr. med. Felix Marquard 29221 Celle Dr. med. Wolfgang Elsel 08056 Zwickau Dr. med. Annette Sauer 14467 Potsdam PLZ 3 Dr. med. Volker Lakner 18057 Rostock PD Dr. med. habil. Michael Koenigsmann 30171 Hannover 35 2011 2 WissensWert 36 Dr. med. Detlev Schröder 30625 Hannover Dr. med. Michael Neise 47805 Krefeld Dr. med. Marianne Müller 77652 Offenburg Dr. med. Werner Freier 31135 Hildesheim Dr. med. Christian Lerchenmüller 48149 Münster Dr. med. Georg Köchling 78050 Villingen-Schwenningen Dr. med. Barbara Tschechne 31275 Lehrte Dr. med. UlrichHutzschenreuter 48527 Nordhorn Dr. med. Ulrich Banhardt 78224 Singen (Hohentwiel) Dr. med. Oleg Rubanov 31785 Hameln PLZ 5 Dr. med. Axel Münch 79102 Freiburg i. Br. Dr. med. MartinBecker 32457 Porta Westfalica PD Dr. med. Stephan Schmitz 50677 Köln Dr. med. Norbert Marschner 79106 Freiburg i. Br. Dr. med. Reinhard Depenbusch 33332 Gütersloh Dr. med. Matthias Groschek 52146 Würselen Dr. med. Jan Knoblich 79539 Lörrach Dr. med. Ulrike Söling 34117 Kassel Thomas Kretz 52525 Heinsberg PLZ 8 Dr. med. Wolfgang Weber 34576 Homberg (Efze) Prof. Dr. med. Harald-Robert Bruch 53123 Bonn Dr. med. Wolfgang Abenhardt 80335 München Dr. med. Aurel C. Viorescu 35037 Marburg Dr. med. Peter Florian Schwindt 53177 Bonn Prof. Dr. med. Christoph Salat 80638 Münche PD Dr. med. Malte Böhm 35683 Dillenburg Dr. med. Dirk Buschmann 53359 Rheinbach Dr. med. Hans-Dieter Schick 81241 München Ammon und Meyer 37073 Göttingen Dr. med. Dominik Linck 53879 Euskirchen PD Dr. med. Michael Staehler 81377 München Thorsten Werner 37412 Herzberg a. H. Dr. med. Jacqueline Rauh 58452 Witten PD Dr. med. Johann Mittermüller 82110 Germering Dr. med. Hans Werner Tessen 38642 Goslar PLZ 6 Dr. med. Ursula Vehling-Kaiser 84028 Landshut Dr. med. Hendrik Kröning 39104 Magdeburg Prof. Dr. med. Hans Tesch 60389 Frankfurt a. M. PD Dr. med. Thomas Decker 88214 Ravensburg PLZ 4 Dr. med. Ernst-Baldur Rohwedder 61348 Bad Homburg Dr. med. Volker Petersen 89518 Heidenheim Dr. med. Kai Buck 42551 Velbert Dr. med. Andreas Köhler 63225 Langen PLZ 9 Dr. med. Arnd Nusch 42551 Velbert Dr. med. Martine Klausmann 63739 Aschaffenburg Dr. med. Peter J. Goebell 91054 Erlangen Dr. med. Marc König 42853 Remscheid Dr. med. Georgi Kojouharoff 64295 Darmstadt Dr. med. Ekkehart Ladda 92318 Neumarkt i. d. O. Dr. med. Lars Hahn 44623 Herne PD Dr. med. Gernot Seipelt 65812 Bad Soden a. T. Dr. med. Marcus W. Grüner 92637 Weiden i. d. OPf. Dr. med. Ulla Frfr. von Verschuer 45136 Essen Dr. med. Richard Hansen 67655 Kaiserslautern Dr. med. Reiner Sandner 94036 Passau PD Dr. med. Tim Schneider 45468 Mülheim a. R. Dr. med. Andreas Karcher 69115 Heidelberg Dr. med. Ludwig Prügl 94227 Zwiesel PD Dr. med. Jan Schröder 45468 Mülheim a. R. PLZ 7 Dr. med. Hanns-Detlev Harich 95028 Hof Dr. med. Friedrich Overkamp 45657 Recklinghausen Dr. med. Heinrich Fiechtner 70173 Stuttgart Dr.med. Martina Stauch 96317 Kronach Dr. med. Manju Domnick 45699 Herten Dr. med. Ulrike Schwinger 70190 Stuttgart Dr. med. Rudolf Schlag 97070 Würzburg Dr. med. Johannes Selbach 47166 Duisburg Dr. med. Katrin Zutavern-Bechtold 76135 Karlsruhe Dr. med. Klaus Blumenstengel 99817 Eisenach Dr. med. Eva Hellmis 47179 Duisburg Dr. med. habil. Dr. phil. Jürgen Konert 76669 Bad Schönborn Jochen Eggert 47441 Moers Dr. med. Andreas Schlichter 76882 Bad Bergzabern 2011 2 NIERENKREBS Der erste Patiententag der IQUO in Berlin Der Interessenverband zur Qualitätssicherung der Arbeit niedergelassener Uro-Onkologen in Deutschland e.V. wurde im Januar 2008 mit damals 17 Mitgliedern gegründet. Diese hatten erkannt, dass die Betreuung der uro-onkologischen Patienten eine besondere Expertise erfordert. So haben sich in Deutschland bereits knapp 340 hochspezialisierte niedergelassene Uro-Onkologen in rund 271 Mitgliedspraxen im IQUO e.V. organisiert. Der IQUO veranstaltet in diesem Jahr das erste Mal einen Informationstag für Patienten mit urologischen Tumoren. Es wird verschiedene Informationsstände und Vorträge für die Patienten geben. Auch das Lebenshaus e.V. wird für Sie vor Ort vertreten sein - unterstützt von der Berliner Nierenkrebs-Patientengruppe. Für Nierenkrebs relevante Vorträge sind: n 14.30 –15.00 Uhr Neues zur Therapie beim Nierenzellkrebs Dr. Matthias Schulze, Markkleeberg Für die bessere Planung und einen reibungslosen Tagesablauf ist eine Anmeldung erforderlich: n per Post an: MedConcept - Gesellschaft für medizinische Projekte mbH, August-Borsig-Ring 37, 15566 Schöneiche bei Berlin n per Telefon: 030 64387420 n per Fax: 030 64387435 Die Anmeldung wird nicht schriftlich bestätigt. Die Veranstaltung ist kostenfrei. 1. PATIEN TENTAG PROSTATA -, BLA SEN - U N D N IER ENZELLKR EBS DON NER STAG , 30 . JU N I 20 VON 14 B IS 17 UHR 11 Maritim p roArte Hotel Berl in Friedrichst r. 151 10117 Berl in n 16.00 –16.30 Uhr »Das Lebenshaus Nierenkrebs« stellt sich vor – Relevanz des Arzt-Patienten-Dialogs und der Therapietreue Berit Eberhardt, Bad Nauheim Wann: Donnerstag, 30. JUNI 2011 von 14 bis 17 Uhr Wo: Maritim proArte Hotel Berlin Friedrichstr. 151 10117 Berlin W W W.IQ UO -KONG RESS.DE 37 2011 2 WissensWert Komplementäre Therapien im Fokus: „Grüner Tee“ und „Asiatische Pilze“… Ob bittere Aprikosenkerne, Noni oder grüner Tee fast täglich erhält Das Lebenshaus e.V. Anfragen von Patienten zu komplementären Therapien. Zentrale Punkte sind dabei meist: „Was kann ich selbst tun?“ Und: „Wie kann ich meinen Körper stark machen?“. Frau Dr. Jutta Hübner von der Abteilung für Komplementärmedizin der Johann Wolfgang Goethe Universität in Frankfurt hat sich genau mit diesen Fragen befasst und steht dem Lebenshaus seit Jahren beratend zur Seite. In Ihrem Buch „Aloe, Ginkgo, Mistel und Co.“ geht die Expertin auf verschiedene Komplementäre Therapien ein – informativ und verständlich für Patienten auf bereitet. Um die zahlreichen Patientenfragen kompetent zu beantworten, darf das Lebenshaus, in den nächsten Aus­ gaben des WissensWert, einzelne Themen daraus veröffentlichen beginnend mit Grünem Tee und Asiatischen Pilzen. Grüner Tee Grüner Tee (Camellia sinensis) Substanz und Vorkommen Die Teepflanze wird seit mehreren tausend Jahren in China angebaut. Im 6. Jahrhundert v. Chr. wurde eine neue Variante der Verarbeitung von Tee hervorgebracht, die zu Grünem Tee führte. Im 8. Jahrhundert v. Chr. brachten buddhistische Mönche den Tee von China nach Japan. Grüner Tee enthält viele sekundäre Pflanzenstoffe, unter anderem so genannte Polyphenole mit antioxidativen Eigenschaften. Die größte Gruppe der Polyphenole stellen die Catechine dar, zu denen Epigallocatechin-3-Gallat (EGCG) gehört. Wie wirkt die Substanz? Untersuchungen an asiatischen Bevölkerungsgruppen, die Grünen Tee in großen Mengen konsumieren, wurden mehrfach unternommen, um die vorbeugenden Veröffentlichung mit freundlicher Genehmigung der Autorin Frau Dr. Jutta Hübner und des Schattauer Verlages. 110 Hübner, Aloe, Ginkgo, Mistel & Co, Schattauer Verlag Seite 110–111 38 2011 2 ERKRANKUNG & LEBEN Grüner Tee Eigenschaften von Grünem Tee nachzuweisen. Die Ergebnisse waren nicht eindeutig, jedoch überwiegend positiv. Zahlreiche Labor- und Tierexperimente zeigten, dass der Substanz EGCG auch in der Tumorbehandlung eine Rolle zukommen kann. EGCG hemmt verschiedene Stoffwechselwege in Tumorzellen. Hierdurch kommt es zu einer geringeren Vermehrung der Tumorzellen und zu ihrem Absterben. Auch die Gefäßbildung in Tumoren und für die Metastasenbildung wichtige molekulare Schritte werden durch EGCG unterdrückt. Im Reagenzglas konnte gezeigt werden, dass EGCG die Wirkung einiger Chemotherapiemittel unterstützen kann, möglicherweise auch die einer Bestrahlung. EGCG bindet an den Östrogen-Rezeptor und führt zu seiner Aktivierung. Wir wissen noch nicht, ob dadurch eine Wachstumsstimulation von hormonsensiblen Tumorzellen z. B. bei Brustkrebs ausgelöst werden kann. Patientinnen mit Brustkrebs dürfen nach bisherigen Untersuchungen Grünen Tee ohne Bedenken trinken. Eine Beobachtung bei mehr als 1 000 Patientinnen beschreibt eine Senkung der Rückfallrate in frühen Stadien. Im fortgeschrittenen Tumorstadium ergab sich weder ein positiver noch ein negativer Effekt. Zur Therapie von Tumorpatienten mit Grünem Tee wurde bisher nur eine Studie veröffentlich: Patienten mit Prostatakarzinom erhielten einen Extrakt aus Grünem Tee. Der Tumormarker PSA nahm zwar kurzzeitig bei einigen Patienten ab, insgesamt zeigte sich jedoch keine Besserung. In der gegebenen hohen Dosierung kam es bei einem großen Teil der Patienten zu Nebenwirkungen, ähnlich einer Koffeinvergiftung (Übelkeit, Erbrechen, Schlaflosigkeit, Erschöpfung, Durchfall, Bauchschmerzen und Verwirrung). Was empfiehlt Ihr Arzt? Grundsätzlich ist das Trinken von Grünem Tee zur Prävention und auch nach einer Erkrankung sinnvoll. Dabei sollten möglichst Teesorten ohne Pestizidbelastung ausgewählt werden. Ob die Einnahme von hochdosiertem Extrakt in Tablettenform sinnvoll ist, kann noch nicht entschieden werden. 111 Hübner, Aloe, Ginkgo, Mistel & Co, Schattauer Verlag Seite 110–111 39 2011 2 WissensWert Asiatische Pilze Asiatische Pilze Substanz und Vorkommen In der traditionellen asiatischen Pflanzenheilkunde werden verschiedene essbare Pilze eingesetzt. Die Pilze Kawartake (Coriolus versicolor), Klapperschwamm (Maitake, Grifola frondosa), Shiitake (Lentinula endodes), Lackporlinge (Reishi, Ganoderma lucidum, Ganoderma sinense und Ganoderma tsugae), Spaltblättling (Suehirotake, Schizophyllum commune) stammen allesamt aus Asien. Aus diesen asiatischen Pilzen können so genannte Polysaccharide gewonnen werden. Hübner, Jutta Aloe, Ginkgo, Mistel & Co Ergänzende Wirkstoffe in der Krebsbehandlung Der Ratgeber für Patienten und Angehörige 2009. 296 Seiten, m. zahlr. farb. Abb., kart. ISBN: 978-3-7945-2691-8 Schattauer GmbH - Verlag für Medizin und Naturwissenschaften Wie wirkt die Substanz? Polysaccharide (Glucane) aus asiatischen Pilzen können das Immunsystem aktivieren. Verschiedene Untersuchungen zeigen, dass sie sowohl während einer Chemotherapie als auch während einer Bestrahlung den normalerweise auftretenden Abfall der weißen Blutkörperchen vermindern können. Nebenwirkungen scheinen selten aufzutreten. Zu diesen zählen: Übelkeit, Erbrechen, Appetitverlust und Durchfälle. Bei schneller Infusion kann es außerdem zu einem Druckgefühl im Brustbereich und zu Mundtrockenheit kommen. In Laborexperimenten führten die unterschiedlichen Pilzextrakte z. B. zur Wachstumshemmung und förderten das Absterben der Tumorzelle. Die meisten klinischen Studien wurden bisher in Japan durchgeführt, ihre Überprüfung ist schwierig, ihre Ergebnisse sind zum Teil widersprüchlich. Die Kombination von Pilzextrakten mit einer Chemotherapie ergab bei Tumoren im Magen-Darm-Trakt eine bessere Wirkung als eine alleinige Chemotherapie. Einzelne positive Berichte liegen vor zur Therapie bei Leberkrebs, bösartigen Hirntumoren, Harnblasenkrebs, Lungenkrebs, Prostatakrebs und akuter Leukämie sowie Eierstockkrebs. Aus ihnen kann jedoch nicht verallgemeinernd auf eine Wirksamkeit bei diesen Tumoren geschlossen werden. 62 Hübner, Aloe, Ginkgo, Mistel & Co, Schattauer Verlag Seite 62–63 40 2011 2 ERKRANKUNG & LEBEN Asiatische Pilze Bei allen positiven Ergebnissen gibt es auch andere Studien, die keinen Vorteil für die Pilzextrakte zeigen. Aus diesem Grund muss man die Situation als noch ungeklärt betrachten. Was empfiehlt Ihr Arzt? Bis zur weiteren Erforschung müssen Therapieansätze mit Pilzextrakten als experimentelle Therapien eingeordnet werden. Ihre Verwendung ersetzt auf keinen Fall eine erforderliche Chemo- oder Strahlentherapie. Bei Produkten aus unklaren Quellen wie dem Internet oder dem asiatischen Bereich ist zu beachten, dass häufig Verunreinigungen mit Schwermetallen oder Pestiziden vorliegen. 63 Hübner, Aloe, Ginkgo, Mistel & Co, Schattauer Verlag Seite 62–63 41 2011 2 WissensWert LH medizinisch-wissenschaftlicher Beirat – Experten persönlich Prof. Dr. med. Christian Doehn Wie sind Sie zum Lebenshaus gekommen? Zum Lebenshaus bin ich über Patientenkontakte und eine äußerst interessante Begegnung mit Frau Eberhardt gekommen. Fast alle Kolleginnen und Kollegen des Vorstands und des Beirats sind mir seit vielen Jahren gut bekannt. Warum ist Ihnen die Arbeit im Lebenshaus wichtig? Seit nahezu 10 Jahren verfolge ich eine Mailingliste zum Nierenzellkarzinom einer amerikanischen Selbsthilfegruppe (Anmerkung der Redaktion: Kidneyonc www.acor.org ). Diese Art des Patientenkontakts stellt eine überaus wertvolle Kenntnis­ erweiterung des Spektrums von Patientenwünschen und -gedanken dar. In der aktiven Arbeit geht es mir vor allem um einer Verbesserung der Qualität in der Betreuung von Patienten mit Nierenzellkarzinom. Verraten Sie uns Ihre Hobbies? Hockey Haben Sie einen Buch-Tipp für uns? Der Herr der Ringe Gibt es einen Lieblingsfilm? Harold and Maude Wünsche: Carpe diem! Lebens- und Berufsmotto: Whatsoever thy hand findeth to do – do it with thy might ! (frei: was auch immer ich tue – tue ich mit aller meiner Kraft) 42 Kontakt: Prof. Dr. Christian Doehn Urologikum Lübeck Kantstr. 9-15 23566 Lübeck Tel: 0451-66 074 Fax: 0451-66 075 Web: www.urologikum-luebeck.de Mail: [email protected] Professor Doktor Doehn ist seit März 2011 Mitglied im Vorstand des medizinischwissenschaftlichen Beirats des Lebenshaus Nierenkrebs: Weitere Mitglieder sind: PD Dr. med. Thomas Gauler (Vorstand), Essen - Onkologe Dr. med. Viktor Grünwald (Vorstand), Hannover – Onkologe PD Dr. med. Carsten Ohlmann (Vorstand), Homburg - Urologe PD Dr. med. Michael Staehler (Vorstand), München – Urologe PD Dr. med. Thomas Steiner (Vorstand), Erfurt – Urologe Dr. med. Sabiene Brookman-May (Beirat) Regensburg – Urologin PD Dr. med. Henrik Michaely (Beirat) München - Radiologe Prof. Dr. med. Jan Roigas (Beirat), Berlin – Urologe Dr. med. Sabine Siegert (Beirat), München - Pathologin Prof. Dr. med. Stephan Störkel (Beirat), Wuppertal – Pathologe Diese Experten werden wir Ihnen nach und nach in den kommenden Ausgaben des WissensWert vorstellen. Auf einen Blick : Name: Prof. Dr. med. Christian Doehn Wohnort: Lübeck Alter/Geburtstag: 46 Beruf: Arzt Derzeitige Position: Facharzt für Urologie in eigener Praxis (Urologikum Lübeck) von 2003 bis Mai 2011 Leitender Oberarzt und stellvertretender Direktor der Klinik für Urologie der Universität zu Lübeck Schwerpunkte: Urologische Tumorerkrankungen u.a. 2011 2 Das Lebenshaus Impressum Founding-Menber of „Unabhängig, fachkundig und engagiert!“ Die Organisation Für Patienten Mit Seltenen Soliden Tumoren: Das Lebenshaus e.V. n Betroffene informieren n Interessen vertreten n Behandlung optimieren n Forschung unterstützen n Hoffnung geben Das Lebenshaus e.V. Seltene Solide Tumoren: GIST • Sarkome • Nierenkrebs International Kidney Cancer Coalition Hotline 0700-4884-0700 [email protected] www.daslebenshaus.org „Das Lebenshaus e.V.“ ist die Organisation für Patienten mit bestimmten seltenen soliden Tumoren wie GIST, Sarkome und Nierenkrebs, Angehörige und medizinische Fachkräfte. Die wesentlichen Aufgaben­ bereiche des Lebenshauses sind: n Betroffene informieren n Interessen vertreten n Behandlung optimieren n Forschung unterstützen n Hoffnung geben Der Verein arbeitet professionell mit medizinischen Fachkräften, der forschenden Pharmaindustrie und anderen Patienten­ organisationen weltweit zusammen, um das Bestmögliche für die Betroffenen und ihre Familien in den jeweiligen Indikationen zu erreichen. Das Lebenshaus ist eine gemeinnütziger Non-Profit Verein, ohne Einf lussnahme Dritter. Er finanziert sich durch Fördermitgliedschaften, Privatspenden, Firmenspenden, Sponsoring, Benefiz­ aktivitäten sowie Mitarbeit in EU-geförderten Projekten. Status: Gemeinnütziger Verein, gegründet am 24. Juni 2003 (14 Gründungsmitglieder), eingetragen unter VR 1152 im Vereins­ register des Amtsgerichts Friedberg/Hessen. Vereinsorgane: Betroffenen-Vorstand, Mitgliederversammlung, Vereinssprecher, angestellte Mitarbeiter sowie zwei mediz.wiss. Beiräte führender Experten in den jeweiligen Indikationen. Spenden-/Bankkonto: Commerzbank Bad Nauheim - BLZ 513 800 40 Konto: 01 30 52 07 00 Bitte geben Sie bei Spenden Ihre komplette Adresse auf dem Überweisungsträger an, damit wir Ihnen eine Spendenbescheinigung für Ihre Steuerunterlagen zusenden können. Vielen Dank! Vereinsadresse: Das Lebenshaus e.V. Patientenorganisation Usa-Strasse 1, D-61231 Bad Nauheim GIST/Sarkome: Tel.: + 49 (0) 700 4884 0700 Nierenkrebs: Tel.: + 49 (0) 700 5885 0700 Telefax: + 49 (0) 6032-9492-885 Website: www.daslebenshaus.org Zentrale Email: [email protected] Dieser Infobrief „WissensWert“ ist ein kostenloses Informationsangebot des gemeinnützigen Vereins Das Lebenshaus e.V. (V.i.S.d.P. Markus Wartenberg, Berit Eberhardt, Karin Kastrati) Ausgabe 2 = Juni 2011 – Auf lage 3.500 Ex. Der Bezugspreis ist im Mitgliedsbeitrag enthalten. Disclaimer / Haftungsausschluss ACHTUNG! Wir sind Patienten, Angehörige, Redakteure und freiwillige Mitarbeiter – keine Ärzte! Die Informationen dieses Infobriefes dürfen auf keinen Fall als Ersatz für professionelle Beratung oder Behandlung durch ausgebildete und anerkannte Ärzte angesehen werden. Der Inhalt kann und darf nicht verwendet werden, um eigenständig Diagnosen zu stellen oder Behandlungen zu beginnen. Wir haben versucht, diesen Infobrief mit größtmöglicher Sorgfalt zu erstellen – dennoch sind Irrtümer und Änderungen möglich. Das ist menschlich! Hierfür übernehmen Herausgeber, Vorstand, Vereinssprecher, Redakteure, Beiräte, FremdAutoren und Gestalter keine Haftung. Sollten Sie Irrtümer und Änderungen finden, bitte machen Sie die Redaktion unmittelbar darauf aufmerksam: [email protected] Vielen Dank! 43 2011 2 WissensWert Das Lebenshaus Die wichtigsten Termine im Überblick Das Lebenshaus e.V. Terminkalender: Juni, Juli und August 2011 JUNI 2011 Datum Ort Veranstaltung 06.06. München Reg. GIST-Gruppe München 06.06 Berlin Reg. Reg. NIER-Gruppe Berlin 07.06. Oberursel Reg. GIST-Gruppe Rhein-Main 23./24.06. Bad Nauheim Nationales GIST-Forum 24./25.06. Bad Nauheim Nationales Sarkom-Forum 29.06. Lübeck Reg. GIST-Gruppe Lübeck 29.06. München Reg. NIER-Gruppe München 30.06. Heilbronn Reg. NIER-Gruppe Heilbronn Franken 30.06. Berlin Patiententag IQUO 09.07. Bamberg Reg. GIST-Gruppe Würzburg 11.07. Berlin Reg. NIER-Gruppe Berlin 12.07. Köln Reg. GIST-Gruppe Köln-Bonn Juli 2011 17.07 Witten Reg. GIST-Gruppe Rhein-Ruhr, Sommerausflug 23.07. München Krebsinformationstag Universitätsklinik Großhadern 27.07. München Reg. NIER-Gruppe München 30.07. München Reg. GIST-Gruppe München, Sommerausflug-Biergarten 08.08. Berlin Reg. NIER-Gruppe Berlin 11.08. Berlin Reg. GIST-Gruppe Berlin 24.08. Bad Saarow Reg. GIST-Gruppe Eberswalde 31.08. Lübeck Reg. GIST-Gruppe Lübeck AUGUST 2011 Unterstützen Sie Ihr Lebenshaus und unsere gemeinsame Arbeit durch eine Spende! n Betroffene informieren n Interessen vertreten n Behandlung optimieren n Forschung unterstützen n Hoffnung geben 44 Commerzbank Bad Nauheim BLZ: 513 800 40 Konto: 0130520700