Rumpfskript zur Vorlesung Mathematik-Brückenkurs
1/86
Mathematik Brückenkurs
im Fachbereich Informatik & Elektrotechnik
Rumpfskript V7
© Prof. Dr. C. Neumann
V7
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2/86
Inhaltsverzeichnis
1
Mengen ................................................................................................5
1.1
Grundbegriffe und Definitionen ................................................................................. 5
1.2
Mengenrelationen ..................................................................................................... 7
2
Zahlensysteme .................................................................................... 13
2.1
Reelle Zahlen............................................................................................................ 13
2.2
Komplexe Zahlen...................................................................................................... 27
3
Rechenoperationen ............................................................................. 36
3.1
Potenzen, Wurzeln, Logarithmen ............................................................................. 36
3.2
Binomischer Lehrsatz ............................................................................................... 46
4
Vollständige Induktion ........................................................................ 53
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5
Gleichungen ........................................................................................ 56
5.1
Gleichungen 1. Grades mit einer Variablen .............................................................. 57
5.2
Gleichungen 2. Grades mit einer Variablen .............................................................. 57
5.3
Gleichungen höheren Grades mit einer Variablen.................................................... 60
5.4
Zerlegung in Linearfaktoren ..................................................................................... 61
5.5
Wurzelgleichungen .................................................................................................. 67
5.6
Betragsgleichungen .................................................................................................. 71
5.7
Ungleichungen ......................................................................................................... 75
6
Lösungen zu den Übungsaufgaben....................................................... 79
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4/86
Ziel:
Mathematische Vorbereitung auf das Hochschulstudium im Fachbereich Informatik & Elektrotechnik an der
Fachhochschule Kiel.
Hinweis:
Grundlagen der Geometrie (Lehrsätze der elementaren Geometrie und grundlegende geometrische Körper)
werden in diesem Brückenkurs nicht behandelt und werden vorausgesetzt.
Zielgruppe:
Erstsemester im Fachbereich Informatik & Elektrotechnik
Literatur:
•
Papula, Mathematik für Ingenieure und Naturwissenschaftler, Band 1, Vieweg Verlag
•
Papula, Mathematische Formelsammlung, Vieweg Verlag
•
Schäfer, Mathematik-Vorbereitung auf das Hochschulstudium, Harri Deutsch Verlag
•
jedes einschlägige Lehrbuch der Ingenieurmathematik
Equation Section 1
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1
Mengen
1.1
Grundbegriffe und Definitionen
Definition:
5/86
Eine Menge ist eine Zusammenfassung einzelner wohl unterschiedener Objekte (Elemente)
zu einer Grundgesamtheit.
Beispiel:
•
Menge der natürlichen Zahlen,
•
Menge der Einwohner in Deutschland,
•
Menge der Studenten in diesem Semester u.ä.
Schreibweise:
Falls x ein Objekt der Menge M ist:
Falls x kein Objekt der Menge M ist:
x ∈ M ( x ist Element von M )
x ∉ M ( x ist nicht Element von M )
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Analytische Darstellungsformen:
{x|0 < x < 2 ∧ x ∈ }
•
Beschreibend:
M = {x |Eigenschaften von x} , z.B.
•
Aufzählend:
M = {1, 2, 3, 4}
(endliche Menge)
M = {1, 4,9,16, 25,....}
(unendliche Menge)
•
Leere Menge:
M ={
}
auch: M =
M
=
{∅}
Graphische Darstellung: Mengendiagramm (Venn-Diagramm):
M
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1.2
Mengenrelationen
1.2.1
Teilmengen
7/86
M1 ist eine Teilmenge von M , wenn jedes Element von M1 auch Element von M ist.
Definition:
Schreibweise: M1 ⊂ M
Sprechweise: „ M1 ist in M enthalten“ oder „ M1 ist Teilmenge von M “
M
M1
Beispiel:
=
M
{2, 3,7, 4, 5}
=
M1
{7, 4, 5}
⇒
M1 ⊂ M
=
M
{2, 3,7, 4, 5}
=
M1
{7, 4, 5,1}
⇒
M1 ⊄ M , da 1 ∉ M
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1.2.2
8/86
Gleichheit zweier Mengen
Definition:
Zwei Mengen M1 und M2 heißen genau dann gleich, wenn beide Mengen die gleichen
Elemente besitzen.
M1 = M2 ⇔ M1 ⊂ M2 ∧
M2 ⊂ M1
Symbole:
⇔
dann und nur dann, wenn …
∧ (∩)
(logisches) und
⊂
Teilmenge von (aus)
∨ (∪)
(logisches) oder
∈
Element von (aus)
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1.2.3
9/86
Mengenoperationen
1.2.3.1 Vereinigung zweier Mengen (Vereinigungsmenge)
Definition:
Zur Vereinigung M zweier Mengen M1 und M2 gehören genau die Elemente, die mindestens
in einer der beiden Mengen M1 oder M2 liegen.
Schreibweise: M= M1 ∪ M2
bzw.
M=
{x| x ∈ M1 ∨ x ∈ M2 }
Sprechweise: „ M1 vereinigt mit M2 “
M2
M1
M
= M1 ∪ M2
Anmerkung:
M
= M1 ∪ M2 wird auch Disjunktion (Verbindung) genannt.
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10/86
1.2.3.2 Durchschnitt zweier Mengen (Schnittmenge)
Definition:
Zum Durchschnitt M zweier Mengen M1 und M2 gehören genau die Elemente, die sowohl in
M1 als auch in M2 liegen.
Schreibweise: M= M1 ∩ M2
bzw.
M=
{x|x ∈ M1 ∧ x ∈ M2 }
Sprechweise: „ M1 geschnitten mit M2 “
M1
M2
M
= M1 ∩ M2
Anmerkung:
M
= M1 ∩ M2 wird auch Konjunktion (Verknüpfung) genannt.
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1.2.3.3 Differenz zweier Mengen (Differenzmenge, Restmenge)
Definition:
Zur Differenzmenge M zweier Mengen M1 und M2 gehören genau diejenigen Elemente von
M1 , die nicht gleichzeitig auch in M2 enthalten sind.
= M1 \ M2
Schreibweise: M
bzw.
M
=
{x|x ∈ M1 ∧ x ∉ M2 }
Sprechweise: „ M1 ohne M2 “
M2
M1
M = M1 \ M2
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12/86
Übungsaufgaben
1)
Berechnen Sie die Mengen M1 = A \ B und=
M2 A \ ( A ∩ B ) mit
A = {1, 2, 3, 4} und B = {2, 4,6,8,10} .
2)
Formulieren Sie eine Schreibweise für die Menge M deren Elemente x entweder in der Menge M1
oder in der Menge M2 , aber nicht in der Schnittmenge von M1 und M2 liegen (" Exklusiv - Oder ").
3)
Vereinfachen Sie folgende Ausdrücke durch Betrachten des Mengendiagramms:
a) A ∪ ( A \ B)
b) A ∩ ( A \ B)
c) A \( A ∪ B)
d) B ∪ ( A \ B)
e) A \( B \ A)
f) A \( A \ B)
Formelabschnitt 2
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2
Zahlensysteme
2.1
Reelle Zahlen
2.1.1
Natürliche Zahlen
Menge der natürlichen Zahlen:
13/86
= {0,1, 2, 3, 4, 5,....}
=
\{0} {1, 2, 3, 4, 5,....}
* =
Hinweis:
bzw. * sind abzählbar unendlich
Rechenregeln (Axiome)
•
Die Addition zweier natürlicher Zahlen a ∈ und b ∈ ist unbeschränkt ausführbar.
c= a + b existiert stets mit c ∈
Es gelten:
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Das Kommutativgesetz:
a+b=b+a
Das Assoziativgesetz:
a + ( b + c ) = ( a + b) + c
Das Monotoniegesetz:
a<b ⇒ a+c <b+c
mit a , b , c ∈
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•
14/86
Die Multiplikation zweier natürlicher Zahlen a ∈ und b ∈ ist unbeschränkt ausführbar.
c= a ⋅ b existiert stets mit c ∈
Es gelten:
Das Kommutativgesetz:
a⋅b = b⋅a
Das Assoziativgesetz:
a ⋅ ( b ⋅ c ) = ( a ⋅ b) ⋅ c
Das Monotoniegesetz:
a < b ⇒ a⋅c < b⋅c
Das Distributivgesetz:
a ⋅ (b + c ) = a ⋅ b + a ⋅ c
c∈ *
Zusammenhang Addition – Multiplikation: a ⋅ b= a
+ a+
a +
a + ⋅⋅⋅⋅ +
a
b−mal
n
⋅ a ⋅
a = a
a ⋅⋅⋅⋅
a
n−mal
Anmerkung:
Binomische Formeln: ( a ± b ) =a 2 ± 2a b + b 2 (allg. binomische Formel siehe später)
2
( a + b) ⋅ ( a − b) = a 2 − b 2
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15/86
•
Die Subtraktion (=Umkehrung der Addition) ist im Bereich der natürlichen Zahlen nur beschränkt
ausführbar: c = a - b ist nur definiert für b ≤ a .
•
Die Division (=Umkehrung der Multiplikation) ist im Bereich der natürlichen Zahlen nur sehr beschränkt
ausführbar: c =
Beispiel:=
c
a
ist nur definiert, wenn b Teiler von a ist.
b
24
= 4
6
(ACHTUNG: Die Division durch 0 ist prinzipiell ausgeschlossen!)
Anmerkung:
Wegen der Beschränktheit der Subtraktion in ( c= a − b nur erlaubt für b ≤ a ) wurde das Zahlensystem
erweitert.
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2.1.2
16/86
Ganze Zahlen
Erweiterung der natürlichen Zahlen um die negativen Zahlen.
Menge der ganzen Zahlen: = {....., − 3, − 2, − 1, 0, 1, 2, 3, 4, ....}
Vorzeichenregeln:
Definition:
Hinweis:
a + ( − a) = 0
−( − a) =
a
a − ( − b) = a + b
a ⋅ ( − b) =
−a ⋅ b
a
Absoluter Betrag a =
−a
falls a ≥ 0
falls a < 0
a ist stets positiv.
Beispiele:
5 = 5 weil a= 5 > 0
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−7 = −( −7) = 7
weil a =−7 < 0
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17/86
Folgerungen:
a⋅b = a ⋅ b
a + b ≤ a + b " Dreiecksungleichung"
Rechenregeln:
•
Die Addition, Multiplikation und Subtraktion sind im Ganzzahlbereich eindeutig definiert.
Es gelten das
Kommutativgesetz
Assoziativgesetz
Distributivgesetz
bzgl. der o.g. Rechenoperationen
Anmerkung
Die Division ist in nur eingeschränkt möglich, daher Erweiterung des Zahlenbereichs
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2.1.3
18/86
Rationale Zahlen
Erweiterung des Zahlenbereiches um Zahlen, die sich als Bruch zweier ganzer Zahlen
a
b
( a ∈ ; b∈ * )
darstellen lassen.
a
*
Die Menge der rationalen Zahlen =
x | x = mit a∈ und b∈
b
Rechenregeln:
Multiplikation
a c a⋅c
⋅ =
b d b⋅d
Addition und Subtraktion
a c a⋅d ± b⋅c
± =
b d
b⋅d
Division
a c a⋅d
: =
b d b⋅c
Kürzen und Erweitern:
a⋅d a
a a⋅c
= bzw. =
b⋅d b
b b⋅c
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Satz:
19/86
Bei der Division zweier ganzer Zahlen ergibt sich in der Regel eine unendlich periodische
Dezimalzahl.
4
Beispiel:
= 1,=
333.... 1, 3
3
Hinweis:
Die rationalen Zahlen sind bezüglich der Grundrechenarten (mit Ausnahme der Division durch 0 ) abgeschlossen; es gelten die vorgenannten Gesetze. Bei gewissen Rechenoperationen (z.B. Wurzelziehen, Logarithmieren
etc.) ist der Zahlenbereich erweiterungsbedürftig.
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2.1.4
20/86
Irrationale Zahlen
Erweiterung der rationalen Zahlen um die Menge der irrationalen Zahlen zum reellen Zahlenbereich .
Beispiele:
1) Hypotenuse im rechtwinkligen Dreieck
c
a
⇒ c =2
⋅
b
Pythagoras:
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c 2 = 12 + 12 = 2
c
1
⋅
1
2
c=
a2 + b2
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2) Ist
21/86
2 eine rationale Zahl? Nein! Beweis über Widerspruch:
(2.1)
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22/86
Unterscheidung 2 Arten irrationaler Zahlen:
•
Algebraisch irrationale Zahlen:
Treten auf bei der Lösung algebraischer Gleichungen
mit rationalen Koeffizienten an x n + an−1x n−1 + ..... + a1x + a0 =
0.
Bsp.: x 2 − 2 = 0 ⇒ x =
•
2 ≈ 1, 4142
Transzendent irrationale Zahlen; z.B. π , e , ln (2) etc.
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2.1.5
23/86
Übersicht und Zahlengerade
Übersicht über die bisherigen Zahlenarten:
Natürliche Zahlen
= {0; 1; 2; 3; }
Ganze Zahlen
=
{0; ± 1; ± 2; ± 3; }
Gebrochene Zahlen
1
1
1
= 0,=
2;
0, 33=
;
0,14287
5
3
7
Rationale
Zahlen
Reelle
Zahlen
Algebraisch irrationale Zahlen
=
2 1,=
4142 ;
3 1,73205
Tranzendente Zahlen
Irrationale
Zahlen
e ; π ; sin(10°)
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Zahlengerade:
24/86
Darstellung der reellen Zahlen auf der „Zahlengeraden“
π
2
−3
=
a0 1
−2
−1
0
2
1
3
( a ≠ 0)
Sonderfälle:
0 ⋅ 0 = 0 ⇒ 0n = 0
0
0⋅a = 0 ⇒ = 0
a
n
Division durch 0 ist verboten!
0 = 0;
00,2 = 0
Folgende Ausdrücke sind nicht definiert:
0 −2 ; 0 0 ;
0
2
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25/86
Übungsaufgaben
Vereinfachen Sie folgende Ausdrücke:
4)
7 a − 3a − ( 7 + 5b ) + a − ( 4 − 6b ) − ( 2a + 7 b ) =
5)
(a + b − c) ⋅ (a − b − c) =
7)
( 49a + 42a + 9) =
(144a − 81b ) : ( 27b + 36a ) =
8)
3 ⋅ ( a + b + c ) − 5 ⋅ ( a + b) − c − 2 ⋅ (b − c − a) =
9)
5 5 1 14 71
+ − +
+
=
18 6 3 27 81
10)
a
a
+
−2=
a−1 a+1
11)
1
a =
1 1
−
a a2
6)
2
4
2
2
1−
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12)
1
1 − ab =
1
1−
1 − ab
13)
1−
26/86
a+
1
1− a⋅
1
1+
=
b
a
14)
b2 − a2
=
−a − b
15)
3a − 1 3
− =
4a − 1 4
16)
1 + a 4 − a 2 a − 8 3a + 7
−
−
+ 2
=
a −1 1− a
1+ a
a −1
17)
x
y 1 1
2 − 2 : − =
x x y
y
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2.2
27/86
Komplexe Zahlen
Die reellen Zahlen sind in Bezug auf Grundrechenarten abgeschlossen.
Aber:
Es gibt Rechenoperationen, die im Bereich der reellen Zahlen nicht möglich sind.
Beispiel:
Finde eine reelle Zahl, deren Quadrat gleich −9 ist, also x 2 = −9
→ nicht möglich.
Einführung einer neuen Art von Zahlen: Imaginäre Zahlen
2.2.1
Einführung der imaginären Einheit j
Definition:
Die imaginäre Einheit j ist eine Zahl, deren Quadrat gleich −1 ist.
j2 =
− 1 → j = −1
Anmerkung:
In Mathematik/Physik wird die imaginäre Einheit üblicherweise mit i bezeichnet, also i=
In der Elektrotechnik: j= −1
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−1
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28/86
Einführung neuer Begriffe:
•
Multipliziert man die imaginäre Einheit j mit einer reellen Zahl b , so entsteht die imaginäre Zahl j ⋅ b ,
also z.B. 3 j , j 2 , − 5 j ,
•
Durch Zusammensetzung einer reellen Zahl mit einer imaginären Zahl entsteht eine komplexe Zahl
z = a + j⋅b
•
( a , b ∈ )
Man bezeichnet
a als den Realteil von z :
o
o
•
2
j etc.
3
b als den Imaginärteil von z :
a = Re(z) und
b = Im( z)
Zu z = a + j ⋅ b gehört die konjugiert komplexe Zahl z* = a − j ⋅ b
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2.2.2
•
29/86
Rechenregeln
Gleichheit:
Zwei komplexe Zahlen a + j b und c + j d sind gleich, wenn a = c und b = d ist
(Realteile gleich und Imaginärteile gleich)
•
Addition und Subtraktion:
Komplexe Zahlen werden addiert (subtrahiert), indem ihre Realteile sowie ihre Imaginärteile addiert
(subtrahiert) werden.
Beispiel:
(2.2)
© Prof. Dr. C. Neumann
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•
30/86
Multiplikation:
Wird durchgeführt nach den Rechenregeln für reelle Zahlen unter Beachtung j 2 = −1
(2.3)
© Prof. Dr. C. Neumann
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•
31/86
Division:
Vorgehensweise: Nenner durch Multiplikation mit seiner konjugiert komplexen Zahl reell machen
(2.4)
© Prof. Dr. C. Neumann
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32/86
Spezielle Werte:
j 0 = 1;
j1 = j ;
j 2 = −1;
j 3 = jj 2 = − j ;
j 4 = 1;
j 4 n = 1;
1 j
=
= − j;
j j2
1
1
= 2 =
= −1;
−1
j
j −1 =
j −2
(1 + j ) = (1 + j ) (1 + j )
4
2
2
(
= 1 + 2 j + j2
) = (2j)
2
2
= −4
4n
n +1
j 4=
jj=
j;
Hinweis: Vergleiche Kapitel „Komplexe Zahlen“ der Vorlesung Mathematik 1.
© Prof. Dr. C. Neumann
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2.2.3
33/86
Darstellung in der Gaußschen Zahlenebene (C.F. Gauß 1777-1855; „princeps mathematicorum“)
Darstellung reeller Zahlen auf Zahlengerade
Darstellung komplexer Zahlen in der
Gaußschen Zahlenebene
Im( z)
y
π
2
−3
−2
−1
0
1
z= x + j y
2
3
ϕ
x
Re( z)
Kartesische (algebraische) Darstellung einer komplexen Zahl
z= x + j y ;
x = Re {z} ;
y = Im {z} ;
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34/86
Trigonometrische Darstellung einer komplexen Zahl:
Verwendung von Polarkoordinaten:
x=
r ⋅ cos ϕ ; y =
r ⋅ sin ϕ
z= x + jy
= r ⋅ cos ϕ + j ⋅ r ⋅ sin ϕ
= r (cos ϕ + j ⋅ sin ϕ )
Bezeichnungen:
=
r
z=
x 2 + y 2 :=Betrag der komplexen Zahl (Satz des Pythagoras)
y
ϕ = arctan := Argument, Winkel oder Phase von z
x
© Prof. Dr. C. Neumann
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35/86
Übungsaufgaben
4
18)
1
1
+j
Berechnen Sie
.
2
2
19)
Berechnen Sie
20)
Man bringe die komplexe =
Zahl z r(cos ϕ + j sin ϕ ) auf die Form z = a + j ⋅ b mit r = 6 und ϕ= 60° .
21)
=
z r(cos ϕ + j sin ϕ ) . Wie lauten r und ϕ ?
Man bringe z= 3 − j 3 auf die goniometrische Form
3 − 5j
sowie (2 + 3 j )3 .
2 + 3j
Formelabschnitt 3
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3
Rechenoperationen
3.1
Potenzen, Wurzeln, Logarithmen
a
⋅ a ⋅
a ⋅⋅
⋅ ⋅a = a n
36/86
( a = Basis; n = Exponent, Hochzahl)
n− mal
Ausgangspunkt: an = b
( b = Numerus)
Fallunterscheidung:
an = b
•
Potenzieren:
a , n gegeben; b gesucht:
•
Radizieren:
n
a b=
b , n gegeben; a gesucht: =
•
Logarithmieren:
a , b gegeben; n gesucht:
© Prof. Dr. C. Neumann
1
n
b
n = log a b
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3.1.1
Potenzen
(
Rechenregeln: m, n ∈ * ; a , b ∈
Multiplikation
am ⋅ an =
a m+ n
a n ⋅ b n = ( a ⋅ b) n
n
37/86
m
?
a ⋅b =
)
Division
am
1
m− n
=
=
a
an
a n− m
an a
=
bn b
1
a−m = m
a
n
(b ≠ 0)
Potenz
(a ) = a
(a =
) a=
m
n
n
n
m⋅n
n⋅n
2
( )
an ≠ an
2
Hinweis:
Für a > 0, b > 0 gelten die Potenzregeln auch für beliebige reelle Exponenten
© Prof. Dr. C. Neumann
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3.1.2
38/86
Wurzeln
(
Rechenregeln: m, n ∈ * ; a ≥ 0, b ≥ 0
)
n
a⋅b =
n
a
=
b
n
m
=
a
© Prof. Dr. C. Neumann
n
a
n
b
a =
nm
n
n
a⋅nb
(b > 0)
m
an ;
1
1
m
m
=
a = a ⋅n
n
m⋅n
a
a+b ≠ n a + n b
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3.1.3
39/86
Logarithmen
( b = Numerus, a = Basis, n = Exponent)
Ausgangspunkt: an = b
Logarithmus:
„Mit welcher Zahl muss a potenziert werden, um b zu erhalten?“
Ursprünglich erklärt für n ∈ ; Verallgemeinerung: n → x ∈
Definition:
Rechenregeln:
a x = b → x = log a b
(mit a > 0; a ≠ 1)
Der Logarithmus einer Zahl b zur Basis a ist der Exponent x , mit dem a potenziert werden
muss, um den Numerus b zu erhalten.
( a > 0,
u > 0, v > 0, k ∈ , n ∈ *
log a ( u=
⋅ v ) log a (u) + log a (v)
u
log=
log a (u) − log a (v)
a
v
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)
( )
log a uk = k ⋅ log a (u)
1
⋅ log a (u)
n
log ( a + b ) ≠ log a + log b
log a n u =
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40/86
Abkürzende Schreibweisen:
Basis 10 :
log 10 ( u ) := lg ( u )
„briggscher-„ oder „dekadischer Logarithmus“
Basis e :
log e ( u ) := ln ( u )
„logarithmus naturalis“ oder „natürlicher Logarithmus“
Basis 2 :
log 2 ( u ) := lb ( u ) auch : ld ( u )
„binärer Logarithmus“
Besondere Ausdrücke und Zusammenhänge:
( )
1=
( a a)
=
log b 1 0=
b0 1
log
=
aa
1
1
log b 0 → −∞ ∞ → 0
b
(
x
log
x=
ax ax
=
aa
© Prof. Dr. C. Neumann
)
V7
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41/86
Umrechnung von der Basis a in die Basis b
log r
1
log b r =a =
K ⋅ log a r K = =
const
log a b
log a b
Spezialfälle:
lg r
Basiswechsel 10 → e : ln r = =
2, 3026 ⋅ lg r
lg e
© Prof. Dr. C. Neumann
ln r
Basiswechsel e → 10 : lg r = =
0, 4343 ⋅ ln r
ln 10
V7
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42/86
Übungsaufgaben
Vereinfachen Sie folgende Ausdrücke:
−2
22)
x3
x5
−1 ⋅ −3 =
y
y
23)
1 − 2 a 2 3a − 2
3
− n− 2 + n− 3 =
n
a
a
a
24)
4 3
x2 ⋅
6
x10 + 9 y 6 4 y12 =
b2
=
a2
25)
a⋅ 1+
26)
3
27)
a⋅b⋅ 3
28)
a x+ y ⋅ a x− y =
a b
⋅
=
b a
1
1
− 2 =
2
a
b
© Prof. Dr. C. Neumann
V7
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29)
b7 x + 5 y
b 4 x−5 y
−
b6 y +8 x
b5 x− 4 y
43/86
=
3
2
30)
1
2
6⋅− + 5⋅− =
3
3
31)
nx+ a
a
=
nx
32)
(n + x)
33)
16 a6 ⋅ b7 ÷ 4 a 4 ⋅ b 5 =
34)
3
c
35)
3
4
⋅ 4 (n + x) =
5
x x −4 x =
a) 2n3 x−2 a ⋅ nx+ a + 3a 2 x−3 y ⋅ 5a 3 x+ y =
a2
b) 3
x
−2
−1
2x2
⋅ 2 ⋅ 2ax −4 =
5a
© Prof. Dr. C. Neumann
V7
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u5 b
u3 u + v
a
36)
a) lg 6
37)
log
38)
lg 3
39)
3
1
1
lg a + 2 lg c − lg b 3 + lg a 2 =
2
3
40)
1
1
lg a 2 − ab + b 2 + lg ( a + b ) =
2
2
41)
a
lg + lg ( ab ) − 2 lg ( a − b ) =
b
42)
log 5 x = −2
43)
lg
(x ⋅ y)
a
=
b) log a
2 a + b ⋅ a3 ⋅ b2
3
c ⋅ (a + c)
2
c) log c
44/86
c7 − c4
b
=
ac 2
=
bd
(
)
1
=
10
© Prof. Dr. C. Neumann
V7
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45/86
44)
Finden Sie die Basis b , für die gilt: logb 16 = log 6 36
45)
Zeigen Sie: a 4 log a b = b 4
46)
Mit welchem Faktor muss man einen natürlichen Logarithmus multiplizieren, um den entsprechenden
dekadischen Logarithmus zu erhalten?
47)
Die Gleichung A ⋅ BC⋅lg D+ E =
F ist nach B bzw. nach D aufzulösen.
48)
Fassen Sie zu einem Logarithmus zusammen:
1
a) 2 lg x − lg y
2
x
y
b) lg + lg ( x ⋅ y ) − 3 lg ( x − y )
© Prof. Dr. C. Neumann
V7
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3.2
46/86
Binomischer Lehrsatz
Der Ausdruck a ± b heißt „Binom“ und ist Summe oder Differenz 2er „Monome“.
Bildet man Potenzen des Binoms, so ergibt sich durch Ausmultiplizieren:
( a + b) 0 =
1
( a + b)1 = 1 ⋅ a + 1 ⋅ b
( a + b) 2 = 1 ⋅ a 2 + 2 ⋅ a ⋅ b + 1 ⋅ b 2
( a + b) 3 = 1 ⋅ a 3 + 3 ⋅ a 2 ⋅ b + 3 ⋅ a ⋅ b 2 + 1 ⋅ b 3
© Prof. Dr. C. Neumann
V7
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47/86
Gesetzmäßigkeit über das Pascalsche Dreieck (Blaise Pascal 1623 – 1662):
( a + b)
0
1
( a + b)
1
( a + b)
2
( a + b)
3
( a + b)
4
( a + b)
5
1
1
1
1
1
2
3
4
5
1
1
3
6
10
1
4
10
1
5
1
⇒ ( a + b ) = 1 ⋅ a 5 + 5 ⋅ a 4 ⋅ b1 + 10 ⋅ a 3 ⋅ b 2 + 10 ⋅ a 2 ⋅ b 3 + 5 ⋅ a1 ⋅ b 4 + 1 ⋅ b 5
5
Man erkennt:
© Prof. Dr. C. Neumann
Die erste und letzte Zahl einer Zeile ist immer 1
Die anderen Zahlen ergeben sich als Summe der jeweils links und rechts darüber stehenden
Zahlen der Zeile zuvor.
V7
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48/86
Andere Berechnung der Koeffizienten:
(3.1)
© Prof. Dr. C. Neumann
V7
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49/86
Einführung von Kurzschreibweisen (Euler 1707-1783):
(3.2)
( a=
+ b) n
( a − b) n =
n
n
∑ k a n− k ⋅ b k
k =0
n
n
k =0
∑ (−1)k k an−k ⋅ bk
mit n, k ∈ *
mit n, k ∈ *
n
n n
=
Binomialkoeffizienten mit =
=
1
k
0 n
© Prof. Dr. C. Neumann
V7
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50/86
Anmerkungen:
Weitere Kurzschreibweise: 1 ⋅ 2 ⋅ 3 ⋅ 4 ⋅ ⋅ ⋅ ⋅n := n !
(Lies: „ n -Fakultät“)
Aus der Definition folgt sofort: (n + 1)! = 1
⋅ 2
⋅ 3
⋅ 4 ⋅⋅⋅⋅
n ⋅ (n + 1) = (n + 1) ⋅ n !
n!
n
Damit gilt für die Binomialkoeffizienten :
k
n
k
=
n
⇒
k
(
)
(
n ⋅ ( n − 1) ⋅ ( n − 2 ) ⋅ ... ⋅ n − ( k − 1)
n ⋅ ( n − 1) ⋅ ( n − 2 ) ⋅ ... ⋅ n − ( k − 1)
=
k!
1 ⋅ 2 ⋅ 3 ⋅ ... ⋅ k
(
)
)
n ⋅ ( n − 1) ⋅ ( n − 2 ) ⋅ ... ⋅ n − ( k − 1) ⋅ ( n − k ) ⋅ (n − k − 1) ⋅ ... ⋅ 3 ⋅ 2 ⋅ 1
n!
k !(n − k ) !
© Prof. Dr. C. Neumann
k ! ⋅ ( n − k ) ⋅ (n − k − 1) ⋅ ... ⋅ 3 ⋅ 2 ⋅ 1
( n, k ∈ ; n ≥ k )
*
V7
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51/86
Spezialfälle:
(3.3)
© Prof. Dr. C. Neumann
V7
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52/86
Übungsaufgaben
49)
Berechnen Sie:
53)
13
10
a) b)
4
5
k =0
ist zu beweisen.
Man setze im binomischen
Lehrsatz a= b= 1 .
Entwickeln Sie (3 p 2 − 2 q )4 .
51)
Wie lautet der konstante Term - also der
54)
Term, der kein x enthält -
52)
n
Anleitung:
50)
in 2x 2 +
n
∑ k = 2n
n n n
Man zeige: + + + ⋅⋅⋅⋅ = 2n−1
0 2 4
Anleitung:
9
1
?
x
Man setze im binomischen
Lehrsatz a = 1 und b = −1 und verwende
3 17
Wie lautet der 5. Term in (2 + 2 x )
vorhergehende Aufgabe.
?
55)
Welchen Koeffizienten hat der Term im
Ausdruck ?
Formelabschnitt (nächster)
© Prof. Dr. C. Neumann
V7
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4
53/86
Vollständige Induktion
(lat. inducere = hinführen)
Grundlegendes Beweisverfahren in Logik und Mathematik
Anwendbar auf Aussagen, die aus einer Folge von Teilaussagen bestehen, also ein gewisses „ n “ enthalten.
Vorgehensweise:
1)
Beweis für das (i.a.) kleinste n , für das die Aussage gelten soll, auf direktem Weg.
2)
Induktionsannahme: Aussage gelte für ein festes, aber beliebiges n
3)
Zeigen, dass wenn die Aussage für n gilt, sie auch für n + 1 gelten muss
(Schluss von n auf n + 1 )
Beispiel:
Eine Behauptung lautet: Für alle n ≥ 1 gilt
n
∑ k2 =
k =1
© Prof. Dr. C. Neumann
1
n ⋅ (n + 1) ⋅ (2n + 1)
6
V7
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54/86
Beweis:
(4.1)
© Prof. Dr. C. Neumann
V7
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55/86
Übungsaufgaben
56)
Beweisen Sie durch " Schluss von n auf n + 1 " ( vollständige Induktion ), dass gilt:
a)
n
∑ ( 6 k − 5 )=
n(3n − 2)
k =1
2
c) 1 + 2 + 2 + 2
57)
n−1
n
= 2 −1
n(n + 1)
b) 1 + 2 + 3 + + n =
2
3
3
3
3
1 − xn
d) 1 + x + x +
=
+x
1− x
2
n−1
2
( x ≠ 1)
Beweisen Sie durch „Schluss von n auf n + 1 " (vollständige Induktion), dass der Ausdruck x 2 n − y 2 n
durch ( x + y) teilbar ist ( n ∈ ; x , y ∈ ) .
Formelabschnitt (nächster)
© Prof. Dr. C. Neumann
V7
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5
56/86
Gleichungen
Einteilung der Gleichungen z.B. nach
•
Anzahl der auftretenden Variablen
o Gleichung mit einer Variablen
o Gleichung mit zwei Variablen, etc.
•
Art der Verknüpfung der Variablen und Zahlen
algebraischen Gleichungen:
rationale Rechenoperationen +, -, *, / und das Radizieren (=Wurzelziehen) existieren endlich oft, ohne dass
die Variable im Exponenten erscheint,
•
•
an x n + an−1x n−1 + ..... + a1x + a=
0
0
(n ∈ ; alle ai (=
i 1,..., n) reell)
Polynom
Falls n = 1 :
Falls n = 2 :
Gleichung 1. Grades
Gleichung 2. Grades, etc.
transzendente Gleichungen, z.B.
sin x − cos x =
1;
© Prof. Dr. C. Neumann
2 3 x +7 = 5 x + 2 ;
2 ln( x + 3) =x + sin x ;
etc.
V7
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5.1
Gleichungen 1. Grades mit einer Variablen
Die Gleichung a ⋅=
x+b 0
5.2
57/86
( a ≠ 0) hat genau eine Lösung x = x1 = −
b
a
Gleichungen 2. Grades mit einer Variablen
a ⋅ x2 + b =
⋅x+c 0
b
c
( a ≠ 0) stets überführbar in x 2 + ⋅ x + =
0
a
a
p
q
(5.1)
© Prof. Dr. C. Neumann
V7
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58/86
Vietascher Wurzelsatz (François Viète 1540-1603): x1 + x2 =
− p und x1 ⋅ x2 =
q
D1 = b 2 − 4 ⋅ a ⋅ c
bzw.
Diskriminante: Ausdruck unter der Wurzel
Diskriminante
2
p
=
D2 − q
2
Es ergeben sich 3 Typen von Lösungen:
•
D > 0:
2 reelle Lösungen x1 und x2 mit x1 ≠ x2
•
D=0 :
1 reelle Lösung x=
x=
x
1
2
•
D < 0:
keine reellen Lösungen (komplexe Lösungen)
© Prof. Dr. C. Neumann
V7
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59/86
Beispiele
(5.2)
© Prof. Dr. C. Neumann
V7
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5.3
60/86
Gleichungen höheren Grades mit einer Variablen
n=3
analytische Lösungen (Cardanische Formel) vorhanden; aber umständlich in der Anwendung.
n=4
analytische Lösungen vorhanden; sind aber für die Praxis kaum brauchbar.
n>4
keine analytischen Lösungen möglich, nur numerisch lösbar.
© Prof. Dr. C. Neumann
V7
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5.4
61/86
Zerlegung in Linearfaktoren
Algebraische Gleichung 2. Grades a ⋅ x 2 + b ⋅ x + c =
0
Zuweisung:
Polynom f ( x) = a ⋅ x 2 + b ⋅ x + c
Nullstellen des Polynoms:
(5.3)
© Prof. Dr. C. Neumann
V7
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62/86
Algebraische Gleichung 3. Grades a ⋅ x 3 + b ⋅ x 2 + c ⋅ x + d =0
(5.4)
© Prof. Dr. C. Neumann
V7
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Für ein Polynom n-ten Grades
Satz 1:
63/86
f ( x) = an x n + an−1x n−1 + ..... + a1x + a0
gelten folgende Sätze:
Besitzt das Polynom f ( x) an der Stelle x = x1 eine Nullstelle, so gilt: f ( x=
) ( x − x1 ) g( x)
( x − x1 ) heißt Linearfaktor
g( x) = reduziertes Polynom
Satz 2:
Ein Polynom n − ten Grades hat höchstens n reelle Nullstellen
Satz 3:
Besitzt
f ( x) = an x n + an−1x n−1 + ..... + a1x + a0
genau n reelle Nullstellen, so gilt:
f=
( x) an ( x − x1 )( x − x2 ) ⋅ ⋅ ⋅ ⋅( x − xn )
Satz 4:
Fundamentalsatz der Algebra (C.F. Gauß, Dissertation 1799)
Eine algebraische Gleichung n − ten Grades hat stets n Wurzeln
(diese sind evtl. komplex und evtl. mehrfach)
Satz 5:
Hat eine Gleichung . n − ten Grades mit ganzzahligen Koeffizienten eine ganzzahlige Lösung, so
ist diese als Teiler in dem absoluten Glied enthalten (Vieta)
© Prof. Dr. C. Neumann
V7
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64/86
(5.5)
Hinweis:
Bei einer doppelten ( n − fachen) Nullstelle tritt der zugehörige Linearterm doppelt ( n − fach) auf.
© Prof. Dr. C. Neumann
V7
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65/86
Übungsaufgaben
Lösen Sie die Gleichungen nach x auf:
58)
a)
x
x
−=
b
+b
a−b
a+b
f) ( a − b ) − x 2 =
b)
a+x
x+1
+ a = a⋅
+1
x
a+x
g)
c) 2 ⋅ x ⋅ ( 2 x + a ) − a 2 = ( 2 x − 1) ⋅ ( 2 x − a )
59)
d)
4x + 3
x − 3 3x + 8
−1= 4 −
+
− 4, 25
3
6
4
e)
2x + 1
6
x − 2 x −1
+
=
+
9
x+2
2
3
2
h)
( x − a) ⋅ ( x − a + b)
3 1
1
− =
2 6 2 1
+
3 x
20 + x 9 x 2 + x + 2 5 − 3x 10 − 4 x
−
= −
x+1
2x − 2
3x + 3
6x2 − 6
Lösen Sie die quadratischen Gleichungen
a) (3x − 7) ⋅ ( x + 2) =
0
c) x 2 + 5 x + 6 =
0
b) 3x 2 + 5 x =
0
d) 3x 2 − 5 x + 4 =
0
© Prof. Dr. C. Neumann
V7
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60)
( x − 1) ⋅ ( x + 2 ) =4 ⋅ ( x + 2 )
2
66/86
61)
Gegeben sei x 2 + 2 ⋅ ( k + 2) ⋅ x + 9 k =
0.
Für welches k fallen die Nullstellen dieser
quadratischen Gleichung zusammen?
62)
Ermitteln Sie die Lösungen (Wurzeln) der kubischen Gleichung x 3 − 3x 2 + 3x + 7 =
0
© Prof. Dr. C. Neumann
V7
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5.5
67/86
Wurzelgleichungen
Wurzelgleichungen:
Die Unbekannte x tritt in Wurzelausdrücken auf.
Lösungsverfahren:
1) Wurzelausdruck isolieren (evtl. mehrere Schritte nötig)
2) Quadrieren (bzw. potenzieren)
3) Nach der Unbekannten x auflösen
4) Probe ist Teil der Lösung!
© Prof. Dr. C. Neumann
V7
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68/86
Beispiel:
(5.6)
© Prof. Dr. C. Neumann
V7
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69/86
Übungsaufgaben
Lösen Sie die Gleichungen nach x auf
63)
3−2 x =
−4
73)
2 x + 19 + 5 =
0
16 2 x−2 = 2 3 x−2
64)
x −1 + x +8 =
9
74)
65)
16 + 3 7 x − 5 =
2 7
75)
3 x −7 = 9 x + 4
66)
x + 3 + 2 (x − 4) =
76)
3
2
67)
2 x − 3 + 5 − 3x =
0
68)
x + 15 − 10 − x =
1
69)
x + 1 + 2x + 3 − 8x + 1 =
0
70)
3
15
x+3
77)
28 − 2 x − 3 =
3
71)
( 3n + x ) ⋅ (
72)
7 + 3 2x + 4 =
16
© Prof. Dr. C. Neumann
)
x − 2n =−
x n
2
x+1
2
=
3
p = p0 ⋅ e
−3
− ρ ⋅g⋅h
p0
n−1
n
T1 p1
78)
=
T2 p2
→h= ?
=
→n ?
79)
2 ln x = ln 16
80)
lg ( 2 x + 3=
) lg ( x − 1) + 1
81)
5 lg x= 2 ⋅ 3lg x
V7
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82)
lg x 2= 3 ⋅ lg 4
83)
ln
84)
lg ( x − 1) + lg=
3 lg x − 1
1+ x
=a
1− x
© Prof. Dr. C. Neumann
(
2
)
70/86
(
) (
ax + 1 + lg
85)
lg
86)
1
1 1
+ =ln x
ln x 2 2
)
ax − 1 − 2 lg ( ax − 1) − 1 =
0
V7
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5.6
71/86
Betragsgleichungen
Die Unbekannte x tritt unter dem Absolutzeichen auf.
Lösung erfolgt über Fallunterscheidung
a
a =
−a
falls a ≥ 0
falls a < 0
© Prof. Dr. C. Neumann
V7
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Beispiel:
72/86
x − 1 =− x 2 + 5
© Prof. Dr. C. Neumann
V7
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73/86
(5.7)
© Prof. Dr. C. Neumann
V7
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74/86
Übungsaufgaben
Für welche x ∈ gilt:
87)
x2 − x =
24
89)
x +1 = x −1
88)
x2 − 2 =
x
90)
2 x + 4 =− x 2 − x − 6
© Prof. Dr. C. Neumann
(
)
V7
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5.7
75/86
Ungleichungen
Beispiel:
2x + 5 > 9
Gesucht: x = ?
Regeln:
•
Addition oder Subtraktion eines beliebigen Terms auf beiden Seiten der Ungleichung ist erlaubt.
•
Multiplikation oder Division der Ungleichung mit einer positiven Zahl c > 0 ist erlaubt.
•
Multiplikation oder Division einer Ungleichung mit einer negativen Zahl c < 0 ändert das Relationszeichen:
>
<
≥
≤
aus
wird
<
>
≤
≥
Hinweis:
Die Lösungen sind oft Intervalle.
© Prof. Dr. C. Neumann
V7
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Beispiel:
76/86
Für welche x gilt: 2 x + 5 ≤ x + 4 ?
© Prof. Dr. C. Neumann
V7
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77/86
(5.8)
© Prof. Dr. C. Neumann
V7
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78/86
Übungsaufgaben
Für welche x ∈ gilt:
91)
x2 − x − 2 ≤ 0 ?
94)
x2 − 9 < x − 1
92)
( x − 1)
95)
93)
x2 + x − 1 ≥ 0
x −1
<1
x+1
2
≤ x
© Prof. Dr. C. Neumann
V7
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6
79/86
Lösungen zu den Übungsaufgaben
Mengen:
M2 {=
1, 3}
{1, 3};=
1)
=
M1
2)
=
M
3)
Vereinfachen Sie folgende Ausdrücke durch Betrachten des Mengendiagramms:
{x|( x ∈ M
1
M1
}
∨ x ∈ M2 ) ∧ x ∉ ( M1 ∩ M2 )
a) A
e) A
b) A \ B
f) A ∩ B
c) {
}
d) A ∪ B
Vereinfachen von Ausdrücken
4)
3a + 4 b + 3
7)
4 a 2 − 3b
5)
a 2 − 2ac − b 2 + c 2
8)
−4 ( b − c )
6)
(7a + 3)
2
© Prof. Dr. C. Neumann
V7
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80/86
Bruchrechnung:
9)
10)
176
81
2
a2 − 1
14)
a−b
15)
−1
4 ⋅ ( 4 a − 1)
−2a 2 + 18 a + 4
a2 − 1
11)
a
16)
12)
a 2b − a − 1
ab
17)
−
13)
a2
a2 − a − b
y
x
−1−
y
x
Komplexe Zahlen
18)
−1
20)
3+3 3⋅j
19)
−9 19
−
j ; − 46 + 9 j
13 13
21)
r=
2 3; ϕ =
−30°
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V7
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81/86
Potenzen, Wurzeln, Logarithmen
22)
y
x
23)
1
an
24)
x+y
25)
a2 + b2
26)
6
b
a
27)
3
ab b 2 − a 2
28)
a 2x
29)
0
30)
2
31)
nc
(
32)
(n + x)
33)
4a b
34)
−3 x =
35)
a) 2n4 x−a + 15a 5 x−2 y
36)
a)
)
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2
b)
5
a
1
1
5 lg u + lg b − a ( lg x + lg y )
6
2
b) 3 log a u +
(
1
log a ( u + v ) − 1
2
)
c) 4 + log c c 3 − 1 − log c b
37)
log 2 +
1
log ( a + b ) + 3 log a + 2 log b
2
1
− log c − 2 log ( a + c )
3
V7
Rumpfskript zur Vorlesung Mathematik-Brückenkurs
38)
1
lg a + 2 lg c − lg b − lg d
3
39)
c2
lg
b
40)
lg
41)
a
lg
a−b
42)
x=
(
a3 + b3
)
2
1
25
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82/86
1
2
43)
−
44)
b=4
45)
identische Ausdrücke
46)
=
k lg
=
e
1
ln 10
1
C
⋅
lg
D+ E
F
47)
B =
; D 10
=
A
48)
lg F − lg A − E⋅lg B
C⋅lg B
x2
a) lg
b) lg
( x − y )3
y
x2
V7
Rumpfskript zur Vorlesung Mathematik-Brückenkurs
83/86
Binomischer Lehrsatz
49)
Berechnen Sie:
a) 715
b) 252
50)
81p8 − 216 p6 q +
51)
672
3
4
2 2
216 p q − 96 p q
+ 16q 2
52)
2380 ⋅ 217 x12
53)
Behauptung stimmt
54)
Behauptung stimmt
55)
1080
Vollständige Induktion
56)
Behauptungen stimmen
57)
Behauptung stimmt
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V7
Rumpfskript zur Vorlesung Mathematik-Brückenkurs
84/86
Gleichungen
Lösen Sie die Gleichung nach x auf
58)
a) a 2 − b 2
d) 3
b) −1
e)
c) x =
a
2
b
−40
; 4 f) a − b;
2
11
g) 12
h)
−17
; −2
2
Quadratische Gleichungen:
59)
a)
7
−5
; −2 b) 0,
3
3
c) −3, −2 d)
62)
60)
3; −1; −2
61)
4;1
5 ± j 23
6
x0 =
−1; x1,2 =
2± j 3
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V7
Rumpfskript zur Vorlesung Mathematik-Brückenkurs
85/86
Wurzel-, Exponential- u. logarithm. Gleichungen
63)
49
4
76)
2
77)
p0
p
ln 0
ρg p
64)
17
65)
3
66)
6
67)
2
68)
1
69)
3
79)
4
70)
2
80)
71)
25n2
13
8
81)
22,75
72)
5
2
82)
±8
73)
keine Lösung
83)
74)
2
ea − 1
ea + 1
75)
−15
84)
2
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ln
78)
ln
p2
p1
T1
p
− ln 1
T2
p2
V7
Rumpfskript zur Vorlesung Mathematik-Brückenkurs
85)
11
10a
86/86
86)
e 2 ; e −1
Betragsgleichungen
87)
−4, 42443; 5, 42443
89)
0
88)
1; 2
90)
−2; 1
94)
−3,702 < x < −2, 372
∧ 2,702 < x < 3, 372
95)
x > −1
Ungleichungen
91)
−1 ≤ x ≤ 2
92)
3− 5
3+ 5
≤x≤
2
2
93)
−1 − 5
−1 + 5
∨x≥
x| x ≤
2
2
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V7