Eine Rezension zu "Interkulturelle Kommunikation. Grundlagen und

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Christine Wolf
Eine Rezension zu "Interkulturelle
Kommunikation. Grundlagen und
Konzepte" von Hans Jürgen Heringer
Rezension / Literaturbericht
Rezension:
Interkulturelle Kommunikation.
Grundlagen und Konzepte
Hans Jürgen Heringer
HERINGER, HANS JÜRGEN. (2010). Interkulturelle Kommunikation. Grundlagen und
Konzepte. Tübingen/Basel: A. Francke Verlag. ISBN 3-7720-3016-5 (UTB Taschenbücher
Bd. 2550). 240 Seiten, EUR 16,90.
Im Zeitalter fortschreitender Globalisierung nimmt die Bedeutung von internationalen sowie
interkulturellen Beziehungen zu. Mit der Internationalisierung wächst auch das Bewusstsein
für die Interkulturelle Kommunikation, die durch tiefgreifende Kenntnisse anderer Sprachund Kulturräume eine erfolgreiche Kommunikation ermöglicht. Aufgrund der Aktualität des
Themas wird die Interkulturelle Kommunikation als Wissenschaft der wortlosen Sprache im
Kulturkontakt in zahlreichen Büchern aufgegriffen. Äußerst lesenswert hierzu ist das Buch
"Interkulturelle Kommunikation" von Prof. Dr. Hans Jürgen Heringer. Er vermittelt in dem
Buch die linguistischen Grundlagen der Interkulturellen Kommunikation und führt eine
detaillierte Darstellung der Aspekte auf, die für ein erfolgreiches interkulturelles
Kommunizieren wesentlich sind. Zum Verständnis des komplexen Themas setzt Heringer sein
Augenmerk auf die Aspekte Kultur und Sprache.
Das Buch besteht aus neun Kapiteln, von denen jedes einzelne breite Themenkomplexe
behandelt. Aufgrund der inhaltlichen Kohärenz können diese zu drei Teilen komprimiert
werden. Die ersten Kapitel (1 – 4) behandeln verschiedene Aspekte der Kommunikation,
während die späteren Kapitel (5 – 7) der Beziehung zwischen Sprache und Kultur gewidmet
sind. In den letzten beiden Kapiteln (8 – 9) werden die kulturellen Unterschiede analysiert.
Im einführenden Kapitel "Grundlagen der Kommunikation" werden die wichtigsten
Kommunikationsmodelle vorgestellt. Der Leser wird unter anderem mit dem SenderEmpfänger- und dem Organon-Modell bekannt gemacht. Ausgehend von diesen theoretischen
Grundlagen benutzt Heringer eine weite Definition der Kommunikation, die verbale wie
nonverbale Elemente einschließt. Kommunikation beruht auf gegenseitigen Erwartungen und
Annahmen: ,,Kommunikation basiert auf reziprokem Wissen“ (S.33). Das Kapitel "Was ist
Konversation" behandelt die Grundlagen der Konversationsanalyse, bei der entgegen
allgemeiner Annahme nicht die Sprechakte, sondern der reale Verlauf einer kommunikativen
Handlung untersucht wird. Im folgenden Kapitel "Nonverbale Kommunikation" geht es um
die nichtsprachlichen Kommunikationsformen Gestik, Mimik und Paraverbales. Anhand von
Beispielen
veranschaulicht
der
Autor
die
Bedeutung
von
nonverbalen
Kommunikationshandlungen zwischen Menschen unterschiedlicher Kulturen und Sprachen.
Die zusammenfassende Feststellung im Hinblick auf die nonverbale Kommunikation ist, dass
in der Konversation Verbales, Nonverbales und Paraverbales zusammenwirken. Um die
komplexe Beziehung von Sprache und Kultur zur verstehen, werden in Kapitel 5 die Begriffe
Kultur und Sprache definiert. Anschließend wird die Sprache unter den Gesichtspunkten ihrer
Entstehung, Entwicklung und des kindlichen Spracherwerbs betrachtet. Als zentraler Aspekt
des Verstehens stellt sich das Wissen heraus. Und zwar brauchen wir Wissen über die Welt,
um sprachliche Handlungen zu verstehen: „Wir verstehen uns, soweit das Wissen gemeinsam
ist in dem Sinn, dass wir voneinander wissen, was wir wissen„ (S. 126). Kapitel 6 behandelt
den Aufbau des Wissens sowie kulturelle Unterschiede. Anhand eines Dialogs, in dem es um
ein offensichtliches Missverständnis geht, werden die Schwierigkeiten des gegenseitigen
Verständnisses dargestellt. Denn Fakt ist, dass einschlägiges Wissen und vor allem kulturelle
Unterschiede die Hauptprobleme der Interkulturellen Kommunikation darstellen. Im
darauffolgenden Kapitel "Kultur und Sprache" widmet sich Heringer den Hotspots, Hotwords
und Somatismen und ihrer Bedeutung in der Interkulturellen Kommunikation im Hinblick auf
Kommunikationsprobleme. Im Mittelpunkt steht dabei das Konzept der Rich Points. Damit
bezeichnet er Stolpersteine der Kommunikation, die aus mangelnder Kenntnis kultureller
Hintergründe entstehen. Anhand von zahlreichen Beispielen macht Heringer dem Leser in
diesem Abschnitt deutlich, dass die Quellen der interkulturellen Missverständnisse nur durch
Auseinandersetzung mit anderen Kulturen verhindert werden können. In den letzten zwei
Kapiteln
widmet
sich
Heringer
den
Kulturstandards,
also
den
Spielregeln
des
gesellschaftlichen Lebens in einer Kultur. Anhand von Beispielen der chinesischen Kultur
veranschaulicht der Autor, inwieweit die (Nicht-)Kenntnis fremder Kulturstandards unser
Handeln beeinflussen kann. Sobald fremde Kulturstandards fehlen, bilden sich Stereotypen
heraus, die in engem Zusammenhang mit Vorurteilen stehen. Auf der Grundlage der
Stereotypen geht Heringer zu dem kulturellen und sprachlichen Relativismus über, der als
Sapir-Whorf-Hypothese bezeichnet wird. Laut dieser Hypothese wird die Sprache von
unserem Denken und Weltbild bestimmt.
Das Buch löst mit seinen 235 Seiten die Erwartung einer fachkundigen Behandlung der
Interkulturellen Kommunikation ein. Die linguistischen Themen, die man in einer Einführung
erwartet, werden auf eine neue, unkonventionelle Weise behandelt und im Gegensatz zu
anderen Einführungen ins Thema vertieft. Mit der vorliegenden Arbeit ist es Heringer
gelungen, das umfassende Thema der Interkulturellen Kommunikation in einer kohärenten
Argumentationsweise verständlich zu übermitteln. Darum ist das Buch nicht nur für
Fachleute, sondern auch für Studenten und interessierte Laien geeignet, die sich mit dem
Thema der Interkulturellen Kommunikation vertraut machen wollen. Darüber hinaus wird
dem Leser das Entstehen von Kommunikationsproblemen, die in der heutigen Kultur- und
Sprachenvielfalt nahezu unvermeidbar sind, deutlich. Ob bei geschäftlichen Kontakten,
internationalen Beziehungen oder privaten Unterhaltungen - es können überall größere
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