die schöpfung - Oratorien

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Sonntag, 13.11.2016,19 Uhr
Stadtkirche St. Dionys Esslingen
ABSCHLUSSKONZERT zum
17. ESSLINGER FORUM FÜR JUNGE SOLISTEN
Joseph Haydn
DIE
SCHÖPFUNG
Oratorium für Solostimmen, Chor und Orchester, Hob XXI: 2
Programmheft € 2,-
Sonntag, 13. November 2016
Evangelische Stadtkirche St. Dionys
19 Uhr - ABSCHLUSSKONZERT
17.
Joseph Haydn (1732-1809)
DIE SCHÖPFUNG
für Solostimmen, gemischten Chor und Orchester
Hob XXI: 2
Text von Gottfried van Swieten
nach dem Epos »Paradise lost« von John Milton
Sonnhild Beyer, Sopran (Erzengel Gabriel, Eva)
Sarah Hudarew, Alt (Schlusschor)
Dennis Marr, Tenor (Erzengel Uriel)
Michael Roman, Bass (Erzengel Raphael, Adam)
Felix Glang, Cembalo
Anna Ohlendorf-Kist, Violoncello
Chor und Orchester des Oratorien-Vereins Esslingen
Jörg Dobmeier, Leitung
Programmheft 2,- €
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Eine Aufführung von Haydns Schöpfung im Festsaal der alten Universität zu Wien am 27.3.1808 zu Ehren des Komponisten
Nach einem Aquarell von Balthasar Wiegand (1771-1846)
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Zur Entstehung des Oratoriums Die Schöpfung
Der am 30.10.1733 in Leiden in den Niederlanden (damals habsburgisches Territorium) geborene Gottfried van
Swieten (gestorben am 29.3.1803 in Wien) »hat einen festen Platz in der Musikgeschichte. Abstecken kann man
diesen mit den Schlagworten ›Bach- und Händel-Pflege‹ sowie Schöpfung und Jahreszeiten, deren Libretti der
Baron für Haydn verfaßt hatte« (O. Biba). Vater Gerard van Swieten wird 1745 Leibarzt der Kaiserin Maria
Theresia. Mit Musik befaßt sich sein Sohn Gottfried ausschließlich aus Neigung, was zum selbstverständlichen
Bildungsideal des Wiener Adels gehört, als er als Jugendlicher die Maria Theresianische Ritterakademie in Wien
besucht. »Van Swieten war erst Diplomat und dann in Belangen der Wissenschaft und des Unterrichts eingesetzter
Beamter in habsburgischen Diensten«. Als Diplomat ist er von 1755-1757 in Brüssel, von 1760-1763 in Paris,
1763/64 in Warschau, bereist die Schweiz und England, und von 1770 bis 1777 in Berlin. 1777 wird er zum
Präfekten (Direktor) der k.k. Hofbibliothek in Wien (der heutigen Österreichischen Nationalbibliothek) ernannt.
Seine eigenen Kompositionen von Opern und Sinfonien gehören heute der Vergessenheit an.
W.A. Mozart schreibt am 10. April 1782 den berühmten und viel zitierten Satz: »ich gehe alle Sonntage um 12
uhr zum Baron van Suiten – und da wird nichts gespiellt als Händl und Bach.« O. Biba ist als Direktor der
Gesellschaft der Musikfreunde in Wien sehr genau über die damaligen Wiener Verhältnisse orientiert und schreibt
1997: »Von diesem Satz aber die Behauptung abzuleiten, daß van Swieten Mozart im besonderen und die Klassiker
im allgemeinen mit Bach bekannt gemacht hat, daß er in seinen Berliner Gesandtschaftsjahren das Schaffen J.S.
Bachs kennengelernt und diese Kenntnisse nach Wien mitgebracht und hier weitergegeben habe, ist ein gewagtes,
nein: phantasievolles Unterfangen, zu dem sich die Musikgeschichte lange bekannt hat und das als Legende bis
heute fortlebt«.
Für die Entstehung von Haydns Schöpfung nennt Georg Feder (1999) kenntnisreich mehrere Ursachen:
»Erstens sein eigener, nach seinen Londoner Erlebnissen entstandener Wunsch, eine Werk wie Händels Messias zu
schaffen; zweitens die Anregung eines Londoner Musikfreundes, als Thema die Schöpfungsgeschichte zu wählen;
drittens die Bereitstellung eines englischen Textbuchs über dieses Thema durch den Londoner
Konzertunternehmer Johann Peter Salomon, der Haydn nach England geholt hatte und von ihm nach
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erfolgreichen Sinfonien und anderen Werken nun auch ein Oratorium für London zu erhalten wünschte; viertens
das schon länger zurückliegende und wieder erneuerte Drängen Swietens, Haydn möge für Wien ein Werk in der
Art von Händels Oratorien schreiben; fünftens die deutsche Übersetzung und Bearbeitung des englischen
Textbuches durch Swieten und sechstens die Finanzierung des Unternehmens durch zehn Mitglieder des in
muskalischer Hinsicht von Swieten beeinflußten Wiener ›Hohen Adels‹, für den Haydn, wie er sich am 9.VII.1799
brieflich ausdrückt, die Schöpfung ›in Musick‹ habe ›setzen müssen‹«.
Der Ursprung und die Überlieferung der englischen Textvorlage ist mit allerhand Thesen behaftet, denn der
Verfasser namens »Lidley« läßt sich nicht nachweisen. Die Originalausgabe der Partitur erschien 1800 zweisprachig,
mit deutschem und englischem Text (in Kleinstich) unterlegt. Daß Haydn ursprünglich den deutschen Text
komponiert hat, läßt sich anhand seiner Skizzen beweisen. Unbestritten ist, daß van Swieten eine freie und in
Details veränderte deutsche Übersetzung anfertigte. Um dem Hörer besser zu verdeutlichen, welche Textquellen
van Swieten für das Libretto verwendet hat, finden sich in unserem Programmheft in der linken Spalte vor dem
abgedruckten Text jeweils Hinweise auf zitierte oder korrespondierende Bibelstellen und auf John Miltons Epos
Paradise Lost. Sie sind entnommen der sehr lesenswerten ›Bärenreiter Werkeinführung‹ des Haydn-Forschers
Georg Feder: Joseph Haydn, Die Schöpfung, Kassel u. a. 1999, S. 197ff.
Haydn beginnt mit den ersten Kompositionsskizzen 1796, komponiert u.a. auch die Paukenmesse und die
Heiligmesse, im darauffolgenden Jahr stellt er die Partitur größtenteils fertig, und kann am 6. April 1798 dem
Fürsten Schwarzenberg die Fertigstellung des Oratoriums melden. »Die an den Proben am Freitag, dem 27. und
Samstag, dem 28.IV.1798 beteiligten Musiker erzählten ›von den Herrlichkeiten dieses Tonwerkes so
Außerordentliches und Niegehörtes [… ], daß die Kunde davon gleich einem Lauffeuer in der ganzen Stadt sich
verbreitete und die Erwartungen sich auf den Kulminationspunkt steigerte«.
Die Uraufführung findet unter Leitung des Komponisten am Abend des 30. April 1798 im Palais
Schwarzenberg statt, am Hammerflügel sitzt Antonio Salieri. Die Anzahl der ausführenden Musiker wird in den
Quellen mit mindestens 140-160 Personen angegeben. Der große Erfolg macht Wiederholungen am 7. und 10.
Mai notwendig. Wenige Tage später findet die Aufführung in der Presse ein begeistertes Echo. »…Die Musik hat
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eine Kraft der Darstellung, welche alle Vorstellung übertrifft; man wird hingerissen, sieht der Elemente Sturm,
sieht es Licht werden, die gefallenen Geister tief in den Abgrund sinken, zittert beym Rollen des Donners,
stimmt mit in deen Feyergesang der himmlischen Bewohner. Die Sonne steigt, der Vögel frohes Lob begrüßt die
steigenden … Aber über allen Ausdruck ist das Gemählde der Schöpfung des Menschen… Mit dem Lobgesang
Gottes endet dieß unsterbliche Werk …« (Neuer Teutscher Merkur, 6. Stück, Jun. 1798). Die erste öffentliche
Darbietung erlebt das Wiener Publikum im Burgtheater am 19. März 1799.
Anmerkungen zur Rezeptionsgeschichte der Schöpfung
Schon vor J. Haydn gibt es im 18. Jahrhundert fast ein Dutzend Schöpfungs-Kompositionen, sei es als
Instrumentalwerk Les Elements · Suite pour Orchestre von Jean-Fery Rebel Paris 1737 oder als Singspiel im
schwäbischen Dialekt Die Schöpfung des Menschen, der Sündenfall und dessen Strafe von Sebastian Sailer,
Schussenried 1743 oder in Form Geistlicher Kantaten u.ä. Nach Umfang und Bedeutung können diese
Kompositionen jedoch nicht mit Haydns Schöpfung verglichen werden.
Nach Haydn begegnen uns im 19. Jahrhundert erneut ein Dutzend Schöpfungskompositionen, jetzt nahezu
alle als Oratorium benannt, textlich zumeist auf John Miltons Paradise lost zurückgreifend. Für viele
Komponisten bietet die Schöpfungsgeschichte auch im 20. Jahrhundert Anlaß, sich mit der Materie
auseinanderzusetzen. Herausragend sind Darius Milhaud mit La Création du Monde, Ballett op. 81, Paris 1923
oder Mauricio Kagel, Die Erschöpfung der Welt (Szenische Illusion in einem Aufzug) Stuttgart 1978 und im
selben Jahr Krzysztof Penderecki Paradise Lost (Sacra Rappresentatione in zwei Akten) Chicago.
Das Autograph von Haydns Komposition ist leider verschollen. Nur wenige Skizzen haben sich erhalten, die
z.T. faksimiliert, der Öffentlichkeit zugänglich sind (vgl. ORA-Echo Nr. 38, Herbst 2016, S. 9.
Der Erstdruck der Partitur erscheint 1800 im Selbstverlag in Wien, von Haydn eigens angekündigt in der
Allgemeinen Musikalischen Zeitung (AMZ I, 1799), das Subskribenten-Verzeichnis enthält 409 Personen, die
507 Exemplare bestellt haben. 1803 übernimmt der Verlag Breitkopf & Härtel in Leipzig die Druckplatten – die
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bis 1871 benutzt werden! Schon 1800 bzw. 1801 erscheinen in Paris bei den Verlagen Erard und dann bei Pleyel
Partiturdrucke mit der Übersetzung in französische Sprache.
1800 erscheint der Klavierauszug gleich in drei Verlagen, z.T. mit englischem Text (Artaria in Wien, André in
Offenbach, Breitkopf & Härtel in Leipzig), 1801 bei Simrock in Bonn die Orchesterstimmen. Im Haydn
Werkverzeichnis von Hoboken erscheinen seitenweise weitere Drucke sowie eine Fülle von Abschriften, wichtig
ist die Schlußfolgerung daraus:
Da Joseph Haydn inzwischen weit über die Landesgrenzen hinaus ein berühmter Komponist ist, versprechen
sich die Verleger natürlich ein gutes Geschäft für Ihre Investitionen und ermöglichen bzw. fördern die
Ausbreitung des Werkes europaweit innerhalb ganz weniger Jahre, weltweit innerhalb weniger Jahrzehnte.
Nachweisen lassen sich diese Aufführungen u.a. durch veröffentlichte Rezensionen in der bedeutenden
AMZ, von Friedrich Rochlitz 1798 in Leipzig begründet. In 50 Jahrgängen erscheint sie ununterbrochen bis 1848
und wird durch einen Registerband beendet bzw. sinnvoll erschlossen. Sie ist eine unerschöpfliche Fundgrube, in
der man mühelos nachlesen kann, wie welche größeren Kompositionen wo und wann von den Zeitgenossen
aufgenommen wurden. Von der Uraufführung der Schöpfung im Jahr 1798 lassen sich in der AMZ bis 1848
insgesamt 125 rezensierte Aufführungen nachweisen. Es ist davon auszugehen, daß die tatsächliche Zahl der
Aufführungen wesentlich höher ist, da die AMZ ein weltweites Korrespondentennetz erst aufbauen mußte.
Haydns Oratorien Die Schöpfung und Die Jahreszeiten spielen in der Entwicklung der bürgerlichen
Musikkultur des 19. Jahrhunderts eine ganz besondere Rolle. Ohne diese Werke ist das öffentliche Konzertwesen
kaum denkbar, beide werden Grundpfeiler der Chor-Vereinigungs-Tradition und Oratorienpflege. Drei Beispiele
sollen dies stellvertretend untermauern: 1802 wird in St. Petersburg die Gründung einer »Philharmonischen
Gesellschaft« mit der Aufführung von Haydns Schöpfung begangen. Zur Begründung des »Ersten
Niederrheinischen Musikfestes« in Elberfeld am 2.11.1817 wird Haydns Schöpfung aufgeführt. Die
»Philharmonische Gesellschaft« in Sidney veranstaltet 1836 ihr erstes großes Konzert mit Chorsätzen aus Händels
Messias und Haydns Schöpfung. Eine ganze Reihe von Oratorien-Vereinen leiten ihren Namen unmittelbar von
ersten Schöpfungs-Aufführungen ab.
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Das können wir für den »Oratorien-Verein Esslingen« in dieser Form nicht nachweisen – die älteste
gedruckte Namensnennung des Vereins erscheint 1844 – jedoch dokumentieren Annoncen in der ›Eßlinger
Schnellpost‹ und dem ›Eßlinger Tagblatt‹ vom 27. Mai 1848 ein Benefizkonzert im Stadttheater, das sechs
Nummern aus dem ersten Teil von Haydns Schöpfung enthält. Die Vokalstimmen werden nicht von einem
Orchester, sondern von einem Tasteninstrument begleitet. In den Annalen des Oratorien-Vereins Esslingen
(Jubiläumsschrift 2001, Esslinger Studien, Stadtarchiv) hat Frau Dr. Görg des Weiteren nachgewiesen, daß Max
Waldhauser 1857 den ersten Teil der Schöpfung, 1858 den zweiten und 1859 die erste Gesamtaufführung geleitet
hat. Bis zum Ende des 19. Jahrhunderts sind es insgesamt 16 Aufführungen, alle mit Begleitung von Klavier oder
Orgel.
Im 20. Jahrhundert sind 6 Aufführungen belegt, jetzt alle mit Begleitung eines Orchesters: Unter Wilhelm Nagel
1905 (siehe Abbildung), 1912, 1923, 1927, 1932 (zum 200. Geburtstag Haydns), schließlich unter Markus MüllerHäuser 1982 (zum 250. Geburtstag). Unter Jörg Dobmeier gibt es eine Aufführung in unserem Jahrhundert, am
14.11.2004 innerhalb des »11. Esslinger Forum für Junge Solisten«.
Daß die Schöpfungsgeschichte viele Künstler bis in unsere Tage beschäftigt hat, zeigt u.a. die Kölner
Gestalterin Juli Gudehus, die die Schöpfung in Form von Piktogrammen darstellt (vgl. DIE ZEIT Nr. 1,
1.1.1993, S. 38; als Büchlein Genesis gedruckt im Verlag Lars Müller, CH-5410 Baden 1997. ISBN 3-907044-51-7
erneut als Genesis – die Schöpfung im Verlag Carlsen, Hamburg 2009. ISBN 978-3-551-68453-0).
Prof. Dr. Ulrich Prinz
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Haydns Schöpfung im gewandelten Weltbild
Seit etwa meinem zehnten Lebensjahr, als ich die Schöpfung erstmals hörte und die Doppel-LP in der Aufnahme
mit Igor Markevitch, Irmgard Seefried, Richard Holm und Kim Borg verinnerlichte, ist sie eine meiner
Lieblingskompositionen. Dies gilt unverändert, auch nachdem sich meine Kenntnisse bezüglich der
Erdgeschichte doch seither stark verändert und erweitert haben und ich wie wohl die überwiegende Mehrheit
unserer Zeitgenossen vom damaligen vom wörtlichen Bibelverständnis geprägten „Creationisten“ zum
„Evolutionisten“ geworden bin, um die heutigen Schlagwörter zu gebrauchen.
Es ist unstrittig, daß die Schöpfung nicht an 7 Erdentagen vor ca. 5000 Jahren stattgefunden hat.
Die Wissenschaft nimmt heute einen Zeitraum von 4,5 Milliarden Jahren allein für die Erdgeschichte an, nicht
eingerechnet die Entstehung des Weltalls seit dem postulierten „Urknall“. Faszinierend nachzuvollziehen, wie
sich allmählich die Galaxien, wie sich unser Sonnensystem mit den Planeten entwickelt hat, wie unsere Erde
entstanden ist in der „habitablen“ Entfernung von der Sonne, in genau richtiger Größe mit einer Gravitation, die
die Atmosphäre festzuhalten in der Lage war und einer Temperatur, die das Wasser größtenteils in flüssigem
Aggregatzustand hielt, ohne daß alles verdampfte oder gefror, wie die Kollision mit Planetoiden zur Entstehung
des Mondes, zur Neigung der Erdachse als Voraussetzung der Jahreszeiten, zur Stabilisierung der Erdrotation
und ihres Umlaufs um die Sonne führte, wie das Magnetfeld um den eisenreichen Erdkern schädliche
extraterrestrische Strahlung ableitete. Von den 4,5 Milliarden Jahren fielen dann etwa 4 Milliarden, der weitaus
größte Teil also, auf Archaikum und Proterozoikum, in dem allenfalls Vorstufen des Lebens entstanden, bis dann
vor etwa 500 Millionen Jahren mit der Photosynthese der Pflanzen als Voraussetzung das heute noch
andauernde Phanerozoikum mit der „kambrischen Explosion“ einsetzte, worunter wir keine Katastrophe
verstehen sondern das Einsetzen der Evolution mit dem ausgeprägten Artenreichtum, wie er uns heute bekannt
ist. Wir wissen heute, daß die Artenvielfalt nicht unveränderlich ist und daß Mutation und Selektion die
Mechanismen sind, nach denen sich das Leben an veränderte Bedingungen anpaßt, daß das Leben immer wieder
Katastrophen ausgesetzt war, die ganze Arten verschwinden ließ, die wohl bekannteste ist wohl der
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Meteoriteneinschlag vor 66 Millionen Jahren, der mit für das Aussterben der Dinosaurier verantwortlich gemacht
wird, an deren Stelle neue Arten traten. Bis dann schließlich der Mensch vor vergleichsweise kurzen 200 000
Jahren auftrat, nicht als Neuschöpfung, wie wir heute wissen, sondern als Abkömmling der Primatenklasse mit
besonders ausgeprägter Großhirndifferenzierung.
Die heutigen sogenannten Creationisten lehnen diese naturwissenschaftliche Sicht bekanntlich ab, da sie
angeblich den Zufall an die Stelle des göttlichen Plans setzt und die Einzigartigkeit der Erde und ihres
„Endprodukts“, also des Menschen, in Frage stellt.
In der Tat sind es zahllose Zufälle, deren Zusammenwirken erst die Evolution der Welt und des Lebens möglich
machte, Zufälle, deren jeder einzelne gleich unwahrscheinlich war, so daß die Möglichkeit, daß alles anders
gekommen wäre, größer war, als daß es so einträte, wie es dann tatsächlich erfolgte.
Wie nun ist der biblische Schöpfungsbericht, den auch Haydn/van Swieten dem Oratorium zugrunde legten,
mit der heutigen naturwissenschaftlich geprägten Sicht zu vereinbaren? Keinesfalls sollte man biblischen
Schöpfungsbericht und naturwissenschaftliche Erdgeschichte als sich gegenseitig ausschließend betrachten.
Der Mythos mißt seine Wahrheit nicht nach Stunden, Tagen, Jahren und Jahrmillionen, er beschreibt nicht
Strukturen, analysiert keine Elemente, liefert keine biologischen Baupläne, keine physikalischen Grundtatsachen,
der Mythos liefert Bilder. Mythen, bildhafte Gleichnisse und Fabeln entfalten trotz scheinbarer Irrationalität eine
eigenständige Schönheit und Wahrheit. Seine andeutenden Bilder entsprechen dem Ahnen, der Einfühlung, der
Intuition. Mythos und Logos sind nicht konträr sondern komplementär.
Weil der Logos auf Grund und Begründung dringen muß, kann er das, was allen Grund selbst gründet, nicht
fassen. Es gibt immer ein weiteres Hinterfragen des Ur-Anfangs, hinter den Urknall zurück. Gott als abstraktes
Urprinzip, als Geheimnis von Materie und Energie?
Um wieviel faßbarer ist da die Vorstellung eines konkreten Wollens einer als Allegorie, als Person beschriebenen
göttlichen Macht!
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Joseph Haydn, Portrait von Thomas Hardy (1791)
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„Und es war gut“ heißt es immer wieder. Und dabei ist es geworden, wie es unter den äußeren zufälligen
Gegebenheiten notwendigerweise werden mußte und nicht anders werden konnte. Ein Wunder, gleichzeitig
notwendig und unwahrscheinlich. Die Schöpfung der Erde: ein grandioser singulärer Glücksfall innerhalb des
unermeßlichen Kosmos? Da kann sich Haydn nicht genugtun in der Naturbeschreibung und dem Gotteslob.
Wie schön alles doch geworden ist. Und zuletzt die Erschaffung des Menschen als des „Königs der Natur“.
In diesem paradiesischen Idealbild fehlt der Hinweis auf die Verantwortung dieses selbsternannten„Königs“ für
seine Mitgeschöpfe, auf die Fragilität des natürlichen Gleichgewichts, auf ein Verbot unziemlicher Ausbeutung
natürlicher Schätze. Das Werk zeigt ungetrübte paradiesische Vollkommenheit, nur am Rande ein zarter Hinweis
und eine zurückhaltende Warnung vor „falschem Wahn“.
Den Grundoptimismus von Haydns Schöpfung können wir heute nicht mehr teilen. Er mag uns erscheinen
als ein Rückblick auf ein verlorenes Paradies, wenngleich auch heute noch landschaftliche Schönheit, ein
herrlicher Sonnenaufgang oder ein klarer Sternenhimmel zu begeistern vermag.
Aber die Wissenschaft kann auch vorausblicken. Die Lebensdauer der Erde ist begrenzt, die Sonne wird
verglühen, Leben erlöschen, Galaxien werden untergehen und neue entstehen. Und dieser kleine blaue Planet
wird nichts sein als die Erinnerung an ein Staubkorn im Universum.
Aber wir dürfen uns zu unseren Lebzeiten noch daran erfreuen, wie einzigartig und schön alles geworden ist,
und wie schön es auch noch lange Jahrtausende sein könnte, wenn wir pfleglicher mit unserem Planeten
umgehen würden, uns als verantwortlichen Teil der Natur begreifen, den Mitgeschöpfen mit Respekt begegnen
und vor allen Dingen Gerechtigkeit pflegen und Frieden halten würden, wenn der Mensch wirklich ein Ebenbild
Gottes „mit Würde und Hoheit“ wäre – welche Anmaßung! – und nicht, wie Sophokles definiert, ein Ungeheuer,
im Guten wie im Bösen. Aus diesem Grund schildert uns Haydns Schöpfung die Welt eher, wie sie sein könnte,
als wie sie ist, zumindest aber als vielleicht illusionäre Mahnung zu menschlicher Mitverantwortung.
Dr. Hartmut Bader
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Skizze zur Arie „Auf starkem Fittiche“, hier noch im 3/4-Takt
15
ERSTER TEIL
gräuliche Schatten; der erste Tag
entstand.
Verwirrung weicht, und
Ordnung keimt empor. Erstarrt
entflieht der Höllengeister Schar
in
des Abgrunds Tiefen hinab
zur
ewigen Nacht.
Chor
Verzweiflung, Wut und
Schrecken
begleiten ihren
Sturz.
Und eine neue
Welt
entspringt auf Gottes Wort.
Nr. 1 Einleitung (Die
Vorstellung des Chaos)
Nr. 2 Rezitativ und Chor
Raphael
Gen 1, 1–2
Gen 1, 2–3
Im Anfange schuf Gott Himmel
und Erde; und die Erde war ohne
Form und leer; und Finsternis war
auf der Fläche der Tiefe.
Chor
Nr. 4 Rezitativ
Und der Geist Gottes schwebte auf
der Fläche der Wasser; und Gott
sprach: Es werde Licht, und es
ward Licht. Uriel
Und Gott sah das
Licht, daß es gut war; und Gott
schied das Licht von der Finsternis.
Raphael
Gen 1, 7
vgl. Ps 135, 7
Vgl. Gen 1, 5b
Vgl. Milton III, IV, VI
Nr. 3 Arie und Chor
vgl. Hiob 38, 22ff.
Uriel
vgl. Milton VII, X
Nun schwanden vor dem heiligen
Strahle
des schwarzen Dunkels
16
Und Gott machte das Firmament
und teilte die Wasser, die unter
dem Firmament waren, von den
Gewässern, die über dem
Firmament waren, und es ward so.
Da tobten brausend heftige
Stürme; wie Spreu vor dem Winde,
so flogen die Wolken. Die Luft
durchschnitten feurige Blitze, und
schrecklich rollten die Donner
umher.
Der Flut entstieg auf sein Geheiß
der allerquickende Regen, der
allverheerende Schauer, der leichte,
flockige Schnee.
erscheine das trockne Land; und es
ward so. Und Gott nannte das
trockne Land: Erde, und die
Sammlung der Wasser nannte er
Meer, und Gott sah, daß es gut
war.
Nr. 5 Solo mit Chor
vgl. Gen 1, 8b
Gabriel
Nr. 7 Arie
Mit Staunen sieht das Wunderwerk
der Himmelsbürger frohe Schar,
und laut ertönt aus ihren Kehlen
des Schöpfers Lob,
das Lob des zweiten Tags.
Raphael
Nr. 6 Rezitativ
Rollend in schäumenden Wellen
bewegt sich ungestüm das Meer.
Hügel und Felsen erscheinen;
der Berge Gipfel steigt empor.
Die Fläche, weit gedehnt,
durchläuft
der breite Strom in mancher
Krümme.
Leise rauschend gleitet fort
im stillen Tal der helle Bach.
Raphael
LIBRETTO
Und Gott sprach: Es sammle sich
das Wasser unter dem Himmel
zusammen an einem Platz, und es
Nr. 8 Rezitativ
vgl. Ps 104, 6–8.10
vgl. Milton I, VII
Chor
Und laut ertönt aus ihren Kehlen
des Schöpfers Lob,
das Lob des zweiten Tags.
Gen 1, 9–10
Gabriel
Gen 1, 11
17
Und Gott sprach: Es bringe die
Erde Gras hervor, Kräuter, die
Samen geben, und Obstbäume, die
Früchte bringen ihrer Art gemäß,
die ihren Samen in sich selbst
haben auf der Erde; und es ward
so.
vgl. Gen 1, 13
vgl. z. B. Ps 33, 2, 6;
Ps 57, 9; Ps 98, s5
Nr. 9 Arie
vgl. Milton VII
Gabriel
vgl. Ps 104,
13–14, 16
vgl. Milton VII
Nun beut die Flur das frische Grün
dem Auge zur Ergötzung dar;
den anmutsvollen Blick
erhöht
der Blumen sanfter Schmuck.
Hier duften Kräuter Balsam aus;
hier sprosst den Wunden Heil.
Die Zweige krümmt der gold’nen
Früchte Last; hier wölbt der Hain
zum kühlen Schirme sich;
den steilen Berg bekrönt ein
dichter Wald.
Und die himmlischen Heerscharen
verkündigten den dritten Tag, Gott
preisend und sprechend:
Nr. 11 Chor
Stimmt an die Saiten, ergreift die
Leier!
Laßt euren Lobgesang erschallen!
Frohlocket dem Herrn, dem
mächtigen Gott!
Denn er hat Himmel und Erde
bekleidet in herrlicher Pracht.
Nr. 12 Rezitativ
Uriel
vgl. Gen 1, 14–16
Nr. 10 Rezitativ
Uriel
18
Und Gott sprach: Es sei’n Lichter
an der Feste des Himmels, um den
Tag von der Nacht zu scheiden
und Licht auf der Erde zu geben;
und es sei’n diese für Zeichen und
für Zeiten, und für Tage und für
Jahre. Er machte die Sterne
gleichfalls.
Gabriel, Uriel, Raphael
Nr. 13 Rezitativ
vgl. Ps 19, 3
Uriel
vgl. Ps 19, 5–6
vgl. Milton IV, VII
vgl. Gen 1, 19
In vollem Glanze steiget jetzt
die Sonne strahlend auf;
ein wonnevoller Bräutigam,
ein Riese, stolz und froh
zu rennen seine Bahn.
Mit leisem Gang und sanftem
Schimmer schleicht der Mond die
stille Nacht hindurch.
Den ausgedehnten Himmelsraum
ziert, ohne Zahl, der hellen Sterne
Gold. Und die Söhne Gottes
verkündigten den vierten Tag
mit himmlischem Gesang,
seine Macht ausrufend also:
Dem kommenden Tage sagt es der
Tag; die Nacht, die verschwand,
der folgenden Nacht.
Chor
vgl. Ps 19, 4–5
Die Himmel erzählen die Ehre
Gottes; und seiner Hände Werk
zeigt an das Firmament.
Gabriel, Uriel, Raphael
In alle Welt ergeht das Wort,
jedem Ohre klingend,
keiner Zunge fremd.
Chor
Die Himmel erzählen die Ehre
Gottes; und seiner Hände Werk
zeigt an das Firmament.
Nr. 14 Chor mit Soli
- etwa 10 Minuten Pause -
Chor
vgl. Ps 19, 2
Die Himmel erzählen die Ehre
Gottes; und seiner Hände Werk
zeigt an das Firmament.
19
ZWEITER TEIL
Gen 1, 20
Noch drückte Gram nicht ihre
Brust,
noch war zur Klage nicht
gestimmt ihr reizender Gesang.
Nr. 15 Rezitativ
Gabriel
Und Gott sprach: Es bringe das
Wasser in der Fülle hervor
webende Geschöpfe, die Leben
haben, und Vögel, die über der
Erde fliegen mögen in dem
offenen Firmamente des Himmels.
Nr. 17 Rezitativ
Gen 1, 21–22
vgl. Gen 1, 22
Nr. 16 Arie
vgl. Hiob 39, 27
vgl. Milton VII
Gabriel
Auf starkem Fittiche schwinget
sich
der Adler stolz, und teilet die
Luft
im schnellsten Fluge zur
Sonne hin.
Den Morgen grüßt der Lerche
frohes Lied, und Liebe girrt das
zarte Taubenpaar.
Aus jedem Busch und Hain
erschallt
der Nachtigallen süße
Kehle.
vgl. Gen 1, 23
vgl. Milton VII
Raphael
Und Gott schuf große Walfische
und ein jedes lebende Geschöpf,
das sich beweget, und Gott segnete
sie, sprechend:
Seid fruchtbar alle, mehret euch!
Bewohner der Luft, vermehret
euch, und singt auf jedem Aste!
Mehret euch, ihr
Flutenbewohner,
und füllet jede
Tiefe!
Seid fruchtbar, wachset,
mehret euch!
Erfreuet euch in eurem Gott!
Nr. 18 Rezitativ
Raphael
Und die Engel rührten ihr’
20
unsterblichen Harfen und sangen
die Wunder
des fünften Tag’s.
25–26
vgl. Milton VII
wälzet sich Leviathan
auf schäumender Well’ empor.
Gabriel, Uriel, Raphael
Nr. 19 Terzett
vgl. Milton IV
vgl. Ps. 104,
Gabriel
24, 31
In holder Anmut steh’n,
mit jungem Grün geschmückt,
die wogigten Hügel da.
Aus ihren Adern quillt,
in fließendem Kristall,
der kühlende Bach hervor.
Nr. 20 Terzett und Chor
Gabriel, Uriel, Raphael und Chor
Der Herr ist groß in seiner Macht,
und ewig bleibt sein Ruhm.
Uriel
In frohen Kreisen schwebt,
sich wiegend in der Luft,
der munteren Vögel Schar.
Den bunten Federglanz
erhöht im Wechselflug
das goldene Sonnenlicht.
Nr. 21 Rezitativ
Raphael
Raphael
vgl. Gen 1, 26
vgl. Ps 104,
Wie viel sind deiner Werk’, o Gott!
Wer fasset ihre Zahl?
Wer? O Gott!
Wer fasset ihre Zahl?
Gen 1, 24
Das helle Naß durchblitzt
der Fisch und windet sich
in stetem Gewühl umher.
Vom tiefsten Meeresgrund
21
Und Gott sprach: Es bringe die
Erde hervor lebende Geschöpfe
nach ihrer Art;
Vieh und
kriechendes Gewürm, und Tiere
der Erde nach ihren Gattungen.
vgl. Gen 1, 26
vgl. Milton VII
Nr. 22 Rezitativ
Nr. 23 Arie
Raphael
Raphael
Gleich öffnet sich der Erde Schoß,
und sie gebiert auf Gottes Wort
Geschöpfe jeder Art,
in vollem Wuchs’ und ohne Zahl.
Vor Freude brüllend steht der
Löwe da. Hier schießt der
gelenkige Tiger empor.
Das zackig Haupt erhebt der
schnelle Hirsch.
Mit fliegender Mähne springt und
wieh’rt
voll Mut und Kraft das
edle Roß.
Auf grünen Matten weidet schon
das Rind, in Herden abgeteilt.
Die Triften deckt, als wie gesät,
das wollenreiche, sanfte Schaf.
Wie Staub verbreitet sich
in Schwarm und Wirbel
das Heer der Insekten.
In langen Zügen kriecht
am
Boden das Gewürm.
Nun scheint in vollem Glanze der
Himmel;
Nun prangt in ihrem Schmucke die
Erde. Die Luft erfüllt das leichte
Gefieder;
Die Wasser schwellt der Fische
Gewimmel; den Boden drückt der
Tiere Last.
Doch war noch alles nicht
vollbracht. Dem Ganzen fehlte
das Geschöpf,
das Gottes Werke
dankbar seh’n,
des Herren Güte
preisen soll.
vgl. Milton VII
Nr. 24 Rezitativ
Uriel
Gen 1, 27; 2, 7
22
Und Gott schuf den Menschen
nach seinem Ebenbilde. Nach dem
Ebenbilde Gottes schuf er ihn.
Mann und Weib erschuf er sie.
Den Atem des Lebens hauchte er
in sein Angesicht, und der Mensch
wurde zur lebendigen Seele.
Nr. 26 Rezitativ
Raphael
Gen 1, 31a
Nr. 25 Arie
vgl. Gen 1, 31b
Uriel
vgl. Milton IV,VII
Mit Würd’ und Hoheit angetan,
mit Schönheit, Stärk’ und Mut
begabt,
gen Himmel aufgerichtet,
steht der Mensch, ein Mann und
König der Natur.
Die breit gewölbt’ erhab’ne Stirn
verkünd’t der Weisheit tiefen
Sinn,
und aus dem hellen Blicke
strahlt der Geist, des Schöpfers
Hauch und Ebenbild.
An seinen Busen schmieget sich,
für ihn, aus ihm geformt,
die Gattin hold und anmutsvoll.
In froher Unschuld lächelt sie,
des Frühlings reizend Bild,
ihm Liebe, Glück und Wonne zu.
vgl. Gen 2, 1
Und Gott sah jedes Ding, was er
gemacht hatte; und es war sehr gut.
Und der himmlische Chor feierte
das Ende des sechsten Tages mit
lautem Gesang.
Nr. 27 Chor
Vollendet ist das große Werk;
der Schöpfer sieht’s und freuet
sich. Auch unsre Freud’ erschalle
laut, des Herren Lob sei unser
Lied!
Nr. 28 Terzett
Gabriel, Uriel
vgl. Ps 145, 15–16;
vgl. Ps 104, 27–28
23
Zu dir, o Herr, blickt alles auf;
um Speise fleht dich alles an.
Du öffnest deine Hand,
gesättigt werden sie.
vgl. Ps 104, 29
Raphael
Uriel
Du wendest ab dein Angesicht;
da bebet alles und erstarrt.
Du nimmst den Odem weg;
in Staub zerfallen sie.
Aus Rosenwolken bricht,
geweckt durch süßen Klang,
der Morgen jung und schön.
Vom himmlischen Gewölbe
strömt reine Harmonie
zur Erde hinab.
Seht das beglückte Paar,
wie Hand in Hand es geht!
aus ihren Blicken strahlt
des heißen Danks Gefühl.
Bald singt in lautem Ton
ihr Mund des Schöpfers Lob.
Laßt unsre Stimmen dann
sich mengen in ihr Lied!
vgl. Milton V, IV, XI
Gabriel, Uriel, Raphael
vgl. Ps 104, 30
vgl. Ps 148, 13–14
Den Odem hauchst du wieder aus,
und neues Leben sproßt hervor.
Verjüngt ist die Gestalt
Der Erd’ an Reiz und Kraft.
Nr. 29 Chor
Vollendet ist das große Werk.
Des Herren Lob sei unser Lied!
Alles lobe seinen Namen,
denn er allein ist hoch erhaben!
Alleluja, alleluja.
Nr. 31 Duett und Chor
Eva, Adam
DRITTER TEIL
vgl. Ps 148, 1–10;
Daniel 3, 58–81
Nr. 30 Orchestereinleitung und
Rezitativ
vgl. Milton V
24
Von deiner Güt’, o Herr und Gott,
ist Erd’ und Himmel voll.
Die Welt, so groß, so wunderbar,
ist deiner Hände Werk.
Chor
versammelt und vertreibt.
Gesegnet sei des Herren Macht.
Sein Lob erschall’ in Ewigkeit.
Eva, Adam und Chor
Lobsinget alle Gott dem Herrn!
Groß wie sein Nam’ ist seine
Macht.
Adam
vgl. Milton V
Der Sterne hellster, o wie schön
verkündest du den Tag!
Wie schmückst du ihn, o Sonne du,
des Weltalls Seel’ und Aug’!
Eva
Chor
vgl. Milton V
vgl. Milton V
Macht kund auf eurer weiten Bahn
des Herren Macht und seinen
Ruhm!
Adam
Eva
vgl. Milton IV
Und du, der Nächte Zierd’ und
Trost,
und all das strahlend’ Heer,
verbreitet überall sein Lob
in eurem Chorgesang!
vgl. Milton I, V
Ihr, deren Pfad die Höh’n
erklimmt, und ihr, die niedrig
kriecht,
ihr, deren Flug die Luft
durchschneid’t, und ihr im tiefen
Nass.
Eva, Adam und Chor
Adam
vgl. Milton III, V
Sanft rauschend lobt, o Quellen,
ihn!
Den Wipfel neigt, ihr Bäum’!
Ihr Pflanzen, duftet, Blumen,
haucht ihm euren Wohlgeruch!
Ihr Elemente, deren Kraft
stets neue Formen zeugt,
ihr Dünst’ und Nebel, die der
Wind
vgl. Milton V
Ihr Tiere, preiset alle Gott!
Ihn lobe, was nur Odem hat!
Eva, Adam
vgl. Milton V
25
Ihr dunklen Hain’, ihr Berg’ und
Tal, ihr Zeugen unsres Danks,
ertönen sollt ihr früh und spät
von unserm Lobgesang!
Eva
Chor
vgl. Milton V
vgl. Milton IV
Heil dir o Gott, o Schöpfer, Heil!
Aus deinem Wort entstand die
Welt; dich beten Erd’ und Himmel
an,
wir preisen dich in Ewigkeit!
O du, für den ich ward!
Mein Schirm, mein Schild, mein
All!
Dein Will’ ist mir Gesetz.
So hat’s der Herr bestimmt,
und dir gehorchen bringt
Mir Freude, Glück und Ruhm.
Nr. 32 Rezitativ
vgl. Milton IV, V
Adam
Nr. 33 Duett
Nun ist die erste Pflicht erfüllt,
dem Schöpfer haben wir gedankt.
Nun folge mir, Gefährtin meines
Lebens!
Ich leite dich, und jeder Schritt
weckt neue Freud’ in unsrer
Brust,
zeigt Wunder überall.
Erkennen sollst du dann,
welch unaussprechlich Glück
Der Herr uns zugedacht,
ihn preisen immerdar,
ihm weihen Herz und Sinn.
Komm, folge mir, ich leite dich!
Adam
vgl. Milton IV
Holde Gattin! Dir zur Seite
fließen sanft die Stunden hin.
Jeder Augenblick ist Wonne,
keine Sorge trübet sie.
Eva
Teurer Gatte! Dir zur Seite
schwimmt in Freuden mir das
Herz. Dir gewidmet ist mein
Leben, deine Liebe sei mein
Lohn.
26
Adam
Eva, Adam
Der tauende Morgen,
o wie ermuntert er!
Mit dir erhöht sich jede Freude,
mit dir genieß’ ich doppelt sie;
mit dir ist Seligkeit das Leben;
Dir sei es ganz geweiht!
Eva
Die Kühle des Abends,
o wie erquicket sie!
Nr. 34 Rezitativ
Adam
Wie labend ist
der runden Früchte Saft!
vgl. Milton IV
Uriel
O glücklich Paar, und glücklich
immerfort, wenn falscher Wahn
euch nicht verführt, noch mehr zu
wünschen, als ihr habt, und mehr
zu wissen, als ihr sollt!
Eva
Wie reizend ist
der Blumen süßer Duft!
Eva, Adam
Doch ohne dich,
was wäre mir
Adam
vgl. Ps 96, 2;
der Morgentau,
Daniel 3, 52–57
Eva
der Abendhauch,
Adam
der Früchte Saft,
Eva
der Blumen Duft.
27
Nr. 35 Chor und Soli
Singt dem Herren alle Stimmen!
Dankt ihm alle seine Werke!
Laßt zu Ehren seines Namens
Lob im Wettgesang erschallen!
Des Herren Ruhm, er bleibt in
Ewigkeit.
Amen.
Sonnhild Beyer
wurde 1997 in Filderstadt geboren und genoss schon in früher Kindheit eine musikalische
Ausbildung an der Musikschule Köngen/Wendlingen mit verschiedenen Instrumenten. Bis heute
bekommt sie Unterricht für Querflöte (bei Annette Haberkern), Klavier (bei Jörg Dobmeier) und
klassischen Gesang (bei Ingeburg Dobmeier). Im Fach „klassischer Gesang“, in dem sie als Sopran seit 2009 Unterricht bekommt, war sie mehrfache Bundespreisträgerin bei „Jugend musiziert“. 2013 absolvierte sie ein Schulpraktikum an der Oper Stuttgart. 2015 nahm sie am „Meisterkurs für junge Talente“ an der Musikhochschule Freiburg bei Prof. Katharina Kutsch teil. Im
Sommer 2015 war sie Teilnehmerin der „Gstaad Vocal Academy“ bei Silvana Bazzoni-Bartoli und
bei einem Meisterkurs von Marlis Petersen am „Haydn-Konservatorium“ in Eisenstadt. Vielfach
sang sie bei Aufführungen der Musikschule Köngen/Wendlingen Solopartien in Oratorien,
Konzerten und Musicals sowie in einem ersten Solo-Abend bei den „Köngener Kulturtagen“.
Sarah Alexandra Hudarew
nahm 2007 ihr Gesangsstudium bei Prof. Marga Schiml an der Hochschule für Musik Karlsruhe
auf. Ab 2009 studierte sie parallel am Institut für Musiktheater der HfM Karlsruhe im Fach
Operngesang. Meisterkurse u. a. bei Brigitte Fassbaender, Dietrich Fischer-Dieskau und Julia
Varady ergänzten ihre Ausbildung. Die mehrfache Bundespreisträgerin bei „Jugend musiziert“ und
Semifinalistin des Internationalen Wettbewerb für Wagnerstimmen wurde u. a. durch ein
Stipendium der Jürgen-Ponto-Stiftung gefördert, in die Yehudi-Menuhin-Förderung „Live Music
Now“ aufgenommen und war Stipendiatin des Richard-Wagner-Verbandes Karlsruhe.
In der Spielzeit 10/11 wurde sie ins Opernstudio des Badischen Staatstheaters Karlsruhe
aufgenommen und war von 2011-2013 dort als Solistin engagiert. 2014/15 sang sie am
Landestheater Detmold. Seit August 2016 ist sie am Luzerner Theater engagiert. Darüber hinaus
widmet sich Sarah Alexandra Hudarew ebenfalls dem Lied-, Konzert- und Oratorienfach.
28
Dennis Marr
wurde in Stuttgart geboren. und begann seine musikalische Ausbildung im Knabenchor „collegium
iuvenum“ Stuttgart. Sein Diplomstudium zum Sänger und Gesangslehrer an der Staatlichen
Hochschule für Musik und Darstellende Kunst Stuttgart bei Prof. Bernhard Jaeger-Böhm schloss
er im Sommer 2011 mit Bestnote ab. 2012/2013 war er Stipendiat der Musikstiftung der
Landeskre-ditbank Baden-Württemberg. Von 2011-2014 studierte er im Masterstudiengang an der
Opernschule Stuttgart in der Gesangsklasse von Sylvia Koncza und gab im Sommer 2012 sein
Debüt bei der Kammeroper Konstanz im Singspiel „Truffaldino-Diener zweier Herren“ nach
Carlo Goldoni mit der Musik von W.A. Mozart. 2014 war Dennis Marr als Solist in Baden-Baden
bei den Osterfestpielen der Berliner Philharmoniker engagiert. Seit der Spielzeit 2014/15 ist er
festes Ensemblemitglied am Theater Vorpommern. Zudem arbeitet er seit mehreren Jahren als
privater Gesangslehrer. Konzertreisen führten ihn in zahlreiche Städte im In- und Ausland.
Michael Roman
wurde in Gießen geboren. Seine musikalische Ausbildung erhielt er zunächst auf der Geige,
wechselte später zum Gesang. Michael Roman begann sein Gesangsstudium an der Hochschule
für Musik in Heidelberg- Mannheim, und führte seine Studien an der Hochschule für Musik „Carl
Maria von Weber“ in Dresden bei Prof. Christiane Junghanns, Prof. Gertraud Geißler und Prof.
Ludger Rémy fort, die er nach einem Aufbaustudium mit dem Konzertexamen abschloss. Neben
Meisterkursen bei Barbara Schlick und Brigitte Fassbaender waren vor allem die Meisterkurse bei
Kurt Widmer für seine künstlerische Tätigkeit prägend. Die Aufführungen großer Oratorien des
Barock, der Klassik und der Romantik sowie zeitgenössischer Werke führten ihn nach Europa
und Südamerika. Michael Roman war Stipendiat der Internationalen Händel-Akademie Karlsruhe
und der Internationalen Ferienkurse für Neue Musik Darmstadt. An der Justus- Liebig-Universität in Gießen unterrichtete Michael Roman Gesang.
Seine musikalische Arbeit ist in Rundfunkübertragungen und CD- Aufnahmen dokumentiert.
29
Jörg Dobmeier
studierte Schulmusik und Germanistik an der Musikhochschule und der Universität Stuttgart mit
Hauptfach Klavier bei Prof. Paul Buck und Prof. Gerd Lohmeyer. Nach Abschluss des ersten und
zweiten Staatexamens für das Lehramt an Gymnasien wurde er Schulleiter der Musikschule
Köngen/Wendlingen. Bis 1982 war er Leiter des Kirchenchors Ohmden, bis 1985 Leiter des Studentenchors „Kurrende“ der ESG Tübingen. Von 1984 bis 2011 war er Dozent für ChorDirigieren an der Musikhochschule Stuttgart, und ist seit 1985 künstlerischer Leiter von Chor und
Orchester des Oratorien-Vereins Esslingen. In dieser Funktion leitet er seit 1986 das „Esslinger
Forum für junge Solisten“. Im Rahmen seiner Tätigkeit als Musikschulleiter hat Jörg Dobmeier
zahlreiche große Bühnenprojekte im Musiktheaterbereich realisiert. Er ist überdies als Komponist
von Musicals tätig (DIE KISTE, DIE WÜNSCHELRUTE, ZEIT FÜR CLOWNS, DER ZAUBERVOGEL, DER SPEGELSEE, DAS PRINZIP GLÜCK). Im Jahr 2004 wurde ihm der
„Daniel-Pfisterer-Preis“ durch den Geschichts- und Kultur-Verein Köngen verliehen.
Veranstaltungsvorschau 2017
Proben-Wochenende im Kloster Roggenburg
vom 28. bis 30. April 2017
Sonntag, 14. Mai 2017, 19.00 Uhr
Giaccomo Puccini, Messa di Gloria (1890/93)
für drei Soli, Chor und Orchester sowie
George Bizet, Te Deum (1858)
für 2 Soli, Chor und Orchester
Sonntag, 10. Dezember 2017, 19.00 Uhr
Heinrich von Herzogenberg, Die Geburt Christi
fiir sechs Soli, Chor, Orchester und Gemeinde (1894)
30
Einladung
Sängerinnen und Sänger sowie Instrumentalisten, die an
regelmäßiger und intensiver musikalischer Arbeit interessiert sind und Lust zum Programm der kommenden
Projekte haben, sind herzlich willkommen und melden
sich bitte beim künstlerischen Leiter,
Herrn Jörg Dobmeier (s.u.).
Internet: www.oratorien-verein-es.de
E-Mail: [email protected]
Künstlerischer Leiter
Jörg Dobmeier, Im Bitterling 1, 73230 Kirchheim/Teck
Telefon/Fax 0 70 21 / 5 89 95
E-Mail: [email protected]
Bankverbindungen
Kreissparkasse Esslingen-Nürtingen
IBAN: DE11 6115 0020 0000 9943 81
BIC: ESSLDE66XXX
Volksbank Esslingen
IBAN: DE56 6119 0110 0151 7350 00
BIC: GENODES1ESS
Chorproben finden wöchentlich dienstags von 20-22
Uhr im Evangelischen Gemeindehaus am Blarerplatz,
Orchesterproben projektweise montags von 20-22 Uhr
im Evangelischen Gemeindehaus der Martinskirche
Oberesslingen statt.
Mitglied
im Oratorien-Verein Esslingen e. V. können auch solche
Personen (Körperschaften, Firmen) werden, die die
kulturellen Ziele des Vereins nicht (mehr) durch ihre
eigene aktive musikalische Ausübung, sondern durch
ideelle und finanzielle Unterstützung fördern möchten.
Impressum
Herausgegeben vom Oratorien-Verein Esslingen e.V.
Redaktion und Inhalt:
Jörg Dobmeier, Künstlerischer Leiter
und Prof. Dr. Ulrich Prinz
1. Vorsitzender
Stefan Beck, Pliensaustr. 23, 73728 Esslingen
Tel. 07 11 / 540 32 03
E-Mail: [email protected]
Druck
Druckerei Hertle
Lise Meitner Straße 10
73230 Kirchheim unter Teck
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