Sonntag, 13.11.2016,19 Uhr Stadtkirche St. Dionys Esslingen ABSCHLUSSKONZERT zum 17. ESSLINGER FORUM FÜR JUNGE SOLISTEN Joseph Haydn DIE SCHÖPFUNG Oratorium für Solostimmen, Chor und Orchester, Hob XXI: 2 Programmheft € 2,- Sonntag, 13. November 2016 Evangelische Stadtkirche St. Dionys 19 Uhr - ABSCHLUSSKONZERT 17. Joseph Haydn (1732-1809) DIE SCHÖPFUNG für Solostimmen, gemischten Chor und Orchester Hob XXI: 2 Text von Gottfried van Swieten nach dem Epos »Paradise lost« von John Milton Sonnhild Beyer, Sopran (Erzengel Gabriel, Eva) Sarah Hudarew, Alt (Schlusschor) Dennis Marr, Tenor (Erzengel Uriel) Michael Roman, Bass (Erzengel Raphael, Adam) Felix Glang, Cembalo Anna Ohlendorf-Kist, Violoncello Chor und Orchester des Oratorien-Vereins Esslingen Jörg Dobmeier, Leitung Programmheft 2,- € 2 Eine Aufführung von Haydns Schöpfung im Festsaal der alten Universität zu Wien am 27.3.1808 zu Ehren des Komponisten Nach einem Aquarell von Balthasar Wiegand (1771-1846) 3 Zur Entstehung des Oratoriums Die Schöpfung Der am 30.10.1733 in Leiden in den Niederlanden (damals habsburgisches Territorium) geborene Gottfried van Swieten (gestorben am 29.3.1803 in Wien) »hat einen festen Platz in der Musikgeschichte. Abstecken kann man diesen mit den Schlagworten ›Bach- und Händel-Pflege‹ sowie Schöpfung und Jahreszeiten, deren Libretti der Baron für Haydn verfaßt hatte« (O. Biba). Vater Gerard van Swieten wird 1745 Leibarzt der Kaiserin Maria Theresia. Mit Musik befaßt sich sein Sohn Gottfried ausschließlich aus Neigung, was zum selbstverständlichen Bildungsideal des Wiener Adels gehört, als er als Jugendlicher die Maria Theresianische Ritterakademie in Wien besucht. »Van Swieten war erst Diplomat und dann in Belangen der Wissenschaft und des Unterrichts eingesetzter Beamter in habsburgischen Diensten«. Als Diplomat ist er von 1755-1757 in Brüssel, von 1760-1763 in Paris, 1763/64 in Warschau, bereist die Schweiz und England, und von 1770 bis 1777 in Berlin. 1777 wird er zum Präfekten (Direktor) der k.k. Hofbibliothek in Wien (der heutigen Österreichischen Nationalbibliothek) ernannt. Seine eigenen Kompositionen von Opern und Sinfonien gehören heute der Vergessenheit an. W.A. Mozart schreibt am 10. April 1782 den berühmten und viel zitierten Satz: »ich gehe alle Sonntage um 12 uhr zum Baron van Suiten – und da wird nichts gespiellt als Händl und Bach.« O. Biba ist als Direktor der Gesellschaft der Musikfreunde in Wien sehr genau über die damaligen Wiener Verhältnisse orientiert und schreibt 1997: »Von diesem Satz aber die Behauptung abzuleiten, daß van Swieten Mozart im besonderen und die Klassiker im allgemeinen mit Bach bekannt gemacht hat, daß er in seinen Berliner Gesandtschaftsjahren das Schaffen J.S. Bachs kennengelernt und diese Kenntnisse nach Wien mitgebracht und hier weitergegeben habe, ist ein gewagtes, nein: phantasievolles Unterfangen, zu dem sich die Musikgeschichte lange bekannt hat und das als Legende bis heute fortlebt«. Für die Entstehung von Haydns Schöpfung nennt Georg Feder (1999) kenntnisreich mehrere Ursachen: »Erstens sein eigener, nach seinen Londoner Erlebnissen entstandener Wunsch, eine Werk wie Händels Messias zu schaffen; zweitens die Anregung eines Londoner Musikfreundes, als Thema die Schöpfungsgeschichte zu wählen; drittens die Bereitstellung eines englischen Textbuchs über dieses Thema durch den Londoner Konzertunternehmer Johann Peter Salomon, der Haydn nach England geholt hatte und von ihm nach 4 erfolgreichen Sinfonien und anderen Werken nun auch ein Oratorium für London zu erhalten wünschte; viertens das schon länger zurückliegende und wieder erneuerte Drängen Swietens, Haydn möge für Wien ein Werk in der Art von Händels Oratorien schreiben; fünftens die deutsche Übersetzung und Bearbeitung des englischen Textbuches durch Swieten und sechstens die Finanzierung des Unternehmens durch zehn Mitglieder des in muskalischer Hinsicht von Swieten beeinflußten Wiener ›Hohen Adels‹, für den Haydn, wie er sich am 9.VII.1799 brieflich ausdrückt, die Schöpfung ›in Musick‹ habe ›setzen müssen‹«. Der Ursprung und die Überlieferung der englischen Textvorlage ist mit allerhand Thesen behaftet, denn der Verfasser namens »Lidley« läßt sich nicht nachweisen. Die Originalausgabe der Partitur erschien 1800 zweisprachig, mit deutschem und englischem Text (in Kleinstich) unterlegt. Daß Haydn ursprünglich den deutschen Text komponiert hat, läßt sich anhand seiner Skizzen beweisen. Unbestritten ist, daß van Swieten eine freie und in Details veränderte deutsche Übersetzung anfertigte. Um dem Hörer besser zu verdeutlichen, welche Textquellen van Swieten für das Libretto verwendet hat, finden sich in unserem Programmheft in der linken Spalte vor dem abgedruckten Text jeweils Hinweise auf zitierte oder korrespondierende Bibelstellen und auf John Miltons Epos Paradise Lost. Sie sind entnommen der sehr lesenswerten ›Bärenreiter Werkeinführung‹ des Haydn-Forschers Georg Feder: Joseph Haydn, Die Schöpfung, Kassel u. a. 1999, S. 197ff. Haydn beginnt mit den ersten Kompositionsskizzen 1796, komponiert u.a. auch die Paukenmesse und die Heiligmesse, im darauffolgenden Jahr stellt er die Partitur größtenteils fertig, und kann am 6. April 1798 dem Fürsten Schwarzenberg die Fertigstellung des Oratoriums melden. »Die an den Proben am Freitag, dem 27. und Samstag, dem 28.IV.1798 beteiligten Musiker erzählten ›von den Herrlichkeiten dieses Tonwerkes so Außerordentliches und Niegehörtes [… ], daß die Kunde davon gleich einem Lauffeuer in der ganzen Stadt sich verbreitete und die Erwartungen sich auf den Kulminationspunkt steigerte«. Die Uraufführung findet unter Leitung des Komponisten am Abend des 30. April 1798 im Palais Schwarzenberg statt, am Hammerflügel sitzt Antonio Salieri. Die Anzahl der ausführenden Musiker wird in den Quellen mit mindestens 140-160 Personen angegeben. Der große Erfolg macht Wiederholungen am 7. und 10. Mai notwendig. Wenige Tage später findet die Aufführung in der Presse ein begeistertes Echo. »…Die Musik hat 5 eine Kraft der Darstellung, welche alle Vorstellung übertrifft; man wird hingerissen, sieht der Elemente Sturm, sieht es Licht werden, die gefallenen Geister tief in den Abgrund sinken, zittert beym Rollen des Donners, stimmt mit in deen Feyergesang der himmlischen Bewohner. Die Sonne steigt, der Vögel frohes Lob begrüßt die steigenden … Aber über allen Ausdruck ist das Gemählde der Schöpfung des Menschen… Mit dem Lobgesang Gottes endet dieß unsterbliche Werk …« (Neuer Teutscher Merkur, 6. Stück, Jun. 1798). Die erste öffentliche Darbietung erlebt das Wiener Publikum im Burgtheater am 19. März 1799. Anmerkungen zur Rezeptionsgeschichte der Schöpfung Schon vor J. Haydn gibt es im 18. Jahrhundert fast ein Dutzend Schöpfungs-Kompositionen, sei es als Instrumentalwerk Les Elements · Suite pour Orchestre von Jean-Fery Rebel Paris 1737 oder als Singspiel im schwäbischen Dialekt Die Schöpfung des Menschen, der Sündenfall und dessen Strafe von Sebastian Sailer, Schussenried 1743 oder in Form Geistlicher Kantaten u.ä. Nach Umfang und Bedeutung können diese Kompositionen jedoch nicht mit Haydns Schöpfung verglichen werden. Nach Haydn begegnen uns im 19. Jahrhundert erneut ein Dutzend Schöpfungskompositionen, jetzt nahezu alle als Oratorium benannt, textlich zumeist auf John Miltons Paradise lost zurückgreifend. Für viele Komponisten bietet die Schöpfungsgeschichte auch im 20. Jahrhundert Anlaß, sich mit der Materie auseinanderzusetzen. Herausragend sind Darius Milhaud mit La Création du Monde, Ballett op. 81, Paris 1923 oder Mauricio Kagel, Die Erschöpfung der Welt (Szenische Illusion in einem Aufzug) Stuttgart 1978 und im selben Jahr Krzysztof Penderecki Paradise Lost (Sacra Rappresentatione in zwei Akten) Chicago. Das Autograph von Haydns Komposition ist leider verschollen. Nur wenige Skizzen haben sich erhalten, die z.T. faksimiliert, der Öffentlichkeit zugänglich sind (vgl. ORA-Echo Nr. 38, Herbst 2016, S. 9. Der Erstdruck der Partitur erscheint 1800 im Selbstverlag in Wien, von Haydn eigens angekündigt in der Allgemeinen Musikalischen Zeitung (AMZ I, 1799), das Subskribenten-Verzeichnis enthält 409 Personen, die 507 Exemplare bestellt haben. 1803 übernimmt der Verlag Breitkopf & Härtel in Leipzig die Druckplatten – die 6 bis 1871 benutzt werden! Schon 1800 bzw. 1801 erscheinen in Paris bei den Verlagen Erard und dann bei Pleyel Partiturdrucke mit der Übersetzung in französische Sprache. 1800 erscheint der Klavierauszug gleich in drei Verlagen, z.T. mit englischem Text (Artaria in Wien, André in Offenbach, Breitkopf & Härtel in Leipzig), 1801 bei Simrock in Bonn die Orchesterstimmen. Im Haydn Werkverzeichnis von Hoboken erscheinen seitenweise weitere Drucke sowie eine Fülle von Abschriften, wichtig ist die Schlußfolgerung daraus: Da Joseph Haydn inzwischen weit über die Landesgrenzen hinaus ein berühmter Komponist ist, versprechen sich die Verleger natürlich ein gutes Geschäft für Ihre Investitionen und ermöglichen bzw. fördern die Ausbreitung des Werkes europaweit innerhalb ganz weniger Jahre, weltweit innerhalb weniger Jahrzehnte. Nachweisen lassen sich diese Aufführungen u.a. durch veröffentlichte Rezensionen in der bedeutenden AMZ, von Friedrich Rochlitz 1798 in Leipzig begründet. In 50 Jahrgängen erscheint sie ununterbrochen bis 1848 und wird durch einen Registerband beendet bzw. sinnvoll erschlossen. Sie ist eine unerschöpfliche Fundgrube, in der man mühelos nachlesen kann, wie welche größeren Kompositionen wo und wann von den Zeitgenossen aufgenommen wurden. Von der Uraufführung der Schöpfung im Jahr 1798 lassen sich in der AMZ bis 1848 insgesamt 125 rezensierte Aufführungen nachweisen. Es ist davon auszugehen, daß die tatsächliche Zahl der Aufführungen wesentlich höher ist, da die AMZ ein weltweites Korrespondentennetz erst aufbauen mußte. Haydns Oratorien Die Schöpfung und Die Jahreszeiten spielen in der Entwicklung der bürgerlichen Musikkultur des 19. Jahrhunderts eine ganz besondere Rolle. Ohne diese Werke ist das öffentliche Konzertwesen kaum denkbar, beide werden Grundpfeiler der Chor-Vereinigungs-Tradition und Oratorienpflege. Drei Beispiele sollen dies stellvertretend untermauern: 1802 wird in St. Petersburg die Gründung einer »Philharmonischen Gesellschaft« mit der Aufführung von Haydns Schöpfung begangen. Zur Begründung des »Ersten Niederrheinischen Musikfestes« in Elberfeld am 2.11.1817 wird Haydns Schöpfung aufgeführt. Die »Philharmonische Gesellschaft« in Sidney veranstaltet 1836 ihr erstes großes Konzert mit Chorsätzen aus Händels Messias und Haydns Schöpfung. Eine ganze Reihe von Oratorien-Vereinen leiten ihren Namen unmittelbar von ersten Schöpfungs-Aufführungen ab. 7 8 Das können wir für den »Oratorien-Verein Esslingen« in dieser Form nicht nachweisen – die älteste gedruckte Namensnennung des Vereins erscheint 1844 – jedoch dokumentieren Annoncen in der ›Eßlinger Schnellpost‹ und dem ›Eßlinger Tagblatt‹ vom 27. Mai 1848 ein Benefizkonzert im Stadttheater, das sechs Nummern aus dem ersten Teil von Haydns Schöpfung enthält. Die Vokalstimmen werden nicht von einem Orchester, sondern von einem Tasteninstrument begleitet. In den Annalen des Oratorien-Vereins Esslingen (Jubiläumsschrift 2001, Esslinger Studien, Stadtarchiv) hat Frau Dr. Görg des Weiteren nachgewiesen, daß Max Waldhauser 1857 den ersten Teil der Schöpfung, 1858 den zweiten und 1859 die erste Gesamtaufführung geleitet hat. Bis zum Ende des 19. Jahrhunderts sind es insgesamt 16 Aufführungen, alle mit Begleitung von Klavier oder Orgel. Im 20. Jahrhundert sind 6 Aufführungen belegt, jetzt alle mit Begleitung eines Orchesters: Unter Wilhelm Nagel 1905 (siehe Abbildung), 1912, 1923, 1927, 1932 (zum 200. Geburtstag Haydns), schließlich unter Markus MüllerHäuser 1982 (zum 250. Geburtstag). Unter Jörg Dobmeier gibt es eine Aufführung in unserem Jahrhundert, am 14.11.2004 innerhalb des »11. Esslinger Forum für Junge Solisten«. Daß die Schöpfungsgeschichte viele Künstler bis in unsere Tage beschäftigt hat, zeigt u.a. die Kölner Gestalterin Juli Gudehus, die die Schöpfung in Form von Piktogrammen darstellt (vgl. DIE ZEIT Nr. 1, 1.1.1993, S. 38; als Büchlein Genesis gedruckt im Verlag Lars Müller, CH-5410 Baden 1997. ISBN 3-907044-51-7 erneut als Genesis – die Schöpfung im Verlag Carlsen, Hamburg 2009. ISBN 978-3-551-68453-0). Prof. Dr. Ulrich Prinz 9 10 Haydns Schöpfung im gewandelten Weltbild Seit etwa meinem zehnten Lebensjahr, als ich die Schöpfung erstmals hörte und die Doppel-LP in der Aufnahme mit Igor Markevitch, Irmgard Seefried, Richard Holm und Kim Borg verinnerlichte, ist sie eine meiner Lieblingskompositionen. Dies gilt unverändert, auch nachdem sich meine Kenntnisse bezüglich der Erdgeschichte doch seither stark verändert und erweitert haben und ich wie wohl die überwiegende Mehrheit unserer Zeitgenossen vom damaligen vom wörtlichen Bibelverständnis geprägten „Creationisten“ zum „Evolutionisten“ geworden bin, um die heutigen Schlagwörter zu gebrauchen. Es ist unstrittig, daß die Schöpfung nicht an 7 Erdentagen vor ca. 5000 Jahren stattgefunden hat. Die Wissenschaft nimmt heute einen Zeitraum von 4,5 Milliarden Jahren allein für die Erdgeschichte an, nicht eingerechnet die Entstehung des Weltalls seit dem postulierten „Urknall“. Faszinierend nachzuvollziehen, wie sich allmählich die Galaxien, wie sich unser Sonnensystem mit den Planeten entwickelt hat, wie unsere Erde entstanden ist in der „habitablen“ Entfernung von der Sonne, in genau richtiger Größe mit einer Gravitation, die die Atmosphäre festzuhalten in der Lage war und einer Temperatur, die das Wasser größtenteils in flüssigem Aggregatzustand hielt, ohne daß alles verdampfte oder gefror, wie die Kollision mit Planetoiden zur Entstehung des Mondes, zur Neigung der Erdachse als Voraussetzung der Jahreszeiten, zur Stabilisierung der Erdrotation und ihres Umlaufs um die Sonne führte, wie das Magnetfeld um den eisenreichen Erdkern schädliche extraterrestrische Strahlung ableitete. Von den 4,5 Milliarden Jahren fielen dann etwa 4 Milliarden, der weitaus größte Teil also, auf Archaikum und Proterozoikum, in dem allenfalls Vorstufen des Lebens entstanden, bis dann vor etwa 500 Millionen Jahren mit der Photosynthese der Pflanzen als Voraussetzung das heute noch andauernde Phanerozoikum mit der „kambrischen Explosion“ einsetzte, worunter wir keine Katastrophe verstehen sondern das Einsetzen der Evolution mit dem ausgeprägten Artenreichtum, wie er uns heute bekannt ist. Wir wissen heute, daß die Artenvielfalt nicht unveränderlich ist und daß Mutation und Selektion die Mechanismen sind, nach denen sich das Leben an veränderte Bedingungen anpaßt, daß das Leben immer wieder Katastrophen ausgesetzt war, die ganze Arten verschwinden ließ, die wohl bekannteste ist wohl der 11 Meteoriteneinschlag vor 66 Millionen Jahren, der mit für das Aussterben der Dinosaurier verantwortlich gemacht wird, an deren Stelle neue Arten traten. Bis dann schließlich der Mensch vor vergleichsweise kurzen 200 000 Jahren auftrat, nicht als Neuschöpfung, wie wir heute wissen, sondern als Abkömmling der Primatenklasse mit besonders ausgeprägter Großhirndifferenzierung. Die heutigen sogenannten Creationisten lehnen diese naturwissenschaftliche Sicht bekanntlich ab, da sie angeblich den Zufall an die Stelle des göttlichen Plans setzt und die Einzigartigkeit der Erde und ihres „Endprodukts“, also des Menschen, in Frage stellt. In der Tat sind es zahllose Zufälle, deren Zusammenwirken erst die Evolution der Welt und des Lebens möglich machte, Zufälle, deren jeder einzelne gleich unwahrscheinlich war, so daß die Möglichkeit, daß alles anders gekommen wäre, größer war, als daß es so einträte, wie es dann tatsächlich erfolgte. Wie nun ist der biblische Schöpfungsbericht, den auch Haydn/van Swieten dem Oratorium zugrunde legten, mit der heutigen naturwissenschaftlich geprägten Sicht zu vereinbaren? Keinesfalls sollte man biblischen Schöpfungsbericht und naturwissenschaftliche Erdgeschichte als sich gegenseitig ausschließend betrachten. Der Mythos mißt seine Wahrheit nicht nach Stunden, Tagen, Jahren und Jahrmillionen, er beschreibt nicht Strukturen, analysiert keine Elemente, liefert keine biologischen Baupläne, keine physikalischen Grundtatsachen, der Mythos liefert Bilder. Mythen, bildhafte Gleichnisse und Fabeln entfalten trotz scheinbarer Irrationalität eine eigenständige Schönheit und Wahrheit. Seine andeutenden Bilder entsprechen dem Ahnen, der Einfühlung, der Intuition. Mythos und Logos sind nicht konträr sondern komplementär. Weil der Logos auf Grund und Begründung dringen muß, kann er das, was allen Grund selbst gründet, nicht fassen. Es gibt immer ein weiteres Hinterfragen des Ur-Anfangs, hinter den Urknall zurück. Gott als abstraktes Urprinzip, als Geheimnis von Materie und Energie? Um wieviel faßbarer ist da die Vorstellung eines konkreten Wollens einer als Allegorie, als Person beschriebenen göttlichen Macht! 12 Joseph Haydn, Portrait von Thomas Hardy (1791) 13 „Und es war gut“ heißt es immer wieder. Und dabei ist es geworden, wie es unter den äußeren zufälligen Gegebenheiten notwendigerweise werden mußte und nicht anders werden konnte. Ein Wunder, gleichzeitig notwendig und unwahrscheinlich. Die Schöpfung der Erde: ein grandioser singulärer Glücksfall innerhalb des unermeßlichen Kosmos? Da kann sich Haydn nicht genugtun in der Naturbeschreibung und dem Gotteslob. Wie schön alles doch geworden ist. Und zuletzt die Erschaffung des Menschen als des „Königs der Natur“. In diesem paradiesischen Idealbild fehlt der Hinweis auf die Verantwortung dieses selbsternannten„Königs“ für seine Mitgeschöpfe, auf die Fragilität des natürlichen Gleichgewichts, auf ein Verbot unziemlicher Ausbeutung natürlicher Schätze. Das Werk zeigt ungetrübte paradiesische Vollkommenheit, nur am Rande ein zarter Hinweis und eine zurückhaltende Warnung vor „falschem Wahn“. Den Grundoptimismus von Haydns Schöpfung können wir heute nicht mehr teilen. Er mag uns erscheinen als ein Rückblick auf ein verlorenes Paradies, wenngleich auch heute noch landschaftliche Schönheit, ein herrlicher Sonnenaufgang oder ein klarer Sternenhimmel zu begeistern vermag. Aber die Wissenschaft kann auch vorausblicken. Die Lebensdauer der Erde ist begrenzt, die Sonne wird verglühen, Leben erlöschen, Galaxien werden untergehen und neue entstehen. Und dieser kleine blaue Planet wird nichts sein als die Erinnerung an ein Staubkorn im Universum. Aber wir dürfen uns zu unseren Lebzeiten noch daran erfreuen, wie einzigartig und schön alles geworden ist, und wie schön es auch noch lange Jahrtausende sein könnte, wenn wir pfleglicher mit unserem Planeten umgehen würden, uns als verantwortlichen Teil der Natur begreifen, den Mitgeschöpfen mit Respekt begegnen und vor allen Dingen Gerechtigkeit pflegen und Frieden halten würden, wenn der Mensch wirklich ein Ebenbild Gottes „mit Würde und Hoheit“ wäre – welche Anmaßung! – und nicht, wie Sophokles definiert, ein Ungeheuer, im Guten wie im Bösen. Aus diesem Grund schildert uns Haydns Schöpfung die Welt eher, wie sie sein könnte, als wie sie ist, zumindest aber als vielleicht illusionäre Mahnung zu menschlicher Mitverantwortung. Dr. Hartmut Bader 14 Skizze zur Arie „Auf starkem Fittiche“, hier noch im 3/4-Takt 15 ERSTER TEIL gräuliche Schatten; der erste Tag entstand. Verwirrung weicht, und Ordnung keimt empor. Erstarrt entflieht der Höllengeister Schar in des Abgrunds Tiefen hinab zur ewigen Nacht. Chor Verzweiflung, Wut und Schrecken begleiten ihren Sturz. Und eine neue Welt entspringt auf Gottes Wort. Nr. 1 Einleitung (Die Vorstellung des Chaos) Nr. 2 Rezitativ und Chor Raphael Gen 1, 1–2 Gen 1, 2–3 Im Anfange schuf Gott Himmel und Erde; und die Erde war ohne Form und leer; und Finsternis war auf der Fläche der Tiefe. Chor Nr. 4 Rezitativ Und der Geist Gottes schwebte auf der Fläche der Wasser; und Gott sprach: Es werde Licht, und es ward Licht. Uriel Und Gott sah das Licht, daß es gut war; und Gott schied das Licht von der Finsternis. Raphael Gen 1, 7 vgl. Ps 135, 7 Vgl. Gen 1, 5b Vgl. Milton III, IV, VI Nr. 3 Arie und Chor vgl. Hiob 38, 22ff. Uriel vgl. Milton VII, X Nun schwanden vor dem heiligen Strahle des schwarzen Dunkels 16 Und Gott machte das Firmament und teilte die Wasser, die unter dem Firmament waren, von den Gewässern, die über dem Firmament waren, und es ward so. Da tobten brausend heftige Stürme; wie Spreu vor dem Winde, so flogen die Wolken. Die Luft durchschnitten feurige Blitze, und schrecklich rollten die Donner umher. Der Flut entstieg auf sein Geheiß der allerquickende Regen, der allverheerende Schauer, der leichte, flockige Schnee. erscheine das trockne Land; und es ward so. Und Gott nannte das trockne Land: Erde, und die Sammlung der Wasser nannte er Meer, und Gott sah, daß es gut war. Nr. 5 Solo mit Chor vgl. Gen 1, 8b Gabriel Nr. 7 Arie Mit Staunen sieht das Wunderwerk der Himmelsbürger frohe Schar, und laut ertönt aus ihren Kehlen des Schöpfers Lob, das Lob des zweiten Tags. Raphael Nr. 6 Rezitativ Rollend in schäumenden Wellen bewegt sich ungestüm das Meer. Hügel und Felsen erscheinen; der Berge Gipfel steigt empor. Die Fläche, weit gedehnt, durchläuft der breite Strom in mancher Krümme. Leise rauschend gleitet fort im stillen Tal der helle Bach. Raphael LIBRETTO Und Gott sprach: Es sammle sich das Wasser unter dem Himmel zusammen an einem Platz, und es Nr. 8 Rezitativ vgl. Ps 104, 6–8.10 vgl. Milton I, VII Chor Und laut ertönt aus ihren Kehlen des Schöpfers Lob, das Lob des zweiten Tags. Gen 1, 9–10 Gabriel Gen 1, 11 17 Und Gott sprach: Es bringe die Erde Gras hervor, Kräuter, die Samen geben, und Obstbäume, die Früchte bringen ihrer Art gemäß, die ihren Samen in sich selbst haben auf der Erde; und es ward so. vgl. Gen 1, 13 vgl. z. B. Ps 33, 2, 6; Ps 57, 9; Ps 98, s5 Nr. 9 Arie vgl. Milton VII Gabriel vgl. Ps 104, 13–14, 16 vgl. Milton VII Nun beut die Flur das frische Grün dem Auge zur Ergötzung dar; den anmutsvollen Blick erhöht der Blumen sanfter Schmuck. Hier duften Kräuter Balsam aus; hier sprosst den Wunden Heil. Die Zweige krümmt der gold’nen Früchte Last; hier wölbt der Hain zum kühlen Schirme sich; den steilen Berg bekrönt ein dichter Wald. Und die himmlischen Heerscharen verkündigten den dritten Tag, Gott preisend und sprechend: Nr. 11 Chor Stimmt an die Saiten, ergreift die Leier! Laßt euren Lobgesang erschallen! Frohlocket dem Herrn, dem mächtigen Gott! Denn er hat Himmel und Erde bekleidet in herrlicher Pracht. Nr. 12 Rezitativ Uriel vgl. Gen 1, 14–16 Nr. 10 Rezitativ Uriel 18 Und Gott sprach: Es sei’n Lichter an der Feste des Himmels, um den Tag von der Nacht zu scheiden und Licht auf der Erde zu geben; und es sei’n diese für Zeichen und für Zeiten, und für Tage und für Jahre. Er machte die Sterne gleichfalls. Gabriel, Uriel, Raphael Nr. 13 Rezitativ vgl. Ps 19, 3 Uriel vgl. Ps 19, 5–6 vgl. Milton IV, VII vgl. Gen 1, 19 In vollem Glanze steiget jetzt die Sonne strahlend auf; ein wonnevoller Bräutigam, ein Riese, stolz und froh zu rennen seine Bahn. Mit leisem Gang und sanftem Schimmer schleicht der Mond die stille Nacht hindurch. Den ausgedehnten Himmelsraum ziert, ohne Zahl, der hellen Sterne Gold. Und die Söhne Gottes verkündigten den vierten Tag mit himmlischem Gesang, seine Macht ausrufend also: Dem kommenden Tage sagt es der Tag; die Nacht, die verschwand, der folgenden Nacht. Chor vgl. Ps 19, 4–5 Die Himmel erzählen die Ehre Gottes; und seiner Hände Werk zeigt an das Firmament. Gabriel, Uriel, Raphael In alle Welt ergeht das Wort, jedem Ohre klingend, keiner Zunge fremd. Chor Die Himmel erzählen die Ehre Gottes; und seiner Hände Werk zeigt an das Firmament. Nr. 14 Chor mit Soli - etwa 10 Minuten Pause - Chor vgl. Ps 19, 2 Die Himmel erzählen die Ehre Gottes; und seiner Hände Werk zeigt an das Firmament. 19 ZWEITER TEIL Gen 1, 20 Noch drückte Gram nicht ihre Brust, noch war zur Klage nicht gestimmt ihr reizender Gesang. Nr. 15 Rezitativ Gabriel Und Gott sprach: Es bringe das Wasser in der Fülle hervor webende Geschöpfe, die Leben haben, und Vögel, die über der Erde fliegen mögen in dem offenen Firmamente des Himmels. Nr. 17 Rezitativ Gen 1, 21–22 vgl. Gen 1, 22 Nr. 16 Arie vgl. Hiob 39, 27 vgl. Milton VII Gabriel Auf starkem Fittiche schwinget sich der Adler stolz, und teilet die Luft im schnellsten Fluge zur Sonne hin. Den Morgen grüßt der Lerche frohes Lied, und Liebe girrt das zarte Taubenpaar. Aus jedem Busch und Hain erschallt der Nachtigallen süße Kehle. vgl. Gen 1, 23 vgl. Milton VII Raphael Und Gott schuf große Walfische und ein jedes lebende Geschöpf, das sich beweget, und Gott segnete sie, sprechend: Seid fruchtbar alle, mehret euch! Bewohner der Luft, vermehret euch, und singt auf jedem Aste! Mehret euch, ihr Flutenbewohner, und füllet jede Tiefe! Seid fruchtbar, wachset, mehret euch! Erfreuet euch in eurem Gott! Nr. 18 Rezitativ Raphael Und die Engel rührten ihr’ 20 unsterblichen Harfen und sangen die Wunder des fünften Tag’s. 25–26 vgl. Milton VII wälzet sich Leviathan auf schäumender Well’ empor. Gabriel, Uriel, Raphael Nr. 19 Terzett vgl. Milton IV vgl. Ps. 104, Gabriel 24, 31 In holder Anmut steh’n, mit jungem Grün geschmückt, die wogigten Hügel da. Aus ihren Adern quillt, in fließendem Kristall, der kühlende Bach hervor. Nr. 20 Terzett und Chor Gabriel, Uriel, Raphael und Chor Der Herr ist groß in seiner Macht, und ewig bleibt sein Ruhm. Uriel In frohen Kreisen schwebt, sich wiegend in der Luft, der munteren Vögel Schar. Den bunten Federglanz erhöht im Wechselflug das goldene Sonnenlicht. Nr. 21 Rezitativ Raphael Raphael vgl. Gen 1, 26 vgl. Ps 104, Wie viel sind deiner Werk’, o Gott! Wer fasset ihre Zahl? Wer? O Gott! Wer fasset ihre Zahl? Gen 1, 24 Das helle Naß durchblitzt der Fisch und windet sich in stetem Gewühl umher. Vom tiefsten Meeresgrund 21 Und Gott sprach: Es bringe die Erde hervor lebende Geschöpfe nach ihrer Art; Vieh und kriechendes Gewürm, und Tiere der Erde nach ihren Gattungen. vgl. Gen 1, 26 vgl. Milton VII Nr. 22 Rezitativ Nr. 23 Arie Raphael Raphael Gleich öffnet sich der Erde Schoß, und sie gebiert auf Gottes Wort Geschöpfe jeder Art, in vollem Wuchs’ und ohne Zahl. Vor Freude brüllend steht der Löwe da. Hier schießt der gelenkige Tiger empor. Das zackig Haupt erhebt der schnelle Hirsch. Mit fliegender Mähne springt und wieh’rt voll Mut und Kraft das edle Roß. Auf grünen Matten weidet schon das Rind, in Herden abgeteilt. Die Triften deckt, als wie gesät, das wollenreiche, sanfte Schaf. Wie Staub verbreitet sich in Schwarm und Wirbel das Heer der Insekten. In langen Zügen kriecht am Boden das Gewürm. Nun scheint in vollem Glanze der Himmel; Nun prangt in ihrem Schmucke die Erde. Die Luft erfüllt das leichte Gefieder; Die Wasser schwellt der Fische Gewimmel; den Boden drückt der Tiere Last. Doch war noch alles nicht vollbracht. Dem Ganzen fehlte das Geschöpf, das Gottes Werke dankbar seh’n, des Herren Güte preisen soll. vgl. Milton VII Nr. 24 Rezitativ Uriel Gen 1, 27; 2, 7 22 Und Gott schuf den Menschen nach seinem Ebenbilde. Nach dem Ebenbilde Gottes schuf er ihn. Mann und Weib erschuf er sie. Den Atem des Lebens hauchte er in sein Angesicht, und der Mensch wurde zur lebendigen Seele. Nr. 26 Rezitativ Raphael Gen 1, 31a Nr. 25 Arie vgl. Gen 1, 31b Uriel vgl. Milton IV,VII Mit Würd’ und Hoheit angetan, mit Schönheit, Stärk’ und Mut begabt, gen Himmel aufgerichtet, steht der Mensch, ein Mann und König der Natur. Die breit gewölbt’ erhab’ne Stirn verkünd’t der Weisheit tiefen Sinn, und aus dem hellen Blicke strahlt der Geist, des Schöpfers Hauch und Ebenbild. An seinen Busen schmieget sich, für ihn, aus ihm geformt, die Gattin hold und anmutsvoll. In froher Unschuld lächelt sie, des Frühlings reizend Bild, ihm Liebe, Glück und Wonne zu. vgl. Gen 2, 1 Und Gott sah jedes Ding, was er gemacht hatte; und es war sehr gut. Und der himmlische Chor feierte das Ende des sechsten Tages mit lautem Gesang. Nr. 27 Chor Vollendet ist das große Werk; der Schöpfer sieht’s und freuet sich. Auch unsre Freud’ erschalle laut, des Herren Lob sei unser Lied! Nr. 28 Terzett Gabriel, Uriel vgl. Ps 145, 15–16; vgl. Ps 104, 27–28 23 Zu dir, o Herr, blickt alles auf; um Speise fleht dich alles an. Du öffnest deine Hand, gesättigt werden sie. vgl. Ps 104, 29 Raphael Uriel Du wendest ab dein Angesicht; da bebet alles und erstarrt. Du nimmst den Odem weg; in Staub zerfallen sie. Aus Rosenwolken bricht, geweckt durch süßen Klang, der Morgen jung und schön. Vom himmlischen Gewölbe strömt reine Harmonie zur Erde hinab. Seht das beglückte Paar, wie Hand in Hand es geht! aus ihren Blicken strahlt des heißen Danks Gefühl. Bald singt in lautem Ton ihr Mund des Schöpfers Lob. Laßt unsre Stimmen dann sich mengen in ihr Lied! vgl. Milton V, IV, XI Gabriel, Uriel, Raphael vgl. Ps 104, 30 vgl. Ps 148, 13–14 Den Odem hauchst du wieder aus, und neues Leben sproßt hervor. Verjüngt ist die Gestalt Der Erd’ an Reiz und Kraft. Nr. 29 Chor Vollendet ist das große Werk. Des Herren Lob sei unser Lied! Alles lobe seinen Namen, denn er allein ist hoch erhaben! Alleluja, alleluja. Nr. 31 Duett und Chor Eva, Adam DRITTER TEIL vgl. Ps 148, 1–10; Daniel 3, 58–81 Nr. 30 Orchestereinleitung und Rezitativ vgl. Milton V 24 Von deiner Güt’, o Herr und Gott, ist Erd’ und Himmel voll. Die Welt, so groß, so wunderbar, ist deiner Hände Werk. Chor versammelt und vertreibt. Gesegnet sei des Herren Macht. Sein Lob erschall’ in Ewigkeit. Eva, Adam und Chor Lobsinget alle Gott dem Herrn! Groß wie sein Nam’ ist seine Macht. Adam vgl. Milton V Der Sterne hellster, o wie schön verkündest du den Tag! Wie schmückst du ihn, o Sonne du, des Weltalls Seel’ und Aug’! Eva Chor vgl. Milton V vgl. Milton V Macht kund auf eurer weiten Bahn des Herren Macht und seinen Ruhm! Adam Eva vgl. Milton IV Und du, der Nächte Zierd’ und Trost, und all das strahlend’ Heer, verbreitet überall sein Lob in eurem Chorgesang! vgl. Milton I, V Ihr, deren Pfad die Höh’n erklimmt, und ihr, die niedrig kriecht, ihr, deren Flug die Luft durchschneid’t, und ihr im tiefen Nass. Eva, Adam und Chor Adam vgl. Milton III, V Sanft rauschend lobt, o Quellen, ihn! Den Wipfel neigt, ihr Bäum’! Ihr Pflanzen, duftet, Blumen, haucht ihm euren Wohlgeruch! Ihr Elemente, deren Kraft stets neue Formen zeugt, ihr Dünst’ und Nebel, die der Wind vgl. Milton V Ihr Tiere, preiset alle Gott! Ihn lobe, was nur Odem hat! Eva, Adam vgl. Milton V 25 Ihr dunklen Hain’, ihr Berg’ und Tal, ihr Zeugen unsres Danks, ertönen sollt ihr früh und spät von unserm Lobgesang! Eva Chor vgl. Milton V vgl. Milton IV Heil dir o Gott, o Schöpfer, Heil! Aus deinem Wort entstand die Welt; dich beten Erd’ und Himmel an, wir preisen dich in Ewigkeit! O du, für den ich ward! Mein Schirm, mein Schild, mein All! Dein Will’ ist mir Gesetz. So hat’s der Herr bestimmt, und dir gehorchen bringt Mir Freude, Glück und Ruhm. Nr. 32 Rezitativ vgl. Milton IV, V Adam Nr. 33 Duett Nun ist die erste Pflicht erfüllt, dem Schöpfer haben wir gedankt. Nun folge mir, Gefährtin meines Lebens! Ich leite dich, und jeder Schritt weckt neue Freud’ in unsrer Brust, zeigt Wunder überall. Erkennen sollst du dann, welch unaussprechlich Glück Der Herr uns zugedacht, ihn preisen immerdar, ihm weihen Herz und Sinn. Komm, folge mir, ich leite dich! Adam vgl. Milton IV Holde Gattin! Dir zur Seite fließen sanft die Stunden hin. Jeder Augenblick ist Wonne, keine Sorge trübet sie. Eva Teurer Gatte! Dir zur Seite schwimmt in Freuden mir das Herz. Dir gewidmet ist mein Leben, deine Liebe sei mein Lohn. 26 Adam Eva, Adam Der tauende Morgen, o wie ermuntert er! Mit dir erhöht sich jede Freude, mit dir genieß’ ich doppelt sie; mit dir ist Seligkeit das Leben; Dir sei es ganz geweiht! Eva Die Kühle des Abends, o wie erquicket sie! Nr. 34 Rezitativ Adam Wie labend ist der runden Früchte Saft! vgl. Milton IV Uriel O glücklich Paar, und glücklich immerfort, wenn falscher Wahn euch nicht verführt, noch mehr zu wünschen, als ihr habt, und mehr zu wissen, als ihr sollt! Eva Wie reizend ist der Blumen süßer Duft! Eva, Adam Doch ohne dich, was wäre mir Adam vgl. Ps 96, 2; der Morgentau, Daniel 3, 52–57 Eva der Abendhauch, Adam der Früchte Saft, Eva der Blumen Duft. 27 Nr. 35 Chor und Soli Singt dem Herren alle Stimmen! Dankt ihm alle seine Werke! Laßt zu Ehren seines Namens Lob im Wettgesang erschallen! Des Herren Ruhm, er bleibt in Ewigkeit. Amen. Sonnhild Beyer wurde 1997 in Filderstadt geboren und genoss schon in früher Kindheit eine musikalische Ausbildung an der Musikschule Köngen/Wendlingen mit verschiedenen Instrumenten. Bis heute bekommt sie Unterricht für Querflöte (bei Annette Haberkern), Klavier (bei Jörg Dobmeier) und klassischen Gesang (bei Ingeburg Dobmeier). Im Fach „klassischer Gesang“, in dem sie als Sopran seit 2009 Unterricht bekommt, war sie mehrfache Bundespreisträgerin bei „Jugend musiziert“. 2013 absolvierte sie ein Schulpraktikum an der Oper Stuttgart. 2015 nahm sie am „Meisterkurs für junge Talente“ an der Musikhochschule Freiburg bei Prof. Katharina Kutsch teil. Im Sommer 2015 war sie Teilnehmerin der „Gstaad Vocal Academy“ bei Silvana Bazzoni-Bartoli und bei einem Meisterkurs von Marlis Petersen am „Haydn-Konservatorium“ in Eisenstadt. Vielfach sang sie bei Aufführungen der Musikschule Köngen/Wendlingen Solopartien in Oratorien, Konzerten und Musicals sowie in einem ersten Solo-Abend bei den „Köngener Kulturtagen“. Sarah Alexandra Hudarew nahm 2007 ihr Gesangsstudium bei Prof. Marga Schiml an der Hochschule für Musik Karlsruhe auf. Ab 2009 studierte sie parallel am Institut für Musiktheater der HfM Karlsruhe im Fach Operngesang. Meisterkurse u. a. bei Brigitte Fassbaender, Dietrich Fischer-Dieskau und Julia Varady ergänzten ihre Ausbildung. Die mehrfache Bundespreisträgerin bei „Jugend musiziert“ und Semifinalistin des Internationalen Wettbewerb für Wagnerstimmen wurde u. a. durch ein Stipendium der Jürgen-Ponto-Stiftung gefördert, in die Yehudi-Menuhin-Förderung „Live Music Now“ aufgenommen und war Stipendiatin des Richard-Wagner-Verbandes Karlsruhe. In der Spielzeit 10/11 wurde sie ins Opernstudio des Badischen Staatstheaters Karlsruhe aufgenommen und war von 2011-2013 dort als Solistin engagiert. 2014/15 sang sie am Landestheater Detmold. Seit August 2016 ist sie am Luzerner Theater engagiert. Darüber hinaus widmet sich Sarah Alexandra Hudarew ebenfalls dem Lied-, Konzert- und Oratorienfach. 28 Dennis Marr wurde in Stuttgart geboren. und begann seine musikalische Ausbildung im Knabenchor „collegium iuvenum“ Stuttgart. Sein Diplomstudium zum Sänger und Gesangslehrer an der Staatlichen Hochschule für Musik und Darstellende Kunst Stuttgart bei Prof. Bernhard Jaeger-Böhm schloss er im Sommer 2011 mit Bestnote ab. 2012/2013 war er Stipendiat der Musikstiftung der Landeskre-ditbank Baden-Württemberg. Von 2011-2014 studierte er im Masterstudiengang an der Opernschule Stuttgart in der Gesangsklasse von Sylvia Koncza und gab im Sommer 2012 sein Debüt bei der Kammeroper Konstanz im Singspiel „Truffaldino-Diener zweier Herren“ nach Carlo Goldoni mit der Musik von W.A. Mozart. 2014 war Dennis Marr als Solist in Baden-Baden bei den Osterfestpielen der Berliner Philharmoniker engagiert. Seit der Spielzeit 2014/15 ist er festes Ensemblemitglied am Theater Vorpommern. Zudem arbeitet er seit mehreren Jahren als privater Gesangslehrer. Konzertreisen führten ihn in zahlreiche Städte im In- und Ausland. Michael Roman wurde in Gießen geboren. Seine musikalische Ausbildung erhielt er zunächst auf der Geige, wechselte später zum Gesang. Michael Roman begann sein Gesangsstudium an der Hochschule für Musik in Heidelberg- Mannheim, und führte seine Studien an der Hochschule für Musik „Carl Maria von Weber“ in Dresden bei Prof. Christiane Junghanns, Prof. Gertraud Geißler und Prof. Ludger Rémy fort, die er nach einem Aufbaustudium mit dem Konzertexamen abschloss. Neben Meisterkursen bei Barbara Schlick und Brigitte Fassbaender waren vor allem die Meisterkurse bei Kurt Widmer für seine künstlerische Tätigkeit prägend. Die Aufführungen großer Oratorien des Barock, der Klassik und der Romantik sowie zeitgenössischer Werke führten ihn nach Europa und Südamerika. Michael Roman war Stipendiat der Internationalen Händel-Akademie Karlsruhe und der Internationalen Ferienkurse für Neue Musik Darmstadt. An der Justus- Liebig-Universität in Gießen unterrichtete Michael Roman Gesang. Seine musikalische Arbeit ist in Rundfunkübertragungen und CD- Aufnahmen dokumentiert. 29 Jörg Dobmeier studierte Schulmusik und Germanistik an der Musikhochschule und der Universität Stuttgart mit Hauptfach Klavier bei Prof. Paul Buck und Prof. Gerd Lohmeyer. Nach Abschluss des ersten und zweiten Staatexamens für das Lehramt an Gymnasien wurde er Schulleiter der Musikschule Köngen/Wendlingen. Bis 1982 war er Leiter des Kirchenchors Ohmden, bis 1985 Leiter des Studentenchors „Kurrende“ der ESG Tübingen. Von 1984 bis 2011 war er Dozent für ChorDirigieren an der Musikhochschule Stuttgart, und ist seit 1985 künstlerischer Leiter von Chor und Orchester des Oratorien-Vereins Esslingen. In dieser Funktion leitet er seit 1986 das „Esslinger Forum für junge Solisten“. Im Rahmen seiner Tätigkeit als Musikschulleiter hat Jörg Dobmeier zahlreiche große Bühnenprojekte im Musiktheaterbereich realisiert. Er ist überdies als Komponist von Musicals tätig (DIE KISTE, DIE WÜNSCHELRUTE, ZEIT FÜR CLOWNS, DER ZAUBERVOGEL, DER SPEGELSEE, DAS PRINZIP GLÜCK). Im Jahr 2004 wurde ihm der „Daniel-Pfisterer-Preis“ durch den Geschichts- und Kultur-Verein Köngen verliehen. Veranstaltungsvorschau 2017 Proben-Wochenende im Kloster Roggenburg vom 28. bis 30. April 2017 Sonntag, 14. Mai 2017, 19.00 Uhr Giaccomo Puccini, Messa di Gloria (1890/93) für drei Soli, Chor und Orchester sowie George Bizet, Te Deum (1858) für 2 Soli, Chor und Orchester Sonntag, 10. Dezember 2017, 19.00 Uhr Heinrich von Herzogenberg, Die Geburt Christi fiir sechs Soli, Chor, Orchester und Gemeinde (1894) 30 Einladung Sängerinnen und Sänger sowie Instrumentalisten, die an regelmäßiger und intensiver musikalischer Arbeit interessiert sind und Lust zum Programm der kommenden Projekte haben, sind herzlich willkommen und melden sich bitte beim künstlerischen Leiter, Herrn Jörg Dobmeier (s.u.). Internet: www.oratorien-verein-es.de E-Mail: [email protected] Künstlerischer Leiter Jörg Dobmeier, Im Bitterling 1, 73230 Kirchheim/Teck Telefon/Fax 0 70 21 / 5 89 95 E-Mail: [email protected] Bankverbindungen Kreissparkasse Esslingen-Nürtingen IBAN: DE11 6115 0020 0000 9943 81 BIC: ESSLDE66XXX Volksbank Esslingen IBAN: DE56 6119 0110 0151 7350 00 BIC: GENODES1ESS Chorproben finden wöchentlich dienstags von 20-22 Uhr im Evangelischen Gemeindehaus am Blarerplatz, Orchesterproben projektweise montags von 20-22 Uhr im Evangelischen Gemeindehaus der Martinskirche Oberesslingen statt. Mitglied im Oratorien-Verein Esslingen e. V. können auch solche Personen (Körperschaften, Firmen) werden, die die kulturellen Ziele des Vereins nicht (mehr) durch ihre eigene aktive musikalische Ausübung, sondern durch ideelle und finanzielle Unterstützung fördern möchten. Impressum Herausgegeben vom Oratorien-Verein Esslingen e.V. Redaktion und Inhalt: Jörg Dobmeier, Künstlerischer Leiter und Prof. Dr. Ulrich Prinz 1. Vorsitzender Stefan Beck, Pliensaustr. 23, 73728 Esslingen Tel. 07 11 / 540 32 03 E-Mail: [email protected] Druck Druckerei Hertle Lise Meitner Straße 10 73230 Kirchheim unter Teck 31