Orkanstärke THEATER IM KUNSTQUARTIER / DAS GROSSE SHAEKSPEARE ABENTEUER 20/03/14 Der Kochtopf der Hexen aus Macbeth ist nur eine Station: William und Puck fliehen vor dem zürnenden Elfenkönig Oberon. Oberon fürchtet um seine Macht, sollte sein Name in einer Geschichte auftauchen, die ein Mensch für Menschen geschrieben hat. Und genau das will der junge William: Geschichten schreiben. Von Heidemarie Klabacher Uraufgeführt worden ist Thomas Birkmeirs Stück „Das große Shakespeare-Abenteuer“ vor genau zehn Jahren am 20. April 2004 im Theater der Jugend in Wien. Seither treibt es den jungen William und seinen Freund Puck vom Globe Theater in London über Prosperos Insel und den Kochtopf der Hexen als Zitat gewordene Bühnenfigur durch die eigenen Werke - die freilich erst noch geschrieben werden müssen... Klingt nach Zeitschleife und Intertextualität und ist doch einfach „nur“ ein hinreißendes Theaterstück. Für Kinder ist es ein aufregendes, witziges und spannendes Stück. Für Erwachsene ist es ein aufregendes witziges und spannendes Stück mit vielen – nicht wirklich subtilen, aber wirklich charmanten - Kreuz- und- Querbezügen: Die Figuren aus dem „Sommernachtstraum begegnen nicht nur ihren Kolleginnen und Kollegen aus andern Shakespeare-Werken, sondern auch ihrem Schöpfer und ihren Darstellern in „historischen“ und „heutigen“ Zeiten. Auch das Spiel mit den Stil-Niveaus ist dem Autor gelungen und gefällt auch im Jahre zehn nach der Uraufführung: Wenn’s wirklich ernst oder poetisch wird, wenn also etwa Oberon oder Titania auftreten oder die Hexen um den Topf tanzen, gibt es auch mal Blankvers, Jambus oder Tetrameter. Puck und William sprechen aber ganz normal. Ein Stück für Kinds-Köpfe im allerbesten Sinne also. Nachgespielt wurde „Das große Shakespeare-Abenteuer“ etwa erst in der Spielzeit 2012/2013 am Theater Konstanz, in der Spielzeit 2008/2009 im Stellwerk Weimar und im Thüringer Landestheater Rudolstadt oder 2007/2008 im Düsseldorfer Schauspielhaus. Im Oktober vergangen Jahres hatte „Das große Shakespeare-Abenteuer“ im Theater im KunstQuartier Premiere in der Diplominszenierung von Andan Taha. Im November gastierte die Produktion des Thomas Bernhard-Institutes der Universität Mozarteum für einige Aufführungen im Schauspielhaus Salzburg. Am Mittwoch (19.3.) gab es an zwei Terminen eine Wiederaufnahme im Theater im KunstQuartier. Ralph Kinkel, verträumt und doch zielstrebig als William; Zeynep Bozbay, einfach hinreißend temperamentvoll als Puck von Heute; Wolf Danny Homann, ausgesprochen bedrohlich als Oberon; Vidina Popov, elfenhaft zart und selbstbewusst als Titania; Christoph Hackenberg ein wenig zerstreut als gelehrter Prospero; Martin Esser ein wenig ekelig und doch liebenswürdig als liebesbedürftiger Kaliban: Sie alle haben ihr Publikum – ein zwei Schulklassen und ein paar Erwachsene – in eine schon beinahe „reale“ Phantasiewelt entführt. Der Sturm den Adnan Taha (Regie) und Gerald Bauer (Dramaturgie) im Bühnenbild von Tobias Kreft entfesselt haben, der hatte Orkanstärke. Das muss ein „großes“ Haus erst so hinkriegen, dass die Kinder in der ersten Reihe die Füße anziehen und sich kreischend vor den heranwogenden Fluten in Sicherheit bringen wollen. „Nur“ mit Zitaten und Andeutungen spielen auch die Kostüme von Sophie-Marie Frauscher – ein paar Jahrhunderte Theatergeschichte werden ebenso locker suggeriert, wie üppige Prospekte und aufwändige Maschinen. So sollte Theater sein. Genau so. Und die Matrazen auf der einen Seite edles Marmor-Design etwa für die Grabsteine auf dem Friedhof in Stratford, auf der anderen vielfältig einsetzbares Grün etwa für Titatnias Laube - die sollten in Serie gehen. Könnte man öfter mal brauchen. Bilder: Tobias Kreft