Unterschied zwischen Stackelberg–Führern und den – Folgern

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Industrieökonomik II
Wintersemester 2007 / 08
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Unterschied zwischen Stackelberg–Führern und den –
Folgern:
jeder Stackelberg–Führer weiß, dass der Output der Stackelberg–
Pn
F
F
=
gegeben ist, d.h. ein
Folger durch Y
j=l+1 yj
Stackelberg–Führer antizipiert korrekt die Mengenentscheidung
der Stackelberg–Folger.
Einsetzen der Reaktionsfunktion in die obige Preis–Absatz–
Funktion einsetzen, bevor wir die Reaktionsfunktion des Unternehmens i ermitteln. Dies ergibt
(n − l)(a − c)
(n − l)Y L
L
− b yi
p=a−b
−
+ Y−i
b (n − l + 1)
(n − l + 1)
Ulrich Schwalbe
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L
Per definitionem gilt Y L = Y−i
+ yi . Einsetzen und zusammenfassen ergibt die Restnachfrage für den Stackelberg–Führer
i:
L
a + (n − l) c − b Y−i
b
−
yi
p=
(n − l + 1)
(n − l + 1)
Die zugehörige Grenzerlösfunktion ist
L
a + (n − l) c − b Y−i
2b
−
yi .
MRi =
(n − l + 1)
(n − l + 1)
Ulrich Schwalbe
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Gleichsetzen der Grenzerlösfunktion mit den Grenzkosten ergibt die beste Antwort des Stackelberg–Führers i
L
auf den Output aller anderen Führer Y−i
.
MRi
⇒
Ulrich Schwalbe
=
L
a + (n − l) c − b Y−i
2b
−
yiL = c
(n − l + 1)
(n − l + 1)
yiL
L
(a − c) Y−i
=
−
.
2b
2
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Da alle Stackelberg–Führer identisch sind und daher im
Gleichgewicht dieselbe Outputmenge herstellen werden. Dies erL
= (l − 1) yiL .
gibt die Symmetriebedingung Y−i
Einsetzen in die letzte Gleichung und auflösen nach yiL ergibt
die Outputmenge für jedes fusionierte Unternehmen in der
Führungsgruppe.
yiL =
Ulrich Schwalbe
(a − c) (l − 1) L
−
yi
2b
2
⇒
yiL =
(a − c)
.
b (l + 1)
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Da es l Stackelberg–Führer gibt, ist der aggregierte Output
dieser Gruppe gegeben durch
YL = l
(a − c)
.
b (l + 1)
Setzt man diese Menge wiederum in die Reaktionsfunktion eines
Stackelberg–Folgers ein, kann man die Outputentscheidung eines Folgers wie folgt ermitteln.
yjF
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(a − c)
.
=
b (l + 1)(n − l + 1)
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Multiplikation mit f = n − l ergibt den aggregierten Output
aller Stackelberg–Folger.
Y
F
(n − l) (a − c)
=
.
b (l + 1)(n − l + 1)
Welche Anreize für eine Fusion gibt es in diesem Modell?.
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Betrachten wir zuerst den Output eines Führers bzw. Folgers. Aus
den Gleichungen folgt unmittelbar, dass ein Stackelberg–Führer
größer‘ ist als ein Stackelberg–Folger. Der Anreiz für eine Fusion
’
hängt jedoch davon ab, ob der Gewinn für zwei Firmen steigt, die
sich zusammenschließen und ein Stackelberg–Führer werden.
Die Frage ist daher ob der Gewinn eines
Stackelberg–Führers mehr als doppelt so
hoch ist als der eines Stackelberg–Folgers.
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Um die Gewinne auszurechnen, müssen wir in einem ersten
Schritt den Marktpreis bestimmen. Hierzu ermitteln wir den
Gesamtoutput als Summe der Produktionsmengen aller Stackelberg–Führer und –Folger.
Y = Y
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L
+Y
F
(a − c)(n + n l − l2 )
.
=
b (l + 1)(n − l + 1)
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Der Gesamtoutput ist größer, als wenn die n Unternehmen sich
in einem simultanen Cournot–Wettbewerb befinden würden.
Der Grund liegt darin, dass die Stackelberg–Führer einen
größeren Output produzieren. Ihre erhöhte Produktion führt
dazu, dass die Stackelberg–Folger ihren Output reduzieren, aber nicht so stark, dass der erhöhte Output der Führer
überkompensiert würde. Die Stackelberg–Folger sind also aus zwei
Gründen negativ betroffen.
1. Die Ausbringungsmenge der Stackelberg–Folger wird verringert;
2. Der Marktpreis fällt.
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Diese Effekte erschweren die Situation für einen Stackelberg–
Folger. Deshalb erhöht sich die Tendenz, dass Unternehmen fusionieren, um ihren Folger-Status aufzugeben.
Um die Profitabilität einer Fusion zu beurteilen, müssen wir
den Gewinn eines typischen Stackelberg–Führers und den eines
typischen Stackelberg–Folgers berechnen.
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Der Gewinn eines Unternehmens ist gleich der Preis–Kosten
Marge pL − c multipliziert mit dem Output dieser Firma.
Die Preis–Kosten Marge erhält man durch Einsetzen der Gesamtmenge in die Preis–Absatz–Funktion.
(a − c)
p −c =
.
(l + 1)(n − l + 1)
L
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Multiplizieren mit dem Output ergibt einen Gewinn für die beiden Unternehmenstypen von
und
πiL
(a − c)2
=
b (l + 1)2 (n − l + 1)
πjF
(a − c)2
=
.
2
2
b (l + 1) (n − l + 1)
Aus diesen Gewinngleichungen wird unmittelbar deutlich, dass
die Stackelberg–Führer einen größeren Gewinn erzielen
als die Stackelberg–Folger.
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Die Frage, die sich jedoch stellt, ist die nach dem Gewinn der
Stackelberg–Führer nach einer weiteren Fusion.
Angenommen, zwei Folger fusionieren. Es gäbe dann einen weiteren Stackelberg–Führer und zwei Stackelberg–Folger weniger. Da
alle obigen Berechnungen von der Gesamtzahl n der Unternehmen und der der fusionierten Unternehmen, l, abhängt, müssen
wir also nun jeweils n−1 und l +1 in den Formeln einsetzen.
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Damit der Gewinn πiL (n − 1, l + 1) eines neuen fusionierten Unternehmens einen Anreiz für eine Fusion darstellt, muss er
größer sein als der gemeinsame Gewinn der beiden Folger vor dem Zusammenschluss. Letzterer ist gegeben durch
2 πjF (n, l). Die Fusion ist dann profitabel, wenn:
πiL
(n − 1, l + 1)
=
(a − c)2
b (l + 2)2 (n − l − 1)
(a − c)2
> 2
b (l + 1)2 (n − l + 1)2
= 2 πjF (n, l) .
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Dies ist äquivalent zu
2
(l + 2)2 (n − l + 1) − 2 (l + 1)2 (n − l − 1) > 0.
Dieser Ausdruck ist etwas kompliziert, aber es kann gezeigt werden, dass er immer positiv ist. Dies impliziert, dass jeder Zusammenschluss zweier Firmen, der die Zahl der Stackelberg–
Führer erhöht (und die der Stackelberg–Folger verringert), immer profitabel für die fusionierenden Unternehmen ist.
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Beginnt man mit einer beliebigen Konfiguration von Führern und Folgern, werden zwei
weitere Folger sich immer zusammenschließen
wollen.
Das dargestellte Modell vermeidet das erste Merger Paradox. Die
Fusion erhöht den Gewinn der fusionierenden Firmen, indem sie
diese zu einem — von möglicherweise mehreren — Stackelberg–
Führern macht.
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Darüberhinaus erklärt die Tatsache, dass eine Fusion profitabel
für die beteiligten Unternehmen ist, auch den Dominoeffekt,
den man in vielen Industrien beobachtet.
Wenn eine plötzliche Änderung in einem relevanten Parameter dazu führt, dass sich zwei frühere Konkurrenten zusammenschließen und dieses neue, größere Unternehmen die Rolle eines Stackelberg–Führers einnimmt, dann kann man sich vorstellen, dass dieses Ereignis eine Kettenreaktion auslöst, in der die
verbleibenden Unternehmen sich zusammenschließen werden, um
die Rolle des Folgers zu vermeiden.
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Es stellt sich nun die Frage, ob das Modell auch das zweite Merger Paradox vermeidet. Gibt es Fusionen, die nicht
im öffentlichen Interesse sind? Gibt es einen Punkt, ab dem eine weitere Fusion die gesellschaftliche Wohlfahrt und die Effizienz
verringert?
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Eine teilweise (aber direkte) Antwort kann mit Hilfe der Preis–
Kosten Marge gegeben werden. Diese Marge, die ein guter Indikator für die Abweichung von der vollkommenen Konkurrenz ist,
hängt von der Zahl l der Stackelberg–Führer ab.
Dies legt die Vermutung nahe, dass es ab einem bestimmten
Punkt nicht wünschenswert sein kann, mehr Stackelberg–
Führer zu haben. Wir wissen, dass die Preis–Kosten Marge
steigt, wenn der Gesamtoutput fällt. Daher ist herauszufinden,
welche Auswirkungen eine Fusion auf den Gesamtoutput hat. Der
Gesamtoutput in einer Industrie als Funktion von n und l ist
(a − c)(n + n l − l2 )
.
Y (n, l) =
b (l + 1)(n − l + 1)
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Ein Zusammenschluss von zwei Firmen reduziert die Zahl der Firmen auf n−1 und erhöht die Zahl der Stackelberg–Führer auf l+1.
Daher ändert sich der Gesamtoutput auf
(a − c)(n − 1 + (n − 1)(l + 1) − (l + 1)2 )
Y (n − 1, l + 1) =
.
b (l + 2)(n − l − 1)
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Die Differenz im Gesamtoutput ist
Y (n − 1, l + 1) − Y (n, l) =
(a − c)
n − 3 (l + 1)
.
b
(l + 1) (n − l + 1) (l + 2) (n − l − 1)
Da der Nenner immer positiv ist, ist der Zähler entscheidend. Dieser ist positiv, wenn n > 3 (l + 1) bzw. l < n/3 − 1 ist. In diesem
Fall steigt der Output und der Preis fällt.
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Ein Zusammenschluss von zwei Firmen, der
die Zahl der Stackelberg–Führer erhöht,
führt zu einer Zunahme des Gesamtoutputs
und zu einer Preissenkung, vorausgesetzt,
die Gruppe der Stackelberg–Führer umfasst
weniger als ein Drittel der Gesamtzahl der
Firmen in der Industrie.
Einige Fusionen sind zumindest für die Konsumenten nachteilig. Sobald die Zahl der Führer größer oder gleich einem Drittel der Anzahl der Firmen in der Industrie ist, führen weitere
Fusionen zu einer Outputreduktion und zu einer Preiserhöhung.
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Darüberhinaus hat die Analyse deutlich gemacht, dass eine Fusion für zwei Firmen immer attraktiv ist, so dass immer ein
Anreiz besteht, solche wohlfahrtsverringernden Fusionen
durchzuführen.
Dies erklärt, warum eine Kartellbehörden Vorbehalte hinsichtlich
Fusionen hat, die die Konzentration in einer Industrie signifikant
erhöhen, und dass sie dagegen Maßnahmen ergreifen muss.
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Das Modell sollte allerdings nicht als exakte Wiedergabe
der Realität angesehen werden. Im allgemeinen ist es unwahrscheinlich, dass die Firmen in einer Industrie in zwei Gruppen
von Führern und Folgern aufgeteilt werden können, wobei
die jeweiligen Firmen gleichgroß sind. Darüberhinaus ist der genaue Mechanismus, wie eine Firma in eine Führungsposition gelangt nicht genau spezifiziert.
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Angesichts der Tatsache, dass es nicht ganz einfach ist, ein überzeugendes Modell von Fusionen zu entwickeln, das zum einen für
die Firmen einen Anreiz zur Fusion impliziert und zum anderen
die wohlfahrtsmindernden Effekte einer Erhöhung der Konzentration abbildet, ist es interessant zu klären, welche Schlüsse wir aus
dem dargestellten Modell ziehen können.
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Das Modell macht einige der Annahmen deutlich, die man
benötigt, um die beobachteten realen Phänomene zu erklären. Es
wurde z. B. angenommen, dass die Firmen identisch sind, so dass
das Motiv der Kosteneinsparung keine Rolle spielt. Wie wir gesehen haben, kann jedoch eine Fusion zu einer Wohlfahrtserhöhung
führen, wenn sie zu einer signifikanten Kostenreduktion führt. Der
Preis nach der Fusion wird nur dann sinken, wenn die Grenzkosten
der gesamten Menge signifikant fallen.
Ulrich Schwalbe
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