Institut für Medizinische Mikrobiologie und Hygiene, Uniklinikum

Werbung
Institut für Medizinische Mikrobiologie und Hygiene, Uniklinikum
Giessen und Marburg GmbH, Standort Marburg
Hinweise zur Probenentnahme und zu besonderen Erregern für die
mikrobiologische Diagnostik
PD Dr.med. Frank Sommer
und das Kollegium des Institutes für Medizinische Mikrobiologie und Hygiene
in Marburg
Version 3/2011
2
Wichtige Telefonnummern
Prof. Lohoff
Sekretariat 06421-58-66455
Funk 142-91402
OÄ Frau Dr. Kerwat 06421-58-64312
Funk 142-69669
OA PD Dr. Sommer 06421-58-64330
Funk 142-64330
Dr. Cherkasov 06421-58-66123
Funk 142-66123
Frau Dr. Streubel 06421-58-66068
Funk 142-66068
Mitarbeiter Hygiene
Prof. Mutters 06421-5864302
Dr. Nonnenmacher 06421 09-64358
Funk 142-64358
Dr. Streubel (06421-58)-66068
Funk 142-66068
Befundauskunft
06421-58-66061 (Varia und TB)
06421-58-66055 (Stuhl und Urin)
Ärztlicher Notdienst
Erreichbar über Information
Uniklinikum Marburg
(06421 58) 63691
Sonstige Telefonnummern der Labore
Hygiene -65673
Zentrallabor -66263
Virologie -65147 (PCR Labor)
ZIVD (Serologie) -62098, -64313
3
Dienstzeiten
Labor Marburg
Montag bis Freitag 7.00 bis 18.00
Samstag 7.30 bis 15.30
Sonntag 8.00 bis 13.30
Außerhalb dieser Zeiten ist der ärztliche Notdienst erreichbar (s. unten).
Die diensthabenden Ärzte sind während der regulären Dienstzeiten nicht über das NotdienstHandy erreichbar, sondern über ihre Funker (s. oben) oder über die 66061.
Vorgehen bei Notfällen außerhalb
der regulären Dienstzeiten
1) Rufen Sie den diensthabenden
Mikrobiologen über Info Klinikum an. Tel
(06421-58)-63691
2) Vereinbaren Sie, auf welche die Weise
die Probe in das Labor kommt (weiteres
s. Notfallschein).
3) Füllen Sie den Notfallschein aus (nur
Kliniken Marburg). Dieser ist im
Intranet/Hygieneportal/Formulare
hinterlegt
4) Füllen Sie einen normalen
Einsendeschein aus
4
Leistungsverzeichnis
Aktinomykose (s.Kapitel 6 (letzter Abschnitt) und 15)
Amöben (s. Kapitel 5)
Angina Plaut-Vincentii (s. Kapitel 9)
Ascaris (s. Kapitel 5 Bandwürmer/Ascaris)
Aspergillus (s. Kapitel 15)
Atypische Mykobakterien (s. Kapitel 12)
Atypische Pneumonie (s. Kapitel 12)
Bakterien allgemein via 16S PCR (s. Kapitel 15)
Bandwürmer (s. Kapitel 5)
Blutkulturen (s. Kapitel 2)
Borrelien (s. Kapitel 15)
Botulismus (s. Kapitel 15)
Candida sp. (s. Kapitel 15)
Chlamydia trachomatis (s. Kapitel 6)
Chlamydophila pneumoniae (s. Kapitel 12)
Chlamydophila psittaci (s. Kapitel 12)
Clostridium difficile (s. Kapitel 5)
Clostridium perfringens (S. Kapitel 15)
Corynebacterium diphtheriae (s. Kapitel 9)
C-MRSA (s. Kapitel 15)
Diarrhoe (Untersuchung bei Diarrhoe) (s. Kapitel 5)
Dimorphe Pilze (s. Kapitel 15)
Diphtherie (s. Kapitel 9)
Echinokokken (s. Kapitel 15)
EHEC (Shiga-like-Toxin) (s. Kapitel 5)
ESBL-bildende Bakterien (s. Kapitel 15)
Gardnerella vaginalis (Kapitel 6)
Gasbrand (s. Clostridium perfringens)
Gonokokken (s. Kapitel 6)
Helicobacter pylori (s. Kapitel 5)
Herzklappe (s. Kapitel 13)
HUS (Hämolytisch-Urämosches Syndrom) (s. EHEC)
IGRA (Interferon-gamma release assay –TB) (s. Kapitel 12 unter “Tuberkulose”)
Kryptosporidien (s. Kapitel 5)
Lamblien (s. Kapitel 5)
Leptospira ssp. ( s. Kapitel 15)
Legionellen (s. Kapitel 12)
Leishmaniasis (s. Kapitel 15)
Malaria (s. Kapitel 15)
Meningokokken (s. Kapitel
Meningitis (s. Kapitel 7)
Mikrosporidien (s. Kapitel 5)
Mycoplasma pneumoniae (s. Kapitel 12)
Morbus Whipple (s. Kapitel 15)
MRSA (s. Kapitel 15)
Nokardien (s. Kapitel 12)
Oxyuren (s. Kapitel 5)
Pneumonie (s. Kapitel 11 und 12)
Pneumocystis jirovecii (carinii) (s. Kapitel 12)
Schistosomen (s. Kapitel 15)
Shiga-like-Toxin (s. EHEC)
Staphylococcus aureus MRSA (s. Kapitel 15)
Toxoplasmose (s. Kapitel 15)
Typhus (s. Kapitel 5)
Trichomonas vaginalis (s. Kapitel 6)
Tuberkulose (s. Kapitel 12)
Vancomycin-resistente-Enterokokken(VRE; s. Kapitel 15)
Viren (Abteilung Virologie !)
Wurmeier (s. Kapitel 5)
Zystizerkose (s. Kapitel 15)
5
Inhaltsverzeichnis
1 Allgemeine Hinweise zur Probengewinnung /Probeneinsendung
2 Blutkulturen
3 Katheter und Katheterspitzen
4 Urin
5 Stuhl
6 Genitalabstriche/Sekrete
7 Liquor
8 Augenabstriche
9 Nasen-, Rachen-, und Tonsillenabstriche
10 Ohrabstriche
11 Materialien aus dem tiefen Respirationstrakt
12 Hinweise zu einzelnen Erregern (Atemwegsmaterialien)
13 Materialien von Wundinfektionen, Abszesse, Gewebe
14 Punktate aus primär sterilen Bereichen
15 Spezielle einzelne Erreger und Verfahren
16 Hinweise zur Antibiotikatherapie allgemein
17 Anhang
1 Allgemeine Hinweise
/Probeneinsendung
zur
Probengewinnung
Alle Proben sollten, wenn möglich, vor Beginn einer antimikrobiellen Therapie gewonnen werden.
Bitte verwenden Sie für alle Abstriche, Punktate, Atemwegsmaterialien etc. den Schein MB1. Für
Stuhl, Urin, Mykobakterien (TB) und Blutkulturen bitte den Schein MB2 verwenden. Mit einem Schein
MB 1 können drei Materialien von einem (!) Patienten eingesendet werden.
Vorgehensweise:
1. Kodieren Sie das Material (z.B. C2 für Nasenabstrich) indem Sie das Feld „C“ und das Feld „2“ mit
einem Bleistift markieren.
2. Bringen Sie einen Patientenaufkleber im Feld Patientenetikett an.
3. Ziehen Sie den Aufkleber mit dem Barcode ab und bringen Sie diesen auf dem
Probenröhrchen/Material an. Beschriften Sie zusätzlich auf diesem Barcodeaufkleber das
Probenröhrchen mit dem Namen des Patienten.
4. Tragen Sie das Abnahmedatum in das entsprechende Feld ein.
5. Markieren Sie die gewünschte Untersuchung. Finden Sie die gewünschte Untersuchung nicht,
geben Sie diese handschriftlich auf dem Einsendeschein an (im Feld Fragestellung). Bei „seltenen“
Untersuchungen rufen Sie bitte vorher das Labor an.
Geben Sie rechts oben am Schein folgendes an:
- Diagnose, Grunderkrankungen und/oder Symptomatik in Stichworten
- Angaben zur antimikrobiellen Therapie
- Reiseanamnese, falls vorhanden
Die Abnahme einer Probe bei einem Patienten muss in den Patientenunterlagen dokumentiert
werden (Wer ? Wann ? Was?).
6
Transport, Verpackung und Lagerung
Transport und Verpackung
Für die Verpackung sind die Richtlinien nach UN 3373 und die Verpackungsanweisung P 650 zu
beachten. Die Verpackung setzt sich zusammen aus einer Innenverpackung (mit dichtschliessendem
Probengefäß und Aufsaugmaterial) und einer Außenverpackung (von guter Qualität, die genügend
widerstandsfähig ist, um den Stößen und Belastungen, die unter normalen Beförderungsbedingungen
auftreten, standzuhalten).
Lagerung von Proben (bis zur Abholung durch den Transportdienst)
-Abstriche: bei Raumtemperatur
-Sputum, Bronchialsekret, BAL: bei 4
Grad
0
-Blutkulturen: bei Raumtemperatur
-Liquor: bei Raumtemperatur
0
-Urin: bei 4 Grad
Die Proben sollten möglichst innerhalb von 2 Stunden im Labor bearbeitet werden. Die 2 Stunden
Frist gilt insbesondere für Proben aus den tiefen Atemwegen und alle Proben aus primär
sterilen Gebieten. In Ausnahmefällen können Proben länger gelagert werden (s. unten im Text). Eine
Zeit von 12 h soll dabei nicht überschritten werden.
2 Blutkulturen
Indikationen
-V.a. Bakteriämie
-Systemische Infektionen, Sepsis
-Meningitis, Pneumonie
-Endokarditis
-Kontrolle einer positiven Blutkultur (z.B. mit S.aureus oder Candida)
Materialien
-venöses Blut in Blutkulturflasche (Bactec, BD))
Hinweise zur Entnahme
Bitte nur Bactec-Flaschen verwenden. Bitte eine aerobe und eine anaerobe Flasche abnehmen.
Speziell für kleine Volumina an Blut (insbesondere Kinder) gibt es die „Pedibact“ Flasche. Bei
Verdacht auf Pilzinfektionen empfiehlt sich die „Myko“ Flasche. Zwar können Pilze auch mit den
„Standard“ Blutkulturen-Flaschen nachgewiesen werden, die „Myko“-Flasche weist aber eine höhere
Sensitivität bei Pilzinfektionen auf.
Flaschen nicht belüften. Für Blutkulturen keine anderen Gefäße verwenden. Lagerung der
unbeimpften Flaschen: kühl und dunkel. Bitte achten Sie auf das Verfallsdatum der Flaschen.
Blutkulturflaschen werden bis zu 5 Tagen bebrütet, d.h. ein negatives Ergebnis erhalten Sie nach 5
Tagen.
Beimpfung und Blutabnahme:
7
Gummimembran mit 70%-Ethanol desinfizieren. Wichtig ist die sorgfältige Hautdesinfektion bei der
Abnahme von venösem Blut (Händedesinfektion; Einmalhandschuhe verwenden; Desinfektion der
Entnahmestelle; Desinfektionsmittel mindestens 1 Min. einwirken lassen; nach der Desinfektion nicht
mehr palpieren!). Maximal 3-10 ml Patientenblut durch die Gummimembran in die Blutkulturflasche
injizieren (optimal sind 8 ml pro Flasche). Für Pedibakt-Flaschen ist ein Volumen von 1-3 ml optimal
(falls nicht mehr zu gewinnen ist - auch nur 0,5 ml). Nährmedium und Blut vorsichtig mischen.
Blutkulturflasche mit dem Barcode von Schein MB2 bekleben. Dort auch den Namen des Patienten
eintragen (auf den Barcode-Kleber). Blutkulturflaschen bis zur Abholung bei Raumtemperatur lagern.
Möglichst im Fieberanstieg mehrere (2-3) Blutkulturen abnehmen! Eine Blutkultur ist keine! Im Notfall
(z.B. V.a. auf beginnende Sepsis) natürlich sofort abnehmen, so dass keine Verzögerung entsteht. Die
Entnahme vor Antibiotikagabe ist im Zweifelsfall wichtiger, als das Warten auf Fieber.
Dringende Fälle (akute Endokarditis, septischer Schock): sofort 2-3 Blutkulturen in rascher Folge
abnehmen.
Weniger dringende Fälle (unklares Fieber, subakute Endokarditis): 2-3 Blutkulturen innerhalb von 24
Stunden abnehmen. Insbesondere bei Endokarditis ist die Abnahme mehrerer Blutkulturen vor
Beginn der Antibiose sehr wichtig!
Eine laufende Antibiotikatherapie ist keine Kontraindikation zur Untersuchung, insbesondere wenn
unter Antibiose weiterhin Fieber besteht, bzw. die Antibiose klinisch nicht anspricht.
Zur Bewertung der Relevanz eventuell nachgewiesener Keime sind bei Blutkulturen klinische
Angaben besonders wichtig. Bitte Grund für die Abnahme von Blutkulturen und eventuelle VorAntibiose angeben.
3 Katheter und Katheterspitzen
Indikation:
-Katheterinfektion, Kathetersepsis
Material:
-Katheter und Katheterspitzen: in sterilem Röhrchen einsenden.
Hinweise zur Entnahme:
Katheter steril entfernen (Katheterspitze nicht berühren und auch nicht über nicht-sterile Oberflächen
streifen lassen; „no-touch Methode“), die vorderen 5 cm des Katheters mit einer sterilen Schere
abtrennen und in einem sterilen Röhrchen nativ, ohne Zusatz von Flüssigkeit oder Nährmedien ins
Labor einsenden.
4 Urin
Indikation:
-Harnwegsinfektionen (z.B. Zystitis, Pyelonephritis)
Materialien:
Mittelstrahlurin, (steriles Versandröhrchen). Die genaue Instruktion des Patienten ist sehr wichtig (s.
unten „Hinweise zur Entnahme“) 10 ml sind ausreichend.
Katheterurin, Blasenpunktionsurin: (steriles Versandröhrchen).
Einmalplastikbeutel bei Säuglingen. Nur als orientierende Untersuchung nach sorgfältiger Reinigung
des Perineums praktikabel.
Externe Einsender (Einsender außerhalb von Marburg): bitte Urikult benutzen
8
Hinweise zur Entnahme/Lagerung
Urin möglichst schnell ins Labor bringen, sonst kühl lagern (Kühlschrank!). Eine Transportzeit von 24
Stunden darf nicht überschritten werden. Bei längerer Lagerung/längerer Transportzeit
Eintauchobjektträger (Urikult) verwenden. Externe Einsender, die nicht in Marburg sind, bitte Urikults
verwenden.
(Vorgehen beim Urikult: Urin in Tauchagargefäß auffangen, Agar vollständig eintauchen und abtropfen
lassen, überschüssigen Urin verwerfen (!). Tauchagar im Gefäß einsenden.)
Mittelstrahlurin beim Mann: Hände und Vorhaut mit Seife waschen. Vorhaut zurückziehen, Eichel
waschen, mit frischem Wasser spülen und sauberem Tuch abtrocknen. Die erste Portion Urin
verwerfen. Dann 10-20 ml Urin in einem sterilen Gefäß auffangen.
Mittelstrahlurin bei der Frau: Äußeres Genitale gründlich mit Seife waschen, mit Wasser abspülen.
Urethralmündung und Umgebung mit feuchten sterilen Tupfern reinigen, mit einem sterilen Tupfer
trocknen. Weiteres Vorgehen wie beim Mann.
Katheterurin: bei Dauerkatheter nach Desinfektion Punktion des Katheters an der dafür vorgesehenen
Einstichstelle oder aus dem Katheter ablaufen lassen. Nicht aus dem Beutel entnehmen.
Bei Verdacht auf Urogenital-TBC 50 ml Morgenurin an drei aufeinanderfolgenden Tagen einsenden.
Bewertung der Keimmenge
5
>10 Keime /ml Harnwegsinfektion wahrscheinlich
4
5
10 bis 10 Keime/ml Grenzbereich. Harnwegsinfektion möglich. Bei Kindern sind bereits
4
Keimzahlen ab 10 Keimen/ml verdächtig für eine Harnwegsinfektion.
3
<= 10 Keime/ml Harnwegsinfektion unwahrscheinlich (Ausnahme z.B. unter antibiotischer Therapie)
5 Stuhl
Indikation
-Diarrhoe durch bakterielle Erreger (Salmonellen, Shigellen, Yersinien, Campylobacter sp.,
Aeromonas)
-Antibiotika-induzierter Durchfall: Clostridium difficile (Toxinnachweis).
-Verdacht auf Infektion mit entero-hämorrhagischen Escherichia coli (EHEC)
-Personaluntersuchung auf Salmonellen/Shigellen
-Verdacht auf Infektion mit Kryptosporidien oder Mikrosporidien
-Untersuchung auf Wurmeier und Parasiten
Untersuchungsmaterial
-Stuhl
Eine erbsengroße Menge fester Stuhl, bzw. ca. 1ml flüssiger Stuhl oder Schleim ist ausreichend!
Stuhlröhrchen zu einem Drittel füllen, falls parasitologische und Antigen-Tests angefordert werden. Bei
der Entnahme von Stuhl mit dem Löffel sollten blutige, schleimige oder eitrige Anteile bevorzugt
entnommen werden. Führt der Patient dies selbständig durch, sollte er darauf hingewiesen werden.
o
Probenlagerung bei 4 C.
-Biopsiematerial
9
-Duodenalsaft (für Untersuchung auf Lamblien) Duodenalsaft
transportieren.
möglichst
schnell
ins
Labor
Magenbiopsie (f. Untersuchung auf H.pylori, s. unten unter „H.plyori“).)
Untersuchungen
-pathogene Keime (Salmonellen, Shigellen, Yersinien, Campylobacter)
-Dyspepsie Coli (nur bis zu einem Alter von 2 Jahren sinnvoll)
Folgende Untersuchungen bitte gesondert anfordern (sind nicht in der Anforderung
„pathogene Keime“ enthalten !)
-Parasiten (z.B. Lamblien, Amöben, Wurmeier)
-Enterohämorrhagische E.coli (EHEC)
-Nachweis von Clostridium difficile Toxin
-Nachweis von Spross- und Schimmelpilzen
-Viren (z.B. Adenoviren, Rotaviren, Noro-Viren ) Diese bitte mit dem Virologie Schein anfordern
(Schein 24).
Hinweise:
Bei Krankenhauspatienten ist, wenn die Symptomatik erst mehr als 3 Tage nach Aufnahme beginnt,
eher an nosokomiale Ursachen zu denken (z.B. Clostridium-difficile Colitis) als an Salmonellen.
Untersuchung auf Salmonellen aber sinnvoll bei Verdacht auf Salmonellen-Ausbruch innerhalb des
Krankenhauses.
Hinweise zu einzelnen Erregern (Stuhldiagnostik)
Clostridium difficile
Bei Verdacht auf C.difficile Infektion Stuhl – wie oben beschrieben- einsenden. Es wird ein Elisa auf
Toxin im Stuhl durchgeführt und eine Kultur, um den Erreger anzuzüchten. Das Ergebnis des Elisa auf
Toxin liegt noch am selben Tag vor, wenn die Probe bis 12.00 im Labor ankommt. Das Ergebnis der
Kultur liegt nach 48h vor. Für einige Einsender wird (da so gewünscht) die Kultur nur in besonderen
Fällen durchgeführt.
Interpretation besonderer Fälle:
Toxin-Elisa-negativ, Kultur auf C.difficile positiv, das Isolat produziert kein Toxin.
Es liegt wahrscheinlich eine Besiedlung mit einem nicht-Toxin produzierendem C.difficile-Stamm vor.
Dies hat keinen Krankheitswert und erfordert keine Hygienemaßnahmen.
Toxin-Elisa-negativ, Kultur auf C.difficile positiv, das Isolat produziert Toxin.
Der Toxin-Elisa ist wahrscheinlich falsch negativ (das Toxin ist relativ instabil). C.difficile-assoziierte
Erkrankung möglich, bei Diarrhoe sind entsprechende Hygienemaßnahmen erforderlich
Oxyuren
Bei Verdacht auf Oxyuren, bitte nicht Stuhl, sondern Analabklatschpräparat (Tesafilm) einsenden!
Typhus
Bei Patienten mit Verdacht auf Typhus sind Stuhlkulturen nur ab der 2. Woche sinnvoll. In der akuten
Phase erfolgt bei Typhus die Diagnose über Blutkulturen.
10
Ruhr- oder Choleraverdacht
Bei Ruhr- oder Choleraverdacht bitte telefonische Rücksprache mit dem Labor.
Amöben
Bei Verdacht auf eine Infektion mit Entamöba histolytica empfehlen wir die Durchführung einer PCR
im Bernhard-Nocht-Institut in Hamburg. Die Probe wird durch uns dorthin verschickt. Zusätzlich wird
im Institut f. Med. Mikrobiologie, Marburg, eine mikroskopische Untersuchung durchgeführt. Die
mikroskopische Untersuchung hat aber – selbst bei geübten und erfahrenen Untersuchern – eine
relativ niedrige Sensitivität. Außerdem ermöglicht die Mikroskopie nicht die Differenzierung zwischen
der pathogenen Form (E.histolytica) und apathogenen Formen (z.B. E.dispar). Allerdings kann mit der
Mikroskopie (oft, aber nicht immer) sehr schnell (in wenigen Stunden) eine Verdachtsdiagnose gestellt
werden. Daher sollte auf die Mikroskopie in akuten Fällen nicht verzichtet werden.
Einsendung von Stuhl zur Mikroskopie: Für den Nachweis von Zysten reicht normal-eingeschickter
Stuhl aus. Zysten sind relativ stabil und gehen auch über Nacht nicht kaputt. Soll der Nachweis von
beweglichen Trophozoiten versucht werden (macht nur Sinn bei Verdacht auf akute Amöbiasis bei
blutigem Stuhl) muss Stuhl in der Warmhaltebox innerhalb von 30 Minuten ins Labor gebracht werden.
Bei Verdacht auf Amöbeninfektion daher bitte immer Rücksprache mit dem Labor.
Lamblien
Die Untersuchung auf Lamblien erfolgt mikroskopisch im Stuhl (erbsengroße Menge an Stuhl im
Stuhlröhrchen einschicken). Auf Schein MB2 Parasiten/Wurmeier ankreuzen und bei „Speziell“
vermerken „Lamblien“.
EHEC
EHEC (entero-hämorrhagischer E.coli) ist ein Erreger von Diarrhoe, blutiger Diarrhoe (Colitis) und
dem HUS). Die Untersuchung auf EHEC im Stuhl erfolgt:
-mittels eines chromatographischen Schnelltestes (Dieser erkennt das Shiga-Toxin und den Stamm
O157). Das Ergebnis liegt ca. 1 Stunde nach dem Eingang im Labor vor.
-eine Kultur und eine PCR auf Verotoxin (Shiga-like Toxin) im Stuhl. Dies ist eine Fremduntersuchung
(Uni Giessen). Wir leiten das Material nach Giessen weiter. Anforderung Schein MB2: EHEC.
Zusätzlich ist eine serologische Untersuchung in bestimmten Fällen sinnvoll (Serum einsenden), evtl.
telefonische Rücksprache.
Bandwürmer/Ascaris
Bei V.a. auf Bandwürmer/Ascaris 3x Stuhl, wie oben beschrieben einschicken. Markieren:
Parasiten/Wurmeier. Soll ein Wurm differenziert werden, diesen in physiologischer Kochsalzlösung
(z.B. in einem Urinbecher) einschicken.
Typhus
Bei Verdacht auf Typhus im Stadium der Kontinua nicht Stuhl, sondern Blutkulturen einsenden. Im
Stuhl können die Erreger erst nach ca. 2-3 Wochen nachgewiesen werden.
Kryptosporidien oder Mikrosporidien
Stuhl einsenden, wie oben beschrieben. Bitte handschriftlich vermerken: Kryptosporidien und
Mikrosporidien. Der Nachweis erfolgt mikroskopisch nach modifizierter Ziehl-Neelsen Färbung.
Zystizerkose
Bei Verdacht auf Zystizerkose Serum mit Schein 23 an das ZIVD schicken.
11
Helicobacter pylori
Für die Resistenzbestimmung von H.pylori wird eine Biopsie benötigt. Magenbiopsie unmittelbar nach
Entnahme in „Portagerm Pylori“ einbringen ! Kein anderes Medium verwenden ! Die Biopsie(n)
muss/müssen sich deutlich (mindestens 5 mm) unter der Oberfläche des Mediums befinden (Biopsien
nicht auf das Medium legen!), da H.pylori sonst rasch abstirbt. Bitte beimpftes Medium noch am Tag
der Abnahme ins Labor schicken !
6 Genitalabstriche/Sekrete
Indikation
-Urethritis
-Vaginitis, auch bakterielle Vaginose (Gardnerella vaginalis)
-Zervicitis, Adnexitis
-Prostatitis, Epididymitis
-Untersuchungen in der Schwangerschaft (z.B. Chlamydien, B-Streptokokken)
Geeignete Materialien
-Cavumabstrich
-Cervix- oder Vaginalabstriche
-Sekret, Fluor (Abstrich in Transportmedium)
-Ejakulat, Prostataexprimat (steriles Gefäß)
Hinweise zur Entnahme
Mann: Harnröhrenöffnung mit Wasser reinigen, Harnröhre ausstreichen, so dass ein Tropfen Sekret
mit sterilem Tupfer entnommen werden kann.
Frau: Zervixsekret oder Vaginalsekret unter Verwendung eines sterilen Vaginalspekulums entnehmen.
Urtehralabstrich nach Reinigen der Harnröhrenöffnung mit Wasser entnehmen.
Ejakulat oder Prostataexprimat wird in einem sterilen Röhrchen aufgefangen.
Wichtiger Hinweis:
Die Untersuchungsanforderung „pathogene Keime“ enthält bei Cervix-/Urethralabstrichen
auch Mycoplasmen, Ureaplasmen und Gardnerella vaginalis. Im Gegensatz dazu sind
Chlamydien und Gonokokken nicht in der Anforderung „pathogene Keime“ enthalten. Bei
Verdacht auf Urethritis durch diese Keime (bzw. STD) bitte diese Keime gesondert anfordern
und gesondertes Abnahme-Material verwenden.
Für Chlamydien-PCR bitte spezielle Abstriche verwenden (s. unten)
Gardnerella vaginalis
Die bakterielle Vaginose ist durch das Auftreten bestimmter Bakterien gekennzeichnet. Einer dieses
„Leitkeime“ ist Gardnerella vaginalis. Die bakterielle Vaginose kann am besten durch ein direktes
Präparat von Vaginalsekret nachgewiesen werden („Clue-cells“). Gardnerella vaginalis kann auch
kulturell nachgewiesen werden. Der kulturelle Nachweis und Differenzierung kann bis zu 96h dauern.
Daher erhalten viele Befunde von Vaginalabstrichen den Kommentar „Untersuchungsergebnis auf
Gardnerella vaginalis folgt“.
Trichomonadendiagnostik:
12
Zur
Trichomonadendiagnostik
einen Objektträgerausstrich direkt vor Ort anfertigen
und lufttrocknen. Bitte diesen Ausstrich unfixiert und ungefärbt ins Labor schicken.
PCR auf Chlamydien (Chlamydia trachomatis) und Gonokokken
Bei Verdacht auf STD für die Untersuchung auf Chlamydien und Gonokokken bitte einen Abstrich mit
den entsprechenden „Chlamydien“ Abstrich-Besteck vornehmen. Alternativ eignet sich auch Urin, hier
am besten Morgenurin (10 ml).
Bei Verdacht auf Chlamydien-Infektion des Auges mit einem Wattestäbchen (evtl. angefeuchtet mit
steriler isotonischer NaCl) etwas Sekret entnehmen, bzw. abstreichen.
Lagerung in einem sterilen Röhrchen mit etwas steriler, isotonischer Kochsalzlösung. Wattestäbchen
nicht in ein Röhrchen mit Gel einbringen!
Aktinomykose im Urigenitalbereich
Bei Verdacht auf Aktinomykose, diese Untersuchung bitte auch gezielt anfordern. Materialien von
Patienten mit Verdacht auf Aktinomykose werden länger bebrütet (bis zu 2 Wochen).
Dementsprechend erhalten Sie ein negatives Ergebnis erst nach dieser Zeit.
(Schein MB1, sonstige Untersuchung, Aktinomykose handschriftlich hinzufügen!).
Gonokokken
Zum Nachweis von Gonokokken steht eine PCR-Methode und die Kultur zur Verfügung. Die sicherste
Methode ist die PCR (s. oben „PCR auf Chlamydien (Chlamydia trachomatis) und Gonokokken“)
7 Liquor
Indikation
-ambulant erworbene Meningitis
-nosokomiale Meningitis (z.B. postoperativ)
-Meningitis bei liegenden Liquordrainagen
-Neuroborreliose (z.B. für B.burgdorferi-Serologie)
-Tertiäre Lues mit ZNS-Beteiligung für Lues-Serologie
Geeignete Materialien
-Liquor
Hinweise zur Entnahme
Liquorpunktion unter streng aseptischen Bedingungen durchführen. Für die Bakteriologie wird ein
Extra-Röhrchen benötigt (zusätzlich zur Zytologie, bzw. Zellanalyse). Wird eine PCR-Untersuchung
gewünscht (z.B. Tuberkulose-, Herpes oder Borrelien PCR ) ist ein zusätzliches, steriles Röhrchen mit
Liquor erforderlich.
(Volumen: 500 µl ) Transport und Lagerung bei Raumtemperatur.
Zusätzlich zum nativen Liquor kann ein Teil des Liquors in eine Blutkulturflasche gegeben werden.
Diese dann bitte als Liquorflasche kennzeichnen auf dem Schein MB2.
Eventuell außerdem Blutkulturen abnehmen (s.oben)
Liquor sofort ins Labor transportieren. Bei V.a. auf eitrige Meningitis außerhalb der normalen
Dienstzeiten den Notdienst der Mikrobiologie informieren (erreichbar über Info Klinikum Marburg –
06421-5863691) .
Meningokokken
Bei Verdacht auf Meningokokken Liquor einsenden (wie oben beschrieben) und Blutkulturen
abnehmen.
Tuberkulose
13
Für die Untersuchung auf Tuberkulose ist nur nativer Liquor geeignet. Für die Untersuchung auf
TBC im Liquor wird ein relativ großes Volumen benötigt (5 ml und mehr)! Bei Verdacht auf tuberkulöse
Meningitis empfiehlt sich auch die Durchführung einer PCR. Daher bitte ein Extra Liquor Röhrchen für
die (gesamte) TB-Diagnostik mit dem Schein MB2 einsenden.
16S/18S PCR
In besonderen Fällen kann auch eine 16S/18S PCR durchgeführt werden, siehe Kapitel 15.
8 Augenabstriche
Indikation
-V.a. bakterielle Konjunktivitis
-Endophtalmitis
-Acanthamoeben-Keratitis
Geeignete Materialien
-Bindehaut-Sekret/Abstrich (Abstrich in Transportmedium)
-Kammerspülwasser, Glaskörperpunktat
Hinweise
Bindehaut: Abstrich mit Abstrichtupfer entnehmen. Punktate: Punktat direkt im sterilen Röhrchen
einsenden (kein Abstrich!). Bei Chlamydiendiagnostik bitte Rücksprache mit Labor. Bei V.a. auf
seltene Erreger z.B. Toxocariose oder Akanthamöben bitte immer Rücksprache mit dem Labor.
9 Nasen-, Rachen-, und Tonsillenabstriche
Indikation
-Nasenabstrich: Nachweis einer Kolonisation mit MRSA; eitrige Rhinitis
-Rachenabstrich: Angina, Pharyngitis (z.B. durch A-Streptokokken)
-Diphtherie
-Mykose im Nasen-/Rachenbereich
Geeignete Materialien
-Abstrich mittels Abstrichtupfer vom entsprechenden Bereich
Hinweise zu einzelnen Erregern
Diphtherie
Bei Verdacht auf Rachendiphtherie: Abstrich unterhalb der pseudomembranösen Belege, bitte
Vorabinformation des Labors; bereits der Verdacht auf Diphtherie ist meldepflichtig. Bitte 2 Abstriche
einschicken! (Einer wird für ein mikroskopisches Präparat, der andere für die Kultur benötigt). Da
Corynebakterien physiologischerweise im Rachen vorkommen, kann die Aussage des Präparates
gering sein. Es ist wahrscheinlich, dass auf Basisdes Präparates ein Diphtherie-Verdacht weder
bestätigt noch ausgeschlossen werden kann. In einigen Fällen kann aber eine Verdachtsdiagnose
untermauert werden (beim reichlichen Vorkommen „typisch“ aussehender Bakterien). Einen sicheren
„Schnelltest auf Diphtherie“ gibt es somit nicht.
MRSA Untersuchung
Siehe Anhang „Hinweise zur Untersuchung auf MRSA“.
Angina Plaut Vincentii
14
Bei Verdacht auf Plaut-Vincentii Angina bitte diesen Verdacht handschriftlich auf dem Befund
vermerken! Hier bitte auch stets ein mikroskopisches Präparat anfordern (2 Tupfer)
10 Ohrabstriche
Indikation
- Otitis externa
- Otitis media
Geeignete Materialien
-Mittelohrsekret
-Gehörgangsabstrich
Hinweise
Geeignetes Material von der Läsion mittels Abstrichtupfer entnehmen. Abstrichtupfer mit
Transportmedium einschicken. Otitis externa: eventuell vor dem Abstrich Krusten entfernen. Mit dem
Tupfer Läsionen abstreichen. Bei trockenen Läsionen Tupfer ggf. mit etwas phys. Kochsalzlösung
anfeuchten. Lagerung bei Raumtemperatur.
Wird als Diagnose Otitis externa angegeben werden routinemäßig die Pilzplatten länger (bis zu einer
Woche) bebrütet. Nach 48h wird allerdings bereits ein Endbefund erstellt, da nur sehr selten
Schimmelpilze noch nach dieser Zeit kulturell nachgewiesen werden können.
11 Materialien aus dem tiefen Respirationstrakt
Indikation
-Pneumonie
-Verdacht auf Tuberkulose
-atypische Pneumonie
Geeignete Materialien
Sputum
Sputum (Auswurf) kann einfach (nicht-invasiv) gewonnen werden und ist für die Infektionsdiagnostik
geeignet.
Sputum wird von Patienten häufig mit Speichel gleichgesetzt. Daher muss den Patienten und dem
beteiligten medizinischen Personal die richtige Gewinnung von Sputum erklärt werden, wobei
besonders auf den Unterschied zwischen Sputum und Speichel hinzuweisen ist. Eine Anleitung für
Patienten befindet sich im Anhang.
Besonders gut geeignet ist das erste Morgensputum. Kann spontan kein Sputum aus der Tiefe
produziert werden, lässt sich durch Inhalation von ca. 25 ml steriler, hyperosmolarer Kochsalzlösung
(3-6 %) mittels
Vernebler die Sekretion in den Atemwegen anregen und auf diese Weise ein induziertes Sputum
gewinnen (Cave: Infektionsgefahr für das Personal und andere Patienten). Der Patient inhaliert über
einen Düsen- oder Ultraschallvernebler solange (meist 15 bis 20 min) die hypertone NaCl Lösung, bis
eine ausreichende Menge an Sputum in den Atemwegen induziert wurde. Dieses Sputum wird alle
paar Minuten in ein steriles Gefäß expektoriert.
Es sollte nur makroskopisch eitriges Sputum eingesandt werden
Immunsuppression, Verdacht auf Legionellose, Verdacht auf dimorphe Pilze).
(Ausnahme: z. B.
15
Trachealsekret
Die Untersuchung von Trachealsekret ist eine wichtige und komplikationsarme Technik.
Möglichst unmittelbar nach Wechsel des Trachealtubus wird mit Hilfe eines sterilen Katheters Sekret
so weit wie möglich aus den tiefen Abschnitten des Bronchialbaums aspiriert und in ein dicht
schließendes, steriles Transportgefäß mit Schraubverschluss gegeben.
Invasive Methoden (BAL, PSB, Bronchialsekret)
Allgemein gilt: je näher zum Infektionsherd die Probe gewonnen wird, um so spezifischer (wenig
Kontamination durch Mundflorakeime) und sensitiver (Keim in höherer Konzentration vorhanden als in
der Peripherie) ist die mikrobiologische Diagnostik. Zu beachten ist, dass topisches Lidocain die
Wiederfindungsrate beeinflussen kann.
Bronchoalveoläre Lavage (BAL)
Gewinnung von BAL-Material
Im Mund-Nasen-Rachenraum und der Trachea befindliche Sekretansammlungen sollten vor Einführen
des Bronchoskops abgesaugt werden. Nach Möglichkeit sollte vor Gewinnung der Proben für die
mikrobiologische Untersuchung kein Sog angewandt werden, da sonst die Kontaminationsgefahr
erheblich zunimmt. Es ist zu berücksichtigen, dass anästhesierende Gele antimikrobiell wirken
können.
Zur bronchoalveolären Lavage führt man die Spitze des Bronchoskops in das Bronchuslumen ein und
dichtet dieses mit der Spitze ab. Nach Instillation von bis zu 160 ml isotoner Kochsalzlösung in das
Lumen wird die Flüssigkeit portioniert soweit möglich wieder aspiriert, wobei mindestens 50 ml
Flüssigkeit wiedergewonnen werden sollten. Das erste Aspirat wird verworfen (Ausnahme: Suche
nach obligat pathogenen Erregern bei abwehrgeschwächten Patienten), das zweite und ggf. folgende
Aspirate entstammen eher der Lungenperipherie.
In der Pädiatrie werden zur Gewinnung der BAL 3-4 x 1 ml/kg KG (bis max. 50 ml/Portion)
vorgewärmte 0.9 %ige NaCl – Lösung verwendet. Die zurückgewonnene Flüssigkeit wird
zusammengeführt. Davon werden Aliquots zur Erregerdiagnostik und zur zytologischen Diagnostik
verwendet.
Geht es nur um die Gewinnung von vorwiegend bronchialem Probenmaterial, reicht die Instillation
einer kleineren Flüssigkeitsmenge aus (siehe auch „Minilavage“). Hier haben sich 1 bis 2 ml/kg KG
bewährt. Dieses Verfahren ist auch die Methode der Wahl bei suppurativen Lungenerkrankungen (z.
B. Mukoviszidose oder eitrige Bronchiektasen), da so eine Verschleppung von Erregern ins alveoläre
Kompartiment vermieden wird. Dem Labor sollen die bei BAL instillierten und zurückgewonnenen
Flüssigkeitsmengen mitgeteilt werden.
Geschützte Bürste (PSB)
Relevanz der geschützten Bürste
Um das Problem der Kontamination von Materialien mit Besiedlungskeimen in den oberen
Atemwegen zu umgehen, wurde die geschützte Bronchialbürste (Protected Specimen brush = PSB)
entwickelt. Diese Technik erlaubt die kontaminationsarme Gewinnung von Proben aus dem
Bereich der unteren Atemwege. Nachteil dieser Methode ist, dass sehr wenig Material asserviert
wird. Dies führt zu einem sehr geringen „Sampling“ Volumen, mit der entsprechenden Gefahr eines
„Sampling Errors“. Außerdem reicht das sehr geringe Volumen möglicherweise nicht für alle
Untersuchungen aus.
Durchführung der PSB
Bei der geschützten Bronchialbürste wird eine Bürste verwendet, die von zwei Kathetern umhüllt ist.
Nach Einführen des doppelten (Teleskop-) Katheters durch den Arbeitskanal des Bronchoskops wird
der innere Katheter vorgeschoben. Die Bürste selbst wird dann mittels Führungsdraht soweit
vorgeschoben, bis sie aus dem inneren Katheter herauskommt. Nach Bürsten einer geeigneten Stelle
wird die Bürste in den inneren Katheter zurückgezogen, dieser sodann in den äußeren
zurückverlagert.
16
Bronchoskopisch gewonnenes Sekret
Die Untersuchung eines gezielten, unter Sicht gewonnenen eitrigen Materials besitzt eine hohe Sensitivität
und Spezifität, insbesondere auch zum Nachweis obligat pathogener Mikroorganismen (z. B.
Mycobacterium tuberculosis). Hierbei besteht der große Gewinnung Vorteil, hochqualitatives
Probenmaterial direkt aus dem Infektionsherd zu gewinnen.Das Sekret wird über einen Arbeitskanal des
Bronchoskops aus einem größeren Bronchus aspiriert; ggf. muss vor der Aspiration eine geringe Menge
isotoner Lösung (z. B. Kochsalzlösung), die keine antibakteriellen Zusätze enthält, instilliert werden.
Blinde invasive Techniken (Mini-BAL, BPSB)
Vorteile der sogenannten blinden invasiven Verfahren (Mini-BAL, BPSB) sind die einfachere
technische Durchführbarkeit und die geringere Belastung für den Patienten.
Durchführung
Bei der Mini-BAL werden über einen geschützten oder ungeschützten Katheter 20 bis 150 ml ml
Flüssigkeit instilliert. Dem Labor müssen die bei der Mini-BAL instillierten und wieder gewonnenen
Flüssigkeitsmengen mitgeteilt werden. Bei der blind-durchgeführten Bronchialbürste (blinded
protected specimen brush, PBSP) wird die Probe wie oben beschrieben, aber ohne Bronchoskopie
(blind) entnommen.
Weitere Untersuchungsmaterialien
Nasen-Rachenspülwasser
Zur Gewinnung von Sekreten der oberen Atemwege kann bei Säuglingen z.B. bei V.a. Bronchiolitis
über eine durch ein Nasenloch eingebrachte und mit einem Mundabsauger versehene Sekretfalle 0.5
bis 1 ml 0.9 % NaCl instilliert und rasch wieder abgesaugt werden. Auf diese Weise kann
hochwertiges Material vor allem zur viralen Erregerdiagnotik aus dem Nasen- und Rachenraum
gewonnen werden.
Lungenbiopsiematerial, transthorakale Feinnadelpunktion
Die offene Lungenbiopsie erbringt das beste Untersuchungsmaterial, ist allerdings mit dem Narkoseund Operationsrisiko belastet. Sie ist gegebenfalls indiziert, wenn alle anderen diagnostischen
Verfahren ausgeschöpft sind und nicht zu einem verwertbaren Ergebnis geführt haben. Sie sollte
frühzeitig durchgeführt werden, um die Therapie ggf. anpassen zu können. Eine Mikroskopie ist in
jedem Fall durchzuführen.
Geeignetes Untersuchungsmaterial ergibt auch die transthorakale Feinnadelpunktion, die bei
erfahrenen Untersuchern eine niedrige Komplikationsrate zeigt.
Biopsate für die mikrobiologische Diagnostik müssen direkt in einem sterilen Röhrchen mit
physiologischer Kochsalzlösung eingesandt werden. Bioptat-Material muss umgehend ins Labor
transportiert und sofort verarbeitet werden.
Pleuraflüssigkeit
Besteht ein Pleuraerguß oder -empyem, so haben die darin nachgewiesenen Erreger einen hohen
diagnostischen Wert. Pleuraflüssigkeit muss stets auch auf obligate Anaerobier untersucht werden.
Ein steriles Serumröhrchen kann zum Transport verwendet werden, das umgehend in das Labor zur
Anlage-Verarbeitung gesandt werden muss, Ein längerdauernder Luftzutritt ist unbedingt zu
vermeiden. Der Versand und/oder Transport von Pleuraflüssigkeit in einer Spritze ist obsolet. Falls
mittels Spritze aspiriert muss die Probe in ein steriles, verschraubbares Röhrchen umgefüllt werden.
Hinweise:
Die Anforderung „pathogene Keime“ beinhaltet keine atypischen Erreger wie Legionellen,
Mycoplasmen, Chlamydien oder gar Viren. Diese müssen gesondert angefordert werden (s.
unten).
17
12 Hinweise zu einzelnen Erregern
(Atemwegsmaterialien)
Legionellen
Folgende Nachweismethoden stehen zur Verfügung
a) direkte Anzüchtung aus Materialien der tiefen Atemwege (z.B. Bronchialsekret, BAL)
(Schein 23)
b) PCR aus Bronchialsekret oder BAL
(Schein 24)
c) Bestimmung des Legionellen-Antigens im Urin (am besten Morgenurin). Hierzu bitte Nativurin (kein
Urikult) einsenden! (Schein 23).
Diese Untersuchung ist im Notfall auch nachts im Zentrallabor verfügbar (bitte Zentrallabor
anrufen).
d)Bestimmung von Antikörpern gegen Legionellen (Serum, Schein 23)
Mycoplasma pneumoniae
Antikörpernachweis aus Serum. In besonderen Fällen auch die PCR (nur nach Rücksprache).
Chlamydophila pneumoniae
Antikörpernachweis aus Serum. Bei speziellen Fragestellungen auch PCR. Dann bitte telefonische
Rücksprache.
Chlamydophila psittaci
Antikörpernachweis aus Serum
Nocardiose
Bei Verdacht auf Nocardiose bitte Rücksprache mit dem Labor. Nocardiose muss gesondert
angefordert werden.
Materialien von Patienten mit Verdacht auf Nocardiose werden länger bebrütet (bis zu 7 Tagen).
Dimorphe Pilze
(s. Kapitel 15)
Tuberkulose
Vorgehen bei Tuberkulose-Verdacht:
Patienten 3 mal Sputum abhusten lassen zur Gewinnung einer größeren Menge an Sputum (ca. 2 –
10 ml). 24-h Sammelsputum ist obsolet. Evtl. auch Magensaft einsenden (v.a. bei Kindern). Für den
Magensaft bitte die speziellen „Magensaftröhrchen“ benutzen. (Falls diese benötigt werden, bitte
Rücksprache mit dem Labor).
Sputen einsenden in sterilen Röhrchen. Lagerung bei 4 Grad. Für eine optimale Diagnostik 3 zu
verschiedenen Zeitpunkten gewonnene Sputen einsenden.
Bei Verdacht auf Tuberkulose die Materialien bitte in bruchsicheren, fest verschraubten
Röhrchen einsenden. Die Röhrchen dürfen keine Materialanhaftungen außen besitzen.
Bei allen Einsendungen auf Tuberkulose wird noch am selben Tag eine Ziehl-Neelsen Färbung auf
säurefeste Stäbchen durchgeführt. Der Nachweis von säurefesten Stäbchen im Sputum ist kein
Beweis, bei entsprechender Klinik aber ein starker Hinweis auf eine Tuberkulose (auch atypische
Mykobakterien sind säurefeste Stäbchen). Das kulturelle Ergebnis liegt nach 2-6 Wochen vor.
PCR: Auf Wunsch wird auch eine PCR auf M.tuberculosis durchgeführt. Die PCR ist offiziell nur für
Atemwegsmaterialien zugelassen. Wir führen die PCR auch aus anderen Materialien durch (z.B.
Lymphknoten), weisen auf dem Befund aber darauf hin, dass es sich nicht um ein validiertes
18
Testverfahren handelt. Die PCR erkennt nur typische Mykobakterien (M.tuberculosis, M.bovis,
M.africanum), nicht aber atypische Mykobakterien.
Zusätzlich bieten wir einen IGRA (Interferon-gamma-Release-Assay) an. Dies ist ein Test mit dem
TB-spezifische T-Lymphozyten in einem Elispot Assay nachgewiesen werden. Der Test macht eine
Aussage darüber, ob eine Immunantwort gegen M.tuberculosis stattgefunden hat. Mit BCG geimpfte
Personen sind negativ. Benötigt werden Vollblut und spezielle Röhrchen. Falls Röhrchen benötigt
werden, bitte bestellen über Apotheke (Klinikum Marburg), externe Einsender bitte das Labor anrufen
(06421-58-66061).
Atypische Mykobakterien
Bei Verdacht auf pulmonale atypische Mykobakteriose Vorgehen wie oben für Tuberkulose
beschrieben. Sollen Materialien, die nicht (!) Atemwegsmaterialien sind (z.B. Blut, Haut) auf atypische
Mykobakterien untersucht werden, bitte Rücksprache mit dem Labor.
Bewertung von befunden:
Pneumocystis (carinii) jirovecii
Zum Nachweis von P.carinii ist die BAL das bestgeeigneteste Material. Ankreuzen auf Schein MB1
„Pneumocystis jirovecii“. Verfahren ist der PCR-Nachweis. Bei negativer PCR werden keine weiteren
Verfahren durchgeführt. Bei positiver PCR werden zusätzlich die Immunfluoreszenz und/oder die
Grocott Färbung (Versilberung) durchgeführt. In Notfällen kann, wenn die PCR nicht zur Verfügung
steht (z.B. abends), eine Immunfluoreszenz durchgeführt werden.
Pertussis
Bestes Verfahren beim Verdacht auf akute Infektion ist die PCR (Fremduntersuchung). Für die
Pertussis-PCR bitte Abstriche ohne Gel benutzen. Alternativ kann eine Untersuchung auf Pertussis
Antikörper angefordert werden (Serum !).
13 Materialien von Wundinfektionen, Abszesse,
Gewebe
Indikation
-v.a. primäre Weichteilinfektion, Knochen- oder Gelenkinfektion
-Abszesse
-Wundinfektionen (nosokomial, Bissverletzung)
-Eiter
-Wundabstrich
3
-intraoperatives Material, Gewebe (falls möglich bis zu 1 cm )
Eiter in einem sterilen Röhrchen einsenden. Wenn genügend Flüssigkeit/Eiter vorliegt (ca. 1 ml oder
mehr) ist es stets besser dieses Material in einem sterilen Röhrchen einzusenden und keinen Abstrich
zu verwenden! Wenn wenig Eiter vorliegt, Eiter mit dem Abstrichtupfer aufnehmen und im
Transportmedium versenden.
Gewebe und Biopsien in physiologischer Kochsalzlösung möglichst schnell ins Labor bringen.
Herzklappe
Steriles Gefäß, z.B. sterilen Becher oder 50 ml Zentrifugenröhrchen mit ca. 20 ml steriler
Kochsalzlösung füllen. Herzklappe oder Teile der Herzklappe in dieses Gefäß einbringen.
Umgehender Transport ins Labor bei Raumtemperatur.
Schrittmacher: in einem sterilen Becher direkt ins Labor bringen.
Wundabstriche
Falls notwendig, die Wunde mechanisch reinigen, oberflächliches Sekret (z.B. mittels sterilem Tupfer)
entfernen, Nekrosen abtragen. Material aus der Tiefe oder vom Rand zum Gesunden hin entnehmen.
Bei Abstrichen aus Fisteln zunächst austretendes Sekret verwerfen, danach Material gewinnen (falls
möglich aus der Tiefe aspiriert).
19
Wenn
von
einem
Wundabstrich
ein mikroskopisches Sofortpräparat durchgeführt
werden soll (zusätzlich zur Kultur) bitte 2 Abstriche einschicken (entweder 2 Abstrichtupfer in einem
Gel oder 2 komplette Abstriche). Bitte davon einen Kennzeichnen „nur für Präparat“. Alternativ kann
auch ein direkt am Bett bestrichener Objektträger für das Präparat eingesandt werden.
14 Punktate aus primär sterilen Bereichen
(Aszites, Gelenke, Pleuraflüssigkeit, Perikardpunktat)
Indikation
-Peritonitis
-Arthritis
-Pleuritis
-Perikarditis
Hinweise zur Entnahme
Punktate bitte nicht in Abstrichröhrchen füllen (ein steriler Probentransport ist dann nicht
gewährleistet). Punktate nur in fest verschraubbare, sterile Röhrchen füllen und möglichst viel Material
einsenden. Lagerung und Transport bei Raumtemperatur. Ist bei flüssigen Materialien kein sofortiger
Transport ins Labor möglich, sollte zusätzlich eine Blutkulturflasche mit dem Punktat beimpft werden.
Gelenkpunktate
Gelenkpunktate in sterile Gefäße einbringen. Festes Material ebenfalls in sterile Gefäße/Becher
einbringen. Ist bei festen Materialien kein sofortiger Transport ins Labor möglich, physiologische
Kochsalzlösung dazugeben (um Austrocknung zu verhindern). Ist bei flüssigen Materialien kein
sofortiger Transport ins Labor möglich, sollte zusätzlich eine Blutkulturflasche mit dem Punktat beimpft
werden. Blutkulturflasche und andere Proben bei Raumtemperatur lagern.
Gelenkpunktate werden 14 Tage bebrütet. Nach 48h und 7 Tagen wird ein Zwischenbefund erstellt.
15 Spezielle einzelne Erreger und Verfahren
16S/18S PCR für Bakterien und Pilze
Bei primär sterilen Materialien, wie z.B. Gelenkpunktaten, Liquor, Pleurapunktat kann auch eine
16S/18S PCR sinnvoll sein. Dies ist ein Verfahren, um bakterielle/fungale DNA nachzuweisen. Mittels
Sequenzierung ist (im positiven Fall) auch eine Speziesdifferenzierung möglich. Für eine 16S/18S
PCR senden Sie bitte ein Extra-Röhrchen mit Material ein. Haben Sie z.B. ein Gelenk punktiert und
wollen diese PCR senden Sie bitte zwei Röhrchen ein (eines f. die konventionelle Diagnostik und
eines für die 16S/18S PCR).
Das Verfahren macht z.B. Sinn:
-wenn konventionell (via Kultur) keine Erreger nachgewiesen werden konnten, aber dringender
Verdacht auf eine Infektion besteht
-wenn bei Materialien, welche reichlich Granulozyten enthalten, kulturell kein Keimnachweis gelingt
-wenn mikroskopisch, aber nicht kulturell ein Keimnachweis gelungen ist.
Die 16S/18S PCR können Sie mit dem Schein 24 anfordern.
Aktinomykose
Die typische „Aktinomykose“ (zervikofazial, thorakal, abdominell) wird heute selten gesehen. Falls
Verdacht auf eine solche Erkrankung besteht bitte Rücksprache mit dem Labor vor Einsendung von
20
Material. Aktinomyzeten werden aber auch häufig bei
Mischinfektionen
isoliert,
z.B.
bei
Entzündungen/Abszessen im Bereich der Zähne, infizierten Pilonidalsinus und bei
Pararektalabszessen. Aktinomyzeten sind Besiedler der Haut und auch des Gastrointestinaltraktes
und können daher auch in Proben vorkommen ohne dass damit eine pathogene Bedeutung
verbunden ist (z.B. Hautabstrich).
Aspergillus
Bei Verdacht auf pulmonale Aspergillose entsprechende Atemwegsmaterialien (Bronchialsekret, BAL)
einsenden. Bei V.a. Aspergillose (insbesondere auch V.a. systemische Aspergillose) kann auch ein
Antigentest im Serum durchgeführt werden (Fremduntersuchung). Hierzu Serum mit Schein 23 ins
ZIVD senden.
Bewertung von Befunden: Der Nachweis von Aspergillus fumigatus ist stets ernst zu nehmen. Auch
bei (scheinbar) nicht immunsupprimierten Patienten liegt beim kulturellen Nachweis von Aspergillus
nicht selten eine invasive Aspergillose vor!
Borrelien
Standarduntersuchung bei Verdacht auf Borreliose ist die Serologie (Schein23, ZIVD). Für
ausgewählte Fragestellungen kann auch eine PCR auf Borrelien durchgeführt werden. In diesem Fall
bitte telefonische Rücksprache.
Botulismus
Bei Verdacht auf Botulismus bitte Serum einschicken. Es wird ein Tierversuch durchgeführt. Bei
Verdacht auf Säuglingsbotulismus Stuhl einsenden. Andere Materialien (z.B. Lebensmittelproben,
Erbrochenes)
können
nicht
verarbeitet
werden.
Diese
bitte
an
entsprechende
Landesuntersuchungsämter senden.
Candida
Bei Verdacht auf eine Pilzinfektion kreuzen Sie bitte auf dem Einsendeschein „Untersuchung auf
Pilze“ an. In diesem Fall werden dann spezielle Pilzplatten mit angelegt, die die Wahrscheinlichkeit
eines Nachweises von Pilzen erhöhen (bei Mischinfektionen). Pilze werden in der Regel aber auch
ohne diese Anforderung (auf anderen Platten) nachgewiesen. Daher können Sie auch einen Befund
„Candida albicans“ erhalten, ohne speziell Pilze angefordert zu haben. Sollen nur Pilze (keine
Bakterien) untersucht werden, bitte auch nur Pilze anfordern.
Clostridium perfringens (Gasbrand)
Bei Verdacht auf Gasbrand umgehend Material („mit Notfallschein“) in die Mikrobiologie senden.
Probe mit Hol- und Bringedienst sofort in die Mikrobiologie bringen lassen. Schicken Sie wenn möglich
Gewebe statt Abstrichen ein. Wenn dies nicht möglich ist, bitte zwei Abstriche einsenden (einen für
das Präparat und einen für die Kultur). Es wird in der Mikrobiologie umgehend ein Präparat
angefertigt. Das mikroskopische Präparat erlaubt, falls dort reichlich die typischen grampositiven
Stäbchen zu sehen sind, die Verdachtsdiagnose zu untermauern. Die kulturelle Bestätigung dauert 12 Tage.
Dermatophyten
Indikation
-Infektionen von Haut, Haaren, Nägeln
Hinweis: Dermatophyten werden im Labor der Universitäts-Hautklinik untersucht. Materialien auf
Dermatophyten bitte dort hinschicken. Nur Materialien, die neben Dermatophyten auch auf andere
Erreger (z.B. Tuberkulose) untersucht werden sollten in die Med. Mikrobiologie geschickt werden.
Hinweise zur Entnahme
Materialien immer im Randbereich der Entzündung entnehmen.
Haut: etwas Material abschaben (z.B. mit Skalpell) und in einem sterilen Röhrchen einsenden (ohne
Medium!). Nur im Ausnahmefall Abstrichtupfer einsenden.
Nägel: mehrere kleine Nagelschnipsel gewinnen und einsenden
21
Die Untersuchung kann bis zu 6 Wochen und
Wochen zur Speziesdiagnose !).
länger dauern ! (3-4 Wochen zur Anzucht, 1-3
Werden Dermatophyten im Material nachgewiesen, ist dies generell als pathologisch zu werten. Auf
dem Befund erscheint dann der Hinweis „Dermatophyten nachgewiesen“. Allerdings können auch
nicht-Dermatophyten Hautmykosen verursachen, z.B. Sprosspilze (Hefen) und auch Schimmelpilze
(z.B. Aspergillus).
Dimorphe Pilze (Histoplasmose, Coccidiomykose)
Achtung: Aufgrund der hohen Gefährdung dieses Materials für das Laborpersonal (Risikogruppe 3)
ist jeder Verdacht vorab dem Labor mitzuteilen. Außerdem ist auf dem Einsendeschein gross und gut
lesbar zu vermerken: Verdacht auf dimorphe Pilze! Alle weiteren Fragen bitte vorab telefonisch mit
unserem Labor klären.
Echinokokken
Folgende zwei Untersuchungen werden angeboten: 1) Serologie (bitte Serum mit Schein 23
einsenden). 2) Untersuchung eines Punktates (nur falls bereits punktiert wurde!) auf Echinokokken„Häkchen“.
ESBL
ESBL steht für „Extented Spektrum ß-Laktamase“. Die Besiedlung von Patienten mit solchen
Stämmen erfordert spezielle Hygienemaßnahmen. Eine gezielte Untersuchung auf ESBL-bildende
Bakterien (z.B. im Stuhl, Haut etc.) macht nur in sehr besonderen Fällen Sinn. Eventuell in diesem
Zusammenhang bitte Rücksprache mit der Hygiene, welche Untersuchungen hier sinnvoll sind.
Ansonsten werden alle Materialien, in denen von gramnegativen Bakterien ein Antibiogramm erstellt
wird (z.B. Trachealsekret, Wundabstriche), „automatisch“ auf die Anwesenheit von ESBL-Bildnern
untersucht.
Leishmaniasis
Bei Verdacht auf Leishmaniasis bitte Rücksprache mit dem Labor zur Klärung des diagnostischen
Procedere.
Leptospirose
Bei Verdacht auf Leptospirose bitte Rücksprache mit dem Labor. Prinzipiell steht hier eine
serologische Untersuchung und eine PCR (Material: Urin) zur Verfügung.
Malaria
Die Untersuchung auf Malaria wird im Zentrallabor durchgeführt (Tel (06421-58) 66263).
Morbus Whipple
Bitte Rücksprache mit dem Labor wie der Fremdversand (Fremduntersuchung) organisiert wird.
MRSA
MRSA ist die Abkürzung für „Methicillin-resistenter Staphylokokkus aureus“. Methicillin entspricht dem
in Deutschland verwendeten Oxacillin, daher wird teilweise auch die Bezeichnung „ORSA“ verwendet.
Methicillinresistenz bei Staphylokokken beruht auf der Bildung eines alternativen Penicillin-bindenden
Protein PBP2a, was bedingt, dass alle ß-Lactam Antibiotika (Penicilline, Cephalosporine) und auch
Carbapeneme (Imipenem, Meropenem) dann resistent sind. MRSA-Stämme sind mittlerweile weltweit
verbreitet. Sie spielen eine große Rolle als Verursacher nosokomialer Infektionen, wie z.B.
Wundinfektionen, Pneumonie, Katheterinfektion, etc. MRSA-Stämme können aber auch als reine
Besiedler auftreten.
MRSA Screening (konventionell)
22
Die Untersuchung auf MRSA wird von der Abteilung für Hygiene durchgeführt.
Kliniken des Uniklinikums Marburg:
Bitte die entsprechenden Hygiene-Einsendescheine benutzen. Diese können aus dem „Hygieneportal“
(Intranet) gedruckt werden. Befundabfrage: 65673
Für spezielle Fragestellungen (inkl. MRSA-PCR) bitte Kontakt mit der Abteilung Hygiene aufnehmen.
Externe Einsender:
Bitte den Schein MB1 verwenden und handschriftlich angeben „MRSA-Screening“. Befundabfrage
Tel. 06421-58-66061.
Wesentliche Prädilektionsstellen sind Nasenvorhof, Rachen, Perineum und Leistengegend. Beim
MRSA Screening ist die Untersuchung mehrerer Orte (z.B. Nase und Rachen) sensitiver als ein
Nasenabstrich allein.
Nasenabstrich auf MRSA (konventionell).
1.
MRSA sitzt vor allem im vorderen Bereich der Nasenhöhle
2.
Es sollten immer beide Nasenhöhlen (mit einem Tupfer) abgestrichen werden
cMRSA
Bei Verdacht auf eine Infektion (z.B. multiple Abszesse) mit cMRSA (=community acquired oder
ambulant erworbener MRSA) diesen Verdacht bitte auf dem Einsendeschein mitteilen. cMRSA
Stämme sind unter anderem durch die Anwesenheit des Toxins PVL (Panton-Valentin-Leukozidin)
gekennzeichnet. Wird aus der eingeschickten Probe ein MRSA isoliert, kann via PCR festgestellt
werden, ob dieses Isolat positiv für PVL ist. Dies wird auf dem Befund entsprechend dokumentiert.
Jeder Nachweis eines cMRSA wird dem Einsender telefonisch mitgeteilt.
Schistosomen
Bei Verdacht auf Schistomiasis bitte Rücksprache mit dem Labor, um die Diagnostik zu optimieren.
Prinzipiell können die Eier mikroskopisch im Stuhl oder Urin nachgewiesen werden (je nach Erreger).
Dazu kann es notwendig sein, mehrfach Stuhl oder Urin zu untersuchen, evtl. auch Sammelurin. Die
Eiausscheidung ist abhängig vom Stadium der Erkrankung. Auch der Antikörpernachweis im Serum
ist möglich (Fremduntersuchung).
Toxoplasmose
Bei Verdacht auf akute/reaktivierte Toxoplasmose Serum einsenden. In bestimmten Fällen kann die
Durchführung einer PCR (z.B. aus Liquor) sinnvoll sein (Fremduntersuchung)
VRE
Soll in einem Material speziell auf VRE (Vancomycin-resistente-Enterokokken) untersucht werden, auf
dem Schein MB1 unter „seltene weitere Erreger“ bitte handschriftlich „VRE“ angeben.
Kontrolluntersuchungen auf VRE sind aber nur in ganz bestimmten Fällen sinnvoll. Dies bitte im
Einzelfall mit der Hygieneabteilung besprechen.
Zystizerkose
Bei Verdacht auf Zystizerkose Serum (ZIVD, Schein 23) einsenden.
16 Hinweise zur Antibiotikatherapie allgemein
Das Antibiogramm gibt darüber Auskunft, ob der isolierte Keim in vitro empfindlich oder resistent auf
das getestete Antibiotikum reagiert. Das entsprechende Ergebnis muss nicht immer der Situation in
vivo entsprechen, d.h. ein empfindlich getestetes Antibiotikum kann im Einzelfall in vivo versagen.
Mögliche Gründe dafür können sein:
-Pharmakokinetische Probleme: Das entsprechende Antibiotikum gelangt nicht oder nicht ausreichend
an den Ort der Infektion (Wirkungsort)
-Induktion einer Resistenz in vivo, z.B. bei längerer Antibiotika-Therapie.
23
-Das Antibiotikum wurde nicht ausreichend hoch dosiert.
-Der Patient verfügt über keine Abwehr (z.B. Agranulozytose).
Essentiell bei jeder Antibiotikatherapie sind daher die Fragen der richtigen Dosierung, der
Pharmakokinetik und der einer möglichen Resistenzentwicklung. Die Behandlungsdauer sollte in der
Regel 5-10 Tage betragen. Bestimmte Indikationen bedingen natürlich eine längere Therapie (z.B.
schwere Staphylokokken Infektionen wegen hoher Rezidivgefahr, Tuberkulose). Einige Infektionen
sind heutzutage gut mit einer Einmalgabe behandelbar. Dazu gehören z.B. die unkomplizierte
Gonorrhoe oder die Zystitis bei jungen Frauen.
In bestimmten Fällen ist eine Kombinationstherapie sinnvoll. Sinnvolle Kombinationen sind z.B.
Amoxicillin mit Clavulansäure; ein Betalaktam-Antibiotikum mit einem Chinolon bei schweren
intensivpflichtigen Pneumonien, wenn mit multiresistenten Keimen gerechnet wird. Beispiel für eine
sinnvolle Indikation ist auch eine Kombinationstherapie von Amoxicillin (bzw. Ampicillin) und
Aminoglykosid bei der Endokarditis durch Enterokokken. Bei schweren Pseudomonas Infektionen
kann ebenfalls eine Kombination von Antibiotika sinnvoll sein z.B. ein Betalaktam (Ceftazidim,
Meropenem oder Piperacillin) mit einem Chinolon (z.B. Ciprofloxacin).
Wenn klinisch indiziert und/oder auf Anfrage, liefern wir auch genaue Minimale
Hemmkonzentrationen (MHK) eines bestimmten Keimes gegen das Antibiotikum. Die MHK gegen
Penicillin ist z.B. wichtig bei der Therapie der Endokarditis durch vergrünende Streptokokken. Bei der
Endokarditis durch Enterokokken relevant ist die MHK gegenüber Aminoglykosiden zur Bestimmung
ob eine Low-Level- oder High-Level-Resistenz vorliegt. Nur bei der Low-Level-Resistenz wirken
Aminoglykoside synergistisch mit ß-Laktamen bei der Therapie der Enterokokken-Endokarditis.
17 Anhang
Patientenanleitung zur Sputumgewinnung
Sehr geehrte Patientin, sehr geehrter Patient,
zu den Maßnahmen, die wir zur Erkennung und Behandlung Ihrer Erkrankung durchführen möchten,
gehört die Untersuchung von Sputumproben (Auswurf). Sputum ist das Sekret der Atemwege, das
beim Husten in den Rachen gelangt und sieht in der Regel eitrig aus. Speichel (Mundflüssigkeit) aus
dem Mundbereich ist für diese Untersuchung ungeeignet.
Oft wird morgens besonders viel Sputum abgehustet, die Gewinnung von Sputum ist morgens daher
leichter.
Bitte versuchen Sie nach folgender Anleitung vorzugehen:
1. Wenn möglich, sollten Sie 1-2 Stunden vor der Sputumgewinnung keine Nahrung aufnehmen.
2. Wenn Sie morgens spontan husten müssen, versuchen Sie den dabei entstehenden Auswurf in
dem Sputumbehälter aufzufangen.
3.
Dazu den Deckel des Sputumbehälters entfernen. Bitte das Auffanggefäß nur von außen
anfassen.
4.
Konnten Sie nicht spontan Auswurf abhusten, versuchen Sie tief ein- und auszuatmen. Nach
jedem Einatmen den Atem für ca. 3–5 Sekunden anhalten. Diesen Vorgang möglichst wiederholen.
Durch die Atemarbeit wird die Lunge gut entfaltet und die Produktion von Sputum angeregt.
5.
Erneut tief Luft holen und versuchen, Sputum abzuhusten.
6.
Tuberkulosediagnostik: Das Abhusten zur Gewinnung einer möglichst großen Probenmenge 2
– 3mal wiederholen.
7.
Sputumbehälter sofort bei dem Personal abgeben, damit die Probe rasch ins Labor
transportiert werden kann. Falsche Ergebnisse durch zu lange Lagerungszeiten werden dadurch
vermieden.
8.
Sollten Sie kein Sputum aus der Tiefe der Lunge abhusten können, benachrichtigen Sie bitte
das Personal und Ihre behandelnden Ärzte.
Herunterladen