Universität Hohenheim Lehrstuhl für Marketing I Prof. Dr. Markus Voeth 10 Jahre Marketing in Hohenheim Förderverein für Marketing e.V. an der Universität Hohenheim Lehrstuhl für Marketing I Prof. Dr. Markus Voeth Universität Hohenheim Geleitwort Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Vereinsmitglieder, zum Wintersemester 2002/2003 hat die Universität Hohenheim einen Lehrstuhl für Marketing eingerichtet. Zwar bestand zuvor bereits ein Lehrstuhl, der sich auch mit Marketing-Fragestellungen beschäftigte, dieser Lehrstuhl firmierte jedoch unter Lehrstuhl für Absatzwirtschaft und nicht unter Lehrstuhl für Marketing. Daher gibt es in diesem Wintersemester in Hohenheim etwas zu feiern: der Marketing-Lehrstuhl besteht seit 10 Jahren! Aus diesem Grund möchten wir einen Überblick über die vielfältigen Aktivitäten des Lehrstuhls geben, die dieser zwischen 2002 und 2012 entwickelt hat. Strukturiert nach den Gebieten Forschung, Lehre, Öffentlichkeit, Presse und Panorama finden Sie in diesem „10 Jahresbericht“ Informationen zu Highlights der Arbeit des Lehrstuhls sowie des Fördervereins. Natürlich stellt dies keine Gesamtübersicht über die Aktivitäten dar. Vielmehr haben wir uns bemüht, in diesem Bericht einige zentrale und für uns besonders wichtige Punkte zusammenzustellen. Zudem haben wir – anders als in unseren sonstigen Jahresberichten – auf umfassende Textinformationen (weitgehend) verzichtet und eher versucht, die Aktivitäten durch Bildmaterial zu illustrieren. Wir wünschen Ihnen viel Spaß bei der Durchsicht. Für Rückfragen stehen Ihnen Förderverein und Lehrstuhl gerne zur Verfügung. Hohenheim, im Dezember 2012 Dr. Victoria Bertels (1. Vorsitzende des Fördervereins für Marketing e.V.) Prof. Dr. Markus Voeth (Inhaber des Lehrstuhls für Marketing I) 1 Forschung Promotionen Zwischen 2002 und 2012 wurden ... 22 Promotionen erfolgreich abgeschlossen. Dr. Maike Bornstedt Dr. Axel Gawantka Dr. Sina Sattler Dr. Andreas Klein 2 Dr. Christian Niederauer Dr. Verena Grundke Dr. Frank Liess Dr. Björn Rentner Dr. Jeanette Loos Dr. Christin Haehnel Prof. Dr. Uta Herbst Dr. Jörg Brinkmann Dr. Markus Liehr Dr. Joachim Pelz Jun.-Prof. Dr. Christina Sichtmann Dr. Isabel Tobies Dr. Dominik Wagemann Dr. Stefan Sandulescu Dr. Victoria Bertels Dr. Christoph Sandstede Dr. Sabine Schwarz Dr. Renate Rose 3 Dissertations- und Forschungspreise Zwischen 2002 und 2012 erhielten … 8 Mitarbeiter des Lehstuhls Dissertations- und Forschungspreise. Disser tationspre is für Kommuni kationsforschun g der Alc atel SE L Stiftung 200 5 Südwestmetallpreis 2007 Südwestm 4 etallpreis 2011 Rudi Häussler För Südwes tbank- Pre is 20 0 6 Rudi Häussler För der preis 2003 Südwestmetallpreis 2006 der preis 2011 Rudi Häussler För der preis 200 5 Konferenzen Zwischen 2002 und 2012 wurden … 33 Paper auf wissenschaftlichen Konferenzen vorgestellt. 5 Drittmittel Zwischen 2002 und 2012 wurden … Drittmittel in Höhe von über 1.000.000 € eingeworben, darunter zwei DFG-Projekte. DFG-Projekt „Nachfragerbündelung“ (2003-2006) Vor dem Hintergrund, dass in der Literatur zwar die Vorteilhaftigkeit von Nachfragerbündelungen für Anbieter und Nachfrager immer wieder aufgezeigt wurde, Nachfragerbündelungen auf Endverbrauchermärkten bis dato jedoch kaum als Marketinginstrument eine Rolle spielten, wurde von 2002 bis 2006 das DFG-Projekt „Nachfragerbündelung: Modellgestützte Analyse der Einsatzmöglichkeiten als Marketinginstrument“ durchgeführt. Aufbauend auf Vorteilhaftigkeitsanalysen von Nachfragerbündelungen in der Literatur, die zumeist auf stark vereinfachten Modellen basieren, wurde untersucht, ob die Vorteilhaftigkeit auch in einem Modell zu beobachten ist, das auf weniger engen Prämissen beruht. Es zeigte sich, dass Nachfragerbündelungen nur dann für den Anbieter vorteilhaft sind, wenn diese durch begleitende Marketing-Maßnahmen unterstützt werden. Aufbauend auf den Ergebnissen des DFG-Projekts wird seit 2010 ein Nachfolgeprojekt vorbereitet. Dieses behandelt Nachfragerbündelung am Beispiel von Couponing. DFG-Projekt „Validitätssteigerung in der ConjointAnalyse“ (2008-2011) In diesem DFG-Projekt, an dem von Juli 2008 bis August 2011 gearbeitet wurde, wurde untersucht, welche Effekte das Ergebnis der Conjoint-Analyse verzerren und wie bestehende Conjoint-Verfahren durch Aktivierungs- und Kognitionsmodellierung verbessert werden können. Bisher lag die Zuverlässigkeit dieser in der Praxis weit verbreiteten Marktforschungsmethode, mit deren Hilfe festgestellt werden kann, wie ein Produkt gestaltet werden muss, um Kundenwünsche genau zu erfüllen, bei 55 bis 60 Prozent. Im Rahmen von durchgeführten Untersuchungen innerhalb des DFG-Projekts ließ sich diese Genauigkeit der Conjoint-Analyse um bis zu 20 Prozent steigern, indem verzerrende Design-Effekte ausgeschaltet werden konnten. Im Projekt wurden verschiedene Dissertationsprojekte angefertigt. Drei dieser Projekte wurden inzwischen erfolgreich abgeschlossen. 6 Publikationen Zwischen 2002 und 2012 wurden … 45 Beiträge in wissenschaftlichen Zeitschriften, 43 Beiträge in Sammelwerken, 27 Arbeitspapiere und Projektberichte sowie 11 wissenschaftliche Bücher veröffentlicht. Markus Voeth / Uta Herbst MarketingManagement Grundlagen, Konzeption und Umsetzung 2500 Fragen und Antworte n im Online-To ol 7 Lehre Vorlesungen und Seminare Zwischen 2002 und 2012 wurden … 72 Vorlesungen und 37 Seminare angeboten, an denen 17.640 Studierende teilnahmen. Anzahl korrigierter Klausuren: WS02/03 SS03 WS03/04 SS04 WS04/05 SS05 WS05/06 SS06 WS06/07 SS07 WS07/08 SS08 WS08/09 SS09 WS09/10 SS10 WS10/11 SS11 WS11/12 SS12 675 1066 1776 2199 3027 3323 4159 4465 5431 5769 6761 8165 9252 10100 10984 11572 13166 13748 15543 17640 0 8 2000 4000 6000 8000 10000 12000 14000 16000 18000 kumuliert 20000 Abschlussarbeiten Zwischen 2002 und 2012 wurden … über 500 Abschlussarbeiten korrigiert. Der Lehrstuhl für Marketing I der Universität Hohenheim hat in den vergangenen Jahren viele Abschlussarbeiten betreut. Insgesamt wurden mehr als 500 Abschlussarbeiten seit 2002 am Lehrstuhl angefertigt. Dabei wurden auch viele Praxisarbeiten begleitet. Beispielsweise fertigte Herr Hummel die 500. Abschlussarbeit am Lehrstuhl in Kooperation mit der DB Regio zum Thema „Wirkung psychologischer Preisschwellen - eine Analyse anhand des Baden-Württemberg-Ticket Single“ an. Herr Neweling von DB Regio sowie Prof. Voeth und Julia Heigl vom Lehrstuhl gratulierten Herrn Hummel zu seiner gelungenen Master-Arbeit. Anzahl der Abschlussarbeiten: 600 gesamt 500 Diplom 400 Master 300 Bachelor 200 100 kumuliert 0 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 9 Service Zwischen 2002 und 2012 wurden … ca. 17.500 Beratungsgespräche mit Studierenden geführt. Die 10 Service-Versprechen, die der Lehrstuhl 2007 seinen Studierenden gegeben hatte und die 2012 aktualisiert wurden, konnten durchgängig eingehalten werden. 10 Auszeichnungen Zwischen 2002 und 2012 erhielt … der Lehrstuhl verschiedene Auszeichnungen: 2005 den Landeslehrpreis, 2008 gemeinsam mit der GfK sowie McKinsey den Innovationspreis der Deutschen Marktforschung und 2011 den Titel Hochschulperle des Stifterverbandes für die Deutsche Wissenschaft. 11 Öffentlichkeit Studien und Wettbewerbe Zwischen 2002 und 2012 hat … der Lehrstuhl fünf große Langzeitstudien und -wettbewerbe initiiert und durchgeführt. WM-Studie Im Vorfeld der Fußball WM 2006 hat der Lehrstuhl für Marketing I zwischen 2002 und 2006 die Akzeptanz und Einstellungen der Bevölkerung gegenüber dem Sportgroßereignis „Fußball-Weltmeisterschaft in Deutschland“ untersucht. An dieser Studie nahmen über 11.000 Menschen teil. Die Ergebnisse wurden nach der WM im Buch „Fußball-Weltmeisterschaft 2006: Was die Deutschen denken und dachten“ veröffentlicht. 12 Gebührenkompass In den Jahren 2007 bis 2011 führte der Lehrstuhl für Marketing I eine Studie zur Zufriedenheit mit der Verwendung von Studiengebühren bei Studierenden an gebührenerhebenden Universitäten durch. Hierbei wurden 32.000 Studierende von mehr als 50 Universitäten befragt. Die Studie deckte auf, dass die Studierenden auch Jahre nach der Einführung der Gebühren mit der Verwendung nicht zufrieden waren und mehrheitlich die Abschaffung der Gebühren forderten. Durchschnittliche Zufriedenheit mit der Verwendung der Studiengebühren: 1 sehr zufrieden 2 3 3,37 3,74 4,22 4 4,05 4,55 5 sehr unzufrieden 6 2007 2008 2009 2010 2011 13 GeMark Rang Zeitschrift GeMark Da die im deutschsprachigen Raum etablierten Rankings VHB-JOURQUAL und Handelsblatt-Zeitschriftenranking BWL Qualitätsmängel aufweisen, wurde vom Lehrstuhl 2011 gemeinsam mit Prof. Dr. Uta Herbst (Universität Potsdam) ein speziell auf die deutschsprachige Marketing-Community ausgerichtetes bibliometrisches Zeitschriftenranking entwickelt. Basis des Rankings bildet eine bibliometrische Referenzanalyse in den von Mitgliedern der deutschsprachigen Marketing-Community veröffentlichten Zeitschriftenpublikationen der Jahre 2006 bis 2010. Aus der Referenzierungshäufigkeit der einzelnen Zeitschriften wurde ein 182 Titel umfassendes Ranking abgeleitet, das in seinem Umfang deutlich über das bislang für die Marketing-Community gängige Teilranking Marketing des VHB-Rankings JOURQUAL hinausgeht. Das unter der Bezeichnung „German Marketing-Journal Ranking (kurz: GeMark-Ranking) geführte Ranking ermöglicht eine wesentlich umfassendere Einstufung der von Marketing-Wissenschaftlern im deutschsprachigen Raum veröffentlichten Zeitschriftenpublikationen. Insgesamt wurden für die Erstellung des Rankings 1.707 Beiträge und 76.582 Zitationen ausgewertet. Das GeMark-Ranking wird zukünftig regelmäßig neu aufgelegt. Die nächste Neuauflage soll 2014 erfolgen. 14 Referenzierungen Kategorie GeMark 1 Journal of Marketing 3975 A+ 2 Journal of Marketing Research 3491 A+ 3 Journal of Consumer Research 2655 A+ 4 Marketing Science 1205 A+ 5 Journal of the Academy of Marketing Science (JAMS) 1156 A+ 6 Journal of Retailing 1019 A 7 Management Science 956 A 8 Journal of Personality and Social Psychology 810 A Strategic Management Journal 810 A 10 Journal of Business Research 798 A 11 International Journal of Research in Marketing 677 A 12 Advances in Consumer Research 600 A 13 Academy of Management Journal 544 A 14 Journal of Product Innovation Management 504 A 15 Academy of Management Review 497 A Verhandlungswettbewerbe In den vergangenen Jahren führte der Lehrstuhl für Marketing I verschiedene Verhandlungswettbewerbe mit Studierenden und Praktikern durch. Im Rahmen des deutschlandweiten „Battle of Universities“, der mit dem Lehrstuhl von Prof. Dr. Uta Herbst (Universität Potsdam) ausgerichtet wird, wurden 2008 und 2010 die besten studentischen Verhandlungsteams aus ganz Deutschland ermittelt. Im Januar 2013 wird der Battle of Universities zum 3. Mal von den Universitäten Hohenheim und Potsdam ausgerichtet. 15 Zentrum für Absolventenbefragungen (ZfA) sehr zufrieden 5 Mittlere Zufriedenheitswerte Das Feedback von Absolventen stellt eine wichtige Informationsquelle für die kontinuierliche Verbesserung von Studium und Lehre an einer Universität dar. Um dieser Tatsache Rechnung zu tragen, hat die Universität Hohenheim Ende 2010 ein Zentrum für Absolventenbefragungen (ZfA) gegründet, das von Prof. Dr. Markus Voeth und Dipl. oec. Hannes Huttelmaier geleitet wird. Im Sommersemester 2011 wurde vom ZfA zum ersten Mal eine fakultätsübergreifende Absolventenbefragung durchgeführt. 1.199 Alumni nahmen an der Befragung teil, was einer sehr guten Rücklaufquote von 28,8% entspricht. Neben einer Vielzahl interessanter Detailergebnisse kommt die Studie zu dem zentralen Ergebnis, dass Studierende aller Fakultäten rückblickend mit dem Studium in Hohenheim überdurchschnittlich (im Vergleich zum Skalendurchschnitt) zufrieden sind. Allerdings ist die Zufriedenheit der ehemaligen Studierenden der verschiedenen 4 sehr unzufrieden 1 3,77* Fakultäten nicht gleich groß. Alumni aus Fakultät A sind so signifikant zufriedener als Studierende aus den Fakultäten N und W. Die Studie zeigt außerdem, dass Hohenheimer W-Absolventen nach dem Studium recht schnell einen Job gefunden haben und mit diesem auch überwiegend zufrieden waren: Über 88 % der Absolventen aus W haben spätestens 6 Monate nach Studienende einen Einstiegsjob gefunden; im Schnitt haben sie nur 2,6 Monate nach Studienende ihre erste Beschäftigung aufgenommen. Da die erste Absolventenbefragung viele interessante Erkenntnisse für die Universität erbracht hat, plant die Universität regelmäßig Absolventenbefragungen durch das Zentrum für Absolventenbefragungen durchführen zu lassen. Die nächste Erhebung ist für 2013 vorgesehen. 3,55 3,44 Fakultät N Fakultät W 3 2 Fakultät A Abbildung: Wie zufrieden sind Sie aus heutiger Sicht mit Ihrem Studium in Hohenheim insgesamt? 16 n = 889 | Sign.*=.05 Wissenschafts-Praxis-Dialoge Zwischen 2002 und 2012 wurden … über 40 Wissenschafts-Praxis-Dialoge durchgeführt. Exzellenzförderungen 17 der ne der Eröffnung r Messestand ste be g un ier 07 Präm Stut tgart 20 uen Landesme sse Wahl der Hidden sium Sy mp o 18 zu m M ess trollin e -Con g 20 0 9 Bosch Marketing-Diplo Champions der Region Stuttgart marbeitspreis 200 6 Marketing-Tag 20 07 20 07 Gastvorträge 19 Presse Zwischen 2002 und 2012 … beschäftigten sich 88 Pressemitteilungen der Universität mit Aktivitäten des Lehrstuhls. Über die Arbeit des Lehrstuhls wurde regelmäßig durch z.B. FAZ, Süddeutsche Zeitung, Spiegel Online, Focus Pr oder die Stuttgarter Zeitungen berichesseec ho tet. Zudem traten Mitarbeiter des in zahlreichen Stuttgarter ZLehrstuhls eitung, 28. JuRadio-SenTV-Sendungen auf und gaben verschiedenen ni 2010 (1) dern Interviews. FAZ, 0 6. Se Unterstützt vo n © Uni 20 Quelle: http://w ww.stuttgarter -zeitung.de/s 28. Juni 2010 tz/page/25388 76_0_7192_-s tud versitä t Hoh enheim , Lehr stuhl für Mar keting, Prof. Dr. Marku s Voet ptemb h (200 8). er 200 http:// www.m 8 1/2 arketin g. uni-hoh enheim .de Pressespiegel S tuttgarter Nachric hten, 02.06.2010 Seite 4 / Süddeutsche Zeitung Nr. 14 1MG MEINUNG Donnerstag, 18. Januar 2007 Stoiber spaltet die CSU Blick in die Presse Von Peter Fahrenholz Seit vielen Jahren pflegt die CSU den sung sieht dieses Instrument zur Selbst„Mythos Kreuth“. In Wirklichkeit grünauflösung des Parlaments ausdrücklich det sich dieser angebliche Mythos auf vor. Insofern ist der Plan rechtlich zweinichts anderes als den wenig später klägfellos zulässig, mag er auch politisch lich gescheiterten Versuch von Franz noch so anrüchig sein. Denn von einer Josef Strauß, die Fraktionsgemeinschaft Staatskrise, die Neuwahlen erforderlich mit der CDU zu sprengen. Wenn man so machen würde, ist Bayern weit entfernt. will, ist Kreuth also ein Mythos des ScheiTrotzdem wird die Einleitung eines solterns. Jetzt, nach mehr als 30 Jahren, hat chen Verfahrens eine Eigendynamik entdieser Mythos endlich neue Nahrung wickeln und die Turbulenzen in der CSU erhalten. Kreuth wird von nun an auch weiter verstärken. stets damit verbunden werden, dass die Die Strategie der CSU-Führung dageCSU dort mit ihrem Versuch gescheitert gen lässt sich auf einen Nenner bringen, ist, die Führungskrise um ihren Parteider das Parteivolk erschrecken dürfte: Sie vorsitzenden Edmund Stoiber zu lösen. hat nämlich keine. Die CSU hat sich für Auch wenn die Teilnehmer jetzt versu- die nächsten Wochen, womöglich sogar chen, das Ergebnis schönzureden: Es ist Monate, ganz in die Hand von Edmund für die CSU ein Desaster. Diejenigen, die Stoiber begeben, einem Mann also, den Stoiber zu einem raschen Rückzug beweviele lieber heute als morgen in die Wüste gen wollten – und das ist inzwischen fast schicken würden. Stoiber soll bitteschön die gesamte Führungsriege –, haben sich erkennen, dass sich die Mehrheit in der als zu schwach und zu feige erwiesen, CSU einen Wechsel wünscht, und dann – den Abgang des schwer angeschlagenen bitte, bitte! – von selbst die Konsequenzen Partei- und Regierungschefs zu erzwinziehen. Das ist die Strategie, einen andegen. Stoiber selbst wiederum wird am Enren Plan gibt es derzeit nicht. de höchstwahrscheinlich nicht mehr in Dass sie aufgeht, dafür spricht nichts der Lage sein, eine erneute Spitzenkanaußer dem Prinzip Hoffnung. Stoiber war didatur durchzusetzen. Aber er ist allenoch nie einer, der für Zwischentöne empCSU-Rodeo mal noch stark genug, seine Partei mit in fänglich war. Und wenn etwas bei ihm SZ-Zeichnung: Hanitzsch den Abgrund zu reißen. In Kreuth ist aus stets funktioniert hat, war es der Machtder Stoiber-Krise endgültig eine CSUinstinkt und das Gefühl für die Schwäche Krise geworden. Die CSU ist gelähmt der anderen. Wenn Stoiber den kleinen und gespalten – und die Lähmung und Finger hingestreckt bekommt, nimmt er Spaltung hat ihr eigener Parteichef herohne Skrupel die ganze Hand. Die Nibevorgerufen. Dass sich in der entscheidenlungentreue, die seine Rivalen lähmt, hat den Krisensitzung der Fraktion StoiberStoiber anderen gegenüber nie gehabt. Er Die Kanzlerin beschwört den Wert der EU und will so die Gegner und Stoiber-Verteidiger ungeVerfassungskrise beenden hat immer Ballast abgeworfen, wenn es fähr die Waage hielten, ist für die CSU ihm nützlich erschien. ein Debakel. Größtmögliche GeschlossenVon Martin Winter Vor den europäischen Abgeordneten rung“ aller Freilich: Stoiber allein die Schuld an Mitgliedstaaten vorzubereiheit war stets eines der Wesensmerkmale hat die Kanzlerin jetzt ihre Vorstellun- ten. Das der Krise zu geben, die der ehemalige Dokument soll die Frage beantEs ist nicht leicht, in diesen Zeiten die gen in bemerkenswerter der CSU und für ihre Wahlerfolge unerCSU-Chef Theo Waigel für die bislang Europäische Weise dargelegt. worten, was die Europäer mit ihrer EU Union lässlich. größte der Partei hält, wäre ungerecht. Wahrscheinlichkeit anzuführen. Die Sie hat sich auf die Suche nach der Seele wollen. Dafür müssen sie sich ihrer VerWar schon die zweitägige Sitzung, auf Natürlich zu scheitern, ist grö- der europäischen Einigung begeben und gangenheit, ihrer Gegenwart und ist Stoiber auf einem Ego-Trip, ßer als die Aussicht ihrer der die Landtagsabgeordneten bis zur auf Erfolg. Deshalb ist beim Erbe der Aufklärung, natürlich hat er die Partei quasi in Geisel- lauert stets bei den Werte besinnen und bedenken, was jeder die Versuchung sich durchzu- Werten der Freiheit, Erschöpfung mit Stoiber debattierten, der Toleranz, aber verlöre, wenn die Einigung haft für seine Wünsche und Befindlichkei- schlängeln, scheiterte. bis der Stab des EU-Vorsit- auch der Verantwortung bizarr genug, so gilt das erst recht für ihr ten genommen. Nach seiner Flucht aus zes nach fündig gewor- Europa braucht eine europäische sechs Monaten weitergegeben den. Vielleicht ist IdeoloErgebnis. Es kommt nämlich in der Polies ja so, dass jemand gie. Nur so lässt sich die VerfassungskriBerlin waren ihm die Belange des Bundes wird. Angela Merkel scheint dieser Versu- wie Merkel, der die tik nicht oft vor, dass etwas völlig IrreaEU bis vor siebzehn se beenden. Wer weiß, was wurscht, jetzt sind ihm offenbar auch Bay- chung nicht er will, nachzugeben. der les beschlossen wird, und zum Zeitpunkt Jahren nur von jenseits des eisernen Vor- kann auch das ern und seine CSU egal, Hauptsache, er Nötige tun. Wenn es MerSie geht ihre europäische Präsident- hangs betrachten des Beschlusses dies auch schon alle wiskonnte, ein genaueres kel in Berlin gelingt, die EU-Staaten darf seine schönen Ämter behalten. schaft ambitioniert an. Die Verfassung Gespür auf sen. Denn dass über Edmund Stoibers für die Werte und für das Wert- Grundsätze für Die Führungselite der CSU hat diesen wieder zurück die Zukunft der Union zu aufs Gleis, das Verhältnis volle der europäischen politische Zukunft wirklich erst auf Ego-Trip lange Zeit geduldet. Niemand zu Russland Einigung hat. Die verpflichten, dann stößt sie die Tür zu eiregeln, einem Parteitag im September entschievon Rang hat sich getraut, Stoiber ins litik formulieren eine neue Energiepo- Jammernden in Europa hat sie daran er- ner Einigung im Reformstreit auf. den wird, glaubt in der CSU kein – das ist nur der Anfang innert, dass es sich lohnt, den Kopf zu Gesicht zu sagen, dass es Zeit ist, zu ge- einer langen heEs ist klug von Merkel, sich nicht auf Liste. Und indem sie die ben und in den Himmel Mensch, außer Stoiber selbst und seine hen, dass er rechtzeitig seine Nachfolge re- deutsche zu schauen. konkrete Elemente Präsidentschaft mit den nachOhrenbläser in der Staatskanzlei. Schon Das ist durchaus keine Übung nur zum gen, schließlich einer Lösung festzulegeln soll. Es ist blamabel für die CSU, dass folgenden muss sie zwischen den Regierungen aus Portugal und Wohlfühlen. Merkels jetzt sind die Umfragewerte für die CSU Ausflug in die euro- Lagern vermitteln. Aber sie diese Rolle eine tapfere Landrätin aus Slowenien lässt keinen politisch zu einem Trio-Vor- päische Geschichte abgestürzt, eine Schlammschlacht bis und Philosophie ist Zweifel, dass der vorliegende Fürth spielen musste. Die Krise um Stoi- sitz zusammengebunden Vertragszum Herbst könnte leicht zu einem Dauhat – eine Neu- alles andere als eine Ausflucht. Er ber wäre ohne ein komplettes Versagen heit in ist im text weitgehend gerettet werden soll, der EU –, verabschiedet sie sich Gegenteil der Einstieg erschaden führen, von dem sich die Parder Führungsgremien nicht möglich gewe- nicht nur in eine Strategie, und dass es ohne ihn keine neuen von der Kurzatmigkeit der bis- welche die Reformblockade Aufnahtei auch dann nicht so schnell erholen sen. Wenn die Selbstzerfleischung noch herigen der EU auflö- men in die EU geben kann. Für Berlin Halbjahresprogramme, sondern sen könnte. Die ist würde, wenn sie Stoiber losgeworden ist. lange weitergeht, wichtigste Aufgabe der die Zeit vorbei, in der es könnte Stoiber der übernimmt zugleich Verantwortung der Erweiterung Für die Opposition in Bayern, die bis- CSU-Chef Kanzlerin ist es, zum 50. Geburtstag der erlaubt werden, der die Vormachtstel- über die eigene Präsidentschaft wurde, die Vertiefung der Union lang keine Rolle spielte, ist die Harakiri- lung in Bayern hinaus. EU Mitte März eine „Berliner Erklä- einfach verspielt. Aber die Mitverzu überrollen. Strategie der CSU ein Geschenk des Him- antwortung trüge dann eine Führungsmels. Sie will Stoiber über einen Volks- crew, die nicht genügend Courage hatte, entscheid kippen. Die bayerische Verfas- ihm rechtzeitig in den Arm zu fallen. Merkels europäische Ideologie © Universität Hoh zwei Jahre Haft, aber auf Bewährung. Eine Geldstrafe von mehreren hunderttausend Euro, die den früheren Topmanager belasten, aber nicht arm machen wird. Für Hartz, der einst ein Star war und tief gefallen ist, mag das Strafe genug sein; öffentlich abgeurteilt ist er ohnehin. Auch sind Absprachen zwischen Anklage und Verteidigung in Wirtschaftsverfahren nicht ungewöhnlich. Sie dienen entgegen mancher Vermutung nicht dazu, einen Täter davonkommen zu lassen, sondern der Vereinfachung komplizierter Sachverhalte. Es bleibt das Staunen über die ganz besondere Spielart der Mitbestimmung, wie sie bei VW lange Zeit praktiziert worden ist, und die gegen jede Regel ordentlicher Geschäftsführung verstieß. Hartz hat dem Ansehen nicht nur der Manager, sondern auch den Gewerkschaften schweren Schaden zugefügt. mbe enheim, Lehrstu hl für Marketing I, Prof. Dr. Markus Voeth (2010). http://www. marketing.u Sündenbock gefunden Der Rücktritt des israelischen Generalstabschefs Dan Halutz kommt plötzlich, aber nicht überraschend. Die Art, wie Halutz den Libanonkrieg geführt hatte, war bis zuletzt kritisiert worden. Premier Ehud Olmert und Verteidigungsminister Amir Peretz, denen wegen des LibanonDesasters ebenfalls Versagen vorgeworfen wird, halten dagegen an ihren Ämtern fest. Die alleinige Verantwortung hat nun Sündenbock Halutz übernommen. Es ist zweifelhaft, ob es dabei bleibt. Sein Rücktritt könnte der Beginn einer Erosion der Regierung sein. Noch nie in der Geschichte Israels war der Zuspruch für die politische Spitze des Landes so gering. Nur noch 14 Prozent der Israelis glauben jüngsten Umfragen zufolge an Olmerts Führungskraft. Auch Verteidigungsminister Peretz, der als früherer Gewerkschaftsboss mehr Erfahrung im Organisieren von Streiks als von militärischen Großeinsätzen hat, vertrauen nur noch wenige Israelis. Die jüngsten Korruptionsvorwürfe gegen Olmert und die Einleitung eines Ermittlungsverfahrens wegen unlauterer Machenschaften bei der von ihm organisierten Privatisierung der Bank Leumi dürften den tiefen Fall des Premiers weiter beschleunigen. Neuwahlen in Israel scheinen unausweichlich zu sein. Schon laufen sich potentielle Amtsnachfolger warm und versprechen eine rosige Zukunft – wie ExPremier Ehud Barak von der Arbeitspartei und Olmerts Partei-Rivalin, Außenministerin Tzipi Livni. Auf der Strecke blieben in einem neuen Wahlkampf jedoch Hoffnungen auf eine baldige Wiederaufnahme des Dialogs zwischen Israel und den Palästinensern, ausgerechnet jetzt, wo sich die deutsche Kanzlerin im Nahen Osten engagieren will. mitz Lehrstück für Wowereit Klaus Wowereit hat eine schwere Niederlage einstecken müssen. Die Berliner SPD-Fraktion hat gegen ihren Regierenden Bürgermeister rebelliert und sich für die Verleihung der Ehrenbürgerwürde an Wolf Biermann ausgesprochen. Seine ablehnende Haltung hat Wowereit zwar öffentlich nie geäußert. Das überließ er seinem Parteichef Michael Müller. Aber intern war allen Beteiligten klar, dass das Berliner Stadtoberhaupt nichts davon hielt, den Liedermacher zu würdigen. Nun muss er es doch tun. Der Vorgang ist indes kein komisches Lehrstück, wie Wolf Biermann selbst meint. Er ist vielmehr ein trauriges Beispiel dafür, wie groß in der Berliner SPD-Spitze die Bereitschaft zur vorauseilenden Rücksichtnahme auf den geschwächten Koalitionspartner PDS ist. Das rot-rote Bündnis verfügt nur über eine Mehrheit von zwei Stimmen, und das PROFIL W enn Studenten solcher Massenfächer wie Jura, Germanistik oder Betriebswirtschaftslehre (BWL) anfangen, aus ihrem Uni-Alltag zu plaudern, wird es für manch einen Professor peinlich. Da sind die berüchtigten DiMi-Do-Wissenschaftler, die nur an drei Tagen in der Woche ihre Alma Mater betreten und selbst devot formulierte Bitten ihrer Studenten einfach ignorieren. Dass eine Abschlussarbeit erst Monate nach ihrer Abgabe korrigiert wird, wundert dann auch niemanden mehr. Nun gibt es natürlich auch gute Beispiele und Vorbilder. Zu ihnen möchte Markus Voeth zählen. Die Lehre, sagt der BWLProfessor der Universität Hohenheim in Stuttgart, sei nicht etwa ein notwendiges Übel. Als Wissenschaftler sei sie ihm genauso wichtig wie die Forschung. Seinen Studenten gibt Voeth „10 Service-Versprechen“, die er am Mittwoch in einem feierlichen Akt der Selbstverpflichtung im Bürotrakt des Lehrstuhls an die Wand hängte. Was der 38-Jährige dort zusichert, werden Kollegen mit großem Respekt oder Neid betrachten: In nur vier Wochen will Voeth Klausuren und Diplomarbeiten korrigieren, Gutachten für Stipendien sogar innerhalb von 14 Tagen schreiben. Im Anschluss an Seminare und Prüfungen bietet er Studenten „persönliche Feedback-Gespräche“, E-Mails würden binnen 24 Stunden beantwortet. Der Student soll als Kunde ist, wie sich erst vor ein paar Wochen bei Wowereits Wahl im Abgeordnetenhaus gezeigt hat, nur ein hauchdünnes Polster. Schon bei der Neuauflage des Bündnisses gab es in der SPD Unmut darüber, dass die PDS im Koalitionsvertrag zu viel auf Kosten der Sozialdemokraten erreicht hatte. Jetzt war die Geduld vieler Fraktionsmitglieder offenbar am Ende. Klaus Wowereit hat die Zeichen nicht erkannt. Er hat, schlimmer noch, offenbar übersehen, dass es nicht nur einen Koalitionspartner gibt, sondern auch noch eine eigene Partei, auf deren Bedürfnisse bei so knappen Mehrheitsverhältnissen ebenfalls Rücksicht genommen werden muss. Nur durch die Kehrtwende in letzter Minute konnte ein noch größerer Schaden vermieden werden. Das eigentliche Problem jedoch bleibt bestehen: Die große Distanz, die zwischen Wowereit und der SPD herrscht. gras ni-hohenheim.de Foto: Oskar Eyb Die Verfehlungen des Peter Hartz Den meisten Menschen in Deutschland, die Peter Hartz im Knast sehen wollen, ist sein Tun und Lassen bei Europas größtem Autokonzern VW ziemlich egal. Sie nehmen den Namensträger der ungeliebten Arbeitsmarktreformen aus der Ära der Schröder-Agenda 2010 ins Visier. Woran man schon sieht, dass der Prozess in Braunschweig nicht mit normaler Elle gemessen werden kann. Dort aber geht es nicht um Wirtschaftspolitik – und es geht nach einer Absprache zwischen Staatsanwaltschaft und Verteidigung auch nicht um die süffigen Frauengeschichten, für die sich der Boulevard interessiert. Es geht um Untreue und Begünstigung in zahlreichen Fällen, um nicht genehmigte Sonderzahlungen an den VW-Betriebsratschef, allerdings auch um dessen brasilianische Freundin. Hartz hat all dieses eingestanden und damit Aussicht auf ein mildes Urteil: bis zu Markus Voeth Uni-Professor mit Service-Garantie für Studenten ernstgenommen werden, sagt der Spezialist für Marketing, der eigens betont, seine Aktion habe nichts zu tun mit „Publicity-Geilheit“. Sie stehe für einen notwendigen Mentalitätswechsel. Im kommenden Sommersemester müssen Studenten in Baden-Württemberg erstmals 500 Euro Studiengebühren zahlen, die Universitäten wollen ihnen dafür nun mehr Service bieten. Als Professor müsse man in „Vorleistung“ gehen, sagt Voeth. In einem Restaurant zahle man ja auch nicht schon beim Eintreten, ohne überhaupt etwas gegessen zu haben. Einen Zahlungsaufschub kann der schlanke, jugendlich wirkende Professor, der in Münster studierte und sich bereits mit Anfang 30 habilitierte, seinen 300 Marketing-Studenten zwar nicht gewähren. Auf eine gute Betreuung sollen sie sich aber verlassen können. Doch ist diese Selbstverpflichtung eines Professors nicht etwas einfach, um nicht zu sagen billig? „So einfach ist dat nicht“, antwortet der gebürtige Westfale. Er riskiere nämlich etwas. Verstöße gegen die Service-Garantie können Betroffene an eine spezielle E-Mail-Adresse senden, sie werden im Internet dokumentiert und von einem „Kontrollrat“ geprüft, in dem Studenten sitzen. Voeth hat nun mindestens einen Ruf zu verlieren. Ganz allein könnte der Vater zweier kleiner Kinder seine Versprechen niemals einhalten. Voeth beschäftigt zehn studentische Hilfskräfte und sieben wissenschaftliche Mitarbeiter. Sie seien „hochmotiviert“ und hätten ihn sogar gedrängt, die Garantien noch ehrgeiziger zu formulieren, sagt Voeth. Wie gut die Stimmung am Lehrstuhl ist, soll wohl auch ein Foto im Internet belegen, das ihn und seine Mitarbeiter ausgelassen bei einem Ski-Ausflug zeigt. Künftig werden sie bei solchen Gelegenheiten aufpassen müssen, dass sie keine Service-Frist versäumen. Tanjev Schultz Konsequent inkonsequent Die arabischen Staatsführer wissen selbst nicht, wie sie die Von Tomas Avenarius Auf ihrer jüngsten Nahost-Reise hat US-Außenministerin Condoleezza Rice versucht, die wichtigsten arabischen Staaten von der neuen Irak-Politik Washingtons zu überzeugen. Die Erklärungen, die die Amerikanerin nach ihren Gesprächen in Kairo, Amman, Riad und Kuwait-City abgab, waren wenig überraschend: Offiziell begrüßten Ägypten, Jordanien, Saudi-Arabien und Kuwait den Plan, das Land mit noch mehr Truppen zu stabilisieren und den Irakern rasch mehr Verantwortung für die eigene Sicherheit zu geben. Was aber wirklich zur Sache besprochen wurde, behielten Rice und ihre Gastgeber für sich. Klar ist jedoch: Die Skepsis der Araber gegenüber der US-Strategie ist groß. Nur, die arabischen Führer wissen selbst nicht, was sie eigentlich wollen. Ihre Ziele in den wichtigsten Konflikten im Nahen Osten sind widersprüchlich. Beispiel Irak: Natürlich wollen die pro-amerikanischen arabischen Staaten ein rasches Ende des Krieges und den Erhalt des Irak. Andererseits sehen sie den Konflikt inzwischen als Teil eines, die gesamte islamische Welt umfassenden Machtkampfs zwischen den Religionsgruppen der Sunniten und Schiiten. Da die wichtigsten arabischen Staaten sunnitisch sind, stellen sie sich gegen einen dauer- Konflikte im Nahen Osten lösen wollen haft schiitisch dominierten, mit Iran verbündeten Irak. Weshalb Staaten wie Saudi-Arabien unverhohlen drohen, sunnitische Rebellen im Irak finanziell zu unterstützen. Das ist mit Sicherheit kein Rezept für raschen Frieden und keine überzeugende Hilfestellung für die USA. Beispiel Iran: Natürlich fürchten die arabischen Staaten einen Militärschlag der USA oder Israels gegen das MullahRegime, das mit dem Gedanken an die Atombombe spielt. Ein neuer Krieg am Golf würde benachbarte Staaten wie Saudi-Arabien oder Kuwait unweigerlich in Mitleidenschaft ziehen. Andererseits haben die arabischen Führer nicht das geringste Interesse daran, dass der Iran – mit oder ohne Atombombe – zur Vormacht am Persischen Golf wird. Starker politischer, vielleicht auch sehr fein dosierter militärischer Druck ist also durchaus erwünscht von arabischer Seite. Solche doppelzüngige Politik erschwert jedes einheitliche Vorgehen gegen die Nuklearpläne Irans. Paradoxerweise aber rechnen die arabischen Führer die Möglichkeit einer iranischen Bombe auch gegen die Tatsache auf, dass Israel seit Jahrzehnten über Atomwaffen verfügt. Offensichtlich ist die Angst vor einem nuklear bewaffneten Iran nicht so groß, dass die Möglichkeit einer „islamischen Bombe“ nicht auch als Gegengewicht gegen die nuklea- Die Droge Macht Die anhaltende Führungskrise der CSU beschäftigt weiterhin die deutsche und die internationale Presse. KURIER (Wien): „Dass große Veränderungen auch auf Bayern zukommen wird verdrängt: Jüngere, volkstümlichere Gesichter könnten die globale Realität verdecken, glauben viele. Nur einer absolut nicht: Edmund Stoiber. Auch die Droge Macht verändert das Bewusstsein, auch ihre Überdosis trübt die Realität, auch ihr Entzug ist schmerzhaft, aber irgendwann notwendig. In Bayern wo die echte Volkspartei CSU mehrere Parteien in sich vereinigt, wäre ein geordneter Wechsel ein Akt demokratischer Hygiene, des politischen Drogenentzugs.“ BASLER ZEITUNG: „Edmund Stoiber ist am Ende. Den Zeitpunkt für einen ehrenvollen Abschied hat er verpasst. Zu sicher war sich der bayerische Ministerpräsident seiner Macht. Die möglichen Nachfolgekandidaten neutralisierten sich gegenseitig, nur deshalb ist nicht schon damals Stoibers Erbe geregelt worden. Sie sind sich auch heute noch nicht einig. Das hat das erbärmliche Schauspiel unnötig verlängert. Nur der dramatische Vertrauensverlust bei den Wählern zwingt sie zum Handeln. Jetzt stehen ihre eigenen Pfründen auf dem Spiel.“ KIELER NACHRICHTEN: „Der große Papst Johannes XXIII. riet den Christenmenschen, sich selbst nicht so wichtig zu nehmen. Ach, hielte sich Edmund Stoiber doch an diesen Rat. Dann wüsste er, dass er nicht unersetzlich ist. Er würde mit den anderen CSU-Größen seine Nachfolge regeln. Beckstein würde Regierungschef und Seehofer mit oder ohne Freundin Parteichef. Stattdessen riskiert Stoiber, abgewählt zu werden. Es macht Angst, wie Karrieren Menschen verändern können. Nicht nur in der Politik.“ Bushs Vermächtnis Zur Nahostreise der US-Außenministerin Condoleezza Rice schreibt The Independent (London): „Fast ein Jahr nachdem die Hamas bei den palästinensischen Parlamentswahlen gesiegt und sechs Monate nachdem Israels Libanon-Invasion alle diplomatischen Bemühungen zum Erliegen gebracht hat, scheint sich das Nahost-Quartett schrittweise wieder aufzubauen. Entdeckt Präsident Bush wieder ein Interesse an einer Region, wo traditionelle diplomatische Mittel immer noch etwas bewirken könnten – angesichts der sinkenden Aussichten auf Erfolg im Irak? Immerhin müssen er und auch Blair an ihr Vermächtnis denken.“ DEFGH Herausgegeben vom Süddeutschen Verlag vertreten durch die Gesellschafterversammlung Chefredakteur: H. W. Kilz Stellvertretende Chefredakteure: E. Fischer, K. 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Weshalb alle arabischen Staaten immer wieder einen Palästinenserstaat fordern, es aber an notwendigen Schritten zur Umsetzung fehlen lassen. Und so fort. Die Fehler der amerikanischen Nahost-Politik sind offensichtlich. Sie sind oft genug benannt worden: Das Palästina-Problem wurde vernachlässigt, der Irak-Krieg entpuppt sich als strategisches Fiasko mit unübersehbaren Folgen, die wenigen Möglichkeiten zur wirkungsvollen Eindämmung Irans sind beunruhigend. Die arabischen Staaten als Hausherren der Region aber verhalten sich trotzdem weiter konsequent inkonsequent, ohne dafür zur Verantwortung gezogen zu werden – was kein Beitrag zur Lösung der Probleme im Nahen Zur Herstellung der Süddeutschen Zeitung Osten ist, sondern diese vergrößert. wird Recycling-Papier verwendet. 21 Panorama Zwischen 2002 und 2012 wurden … über 30 „Social Events“ am Lehrstuhl durchgeführt. 22 23 24 Kontakt Falls Sie Fragen zum Verein haben oder sich für eine Mitgliedschaft interessieren, bitten wir Sie, sich an die folgende Adresse zu wenden: Förderverein für Marketing e. V. c/o Lehrstuhl für Marketing I (570A) Fruwirthstr. 32 70599 Stuttgart © Bildmaterial: teilweise Eigentum der Universität Hohenheim. 25