SWR2 Musikstunde

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SWR 2 Musikstunde mit Ulla Zierau, 9.10.2013
Viva Verdi (3)
Operngigant, Bauer, Nationalheld
Giuseppina Strepponi: gefeierte Primadonna, Mutter von drei Kindern und
Ehefrau Giuseppe Verdis. Drei Attribute, die das Leben der ungewöhnlichen Frau skizzieren und charakterisieren. Ihr wollen wir die heutige
Musikstunde widmen.
Geboren wird Giuseppina am 8. September 1815 in Lodi, einer kleinen
Stadt in der Lombardei. Sie ist zwei Jahre jünger als Verdi und wird seine
Kameliendame, seine La Traviata, die er gegen alle gesellschaftlichen
Widerstände erobert, mit der er sein Leben verbringen will. 0‘35
Musik 1
Giuseppe Verdi: La Traviata, Vorspiel 1. Akt
Sinfonieorchester Göteborg / Neeme Järvi
M0047178 007,3‘53
Neeme Järvi und das Sinfonieorchester Göteborg mit der ie Ouvertüre zu
Verdis La Traviata.
Im Schicksal der Violetta Valery spiegelt sich einiges aus dem Leben
Giuseppina Strepponis wieder.
Sie ist das älteste von vier Kindern des Komponisten Feliciano Strepponi,
der wohl begabt ist, aber ein wenig verrückt. Er läuft im blauen Frack als
Werther verkleidet durch die Cafés in Lodi, ist Organist in Monza, später
zweiter Kapellmeister am Grande Teatro in Triest. Als seine Oper Ullà di
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Bassora an der Scala angenommen wird, schmeist er völlig euphorisch
seinen Job in Triest und versucht sich – glücklos – als Theatermanager.
Mit nur 34 Jahren stirbt er an einem Fieber und hinterlässt eine Frau mit
vier Kindern und kein Geld.
Giuseppina ist gerade 16 Jahre alt. Sie studiert Gesang und Klavier am
Mailänder Konservatorium. Dank eines Stipendiums kann sie das Studium
beenden. Mit einem ersten Preis im Fach "Bel canto" startet sie in eine
vielversprechende Karriere. Von nun an verdient sie den Lebensunterhalt
für ihre Mutter und die Geschwister. Sie tritt an fast allen italienischen
Bühnen auf, am Wiener Kärtnertor Theater debütiert sie mit Donizettis
"Anna Bolena". Kurze Zeit später singt sie dort die "Sonnambula" und die
Adalgisa in Bellinis "Norma".
Die Kritiker sind begeistert: "Der Vortrag der Signora Strepponi war so
beseelt von inniger, tiefer Empfindung, dass die talentreiche Künstlerin
heute den Ehrenplatz unmittelbar neben der Signora Schütz-Oldesi, die die
Norma sang, einnahm. Besonders trefflich und hohen Genuss gewährend
erschien das meisterhafte Zusammenwirken der beiden Künstlerinnen im
Duett des 2. Aktes, welches der Glanzpunkt der Aufführung war und einen
so stürmischen Beifall erregte, dass es wiederholt wurde, und das Sängerpaar viermal erscheinen musste." 2‘05
Musik 2
Vincenzo Bellini: Duett Norma-Adalgisa (2 Akt)
Cecila Bartoli und Sumi Jo / Orchestra La Scintilla / Giovanni Antonini
M0339364 024, 1’45
Finale des Duetts Norma-Adalgisa aus dem 2. Akt der Oper "Norma" von
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Vincenzo Bellini mit Cecila Bartoli und Sumi Jo. Giovanni Antonini leitete
das Orchestra La Scintilla.
Die ersten Jahre der Karriere Giuseppina Strepponis verlaufen glanzvoll.
Sie wird gefeiert, reist von Bühne zu Bühne und gönnt sich kaum Ruhe.
Der Einsatz ist hoch und fordert bald seinen Preis. Ihre Stimme verliert
schnell an Glanz und Kraft. Privat verstrickt sie sich in Skandale.
Innerhalb von vier Jahren bekommt Strepponi drei uneheliche Kinder.
Darüber wird getratscht und spekuliert, wer der Vater sei. Der Impresario
Bartolomeo Merelli oder wahrscheinlicher der umschwärmte, ebenfalls
verheiratete Tenor Napoleone Moriani. Die Verantwortung für den ersten
Sohn übernimmt ein anderer, der 40 Jahre ältere Theateragent Cirelli. Er
zahlt für den kleinen Camillino und sorgt für eine Unterkunft, denn
kümmern kann sich Giuseppina um ihre Kinder nicht. Sie ist permanent
unterwegs. Das zweite Kind, eine Tochter setzt sie auf den Stufen eines
Findelhauses aus, für das dritte, auch ein Mädchen sucht sie eine Amme.
Beide Mädchen sterben im Kindesalter. Der Sohn geht später bei einem
Bildhauer in Florenz zur Lehre.
Egal, wer nun als Vater in Frage kommt, keiner der Herren will für die
beiden Mädchen bezahlen. Fortan muss Giuseppina nicht nur ihre Mutter
und Geschwister ernähren, sondern auch noch die eigenen Kinder. Laut
ärztlichen Berichten ist sie sehr schwach und nahe daran an Schwindsucht
zu erkranken. Verzweifelt schreibt sie an Merelli:
"Viel bin ich nicht wert, aber ich habe den Wunsch besser zu werden".
Besser wird ihr Leben durch die Beziehung zu Verdi. E strano – Es ist
seltsam – sollte eine ernste Liebe Unglück für mich sein – singt Violetta
nach der Begegnung mit Alfredo in La Traviata. 2‘05
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Musik 3
Giuseppe Verdi: La Traviata, Szene und Arie der Violetta
Anna Netrebko / Wiener Philharmoniker / Carlo Rizzi
M0113375 003, 4‘28
Anna Netrebko live von den Salzburger Festspielen 2005 als Violetta
Valery – die Kameliendame aus Alexandre Dumas Bühnendrama, das
Verdi und Giuseppina Strepponi in Paris gesehen haben und das sie sehr
berührt hat. Kurz darauf schreibt Verdi seine Oper La Traviata, die
Geschichte einer Kurtisane, die an gesellschaftlichen Konventionen
zerbricht.
Zum ersten Mal begegnet sind sich die beiden bei den Proben zu Verdis
erster Oper "Oberto" an der Mailänder Scala; offenbar ein starker,
emotionaler Eindruck, denn als Verdi einige Zeit später an Nabucco
arbeitet, denkt er bei der Rolle der Abigaille an die Stimme der Strepponi,
vielleicht sogar auch an die Frau Giuseppina.
Sie singt die Abigaille in der Uraufführung des Nabucco an der Mailänder
Scala an der Seite von Bass-Bariton Giorgio Ranconi. 1‘00
Musik 4
Giuseppe Verdi: Nabucco, Duett Nabucco- Abigail (3. Akt)
Piero Cappuccilli / Ghena Dimitrova, Orchester der Deutschen Oper Berlin
/ Giuseppe Sinopoli
M0073735 008, 3’50
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Pierro Capuccilli und Ghena Dimitrova mit dem Duett Nabucco – Abigaille
aus dem 3. Akt. Giuseppe Sinopoli leitete das Orchester der Deutschen
Oper Berlin.
"Nabucco" wird für den jungen Verdi zu einem ungeahnten Triumph.
Jedoch nicht wegen, sondern trotz Giuseppina Strepponi. Sie präsentiert
sich nämlich schlecht bei Stimme. Die Zeit ihrer großen Erfolge ist vorbei.
Ein paar Jahre schleppt sie sich noch durch die Opernhäuser, dann ist
Schluss. Mit der Abigialle verabschiedet sie sich in Modena von ihrem
Publikum, nach einer kurzen Karriere. Sie ist gerade mal 30 Jahre alt.
Strepponi geht nach Paris und eröffnet dort eine Gesangsschule. Verdi ist
über ihren Weggang aus Italien sehr betrübt. Immer wieder reist er nach
Paris, sicher auch um seine Opern dort aufzuführen, aber auch um fern ab
vom streng katholischen Italien, seine Beziehung zu Giuseppina Strepponi
zu vertiefen. Er liebt diese Frau und will mit ihr zusammenleben. Un di
felice – an einem Tag, der glücklich und himmlisch, erstrahlet ihr mir. 1‘10
Musik 5
Giuseppe Verdi: La Traviata, Un dí felice. Walzer und Duett Alfredo Violetta, 1. Akt / Joan Sutherland und Luciano Pavarotti / National
Philharmonic Orchestra London / Richard Bonynge
M0024491 003, 3‘28
Walzer und Duett Alfredo – Violetta aus La Traviata. Joan Sutherland und
Luciano Pavarotti. Richard Bonynge leitete das National Philharmonic
Orchestra London.
In den unbeschwerten Monaten in Paris legen Giuseppe und seine
Peppina den Grundstein einer Verbindung der besonderen Art, die ein
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halbes Jahrhundert lang, bis zu Giuseppinas Tod, bestehen bleibt. Er
braucht sie und sie ist ihm dankbar, dass er sie gerettet hat. In der Stadt
der Liebe festigt sich ihre Beziehung.
Verdi fühlt sich wohl in Paris, aber es ist nicht der Mittelpunkt seines
Arbeitslebens. Die italienischen Theaterintendanten warten auf weitere
Opern, hier wird er gebraucht, hier muss er agieren, hier liegt das Zentrum
seiner Schaffenswelt. Also kehren Verdi und Giuseppina Strepponi nach
Italien zurück. Zunächst leben sie im Palazzo Cavalli mitten in Busseto, ein
Haus, das Verdi vor ein paar Jahren gekauft hat.
Die Bewohner von Busseto heißen das unverheiratete Paar nicht gerade
willkommen. Schnell wird der Pallazzo zu einem Gefängnis. Ist Verdi nicht
gerade auf Operntour, findet er wenig Abwechslung. An Piave schreibt er:
„Wir essen hier, wir schlafen, wir arbeiten. Ich habe zwei junge Pferde, mit
denen wir Ausflüge im Wagen unternehmen – das ist alles. Das Leben,
das ich führe, ist höchst einsiedlerisch. Ich besuche niemanden und ich
empfange niemanden, außer meinem Schwiegervater und meinen
Schwager.“
Zwei Jahren bleiben Giuseppe und Peppina im Palazzo Cavalli wohnen.
Verdi komponiert hier Luisa Miller, Stiffelio und seine Erfolgsoper Rigoletto,
die bald auch Franz Liszt in die Finger fährt. 1‘45
Musik 6
Franz Liszt: Konzertparaphrase über das Quartett aus der Oper "Rigoletto
Yundi Li
M0011966 009, 3‘00
Es ist das großartigste Quartett der Operngeschichte – Yundi Li spielte die
Konzertparaphrase über das Quartett aus "Rigoletto“, um dieses hoch
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dramatische Seelendrama wird es morgen in der SWR 2 Musikstunde
gehen.
Die Anfangszeit in Busseto stellt die Beziehung zwischen Giuseppe und
Giuseppina auf eine harte Probe, doch sie halten trotz aller Widrigkeiten
zusammen, es gibt vieles, was sie verbindet. Beide haben in jungen
Jahren schwere Schicksalsschläge verkraften müssen, beide kennen
Höhen und Tiefen des Theaterlebens. Verdi gibt sich gelegentlich etwas
grob und überkritisch, es mangelt ihm mitunter an Humor und Feingefühl,
Giuseppina ist im Gegenzug dazu charmant, diplomatisch und humorvoll.
Eine ideale Verbindung und gegenseitige Ergänzung.
Ein Zeitgenosse beschreibt die Frau an Verdis Seite wie folgt.
"Sie war der gute Engel für alle Zaghaften, die sich zum ersten Mal Verdi
gegenüber sahen und die – von diesen forschenden Augen verwirrt – mit
dem Ausdruck ihrer Bewunderung kein Ende fanden. Dann stockten sie,
wandten sich hilfesuchend dem Blick der Signora Peppina zu. Deren
gütiges Lächeln dankte in Verdis Namen und schien sagen zu wollen: "Nur
Mut der Löwe ist so furchtbar nicht, wie es aussieht. Dies ließ dann
aufatmen."
Giuseppina ist aber nicht nur der gute Geist an Verdis Seite. Sie
interessiert sich für seine Arbeit, nimmt Anteil, spricht französisch, englisch
und deutsch, hilft ihm beim Übersetzen neuer Libretti. Mit sehr viel mehr
Geschick als Verdi verhandelt sie mit Verlegern, steht in Kontakt mit
Theaterintendanten. Ohne ihre Unterstützung wäre der "Trovatore" oder
"Simone Boccanegra" wahrscheinlich nie entstanden. 1‘55
Musik 7
Giuseppe Verdi: Simone Boccanegra, Arie des Gabriele
9
Rolando Villazón, Orchestra Sinfonica di Milano Giuseppe Verdi / Daniele
Callegari
M0283388 004, 2‘27
Rolando Villazón mit dem Gebet des Simone Boccanegra. Daniele
Callegari leitete das Orchestra Sinfonica di Milano Giuseppe Verdi.
Giuseppina Strepponi gilt als feinsinnige Gesprächspartnerin und sie
schreibt ganz außergewöhnliche Briefe.
Der Schriftsteller Edmondo De Amicis behauptet, „niemand hat sie wirklich
kennengelernt, der nicht ihre Briefe gelesen hat. In denen zeigt sie noch
besser als im Gespräch alle Vorzüge von Kopf und Herz".
Ebenso in ihrem Tagebuch. Darin notiert sie auch die manchmal
tyrannischen Launen Verdis, die sie geduldig erträgt:
"Er ist so voreingenommen gegen das Hauspersonal und gegen mich,
dass ich gar nicht weiß, mit welchen Worten und in welchem Ton ich mit
ihm sprechen muss, damit er sich nicht angegriffen fühlt. Ach wie das noch
enden soll, ich weiß es nicht, er wird immer ruheloser und gereizter. So
wunderbare Eigenschaften zu haben und dabei einen so harschen und
schwierigen Charakter..."
Sehr viel erträglicher scheint Verdi zu sein, wenn er in der Küche steht und
Risotto kocht. Als Giuseppina in einen Brief wieder einmal von den
Begeisterungsstürmen für ihren Mann berichtet, fügt sie hinzu: „Wenn die
nur wüssten, wie gut er einen Risotto alla milanese komponiert, Gott weiß,
welche Ovationen dann erst auf seinen Schultern niedergingen.“
Als das Paar auf das Landgut Sant‘ Agata zieht, wird dieses Refugium für
ein halbes Jahrhundert wichtigster Rückzugsort für Verdi.
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Giuseppina tut sich weiterhin schwer. Die Dorfbewohner Bussetos tuscheln
immer noch über die Frau mit der dunklen Vergangenheit, die als Geliebte
bei Verdi lebt. Sie gehen ihr aus dem Weg und setzen sich in der Kirche
nicht neben sie. Auch Schwiegervater Barezzi, der zunächst große
Sympathien für Peppina hegt, zeigt allmählich kein Verständnis mehr,
warum die beiden nicht heiraten.
Seine Anschuldigungen kränken Verdi zutiefst: Aus Paris, wohin das Paar
immer wieder flieht, erwidert er Barezzi:
"Ich fordere für mich Handlungsfreiheit, weil alle Menschen ein Recht
darauf haben, und weil meine Natur sich dagegen auflehnt, so zu handeln
wie die anderen. Ich habe nichts zu verbergen. In meinem Haus lebt eine
Frau, die wie ich ein Leben in der Einsamkeit liebt, die ein Vermögen
besitzt, das sie vor jeder Bedürftigkeit sichert. Weder ich noch sie sind
irgendjemand Rechenschaft über unser Tun schuldig. Wer weiß denn, ob
sie meine Frau ist oder nicht? Und wenn sie es ist, wer weiß welche
besonderen Gründe vorliegen mögen, es nicht öffentlich bekanntzugeben.
In meinem Haus gebührt ihr ebenso viel Achtung wie mir, vielleicht sogar
mehr."
Wie ähnlich ist diese Situation zu der in "La Traviata", wo der Vater den
Sohn von Violetta Valéry mit allen Mitteln wegziehen möchte. 3‘10
Musik 8
Giuseppe Verdi Arie des Germont aus "La Traviata"
Renato Bruson / Philharmonia Orchestra / Riccardo Muti
M0083190 024, 4’40
Renato Bruson sang die Arie des Vaters Germont aus dem 2. Akt der Oper
"La Traviata". Riccardo Muti leitete das Philharmonia Orchestra.
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Diese Handlungsfreiheit, die Verdi im Brief an Barezzi fordert, nimmt er
selbst lange Zeit nicht in Anspruch. Er reist allein zu den Aufführungen
seiner Opern und lässt Giuseppina zu Hause. Damit geht er
Konfrontationen aus dem Weg und vermeidet weiteres Gerede.
Es dauert 12 Jahre bis Giuseppe und Peppina offiziell und vor Gott den
Bund des Lebens beschließen. Am 29. August 1859 heiratet der damals
knapp 46-jährige Verdi, die um 2 Jahre jüngere Giuseppina. Ein
befreundeter Priester, der Genfer Abbé und spätere Kardinal Gaspard
Mermillod traut die beiden in dem abgelegenen savoyischen Dorf
Collanges sous Salève.
Als die junge böhmische Sängerin Teresa Stolz in Verdis Leben tritt, wird
die Ehe auf eine Probe gestellt. Zur "Macht des Schicksals" in Mailand, in
der die Stolz die Leonora singt, will Verdi Giuseppina nicht einladen.
Enttäuscht schreibt sie an Verdi: "als wir zusammen nach Mailand reisten,
Manzoni besuchten, die Fahrt auf dem See machten... ahnte ich nichts von
dem seltsamen, schmerzlichen Resultat, dem ich mich nun
gegenübersehe, nämlich verleugnet zu werden...Möge Gott dir die
brennende, demütigende Wunde verzeihen, die du mir zugefügt hast".
Pace, pace, mio Dio – Frieden, mein Gott singt Leonora in der Macht des
Schicksals. 1‘45
Musik 9
Giuseppe Verdi, Macht des Schicksals, Arie der Leonora
Mirella Freni / Orchester der Mailänder Scala / Riccardo Muti
EMI LC 00542 747485 8, 5‘08
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Mirella Freni mit der Arie der Leonora aus dem 4. Akt der Macht des
Schicksals. Riccardo Muti leitete das Orchester der Mailänder Scala.
Verdi in den Fängen einer jungen Sängerin. Für die italienische Erstaufführung der "Aida" an der Scala engagiert er Teresa Stolz für die
Titelrolle. Um die Partie zu studieren, kommt sie für drei Wochen nach
Sant‘ Agata. Giuseppina schreibt auf das Kalenderblatt des 23.
Septembers 1871: "Vielleicht der traurigste Tag meines Lebens. Signora
Stolz kam heute an. Immer noch sehr schön. Dunkel, dunkel, dunkel vor
mir."
Über diese Dreierbeziehung wurde viel spekuliert. Was wirklich zwischen
Verdi und Teresa Stolz vorgefallen ist, bleibt ein Geheimnis.
Nach diesem Aufenthalt in Sant Agata löst Teresa Stolz jedenfalls ihre
Verlobung mit dem italienischen Dirigenten und Komponisten Angelo
Mariani, einem Freund Verdis.
Giuseppina verhält sich in dieser schwierigen Situation der ménage à trois
äußerst diplomatisch. Sie macht keine Szene, sondern bemüht sich um die
Freundschaft der vermeintlichen Rivalin und schreibt ihr:
"Nächst dem ist mein größter Wunsch, Sie wieder zu umarmen und
womöglich ein bisschen länger mit Ihnen zusammen zu sein. Ich mag Sie,
achte Sie und fühle mich zu Ihnen hingezogen, zu Ihrem freimütig offenen,
vornehmen Charakter".
Zu dritt verbringen sie den Winter 1872/73 in Neapel, wo Neuinszenierungen der "Aida" und des "Don Carlos" einstudiert werden. Ein Jahr
später singt Teresa Stolz die Sopran-Solopartie bei der Uraufführung des
Requiems.
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Giuseppina gibt sich nach außen hin gefasst, aber innerlich leidet sie. In
einem Briefentwurf an Verdi schreibt sie:
" Wenn du diese Person so verführerisch findest, sei offen und sag es,
ohne mich der Demütigung dieser Kundgebungen Deiner übertriebenen
Ergebenheit auszusetzen. Wenn nichts daran ist, halte dich etwas zurück
in deinen Aufmerksamkeiten. Denke manchmal daran, dass ich, deine
Frau, zwar den Klatsch von ehedem verachte, aber auch gegenwärtig ein
Leben zu dritt führe und ein Anrecht habe, wenn schon nicht auf deine
Zärtlichkeit, so doch wenigstens auf deine Achtung. Ist das zu viel
verlangt?"
Wie Verdi darauf reagiert und wie er sich gegenüber Teresa Stolz weiterhin
verhält, bleibt wie vieles in Verdis Privatleben im Verborgenen. Den
Kontakt zu ihr hält über Giuseppinas Tod hinaus. 2‘45
Musik 10
Giuseppe Verdi Szene der Violetta, 1. Akt, bearbeitet für italienische Banda
Banda Cittá Ruvo di Puglia
M0010420 005, 2’48
Viva Verdi – die Musikstunde mit Ulla Zierau ging zu Ende mit der Szene
der Violetta aus dem ersten Akt der Traviata, bearbeitet für italienische
Banda.
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