Ausgabe August 2012 - Verband Hessischer Amateurtheater eV

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ungeschminkt
D a s M a g a z i n d e s L a n d e s v e r b a n d e s H e s s i s c h e r A m a t e u r b ü h n e n e . V.
Die Produktion dieses Magazins wird unterstützt durch das
Ausgabe August 2012
Hess. Ministerium für Wissenschaft und Kunst (HMWK)
Portrait: Evi Diegel
Praktikum beim LV:
Maria Di Marco
Freilichtbühne Twiste:
Herr der Diebe
LV Tag 2012
Theater
Gegenstand:
Der Liebhaber
ungeschminkt August 2012
1
Seminare des LV Hessen
IMPRESSUM
Herausgeber: Landesverband Hessischer
Amateurbühnen e.V.
Mitglied im BDAT
Georg-Büchner-Str. 9
61194 Niddatal
Verantwortlich:
Vorsitzender:
Norbert Deforth (nd)
Tel.: 06034-3467
E-Mail:
[email protected]
Im Internet unter:
www.lvha.de
Redaktionsleiter/ Verantwortlicher Redakteur
(V.i.S.d.P.):
Frank Weymann (fw),
Königsberger Str. 15
34270 Schauenburg
Tel.: 05601-5430
Fax: 05601-920735
E-Mail: [email protected]
Hinweis: Unsere Seminare werden gefördert vom Hessischen Ministerium für Wissenschaft und Kunst.
Termin
Titel
Ort
Referent
Betreuer/in
17.08. -e19.08.12
buc
Jugendtheatercamp 2012
Spektakel - Theater Spektakel (ab 13 Jahre)
Jugendburg
Hohensolms
Jörg Dreismann
Simon Isser
J. Dreismann
Simon Isser
5.10. - 7.10.12
Commedia dell‘arte
AfL Weilburg
Peter Paul
Felix
Wiedergrün
Regie
JH Fulda
Brigitte Leistikow
Heiner Kraft
ht
g
aus
cht
2.11. - 4.11.12
ebu
g
aus
Für das Jahr 2013 sind 10 Seminare geplant.
Folgende Themen sollen behandelt werden:
Frisur - Figur, Seniorentheater, Musical, Brecht,
Sprache, Regie, Spieler, Maske und Jugend.
Genauere Informationen und die Anmeldung
als Download findet ihr auf der Homepage des
Landesverbandes:
Lektorat: Antje Hörl (ah)
Teichecke 15
34308 Bad Emstal
Tel.: 05625-5577
E-Mail: [email protected]
Nachdruck, mit Quellenangabe und gegen Übersendung
eines Belegexemplars an die
Redaktion gestattet.
Auflage 1000 Stck.
Die Zeitschrift erscheint
zweimal jährlich (Februar /
August)
Anzeigenpreise:
1/1 Seite: 120,00 €,
1/2 Seite: 60,00 €,
1/4 Seite: 30,00
Letzte Seite (außen): 180,00 €
Layout, Satz und Bildbearbeitung:
Frank Weymann,
Schauenburg
Die nächste Ausgabe
erscheint
im Februar 2013
Redaktionsschluss:
05. Januar 2013
Druck:
flyeralarm GmbH,
Alfred-Nobel-Str. 18,
97080 Würzburg
www.flyeralarm.com
Titelfoto:
Der Liebhaber, gespielt von
Theater Gegenstand.
Foto: Ralf Hofacker
2
www.amateurtheater-hessen.de
Die aktuellen Ausschreibungen für unsere Seminare findet ihr im Internet unter:
http://www.amateurtheater-hessen.de
Ansprechpartnerin: Künstlerische Beratung/Lehrgangkoordination, Ingrid Suhr, Tel.: 06 07 13 93 67 94
Inhaltsverzeichnis
Impressum / Seminare / Inhalt
2
Seminar: Schauspiel
17
Editorial
3
KUSCH Herborn: Jack the Ripper
Praktikum beim LV - Maria Di Marco
4
StattTheater: Drum prüfe ewig, wer...
20
Inkognito: Prinz und Bettelknabe
5
KB Schwalm-Eder: Fachwechsel
21
Das Portrait: Evi Diegel
6
Das Theater „Aller Art“ stellt sich vor
22
TG Delkenheim: Scrooge
7
Klosterspiele: Der Glöckner von Notre Dame
23
Mitte/Süd Treffen
8
feelX: Leonce und Lena
24
Junge Bühne: Doppelt leben hält besser
9
Freilichtbühne Twiste: Herr der Diebe
25
18-19
LV Seite
10
Überwald Gymnasium: Leonce und Lena
26
LV Seite / TC Elmar
11
Theater Gegenstand: Der Liebhaber
27
Seminar: Shakespeare
12
Anja Gall: Kinder- und Jugendtheater
VBE: Pension Schöller
13
Termine - Termine - Termine
30
Fam. Krause: Brandner Kaspar
14
TG Salmünster: Piesepampel
31
WHT Kassel: Die Physiker
15
Hess. Schultheatertreffen in Bad Camberg
31
Seminar: Bühnenbau
16
Taunusbühne: Tartuffe
32
ungeschminkt August 2012
28-29
Ed i tori al
Liebe Theaterfreunde,
wir können wieder auf einen Landesverbandstag zurückblicken, der
nicht nur genial organisiert war, sondern auch für unsere Bühnen viele interessante und wichtige Themen zur Tagesordnung hatte.
Doch zunächst von dieser Stelle nochmals herzlichen Dank an die
„Volksbühne Bad Emstal“ und an ihren Vorsitzenden Lothar Neumann!
Jörg Dreismann wurde zum neuen Jugendreferenten gewählt
und ersetzt den bisherigen Jugendreferenten Felix Wiedergrün, der aus privaten Gründen zurückgetreten ist.
Wir bedauern diesen Schritt ausdrücklich und wünschen Felix alles Gute und
weiterhin viel Erfolg in und bei seiner Theaterarbeit!
Jörg wünschen wir zusammen mit Simon Isser eine weiterhin erfolgreiche
Kinder- und Jugendarbeit, was in der Resonanz für unser Jugendtheatercamp
im August 2012 bereits deutlich zum Ausdruck kommt, denn wir sind ausgebucht!
Leider ist das Bewertungsverfahren für unseren Kinder- und Jugendpreis 2012
noch immer nicht abgeschlossen!
Daher können wir auch in dieser Ausgabe der „ungeschminkt“ noch nicht
über den Ausgang bzw. die Gewinner der Ausschreibung berichten!
Um Kosten- und Verwaltungsaufwand zu mindern, werden wir u.a. den Beitragseinzug künftig per Lastschrifteinzugsverfahren vornehmen.
Hierzu wird in Kürze ein Schreiben mit der entsprechenden Erklärung an alle
Bühnen versandt! Deshalb jetzt schon meine Bitte:
„Nehmt alle an dem Einzugsermächtigungsverfahren (EEV) teil, das uns allen
künftig Arbeit und Kosten ersparen wird und zudem jederzeit kündbar ist“!
Mehr vom Landesverbandstag findet Ihr im Heft auf Seite 10.
Während Iris Damen (Bereichsleitung Jugend Nord) aus dem LV-Vorstand
wegen privater Gründe ausgeschieden ist, konnten wir für die Bereichsbetreuung Mitte-Ost, Martina Gregor von der Bühne „Die Mühlengeister“ gewinnen, die wir zwischenzeitlich als kommissarisches Vorstandmitglied aufgenommen haben.
Iris Damen danken wir für ihre Vorstandsarbeit, die sie seit 2009 beim LVHA
wahrgenommen hat!
Wir wünschen euch allen für eure Theaterarbeit, die ja nach den Ferien bei
den meisten Bühnen wieder stärker in den Vordergrund rücken wird, gelungene Inszenierungen und immer ausverkaufte Zuschauersäle, toi, toi, toi…
Euer
Norbert Deforth
ungeschminkt August 2012
3
Maria Di Marco
Mein Praktikum beim
Nicht für die Schule, für das Leben lernen wir...
Non scholae, sed vitae discimus
Landesverband Hessischer Amateurbühnen e.V.
4
Mein Name ist Maria Di Marco und ich
möchte euch von meinem Praktikum beim
Landesverband Hessischer Amateurbühnen
e.V. berichten, das ich vom 1.August 2010 bis
31. August 2011 absolvierte:
Über den Verein „Theatergruppe Assenheim
e.V.“ erfuhr ich zum ersten Mal etwas über
den Landesverband – ich war gerade erst mit
meinem Abitur fertig geworden und suchte
nach einem Praktikumsplatz im kulturellen
Bereich – die Arbeit des LVHA’s klang sehr
interessant, somit bewarb
ich mich und wurde im
August 2010 als Praktikantin eingestellt; die Arbeit
konnte beginnen!
Zunächst lernte ich die
Struktur des Verbandes,
dessen Vorstandsmitglieder und den BDAT kennen. Zugleich wurde ich
in die Mitgliederverwaltung eingearbeitet und
nahm regelmäßig Kontakt
zum BDAT auf, um sämtliche Mitliederbewegungen, wie Neuzugänge, Adressänderungen …u.s.w. zu melden, damit der Versicherungsschutz reibungslos gewährleistet
werden konnte.
Ich durfte an Vorstandssitzungen teilnehmen und hinter die Kulissen schauen. Dabei
entdeckte ich, dass sehr viel Engagement, Arbeit und Zeit von allen Beteiligten investiert
wird – und das ohne Bezahlung! Man unterschätzt leicht, was diese Menschen, meist
neben dem Beruf oder eigener Theaterarbeit, alles leisten damit den Amateurbühnen
in Hessen neben dem Versicherungsschutz
ein vielseitiges Angebot an Fortbildungsmaßnahmen offeriert werden kann.
Ich wurde bald daraufhin in das Projekt „Hessentag 2011 – Oberursel“ involviert, was viel
organisatorische Arbeit bedeutete und von
ungeschminkt August 2012
der Erstellung von Plänen, zu zahlreichen
Besprechungen bis hin zur Kommunikation
mit den Mitgliedsbühnen reichte.
Den Mitgliedsbühnen wurde angeboten sich
auf dem Hessentag auf einer kleinen Bühne,
samt Licht- und Tontechnik, zu präsentieren
und somit Werbung in eigenem Interesse zu
betreiben. Rund 20 Bühnen nahmen dieses
Angebot an und sorgten für ordentlich Stimmung auf dem „LVHA-Bühnchen“.
Es machte mir sehr viel
Spaß mit den Vorstandsmitgliedern zusammen
zu arbeiten und es entstand ein nettes, familiäres Verhältnis. Neben dem
Hessentag-Projekt
half
ich bei der Ausrichtung
des Landesverbandstages
und wurde in viele kleine
Projekte integriert. Eines
davon ist beispielsweise
die Erstellung eines Konzepts für eine Kulturstätte in Ilbenstadt. Neben diesen Projekten wurde ich mit belehrenden Themen
konfrontiert und erhielt tiefe Einblicke in
das Vereinsrecht, in die Urheberrechte und
GEMA. Die praktischen Erfahrungen, die ich
Laufe des Praktikums erwerben konnte, waren sehr nützlich und halfen mir auch bei der
Bewerbung für den Studiengang Musik auf
Lehramt für Gymnasium. Beim LVHA-Team
fühlte ich mich sehr wohl und kann mit positiven Erinnerungen auf diese Zeit zurück
blicken. Ein großes Dankeschön gebührt
meinem Praktikumsleiter Norbert Deforth,
der stets für Fragen und Problemen zur Verfügung stand und mir ein abwechslungsreiches Praktikum ermöglicht hat. Vielen Dank!
Maria Di Marco, Bauernheim im August 2012
Prinz und Bettelknabe
Rollentausch sorgt für Verwirrung und
Erheiterung. Inkognito-Nachwuchs
überzeugte mit starker Ensembleleistung
Reich zu sein, in einem Schloss mit vielen Dienern zu leben, jemanden zu haben, der einem
die lästigen Hausaufgaben macht - Träume
und Wünsche, die sicher auch vielen Kindern
heutzutage nicht fremd sein dürften.
Tom, der arme Bettelknabe aus dem Londoner
Elendsviertel des 16. Jahrhunderts, hat diesen
Traum. Dass ein solcher Traum auch mal wahr
werden kann, zeigte eindrucksvoll die diesjährige Inszenierung „Prinz und Bettelknabe“
(nach Mark Twain) des Inkognito-Nachwuchses in der Kleinkunstbühne „Die Fabrik“ in
Oberndorf. Das stimmungsvolle, mit passender Ausstattung und Musik gespielte Stück
begeisterte und berührte die kleinen wie großen Zuschauer gleichermaßen. Mit großem
Engagement und Disziplin überzeugten die
19 Nachwuchsdarsteller. Moni Fingerhut hatte die jungen Schauspielerinnen und Schauspieler bestens auf ihre Rollen eingestellt.
Da setzen die beiden Hauptdarstellerinnen
Marisa Bergler und Hannah Dederich wahre
Glanzlichter. Sie agierten in den Rollen zweier
Jungen, wie sie unterschiedlicher nicht sein
könnten. Dem schlagfertigen, unbekümmerten Gassenjungen Tom steht Edward, der stets
um höfische Haltung bemühte Thronfolger,
gegenüber. Aber gerade der möchte auch
gern mal im Schlamm spielen und sich so
richtig schmutzig machen. Durch einen Zufall
lernen die beiden Jungen sich kennen und
entschließen sich kurzerhand zum Kleiderbzw. Rollentausch. Tom genießt zunächst das
höfische Leben mit all seinen vielfältigen Leckerbissen und Annehmlichkeiten. Die beiden
devoten Diener (Helena Gottfried und Merlin
Porter), die eloquenten Lords (Elisabetha Ramirez-Sonntag und Judith Kleespies), die verwunderte Lady Grey (Anouk Weismantel), der
bemitleidenswerte Prügelknabe (Johanna
Birkler) sowie der leicht hypochondrisch wirkende König Heinrich der VIII. (Bastian Walz)
verkörpern die vornehme Gesellschaft. Immer flankiert von den dienstbeflissenen Palastwachen (Madelaine Dahle und Jonathan
Birkler). Doch so nach und nach empfindet
Tom diese höfischen Etiketten und das steife
sprachliche Getue als lästig. Ein ganz anderer, ein rauer Ton herrscht dagegen auf den
Straßen und im Elendsviertel in London vor.
Mit roher Gewalt begegnen der grobe Vater
(Jan Weismantel) und die rabiate Großmutter
(Lene Jeckel) dem vermeintlichen Sohn, dessen besorgter Mutter (Hanna Kleespies) und
den beiden verängstigten Schwestern Nan
(Maxine Bergler) und Bet (Paula Dederich).
Auch vom lästernden Bettelvolk (Elias Korn,
Laurén Schneckenberg, Johanna Birkler) und
den zänkischen Marktfrauen (Lea Küber, Laurén Schneckenberg, Anouk Weismantel, Madelaine Dahle) kann der Prinz keine Hilfe erwarten. So sehnen sich beide Jungen schnell
wieder nach ihrem eigentlichen Zuhause.
Reich an Erfahrung, insbesondere was die
Kontraste zwischen Arm und Reich betrifft,
kehren sie aber am Ende rechtzeitig wieder
in ihre alten Rollen zurück. Das Publikum
spendete kräftig Applaus für die beachtliche
Ensembleleistung der jungen Akteure. Großes Lob gebührte auch den zuverlässigen
Bühnenhelfern, allesamt Akteure des Stückes,
um Heikle Birkler, die angesichts der häufigen
Szenen- und Ortswechsel ständig gefordert
waren, sowie den zuverlässigen Beleuchtern
und Tontechnikern, Santiago Ramirez-Sonntag, Mathias Heusch und Klemens Rübsam.
ungeschminkt August 2012
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Por t rai t
Evi Diegel (Nidder Bühne)
6
Natürlich könnte ich mit meinen fast 63
Jahren kilometerlange Romane schreiben,
aber das würde die Zeitung sprengen und
außerdem keinen Menschen interessieren.
Also komme ich zu den interessanteren Abschnitten meines Lebens. Ich bin beruflich in
einer großen Alteneinrichtung tätig und habe
offiziell die Berufsbezeichnungen „examinierte Altenpflegerin und Fachpflegerin für
Gerontopsychiatrie und geriatrische Rehabilitation“. Ich liebe die Arbeit mit den betagten
Menschen und werde versuchen sie bis zum
letzten Tag meines Arbeitslebens (14.11.2014,
lt. Rentenamt) auszuüben, also noch gut 2
Jahre. Natürlich habe ich auch eine ausgefüllte Freizeit und pflege meine vielseitigen
Hobbys.
Wie jeder, der mich kennt, weiß, spiele ich
für mein Leben gerne Theater. Als damaliges
Mitglied im Gesangverein war ich natürlich
sofort begeistert, als im Vorstand beschlossen wurde, außer Gesang auch eine Theatergruppe zu gründen, um neue, und vor allem
junge Mitglieder zu bekommen. Im August
1985 trafen sich erstmals genug theaterinteressierte Menschen, um eine Laientheatergruppe zu gründen. Schon zu Weihnachten
konnten wir unser erstes Stück: „Alter schützt
vor Torheit nicht“ aufführen. Da ich eine recht
tiefe Stimme habe und ziemlich schlank bin,
hatte ich gleich eine Männerrolle und musste lispeln. Das hat unheimlich viel Spaß gemacht! Nun sind schon fast 27 Jahre vergangen und ich spiele immer noch liebend gerne
Theater, aber nicht nur Männerrollen! Da wir
in unserer Partnerstadt Gehren in Thüringen
auch schon seit 17 Jahren regelmäßig vor
begeistertem Publikum spielen, bekamen
wir auch eine Ehrenplakette der Stadt und
ich den Spitznamen: „Hessische Heidi Kabel“.
Das ist für mich eine außergewöhnlich tolle
Auszeichnung, auf die ich sehr stolz bin. Seit
2008 sind wir nicht mehr der Sängervereinigung angeschlossen, sondern haben uns mit
unserer Nidder-Bühne selbständig gemacht.
Ich arbeite sehr gern im Vorstand mit, bin
nur durch den Vollzeitjob noch zeitlich sehr
eingeschränkt. Wenn es die Gesundheit und
der Verstand erlauben, möchte ich noch viele
Jahre aktiv Theater spielen!
1990 habe ich auch eine eigene SeniorenTheatergruppe, die „Bühne Herbstblatt“ gegründet, die jedes Jahr ein selbst geschriebenes Stück mit großem Erfolg aufführt. Das
Theaterspiel mit Senioren fördert den Geist,
die Seele, den Körper, bringt Wertschätzung
und hebt das Selbstwertgefühl der Spielerin-
ungeschminkt August 2012
nen, die zwischen 71 und
90 Jahre alt sind. Ich habe
immer Wert darauf gelegt,
dass auch Rollstuhlfahrer
in diese Gruppe integriert
sind. Natürlich ist diese
Bühne nicht mit Amateurbühnen vergleichbar. Was aber die Disziplin und Pünktlichkeit
anbelangt, können sich die Amateurschauspieler eine dicke Scheibe abschneiden! Die
Fluktuation einer solchen Gruppe ist natürlich voraus zu sehen. Daher schreibe ich die
Stücke so, dass ggf., wenn kein Ersatzspieler
einspringen kann, auch eine Rolle gestrichen
werden kann, oder ich selbst auch noch spielen muss. Eine eigene Theatergruppe ist für
eine Alteneinrichtung schon etwas Besonderes und diese Bühne ist die älteste Laienbühne in einem Altenheim in ganz Deutschland!
Darauf bin ich sehr stolz!
Meine weiteren Hobbys sind, Reisen, Malen,
künstlerisches Gestalten und natürlich mein
6-jähriger Enkel Max.
Mein Lieblingsland ist Australien, wo ich
schon 4x war. Aber auch Italien sieht mich
öfter. Besondere, sehr interessante und schöne Reisen waren die nach Japan zur Kirschblütenzeit und China. Mein Traum wäre noch
Südamerika, aber das wird wohl ein Traum
bleiben.
Basteln und Malen war schon als Kind meine
liebste Beschäftigung. Für meinen Sohn hatte
ich kleine Möbel aus geschenkten Holzresten
gebaut, da ich sie nicht hätte kaufen können.
Nun nehme ich seit mehreren Jahren aktiv,
immer am 1. Adventwochenende, am Hobbykünstlermarkt in Windecken teil. Angefangen hatte ich mit Seidenmalerei (Krawatten,
Bilder und Glückwunschkarten), später mit
Krippen aus reinem Naturmaterial mit handgefertigten Figuren und Tieren. Dann kam
ich zur Serviettentechnik und seit 2011 stelle
ich auch sog. „Popup“-Karten, also Klappkarten her. In diesem Jahr feiert die Stadt Hanau
200 Jahre Grimms Märchen. Das war der Aufhänger, Klappkarten mit Grimms Märchen
herzustellen, die ich schon gut bei den Märchenfestspielen vorstellen und auch verkaufen konnte. Auf Wunsch kann man bei mir die
„besonderen“ Karten für JEDE Gelegenheit
bekommen.
Wie die Leser unschwer erkennen können,
werde ich auch als Rentnerin nie unter Langeweile leiden!
„Fröhliche Weihnachten, Mr. Scrooge!“
Theatergruppe Delkenheim!
Der lange Weg zum guten Menschen
Von Petra Schumann
Die Theatergruppe spielte Weihnachten
2011 den Klassiker von Charles Dickens
Ein Hauch eisiger Luft scheint von der Bühne zu wehen, als Ebenezer Scrooge (Harald
Köllmer) die Bühne betritt. Es ist kalt in seinem Büro, aber das macht dem alten Geizkragen geradezu Freude, denn nur ein gesparter Shilling ist ein guter Shilling – und
aufs Sparen versteht sich Ebenezer bestens.
Mitleid oder Güte kennt er nicht und so ist
sein Leben entsprechend einsam und leer.
Das alles stört den alten Scrooge jedoch
nur wenig, bis ihm am Weihnachtstag sein
verstorbener Geschäftspartner Jacob Marley (Dr. Hans Temme) und die Geister der
vergangenen, gegenwärtigen und zukünftigen Weihnacht erscheinen und ihm den
Spiegel seines Lebens vorhalten. Was Ebenezer da zu hören und zu sehen bekommt,
ist nicht schmeichelhaft und lässt ihn ahnen,
wie seine Zukunft aussehen könnte, wenn
er sein Leben nicht entscheidend ändert.
Die Theatergruppe Delkenheim inszenierte
das Lehrstück des kaltherzigen Geldverleihers wie alle ihre Weihnachtsmärchen kindgerecht und ohne erhobenen Zeigefinger.
Vom ersten Moment wurden Kinder und
Erwachsene in die Geschichte hineingezogen: sie erlebten zusammen mit Ebenezer,
dass die Liebe wichtiger ist als alles Geld der
Welt. Und so schniefte der Eine oder Andere
im Zuschauerraum, als der kranke Tiny Tim
(Nick Klotzbücher) trotz seines Leids einen
Toast auf Scrooge aussprach. Doch schon einen Moment später wurde die sentimentale
Stimmung durch ein fröhliches Lachen aus
dem Saal gescheucht, als der Geist der gegenwärtigen Weihnacht (Beate Clermont) in
seinem fantastisch leuchtenden Kostüm ausgelassen über die Bühne fegte. Dem Publikum gefiel es und es quittierte das mit häufigem Szenenapplaus. Lange musste Regisseurin Susanne Powardzsinski warten, bis sie
diesen Klassiker auf die Delkenheimer Bühne
bringen konnte, denn für die Rolle des Ebenezer Scrooge konnte es nur einen geben.
Ihr Wunschkandidat Harald Köllmer stand jedoch fast drei Jahre nicht zur Verfügung. Das
Warten hat sich allerdings gelohnt. Bravourös meisterte er die Verwandlung vom ver-
bitterten Geizkragen zum Wohltäter, unterstützt von seinen spielfreudigen Ensemblekollegen. In der Theatergruppe Delkenheim
ist es darüber hinaus auch seit vielen Jahren
Tradition, dem Nachwuchs eine Chance zu
geben und so standen in diesem Jahr erstmals die siebenjährige Naomi Wagner und
die 8-jährige Jula Pauline Schleider als Geister der zukünftigen Weihnacht auf der Bühne und gaben ihren gelungenen Einstand.
Aber nicht nur Delkenheimer Eigengewächse debütierten in diesem Märchen. Eine echte Entdeckung ist auch der 12- jährige Nick
Klotzbücher, der in der Rolle des gehbehinderten Tiny Tim die Herzen der Zuschauer
berührte. Die Theatergruppe Delkenheim
blickt positiv in die Zukunft und freut sich
schon jetzt auf das Boulevardstück im Mai/
Juni 2012. So viel sei verraten, da ist auch „Alles in Butter“!
Bild oben:
Auch der Geist der
gegenwärtigen
Weihnacht (Beate
Clermont) setzt dem
Geizhals Ebenezer
(Harald Köllmer)
mächtig zu.
Bild unten:
Jacob Marley (Dr.
Hans Temme),
der verstorbene
Geschäftspartner von
Scrooge, besucht ihn
aus dem Jenseits.
ungeschminkt August 2012
7
Mitte-Süd-Bühnen zu Gast bei der Taunusbühne
13 Bühnen aus dem Bereich Hessen Mitte/Süd
folgten dem Aufruf der Bereichsleiter zum
diesjährigen Frühjahrstreffen am 25. Februar
2012. Gastgeber war dieses Mal die Taunusbühne Bad Schwalbach.
Für die Bereichsleiter begrüßte Wolfgang Hartmann die angereisten 23 Teilnehmer.
Mit noch zusätzlich aufgestellten Tischen
fanden auch die interessierten Mitglieder der
Taunusbühne einen Platz. Die über das volle
Haus sichtlich erfreute Brigitte Müller, 1. Vorsitzende der Taunusbühne, richtete zum Beginn
ebenfalls einen Willkommensgruß an ihre Gäste.
Es folgte danach die obligatorische Vorstellungsrunde. Nach meiner Meinung wird dabei
zu viel wertvolle Zeit verbraucht. Diese fehlt
dann in der Gesprächsrunde und wäre weit
besser zu nutzen.
Künftig sollte man sich mit dem Vorstellen
wirklich nur auf den eigenen Namen und den
der Bühne beschränken. Details über Bühnenaktivitäten werden ja meist im Laufe des Tages
noch erwähnt.
Wie bei den Treffen üblich, ging man die anstehenden Fragen und Anregungen der Teilnehmer in lockerer Atmosphäre und ohne vorgebendes Protokoll an. So entstand wieder ein
offener und reger Austausch. Es konnten alle
gestellten Fragen auch zufriedenstellend beantwortet werden.
Zu einer Anfrage, ob man unter den diesjährigen Teilnehmern einen besonderen Verteiler
einrichten könne, wurde auf die schon bestehende Informationsmöglichkeit der Homepage hingewiesen. Dabei ist aber zu beachten,
dass die zur Verteilung anstehenden Informationen, unbedingt über den zuständigen Bereichsleiter hereinzugeben sind. An den Webmaster direkt gesandte Infos, werden nicht
veröffentlicht! In diesem Zusammenhang wurden die Teilnehmer wieder auf die Möglichkeit
der Veröffentlichung von Terminen und Berichten - auch in der „ungeschminkt“- hingewiesen.
Zum Thema neue Frequenzzuweisung wurde
auf den Artikel von Norbert Deforth in der Februarausgabe der „ungeschminkt“ verwiesen.
Eine rege und längere Diskussion entstand
zum Thema künftige Teilnahme am Hessentag.
Für den Theaterverein Oberursel war Thomas
Bandy, Schatzmeister des Landesverbandes,
anwesend.
Er konnte die Fragen zum finanziellen Aufwand beantworten, Wolfgang Hartmann und
Heiner Kraft die des persönlichen Aufwandes
8
ungeschminkt August 2012
der Mitwirkenden und Helfer über die 9 Tage.
Dabei kamen natürlich auch noch einmal die
bekannten, für den Landesverband nicht vorhersehbaren, „besonderen Umstände“, die
auch zu Programmänderungen zwangen, zur
Sprache. Die Diskussion hatte zum Ergebnis,
dass es wohl richtig war, den Landesverband
einmal dort zu präsentieren, um abwägen zu
können, ob für den Verband und die Mitgliedsbühnen interessante Ergebnisse zu erzielen
sind. Abgesehen von den Begegnungen der
teilnehmenden Bühnen war man sich schließlich einig, dass der Faktor Nutzen doch eher
gering war. Für den Verband als Ganzes war
der Nutzen allerdings erheblich, so konnte sich
der Verband selbst vor über 5.000 Besuchern
mit seinen Bühnen präsentieren und für sich
werben. Insbesondere die Außenwirkung und
auch die „politische Wahrnehmung“ war nachhaltig! So konnte auf Basis der Teilnahme am
Hessentag, ein Betrag von 12.500 Euro vom
Ministerium für Wissenschaft und Kunst zusätzlich abgefordert werden, die vollständig an die
mitwirkenden Bühnen für diese Projektarbeit
ausgeschüttet wurden! Eine Teilnahme in 2012
war wegen des hohen personellen Aufwands
nicht geplant! Jedoch wird man auf künftigen
Hessentagen den Verband und seine Bühnen
wieder bewundern dürfen!
Beim Rundgang durch die Räumlichkeiten des
eigenen Hauses der Taunusbühne, einer ehemaligen Scheune, allgemeines Staunen über
die Größe des Fundus, der eigenen Näherei,
des hellen Schminkraumes. Alles über mehrere Etagen eingerichtet.
Natürlich sollen das große Kuchenbuffet und
der obligatorische Kaffee nicht unerwähnt
bleiben. Dafür ein herzliches Dankeschön an
die Helfer der Taunusbühne.
(Kleiner Hinweis an die Ausrichter des Herbsttreffens am 20. Oktober, die Orgelpfeifen in
Gernsheim am Rhein: Über das Tortensortiment nicht den Streuselkuchen vergessen.)
Auch dieses Mal wurden noch viele Einzelgespräche geführt, Flyer und Termine ausgetauscht.
Die teilnehmenden Bühnenvertreter waren
der Meinung, dass auch dieses Treffen des Verbandes nicht nur im Ergebnis wieder sehr informativ war, sondern immer auch das nähere
Kennenlernen der Teilnehmer untereinander
fördert.
Danke, Brigitte und der Taunusbühne, für die
Gastfreundschaft.
Heiner Kraft
Junge Bühne Niederelsungen
Doppeltleben
lebenhält
hältbesser...
besser...
Doppelt
Mit der Boulevardkomödie „Doppelt leben hält besser“ erlebte das Publikum einen wunderbar vergnüglichen Theaterabend im Haus des Gastes in Niederelsungen.
Daniela Halberstadt, die bei dieser Inszenierung erstmals ganz allein für die Regie verantwortlich war, ist es gelungen, ihre Truppe zu einer wirklich bravourösen Leistung zu führen.
Die Boulevardkomödie von Ray Cooney wurde in das Berlin der heutigen Zeit verlegt und
mit sehr viel Tempo und Spielwitz auf die Bühne gebracht.
Es war nicht immer leicht für die Zuschauer, dem hohen Tempo und dem verwirrenden Spiel
um einen Taxifahrer, der in zwei Familien gleichzeitig lebt, zu folgen. Die Dialoge waren
schnell und pointiert und die Einsätze der Protagonisten kamen nahezu
immer präzise und genau. Dafür gab es vom Publikum auch immer wieder Zwischenapplaus und anerkennende Pfiffe.
Auch das Bühnenbild von den Spielern, mit Unterstützung einiger Bürger
aus Niederelsungen selbst gebaut, war ganz vorzüglich gelungen. Die Ereignisse spielten in einer Wohnung mit unsichtbarer Trennungslinie: Mal
finden die Spielszenen in Berlin-Tempelhof, mal in Berlin-Neukölln statt.
Die Geschichte gestaltet sich folgendermaßen:
Taxifahrer Thomas Schmidt (Niko Briesemeister) genießt sein Doppelleben mit zwei Ehefrauen, bis ein Unfall das Dasein des Bigamisten
durcheinander wirbelt und er verzweifelt Auswege sucht aus dem Beziehungslabyrinth. Seine Ehefrauen Barbara (Ina Brendel) und Silvia (Miriam Hartung) erleben unglaubliche Telefonate und Begegnungen, und
es dauert eine ganze Weile, bis ihnen ein Licht aufgeht. An der Bürde des
unfreiwilligen Mitwissers trägt Thomas Schmidts Freund Fred Pohlmann
(Philipp Röhl) schwer. Er schlägt sich tapfer, aber hoffnungslos bis zum
bitteren Ende. Zwei Polizeibeamte (Arno Henkelmann und Jörg Zettelmeißl teilen sich die Rolle von Kommissar Rommel, Johannes Böhle ist
der Kollege) mühen sich redlich, Licht ins Dunkel eines kuriosen Wirrwarrs aus Schutzbehauptungen und Missverständnissen zu bringen.
Auf der Bildfläche tauchen außerdem ein Reporter (Oliver Ernst) und ein
Schwulenpärchen (Jan Steinbock bzw. Marius Werner als Bobby und Malik Briesemeister als Cyril) auf.
Am Ende wird – wie fast immer im Theater – alles gut und es gibt ein
versöhnliches Agreement, mit dem hoffentlich alle glücklich werden. Die
Zuschauer jedenfalls haben den Saal zufrieden und gut gelaunt verlassen und fühlten sich einen Abend lang ganz wunderbar unterhalten. fw
Fotos: Frank Weymann
ungeschminkt August
2012 August
ungeschminkt
9
2012
9
Landesverbandstag 2012 in Bad Emstal
Von Norbert Deforth
Wieder einmal mussten wir uns beim LV-Tag,
wie schon in all den Jahren zuvor, mit dem,
„zentralen Thema“ Statistikmeldung befassen.
Die Abgabe der jährlichen Statistikmeldung
ist eine satzungsmäßige Pflicht unserer Mitgliedsbühnen, die regelmäßig vom Landesverband eingefordert wird und regelmäßig
von einigen Bühnen ignoriert wird.
Geht man davon aus, dass die Theaterbühne
ordentlich geführt wird, so ist der Zeitaufwand für das Ausfüllen der Statistik unwesentlich. Der Verband benötigt diese Jahresstatistik aus verschiedenen Gründen.
Die wesentlichsten Gründe sind:
• Der BDAT - unser Dachverband - benötigt die aktuellen Angaben, um den
Versicherungsschutz der Bühnen zu gewährleisten.
• Der Landesverband benötigt die Statistik, um den korrekten Mitgliedsbeitrag
zu erheben.
• Die Statistikunterlagen helfen uns beim
Ministerium, Zuschüsse zu unseren Lehrgängen und Seminaren, als auch zu Kinder- und Jugendprojekten zu erhalten.
Unverständlich ist uns, warum einige Bühnen diese Statistik unpünktlich oder gar
nicht abgeben, denn dadurch
• ist ihr Versicherungsschutz nicht gewährleistet;
• wird Ihnen der Jahreshöchstbeitrag in
Rechnung gestellt;
• wird ein unverhältnismäßig hoher Verwaltungs- und Kostenaufwand beim
Landesverband erzeugt;
• muss der Verband in Vorlage treten um
seinen finanziellen Verpflichtungen nach
zu kommen.
10
ungeschminkt August 2012
Deshalb wurde auf unserem Landesverbandstag am 25. März 2012 folgender Beschluss für „Statistiksünder“ gefasst:
„Der Vorstand des LV Hessischer Amateurbühnen e. V. wird hiermit ermächtigt, neben
der Erhebung des Höchstbeitrags, eine zusätzliche Verwaltungsgebühr in Höhe von
25% auf den Höchstbeitrag – bei nicht fristgerechter Abgabe der Jahresstatistik und der
aktualisierten Mitgliederliste – nach Ablauf
einer Karenzzeit von 14 Tagen (Sperrfrist)
nach Stichtagsabgabe zu erheben.“
Dieser Beschluss wurde einstimmig bei 4
Enthaltungen gefasst!
Dem Verband geht es hierbei nicht darum
zusätzliche Beitragseinnahmen zu generieren, sondern vielmehr darum, dass alle Mitgliedsbühnen ihre satzungsmäßige Pflicht
erfüllen, um die Bühne selbst vor finanziellen
Schäden zu schützen.
Wir bitten deshalb, insbesondere die betroffenen Bühnen, nochmals ausdrücklich
darum, diesen doch sehr geringen Aufwand
mitzutragen und den Statistikbogen samt
aktueller Mitgliederliste pünktlich abzugeben.
Der Statistikbogen ist künftig auch als PDFDatei von unserer Homepage „www.amateurtheater-hessen.de“ herunter zu laden.
Ebenso wurde 1-stimmig die „Anpassung
der Mitgliedsbeiträge“ beschlossen!
Kostenerhöhungen für Lehrgänge, Verwaltung , Fahrtkosten etc. haben diese Maßnahme erforderlich gemacht!
Dabei handelt es sich um eine sehr moderate
Beitragsanpassung, die in der Kleinstgruppe
eine jährliche Erhöhung von Euro 3,00 und
für Bühnen über 100 Mitglieder eine jährliche Erhöhung von Euro 10,00 vorsieht.
Die Beitragserhöhung wird zum
01.01.2013 wirksam, Bühnenzugänge
ab dem 24. März 2012 zahlen jedoch
bereits den neuen Mitgliedsbeitrag!
Die neue Beitragsstaffel ist auf unserer Website hinterlegt, ebenso das
Protokoll zum Landesverbandstag, in
dem die Details zur Beitragsanpassung nachgelesen werden können!
Sofern die Zugangsdaten für den
„Internen Bereich“ unserer Website
nicht bekannt sind, bitte bei Frank
Weymann per E-Mail nachfragen
[email protected]!
Die Grobplanung für das Großprojekt
„Nordhessische Amateurtheatertage
2014“, das maßgeblich vom BAC-Theater organisiert werden soll, und 2014
in Bad Arolsen auch in den Räumen
des BAC-Theaters durchgeführt werden soll, ist in Arbeit und der Landesverband wird natürlich diesem Vorhaben mit Rat und Tat zur Seite stehen.
Die Produktion dieses Magazin
wird unterstützt durch das
Hess. Ministerium für
Wissenschaft und Kunst (HMWK)
Die Zugangsdaten für den Mitgliederbereich auf der HP erhaltet ihr von [email protected]
Wolfgang Rehwinkel-Lauch und Ulrike Rehwinkel, Inhaber des Offenbacher Unternehmens Fax &
Copy Büromaschinen, haben zum 101. Vereinsjahr
die „Freunde des Theaterclubs Elmar“ ins Leben gerufen. Wolfgang Rehwinkel-Lauch ist der Urenkel
des Gründers des Traditionsvereins, Josef Busch,
bei „Elmarianern“ als „Vater Busch“ bekannt. Mit
regelmäßigen Spenden
möchte das Unternehmerpaar eine langfristige
Unterstützung für den
Verein starten und hofft
damit, auch weitere Unternehmen für die Unterstützung gewinnen zu
können.
„Seit Jahren beobachten
und begleiten wir den Theaterclub Elmar als Zuschauer und Freunde“, erklärt Wolfgang RehwinkelLauch, „die Verjüngung des Vereins in diesem Jahr,
den neuen Vorstand und die neuen Ideen wollen
wir unbedingt unterstützen. Darum haben wir die
‚Freunde des Theaterclubs Elmar‘ ins Leben gerufen.
Wir hoffen, dass wir gemeinsam mit dem Verein
weitere Unternehmer überzeugen können, die Arbeit dieses Vereins zu unterstützen.“
Die Fortsetzung der hundertjährigen Tradition, die
Erschließung neuer Zuschauergruppen sowie die
Gewinnung neuer aktiver und passiver Mitglieder
hat sich der Theaterclub Elmar unter der Leitung
des ersten Vorsitzenden
Simon Isser für dieses
Jahr vorgenommen. Mit
der Komödie „Hilfe, wer
hat meine Körper geklaut“ im März hat der
Verein bereits ein erstes
erfolgreiches Zeichen gesetzt. Seit letzter Woche
ist der Theaterclub auch
über eine eigene Seite im
Internetportal Facebook
erreichbar und informiert
dort über Neuigkeiten.
Der erste Vorsitzende Simon Isser zeigt sich hocherfreut über das Engagement des Unternehmens:
„Die Gründung der ‚Freunde des Theaterclubs Elmar“ ist eine Bestätigung und gute Motivation für
alle Mitglieder unseres Vereins. Für unsere Produktionen und insbesondere in der Jugendarbeit ist
jeder Euro hilfreich.“
Theaterclub Elmar Offenbach
Unternehmer gründen Freundeskreis für den
„Theaterclub Elmar“
ungeschminkt August 2012
11
Seminar
Shakespeare Workshop in Weilburg
Kann ein Amateurensemble Stücke von
Shakespeare auf die Bühne bringen?
Diese Frage werden sich sicher viele Teilnehmer/innen am Shakespeare Workshop unter
der Leitung des Diplom-Schauspielers Ulrich
Schwarz gestellt haben. Am Ende des dreitätigen Lehrgangs konnte wohl jeder für sich
feststellen: man kann!
Ulrich Schwarz hat in einer lockeren und
überzeugenden Art die zehn Teilnehmer
und Teilnehmerinnen motiviert, sich mit
exemplarischen Texten von ShakespeareÜbersetzungen auseinanderzusetzen und
bei der Umsetzung auf der Bühne ihr schau-
spielerisches Können unter Beweis zu stellen.
In Gruppenarbeit erfolgte zunächst die „Arbeit am Text“. So wurden z.B. der Brief aus
Was ihr wollt, die Eingangsszene aus Romeo
und Julia“, die Hexenszene aus Macbeth nach
intensiver Auseinandersetzung mit den Inhalten, nach Entwicklung eigener Textideen
und nach Festlegung möglicher Inszenierungen auf verschiedenen „Freilichtbühnen“
mit sehr viel Engagement aufgeführt. Ulrich
Schwarz stand bei den Proben den einzelnen
Gruppen mit Rat und Tat zur Seite – die anfangs von den Teilnehmern/innen geäußerte
Ehrfurcht vor dem grandiosen Schriftsteller
und Autor Shakespeare ging mehr und mehr
verloren.
Zum Auftakt der Bühnenarbeit überraschte
Ulrich Schwarz die Schauspieler mit einer
Inszenierung des Schiffsuntergangs – mögliche Szene aus „Was ihr wollt“. Unsere Aufgabe bestand darin, mit Regenschirmen und
entsprechendem Körpereinsatz den hohen
Wellengang und das darin untergehende
Segelschiff darzustellen; Ulrich Schwarz war
zufrieden und wir Akteure auch – es hat einfach Spaß gemacht.
Am nächsten Tag wurde dann die Fortsetzung des Schiffsuntergangs dargeboten –
eine eigene Variante: Der Kapitän wird von
Viola gerettet. Eine sozialkritische Zwischenszene von Berthold Brecht zu Romeo und
Julia und eine weitere Szene aus dieser klassischen Liebesbeziehung selbst standen auf
dem Programm. Den Abschluss bildete ein
interessanter Schnelldurchgang von Hamlet.
Bleibt festzustellen: Es war ein erfolgreiches
Wochenende, bei dem die Akteure/innen
sicherlich einiges mitnehmen konnten. Die
Gruppe bedankte sich bei Ulrich Schwarz für
seine hervorragende Arbeit und bei Herrn
Heinrich Kraft, dem Lehrgangsleiter des Landesverbandes Hessischer Amateurbühnen
e.V., für die fürsorgliche Betreuung.
Die Seminarreihe mit Ulrich Schwarz soll im
nächsten Jahr fortgesetzt werden – Berthold
Brecht ist angesagt.
Helmut Krass & Irmgard Zigelski-Krass
Theater ‚aller art‘ e.V., Eichenzell
12
ungeschminkt August 2012
Die Volksbühne zeigt die Komödie
„Pension Schöller“
Die Zuschauer im Kur- und Festsaal in Sand
staunen: Auf der Bühne sitzen bereits Schauspieler: Ein feiner Herr liest in einem Café
Zeitung, ein anderer schaut missgelaunt um
sich und eine Dame schreibt unentwegt etwas in ihr Notizbuch, eine Kellnerin bedient
alle freundlich mit Kaffee und Kuchen. Was
dann folgte war ein vergnüglicher Abend
für über 200 Besucher, deren Lachmuskeln
über alle Maßen herausgefordert wurden.
Die Schauspieler auf der Bühne schafften es
über zwei Stunden, die Figuren in ihrer ganzen Skurrilität zum Leben zu erwecken, so
dass bei den Zuschauern kein Auge trocken
blieb.
Echte Irren
Im Jahr ihres 25jährigen Bestehens zeigt die
Volksbühne Bad Emstal den Schwank „Pension Schöller“ in einer Bearbeitung von Wolfgang Spier. Dabei wuchs Lothar Neumann
in der Rolle des Ladislaus Robitzky förmlich
über sich hinaus. Er spielte den Mann, der
besessen ist, einmal echte Irre treffen zu können. Sein Neffe Alfred (Christian Schneider)
will ihm ein prickelndes Erlebnis gegen eine
Finanzspritze bieten und führt ihm deshalb
die normal verrückten Bewohner der unbescholtenen Familienpension Schöller als Insassen einer Heilanstalt vor. Koste es, was es
wolle. Kurzerhand deklariert Alfred die Pension Schöller zur Irrenanstalt und die Gäste
zu schweren Fällen.
Gelungene Täuschung
Die Täuschung klappt, der Onkel amüsiert
sich prächtig unter den Wahnsinnigen. Aber
der Spaß hat seinen Preis. Zurück in der Provinz kann der Hauptstadt-Tourist mit seinen
verrückten Geschichten am Stammtisch
angeben, doch als die Patienten leibhaftig
auftauchen, ist Schluss mit lustig. Die lieben
Irren mischen die ländliche Idylle tüchtig
auf und rauben dem Onkel bald den letzten
Nerv - und die Zuschauer im Saal unterhalten sich köstlich.
Ausgezeichnete Regiearbeit
Schön, wie die beiden Regisseurinnen Ilona
Neumann und Stephanie Hupfeld Tempo in
die Geschichte bringen und sie doch vor dem
Umkippen in die Klamotte bewahren. Dazu
tragen auch die tollen Leistungen wie die
von Ilona Neumann als aufdringliche Schriftstellerin Sophie Malzpichler, Ottmar Bulle
als überforderter Professor Ludwig Schöller,
Manfred Altmann als Major a.D. Heinrich
Gröber, Iris Altmann als
echauffierte Ulrike Robitzky sowie Wieland
Beinert als Schauspieler
Leo Schöller mit einer
perfekt
umgesetzten
„l/n-Sprachschwäche“ (er
nässt mich nicht, und er nässt mich nicht!“)
bei. Einen Extraapplaus gab es für Dagmar
Risseler für ihren nicht immer ganz tonsicheren Gesang als Wanda Staudinger „Ich bin
eine Dirne“.
Überzeugende Darsteller
Immer wieder gibt es lustige Szenen mit
schrulligen Figuren wie Jürgen Kleinhans
als Großwildjäger Fritz Bernhardi und Pamela Riedel als Friederike
Schöller. Auch die anderen Darsteller der Volksbühne waren maßgeblich am Erfolg beteiligt:
Nicole Schwedes, Jessica
Heinze und Stephanie
Hupfeld, die sich die Rolle der jungen Paula teilten, Nico Preuß, Marika
Bayer, Steffi Pante sowie
Antje Hörl im Wechsel
mit Pamela Riedel. Dass
das Stück um die Jahrhundertwende spielt, dafür sorgte optisch neben
den Kostümen das mit
vielen Details ausgestattete Bühnenbild (Arnold
Geselle, Willi Heidl, Franz
Teinzer und Kathrin Kerber). Uwe Hörl und Roy
Bayer übernahmen gekonnt die Technik. Am
Ende waren sich alle Zuschauer einig: Es lohnte
sich, den Fernsehsessel
mit dem Theaterstuhl zu
tauschen. Eine begeisterte Besucherin aus Kassel
zog folgendes Fazit: „Wer
normal oder verrückt ist,
ist lediglich eine Frage
der Perspektive.“
Sigrid Hellwig
Fotos: Frank Weymann
ungeschminkt August 2012
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Anlässlich des 20-jährigen Bestehens des Amateurtheaters „Familie Krause“
in Kelkheim spielte die Truppe das Stück:
„Familie Krause“
„Der Brandner Kaspar und das ewig` Leben“
Die Theaterfassung stammt von Kurt Wilhelm und ist ein Volksstück in bayerischer Mundart.
Regisseurin Marlies Hallanzy und Regieassistent Günter Löhnert bearbeiteten für das Theater „Familie Krause“ das Stück auf der Basis von Kurt Wilhelm.
Es wurde das Volksstück und die Grundausrichtung beibehalten (Zeit: um 1890)
Es erfolgte die geografische Übertragung vom Tegernsee in
den Taunus, nach Fischbach und die sprachliche Anpassung
(nicht bei allen Rollen) an hessische Mundart, außerdem einige veränderte Rollen durch die Anpassung an Hessen und
an die Schauspieler. Die Veränderungen wurden mit dem
Verlag abgesprochen und gestattet.
Hier eine kurze Inhaltsangabe:
Der Brandner Kaspar (72), Bauer, Büchsenmacher und Jagdhelfer lebt mit seiner Enkelin Marie in Fischbach. Eines Tages
besucht ihn Gevatter Tod und will ihn holen. Kaspar sträubt
sich, verhandelt mit dem Gevatter, macht ihn mit Kirschgeist
betrunken, überredet ihn zum Kartenspiel und betrügt ihn,
mit dem Ergebnis, dass er 18 Jahre Aufschub erhält (dann ist
er 90 wie sein Vater).
Kaspar lebt auf und kann fast seine Schulden an den Bürgermeister Walter von Fischbach zurückzahlen, teilweise durch
Wilderei mit Maries Gschpusi Florian, sehr zum Leidwesen
des landgräflichen Jägers Heiner. An seinem 75. Geburtstag,
zu dem Verwandte aus Kassel eintreffen, verunglückt Marie
tödlich und kommt in den Himmel, sie lernt dort den Erzengel Michael, Petrus sowie die Himmelsbewohnerinnen Frau
Rauscher, Hildegard von Bingen und die Anna kennen.
Durch ihre Himmelsankunft fliegt der Handel zwischen
Brandner und dem Tod auf, Petrus lässt den Gevatter kommen; dieser gesteht nach einigen Ausflüchten und wird vom
grollenden Petrus dazu verdonnert den Brandner zu holen.
Brandner weigert sich erneut, lässt sich aber nach einigen
Gläsern Kirschgeist zu einem „Blick ins Paradies auf Probe“
überreden. An der Himmelspforte angekommen kann er ins
Paradies schauen, ist so überwältigt von der Schönheit und
der Anwesenheit alter Bekannter, dass er gleich bleiben will
und nach einigen Verhandlungen mit Erzengel Michael und
Petrus und mit Gevatter Tod als sein Anwalt vom Fegefeuer
befreit wird und schließlich durch die Pforte ins Himmelsreich schreitet.
Er kehrt kurz davor nochmals um und bietet dem Gevatter
Tod an, die Flasche Kirschgeist aus seiner Hütte zu holen; die
hat dieser aber schon längst in seinem Gewand versteckt
Bei der Premiere am 21. April, vor vollem Haus, kam das
Stück so gut an, dass nach der Aufführung das Publikum in
Begeisterungsstürme ausbrach. Der einhellige Tenor: So gut
haben wir Amateurtheater selten gesehen.
Herbert Zill
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ungeschminkt August 2012
Die Physiker
von Friedrich Dürrenmatt
Dass das Wettrüsten mit Atombomben der reinste Wahnsinn ist, wurde
schon in Zeiten des „Kalten Krieges „
erkannt.
Der Schriftsteller Friedrich Dürrenmatt setzte sich
in seinem Stück „Die Physiker“ mit dieser Thematik
auseinander. Zum Glück für das Wehlheider Hoftheater hat er das in Form einer Komödie getan,
was für sehr iel Heiterkeit und Gelächter bei der gut
besuchten Premiere im Cassalla Theater in der Kasseler Jordanstraße gesorgt hat.
Zwei Irre einer Heilanstalt, die sich für Albert Einstein (Thomas Gerner, wieder mal genial und überzeugend) und Isaac Newton (Peter Herborg, großartig) halten und ein Dritter, „Möbius“ (Eberhard Horn,
ebenfalls hervorragend), für ein Genie, das glaubt
von den Erscheinungen des biblischen Königs Salomo geleitet zu sein. Das war Satire, die begeisterte.
Wenn sich dann diese Verrückten als Simulanten
erweisen, die ihre Pflegerinnen erdrosseln, nur um
den Schein ihrer Verstörtheit zu unterstreichen,
und wenn dann auch noch zwei von ihnen sich als
Mitarbeiter eines Geheimdienstes zu erkennen geben, die den dritten, Möbius, für ihre Zwecke einspannen wollen, dann wird es wirklich spannend
im Theater.
Dann war da auch noch die Leiterin der Anstalt, Frau
von Zahnd (Eva-Marie Brodheim-Egbuna, großartig
als spleenige Ärztin) sie übertrifft den Wahnsinn und
die Absurdität ihrer Patienten um Längen.
Insgesamt war es eine großartige Inszenierung mit
sehr guter schauspielerischer Leistung, die vom Publikum mit anhaltendem Beifall gewürdigt wurde.
Im Anschluss an die Premiere wurden noch zwei
Mitglieder des WHT für 25 Jahre Engagement für
das WHT geehrt. Renate und Werner Kanturek (Bild
unten) haben sich auf breiter Basis für die Belange
des Theaters eingesetzt und in vielen Bereichen unverzichtbare Arbeit geleistet.
fw
Fotos: Frank Weymann
ungeschminkt August 2012
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Seminar
Bühnenbau
Bühnen(t)räume, vom Raum zum gebauten Bühnenbild...
....das war die Überschrift für das vom Landesverband Hessischer Amateurbühnen
ausgeschriebene Seminar Bühnenbau vom
13. bis 15. Juli 2012 auf der Burg Hohensolms bei Wetzlar.
Ein komplettes Bühnenbild entwerfen und
bauen, das war für Theaterleute die ideale
Vorgabe, um an diesen kalten und regnerischen Juli-Tagen ein gemeinsames Wochenende auf der Burg Hohensolms zu verbringen. Bei dem wolkenverhangenen Himmel
holten sich die Teilnehmer ganz einfach die
Sonne auf die Bühne.
Zu der Vorgabe: „biblische
Flucht aus Ägypten“ malten die Seminarteilnehmer
auf den Prospekt die aufgehende Sonne, eine Wüstenlandschaft mit Bergen
und den Nil. Für das komplette Bühnenbild wurde
dazu noch eine (Wander-)
Palme, ein Felsen, eine Pyramide und eine alte Mauer hergestellt.
Doch der Reihe nach: Der
Referent, Dipl.-Ing. Frank
Willmann, Bühnen- und
B e l e u c h t u n g s m e i s t e r,
überraschte die am Freitagabend eintreffenden
Seminarteilnehmer
mit
einem sehr gut vorbereiteten Seminarraum. Technische Zeichnungen und
Bühnenbilder waren an
den Wänden angebracht,
Bühnenmodelle, Bühnentechnik und Fachliteratur
ausgelegt. Für das Referat
standen zusätzlich Flipchart und Beamer bereit,
für den handwerklichpraktischen Teil gehobelte
Dachlatten, Sperrholz, Nessel, Holzschrauben, Leim
und Dispersionsfarbe. Für
die Be- und Verarbeitung der Materialien
hatten die Seminarteilnehmer ihre eigenen
Maschinen und Werkzeuge mitgebracht.
16
ungeschminkt August 2012
Das Gesamtreferat für das Wochenende hatte Frank Willmann in drei grundlegende Themen untergliedert: Konzeption, Technik und
Organisation. Im Bereich Konzeption gab
es Einblicke in die üblichen Bühnenformen
und die Gesetzmäßigkeiten der Bühnenräume. Bei der Technik ging es um Materialien
(Holz, Stoffe, Metall) und um die Bauweise
von Wänden und Türen, sowie die Verwendung von Standardmaterialien (Stellagen,
Podeste, Treppen, Zargen). In dem organisatorischen Teil wurden Wege und Mittel aufgezeigt, um von der Idee eines Spielraumes
zu einer „perfekten“ Umsetzung am Tag der
Premiere zu kommen. Dabei wurden auch
die Mindestanforderungen an das Brandverhalten der Dekorationen, der Vorhänge und
die Sicherheitsvorschriften besprochen.
Der Samstagmittag und der Sonntagvormittag wurden für den handwerklichen Teil vorgesehen. Die gebildeten Teams waren dabei
so eifrig in den Bau und die Gestaltung der
übernommenen Arbeiten vertieft, dass am
Samstag gegen Mitternacht schließlich Feierabend geboten werden musste. Am Sonntagmittag stand pünktlich, nach einem zuvor ausgearbeiteten Zeitplan, das komplette
Bühnenbild. Genau wie in der Realität, wurden alle Arbeiten begutachtet und „technisch abgenommen.“
Es wären keine Theaterleute, wenn diese
nicht zum Seminarende in dem geschaffenen Bühnenbild noch spontan eine Kurzszene aus der „Flucht aus Ägypten“ aufgeführt
hätten. Dafür fand Frank Willmann„rein zufällig“ einen Text mit einem Szenenausschnitt
in seiner Tasche. Nach der gelungenen Aufführung gab es dann zu dem Applaus der
Zuschauer noch eine weitere Überraschung:
Ganz wie bei einer echten Uraufführung gab
es einen vom Referenten spendierten Sektumtrunk für die Schauspieler, aber auch für
alle Teilnehmer zum Abschied eines - wie ich
meine – erfolgreichen Seminars.
Fazit:
Ein sehr gelungenes Wochenende unter
Gleichgesinnten, mit einem Klasse-Referenten!
Heiner Kraft
Seminar
Schauspieltraining: Fortgeschrittene auf der Burg Hohensolms
Begonnen hat alles mit dem Sklavenmarkt.
Wie sieht mich ein Fremder? Wie viele Schafe oder Kamele bin ich wert, oder kann man
mich in Gold aufwiegen?
War das jetzt peinlich oder lustig?
Wir haben viel Spaß gehabt, doch fühlte man
sich zunächst unsicher.
Sicherer fühlten wir uns bei den
nächsten Darstellungen, als wir etwas in die Hände nehmen konnten.
Requisite und/oder Kostüm erleichtern einem die Rollenfindung. Kleider machen Leute, das gilt besonders für die Schauspielerei.
Was bewirkt der passende Hut?
Macht er mich zum selbstbewussten Cowboy oder zur feinen Dame, oder eher zum
Teenie?
Interessant wird es, wenn die Requisite zum
Spielpartner wird…
Erinnern wir uns an unseren allerersten
Kuss? Wunschtraum oder Wahrheit? Doch
wie stellt man das mit einem Apfel dar? Besonders amüsierten wir uns über Martinas
Erinnerung.
Nicht nur in Sachen Liebe wurden wir gefordert. Unsere Aufgabe war es auch die gesamte Vielfalt der Gefühlswelt darzustellen.
Vom traurigen Verlust eines geliebten Haustieres, bis zur euphorischen Feier einer Ehescheidung.
Jeder denke sich eine Biografie aus! Dass wir
diese Identitäten annehmen mussten und
mit den Ideen der anderen agieren sollten,
wussten wir vorher nicht. Für uns war es zunächst eine Herausforderung. Über unsere
Ergebnisse waren wir selbst sehr überrascht.
Eine Auftragskillerin trifft auf ihre vermeintlichen Opfer: der arrogante, frauenverachtende Baulöwe, der fürsorgliche Vater und
der strebsame Büroangestellte. Eine Therapiesitzung entpuppt sich als Talkshow. Die
Moderatorin ist im Umgang mit den Patienten sichtlich überfordert. So hat man sich die
Vermarktung beim Hartz IV-TV nicht vorgestellt.
Aber mit der Vorstellung ist es so eine Sache! Der Schauspieler muss häufig entgegen
seiner eigenen Überzeugung in einer Rolle
wirken. Wenn der Text vorgibt sich über Arbeitslose, Hartz IV-Empfänger, Ausländer etc.
lustig zu machen, muss man seine eigene
Meinung zurückstellen, sich in die Rolle finden und überzeugen. Das ist diesen beiden
gut gelungen.
Natürlich haben wir an diesem Wochenende noch viel, viel mehr erarbeitet.
Mit Spaß haben wir viel gelernt und sind über
uns hinausgewachsen. Zunächst waren wir
Fremde, wuchsen jedoch schnell zu einem
Team zusammen. Im Namen aller möchten
wir uns für das tolle, lehrreiche Wochenende
in Hohensolms bei Jörg Dreismann, unserem Referenten, bedanken. Nicht vergessen
wollen wir aber auch, uns für die liebevolle
Betreuung durch Karin und Wolfgang Hartmann zu bedanken.
Birgit Göbel und Nadine Knauer, Kulturstall Deute e.V.
ungeschminkt August 2012
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Jack the Ripper
„Fleisch, Knochen, Blut“ und eine nachdenklich machende „Welle“
Beeindruckende Inszenierungen der Herborner Heimatspieler in der Kulturscheune
Die ersten beiden von insgesamt vier Produktionen des Kalenderjahr 2012 sind vorüber. Und sie gehörten – so will es die Tradition – den beiden Jugendformationen der
Herborner Heimatspieler. Mit dem Jungen
Ensemble 16+ und den Youngsters hat der
Theaterverein, der dazu noch komplett ehrenamtlich die Kulturscheune in der Bärenstadt betreibt, zwei leistungsstarke Gruppen
aufgebaut, die mit „Jack (the Ripper“ bzw.
„Die Welle“ deutliche Ausrufezeichen im Kulturbetrieb an der Dill setzten.
Bei „Jack“ arbeitete die Nebelmaschine bereits vor Vorstellungsbeginn auf Hochtouren. Schließlich wollte ein atmosphärischer,
düsterer Hintergrund für das London des
ausgehenden 19. Jahrhunderts geschaffen
werden. Denn das bildete den Schauplatz
des Stückes, mit dem die sich die 12 JungSchauspieler im Alter zwischen 18 und 23
Jahren unter der Regie von Jonas Wogenstahl, einem Eigengewächs des Ensembles
16+, heranwagten. Die Reise in die tiefsten
Abgründe des menschlichen Seins fesselte
das Publikum, das den couragierten Auftritt
der Formation mit lang anhaltendem Beifall
honorierte.
Das viktorianische London ist für Mary Jane
Kelly kein angenehmer Ort. Die junge Prostituierte und ihre Kolleginnen leben in der
ständigen Angst vor Armut, Hunger und
Krankheit...und in letzter Zeit vor einer noch
schlimmeren Gefahr: Ein mysteriöser Serienmörder, der sich in einem mutmaßlichen
Bekennerschreiben selbst den Namen „Jack
the Ripper“ gibt, terrorisiert das Elendsviertel Whitechapel und ermordet und verstümmelt eine Frau nach der anderen. Eben in
diesem „Herbst des Terrors“ 1888 trennt sich
Mary Jane von ihrem Freund Joseph Barnett.
Barnett setzt jedoch alles daran, sie zurück
zu gewinnen und vor allem von der Straße
zu holen. Zwar weiß er, dass Mary Jane ihn
nur ausnutzt, doch liebt er sie immer noch.
„Solange ich Geld hatte, war ich gut genug“,
sagt der arbeitslose Trinker. Zur gleichen Zeit
arbeiten die Polizeiinspektoren Frederick
Abberline und Edmund Reid fieberhaft an
der Aufklärung der Ripper-Morde. Erschwert
18
ungeschminkt August 2012
wird ihnen ihr Tagewerk von der nach blutigen Details lechzenden Presse, in Gestalt des
Reporters Robert. Noch ahnt niemand, dass
die Schicksale aller Beteiligten eng miteinander verwoben sind und manch einer nicht
mit offenen Karten spielt. Und dann ist da
noch dieser mysteriöse Mann, der aussieht
als bestehe er komplett aus Schwärze: Zylinder, Anzug, dichter Bart. Auf Nachfrage, was
er in seinem Koffer mit sich herum trage antwortet er nur lakonisch: „Etwas, dass Frauen
gar nicht mögen!“ So ist es dann auch durchaus doppeldeutig zu verstehen, wenn Barnett seiner geliebten Mary Jane vorwirft: „Du
hast kein Herz!“ „Jack“ in der Version von 16+
vermischte bitteren Realismus mit düsterer
Erotik und kurzen Passagen absurder Komik,
so dass nun auch Herborn „seine“ Version der
seit Jahrzehnten bekannten Geschichte hat.
Auch die „Youngsters“ der Heimatspieler,
zwischen 15 und 18 Jahren jung, zeigten
im Juni ihre Bühnenreife. Nachdem sie 2011
noch eine Bühnenfassung der „Unendlichen
Geschichte“ gezeigt hatten, war es diesmal
ein echtes Jugendstück, das sie sich ausgesucht hatten. „Die Welle“ riss dabei alle, Besucher wie Ensemble, gleichermaßen mit und
sorgte dafür, dass es bei den öffentlichen,
vor allem aber bei den Schulvorstellungen
in der Kulturscheune mucksmäuschenstill
war. Schüler, die als Labormäuse dienen, ein
Lehrer, der zum Diktator mutiert, und eine
Bewegung, die zerstörerische Kreise nach
sich zieht. Was als harmloses Experiment
im Geschichtsunterricht begann, endete
im totalen Kontrollverlust. Wie entsteht Faschismus? Dieser Frage haben sich die 18
jugendlichen Darsteller unter Leitung von
Regisseur Christian Schäfer (ebenfalls ein
Eigengewächs des Vereins) gewidmet und
zur Beantwortung auf den Schul-LektüreKlassiker „Die Welle“ zurückgegriffen. Er basiert auf einer wahren Begebenheit an einer
amerikanischen High School, an der im Geschichtsunterricht das Thema Nationalsozialismus behandelt wurde. Wie war es möglich,
dass die Deutschen im Dritten Reich von den
Grausamkeiten um sie herum wussten und
nichts dagegen getan haben, wollten die
Schülerwissen und bekamen die Antwort
am eigenen Leib zu spüren.
Über eine Anleitung zur korrekten Haltung
beim Sitzen und Bemerkungen zu den
„Sauklauen“ der meisten Schüler bringt der
Lehrer seinen bunten Haufen GeschichtsSchüler dazu, sich für das Thema „Disziplin“
zu begeistern. Es gelingt ihm, den Gemeinschaftssinn der Klasse zu stärken und sogar
Außenseiter wie den leistungsschwachen
Jonas zum Mitmachen zu animieren.
Zu welchem Preis, wird dem engagierten Referendar erst allmählich in Unterhaltungen
mit seiner Frau bewusst. Denn die Schüler
gründen nicht nur unter seiner Anleitung
eine eigenständige Bewegung, in der alle
gleich sein sollen, sondern merken auch
bald, dass sich diese Gemeinschaft dadurch
definiert, dass sie sich zu anderen abgrenzt
oder auch: andere ausgrenzt und sich Feindbilder schafft. So entwickelt sich das Experiment zum Selbstläufer mit einer Eigendynamik, die in Opfern, Ausgeschlossenen und
Verfolgten endet. „Es ist ansteckend“, stellt
Lehrer Ross fasziniert fest. Die Grußformel
„Kraft durch Disziplin, Kraft durch Gemeinschaft“ verlässt das Klassenzimmer und
schallt schon bald durch die ganze Schule.
Eine der wenigen, die sich dem Gruppenzwang widersetzt ist Karo, die sich mit ihrem
Widerstand auf gefährliches Terrain begibt
und ihre Beziehung zu Marco aufs Spiel
setzt. Lehrer Ross sieht sich gezwungen,
das Experiment zu beenden, doch wie? Und
wann ist der geeignete Moment? Haben die
Schüler nicht auch von der Welle profitiert?
Denn auch wenn für Ross anfangs alles nur
ein Spiel war, weiß er: „Selbst ein Spiel wählt
man aus, oder man lehnt es ab.“ Doch muss
er feststellen, dass keiner der Schüler sich
daran zu stören scheint, ein „gemeinsames
Ziel“ zu verfolgen, das keiner kennt und nach
dem niemand fragt. Beim großen Showdown
am Ende war die Fassungslosigkeit über das
Erlebte in der KuSch bei den Besuchern spürbar. Mit seinem eigens für die „Welle“ kreierten und garantiert GEMA-freien Soundtrack
sorgte das Ensemble zudem für eine Premiere bei Theaterproduktionen des Vereins.
Neben Youngsters und 16+ hat sich inzwischen eine dritte Nachwuchsgruppe bei den
Herborner Heimatspielern gegründet – die
„Kukis“, wie sich die jüngsten „Kuschkids“
nennen. Sie werden im kommenden Jahr
mit „Peterchens Mondfahrt“ ihr erstes eigenes Stück zeigen.
Bild ganz oben: Wer hat Neues vom „Ripper“ gehört?
Bild oben: Die Damen des „horizontalen Gewerbes“, Lizzy (Miriam
Peuser), Julia (Laura-Marie Teichmann) und Mary-Jane (Katharina Giese)
nehmen Kontakt zu einem Mann (Dominik Visca) auf.
Text und Fotos: Jörg Michael Simmer
Die beiden unteren Fotos
sind aus dem Stück: „Die Welle“
ungeschminkt August 2012
19
„Drum prüfe ewig, wer sich bindet“ –
im Theaterladen des Statt-Theaters Mengeringhausen
Eine federleichte Komödie
bot uns das Statt-Theater
Mengeringhausen im Mai
in seiner „Zweig-Spielstätte“,
dem kleinen Theaterladen, der wieder einmal voll besetzt war.
„Drum prüfe ewig, wer sich bindet“ – es ging
um eine junge Frau, die sich kurz vor ihrer
Hochzeit nicht so recht entscheiden kann,
mit welchem Mann sie nun glücklicher werden würde. Lieber der gemütliche „Teddybär“, der ihr jeden Wunsch von den Augen
abliest, bei dem sie aber ihre Karriere als
Innenraum-Designerin an den Nagel hängen kann und mit Kind und Küche ihr Dasein
fristet. Oder doch lieber den smarten Piloten
heiraten, mit dem sie durch die Welt jetten
und Karriere mit der Einrichtung von „show
rooms“ für Prominente macht?
Schon im Hochzeitskleid, hat sie einen kleinen Unfall und sieht in einer Art Ohnmacht
beide Leben in abwechselnden Szenen vor
sich. Am Ende entscheidet sie sich – wenig
überraschend – für keinen der beiden, und
es stellt sich heraus, dass sie eigentlich drauf
und dran war, einen ganz anderen Mann zu
heiraten.
Doch auch den lässt sie letztendlich sausen.
Allgegenwärtig in jeder Szene: die reiche
Mutti, die sich nach Mallorca in eine piekfeine Residenz zurückziehen will. Sie dominier-
20
ungeschminkt August 2012
te die Bühne und das Stück, und das sollte
wahrscheinlich auch so sein.
Durch die ständigen Szenenwechsel musste
auf der kleinen Studiobühne dauernd umdekoriert werden – andere Kerzenständer und
ein bunter Überwurf über das Sofa reichten
allerdings nicht ganz aus, um zu suggerieren, dass man sich nun in der Wohnung der
arrivierten Designerin befand.
Das Stück hätte vielleicht besser auf einer
größeren Bühne stattgefunden, wo man die
beiden Wohnungen nebeneinander arrangieren kann und die Personen nur einen kurzen Ortswechsel durchführen müssen. Das
ständige Umdekorieren zog das Stück leider
etwas auseinander, die verschiedenen Szenen, die sich direkt gegenüberstanden, hätten ohne Pause besser gewirkt. Auch ist diese Studiobühne für ein Vier-Personen-Stück
meiner Ansicht nach zu klein – hier wirken
2-Personen-Stücke toll (ich erinnere mich
hier vor allem an „Das Herz eines Boxers“, das
für diese Bühne wie geschaffen war!).
Ein kleiner Wermutstropfen nur, der dem
Spaß jedoch keinen großen Abbruch tat.
Ansonsten verbrachten wir einen sehr amüsanten Abend und sind schon gespannt auf
die nächsten Statt-Theater-Aufführungen im
Theaterladen!
Fotos: Lars Jockel
ah
Fachwechsel
Mit der Komödie „Fachwechsel“ von Autor Frank
Pinkus gibt die Kleine Bühne Schwalm-Eder ihrem Publikum einen Einblick in die Welt des
Theaters.
Sehr schnell stellt sich heraus, dass es hinter der
Bühne oft ganz anders zu geht, als es den Anschein hat. Absichtliche Verspätungen, Widerstand gegen Regieanweisungen und Probleme
mit den darstellerischen Möglichkeiten bestimmen die Arbeit während der Proben zu einer Komödie. Ein noch größeres Problem jedoch sind
die unterschiedlichen Charaktere der Darsteller
und ihre ihnen eigenen Unzulänglichkeiten.
Ganz besonders dominiert die alternde Diva
Eva Winterstein, die von Susanne Braun hervorragend auf die Bühne gebracht wurde. Als erfolgreiche Darstellerin selbst schwieriger Rollen
kann sie sich mit der ihr zugedachten Mutterrolle nicht so recht anfreunden.
Ihre Tochter spielt die erfolgreiche Soap-Darstellerin Sarah Schulz (Ellen Zuschlag), die auf der
Bühne allerding eher eine Gegnerin ist. Und so
entspinnt sich zwischen den beiden ein erbitterter Kleinkrieg, den die durchsetzungsunfähige
Regisseurin Kerstin Berthold (Almuth Karger)
nicht zu schlichten vermag.
Auch der einzige männliche Akteur, der vertrottelte Hardy Weber (Armin Jordt), steht zwischen
den Fronten. Er, der sich bislang als Synchronsprecher seinen Lebensunterhalt verdiente,
steht der Problematik ziemlich hilflos gegenüber und wirkte für meinen Geschmack fast
schon zu vertrottelt. Für ihn und das MutterTochter-Gespann bedeutete das Engagement
in dieser Komödie einen „Fachwechsel“, der eine
Menge Probleme mit sich brachte. Insgesamt
aber, waren alle Darsteller textsicher und überaus glaubwürdig in ihren Rollen und es war ganz
offensichtlich, dass ihnen das Stück und die damit verbundene Herausforderung große Freude
bereitete.
Eine Neuerung bei der „Kleinen Bühne“ war die
Tatsache, dass man die Inszenierung ganz ohne
Regie auf die Bühne brachte. In diesem Falle und
bei diesem Stück hat es offensichtlich funktioniert, es gibt aber sicher keine Garantie dafür,
dass das immer so sein wird.
Ich bin eigentlich der Ansicht, dass es besser ist,
wenn eine/r der/die das Ganze von außen sieht,
die Fäden in der Hand hält. Ich will mich aber
gern eines Besseren belehren lassen und freue
mich schon jetzt auf das nächste Theaterstück
fw
bei der „Kleinen Bühne“ in Homberg.
Fotos: Frank Weymann
ungeschminkt August 2012
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Das Theater ‚aller art‘ stellt sich vor
Die Schulden wachsen ins Unermessliche,
das Erbe ist bedroht, jeder weiß es, aber gelähmt von alten Erwartungen ans Leben und
wenig rosigen Zukunftsaussichten werden
die Hände in den Schoß gelegt. Wir lernen
kennen: Ljuba Ranjewskaja und ihren Bruder
Gajew, hoch verschuldete Besitzer eines alten Landguts mit legendärem Kirschgarten,
die in Erinnerung der schönen, heilen Welt
ihrer Kindheit alle Rettungschancen verpassen.
Der junge, erfolgreiche Geschäftsmann Lopachin, dessen Vorfahren noch als Knechte
auf dem Hof geschuftet haben, die Kinder
und Angestellten der Familie - sie alle laborieren an der gleichen Krankheit: Es fehlt an
vielem, auch an Liebe, doch fatalistisch lässt
man die großen und kleinen Katastrophen
des Lebens geschehen.
Ihr Unglück ist tragisch und komisch zugleich. Theater ‚aller art‘ zeigt Anton Tschechows absurde Komödie, sein letztes Stück,
uraufgeführt 1904, über die Künste des Missverstehens, über Fatalismus, über bizarre
Verrückungen von Wünschen und Ängsten
in einer Welt, fast so unübersichtlich und lähmend wie heute.
Tschechows „Kirschgarten“ ist eines der
meistgespielten Stücke auf den großen Bühnen der Welt…. Ganz neu ist die theatralische Zusammenarbeit mit einem Musiker
(Akkordeon).
Theater ‚aller art‘ ist ein Amateurtheater mit
Sitz in Eichenzell bei Fulda - ein Zusammenschluss theaterbegeisteter Menschen aller
Altersstufen. Unser Repertoire umfasst u.a.
Komödien, Dramen, Szenencollagen, Humoresken.
22
ungeschminkt August 2012
Wenn man uns fragt, was uns motiviert, viele
Freizeitstunden in Theaterarbeit zu investieren, dann können wir nach ca. 19 Jahren erfolgreicher Arbeit sagen:
•
in andere Rollen schlüpfen und sich auf Neues einlassen - eine Herausforderung,
•
Freude an Bewegung in Verbin-
dung mit Rhythmus und Musik haben,
•
an konstruktiver Kritik wachsen,
•
Vertrauen in die eigenen Fähig
keiten entwickeln
•
und nicht zuletzt: Theaterspiel macht Spaß
Besuchen Sie unsere Homepage:
www.theater-aller-art.de
Der Glöckner von Notre Dame
Die Klosterspiele Merxhausen hatten
sich für die Spielsaison 2012 das Stück
„Der Glöckner von Notre Dame“ ausgesucht. In Gemeinschaftsregie von Günther Treptow, André Gröning, Rosemarie
Neumeyer und Heike Sartor ist es ganz
vortrefflich gelungen, die anspruchsvolle Theaterversion in eine anspruchsvolle, kurzweilige und sehr gut unterhaltende Form zu bringen.
Jan Dzierzenga in seiner Rolle als missgestalteter, gequälter Quasimodo, bot
eine sehr überzeugende Leistung, und
auch die Zigeunerin Esmeralda, auf der
Suche nach der Liebe ihres Lebens und
ihrer Mutter, wurde von der unglaublich
temperamentvollen Alexandra Kohl in
ganz hervorragender Weise präsentiert.
Dem Regieteam ist es ausgezeichnet
gelungen, auch die anderen Darsteller
ins rechte Licht zu rücken. Hier sei neben dem Erzdiakon Frollo (André Gröning), auch Hauptmann Phöbus (Christian Beilstein) genannt.
Anders als bei der eher romantisch
angelegten Verfilmung mit Anthony
Quinn und Gina Lollobrigida bringen
die Klosterspiele Merxhausen mit ihrer
Version, eher die mittelalterliche Version auf die Bühne, in der die düsteren
Töne und Sitten der damaligen Epoche
vorherrschen.
Vor einem schönem, funktionalen und
auf unnötigen Tand verzichtenden
Bühnenbild zeigen die Klosterspieler
eine bis zum Ende ständig steigende
fw
Leistung. Fotos: Frank Weymann
ungeschminkt August 2012
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Leonce und Lena
Das Ensemble Feel-X präsentierte Georg Büchners „Leonce
und Lena“ an neuer Spielstätte,
der Burgruine Stolzenberg.
Leonce und Lena ist zugleich märchenhaftes Lustspiel wie bitterböse Satire:
über die politischen und sozialen Verhältnisse, in Deutschland vor ca. 150 Jahren…
uneins und in unzählige Klein- und KleinstStaaten gespalten, über eine Langweile, die
im Nichtstun besteht, über den Automatismus eines zum Ritual erstarrten Lebens.
Felix Wiedergrün (Regie) und seine Frau Sarah (Regieassistenz) haben es auch in diesem Jahr wieder verstanden, die Rollen für
die Freilichtinszenierung vorzüglich zu besetzen. Die Darsteller waren allesamt mehr
als überzeugend und wurden mit viel Zwischenapplaus bedacht. Sehr passend zu der
„königlichen Hochzeit“, wurde für die Zuschauer als Abschluss der Vorstellung, noch
ein tolles Höhenfeuerwerk aus der Burgruine
abgebrannt.
m Vorfeld der Aufführung ließ man sich etwas besonderes einfallen: In den achtminütigen Aufstieg zur Burgruine, hatten die
Mimen einen „Georg-Büchner-Erlebnispfad“
eingerichtet. Gezeigt wurde dort von Rudolf
Falk „Revolutionär auf dem Hambacher Fest
(1832)“, „Eine Nachbarin von Georg Büchner
(1835)“ stellte Elisabeth Ghulam dar. Thomas
Hummel und Hugo Huhn zeigten Ausschnitte
von „Dantons Tod“, „Lenz“, „Leonce und Lena“
und „Woyzeck“ Gesang mit Gitarre und
Violine brachten Herbert Freund und Willia
Schmidt-Glenewinkel zu Gehör. In wechselnder Besetzung: Literatur des 19. Jahrhundert.
Am Ende der Vorstellung belohnten die Zuschauer die Darsteller mit langanhaltendem
Applaus für ihr tolles Spiel und man darf
gespannt sein, wie das die feel-X-Truppe im
nächsten Jahr noch toppen will.
In weiteren Rollen:
Tobias Vierling als Präsident des Staates,
Horst Hellkuhl als Hofprediger, Hugo Huhn
als Landrat,
Horst Hellkuhl als Schulmeister, Hannah Herpel und Carina Zeller als Zermonienmeisterinnen,
Lina Steinbock als Hofmeisterin, Elisabeth
Ghulam als Kammerdienerin, Horst Hellkuhl,
Tanja Steinbock, André Zeller als Polizisten,
Hugo Huhn, Henrik Sattler, Tanja Steinbock,
Robin Wolf, Carina Zeller als Bauern, Alfred
Noll als Musikant
Heiner Kraft
Zusatzaufführung „Leonce und Lena“ bei
„Theater & Buffet“ am Samstag, den 03. November 2012, ab 18:00 Uhr Buffet, um 20 Uhr
Aufführung im Bürgerhaus Niederdorfelden. 24
ungeschminkt August 2012
Herr der Diebe
Ein Familienabenteuer von Cornelia Funke, in einer Inszenierung
von Jörg Dreismann
Dicht gedrängt saßen die Premierenbesucher von „Herr der Diebe“ auf den Tribünen, aber leider nur dort, wo sie unter
dem Segel Schutz vor dem Regen finden
konnten. Doch für die 120 tapferen Theaterfreunde hatte sich der Weg in die Twister Nacht mehr als gelohnt.
Alle Mitwirkenden, ob auf der Bühne
oder in den Bereichen Technik, Regie,
Kostüme und Bühnenbild, verfolgten
laut Vorsitzendem Dr. Theo F. Berlitz nur
ein Ziel: Den Besuchern einen unterhaltsamen und spannenden Theaterabend
zu bereiten. Und das ist dem Amateurtheater in wunderbarer Weise gelungen.
Obwohl den Mitwirkenden der Regen in
den Kragen tropfte, gaben sie ihr Bestes.
Glitschig wurde es besonders für Scipio,
den Herrn der Diebe (Dennis Oderwald),
der sich in Hochgeschwindigkeit über
Mauern und Hindernisse bewegte. Ob er
allerdings wirklich ein jugendlicher Meisterdieb ist oder doch lieber Nachhilfe
im elterlichen Haus nimmt, bleibt lange
ein Geheimnis. So endet ein Einbruch der
Kinderbande eher mit einem Plausch auf
dem Sofa der Dame des Hauses Ida Spavento (Sina Isenberg) als im Gefängnis.
Es war insgesamt ein toller Theaterabend, dem auch das schlechte Wetter
nichts anhaben konnte und die Zuschauer sparten es am Ende auch nicht mit Beifall, der wirklich hochverdient war.
Fotos: Frank Weymann
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Leonce und Lena
Aufführung am Überwald-Gymnasium Wald-Michelbach
Prinz Leonce (Jana Johann) und sein närrischer Als aber zum Schluss Leonce das Paradies auf
Kumpane Valerio (Lea Reichert) haben den Erden ausrufen lässt, werden sie hellwach und
sehr anspruchsvollen Text wunderbar bewäl- signalisieren durch ohrenbetäubenden Lärm
tigt und spielerisch facettenreich umgesetzt.
ihren Widerstand, denn eins ist gewiss: Im PaWenn Leonce bei Rosettas Liebeslied – von radies ist für sie kein Platz zum Leben- nur zum
Alina Sittner traurig sehnsuchtsvoll gesungen Arbeiten.
– gelangweilt in der Zeitung blättert und Va- Der Kurs Darstellendes Spiel / Klassenstufe 9
lerio die Vorzüge seiner Weinflasche preist : „ hat sich aus eigenem Entschluss an einen KlasDu brichst das Siegel, und alle Träume, die in siker gewagt, der es in sich hat. Flankiert von
ihr schlummern, sprühen dir entgegen“, dann Klassenarbeiten wurde auch an Wochenenden
wird deutlich, dass Sehnsucht nach Zuwen- geprobt, in relativ kurzer Zeit das Stück auf die
dung und Ersatzbefriedigung damals wie heu- Beine gestellt und das Finale gemeinsam mit
te eine Rolle spielen.
der Oberstufen-Theater-AG auf die Bühne geBüchner hat in dem heiter ernsten Lustspiel bracht. Das war eine grandiose Leistung der
sowohl Gesellschaftskritik als auch Schicksals- Gruppe, die durch G8 schwierige Voraussetgläubigkeit formuliert. König Peter (meisterhaft zungen hatte.
verkörpert durch Annika
Meierhöfer) als Karikatur Regie als Teamarbeit: Schultheater geht von
seiner selbst (er muss sich den SchülerInnen aus, ihrer Welterfahrung und
durch einen Knoten in sei- ihrem Zugriff auf das Stück. Die Spielleiterin
nem Taschentuch an sein (Inge Selig) lässt die Figuren finden, denn das
Volk erinnern) lässt zwar Spiel steht im Mittelpunkt, Spielfreude, Köram Schluss wider besse- perlichkeit und eine Sprache, die glaubwürdig,
ren Wissens die Richtigen nicht kunstvoll stilisiert sein soll.
trauen, das aber ist allein Es geht also um das Ausprobieren und Erschafdem Zufall zu verdanken. fen unterschiedlicher Rollen und Figuren, um
Die melancholisch ge- Identitätsfindung und Persönlichkeitsbildung,
stimmte Prinzessin Lena um emotionales Engagement und Sensibilität
(Zoé Schuhmann) und zwischen den SpielerInnen, um Verlässlichkeit
ihre fürsorgliche Gouver- und Gruppengefühl – denn die Gruppe trägt
nante (Leah Schanz) wol- jede Einzelne und jede Einzelne die Gruppe.
len dem Schicksal entflie- Schultheater als ein gemeinsamer Prozess! Das
hen und laufen ihm direkt macht es so spannend, auch schwierig, aber
in die Arme. Beide Figuren letztlich immer bereichernd und lustvoll, so die
zeigen starke Präsenz und Spielleiterin.
eine Emotionalität, die So manche Lehrerin mag eine sonst vielleicht
sogar den lebensmüden zurückhaltende Schülerin plötzlich auf der
Leonce wachrüttelt und Bühne in ganz neuer, ungeahnter Form erlebt
neu besinnt. Der selbst- haben. Freude und Begeisterung auf beiden
herrliche Landrat ( Marko Seiten sind also unverzichtbare BundesgenosWelker) und der zynische sen.
Schulmeister (Moritz Bec- In der Oberstufen-Theater-AG soll im komker), der Zeremonien- menden Schuljahr die Frage gestellt werden:
meister, der sich in Win- Was haben eigentlich Kleists „ Prinz Friedrich
deseile zum Hofprediger von Homburg“ und Goethes „Faust“ mit uns
verwandelt (Mirco Rech (den Schülerinnen) zu tun? Beide Werke sind
als Multijobber), König Pflichtlektüre für das Abitur. „Verrücktes Blut“
und Hofstaat (Alina Sitt- von Nurkan Erpulat und Jens Hillje haben uns
ner, Andrea Ahsan, Leah auf die Idee gebracht, Klassiker auf ungeSchanz), alle warten auf wöhnliche Weise zu befragen und vor allem
das Brautpaar. Die Spalier Biographisches mit ins Spiel zu bringen. Einmal
stehenden Bauern (Elisa keinen Aufsatz schreiben, sondern die emotioBallmann, Anna Becker, nale Konfrontation mit Dichter, Werk und GeChantal Hennhöfer, Linda Paul, Alina Stalf ) genwart.
können sich vor Hunger und Schnaps (den
Text und Fotos: Inge Selig
Braten dürfen sie nur „riechen“) kaum noch auf
den Beinen halten.
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Theater Gegenstand – Der Liebhaber
Das Theater Gegenstand aus Marburg, Ziel
einer
meiner „Frühjahrs-Theaterreisen“,
brachte „Der Liebhaber“ von Harold Pinter
auf die Bretter der Waggonhalle.
Absurdes Theater? Vielleicht – absurd auf jeden Fall die Situation, in der sich die beiden
Protagonisten befinden. Ein Ehepaar, das
sich nur noch über Rollenspiele einander
nähern kann. Der Mann ist Ehemann Richard
und zugleich Liebhaber Max. Sie bleibt distanziert bei Richard, wird leidenschaftlich
nur bei Max. Rote Schuhe für den Liebhaber,
schwarze für den Ehemann. Erst als Richard/
Max die Ebenen nicht mehr trennt und beide Figuren zu einer verwischen, als sie dieses neue „Spiel“ zunächst ablehnt, dann aber
vorsichtig mitspielt, erst dann finden sie als
Ehepaar nach und nach wieder zueinander
– so scheint es. Doch wann sind beide echt,
ganz sie selbst? Wann spielen sie ihre verschiedenen Rollen? Beginnen sie nicht wieder ein neues Rollenspiel?
Bis zum Schluss bleibt das völlig offen. Nur
eins scheint sicher: Sie lieben und brauchen
einander, trotz aller Konflikte und Kämpfe,
die sie miteinander ausfechten.
Nach der ersten irritierenden Viertelstunde
ein spannender Theaterabend, sicher inszeniert und gespielt. Ein ambitioniertes Stück
Theater erhielt den verdienten Applaus in
der Waggonhalle in Marburg.
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Fotos: Ralf Hofacker
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: Theater spielen tut Kindern und Jugendlichen gut!
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An
Anja Gall kümmert
sich dankenswerterweise um die Jugendarbeit im Wehlheider
Hoftheater in Kassel.
Das kann sie natürlich
nicht allein bewerkstelligen, deshalb
wird sie vom Vorstand
und von weiteren
Mitgliedern des WHT
tatkräftig unterstützt.
Für dieses Engagement möchte ich an
dieser Stelle allen
Verantwortlichen des
WHT den Dank des
Landesverbandes
Hessischer Amanteurbühnen aussprechen.
Die Gedanken, die
sich Anja Gall zu
Kinder- und Jugendarbeit im Amateurtheater macht, haben uns
sehr gut gefallen.
Wir hoffen, unseren
Lesern geht es genau
so.
Die Redaktion
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Gedanken von Anja Gall, Wehlheider Hoftheater, Kassel
Als ich vor zweiundzwanzig Jahren als Siebzehnjährige das erste Mal beim Wehlheider Hoftheater auf der Bühne stand, war ich selbst noch Schülerin und mir war nicht bewusst, wie
mich das Theaterspielen in den nächsten Jahren prägen würde. Leider wird immer wieder unterschätzt, wie positiv sich Theaterspielen bei Kindern und Jugendlichen auf deren Entwicklung auswirkt. Einige Amateurbühnen haben keine Stücke im Programm, die ausschließlich
von Kindern gespielt werden. Dabei spricht vieles dafür und bringt auch den Amateurbühnen
selbst Vorteile. Das Wehlheider Hoftheater hat vor vielen Jahren bereits die Situation erkannt
und die Theaterstücke unter dem Motto „Kinder spielen für Kinder“ sind aus unserer Arbeit
heute nicht mehr wegzudenken.
Kinder und Theater spielen – das ist eine Kombination, die einfach richtig gut passt, davon
bin ich überzeugt und diese Überzeugung motiviert mich immer wieder, mit „unseren“ WHTKindern ein Kinderstück auf die Beine zu stellen. Zugegeben, es kann sehr anstrengend sein,
aber wenn ich es mir so richtig überlege, so denke ich, dass es den Regisseuren, die ausschließlich mit Erwachsenen zusammen arbeiten, wahrscheinlich auch nicht anders geht. Der
Unterschied liegt meistens darin, dass der Bewegungsdrang der Kinder sehr viel größer ist
und der Regisseur hier zusätzliche Nerven aufbringen muss, die Kinder in ihrer Begeisterung
hin und wieder ein bisschen zu stoppen. Aber auch das kennt man ja manchmal auch in nicht
ganz so starker Form bei den Erwachsenen.
Es ist immer wieder interessant zu sehen, wie sich die Kinder im Laufe der Jahre durch das Mitwirken an Theaterstücken entwickeln. Schon allein im Probenverlauf eines einzigen Stückes
machen manche Kinder Entwicklungen durch, die man selbst nie für möglich gehalten hatte.
Als ich vor ein paar Jahren in der Theater AG, die ich damals in der Grundschule meiner eigenen Kinder geleitet hatte, noch jemanden für die Hauptrolle aussuchen musste, meldete sich
ein Junge, dem kaum eines der anderen Kinder diese Rolle auch nur im Geringsten zutraute.
Der arme Junge wurde von den anderen Kindern verhöhnt und ausgelacht. Diese Reaktion
der Kinder bestärkte mich schließlich in meiner Entscheidung, diesem Kind die Hauptrolle
zu geben. Und diese Entscheidung war goldrichtig: Der Kleine spielte sich ein paar Monate
später bei den Aufführungen in die Herzen all unserer Zuschauer. Kein Kind lachte mehr über
ihn und das Selbstbewusstsein und die Anerkennung des Jungen in der Schule waren um ein
Vielfaches gestiegen.
Dieses Beispiel zeigt, dass nicht nur das Selbstbewusstsein der kleinen Theaterspieler, sondern
auch zahlreiche andere Kompetenzen bei diesem Hobby gefördert werden.
So zum Beispiel die Teamfähigkeit, die ein Kind von der ersten Probe bis zur Premiere entwickelt. Dies passiert allerdings nicht von allein, sondern muss meiner Meinung nach vom Regisseur unbedingt unterstützt werden. In unseren Proben spielen die Aufwärmübungen vor
der eigentlichen Probe eine ganz entscheidende Rolle und die Zeit für die Aufwärmphase
muss sein. Nicht selten bereite ich hierfür Spiele vor, die dabei helfen, aus den vielen unterschiedlichen Kindern ein gut zusammenarbeitendes Team zu bilden – ohne dass die Kleinen
davon etwas bemerken. Es macht ihnen einfach nur Spaß, sie werden nebenbei ganz locker
und vergessen den Stress, den sie an diesem Tag in der Schule oder zu Hause hatten – eine
gute Voraussetzung für einen erfolgreichen Probenverlauf. Solche Aufwärmphasen sind allerdings nicht nur für Kinder gedacht, jedoch haben Erwachsene damit manchmal Schwierigkeiten und sie könnten sich hier einiges von den Jüngsten abgucken. Schwierig wird eine gute
Teamarbeit allerdings immer dann, wenn die Kinder nur für eine „große Rolle“ beim Stück mitspielen möchten. Manche werden in dieser Haltung auch von den Eltern unterstützt. Schließlich „muss sich der Zeitaufwand lohnen“. Haben die Kinder aber erst einmal begriffen, dass
jede Rolle für das Theaterstück wichtig ist und dass es eigentlich keine „kleinen Rollen“ gibt,
so spielen sie ihre Rolle mit großer Begeisterung und sind stolz darauf, ein Teil dieser Gruppe
zu sein, die etwas so Tolles gemeinsam auf die Beine stellt. In einem – manchmal etwas länger
dauernden - Prozess lernen die Kinder und vor allem die Jugendlichen auf diese Weise, dass
sie nicht immer im Mittelpunkt stehen müssen, um zum Erfolg einer Gruppe ihren Teil beizutragen. Das lässt sich beim Theaterspielen bestens lernen.
Genauso wie ich selbst darauf achte, die Kinder bei den Theaterproben in Sachen Teamfähigkeit zu unterstützen, halte ich es auch mit der Entwicklung der Sozialkompetenzen. Aus meiner
Sicht trägt die Arbeit an einem Stück erheblich zu dieser Entwicklung bei. Die Kinder müssen
ungeschminkt August 2012
aufeinander acht geben, aufeinander reagieren und später „hinter der Bühne“ gut miteinander zurechtkommen, damit die Proben und die Aufführungen gelingen. Der Regisseur, aber
auch das gesamte Team, alle helfenden Hände müssen hier allerdings eine wichtige Vorbildfunktion wahrnehmen, denn sonst wird auch bei den Kindern wenig Sozialkompetenz gefördert.
Neue Kinder bekommen von mir übrigens in der Regel einen Paten an die Hand, also eines
der Kinder, das schon einige Male mitgespielt hat – eine verantwortungsvolle Aufgabe für
das „erfahrene“ Kind und oft eine Erleichterung für das „neue“ Kind, das vielleicht nicht immer
einen der Erwachsenen im Team oder die Regie fragen möchte, wenn es etwas noch nicht
Fotos: Frank Weymann
weiß. Aus diesen Patenschaften haben sich schon echte Freundschaften
entwickelt.
Letztendlich wird beim Theaterspielen selbstverständlich auch die Kreativität der Kinder gefördert. Ich persönlich finde es wichtig, dass die Kinder
ihre Vorstellungen und Ideen (zu Beginn der Probenphase) ganz selbstverständlich einbringen können. Sicherlich müssen sie hin und wieder
gebremst werden, aber einige Ideen werden dann doch erfolgreich
umgesetzt und kommen bei den Zuschauern gut an. Denn unser Motto
heißt ja „Kinder spielen für Kinder“ und keiner weiß besser, was bei Kindern ankommt, als die Kinder selbst.
All diese Kompetenzen, die Kinder und Jugendliche beim Theaterspielen
erwerben, wirken sich auch auf andere Bereiche ihres Lebens aus. Schon
allein die Gewohnheit, vor vielen Menschen zu stehen und mit dem Lampenfieber vernünftig umgehen zu können, hilft, beispielsweise die Aufregung vor Referaten oder Vorträgen schnell in den Griff zu bekommen.
Immer wieder bekommen wir bei uns im Theater die Rückmeldung von
Eltern, wie sehr sich ihre Kinder im schulischen Bereich verbessert haben,
seit sie Theater spielen. Dies gilt vor allem im mündlichen Bereich. Das ist
ein schönes Gefühl, gerade wenn man mitbekommt, dass es dem Einen
oder Anderen manchmal sehr schwer fällt, bei all den schulischen Verpflichtungen die Proben nicht zu vernachlässigen.
Doch welche Bedeutung hat eine Kindergruppe für ein Amateurtheater?
Wie ich bereits angedeutet habe, sind die jungen Schauspieler mit ihren
Ideen, die sie in die Stücke einbringen, mit ihren Zuschauern auf Augenhöhe und das kommt bei den kleinen Zuschauern gut an.
Hinzu kommt, dass die Kinder einen großen Beitrag für die Zukunft eines
Amateurtheaters leisten. Sicherlich gibt es einige, die mit dem Theater
groß werden, später aber für den Beruf oder das Studium in eine andere
Stadt müssen. Der Teil aber, der bleibt und dem Theater die Treue hält,
sorgt dafür, dass das Theater auf Amateurschauspieler zurückgreifen
kann, die jung sind, aber trotzdem sehr viele Erfahrungen haben. Sie kennen die Abläufe und haben im Laufe der Jahre Vertrauen gefasst, sowohl
zu den zahlreichen dann inzwischen älteren Erwachsenen, die sie als Kinder durch die Stücke begleitet haben, als auch zu den anderen jungen
Erwachsenen, die schon als Kinder mit ihnen auf der Bühne standen. Diese gemeinsamen jahrelangen Erfahrungen auf der Bühne sind sehr vorteilhaft für alle Betroffenen, da man sich schon richtig gut untereinander
kennt und vertraut. Das sind gute Voraussetzungen für eine erfolgreiche
Theaterarbeit.
Die kleinen Zuschauer, die sich diese Kindertheaterstücke ansehen, werden ebenfalls mit
dem Theater groß und kommen als Erwachsene gern wieder.
Die Theaterarbeit mit Kindern und Jugendlichen kann ich nur empfehlen und die Amateurbühnen dazu ermuntern, eine Aufführung mit Kindern einfach einmal auszuprobieren – es ist eine große Bereicherung!
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Termine - Termine - Termine - Termine - Termine - Termine - Termine
Kulturscheune Herborn
„Taxi, Taxi“
am 24., 25., 26., 29. und 31. August
sowie am 1. September.
Im November stehen dann zwei
öffentliche (24., + 25. November) sowie
zahlreiche Schulaufführungen des
Klassikers „Das Dschungelbuch“ an.
TG Delkenheim
Termine Weihnachtsmärchen 2012
Sa. 01.12.12|14:00 & 18:00 Uhr
So. 02.12.12| nur 14:00 Uhr
Sa. 08.12.12|14:00 & 18:00 Uhr
So. 09.12.12|14:00 &18:00 Uhr
Fr. 14.12.12| 18:00 Uhr
Sa. 15.12.12|14:00 & 18:00 Uhr
So. 16.12.12| nur 14:00 Uhr
Ehringshäuser
Laienspielgruppe
„Die Balkon-Szene“
Aufführungstermine:
Freitag, den 23. November (Premiere),
Samstag, den 24. November,
Donnerstag, den 29. November,
Freitag, den 30. November,
Samstag, den 1. Dezember,
Sonntag, den 2. Dezember,
Freitag, den 7. Dezember,
Samstag, den 8. Dezember 2012
Aufführungsort:
Ehringshausen, Saal Schott,
Hauptstr. 43, 35329 Gemünden (Felda)
Kartenvorverkauf: Stephan Seipp,
Hauptstraße 20, 35329 Gemünden,
Telefon 06634 918920
Theater Verein Oberursel
„Momo“
Spieltermine:
Samstag, 01.12.2012 , 15.00 Uhr und
Sonntag, 02.12.2012, 15.00 Uhr
in der Stadthalle Oberursel,
Am Rathausplatz
TG Assenheim e.V.
Ein Sommernachtstraum
Assenheim Bürgerhaus
Samstag, 24.11.12, 20:00 Uhr Premiere
Sonntag, 25.11.12, 15:00 Uhr - öffentl.
Montag, 26.11.12, 10:00 Uhr Schulvorst.
Montag, 26.11.12, 15:00 Uhr Schulvorst.
Dienstag, 27.11.12, 10:00 Uhr Schulvorst.
Freitag, 30.11.12, 20:00 Uhr - öffentl.
Samstag, 01.12.12, 15:00 Uhr - öffentl.
Samstag, 01.12.12, 20:00 Uhr - öffentl.
Sonntag, 02.12.12, 15:00 Uhr - öffentl.
Bad Nauheim, Dolce Theater:
Donnerstag, 6.12.12, 10:00 Uhr - Schulen
Donnerstag, 6.12.12, 18:00 Uhr - öffentl.
Freitag, 7.12.12, 10:00 Uhr - Schulvorst
Freitag, 7.12.12, 20:00 Uhr - öffentl.
Samstag, 8.12.12, 15:00 Uhr - öffentl.
Samstag, 8.12.12, 20:00 Uhr - öffentl.
Nidder-Bühne e. V.
Kein Dinner für Sünder
Komödie von Edward Taylor
06. Oktober 2012 19:30 Uhr im
Stadthaus in Gehren/Thüringen
03. November 20:00 Uhr WilliSalzmann-Halle in Nidderau
04. November 17:00 Uhr WilliSalzmann-Halle in Nidderau
17. November 20:00 Uhr im
Comoedienhaus in Hanau
TheMa 90
Immer wieder
nachts um vier
Sa. 10.11.2012 20:00 Uhr
So. 11.11.2012 16:00 Uhr
Sa. 17.11.2012 20:00 Uhr
So. 18.11.2012 16:00 Uhr
Sa. 24.11.2012 20:00 Uhr
Kinder- und
Jugendgruppe
Jugend:
Der letzte Schlag der Knackerbande
Kinder:
Der verwunschene Prinz
Sa. 06.10.2012 15:30 Uhr
So. 07.10.2012 15:30 Uhr
Wehlheider Hoftheater
Es war nicht die Fünfte,
es war die Neunte
Samstag, 29.09.2012, 19:30 Uhr
Freitag, 05.10.2012, 19:30 Uhr
Samstag, 06.10.2012, 19:30 Uhr
Sonntag, 07.10.2012, 16:00 Uhr
Freitag, 12.10.2012, 19:30 Uhr
Samstag, 13.10.2012, 19:30 Uhr Sonntag, 14.10.2012, 16:00 Uhr Freitag, 19.10.2012, 19:30 Uhr
Samstag, 20.10.2012, 19:30 Uhr und
Sonntag, 21.10.2012, 16:00 Uhr jeweils im Cassalla Theater,
34117 Kassel, Jordanstr. 11
Taunusbühne
Bad Schwalbach
Die kleine Meerjungfrau
Aufführungen:
17. 11. 2012, 15:00 Uhr,
18. 11. 2012, 15:00 Uhr,
19. 11. 2012, 09:00 Uhr,
19. 11. 2012, 12:30 Uhr,
24. 11. 2012, 15:00 Uhr,
25. 11. 2012, 15:00 Uhr,
01. 12. 2012, 15:00 Uhr,
02. 12. 2012, 15:00 Uhr,
08. 12. 2012, 15:00 Uhr, und 19:00 Uhr
und am
09. Dezember 2012, 15:00 Uhr,
jeweils im Kurhaus Bad Schwalbach
Volksbühne
Bad Emstal e.V.
Couch – ein Heimatabend
Das Düsseldorfer Kom(m)ödchen
Am 06. Oktober 2012, um 20:00 Uhr,
im Kur- und Festsaal Bad Emstal-Sand
Hänsel und Gretel
Samstag, 1.12.12, 15.00 Uhr Premiere
Sonntag, 2.12.12, 14:00 u. 17:00 Uhr Samstag, 08.12.12, 14:00 u. 17:00 Uhr
Sonntag, 09.12.12, 11:00 u. 14:00 Uhr Samstag, 15.12.12, 14:00 u. 17:00 Uhr
Sonntag, 16.12.12, um 11, 14 u. 17 Uhr
im Kur- und Festsaal Bad Emstal-Sand
Thomas Freitag: „Der
kaltwütige Herr Schüttlöffel“
Am 19.01.2013 um 20:00 Uhr
Termine - Termine - Termine - Termine - Termine
30
ungeschminkt August 2012
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„Prinzessin Piesepampel“
Nachwuchs der Theatergruppe Salmünster begeisterte die Zuschauer
Das schräge Märchenspiel „Prinzessin Piesepampel“
war die fünfte Inszenierung, welche die Kindergruppe der Theatermimen aus Salmünster unter der Leitung ihrer Regisseurin Dr. Monika Fingerhut präsentierte. Ein Großteil der neun jungen Schauspieler und
Schauspielerinnen war bereits bei früheren Aufführungen mit von der Partie. Bühnenerfahrung war bei
der aktuellen, sehr schrägen Inszenierung durchaus
von Vorteil. Es handelte sich nämlich nicht um ein
romantisches Märchen , das die Akteure sich da ausgesucht hatten. Vielmehr lebt es von Übertreibung
und Ironie. Beides galt es, auf der großen Bühne in der
Stadthalle zu vermitteln. Doch dies gelang den Akteuren erstaunlich gut .
Die Zuschauer in der vollbesetzten Stadthalle wunderten sich dabei über „Prinzessin Piesepampel“ ,die
es faustdick hinter den Ohren hat. Die ist nämlich zu
Hause der Schrecken des Schlosspersonals und in der
Schule nervt und tyrannisiert sie ihre Mitschüler. Die
königlichen Eltern, von ihren Regierungsgeschäften
und gesellschaftlichen Verpflichtungen stark beansprucht, sind verzweifelt und wissen nicht mehr ein
noch aus. Auch der Hofmedikus Doktor Silbernagel
ist ratlos. Als die Eltern eines
Tages ausgegangen sind,
taucht eine recht ungewöhnliche Fee im Schloss
auf und bittet die Prinzessin um ein kleines Almosen.
Piesepampel jedoch hat nur
Hohn und Spott für die Fee
übrig – da verwandelt diese
die Prinzessin kurzerhand in
einen Frosch...
Das recht skurril-witzige
Märchenspiel thematisierte
augenzwinkernd und ohne
pädagogischen Zeigefinger
einen falsch verstandenen
Toleranzbegriff von Eltern,
die das Verwöhnen ihrer
‚Prinzen’ und ‚Prinzessinnen’
mit Erziehung verwechseln und sich dann wundern,
wenn die lieben Kleinen zu unausstehlichen Tyrannen
werden.
„Ins Licht“
Besuch beim hessischen Schultheatertreffen in Bad Camberg
„Ins Licht“. War das Motto des diesjährigen hessischen
Schultheatertreffens in Bad Camberg. Vom 6. bis 10.
Juni rückte der Landesverband Schultheater in Hessen
insgesamt 12 Inszenierung aus hessischen Schulen.
Schülerinnen und Schüler aus Grund- und Förderschulen sowie Oberstufen verschiedener Schulen präsentierten ihre Aufführungen, die im Rahmen von Theater-AGs, Kursen oder im Klassenverband einstudiert
wurden. Das Festival rund um das Bad Camberger
Kurhaus und die Taunusschule, in der neben einigen
Aufführungen auch die Logistik und Beherbergung
der Darsteller ihren Platz fand, quirlte vor Leben und
fröhlichem Trubel. In entsprechenden Nachbesprechungen reflektierten Schüler und Lehrer getrennt die
gesehenen Aufführungen unter fachkundiger Moderation. Workshops, ein Festakt und eine Abschlusspräsentation rundeten das viertägige Festival ab.
Das Spektrum der Vorstellungen war dabei ebenso
vielfältig, wie das der teilnehmenden Schulen, Altersgruppen und Schulformen: Eigenproduktionen, Tanzdarbietung, Adaptionen großer Klassiker und teils unbekannter Bilderbücher.
Alles hatte seinen Platz auf einem eigens von einer
Jury zusammengestellten Spielplan des Festivals. Das
Festival bot einen spannenden Einblick in die aktuelle
Arbeit des Schultheaters in Hessen. Mein Besuch sollte, neben dem persönlichen Vergnügen, in erster Linie dazu dienen die Kontakte zwischen Amateur- und
Schultheater auszuloten. Schließlich können wir ja alle
in unserer Vereinsarbeit froh sein, junge Schauspieltalente aufzunehmen, die bereits von Kindesbeinen an
von fachkundigen Lehrkräften für das Theaterspiel
begeistert und geschult wurden. Und die meisten von
uns, die im Kinder- und Jugendtheater aktiv sind, wissen um die zunehmende(zeitliche) Bindung der Jugendlichen an die Institution Schule. Bleibt abzuwarten und weiter auszuloten, wie die Verbindungen und
Kontakte zwischen Vereins- und Schultheater weiter
intensiviert und für alle Seiten positiv vorangebracht
werden können. Die Kollegen vom Profitheater sind
uns da mit vielen Projekten, wie TUSCH (Theater und
Schule), schon einige Schritte voraus. Also Zeit nachzuziehen!
Simon Isser, Juni 2012
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Tartuffe
„Nichts korrigiert die Menschen besser als das Gemälde
ihrer Fehler“ - mit diesen Worten soll der französische
Dramatiker Molière seine 1664 uraufgeführte Komödie
„Tartuffe“ gegenüber König Ludwig XIV. verteidigt haben. In der Inszenierung der Taunusbühne auf Burg Hohenstein, die am Freitag Abend Premiere feierte, ist der
Satz Teil des Prologs, mit dem der Dichter in Gestalt von
Christian Müller sein Publikum einstimmt auf ein witziges Treiben, gewürzt mit einer gehörigen Prise beißenden Spotts.
Heuchelei und religiöse Scheinheiligkeit - das ist das
Thema des Stück, das Regisseur Andreas Roskos für seine
Truppe bearbeitet und mit zeitgenössischen Gags gewürzt hat. Die Gäste der Premiere jedenfalls zeigten sich
wieder sehr angetan von den Leistungen der AmateurSchauspieler, die die hintergründigen Figuren des französischen Autors äußerst glaubhaft verkörperten.
Da ist zum einen der naive, aber autoritäre Hausherr Orgon (Stefan Thomaß), der dem zweifelhaften Frömmler
Tartuffe sein ganzes Vertrauen schenkt, ihn in sein Haus
aufnimmt und ihm sogar seine Tochter Mariane (Lisa
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Scholz) zur Frau geben will. Anders als Orgon und seine
gestrenge Mutter (Brigitte Müller) durchschaut der Rest
der Familie und vor allem Hausmädchen Dorine (Verena
Scholz-Roskos) sehr wohl, dass Tartuffe zwar Wasser predigt, selbst aber Wein trinkt.
Geheuchelte Bekenntnisse
Die Rolle des scheinbar so gottesfürchtigen Tartuffe füllt
Holger Schön in mal betender, dann wieder wüster Pose
grandios aus. Mit salbungsvoller Stimme heuchelt er
fromme Bekenntnisse, bevor er in wilder Begierde der
schönen Elmire, Orgons Ehefrau (Andrea Just) an die Wäsche geht.
Erst, als Elmire Tartuffe mit einer List als Schwindler entlarvt, will Orgon ihn herausschmeißen - doch da ist es
schon zu spät: Sein Haus und seine Vermögen hat er
Tartuffe überschrieben und so zeigt der listige Betrüger
sein wahres Gesicht. Als der Gerichtsvollzieher Loyal (Ulrich Müller) anklopft, scheint es keinen Ausweg mehr zu
geben. Molière aber löst die Situation auf - im Stück wie
auf der Taunusbühne, auf der Christian Müller noch einmal mit dunkler Brille erscheint - und entlässt sein Publikum mit einem Happy End und dem Kanon „Der Hahn
ist tot“.
Zum Happy End der Premiere gehörten auch diesmal
Blumen und Dankesworte für die Mitwirkenden auf und
hinter der Bühne und ein Himmel, der seine Schleusen
wenigstens in diesen Stunden einmal geschlossen hielt.
Von Hannelore Wiedemann
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