ungeschminkt D a s M a g a z i n d e s L a n d e s v e r b a n d e s H e s s i s c h e r A m a t e u r b ü h n e n e . V. Die Produktion dieses Magazins wird unterstützt durch das Ausgabe August 2012 Hess. Ministerium für Wissenschaft und Kunst (HMWK) Portrait: Evi Diegel Praktikum beim LV: Maria Di Marco Freilichtbühne Twiste: Herr der Diebe LV Tag 2012 Theater Gegenstand: Der Liebhaber ungeschminkt August 2012 1 Seminare des LV Hessen IMPRESSUM Herausgeber: Landesverband Hessischer Amateurbühnen e.V. Mitglied im BDAT Georg-Büchner-Str. 9 61194 Niddatal Verantwortlich: Vorsitzender: Norbert Deforth (nd) Tel.: 06034-3467 E-Mail: [email protected] Im Internet unter: www.lvha.de Redaktionsleiter/ Verantwortlicher Redakteur (V.i.S.d.P.): Frank Weymann (fw), Königsberger Str. 15 34270 Schauenburg Tel.: 05601-5430 Fax: 05601-920735 E-Mail: [email protected] Hinweis: Unsere Seminare werden gefördert vom Hessischen Ministerium für Wissenschaft und Kunst. Termin Titel Ort Referent Betreuer/in 17.08. -e19.08.12 buc Jugendtheatercamp 2012 Spektakel - Theater Spektakel (ab 13 Jahre) Jugendburg Hohensolms Jörg Dreismann Simon Isser J. Dreismann Simon Isser 5.10. - 7.10.12 Commedia dell‘arte AfL Weilburg Peter Paul Felix Wiedergrün Regie JH Fulda Brigitte Leistikow Heiner Kraft ht g aus cht 2.11. - 4.11.12 ebu g aus Für das Jahr 2013 sind 10 Seminare geplant. Folgende Themen sollen behandelt werden: Frisur - Figur, Seniorentheater, Musical, Brecht, Sprache, Regie, Spieler, Maske und Jugend. Genauere Informationen und die Anmeldung als Download findet ihr auf der Homepage des Landesverbandes: Lektorat: Antje Hörl (ah) Teichecke 15 34308 Bad Emstal Tel.: 05625-5577 E-Mail: [email protected] Nachdruck, mit Quellenangabe und gegen Übersendung eines Belegexemplars an die Redaktion gestattet. Auflage 1000 Stck. Die Zeitschrift erscheint zweimal jährlich (Februar / August) Anzeigenpreise: 1/1 Seite: 120,00 €, 1/2 Seite: 60,00 €, 1/4 Seite: 30,00 Letzte Seite (außen): 180,00 € Layout, Satz und Bildbearbeitung: Frank Weymann, Schauenburg Die nächste Ausgabe erscheint im Februar 2013 Redaktionsschluss: 05. Januar 2013 Druck: flyeralarm GmbH, Alfred-Nobel-Str. 18, 97080 Würzburg www.flyeralarm.com Titelfoto: Der Liebhaber, gespielt von Theater Gegenstand. Foto: Ralf Hofacker 2 www.amateurtheater-hessen.de Die aktuellen Ausschreibungen für unsere Seminare findet ihr im Internet unter: http://www.amateurtheater-hessen.de Ansprechpartnerin: Künstlerische Beratung/Lehrgangkoordination, Ingrid Suhr, Tel.: 06 07 13 93 67 94 Inhaltsverzeichnis Impressum / Seminare / Inhalt 2 Seminar: Schauspiel 17 Editorial 3 KUSCH Herborn: Jack the Ripper Praktikum beim LV - Maria Di Marco 4 StattTheater: Drum prüfe ewig, wer... 20 Inkognito: Prinz und Bettelknabe 5 KB Schwalm-Eder: Fachwechsel 21 Das Portrait: Evi Diegel 6 Das Theater „Aller Art“ stellt sich vor 22 TG Delkenheim: Scrooge 7 Klosterspiele: Der Glöckner von Notre Dame 23 Mitte/Süd Treffen 8 feelX: Leonce und Lena 24 Junge Bühne: Doppelt leben hält besser 9 Freilichtbühne Twiste: Herr der Diebe 25 18-19 LV Seite 10 Überwald Gymnasium: Leonce und Lena 26 LV Seite / TC Elmar 11 Theater Gegenstand: Der Liebhaber 27 Seminar: Shakespeare 12 Anja Gall: Kinder- und Jugendtheater VBE: Pension Schöller 13 Termine - Termine - Termine 30 Fam. Krause: Brandner Kaspar 14 TG Salmünster: Piesepampel 31 WHT Kassel: Die Physiker 15 Hess. Schultheatertreffen in Bad Camberg 31 Seminar: Bühnenbau 16 Taunusbühne: Tartuffe 32 ungeschminkt August 2012 28-29 Ed i tori al Liebe Theaterfreunde, wir können wieder auf einen Landesverbandstag zurückblicken, der nicht nur genial organisiert war, sondern auch für unsere Bühnen viele interessante und wichtige Themen zur Tagesordnung hatte. Doch zunächst von dieser Stelle nochmals herzlichen Dank an die „Volksbühne Bad Emstal“ und an ihren Vorsitzenden Lothar Neumann! Jörg Dreismann wurde zum neuen Jugendreferenten gewählt und ersetzt den bisherigen Jugendreferenten Felix Wiedergrün, der aus privaten Gründen zurückgetreten ist. Wir bedauern diesen Schritt ausdrücklich und wünschen Felix alles Gute und weiterhin viel Erfolg in und bei seiner Theaterarbeit! Jörg wünschen wir zusammen mit Simon Isser eine weiterhin erfolgreiche Kinder- und Jugendarbeit, was in der Resonanz für unser Jugendtheatercamp im August 2012 bereits deutlich zum Ausdruck kommt, denn wir sind ausgebucht! Leider ist das Bewertungsverfahren für unseren Kinder- und Jugendpreis 2012 noch immer nicht abgeschlossen! Daher können wir auch in dieser Ausgabe der „ungeschminkt“ noch nicht über den Ausgang bzw. die Gewinner der Ausschreibung berichten! Um Kosten- und Verwaltungsaufwand zu mindern, werden wir u.a. den Beitragseinzug künftig per Lastschrifteinzugsverfahren vornehmen. Hierzu wird in Kürze ein Schreiben mit der entsprechenden Erklärung an alle Bühnen versandt! Deshalb jetzt schon meine Bitte: „Nehmt alle an dem Einzugsermächtigungsverfahren (EEV) teil, das uns allen künftig Arbeit und Kosten ersparen wird und zudem jederzeit kündbar ist“! Mehr vom Landesverbandstag findet Ihr im Heft auf Seite 10. Während Iris Damen (Bereichsleitung Jugend Nord) aus dem LV-Vorstand wegen privater Gründe ausgeschieden ist, konnten wir für die Bereichsbetreuung Mitte-Ost, Martina Gregor von der Bühne „Die Mühlengeister“ gewinnen, die wir zwischenzeitlich als kommissarisches Vorstandmitglied aufgenommen haben. Iris Damen danken wir für ihre Vorstandsarbeit, die sie seit 2009 beim LVHA wahrgenommen hat! Wir wünschen euch allen für eure Theaterarbeit, die ja nach den Ferien bei den meisten Bühnen wieder stärker in den Vordergrund rücken wird, gelungene Inszenierungen und immer ausverkaufte Zuschauersäle, toi, toi, toi… Euer Norbert Deforth ungeschminkt August 2012 3 Maria Di Marco Mein Praktikum beim Nicht für die Schule, für das Leben lernen wir... Non scholae, sed vitae discimus Landesverband Hessischer Amateurbühnen e.V. 4 Mein Name ist Maria Di Marco und ich möchte euch von meinem Praktikum beim Landesverband Hessischer Amateurbühnen e.V. berichten, das ich vom 1.August 2010 bis 31. August 2011 absolvierte: Über den Verein „Theatergruppe Assenheim e.V.“ erfuhr ich zum ersten Mal etwas über den Landesverband – ich war gerade erst mit meinem Abitur fertig geworden und suchte nach einem Praktikumsplatz im kulturellen Bereich – die Arbeit des LVHA’s klang sehr interessant, somit bewarb ich mich und wurde im August 2010 als Praktikantin eingestellt; die Arbeit konnte beginnen! Zunächst lernte ich die Struktur des Verbandes, dessen Vorstandsmitglieder und den BDAT kennen. Zugleich wurde ich in die Mitgliederverwaltung eingearbeitet und nahm regelmäßig Kontakt zum BDAT auf, um sämtliche Mitliederbewegungen, wie Neuzugänge, Adressänderungen …u.s.w. zu melden, damit der Versicherungsschutz reibungslos gewährleistet werden konnte. Ich durfte an Vorstandssitzungen teilnehmen und hinter die Kulissen schauen. Dabei entdeckte ich, dass sehr viel Engagement, Arbeit und Zeit von allen Beteiligten investiert wird – und das ohne Bezahlung! Man unterschätzt leicht, was diese Menschen, meist neben dem Beruf oder eigener Theaterarbeit, alles leisten damit den Amateurbühnen in Hessen neben dem Versicherungsschutz ein vielseitiges Angebot an Fortbildungsmaßnahmen offeriert werden kann. Ich wurde bald daraufhin in das Projekt „Hessentag 2011 – Oberursel“ involviert, was viel organisatorische Arbeit bedeutete und von ungeschminkt August 2012 der Erstellung von Plänen, zu zahlreichen Besprechungen bis hin zur Kommunikation mit den Mitgliedsbühnen reichte. Den Mitgliedsbühnen wurde angeboten sich auf dem Hessentag auf einer kleinen Bühne, samt Licht- und Tontechnik, zu präsentieren und somit Werbung in eigenem Interesse zu betreiben. Rund 20 Bühnen nahmen dieses Angebot an und sorgten für ordentlich Stimmung auf dem „LVHA-Bühnchen“. Es machte mir sehr viel Spaß mit den Vorstandsmitgliedern zusammen zu arbeiten und es entstand ein nettes, familiäres Verhältnis. Neben dem Hessentag-Projekt half ich bei der Ausrichtung des Landesverbandstages und wurde in viele kleine Projekte integriert. Eines davon ist beispielsweise die Erstellung eines Konzepts für eine Kulturstätte in Ilbenstadt. Neben diesen Projekten wurde ich mit belehrenden Themen konfrontiert und erhielt tiefe Einblicke in das Vereinsrecht, in die Urheberrechte und GEMA. Die praktischen Erfahrungen, die ich Laufe des Praktikums erwerben konnte, waren sehr nützlich und halfen mir auch bei der Bewerbung für den Studiengang Musik auf Lehramt für Gymnasium. Beim LVHA-Team fühlte ich mich sehr wohl und kann mit positiven Erinnerungen auf diese Zeit zurück blicken. Ein großes Dankeschön gebührt meinem Praktikumsleiter Norbert Deforth, der stets für Fragen und Problemen zur Verfügung stand und mir ein abwechslungsreiches Praktikum ermöglicht hat. Vielen Dank! Maria Di Marco, Bauernheim im August 2012 Prinz und Bettelknabe Rollentausch sorgt für Verwirrung und Erheiterung. Inkognito-Nachwuchs überzeugte mit starker Ensembleleistung Reich zu sein, in einem Schloss mit vielen Dienern zu leben, jemanden zu haben, der einem die lästigen Hausaufgaben macht - Träume und Wünsche, die sicher auch vielen Kindern heutzutage nicht fremd sein dürften. Tom, der arme Bettelknabe aus dem Londoner Elendsviertel des 16. Jahrhunderts, hat diesen Traum. Dass ein solcher Traum auch mal wahr werden kann, zeigte eindrucksvoll die diesjährige Inszenierung „Prinz und Bettelknabe“ (nach Mark Twain) des Inkognito-Nachwuchses in der Kleinkunstbühne „Die Fabrik“ in Oberndorf. Das stimmungsvolle, mit passender Ausstattung und Musik gespielte Stück begeisterte und berührte die kleinen wie großen Zuschauer gleichermaßen. Mit großem Engagement und Disziplin überzeugten die 19 Nachwuchsdarsteller. Moni Fingerhut hatte die jungen Schauspielerinnen und Schauspieler bestens auf ihre Rollen eingestellt. Da setzen die beiden Hauptdarstellerinnen Marisa Bergler und Hannah Dederich wahre Glanzlichter. Sie agierten in den Rollen zweier Jungen, wie sie unterschiedlicher nicht sein könnten. Dem schlagfertigen, unbekümmerten Gassenjungen Tom steht Edward, der stets um höfische Haltung bemühte Thronfolger, gegenüber. Aber gerade der möchte auch gern mal im Schlamm spielen und sich so richtig schmutzig machen. Durch einen Zufall lernen die beiden Jungen sich kennen und entschließen sich kurzerhand zum Kleiderbzw. Rollentausch. Tom genießt zunächst das höfische Leben mit all seinen vielfältigen Leckerbissen und Annehmlichkeiten. Die beiden devoten Diener (Helena Gottfried und Merlin Porter), die eloquenten Lords (Elisabetha Ramirez-Sonntag und Judith Kleespies), die verwunderte Lady Grey (Anouk Weismantel), der bemitleidenswerte Prügelknabe (Johanna Birkler) sowie der leicht hypochondrisch wirkende König Heinrich der VIII. (Bastian Walz) verkörpern die vornehme Gesellschaft. Immer flankiert von den dienstbeflissenen Palastwachen (Madelaine Dahle und Jonathan Birkler). Doch so nach und nach empfindet Tom diese höfischen Etiketten und das steife sprachliche Getue als lästig. Ein ganz anderer, ein rauer Ton herrscht dagegen auf den Straßen und im Elendsviertel in London vor. Mit roher Gewalt begegnen der grobe Vater (Jan Weismantel) und die rabiate Großmutter (Lene Jeckel) dem vermeintlichen Sohn, dessen besorgter Mutter (Hanna Kleespies) und den beiden verängstigten Schwestern Nan (Maxine Bergler) und Bet (Paula Dederich). Auch vom lästernden Bettelvolk (Elias Korn, Laurén Schneckenberg, Johanna Birkler) und den zänkischen Marktfrauen (Lea Küber, Laurén Schneckenberg, Anouk Weismantel, Madelaine Dahle) kann der Prinz keine Hilfe erwarten. So sehnen sich beide Jungen schnell wieder nach ihrem eigentlichen Zuhause. Reich an Erfahrung, insbesondere was die Kontraste zwischen Arm und Reich betrifft, kehren sie aber am Ende rechtzeitig wieder in ihre alten Rollen zurück. Das Publikum spendete kräftig Applaus für die beachtliche Ensembleleistung der jungen Akteure. Großes Lob gebührte auch den zuverlässigen Bühnenhelfern, allesamt Akteure des Stückes, um Heikle Birkler, die angesichts der häufigen Szenen- und Ortswechsel ständig gefordert waren, sowie den zuverlässigen Beleuchtern und Tontechnikern, Santiago Ramirez-Sonntag, Mathias Heusch und Klemens Rübsam. ungeschminkt August 2012 5 Por t rai t Evi Diegel (Nidder Bühne) 6 Natürlich könnte ich mit meinen fast 63 Jahren kilometerlange Romane schreiben, aber das würde die Zeitung sprengen und außerdem keinen Menschen interessieren. Also komme ich zu den interessanteren Abschnitten meines Lebens. Ich bin beruflich in einer großen Alteneinrichtung tätig und habe offiziell die Berufsbezeichnungen „examinierte Altenpflegerin und Fachpflegerin für Gerontopsychiatrie und geriatrische Rehabilitation“. Ich liebe die Arbeit mit den betagten Menschen und werde versuchen sie bis zum letzten Tag meines Arbeitslebens (14.11.2014, lt. Rentenamt) auszuüben, also noch gut 2 Jahre. Natürlich habe ich auch eine ausgefüllte Freizeit und pflege meine vielseitigen Hobbys. Wie jeder, der mich kennt, weiß, spiele ich für mein Leben gerne Theater. Als damaliges Mitglied im Gesangverein war ich natürlich sofort begeistert, als im Vorstand beschlossen wurde, außer Gesang auch eine Theatergruppe zu gründen, um neue, und vor allem junge Mitglieder zu bekommen. Im August 1985 trafen sich erstmals genug theaterinteressierte Menschen, um eine Laientheatergruppe zu gründen. Schon zu Weihnachten konnten wir unser erstes Stück: „Alter schützt vor Torheit nicht“ aufführen. Da ich eine recht tiefe Stimme habe und ziemlich schlank bin, hatte ich gleich eine Männerrolle und musste lispeln. Das hat unheimlich viel Spaß gemacht! Nun sind schon fast 27 Jahre vergangen und ich spiele immer noch liebend gerne Theater, aber nicht nur Männerrollen! Da wir in unserer Partnerstadt Gehren in Thüringen auch schon seit 17 Jahren regelmäßig vor begeistertem Publikum spielen, bekamen wir auch eine Ehrenplakette der Stadt und ich den Spitznamen: „Hessische Heidi Kabel“. Das ist für mich eine außergewöhnlich tolle Auszeichnung, auf die ich sehr stolz bin. Seit 2008 sind wir nicht mehr der Sängervereinigung angeschlossen, sondern haben uns mit unserer Nidder-Bühne selbständig gemacht. Ich arbeite sehr gern im Vorstand mit, bin nur durch den Vollzeitjob noch zeitlich sehr eingeschränkt. Wenn es die Gesundheit und der Verstand erlauben, möchte ich noch viele Jahre aktiv Theater spielen! 1990 habe ich auch eine eigene SeniorenTheatergruppe, die „Bühne Herbstblatt“ gegründet, die jedes Jahr ein selbst geschriebenes Stück mit großem Erfolg aufführt. Das Theaterspiel mit Senioren fördert den Geist, die Seele, den Körper, bringt Wertschätzung und hebt das Selbstwertgefühl der Spielerin- ungeschminkt August 2012 nen, die zwischen 71 und 90 Jahre alt sind. Ich habe immer Wert darauf gelegt, dass auch Rollstuhlfahrer in diese Gruppe integriert sind. Natürlich ist diese Bühne nicht mit Amateurbühnen vergleichbar. Was aber die Disziplin und Pünktlichkeit anbelangt, können sich die Amateurschauspieler eine dicke Scheibe abschneiden! Die Fluktuation einer solchen Gruppe ist natürlich voraus zu sehen. Daher schreibe ich die Stücke so, dass ggf., wenn kein Ersatzspieler einspringen kann, auch eine Rolle gestrichen werden kann, oder ich selbst auch noch spielen muss. Eine eigene Theatergruppe ist für eine Alteneinrichtung schon etwas Besonderes und diese Bühne ist die älteste Laienbühne in einem Altenheim in ganz Deutschland! Darauf bin ich sehr stolz! Meine weiteren Hobbys sind, Reisen, Malen, künstlerisches Gestalten und natürlich mein 6-jähriger Enkel Max. Mein Lieblingsland ist Australien, wo ich schon 4x war. Aber auch Italien sieht mich öfter. Besondere, sehr interessante und schöne Reisen waren die nach Japan zur Kirschblütenzeit und China. Mein Traum wäre noch Südamerika, aber das wird wohl ein Traum bleiben. Basteln und Malen war schon als Kind meine liebste Beschäftigung. Für meinen Sohn hatte ich kleine Möbel aus geschenkten Holzresten gebaut, da ich sie nicht hätte kaufen können. Nun nehme ich seit mehreren Jahren aktiv, immer am 1. Adventwochenende, am Hobbykünstlermarkt in Windecken teil. Angefangen hatte ich mit Seidenmalerei (Krawatten, Bilder und Glückwunschkarten), später mit Krippen aus reinem Naturmaterial mit handgefertigten Figuren und Tieren. Dann kam ich zur Serviettentechnik und seit 2011 stelle ich auch sog. „Popup“-Karten, also Klappkarten her. In diesem Jahr feiert die Stadt Hanau 200 Jahre Grimms Märchen. Das war der Aufhänger, Klappkarten mit Grimms Märchen herzustellen, die ich schon gut bei den Märchenfestspielen vorstellen und auch verkaufen konnte. Auf Wunsch kann man bei mir die „besonderen“ Karten für JEDE Gelegenheit bekommen. Wie die Leser unschwer erkennen können, werde ich auch als Rentnerin nie unter Langeweile leiden! „Fröhliche Weihnachten, Mr. Scrooge!“ Theatergruppe Delkenheim! Der lange Weg zum guten Menschen Von Petra Schumann Die Theatergruppe spielte Weihnachten 2011 den Klassiker von Charles Dickens Ein Hauch eisiger Luft scheint von der Bühne zu wehen, als Ebenezer Scrooge (Harald Köllmer) die Bühne betritt. Es ist kalt in seinem Büro, aber das macht dem alten Geizkragen geradezu Freude, denn nur ein gesparter Shilling ist ein guter Shilling – und aufs Sparen versteht sich Ebenezer bestens. Mitleid oder Güte kennt er nicht und so ist sein Leben entsprechend einsam und leer. Das alles stört den alten Scrooge jedoch nur wenig, bis ihm am Weihnachtstag sein verstorbener Geschäftspartner Jacob Marley (Dr. Hans Temme) und die Geister der vergangenen, gegenwärtigen und zukünftigen Weihnacht erscheinen und ihm den Spiegel seines Lebens vorhalten. Was Ebenezer da zu hören und zu sehen bekommt, ist nicht schmeichelhaft und lässt ihn ahnen, wie seine Zukunft aussehen könnte, wenn er sein Leben nicht entscheidend ändert. Die Theatergruppe Delkenheim inszenierte das Lehrstück des kaltherzigen Geldverleihers wie alle ihre Weihnachtsmärchen kindgerecht und ohne erhobenen Zeigefinger. Vom ersten Moment wurden Kinder und Erwachsene in die Geschichte hineingezogen: sie erlebten zusammen mit Ebenezer, dass die Liebe wichtiger ist als alles Geld der Welt. Und so schniefte der Eine oder Andere im Zuschauerraum, als der kranke Tiny Tim (Nick Klotzbücher) trotz seines Leids einen Toast auf Scrooge aussprach. Doch schon einen Moment später wurde die sentimentale Stimmung durch ein fröhliches Lachen aus dem Saal gescheucht, als der Geist der gegenwärtigen Weihnacht (Beate Clermont) in seinem fantastisch leuchtenden Kostüm ausgelassen über die Bühne fegte. Dem Publikum gefiel es und es quittierte das mit häufigem Szenenapplaus. Lange musste Regisseurin Susanne Powardzsinski warten, bis sie diesen Klassiker auf die Delkenheimer Bühne bringen konnte, denn für die Rolle des Ebenezer Scrooge konnte es nur einen geben. Ihr Wunschkandidat Harald Köllmer stand jedoch fast drei Jahre nicht zur Verfügung. Das Warten hat sich allerdings gelohnt. Bravourös meisterte er die Verwandlung vom ver- bitterten Geizkragen zum Wohltäter, unterstützt von seinen spielfreudigen Ensemblekollegen. In der Theatergruppe Delkenheim ist es darüber hinaus auch seit vielen Jahren Tradition, dem Nachwuchs eine Chance zu geben und so standen in diesem Jahr erstmals die siebenjährige Naomi Wagner und die 8-jährige Jula Pauline Schleider als Geister der zukünftigen Weihnacht auf der Bühne und gaben ihren gelungenen Einstand. Aber nicht nur Delkenheimer Eigengewächse debütierten in diesem Märchen. Eine echte Entdeckung ist auch der 12- jährige Nick Klotzbücher, der in der Rolle des gehbehinderten Tiny Tim die Herzen der Zuschauer berührte. Die Theatergruppe Delkenheim blickt positiv in die Zukunft und freut sich schon jetzt auf das Boulevardstück im Mai/ Juni 2012. So viel sei verraten, da ist auch „Alles in Butter“! Bild oben: Auch der Geist der gegenwärtigen Weihnacht (Beate Clermont) setzt dem Geizhals Ebenezer (Harald Köllmer) mächtig zu. Bild unten: Jacob Marley (Dr. Hans Temme), der verstorbene Geschäftspartner von Scrooge, besucht ihn aus dem Jenseits. ungeschminkt August 2012 7 Mitte-Süd-Bühnen zu Gast bei der Taunusbühne 13 Bühnen aus dem Bereich Hessen Mitte/Süd folgten dem Aufruf der Bereichsleiter zum diesjährigen Frühjahrstreffen am 25. Februar 2012. Gastgeber war dieses Mal die Taunusbühne Bad Schwalbach. Für die Bereichsleiter begrüßte Wolfgang Hartmann die angereisten 23 Teilnehmer. Mit noch zusätzlich aufgestellten Tischen fanden auch die interessierten Mitglieder der Taunusbühne einen Platz. Die über das volle Haus sichtlich erfreute Brigitte Müller, 1. Vorsitzende der Taunusbühne, richtete zum Beginn ebenfalls einen Willkommensgruß an ihre Gäste. Es folgte danach die obligatorische Vorstellungsrunde. Nach meiner Meinung wird dabei zu viel wertvolle Zeit verbraucht. Diese fehlt dann in der Gesprächsrunde und wäre weit besser zu nutzen. Künftig sollte man sich mit dem Vorstellen wirklich nur auf den eigenen Namen und den der Bühne beschränken. Details über Bühnenaktivitäten werden ja meist im Laufe des Tages noch erwähnt. Wie bei den Treffen üblich, ging man die anstehenden Fragen und Anregungen der Teilnehmer in lockerer Atmosphäre und ohne vorgebendes Protokoll an. So entstand wieder ein offener und reger Austausch. Es konnten alle gestellten Fragen auch zufriedenstellend beantwortet werden. Zu einer Anfrage, ob man unter den diesjährigen Teilnehmern einen besonderen Verteiler einrichten könne, wurde auf die schon bestehende Informationsmöglichkeit der Homepage hingewiesen. Dabei ist aber zu beachten, dass die zur Verteilung anstehenden Informationen, unbedingt über den zuständigen Bereichsleiter hereinzugeben sind. An den Webmaster direkt gesandte Infos, werden nicht veröffentlicht! In diesem Zusammenhang wurden die Teilnehmer wieder auf die Möglichkeit der Veröffentlichung von Terminen und Berichten - auch in der „ungeschminkt“- hingewiesen. Zum Thema neue Frequenzzuweisung wurde auf den Artikel von Norbert Deforth in der Februarausgabe der „ungeschminkt“ verwiesen. Eine rege und längere Diskussion entstand zum Thema künftige Teilnahme am Hessentag. Für den Theaterverein Oberursel war Thomas Bandy, Schatzmeister des Landesverbandes, anwesend. Er konnte die Fragen zum finanziellen Aufwand beantworten, Wolfgang Hartmann und Heiner Kraft die des persönlichen Aufwandes 8 ungeschminkt August 2012 der Mitwirkenden und Helfer über die 9 Tage. Dabei kamen natürlich auch noch einmal die bekannten, für den Landesverband nicht vorhersehbaren, „besonderen Umstände“, die auch zu Programmänderungen zwangen, zur Sprache. Die Diskussion hatte zum Ergebnis, dass es wohl richtig war, den Landesverband einmal dort zu präsentieren, um abwägen zu können, ob für den Verband und die Mitgliedsbühnen interessante Ergebnisse zu erzielen sind. Abgesehen von den Begegnungen der teilnehmenden Bühnen war man sich schließlich einig, dass der Faktor Nutzen doch eher gering war. Für den Verband als Ganzes war der Nutzen allerdings erheblich, so konnte sich der Verband selbst vor über 5.000 Besuchern mit seinen Bühnen präsentieren und für sich werben. Insbesondere die Außenwirkung und auch die „politische Wahrnehmung“ war nachhaltig! So konnte auf Basis der Teilnahme am Hessentag, ein Betrag von 12.500 Euro vom Ministerium für Wissenschaft und Kunst zusätzlich abgefordert werden, die vollständig an die mitwirkenden Bühnen für diese Projektarbeit ausgeschüttet wurden! Eine Teilnahme in 2012 war wegen des hohen personellen Aufwands nicht geplant! Jedoch wird man auf künftigen Hessentagen den Verband und seine Bühnen wieder bewundern dürfen! Beim Rundgang durch die Räumlichkeiten des eigenen Hauses der Taunusbühne, einer ehemaligen Scheune, allgemeines Staunen über die Größe des Fundus, der eigenen Näherei, des hellen Schminkraumes. Alles über mehrere Etagen eingerichtet. Natürlich sollen das große Kuchenbuffet und der obligatorische Kaffee nicht unerwähnt bleiben. Dafür ein herzliches Dankeschön an die Helfer der Taunusbühne. (Kleiner Hinweis an die Ausrichter des Herbsttreffens am 20. Oktober, die Orgelpfeifen in Gernsheim am Rhein: Über das Tortensortiment nicht den Streuselkuchen vergessen.) Auch dieses Mal wurden noch viele Einzelgespräche geführt, Flyer und Termine ausgetauscht. Die teilnehmenden Bühnenvertreter waren der Meinung, dass auch dieses Treffen des Verbandes nicht nur im Ergebnis wieder sehr informativ war, sondern immer auch das nähere Kennenlernen der Teilnehmer untereinander fördert. Danke, Brigitte und der Taunusbühne, für die Gastfreundschaft. Heiner Kraft Junge Bühne Niederelsungen Doppeltleben lebenhält hältbesser... besser... Doppelt Mit der Boulevardkomödie „Doppelt leben hält besser“ erlebte das Publikum einen wunderbar vergnüglichen Theaterabend im Haus des Gastes in Niederelsungen. Daniela Halberstadt, die bei dieser Inszenierung erstmals ganz allein für die Regie verantwortlich war, ist es gelungen, ihre Truppe zu einer wirklich bravourösen Leistung zu führen. Die Boulevardkomödie von Ray Cooney wurde in das Berlin der heutigen Zeit verlegt und mit sehr viel Tempo und Spielwitz auf die Bühne gebracht. Es war nicht immer leicht für die Zuschauer, dem hohen Tempo und dem verwirrenden Spiel um einen Taxifahrer, der in zwei Familien gleichzeitig lebt, zu folgen. Die Dialoge waren schnell und pointiert und die Einsätze der Protagonisten kamen nahezu immer präzise und genau. Dafür gab es vom Publikum auch immer wieder Zwischenapplaus und anerkennende Pfiffe. Auch das Bühnenbild von den Spielern, mit Unterstützung einiger Bürger aus Niederelsungen selbst gebaut, war ganz vorzüglich gelungen. Die Ereignisse spielten in einer Wohnung mit unsichtbarer Trennungslinie: Mal finden die Spielszenen in Berlin-Tempelhof, mal in Berlin-Neukölln statt. Die Geschichte gestaltet sich folgendermaßen: Taxifahrer Thomas Schmidt (Niko Briesemeister) genießt sein Doppelleben mit zwei Ehefrauen, bis ein Unfall das Dasein des Bigamisten durcheinander wirbelt und er verzweifelt Auswege sucht aus dem Beziehungslabyrinth. Seine Ehefrauen Barbara (Ina Brendel) und Silvia (Miriam Hartung) erleben unglaubliche Telefonate und Begegnungen, und es dauert eine ganze Weile, bis ihnen ein Licht aufgeht. An der Bürde des unfreiwilligen Mitwissers trägt Thomas Schmidts Freund Fred Pohlmann (Philipp Röhl) schwer. Er schlägt sich tapfer, aber hoffnungslos bis zum bitteren Ende. Zwei Polizeibeamte (Arno Henkelmann und Jörg Zettelmeißl teilen sich die Rolle von Kommissar Rommel, Johannes Böhle ist der Kollege) mühen sich redlich, Licht ins Dunkel eines kuriosen Wirrwarrs aus Schutzbehauptungen und Missverständnissen zu bringen. Auf der Bildfläche tauchen außerdem ein Reporter (Oliver Ernst) und ein Schwulenpärchen (Jan Steinbock bzw. Marius Werner als Bobby und Malik Briesemeister als Cyril) auf. Am Ende wird – wie fast immer im Theater – alles gut und es gibt ein versöhnliches Agreement, mit dem hoffentlich alle glücklich werden. Die Zuschauer jedenfalls haben den Saal zufrieden und gut gelaunt verlassen und fühlten sich einen Abend lang ganz wunderbar unterhalten. fw Fotos: Frank Weymann ungeschminkt August 2012 August ungeschminkt 9 2012 9 Landesverbandstag 2012 in Bad Emstal Von Norbert Deforth Wieder einmal mussten wir uns beim LV-Tag, wie schon in all den Jahren zuvor, mit dem, „zentralen Thema“ Statistikmeldung befassen. Die Abgabe der jährlichen Statistikmeldung ist eine satzungsmäßige Pflicht unserer Mitgliedsbühnen, die regelmäßig vom Landesverband eingefordert wird und regelmäßig von einigen Bühnen ignoriert wird. Geht man davon aus, dass die Theaterbühne ordentlich geführt wird, so ist der Zeitaufwand für das Ausfüllen der Statistik unwesentlich. Der Verband benötigt diese Jahresstatistik aus verschiedenen Gründen. Die wesentlichsten Gründe sind: • Der BDAT - unser Dachverband - benötigt die aktuellen Angaben, um den Versicherungsschutz der Bühnen zu gewährleisten. • Der Landesverband benötigt die Statistik, um den korrekten Mitgliedsbeitrag zu erheben. • Die Statistikunterlagen helfen uns beim Ministerium, Zuschüsse zu unseren Lehrgängen und Seminaren, als auch zu Kinder- und Jugendprojekten zu erhalten. Unverständlich ist uns, warum einige Bühnen diese Statistik unpünktlich oder gar nicht abgeben, denn dadurch • ist ihr Versicherungsschutz nicht gewährleistet; • wird Ihnen der Jahreshöchstbeitrag in Rechnung gestellt; • wird ein unverhältnismäßig hoher Verwaltungs- und Kostenaufwand beim Landesverband erzeugt; • muss der Verband in Vorlage treten um seinen finanziellen Verpflichtungen nach zu kommen. 10 ungeschminkt August 2012 Deshalb wurde auf unserem Landesverbandstag am 25. März 2012 folgender Beschluss für „Statistiksünder“ gefasst: „Der Vorstand des LV Hessischer Amateurbühnen e. V. wird hiermit ermächtigt, neben der Erhebung des Höchstbeitrags, eine zusätzliche Verwaltungsgebühr in Höhe von 25% auf den Höchstbeitrag – bei nicht fristgerechter Abgabe der Jahresstatistik und der aktualisierten Mitgliederliste – nach Ablauf einer Karenzzeit von 14 Tagen (Sperrfrist) nach Stichtagsabgabe zu erheben.“ Dieser Beschluss wurde einstimmig bei 4 Enthaltungen gefasst! Dem Verband geht es hierbei nicht darum zusätzliche Beitragseinnahmen zu generieren, sondern vielmehr darum, dass alle Mitgliedsbühnen ihre satzungsmäßige Pflicht erfüllen, um die Bühne selbst vor finanziellen Schäden zu schützen. Wir bitten deshalb, insbesondere die betroffenen Bühnen, nochmals ausdrücklich darum, diesen doch sehr geringen Aufwand mitzutragen und den Statistikbogen samt aktueller Mitgliederliste pünktlich abzugeben. Der Statistikbogen ist künftig auch als PDFDatei von unserer Homepage „www.amateurtheater-hessen.de“ herunter zu laden. Ebenso wurde 1-stimmig die „Anpassung der Mitgliedsbeiträge“ beschlossen! Kostenerhöhungen für Lehrgänge, Verwaltung , Fahrtkosten etc. haben diese Maßnahme erforderlich gemacht! Dabei handelt es sich um eine sehr moderate Beitragsanpassung, die in der Kleinstgruppe eine jährliche Erhöhung von Euro 3,00 und für Bühnen über 100 Mitglieder eine jährliche Erhöhung von Euro 10,00 vorsieht. Die Beitragserhöhung wird zum 01.01.2013 wirksam, Bühnenzugänge ab dem 24. März 2012 zahlen jedoch bereits den neuen Mitgliedsbeitrag! Die neue Beitragsstaffel ist auf unserer Website hinterlegt, ebenso das Protokoll zum Landesverbandstag, in dem die Details zur Beitragsanpassung nachgelesen werden können! Sofern die Zugangsdaten für den „Internen Bereich“ unserer Website nicht bekannt sind, bitte bei Frank Weymann per E-Mail nachfragen [email protected]! Die Grobplanung für das Großprojekt „Nordhessische Amateurtheatertage 2014“, das maßgeblich vom BAC-Theater organisiert werden soll, und 2014 in Bad Arolsen auch in den Räumen des BAC-Theaters durchgeführt werden soll, ist in Arbeit und der Landesverband wird natürlich diesem Vorhaben mit Rat und Tat zur Seite stehen. Die Produktion dieses Magazin wird unterstützt durch das Hess. Ministerium für Wissenschaft und Kunst (HMWK) Die Zugangsdaten für den Mitgliederbereich auf der HP erhaltet ihr von [email protected] Wolfgang Rehwinkel-Lauch und Ulrike Rehwinkel, Inhaber des Offenbacher Unternehmens Fax & Copy Büromaschinen, haben zum 101. Vereinsjahr die „Freunde des Theaterclubs Elmar“ ins Leben gerufen. Wolfgang Rehwinkel-Lauch ist der Urenkel des Gründers des Traditionsvereins, Josef Busch, bei „Elmarianern“ als „Vater Busch“ bekannt. Mit regelmäßigen Spenden möchte das Unternehmerpaar eine langfristige Unterstützung für den Verein starten und hofft damit, auch weitere Unternehmen für die Unterstützung gewinnen zu können. „Seit Jahren beobachten und begleiten wir den Theaterclub Elmar als Zuschauer und Freunde“, erklärt Wolfgang RehwinkelLauch, „die Verjüngung des Vereins in diesem Jahr, den neuen Vorstand und die neuen Ideen wollen wir unbedingt unterstützen. Darum haben wir die ‚Freunde des Theaterclubs Elmar‘ ins Leben gerufen. Wir hoffen, dass wir gemeinsam mit dem Verein weitere Unternehmer überzeugen können, die Arbeit dieses Vereins zu unterstützen.“ Die Fortsetzung der hundertjährigen Tradition, die Erschließung neuer Zuschauergruppen sowie die Gewinnung neuer aktiver und passiver Mitglieder hat sich der Theaterclub Elmar unter der Leitung des ersten Vorsitzenden Simon Isser für dieses Jahr vorgenommen. Mit der Komödie „Hilfe, wer hat meine Körper geklaut“ im März hat der Verein bereits ein erstes erfolgreiches Zeichen gesetzt. Seit letzter Woche ist der Theaterclub auch über eine eigene Seite im Internetportal Facebook erreichbar und informiert dort über Neuigkeiten. Der erste Vorsitzende Simon Isser zeigt sich hocherfreut über das Engagement des Unternehmens: „Die Gründung der ‚Freunde des Theaterclubs Elmar“ ist eine Bestätigung und gute Motivation für alle Mitglieder unseres Vereins. Für unsere Produktionen und insbesondere in der Jugendarbeit ist jeder Euro hilfreich.“ Theaterclub Elmar Offenbach Unternehmer gründen Freundeskreis für den „Theaterclub Elmar“ ungeschminkt August 2012 11 Seminar Shakespeare Workshop in Weilburg Kann ein Amateurensemble Stücke von Shakespeare auf die Bühne bringen? Diese Frage werden sich sicher viele Teilnehmer/innen am Shakespeare Workshop unter der Leitung des Diplom-Schauspielers Ulrich Schwarz gestellt haben. Am Ende des dreitätigen Lehrgangs konnte wohl jeder für sich feststellen: man kann! Ulrich Schwarz hat in einer lockeren und überzeugenden Art die zehn Teilnehmer und Teilnehmerinnen motiviert, sich mit exemplarischen Texten von ShakespeareÜbersetzungen auseinanderzusetzen und bei der Umsetzung auf der Bühne ihr schau- spielerisches Können unter Beweis zu stellen. In Gruppenarbeit erfolgte zunächst die „Arbeit am Text“. So wurden z.B. der Brief aus Was ihr wollt, die Eingangsszene aus Romeo und Julia“, die Hexenszene aus Macbeth nach intensiver Auseinandersetzung mit den Inhalten, nach Entwicklung eigener Textideen und nach Festlegung möglicher Inszenierungen auf verschiedenen „Freilichtbühnen“ mit sehr viel Engagement aufgeführt. Ulrich Schwarz stand bei den Proben den einzelnen Gruppen mit Rat und Tat zur Seite – die anfangs von den Teilnehmern/innen geäußerte Ehrfurcht vor dem grandiosen Schriftsteller und Autor Shakespeare ging mehr und mehr verloren. Zum Auftakt der Bühnenarbeit überraschte Ulrich Schwarz die Schauspieler mit einer Inszenierung des Schiffsuntergangs – mögliche Szene aus „Was ihr wollt“. Unsere Aufgabe bestand darin, mit Regenschirmen und entsprechendem Körpereinsatz den hohen Wellengang und das darin untergehende Segelschiff darzustellen; Ulrich Schwarz war zufrieden und wir Akteure auch – es hat einfach Spaß gemacht. Am nächsten Tag wurde dann die Fortsetzung des Schiffsuntergangs dargeboten – eine eigene Variante: Der Kapitän wird von Viola gerettet. Eine sozialkritische Zwischenszene von Berthold Brecht zu Romeo und Julia und eine weitere Szene aus dieser klassischen Liebesbeziehung selbst standen auf dem Programm. Den Abschluss bildete ein interessanter Schnelldurchgang von Hamlet. Bleibt festzustellen: Es war ein erfolgreiches Wochenende, bei dem die Akteure/innen sicherlich einiges mitnehmen konnten. Die Gruppe bedankte sich bei Ulrich Schwarz für seine hervorragende Arbeit und bei Herrn Heinrich Kraft, dem Lehrgangsleiter des Landesverbandes Hessischer Amateurbühnen e.V., für die fürsorgliche Betreuung. Die Seminarreihe mit Ulrich Schwarz soll im nächsten Jahr fortgesetzt werden – Berthold Brecht ist angesagt. Helmut Krass & Irmgard Zigelski-Krass Theater ‚aller art‘ e.V., Eichenzell 12 ungeschminkt August 2012 Die Volksbühne zeigt die Komödie „Pension Schöller“ Die Zuschauer im Kur- und Festsaal in Sand staunen: Auf der Bühne sitzen bereits Schauspieler: Ein feiner Herr liest in einem Café Zeitung, ein anderer schaut missgelaunt um sich und eine Dame schreibt unentwegt etwas in ihr Notizbuch, eine Kellnerin bedient alle freundlich mit Kaffee und Kuchen. Was dann folgte war ein vergnüglicher Abend für über 200 Besucher, deren Lachmuskeln über alle Maßen herausgefordert wurden. Die Schauspieler auf der Bühne schafften es über zwei Stunden, die Figuren in ihrer ganzen Skurrilität zum Leben zu erwecken, so dass bei den Zuschauern kein Auge trocken blieb. Echte Irren Im Jahr ihres 25jährigen Bestehens zeigt die Volksbühne Bad Emstal den Schwank „Pension Schöller“ in einer Bearbeitung von Wolfgang Spier. Dabei wuchs Lothar Neumann in der Rolle des Ladislaus Robitzky förmlich über sich hinaus. Er spielte den Mann, der besessen ist, einmal echte Irre treffen zu können. Sein Neffe Alfred (Christian Schneider) will ihm ein prickelndes Erlebnis gegen eine Finanzspritze bieten und führt ihm deshalb die normal verrückten Bewohner der unbescholtenen Familienpension Schöller als Insassen einer Heilanstalt vor. Koste es, was es wolle. Kurzerhand deklariert Alfred die Pension Schöller zur Irrenanstalt und die Gäste zu schweren Fällen. Gelungene Täuschung Die Täuschung klappt, der Onkel amüsiert sich prächtig unter den Wahnsinnigen. Aber der Spaß hat seinen Preis. Zurück in der Provinz kann der Hauptstadt-Tourist mit seinen verrückten Geschichten am Stammtisch angeben, doch als die Patienten leibhaftig auftauchen, ist Schluss mit lustig. Die lieben Irren mischen die ländliche Idylle tüchtig auf und rauben dem Onkel bald den letzten Nerv - und die Zuschauer im Saal unterhalten sich köstlich. Ausgezeichnete Regiearbeit Schön, wie die beiden Regisseurinnen Ilona Neumann und Stephanie Hupfeld Tempo in die Geschichte bringen und sie doch vor dem Umkippen in die Klamotte bewahren. Dazu tragen auch die tollen Leistungen wie die von Ilona Neumann als aufdringliche Schriftstellerin Sophie Malzpichler, Ottmar Bulle als überforderter Professor Ludwig Schöller, Manfred Altmann als Major a.D. Heinrich Gröber, Iris Altmann als echauffierte Ulrike Robitzky sowie Wieland Beinert als Schauspieler Leo Schöller mit einer perfekt umgesetzten „l/n-Sprachschwäche“ (er nässt mich nicht, und er nässt mich nicht!“) bei. Einen Extraapplaus gab es für Dagmar Risseler für ihren nicht immer ganz tonsicheren Gesang als Wanda Staudinger „Ich bin eine Dirne“. Überzeugende Darsteller Immer wieder gibt es lustige Szenen mit schrulligen Figuren wie Jürgen Kleinhans als Großwildjäger Fritz Bernhardi und Pamela Riedel als Friederike Schöller. Auch die anderen Darsteller der Volksbühne waren maßgeblich am Erfolg beteiligt: Nicole Schwedes, Jessica Heinze und Stephanie Hupfeld, die sich die Rolle der jungen Paula teilten, Nico Preuß, Marika Bayer, Steffi Pante sowie Antje Hörl im Wechsel mit Pamela Riedel. Dass das Stück um die Jahrhundertwende spielt, dafür sorgte optisch neben den Kostümen das mit vielen Details ausgestattete Bühnenbild (Arnold Geselle, Willi Heidl, Franz Teinzer und Kathrin Kerber). Uwe Hörl und Roy Bayer übernahmen gekonnt die Technik. Am Ende waren sich alle Zuschauer einig: Es lohnte sich, den Fernsehsessel mit dem Theaterstuhl zu tauschen. Eine begeisterte Besucherin aus Kassel zog folgendes Fazit: „Wer normal oder verrückt ist, ist lediglich eine Frage der Perspektive.“ Sigrid Hellwig Fotos: Frank Weymann ungeschminkt August 2012 13 Anlässlich des 20-jährigen Bestehens des Amateurtheaters „Familie Krause“ in Kelkheim spielte die Truppe das Stück: „Familie Krause“ „Der Brandner Kaspar und das ewig` Leben“ Die Theaterfassung stammt von Kurt Wilhelm und ist ein Volksstück in bayerischer Mundart. Regisseurin Marlies Hallanzy und Regieassistent Günter Löhnert bearbeiteten für das Theater „Familie Krause“ das Stück auf der Basis von Kurt Wilhelm. Es wurde das Volksstück und die Grundausrichtung beibehalten (Zeit: um 1890) Es erfolgte die geografische Übertragung vom Tegernsee in den Taunus, nach Fischbach und die sprachliche Anpassung (nicht bei allen Rollen) an hessische Mundart, außerdem einige veränderte Rollen durch die Anpassung an Hessen und an die Schauspieler. Die Veränderungen wurden mit dem Verlag abgesprochen und gestattet. Hier eine kurze Inhaltsangabe: Der Brandner Kaspar (72), Bauer, Büchsenmacher und Jagdhelfer lebt mit seiner Enkelin Marie in Fischbach. Eines Tages besucht ihn Gevatter Tod und will ihn holen. Kaspar sträubt sich, verhandelt mit dem Gevatter, macht ihn mit Kirschgeist betrunken, überredet ihn zum Kartenspiel und betrügt ihn, mit dem Ergebnis, dass er 18 Jahre Aufschub erhält (dann ist er 90 wie sein Vater). Kaspar lebt auf und kann fast seine Schulden an den Bürgermeister Walter von Fischbach zurückzahlen, teilweise durch Wilderei mit Maries Gschpusi Florian, sehr zum Leidwesen des landgräflichen Jägers Heiner. An seinem 75. Geburtstag, zu dem Verwandte aus Kassel eintreffen, verunglückt Marie tödlich und kommt in den Himmel, sie lernt dort den Erzengel Michael, Petrus sowie die Himmelsbewohnerinnen Frau Rauscher, Hildegard von Bingen und die Anna kennen. Durch ihre Himmelsankunft fliegt der Handel zwischen Brandner und dem Tod auf, Petrus lässt den Gevatter kommen; dieser gesteht nach einigen Ausflüchten und wird vom grollenden Petrus dazu verdonnert den Brandner zu holen. Brandner weigert sich erneut, lässt sich aber nach einigen Gläsern Kirschgeist zu einem „Blick ins Paradies auf Probe“ überreden. An der Himmelspforte angekommen kann er ins Paradies schauen, ist so überwältigt von der Schönheit und der Anwesenheit alter Bekannter, dass er gleich bleiben will und nach einigen Verhandlungen mit Erzengel Michael und Petrus und mit Gevatter Tod als sein Anwalt vom Fegefeuer befreit wird und schließlich durch die Pforte ins Himmelsreich schreitet. Er kehrt kurz davor nochmals um und bietet dem Gevatter Tod an, die Flasche Kirschgeist aus seiner Hütte zu holen; die hat dieser aber schon längst in seinem Gewand versteckt Bei der Premiere am 21. April, vor vollem Haus, kam das Stück so gut an, dass nach der Aufführung das Publikum in Begeisterungsstürme ausbrach. Der einhellige Tenor: So gut haben wir Amateurtheater selten gesehen. Herbert Zill 14 ungeschminkt August 2012 Die Physiker von Friedrich Dürrenmatt Dass das Wettrüsten mit Atombomben der reinste Wahnsinn ist, wurde schon in Zeiten des „Kalten Krieges „ erkannt. Der Schriftsteller Friedrich Dürrenmatt setzte sich in seinem Stück „Die Physiker“ mit dieser Thematik auseinander. Zum Glück für das Wehlheider Hoftheater hat er das in Form einer Komödie getan, was für sehr iel Heiterkeit und Gelächter bei der gut besuchten Premiere im Cassalla Theater in der Kasseler Jordanstraße gesorgt hat. Zwei Irre einer Heilanstalt, die sich für Albert Einstein (Thomas Gerner, wieder mal genial und überzeugend) und Isaac Newton (Peter Herborg, großartig) halten und ein Dritter, „Möbius“ (Eberhard Horn, ebenfalls hervorragend), für ein Genie, das glaubt von den Erscheinungen des biblischen Königs Salomo geleitet zu sein. Das war Satire, die begeisterte. Wenn sich dann diese Verrückten als Simulanten erweisen, die ihre Pflegerinnen erdrosseln, nur um den Schein ihrer Verstörtheit zu unterstreichen, und wenn dann auch noch zwei von ihnen sich als Mitarbeiter eines Geheimdienstes zu erkennen geben, die den dritten, Möbius, für ihre Zwecke einspannen wollen, dann wird es wirklich spannend im Theater. Dann war da auch noch die Leiterin der Anstalt, Frau von Zahnd (Eva-Marie Brodheim-Egbuna, großartig als spleenige Ärztin) sie übertrifft den Wahnsinn und die Absurdität ihrer Patienten um Längen. Insgesamt war es eine großartige Inszenierung mit sehr guter schauspielerischer Leistung, die vom Publikum mit anhaltendem Beifall gewürdigt wurde. Im Anschluss an die Premiere wurden noch zwei Mitglieder des WHT für 25 Jahre Engagement für das WHT geehrt. Renate und Werner Kanturek (Bild unten) haben sich auf breiter Basis für die Belange des Theaters eingesetzt und in vielen Bereichen unverzichtbare Arbeit geleistet. fw Fotos: Frank Weymann ungeschminkt August 2012 15 Seminar Bühnenbau Bühnen(t)räume, vom Raum zum gebauten Bühnenbild... ....das war die Überschrift für das vom Landesverband Hessischer Amateurbühnen ausgeschriebene Seminar Bühnenbau vom 13. bis 15. Juli 2012 auf der Burg Hohensolms bei Wetzlar. Ein komplettes Bühnenbild entwerfen und bauen, das war für Theaterleute die ideale Vorgabe, um an diesen kalten und regnerischen Juli-Tagen ein gemeinsames Wochenende auf der Burg Hohensolms zu verbringen. Bei dem wolkenverhangenen Himmel holten sich die Teilnehmer ganz einfach die Sonne auf die Bühne. Zu der Vorgabe: „biblische Flucht aus Ägypten“ malten die Seminarteilnehmer auf den Prospekt die aufgehende Sonne, eine Wüstenlandschaft mit Bergen und den Nil. Für das komplette Bühnenbild wurde dazu noch eine (Wander-) Palme, ein Felsen, eine Pyramide und eine alte Mauer hergestellt. Doch der Reihe nach: Der Referent, Dipl.-Ing. Frank Willmann, Bühnen- und B e l e u c h t u n g s m e i s t e r, überraschte die am Freitagabend eintreffenden Seminarteilnehmer mit einem sehr gut vorbereiteten Seminarraum. Technische Zeichnungen und Bühnenbilder waren an den Wänden angebracht, Bühnenmodelle, Bühnentechnik und Fachliteratur ausgelegt. Für das Referat standen zusätzlich Flipchart und Beamer bereit, für den handwerklichpraktischen Teil gehobelte Dachlatten, Sperrholz, Nessel, Holzschrauben, Leim und Dispersionsfarbe. Für die Be- und Verarbeitung der Materialien hatten die Seminarteilnehmer ihre eigenen Maschinen und Werkzeuge mitgebracht. 16 ungeschminkt August 2012 Das Gesamtreferat für das Wochenende hatte Frank Willmann in drei grundlegende Themen untergliedert: Konzeption, Technik und Organisation. Im Bereich Konzeption gab es Einblicke in die üblichen Bühnenformen und die Gesetzmäßigkeiten der Bühnenräume. Bei der Technik ging es um Materialien (Holz, Stoffe, Metall) und um die Bauweise von Wänden und Türen, sowie die Verwendung von Standardmaterialien (Stellagen, Podeste, Treppen, Zargen). In dem organisatorischen Teil wurden Wege und Mittel aufgezeigt, um von der Idee eines Spielraumes zu einer „perfekten“ Umsetzung am Tag der Premiere zu kommen. Dabei wurden auch die Mindestanforderungen an das Brandverhalten der Dekorationen, der Vorhänge und die Sicherheitsvorschriften besprochen. Der Samstagmittag und der Sonntagvormittag wurden für den handwerklichen Teil vorgesehen. Die gebildeten Teams waren dabei so eifrig in den Bau und die Gestaltung der übernommenen Arbeiten vertieft, dass am Samstag gegen Mitternacht schließlich Feierabend geboten werden musste. Am Sonntagmittag stand pünktlich, nach einem zuvor ausgearbeiteten Zeitplan, das komplette Bühnenbild. Genau wie in der Realität, wurden alle Arbeiten begutachtet und „technisch abgenommen.“ Es wären keine Theaterleute, wenn diese nicht zum Seminarende in dem geschaffenen Bühnenbild noch spontan eine Kurzszene aus der „Flucht aus Ägypten“ aufgeführt hätten. Dafür fand Frank Willmann„rein zufällig“ einen Text mit einem Szenenausschnitt in seiner Tasche. Nach der gelungenen Aufführung gab es dann zu dem Applaus der Zuschauer noch eine weitere Überraschung: Ganz wie bei einer echten Uraufführung gab es einen vom Referenten spendierten Sektumtrunk für die Schauspieler, aber auch für alle Teilnehmer zum Abschied eines - wie ich meine – erfolgreichen Seminars. Fazit: Ein sehr gelungenes Wochenende unter Gleichgesinnten, mit einem Klasse-Referenten! Heiner Kraft Seminar Schauspieltraining: Fortgeschrittene auf der Burg Hohensolms Begonnen hat alles mit dem Sklavenmarkt. Wie sieht mich ein Fremder? Wie viele Schafe oder Kamele bin ich wert, oder kann man mich in Gold aufwiegen? War das jetzt peinlich oder lustig? Wir haben viel Spaß gehabt, doch fühlte man sich zunächst unsicher. Sicherer fühlten wir uns bei den nächsten Darstellungen, als wir etwas in die Hände nehmen konnten. Requisite und/oder Kostüm erleichtern einem die Rollenfindung. Kleider machen Leute, das gilt besonders für die Schauspielerei. Was bewirkt der passende Hut? Macht er mich zum selbstbewussten Cowboy oder zur feinen Dame, oder eher zum Teenie? Interessant wird es, wenn die Requisite zum Spielpartner wird… Erinnern wir uns an unseren allerersten Kuss? Wunschtraum oder Wahrheit? Doch wie stellt man das mit einem Apfel dar? Besonders amüsierten wir uns über Martinas Erinnerung. Nicht nur in Sachen Liebe wurden wir gefordert. Unsere Aufgabe war es auch die gesamte Vielfalt der Gefühlswelt darzustellen. Vom traurigen Verlust eines geliebten Haustieres, bis zur euphorischen Feier einer Ehescheidung. Jeder denke sich eine Biografie aus! Dass wir diese Identitäten annehmen mussten und mit den Ideen der anderen agieren sollten, wussten wir vorher nicht. Für uns war es zunächst eine Herausforderung. Über unsere Ergebnisse waren wir selbst sehr überrascht. Eine Auftragskillerin trifft auf ihre vermeintlichen Opfer: der arrogante, frauenverachtende Baulöwe, der fürsorgliche Vater und der strebsame Büroangestellte. Eine Therapiesitzung entpuppt sich als Talkshow. Die Moderatorin ist im Umgang mit den Patienten sichtlich überfordert. So hat man sich die Vermarktung beim Hartz IV-TV nicht vorgestellt. Aber mit der Vorstellung ist es so eine Sache! Der Schauspieler muss häufig entgegen seiner eigenen Überzeugung in einer Rolle wirken. Wenn der Text vorgibt sich über Arbeitslose, Hartz IV-Empfänger, Ausländer etc. lustig zu machen, muss man seine eigene Meinung zurückstellen, sich in die Rolle finden und überzeugen. Das ist diesen beiden gut gelungen. Natürlich haben wir an diesem Wochenende noch viel, viel mehr erarbeitet. Mit Spaß haben wir viel gelernt und sind über uns hinausgewachsen. Zunächst waren wir Fremde, wuchsen jedoch schnell zu einem Team zusammen. Im Namen aller möchten wir uns für das tolle, lehrreiche Wochenende in Hohensolms bei Jörg Dreismann, unserem Referenten, bedanken. Nicht vergessen wollen wir aber auch, uns für die liebevolle Betreuung durch Karin und Wolfgang Hartmann zu bedanken. Birgit Göbel und Nadine Knauer, Kulturstall Deute e.V. ungeschminkt August 2012 17 Jack the Ripper „Fleisch, Knochen, Blut“ und eine nachdenklich machende „Welle“ Beeindruckende Inszenierungen der Herborner Heimatspieler in der Kulturscheune Die ersten beiden von insgesamt vier Produktionen des Kalenderjahr 2012 sind vorüber. Und sie gehörten – so will es die Tradition – den beiden Jugendformationen der Herborner Heimatspieler. Mit dem Jungen Ensemble 16+ und den Youngsters hat der Theaterverein, der dazu noch komplett ehrenamtlich die Kulturscheune in der Bärenstadt betreibt, zwei leistungsstarke Gruppen aufgebaut, die mit „Jack (the Ripper“ bzw. „Die Welle“ deutliche Ausrufezeichen im Kulturbetrieb an der Dill setzten. Bei „Jack“ arbeitete die Nebelmaschine bereits vor Vorstellungsbeginn auf Hochtouren. Schließlich wollte ein atmosphärischer, düsterer Hintergrund für das London des ausgehenden 19. Jahrhunderts geschaffen werden. Denn das bildete den Schauplatz des Stückes, mit dem die sich die 12 JungSchauspieler im Alter zwischen 18 und 23 Jahren unter der Regie von Jonas Wogenstahl, einem Eigengewächs des Ensembles 16+, heranwagten. Die Reise in die tiefsten Abgründe des menschlichen Seins fesselte das Publikum, das den couragierten Auftritt der Formation mit lang anhaltendem Beifall honorierte. Das viktorianische London ist für Mary Jane Kelly kein angenehmer Ort. Die junge Prostituierte und ihre Kolleginnen leben in der ständigen Angst vor Armut, Hunger und Krankheit...und in letzter Zeit vor einer noch schlimmeren Gefahr: Ein mysteriöser Serienmörder, der sich in einem mutmaßlichen Bekennerschreiben selbst den Namen „Jack the Ripper“ gibt, terrorisiert das Elendsviertel Whitechapel und ermordet und verstümmelt eine Frau nach der anderen. Eben in diesem „Herbst des Terrors“ 1888 trennt sich Mary Jane von ihrem Freund Joseph Barnett. Barnett setzt jedoch alles daran, sie zurück zu gewinnen und vor allem von der Straße zu holen. Zwar weiß er, dass Mary Jane ihn nur ausnutzt, doch liebt er sie immer noch. „Solange ich Geld hatte, war ich gut genug“, sagt der arbeitslose Trinker. Zur gleichen Zeit arbeiten die Polizeiinspektoren Frederick Abberline und Edmund Reid fieberhaft an der Aufklärung der Ripper-Morde. Erschwert 18 ungeschminkt August 2012 wird ihnen ihr Tagewerk von der nach blutigen Details lechzenden Presse, in Gestalt des Reporters Robert. Noch ahnt niemand, dass die Schicksale aller Beteiligten eng miteinander verwoben sind und manch einer nicht mit offenen Karten spielt. Und dann ist da noch dieser mysteriöse Mann, der aussieht als bestehe er komplett aus Schwärze: Zylinder, Anzug, dichter Bart. Auf Nachfrage, was er in seinem Koffer mit sich herum trage antwortet er nur lakonisch: „Etwas, dass Frauen gar nicht mögen!“ So ist es dann auch durchaus doppeldeutig zu verstehen, wenn Barnett seiner geliebten Mary Jane vorwirft: „Du hast kein Herz!“ „Jack“ in der Version von 16+ vermischte bitteren Realismus mit düsterer Erotik und kurzen Passagen absurder Komik, so dass nun auch Herborn „seine“ Version der seit Jahrzehnten bekannten Geschichte hat. Auch die „Youngsters“ der Heimatspieler, zwischen 15 und 18 Jahren jung, zeigten im Juni ihre Bühnenreife. Nachdem sie 2011 noch eine Bühnenfassung der „Unendlichen Geschichte“ gezeigt hatten, war es diesmal ein echtes Jugendstück, das sie sich ausgesucht hatten. „Die Welle“ riss dabei alle, Besucher wie Ensemble, gleichermaßen mit und sorgte dafür, dass es bei den öffentlichen, vor allem aber bei den Schulvorstellungen in der Kulturscheune mucksmäuschenstill war. Schüler, die als Labormäuse dienen, ein Lehrer, der zum Diktator mutiert, und eine Bewegung, die zerstörerische Kreise nach sich zieht. Was als harmloses Experiment im Geschichtsunterricht begann, endete im totalen Kontrollverlust. Wie entsteht Faschismus? Dieser Frage haben sich die 18 jugendlichen Darsteller unter Leitung von Regisseur Christian Schäfer (ebenfalls ein Eigengewächs des Vereins) gewidmet und zur Beantwortung auf den Schul-LektüreKlassiker „Die Welle“ zurückgegriffen. Er basiert auf einer wahren Begebenheit an einer amerikanischen High School, an der im Geschichtsunterricht das Thema Nationalsozialismus behandelt wurde. Wie war es möglich, dass die Deutschen im Dritten Reich von den Grausamkeiten um sie herum wussten und nichts dagegen getan haben, wollten die Schülerwissen und bekamen die Antwort am eigenen Leib zu spüren. Über eine Anleitung zur korrekten Haltung beim Sitzen und Bemerkungen zu den „Sauklauen“ der meisten Schüler bringt der Lehrer seinen bunten Haufen GeschichtsSchüler dazu, sich für das Thema „Disziplin“ zu begeistern. Es gelingt ihm, den Gemeinschaftssinn der Klasse zu stärken und sogar Außenseiter wie den leistungsschwachen Jonas zum Mitmachen zu animieren. Zu welchem Preis, wird dem engagierten Referendar erst allmählich in Unterhaltungen mit seiner Frau bewusst. Denn die Schüler gründen nicht nur unter seiner Anleitung eine eigenständige Bewegung, in der alle gleich sein sollen, sondern merken auch bald, dass sich diese Gemeinschaft dadurch definiert, dass sie sich zu anderen abgrenzt oder auch: andere ausgrenzt und sich Feindbilder schafft. So entwickelt sich das Experiment zum Selbstläufer mit einer Eigendynamik, die in Opfern, Ausgeschlossenen und Verfolgten endet. „Es ist ansteckend“, stellt Lehrer Ross fasziniert fest. Die Grußformel „Kraft durch Disziplin, Kraft durch Gemeinschaft“ verlässt das Klassenzimmer und schallt schon bald durch die ganze Schule. Eine der wenigen, die sich dem Gruppenzwang widersetzt ist Karo, die sich mit ihrem Widerstand auf gefährliches Terrain begibt und ihre Beziehung zu Marco aufs Spiel setzt. Lehrer Ross sieht sich gezwungen, das Experiment zu beenden, doch wie? Und wann ist der geeignete Moment? Haben die Schüler nicht auch von der Welle profitiert? Denn auch wenn für Ross anfangs alles nur ein Spiel war, weiß er: „Selbst ein Spiel wählt man aus, oder man lehnt es ab.“ Doch muss er feststellen, dass keiner der Schüler sich daran zu stören scheint, ein „gemeinsames Ziel“ zu verfolgen, das keiner kennt und nach dem niemand fragt. Beim großen Showdown am Ende war die Fassungslosigkeit über das Erlebte in der KuSch bei den Besuchern spürbar. Mit seinem eigens für die „Welle“ kreierten und garantiert GEMA-freien Soundtrack sorgte das Ensemble zudem für eine Premiere bei Theaterproduktionen des Vereins. Neben Youngsters und 16+ hat sich inzwischen eine dritte Nachwuchsgruppe bei den Herborner Heimatspielern gegründet – die „Kukis“, wie sich die jüngsten „Kuschkids“ nennen. Sie werden im kommenden Jahr mit „Peterchens Mondfahrt“ ihr erstes eigenes Stück zeigen. Bild ganz oben: Wer hat Neues vom „Ripper“ gehört? Bild oben: Die Damen des „horizontalen Gewerbes“, Lizzy (Miriam Peuser), Julia (Laura-Marie Teichmann) und Mary-Jane (Katharina Giese) nehmen Kontakt zu einem Mann (Dominik Visca) auf. Text und Fotos: Jörg Michael Simmer Die beiden unteren Fotos sind aus dem Stück: „Die Welle“ ungeschminkt August 2012 19 „Drum prüfe ewig, wer sich bindet“ – im Theaterladen des Statt-Theaters Mengeringhausen Eine federleichte Komödie bot uns das Statt-Theater Mengeringhausen im Mai in seiner „Zweig-Spielstätte“, dem kleinen Theaterladen, der wieder einmal voll besetzt war. „Drum prüfe ewig, wer sich bindet“ – es ging um eine junge Frau, die sich kurz vor ihrer Hochzeit nicht so recht entscheiden kann, mit welchem Mann sie nun glücklicher werden würde. Lieber der gemütliche „Teddybär“, der ihr jeden Wunsch von den Augen abliest, bei dem sie aber ihre Karriere als Innenraum-Designerin an den Nagel hängen kann und mit Kind und Küche ihr Dasein fristet. Oder doch lieber den smarten Piloten heiraten, mit dem sie durch die Welt jetten und Karriere mit der Einrichtung von „show rooms“ für Prominente macht? Schon im Hochzeitskleid, hat sie einen kleinen Unfall und sieht in einer Art Ohnmacht beide Leben in abwechselnden Szenen vor sich. Am Ende entscheidet sie sich – wenig überraschend – für keinen der beiden, und es stellt sich heraus, dass sie eigentlich drauf und dran war, einen ganz anderen Mann zu heiraten. Doch auch den lässt sie letztendlich sausen. Allgegenwärtig in jeder Szene: die reiche Mutti, die sich nach Mallorca in eine piekfeine Residenz zurückziehen will. Sie dominier- 20 ungeschminkt August 2012 te die Bühne und das Stück, und das sollte wahrscheinlich auch so sein. Durch die ständigen Szenenwechsel musste auf der kleinen Studiobühne dauernd umdekoriert werden – andere Kerzenständer und ein bunter Überwurf über das Sofa reichten allerdings nicht ganz aus, um zu suggerieren, dass man sich nun in der Wohnung der arrivierten Designerin befand. Das Stück hätte vielleicht besser auf einer größeren Bühne stattgefunden, wo man die beiden Wohnungen nebeneinander arrangieren kann und die Personen nur einen kurzen Ortswechsel durchführen müssen. Das ständige Umdekorieren zog das Stück leider etwas auseinander, die verschiedenen Szenen, die sich direkt gegenüberstanden, hätten ohne Pause besser gewirkt. Auch ist diese Studiobühne für ein Vier-Personen-Stück meiner Ansicht nach zu klein – hier wirken 2-Personen-Stücke toll (ich erinnere mich hier vor allem an „Das Herz eines Boxers“, das für diese Bühne wie geschaffen war!). Ein kleiner Wermutstropfen nur, der dem Spaß jedoch keinen großen Abbruch tat. Ansonsten verbrachten wir einen sehr amüsanten Abend und sind schon gespannt auf die nächsten Statt-Theater-Aufführungen im Theaterladen! Fotos: Lars Jockel ah Fachwechsel Mit der Komödie „Fachwechsel“ von Autor Frank Pinkus gibt die Kleine Bühne Schwalm-Eder ihrem Publikum einen Einblick in die Welt des Theaters. Sehr schnell stellt sich heraus, dass es hinter der Bühne oft ganz anders zu geht, als es den Anschein hat. Absichtliche Verspätungen, Widerstand gegen Regieanweisungen und Probleme mit den darstellerischen Möglichkeiten bestimmen die Arbeit während der Proben zu einer Komödie. Ein noch größeres Problem jedoch sind die unterschiedlichen Charaktere der Darsteller und ihre ihnen eigenen Unzulänglichkeiten. Ganz besonders dominiert die alternde Diva Eva Winterstein, die von Susanne Braun hervorragend auf die Bühne gebracht wurde. Als erfolgreiche Darstellerin selbst schwieriger Rollen kann sie sich mit der ihr zugedachten Mutterrolle nicht so recht anfreunden. Ihre Tochter spielt die erfolgreiche Soap-Darstellerin Sarah Schulz (Ellen Zuschlag), die auf der Bühne allerding eher eine Gegnerin ist. Und so entspinnt sich zwischen den beiden ein erbitterter Kleinkrieg, den die durchsetzungsunfähige Regisseurin Kerstin Berthold (Almuth Karger) nicht zu schlichten vermag. Auch der einzige männliche Akteur, der vertrottelte Hardy Weber (Armin Jordt), steht zwischen den Fronten. Er, der sich bislang als Synchronsprecher seinen Lebensunterhalt verdiente, steht der Problematik ziemlich hilflos gegenüber und wirkte für meinen Geschmack fast schon zu vertrottelt. Für ihn und das MutterTochter-Gespann bedeutete das Engagement in dieser Komödie einen „Fachwechsel“, der eine Menge Probleme mit sich brachte. Insgesamt aber, waren alle Darsteller textsicher und überaus glaubwürdig in ihren Rollen und es war ganz offensichtlich, dass ihnen das Stück und die damit verbundene Herausforderung große Freude bereitete. Eine Neuerung bei der „Kleinen Bühne“ war die Tatsache, dass man die Inszenierung ganz ohne Regie auf die Bühne brachte. In diesem Falle und bei diesem Stück hat es offensichtlich funktioniert, es gibt aber sicher keine Garantie dafür, dass das immer so sein wird. Ich bin eigentlich der Ansicht, dass es besser ist, wenn eine/r der/die das Ganze von außen sieht, die Fäden in der Hand hält. Ich will mich aber gern eines Besseren belehren lassen und freue mich schon jetzt auf das nächste Theaterstück fw bei der „Kleinen Bühne“ in Homberg. Fotos: Frank Weymann ungeschminkt August 2012 21 Das Theater ‚aller art‘ stellt sich vor Die Schulden wachsen ins Unermessliche, das Erbe ist bedroht, jeder weiß es, aber gelähmt von alten Erwartungen ans Leben und wenig rosigen Zukunftsaussichten werden die Hände in den Schoß gelegt. Wir lernen kennen: Ljuba Ranjewskaja und ihren Bruder Gajew, hoch verschuldete Besitzer eines alten Landguts mit legendärem Kirschgarten, die in Erinnerung der schönen, heilen Welt ihrer Kindheit alle Rettungschancen verpassen. Der junge, erfolgreiche Geschäftsmann Lopachin, dessen Vorfahren noch als Knechte auf dem Hof geschuftet haben, die Kinder und Angestellten der Familie - sie alle laborieren an der gleichen Krankheit: Es fehlt an vielem, auch an Liebe, doch fatalistisch lässt man die großen und kleinen Katastrophen des Lebens geschehen. Ihr Unglück ist tragisch und komisch zugleich. Theater ‚aller art‘ zeigt Anton Tschechows absurde Komödie, sein letztes Stück, uraufgeführt 1904, über die Künste des Missverstehens, über Fatalismus, über bizarre Verrückungen von Wünschen und Ängsten in einer Welt, fast so unübersichtlich und lähmend wie heute. Tschechows „Kirschgarten“ ist eines der meistgespielten Stücke auf den großen Bühnen der Welt…. Ganz neu ist die theatralische Zusammenarbeit mit einem Musiker (Akkordeon). Theater ‚aller art‘ ist ein Amateurtheater mit Sitz in Eichenzell bei Fulda - ein Zusammenschluss theaterbegeisteter Menschen aller Altersstufen. Unser Repertoire umfasst u.a. Komödien, Dramen, Szenencollagen, Humoresken. 22 ungeschminkt August 2012 Wenn man uns fragt, was uns motiviert, viele Freizeitstunden in Theaterarbeit zu investieren, dann können wir nach ca. 19 Jahren erfolgreicher Arbeit sagen: • in andere Rollen schlüpfen und sich auf Neues einlassen - eine Herausforderung, • Freude an Bewegung in Verbin- dung mit Rhythmus und Musik haben, • an konstruktiver Kritik wachsen, • Vertrauen in die eigenen Fähig keiten entwickeln • und nicht zuletzt: Theaterspiel macht Spaß Besuchen Sie unsere Homepage: www.theater-aller-art.de Der Glöckner von Notre Dame Die Klosterspiele Merxhausen hatten sich für die Spielsaison 2012 das Stück „Der Glöckner von Notre Dame“ ausgesucht. In Gemeinschaftsregie von Günther Treptow, André Gröning, Rosemarie Neumeyer und Heike Sartor ist es ganz vortrefflich gelungen, die anspruchsvolle Theaterversion in eine anspruchsvolle, kurzweilige und sehr gut unterhaltende Form zu bringen. Jan Dzierzenga in seiner Rolle als missgestalteter, gequälter Quasimodo, bot eine sehr überzeugende Leistung, und auch die Zigeunerin Esmeralda, auf der Suche nach der Liebe ihres Lebens und ihrer Mutter, wurde von der unglaublich temperamentvollen Alexandra Kohl in ganz hervorragender Weise präsentiert. Dem Regieteam ist es ausgezeichnet gelungen, auch die anderen Darsteller ins rechte Licht zu rücken. Hier sei neben dem Erzdiakon Frollo (André Gröning), auch Hauptmann Phöbus (Christian Beilstein) genannt. Anders als bei der eher romantisch angelegten Verfilmung mit Anthony Quinn und Gina Lollobrigida bringen die Klosterspiele Merxhausen mit ihrer Version, eher die mittelalterliche Version auf die Bühne, in der die düsteren Töne und Sitten der damaligen Epoche vorherrschen. Vor einem schönem, funktionalen und auf unnötigen Tand verzichtenden Bühnenbild zeigen die Klosterspieler eine bis zum Ende ständig steigende fw Leistung. Fotos: Frank Weymann ungeschminkt August 2012 23 Leonce und Lena Das Ensemble Feel-X präsentierte Georg Büchners „Leonce und Lena“ an neuer Spielstätte, der Burgruine Stolzenberg. Leonce und Lena ist zugleich märchenhaftes Lustspiel wie bitterböse Satire: über die politischen und sozialen Verhältnisse, in Deutschland vor ca. 150 Jahren… uneins und in unzählige Klein- und KleinstStaaten gespalten, über eine Langweile, die im Nichtstun besteht, über den Automatismus eines zum Ritual erstarrten Lebens. Felix Wiedergrün (Regie) und seine Frau Sarah (Regieassistenz) haben es auch in diesem Jahr wieder verstanden, die Rollen für die Freilichtinszenierung vorzüglich zu besetzen. Die Darsteller waren allesamt mehr als überzeugend und wurden mit viel Zwischenapplaus bedacht. Sehr passend zu der „königlichen Hochzeit“, wurde für die Zuschauer als Abschluss der Vorstellung, noch ein tolles Höhenfeuerwerk aus der Burgruine abgebrannt. m Vorfeld der Aufführung ließ man sich etwas besonderes einfallen: In den achtminütigen Aufstieg zur Burgruine, hatten die Mimen einen „Georg-Büchner-Erlebnispfad“ eingerichtet. Gezeigt wurde dort von Rudolf Falk „Revolutionär auf dem Hambacher Fest (1832)“, „Eine Nachbarin von Georg Büchner (1835)“ stellte Elisabeth Ghulam dar. Thomas Hummel und Hugo Huhn zeigten Ausschnitte von „Dantons Tod“, „Lenz“, „Leonce und Lena“ und „Woyzeck“ Gesang mit Gitarre und Violine brachten Herbert Freund und Willia Schmidt-Glenewinkel zu Gehör. In wechselnder Besetzung: Literatur des 19. Jahrhundert. Am Ende der Vorstellung belohnten die Zuschauer die Darsteller mit langanhaltendem Applaus für ihr tolles Spiel und man darf gespannt sein, wie das die feel-X-Truppe im nächsten Jahr noch toppen will. In weiteren Rollen: Tobias Vierling als Präsident des Staates, Horst Hellkuhl als Hofprediger, Hugo Huhn als Landrat, Horst Hellkuhl als Schulmeister, Hannah Herpel und Carina Zeller als Zermonienmeisterinnen, Lina Steinbock als Hofmeisterin, Elisabeth Ghulam als Kammerdienerin, Horst Hellkuhl, Tanja Steinbock, André Zeller als Polizisten, Hugo Huhn, Henrik Sattler, Tanja Steinbock, Robin Wolf, Carina Zeller als Bauern, Alfred Noll als Musikant Heiner Kraft Zusatzaufführung „Leonce und Lena“ bei „Theater & Buffet“ am Samstag, den 03. November 2012, ab 18:00 Uhr Buffet, um 20 Uhr Aufführung im Bürgerhaus Niederdorfelden. 24 ungeschminkt August 2012 Herr der Diebe Ein Familienabenteuer von Cornelia Funke, in einer Inszenierung von Jörg Dreismann Dicht gedrängt saßen die Premierenbesucher von „Herr der Diebe“ auf den Tribünen, aber leider nur dort, wo sie unter dem Segel Schutz vor dem Regen finden konnten. Doch für die 120 tapferen Theaterfreunde hatte sich der Weg in die Twister Nacht mehr als gelohnt. Alle Mitwirkenden, ob auf der Bühne oder in den Bereichen Technik, Regie, Kostüme und Bühnenbild, verfolgten laut Vorsitzendem Dr. Theo F. Berlitz nur ein Ziel: Den Besuchern einen unterhaltsamen und spannenden Theaterabend zu bereiten. Und das ist dem Amateurtheater in wunderbarer Weise gelungen. Obwohl den Mitwirkenden der Regen in den Kragen tropfte, gaben sie ihr Bestes. Glitschig wurde es besonders für Scipio, den Herrn der Diebe (Dennis Oderwald), der sich in Hochgeschwindigkeit über Mauern und Hindernisse bewegte. Ob er allerdings wirklich ein jugendlicher Meisterdieb ist oder doch lieber Nachhilfe im elterlichen Haus nimmt, bleibt lange ein Geheimnis. So endet ein Einbruch der Kinderbande eher mit einem Plausch auf dem Sofa der Dame des Hauses Ida Spavento (Sina Isenberg) als im Gefängnis. Es war insgesamt ein toller Theaterabend, dem auch das schlechte Wetter nichts anhaben konnte und die Zuschauer sparten es am Ende auch nicht mit Beifall, der wirklich hochverdient war. Fotos: Frank Weymann ungeschminkt August 2012 25 Leonce und Lena Aufführung am Überwald-Gymnasium Wald-Michelbach Prinz Leonce (Jana Johann) und sein närrischer Als aber zum Schluss Leonce das Paradies auf Kumpane Valerio (Lea Reichert) haben den Erden ausrufen lässt, werden sie hellwach und sehr anspruchsvollen Text wunderbar bewäl- signalisieren durch ohrenbetäubenden Lärm tigt und spielerisch facettenreich umgesetzt. ihren Widerstand, denn eins ist gewiss: Im PaWenn Leonce bei Rosettas Liebeslied – von radies ist für sie kein Platz zum Leben- nur zum Alina Sittner traurig sehnsuchtsvoll gesungen Arbeiten. – gelangweilt in der Zeitung blättert und Va- Der Kurs Darstellendes Spiel / Klassenstufe 9 lerio die Vorzüge seiner Weinflasche preist : „ hat sich aus eigenem Entschluss an einen KlasDu brichst das Siegel, und alle Träume, die in siker gewagt, der es in sich hat. Flankiert von ihr schlummern, sprühen dir entgegen“, dann Klassenarbeiten wurde auch an Wochenenden wird deutlich, dass Sehnsucht nach Zuwen- geprobt, in relativ kurzer Zeit das Stück auf die dung und Ersatzbefriedigung damals wie heu- Beine gestellt und das Finale gemeinsam mit te eine Rolle spielen. der Oberstufen-Theater-AG auf die Bühne geBüchner hat in dem heiter ernsten Lustspiel bracht. Das war eine grandiose Leistung der sowohl Gesellschaftskritik als auch Schicksals- Gruppe, die durch G8 schwierige Voraussetgläubigkeit formuliert. König Peter (meisterhaft zungen hatte. verkörpert durch Annika Meierhöfer) als Karikatur Regie als Teamarbeit: Schultheater geht von seiner selbst (er muss sich den SchülerInnen aus, ihrer Welterfahrung und durch einen Knoten in sei- ihrem Zugriff auf das Stück. Die Spielleiterin nem Taschentuch an sein (Inge Selig) lässt die Figuren finden, denn das Volk erinnern) lässt zwar Spiel steht im Mittelpunkt, Spielfreude, Köram Schluss wider besse- perlichkeit und eine Sprache, die glaubwürdig, ren Wissens die Richtigen nicht kunstvoll stilisiert sein soll. trauen, das aber ist allein Es geht also um das Ausprobieren und Erschafdem Zufall zu verdanken. fen unterschiedlicher Rollen und Figuren, um Die melancholisch ge- Identitätsfindung und Persönlichkeitsbildung, stimmte Prinzessin Lena um emotionales Engagement und Sensibilität (Zoé Schuhmann) und zwischen den SpielerInnen, um Verlässlichkeit ihre fürsorgliche Gouver- und Gruppengefühl – denn die Gruppe trägt nante (Leah Schanz) wol- jede Einzelne und jede Einzelne die Gruppe. len dem Schicksal entflie- Schultheater als ein gemeinsamer Prozess! Das hen und laufen ihm direkt macht es so spannend, auch schwierig, aber in die Arme. Beide Figuren letztlich immer bereichernd und lustvoll, so die zeigen starke Präsenz und Spielleiterin. eine Emotionalität, die So manche Lehrerin mag eine sonst vielleicht sogar den lebensmüden zurückhaltende Schülerin plötzlich auf der Leonce wachrüttelt und Bühne in ganz neuer, ungeahnter Form erlebt neu besinnt. Der selbst- haben. Freude und Begeisterung auf beiden herrliche Landrat ( Marko Seiten sind also unverzichtbare BundesgenosWelker) und der zynische sen. Schulmeister (Moritz Bec- In der Oberstufen-Theater-AG soll im komker), der Zeremonien- menden Schuljahr die Frage gestellt werden: meister, der sich in Win- Was haben eigentlich Kleists „ Prinz Friedrich deseile zum Hofprediger von Homburg“ und Goethes „Faust“ mit uns verwandelt (Mirco Rech (den Schülerinnen) zu tun? Beide Werke sind als Multijobber), König Pflichtlektüre für das Abitur. „Verrücktes Blut“ und Hofstaat (Alina Sitt- von Nurkan Erpulat und Jens Hillje haben uns ner, Andrea Ahsan, Leah auf die Idee gebracht, Klassiker auf ungeSchanz), alle warten auf wöhnliche Weise zu befragen und vor allem das Brautpaar. Die Spalier Biographisches mit ins Spiel zu bringen. Einmal stehenden Bauern (Elisa keinen Aufsatz schreiben, sondern die emotioBallmann, Anna Becker, nale Konfrontation mit Dichter, Werk und GeChantal Hennhöfer, Linda Paul, Alina Stalf ) genwart. können sich vor Hunger und Schnaps (den Text und Fotos: Inge Selig Braten dürfen sie nur „riechen“) kaum noch auf den Beinen halten. 26 ungeschminkt August 2012 Theater Gegenstand – Der Liebhaber Das Theater Gegenstand aus Marburg, Ziel einer meiner „Frühjahrs-Theaterreisen“, brachte „Der Liebhaber“ von Harold Pinter auf die Bretter der Waggonhalle. Absurdes Theater? Vielleicht – absurd auf jeden Fall die Situation, in der sich die beiden Protagonisten befinden. Ein Ehepaar, das sich nur noch über Rollenspiele einander nähern kann. Der Mann ist Ehemann Richard und zugleich Liebhaber Max. Sie bleibt distanziert bei Richard, wird leidenschaftlich nur bei Max. Rote Schuhe für den Liebhaber, schwarze für den Ehemann. Erst als Richard/ Max die Ebenen nicht mehr trennt und beide Figuren zu einer verwischen, als sie dieses neue „Spiel“ zunächst ablehnt, dann aber vorsichtig mitspielt, erst dann finden sie als Ehepaar nach und nach wieder zueinander – so scheint es. Doch wann sind beide echt, ganz sie selbst? Wann spielen sie ihre verschiedenen Rollen? Beginnen sie nicht wieder ein neues Rollenspiel? Bis zum Schluss bleibt das völlig offen. Nur eins scheint sicher: Sie lieben und brauchen einander, trotz aller Konflikte und Kämpfe, die sie miteinander ausfechten. Nach der ersten irritierenden Viertelstunde ein spannender Theaterabend, sicher inszeniert und gespielt. Ein ambitioniertes Stück Theater erhielt den verdienten Applaus in der Waggonhalle in Marburg. ah Fotos: Ralf Hofacker ungeschminkt August 2012 27 n e l el t s r i W : Theater spielen tut Kindern und Jugendlichen gut! r o v l al G a j An Anja Gall kümmert sich dankenswerterweise um die Jugendarbeit im Wehlheider Hoftheater in Kassel. Das kann sie natürlich nicht allein bewerkstelligen, deshalb wird sie vom Vorstand und von weiteren Mitgliedern des WHT tatkräftig unterstützt. Für dieses Engagement möchte ich an dieser Stelle allen Verantwortlichen des WHT den Dank des Landesverbandes Hessischer Amanteurbühnen aussprechen. Die Gedanken, die sich Anja Gall zu Kinder- und Jugendarbeit im Amateurtheater macht, haben uns sehr gut gefallen. Wir hoffen, unseren Lesern geht es genau so. Die Redaktion 28 Gedanken von Anja Gall, Wehlheider Hoftheater, Kassel Als ich vor zweiundzwanzig Jahren als Siebzehnjährige das erste Mal beim Wehlheider Hoftheater auf der Bühne stand, war ich selbst noch Schülerin und mir war nicht bewusst, wie mich das Theaterspielen in den nächsten Jahren prägen würde. Leider wird immer wieder unterschätzt, wie positiv sich Theaterspielen bei Kindern und Jugendlichen auf deren Entwicklung auswirkt. Einige Amateurbühnen haben keine Stücke im Programm, die ausschließlich von Kindern gespielt werden. Dabei spricht vieles dafür und bringt auch den Amateurbühnen selbst Vorteile. Das Wehlheider Hoftheater hat vor vielen Jahren bereits die Situation erkannt und die Theaterstücke unter dem Motto „Kinder spielen für Kinder“ sind aus unserer Arbeit heute nicht mehr wegzudenken. Kinder und Theater spielen – das ist eine Kombination, die einfach richtig gut passt, davon bin ich überzeugt und diese Überzeugung motiviert mich immer wieder, mit „unseren“ WHTKindern ein Kinderstück auf die Beine zu stellen. Zugegeben, es kann sehr anstrengend sein, aber wenn ich es mir so richtig überlege, so denke ich, dass es den Regisseuren, die ausschließlich mit Erwachsenen zusammen arbeiten, wahrscheinlich auch nicht anders geht. Der Unterschied liegt meistens darin, dass der Bewegungsdrang der Kinder sehr viel größer ist und der Regisseur hier zusätzliche Nerven aufbringen muss, die Kinder in ihrer Begeisterung hin und wieder ein bisschen zu stoppen. Aber auch das kennt man ja manchmal auch in nicht ganz so starker Form bei den Erwachsenen. Es ist immer wieder interessant zu sehen, wie sich die Kinder im Laufe der Jahre durch das Mitwirken an Theaterstücken entwickeln. Schon allein im Probenverlauf eines einzigen Stückes machen manche Kinder Entwicklungen durch, die man selbst nie für möglich gehalten hatte. Als ich vor ein paar Jahren in der Theater AG, die ich damals in der Grundschule meiner eigenen Kinder geleitet hatte, noch jemanden für die Hauptrolle aussuchen musste, meldete sich ein Junge, dem kaum eines der anderen Kinder diese Rolle auch nur im Geringsten zutraute. Der arme Junge wurde von den anderen Kindern verhöhnt und ausgelacht. Diese Reaktion der Kinder bestärkte mich schließlich in meiner Entscheidung, diesem Kind die Hauptrolle zu geben. Und diese Entscheidung war goldrichtig: Der Kleine spielte sich ein paar Monate später bei den Aufführungen in die Herzen all unserer Zuschauer. Kein Kind lachte mehr über ihn und das Selbstbewusstsein und die Anerkennung des Jungen in der Schule waren um ein Vielfaches gestiegen. Dieses Beispiel zeigt, dass nicht nur das Selbstbewusstsein der kleinen Theaterspieler, sondern auch zahlreiche andere Kompetenzen bei diesem Hobby gefördert werden. So zum Beispiel die Teamfähigkeit, die ein Kind von der ersten Probe bis zur Premiere entwickelt. Dies passiert allerdings nicht von allein, sondern muss meiner Meinung nach vom Regisseur unbedingt unterstützt werden. In unseren Proben spielen die Aufwärmübungen vor der eigentlichen Probe eine ganz entscheidende Rolle und die Zeit für die Aufwärmphase muss sein. Nicht selten bereite ich hierfür Spiele vor, die dabei helfen, aus den vielen unterschiedlichen Kindern ein gut zusammenarbeitendes Team zu bilden – ohne dass die Kleinen davon etwas bemerken. Es macht ihnen einfach nur Spaß, sie werden nebenbei ganz locker und vergessen den Stress, den sie an diesem Tag in der Schule oder zu Hause hatten – eine gute Voraussetzung für einen erfolgreichen Probenverlauf. Solche Aufwärmphasen sind allerdings nicht nur für Kinder gedacht, jedoch haben Erwachsene damit manchmal Schwierigkeiten und sie könnten sich hier einiges von den Jüngsten abgucken. Schwierig wird eine gute Teamarbeit allerdings immer dann, wenn die Kinder nur für eine „große Rolle“ beim Stück mitspielen möchten. Manche werden in dieser Haltung auch von den Eltern unterstützt. Schließlich „muss sich der Zeitaufwand lohnen“. Haben die Kinder aber erst einmal begriffen, dass jede Rolle für das Theaterstück wichtig ist und dass es eigentlich keine „kleinen Rollen“ gibt, so spielen sie ihre Rolle mit großer Begeisterung und sind stolz darauf, ein Teil dieser Gruppe zu sein, die etwas so Tolles gemeinsam auf die Beine stellt. In einem – manchmal etwas länger dauernden - Prozess lernen die Kinder und vor allem die Jugendlichen auf diese Weise, dass sie nicht immer im Mittelpunkt stehen müssen, um zum Erfolg einer Gruppe ihren Teil beizutragen. Das lässt sich beim Theaterspielen bestens lernen. Genauso wie ich selbst darauf achte, die Kinder bei den Theaterproben in Sachen Teamfähigkeit zu unterstützen, halte ich es auch mit der Entwicklung der Sozialkompetenzen. Aus meiner Sicht trägt die Arbeit an einem Stück erheblich zu dieser Entwicklung bei. Die Kinder müssen ungeschminkt August 2012 aufeinander acht geben, aufeinander reagieren und später „hinter der Bühne“ gut miteinander zurechtkommen, damit die Proben und die Aufführungen gelingen. Der Regisseur, aber auch das gesamte Team, alle helfenden Hände müssen hier allerdings eine wichtige Vorbildfunktion wahrnehmen, denn sonst wird auch bei den Kindern wenig Sozialkompetenz gefördert. Neue Kinder bekommen von mir übrigens in der Regel einen Paten an die Hand, also eines der Kinder, das schon einige Male mitgespielt hat – eine verantwortungsvolle Aufgabe für das „erfahrene“ Kind und oft eine Erleichterung für das „neue“ Kind, das vielleicht nicht immer einen der Erwachsenen im Team oder die Regie fragen möchte, wenn es etwas noch nicht Fotos: Frank Weymann weiß. Aus diesen Patenschaften haben sich schon echte Freundschaften entwickelt. Letztendlich wird beim Theaterspielen selbstverständlich auch die Kreativität der Kinder gefördert. Ich persönlich finde es wichtig, dass die Kinder ihre Vorstellungen und Ideen (zu Beginn der Probenphase) ganz selbstverständlich einbringen können. Sicherlich müssen sie hin und wieder gebremst werden, aber einige Ideen werden dann doch erfolgreich umgesetzt und kommen bei den Zuschauern gut an. Denn unser Motto heißt ja „Kinder spielen für Kinder“ und keiner weiß besser, was bei Kindern ankommt, als die Kinder selbst. All diese Kompetenzen, die Kinder und Jugendliche beim Theaterspielen erwerben, wirken sich auch auf andere Bereiche ihres Lebens aus. Schon allein die Gewohnheit, vor vielen Menschen zu stehen und mit dem Lampenfieber vernünftig umgehen zu können, hilft, beispielsweise die Aufregung vor Referaten oder Vorträgen schnell in den Griff zu bekommen. Immer wieder bekommen wir bei uns im Theater die Rückmeldung von Eltern, wie sehr sich ihre Kinder im schulischen Bereich verbessert haben, seit sie Theater spielen. Dies gilt vor allem im mündlichen Bereich. Das ist ein schönes Gefühl, gerade wenn man mitbekommt, dass es dem Einen oder Anderen manchmal sehr schwer fällt, bei all den schulischen Verpflichtungen die Proben nicht zu vernachlässigen. Doch welche Bedeutung hat eine Kindergruppe für ein Amateurtheater? Wie ich bereits angedeutet habe, sind die jungen Schauspieler mit ihren Ideen, die sie in die Stücke einbringen, mit ihren Zuschauern auf Augenhöhe und das kommt bei den kleinen Zuschauern gut an. Hinzu kommt, dass die Kinder einen großen Beitrag für die Zukunft eines Amateurtheaters leisten. Sicherlich gibt es einige, die mit dem Theater groß werden, später aber für den Beruf oder das Studium in eine andere Stadt müssen. Der Teil aber, der bleibt und dem Theater die Treue hält, sorgt dafür, dass das Theater auf Amateurschauspieler zurückgreifen kann, die jung sind, aber trotzdem sehr viele Erfahrungen haben. Sie kennen die Abläufe und haben im Laufe der Jahre Vertrauen gefasst, sowohl zu den zahlreichen dann inzwischen älteren Erwachsenen, die sie als Kinder durch die Stücke begleitet haben, als auch zu den anderen jungen Erwachsenen, die schon als Kinder mit ihnen auf der Bühne standen. Diese gemeinsamen jahrelangen Erfahrungen auf der Bühne sind sehr vorteilhaft für alle Betroffenen, da man sich schon richtig gut untereinander kennt und vertraut. Das sind gute Voraussetzungen für eine erfolgreiche Theaterarbeit. Die kleinen Zuschauer, die sich diese Kindertheaterstücke ansehen, werden ebenfalls mit dem Theater groß und kommen als Erwachsene gern wieder. Die Theaterarbeit mit Kindern und Jugendlichen kann ich nur empfehlen und die Amateurbühnen dazu ermuntern, eine Aufführung mit Kindern einfach einmal auszuprobieren – es ist eine große Bereicherung! ungeschminkt August 2012 29 Termine - Termine - Termine - Termine - Termine - Termine - Termine Kulturscheune Herborn „Taxi, Taxi“ am 24., 25., 26., 29. und 31. August sowie am 1. September. Im November stehen dann zwei öffentliche (24., + 25. November) sowie zahlreiche Schulaufführungen des Klassikers „Das Dschungelbuch“ an. TG Delkenheim Termine Weihnachtsmärchen 2012 Sa. 01.12.12|14:00 & 18:00 Uhr So. 02.12.12| nur 14:00 Uhr Sa. 08.12.12|14:00 & 18:00 Uhr So. 09.12.12|14:00 &18:00 Uhr Fr. 14.12.12| 18:00 Uhr Sa. 15.12.12|14:00 & 18:00 Uhr So. 16.12.12| nur 14:00 Uhr Ehringshäuser Laienspielgruppe „Die Balkon-Szene“ Aufführungstermine: Freitag, den 23. November (Premiere), Samstag, den 24. November, Donnerstag, den 29. November, Freitag, den 30. November, Samstag, den 1. Dezember, Sonntag, den 2. Dezember, Freitag, den 7. Dezember, Samstag, den 8. Dezember 2012 Aufführungsort: Ehringshausen, Saal Schott, Hauptstr. 43, 35329 Gemünden (Felda) Kartenvorverkauf: Stephan Seipp, Hauptstraße 20, 35329 Gemünden, Telefon 06634 918920 Theater Verein Oberursel „Momo“ Spieltermine: Samstag, 01.12.2012 , 15.00 Uhr und Sonntag, 02.12.2012, 15.00 Uhr in der Stadthalle Oberursel, Am Rathausplatz TG Assenheim e.V. Ein Sommernachtstraum Assenheim Bürgerhaus Samstag, 24.11.12, 20:00 Uhr Premiere Sonntag, 25.11.12, 15:00 Uhr - öffentl. Montag, 26.11.12, 10:00 Uhr Schulvorst. Montag, 26.11.12, 15:00 Uhr Schulvorst. Dienstag, 27.11.12, 10:00 Uhr Schulvorst. Freitag, 30.11.12, 20:00 Uhr - öffentl. Samstag, 01.12.12, 15:00 Uhr - öffentl. Samstag, 01.12.12, 20:00 Uhr - öffentl. Sonntag, 02.12.12, 15:00 Uhr - öffentl. Bad Nauheim, Dolce Theater: Donnerstag, 6.12.12, 10:00 Uhr - Schulen Donnerstag, 6.12.12, 18:00 Uhr - öffentl. Freitag, 7.12.12, 10:00 Uhr - Schulvorst Freitag, 7.12.12, 20:00 Uhr - öffentl. Samstag, 8.12.12, 15:00 Uhr - öffentl. Samstag, 8.12.12, 20:00 Uhr - öffentl. Nidder-Bühne e. V. Kein Dinner für Sünder Komödie von Edward Taylor 06. Oktober 2012 19:30 Uhr im Stadthaus in Gehren/Thüringen 03. November 20:00 Uhr WilliSalzmann-Halle in Nidderau 04. November 17:00 Uhr WilliSalzmann-Halle in Nidderau 17. November 20:00 Uhr im Comoedienhaus in Hanau TheMa 90 Immer wieder nachts um vier Sa. 10.11.2012 20:00 Uhr So. 11.11.2012 16:00 Uhr Sa. 17.11.2012 20:00 Uhr So. 18.11.2012 16:00 Uhr Sa. 24.11.2012 20:00 Uhr Kinder- und Jugendgruppe Jugend: Der letzte Schlag der Knackerbande Kinder: Der verwunschene Prinz Sa. 06.10.2012 15:30 Uhr So. 07.10.2012 15:30 Uhr Wehlheider Hoftheater Es war nicht die Fünfte, es war die Neunte Samstag, 29.09.2012, 19:30 Uhr Freitag, 05.10.2012, 19:30 Uhr Samstag, 06.10.2012, 19:30 Uhr Sonntag, 07.10.2012, 16:00 Uhr Freitag, 12.10.2012, 19:30 Uhr Samstag, 13.10.2012, 19:30 Uhr Sonntag, 14.10.2012, 16:00 Uhr Freitag, 19.10.2012, 19:30 Uhr Samstag, 20.10.2012, 19:30 Uhr und Sonntag, 21.10.2012, 16:00 Uhr jeweils im Cassalla Theater, 34117 Kassel, Jordanstr. 11 Taunusbühne Bad Schwalbach Die kleine Meerjungfrau Aufführungen: 17. 11. 2012, 15:00 Uhr, 18. 11. 2012, 15:00 Uhr, 19. 11. 2012, 09:00 Uhr, 19. 11. 2012, 12:30 Uhr, 24. 11. 2012, 15:00 Uhr, 25. 11. 2012, 15:00 Uhr, 01. 12. 2012, 15:00 Uhr, 02. 12. 2012, 15:00 Uhr, 08. 12. 2012, 15:00 Uhr, und 19:00 Uhr und am 09. Dezember 2012, 15:00 Uhr, jeweils im Kurhaus Bad Schwalbach Volksbühne Bad Emstal e.V. Couch – ein Heimatabend Das Düsseldorfer Kom(m)ödchen Am 06. Oktober 2012, um 20:00 Uhr, im Kur- und Festsaal Bad Emstal-Sand Hänsel und Gretel Samstag, 1.12.12, 15.00 Uhr Premiere Sonntag, 2.12.12, 14:00 u. 17:00 Uhr Samstag, 08.12.12, 14:00 u. 17:00 Uhr Sonntag, 09.12.12, 11:00 u. 14:00 Uhr Samstag, 15.12.12, 14:00 u. 17:00 Uhr Sonntag, 16.12.12, um 11, 14 u. 17 Uhr im Kur- und Festsaal Bad Emstal-Sand Thomas Freitag: „Der kaltwütige Herr Schüttlöffel“ Am 19.01.2013 um 20:00 Uhr Termine - Termine - Termine - Termine - Termine 30 ungeschminkt August 2012 Termine - Termine - Termine - Termine - Termine - Termine - Termine Termine - Termine - Termine - Termine - Termine „Prinzessin Piesepampel“ Nachwuchs der Theatergruppe Salmünster begeisterte die Zuschauer Das schräge Märchenspiel „Prinzessin Piesepampel“ war die fünfte Inszenierung, welche die Kindergruppe der Theatermimen aus Salmünster unter der Leitung ihrer Regisseurin Dr. Monika Fingerhut präsentierte. Ein Großteil der neun jungen Schauspieler und Schauspielerinnen war bereits bei früheren Aufführungen mit von der Partie. Bühnenerfahrung war bei der aktuellen, sehr schrägen Inszenierung durchaus von Vorteil. Es handelte sich nämlich nicht um ein romantisches Märchen , das die Akteure sich da ausgesucht hatten. Vielmehr lebt es von Übertreibung und Ironie. Beides galt es, auf der großen Bühne in der Stadthalle zu vermitteln. Doch dies gelang den Akteuren erstaunlich gut . Die Zuschauer in der vollbesetzten Stadthalle wunderten sich dabei über „Prinzessin Piesepampel“ ,die es faustdick hinter den Ohren hat. Die ist nämlich zu Hause der Schrecken des Schlosspersonals und in der Schule nervt und tyrannisiert sie ihre Mitschüler. Die königlichen Eltern, von ihren Regierungsgeschäften und gesellschaftlichen Verpflichtungen stark beansprucht, sind verzweifelt und wissen nicht mehr ein noch aus. Auch der Hofmedikus Doktor Silbernagel ist ratlos. Als die Eltern eines Tages ausgegangen sind, taucht eine recht ungewöhnliche Fee im Schloss auf und bittet die Prinzessin um ein kleines Almosen. Piesepampel jedoch hat nur Hohn und Spott für die Fee übrig – da verwandelt diese die Prinzessin kurzerhand in einen Frosch... Das recht skurril-witzige Märchenspiel thematisierte augenzwinkernd und ohne pädagogischen Zeigefinger einen falsch verstandenen Toleranzbegriff von Eltern, die das Verwöhnen ihrer ‚Prinzen’ und ‚Prinzessinnen’ mit Erziehung verwechseln und sich dann wundern, wenn die lieben Kleinen zu unausstehlichen Tyrannen werden. „Ins Licht“ Besuch beim hessischen Schultheatertreffen in Bad Camberg „Ins Licht“. War das Motto des diesjährigen hessischen Schultheatertreffens in Bad Camberg. Vom 6. bis 10. Juni rückte der Landesverband Schultheater in Hessen insgesamt 12 Inszenierung aus hessischen Schulen. Schülerinnen und Schüler aus Grund- und Förderschulen sowie Oberstufen verschiedener Schulen präsentierten ihre Aufführungen, die im Rahmen von Theater-AGs, Kursen oder im Klassenverband einstudiert wurden. Das Festival rund um das Bad Camberger Kurhaus und die Taunusschule, in der neben einigen Aufführungen auch die Logistik und Beherbergung der Darsteller ihren Platz fand, quirlte vor Leben und fröhlichem Trubel. In entsprechenden Nachbesprechungen reflektierten Schüler und Lehrer getrennt die gesehenen Aufführungen unter fachkundiger Moderation. Workshops, ein Festakt und eine Abschlusspräsentation rundeten das viertägige Festival ab. Das Spektrum der Vorstellungen war dabei ebenso vielfältig, wie das der teilnehmenden Schulen, Altersgruppen und Schulformen: Eigenproduktionen, Tanzdarbietung, Adaptionen großer Klassiker und teils unbekannter Bilderbücher. Alles hatte seinen Platz auf einem eigens von einer Jury zusammengestellten Spielplan des Festivals. Das Festival bot einen spannenden Einblick in die aktuelle Arbeit des Schultheaters in Hessen. Mein Besuch sollte, neben dem persönlichen Vergnügen, in erster Linie dazu dienen die Kontakte zwischen Amateur- und Schultheater auszuloten. Schließlich können wir ja alle in unserer Vereinsarbeit froh sein, junge Schauspieltalente aufzunehmen, die bereits von Kindesbeinen an von fachkundigen Lehrkräften für das Theaterspiel begeistert und geschult wurden. Und die meisten von uns, die im Kinder- und Jugendtheater aktiv sind, wissen um die zunehmende(zeitliche) Bindung der Jugendlichen an die Institution Schule. Bleibt abzuwarten und weiter auszuloten, wie die Verbindungen und Kontakte zwischen Vereins- und Schultheater weiter intensiviert und für alle Seiten positiv vorangebracht werden können. Die Kollegen vom Profitheater sind uns da mit vielen Projekten, wie TUSCH (Theater und Schule), schon einige Schritte voraus. Also Zeit nachzuziehen! Simon Isser, Juni 2012 ungeschminkt August 2012 31 Tartuffe „Nichts korrigiert die Menschen besser als das Gemälde ihrer Fehler“ - mit diesen Worten soll der französische Dramatiker Molière seine 1664 uraufgeführte Komödie „Tartuffe“ gegenüber König Ludwig XIV. verteidigt haben. In der Inszenierung der Taunusbühne auf Burg Hohenstein, die am Freitag Abend Premiere feierte, ist der Satz Teil des Prologs, mit dem der Dichter in Gestalt von Christian Müller sein Publikum einstimmt auf ein witziges Treiben, gewürzt mit einer gehörigen Prise beißenden Spotts. Heuchelei und religiöse Scheinheiligkeit - das ist das Thema des Stück, das Regisseur Andreas Roskos für seine Truppe bearbeitet und mit zeitgenössischen Gags gewürzt hat. Die Gäste der Premiere jedenfalls zeigten sich wieder sehr angetan von den Leistungen der AmateurSchauspieler, die die hintergründigen Figuren des französischen Autors äußerst glaubhaft verkörperten. Da ist zum einen der naive, aber autoritäre Hausherr Orgon (Stefan Thomaß), der dem zweifelhaften Frömmler Tartuffe sein ganzes Vertrauen schenkt, ihn in sein Haus aufnimmt und ihm sogar seine Tochter Mariane (Lisa 32 ungeschminkt August 2012 Scholz) zur Frau geben will. Anders als Orgon und seine gestrenge Mutter (Brigitte Müller) durchschaut der Rest der Familie und vor allem Hausmädchen Dorine (Verena Scholz-Roskos) sehr wohl, dass Tartuffe zwar Wasser predigt, selbst aber Wein trinkt. Geheuchelte Bekenntnisse Die Rolle des scheinbar so gottesfürchtigen Tartuffe füllt Holger Schön in mal betender, dann wieder wüster Pose grandios aus. Mit salbungsvoller Stimme heuchelt er fromme Bekenntnisse, bevor er in wilder Begierde der schönen Elmire, Orgons Ehefrau (Andrea Just) an die Wäsche geht. Erst, als Elmire Tartuffe mit einer List als Schwindler entlarvt, will Orgon ihn herausschmeißen - doch da ist es schon zu spät: Sein Haus und seine Vermögen hat er Tartuffe überschrieben und so zeigt der listige Betrüger sein wahres Gesicht. Als der Gerichtsvollzieher Loyal (Ulrich Müller) anklopft, scheint es keinen Ausweg mehr zu geben. Molière aber löst die Situation auf - im Stück wie auf der Taunusbühne, auf der Christian Müller noch einmal mit dunkler Brille erscheint - und entlässt sein Publikum mit einem Happy End und dem Kanon „Der Hahn ist tot“. Zum Happy End der Premiere gehörten auch diesmal Blumen und Dankesworte für die Mitwirkenden auf und hinter der Bühne und ein Himmel, der seine Schleusen wenigstens in diesen Stunden einmal geschlossen hielt. Von Hannelore Wiedemann