ungeschminkt Das Magazin des Landesverbandes Hessischer Amateurbühnen e.V. Ausgabe Februar 2015 28. März 2015 - Landesverbandstag 2015 in Wetzlar mit Verleihung des KiJu-Preises 2014 amarena Theaterfestival 2014 Seiten 16/17 BAC-Theater: Die Geschichte vom Soldaten Seite 22/23 KIJU-Preis 2014 Die Entscheidung ist gefallen. Landesverbandstag 2015 BDAT Theaterpreis: Amarena 2014 Seminarangebote des LV ungeschminkt Februar 2015 1 IMPRESSUM Herausgeber: Landesverband Hessischer Amateurbühnen e.V. Mitglied im BDAT Georg-Büchner-Str. 9 61194 Niddatal Verantwortlich: Vorsitzender: Norbert Deforth (nd) Tel.: 06034-3467 E-Mail: [email protected] Im Internet unter: www.lvha.de Redaktionsleiter/ Verantwortlicher Redakteur (V.i.S.d.P.): Frank Weymann (fw), Königsberger Str. 15 34270 Schauenburg Tel.: 05601-5430 Fax: 05601-920735 E-Mail: [email protected] Lektorat: Antje Hörl (ah) Teichecke 15 34308 Bad Emstal Tel.: 05625-5577 E-Mail: [email protected] Nachdruck, mit Quellenangabe und gegen Übersendung eines Belegexemplars an die Redaktion gestattet. Auflage 1000 Stck. Die Zeitschrift erscheint zweimal jährlich (Februar / August). Die mit Namen oder Initialen gekennzeichneten Beiträge geben die Auffassung der Verfasser, nicht aber die des Herausgebers bzw. der Redaktion wieder. Es wird nur die allgemeine, presserechtliche Verantwortung übernommen. Layout, Satz und Bildbearbeitung: Frank Weymann Schauenburg Inhalt Seite Impressum, Inhaltsverzeichnis 2 Editorial 3 Aus der Vorstandsarbeit/dem Verband 4 Nachgefragt... 5 Nachrufe 6 Herbsttreffen der Bereiche W/S/O 7 8-9 Int. Theatertage Hanau 2014 Ki.-Ju.- Camp 2014 Burg Hohensolms 10 Freilichtbühne Twiste: Das Dschungelbuch 11 Ketternschwalbach / VBE - Drosselbart 12 Espenau: In geheimer Mission 13 BDAT Seniorentheater-Forum 14 Kleine Bühne 70, Kassel: Mord im Pfarrhaus 15 BDAT: Theaterpreis Amarena 2014 16 - 17 TG Kult, Fritzlar: Die Räuber 18 - 19 Theater als Lern-Impuls in Rodgau 20 WHT Traumfetzen, 8 Frauen, Schneekönigin 21 22 - 23 BAC: Geschichte vom Soldaten Ehringshausen: Gemündener Kulturwoche 24 Statt-Theater: Winnie Wackelzahn 25 TG Assenheim: Die Schneekönigin 26 Ensemble feel-x: Drei Männer im Schnee 27 25 Jahre Dornheimer Theaterkiste 28 - 29 25 Jahre Bad Camberger Festspiele 30 Peter von Orb: Mein Freund Harvey 31 40 Jahre Grasellenbacher Heimatbühne 32 - 33 Termine, Seminare 34 Spieltermine 35 Peter von Orb: Amok - Winnenden ist überall 36 Die nächste Ausgabe erscheint im August 2015 Redaktionsschluss: 03. Juli 2015 Förderer des Landesverbandes Hessischer Amateurbühnen e.V.: 2 ungeschminkt Februar 2015 Titelfoto: BAC: Geschichte vom Soldaten, Fotograf: Wolfgang Hergesell, Bad Arolsen Druck: flyeralarm GmbH, Alfred-Nobel-Str. 18, 97080 Würzburg www.flyeralarm.com Ed i tori al Liebe Theaterfreunde, in unserer Ausgabe vom Februar 2014 habe ich mein Vorwort mit folgendem Leitsatz begonnen: „Ob die Hessische Landesregierung nach den Neuwahlen den Bereich „Kunst“ aufwertet, oder aber wieder alles beim „Alten“ bleibt, werden wir jetzt ein weiteres Mal hinterfragen,“ Nun, es ist etwas in Bewegung geraten. Nachdem der Landesverband mehrmals schriftlich und schließlich auch persönlich seine Anliegen darlegen durfte, dürfen wir künftig mit einer wesentlich „breiteren“ Unterstützung für die Ausübung unserer Verbandsarbeit rechnen. Mehr über dieses Thema und die Pläne, die als Argumentationsgrundlage gegenüber dem HMWK dienten, werde ich dann auf unserem Landesverbandstag am 28. März 2015 in Wetzlar bei der Bühne “Neues Kellertheater“ -die ihr 25-jähriges Jubiläum feiert- berichten können. Soviel sei aber schon verraten: Für unsere Lehrgänge wurden vom HMWK die Zuschüsse bereits für 2015 nicht unwesentlich erhöht, so dass wir in der Lage sind, zusätzliche Lehrgangsaus-schreibungen auf den Weg zu bringen. Ebenso konnten wir das HMWK für die vielen Kinder- und Jugendprojekte bei unseren Verbandsbühnen sensibilisieren, wofür noch in 2015 zusätzliche Sondermittel bereitgestellt werden. Zudem wird in 2016 das wohl bundesweit größte Preisträgerfestival zum “Deutschen Amateurtheaterpreis Amarena“ des BDAT in Offenbach stattfinden. Initiator ist der Theaterclub ELMAR, der zusammen mit der Stadt Offenbach nun auch das HMWK von dem herausragenden Event überzeugen konnte. Auch der Landesverband unterstützt diese Initiative mit allen vorhandenen Ressourcen und es besteht jetzt die berechtigte Hoffnung, dass das Festival tatsächlich bei einer Bühne des Landesverbands Hessischer Amateurbühnen ausgerichtet werden kann. Die Ausschreibung zum „Deutschen Amateurtheaterpreis 2016“ erfolgt im Herbst 2015. Wir vom LVHA möchten natürlich, dass sich möglichst viele Hessische Bühnen an diesem Wettbewerb beteiligen, und vielleicht können wir am Ende sogar einen Preisträger aus unserem Verband hochleben lassen. Wir werden rechtzeitig informieren. Und um beim Thema Wettbewerb zu bleiben: Auch der LVHA hat nunmehr seinen 2. KIJU-Wettbewerb in Folge abschließen können. Die Nominierten sind zu unserem Landesverbandstag in Wetzlar eingeladen, wo auch die Preisverleihung durchgeführt wird. Zusätzlich werden erstmals auch zwei Sonderpreise verliehen. Auch hierfür sind die Nominierten eingeladen. Außerdem konnten wir einen Vertreter des Hessischen Ministeriums für Wissenschaft und Kunst für ein Grußwort zu unserem Landesverbandstag gewinnen. Nun wünsche ich mir nur noch, dass ich viele Bühnen bei unserem Landesverbandstag am 28.03.2015 in Wetzlar begrüßen kann. Es lohnt sich für alle Bühnen diesen Tag gemeinsam zu verbringen. Ein weiterhin gesundes, glückliches und erfolgreiches neues Jahr 2015 Mit herzlichen und theatralen Grüßen Euer Norbert Deforth ungeschminkt Februar 2015 3 !!! Bitte unbedingt vormerken !!! Aus der Vorsta n dsa rb e i t... Landesverbandstag 2015 Gedanken springen wie Flöhe von einem zum anderen, aber sie beißen nicht jeden. George Bernhard Shaw, 1856-1950 irischer Dichter / Dramatiker 4 28. März 2015 in Wetzlar mit Neuwahl des LV Vorstandes Die schriftliche Einladung ist unterwegs. Jubiläen Ehrennadeln des BDAT für 40 Jahre: die hannemanns e.V. Wera Piske, Rosi Reinhardt und Heinz Schlüter Gras-Ellenbacher Heimatbühne e.V. Winfried Bauer, Inge Bauer, Herbert Kolb, Helga Dörsam und Hans Dörsam Laienbühne Griedel e.V. Brigitte Schrenk und Walter Kopf Theaterwerkstatt ADS, Lampertheim Heinrich Kraft Freilichtbühne Bonbaden Horst Martiné, Albert Dorlas und Walter Schmidt Ehrennadeln des BDAT für 25 Jahre: Taunusbühne Bad Schwalbach e.V. Uwe Hangen, Hubert Prause Wehlheider Hoftheater e.V., Kassel Gerd Brückmann, Hans-Jürgen Gück, Silke Heck, Karin Ziller, Ute Reiter und Klas Massing Sandbachmimen, TSV Pfungstadt Sabine Damm, Wolfgang Damm, und Andrea Meise die hannemanns e.V. Dr. Gisela Werner und Wolfgang Heber h Herzlic en! m m o k l l Wi Wir begrüßen alle neuen Mitglieder ganz herzlich und freuen uns auf eine gedeihliche Zusammenarbeit zum Wohle aller. Den ausgeschiedenen Mitgliedern wünschen wir weiterhin eine spannende Theaterarbeit und alles Gute. ungeschminkt Februar 2015 Der Vorstand Laienbühne Griedel e.V. Renate Prüller, Matthias Görlach, Ulrike Görlach-Dreut, Lotti Bender, Rudolf Hess und Jörg Zeh Gras-Ellenbacher Heimatbühne e.V. Irmtraud Lipp, Sieglinde Fuhr, Erich Arnold, Willi Helm, Elke Willutzki, Winfried Helmstädter und Gisela Helmstädter Dornheimer Theaterkiste Monika Peschk und Angelika Weber Gernsheimer Orgelpfeifen Rosel Schmitt Freilichtbühne Bonbaden Hartmut Medenbach und Brigitte Neumenn Volksbühne Bad Emstal e.V. Manfred Altmann, Sonja Giese, Ingrid Gillich, Ernst Gillich, Edith Rother, Horst Rother, Michael Rother Bühnenjubiläen 25 Jahre Bad Camberger Festspiele e.V. Dornheimer Theaterkiste e.V. KIJU-Preis 2014!!! Die Entscheidung ist gefallen. Die Preisträger des Hess. Ki-Ju-Amateurtheaterpreises 2014 stehen fest und wurden inzwischen unterrichtet. Die Verleihung der Ehrenpreise wird anlässlich des LV-Tages am 28. März 2015 in Wetzlar erfolgen. Neben den drei Hauptpreisen wird es auch zwei zusätzliche Förderpreise geben. Neue Mitglieder im Landesverband Nr. 115 Bereich Nord Name Kulturkreis Oberhone - Dachbodentheater Nicht mehr im Landesverband: Laienspielgruppe Lampenfieber, Wölfersheim Theatergruppe Querbeet Nachgefragt ...von Thorsten Stichweh, Theaterclub Elmar Neue Besen kehren gut… wenn man sie lässt! In Bezug auf das letzte ‚Nachgefragt‘ in der Ungeschminkt möchte ich die Gelegenheit ergreifen und hier meine Erfahrungen und Gedanken zu diesem Thema teilen. Fast 15 Jahre habe ich in meinem Theaterclub als Spieler und am Ende auch als Regisseur verbracht. Nach einigen Jahren habe ich mich auch außerhalb des eigenen Tellerrandes bewegt und zahlreiche Workshops besucht und auch in einer zweiten Gruppe auf der Bühne gestanden. Diese Erfahrungen haben mich dazu gebracht, als Regisseur etwas Neues in meinem alten Verein zu versuchen - aber ich bin auf mehr Hindernisse und Stolpersteine getroffen, als ich im Vorhinein gedacht hatte. Unsere Proben finden zweimal die Woche immer abends nach der Arbeit statt. Um alle Darsteller etwas zu entspannen und eine gelöste Atmosphäre zu schaffen, versuchte ich verschiedene Gruppenübungen am Anfang der Probe zu machen. Das endete damit, dass die alt-gedienten Spieler fast immer ‚zu spät‘ kamen, um da nicht mitzumachen. Dass Pünktlichkeit ein generelles Problem war, ist ein anderer Punkt. Nachdem also diese Übungen nicht angenommen wurden, ließ ich das nach einigen Wochen sein, um wenigstens ‚normalen‘ Probenablauf zu gewährleisten, ohne noch überziehen zu müssen. Auch meine Worte, dass diese Übungen den Spielern helfen sollen, mit einem anderen Gemütszustand als dem gestressten, weil gerade von der Arbeit gekommen, in die Probe zu gehen, wurde mit den Worten ‚das brauchen wir nicht‘ abgeschmettert. Auch neue Ansätze, um die Rollenfindung zu erleichtern wurden ignoriert oder kurz angenommen, nur um dann wieder in das alte Schema zu verfallen. Ich finde, hier passt sehr oft das Sprichwort: Was Hänschen nicht lernt, lernt Hans nimmermehr. Viele Gruppen scheinen so in alten Strukturen verhaftet zu sein, dass es fast unmöglich ist diese auch nur ein wenig aufzuweichen. Das macht aber auch die Arbeit mit Neu-Mitgliedern schwierig, da diese oft willens sind, was Neues zu probieren, aber von den ‚Alten‘ schnell runtergezogen werden. Und ‚runtergezogen‘ ist da das richtige Wort. Auch der Versuch zu erklären, dass all das ja nicht gemacht wird, weil ich es toll finde, Leute zu quälen, sondern weil ich die Hoffnung habe noch ein wenig mehr aus der Bühnenleistung heraus zu kitzeln und neuen Anreiz und Spaß zu bringen, wurde nicht angenommen. Ein Theaterverein sollte immer versuchen neue Wege zu gehen und sich stetig weiter entwickeln. Die ‚Konkurrenz‘ wächst, aber die Zahl der Zuschauer wird dadurch nicht größer. Was jetzt versäumt wird, rächt sich in ein paar Jahren und wird für ‚Traditionsvereine‘ das Ende bedeuten. Ich habe keine Ahnung, warum gerade so kreative Köpfe wie Laiendarsteller sich so gegen Neuerungen wehren. Aber ich habe gesehen, dass so ein Verhalten dazu führt, dass engagierte neue Vereinsmitglieder entweder sehr schnell resignieren oder/und den Verein schnell wieder verlassen. Auch ich habe aufgegeben und mich zum Spielen einer neuen Gruppe angeschlossen. ungeschminkt Februar 2015 5 Er war Lehrer, Politiker und Schauspieler Klaus-Peter Haß in Bad Karlshafen gestorben, der Theaterverein „Die Bühne“ im nordhessischen Hofgeismar trauert um ein langjähriges Mitglied. Nachrufe Im Alter von 67 Jahren ist am 31.10.2014 in Bad Karlshafen der Lehrer, Kommunalpolitiker und Schauspieler Klaus-Peter Haß gestorben. Er erlag dem gleichen Krebsleiden, an dem vor zwei Jahren bereits sein älterer Bruder Hans-Joachim Haß verstorben war. Die Familie wuchs in Hofgeismar auf. KlausPeter Haß wurde wie schon sein Vater und sein Bruder Lehrer und unterrichtete unter anderem an der Gustav-Heinemann-Gesamtschule Hofgeismar und zuletzt bis zu seinem Ruhestand an der Marie-Durand-Schule Bad Karlshafen. Dazwischen war er eine Zeit lang als Deutschlehrer an einer Schule in Dänemark tätig. Die Liebe zur Literatur und zum Theater lag in der Familie. Sein zweiter Bruder Horst war am Grips-Theater in Berlin tätig und wie sein Bruder Hans-Joachim war Klaus-Peter Haß lange in der Theatergruppe „Die Bühne“ in Hofgeismar aktiv, wo er oft in einer der Hauptrollen als prägnanter Charakter brillierte, unter anderem im „Hauptmann von Köpenick“ und dem „Besuch der alten Dame“. (tty) Pension Schöller (2011): Klaus-Peter Hass (links im Bild) neben Tina Hancken mit seinem wenige Monate nach dieser Aufführung in 2012 verstorbenenen älteren Bruder und langjährigen Regisseur Hans-Joachim Hass Am 26. August 2014 verstarb nach schwerer Krankheit Hubert Friebertshäuser 04.12.1938 - 11.10.2014 Hubert Friebertshäuser hat leider nie selbst auf den Brettern einer Bühne gestanden – und doch war sein Leben über viele Jahre vom Amateurtheater geprägt. Als Unterstützer seiner zu fast 100 % vom Theaterfieber durchdrungenen Familie und vor allem seiner Frau, als Vorredner und Ansager, aber auch mal als Souffleur oder Scheinwerferdreher in den „Vorläuferzeiten“ sowie als Gründungsmitglied der Volksbühne Bad Emstal e. V. war er lange Jahre stets mit Rat und Tat zur Stelle. In den letzten Jahren bis Ende 2013 wachte er als einer von zwei Kassierern der Eintrittsgelder akribisch über die Kasse. Sein plötzlicher Tod hat uns betroffen gemacht, und die Volksbühne Bad Emstal wird ihm stets ein ehrendes Andenken bewahren. 6 ungeschminkt Februar 2015 Helga Wenhardt im Alter von nur 70 Jahren. Helga war die Gattin des langjährigen Präsidenten und jetzigen Ehrenpräsidentendes LV Amateurtheater Baden-Württemberg e.V.. Helga ist gemeinsam mit ihrem Mann, im Juli 2013 zu ihrer Tochter in das hessische Rodgau verzogen. Sie war als Schauspielerin und Regisseurin ebenso tätig, wie als langjährige Mitarbeiterin in der Geschäftsstelle des LABW. Ich durfte Helga anlässlich der Bundesversammlung des BDAT im Jahre 2013 in Hamburg kennen lernen, wo sie als „Zeitzeugin des Amateurtheaters“ von ihren Erfahrungen mit dem Theater berichtete. Ihre Lebendfreude, ihre Erfahrung und ihre Kompetenz wird vielen Theaterfreunden unvergessen bleiben. Unser Mitgefühl gilt der Familie. Im Namen des LV Hessischer Amateurbühnen e.V., Frank Weymann, stellvertr. Vorsitzender Herbsttreffen West/Ost/Süd am 11. Okt. 2014 in Bad Soden Salmünster bei der Theatergruppe „Ensemble feel-X e.V.“, Nachdem so nach und nach 16 Teilnehmer von 11 Bühnen den Huttenkeller im Schleifrashof in Salmünster entdeckt hatten, konnte Wolfgang Hartmann vom Bereich West die Begrüßung, auch im Namen der 3 anderen Bereichsleiter, Bernd Herche (Ost), Heiner Kraft (Süd) und Karin Hartmann (West) vornehmen. Nach Begrüßung durch den 1. Vorsitzenden Felix Wiedergrün vom „Ensemble feel-X“und dem Hinweis auf Leerung des sehr reichlichen Kuchenbüffets fand ein kurzes Vorstellen der Bühnenmitglieder statt. Danach folgte eine lebhafte Diskussion über folgende Themen: z.B. eine Vereinbarung mit dem Kultusministerium über Freistellung von Schülern. Mehr zum Thema unter: www.spreewald-schule.de/antraege/freistellung.pdf Kooperation mit Schulen Hier berichtete Heiner Kraft aus seiner Erfahrung. Außerdem wurde auf einen Koop-Vertrag unseres 1. Vors. Norbert Deforth mit Schulen hingewiesen. Diesen kann man bei Bedarf bei Norbert abrufen. (Fast) geregelte Nachfolge für Karin und Wolfgang Hartmann (Bereich West) Die Nachfolger müssen erst noch bei der HV im März 2015 gewählt werden. Newsletter der Bereichsleiter Wird sehr begrüßt. Deutscher Name dafür muss noch gefunden werden. Von allen BL in unregelmäßigen Abständen per mail verschickt, sollte er Neuigkeiten enthalten, die nicht unbedingt in der „ungeschminkt“ behandelt werden. Außerdem kann er Multiplikator für Einladungen an Bühnen untereinander sein (wenn diese dies an die BL herantragen). Wir bleiben so in der Erinnerung der Bühnen Winfried Kessler (Ehringshäuser Laienspielgruppe) sucht Kostüme etc. Ihm konnte durch die Anwesenden schon z. T. geholfen werden. Außerdem verwies man ihn auf die LV Homepage (hier kann man über die BL Dinge anbieten bzw. suchen) und den Fundus des BDAT in Lingen. Außerdem hätten die Theatergruppen Assenheim, Wettenberg, Bad Homburg, Bad Walbach einen großen Fundus. Freistellung von Schauspielern für die Aufführung Barbara Becker, Volksbühne Bad Homburg, hat Bildungsurlaub als Fortbildung für Lehrgänge Ist es möglich, Bildungsurlaube über unsere Verbände (LV und BDAT) zu bekommen? Muss mit Verbänden abgeklärt werden. Preisnachlässe für Bühnenmitglieder Die Mehrheit der TN sprach sich für einen Nachlass bzw. kostenlosen Eintritt aus, da dieses ja den Austausch der Bühnen untereinander fördert, der auch unbedingt mehr gepflegt werden sollte. Jubiläum BDAT und LV im Jahre 2017 Vorschlag: Daten etc. sollten auf der Homepage und in „ungeschminkt“ und im kommenden „Newsletter“ der Bereichsleiter veröffentlicht werden. Über entsprechende Einladungen usw. sollte der 1. Vors. immer Infos an die BL geben. Folgende Bühnen haben 2015 Jubiläen: Nidder Bühne 30-jähriges (Evi Diegel) Wettenberger Sammelsurium 25-jähriges (Jens Kirch) Frühjahrstreffen für West/Süd: vermutlich bei der Volksbühne Bad Homburg Frühjahrstreffen Ost Bitte vormerken: Dieses findet am Samstag, 11. April 2015 um 14 Uhr beim „Theaterhausgemacht“ e.V. im Bürgerhaus Bimbach (hinter der Gaststätte „Zur Linde“), Am Kirchborn 2 a, in 36137 Großenlüder/Bimbach statt. Die Theatergruppe „hausgemacht“ freut sich bereits jetzt auf eine reichliche Teilnahme. Diskussionsthemen können auch schon im Vorfeld an den Bereichsleiter Bernd Herche per Fax 06043/400244 oder email herche@ wi-fi.de eingereicht werden. Wir bedanken uns im Voraus bei „hausgemacht“ für die Ausrichtung des Treffens. ungeschminkt Februar 2015 7 31. Int. Theatertage Hanau Internationale Theatergruppen Theater Agora, Belgien: Nebensache Theater Agora, Belgien: Nebensache Wild Bunch: Request Stop Wild Bunch: Request Stop 8 ungeschminkt Februar 2015 Die Hanauer Amateurtheatertage sind neben der Theaterwoche Korbach die wichtigste Veranstaltung im Hessischen Amateurtheater. Auch im Jahre 2014 hat die Truppe um Birgit Bär eine sehens- und erlebenswerte Veranstaltung auf die Beine, bzw. die Bühne gestellt. Die Theatergruppen kamen z.T. von weit her. Es waren in diesem Jahr folgende Theater vertreten: Theater AGORA - das deutschsprachige Theater aus Belgien begeisterte die Zuschauer mit dem Stück „Nebensache“: Cornelius schläft jede Nacht an einem anderen Ort. Sein Zuhause ist das Unterwegssein und die Menschen, denen er begegnet. Er besitzt nichts und er strebt auch nicht nach Besitz. Cornelius erzählt seine Geschichte, in der AGORAtypischen, eindringlichen und wundervollen Art, es ist eine Freude ihm zu zu hören und zu sehen. Bunte Zellen, Berlin zeigt „Mauerstückchen“ Mauerstückchen beschäftigt sich mit dem Fall der Mauer in Berlin am 09. November 1989. Dabei sind Geschichten aus ost- und westberliner, aber auch türkischer Sicht, entstanden. Alles unter dem Motto: Die Mauer fällt und die familiäre Fassade gleich mit. Die Mauer fällt und aus harmloser Oma wird ein Langfinger. Ein Spiel mit viel Gesang untermalt von einem Akkordeon. Theater Jaroslawl: Liebe, die Liebe... Die Liebe ist ein überwältigendes Gefühl, dem keine sprachlichen Erklärungen gerecht werden. Dennoch erkennen wir dieses Gefühl sofort und ohne Zweifel. Die Liebe beflügelt den Menschen und lässt alles um ihn herum, schöner und besser werden. Die Darstellung ist eine plastische Umsetzung der Gedanken über die geheimnisvolle Natur dieses fantastischen Gefühls.Das Theater der Partnerstadt Jaroslawl ist seit vielen Jahren Gast bei den internationalen Theatertagen. Die Absolventen der Hochschule präsentieren jedes Jahr in Hanau ihre Abschlussarbeit auf der Bühne. Fließende Bewegungen und faszinierende Körperbewegungen beeindrucken jedes Jahr das Publikum. The Wild Bunch, Berlin: Request Stop Irgendwo in London. Eine junge Frau steht an der Bushaltestelle, eine Bushaltestelle, an der nur bei „Bedarf“, auf Bitten, der Bus hält. Nach und nach gesellen sich immer mehr Wartende dazu. Mit einer harmlosen Frage nach dem Ziel des Busses versucht die Frau Kontakt aufzunehmen, erhält aber keine Antwort, nur Schweigen tritt ihr entgegen. Eine alltägliche Situation, wie sie wohl fast jeder schon erlebt hat. An der Bushaltestelle zeigt jeder sein Alltagsgesicht, eine Fassade, die es zu wahren gilt. In einer eindringlichen Inszenierung zeigten die Berliner Mimen, welche Problematiken einen an einer Haltestelle erwarten können. Theater der Stadt, Gotha - Mutsel - das Sockenmonster hat Socken zum Fressen gern. Es lebt in einer Waschküche, einem Paradies für Sockenmonster. Rumpel - die Waschmaschine - nimmt geduldig die Schuld für jede fehelende Socke auf sich. Eigentlich wäre alles wunderbar, würde nicht Emma - ein junges Mädchen - eines Tages eine Fußballsocke vermissen und Mustel beinahe auf frischer Tat ertappen. Ab diesem Moment ändern sich die Dinge für Mutsel grundlegend ... Die Protagonisten aus Gotha haben sowohl die kleinen, als auch die großen Zuschauer restlos begeistert. 02. - 05. Oktober. 2014 machen tolles Theater in Hanau Mutter Furie - Studio-Bühne Essen „Lützen 1632. Frankreich 1870. Stalingrad 1943. Deutschland 1945. Algerien 1961. Irak 1990. Sarajevo 1994. Kenia 2012… - Es ist Krieg. Immer. Irgendwo … Irgendwann.“ So der Text auf dem Werbe-Flyer der Studio-Bühne Essen für diese Produktion. Die Novelle von Guy de Maupassant spielt im Deutsch-Französischen Krieg von 1870/71. Ein Dorf wird besetzt, und die Familien bekommen feindliche Soldaten zugeteilt, die bei ihnen wohnen werden. In diesem Fall wird eine Mutter, deren Sohn eingezogen wurde, einen jungen, englischen Soldaten beherbergen. Die beiden sprechen unterschiedliche Sprachen und verstehen einander nicht, sind aber gezwungen, miteinander auszukommen. Eine brisante und psychologisch interessante Konstellation. Diese Geschichte erleben wir in einer Art Prolog in der bis auf den letzten Platz besetzten Hanauer Reinhardskirche gleich zu Beginn der Aufführung. Mit großer Eindringlichkeit schildert Kerstin Plewa-Brodam als „Mutter“ die Durchlöcherung ihres Körpers, die einzelnen Körperteile und Organe, die von Kugeln getroffen werden. „There’s nothing left to breathe“, stöhnt Stephan Rumphorsts „Soldat“: „Why did you kill me?“ - Der Krieg hat also zwei weitere Tote hinterlassen. Warum und wie es dazu kommt, ist eine spannende Geschichte. Vornehmlich Körpertheater, musikalisch begleitet von Heiko Salmon, der die einzelnen Szenen mit Gitarre und Akkordeon begleitet und gliedert, führt die Zuschauer zur ersten Konfrontation der beiden Darsteller, als der Soldat zum ersten Mal das Haus der Mutter betritt. Wenige kurze Sätze und lange stumme Passagen mit langsamen und intensiven Bewegungen verstärken die Wirkung der Inszenierung. Die Beziehung zwischen Mutter und Soldat wird hauptsächlich über Gesten dargestellt, dadurch wird der Zuschauer sehr stark in das Geschehen eingebunden und entwickelt eine Beziehung zu den Darstellern. Die Tagesabläufe werden ausschließlich pantomimisch geschildert, umso mehr ist der Zuschauer dann berührt, wenn die Mutter nach langem Schweigen sagt: „Sie brachten ihn herein. Meinen Mann. Er war tot.“ Es ist zu spüren, da sind zwei verunsicherte, eigentlich gutmütige Menschen, die sich misstrauisch gegenüber stehen und ihr Verhältnis nicht klären können, denn sie verstehen einander nicht. Um diese Sprachdifferenz deutlich zu machen, spricht Rumphorst nur englisch und Plewa-Brodam nur deutsch, dadurch haben nicht nur Gestik und Mimik, sondern auch die Sprache symbolische Bedeutung. Obwohl die Zuschauer immer mehr das Gefühl entwickelten, dass sich die Beziehung der beiden entspannen würde, endete das Stück dann doch genau so, wie es der Anfang vermuten ließ - nämlich tödlich. Die „Studio-Bühne“ aus Essen-Kray hat die Zuschauer der 31. Internationalen Theatertage in Hanau auch in diesem Jahr mit einem großartigen Stück und einer großartigen schauspielerischen Leistung begeistert. fw Fotos: digiSTAGEfoto © Frank Weymann Theater Jaroslawl: Liebe, die Liebe Bunte Zellen, Berlin: Mauerstückchen Studio Bühne, Essen: Mutter Furie Studio Bühne, Essen: Mutter Furie ungeschminkt Februar 2015 9 Ein Bericht von der „Theaterwerkstatt“ der Alfred.-Delp-Schule, Lampertheim. Der Landesverband Hessischer Amateurbühnen e.V., hat vom 19. bis zum 21. September 2014, für seine Theaterjugend ein „TheaterJugend-Camp“ auf der Burg Hohensolms, bei Wetzlar veranstaltet. Von der A.D.S.- Theaterwerkstatt durften unsere vier Schülerinnen Jessica Volz, Jana Henkelmann, Adriana und Patrizia Lo Vetere, an dieser Theatermaßnahme teilnehmen. Drei Tage Theater pur. Die dort vorgegebenen Arbeitspunkte enthielten unter Anderem: Szenenentwicklungen über verschiedene Ausgangspunkte, wie Stücktexte, Bilder, Songs und Gegenstände, zu erstellen und verschiedene Rollen in Improvisationen dann auch selbst auszuprobieren. Natürlich, wenn man schon auf einer Burg ist, soll die Freizeit nicht zu kurz kommen. Diese war mit Lagerfeuer und Spielen im „Paradiesgarten“ fest in das Arbeitsprogramm eingeplant. Unsere vier Teilnehmer aus der ADS.-Theaterwerkstatt haben ihre Zeit auf der Burg in einer Art Theater-Tagebuch niedergeschrieben, das wir hier veröffentlichen wollen: T h e a t e r -J u g e n d Camp auf Burg Hohenstein. Am Freitag, den 19. September, 15 Uhr ging es los. Unser Theaterlehrer, Herr Kraft, fuhr mit uns auf die Jugendburg Hohensolms. Dort angekommen, wurden wir sofort freundlich begrüßt und auf der Burg herumgeführt. Die Camp-Betreuerin, Kirsten Henkel, und die weiteren Camp-Teilnehmer, 12 Mädchen und auch ein Junge, haben uns toll in ihren Kreis aufgenommen. Nach einer Führung durch das alte Gemäuer, ging es in unseren Probenraum, auf dem Dachboden. Dort haben wir uns in einer Vorstellungsrunde untereinander erst einmal bekannt gemacht. Anschließend mussten wir noch unseren Schlafraum vorbereiten. Entsprechend einem Camp, natürlich mit Aufklappbetten! Deshalb hatten wir auch alle noch Schlafsäcke mitgebracht. Das war natürlich schnell erledigt. Dann ging es - wie beim Theater üblich - gleich los mit einem kurzweiligen Aufwärmspiel, in dem es um unsere Namen ging. 10 ungeschminkt Februar 2015 Am Abend: Lagerfeuer im Burggarten mit Grillen über der Feuerstelle. Das Essen hat prima geschmeckt. Wir hatten es selbst und gemeinsam zubereitet. Anschließend ging es mit einigen Spielen weiter. Ganz toll: Verstecken im dunklen Burggarten. Das war natürlich sehr lustig und hat riesigen Spaß gemacht. Dann war es auch schon wieder Zeit, um schlafen zu gehen. Am nächsten Morgen ein gemeinsames Frühstück. Dann ging es richtig theatermäßig weiter: Zunächst wieder mit Aufwärmspielen, dann folgten Konzentrations- und Impulsspiele. Nach dem Aufwärmen wurde bis zum Mittagessen weiter Theater gespielt. Wir improvisierten verschiedene Szenen, in denen Postkarten eine Rolle spielten. Überhaupt war die Improvisation ein Schwerpunkt des Programms. Klar, dass uns auch das großen Spaß bereitete. Nach dem Essen ging es mit dem Theaterspiel auch gleich wieder weiter. Unsere Aufgabe war jetzt verschiedene Szenen „zusammenzubasteln“. Zum Beispiel: aus Western, Kinder fernsehen, Krankenhausserien und Krimis. Nach unserem guten Abendessen haben wir dann noch einen langen Spieleabend veranstaltet. Mit dabei: das geilste Spiel der Welt: „Werwolf“. Auch dieser Tag verging wie im Flug. Müde krochen wir in unsere Schlafsäcke. Der letzte Tag begann mit einem leckeren Frühstück: Croissants und Schokobrötchen. Dann ging es ein letztes Mal in den Proberaum. Nach dem Aufwärmspiel erarbeiteten und spielten wir Szenen aus mitgebrachten Gegenständen. Daraus sind super-schöne, tolle Impro-Szenen entstanden. Zum Ende des Camps hat unser Referent Jörg noch ein lustiges Interview mit uns gemacht. Alle Teilnehmer mussten drei Sätze zu den Camp-Tagen sagen. Anschließend Mittagessen, Camp aufräumen und dann gab es zum Schluss noch eine kleine Verabschiedung. Der Jugendbildungsreferent Jörg Dreismann und Simon Isser vom Landesverband Hessischer Amateurbühnen waren ganz tolle Referenten. Wir haben sehr viel von ihnen gelernt. Uns hat alles sehr gefallen. Ganz klar: Nächstes Jahr würden wir alle gerne wiederkommen! Das Dschungelbuch Den meisten Lesern ist die Geschichte des Dschungelbuches bereits bekannt: Mowgli ist ein Findelkind, das im indischen Dschungel von einer Wolfsfamilie großgezogen wird. Der schwarze Panther Baghira, der ihn als Baby fand, ist ein wichtiger Freund und Ratgeber. Der gemütliche und stets gut gelaunte Bär Balou lehrt Mowgli die angenehmen Seiten des Lebens zu genießen. Eines Tages taucht jedoch der von allen Dschungelbewohnern gefürchtete Tiger Shir Khan auf. Er hasst die Menschen und hat es auf den kleinen Jungen abgesehen. Der Rat der Wölfe jedoch beschließt Mowgli fortzuschicken, um den Zorn Shir Khans von sich abzuwenden. Aus diesem Grund übernehmen Baghira und Balou die Erziehung des Menschenjungen und bringen ihm bei, wie man im Dschungel lebt, bzw. überlebt. Inzwischen hat der Tiger jedoch Mowglis Fährte aufgenommen, und als auch noch die verrückte Affenbande mit ihrem Anführer King Lui auftaucht, spitzt sich die Situation bedrohlich zu. Aufgrund der Einmischung der Elefantenpatrouille und der Riesenschlange Kaa ergibt sich eine sehr abenteuerliche Geschichte, an Ein noch sehr junger Wolf deren Ende (natürlich) alles wieder gut wird. Mit viel Musik und einer Anzahl von witzigen Regieeinfällen haben die Akteure der Freilichtbühne Twiste das Stück inszeniert. Die Musik kam von Gerhard Grote und Bernd Stallmann. Insgesamt war es eine sehr kurzweilige und interessante Vorstellung, bei der das Publikum nicht mit Beifall geizte. Dazu trug auch das - wie gewohnt bei der Freilichtbühne Twiste - sehr schöne und stimmige Bühnenbild bei. Ein Besuch, der sich wieder mal gelohnt hat, und der schon neugierig macht auf das Programm des nächsten Jahres. fw Die Geier in ihrem Nest Der kleine Mowgli Die Riesenschlange Kaa Fotos: digiSTAGEfoto © Frank Weymann Die überaus witzige Elefantenherde ungeschminkt ungeschminktFebruar Februar2015 2015 11 11 Dorftheater Ketternschwalbach König Drosselbar t „Goldregen aus Übersee“ Keine schlechte Idee, zwischen den Jahren und in den ersten Tagen des neuen Jahres zu spielen. Der Erfolg gibt den Theaterleuten recht: 5 ausverkaufte Vorstellungen mit je ca. 200 Besuchern. Und das im 25. Jahr in Folge. Denn 2015 feiert das Dorftheater 25-jähriges Bühnenjubiläum. Gespielt werden Lustspiele, da das Publikum diese verlangt. Und was sonst oft als störend empfunden wird - Tische und Bewirtung, welche seit Jahren ein Caterer übernimmt - wird vom Publikum dankbar angenommen. In zwei Pausen konnte das Publikum durch freundliche flinke Bedienung versorgt werden. Zum Stück: Dem Bürgermeister des Dorfes ist die Kunst wichtiger als kommunale, soziale Belange. Kein Wunder, dass die Gemeinde an akutem Geldmangel leidet. Wie ein Wunder erscheint es da, dass die in Argentinien zu Reichtum gekommene Ehrenbürgerin Mariana, die schon mehrfach an die Gemeinde gespendet hat, eine namhafte Geldsumme in Aussicht stellt. Da sie sich der Verwendung der Gelder nicht sicher ist, kommt sie inkognito in Gestalt einer Putzfrau in das Rathaus und über das, was sie dort so erfährt, ist sie nicht very amused. Ein turbulentes Stück, in Szene gesetzt von Timo Pfanzer von den „Festspielen Bad Camberg“. Textsicher waren die Schauspieler und gut die Rollen besetzt. Dass manche Pointe unterging, ist nicht nur der Schnelligkeit des Spiels und des Sprechens geschuldet, sondern auch der Mikrofonanlage, die einen leichten Nachhall hatte. Karin Hartmann Auch in diesem Jahr hat Lothar Neumann die Bühneninfassung eines bekannten Grimm’schen Märchens als Warnung vor Leichtsinn, Stolz und Hochmut, für die Volksbühne Bad Emstal geschrieben. Dabei war das diesjährige Weihnachtsmärchen eines der Märchen der Brüder Grimm, die bisher noch nie bei der Volksbühne gespielt wurden. Lothar Neumann hat auch in diesem Märchen wieder einige Figuren eingefügt, die es in der geschriebenen Version nicht gibt. Dies dient nicht nur zur Auflockerung der Märchen, sondern auch dazu, die Vorstellung etwas kindgerechter zu machen und eventuelle Gräueltaten ein wenig ab zu mildern. So sah man hier Tag und Nacht, zwei Wesen, die sich zufällig trafen und ihre Rollen tauschten, um zu erleben, was während der dunklen, beziehungsweise hellen Tageszeit geschieht. Dann war da ein ganz komischer Vogel, der in den Adelsstand erhobene und in einem goldenen Käfig wohnende Papagei, Laurentius von Labersack, und auch das sächsisch sprechende Eichhörnchen Puschel eroberte die Herzen der Besucher sehr schnell und war immer wieder Anlass zu Begeisterung. Am Ende wurde alles gut, wie sich das für ein Märchen gehört. Der junge König Drosselbart bekam seine Annabell, der Hofmarschall Baron Horatio von Bömmel seine Comtesse Agathe von Schrecksbach und die Zuschauer gingen vergnügt und dankbar für die schöne Vorstellung, nach Hause. fw Fotos: digiSTAGEfoto © Frank Weyman 12 ungeschminkt Februar 2015 Amateurbühne Espenau e.V. In geheimer Mission Der amerikanische Botschafter Harry Douglas wohnt mit seiner Frau Elaine auf einem Landsitz in der Nähe Londons. Seine Schwester Debbie ist übers Wochenende bei ihnen zu Besuch. Sie geben vor, das Wochenende nicht zu Hause verbringen zu wollen. Harry plant ein Golfwochenende mit Freunden in Schottland. Seine Frau Elaine möchte etwas für ihre Schönheit tun und Debbie freut sich ihre alte Freundin zu besuchen. Den Haushalt führt seit kurzem Butler Perkins im Auftrag des Außenministeriums. Da es nun alle mit der Wahrheit nicht so ganz genau nehmen, bekommt Butler Perkins alle Hände voll zu tun, denn sie alle hoffen auf seine absolute Diskretion. Als dann noch eine Bombendrohung in der Londoner Botschaft eingeht und diese deshalb kurzerhand auf den Landsitz verlegt wird, gerät das Wochenende vollends außer Kontrolle. Sicherheitschef Captain South sperrt das Gelände und ruft Plan „M“ aus. BotschaftsSekretärin Faye tappt von einem Fettnäpfchen ins nächste und Harry, Debbie und Elaine sind froh, dass es im Haus so viele Türen und Zimmer gibt. Das ist der Stoff, aus dem die Komödien sind, und aus dem die Amateurbühne Espenau immer wieder eine abendfüllende Theatervorstellung zu zaubern vermag. Die Handlung war stimmig und flüssig inszeniert, unnötige Längen wurden vermieden , die Personen waren absolut glaubhaft und authentisch. Da das gesamte Team eine homogene und gleichmäßige Leistung abgeliefert hat, möchte ich auch keinen der Mitwirkenden hevorheben, alle haben einen guten Job gemacht. Ein Lob auch an Michael Meise, der für die Regie verantwortlich war. fw Fotos: digiSTAGEfoto © Frank Weyman ungeschminkt Februar 2015 13 Medieninformation Dynamisch, kreativ und lustvoll! Europäisches Seniorentheater-Forum: Kulturelle Bildung bis ins hohe Alter erfolgreich gestalten! Das Thema „Lebenslanges Lernen“ spielt beim Bund Deutscher Amateurtheater eine zentrale Rolle, und das Angebot zur Weiterbildung und zum Fachaustausch findet immer mehr Resonanz in der älteren Generation. Dynamisch, lebendig, kreativ und lustvoll – so präsentierten dann auch rund 50 Teilnehmerinnen und Teilnehmer des 24. Europäischen Seniorentheater-Forums im Kloster Schwarzenberg in Scheinfeld ihre Arbeitsergebnisse aus den Workshops. Vom 19. – 23. Oktober konnten Theatersenioren sowie Fachkräfte aus der Spielleitung und Theaterpädagogik ihre bühnenpraktischen Fähigkeiten erweitern und viel Neues entdecken, z. B. wie das gesellschaftliche Tabuthema „Sterben und Tod“ mit einer gewissen Leichtigkeit auf der Bühne umzusetzen ist. Die vier angebotenen Workshops vermittelten ein spannendes Spektrum moderner Seniorentheaterarbeit. „Keine Angst vor der eigenen (Sing-)Stimme und vor musikalischem Theater“ lautete die Prämisse von Christine Bossert. Sie forderte in ihrem Kurs dazu auf, Grenzen im Seniorentheater zu sprengen und neue „musikalische“ Wege zu gehen. Experimentiert wurde mit verschiedenen musikalischen Theaterformen und Stilmitteln. Das Seminar „Tabu or not Tabu“ unter der Leitung von Stephan Rumphorst gab Anregungen zur Bearbeitung des Themas „Sterben und Tod“ und vermittelte Improvisationstechniken für eine überzeugende Darstellung im Scheinwerferlicht. Geschichten aus der eigenen und aus fremden Biographien zu entwickeln, war Ziel im Kurs von Hülya Karci. Unter dem Motto „Wanderungsgeschichten“ standen Themen wie Migration und die persönliche Entwicklung von der Kindheit zum Erwachsensein im Mittelpunkt, die mit Augusto Boals Methode des Theaters der Unterdrückten szenisch bearbeitet wurden. „Alltagsferne Bewegungen und Begegnungen“ förderte Lisa Thomas zutage. Ihr Training sollte insbesondere die Wahrnehmung fördern und die Bewegungsmöglichkeiten erweitern. Dass die Teilnehmer in den Kursen viel Neues ausprobiert und mit verschiedenen Gestaltungsmitteln experimentiert hatten, zeigte sich auch in ihrer gemeinsamen dynamischen Abschlusspräsentation. „Unser Blick ist weiter nach vorn gerichtet, und wir haben auch im nächsten Jahr viel vor“, sagte die Geschäftsführerin des BDAT Irene Ostertag zum Abschluss der Veranstaltung. In Zusammenarbeit mit dem Bundesarbeitskreis Seniorentheater, der im Rahmen der Veranstaltung tagte, wird bereits das 25-jährige Jubiläum des Europäischen Seniorentheater-Forums vorbereitet, das vom 18. – 22. Oktober 2015 erneut in Scheinfeld zu Gast sein wird. In der Planung ist auch ein „Fachtag Kulturelle Bildung im Alter“, der in Kooperation mit der Körber-Stiftung, der Bundesarbeitsgemeinschaft der Senioren-Organisationen (BAGSO) und dem Bundesverband Theaterpädagogik (BuT) am 25. Juni in Hamburg veranstaltet wird. Weitere Informationen zum Seniorentheater in Deutschland gibt es beim BDAT, Lützowplatz 9, 10785 Berlin, Fon 030 2639859-17, [email protected], www.bdat.info, https://www.facebook.com/Bund.Deutscher.Amateurtheater.BDAT 14 ungeschminkt Februar 2015 Mord im Pfarrhaus Im Wohnzimmer des Pfarrers Leonard Clement findet man die Leiche von Oberst Hampton. Da ein Schuss in den Nacken sowohl Selbstmord, als auch einen Unfall unmöglich erscheinen lässt, ist Dr. Haycock (Michael Codina Koch) sicher, dass es sich um Mord handeln muss. Da Oberst Hampton (Jan König) im gesamten Dorf unbeliebt war, gestaltet sich die Suche des Schuldigen recht schwierig. Bei den Ermittlungen von Inspektor Slack (Michael Kleppe) wird dem Zuschauer sehr schnell klar, dass er von den Fähigkeiten eines guten Ermittlers nicht allzu viel abbekommen hat. Trotzdem jedoch gelingt es ihm, das intime Verhältnis zwischen Hamptons Gattin Anne (Djamila Groch) und dem Künstler Lawrence Redding (Helmut Hartung) auf zu klären. Fotos: digiSTAGEfoto © Frank Weymann Auch die Schandtaten von Hilfspfarrer Hawes (Michael Neugebauer) und Griselda Clement (Marion Kleinert) bleiben dank der Arbeit von Slack nicht unaufgeklärt. Vor einem mit großer Sorgfalt und Liebe gestalteten Bühnenbild agierten die Spieler der Kleinen Bühne sehr authentisch und glaubhaft. Unter der Regie von Ralph Langlotz hat das Ensemble der Kleinen Bühne 70 einen Klassiker auf die Bühne gebracht, der die Zuschauer im voll besetzten CassallaTheater in Kassel begeisterte. Besonders gefallen hat mir und auch dem übrigen Publikum Mary (Nicole Berninger), das Dienstmädchen des Pfarrers, die ihre Rolle herrlich verkörperte und mit großer Bühnenpräsenz agierte. fw ungeschminkt Februar 2015 ungeschminkt Februar 2015 15 15 Jubel bei Preisverleihung zum 3. Deutschen Amateurtheaterpreis „amarena“ Fünf Ensembles für herausragende Bühnenleistungen ausgezeichnet Ransbach-Baumbach im Westerwaldkreis war der Austragungsort für das Festival der Preisträger des Deutschen Amateurtheaterpreises 2014. Gleichzeitig fand hier auch die Bundesversammlung des BDAT statt. Die von der Jury ausgezeichneten Produktionen boten eine ganze Palette unterschiedlicher Themen und Theaterformen an. In seiner Eröffnungsrede lobte der Vorsitzende der Jury, Friedrich Schirmer, die engagierte Arbeit der Theaterschaffenden und zeigte Begeisterung über das Motto des BDAT: „Theater ist Leben“. Das Festival begann allerdings mit einem gegensätzlichen Thema, nämlich mit dem Tod. Das „Theater der Erfahrungen“ hat gemeinsam mit dem „Hospiz SchönebergSteglitz“ die Eigenproduktion „Bertha, stirb endlich“ auf die Bühne gebracht. In dem Stück geht es um eine Gruppe von Vampiren, die – unsterblich wie sie nun mal sind – ein fröhliches Leben führen. Da die Vampirfrau Bertha kränkelt, wird sie auf eigenen Wunsch in ein Hospiz eingeliefert. Dort gibt es zwar eine ganze Menge von Blutkonserven, aber die inzwischen 327 Jahre alte Bertha möchte lieber sterben. Die „richtigen“ Menschen, denen sie im Hospiz begegnet, haben jedoch eine ganz andere Philosophie, sie möchten überhaupt nicht sterben. Aus diesen Gegensätzen hat das Theater der Erfahrungen ein mit allerlei Wortwitz gespicktes Kabarettstück entwickelt und vorgetragen. Der Mut, sich mit dem Tabuthema Tod zu beschäftigen, hat die Jury sicherlich beeindruckt und zu dem Gewinn der Sparte „Seniorentheater“ beigetragen. Die Sparte „Offene Theaterformen“ wurde gewonnen vom „spinaTheater Solingen“. Die ausnahmslos jungen Mitspieler boten ein sehr spektakuläres Stück um Demokratie und Revolution, welches auch bei den „Theatertagen Europäischer Kulturen 2013“ in Paderborn schon zu sehen war. Laut ins Publikum geschriene Forderungen, wunderbar choreografierte Tanzeinlagen, sowie Musik- und Videoeinspielungen wechselten sich ab. Das Bühnenbild mit einer Menge vielfältig genutzter Pappkartons wurde in Windeseile zum nächsten notwendigen Bild umgebaut und in atemberaubenden Szenen und Aktionen bespielt. Auch hier hat die Ohrfeigenszene – genauso, wie schon in Paderborn – für einige Irritationen unter den Zuschauern gesorgt. Eine junge Mitspielerin wurde so lange geohrfeigt, bis ein anderer Mitspieler im Publikum 100 Euro beim entsetzten Publikum eingesammelt hatte. Foto: Jörg Sobeck, Berlin 16 ungeschminkt Februar 2015 Die Ohrfeigen waren nicht gespielt, sondern durchaus echt, was man sowohl an den Geräuschen, als auch an den sich recht schnell verfärbenden Wangen der Frau unschwer erkennen konnte. Die nächste Sparte war das „Mundarttheater“, diese wurde gewonnen von der Gruppe „Glasperlenspiel Asperg e.V.“ mit dem Stück „Der schwäbische Tartüff“. Diese freie Inszenierung von Molières bekannter Komödie zeigte eine Inszenierung auf engstem Raum, mit minimalster Bühnenausstattung (Bank, 2 Kissen, Hocker und Vorhang) - eine sprachlich und spielerisch hervorragende Vorstellung, die so deutlich gespielt und gesprochen wurde, dass die ausgelegten Übersetzungen des schwäbischen Textes ins Hochdeutsche entbehrlich waren. Die Sparte „Schauspiel“ wurde gewonnen von der Gruppe „stellwerk – das junge Theater Weimar“, mit dem Stück „Leonce und Lena“ von Georg Büchner. Das Stück über die drohende Zwangsehe des Prinzen Leonce aus dem Reiche Popo und der Prinzessin Lena aus dem Reiche Pipi, die vor einander fliehen, sich auf der Flucht zufällig begegnen und einander lieben lernen, finden manche Menschen nur albern und banal. Alle langweilen sich ganz furchtbar im ereignisarmen Kleinststaat, allen voran König Peter, der sich so gerne freuen möchte. Das heißt keineswegs, dass sich auch Leser oder Zuschauer langweilen müssen. Bei Georg Büchner, so schreibt Wilhelm Genazino, „wird Langeweile nicht vertrieben, sondern angenommen.“ Die Spieler der Weimarer Theatergruppe haben die Zuschauer dann auch gar nicht gelangweilt, sondern sie boten ein wunderbar inszeniertes Stück, mit dem sie den ersten Preis wohlverdient gewonnen haben. Das letzte Stück in dieser kunterbunten Reihe war aus der Sparte „Kinder- und Jugendtheater“. Eine Eigenproduktion des „Jugendtheaterbüro Berlin“ mit dem Titel „60/90/60 Rollenscheiß“ war ein bemerkenswertes, mutig und gut gespieltes Stück, welches die Rolle der Frau in einer muslimischen türkischen Familie thematisiert. Die Mitspieler waren ausnahmslos junge, türkische, in Berlin lebende Männer und Frauen, die mutig und gekonnt die Probleme einer muslimischen und somit von Männern dominierten Gesellschaft dargestellt haben. Selbstkritisch, frech und sehr witzig mit hohem körperlichem Einsatz agierten die Berliner Mimen und begeisterten nicht nur die Jury, sondern auch das Festivalpublikum. Der Gewinn in dieser Sparte war hoch verdient. Der Theaterpreis Amarena hat wieder einmal gezeigt, dass das Amateurtheater in Deutschland zu großartigen Leistungen fähig ist und wird sicher eine wertvolle Unterstützung des BDAT sein, das Amateurtheater weiter zu stärken und bekannt zu machen. Fotos: digiSTAGEfoto © Frank Weyman ungeschminkt Februar 2015 17 Räuber Diesen Widrigkeiten zum Trotze war in der Fritzlarer Kulturscheune im vergangenen November, so scheint es, mit dem Sturm und Drang auch der Geist der Revolution eingekehrt und so meisterte die Theatergruppe KultT unter Leitung von Ulrike Wandelt den schwierigen Spagat zwischen anSchiller für uns - eine Rezension von Pierre Stoltenfeldt spruchsvollem Theater und Frauenüberschuss. Mit „Räuber. Schiller für uns!“ wählte das EnsemIm Profitheater stürmt und drängt es schon lange nicht ble eine Fassung der Räuber (erhältlich beim deutschen mehr so richtig. Es ist schwer geworden, Zuschauer mit Theaterverlag Weinheim), in der die GeschlechterverteiAngeboten jenseits des Boulevards zu locken, fast unmög- lung des Originals schlichtweg vertauscht wird. Aus Franz lich, Menschen zu berühren, die dank visuellem Daueran- und Karl Moor werden hier Franziska und Charlotte, aus gebot von Fernsehen und Internet zu der deprimierten Er- einem Schauspiel für 30 Männer und einer Frau wird eikenntnis gelangt sind, längst alles gesehen zu haben und nes für elf Darstellerinnen und zwei Darsteller. Eigentlich immer alles sehen zu können. Im Zuge des letzten großen für jugendliche Darsteller geschrieben (in Fritzlar jedoch Aufbäumens gegen leere Augen im Zuschauerraum wur- generationenübergreifend verwirklicht), vereinfacht der de in den neunziger Jahren allerorts mit Blut von der Büh- Text Schillers Sprache zudem, erleichtert die Interpretatine heruntergespritzt, gefummelt, geschrien und gegrunzt on durch Übertragung ins Hier und Jetzt und kürzt das Geund wer nacktes Fleisch sehen wollte, hatte – so unkte es schehen auf das Sitzfleisch schonende 2 Stunden Spielzeit. hier und da - im Theater größere Aussichten auf Erfolg als Dass auch noch heutzutage, viele hundert Jahre nach Schilim Pornokino. Schockierte, bewegte oder veränderte Ge- ler, nur wenige anspruchsvolle Theatertexte veröffentlicht sichter verließen und verlassen die Säle dennoch selten. werden, mit denen die Daseinsberechtigung der Vielzahl Als der junge Friedrich Schiller 1781 mit Anfang Zwanzig spielbegeisterter, talentierter Frauen im (Amateur-)the„Die Räuber“ verfasste, war das freilich alles noch anders. ater untermauert wird, erscheint nach einem Besuch in Da schrie nicht der Schauspieler, sondern der Zuschauer, Fritzlar geradezu lächerlich. Die hohe Qualität des Spiels und zwar nach der Aufführung, als man einander weinend allein, mit dem dieses Ensemble unter weiblicher Spitin den Armen lag, ergriffen vom infektiösen Geist der Re- ze sein Publikum zu fesseln verstand, müsste eigentlich volution, der dieses Skandalstück durchdrang, Jugendli- schon genügen, jeden Gegenwartsautor mit ausreichend che gründeten, vom Gesehenen beflügelt, Räuberbanden. Inspiration zu versorgen. Fast vollkommen ohne EntgleiSchillers Räuber stahlen dem Theater die Fessel eingefah- sungen in den (im Amateurtheater leider üblichen) Hang rener Konventionen und manchem im Auditorium auch zur theatralen Übertreibung fanden die Spieler in subtilem die Scheuklappen. und doch vielschichtigem Spiel authentisch in ihre Rollen. Dass „Die Räuber“ auch heute noch auf dem Spielplan der Diese waren klar gezeichnet ohne bloße Klischees zu bleigroßen Häuser und den Leselisten unserer Gymnasias- ben. Es macht Spaß, einem Ensemble zuzusehen, das hoten steht, ist nicht einzig dem Umstand geschuldet, dass mogen mit Spielfreude und Talent überzeugt, ohne dass Schillers Drama der literarische Beleg eines historischen einzelne entweder dadurch in Erinnerung bleiben, in ihrer Umdenkens in der Gesellschaft ist. „Die Räuber“ greift uni- Funktion als „Rampensau“ um den Titel als Star des Abends versale Themen wie Neid, Machtgier und Freiheit auf und zu wetteifern oder die graue Maus am Rande zu bleiben. verwebt sie mit feinsinnigeren, brandaktuellen Motiven Die lange Probenarbeit seit März und sicherlich auch die wie dem Aufbäumen der Jugend gegen die Kultur ihrer El- professionelle Unterstützung durch Theaterpädagoge tern und den Folgen extremistischer Ideologien. Erst 2011 und Schauspieler Thomas Hof haben sich hier als meisgewann „Verrücktes Blut“ von Nurkan Erpulat und Jens terliche Leistung aller Schauspieler bezahlt gemacht. In Hillje den Titel als deutschsprachiges Stück des Jahres, in Fritzlar überzeugten jüngere wie ältere, unerfahrene wie dem Motive aus „Die Räuber“ aufgegriffen werden und mit erfahrene Spieler gleichermaßen. Kaum zu glauben, dass kritischer Ironie der Situation türkischstämmiger Jugendli- Christiane Bächt, die als Franziska Moor die von Neid und cher in einer Schulklasse gegenübergestellt werden. väterlicher Vernachlässigung zerfressene Unheilstifterin mit überzeugendem Facettenreichtum verkörperte, zum Die Räuber sind also auch nach über 300 Jahren noch ersten Mal auf der Bühne stand. überall. Fast überall. Auf Amateurbühnen findet man Schil- Die Inszenierung verließ sich - eine kluge Regieentscheiler nur selten, wenn man einmal von Schulaufführungen dung - vor allem auf diese Schauspiellerleistung. Bühabsieht. Ein wesentlicher Grund für die Scheu vor der gro- nendekoration gab es neben einigen Sitzgelegenheiten ßen deutschen Dichtung, ja, vor Klassikern allgemein, mag keine, auf Umbauten wurde verzichtet, sodass dem Spielderjenige sein, dass die wenigsten Amateurbühnen den fluss nichts außer kurzen Schwarzblenden und Änderunschauspielerischen Anforderungen der Texte nachkom- gen der Lichteinstellung im Wege standen. Dafür wurde men könnten. Bevor jemand aufschreit: Nicht die Qualität die gesamte urige Kulturscheune mitsamt Publikum und ist hier entscheidend, sondern das Geschlecht. Ungekürzt Treppenaufgang bespielt und szenisches Spiel collagenverlangt Schiller seinem Räuberensemble etwa 20 – 30 haft mit abstrakten Momenten durchbrochen, in denen männliche Darsteller ab, demgegenüber steht eine einzi- moderne Theatermittel zum Einsatz kamen, die der Inszege Schauspielerin. Eine Situation, der die meisten Bühnen nierung insgesamt zu ästhetischer Qualität und Abwechs– in Sachen Quantität gemeinhin vor allem von Frauen do- lung verhalfen. In einem der bewegendsten Momente des miniert – nicht nachkommen können. Oder wollen, denn, Abends traten die Darstellerinnen der Räuberbande mit machen wir uns nichts vor: Frauen mit aufgemalten Kajal- Puppen und Plüschtieren auf, um in intimen Monologen, bärten sind außerhalb von Schwänken selten eine über- teilweise schauspielerisch meisterlich als Puppenspiel umzeugende Lösung. gesetzt, still ihre Eltern anzuklagen. 18 ungeschminkt Februar 2015 Schade, dass dieser rührende Moment von Teilen des Publikums mit irritierenden Lachern durchbrochen wurde – womöglich ein Anzeichen für eine tradierte Erwartungshaltung an das Amateurtheater, ausschließlich Humor zu servieren, und ein klares Zeichen dafür, dass ernstes Schauspiel sich dringend auch in der hessischen Theaterlandschaft etablieren muss. Während in Sachen Inszenierung und Spiel vieles richtig gemacht wurde, bleibt die Bearbeitung des Schiller’schen Originaltextes durch Marlene Skala streckenweise hinter Schiller und auch der Leistung der Darsteller zurück. Zwar glänzt der Text blitzlichtartig mit einfallsreichen Ergänzungen, insbesondere die angesprochenen Biografien der Räuberbande betreffend. Die zwanghafte Modernisierung von Sprache, Zeit und Ort aber raubt dem großen Vorbild sowohl Sturm als auch Drang. Sturm, weil ein vermeintlich jugendgerechtes Neudeutsch nicht mit der Wucht der bildgewaltigen Sprachwelten Schillers mitzuhalten vermag, und Drang, weil ein Hackerangriff auf ein Krankenhaus (trotz aller möglichen gedachten Folgen) nicht dieselben Publikumsschrecken auslöst wie der bildreiche Bericht Schillers Räuber, als sie getrieben von ideologischem Wahn und dem Hochgefühl des Machthungers Säuglinge aus den Armen ihrer vergewaltigten Mütter reißen und ins Feuer werfen. Skala serviert mit ihrer Fassung denselben Cocktail wie Schiller als eine alkoholfreie Lightversion, die am Ende weder die Welt verändert noch von Revolution kündet und sich irgendwo zwischen „Bandits“, „Die fetten Jahre sind vorbei“ und „Gute Zeiten, schlechte Zeiten“ einordnen lässt. Spielern von dem Format dieses Ensembles hätte der Schiller’sche Originaltext vielleicht besser zu Gesicht gestanden – mit Franzika und Charlotte statt Franz und Karl, versteht sich. Der Theatergruppe KultT gebührt dennoch Dank und Respekt für eine mutige Textauswahl, für eine Widerlegung des Theaters als Männerdomäne und für einen insgesamt gelungenen Abend. Man wünscht sich mehr von diesem mutigen Ensemble und mehr Sturm und Drang in anderen Gruppen. Denn während es im Gros der Profitheater schon lange nicht mehr stürmt und drängt, hat das Amateurtheater seine Revolution noch vor sich. Hier darf und kann noch provoziert und in den Köpfen und Herzen der Zuschauer gewerkelt werden. Anspruchsvolles Theater, das zum Nachdenken und Fühlen, nicht nur zum Schenkelklopfen und Mitsingen einlädt, ist hier noch Nische und wird nicht gelangweilt abgenickt. Man muss ja nicht gleich mit Blut spritzen. Die Zeit ist reif, Zeit für’s Stürmen und Drängen! Fotos: digiSTAGEfoto © Frank Weymann ungeschminkt 2015 ungeschminkt Februar Februar 2015 19 19 Von Jens Köhler Integratives Projekt mit Abschluss-Aufführung Theater als Lern-Impuls Rodgau: 20 Fünfzehn Jugendliche, eine Regisseurin, eine Woche Probenarbeit und eine Show voller Überraschungen... Diese Kurzfassung eines außergewöhnlichen Theaterprojekts wurde auf Plakaten angekündigt. Klingt spannend? Doch was verbirgt sich hinter der Überschrift „Theater für alle“? So viel steht fest: Eine Aktion, mit der in Rodgau ein Ausrufezeichen gesetzt wird, sogar mit Modellcharakter für Hessen. Bemerkenswert ist die Zusammensetzung der Teilnehmer, die während der Schul-Sommerferien in die Kunst des Schauspiels eintauchen. Sie stammen aus unterschiedlichen sozialen Milieus und bilden auch mit Blick auf das Thema „Schulbildung“ keine homogene Gemeinschaft. Zudem handelt es sich bei drei der Mitwirkenden um Jugendliche mit Down-Syndrom. Über den Bund Deutscher Amateurtheater wurden Fördermittel für die „Theaterfreizeit Rodgau“ beim Bundesbildungsministerium beantragt und bewilligt. Somit konnte die Initiative „Kultur macht stark - Bündnisse für Bildung - Theater für alle“ ihr hessenweit erstes Vorzeigeprojekt in Angriff nehmen. „Die Besonderheit dieser Initiative ist, dass sich mindestens drei Organisationen zu einem lokalen Bündnis zusammenschließen und dass der |überwiegende Anteil der jugendlichen Teilnehmer zur Gruppe der bildungsbenachteiligten Kinder gehört“, weiß die Rodgauer Stadtverwaltung zu berichten. Unter Federführung der TGS Jügesheim haben die Vereine „Tante Emma“, TGM SV und „Gemeinsam mit Behinderten“ eine Kooperation geschmiedet. Gezielt und persönlich wurde nach 15 Interessenten gesucht, auf die die Förderrichtlinien passen. „Integration“: So lautete der Schlüsselbegriff. ungeschminkt Februar 2015 Sabine Sturzenegger (TGS) und Rolf Wenhardt („Tante Emma“) haben die organisatorische Leitung übernommen. Um die Erstellung des pädagogischen Konzepts und die künstlerische Federführung kümmert(e) sich die Regisseurin Tanja Garlt. Sie wird unterstützt von Leonie Löw, Lehramtsstudentin an der Goethe-Universität in Frankfurt, und von Tanja Jakoby, der 2. Vorsitzenden von „Gemeinsam mit Behinderten“. Die Theaterfreizeit findet mit Unterstützung der katholischen Pfarrgemeinde St. Nikolaus im „Haus der Begegnung“ im Jügesheimer Ortskern statt. Die Jugendlichen im Alter zwischen 12 und 18 Jahren werden mit Übungen zur Schauspieltechnik und mit Hilfe einer Schulung in Sachen „Improvisation und Bühnenpräsenz“ sowohl ihre einzelnen Rollen als auch einen roten Handlungsfaden einstudieren. Auch das Bühnenbild, die Masken und Requisiten sollen unter Anleitung selbst entworfen und hergestellt werden. „Neben den theaterspezifischen Fähigkeiten wird dabei auch erlernt, Ängste zu überwinden, sich selbst zu spüren und die Kommunikation mit anderen zu üben. Es geht darum, Teamfähigkeit zu erproben und die Konzentrationsfähigkeit zu steigern. Das Projekt ermöglicht den Jugendlichen neue Blickwinkel auf die vielfältigen und kreativen Möglichkeiten des Schauspiels. Es soll nachhaltiges Interesse, Freude und Begeisterung für aktive Theaterarbeit wecken. Erklärtes und langfristiges Ziel ist der Aufbau einer JugendTheater-Gruppe Rodgau“, erläutern Garlt und deren Mitstreiter. Das im Laufe der fünf Projekttage Erarbeitete und Erlernte wurde am Freitag, 15. August, öffentlich im „Haus der Begegnung“ präsentiert. Herausgeber: HOTLINES, Dreieich-Zeitung Anzeigen: 06106/28390-21, Günther Medien GmbH Redaktion: 06106/28390-50 http://www.dreieich-zeitung.de In einer alten, leerstehenden Lagerhalle haben sich drei junge Mädchen ihr Zuhause eingerichtet. Darunter die temperamentvolle, kluge Leo, die der Spießigkeit ihres Elternhauses entfliehen will und von einem besseren, freien Leben in Australien träumt. Arlette, die zweite im Bunde, ist hübsch, eitel, extrovertiert und ständig auf der Suche nach dem „einzig wahren Typen“. Dodo, die das Trio komplett macht, lebt fantasievoll und begabt, aber auch völlig in sich gekehrt und scheint nahezu kommunikationsunfähig zu sein. Arlette und Leo benutzen die unterwürfige Dodo für ihre jeweilig egoistischen Ziele. Für Arlette ist Dodo der „stumme Sklave“, den sie schikaniert, um ihr eigenes, nur mit Mühe aufrecht erhaltenes Selbstwertgefühl zu stützen. Die ehrgeizige Leo überredet Dodo zu einem Diebstahl, um an einen Computer heranzukommen, den sie unbedingt benötigt. Eines Abends erscheint Arlette mit einer neuen Freundin: Vivienne, aus reichem Elternhaus, verwöhnt und äußerst oberflächlich. Durch ihr provokantes Zusammenspiel verursachen sie einen Streit innerhalb der vier Mädchen und verlassen schließlich das Domizil, um sich mit Jungs zu treffen. Eines Morgens kommt Vivienne zurück und erzählt, dass Arlette zu einem fremden Mann ins Auto gestiegen ist und seitdem vermisst wird. Daraufhin folgen Ereignisse, die die wahren Gesichter der vier Mädchen enthüllen und zu einer überraschenden Wendung führen. Auch in diesem Stück haben die jungen Frauen des WHT gezeigt, dass sie eine Menge Potenzial haben. Die Möglichkeit weitere Preise des Landesverbandes zu gewinnen ist unbestreitbar vorhanden. fw Die 8 Frauen Diese Kriminalkomödie von Robert Thomas wurde ebenfalls in diesem Jahr vom Team des WHT auf die Bühne im Cassalla Theater gebracht. Mit Fingerspitzengefühl inszeniert und durch die mit Spielfreude und sehr authentisch agierenden Darstellerinnen gelang es dem Team des Wehlheider Hoftheaters, die Zuschauer sehr gut zu unterhalten. Die Spannung hielt die Zuschauer bis zum Ende der Vorstellung gefangen und diese sparten am Schluss auch nicht mit Applaus. fw Die Schneekönigin Fotos: digiSTAGEfoto © Frank Weymann Das Märchen von Hans Christian Andersen, in einer Fassung von Jaques Picarelle, war das diesjährige Weihnachtsmärchen des WHT, welches in der Kasseler Heinrich-Schütz-Schule aufgeführt wurde. Mitwirkende aller Altersklassen boten eine beeindruckende Leistung, die vom hervorragend gestalteten Bühnenbild, den stimmigen Kostümen und der Musik noch unterstützt wurde. Hier gilt es auch einmal mehr, einer Theatergruppe für die vorbildliche und nachhaltige Arbeit mit Kindern und Jugendlichen zu danken. Die Gefahr, dass einem die Spieler für das Erwachsenentheater ausgehen, dürfte somit zumindest gemindert sein. fw ungeschminkt Februar 2015 21 BAC-Theater Geschichte vom Soldaten Musiktheater von Igor Strawinsky und Charles Ferdinand Ramuz Gelesen, gespielt und getanzt Was für ein Stück! Nicht nur, dass zahlreiche bahnbrechende Innovationen und Neuerungen hier erstmals das Licht der Bühne erblickten (z.B. die Erfindung des Vorlesers oder Sprechers, welche Brecht dann später in seinem “Epischen Theater” abkupferte), sondern auch das Vorhandensein einer stark rhythmischen Musik, die in streng abgeschlossenen Musiknummern Genrekompositionen wie Marsch, Walzer und Choral zusätzlich parodiert. Entstehungsgeschichte Während des 1. Weltkriegs lernte Strawinsky, in der Schweiz lebend, den Dichter C. F. Ramuz kennen. Aus finanzieller Not beschlossen beide ein Stück zu schreiben, das als Wandertheater mit geringem Aufwand (deswegen auch von Amateurtheatern realisierbar) während des Krieges auf Tournee geschickt werden konnte. Einfach und jedermann verständlich sollte auch der Stoff sein: Ein russisches Volksmärchen. Vier Darsteller und sieben Instrumentalisten führen dem Publikum die “Geschichte vom Soldaten” vor. Inhalt und Form Der Soldat ist auf dem Heimweg, er begegnet dem Teufel, der ihm seine Geige gegen ein Zauberbuch abschwatzt. Das bringt dem Soldaten Reichtum, aber kein Glück. Es gelingt ihm die Geige zurückzugewinnen und die Prinzessin dazu. Am Ende erwischt ihn der Teufel doch. Das Stück ist eine Mischung aus Tragödie und Komödie, niemals beherrscht der Mensch das Spiel guter und böser Kräfte, ist eher Objekt und nur selten Subjekt. “Gelesen, gespielt und getanzt”, so der programmatische Untertitel des Stückes: Ein Vorleser, rechts vor der Bühne, erzählt die Handlung, die von den übrigen Schauspielern dargestellt wird. (Die Prinzessin ist eine stumme, tänzerische Rolle.) Die Musiker sind nicht mehr, wie sonst üblich, im Orchestergraben, sondern dem Publikum sichtbar, links vor der Bühne gruppiert. Eine neue Form des Musiktheaters - die “epische” - wurde am 28. Sep. 1918 in Lausanne uraufgeführt und sollte einen nachhaltigen Einfluss auf die Musikgeschichte des 20. Jahrhunderts haben. Zur (Musik)geschichtlichen Bedeutung So schrieb Frieder Reinighaus in einem Beitrag für Deutschlandradio Kultur: “Die vom Teufel besessene “Geschichte vom Soldaten” wurde zum ausschlaggebenden Modell der Kammeroper im 20. Jahrhundert: anti-dramatisch, karg, durchorganisiert und grell instrumentiert.” „Die wechselnde Verschränkung der einzelnen Darstellungsebenen von Rezitation bzw. melodramatischem Vortrag, Dialog, Pantomime, Tanz und musikalisch-instrumentaler Darbietung weist einen neuen Weg des Musiktheaters, der an den Grundfesten der Institution Oper rüttelt.“ (Dr. Hans-Ulrich Michalik) 22 ungeschminkt Februar 2015 Durch diese neue Form kann der „Geschichte vom Soldaten” ein Alleinstellungsmerkmal bescheinigt werden, welches eine Einordnung in genretypische Klassifizierungen unmöglich macht. Die Realisierung Aus Liebe und Begeisterung fürs Stück beschlossen wir, entgegen vieler Bedenken, diese Herausforderung anzunehmen. Da die Partitur extrem schwierig zu spielen ist, war klar, dass nur Profi-Musiker dies bewältigen konnten. Und die kosten Geld... Also mussten frühzeitig Sponsoren gewonnen werden. Nachdem uns knapp 7000,- € von verschiedenen Institutionen und Privatpersonen zugesagt wurden, konnte die Probenarbeit Mitte Januar 2014 begonnen werden. Premiere sollte schon am 17. Mai sein. Das war deshalb möglich, weil das sowieso kurze Stück (ca. 70 Minuten) ungefähr zur Hälfte aus Musik besteht; also mussten nur ca. 35 Min. inszeniert werden. Die Musiker wurden schnell gefunden. Alle klassisch ausgebildeten Tonkünstler kennen und lieben dieses Stück, haben aber nur selten bis gar nicht die Möglichkeit es zu spielen… Nach zwei Workshops zum Stück waren die Darsteller aus den Reihen der BAC schnell gefunden, „unser“ Teufel wurde in einer Hosenrolle von einer Frau gespielt, die Tänzerin war eine junge Frau vom hiesigen Gymnasium, die sich spontan als Idealbesetzung herausstellte, der Soldat wurde von einem jungen BAC-Mitglied dargestellt, der gerade zuvor erst die Rolle des Leo Leike in „Gut gegen Nordwind“ von Daniel Glattauer gespielt hatte. Und ohne unseren stimmgewaltigen Peter als Vorleser, der schon 2 Hörbücher besprochen hatte, hätten wir das Stück erst gar nicht angefangen. Eine größere Schwierigkeit waren die Kostüme, denn sie sollten im Stil der Zeit expressionistisch bemalt werden. (Um den theatralen und archetypischen Charakter der Figuren zu unterstreichen, und um ein Farbkonzept - Piet Mondrian: Rot, Blau, Gelb, Schwarz und Weiß - umzusetzen.) Ausleihen, wie wir es sonst bei historischen Kostümen praktizierten, war also nicht möglich. Und wir hatten keine Schneiderin in unseren Reihen… Wie durch ein Wunder kam ich zufällig im richtigen Moment mit einer Zuschauerin der vorigen Produktion in unserem Theater ins Gespräch. Im Laufe desselbigen stellte sich heraus, dass sie gerne schneiderte und uns unterstützen wollte… Um dieses wichtige, aber den Allermeisten unbekannte Stück zu bewerben, war eine frühe und größere Pressekampagne als üblich von Nöten. Das (Bühnenbild) Konzept Wir wollten dieses widersprüchliche Stück mit seiner beim ersten Hören schwer zugänglichen, von vielen Taktwechseln geprägten Musik und der fast naiven, aber ursprünglichen, theatralen Geschichte, die auch von den Erfahrungen des Ersten Weltkriegs geprägt ist, möglichst nah bei Komponist und Autor lassen, um dem heutigen Publikum das damals Revolutionäre näherzubringen. (Leider wird heute des Öfteren das Stück als reines Tanztheater ohne Vorleser inszeniert und damit, entgegen der ursprünglichen Intention, entstellt.) Im Gegensatz zur Uraufführung, die ein konventionelles Bühnenbild mit einfacher Bretterbühne und gemalten Prospekten hatte, wollten wir so tun, als hätten einige der damals innovativen Künstler-Zeitgenossen am Stück mitgewirkt. Strawinsky hat seine Musik aufs Wesentliche beschränkt. Analog dazu wurde auf der Bühne der Raum an sich, in Form eines offenen Quaders (Bauhaus), dargestellt. Dieser konnte durch die Gleichzeitigkeit von Innen und Außen die Inszenierung gut strukturieren, und am Ende quasi als höllisches Gefängnis wahrgenommen werden. Um der von Strawinsky und Ramuz angestrebten Gleichberechtigung von Orchester, Vorleser und Schauspiel sowie Tanz zu entsprechen, konnte der Raum hinter Musikern und Vorleser nicht unangetastet bleiben. Da bot sich doch der Maler Kandinsky an, der zudem noch Synästhetiker war. Er empfand also Farben nicht nur als optische, sondern auch als akustische Reize. Und ein Lichtzeichen vom Dirigenten zum Mann am Vorhang mussten wir noch verlegen, denn welcher Techniker kann schon Partituren lesen… Über die enormen Schwierigkeiten mit den Leuchtstoffröhren, die in Wirklichkeit LED-Stäbe waren und aufwändig programmiert werden mussten, will ich gar nicht anfangen zu erzählen… (gehört ja auch gar nicht zum Konzept.) Die Aufführungen Nach einer katastrophalen Generalprobe (es gab im Vorfeld aus zeitlichen, räumlichen und finanziellen Gründen nur zwei gemeinsame Proben mit dem Orchester) gingen wir, der Verzweiflung nahe, mit Flüchen gegenüber dem technisch komplizierten Stück auf den Lippen, in die Premiere. Und dann das Wunder: Kein verschlepptes Tempo, fließende Übergänge, die Aufführung entwickelte den nötigen „Drive“ und kein merklicher Fehler passierte. Wir waren glücklich, das Publikum tief beeindruckt und die Presse begeistert. Alle 5 Aufführungen waren ausverkauft. Die 15. 000 € teure Produktion machte nur ca. 900 € Verlust. (Womit wir gerechnet hatten.) Aber wir haben dafür einen neuen Vorhang, wiederverwendbare, teure LED-Stäbe und 2 Headsets. Es hat sich in jeder Hinsicht gelohnt! Carl Farin Homepage: www.bac-theater.de Um Strawinskys Forderung: „Kein Illusionismus“ umzusetzen wurden farbige Leuchtstoffröhren (1901 erfunden) eingesetzt, die, immer anders angeordnet, den Beginn eines der 5 Bilder markieren und nach 10 Sek. verlöschend ihre Pracht verlieren. Da das Stück durch viele Vorhänge strukturiert ist, brauchten wir zu guter Letzt einen neuen, schnellen, fallbeilmäßig funktionierenden Vorhang. Unsere Regisseurin kam noch auf die Idee einige Passagen, die ursprünglich nur vom Vorleser vorgetragen wurden, als Pantomime nachspielen zu lassen. Zudem hat sie die Rolle der reizenden Prinzessin durch pantomimische längere Anwesenheit noch etwas ausgebaut – nur ca. 5 Minuten Tanz waren ihr für diese Rolle einfach zu wenig. Fotos: Wolfgang Hergesell, Bad Arolsen ungeschminkt ungeschminkt FebruarFebruar 2015 2015 23 23 bei der 1. Gemündener Kulturwoche mit der Laienspielgruppe Ehringshausen Love Letters 24 Es war Neuland, das die örtliche Laienspielgruppe mit der Aufführung des Theaterstücks „Liebesbriefe“ (Love Letters) betrat. Man hatte sich bewusst dafür entschieden, im Rahmen der ersten Gemündener Kulturwochen keine Komödie zu spielen, sondern dem Publikum etwas ganz anderes zu präsentieren. Die Wahl fiel dabei auf „Liebesbriefe“, ein Stück von Albert R. Gurney (US-amerikanischer Dramatiker und Autor). Mit dem Stück, darüber waren sich von Beginn an alle Beteiligten einig, wird man einen „unbekannten“ Bereich auf der Ehringshäuser Theaterbühne betreten. Umso erfreulicher für alle Beteiligten, dass die Aufführung zu einem großen Erfolg wurde, der sich in der großen Resonanz beim Publikum ebenso widerspiegelte wie in den emotionalen Regungen bei den zahlreichen Besuchern. Selbst der Regisseur, so war aus gut unterrichteten Kreisen zu erfahren, konnte anlässlich der Generalprobe seine emotionale Beteiligung nicht mehr verbergen und zeigte offen, dass dieses Stück ebenso heiter wie traurig, dramatisch, melancholisch und berührend - nicht nur - auf den Zuschauer wirkte. Diese besondere Gefühlswelt spiegelte sich auch am Abend der Aufführung in der vergangenen Woche auf der Bühne der Theaterklause wieder und machte deutlich, dass die Laiendarsteller und alle Mitwirkenden Akteure vor und hinter der Bühne ein Stück Theaterwelt betreten hatten, mit dem sie ebenso qualitativ hochwertig umgehen konnten, wie man es von den vielen Komödien alljährlich gewohnt ist. Mit großer Professionalität, mit viel persönlichem Engagement und mit ausgesprochen viel Gefühl präsentierten Mechthild Sann (als Melissa Gardner) und Winfried Keßler (als Andrew Makepeace) eine bewegende und sehr gefühlsbetonte Geschichte zweier Menschen, die sich seit ihrer Kindheit lieben. In den entscheidenden Momenten ihres Lebens aber fügen sie sich entweder subtile Verletzungen zu - oder bringen den Mut nicht auf, sich ungeachtet der Karriere und den gesellschaftlichen Hindernissen zum Trotz zueinander zu bekennen. - Melissa Gardner, aus reichem Hause, muss erkennen, dass Geld zwar angenehm ist, aber kein erfülltes Leben garantiert. Sie flüchtet sich in den Alkohol. - Andrew dagegen ist geradezu der Prototyp des erfolgreichen Selfmademans, die Verkörperung des amerikanischen Glaubens, alles erreichen zu können, wenn man es nur will. Zielstrebig studiert und arbeitet er sich gesellschaftlich nach oben: ein prominenter Anwalt in geordneten Verhältnissen, der schließlich sogar Senator wird. - Das einzig Außergewöhnliche an Andrew ist seine Freundschaft zur sensibel-neurotischen, für ihn geradezu exotischen Malerin Melissa: Sie ist die einzige, der er seine Gefühle mitzuteilen vermag. In diesem Zwei-Personen-Stück, das seinen berührenden, intensiven Zauber allein durch den ungeschminkt Februar 2015 Briefwechsel zwischen den Hauptpersonen Melissa und Andrew bezieht, wird die Kraft der Gefühle und die Kraft der Worte gefeiert. Die Geschichte zweier Liebender spielt sich in den Köpfen der Zuschauer ab, was auch immer wieder eindrucksvoll zu erkennen war. Wenn die Briefe zwischen den beiden hin und her wechseln und sie darin ihre Gefühle, Eifersucht, Träume und Ängste offenbaren, ist es so ehrlich und direkt, als würden sie sich unterhalten. Die Zuschauer erlebten alle Stationen, Höhen und Tiefen im Leben von Melissa und Andrew mit, angefangen von den unbefangenen, lustigen und flapsigen Briefchen aus der Kindheit und College-Zeit bis zu den späteren, sehr tief gehenden Liebesbriefen. Ein gegensätzliches Paar, das getrennte Lebenswege geht und erst zum Schluss in ein paar „gestohlenen“ Nächten wirklich zusammenfindet. Über die Briefe halten sie Verbindung über die Distanz hinweg, erzählen sich alles, was sie bewegt, was sie erleben. Für den Zuschauer sehr treffend in Szene gesetzt ist, dass man alle Phasen des Lebens am Stil der Briefe erkennen kann. Unbeschwert und leichthin klingen die frühen Mädchenbriefe von Melissa, werden immer trotziger, wenn sie von ihrer alkoholkranken Mutter, ihrem ekelhaften Stiefvater schreibt. Eifersucht blitzt auf in Andrews Jungenbriefen, während seine Weihnachtskarten als Senator und Familienvater fast schon formell klingen. Ein begeistert applaudierendes Publikum unterstrich am Ende der mehr als zweistündigen Aufführung die schauspielerischen Glanzleistungen der Akteure auf der Bühne, die es verstanden die sich verändernde Gefühlswelt in den Briefwechseln zwischen Melissa und Andrew einfühlsam und zugleich auch eindrucksvoll zu vermitteln. Für die Laienspielgruppe war die Präsentation eines solchen Stückes, das in der Vergangenheit schon von vielen Hollywoodgrößen auf vielen bekannten Bühnen der Welt gespielt wurde, ein überwältigender Erfolg, auf den man aufbauen kann. Neben den bereits genannten Darstellern wirkten als Regisseur Karl Pitzer, in der Maske Ulrike Tomaschewski und Anja Seipp, sowie für den Bühnenaufbau Winfried Keßler und Thomas Tomaschewski mit. Dazu kamen zahlreiche Helfer im Umfeld, ohne die eine solche Präsentation nicht möglich gewesen wäre. Für die Ehringshäuser Laienspielgruppe geht es nach dieser einmaligen Vorführung im Rahmen der 1. Gemündener Kulturwochen bereits in den kommenden Tagen in die heiße Phase der alljährlichen Aufführungen Ende November und Anfang Dezember, wenn dann wieder mit dem Stück „Und das am Hochzeitsmorgen“ eine Komödie auf dem Spielplan steht, die insgesamt an neun Spielabenden zu sehen sein wird. Näheres dazu an gleicher Stelle zu einem späteren Zeitpunkt. (Fotos: ek) Winnie Wackelzahn Die Theatermacher aus Mengeringhausen haben sich für 2014 das Kindermusical „Winnie Wackelzahn“, aus der Feder von Ralf Israel und mit der Musik von Bernd Stallmann und Gerhard Grote, ausgesucht. Ein Kinder- u. Vampirmusical welches im Jahre 2005 auf der benachbarten „Freilichtbühne Twiste“ uraufgeführt wurde. Damals wie heute führte Karl-Heinz Röhle die Regie. Diese Zusammenarbeit funktioniert ganz wunderbar und es kommt auch in anderen Bereichen immer wieder zwischen der Freilichtbühne Twiste und dem Statt-Theater Mengeringhausen zu Kooperationen. Ein kleiner Vampir hat schon große Probleme, wenn er dem menschlichen Blut eine Schüssel Himbeereis und Rote Grütze vorzieht. Wenn er dann auch noch - kurz vor seinem zehnten Geburtstag - erfährt, dass ihm aufgrund eines Fluches der bösartigen Fee Karfunkula die Eckzähne ausfallen werden, dann hat er schon allen Grund zum Verzweifeln. In der Menschenwelt stöbern derweil Nina und Lucy in der Bibliothek ihres Onkels, des Vampirforschers Linus von Hering, herum und entdecken einen alten Vampirzahn und einen geheimnisvollen Zauberspruch. Der bringt sie und die Zuschauer im Handumdrehen in das Land der Vampire. Dort erkennen die Mädchen und der Professor schnell, dass der kleine Vampir Hilfe braucht. Wie üblich in einer richtigen Weihnachtsgeschichte findet das Ganze ein gutes Ende, nicht zuletzt auch durch die Unterstützung der zuschauenden Kinder, die der Geschichte begeistert folgen. In dem Kindermusical sah man herrliche Charaktere, die von den Schauspielern des Statt-Theaters wunderbar dargestellt wurden. Ob Zahnarzt Zacharias Zange, die beiden mexikanischen Blutsauger Richie und Ramon, Lupotsch, der alte Wolf , die Fliegerstaffel der Fledermäuse mit dem Flugkapitän Bat, und vor allem die Knoblauchzehen Mief, Muff und Müffel, alle spielten ganz prima und waren stets bei der Sache. Die Gesamtleistung der vielen großen und kleinen Darsteller, der Regie und nicht zuletzt auch der Bühnenbauer und sonstigen Mitwirkenden war - wieder einmal – so großartig, wie man es vom Statt-Theater seit Jahren gewohnt ist. Danke für den tollen Nachmittag. fw Fotos: digiSTAGEfoto © Frank Weyman ungeschminkt Februar 2015 25 Die Schneekönigin Theatergruppe Assenheim e.V. Ein alter Klassiker wird als Musical neu inszeniert 26 Schon oft wurde die Geschichte der Schneekönigin erzählt oder als Theaterstück auf die Bühnen gebracht. Das Märchen von Hans Christian Andersen hat bereits Generationen fasziniert. Die Theatergruppe Assenheim hat diesen Klassiker nun als Märchenmusical ganz neu inszeniert, und die Definition „neu“ trifft es auf den Punkt. Das Ensemble um Regisseur und Gesamtleiter Norbert Deforth hat das Märchen humorvoll und ironisch aufgearbeitet, dazu eine ganz eigene und vor allem andere Geschichte auf den Weg gebracht. Die Geschichte von Gerda, Kai, und der Schneekönigin ist ein Kunstmärchen des dänischen Dichters Hans Christian Andersen. Eine große Herausforderung, hat sich die Theatergruppe diesmal mit seinem wohl längsten und ausgefeiltesten, aber auch kompliziertesten und vielschichtigsten Märchenthema befasst. Heraus kam eine wahre Glanzleistung. Wohl dem, der eine Eintrittskarte hatte, auch in diesem Jahr waren nämlich alle Aufführungen schon Wochen vorher ausverkauft. Neun Aufführungen im Bürgerhaus in Assenheim uns sechs Aufführungen standen im Dolce-Jugendstiltheater in Bad Nauheim auf dem Programm. Lustige Trolle, irrwitzige Schneegnome und ein konfuse „Frau Holle“ unterstützen Gerda bei ihrem Kampf gegen die Magie der Kälte und gegen eine skurrile und machtbesessene Gesellschaft von Schlossbewohnern. Mit Kai –einem Jugendfreund - und seiner „Trollfreundin Jonne“ macht Gerda sich schließlich auf, um dem Spuk eine Ende zu bereiten und wieder Ordnung in das Leben von Schloss Rosendal zu bringen. Aber die „Kälte“ ist listig und mit magischen Kräften ausgestattet. Sie will mit Hilfe von Hanna – die ebenfalls magische Kräfte besitzt - die Welt in eine ewi- ungeschminkt Februar 2015 ge Eislandschaft verwandeln. Alle Menschen und alles „Leben“ sollen so werden wie sie selbst ist: Wesen mit einem Herz aus Eis! Nach einigen Überraschungen kommt es, wie es sich für ein richtiges Märchen gehört, zum Happv End.Wer nach all den erfolgreichen Bühnenstücken der Theatergruppe Assenheim glaubte nicht mehr überrascht zu werden, der irrte. Auch „Die Schneekönigin“ zog mit hinreißender Musik, wunderschönen Kostümen und märchenhaften Bühnenbildern das Publikum sofort in ihren Bann. Mit aufwändig arrangierter Livemusik, die von einem zwanzigköpfigen Orchester intoniert wurde, hatten selbst die kleineren Zuschauer im Publikum einen spannenden und erlebnisreichen Theaterbesuch vor sich. Es gab viel Action, höchst Staunenswertes und natürlich wieder eine Menge zum Lachen. Über tausend Arbeitsstunden benötigte die Kulissengruppe um die 250 m2 Kulisse auf die Bühnen zu stellen. In über 500 Handarbeitsstunden wurden annähernd 50 Kostüme konzipiert und genäht. 75 Akteure vor, auf und hinter der Bühne sorgten für einen unvergesslichen Theaterabend. Fazit: Auch in diesem Jahr haben sich die aufwändigen Proben mehr als gelohnt. Wenn selbst das junge Publikum am Abend auch nach über drei Stunden noch gebannt den Blick auf die Bühne richtet, dann hat hier wohl jemand alles richtig gemacht. Wer Wind sät… Das Ensemble feel-X aus Bad Soden-Salmünster zeigte im November des vergangenen Jahres einen echten, aber auch noch nicht „totgespielten“ Klassiker, der sich zum absoluten Theaterpublikums-Magneten entpuppte. In sechs ausverkauften Vorstellungen erlebte Gerold Lotz als Generalkonsul Tobler gemeinsam mit Walter Bröckers-Wessolowski (Diener Johann) und Aaron Treiber (Dr. Hagedorn) in der Erich Kästner Komödie „Drei Männer im Schnee“ richtige Abenteuer im Grand Hotel in Bruckbeuren. Den Inhalt dieses bekannten Werkes wiederzugeben, dürfte nicht nötig sein, gehört doch die gleichnamige Verfilmung mit Paul Dahlke, Günther Lüders und Claus Biederstaedt aus den 50-er Jahren ebenso zum Weihnachtsprogramm wie „Dinner for one“ zu Silvester. Die Regie lag in den bewährten Händen von Felix Wiedergrün. Musikalisch umrahmt wurde das Stück von der Live-Band „Erichs Ohrkästner“ des Musikzentrums Freund unter der Leitung von Herbert Freund. Erstmalig stellt das Ensemble feel-X sein diesjähriges Programm unter ein Motto – „Die vier Jahreszeiten“. Am 25. April findet die beliebte Altstadtbeleuchtung mit Szenenführungen – „Fassadenfarben“ – statt. Neben den Theaterführungen durch Alt-Salmünster zum Thema „Frühlingserwachen“ werden Fassaden, Kirchen, Gassen, Flüsschen, Pflanzen u.v.m. der historisch geprägten Stadt in farbiges Licht getaucht. Dabei sind über 100 Scheinwerfer im Einsatz bei einer Gesamtleistung von 40 000 Watt. Im historischen Schleifrashof kann man sich ab 18 Uhr bei Live-Musik mit Speisen und Getränken auf den Abend einstimmen. Im Anschluss an die Führungen findet ein Orgelkonzert in der Barock-Kirche St. Peter und Paul statt. Den Abschluss bildet ein ca. 10minütiges Feuerwerk. ungeschminkt Februar 2015 27 Dornheimer Theaterkiste e.V. 28 25 Jahre er folgreiches Amateur theater in Groß Gerau Aus einer Elterninitiative heraus entstand vor 25 Jahren die Dornheimer Theaterkiste. Mitbegründer, die auch heute noch aktiv dabei sind, sind Angelika Weber und Monika Peschk. Damals wusste niemand, wie sich diese Theatergruppe entwickeln würde. Man wollte etwas für Kinder spielen, aber was? Bekannte Märchen wurden schon von anderen Bühnen im Umkreis aufgeführt. Was fehlte, war ein „Theater zum Anfassen“, das gab es damals noch nicht. Daraufhin entschlossen wir uns, Kinder mit fantasievollen Stücken zu erfreuen und aktiv am Spielgeschehen teilhaben zu lassen. Bis es zur ersten Aufführung 1992 kam, war es ein holpriger Weg. Es wurden noch weitere Mitspieler gesucht. Die aufwändige Kulisse, die Kostüme und vor allem die Tontechnik hatten uns manchmal an den Rand der Verzweiflung gebracht. Aber wir ließen uns nicht entmutigen und machten weiter. Unser damaliges Kinderstück hieß Stinkmorchel Mieselfratz Frotzel. Eine lustige und spannende Geschichte, die Kinder begeistern sollte. An Phantasie- und Ideenreichtum hatte es nicht gefehlt. Nicht nur die eigenen Kinder als Blumenkinder im Kinderballett, sondern auch die jungen Zuschauer wurden mit in das Spielgeschehen eingebaut. Im gemeinsamen Spiel konnten auch wir wieder Kind sein. Diese aufwändige Inszenierung kam bei den Zuschauern sehr gut an, die 24 Mitwirkenden wurden mit tosendem Beifall belohnt. Nach der Vorstellung hatten die Kinder die Gelegenheit, ihren Lieblingsfiguren die Hand zu schütteln und wir erfreuten uns über ihre strahlenden Augen und erstaunten Gesichter. Durch die positiven Presseberichte wurden wir mehrfach angesprochen, dieses Kinderstück im Kulturcafe in Groß-Gerau und an den Treburer Theatertagen mehrmals aufzuführen. Das ermutigte uns weiterzumachen und es folgten weitere Kinderstücke. Wir hatten damals zwei Aufführungen an einem Tag und eine Besucherzahl von 300 – 400 Personen an einem Tag, dementsprechend war die Geräuschkulisse enorm. Damit es für die Zukunft für uns und den Zuschauer etwas entspannter zugehen sollte, wurden die Aufführungen auf ungeschminkt Februar 2015 zwei Tage verlegt. Mit den öffentlichen Auftritten konnten wir mit der Zeit ein Stammpublikum gewinnen. In unseren Kinderstücken versuchen wir immer eigene Ideen mit einzubauen. Der Phantasie sind also keine Grenzen gesetzt. Auch heute noch werden die Kinder zum Mithelfen aufgefordert und die lassen sich gerne mit in das Stück einbeziehen. Ich möchte nicht sagen, dass immer alles glatt gelaufen ist. Natürlich gab es auch Höhen und Tiefen, z.B. keinen Aufführungstermin, Mitspieler, die sich neu orientiert haben, neue Spieler suchen usw. Es folgte eine lange kreative Pause. 2005 wurde ein neuer Anfang gemacht. Die Gruppe formierte sich neu und wollte wieder durchstarten, obwohl es nicht einfach war, die Zuschauer mussten wieder zurückgeholt werden. Wir wollten etwas Besonderes spielen und entschlossen uns für das Musical „Mary Poppins“, die von Monika Dullmaier verkörpert wurde, eine wunderschöne Geschichte. Dieses Musical, umgeschrieben von Andrea Neumann, auf die Bühne zu bringen, stellte einige Herausforderungen an uns alle. Bestimmte Effekte konnten natürlich nicht ganz umgesetzt werden, aber wir hatten sehr einfallsreiche Spieler, die das zum Teil ermöglicht haben. Die Zuschauer, ob groß oder klein, waren begeistert von unserer Darbietung. Wir konnten mit Stolz sagen „wir haben es geschafft“. Mit der Zeit hat sich die Gruppe weiterentwickelt. Seit ein paar Jahren haben wir auch Kriminalkomödien, die wir im Wechsel mit unseren Kinderstücken aufführen, in unser Repertoire aufgenommen, z.B. 2009 Gestrandet, 2011 Wohin mit der Leiche und 2013 Meine Leiche deine Leiche. Es macht uns sehr viel Spaß uns auch auf diesem Sektor auszuprobieren und an die Grenzen des Möglichen zu gehen. Die Kriminalkomödie „Meine Leiche deine Leiche“ war ein großer Erfolg. Diese witzige Komödie sorgte bei den Zuschauern für Lachsalven und die Spieler wurden mit viel Beifall belohnt. Nach der Vorstellung die ermunternden Worte „es sah alles so täuschend echt aus, macht weiter so“ zu hören, das machte uns sehr stolz. Die Frage, die sich damals stellte, ob wir die Zuschauer mit unseren Darbietungen begeistern können, stellt sich heute nicht mehr. Den Spaß, den wir am Spiel haben, merken auch die Zuschauer. In eine Rolle zu schlüpfen, sie auf die Bühne zu bringen und die Zuschauer in eine andere Welt zu führen, und damit natürlich auch sich selbst, ist das, was das Theaterspielen so faszinierend macht. Im Laufe der Jahre hat sich die Dornheimer Theaterkiste zu einer festen Institution in Dornheim entwickelt. Jubiläum Unser 25 jähriges Jubiläum am 19. September 2014 sollte ordentlich gefeiert werden. In den großen Räumlichkeiten, die uns freundlicherweise Elsbeth Matern zur Verfügung gestellt hatte, wurde ein großer Empfang den eingeladenen Gästen präsentiert. Auch war man sehr erfreut über den Besuch des Groß-Gerauer Kulturdezernenten Bernd Landau, der das ehrenamtliche Engagement der Laienschauspieler lobte und dem Verein für seinen kulturellen Beitrag in der Stadt Groß-Gerau dankte. Die Auszeichnung für 25 Jahre aktives Engagement in der Dornheimer Theatergruppe wurde Monika Peschk und Angelika Weber (die leider nicht dabei sein konnte) vom LV und BDAT stellvertretend durch die 2. Vorsitzende Monika Dullmaier mit der Silbernen Ehrennadel und einer Urkunde überreicht. Angelika Weber wurde zu einem späteren Zeitpunkt stellvertretend von Monika Peschk für ihre Verdienste in der Theatergruppe geehrt. Mit einem halbstündigen Film wurde an die verschiedenen Auftritte der Dornheimer Theaterkiste erinnert und Monika Peschk überraschte die anwesenden Mitglieder mit einer Schatzkiste, in der sich für jeden Anwesenden eine DVD des Films „Die Geschichte der Dornheimer Theaterkiste“ als Geschenk befand. Für Heiterkeit sorgten an diesem Abend auch einige Mitglieder, die recht amüsante Sketche vorführten. Zusammen erlebten wir ein sehr schönes Fest, bei dem mit Reden, Ehrungen und Speis und Trank nicht gespart wurde. Aufführung 2014 Unser letztjähriges Kinderstück „Philly Phantastico oder die Erdmännchen im Elfenwald“, das wir im November und im Dezember in Berkach und in Dornheim aufführten, hatten wir schon mit großem Erfolg 2002 auf die Bühne gebracht und es sollte auch diesmal nicht anders sein. Eine Bereicherung für unsere Gruppe war der Zuwachs von jungen Mitspielern, die mit viel Engagement und Spielfreude an die Arbeit gingen. Mit viel Komik, Phantasie und Tempo sollte wieder eine kinderfreundliche Welt im Mittelpunkt stehen. Unsere Gruppe war mittlerweile bekannt für kindernahe Theaterstücke und Miteinbeziehen der Kinder, so dass die Kinder nicht nur Zuschauer sind, sondern auch ein Teil der Geschichte. Mit großem Erfolg bereits im November aufgeführt, hatten wir es im Dezember nochmals in der Dornheimer Riedhalle gespielt. Kurze Inhaltsangabe …und so machten sich eines Tages unter der Erde die zwei neugierigen Erdmännchen Philly und Harry daran, einen Tunnel zu graben. Unerwarteter Weise führt dieser aber zur Erdoberfläche. Dort finden sie einen Zauberstab, welcher der Elfenkönigin Arabella gehört. Da die Waldhexe Grusella großes Interesse an dem Elfenstab zeigt, bekommen Philly und Harry vom Erdrat den Auftrag, den Stab sicher zur Elfenkönigin zu bringen. Doch leider kommt ihnen die Hexe zuvor. Nun müssen sie mit Hilfe von Biolehrer Bertram Buntspecht, Arabella und ihrer Hausfee Walburga die böse Waldhexe besiegen. Dabei halfen die zuschauenden Kinder tatkräftig mit, den verloren gegangenen Elfenstab der Waldhexe wieder abzunehmen und ihn an seine Besitzerin, die Elfenkönigin Arabella, zurück zu bringen. Das Sprachspiel bei der Figur von „Harry“, gespielt von Lisa Sommer, sowie die Komik und der Wortwitz bei den anderen Figuren sorgte nicht nur bei den Proben, sondern auch bei den Aufführungen für manchen Lacher. Die Spieler bestachen nicht nur durch überzeugende Mimik und Gestik, es wurde auch wieder eine wirkungsvolle Kulisse gebaut. Phantasievolle Kostüme und aufwändige Masken taten ihr Übriges, den dargestellten Figuren ihren speziellen Charakter zu geben. Leuchtende Kinderaugen, strahlende Erwachsene: Die drolligen Figuren sorgten bei diesem Theaterstück für großen Applaus. So bleibt auch dieses Theaterstück bei den Kindern und den Erwachsenen in schöner Erinnerung. Nach der Vorstellung hatten wir uns etwas Besonderes ausgedacht: Nicht nur, dass die Kinder sich zu ihrer Lieblingsfigur gesellen, sondern es gab für alle Kinder noch einen kleinen Nikolaus mit auf den Heimweg. Monika Peschk ungeschminkt Februar 2015 29 25 Jahre Bad Camberger Festspiele 30 Der Schultheiß von Camberg Ein Bericht von Karin Hartmann Zum 25. Bühnenjubiläum der Bad Camberger Festspiele e.V. suchte sich die Gruppe ein Historienstück aus der Zeit des 30-jährigen Krieges aus - „Der Schultheiß von Camberg“ . Uraufgeführt wurde das Stück schon 1949, dann bei der Gründung des Vereins 1990 wieder aufgenommen, um mit großem Aufwand an Kostümen, Bühnenbild, mit 50 Darstellern, einigen Pferden und ein Hund, vielen Statisten auch aus dem gesellschaftlichen Leben Cambergs, im August 2014 wieder aufgeführt zu werden. 6 mal wurde das Stück im historischen Amthof gegeben. Petrus meinte es nicht immer gut bei den Proben, doch die Aufführungen waren weitestgehend trocken geblieben, wenn auch etwas kühl. Das Stück spielt z. Z. des Hexenwahns und der Pest. Die Vorlage waren z. T. historisch belegte Personen. Von Anfang bis zum Ende hielt uns das Stück in Atem. Schreckliche Intrigen, Hinterlist und Verdächtigungen, Aberglauben und Raffgier, in deren Verlauf man eine heilkundige, reiche Witwe ausmachte, diese folterte, bis sie gestand, im Bund mit dem Teufel zu sein. Die Zeiten waren unvorstellbar arm, dazu wütete die Pest, marodierende Soldaten vergrößerten das Übel und ungeschminkt Februar 2015 da musste doch jemand daran schuld sein. Sehr wichtig für die Intriganten: Das Vermögen, das einer der Hexerei Verdächtige hatte, fiel an die Stadt. So spannend verpackt, kann man diese schrecklichen Zeiten besser verstehen. Das Stück wurde vom Autor Max Hermann Schmidt noch unter dem Eindruck des 2. Weltkrieges geschrieben. Es sollte ein Mahnmal für Frieden und Menschlichkeit sein - und ist heute leider mehr denn je wieder gültig. Dieses eindrucksvolle Stück hatte ein Happy End, was die Zuschauer mit einem tiefen Aufatmen begrüßten. Dass das „Volk“ bei der Verkündung der erlösenden Nachricht nicht so richtig jubelte und sich in die Arme fiel, hatte einen internen „Joke“ als Hintergrund, den man sich bei der letzten Vorstellung leistete. So hatten die Schauspieler noch einen sicherlich in langer Erinnerung bleibenden heiteren Abschluss. Von den Schauspielern möchte ich hier keinen hervorheben. Die Rollen waren alle sehr gut besetzt und wurden mit vollem Einsatz dargeboten. Ein gut von Timo Pfanzer regiertes 2-Stunden Stück, spannend und kurzweilig dargeboten. „Mein Freund Harvey“ „Die Theatergruppe „Peter von Orb“ hat die Messlatte mit Erfolg hoch angelegt, und es war absolut gut.“ Der Schirmherr, Stadtverordnetenvorsteher Heinz Grüll, äußerte sich begeistert, als der Vorhang nach der „Mein Freund Harvey“-Premiere fiel und anhaltender Beifall aufbrauste. „Das war toll“, freute sich auch Bürgermeisterin Helga Uhl, und die Kreisbeigeordnete Sigrid Schindler lobte: „Eine perfekte Leistung.“ Regisseur Michael Heim hat es wieder einmal geschafft, mit seinem Ensemble eine anspruchsvolle und schwungvolle Inszenierung auf die Bühne zu bringen und die zeitlose Komödie mit vielen originellen Details und reichlich Situationskomik anzureichern. Das 1944 uraufgeführte Stück von Mary Chase wurde von ihm in die Siebziger versetzt, mit Schlaghosen, Plateauschuhen, hochtoupierten Haaren und auffallenden Tapeten. „Harvey“ lässt viel Spielraum für die Rollengestaltung, und den hat Heim bestens genutzt. Zum Inhalt: Harvey ist Elwood P. Dowds Busenfreund. Das Problem liegt darin, dass Harvey ein Puka, ein 2,01 Meter großer weißer Hase ist, ein Geisteswesen, ein weißer Riese im Hasenfell. Erschwerend kommt hinzu, dass ihn außer Elwood niemand sehen kann. Elwood, ein Träumer, der die Wirklichkeit aus den Augen verloren hat, lässt sich auf ihn ein und erfährt zum Dank auch so allerhand Neues; denn Harvey kann Ereignisse voraussagen. Elwoods verwitwete Schwester Veta Louise und seine Nichte Myrtle Mae schämen sich für ihn, auf dessen Kosten sie leben. Schließlich hat die Mutter dem skurrilen Junggesellen alles hinterlassen. Und so kann Elwood es sich leisten, als Lebensinhalt mit seinem trinkfreudigen Kumpel Harvey durch die Bars zu ziehen. Doch Harvey ist mehr. Er ist eine Schlüsselfigur, die vor Augen führt, wie sehr Äußerlichkeiten unser Leben und die Gesellschaft beeinflussen, wie wichtig uns der äußere Schein ist. Der sanfte freundliche Elwood wird von Uwe Meyer, der im Ensemble schon mit umfangreichen Hauptrollen punktete, mit großem Einfühlungsvermögen gespielt. Er packt es bravourös, den liebenswerten Einzelgänger so zum Leben zu erwecken, dass er mit Harvey so überzeugend kommuniziert, dass man den Hasen zu spüren vermeint. Das kann auch Veta Louise, die von Susi Volke mit einer facettenreichen Bandbreite gestaltet wird. Insbesondere weiß sie das Quirlig-Hektische der wegen Elwood völlig überdrehten Schwester darzustellen. Jugendliche Frische bringt mit einer überzeugenden Darstellung Ann-Christin Blum als Myrtle Mae ins Spiel. Herrlich, wenn sie quasi auf einem Catwalk defiliert oder ihre tiefe Verzweiflung ausdrückt, dass der Onkel sämtliche Heiratschancen zerstört. Werner Johanns glänzt als Psychiater Dr. Chumley, einer Partie, die weitreichende Ansprüche zwischen watteweich-melancholisch und aufbrausend stellt. Aufbrausen kann auch Detlef Angelstein als Dr. Sanderson, der die schöne Miss Kelly, der Norma Herold Glanz verleiht, verehrt. Mit viel Spielfreude agieren auch Martina Böhm als attraktive Betty Chumley, Marco Amberg als temperamentvoller Marvin Wilson, Josef Schüssler als cooler Omar Gaffney, Monika Fuchs als überzeugende Ethel Chauvenet, Andrea Schweitzer und Theresa Görlich als Hausmädchen sowie Regisseur Michael Heim als Taxichauffeur, der dem Geschehen eine neue Wendung verleiht. Regieassistenz Marlena Freund. (Text: ez ) Bildunterschriften, von oben nach unten: 1. Elwood P. Dowds macht sich nicht nur Freunde im Sanatorium 2. Elwood ist ein Charmeur alter Schule 3. Dr. Chumley macht eine erschreckende Entdeckung 4. Die Wende im Geschehen bringt ein Taxifahrer (verkörpert durch den Regisseur Michael Heim) Alle Bilder von ZieglerEisentraud ungeschminkt Februar 2015 31 Gras-Ellenbacher Heimatbühne 40-jähriges Bühnenjubiläum 32 Am 19. Juli vergangenen Jahres feierte die Gras-Ellenbacher Heimatbühne mit einem Theaterfestival ihr 40-jähriges Bühnenjubiläum. Die Verantwortlichen um den Vorsitzenden Andreas Willutzki hatten mehrere befreundete Theatergruppen aus der Region eingeladen, die mit Auszügen aus ihren Stücken für beste Unterhaltung sorgten. Zuvor aber blickte der 1. Vorsitzende Andreas Willutzki in seiner Laudatio auf eine ereignisreiche Vereinsgeschichte zurück. Sie begann im Jahre 1974; Winfried Bauer, der damalige Vorsitzende des TSV Gras-Ellenbach, wollte das Theaterspiel wieder aufleben lassen. Einen großen Verdienst am Zustandekommen der Truppe hatte auch seine Gattin Inge Bauer. Mit Sebastian Jost, dem damaligen Dorfschullehrer, hatte sie das Theaterspielen in der Schulzeit verbunden. Im Oktober begannen die ersten Proben zu dem Stück „Seine Majestät der Kurgast“ und die Premiere war dann an Weihnachten 1974 in einem Gasthof in Gras-Ellenbach. Am 27. Juni 1975 begann die Saison in der neuen Nibelungenhalle, die sich im Gründungsjahr noch im Bau befand. Herr Jost gab 1985 sein Amt als Regisseur auf eigenen Wunsch auf; Werner Rendel, ein Gymnasialdirektor aus Dossenheim, konnte als Nachfolger gewonnen werden. Heinz Issler, Regisseur und Schauspieler am Prinzregententheater in Ludwigshafen, übernahm 1995 die künstlerische Leitung. In1997 wurde Andreas Willutzki zum 2. Vorsitzenden ins Führungsgremium gewählt. Er übernahm 2007 den Vorsitz von Winfried Bauer, der auf eigenen Wunsch aus dem Amt ausschied. ungeschminkt hminkt Februar 2015 Lothar Clade wurde zum 2. Vorsitzenden gewählt, Winfried Bauer zum Ehrenvorsitzenden und Inge Bauer zur Ehrenschriftführerin ernannt. Gleichzeitig wurde Herbert Kolb, langjähriger 2. Vorsitzender, zum Ehrenmitglied ernannt. Heinz Issler verließ 2008, nach 13 Jahren, die Heimatbühne. Sein Nachfolger wurde Uwe von Grumkow, der auch Regisseur und Schauspieler bei den Heppenheimer Festspielen war. Im selben Jahr wurde die von der Heimatbühne geschaffene Freilichtbühne „Zwerg Alberich Odeon“ am Eingang des Gassbachtales, einem Tourismusmagnet in Gras-Ellenbach, eingeweiht. Die Patenschaft übernahm der bekannte Schauspieler Walter Renneisen. 2014 wurde eine Kinder und Jugendgruppe ins Leben gerufen und es stand erstmals in der Vereinsgeschichte ein lustiges Märchen mit und für Kinder und Erwachsene auf dem Programm. In den 40 Jahren der Vereinsgeschichte der Heimatbühne wurden u. a. legendäre Stücke wie „Seine Majestät der Kurgast“, „Im Treppenhaus“, „Halt die Gosch, Bu“, „Heiter bis wolkig“, „Blaues Blut und Erbsensuppe“, „Der keusche Lebemann“, „Der Brandner Kasper und das ewige Leben“ und viele andere mit viel Erfolg aufgeführt. Durch den Vorsitzenden Andreas Willutzki und den Vertreter des Landesverbandes Heiner Kraft wurden 2014 folgende Vereinsmitglieder geehrt: Goldene Ehrennadel des Bundesverbandes Deutscher Amateurtheater e.V.: Inge und Winfried Bauer, Helga Dörsam, Herbert Kolb, Hans Dörsam. Silberne Ehrennadel des Bundesverbandes Deutscher Amateurtheater e.V.: Gisela und Winfried Helmstädter, Elke und Andreas Willutzki, Lothar Clade, Sieglinde Fuhr, Willi Helm, Erich Arnold, Irmtraut Lipp Vom Verein wurden geehrt: Danny Sieverding, Gunter Jost, Marko, Christopher, Uli und Majda Dörsam, Nicole Wolk, Karl Heldmann, Heike Gehbauer, Thorsten Gleich, Maria und Hans Sauer, Franz-Josef Gölz Viele Ehrengäste waren in die Nibelungenhalle eingeladen und lobten und ehrten den Verein, wie Landrat Matthias Wilkes, Gemeindevertretervorsitzende und Landtagsabgeordnete Karin Hartmann, Bürgermeister Markus Röth, ehemalige Bürgermeister Reinhold Ruhr und Ernst Eck, Kommunalpolitiker sowie die Odenwälder Apfelkönigin Jana Dobner. Am unterhaltsamen Programm wirkten befreundete Theatervereine mit, so die „Olwernickel“ aus Abt-steinach mit ihrem Beitrag „Touristenführung durch Gras-Ellenbach“, die Noachtwewwerer“ mit ihrem Sketch „Auf der Herrentoilette“, die „Kneipp-Girls“ mit ihrem Showtanz „Chicago Nights“, Hans Dörsam und Bernd Ginader mit ihrem Sketch „Hannes und der Odenwälder Landrat“ sowie die Theatertruppe des „Trommer Sommer e.V.“ unter der Leitung von Danilo Fioriti und Jürgen Flügge mit Ausschnitten aus ihrem Stück „Die silbernen Glocken“. Nach einem wunderschönen gemeinsamen Vereinsjubiläum der Gras-Ellenbacher Heimatbühne bedankte und verabschiedete sich zum Abschluss der 1. Vorsitzende Andreas Willutzki bei allen Vereinsmitgliedern, Organisatoren, den Ehrengästen, den mitwirkenden Vereinen. Informationen über unseren Verein erhalten Sie über: www.heimatbuehne.net und über facebook Foto links: Gründungsmitglied, langjähriger Vereinsvorsitzender von 1974 - 2007, seit 2011 Ehrenvorsitzender Winfried Bauer wird von 1. Vorsitzenden Andreas Willutzki und 2. Vorsitzender Lothar Clade geehrt. (Foto: Fritz Kopetzki, Wald-Michelbach) Foto linke Seite, unten: Langjährige Vereinsmitglieder wurden bei der Jubiläumsfeier zum 40. Bühnenjubiläum der Gras-Ellenbacher Heimatbühne e.V. geehrt. (Foto: Fritz Kopetzki, Wald-Michelbach) Foto linke Seite, oben Szene aus dem aktuellen Stück, „Der dolle Opa“. Darsteller v. li n. re: Susi Linzmaier, Vanessa Knapp, Helga Dörsam, Elke Willutzki, Andreas Willutzki, Hedi Jährling, Lothar Clade (Foto: Peter Hahn, Grasellenbach-Scharbach) Buchempfehlung Diese Publikation ist einmalig in der Bundesrepublik! Eine derart umfangreiche Darstellung zur Geschichte des nichtprofessionellen Theaters wurde bisher noch nicht vorgelegt. „Auf der Scene“ Gesichter des nichtprofessionellen Theaters in Sachsen von 1500 bis 2000 Die Autoren der Publikation unternehmen mit ihren Beiträgen aus vielfältigen Blickwinkeln den Versuch, Licht in das Dunkel der über 500-jährigen Geschichte des nichtprofessionellen Theaters in Sachsen zu bringen. Streiflichtartig stellen sie diese Geschichte vor und beschränken sich dabei nicht auf das reine Bühnenspiel. Beschrieben werden Entwicklungslinien und Strukturen wie auch einzelne Theater und Persönlichkeiten. Nicht immer verlief die Recherche konfliktfrei. Auch davon erzählt dieses Buch. Das Buch: 15 Autoren, 7 Kapitel, 23 Beiträge, 369 Seiten, 169 schw./w. Abb., 32 farbige Abb., Personen- und Ortsregister, Zeittafel, Autorenbiographie mit einen Vorwort von Prof. KarlSiegbert Rehberg von der TU Dresden. Bestellungen sind über den Sax Verlag oder im Buchhandel möglich. ISBN 978-3-86729-123-1 Preis: 24,80 € ungeschminkt Februar 2015 33 Termine Seminare Landesverbandstag des LV Hess. Amateurbühnen e.V. in Wetzlar am 28. März 2015 Wurzelwerk Ein Mundarttheater Festival vom 29. April bis 3. Mai 2015 in Sulzbach/Saar Info: http://www.bdat.info Aus Hessen dabei: TC Elmar, Offenbach Theaterwoche Korbach 2015 Korbach / Hessen Kontakt: Dr. Hartmut Wecker Fon: + 49 5631 954-333, Fax - 383 http://www.theaterwoche-korbach.de 32. Hanauer Internationale Amateurtheatertage 2015 01. bis 04. Oktober 2015 Info unter: http://www.ht-hanau.de/de/theatertage.html „Lustig, lustig!“ Multiplikatorenfortbildung in Wetzlar 2015 14. bis 17. Mai 2015 Vom 14. bis 17. Mai 2015 veranstaltet der Bund Deutscher Amateurtheater e.V. in Zusammenarbeit mit dem Bundesarbeitskreis Kinder- und Jugendtheater zum 39. Mal eine Multiplikatorenschulung im Jugendgästehaus in Wetzlar. Angesprochen sind Spielleiter und Multiplikatoren, die in der Kinderund Jugendtheaterarbeit tätig sind. Die Theaterfortbildung vermittelt in 6 Werkstätten theoretische und praktische Kenntnisse für die Theaterarbeit mit Kindern und Jugendlichen. Bewerbungsschluss: 8. März 2015 Weitere Informationen und die Ausschreibung stehen hier: http://www.bdat.info/cms/front_content.php?idcat=3&idart=654&lang=1 34 Hinweis: Unsere Seminare werden gefördert vom Hessischen Ministerium für Wissenschaft und Kunst. 11. - 16. Mai 2015 Termin: Thema: Ort: Referent: LV-Betreuer: 24. April - 26. April 2015 Märchen für Erwachsene JH Fulda Ulrich Schwarz Ingrid Suhr Termin: Thema: Ort: Referent: LV-Betreuer: 19. Juni - 21. Juni 2015 Regie JH Lauterbach Daniela Burghardt Bernd Herche Termin: Thema: Ort: Referent: LV-Betreuer: 11. Juli - 12. Juli 2015 und 25. Juli - 26. Juli 2015 Kombi-Seminar „Licht und Design“ Neues Kellertheater Wetzlar e.V. Frank Willmann Heiner Kraft Termin: Thema: Ort: Referent: LV-Betreuer: 11. September - 13. September 2015 Jugendtheatercamp 2015 Jugendburg Hohensolms Jörg Dreismann/Simon Isser Kirsten Henckel/Frank Weymann Termin: 18. September - 20. September 2015 Thema: Liebesszenen auf der Bühne/ Wahrnehmung, Klangimpro Ort: JH Fulda Referent: Ulrike Fink LV-Betreuer: Ingrid Suhr Termin: Thema: Ort: Referent: LV-Betreuer: 23. Oktober - 25. Oktober 2015 Requisitenbau Jugendburg Hohensolms Elke Heilsberger Ingrid Suhr Termin: Thema: Ort: Referent: LV-Betreuer: 30. Oktober - 01. November 2015 Kostümkunde JH Lauterbach Linda Bildat Kirsten Henckel Termin: Thema: Ort: Referent: LV-Betreuer: 06. November - 08. November 2015 und 20. November - 08. November 2015 Kombi-Seminar - Stanislawski/Strasberg JH Fulda Markus Herlyn Barbara Zorn Die aktuellen Ausschreibungen für unsere Seminare findet ihr im Internet unter: http://www.amateurtheater-hessen.de Ansprechpartnerin: Künstlerische Beratung/Lehrgangkoordination, Ingrid Suhr, Mail: [email protected], oder Tel.: 06 07 13 93 67 94 ungeschminkt Februar 2015 Die Spieltermine unserer Mitgliedsbühnen TG Assenheim e.V. Volksbühne Bad Emstal e.V. Ki-Ju-Inszenierung: Der Meisterboxer 04.04.2015 20.00 Uhr 18.04.2015 20.00 Uhr 25.04.2015 20.00 Uhr 09.05.2015 20.00 Uhr 23.05.2015 20.00 Uhr 25.05.2015 17.00 Uhr Kur- und Festsaal Bad Emstal Sand, Karlsbader Str. 4, Kartentelefon 05625922106 oder eine Mail an [email protected] Der Glöckner von Notre Dame Samstag, 20. Juni 2015, um 15:00 Uhr Samstag, 20. Juni 2015, um 19:30 Uhr Sonntag, 21. Juni 2015, um 15:00 Uhr Montag, 22. Juni 2015, um 14:30 Uhr Info: http://www.tgass.de Kleine Bühne 70 e.V., Kassel Mord im Pfarrhaus Samstag, 07. Februar 2015 19:30 Uhr Sonntag, 08. Februar 2015 16:00 Uhr Freitag 13. Februar 2015 19:30 Uhr Samstag, 14. Februar 2015, 19:30 Uhr Sonntag, 15. Februar 2015, 16:00 Uhr Freitag, 20. Februar 2015 19:30 Uhr Sonntag, 22. Februar 2015 16:00 Uhr CassallaTheater, Jordanstraße 11, 34117 Kassel, Tel.: 05 61 / 77 49 19 Internet: www.kb70.de Neues Kellertheater e.V. Wetzlar Der süßeste Wahnsinn Samstag Sonntag Freitag Samstag Sonntag Freitag Samstag Sonntag Donnerstag Freitag Samstag Sonntag Donnerstag Samstag Sonntag Freitag Sonntag 14.03.2015, 20:00 Uhr 15.03.2015, 17:00 Uhr 20.03.2015, 20:00 Uhr 21.03.2015, 20:00 Uhr 22.03.2015, 17:00 Uhr 27.03.2015, 20:00 Uhr 28.03.2015, 20:00 Uhr 29.03.2015, 17:00 Uhr 02.04.2015, 20:00 Uhr 10.04.2015, 20:00 Uhr 11.04.2015, 20:00 Uhr 12.04.2015, 17:00 Uhr 30.04.2015, 20:00 Uhr 02.05.2015, 20:00 Uhr 03.05.2015, 17:00 Uhr 08.05.2015, 20:00 Uhr 10.05.2015, 17:00 Uhr Neues Kellertheater Wetzlar e.V. Brühlsbachstaße 2 (Stadthalle) 35578 Wetzlar, Telefon: 6441/48481 Mail: info(at)kellertheater-wetzlar.de Taunusbühne e.V. Bad Schwalbach Romeo und Julia Spielplan Sommer 2015 26.06. 20:00 Uhr (Premiere) 27.06., 20:00 Uhr 03.07., 20:00 Uhr 04.07., 15:00 und 20:00 Uhr, 08.07., 20:00 Uhr 10.07., 20:00 Uhr 11.07., 20:00 Uhr 12.07., 20:00 Uhr 17.07., 20:00 Uhr 18.07., 15:00 und 20:00 Uhr, 22.07., 20:00 Uhr 24.07., 20:00 Uhr 25.07., 20:00 Uhr 29.07., 20:00 Uhr 31.07., 20:00 Uhr 01.08., 20:00 Uhr Taunusbühne Bad Schwalbach e. V. Hardtstr. 44, 65307 Bad Schwalbach Telefon: 06124 720 666, Fax 06124 720 677 E-Mail: [email protected] Internet: www.taunusbuehne.de Waldbühne Niederelsungen Robin Hood 27.06.2015 um 20:00 Uhr 28.06.2015 um 19:00 Uhr 04.07.2015 um 20:00 Uhr 05.07.2015 um 19:00 Uhr 11.07.2015 um 20:00 Uhr 12.07.2015 um 19:00 Uhr 18.07.2015 um 20:00 Uhr 19.07.2015 um 19:00 Uhr 25.07.2015 um 20:00 Uhr 26.07.2015 um 19:00 Uhr 15.08.2015 um 20:00 Uhr 16.08.2015 um 19:00 Uhr 22.08.2015 um 20:00 Uhr 23.08.2015 um 19:00 Uhr 29.08.2015 um 20:00 Uhr 30.08.2015 um 19:00 Uhr 04.09.2015 um 20:00 Uhr 05.09.2015 um 20:00 Uhr Kartenbestellung unter der Telefonnr.: 05606 2229, Donnerstag von 19 bis 21 Uhr Wehlheider Hoftheater e.V. Hatschi, der kleine Zauberer Samstag 18.04.2015 15:00 Uhr Sonntag 19.04.2015 15:00 Uhr Freitag 24.04.2015 17:00 Uhr Samstag 25.04.2015 15:00 Uhr Sonntag 26.04.2015 15:00 Uhr Freitag 01.05.2015 15:00 Uhr Samstag 02.05.2015 15:00 Uhr Sonntag 03.05.2015 15:00 Uhr jeweils im CassallaTheater, Jordanstr. 11 34117 Kassel Kartenbestellungen 0561-7661693 Mail: [email protected] Ensemble feel-X Der Sturm 20. Juni 2015 um 20:00 Uhr 26. Juni 2015 um 20:00 Uhr 27. Juni 2015 um 20:00 Uhr 03. Juli 2015 um 20:00 Uhr 04. Juli 2015 um 20:00 Uhr im Kurpark Bad Soden Salmünster, bei Regen im Konzertsaal der Spessart Therme Infotelefon: +49 (69) 86 00 75 10 eMail:[email protected] URL: www. ensemble-feelx.de Der Schauspieler – Schöpfer und Geschöpf Ein Caruso ist nicht ein guter Sänger, weil er eine bessere Stimme hat als andere, sondern weil er diese Stimme, dieses Talent entwickelt hat. Wenn die Schauspieler des Actors Studio größere Direktheit und Lebendigkeit des Ausdrucks als andere Schauspieler schaffen können, dann ist das nicht so, weil andere Schauspieler nicht wissen, wie sie Direktheit und Lebendigkeit erzielen können. Im Theater macht man sich heutzutage viele Gedanken über neue Richtungen und Ziele und vergisst oft dabei, dass alles im Theater davon abhängt, wie lebendig, überzeugend, glaubwürdig, wahrhaftig das ist, was dargestellt wird. Unabhängig von Stilen und Ideen. Der Schauspieler ist ein Wesen, das sich nicht nur bewegt und spricht, sondern der Schauspieler ist auch ein Mensch, der denkt, fühlt, wahrnimmt, reagiert. Wenn der Schauspieler sich nur bewegt und spricht, dann macht er offensichtlich von sich selbst nicht den vollen Gebrauch. In jeder Kunst gibt es eine Trennung zwischen Hersteller und Hergestelltem. Für den Schauspieler gibt es diese Trennung nicht. Ein Schriftsteller kann eine Idee zu Papier bringen, sie am nächsten Morgen noch einmal durchlesen und in den Papierkorb werfen. Wenn er das Papier wegwirft, zerreißt er nicht seine Seele, sondern eben nur ein Stück Papier. Ein Schauspieler, der den Schöpfer und das Geschöpf gleichzeitig in sich vereint, hat nicht die Distanz zu sich und seiner Arbeit, die andere Künstler haben. Er kann davon überzeugt sein, dass er das richtige tut, und doch etwas anderes tun. Versucht dann einmal mit ihm zu reden! Er kann sich nicht von seinem subjektiven Gefühl lösen und ein objektives Bild seiner Leitung gewinnen. Und deswegen ist das Training und die Ausbildung des Schauspielers ein zentrales Thema für das gesamte Theater. aus: Schauspiel-Seminar von Lee Strassberg ungeschminkt Februar 2015 35 „AMOK - Winnenden ist überall“ Bildunterschriften von oben nach unten: • • • • • Die täglichen Schikanen und Quälereien steigern sich Noch sieht es wie ein Spiel aus Erst einmal in Gang gesetzt, ist der Amoklauf nicht mehr aufzuhalten Nicht alle verschließen die Augen Aufarbeitung nach schlimmem Geschehen Alle Bilder von Ziegler-Eisentraud 36 ungeschminkt Februar 2015 „’Bedrückend’ ist das erste Wort, das mir einfällt“, erklärte Pfarrer Stefan Kümpel nach der Premiere der hoch dramatischen Produktion der Theatergruppe „Peter von Orb“ im Kulturkreis Bad Orb im katholischen Gemeindezentrum. „Bedrückend, was passieren kann, wenn und wie aus Menschen Opfer werden können, und viele nicht wachwerden in einer solchen Situation. Das Stück ist toll inszeniert, und die karge Dekoration ist einfach genial. Ich wünsche mir, dass noch viele das Stück sehen, ob Schüler, Eltern oder Lehrer.“ „Ich brauche einen Moment“, formulierte Bürgermeisterin Helga Uhl, noch ganz im Banne des Gesehenen stehend. „Winnenden kann überall sein. Es ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe, eine solche Entwicklung zu verhindern. Eigentlich müsste dieses Stück, so wie wir es heute Abend gesehen haben, ins Pflichtprogramm der Schulen aufgenommen werden.“ Dabei hob die Schirmherrin besonders den pädagogischen und sozialpädagogischen Ansatz hervor, den Regisseur Michael Heim ganz besonders im dritten Akt in packende Bilder umgesetzt hat. Das Drama basiert auf Morton Rhues „Ich knall euch ab“ und wurde von Regisseur Michael Heim erweitert und zusammen mit den jungen Leuten in eine aktuelle Jugendsprache gebracht. Der Dreiakter zeigt zunächst die Entwicklung, wie sich die Katastrophe anbahnt. Was geradezu atemberaubend gelang, war die Dichte und Konsequenz, mit der sich aus einem in klugen Schnitten auf die Bühne gebrachten Schulalltag nach und nach eine immense Dynamik entwickelt zwischen dem Handeln von „Mobbern“ und „Crowdern“ und den vieldimensional gezeichneten „Opfern“, die schließlich zu Tätern werden. Ob eine solche Dynamik, einmal in Gang gekommen, von außen zu durchbrechen ist, davon handelt der dritte Akt. In teils sehr drastischen Bildern wird dann der Amoklauf rigoros und sehr deutlich gezeigt, auch wenn kein (Theater-)Blut fließt. Eine abschließende Talkrunde mit Mitgliedern der schockierten Schulgemeinde, die sich voreinander mit dem Geschehenen auseinandersetzen, verdeutlicht, dass nicht jeder aus der Gruppe etwas gelernt hat. „Eins weiß ich genau“, resümiert die Reporterin, von Maya Hähndel einfühlsam verkörpert, „von nun an werde ich aufmerksamer sein.“ Dabei überlegt sie, „Welche Verantwortung haben wir, hat der Einzelne? Ist eine Hackordnung normal?“ Das Stück entwickelt nach und nach, wie kleine, beim achtlosen Blick von außen scheinbar „harmlose“, Schubser zu einer gewaltigen Lawine anwachsen können. Es zeigt enge Realitätsnähe, weil die Mitwirkenden in einer eindringlichen und beachtlichen schauspielerischen Leistung völlig natürlich in ihren Rollen aufgehen. Die Bühne wird zum Schulhaus; der Zuschauer einbezogen. Jeder einzelne Darsteller müsste herausgehoben werden, so mitreißend wurde gespielt. „Beschissen aktuell; aber wunderbar inszeniert“, fasste ein Gast beeindruckt zusammen. (Text: ez)