Vorbemerkungen Zahlenmengen Mit N bezeichnen wir die Menge der natürlichen Zahlen. Die Menge N enthält die Zahl 1 und mit jeder Zahl n auch die Zahl n + 1, d.h. N = {1, 2, 3, . . . }. Die Zahl 0 ist in der Menge N nicht enthalten. Wir definieren daher die Menge N0 := N ∪ {0}. Mit Z bezeichnen wir die Menge der ganzen Zahlen, mit Q die Menge der rationalen Zahlen und mit R die Menge der reellen Zahlen. Mit C bezeichnen wir schließlich die Menge der komplexen Zahlen. Für jede komplexe Zahl z ∈ C existieren zwei eindeutig bestimmte reelle Zahlen x = ℜ(z) ∈ R und y = ℑ(z) ∈ R, so dass z = x + yi gilt, wobei i die imaginäre Einheit bezeichnet. Die imaginäre Einheit erfüllt die Gleichung i2 = −1. In den folgenden Kapiteln verwenden wir das Symbol K als Platzhalter für R oder C. Der Ausdruck α ∈ K besagt also, dass α entweder eine reelle oder eine komplexe Zahl ist. Betrags- und Signumfunktion Die reelle Betragsfunktion R → R, x 7→ |x| ist durch ( x falls x ≥ 0, |x| := −x falls x < 0 für alle x ∈ R definiert. Ist x ∈ R eine reelle Zahl, so heißt |x| der Betrag von x. Man kann √ 2 zeigen, dass |x| = x für alle x ∈ R gilt. Die Signum- oder Vorzeichenfunktion sgn : R → R ist durch 1 falls x > 0, sgn(x) := 0 falls x = 0, −1 falls x < 0 für alle x ∈ R definiert. Ist x ∈ R eine reelle Zahl, so heißt sgn(x) das Vorzeichen von x. Für jede reelle Zahl x ∈ R gilt x = sgn(x)|x|. Die komplexe Betragsfunktion C → R, z 7→ |z| ist durch p |z| := ℜ(z)2 + ℑ(z)2 für alle z ∈ C definiert. Man rechnet leicht nach, dass für jede komplexe Zahl z ∈ C die √ Identität |z| = zz gilt, wobei z := ℜ(z) − ℑ(z)i die konjugierte komplexe Zahl zu z bezeichnet. Intervalle Seien a, b ∈ R zwei reelle Zahlen. Dann nennt man die Mengen (a, b) := {x ∈ R | a < x < b}, [a, b] := {x ∈ R | a ≤ x ≤ b}, (a, b] := {x ∈ R | a < x ≤ b}, [a, b) := {x ∈ R | a ≤ x < b}, (−∞, b) := {x ∈ R | x < b}, 4 (−∞, b] := {x ∈ R | x ≤ b}, (a, ∞) := {x ∈ R | a < x}, [a, ∞) := {x ∈ R | a ≤ x} (reelle) Intervalle. Insbesondere wird die Menge (a, b) ein offenes Intervall und die Menge [a, b] ein abgeschlossenes Intervall genannt. Die Intervalle (a, b), (a, b] und [a, b) sind genau dann nichtleere Mengen, wenn a < b gilt. Ein abgeschlossenes Intervall [a, b] ist genau dann nichtleer, wenn a ≤ b gilt. Im Fall a = b gilt [a, b] := {a}. Die Zahlen a und b werden auch als Intervallgrenzen bezeichnet. Gelegentlich wird auch die Menge der reellen Zahlen R durch (−∞, ∞) als Intervall dargestellt. Vektoren und Matrizen Ist n ∈ N eine natürliche Zahl und x ∈ Kn ein Vektor, dann bezeichnen wir mit xi oder mit (x)i die i-te Komponente von x, wobei i ∈ {1, 2, . . . , n} gelte. Es gilt also ganz allgemein x1 x2 x = . . .. xn Für einen Vektor x mit den Komponenten x1 , x2 , . . . , xn wählen wir gelegentlich auch die etwas kompaktere Darstellung (x1 , x2 , . . . , xn )T . Sind m ∈ N und n ∈ N zwei natürliche Zahlen, und ist A ∈ Km×n eine Matrix mit m Zeilen und n Spalten über K, dann bezeichnen wir mit Aij oder (A)ij die Komponente in der i-ten Zeile und der j-ten Spalte von A, wobei i ∈ {1, 2, . . . , m} und j ∈ {1, 2, . . . , n} gelte. Es gilt also ganz allgemein A11 A12 . . . A1n A21 A22 . . . A2n A= . .. .. . .. . . Am1 Am2 . . . Amn Mit AT bezeichnen wir die transponierte Matrix zu einer Matrix A ∈ Rm×n . Es gilt dann AT ∈ Rn×m und (AT )ij = Aji für alle i = 1, 2, . . . , n und alle j = 1, 2, . . . , m. Vektorwertige Funktionen Sei X eine nichtleere Menge und m ∈ N eine natürliche Zahl. Dann heißt eine Funktion f : X → Km eine vektorwertige Funktion. Für jeden Index i ∈ {1, 2, . . . , m} bezeichnen wir dann mit fi oder (f )i die i-te Komponente von f . Die i-te Komponente von f ist dabei die Funktion fi : X → K, welche durch fi (x) := (f (x))i für alle x ∈ X definiert ist. Man betrachte hierzu folgendes Beispiel: Die vektorwertige Funktion γ : [0, 2π] → R2 sei durch cos(t) γ(t) := sin(t) für alle t ∈ [0, 2π] definiert. Die beiden Komponenten γ1 : [0, 2π] → R und γ2 : [0, 2π] → R sind dann durch γ1 (t) = cos(t) und γ2 (t) = sin(t) für alle t ∈ [0, 2π] gegeben. 5 Gruppen Sei G eine nichtleere Menge. Unter einer Verknüpfung auf G versteht man eine Funktion G × G → G, (g, h) 7→ g ∗ h, welche man mit ∗ bezeichnet. Ein Element e ∈ G heißt neutrales Element bezüglich ∗, wenn g ∗ e = e ∗ g = g für alle g ∈ G gilt. Sind ferner g ∈ G und h ∈ G zwei Elemente für die g ∗ h = h ∗ g = e gilt, so heißt h das inverse Element zu g bezüglich ∗. Man bezeichnet das Element h dann mit g −1 . Die Verknüpfung ∗ wird assoziativ genannt, wenn (g ∗ h) ∗ i = g ∗ (h ∗ i) für alle g, h, i ∈ G gilt. Falls g ∗ h = h ∗ g für alle g, h ∈ G gilt, nennt man die Verknüpfung kommutativ. Eine nichtleere Menge G wird eine Gruppe bezüglich einer Verknüfung ∗ auf G genannt, wenn die Verknüpfung ∗ assoziativ ist, wenn ein neutrales Element bezüglich der Verknüpfung ∗ existiert, und wenn für jedes Element von G ein inverses Element bezüglich der Verknüpfung ∗ existiert. Ist die Verknüpfung ∗ zusätzlich kommutativ, so spricht man von einer kommutativen Gruppe. Die Mengen Z, Q, R und C sind beispielsweise kommutative Gruppen bezüglich der Addition. Das neutrale Element ist dabei die Zahl 0, und zu jeder Zahl z ist −z das inverse Element. Für jede natürliche Zahl n ∈ N mit n ≥ 2 ist die Menge der regulären (n × n)Matrizen über R eine nichtkommutative Gruppe bezüglich der Matrixmultiplikation. Das neutrale Element ist hierbei die n-zeilige Einheitsmatrix 1n . Das zu einer regulären Matrix A ∈ Rn×n inverse Element ist die so genannte inverse Matrix A−1 . Körper Sei K eine Menge, auf der zwei Verknüpfungen K × K → K, (k, l) 7→ k ⊕ l und K × K → K, (k, l) 7→ k ⊙ l definiert sind, so dass K und K \ {0} kommutative Gruppen bezüglich ⊕ bzw. ⊙ sind. Hierbei bezeichne 0 das neutrale Element bezüglich der Verknüpfung ⊕. Die Menge K wird ein Körper bezüglich ⊕ und ⊙ genannt, wenn außerdem k ⊙ (l ⊕ m) = (k ⊙ l) ⊕ (k ⊙ m) für alle k, l, m ∈ K gilt. Die Verknüpfung ⊕ nennt man üblicherweise die Addition auf K, und die Verknüpfung ⊙ nennt man die Multiplikation auf K. Die Mengen Q, R und C sind Körper bezüglich der gewöhnlichen Addition + und der gewöhnlichen Multiplikation · . Vektorräume Sei K ein Körper. Eine nichtleere Menge V heißt ein Vektorraum über K, wenn zwei Verknüpfungen V × V → V, (v, w) 7→ v + w und K × V → V, (α, v) 7→ α · v existieren, so dass V bezüglich der Verknüpfung + eine kommutative Gruppe ist, und sowohl α·(v+w) = (α · v) + (α · w) als auch α · (β · v) = (αβ) · v für alle v, w ∈ V und alle α, β ∈ K gilt. Die Verknüpfung + nennt man dann die Addition oder Vektoraddition auf V , und die Verknüpfung · nennt man die skalare Multiplikation auf V . Die Elemente von V werden ganz allgemein als Vektoren bezeichnet. Die Elemente des Körpers K nennt man auch Skalare. Eine Menge U ⊆ V wird Untervektorraum von V genannt, wenn U selbst ein Vektorraum ist. Man nennt eine endliche Anzahl von Vektoren v1 , v2 , . . . , vn ∈ V linear unabhängig, wenn für alle α1 , α2 , . . . , αn ∈ K aus α1 v1 + α2 v2 + · · · + αn vn = 0 stets α1 = α2 = · · · = αn = 0 folgt. Andernfalls werden die Vektoren linear abhängig genannt. Eine Menge linear unabhängiger Vektoren {v1 , v2 , . . . , vn } wird eine Basis von V genannt, wenn für jeden Vektor v ∈ V eindeutig bestimmte Skalare α1 , α2 , . . . , αn ∈ K existieren, so dass v = α1 v1 + α2 v2 + . . . + αn vn gilt. Existiert für einen Vektorraum V eine solche Basis {v1 , v2 , . . . , vn }, so heißt der Vektorraum endlichdimensional. Die natürliche 6 Zahl n ∈ N nennt man dann auch die Dimension von V , und bezeichnet sie mit dim(V ). Ein endlichdimensionaler Vektorraum der Dimension n wird auch n-dimensional genannt. Für jede natürliche Zahl n ∈ N ist die Menge Rn ein n-dimensionaler Vektorraum über R. Die Menge Cn ist ein n-dimensionaler Vektorraum über C. Jeweils zwei Vektoren x, y ∈ Kn sind genau dann linear abhängig, wenn ein α ∈ K existiert, so dass y = αx gilt. Lineare Funktionen Seien V und W zwei Vektorräume über demselben Körper K. Eine Funktion f : V → W wird linear genannt, wenn f (v+w) = f (v)+f (w) und f (αv) = αf (v) für alle v, w ∈ V und alle α ∈ K gilt. Das Bild Bild(f ) := {w ∈ W | ∃v ∈ V : f (v) = w} einer linearen Funktion f : V → W ist ein Untervektorraum von W , und der Kern Kern(f ) := {v ∈ V | f (v) = 0} ist ein Untervektorraum von V . Sind die Vektorräume V und W endlichdimensional, so gilt darüber hinaus die Gleichung dim(Bild(f )) + dim(Kern(f )) = dim(V ). Eine lineare Funktion f ist genau dann injektiv, wenn Kern(f ) = {0} gilt. Für je zwei natürliche Zahlen m ∈ N und n ∈ N ist eine Funktion f : Rn → Rm genau dann linear, wenn eine Matrix A ∈ Rm×n existiert, so dass f (x) = Ax für alle x ∈ Rn gilt. Äquivalenz- und Ordnungsrelationen Sei X eine nichtleere Menge. Unter einer (zweistelligen) Relation auf X versteht man eine Teilmenge R von X × X. Sind x, y ∈ X zwei Elemente, für die (x, y) ∈ R gilt, so sagt man, dass zwischen x und y die Relation R besteht und schreibt x R y. Eine Relation R auf X wird reflexiv genannt, wenn x R x für alle x ∈ X gilt. Die Relation R heißt symmetrisch, wenn für alle x, y ∈ X aus x R y stets auch y R x folgt. Die Relation heißt antisymmetrisch, wenn für alle x, y ∈ X aus x R y und y R x stets x = y folgt. Schließlich wird eine Relation R auf X transitiv genannt, wenn für alle x, y, z ∈ X aus x R y und y R z stets auch x R z folgt. Eine Relation reflexive, symmetrische und transitive Relation heißt Äquivalenzrelation. Ist ∼ eine Äquivalenzrelation auf einer nichtleeren Menge X, so nennt man für jedes Element x ∈ X die Menge [x]∼ := {y ∈ X | x ∼ y} die Äquivalenzklasse von x bezüglich ∼. Die Menge aller Äquivalenzklassen wird die Faktormenge bezüglich ∼ genannt und mit X/ ∼ bezeichnet. Auf jeder nichtleeren Menge ist die Relation = ( ist gleich“) eine Äquivalenzrelation. ” Die Relation k ( ist parallel zu“) ist eine Äquivalenzrelation auf der Menge aller Geraden ” in R2 . Eine reflexive, antisymmetrische und transitive Relation heißt Ordnungsrelation. Eine Ordnungsrelation auf einer nichtleeren Menge X wird Totalordnung genannt, wenn für je zwei Elemente x, y ∈ X stets x y oder y x gilt. Die Relation ≤ ( ist kleiner oder gleich“) ist eine Totalordnung auf N, Z, Q und R. Die ” Relation ⊆ ( ist Teilmenge von“) ist eine Ordnungsrelation, jedoch keine Totalordnung auf ” P(R), der Potenzmenge von R. Die Potenzmenge P(X) zu einer Menge X ist dabei als die Menge aller Teilmengen von X definiert. 7