Vortrag „Dachausbauten in Wien, Herausforderung und Potenziale“ ________________________________________________________ 1. ALLGEMEINE FESTSTELLUNGEN Was gilt für DG-Projekte - Statik des Gebäudes Was kann das Gebäude in statischer Hinsicht? Welche Veränderungen sind vorgenommen worden? z.B. tragende Wände entfernt z.B. Geschäftseinbau im EG Fundamente : Einbindetiefe Fundamente Nachbar Unterfangung DG-Ausbau leicht – 720 kg/m² Zuwachs 1 ½ Geschoße entsprechend Merkblatt MA 37 DG-Ausbau schwer -schubsteife Decken zusätzlich zu Problemen von DG-Ausbau leicht - Bebauungsbestimmungen Bebauungsplan in Wien für Neubauten, Bestandsituationen zu wenig berücksichtigt, Viele Häuser sind etwas höher als der Bebauungsplan zulässt - Politik war Stadterweiterung statt Stadtverdichtung. Bebauungsplan müsste Bestimmungen für Bestandsgebäude festlegen. - Architektur MA 19 zuständig für DG-Ausbau auf Gründerzeithäusern Spruchpraxis – „Keine Einschnitte an Straßenfassade, verschärft bei Gründerzeithäusern in den Schutzzonen“ Geschicktes Verhandeln, schlüssige architektonische Lösungen gefragt. - Lage DG-Ausbau kostet überall gleich viel. Die Lage bestimmt den Preis. Potenzial und Herausforderung am Besten an konkreten Beispielen erklärbar. 2 2. KONKRETE BEISPIELE SPITALGASSE, Baujahr 2003 http://www.lutter.at/projekte/spitalgasse/index.htm - Potenzial: Bebauungsbestimmungen 2 Geschoße und Dachgeschoß in Spitalgasse 1 Geschoß und Dachgeschoß in Seitengasse Statik damals noch keine Einschränkung Statiker musste nur nachweisen, dass zusätzliches Gewicht möglich ist. Erdbebennorm noch nicht rigide angewandt. - Architektonische Herausforderung: 1. Einreichung 1996 2. Einreichung -> Auswechslungsplan nicht so gut erkennbar – keine Schutzzone Einwände bei MA 19 – Schinka - Pal. Form aus der Anforderung für Dachgeschoß Terrasse ist zurückspringend - Herausforderung für die Herstellung reiner Holzbau ohne Stahlträger, Ausschreibung österreichweit, Fertigteile nach unserer Ausführungsplanung hergestellt. Problem Größe – Zufahrt zur Baustelle, mit Autokran in der Nacht angeliefert, in 14 Tagen aufgestellt, Innenausbau vor Ort 3 MEIDLINGER HAUPTSTRASSE, Baujahr 2005 http://www.lutter.at/projekte/meidlingerhauptstr/index.htm - Potenzial 1. Stock und Dachgeschoß - Herausforderung Attraktive Architektonik für 2 Büros. Da beide Büros Ausblick zur Meidlinger Hauptstraße und zum Platz hin haben sollte, Konzept der Verschränkungen der Geschoße innerhalb des Gebäudes. Jedes Büro hat einen Büroteil zum Platz hin orientiert und weitere Büroflächen zum hinteren Gebäudeteil. Das obere Geschoß greift über die Baulinie drüber. Architektonische Begründung: Oberen Platzabschluss konnte ich mit MA 19 verhandeln. Die MA 19 hat Mut bewiesen. Außerdem: Keine sensible Zone (z.B. 1., 8., 9., 13. und 19. Bezirk) – „NUR!!!“ 12. Bezirk. 4 LAINZER STRASSE, Baujahr 2007 http://www.lutter.at/projekte/lainzerstr/index.htm - Potenzial Nur ein Dachgeschoß in der Hülle, das heißt Dach maximal auf 45° ansteilen. - Herausforderung Bestand schönes Hietzinger Wohnhaus, klar strukturierte Fassade EG – Geschäftslokal, 3 Wohngeschoße, DG Das Walmdach konnte nur etwas angesteilt werden, sollte aber respektvoll belassen werden, damit der Gesamteindruck des Gebäudes nicht verändert wird. Um aber den Wohnungen viel Licht, Luft und Weitblick zu verschaffen, habe ich klar ablesbare Baukörper aus Glas und Stahl in das Dach eingeschnitten. An den aussichtsreichen Ecken wurden Terrassen diagonal ausgeschnitten. Durch diese architektonische Maßnahme entstanden im Inneren spannende Raumgebilde. Innen verschneiden sich Glasfronten mit mehrfach geknickten und geneigten Dachflächen. Nach Außen hin bietet das freistehende Gebäude in allen Richtungen unterschiedliche Ausblicke in die Umgebung. 5 ST. VEITGASSE, Baujahr 2005 http://www.lutter.at/projekte/sanktveitgasse/index.htm - Potenzial Laut Bebauungsbestimmungen Gebäudehöhe durch Bestand erreicht. Der Bestand ist eine gediegene Stadtvilla mit symmetrisch H-förmigen Grundriss. Ein Satteldach mit 2 Walmen krönte das Gebäude. Die klassische Herangehensweise wären Ergänzungen durch Gaupen und Terrasseneinschnitte. - Herausforderung Der Dachaufbau sollte eine neue Krone, ein neuer Abschluss des 3-stöckigen Gebäudes sein. Außerdem war der Rundblick hervorragend. Man sieht überall ins Grüne. Die Entwurfidee war daher rundum laufend Terrassen. Lochblechverkleidungen der Terrassengeländer bilden das neue Gesimse. Zwei tonnenartige Gebäudeteile öffnen sich an den Schmalseiten ganzflächig zu überhöhten Terrassen. Wandflächen 75° sind Wand mit Protellith-Platten verkleidet -> wasserabweisend. Terrassen als Sitzbänke in den Wohnraum geführt. 6 MARIAHILFER STRASSE 27, Baujahr 2009 http://www.lutter.at/projekte/mariahilferstr/index.htm - Potenzial Hohes Mansarddach Im Bestand allerdings nur ein großer Taubenschlag Gebäudehöhe nicht veränderbar. - Herausforderung Das dunkle Volumen erhellen. Idee: Ein Netz aus durchschimmerndem Metallgewebe formt das Mansarddach nach. Dahinter konnten die Wohnräume zurückversetzt frei angeordnet werden. Das Metallgewebe ist gleichzeitig Sonnenschutz und Geländer für Terrasseneinschnitte. Großflächige Glaselemente geben Ausblicke zur pulsierenden Stadt hin (Mariahilfer Straße bis Burggarten). Nach Innen sind die Räume zu neu geschaffenen ruhigen Atrien hin orientiert. Die größere der beiden neu geschaffenen Wohnungen im oberen Geschoß führt rampenförmig entlang des Atriums nach oben und formt so die riesige Dachlandschaft mit Terrasse und Grünflächen. 7 OPERNGASSE 5 http://www.lutter.at/projekte/operngasse/index.htm ist ein Projekt, das nicht realisiert wurde, aber aus folgenden Gründen eine Herausforderung war: Laut Bebauungsbestimmungen nur ein Dachgeschoß erlaubt, ein neues Geschoß wurde so geplant, dass es als Hauptgeschoß galt und ein zurück gesetztes 2. Geschoß das eigentliche Dachgeschoß bildet. Die Belichtung der unteren Geschoße über den Innenhof und außenliegenden Atriumhöfen -> dadurch spannende Raumsequenzen. Der 2. Aspekt war die statische Herausforderung. Das erste neue Geschoß + Dachgeschoß + darüberliegende Terrasse wäre mit DG-Ausbau leicht nicht möglich gewesen. Der Statiker hat mit einem simulierten Erdbebenversuch (1/1000 Erschütterung) nachgewiesen, dass das Gebäude aufgrund seines Grundrisses mit einer Stahlbetondecke (Deckel) statisch verbessert wird. 8 HELLWAGSTRASSE 4 – 8, Baujahr 2012 http://www.lutter.at/projekte/hellwagstr/index.htm Gebäudekomplex E-förmig aus den 80er Jahren mit Flachdach. Die Gebäudehöhe nach Bebauungsbestimmungen schon durch Bestand erreicht. - Herausforderung Wie kann ein DG-Ausbau auf so einem Gebäudekomplex aussehen. Das war neu. Das Gebäude ist mit dem Flachdach schlüssig abgeschlossen. Ein Satteldach wäre unpassend. Entwurfskonzept: Dem Prinzip des Bestandes folgend werden 41 neue Wohneinheiten im Dachaufbau konzipiert. Der neue Dachkörper besteht aus einer rhythmischen Abfolge von senkrechten und schrägen Außenwandflächen mit dazwischen liegenden zurückspringenden Terrasseneinschnitten. Zwei vorgeblendete Holzlaminatstreifen im Parapetbereich und am oberen Dachrand verbinden die unterschiedlichen Elemente. Der untere Streifen bildet auch das Terrassengeländer, der obere Streifen ist auch Sonnenschutz für die Terrassen. Durch diese horizontale Gliederung entsteht ein einheitlicher Baukörper als neuer Abschluss des mächtigen Baublocks. Konstruktion: Reiner Holzbau in Vorfertigung nach unseren Polierplänen in Fertigteile umgesetzt, im Werk hergestellt und mit Kran versetzt. - Umsetzung: GriffnerHaus AG 9 MARIAHILFER STRASSE 19 – 21 Projekt im Entwurfsstadium. Gebäudekomplex in 3 Teilen von Mariahilfer Straße bis Pfauengasse. An der Mariahilfer Straße Bauklasse 5, Gebäudehöhe 26 m. Das Hofgebäude und das Haus an der Pfauengasse dürfen 18 m hoch sein. Die Problematik: An der Mariahilfer Straße könnte man 2 Geschoße + Dachgeschoß aufstocken. Geht aber nicht, da Haus durch Geschäfte im EG statisch ausgehöhlt wurde. - Herausforderung Wie kann ich Bauvolumen, das an der Mariahilfer Straße nicht ausnutzbar ist, in die beiden unteren Gebäudeteile verschieben. Intervention bei MA 19 allerdings schwierig, da Schutzzone – öffentliches Interesse. 10 3. SCHLUSSBEMERKUNG Die Dächer bilden eine eigene Landschaft. Spektakuläre Filmszenen und Werbeshootings werden auf Dächern gedreht. Die Dachzone ist in vielerlei Hinsicht spannend und besonders. Licht, Luft und Ausblicke bieten viele besondere Möglichkeiten. Ein Satteldach mit Gaupen ist mit Sicherheit zu wenig. Ich glaube, dass es daher wichtig ist, architektonisch hochwertige Lösungen zu finden, die diesen besonderen Situationen gerecht werden. Ein subtiler Umgang mit offenen Räumen (Terrassen), großen Fensterflächen ist ebenso wichtig. Terrassen sind windanfällig. Große Glasflächen sind im Winter kalt, im Sommer heiß. Es bedarf immer einer sehr ernsthaften Auseinandersetzung, um eine optimale Lösung für die Benutzer zu finden. 11