Marken in der Parteienkommunikation (im Kanton Bern) Referat an der Veranstaltung: «Markenführung in Wirtschaft und Politik» 03.11.2016 Referent: Claude Longchamp Verwaltungsratspräsident © gfs.bern, Politikforschung Politische Farben Häufige Assoziationen zu pink: . frisch . trendig . schrill . weiblich Ursprung der politischen Farben: bspw. rot Französische Revolution 1789-99 Bürgerliche Revolution 1848 Russische Revolution 1917-22 Ursprünge der politischen Farben in der Schweiz • • • • • Ursprung bei kantonalen Volksabstimmungen Unterscheidung von Richtung Uebertragung auf Parteien Lokale Eigenheiten Heute Vereinheitlichung zur eindeutigen Wiedererkennung Beispiele: • Kt. Luzern 1841: rot=konservative Revision der Verfassung, schwarz=Nichtrevision, im Sinne der Liberalen • Kt. Solothurn 1855/6: Radikal-liberal=rotes Büchlein, Altliberale=graues Büchlein Politische Farben in der Schweiz von heute Heute klar geregelt Parteistärken – CATI (rollendes Mittel drei Wellen) in % Stimmberechtigter (bei national repräsentativen Studien) 35 SVP=dunkelgrün FDP=dunkelblau BDP=gelb/schwarz CVP=orange EVP=blau/gelb GLP=olivgrün SP=rot GPS=grün SVP 29.4 30 +0.5 SP 25 FDP 18.8 20 -0.1 16.4 15 +0.3 11.6 10 -1.1 CVP GPS +0.5 7.1 5 +1.0 4.6 GLP -0.6 4.1 BDP 0 Nationalratswahlen 18.10.2015 Volksabstimmung 28.02.2016 06.11 01.12 30.12 28.01 12.02 23.02 12.03 29.03 16.04 28.04 08.05 15.05 26.05 15.06 11.07 09.08 30.08 24.10 29.10 07.11.15 15.11.15 12.01 02.02 09.02. 27.02 05.03 02.04 19.04 28.04 09.05 17.05 20.05 11.06 17.07 06.08 05.09 - 7.11 - 15.11 - 12.01.16 - 02.02.16 - 09.02 - 27.02 - 05.03 - 02.04 - 19.04 - 28.04 -09.05 -17.05 -20.05 -11.06 - 17.07. -06.09 - 05.09 - 19.09 - 08.10 891 856 920 832 910 829 886 1194 1183 1244 867 941 865 922 947 979 972 2015 n Stimmberechtigte Volksabstimmung 05.06.2016 30.10 1246 861 | 20.09 2016 mit Parteipräferenz gfs.bern gewichtet nach Sprache | RDD/Sprache Was ist eine Marke? Marke Engl.: brand, von branding oder Eigenschaften, die sich in unser Bewusstsein eingebrannt haben. Marketing: Prägende Eigenschaften, mit denen sich Objekte, die einen bestimmten Markennamen tragen, von konkurrierenden Objekten mit anderen Markennamen unterscheiden. 9/11 als Symbol des 21. Jahrhunderts Identität anbieten Corporate Identity (Identität einer Unternehmung) «Fast alle Kantonalparteien tragen die Corporate Identity der nationalen Partei mit. «Wir streben Einheitlichkeit an», sagt die für Werbung zuständige stellvertretende Generalsekretärin Silvia Bär. Ein einheitlicher Auftritt mit dem starken Markenzeichen bringe allen etwas.» Symbole der corporate identity erzählen eine Geschichte Der typische Plakatstil der SVP entsteht Typische SVP Plakate Schäfchenplakat im Original und in der Imitation Markennamen, Markenobjekte und Eigenschaften • Schaffung von Identifikation, zur Abgrenzung von anderen Parteien • Markenzeichen=Symbole • Markenobjekte=Parteien • Wettbewerbsdifferenzierende Eigenschaften=politische Position, Weltanschauungen, Geschichten Selbstbilder: Wer stellt seine Parteimarke am besten dar? Fremdbilder: Was für einen (schlechten) Ruf man hat. • Image: «100 Wörter des 20. Jahrhunderts» • Gesamteindruck, den eine Mehrzahl von Menschen oder wichtige Gruppen von einem Meinungsgegenstand haben • subjektive Kategorie, auf der Gefühlsebene, reflektiert positive oder negative, (stereo)typisierte Assoziationen • Steuerung von Entscheidungen und Verhalten • Ähnliche Begriffe: Reputation, Renommee, Prestige, Leumund SP-Marken Grüne Marken BDP: Marken FDP Marken Grünliberale Marken Fünf Anforderungen an Parteimarken Sie müssen • Orientierung unter den Parteien ermöglichen. • Identität anbieten. • die Partei glaubwürdig repräsentieren. • Wünsche der WählerInnen aufnehmen • eine werthaltige Geschichte erzählen Neue Sichtweise der (politischen) Psychologie: Hypothesen wo die Parteien stehen (sollten) SP FDP GPS BDP GLP SVP CVP Marken in der Politik: sechs Thesen zum Schluss • • • • Der öffentlichen Auftritt einer Partei kann nach den Gesichtspunkten des politischen Marketings resp. dem Prinzip der Markenführung optimiert werden. Politische Farben, Partei-Logos und Slogans in Wahlkämpfen, aber auch Plakate sind wichtige Elemente der Markenführung jenseits von inhaltlich-programmatischen Aussagen. Parteimarken müssen Unterscheidung von Parteien erlauben, Identifikation anbieten und glaubwürdig sein. Partiemarken müssen den WählerInnen eine (werthaltige) Geschichte erzählen. • Markenführung ist kein Ersatz für politische Kommunikation. Es ist eine Methode zur Kanalisierung oder Verstärkung der öffentlichen Kommunikation, vor allem auf dem emotionalen Gebiet. • Psychologische Untersuchungen legen je Parteiwählerschaft unterschiedliche Befindlichkeiten nahe, die bei der Ausgestaltung der Markenbildung miteinbezogen werden müssen. Auf Wiedersehen und danke für Ihre Aufmerksamkeit www.gfsbern.ch Claude Longchamp gfs.bern Verwaltungsratspräsident gfs.bern Lehrbeauftragter der Universitäten BE und ZH [email protected] 20