l WINTERTHUR 11 DER LANDBOTE FREITAG, 16. MAI 2014 Brahms-Villa: Staat soll doch mitzahlen Das barocke Brahms-Haus wurde lange vernachlässigt, jetzt aber für viel Geld renoviert. Besitzer Bruno Stefanini will einen Teil der Kosten auf die öffentliche Hand überwälzen – entgegen den Versprechungen. CHRISTIAN GURTNER Noch vor drei Jahren war die Villa, in der einst Johannes Brahms komponiert hatte, ein Schandleck am Rand der Altstadt. Heute könnte der grosse Komponist wieder Lieder schreiben im Haus zum Schanzengarten. In den letzten Tagen wurde an der Büelrainstrasse eifrig verputzt und gemalt. Das neu gedeckte Dach strahlt nun orangerot, die Fassade ist schneeweiss. Das 270-jährige Haus sieht aus wie neu. In vielen Teilen ist es das auch. Nachdem der Besitzer, Immobilienunternehmer Bruno Stefanini (kleines Bild), die Anlage über Jahrzehnte hatte verfallen lassen, musste etwa der barocke Pavillon im Garten weitgehend neu gebaut werden. Weil das Dach der Villa eingebrochen war und es hineinregnete, begann ein Pilz im Haus zu wüten. Der Stadtrat bediente sich schliesslich eines Tricks, um den Besitzer zum Handeln zu zwingen. Er stellte das Haus unter Denkmalschutz und verplichtete Bruno Stefanini damit, den Unterhalt nachzuholen. Dieser tat aber plötzlich mehr. Statt nur den Totalzerfall abzuwenden, liess er das Haus ganz renovieren. Im Altbau entstanden drei grosse, stockwerkfüllende Wohnungen, je eine weitere Wohnung wurde im Anbau und im wieder aufgebauten Gartenpavillon eingerichtet. zerstören. Die Arbeiten an den Gebäuden sollten nach erster Schätzung 300 000 bis 500 000 Franken kosten. Einen Teil der Kosten wird höchstwahrscheinlich die öffentliche Hand übernehmen müssen. Laut der kantonalen Baudirektion wurde ein Gesuch um Subventionierung gestellt. Bruno Stefanini ist dazu berechtigt, dem Staat 35 Prozent des denkmalplegerischen Mehraufwands in Rechnung zu stellen. Das ist brisant, denn bei der Stadt hatte man stets betont, dass der öffentlichen Hand durch die Unterschutzstellung keine Kosten entstehen würden. «Der Steuerzahler wird nicht zahlen müssen», sagte die damalige Baustadträtin Pearl Pedergnana (SP) im Jahr 2011. Wie hoch der Beitrag der öffentlichen Hand ausfallen wird, ist offen. Das Gesuch werde im Moment bearbeitet, heisst es. Unklar ist auch, ob die Stadt oder der Kanton den fälligen Be- trag entrichten werden. Die BrahmsVilla steht unter kommunalem Schutz, soll aber zum kantonalen Schutzobjekt aufgestuft werden. Einen denkmalplegerischen Mehraufwand verursacht haben könnten zum Beispiel die schöne Stuckdecke im grössten Raum des Hauses und die wertvollen Kachelöfen, allenfalls auch der völlig kollabierte Gartenpavillon. Die Renovation des historischen Hauses hat länger gedauert als angenommen. Anfänglich war geplant, den Umbau im Frühling 2012 zu beenden. Ganz abgeschlossen werden die Arbeiten aber erst in diesem Sommer. Bei der Umgebungsgestaltung bleibt noch einiges zu tun. «Mit einem Teil der Beplanzung können wir erst anfangen, wenn die Baugerüste entfernt sind», sagt Landschaftsarchitekt Walter. Die Anlage werde ein «Ambiente im Sinn der Bauzeit» erhalten, aber auch moderne Elemente aufweisen. Viele Hunderttausend Franken Zu den Kosten schweigt man sich bei Stefaninis Immobilienirma Terresta aus. Sie dürften die Millionengrenze deutlich überschreiten. Allein die Umgebungsgestaltung schlägt laut dem zuständigen Landschaftsarchitekten Hansjörg Walter mit etwa einer halben Million Franken zu Buche. Der alte Garten um das Haus ist mit hohen Stützmauern terrassiert, die teilweise ersetzt wurden. Zudem musste das wild gewachsene Dickicht sorgfältig gelichtet werden, um nicht historische Spuren zu Hohe Kosten für die Renovation: Das historische Haus zum Schanzengarten (oben) und der Pavillon im Garten (unten) waren vor dem Umbau in einem desolaten Zustand. Bilder: hd/dab Die Verteilregeln in Stein gemeisselt Um die Präsidien der Parlamentskommissionen wird hart gefeilscht. Dafür hat das Parlament jetzt die Regeln neu ixiert. Die FDP musste deshalb auf einen wichtigen Posten verzichten. Es gibt sie, diese Rangliste, wenn auch nur inofiziell: Bei den Kommissionen des Gemeinderates, welche die Geschäfte vorbehandeln und so auch Einluss auf den Entscheid des Gesamtparlaments haben, gibt es eine Art Prestige-Hierarchie. Die Aufsichtskommission (AK) steht dabei an der Spitze, denn sie kontrolliert die Geschäfte des Finanzdepartements. Dicht darauf folgt die Baukommission (BBK), in Zeiten des Wachstums hat sie grosse Bedeutung. Platz drei teilen sich die Kommissionen für Bildung, Sport und Kultur (BSKK) und jene für Soziales und Sicherheit (SSK). Den Schlussrang nimmt die Bürgerrechtskommission (BÜK) ein. Dort werden primär Einbürgerungen behandelt und keine unmittelbar politischen Geschäfte. Neue Regel für den Kuhhandel Wie immer, wenns ums Prestige und um Einluss geht, ist der Verteilkampf bei den Parteien gross. In vergangenen Jahren wurde deshalb nach den Wahlen jeweils hart gefeilscht, welche Partei wo den Präsidenten stellen darf. Dies geschieht jeweils in der Interfraktionellen Konferenz (IFK). Dabei galt: Die Parteien wählen nach ihrer «Grösse» (Sitzzahl) und behandeln mit ihren Kommissionspräsidien wenn immer möglich nicht die Geschäfte ihrer eigenen Stadträte. Bei dieser zweiten Regel bestand aber ein gewisser Spielraum, so war die SP mit ihrem AK-Präsidium seit der Wahl von Yvonne Beutler als neuer Finanzministerin vor zwei Jahren auch für deren Departement zuständig. Künftig sind solche Konstellationen nicht mehr möglich, die Parteien haben sich darauf geeinigt, dass im vierjährlichen Kuhhandel um die Kommissionspräsidien neben der «Wahl nach Grösse» auch die zweite Regel verbindlich gilt. Parteieigene Präsidenten dürfen nicht parteieigenen Stadträten gegenübergestellt werden. Die Anwendung der neuen Regel blieb nicht ohne Konsequenzen. In einer schlechteren Verhandlungsposition um die Kommissionspräsidien fand sich etwa die FDP wieder. Die Partei stellt zwar zwei Stadträte, liegt aber in der Fraktionsrangliste nach Grösse nach SP, SVP, GLP/PP erst auf Platz vier, wobei sie die Rangierung mit den Grünen/AL teilen muss. Die FDP musste deshalb bei allen «beliebten» Präsidien anderen Fraktionen den Vortritt lassen und sich mit der Bürgerrechtskommission begnügen. DIE EINZELNEN KOMMISSIONEN Aufsichtskommission: Kaspar Bopp (SP), Roland Kappeler (SP), Maria Sorgo (SP), Norbert Albl (SVP), Chantal Leupi (SVP), Annetta Steiner (GLP, Präsidentin), Marc Wäckerlin (PP), Urs Hofer (FDP), Christian Griesser (Grüne), Christian Ingold (EVP) und Franco Albanese (CVP). – Sachkommission Bau und Betriebe: Felix Landolt (SP, Präsident), Christa BenzMeier (SP), Walter Langhard (SVP), HansRudolf Hofer (SVP), Beat Meier (GLP), Felix Helg (FDP), Dominique Schraft (Grüne), Lilian Banholzer (EVP) und Matthias Baumberger (CVP). – Sachkommission Bildung, Sport und Kultur: Ursina Meier (SP), Selina Madianos-Hämmerle (SP), Gabriella Gisler (SVP, Präsidentin), Doris Steiner (SVP), Martin Zehnder (GLP), Christoph Magnusson (FDP), David Berger (AL), Yvonne Rita Gruber (BDP) und Werner Schurter (CVP). – Sachkommission Soziales und Sicherheit: Bea Helbling-Wehrli (SP), Silvana Näf (SP), Urs Obrist (SVP), Marco Thurnherr (SVP), Katrin Cometta-Müller (GLP), David Schneider (FDP), Jürg Altwegg (Grüne, Präsident), Nik Gugger (EVP) und Klaus Brand (CVP). – Bürgerrechtskommission: Felix Biegel (SP), Regula Keller (SP), Marcel Trieb (SVP), Rahel Comfort-Riggenbach (GLP), Thomas Leemann (FDP, Präsident), Anita Hofer (Grüne) und Zeno Dähler (EDU). (bee) Grosse Gewinner der Ämterverteilung sind die Grünliberalen, wobei die Initiative für die Neuregelung auch aus ihren Reihen kam. Weil die GLP keinen Stadtrat hat, kam sie für alle Kommissionen in Frage und sicherte sich auch gleich die womöglich bedeutendste: die Aufsichtskommission. Annetta Steiner wird dort als Präsidentin amten. Dies, obwohl die SP und die SVP aufgrund ihrer Grösse dort hätten zugreifen können. Kandidatenmangel bei der SVP Die SP musste aber wegen der neu ixierten «Gegenüberstellungsregel» verzichten und die SVP wollte nicht. Man habe niemanden gefunden, der das anspruchsvolle Präsidium mit seinen berulichen Verplichtungen vereinen könne, erklärt deren Fraktionschef Daniel Oswald. Zumal für das Amt einige Parlamentserfahrung notwendig sei. Die SVP übernimmt das Präsidium der BSKK (siehe Kasten) von der GLP. Die SP erbt das Präsidium der Baukommission von der SVP, weil diese mit Josef Lisibach dort künftig den Stadtrat stellt. Für SP-Parteipräsident Christoph Baumann ist die Kommissionsrochade zufriedenstellend, «im Bau stehen weiterhin zentrale Geschäfte an», sagt er. Über eine «Beförderung» dürfen sich die Grünen freuen: Jürg Altwegg präsidiert künftig die Kommission für Soziales und Sicherheit. Bis anhin stellten die Grünen den Bürgerrechtskommissionspräsidenten. (bee) IN KÜRZE Bauarbeiten in Seen … Aufgrund von Werkleitungsarbeiten kann die Landvogt-Waser-Strasse im Teilstück Tösstalstrasse bis Seenerstrasse von Montag, 19. Mai, bis Donnerstag, 31. Juli, nur einspurig befahren werden. Das Abbiegen von der Tösstalstrasse auf die Landvogt-WaserStrasse wird verboten. … und Wüllingen Auf der Strasse In der Euelwies wird am Samstag, 24. Mai, der Deckbelag eingebaut. Parken und Befahren ist verboten. Die Arbeiten sind witterungsabhängig und werden bei Regen auf Samstag, 7. Juni, verschoben. (red) ANZEIGE Hans-Ulrich Bigler Direktor Schweizerischer Gewerbeverband Die Mindestlohn-Initiative bedroht viele KMU in ihrer Existenz und gefährdet den Job unzähliger Angestellter.» zum schädlichen Mindestlohn www.mindestlohn-nein-zh.ch Überparteiliches Komitee Züric Zürich «Mindestlohn NEIN», Wengistrasse 7, 8004 Zürich We