vollständiger Bericht Anhang Jede(r) Achte beim Listenentscheid unschlüssig SVP bleibt wählerstärkste Partei, SP holt in der Schlussphase des Wahlkampfs etwas auf Das Wichtigste in Kürze zum 7. SRG SSR Wahlbarometer '03 erstellt durch das GfS-Forschungsinstitut, Politik und Staat, Bern Stand Ende September 2003 Projektteam: Claude Longchamp, Politikwissenschafter Lukas Golder, Politikwissenschafter Luca Bösch, Webmaster/InternetApplikationsdesigner Monia Aebersold, Projektassistentin Stephanie Stucki, Projektassistentin Silvia Ratelband-Pally, Administratorin Tagesschau-Beitrag ansehen (RealVideo) (c) und Server-Angebot von SF DRS Beitrag 10 vor 10 ansehen (RealVideo) (c) und Server-Angebot von SF DRS Beitrag DRS1 anhören (c) und Server-Angebot von SR DRS Beitrag DRS1 anhören (c) und Server-Angebot von SR DRS Tagesschau-Beitrag TSR ansehen (RealVideo) (c) und Server-Angebot von TSR Tagesschau-Beitrag TSI ansehen (RealVideo) (c) und Server-Angebot von TSI RealPlayer downloaden Weiterverwendung unter korrekter Quellenangabe "SRG-SSR-Wahlbarometer 03, erstellt durch das GfSForschungsinstitut" frei Headline Wäre Ende August 2003 gesamtschweizerisch gewählt worden, hätten die Parteien die folgenden gerundeten WählerInnen-Stärken gehabt: WählerInnen-Gewinne sind bei der SVP wahrscheinlich, der Zuwachs ist aber geringer als 1999. Die SP kann sich halten oder wird elektoral leicht zulegen. Die FDP kann ihre Parteistärke im Wesentlichen halten. Die CVP kann sich halten oder wird leicht an WählerInnen verlieren. Die jüngsten Stimmabsichten Wäre Ende September 03 über die Zusammensetzung des Nationalrats entschieden worden, hätte die SVP rund 25 Prozent WählerInnen-Stimmen gewonnen. Die SP hätte 23 Prozent erhalten, die FDP wäre auf 20 Prozent gekommen. Rund 15 Prozent hätten die CVP gewählt. Schliesslich hätten die Grünen einen Wert von 6 Prozent erreicht. Das ist das Hauptergebnis des letzten SRG SSR idée suisse Wahlbarometers 03. Im Vergleich zu 1999 würde die SVP eindeutig zulegen. Sie gewänne rund 3 Prozentpunkte. Die SP und die Grünen würden je rund 1 Prozent zulegen. Die FDP könnte sich mehr oder weniger halten, und die CVP würde rund einen Punkt an relativer WählerInnen-Stärke verlieren. Verglichen mit dem 6. Wahlbarometer legt die SP leicht zu, während alle bürgerlichen Parteien minim an Stimmen verlieren. So gleicht sich auch die Schere zwischen SVP und SP als den grössten Parteien aus. Trotz Fehlerquoten, die allen Repräsentativ-Befragungen eigen sind, sind die Ergebnisse aus der letzten Erhebung nicht beliebig. Die meisten der genannten Tendenzen zeichnen sich seit längerem ab: Die SVP legte in allen 7 Wahlbarometern 03 gegenüber dem Wahlergebnis 99 zu und zwar zwischen 2,1 Prozent und 3,5 Prozentpunkten. Die SP hatte nur einmal einen geringeren Anteil als 1999, und auch das nur um 1 Promille. Maximal erreichte sie einen Wert von 1,7 Prozent Zunahme im Vergleich zu den letzten Nationalratswahlen. Die FDP legte in unsere Umfrageserie einmal zu, hielt sich einmal genau wie 1999, und verlor in fünf Fällen. Die Verluste waren aber stets beschränkt, meist unter einem Prozentpunkt. Die CVP lag in allen 7 Wahlbarometern 03 unter dem effektiven Wert von 1999, maximal 1,9 Prozent, minimal 0,5 Prozent. Das Regierungslager wäre etwas grösser gewesen als 1999. Das Wachstum wäre aber ausschliesslich zugunsten der SVP gegangen. Sie würde mit der jetzigen Stärke rund 2,8 Prozentpunkte zulegen. Die FDP und die SP würden sich halten, und bei der CVP wäre ein leichter Rückgang zu verzeichnen. Verstärkt würden auch die Grünen. Die Bedeutung von Personen, Positionen und Programmen im Vergleich Das 7. Wahlbarometer 03 lässt es erstmals auch zu, die Bedeutung zentraler Entscheidungskriterien im Vergleich zu analysieren. Das erlaubt es auch, die Frage zu beantworten, ob Personen, Positionen oder Programm für den individuellen Wahlentscheid massgeblich sind. Die Ergebnisse der jüngsten Umfrage belegen dabei zuerst die Bedeutung der Personenbindungen. Seien es die SpitzenrepräsentantInnen in Regierung, Parlament oder Partei, die man namentlich medial kennt, oder die KandidatInnen für die Nationalratswahlen vor Ort, über die man aus der Wahlwerbung oder aus Alltagserfahrungen etwas weiss; die Personen, die man mit einer Partei in Verbindung bringt, geben bei 35 Prozent der Personen, die sich an den kommenden Wahlen beteiligen wollen, in erster Linie den Ausschlag für den Parteienentscheid. 26 Prozent gehören zu den typischen ThemenwählerInnen, das heisst, sie entscheiden sich in erster Linie aufgrund der aktuellen Antworten, die sie von den Parteien auf drängende Probleme finden. 20 Prozent kann man als weltanschaulich fundierte WählerInnen bezeichnen. Für sie die fundamentalen Orientierung an ideologischen Konzepten massgeblich, ob sie einer Partei ihrer Stimme geben oder nicht. 9 Prozent identifizieren sich vor allem über den Stil mit der Partei, die sie zu wählen beabsichtigen, und 5 Prozent wollen, dass bestimmte gesellschaftliche Gruppen im Parlament vertreten sind und entscheiden sich demnach bei der Parteienwahl. Die Verteilung der Antworten hängt dabei von der Position der Partei in der politischen Landschaft ab. Im politischen Zentrum ist die Bedeutung der Personenidentifikation überwältigend, während sie an den Rändern meist durch die Themenorientierung überlagert wird. In allen Parteiwählerschaften, stehen sie links oder rechts, folgen Weltanschauung, Stile und Gruppenvertretung auf den Plätzen 3 bis 5. Die Personeneffekte sind zudem nicht unabhängig von der Wahlkreisgrösse. Generell gilt, dass sie zunehmen, je kleiner ein Wahlkreis ist. In den kleinsten Wahlkreisen steigt die Bedeutung der Personenidentifikation überproportional an, während sie sich in grossen Wahlkreisen eher verringert, allenfalls durch die aktuellen Themen und die Weltanschauungen überlagert wird. Die abnehmende Bedeutung der Personeneffekte hat etwas mit der Unübersichtlichkeit durch die Vielzahl an Kandidaturen zu tun. In grossen Wahlkreisen nimmt in der Regel auch die Zahl konkurrierender Listen zu; damit wächst auch die Zahl der Kandidaturen, was der Übersicht nicht dient. Dass in der Schlussphase des Wahlkampfs die Personeneffekte medial wichtig sind, ist in der gegenwärtigen Wahlwerbung und Berichterstattung unübersehbar. Generell leidet dadurch die Orientierung an den grossen Figuren der Politik. Diese wird in der laufenden Phase des Wahlgeschehens in abnehmendem Masse durch die ParteipräsidentInnen und führenden ParlamentarierInnen vermittelt. Ihnen allen ist gemeinsam, dass sie im momentanen Wettbewerb um Aufmerksamkeit relativiert werden und eine sinkende Bekanntheit kennen. Damit leidet auch das Mass ihrer Glaubwürdigkeit etwas. Gegenüber der letzten Umfrage bemerkenswert ist insbesondere, dass die sozialpolitischen Themen wieder verstärkt ins Bewusstsein der Leute gerückt sind. Das nützt in erster Linie der SP, teilweise auch der SVP, kaum aber der FDP, welche die Debatte lanciert hatte. Als Grund für das relativ schlechte Abschneiden der FDP kann man anhand ihrer Identifizierung mit der Rentenaltersfrage sehen. Bei der von ihrem Bundespräsidenten lancierten Diskussion über das Rentenalter 67 gab es bevölkerungsseitig nicht nur eine spontan negative Antwort. Es verdichtet sich seither auch der Eindruck, dass die Ablehnung steigt resp. immer dezidierter vertreten wird. Für den Wahlerfolg ist aber nicht die medial vermittelt kognitive Mobilisierung entscheidend, wie sie über die Massenmedien erfolgt, sondern das effektive Verhalten, das sich im Urnen- resp. Postgang ausdrückt. Unter den Personen, die sich schon 1999 an den Wahlen beteiligten, resultiert die gleiche Reihenfolge wie bei jenen mit einer Beteiligungsabsicht insgesamt. Die SVP kennt damit die beste Quote für die Remobilisierung. Im Vergleich zum Gesamtergebnis schneidet vor allem die CVP bei dieser Wählerschaft recht gut ab. Unter den Neuwählenden liegen dagegen die Parteien an den Polen der Landschaft in Führung. Die beste Neumobilisierung kennt wiederum die SP, gefolgt von der SVP. Gerade hier zeigt sich dann die bekannte Schwäche der CVP. Kurz vor Schluss ist nicht ganz am Schluss Ist das rund 3 Wochen vor den Wahlen schon das Schlussergebnis? Die Antwort lautet: nicht zwingend. Die Antwort ergibt sich aus den Erfahrungen, die man im Vergleich zwischen Wahlergebnissen und Wahlbefragungen sammeln kann. Erstmals haben wir diese systematisch ausgewertet, und für die Bewertung der Befragungsergebnisse mitberücksichtigt. Erstens: Angaben zu den Parteistärken sind kein direkter Indikator für Sitzzahlen. Da diese auf der Kantonsebene verteilt werden, Wahlkreisgrösse wie auch Listenverbindungen eine massgebliche Rollen spielen, wie sich die Sitze schlussendlich verteilen, darf man keinen direkten Schluss ziehen. In diesem Sinne zeigte der Vergleich von 1999, dass ganz kleine Parteien in der Regel weniger Sitzanteile erhalten als Stimmenprozente, weil ihnen in den kleineren Wahlkreisen häufig der Sprung auf einen Sitz nicht gelingt, und ihre Stimmen bei der Sitzverteilung verloren gehen. Die oben stehende Darstellung macht aber auch deutlich, dass 1999 Gleiches bei der SVP vorkam. Hier war entscheidend, dass sie erstmals fast gesamtschweizerisch antrat, aber nicht in jedem Kanton einen Sitz machte. Profitiert von den Verteilungsregeln in den Wahlkreisen hatten 1999 die anderen Parteien, allen voran die SP, die in Mandatsanteilen 25,5 Prozent der Volksvertretung stellt. Der zweite Grund besteht darin, dass zum Zeitpunkt der bisherigen Analyse die Meinungsbildung noch nicht abgeschlossen ist. Zunächst: Es gibt noch 13 Prozent der WählerInnen, die eine Teilnahmeabsicht haben, die unentschlossen sind. Verteilen sie sich proportional auf die verschiedenen Parteien, spielt dies für das Ergebnis keine Rolle. Da das Phänomen der Unschlüssigkeit am Schluss vor allem bei Personen ohne Einordnung im Links/Rechts-Schema und in der Mitte verbreitet ist, trifft die Annahme diesmal nicht zu. Wählen die Unschlüssigen entsprechend ihrer politischen Positionierung, könnten die Mitte-Parteien im letzten Moment noch gestärkt werden. Das ist denn auch erfahrungsgemäss die grösste Unsicherheit, die in Befragungen wenige Wochen vor der Wahl bestehen bleibt. Drittens gibt es zwischen Umfragen und Wahl einen wesentlichen Unterschied. Es bleibt die Unsicherheit der Beteiligung. In Befragungen handelt es sich um eine bekundete Beteiligung. Bei der Wahl zählt aber nur die effektive Beteiligung. Damit kommt der Mobilisierungsfähigkeit der Parteien in der Schlussphase des Wahlkampfes eine besondere Bedeutung zu. Wem es gelingt, die Teilnahmebereitschaft am besten abzuholen, der kann schnell noch einige Promille oder sogar wenige Prozentpunkte gut machen. 1999 sah man das an der Differenz zwischen der letzten Befragung und dem Wahlergebnis: Der SVP nützte im letzten Moment, dass ihr wichtigster Exponent medial ins Gerede wegen eines Briefes mit antisemitischem Inhalt kam. Das löste in der Basis eine Zusatzmobilisierung aus. Auch der CVP gelang es damals, mit einer speziellen Mobilisierungskampagne in den letzten Tagen, ihr Ergebnis zu verbessern. Kurz vor Schluss ist eben nicht ganz am Schluss! Die Datenbasis Die technischen Angaben zur 7. Welle des Wahlbarometers 03 lauten: Titel/Durchführendes Institut: SRG SSR Wahlbarometer 03 - erstellt durch das GfSForschungsinstitut, Politik und Staat, Bern. Grundgesamtheit: Wahlberechtigte in der ganzen Schweiz. Erhebungsmethode: CATI (computerunterstützte Telefoninterviews). Befragungszeitraum aktuelle Befragung: 15.09.2003 bis 30.09.2003. Mittlerer Befragungstag: 22.09.2003 Stichprobengrösse: 2005, sprachregional gewichtet, systematische Zufallsauswahl. Statistischer Stichprobenfehler (bei einer Verteilung von 50/50): + / - 2.2 %.