Versuch 504 Thermische Elektronenemission Thorben Linneweber∗ Marcel C. Strzys∗∗ 11.11.2008 Technische Universität Dortmund Zusammenfassung Protokoll zum Versuch der Untersuchung des Elektonenaustritts aus einem Metall durch thermische Energie. Inhaltsverzeichnis 1 Theoretische Grundlagen 1.1 Das Sättigungsstromgebiet . . . . . . . 1.2 Hochvakuumdiode . . . . . . . . . . . 1.3 Das Raumladungsgebiet . . . . . . . . 1.4 Das Anlaufstromgebiet . . . . . . . . . 1.5 Die Kennlinie einer Hochvakuumdiode 2 Messsaufgaben und Durchführung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1 2 2 3 3 4 5 3 Auswertung 7 3.1 Bestimmung des Sättigungsstroms . . . . . . . . . . . . . . . 7 3.2 Bestimmung des Exponenten im LANGMUIR-SCHOTTKYRaumladungsgesetz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9 3.3 Ermittlung der Kathodentemperatur über das Anlaufstromgebiet . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11 3.4 Ermittlung der Kathodentemperatur über die Leistungsbilanz 12 3.5 Bestimmung der Austrittsarbeit für Wolfram . . . . . . . . . 13 4 Literatur ∗ ∗∗ 14 [email protected] [email protected] 1 1 1 THEORETISCHE GRUNDLAGEN 1 Theoretische Grundlagen In diesem Versuch sollen mittels thermischer Energie freie Elektroenen aus einem Metall erzeugt werden. Entscheidend ist hierbei der Begriff der Austrittsarbeit. Der Aufbau von Metallen als kristalline Festkörper ist Grundlage dieses Versuches. Metalle bestehen aus einem Gitter von ionisierten Atomen, die von einem Elektronengas umhüllt werden. Die Elektronen, aus denen dieses Elektronengas besteht, lassen sich keinem speziellen Atom mehr zuordnen, sondern werden von dem Kraftfeld des gesamten Metalls gebunden. Innerhalb dieses Feldes sind die Elektronen nahezu kräftefrei. Für diese Elektronen kann die Potentialdifferenz φ, welche sie gegenüber dem Außenmedium besitzen (hier Vakuum), als konstant betrachtet werden (Potentialtopfmodell Abbildung 1). Um aus dem Metall austreten zu können, muss das Elektron also dieses Potential überwinden. Die dabei geleistete Arbeit e0 φ wird als Austrittsarbeit bezeichnet. φ Vakuum Metall Vakuum Abbildung 1: Darstellung des Potentialtopfs eines Metalls [1] Mit Hilfe der Quantenmechanik kann nun ermittelt werden, in wie fern Elektronen durch ihre innere Energie diese Arbeit verrichten können. Dem gemäß haben die Elektronen selbst am absoluten Nullpunkt eine maximale Energie von ζ, die als Fermische Grenzenergie bezeichnet wird. Die Fermi-Dirac’sche Verteilungsfunktion gibt dabei die Wahrscheinlichkeit für den möglichen Energiezustand E (welcher aus dem Pauli-Verbot resultiert) eines Elektrons an; sie lautet (mit der Boltzmannkonstanten k): 1 f (e) = e E−ζ kT (1) +1 Trägt man den Verlauf dieser Verteilung auf, so ergibt sich der Verlauf in Abbildung 2. Es ist dabei erkennbar, dass ein Elektron die Energie ζ + e0 φ besitzen muss, um aus dem Metall austreten zu können. Bei großen Temparaturen E >> kT ist die Exponentialfunktion sehr viel größer als 1 und man kann die Formel nähern durch: 94 (2) 1 23 9 Bζ − E 922 E33 92 F3 f (E ) ≈ exp 2929 3C3C THEORETISCHE GRUNDLAGEN29 3D k T 92A F30 2 gerechnet werden. f(E) 1 T=0 1 2 T >> 0 E e0 φ ζ Abb.2: Der Verlauf der Fermi-Diracschen Verteilungsfunktion am absoluten Nullpunkt (durchgezogene Abbildung 2: Verlauf der Fermi-Dirac’schen Verteilungfunktion für T=0 bei T >> 0 (gestrichelte Linie) (durchgezogene Linie) Linie) und und T >> 0 (gestrichelte Linie) [1] 3. Berechnung der Sättigungsstromdichte bei der thermischen Elektronenemission ζ−E Auf Grundlage der Gleichung (2) soll fnun jS(T), das heißt, (E)die ≈ Sättigungsstromdichte e kT (2)die Zahl der Elektronen, die pro Zeit- und Flächeneinheit aus einer Metalloberfläche austreten, Abhängigkeit von der Temperatur errechnet werden. Zu diesem Zwecke wird 1.1 in Das Sättigungsstromgebiet ein kartesisches Koordinatensystem eingeführt, dessen Z-Achse senkrecht zur (ebeMitMetalloberfläche dieser Gleichung kann dieZahl sogenannte Sättigungsstromdichte jS errechnen) steht. Die dα der Elektronen aus dem Volumenelement net werden, also wie viele Elektronen pro Fläche und Zeit das Metall beidie dpxdpydpz des Impulsraumes, die pro Zeit- und Flächeneinheit (von innen) auf einer bestimmten Temparatur emittiert: Oberfläche treffen, beträgt (3) dα = vz n (E) dpx dpy dpz . e0 m0 k 2 2 −e0 φin Richtung der OberflächenHierin bedeuten vz die Geschwindigkeit T e kT jS (T ) = 4π der 3Elektronen (3) normalen und n(E) die Zahl der Elektronenhpro Volumeneinheit ihres Phasenraumes, welcher ihre ImpulsundRichardson-Gleichung Ortskoordinaten aufgespannt wird. Wegen Diese durch Gleichung wird als bezeichnet. h ist hierbei das Planck’sche Wirkungsquantum, e die Elementarladung eines Elektrons und m 1 0 E = p 2x + p 2y + p 2z = 0 v 2x + v 2y + v 2z m0 seine Ruhemasse. 2 m0 2 ( ) ( ) (m0 = Elektronenmasse) 1.2sich Hochvakuumdiode lässt (3) umformen in ∂E ) d E in (4)Möchte man diesen dα = n (E ) d p x messen, d p y d p z so= ist n (Edies d pAnwesenheit Sättungsstrom von x dpy . ∂ pz Gasmolekülen, mit denen die emittierten Elektronen wechselwirken würden, 3 Man benutzt folglich eine Hochvakuumdiode wieVolumen z.B. in hAbDanicht jedermöglich. Quantenzustand im (sechsdimensionalen) Phasenraum das ein5 bildung 3. sich für n(E) der Ausdruck nimmt , ergibt Diese besteht aus einem Glühdraht in einem evakuierten Glaskörper. Zu5 dem wird gegenüber der Glühkathode eine Anode positioniert, sodass die siehe z.B. Weizel, Lehrbuch der Theoretischen Physik, Bd. II (Struktur der Materie) Elektronen mittels einer Saugspannung“ durch das entstehende E-Feld von ” dieser abgesaugt“ werden. Man kann durch die Messung des Stromes an ” der Anode somit die Sättungsstromdichte bestimmen. 96 man als Hochvakuum-Diode. Sie besteht aus einem evakuierten Glaskörper, in den ein Draht eingeschmolzen ist (siehe Abb.3). Durch einen Strom kann dieser auf eine Temperatur von 1000 bis 3000 K erhitzt werden (Glühkathode). Die aus der Drahtoberfläche austretenden Elektronen werden durch ein elektrisches Feld, das man zwischen der Kathode und1 einer ihr gegenüberstehenden durch THEORETISCHE GRUNDLAGEN zweiten Elektrode, der Anode, 3 Anlegen einer äußeren Spannung erzeugt, abgesaugt. Kathode Anode = Heizspg. Saugspg. - =+ Abb. 3: Grundsätzliche Beschaltung einer Hochvakuum-Diode Abbildung 3: Beschaltung einer Hochvakuumdiode mit einer Heiz- und einer Saugspannung [1] Man benutzt die Hochvakuum-Diode in der Technik zur Gleichrichtung von Wechselströmen; denn es kann nur dann ein Strom durch die Diode fließen, wenn die Anode 1.3 Das Raumladungsgebiet positiv gegenüber der Kathode vorgespannt ist, da die emittierten Elektronen nicht in Misst man diesen Strom, so stellt man fest, dass die Anodenspannung einen der Lage sind, gegen Gegenfeld anzulaufen. Weiterhin ist die Einfluss aufein den hohes Stom hat. Erst wenn die Anodenspannung über einem be-Emission der Wert liegt,Temperatur erhält man einen Spannung unabhängigen Anode wegenstimmten ihrer niedrigen um von vielederGrößenordnungen geringer als die Stom, d.h. es erreichen alle emittierten Elektronen auch wirklich die Anode. der Kathode. Das Ohmsche Gesetz ist in diesem Bereich nicht gültig, weil die emittierten Elektronen das E-Feld zur Kathode hin zunehmend abschirmen und da5. Die Langmuir-Schottkysche Raumladungsgleichung durch die Beschleunigung der Elektonen vom Abstand zur Anode abhängig ist. Man spricht von dem Raumladungsgebiet, in welchem sich die StromBei der Messung mit Raumladungsgleichung einer Versuchsanordnung dichte des j aus Anodenstromes der Langmuir-Schottky berechnetnach (mit Abb.3 stellt der er Elektrischen Feldkonstanten 0 und dem Abstand Kathode-Anode a): man fest, dass bei gegebener Kathodentemperatur noch von der Anodenspannung abhängt. Bei zu niedriger Spannung erreichen offenbar nicht alle emittierten Elektronen r 3 2e0 V 2 die Anode. Erst bei hinreichend hoher4 Anodenspannung erhält man einen von der j = 0 (4) 2 9 m0 Erreichen a Spannung unabhängigen Strom. Aber auch vor des Sättigungswertes ist das Ohmsche Gesetz (d.h. die Proportionalität von Strom und Spannung) bei einer Diode 1.4 liegt Das daran, Anlaufstromgebiet nicht gültig. Das dass die Geschwindigkeit v der Elektronen nicht konstant dereine Langmuir-Schottky Raumladungsgleichung müsste auf bei einer Anist; denn sie Nach führen beschleunigte Bewegung in Richtung die Anode aus. Das odenspannung U = 0 auch der Anodenstrom gleich 0 sein. Experimentelle hat zur Konsequenz, dass die Raumladungsdichte ρ der Elektronen eine Funktion des Messungen ergeben jedoch auch in diesem Bereich einen Anodenstrom, der Ortes ist, undsich zwar nimmt sie zur Anodeder hinElektronen ab. Daserklären folgt aus der Tatsache, dass aufmit der Eigengeschwindigkeit lässt. Diese resultiert aus der Tatsache, dass Elektronenj bei Emission größere ist; j ist aber grund der Kontinuitätsbedingung dieeinige Stromdichte an der jeder Stelleeine konstant Energie als die Austrittsarbeit besitzen. Durch diesen Energieüberschuss gegeben durch sind die Elektronen in der Lage sogar gegen ein Gegenfeld geringer Stärke an(8) zulaufen, weshalb man von einem Anlaufstrom spricht. Sie müssen dabei die j = -ρv . Potentieldifferenz V , sowie die Austrittsarbeit an der Anode φA überwinden. Die Raumladungsdichte ρ beeinflusst offenbar den Verlauf der Feldstärke zwischen Anode und Kathode, und zwar schirmt sie das Feld von der Kathode ab; das bedeutet anschaulich gesprochen: die von der Anode ausgehenden Feldlinien reichen nicht mehr alle bis zur Kathode, sondern sie enden schon an den Raumladungselektronen vor der Kathode. Die emittierten Elektronen werden dann nicht mehr alle vom Anodenfeld erfasst. Der gemessene Diodenstrom ist daher kleiner als der nach (7) zu erwartende aus dem Potential berechnen lässt, verläuft proportional zu x . An der Anode (x = a) erreicht E den Wert 4 V ( a) . ρ gehorcht schließlich einem 3 a x − 2 3 -Gesetz, wie man aus (9) und (11) ableiten kann. Diese Gesetzmäßigkeiten sind in Abb.4 dargestellt. Der raumladungsfreie Fall ist gestrichelt eingezeichnet. Aus (11) entnimmt man den Zusammenhang zwischen Stromdichte j und Anodenspannung V. Es gilt j = (12) 4 ε0 9 3 2 e 0 m0 V2 a2 . 3 1 Anstelle des ohmschen Gesetzes (j ~ V) wächst hier j mit V 2 . Die Gleichung (12) be7 zeichnet man auch als das Langmuir-Schottkysche Raumladungsgesetz. Seinen THEORETISCHE GRUNDLAGEN Gültigkeitsbereich im j-V-Diagramm einer Hochvakuum-Diode nennt man das Raumladungsgebiet . 99 Potential V(x) Feldstärke E(x) 4 V (a) 3 a 4 Raumladungsdichte ρ(x) 6. Das Anlaufstromgebiet einer Hochvakuumdiode V (a) a ~ x 4/3 Aus (12) folgt, dass für V = 0 auch j = 0 ist. Tatsächlich beobachtet man aber bei V=0 1/3 -2/3 ~x ~x noch einen geringen Anodenstrom. Dieser entsteht durch die Eigengeschwindigkeit der Elektronen, die sie beim Verlassen der Kathode besitzen. Gemäß (1) gibt es bei T > 0 x x x a a a endlich viele Elektronen, deren Energie größer als die Austrittsarbeit ist. Den EnergieAnode Kathode überschuss Abb.4: Ortsabhängigkeit des Potentials V, der Feldstärke E und der Raumladungsdichte ρ im ∆E = E -Hochvakuumdiodenkennlinie (ζ + e0φ) Raumladungsgebiet einerPotentials Abbildung 4: Ortsabhängigkeit des V, der Feldstärke E und der Raumladungsdichte r im Raumladungsgebiet einer Hochvakuumdiodenkennfindet man als kinetische Energie der emittierten Elektronen wieder. Diese sind in der linie [1] Lage, sogar gegen ein geringes Gegenfeld anzulaufen. Daher bezeichnet man diesen 7 benannt nach dem amerikanischen Chemiker und Physiker Irving Langmuir (1881 – 1857) und dem deutschen Physiker Walter .Schottky – 1976) Strom auch als Anlaufstrom Die(1886 Energieverhältnisse im Anlaufstromgebiet (V ≤ 0) Dafür benötigen die Elektronen eine Energie größer e0 φAauch + e0das V . Die Enersind in Abb.5 wiedergegeben. Es ist zu berücksichtigen, dass Anodenmaterial gieverhältnisse in Abbildung 5 wiedergegeben. Somit ergibt mit sichφfürbezeichnet. die eine (zumeist größere)sind Austrittsarbeit besitzt. Sie werde im folgenden A Stromdichte in diesem sogenannten Anlaufstromgebiet mit Formel 2: Durch die elektrisch leitende Verbindung zwischen Anode und Kathode außerhalb der Diode werden die Fermi-Oberflächen (d.h. die Stelle E = ζ auf der Energieachse) der e0 φ0 +e0 V −e0 V kT j(V ) gebracht. = j0 e− kTSchaltet = const (5) Metalle auf die gleiche Höhe man· enoch ein äußeres Potential V dazwischen, so verschieben sie sich um e0V gegeneinander. e0 φA ζA e0 φk ζk Kathode e V 0 Anode Abb.Abbildung 5: Potentialverhältnisse in einer Hochvakuumdiode im Bereich ihres Anlaufstromgebietes 5: Potentialverhältnisse in einer Hochvakuumdiode im Bereich ihres Anlaufstromgebietes [1] Man erkennt an Abb.5, dass Elektronen, die die Anode erreichen können, eine Energie, die größer als e0φA + e0V ist, besitzen müssen. Da die Zahl der Leitungselektronen, 1.5 Die Kennlinie deren Energie zwischen E undeiner E+dEHochvakuumdiode liegt, gemäß (2) angenähert exponentiell von E abhängt, besteht auch eine kann entsprechende Abhängigkeit der IAnlaufstromstärke vom Aus der Stromdichte nun die Anodenstromstärke A ermittelt weräußeren Potential V: diese gegen die angelegte Anodenpannung U auf, so ergibt den. Trägt man sich bei konstanter Temperatur der Kathode die Kennlinie der Diode. Ei23 23 9B 9B e φA + e0 V 292 3E3 e0 V 292 3E3 23 92 F3 dargestellt. 92 C3− Kennlinie 92 F3 . lässt j (V )ist=inj0Abbildung exp 2929 3C3C− 06 exemplarisch = const exp ne solche Diese 9F 9C 23 23 23 kT k T 92A F30 9D A0 9D sich nun in drei Bereiche unterteilen: Das Anlaufstromgebiet, das Raumladungsgebiet und das Sättigungstromgebiet, in denen die Kennlinie den oben beschriebenen Gleichungen folgt. 7. Die Kennlinie der Hochvakuumdiode Den Zusammenhang zwischen der Stromdichte j bzw. Anodenstrom I A und dem von außen angelegten Potential bezeichnet man als Kennlinie einer Hochvakuumdiode. Nach den in den Kapiteln 3, 5 und 6 gemachten Ausführungen lässt sie sich in 3 Abschnitte gliedern: Anlaufstrom-, Raumladungs- und Sättigungsstromgebiet. Das erstere ist durch einen exponentiellen Zusammenhang zwischen I und V gekennzeichnet. Es V -Abhängigkeit zu beobachten ist. Da die Zahl der pro Zeiteinheit emittierten Elektronen gemäß der Richardson-Gleichung (7) nur von der Temperatur und nicht von der Anodenspannung abhängt, kann die Raumladungsgleichung (12) nicht für beliebig hohe Anodenspannungen gültig sein. Vielmehr muss der Anodenstrom mit wachsendem V asymptotisch einem Sättigungswert zustreben, welcher durch (7) gegeben ist. Somit wird das Raumladungsgebiet allmählich durch das Sättigungsstromgebiet abgelöst. 2 MESSSAUFGABEN DURCHF ÜHRUNG (das heißt für eine 5bestimmte Eine typische Kennlinie für eineUND gegebene Temperatur Heizleistung der Kathode) ist in Abb.6 wiedergegeben. I I S Anlaufstromgebiet Raumladungsgebiet Sättigungsstromgebiet U Abb.6: Kennlinie einer Hochvakuumdiode Abbildung 6: Kennlinie einer Hochvakuumdoide [1] Teile der Kennlinie können dazu benutzt werden, um die Kathodentemperatur und die Austrittsarbeit der Kathode zu bestimmen. Das istührung unter anderem Aufgabe der im Fol2 Messsaufgaben und Durchf genden beschriebenen Experimente. • Bei 5 unterschiedlichen Kathodenströmen (2,2A;2,4A;2,6A;2,8A;3,0A) 8. Aufgaben sollen die Kennlinie einer Hochvakuumdiode erstellt und der Sättigungsstrom IS ermittelt werden. Der Aufbau entspricht dabei Abbildung 7. Es wird für Variation die einzelnen der eine Anodenstrom in Abhängigkeit a) Man erstelle durch derHeizströme Heizleistung Kennlinienschar einer Hochvakuvon der Anodenspannung notiert. Dabei wurde im Breich U < 60V dieden jeweiumdiode aus mindestens 5 Kennlinien und lese daraus (soweit möglich) Anodenspannung in 10V Schritten erhöht. Ab U > 60V wurden eine ligen Sättigungsstrom I S ab. Schrittweite von 20V gewählt. Die maximale Anodenspannung beträgt b) Für die maximal Heizleistung versuche man ungefähr den Gültigkeitsbebei dermögliche verwendeten Apparatur 240V. reich des Langmuir-Schottkyschen Raumladungsgesetzes zu finden. Dort bestimI me man aus den fgemessenen Wertepaaren den Exponenten der Strom-Spannungs-Beziehung. Vf = c) Für die maximal mögliche Heizleistung untersuche man das Anlaufstromgebiet der Diode und bestimme aus den erhaltenen Wertepaaren die Kathodentemperatur T. regelbares Konstantspannungsgerät d) Aus einer Leistungsbilanz+ des Heizstromkreises schätze man die Kathodentemregelbares V Konstantperatur bei den unter 8a verwendeten Heizleistungen ab. spannungsgerät IA e) Aus den verschiedenen T- und zugehörigen I S-Werten errechne man die Austritts+ = Wolfram). arbeit für das verwendete Kathodenmaterial (hier: 0 - 250 V 0 - 2 mA Abbildung 7: Schaltung zur Aufnahme der Kennlinienscharr einer Hochvakuumdiode [1] 2 MESSSAUFGABEN UND DURCHFÜHRUNG 6 102 • Mit dem Aufbau der ersten Messung wird nun bei maximalem Heizstark beeinflusst. Wegen der hier vorliegenden exponentiellen Spannungsabhängigkeit strom (3,1A) das Raumladungsgebiet untersucht und der Exponent des können dadurch beträchtliche Schwankungen von I A entstehen. Vor Beginn der MesStrom-Spannungsverhältnisses bestimmt. Es werden die Werte analog sungen ist daher der Übergangswiderstand durch mehrmaliges Drehen des Bananenzur ersten Messung aufgenommen, wobei die Schrittweite hier über steckers in seiner Buchse zu minimieren. 3. Die vorliegende Diode besitzt eine sogeden gesamten Messbereich 10V beträgt. 8 nannte direkte Heizung . Das heißt, das emittierende Kathodenmaterial wird vom Heizstrom durchflossen, längs Heiztrom des Heizdrahtes eineAnlaufstrommgebiet Spannungsabfall von • Ebenfalls für denwelcher maximalen wird das mehreren Volt erzeugt. Dieser Effekt kann die Anlaufstromkurve total verfälschen, untersucht, wobei der Aufbau nach Abbildung 8 erfolgt. Mit Hilfewenn diedie Schaltung ungeschickt aufgebaut wird. Bei der in Abb.8 angegebenen Polung funkser Daten soll die Kathodentemparatur gemessen werden. Die Gegentioniert die Messung angenähert. 4. Das hier verwendete Nanoamperemeter hat einen spannung wird bei dieser Messung von 0 auf ca. 1V gesteigert und Innenwiderstand von Ri = 1MΩ. Der hindurchfließende Anlaufstrom erzeugt dort einen der jeweilige Anodenstrom gemessen. Die Schrittweite der Messungen Spannungsabfall. Dadurch liegt zwischen Anode und Kathode eine andere Spannung beträgt 0,1V. als diejenige, die vom Voltmeter im Konstantspannungsgerät angezeigt wird. If = Konstantspannungsgerät + IA regelbares Konstantspannungsgerät, 0 - 1V + LO nA-Meter HI Abb.8: Schaltung zur Aufnahme einer Anlaufstromkurve Abbildung 8: Schaltung zur Untersuchung des Anlaufstromgebietes [1] 10. Hinweise zur Auswertung • Mit den Werten der ersten Messung lassen sich die entsprechenden Ka- zu 8b: Es wird dringend eine geeignete graphische Darstellung der Ergebnisse empthodentemperaturen ermitteln. Mit diesen ist auch eine Bestimmung fohlen. der Austrittsarbeit möglich. zu 8c: Durch den Spannungsabfall, den der Anlaufstrom am Innenwiderstand Ri = 1MΩ des Nanoamperemeters hervorruft, wird die zwischen Anode und Kathode liegende Spannung verändert. Vor Beginn der Ausgleichsrechnung zur Bestimmung von T muss die vom Voltmeter im Konstantspannungsgerät angezeigte Spannung unbedingt korrigiert werden. Man überlege sich, warum man bei der in Abb.8 angegebenen Polung den Einfluss des Spannungsabfalls längs des Heizfadens weitgehend ausschalten kann. zu 8d: Die Kathodentemperatur T lässt sich aus einer Leistungsbilanz des Heizstromfadens errechnen: Die zugeführte Leistung beträgt Nzu = Vf • I f 8 . im Gegensatz zur indirekten Heizung, wo Heizfaden und emittierende Kathode galvanisch getrennt sind 3 AUSWERTUNG 3 3.1 7 Auswertung Bestimmung des Sättigungsstroms Es werden fünf Kennlinien der Diode mit unterschiedlichem Heizstrom aufgenommen. Die Anodenspannungen VA und Ströme IAi der iten Kennlinie finden sich in Tabelle 1. Die zugehörigen gemessenen Heizspannungen Vf und Heizströme If in Tabelle 2. Der dazugehörige Graph ist in Abbildung 9 dargestellt. VA [V ] 0 10 20 30 40 50 60 80 100 120 140 160 180 200 220 240 IA1 [mA] 0,000 0,017 0,023 0,026 0,027 0,028 0,029 0,030 0,030 0,031 0,031 0,031 0,032 0,032 0,032 0,032 IA2 [mA] 0,000 0,035 0,072 0,095 0,106 0,112 0,115 0,119 0,121 0,123 0,125 0,127 0,128 0,125 0,125 0,125 IA3 [mA] 0,000 0,052 0,121 0,202 0,282 0,355 0,401 0,446 0,470 0,482 0,490 0,496 0,500 0,504 0,508 0,511 IA4 [mA] 0,000 0,062 0,143 0,243 0,356 0,480 0,621 0,851 1,078 1,242 1,345 1,402 1,435 1,461 1,485 1,502 IA4 [mA] 0,000 0,067 0,158 0,260 0,386 0,533 0,715 1,044 1,385 1,809 2,210 2,590 2,950 - Tabelle 1: Fünf Kennlinien der Diode bei unterschiedlicher Heizspannung. Kennlinie 1 2 3 4 5 Vf [V ] 3,600 4,050 4,600 5,150 5,750 If [A] 2,2 2,4 2,6 2,8 3,0 Tabelle 2: Heizspannungen und Ströme der Kennlinien. Aus Tabelle 1 kann der jeweilige Sättigungsstrom der ersten vier Kennlinien abgeschätzt werden. Für den höchsten Heizstrom If = 3, 0A, der sein Maximum nicht im Messbereich erreicht, muss das Maximum der Sättigungskurve geschätzt werden. Die für den Sättigungsstrom Is abgelesenen Werte sind in Tabelle 3 dargestellt. 1 ,5 0 ,0 0 ,5 1 ,0 2 ,0 2 ,5 3 ,0 [m A ] A n o d e n s tro m 0 K e n K e n K e n K e n K e n n lin n lin n lin n lin n lin 5 0 ie 1 ie 2 ie 3 ie 4 ie 5 1 5 0 2 0 0 2 5 0 AUSWERTUNG Abbildung 9: Graphische Darstellung der Kennlinien A n o d e n s p a n n u n g [V ] 1 0 0 3 8 3 AUSWERTUNG 9 Kennlinie 1 2 3 4 5 Is [mA] 0,032 0,125 0,511 1,502 3,00 (geschätzt) Tabelle 3: Abschätzung der Werte für den Sättigungsstrom Is 3.2 Bestimmung des Exponenten im LANGMUIR-SCHOTTKYRaumladungsgesetz Zur Bestimmung des Exponenten wird zunächst die Kennlinie der Diode wie 3.1 bestimmt. Hier allerdings bei einem maximalem Heizstrom von If = 3, 1A. Die Werte für diese Messung finden sich in Tabelle 4. Um den Exponenten bestimmen zu können werden Strom und Spannung logarithmiert. Der Logarithmus aus dem Anodenstrom wird gegen den Logarithmus der Anodenspannung aufgetragen und anschließend eine lineare Ausgleichsrechnung durchgeführt, um die Steigung der bestimmten Gerade zu finden. Dieser ist dann der Exponent im LANGMUIR-SCHOTTKYRaumladungsgesetz. VA [V ] 0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100 110 120 130 140 150 160 IA [mA] 0,000 0,065 0,157 0,278 0,440 0,585 0,725 0,907 1,092 1,281 1,490 1,705 1,915 2,130 2,350 2,570 2,800 ln(VA /[V ]) 2,30 3,00 3,40 3,69 3,91 4,09 4,25 4,38 4,50 4,61 4,70 4,79 4,87 4,94 5,01 5,08 ln(IA /[mA]) -2,733 -1,852 -1,280 -0,821 -0,536 -0,322 -0,098 0,088 0,248 0,399 0,534 0,650 0,756 0,854 0,944 1,030 Tabelle 4: Kennlinie zur Bestimmung des Exponenten im LANGMUIRSCHOTTKY-Raumladungsgesetz. 3 AUSWERTUNG 10 Es wird nun versucht anhand der graphischen Darstellung (Abbildung 10) den Gültigkeitsbereich des LANGMUIR-SCHOTTKY-Raumladungsgesetzes zu bestimmen. Dies bedeuted, dass die lineare Ausgleichsrechnung nur für solche Werte durchgeführt wird, die auf einer Geraden liegen. Welche Werte hier für die Ausgleichsrechnung benutzt werden, ist ebenfalls Abbildung 10 zu entnehmen. Mit Hilfe des Programms Origin8 Pro“ wird nun der linearer Fit mit der ” Funktion y = ax + b (a entspricht der Steigung, b dem Y-Achsenabschnitt des Graphens) durchgeführt. 1 ,5 K e n n lin ie L in e a r e A n p a s s u n g v o n ln ( A n o d e n s tr o m /[V ]) 1 ,0 ln ( A n o d e n s tr o m /[V ]) 0 ,5 0 ,0 -0 ,5 -1 ,0 -1 ,5 -2 ,0 -2 ,5 -3 ,0 2 3 4 5 ln ( A n n o d e n s p a n n u n g /[V ]) Abbildung 10: Graphische Darstellung der Kennlinie mit linearem Fit Die von Origin8“ berechneten Werte finden sich in Tabelle 5. ” a b Wert 1,393 -6,007 Standardfehler 0,019 0,073 Tabelle 5: Von Origin8“ berechnete Werte für linearen Fit. ” Dabei entspricht a dem Exponenten im LANGMUIR-SCHOTTKY-Raumladungsgesetz. Es ergibt sich also für den Exponenten: a = 1, 39 ± 0, 02 3 AUSWERTUNG 11 Die Abweichung vom theoretisch zu erwartenden Wert von 32 beträgt 7, 3%. Der statistische Fehler liegt nicht in diesem Bereich. Daraus kann gefolgert werden, dass ein systematische Fehler vorliegt. Dieser könnte durch das Abschätzen der Maximalwerte der Sättigungskurve oder durch eine andere uns unbekannte Ursache entstanden sein. 3.3 Ermittlung der Kathodentemperatur über das Anlaufstromgebiet Die Bestimmung der Kathodentemperatur geschieht hier über die Bestimmung des Anlaufstromgebietes. Der Spannungsabfall durch den Innenwiderstand Ri = 1M Ω muss in der Rechnung berücksichtigt werden. Es gilt also UKorrektur = U + I · M Ω Es ergibt sich nun Tabelle 6 für das Anlaufstromgebiet. U [V ] 0,00 0,10 0,20 0,30 0,40 0,50 0,60 0,70 0,80 0,90 0,97 I [nA] 290,0 240,0 190,0 150,0 117,5 90,0 58,0 40,0 28,0 17,0 11,0 UKorrektur [V ] 0,290 0,340 0,390 0,450 0,518 0,590 0,658 0,740 0,828 0,917 0,981 ln(I/[nA]) 5,670 5,481 5,247 5,011 4,766 4,500 4,060 3,689 3,332 2,833 2,398 Tabelle 6: Messwerte für den Anlaufstrom. Es wird der Logarithmus aus der Anodenspannung gegen die Gegenspannung aufgetragen. Die Steigung der Geraden aus der Ausgleichsrechnung entspricht dann dem gesuchten Exponenten. Der Graph mit den logarithmierten Werten und dem Fit nach der Gleichung y = ax + b (a entspricht der Steigung, b dem Y-Achsenabschnitt) findet sich in Abbildung 11. Die Ergebnisse von Origin8“ sind in Tabelle 7 dargestellt. ” a b Wert -4,64 7,100 Standardfehler 0,1124 0,073 Tabelle 7: Von Origin8“ berechnete Werte für linearen Fit. ” 3 AUSWERTUNG 12 6 ,0 ln ( A n o d e n s tr o m /[n A ]) L in e a r e A n p a s s u n g v o n ln ( A n o d e n s tr o m /[n A ]) 5 ,5 ln ( A n o d e n s tr o m /[n A ]) 5 ,0 4 ,5 4 ,0 3 ,5 3 ,0 2 ,5 2 ,0 0 ,2 0 ,4 0 ,6 0 ,8 1 ,0 G e g e n s p a n n u n g [V ] Abbildung 11: Linearer Fit der halb-logarithmierten Kennlinie des Anlaufstrombereichs. Nach Gleichung 5 kann die Temperatur nun nach T =− e0 kB a (6) bestimmt werden. Mit Hilfe Gaußscher Fehlerrechnung σT = σb ∂T e0 = σb ∂b kB a2 (7) erhalten wir für die Temperatur T den Wert: T = (2501 ± 61)K 3.4 Ermittlung der Kathodentemperatur über die Leistungsbilanz Die Kathodentemperatur soll nun auch über die Leistungsbilanz des Heizstromfadens berechnet werden. Hierfür verwenden wir folgende Formel: T4 = If Uf − NW L f ησ 3 AUSWERTUNG 13 NW L ist hier die Wärmeleitung (die mit 0, 95W abgeschätzt werden soll), f die emittierende Kathodenoberfläche (angegeben mit 0.35cm2 ), η der Emissionsgrad der Oberfläche (angegeben mit 0,28) und σ die Stefan-Boltzmannsche Strahlungskonstante (σ = 5, 7 ∗ 10−12 W/cm2 K 4 ). If und Uf der Heizstrom bzw. die Heizspannung. Die errechneten Werte aus den sechs Messungen finden sich in Tabelle 8. If [A] 2,2 2,4 2,6 2,8 3,0 3,1 Uf [V ] 3,60 4,05 4,60 5,15 5,75 6,00 T [K] 1879,46 1990,56 2107,03 2215,98 2324,19 2370,89 Tabelle 8: Aus Leistungsbilanz ermittelte Temperaturen Vergleicht man nun die bestimmte Kathodentemperatur für einen Heizstrom von 3, 1A aus der Leistungsbilanz mit der Kathodentemperatur, die über das Anlaufstromgebiet berechnet wurden, so fällt eine doch recht hohe Abweichung der Werte auf. (2501K − 2371K = 130K, Abweichung von 5, 5%.) Die Diskrepanz kann durch Messungenauigkeiten oder durch falsche Abschätzung der obigen Parameter für die Diode erklärt werden. 3.5 Bestimmung der Austrittsarbeit für Wolfram Über die Richardson-Gleichung kann die Austrittsabreit der Elektronen bestimmt werden: e0 Φ = −ln h3 I s 2 T 2 f kB T 4πe0 m0 kB Die berechneten Werte der Austrittsarbeit hierfür sind in Tabelle 9 aufgeführt. Is [mA] 0,032 0,125 0,511 1,502 T [K] 1879,46 1990,56 2107,03 2215,98 e0 φ [eV ] 4,72 4,79 4,83 4,90 Tabelle 9: Berechnete Austrittsarbeit von Wolfram Die Austrittsarbeiten, die in der Tabelle 9 aufgeführt sind weisen eine Tendenz auf: Um so höher der anliegende Strom ist, umso höher erscheint hier 4 LITERATUR 14 die Austrittsarbeit. Die Austrittsarbeit ist allerdings eine Materialkonstante - eine Mittlung der Werte ist somit nicht sinnvoll. Der Literaturwert für die Austrittsarbeit von Wolfram liegt bei 4, 5eV [2]. Die Kennlinien eher geringer Anodenströme ergeben Austrittsarbeiten, die näher am Literaturwert liegen. Daraus folgt unsere Annahme, dass beim Ablesen des Sättigungsstroms dieser noch nicht ganz erreicht war und somit ein (nicht errechenbarer) systematische Fehler vorliegt. Für die Austrittsarbeit nehmen wir folglich den niedrigsten Wert mit unbekanntem Fehler: e0 φ = 4, 72eV ± ∆e0 φ 4 Literatur 1 Skript zum Versuch 504 des physikalischen Anfängerpraktikums an der TU Dortmund zu finden unter: http://praktikum.physik.uni-dortmund.de/neu/a-praktikum/anleitungen.html (Stand 16.11.2008) 2 http://e3.physik.uni-dortmund.de/ suter/Vorlesung/Medizinphysik 06/6 Folien.pdf