27.02.17 1. Haftung ● Das Coulombsche Gesetz: – Betrachtet wird ein Klotz auf einer rauen Oberfläche, an dem eine horizontale Kraft F angreift: F g m rau – Die Erfahrung zeigt: Solange die Kraft F einen bestimmten Betrag nicht überschreitet, bleibt der Körper in Ruhe. Prof. Dr. Wandinger 5. Haftung und Reibung TM 1 5.1-1 27.02.17 1. Haftung – Gleichgewicht: ∑ F x =0 ∑ F y=0 : −H + F =0 → H =F G F : −G + N =0 → N =G – Der Körper haftet für F =H < H 0 . – Coulombsches Gesetz: – Haftbedingung: H 0 =μ 0 N y H N x H < H 0 =μ 0 N Prof. Dr. Wandinger 5. Haftung und Reibung TM 1 5.1-2 27.02.17 1. Haftung – Die Haftungskraft ist so gerichtet, dass die Bewegung verhindert wird. – Der maximale Wert H0 ist näherungsweise proportional zur Normalkraft N. – Der Proportionalitätsfaktor μ0 heißt Haftungskoeffizient oder Haftzahl. – Der Haftungskoeffizient hängt vom Material und der Beschaffenheit der Oberflächen ab. – Der Angriffspunkt der Normalkraft N kann aus dem Momentengleichgewicht bestimmt werden. Prof. Dr. Wandinger 5. Haftung und Reibung TM 1 5.1-3 27.02.17 1. Haftung ● Typische Werte des Haftungskoeffizienten μ0: Stahl auf Eis 0,03 Stahl auf Stahl (blank) 0,1 … 0,15 Stahl auf Stahl (rostig) 0,3 … 0,8 Stahl auf Teflon 0,04 Leder auf Grauguss 0,2 … 0,3 Leder auf Metall 0,2 … 0,6 Holz auf Holz 0,5 Autoreifen auf Straße 0,7 … 0,9 Ski auf Schnee 0,1 … 0,3 Prof. Dr. Wandinger 5. Haftung und Reibung TM 1 5.1-4 27.02.17 1. Haftung ● Haftungswinkel: – Der Haftungswinkel gibt die maximal mögliche Abweichung der Wirkungslinie der Reaktionskraft von der Normalenrichtung an, bei der noch Gleichgewicht herrscht. G Fmax N ρ0 tan (ρ 0 )= Prof. Dr. Wandinger 5. Haftung und Reibung H0 A H0 N =μ 0 TM 1 5.1-5 27.02.17 1. Haftung – Gleichgewicht ist möglich, wenn die benötigte Reaktionskraft innerhalb des Haftungskeils bzw. Haftungskegels liegt. Haftungskeil: Haftungskegel: ρ0 A A Prof. Dr. Wandinger 5. Haftung und Reibung ρ0 TM 1 5.1-6 27.02.17 1. Haftung ● Beispiel 1: Schiefe Ebene – Gegeben: ● – Haftungskoeffizient μ0 = 0,2 Gesucht: ● mg Winkel α0 , bei dem der Körper anfängt zu gleiten α Prof. Dr. Wandinger 5. Haftung und Reibung TM 1 5.1-7 27.02.17 1. Haftung – Gleichgewicht: ∑ F x =0 : H −m g sin (α)=0 H → H =m g sin (α) ∑ F y=0 : N −m g cos (α)=0 → N =m g cos (α) – α y x N mg Haftbedingung: H < H 0 =μ 0 N → m g sin (α)<μ 0 m g cos (α) → tan (α)<μ 0 → α<α 0 =ρ0 (Haftungswinkel) – Zahlenwert: Prof. Dr. Wandinger tan (α 0 )=0,2 → α 0 =11,3° 5. Haftung und Reibung TM 1 5.1-8 27.02.17 1. Haftung ● Beispiel 2: Keilnut – A – Gegeben: ● Anpresskraft A ● Keilwinkel α ● Haftungskoeffizient μ0 Gesucht: ● F durch Haftung übertragbare Kraft F α Prof. Dr. Wandinger 5. Haftung und Reibung TM 1 5.1-9 27.02.17 1. Haftung Kräfte am Keil: – α/2 z A x y A α/2 H N α z F Prof. Dr. Wandinger N 5. Haftung und Reibung N y TM 1 5.1-10 27.02.17 1. Haftung – Gleichgewicht am Keil: ∑ F x =0 N A – : F −2 H =0 → F =2 H H 0 =μ 0 N μ0 A → F =2 H 0 = sin (α /2) =μ ' 0 A α/2 α/2 1 A=N sin α 2 2 N – ( ) A → N= 2 sin ( α/2 ) Prof. Dr. Wandinger Maximale Haftungskraft pro Fläche: Der Koeffizient μ0 μ ' 0= >μ 0 sin ( α/2 ) heißt Keilnuthaftzahl. 5. Haftung und Reibung TM 1 5.1-11 27.02.17 1. Haftung ● Beispiel 3: Leiter – Auf der dargestellten Leiter steht ein Mann der Masse m. – Wie hoch kann er steigen, wenn die Wand als glatt betrachtet wird? – Gegeben: mg h y ϕ – ● Haftungskoeffizient μ0 ● Höhe h, Winkel ϕ Gesucht: ● Prof. Dr. Wandinger maximale Höhe y 5. Haftung und Reibung TM 1 5.1-12 27.02.17 1. Haftung A M ∑ =0 : −h N B + x mg=0 x → N B= m g h Gleichgewicht: – NB B mg h y – ϕ A HA ∑ F x =0 :−H A+ N B =0 → H A=N B ∑ F y=0 : N A−mg=0 → N A=m g Haftbedingung: N B =H A <μ 0 N A x y NA x Prof. Dr. Wandinger x → m g <μ 0 m g h → x <μ 0 h y= x tan (ϕ)<μ 0 h tan (ϕ) 5. Haftung und Reibung TM 1 5.1-13 27.02.17 1. Haftung – Wird auch im Punkt B eine Haftungskraft zugelassen, so treten vier unbekannte Reaktionskräfte auf. Die Leiter ist dann statisch unbestimmt gelagert. – Mithilfe der Haftungskeile in den Lagerpunkten A und B lässt sich graphisch ermitteln, unter welchen Bedingungen Gleichgewicht möglich ist. – Die Leiter ist im Gleichgewicht, wenn sich die Wirkungslinien der Reaktionskräfte in den Punkten A und B und der Gewichtskraft in einem Punkt schneiden. Prof. Dr. Wandinger 5. Haftung und Reibung TM 1 5.1-14 27.02.17 1. Haftung – Gleichgewicht ist möglich, wenn sich die Wirkungslinien im schraffierten Gebiet schneiden. Grenzlage B B mg A A Prof. Dr. Wandinger 5. Haftung und Reibung TM 1 5.1-15 27.02.17 1. Haftung ● Beispiel 4: Klemmhalterung b a A – Der Stab mit Gewicht GS wird von zwei Klemmbacken mit Gewicht GB gehalten. – Gegeben: α GB GB y GS x Prof. Dr. Wandinger B – ● Gewicht GB ● Abmessungen a, b ● Haftungskoeffizient μ0 ● Winkel α Gesucht: ● maximales Stabgewicht GS 5. Haftung und Reibung TM 1 5.1-16 27.02.17 1. Haftung – Gleichgewicht am Stab: ∑ F x =0 d N1 y → N 1 =N 2= N P H1 N2 H2 GS d d ∑ M =0 : 2 H 2− 2 H 1=0 → H 1 =H 2=H P ∑ F y=0 x Prof. Dr. Wandinger : N 1− N 2 =0 : H 1 + H 2−G S =0 → G S =2 H 5. Haftung und Reibung TM 1 5.1-17 27.02.17 1. Haftung – Gleichgewicht am Klemmbacken: A M ∑ =0 : −a G B −b H +b tan (α) N =0 N α Ax A Ay GB a b a → N = H + G B cot (α) b ( H ) y x Prof. Dr. Wandinger 5. Haftung und Reibung TM 1 5.1-18 1. Haftung – 27.02.17 Haftbedingung: a H <μ 0 N =μ 0 H + G B cot (α) b a a → ( 1−μ 0 cot (α) ) H <μ 0 G B cot (α) → ( tan (α)−μ 0 ) H <μ 0 G B b b ( – ) Es müssen drei Fälle unterschieden werden: ● Für tan(α)>μ 0 gilt: 2 μ0 a a H< G B → G S =2 H < GB tan(α)−μ 0 b tan (α)−μ 0 b μ0 Prof. Dr. Wandinger 5. Haftung und Reibung TM 1 5.1-19 1. Haftung ● Für tan (α)=μ 0 gilt: a 0<μ 0 G B b ● Für tan (α)<μ 0 gilt: tan (α)−μ 0 <0 27.02.17 μ0 a a −( μ 0 −tan(α) ) H <μ 0 G B → −H < GB b μ 0 −tan(α) b ● Die Bedingungen für tan (α)≤μ 0 sind immer erfüllt. Das Stabgewicht GS kann beliebig groß werden. Dieser Fall wird als Selbsthemmung bezeichnet. Prof. Dr. Wandinger 5. Haftung und Reibung TM 1 5.1-20