Diruthenium(I,I)-pyridonat-Komplexe: Synthese, Strukturen und

Werbung
Universität Ulm
Abteilung Organische Chemie I
Diruthenium(I,I)-pyridonat-Komplexe:
Synthese, Strukturen und Anwendung
als Cyclopropanierungskatalysatoren
Dissertation
zur Erlangung des Grades Doktor der Naturwissenschaften (Dr. rer. nat.)
der Fakultät für Naturwissenschaften der
Universität Ulm
vorgelegt von
Dipl.-Chem. Lutz Schäffler
Ulm 2006
Die vorliegende Arbeit entstand zwischen August 2003 und Juli 2006 in der Abteilung
Organische Chemie I der Universität Ulm.
Mein herzlicher Dank gilt meinem sehr geschätzten Mentor Herrn Prof. Dr. Gerhard Maas für
sein uneingeschränktes Vertrauen und den damit verbundenen Freiraum bei der Bearbeitung
des Themas, sein unermüdliches Engagement sowie seine stete Diskussionsbereitschaft
während der gesamten Arbeit.
Dekan:
Prof. Dr. Klaus-Dieter Spindler
Prüfer der Dissertation:
Prof. Dr. Gerhard Maas
Prof. Dr. Nicola Hüsing
Tag der Promotion:
19.07.2006
Meinen Eltern
und Sylvia
Inhaltsverzeichnis
INHALTSVERZEICHNIS
I
ABKÜRZUNGSVERZEICHNIS
III
1
EINLEITUNG
1
1.1
1.1.1
1.1.2
Diazoverbindungen
Allgemeines
Metall-Katalysierte Zersetzung von Diazoverbindungen
1
1
2
1.2
1.2.1
1.2.2
1.2.3
Carbene und Metall-Carbenkomplexe
Allgemeines
N-Heterocyclische Carbene (NHC)
Eigenschaften und Einsatz als Liganden
6
6
7
8
1.3
1.3.1
1.3.2
Cyclopropane
Vorkommen und Verwendung
Metallkatalysierte carbenoide Cyclopropansynthese
10
10
10
1.4
1.4.1
1.4.2
Katalysatoren zur Zersetzung von Diazoverbindungen
Entwicklungsgeschichte
Rutheniumkomplexe als Katalysatoren für CarbentransferReaktionen
16
16
19
2
AUFGABENSTELLUNG
25
3
EIGENE ERGEBNISSE
28
3.1
Allgemeine Vorbemerkungen
28
3.2
3.2.1
3.2.2
3.2.3
3.2.4
Komplexsynthesen
Komplexe mit 6-Alkyl-2-pyridonat-Liganden
Komplexe mit 6-Aryl-2-pyridonat-Liganden
Komplexe mit 6-Halogen-2-pyridonat-Liganden
Komplexe mit 2-Aminopyridin-Liganden
29
30
33
42
68
3.3
3.3.1
3.3.2
3.3.3
3.3.4
Einkristallstrukturanalysen
6-Alkylpyridin-2-olat Komplexe 30 und 31
6-Aryl-substituierte Pyridin- bzw. Pyridonat-Komplexe
6-Halogenpyridin-2-olat-Komplexe
2-(Acetamidinoyl)pyridin-Komplex 56
72
72
76
80
91
3.4
Tetracarbonyl-dipyridinato-diruthenium(I,I)-Komplexe als
Katalysatoren
Carbenoide intermolekulare Cyclopropanierungsreaktionen
93
93
3.4.1
3.4.2
Weitere Katalysereaktionen mit Bis(pyridonato)-diruthenium(I,I)Komplexen
105
4
ZUSAMMENFASSUNG - SUMMARY
4.1
4.1.1
4.1.2
4.1.3
Zusammenfassung
Komplexsynthesen
Katalytische Olefincyclopropanierung
Fazit
107
108
111
113
4.2
4.2.1
4.2.2
4.2.3
Summary
Complex synthesis
Catalytic olefin cyclopropanations
Conclusion
114
115
118
120
5
EXPERIMENTELLER TEIL
5.1
Allgemeine Vorbemerkungen
121
5.2
Analysemethoden
121
5.3
Ausgangsverbindungen
124
5.4
5.4.1
5.4.2
5.4.3
5.4.4
Komplexsynthesen
Komplexe mit 6-Alkylpyridonat-Liganden
Komplexe mit 6-Arylpyridonat- bzw. 6-Arylpyridin-Liganden
Halogensubstituierte Pyridonatkomplexe
(Acetamidino)pyridin-Komplexe
125
125
127
131
151
5.5
5.5.1
Ruthenium-katalysierte Reaktionen
Intermolekulare Cyclopropanierung von Alkenen mit
Diazoessigsäuremethylester
Isomerisierungsreaktionen von N,N-Diallyltosylamid
156
5.5.2
107
121
156
160
6
ANHANG
161
6.1
Ausgewählte Spektren
161
6.2
Ausgewählte Daten der Kristallstrukturanalysen
162
6.3
Substanzverzeichnis
166
7
LITERATURVERZEICHNIS
169
Danksagung
175
Lebenslauf
177
Wissenschaftliche Publikationen und Präsentationen
179
Abkürzungsverzeichnis
abs.
APT
Ar
CCDC
CH
CHN
CI
COSY
d
DMSO
dppy
EA
EI
eq
ESI
GC
GG
h
IR
Kat
KG
KK
KS
LM
MALDI
MDA
MS
NHC
NMR
pyO
rfx
RP
RT
Smp
THF
TMS
TOF
VE
X
absolutiertes (=wasserfreies) Lösungsmittel
Attached Proton Test
Aryl
Cambridge Crystallographic Data Centre
Cyclohexan
Elementaranalyse
Chemical Ionization Massenspektrometrie
NMR Correlation Spectroscopy
Tage
Dimethylsulfoxid
4,6-Diphenylpyridin
Ethylacetat
Elektronenstoß-Massenspektrometrie
Äquivalent
Electron Spray Ionization (Massenspektrometrie)
Gaschromatographie
Gleichgewicht
Stunden
Infrarotspektroskopie
Katalysator
Kieselgel
Kopf-Kopf (-Konstitution) (auch „hh“)
Kopf-Schwanz (-Konstitution) (auch „ht“)
Lösungsmittel
Matrix-Assisted Laser Desorption/Ionization
Diazoessigsäuremethylester (Methyldiazoacetat)
Massenspektrometrie
N-heterocyclisches Carben
Nuclear Magnetic Resonance
2-Pyridonat
Rückfluss
Reversed Phase (Umkehrphasenchromatographie)
Raumtemperatur
Schmelzpunkt
Tetrahydrofuran
Tetramethylsilan
Time of Flight (Flugzeit-Massenspektrometrie)
Valenzelektronen
Halogen-Substituent
1
1
Einleitung
1.1
Diazoverbindungen
1.1.1
Allgemeines
Diazoverbindungen sind verknüpft mit einer langen Geschichte bezüglich nützlicher und
wichtiger Anwendungsmöglichkeiten in der organischen (Synthese-)Chemie. Aufgrund
einfacher Zugangsmöglichkeiten aus kommerziell erhältlichen Ausgangsverbindungen und
eines einzigartigen Einsatzspektrums unter zum Teil sehr milden Bedingungen ist diese
Verbindungsklasse aus der Synthesechemie nicht mehr wegzudenken. Begonnen hat diese
Erfolgsgeschichte mit der ersten dokumentierten Synthese einer α-Diazocarbonylverbindung
von Curtius im Jahre 1883 und Arbeiten von Arndt und Eistert und Bradley und Robinson
Ende der 1920er Jahre bezüglich der einfacheren Gewinnung dieses Verbindungstyps.1-5
Heute sind Diazoverbindungen auf mehreren Wegen gut zugänglich.6
Auch in der Natur finden sich Diazoverbindungen. So wirken Derivate der Diazoessigsäure,
zum Beispiel das Azaserin (1), als aktive Mittel gegen Tumorzellen. In synthetisch
hergestellter Form (racemisch) kommt es in mehreren Ländern als Antibiotikum zum Einsatz.
Das ebenfalls aus Streptomycin-Arten isolierbare Cremeomycin (2) hemmt das Wachstum
von Leukämiezellen. Antibiotische Wirkung auf verschiedene Tumorzelllinien hat auch das
aus Champignons extrahierte 1,4-Benzochinondiazid (3).
O
O
O
O
N2
O
COOH
OH
N2
NH2
H3CO
N2
1
2
3
Schema 1: Natürlich vorkommende Diazoverbindungen.
Diazoverbindungen sind heute von besonderer synthetischer Bedeutung.7 So sind sowohl
Reaktionen unter Stickstofferhalt, wobei die 1,3-dipolare Cycloaddition den wahrscheinlich
bedeutendsten Vertreter darstellt, als auch Reaktionen unter Abspaltung von molekularem
Stickstoff wichtige Reaktionsvarianten. Reaktion mit Broensted- oder Lewis-Säuren führen zu
1 Einleitung
2
aliphatischen Diazoniumionen, die durch N2-Abspaltung zu Carbeniumionen weiterreagieren
können. Die direkte thermische oder photochemisch induzierte Abspaltung von molekularem
Stickstoff ist ebenfalls möglich. Sie resultiert in der Bildung sehr reaktiver und kurzlebiger
Carbene, von denen eine Reihe verschiedener Reaktionswege ausgehen können, die u.a. auch
vom Spinzustand des reagierenden Carbens (Singulett oder Triplett) abhängen.
1.1.2
Metall-Katalysierte Zersetzung von Diazoverbindungen
Im Gegensatz zu den zuvor angesprochenen Methoden zur N2-Abspaltung aus
Diazoverbindungen bildet sich bei der Verwendung von Übergangsmetallen, die in
elementarer, komplexierter oder salzartiger Form zum Einsatz kommen, ein MetallCarbenkomplex als Zwischenstufe. Dieser ursprünglich von Yates vorgeschlagene
Mechanismus (Schema 2) über die auch als Carbenoid bezeichnete Zwischenstufe war lange
Zeit verknüpft mit der Problematik der Isolation und des damit fehlenden Existenzbeweises
des Metall-Carbenkomplexes.8 Erst vor gut einem Jahrzehnt gelang die Isolation (in
speziellen
Fällen)
und
Charakterisierung
von
Metall-Carbenkomplexen
bei
Diazozersetzungsreaktionen.9-14 So gilt die Bildung eines Metall-Carbenkomplexes heute als
anerkannte These beim Ablauf metallkatalysierter Diazozersetzungen.15 Nichtsdestotrotz
liefert die Frage nach der genauen Konstitution, und den Bindungseigenschaften der MetallCCarben-Bindung im konkreten Einzelfall, dieser Zwischenstufe bis zum heutigen Tag noch
reichlich Diskussionsstoff.
LnM
LnM
B
CR2
LnM
SCR2
N2
LnM
CR2
S
Schema 2: Katalysezyclus einer Carben-Transferreaktion ausgehend von einer aliphatischen
Diazoverbindung;
M = Metall, B = schwach koordinierter Ligand, S = Substrat.
1.1 Diazoverbindungen
3
Durch den intermediär auftretenden Metall-Carbenkomplex werden Unterschiede des
Reaktionsergebnisses im Vergleich zu einer nicht-metallkatalysierten (thermischen,
photochemischen) Reaktionsführung erklärbar. Insbesondere die in vielen Fällen der
metallkatalysierten Carbenübertragung erzielbaren und oft beachtlichen Chemo-, Regio- und
Stereoselektivitäten können damit erklärt und gezielt beeinflusst werden.
Im Katalysezyklus (Schema 2) wird im ersten Schritt der Diazokohlenstoff vom Metallatom
elektrophil angegriffen, wozu eine freie Koordinationsstelle am Metallatom notwendig ist.
Diese kann bereits als solche vorliegen oder durch die vorangegangene Abspaltung eines
schwach gebundenen Liganden generiert werden. Eine anschließende Stickstoffabspaltung
liefert den Metall-Carbenkomplex, der die Carbeneinheit im finalen Reaktionsschritt auf ein
Substrat unter Rückbildung der aktiven Katalysatorspezies überträgt.
Neben der Diazokomponente können allerdings noch weitere Moleküle an das nichtabgesättigte Metallatom koordinieren und somit einen elektrophilen Angriff auf den
Diazokohlenstoff inhibieren. Zu einer solchen Konkurrenz mit der Diazokomponente sind
prinzipiell alle Lewis-Basen befähigt.16 So wirken Amine, Nitrile und Sulfide einer
Diazozersetzung entgegen und eignen sich nicht als Reaktionsmedium.17-19 Aus diesem Grund
haben sich hier nicht- oder schwach-koordinierende Lösungsmittel wie halogenierte
Kohlenwasserstoffe bewährt.
Da die Übergangsmetallverbindung elektrophil am Diazokohlenstoff angreift, ist die
Reaktivität umso größer, je elektronenärmer das Metallzentrum und je elektronenreicher der
Diazokohlenstoff ist. Hier verringern elektronenziehende Substituenten dessen Nucleophilie
und somit die Reaktivität der Diazokomponente (Schema 3). Allerdings wirken sich derartige
Substituenten positiv auf die thermische und Säurestabilität der Diazokomponenten aus.
Zunahme der Reaktivität
O
R1
R2
O
R1
E2
N2
O
N2
E1
E2
N2
Zunahme der therm. Stabilität u. Säurebeständigkeit
Schema 3: Stabilität und Reaktivität von Diazocarbonylverbindungen.
1 Einleitung
4
Der gebildete Metall-Carbenkomplex weist einen elektrophilen Charakter auf, was auf den
Beitrag eines metallstabilisierten Carbokations zum Bindungszustand der Metall-CCarbenBindung spricht (Schema 4).15
LnM
C
LnM
C
LnM
C
Schema 4: Mesomere Grenzformen eines Metall-Carbenkomplex.
Das Carbenoid reagiert somit bevorzugt mit elektronenreichen Substratmolekülen. Zusätzlich
kann die Elektrophilie des Carbenoid-Kohlenstoffs durch elektronenziehende Liganden noch
verstärkt werden, was in mehreren Beispielen anhand steigender Reaktivität und Selektivität
(Chemo- und Diastereoselektivität) eindrucksvoll gezeigt wurde.20-23
Für die Carbenübertragung sind zwei Mechanismen von Teyssié et al. formuliert worden.24 Es
wird unterschieden, ob das Substrat von außerhalb der Koordinationssphäre des Metalls
angreift (Schema 5, Weg A: Carbenoid-Mechanismus) oder Substrat und Carben innerhalb
der Koordinationssphäre des Metalls miteinander reagieren (Schema 5, Weg B:
Koordinationsmechanismus).
O
O
H
A)
[M]
H
OR
+
OR
-N2
N2
OR
+
S
+S
O
H
OR
-N2
N2
OR
-[M]
O
H
B)
+ S
[M]
O
[M]
O
[M]
OR
-[M]
S
S
Schema 5: Vorgeschlagene Mechanismen für Carbentransferreaktionen;
[M] = Metallkomplex, S = Substrat.
Eine strikte Einteilung existiert nicht. Es hängt in erster Linie vom eingesetzten, katalytisch
aktiven Metall ab, nach welchem Mechanismus die Carbeneinheit übertragen wird. Am
Beispiel der Cyclopropanierung von Carbeneinheit und Olefinen geht man bei Rhodium und
Kupfer von einem Carbenoid-, bei Palladium von einem Koordinationsmechanismus aus.25
1.1 Diazoverbindungen
5
Der Carbenoid-Mechanismus verläuft über einen späten und eher unsymmetrischen
Übergangszustand.15, 26 Die dabei entstehende positive Partialladung am weiter entfernten CAtom des Alkens ist verantwortlich für die erhaltene Stereochemie und Grund für die stark
von den Substituenten des Alkens abhängigen Reaktivitätsunterschiede.
Steht am Metallzentrum eine weitere freie (bzw. generierbare) Koordinationsstelle zur
Verfügung, kann aufgrund einer gleichzeitigen Koordination von Carben und Olefin ein
Metallacyclobutan-Ring als Zwischenstufe gebildet werden. Eine reduktive Eliminierung
liefert das Cyclopropanprodukt. Weitere mögliche Reaktionspfade sind die Bildung eines
homologen Olefinproduktes oder eine [2+2]-Cycloreversion. Ein solcher Reaktionsweg
erklärt einige bei Ruthenium-Katalysen gemachte Beobachtungen,27 scheint aber nur selten
auf Rh- und Cu-katalysierte Reaktionen zuzutreffen.
Es sei daran erinnert, dass Olefinmetathese-Reaktion, deren Bedeutung für die
Synthesechemie durch die Verleihung des Chemie-Nobelpreises 2005 an Y. Chauvin,
R. Grubbs und R. Schrock gewürdigt wurde, hervorragend durch isolierbare RutheniumCarben-Komplexe katalysiert werden. Allerdings konnten bis zum heutigen Tag die
richtungsentscheidenden Faktoren nicht vollständig geklärt werden.
Eine Auswahl an möglichen und häufig angewendeten Carben-Transfer-Reaktionen ist in
Schema 6 aufgezeigt.7
R1
R1
H
In
an
ie
ru
ng
R
R2
R2
C
n
tio
yc
lo
pr
op
r
se
R1
R2
g
un
Yl
id
bi
ld
r
ie
is
R1
er
im
D
un
g
MLn
R1
R1
R2
R2
R
X
2
R
Schema 6: Typische Carben-Transferreaktionen
R1, R2, R = Alkyl, Aryl; X = C, N, S.
1 Einleitung
6
1.2
Carbene und Metall-Carbenkomplexe
1.2.1
Allgemeines
Carbene28-30 sind ungeladene Verbindungen, deren zentrales Kohlenstoffatom lediglich zwei
seiner vier äußeren Elektronen zu Bindungsknüpfungen heranzieht. Die restlichen
(nichtbindenden) Elektronen verbleiben indes am Kohlenstoff, wo ihnen zwei Möglichkeiten
der Spinanordnung offen stehen. Die gepaarte (antiparallele) Spinanordnung ergibt SingulettCarbene (4) mit einem voll besetzten σ-Orbital und einem leeren p-Orbital. Besetzen die
Spins beide freie Orbitale mit jeweils paralleler Ausrichtung (Triplett-Carben 5), so resultiert
eine sp-Hybridisierung mit zwei formalen Radikalzentren an einem Kohlenstoffatom.
R1
R1
C
R2
R2
4
5
Schema 7: Hybridisierung von Singulett- und Triplett-Carbenen.
Das Substitutionsmuster aus R1 und R2 entscheidet über das Vorliegen der Spinausrichtung
und einen elektrophilen bzw. nucleophilen Charakter des Carbenzentrums. Dementsprechend
unterscheiden sich auch die Reaktivitäten und Reaktionsmechanismen dieser Carbene
voneinander.
Während sowohl der Grundkörper (CH2) und der größte Teil der substituierten Carbene
elektrophile Eigenschaften aufweisen, stabilisieren Elektronendonor-Substituenten SingulettCarbene durch teilweises Auffüllen des leeren Atomorbitals und führen zu nucleophilem
Verhalten. Findet diese Stabilisierung nicht statt, so stellt das Triplett-Carben den
Grundzustand
dar.
Das
ist
beispielsweise
bei
Carbenen
der
Fall,
die
aus
α-Diazocarbonylverbindungen erzeugt wurden, ebenso beim Methylen (CH2). Diese TriplettCarbene würde mit einem Olefin über die Zwischenstufe eines 1,3-Diradikals zum
Cyclopropan reagieren. Dieser zweistufige Reaktionsverlauf ist in der Regel mit dem
(teilweisen) Verlust der ursprünglichen Doppelbindungskonfiguration verbunden und die
Stereochemie ist von außen nicht steuerbar.
1.2 Carbene und Metall-Carbenkomplexe
7
Für den anstelle des freien Carbens gebildeten Metall-Carben-Komplex ist es somit wichtig,
einen Singulett-Zustand aufzuweisen oder zumindest nach einem Singulett-Mechanismus zu
reagieren.
1.2.2
N-Heterocyclische Carbene (NHC)
1.2.2.1
Geschichte und Entwicklung stabiler Carbene
Lange Zeit galten Carbene, unabhängig ob Singulett- oder Triplett-Carben, als hochreaktive,
instabile
und
nicht
isolierbare
Verbindungen.
Die
Existenz
stabiler,31-35
unter
Normalbedingungen handhabbarer Carbene geht auf Arbeiten von Wanzlick ab dem Jahr
1960 zurück.36-48 Bereits damals erkannte Wanzlick, dass der Einbau des CarbenKohlenstoffatoms in ein heteroaromatisches System vom Imidazolium-Typ eine sehr
wirkungsvolle
Stabilisierung
bewirkte.
Ihm
gelang
die
Deprotonierung
von
Imidazoliumsalzen zu den entsprechenden Carbenen mit anschließender Abfangreaktion. Die
Isolierung eines freien Carbens ließ jedoch noch knapp drei Jahrzehnte auf sich warten. Erst
1991
konnte
Arduengo
die
erfolgreiche
Deprotonierung
des
1,3-Di(1-
adamantyl)imidazoliumchlorids und die Isolierung des stabilen Carbens vorstellen.49 Weitere
Fortschritte waren die Synthese des ersten acyclischen Carbens durch Alder50 sowie das erste
luftstabile Carben.51 Einer der aktuellsten Erfolge war die NMR-spektroskopische
Beobachtung des einst von Wanzlick postulierten Gleichgewichtes zwischen einem
annelierten Carben und seinem Dimer in Lösung.52 Mit unverbrückten Imidazol-2-yliden bzw.
Imidazolin-2-yliden konnte dieses Gleichgewicht bis zum heutigen Zeitpunkt jedoch nicht
direkt beobachtet werden.
1 Einleitung
8
1.2.2.2
Darstellung N-heterocyclischer Carbene
Zur Erzeugung N-heterocyclischer Carbene stehen eine Reihe etablierter Standardmethoden
zur Verfügung (Schema 8). So können sie durch thermische α-Eliminierung von Chloroform
oder Methanol aus Imidazolidinen und durch Entfernung von Schwefel aus Imidazol2-thionen
erhalten
werden.
Eine
wesentlich
mildere
Alternative
mit
breitem
Anwendungsspektrum stellt die Deprotonierung von Imidazolium-Salzen dar.
R
R
N
N
H
S
N
N
2 K, ∆
Base
R
R
N
N
R
- K2 S
R
R
H
∆
X
- HX
Y
R
X = CCl3, OMe
N
N
H
∆
- MeOH
N
R
N
OMe
N
R
Y = CH, N
Schema 8: Darstellungsmethoden für N-heterocyclische Carbene (NHC).
1.2.3
Eigenschaften und Einsatz als Liganden
N-heterocyclische Carbene sind im Allgemeinen farblose, kristalline Feststoffe mit
Schmelzpunkten bis über 200 °C. Im
13
C-NMR-Spektrum zeigen sie eine charakteristische
Tieffeldverschiebung (δ = 205-230 ppm) des divalenten Kohlenstoffkerns. In Substanz sind
die NHCs unter Inertgas und Kühlung mehrere Monate lagerfähig, zeigen in Lösung hingegen
nach wenigen Stunden erste Zersetzungserscheinungen. Die Isolierbarkeit der Carbene
begründet sich hierbei nicht auf einer kinetischen (sterischen), sondern auf einer
thermodynamischen Stabilisierung (elektronische Struktur), bedingt durch den negativen
induktiven σ-Effekt (-I) und gleichzeitig positiven π-Effekt (+M) der benachbarten
Stickstoffatome. Ferner stellte sich die teilweise erwähnte Luftempfindlichkeit in Wirklichkeit
als Hydrolyseempfindlichkeit heraus.53
1.2 Carbene und Metall-Carbenkomplexe
In
Metallkomplexen
verhalten
9
sich
N-heterocyclische
Organophosphanen als typische σ-Donorliganden.53,
hingegen
nur
ausgeprägt.55
schwach
54
Carbene
ähnlich
den
Ihre π-Akzeptoreigenschaften sind
Dafür
weisen
sie
eine
höhere
Ligandendissoziationsenergie als Phosphan-Komplexe auf.
Gegenüber den klassischen Metallcarbenen des Fischer56- und Schrock57-Typs (Schema 9)
liegt die Metall–NHC-Bindungslänge im Bereich einer Einfachbindung (>210 ppm). Als
Folge können die Liganden frei um die Metall-Carben-Achse rotieren.
CO
OC
H 3C
CO
Ta
W
OC
CO
R1
CH2
Cp2
OCH3
7
6
E. O. Fischer, 1964
R. Schrock, 1975
Schema 9: Fischer- und Schrock-Carbenkomplexe.
Neben ihrem Potential in der Organokatalyse38, 58-64 finden N-heterocyclische Carbene eine
breite Anwendungspalette als Liganden in Übergangsmetallkomplexen. Als Ersatz für
Phosphan-Liganden können durch ihren Einsatz entscheidende Verbesserungen in Aktivität
und Stabilität erreicht werden.53,
65-67
Stellvertretend sei die Katalyse von Metathese-
Reaktionen erwähnt, die auch industrielle Anwendung als C–C-Kupplungsreaktion findet.68, 69
Hervorzuheben sind hier die Katalysatorsysteme von Schrock und Grubbs (Schema 10).
N
N
H
O
Mo
F3C
Cl
Cl
O
N
PCy3
Ph
Ru
H
PCy3
Cl
Cl
Ph
Ru
H
PCy3
CF3
F3C
CF3
Schrock-Katalysator
Grubbs-Katalysatoren
Schema 10: Metathesekatalysatoren.
1 Einleitung
10
1.3
Cyclopropane
1.3.1
Vorkommen und Verwendung
Cyclopropane stellen vielseitig verwendbare und gefragte Synthesebausteine dar. Das beruht
zum einen in ihrer speziellen Reaktivität (sie zeigen hierbei eine weitgehende Ähnlichkeit mit
Alkenen), zum anderen in ihrem Vermögen, ursprünglich flexiblen acyclischen Ketten eine
gewisse Steifigkeit zu verleihen und damit ihre konformative Flexibilität einzuschränken.
Auch in der Natur finden sich Cyclopropanderivate in einer Reihe von Naturprodukten und
biologisch aktiven Substanzen. So enthält ein als Pyrethrum bezeichnetes Extrakt aus
Chrysanthemenblüten Chrysanthemumsäure und Pyrethrinsäure, deren zentraler Baustein ein
Cyclopropanring ist. Beide haben insektizide Wirkung und waren Ausgangspunkt für die
Entwicklung der Pyrethroide, einer bedeutenden Insektizid-Klasse. Ein weiteres Beispiel ist
die in vielen Früchten als Zwischenprodukt auftretende 1-Aminocyclopropan-carbonsäue, die
unter Bildung von Ethen abgebaut wird. Diesem Phytohormon kommt eine Schlüsselrolle in
verschiedenen pflanzenphysiologischen Prozessen wie der Reifung von Früchten zu.
Unsubstituiertes Cyclopropan taucht in der Natur aufgrund seiner hohen Reaktivität nicht auf,
fand jedoch Verwendung als Narkosegas. Es ist ein farbloses, hochentzündliches Gas, das mit
Luft explosive Gemische bilden kann. In Gegenwart von Katalysatoren lagert es sich zu
Propen um.
1.3.2
Unter
Metallkatalysierte carbenoide Cyclopropansynthese
den
zahlreichen
Strategien
zur
Synthese
von
Cyclopropanen
nimmt
die
(metallkatalysierte) Übertragung eines Carbens auf olefinische Doppelbindungen einen
prominenten Platz ein.70 Die dabei auftretenden Chemo-, Regio- und Stereoselektivitäten in
Abhängigkeit der verwendeten Alkene, Diazoverbindungen und Katalysatoren wurden in den
letzten 25 Jahren eingehend untersucht.71
Der praktisch ausnahmslos gefundene Erhalt der Konfiguration des eingesetzten Alkens (Z Æ
cis; E Æ trans) spricht für den Ablauf nach einem Singulett-Mechanismus. Dagegen variiert
die Diastereoselektivität (Schema 11) bezüglich der neu geknüpften Bindung des
Cyclopropanringes über einen großen Bereich. Somit ist mit mehreren Isomerenpaaren zu
1.3 Cyclopropane
11
rechnen, deren relative Häufigkeit von der Art und Bauweise des Katalysators, der
eingesetzten Reaktanden und den Randbedingungen abhängt.
R3
R4
R4
R3
R1
R1
R3
R1
2
R
cis-(R3, R4)
syn-R1
R2
Kat.
-N2
R4
2
R
cis-(R3, R4)
anti-R1
R4
R3
N2
R1
R1
R4
R3
R4
R3
R2
trans-(R3,R4)
R2
trans-(R3, R4)
Schema 11: Stereochemie der Cyclopropanierung.
Hoch diastereoselektive Cyclopropanierungen werden allerdings nur sehr selten erreicht. Im
Gegensatz dazu lässt sich die Enantioselektivität von Cyclopropanierungsreaktionen durch
Katalysatoren mit chiralen Liganden relativ gut und effizient steuern. Es bleibt also nach wie
vor ein Ziel, die Diastereoselektivität der Cyclopropanierung in gewünschter Weise steuern zu
können. Um das zu erreichen, ist das Verstehen des mechanistischen Ablaufs der
Carbenübertragung von elementarer Bedeutung.
Insbesondere Doyle und Kodadek haben sich auf diesem Gebiet verdient gemacht. Die von
ihnen vorgeschlagenen Mechanismen berücksichtigen mögliche Ursachen für erhaltene
Diastereoselektivitäten. Allerdings beschränken sich beide Modelle auf den CarbenoidMechanismus und vernachlässigen die Möglichkeit einer Carbenübertragung unter simultaner
Koordination der Carbeneinheit und Olefin am Metall (Koordinations-Mechanismus). Nach
Doyle nähern sich die Olefine senkrecht zur Metall-Carben-Bindung und bilden einen
π-Komplex, für den die vier Anordnungsmöglichkeiten C1–C4 existieren (Schema 12).72
1 Einleitung
12
H
E
RM
H
H
LnM
RL
H
RS
+
LnM
RL
RM
RS
RS
H
LnM
LnM
E
RS
RM
H
E
RL
RL
H
LnM
RL
C2
C1
RM
H
H
E
RM
E
RS
H
C3
C4
Rotation
RS H
LnM
H E
H H
RM
RS E
RL
RL
LnM
RM
Tt
RL
RM
Tc
RS
H
RL
E
RM
H
anti/trans
RS
E
H
H
syn/cis
Schema 12: Mechanistische Betrachtung übergangsmetallkatalysierter Cyclopropanierungen
nach Doyle.
Von diesen Annäherungsgeometrien sind C2 und C4 gegenüber C1 und C3 aufgrund geringerer
sterischer Wechselwirkungen begünstigt. Innerhalb der zwei bevorzugten Orientierungen
sollte sich C4 als energietisch günstiger erweisen, da hier eine Wechselwirkung mit den
Resten der Carbenkomponente minimiert ist. Durch anschließende Rotation des Alkens
entstehen die Übergangszustände Tt bzw. Tc, in denen die Doppelbindung des Alkens parallel
zur Metall-Carben-Bindung ausgerichtet ist. Aufgrund des sich ausbildenden elektrophilen
Zentrums am Alken sollte sich hierbei das höhersubstituierte C-Atom vom Carben-C-Atom
weg orientieren, um durch die Donorsubstituenten (R) eine bestmögliche Stabilisierung zu
erzielen.
Aus diesem Übergangszustand entsteht durch Abspaltung des LnM-Fragments die Ausbildung
eines
Cyclopropanrings
mit
entsprechender
Stereochemie.
Je
nach
vorliegender
Übergangsstruktur entstehen cis- oder trans-Cyclopropane. Das gegenwärtige Modell wurde
anhand eines trisubstituierten Alkens als Modellreagenz behandelt und erklärt die oft
beobachtete syn-Selektivität.
1.3 Cyclopropane
13
Kodadek verfolgte einen anderen Erklärungsansatz, obgleich er ebenfalls von einem analogen
Reaktionsverlauf aus Annäherung, π-Komplex, Rotation und Abspaltung ausgeht.73
Allerdings
berücksichtigt
sein
Modell
ausschließlich
die
energetisch
günstigste
Annäherungsgeometrie C4 und bezieht alle weiteren mechanistischen Betrachtungen auf diese
Ausgangssituation (Schema 13). Je nach Einfluss sterischer Wechselwirkungen erfolgt die
Rotation im oder gegen den Uhrzeigersinn. Findet die stärkste Wechselwirkung zwischen der
Ligandensphäre und RL statt, so erfolgt die Rotation im Uhrzeigersinn unter Bildung des
syn-Cyclopropans. Übernimmt dagegen die Wechselwirkung zwischen dem Carbenrest E und
RL die dominante Rolle, dreht sich das Alken entgegen dem Uhrzeigersinn und es resultiert
das trans-Produkt. Je nach Wahl der sterischen Gegebenheiten ist man somit in der Lage, die
Diastereoselektivität zu beeinflussen oder zu steuern. Im Einklang mit diesen theoretischen
Betrachtungen und den erhaltenen experimentellen Befunden steht die Erkenntnis, dass sich
die jeweilige Kombination Olefin/Diazoverbindung in vielen Fällen verantwortlich zeigt für
die erhaltenen Diastereoselektivitäten.
H
RM
RL
H
RS
+
LnM
E
RM
RL
H
LnM
H
E
RS
C4
Rotation
RM
H H
LnM
RL
H
RS
RM
E
H
LnM
RS
RL
RM
RL
E
RS
H
syn/cis
E
RL
H
RM
RS
H
E
H
anti/trans
Schema 13: Mechanistische Betrachtung übergangsmetallkatalysierter Cyclopropanierungen
nach Kodadek.
1 Einleitung
14
Mit Hilfe dieser Mechanismusmodelle wird die Mehrheit der experimentell erhaltenen
Diastereomerenverhältnisse erklärbar. Während die dominierende trans-Selektivität bei
Verwendung mono-substituierter Olefine durch die bevorzugte räumliche Distanz des
Alkensubstituenten sowohl zum Carbenrest E als auch zur Ligandensphäre leicht ersichtlich
ist, bedarf es im Fall trisubstituierter Olefine einer ausführlicheren Erläuterung.
Hierbei
unterscheiden
sich
Ruthenium(I,I)-katalysatoren
die
erhaltenen
(Z-selektiv)
von
Diastereoselektivitäten
denen
der
etablierten
zweikerniger
[Rh2(OAc)4]-
Katalysatoren (8) (E-Selektivität). Verantwortlich hierfür scheinen die unterschiedlichen
Koordinationssphären beider Metalle zu sein.
Beim Rhodiumcarbenoid weist der Carben-Ligand genau in Richtung der Metall-MetallBindung. Durch die planare symmetrische Umgebung von vier Sauerstoffatomen (vierzählige
Drehachse, die durch die Rh–Rh-Bindung verläuft) und einer daraus resultierenden
vernachlässigbar
niedrigen
Rotationsbarriere
existiert
keine
Vorzugsrichtung
des
Alkoxycarbonyl-Substituenten des Carben-Liganden.71
O
O
O
Rh
O
O
Rh
O
O
O
8
Schema 14: Tetraacetato-dirhodium(II,II)-Komplex 8.
Im Ruthenium-Carbenoid dürfte der Carben-Ligand wegen der Sägebockstruktur der dimeren
Rutheniumeinheit gewinkelt zur Ru-Ru-Bindung in Richtung der Acetatbrücke angeordnet
sein. Auch der Alkoxycarbonyl-Rest des Carben-C-Atoms sollte aufgrund geringerer
sterischer Wechselwirkungen gegenüber den Acetatliganden im Vergleich zu den
Carbonylliganden vorzugsweise nach oben gerichtet sein.
1.3 Cyclopropane
15
O
O
O
OO
Me
OO
OO
H
Ru
Me
Ru
OC
OC
CO
CO
H
O
OO Me
Me
H
Me
Ru
OC
OC
Me
Ru H
CO
CO
Schema 15: Koordinationssphäre von [Ru2(µ-OAc)2(CO)4] bei der Cyclopropanierung
trisubstituierter Alkene.
Aufgrund
geringerer
sterischer
Wechselwirkungen
erfolgt
die
Annäherung
eines
trisubstituierten Alkens ausschließlich in der in Schema 15 dargestellten Weise und führt
letztendlich zum Z-Produkt.
Während also im Fall der Rhodium-Katalyse die entscheidende Wechselwirkung zwischen
Carbenrest und der Methylgruppe des Olefins stattfindet und zur Bildung des E-Produktes
führt, entscheidet bei Verwendung des Ruthenium-Katalysators die sterische Gegebenheit der
Ligandensphäre über die bevorzugte Bildung des Z-Produktes. Dieses Resultat steht im
Einklang mit dem von Kodadek aufgestellten Reaktionsmechanismus, ebenso die Zunahme
des E-Anteils bei Cyclopropanierungsprodukten bei steigendem sterischen Anspruchs des
Esterrestes.
1 Einleitung
16
1.4
Katalysatoren zur Zersetzung von
Diazoverbindungen
1.4.1
Entwicklungsgeschichte
Seit der ersten bekannten metallkatalysierten Reaktion einer Diazoverbindung im Jahre 1906
erfolgte eine konsequent vorangetriebene Evolution geeigneter Katalysatoren bis zum
heutigen Tag. Die Zersetzung von Diazoessigsäureethylester wurde erstmals durch Silberrad
und Roy unter Zuhilfenahme von Kupferstaub durchgeführt.74 Zu diesem Zeitpunkt
beschränkte sich die Auswahl an verwendbaren Katalysatoren lediglich auf elementares
Kupfer und heterogene Kupfer- und Silbersalze. Neben den hiermit teilweise schlechten
Ausbeuten tritt die Schwierigkeit auf, den auf der Oberfläche des Katalysators ablaufenden
Mechanismus zu deuten und damit eine Optimierung gewünschter Parameter zu ermöglichen.
Ein Meilenstein in der Entwicklung effektiver Carbentransferkatalysatoren war 1966 die
Einführung des löslichen Bis(acetylacetonato-)kupfer(II)-Komplexes, eines der ersten
homogenen Katalysatoren durch Nozaki.75 Ihm folgten viele weitere Beispiele wie die von
Moser verwendeten Trialkyl- bzw. Triarylphosphan-kupfer(I)-halogenide76 oder Kupfer(I)und Kupfer(II)-triflate von Salomon und Kochi (triflat = Trifluormethansulfat).19
In den frühen 1970er Jahren kamen Katalysatoren auf Basis weiterer Übergangsmetalle hinzu.
So wurden von Teyssié und Mitarbeitern Palladium(II)- und Rhodium(II)-acetat
eingeführt,24, 77 gefolgt von Palladium(II)- und Platin(II)-Komplexen.78, 79 Die zu dieser Zeit
beschriebenen Rutheniumkomplexe konnten sich hingegen noch nicht etablieren. Letztendlich
haben sich Kupfer(I)-, (II)- und insbesondere Rhodium(II)-verbindungen als die effektivsten
und vielseitigsten herauskristallisiert, wobei die Carbenoid-Reaktionen normalerweise schon
bei Raumtemperatur ablaufen.15, 23, 80
Parallel mit den erzielten Erfolgen bei den Katalysatorsystemen stiegen auch die Erwartungen
und Anforderungen, die an derartige Systeme gestellt wurden. So richtete sich das
Augenmerk nicht mehr auf den reinen Umsatz, sondern immer mehr auf die Kontrolle der
Chemoselektivität (wenig Nebenprodukte), Regio- und Stereoselektivität bei inter- und
intramolekularen Reaktionen. Auch die Frage nach einer großen Anwendungsbreite unter
milden Bedingungen und stabilen Katalysatoren, die eine hohe Anzahl katalytischer Zyklen
erlauben, gewann zunehmend an Bedeutung.
1.4 Katalysatoren zur Zersetzung von Diazoverbindungen
17
Die nächste bedeutende Weiterentwicklung war die Durchführung asymmetrischer
Cyclopropanierungen, wofür durch den Einsatz chiraler Liganden die Voraussetzung
geschaffen wurde. Erst später kam es zur Verwendung gerüstchiraler Komplexe, die aber bis
heute keine hervorstechende Rolle übernehmen konnten. Auch dieser Entwicklungsschritt
startet auf der Basis eines Kupferkomplexes mit einem von Noyori 1990 vorgestellten
Katalysators.81 In der Folge wurden zahlreiche weitere chirale Liganden getestet und teilweise
beeindruckende Enantiomerenüberschüsse erreicht. Erwähnt seien hier lediglich die Liganden
9, 10 und 11, mit denen Enantiomerenüberschüsse bis zu 99% bei kupferkatalysierten
Cyclopropanierungsreaktionen mit Diazoessigestern erhalten wurden.82,
83
Allerdings
erfordern mit Ausnahme von Kupfer(I)-triflat nahezu alle kupferkatalysierten Reaktionen
höhere Temperaturen, um eine hinreichende Reaktionsgeschwindigkeit zu erhalten.
CN
O
O
O
O
R4
4
R
N
N
R1
R1
9
N
N
R2
R2
N
N
R3
R3
10
11
Schema 16: Chirale Liganden für Cu-katalysierte Carben-Transferreaktionen;
R1 = Alkyl; R2 = Ph, CMe3; R3 = Me, Et; CH2OH; R4 = Ph, H.
Vorteilhafter verhalten sich die Rhodium(II)-Komplexe,
die
Carbenoid-Reaktionen
normalerweise schon unter sehr viel milderen Bedingungen katalysierten. Zusätzlich haben
sie sich, insbesondere das am meisten genutzte Dirhodiumtetraacetat, als die effektivsten und
vielseitigsten Katalysatoren zur Zersetzung von Diazoverbindungen erwiesen.15
Aus diesem Grund war das dimere Rhodium(II)-acetat Rh2(OAc)4 in vielen Fällen der
Ausgangspunkt für Forschung und Entwicklung. In dem zweikernigen Komplex sind die
beiden Metallatome durch eine Einfachbindung und vier verbrückende Acetatliganden
miteinander verbunden und haben jeweils eine freie axiale Koordinationsstelle, die mit
Donorliganden besetzt werden kann. Handelt es sich dabei um schwache Lewis-Basen wie
H2O, THF, CO oder Acetonitril, so ist der Vorgang durch Erhitzen des abgesättigten
Komplexes 12 auf 120 °C umkehrbar.84 Stärkere Basen wie z. B. Phosphane verdrängen diese
Basen und besetzen die axialen Koordinationsstellen nahezu irreversibel.85 Da davon
ausgegangen wird, dass das zu transferierende Carben ebenfalls an die axialen Positionen
koordiniert, kann das Vorhandensein derartiger Moleküle eine katalytische Umsetzung
1 Einleitung
18
inhibieren oder gar verhindern. Infolgedessen werden die zweikernigen Rhodium(II)tetracarboxylate üblicherweise ohne Liganden eingesetzt.
R
R
O
R
O
O
O
Rh
O
R
O
2L
120 °C, - 2 L
Rh
O
O
O
L
Rh
O
O
O
R
R
O
Rh
L
O
O
O
R
R
8
12
Schema 17: Koordination von Donorliganden an zweikernige Rhodiumcarboxylate.
Für die enantioselektive Carben-Übertragung wurde eine Reihe an Rhodium(II)-komplexen
mit chiralen verbrückenden Liganden synthetisiert. Brunner verwendete hierfür α-chirale
enantiomerenreine Carbonsäuren (Schema 18), um enantioselektive Cyclopropanierungen von
Styrol mit Diazoessigester durchzuführen. Allerdings betrug der Enantiomerenüberschuss der
gebildeten Cyclopropane maximal 12%, was auf die große räumliche Entfernung des
Stereozentrums zur katalytisch aktiven Koordinationsstelle zurückzuführen ist.86
R
O
O
O
Rh
O
R
Rh
R
O
R1
R=
∗
R3
R2
O
O
O
R
Schema 18: Chirale Dirhodium(II)-tetracarboxylate.
Einen erheblich größeren Erfolg verzeichneten die kurz darauf von Doyle vorgestellten
chiralen Dirhodium(II)-tetracarboxamide 13, 14 und 15 (Schema 19). Durch die räumliche
Nähe des Stereozentrums zur Metall-Carben-Bindung konnten Enantiomerenüberschüsse bei
intermolekularen Cyclopropanierungen bis zu 86% erreicht werden.87-89
1.4 Katalysatoren zur Zersetzung von Diazoverbindungen
R1
O
O
H
N
O
Rh
N
O
N
Rh
N
O
COOMe
N
O
Rh
N
Rh
O
N
13: R1, R2 = CH3: Rh2(4-S-ipox)4
1
H
R2
O
N
19
O
15: Rh2(5-S-mepy)4
2
14: R = H, R = Ph: Rh2(4-S-bnox)4
Schema 19: Chirale Rhodium(II)-carboxamide.
1.4.2
Rutheniumkomplexe als Katalysatoren für CarbentransferReaktionen
1.4.2.1
Gründe für die Suche nach katalytisch aktivem Metall
Betrachtet man die bis vor gut 10 Jahren hauptsächlich verwendeten CarbenTransferkatalysatoren, so bestechen Kupfer- und Rhodium-Komplexe mit einer augenfälligen
Dominanz. Ein Vergleich dieser beiden Metalle führt zu der Erkenntnis, dass sich RhodiumKomplexe als vielfach effektiver und effizienter herausstellen als Kupfer, diese
Vorteilhaftigkeit allerdings durch seinen hohen Preis teilweise wieder einbüßt.
Erheblich preisgünstiger ist dagegen das benachbarte Ruthenium, das, bezogen auf die molare
Menge, gerade ein Zehntel des Preises ausmacht. Bestimmte Ruthenium(I)-Komplexe sind
isoelektronisch zu den erfolgreichen Rhodium(II)-Katalysatoren und weisen zusätzlich eine
hiermit vergleichbare Chemie in metallorganischer und katalytischer Sicht auf. Ein weiterer
Punkt, der Ruthenium zu einer interessanten Alternative macht, ist seine im Vergleich zu
Rhodium größere Anzahl an verwendbaren Oxidationsstufen und seine reichhaltigeren
Koordinationsmöglichkeiten. Von diesem Potential angetrieben wurden im vergangenen
Jahrzehnt beachtliche Fortschritte mit Rutheniumkatalysatoren erzielt und machen es zu
einem erfolgreichen und bedeutenden Carbentransfer-Metall.
1 Einleitung
20
1.4.2.2
Die
Anfänge
erste
Erwähnung
einer
Rutheniumverbindung
als
Katalysator
für
Cyclopropanierungsreaktionen geht auf eine systematische Suche von Hubert und Noels 1980
zurück.25 Der damals verwendete Ru(II)/Ru(III)-Komplex Ru2(OAc)4Cl lieferte bis zu 38%
Ausbeute an Cyclopropan. Bereits ein Jahr später stellte Doyle90 den Ru(0)-Cluster Ru3(CO)12
(57) als Katalysator für Cyclopropanierungen vor, der heute als Ausgangssubstanz für eine
Vielzahl von neuen und effektiven Katalysatoren fungiert. Nichts desto trotz dauerte es
weitere 10 Jahre, bis 1992, erneut von Noels, der erste effektive und sehr effiziente
Katalysator der Zusammensetzung [Cl(PPh3)2RuH(C2B9H11)] vorgestellt wurde.91 Von diesen
Resultaten ermutigt und angetrieben wurde in nur wenig mehr als einem Jahrzehnt eine ganze
Reihe neuer Katalysatoren auf Rutheniumbasis entwickelt. Diese Komplexe mit zum Teil
auffallend kontroverser Bauart und Struktur brauchen in weiten Anwendungsbereichen einen
Vergleich mit etablierten Komplexen wie Rh2(OAc)4, Cu(acac)2 und Pd(OAc)2 nicht mehr zu
scheuen und machen Ruthenium zum drittwichtigsten Metall für die Carbenoid-Chemie mit
Diazoverbindungen nach Rhodium und Kupfer. Übersichten zu Ruthenium-katalysierten
Cyclopropanierungsreaktionen wurden kürzlich publiziert.92, 93
Nachteilig wirkt sich der ziemlich schwach elektrophile Charakter der vermuteten
Ruthenium-Carben-Zwischenstufe aus, der eine Anwendung in vielen Fällen auf aktivierte
terminale Alkene limitiert. Auch die Bandbreite an Konkurrenzreaktionen, von denen jede für
sich gesehen interessante Anwendungsgebiete eröffnet, wirken sich kontraproduktiv auf eine
erwünschte Cyclopropanierung aus.
1.4.2.3
Klassen / Gliederung von Rutheniumkomplexen
1.4.2.3.1 Zweikernige Ruthenium(I)- und Ruthenium(II)-carboxylat-Komplexe
Der Dirhodium(II)-tetracarboxylat-Komplex 8 einschließlich verschiedener Derivate ist
derzeitig der vielseitigste Katalysator für Carbenoidreaktionen. Nicht verwunderlich, dass die
Suche nach neuen Katalysatoren auf Rutheniumbasis auch den zweikernigen Ruthenium(II)tetracarboxylatkomplex
16
Rhodiumkomplex
entspricht.
8
mit
einbezieht,
Allerdings
der
vom
weist
strukturellen
16
eine
Aufbau
dem
unterschiedliche
Elektronenbesetzung auf und besitzt eine Metall-Metall-Doppelbindung samt zwei
ungepaarter Elektronen, was zu einem unterschiedlichen Reaktionsverhalten, verglichen mit
dem Rhodium-Analogon, führt. Noels zeigte, dass bei Reaktionen, die durch den
1.4 Katalysatoren zur Zersetzung von Diazoverbindungen
21
Ruthenium(II)-komplex katalysiert werden, statt Cyclopropanen Metatheseprodukte als
Hauptkomponente auftreten.94-96
Einen anderen Weg schlugen Maas und Mitarbeiter ein, indem sie die Ruthenium(I)Komplexe [Ru2(µ-OAc)2(CO)4]n (17) und [Ru2(µ-OAc)2(CO)4(CH3CN)2] (18) als sehr
erfolgreiche Cyclopropanierungskatalysatoren einführten.97 Während Komplex 17 ein
Koordinationspolymer darstellt, welches unlöslich in nicht-koordinierenden Lösungsmitteln
und Olefinen ist, weist der Bis(acetonitril)-Komplex 18 eine gute Löslichkeit in vielen
organischen Lösungsmitteln auf.
CH3
O
CH3
O
Ru
O
H3C
CH3
O
O
O
O
OC
O
CH3
16
CH3
O
O
Ru
O
CH3
CH3
Ru
Ru
O
NCCH3
OC
CO
CO
O
Ru
Ru
OC
CO
CO
17
O
O
O
H3CCN
OC
18
Schema : Dirutheniumacetat-Komplexe als Katalysatoren für Cyclopropanierungsreaktionen.
Es wird angenommen, dass durch die Umsetzung mit der Diazoverbindung das
Koordinationspolymer von Komplex 17 aufgespalten wird. Die Bildung der Carbenoideinheit
führt zu einer Auflösung des zuvor unlöslichen Feststoffes. Anders verhält sich Komplex 18,
bei dem einleitend eine Abspaltung eines Acetonitril-Liganden erfolgen muss, bevor ein
Metallcarben-Komplex gebildet werden kann. Beide Komplexe liefern gute bis sehr hohe
Ausbeuten bei Cyclopropanierungsreaktionen, Komplex 17 jedoch schon bei RT, während 18
hierfür Reaktionstemperaturen von 60 °C benötigt.98 Daraus kann auf einen höheren
Energiebedarf dieses Reaktionsschrittes gegenüber der Aufspaltung der Polymerkette
geschlossen werden.
Bemerkenswert ist die auftretende syn-Selektivität trisubstituierter Alkene bei Verwendung
der Diruthenium(I,I)-carboxylat-Komplexe 17 und 18, die auf deren Sägebock-Konformation
zurückzuführen sein mag (vgl. Schema 15).
1 Einleitung
22
1.4.2.3.2 Ruthenium(II)-Komplexe
mit
mehrzähnigen
chiralen
Liganden
für
enantioselektive carbenoide Cyclopropanierungen
Aus der Menge der synthetisierten Katalysatoren auf Rutheniumbasis hat insbesondere das
Kapitel der Ruthenium(II)-Komplexe mit mehrzähnigen Liganden aufgrund seiner Fülle und
der damit erzielten Resultate einen beachtlichen Stellenwert. Mit dem Hintergedanken der
Kontrolle von Diastereoselektivität und, bei Verwendung chiraler Liganden, der
Enantioselektivität carbenoider Cyclopropanierungsreaktionen wurden unterschiedlichste
Ligandsystemvariationen untersucht. Davon gestalteten sich P,P- und P,P,P-Chelatliganden,
die weder in punkto Diastereoselektivität noch Enantioselektivität eine überzeugende
Performance bieten konnten, als wenig erfolgreich.99, 100 Weitaus bessere Ergebnisse ließen
sich mit reinen N-Chelatliganden bzw. in Kombination mit koordinierenden O- oder PAtomen erzielen. Ausgewählte Entwicklungserfolge sind in Schema 21 aufgezeigt.
O
O
N
Cl
N
(S)
N
(S)
Ru
(R)
Cl
NO
N
N
Ru
19
O
O
Cl
Ph
Ph
(R)
(R)
N
Cl
20
N
Ru
P
Ph2
Cl
P
Ph2
21
Schema 21: Beispiele erfolgreicher chiraler Ruthenium(II)-Katalysatoren.
1.4 Katalysatoren zur Zersetzung von Diazoverbindungen
23
Mit dem von Nishiyama und Mitarbeitern vorgestellten Komplex 19 (die hier dargestellte
Modifikation beruht auf einer isolierten Spezies aus dem Ruthenium(II)-precursor
[RuCl2(p-cymol)]2 und dem dreizähnigen Liganden Bis(oxazolinyl)-pyridin ((S,S)-ip-pybox)
in einer Ethylenatmosphäre) erhält man hohe Ausbeuten, verbunden mit einer exzellenten
E-Selektivität (bis 98%) und Enantioselektivitäten bis zu 97% ee.93 Darauf zurückzuführen ist
sein elitärer industrieller Einsatz als homogener Rutheniumkatalysator in einem Prozess zur
trans- und enantioselektiven Cyclopropanierung von 4-Vinyl-2,3-dihydrobenzofuran (52 kg)
mit Diazoessigester (101 kg, 2.5 Äquiv.) (Schema 22).101
N2CHCO2Et O
2 mol-% 19
>97% Umsatz
O
CO2Et
Schema 22: Im industriellen Maßstab durch 19 katalysierte Reaktion.
Katalysierte Reaktionen in wässrigen Medien wurden durch eine Erhöhung der
Wasserlöslichkeit (vergleiche mit 19, CH2OH bzw. (CH3)CHOH anstelle iPr, R,RKonfiguration) ermöglicht. Mit diesen Analoga konnten in einer Toluol-Wasser-Mischung in
Bezug auf Ausbeute, Dia- und Enantioselektivität ähnliche Ergebnisse wie mit dem
ursprünglichen
Katalysator
19
erzielt
werden.
Zusätzlich
spricht
eine
gute
Wiederverwendbarkeit für diesen Katalysator.102
Katsuki und Mitarbeiter entwickelten eine Reihe von (Nitroso)(salen)-Ruthenium(II)Komplexen, unter anderem 20 als identifizierte Katalysatorvorstufe, die Styrol und seine
ringsubstituierten Derivate mit außergewöhnlich hoher Z-Selektivität cyclopropaniert.103-105
Nachteilig wirken sich die mäßigen Ausbeuten aus, deren Erreichen zudem noch hohe
Katalysatormengen erfordert.
Ebenfalls
überzeugende
cis-Selektivitäten,
zusätzlich
gekoppelt
mit
sehr
hohen
Enantiomerenüberschüssen von bis zu 99%, gelangen mit dem von Mezzetti beschriebenen
Komplex 21.106 Der verwendete PNNP-Ligand weist eine beträchtliche Ähnlichkeit zu den
von Katsuki eingesetzten Salenliganden auf. Auch hier zeigen sich Ausbeuten von maximal
41% als nur schwer in den Griff zu bekommendes Problem.
1 Einleitung
24
1.4.2.3.3 Ruthenium-porphyrin-Komplexe
Eine besondere Substanzklasse stellen die bereits von vielen anderen Metallen bekannten
Porphyrinkomplexe dar.71 Sie katalysieren Carbenoidreaktionen von Diazoverbindungen und
bestechen durch eine hohe Aktivität (Umsatzzahlen bis 11000 bei 22),107 E-Selektivität108 und
Widerstandsfähigkeit gegenüber Zersetzung.109, 110
*R
N
R*
CO
Ru
L
N
R*
Schema 23:
N
N
22
= R*
Ruthenium-porphyrin-Komplex 22; L = EtOH oder freie Koordinationsstelle.
Der einfache (wenn auch oft wenig ergiebige) Zugang zu diesen chiralen Verbindungen und
die bislang beobachteten Ergebnisse bezüglich Effizienz und Stereoselektivität machen diese
Verbindungsklasse zu einem Hoffnungsträger für weitere Forschungsvorhaben.107,
108, 111-114
Allerdings variieren auch hier die Enantiomerenüberschüsse, abhängig vom verwendeten
System, über einen großen Bereich.
Das vorherrschende Problem aller existierenden Katalysatorsysteme ist, nur auf jeweils einen
kleinen begrenzten Rahmen von Substraten effizient anwendbar zu sein. Es besteht weiterhin
ein Mangel an Katalysatoren mit einem breiten Anwendungspotential in Verbindung mit einer
steuerbaren Dia- und Enantioselektivität.
Schon zum heutigen Zeitpunkt macht die nahezu vergleichbare Effizienz und Selektivität
einiger Rutheniumkatalysatoren, in Verbindung mit einem erheblich geringeren Preis, dieses
Metall zu einer interessanten Alternative zu den etablierten Kupfer- und RhodiumKomplexen. Gelingt es, diesen Makel zu beheben, stellen die Rutheniumkomplexe eine
massive Konkurrenz für alle bekannten Carbenoidreaktionskatalysatoren dar.
Hierin liegt auch die große Aufgabe zukünftiger Forschung, ein Komplexsystem mit großer
Anwendungsbreite und gewünschter Selektivität zu entwickeln.
25
2
Als
Aufgabenstellung
einer
der
aktivsten
Cyclopropanierungsreaktionen
und
vielseitigsten
stellte
sich
Katalysatoren
bislang
der
für
zweikernige
carbenoide
Komplex
[Ru2(µ-OAc)2(CO)4]n (17) heraus. Insbesondere seine Tendenz zur Bildung von
syn-Produkten bei der Cyclopropanierung von trisubstituierten Alkenen verdient große
Aufmerksamkeit. Allerdings erlauben die symmetrischen Acetatbrückenliganden keine
Einführung in Richtung der axialen Koordinationsstellen weisender Substituenten. Eine
sterische Beeinflussung dieser katalytisch aktiven Koordinationsstellen ist mit diesem
Ligandsystem somit nicht zu realisieren.
Mit kaum geringerer Aktivität als 17 und vergleichbarer Diastereoselektivität verlaufen durch
den Diruthenium(I,I)-bis(pyridonat)-Komplex 23’ katalysierte Cyclopropanierungen. Die
beiden Pyridin-2-olat- (oder 2-Pyridonat-)Liganden in 23’ liegen in einer Kopf-SchwanzKonstitution vor. Komplex 23’ stellt sowohl das Grundgerüst der zu synthetisierenden
Katalysatoren als auch den Ausgangspunkt der vorliegenden Arbeit dar.
H
N
O
O
OC
Ru
Ru
OC
CO
CO
23'
R
N
N
O
O
H
OC
N
Ru
Ru
OC
CO
CO
R
25'
Schema 24: Komplexstruktur zweikerniger Kopf-Schwanz-Diruthenium(I,I)-pyridonatoKomplexe.*
Durch Einführung verschiedener Substituenten R in der 6-Position der Pyridonatliganden soll
ein sterischer Einfluss auf die katalytisch aktiven axialen Positionen ausgeübt und dessen
Auswirkung auf die Selektivität bei Carbentransferreaktionen untersucht werden. Als
Liganden werden in 6-Position aliphatisch-, aromatisch- und Halogen-substituierte Pyridonate
ins Auge gefasst, welche größtenteils nach literaturbekannter Methode zu synthetisieren
waren. Die in Schema 25 gezeigten zwei, bereits aus der Literatur bekannten und für
* Die Notation „ ’ “ in der Formelnummer symbolisiert in dieser Arbeit durchgehend die Kopf-SchwanzAnordnung der beiden Pyridonat-Liganden. Die ungestrichelte Formel-Nr. steht für eine Kopf-Kopf-Anordnung.
2 Aufgabenstellung
26
verwandte Komplexe bewährten, Reaktionswege sollen auf ihre Anwendbarkeit zur
Darstellung entsprechender Komplexe (25’) untersucht werden.
CH3
O
O
O
Ru3(CO)12 +
R
N
OC
OH
CH3
O
Ru
Ru
OC
CO
CO
+
R
N
OH
2. Variante:
Toluol
∆T / 48-72 h
1. Variante:
Toluol / MeOH
∆T / 2-48 h
R
N
O
O
OC
N
Ru
Ru
OC
CO
CO
R
R = Me, t-Bu, Ph, F, Cl, Br
25'
Schema 25: Synthesewege für Bis(pyridonato)-diruthenium(I,I)-Komplexe 25’.
Die Eignung der neuen Komplexe 25’ als Katalysatoren für carbenoide Reaktionen sollte
anhand
carbenoider
Cyclopropanierungen
von
ausgewählten
Olefinen
mit
Diazoessigsäureester 26 untersucht werden. Dabei sollte ein besonderes Augenmerk auf die
Katalysatorreaktivität
und
die
Diastereoselektivität
bei
intermolekularen
Cyclopropanierungsreaktionen gelegt werden (Schema 26). Aufgrund ihrer häufigen
Anwendung erlaubt diese Reaktion durch Vergleich mit zahlreichen Veröffentlichungen eine
direkte Bewertung des Katalysators bezüglich seiner Aktivität und Selektivität.
27
MeOOC
27a
E/Z-28a
COOMe
+
COOMe
N2
26
27b
endo/exo-28b
COOMe
27c
syn/anti-28c
Schema 26: Cyclopropanierung der mono-, di- und trisubstituierten Olefine 27a-c mit
Diazoessigsäuremethylester (26).
28
3
Eigene Ergebnisse
3.1
Allgemeine Vorbemerkungen
Für den Diruthenium(I,I)-Komplex [Ru2(CO)4(µ-pyO)2] sind aufgrund des unsymmetrischen
Aufbaus der verbrückenden 2-Pyridonat-Liganden zwei Komplexspezies zu erwarten
(Schema 27). Die unterschiedlichen molekularen Topologien werden in Anlehnung an die von
A. F. Cotton eingeführte Nommenklatur seiner [Ru2(µ-RpyO)4]- und [Ru2(µ-RpyO)4X]Komplexe als Kopf-Kopf- (oder 0,2) und Kopf-Schwanz- (oder 1,1) Regioisomere
bezeichnet. In der Kopf-Kopf-Anordnung zeigen die Substituenten der Pyridonatliganden in
eine Richtung, in der Kopf-Schwanz-Konstitution in entgegen gesetzte Richtungen. Zur
Unterscheidung der beiden Konstitutionsisomere symbolisiert in dieser Arbeit die Notation
„ ’ “ in der Formelnummer durchgehend die Kopf-Schwanz-Anordnung der beiden PyridonatLiganden. Die ungestrichelte Formelnummer steht für eine Kopf-Kopf-Anordnung.
Der Begriff „Isomer“ bezieht sich entgegen seiner strikten Definition (für Moleküle gleicher
Summenformel) lediglich auf das Grundgerüst der zweikernigen Metall-Komplexe. Die
axialen Liganden werden hierbei nicht berücksichtigt. Die Bezeichnungen „2-Pyridonat“ und
„Pyridin-2-olat“ werden nebeneinander verwendet.
R
N
R
OC
O
R
N
N
Ru
Ru
OC
CO
CO
O
O
O
L
OC
L
N
Ru
Ru
OC
CO
CO
25
L
R
25'
Schema 27: Konstitutionen der „regioisomeren“ Bis(µ-pyridonato)diruthenium(I,I)Komplexe;
links: Kopf-Kopf (0,2) 25, rechts: Kopf-Schwanz (1,1) 25’.
Während der Kopf-Kopf-Komplex 25 eine Spiegelebene (CS-Symmetrie) besitzt, liegt sein
Kopf-Schwanz-Isomer 25’ in einer C2-Symmetrie vor. Die daraus abgeleitete Gerüstchiralität
ist verantwortlich für das Auftreten zweier Komplex-Enantiomere. Die Trennung dieser
homochiralen
Verbindungen
würde
den
Weg
öffnen
Cyclopropanierungen ohne den Einsatz teurer chiraler Liganden.
für
enantioselektive
3.2 Komplexsynthesen
3.2
29
Komplexsynthesen
In der Literatur sind eine Reihe zweikerniger Ruthenium(I)-Komplexe der Zusammensetzung
[Ru2(µ-L1)2(CO)4]n bzw. [Ru2(µ-L1)2(CO)4(L2)2] (mit L1 als zweizähniger anionischer
Brückenligand und L2 als axialer Zweielektronendonor-Ligand) bekannt. Als zweizähnige
anionische Liganden findet man hauptsächlich Carboxylato97,
Pyrazolato118,
115, 116
, Triazenido117 und
119
-Verbindungen. Fast unbekannt sind bisher Diruthenium(I,I)-(Ru22+)-
Komplexe mit überbrückenden 2-Pyridonat-Liganden.
Bisherige Untersuchungen galten ausschließlich Komplexen mit dem unsubstituierten
2-Pyridonat als Ligand,120-123 während Komplexe des Typs [Ru2(µ-RpyO)4]124-128 und
[Ru2(µ-RpyO)4X]129-131 (RpyO = unsubstituiertes oder 6-substituiertes 2-Pyridonat) mit ihrem
Ru24+- und Ru25+-Kern bereits ausgiebigen Untersuchungen unterlagen.
Die Reaktion von Ru3(CO)12 mit einem Überschuss an 2-Pyridonat in Toluol ergibt
Komplex 23’ (R = H) als gelben Feststoff:
Ru3(CO)12 + pyO
[Ru2(µ-pyO)2(CO)4]n
23'
Er liegt als Koordinationspolymer [Ru2(CO)4(µ-pyO)2]n vor und ist unlöslich in den meisten
organischen Lösungsmitteln, jedoch durch neutrale Donorliganden wie Kohlenmonoxid,
Acetonitril, Triphenylphosphan und 2-Hydroxypyridin leicht zu depolymerisieren und
lösen.115, 116, 132
Literaturbekannte Kristallstrukturen von 23’ (R = H) existieren mit 2-Hydroxypyridin123 und
Triphenylphosphan121 als axialen Liganden an beiden Metallatomen. Der Ru22+-bis(pyridin2-olat)-Komplex liegt dabei ausschließlich als Kopf-Schwanz-Regioisomer, also in einer
(0,2)-Konstellation der beiden Pyridonatliganden zueinander, vor. Das entsprechende KopfKopf-Isomer 23 wurde bislang nicht gefunden.
Zweikernige Komplexe mit verbrückenden Pyridonat-Liganden existieren auch mit einer
Reihe anderer Übergangsmetalle.133-138
Hiervon ausgehend wird im Folgenden über die Verwendung verschiedener 6-substituierter
2-Pyridonate als Liganden zur Synthese der Diruthenium(I,I)-Komplexe vom Typ 25 bzw. 25’
berichtet. Als Substituenten wurden Alkyl- und Aryl-Reste sowie Halogene verwendet, wobei
nicht bei allen Substitutionsvarianten das angestrebte Grundgerüst erhalten werden konnte.
3 Eigene Ergebnisse
30
3.2.1
Komplexe mit 6-Alkyl-2-pyridonat-Liganden
Erste Experimente zur Darstellung neuer Pyridonat-verbrückter Diruthenium(I,I)-Komplexe
vom Strukturtyp 25’ wurden ausgehend von Komplex Ru3(CO)12 mit den alkylsubstituierten
Pyridonatderivaten
2-Hydroxy-6-methylpyridin
(24b)
und
2-Hydroxy-5,6,7,8-
tetrahydrochinolin139 (24c) unternommen. Letzteres war zuvor nach Literaturvorschrift zu
synthetisieren.
Analog dem aus der Literatur bekannten Reaktionsverlauf bilden sich während der Reaktion
in siedendem Toluol gelbe Feststoffe, die in sämtlichen nicht-koordinierenden Lösungsmitteln
nahezu unlöslich sind. Die Feststoffe sind auffallend temperatur-, licht- und luftstabil und
können ohne erkennbare Veränderung über längere Zeit gelagert werden (>1 Jahr an
Luft/RT). Allerdings brachte auch der Versuch, die Produkte in siedendem Acetonitril zu
lösen, keinen Erfolg, was auf einen von 25’ abweichenden Strukturtyp schließen lässt. Die
äußerst geringe Menge an Komplex 30, die in Chloroform in Lösung gebracht werden konnte,
reichte zur Aufnahme eines Protonen-NMR-Spektrums (128 scans) und wies zwei Signalsätze
nicht äquivalenter Pyridonate in einem 1:1-Verhältnis auf. Selben Befund erhielt man durch
ein
13
C-Festkörper-NMR-Spektrum. Beides bekräftigte den anfänglichen Verdacht, es mit
einer in struktureller Hinsicht vom C2-symmetrischen, zweikernigen 2-Pyridonat-komplex 25’
und dem Carboxylat-Komplex [Ru2(µ-OOCR)2(CO)4]n (17) abweichenden Komplexstruktur
zu tun zu haben.
Das Ergebnis der Elementaranalysen zeigte ein 1:1-Verhältnis zwischen Ligand und
Ru(CO)2-Einheit, brachte aber keine weitere Erkenntnis bezüglich der Komplexstruktur.
Lediglich röntgenographische Strukturanalysen konnten die Strukturen der stark von der
Leitstruktur 25’ abweichenden Komplexe 30 und 31 (Schema 28) aufklären.140 Einkristalle
hierfür wurden aus gesättigten Lösungen von siedendem Toluol durch langsames Abkühlen
erhalten. Eine ausführliche Diskussion der Festkörperstrukturen findet sich in Kapitel 3.2.1,
detaillierte Strukturanalysedaten in Kapitel 6.2.
3.2 Komplexsynthesen
31
CH3
R2
Ru3(CO)12
CH3
R2
O
O
Ru
Ru NCCH3 +
H3CCN
OC
OC
OH
R1
CO
CO
O
+
R1
N
Toluol
110 °C / 2 h
O
N
OH
Toluol
110 °C / 48-72 h
R2
CO
CO
R1
CO
O
R
N OC
Ru
Ru
N
O
CO
N Ru
O
Ru
R1
N
O
CO CO OC
1
R2
R1
R2
R2
30: R1 = CH3, R2 = H (76%)
31: R1---R2 = (CH2)4 (46%)
Schema 28: Synthese der alkylsubstituierten Pyridonatkomplexe 30 und 31.
Eine weitere Synthesemöglichkeit geht vom zweikernigen Ru(I,I)-acetat-Komplex [Ru2(µOAc)2(CO)4(CH3CN)2] aus. Die Reaktion mit 2-Hydroxy-6-methylpyridin in siedendem
Toluol liefert ebenfalls Komplex 30. Trotz des bereits mit 25’ identischen Strukturaufbaus der
Rutheniumquelle gelingt es auch auf diesem Wege nicht, eine zu 23 analoge Struktur zu
erhalten. Durch ihre geringe Löslichkeit und den Mangel an freien oder leicht zugänglichen
Koordinationsstellen erweisen sich 30 und 31 als ungeeignete Katalysatoren für
Carbentransfer-Reaktionen, wodurch sich das Interesse auf strukturelle Aspekte beschränkt.
Einen anderen Verlauf nimmt die Reaktion von Ru3(CO)12 mit 6-tert-Butyl-2-pyridon (24d).
Unter Rückfluss in Toluol resultiert eine gelbe Lösung, aus der auch nach längerem Erhitzen
kein Feststoff ausfällt. 1H-NMR spektroskopische Untersuchungen zeigen die Bildung zweier
Komplexspezies (δ(ppm) der Pyridonat-Signale = 1.39, 5.91, 6.55, 7.11 und 1.47, 6.71, 6.78,
7.52), die je nach Eduktverhältnis, Reaktionszeit und Temperatur in unterschiedlichen
Verhältnissen gebildet werden. Aufgrund der Löslichkeit, der gelben Farbe und der NMRSpektren wird von der Bildung des Kopf-Schwanz-Komplexes 32’ und einer weiteren
Komplexspezies ausgegangen. Bei Kopf-Kopf-Ausrichtung der Pyridonat-Liganden sollte die
3 Eigene Ergebnisse
32
Bildung eines unlöslichen Komplexdimers analog der Komplexe 40-42 erfolgen, wofür die
tert-Butylsubstituenten zu sperrig zu sein scheinen.
R2
Toluol
110 °C
Ru3(CO)12 +
R1
N
OH
N
O
O
OC
N
Ru
Ru
OC
CO
CO
+
?
32'
Schema 29: Umsetzung von Ru3(CO)12 mit 6-tert-Butyl-2-hydroxypyridin (24d).
Allerdings gestaltet sich die Isolierung und Reinigung der Produkte schwierig. Die gebildeten
Komplexe sind in vielen organischen Lösungsmitteln sehr gut löslich. Weder Kristallisationsnoch Chromatographieversuche brachten den gewünschten Erfolg. Die gezeigte KopfSchwanz-Struktur konnte somit nicht bewiesen werden.
3.2 Komplexsynthesen
3.2.2
33
Komplexe mit 6-Aryl-2-pyridonat-Liganden
Als nächste Ligandengruppe wurden 6-arylsubstituierte 2-Pyridonate auf ihre Eignung zum
Aufbau der Komplexstruktur 25’ getestet. Hierzu wurde Ru3(CO)12 in siedendem Toluol mit
einem
Überschuss
4,6-Diphenyl-2-hydroxypyridin
(24e)
umgesetzt.
Die
zweifache
Arylsubstitution beruht in der leichteren Zugänglichkeit im Vergleich zum 6-monosubstituierten Analogon und nicht in reaktionsmechanistischen Überlegungen.
Ph
Ru3(CO)12
N
Toluol
110 °C
+
Ru
34%
Ph
N
O
O
OC
OH
24e
N
Ru
OC
CO
CO
33'
Schema 30: Umsetzung von Ru3(CO)12 mit 4,6-Diphenyl-2-hydroxypyridin (24e).
Schon während der Aufheizphase kann ein deutlicher Unterschied zu den vorangegangenen
Synthesen mit unsubstituierten und 6-alkylsubstituierten 2-Pyridonen beobachtet werden.
Bereits ab einer Badtemperatur von 80 °C färbt sich das Reaktionsgemisch schwarz. Auch
nach einer Reaktionszeit von 3 h liegt eine schwarze Lösung ohne ausgefallenen Feststoff vor.
Somit konnte bereits frühzeitig die Bildung eines Koordinationspolymers ausgeschlossen
werden. Nach vollständigem Abziehen des Lösungsmittels und Aufnahme in Dichlormethan
wurde säulenchromatographisch über Kieselgel gereinigt, wobei als erste Fraktion nicht
umgesetztes Ru3(CO)12 abgetrennt und zurückgewonnen werden konnte. Als zweite Fraktion
erhielt man einen braun-schwarzen Feststoff, der in den meisten organischen Lösungsmitteln
eine hohe Löslichkeit zeigte.
Das 1H-NMR-Spektrum zeigte die für 33’ erwartete Anzahl an 12 aromatischen Protonen, das
13
C-Spektrum zwei Signale von CO-Liganden, fünf Signale für tertiäre C-Atome und sieben
Methin-Signale. Auch IR-, MS- und CHN-Messungen stehen im Einklang mit Struktur 33’,
bei der bemerkenswerter Weise die axialen Koordinationsstellen unbesetzt sind. Durch die
sterisch anspruchsvollen Phenylreste scheint die Bildung eines Koordinationspolymers
unterbunden zu sein. In diesem würden zwei Phenylsubstituenten benachbarter KopfSchwanz-Komplexeinheiten
aufeinander
zu
zeigen.
Auch
eine
Dimerbildung
3 Eigene Ergebnisse
34
(vgl. halogensubstituierte Pyridonat-Komplexe 40–44) mit einer Kopf-Kopf-Anordnung wäre
ebenfalls aufgrund sterischer Wechselwirkungen zweier direkt benachbarter Phenylreste
energetisch ungünstig. Zusätzlich stünde sie im Widerspruch mit der beobachteten hohen
Löslichkeit. Das naheliegendste Produkt ist somit ein isolierter, zweikerniger Komplex mit
einer Kopf-Schwanz-Anordnung seiner Pyridonatliganden. Leider gelang es trotz, oder gerade
wegen, seiner guten Löslichkeit nicht, Komplex 33’ aus einem nicht-koordinierenden und
somit gegenüber dem Komplex inerten Lösungsmittel zu kristallisieren. Lediglich aus einer
Methanol-Lösung, die zum Lösen erhitzt werden musste, konnten Kristalle erhalten werden.
Die durchgeführte Strukturanalyse wie auch die weiter durchgeführte Analytik, zeigt jedoch
die Bildung des Komplexes 34 an, der auch direkt aus Methanol synthetisiert wurde (Schema
31). Durch Erhitzen mit Methanol findet somit eine Reaktion zwischen Komplex 33’ und dem
Lösungsmittel statt, weshalb eine röntgenografische Strukturaufklärung auf diesem Weg nicht
möglich ist. Bei Kristallisationsversuchen aus Acetonitril verdampft das Lösungsmittel bis zu
einem Grad, ab dem die Lösung glasartig erstarrt. Man erhält papierschnipselartige Gebilde,
die durchsichtig und gelb-braun gefärbt sind. Anhand pulverdiffraktometrischer Messungen
können kristalline Anteile hierin nahezu ausgeschlossen werden.
Bei Kontakt von 33’ mit koordinierenden Substanzen wie Acetonitril oder einer
Diazoverbindung kommt es zu einer schnellen Farbaufhellung unter Bildung einer gelben
Lösung. Analog dem später aufgeklärten und im folgenden Kapitel besprochenen
Koordinationsverhalten vergleichbarer Komplexe und den erhaltenen Katalyseergebnissen
wird von einer durch die Koordination eines Liganden initiierten Umorientierung eines
Pyridonatliganden ausgegangen. Aus der schwarzen Kopf-Schwanz-Spezies würde demnach
ein
bräunlich-gelber
Kopf-Kopf-Komplex
gebildet,
dessen
unbehinderte
axiale
Koordinationsstelle von diesem Liganden besetzt ist. Die axiale Koordinationsstelle des N,Nsubstituierten Metallzentrums wäre durch einen zweiten Phenylring zusätzlich abgeschirmt
und bliebe unbesetzt. Das Umfeld der axialen Koordinationsstelle des O,O-substituierten
Rutheniumatoms entspricht den sterischen Gegebenheiten des Rutheniumacetat-Komplexes
[Ru2(µ-OAc)2(CO)4(H3CCN)2] (18). Im Hinblick auf carbenoide Cyclopropanierungsreaktionen wären also keine signifikant anderen Stereoselektivitäten zu erwarten als mit 18.
Da mit dem neuen Ligand keine Reaktivitätsverbesserungen beobachtet werden konnten (eher
das Gegenteil: pro zweikernigen Rutheniumkomplex steht im Vergleich zu Rutheniumacetat
nur noch eine katalytisch aktive Koordinationsstelle zur Verfügung), stellt dieses System
keine Verbesserung zu vorhandenen Katalysatoren dar.
3.2 Komplexsynthesen
35
Die Syntheseversuche wurden auch auf andere Lösungsmittel ausgeweitet. In Methanol ergab
sich unter sonst identischen Reaktionbedingungen der kontroverseste Verlauf.
Ausgehend von Ru3(CO)12 und dem Hydroxypyridin 24e in heißem Methanol dauerte die
Reaktion zwei Tage und resultierte in einem während der Reaktion ausfallenden hellgelben
Feststoff, der in vielen Lösungsmitteln (u.a. Chloroform, Toluol, Acetonitril) eine gute
Löslichkeit aufweist. Einkristalle erhielt man aus einer Dichlormethan-Pentan-Lösung. Eine
Kristallstrukturanalyse ergab den zweikernigen Ruthenium(II,II)-Komplex 34 (Schema 31).
Eine ausführliche Diskussion samt ausgesuchter Bindungslängen und -winkel erfolgt in
Kapitel 3.2.2, die dazugehörige Festkörperstruktur ist in Abbildung 16 dargestellt.
[Ru2(µ-Ph2pyO)2(CO)4]
(33')
CH3OH
50 °C, 1/2 h
[Ru2(µ-OAc)2(CO)4(CH3CN)2] + 24e
(18)
[Ru3(CO)12] + 24e
CH3OH
70 °C, 2 d
(64%)
1. Toluol, 110 °C, 3 d
2. MeOH, 70 °C, 3 h
(41%)
N
OC
O
H
O
H
O
Ru
O
OC
N
Ru
CO
CH3
CH3
CO
34
Schema 31:
Synthesewege des zweikernigen Ru(II,II)-Komplexes 34.
Auffälligster Unterschied ist die ortho-Metallierung am 6-Phenylring des 2-HydroxypyridinLiganden. Statt einer direkten Metall-Metall-Bindung sind die Rutheniumkerne über zwei
Methanolatbrücken miteinander verbunden. Als zentrale Einheit entsteht ein Ru–O–Ru–OVierring. Die Koordination von zwei einfach negativ geladenen Liganden pro Metallatom
ergibt die formale Oxidationsstufe +2 für jedes Rutheniumatom. Im Vergleich zu 25’ und 33’
existiert keine dreiatomige (N–C–O) 2-Pyridonateinheit, die die zwei Metallzentren über eine
η2-Koordination verbrückt. Stattdessen koordinieren die orthometallierten 6-Phenyl2-hydroxypyridin-Liganden zusätzlich über ihre Pyridin-Stickstoffatome an das jeweils
3 Eigene Ergebnisse
36
gleiche
Metallatom.
Ihre
Hydroxylgruppen
bilden
Wasserstoffbrücken
zu
den
Sauerstoffatomen der Methanolat-Brücken.
Komplex 34 konnte auch ausgehend von [Ru2(µ-OAc)2(CO)4(CH3CN)2] (18) durch
Ligandenaustausch erhalten werden. Hierzu erhitzte man diesen Komplex und 2-Hydroxy4,6-diphenylpyridin in Toluol, gefolgt von einer Behandlung mit heißem Methanol. Auf
diesem Syntheseweg konnten, auch bedingt durch eine aufwändigere Aufarbeitung des nicht
rein ausfallenden Produktes, lediglich 41% Ausbeute erzielt werden. Die Synthese mit
Ru3(CO)12 ergab hingegen eine Ausbeute von 64%.
Obwohl die Elementaranalyse mit der Zusammensetzung [Ru2(C17H12NO)2(CO)4(OCH3)2],
was der Festkörperstruktur von 34 entspricht, in Einklang ist, spiegelt dies nicht die Situation
in Lösung wider. Ergebnisse aus NMR-Untersuchungen sind nicht vollständig mit der
Festkörperstruktur 34 erklärbar und deuten auf das parallele Vorliegen mehrerer Spezies in
Lösung hin. Deutlich wird das durch vier Singulett-Peaks (wovon drei unterschiedliche
Intensitäten ausweisen) zwischen δ = 14.40–14.76 ppm, was einen typischen Bereich für
Wasserstoffbrücken-Protonen darstellt. Hiermit im Einklang stehen drei Methoxysignale
(δ = 3.48, 3.55 und 3.58 ppm), deren Gesamtintensität der dreifachen dieser Protonen
entspricht.
Genauere
Untersuchungen
veranlassen
zu
folgenden
Schlussfolgerungen:
Die
Hauptkomponenten in einer CDCl3-Lösung, A1 und A2, enthalten Methoxy- und HydroxyProtonen in einem 3:1-Verhältnis. Obwohl alle diese Signale als Singuletts auftauchen, zeigen
sie Kreuzpeaks im COSY45 Spektrum. Eine dieser Spezies scheint Komplex 34 zu sein,
während die zweite ein hierzu symmetrisches Isomer bzw. ein einkerniger Komplex mit
lediglich einem Methanolatligand zu sein scheint. Die zusätzlichen OH-Signale können den
beiden weiteren Spezies B1 und B2 zugewiesen werden, die in unterschiedlichen Beträgen
auftreten, laut eines NOESY Spektrums allerdings in einem Gleichgewicht zueinander stehen.
Trotz der Übereinstimmung des 3:1-Verhältnisses von OCH3 und den OH(B1 + B2) Protonen
scheint das verbleibende Methoxysignal (δ = 3.48 ppm) nicht den letzten beiden Spezies
zuordenbar zu sein.
Folgende Hinweise weisen auf freies Methanol hin: (a) die chemischen Verschiebungen (1H
und 13C) entsprechen exakt den Werten für freies Methanol in CDCl3; (b) die Relaxationszeit
T1
des
Signals
ist
über
dreimal
länger
verglichen
mit
den
komplexierten
Methanolatfragmenten in A1 und A2; (c) das Signal spaltet bei 243 K in ein Dublett auf; (d)
das Signal bei δ = 3.48 ppm zeigt keinerlei Kopplungen in den COSY und NOESY Spektren.
Es sieht so aus, dass die Spezies B1 und B2 keinen Methanol- bzw. Methanolatliganden
3.2 Komplexsynthesen
37
koordiniert, wobei eine schwache, über Wasserstoffbrücken stattfindende Wechselwirkung
zwischen freiem Methanol und Metallspezies nicht ausgeschlossen werden kann.
Tabelle 1: 1H-NMR-Verschiebungen (δ, ppm) und relative Intensitäten der in [D]-Chloroform
beobachteten Spezies von [Ru2(dppyOH)2(CO)4(OCH3)2] (34).
A1
A2
B1
B2
CH3OH
3.48
–
–
3.55
3.58
δ(OCH3)
(1.68/1.88)
(1.30/1.42)
(3.00/2.67)
(relative
Intensität) a)
14.47
14.31
14.68
14.51
δ (OH)
(0.16/0.21)
(0.40/0.43)
(0.41/0.44)
(1.03/0.92)
(relative
a)
Intensität)
a)
Messung nach 10 min in Lösung / nach 4.5 Tagen in Lösung
Lässt man die CDCl3-Lösung über mehrere Tage stehen, verändern sich, wie aus Tabelle 1
ersichtlich, die relativen Verhältnisse. Die Hauptkomponente A1 wird teilweise in das Isomer
A2 umgewandelt, während parallel die Intensitäten der OH-Signale von B1 und B2 als auch
das Methanolatsignal bei δ = 3.48 ppm zunehmen.
Interessanterweise tauchen im MS-Spektrum (ESI-MS) einer THF Lösung von 34 keine
Signale auf, die Methanol(at)-enthaltenden Spezies zugeordnet werden könnten. Stattdessen
finden sich Signale bei m/z = 808.0, 1211.0 und 1613.9 (Spuren) (jeweils bezogen auf das
Maximum
des
Isotopenverteilungsmusters),
die
mit
der
Zusammensetzung
[Ru(CO)2(C17H12NO)]n mit (n = 2) + 2H, n = 3 und n = 4, in allen Fällen verbunden mit dem
Verlust von 1–4 CO-Liganden, übereinstimmen. Aus diesem Grund ist es wahrscheinlich,
dass es sich bei den Methanol(at)-freien Spezies B1 und B2 in der Tat um zwei- bzw.
dreikernige Komplexe handelt.
Leider konnte für die einzelnen Spezies A1, A2, B1 und B2 keine gesicherte Zuordnung
belegbarer Strukturen erfolgen.
3 Eigene Ergebnisse
38
Um die Notwendigkeit der Hydroxylgruppe zum Aufbau einer zu 34 analogen
Komplexstruktur zu ergründen, wurde die Reaktion mit dem kommerziell erhältlichen
2-Phenylpyridin (35) durchgeführt. Dieses unterscheidet sich von dem zuvor verwendeten
2-Hydroxy-4,6-diphenylpyridin neben dem Fehlen der Hydroxylgruppe lediglich durch den
Wegfall des für die Produktbildung nicht relevanten 4-Phenylsubstituenten. Ist die
Hydroxygruppe nicht ausschlaggebend für die Produktbildung, sollte man Komplex 36 als
Produkt erhalten.
CH3OH
70 °C, 2 d
(30%)
[Ru2(CO)12] + 35
(57)
N
N
OC
Ru
OC
CH3OH
65 °C, 8 h
(5%)
CH3OH
70 °C, 1/2 h
(100%)
O
O
Ru
CO
CH3
CH3
CO
36
N
Ru
OC
N
CO
37a
Schema 32: Synthese von von Komplex 36 und 37a.
Die Reaktionsführung erfolgte ausgehend von Ru3(CO)12 analog der Verwendung des
Hydroxypyridin-Derivates in siedendem Methanol. Nach zwei Tagen war ein Feststoff
ausgefallen, der ebenfalls in vielen Lösungsmitteln eine hohe Löslichkeit aufweist. Lediglich
seine beige Färbung unterscheidet ihn zunächst von seinem hellgelben Vorgänger 34.
Zusätzlich stehen die IR-, CHN- und MS-Ergebnisse mit einem identischen Komplexaufbau
in Einklang. Bemerkenswert sind die Verhältnisse in Lösung, die sich in den NMR-Spektren
widerspiegeln und ebenfalls für die einheitliche Bildung von Komplex 36 (8 Signale im
Aromatenbereich, 1 OMe-Signal) sprechen. Sie unterscheiden sich deutlich von den für 34
aufwändig zu interpretierenden Spektren, da im gegenwärtigen Fall keine Gleichgewichte
existieren.
Dieses unterschiedliche Verhalten kann nur auf das Fehlen der Hydroxylgruppe am
Pyridinring zurückgeführt werden. Diese bilden bei Komplex 34 Wasserstoffbrücken mit den
3.2 Komplexsynthesen
39
überbrückenden Methanolatfragmenten aus. Sowohl eine angenommene mononukleare
Spezies als auch weitere vorstellbare Variationen der Komplexstruktur in Lösung würden
über
eine
derartige
Brückenbindung
stabilisiert
werden.
Der
Wegfall
dieser
Stabilisierungsmöglichkeit im Fall des Phenylpyridin-Liganden scheint daher für die
ausschließliche Bildung von Komplex 36 verantwortlich zu sein. Die Kristallstrukturanalyse
(Kap. 3.2.2.2) bestätigt den erwarteten Strukturvorschlag 36. Beide Rutheniumatome sind
über Methanolatbrücken unter Bildung eines Ru–O–Ru–O-Vierrings miteinander verbunden
und die Molekülhälften haben keinen weiteren bindenden Kontakt zueinander. Die
Phenylringe sind erneut in ortho-Stellung metalliert, wodurch das 2-Phenylpyridin als
κ2-Ligand koordiniert. Durch Koordination zweier einfach negativ geladener Liganden pro
Metallzentrum ergibt sich auch hier eine Oxidationszahl von +2 für jedes Rutheniumatom.
Die Ebenen der beiden Pyridinringe liegen annähernd parallel zueinander.
Während der 2-tägigen Reaktionsphase bei der Synthese von 36 tritt eine zeitweise Trübung
des Reaktionsgemisches auf, die nach einigen Stunden wieder vollständig verschwindet. Die
Reaktion wurde bei Auftreten der Trübung abgebrochen und der hellbeige, in Chloroform nur
mäßig lösliche Feststoff, abgetrennt. Im IR-Spektrum sieht man zwei CO Schwingungssignale
(ν = 2004, 1942 cm-1), das 1H-NMR-Spektrum zeigt 16 Signale gleicher Intensität. Jeweils
vier Signalsätze weisen Kopplungen im COSY-Experiment auf und können vier
unterschiedlichen Ringsystemen zugeordnet werden.
Anhand der Einkristall-Röntgenstrukturanalyse konnte dem intermediär auftretenden Feststoff
die Struktur 37a zugeordnet werden (siehe Kap. 3.2.2.3). Es handelt sich um einen
einkernigen Ruthenium(II)-Komplex ohne Koordination eines Methanol(at)-Moleküls. Das
auch hier ortho-metallierte 2-Phenylpyridin fungiert wiederum als κ2-Ligand. Das
Zentralatom ist von zwei Carbonyl- und zwei 2-Phenylpyridin-Liganden umgeben. Dabei
steht ein Carbonylligand einem Pyridin-Stickstoff, der andere einem Phenyl-Kohlenstoff
gegenüber. Aus den unterschiedlichen trans-Effekten (die letztendlich mit der Chiralität der
Komplexstruktur korrelieren) resultieren in den NMR-Spektren die Signale vier nichtäquivalenter Ringe.
Weitere denkbare Ligandanordnungen sind in Schema 33 gezeigt. Da MS und
Elementaranalyse für alle Komplexe gleiche Ergebnisse liefern, musste anhand von IR- und
NMR-Daten
das
Vorliegen
weiterer
Konfigurationsisomere
geprüft
werden.
Die
Wellenzahlen der zwei im IR-Spektrum beobachteten Carbonylschwingungen sind auch für
die Carbonylgruppen der Komplexstrukturen 37b-e denkbar.
3 Eigene Ergebnisse
40
In den Komplexen 37b und 37c stehen die CO-Liganden ebenfalls in cis-Stellung zueinander,
jedoch jeweils in trans-Position zu der gleichen Atomsorte (Kohlenstoff bzw. Stickstoff)
(Schema 33). In den Komplexe 37d und 37e stehen die Carbonylliganden zueinander in
trans-Stellung. Im Gegensatz zur Komplexstruktur 37a liegen die Komplexe 37b und 37c in
einer C2-Symmetrie (zweizählige Drehachse geht durch das Ru-Atom und halbiert den CCO–
Ru–CCO-Winkel) vor. Die zwei Komplexe mit trans-koordinierten Carbonyl-Liganden sind
zentrosymmetrisch (37d) bzw. spiegelsymmetrisch (37e). Aufgrund der höheren Symmetrie
lassen sind für 37b-e nur halben Signalsätze für die zwei Carbonylliganden und die 16
Protonen der aromatischen Ringe erwarten. Im IR-Spektrum kann das Carbonylsignal mit den
zwei Signalen von 37a zusammenfallen, wodurch ein Ausschluss der Strukturen 37b und 37c
auf diesem Weg nicht zuverlässig ist. Die Untersuchung über 13C-NMR-Spektren scheitert an
der zu geringen Löslichkeit des Feststoffs. Das 1H-NMR-Spektrum zeigt 16 Signale gleicher
Intensität,
die
mit
der
Struktur
von
37a
erklärbar
sind.
Bei
Vorliegen
der
Komplexkonfigurationen 37b-e würden zusätzliche Signale auftreten bzw. sich die relativen
Signalintensitäten ändern.
N
N
N
Ru
Ru
OC
OC
N
CO
CO
37b
37c
CO
CO
N
Ru
Ru
N
N
N
CO
CO
zentrosymmetrisch (C2h)
spiegelsymmetrisch (C2v)
37d
37e
Schema 33: Weitere mögliche Konfigurationsisomere von [Ru(κ2-Phpy)2(CO)2].
In der Literautur sind mehrere einkernige Ruthenium(II)-Komplexe mit zweizähnigen
Phenylpyridin- und Benzochinolin-Liganden bekannt. Dabei treten sowohl Komplexe mit
cis-Stellung ihrer Carbonyl-Liganden (vgl. 37b141) als auch Komplexe der entsprechenden
3.2 Komplexsynthesen
41
trans-Konfiguration (37e142) auf. Auch mit anderen Übergangsmetallen existiert eine Reihe
vergleichbarer Komplexe.143-145
Mit den beiden Komplexen 36 und 37a scheint eine Verwendung als diastereoselektiver
Cyclopropanierungs-Katalysator aufgrund der Struktur wenig aussichtsreich zu sein, da keiner
Koordinationsstelle eine stereochemisch dirigierende Wirkung vorausgesagt werden kann.
Abgesehen davon, dass sich am Ruthenium keine freie Koordinationsstelle mehr befindet und
wahrscheinlich keiner der Liganden durch eine Diazoverbindung bzw. Carben-Einheit wird
verdrängen lassen.
Durch geschicktes Abstimmen zwischen Eduktverhältnis, Reaktionstemperatur, und -zeit
sowie Art und Menge des Solvents konnte die Ausbeute an intermediär auftretendem Feststoff
bis auf 5% optimiert werden. Dass es sich bei Komplex 37a um eine Zwischenstufe auf dem
Weg zu 36 und nicht um ein Nebenprodukt handelt zeigte das Erhitzen des isolierten
Feststoffes 37a in Methanol. Dabei lagern sich jeweils zwei Rutheniumkerne, über zwei
Methanolat-Fragmente verbrückt, zum zweikernigen Komplex 36 zusammen, was dem
Produkt einer direkten, aber längeren, Umsetzung in Methanol entspricht (Schema 32).
3 Eigene Ergebnisse
42
3.2.3
Komplexe mit 6-Halogen-2-pyridonat-Liganden
Als dritte Ligandengruppe wurden 6-Halogen-substituierte Pyridon-2-ate eingesetzt.
Vorwegnehmend sei erwähnt, dass hiermit die größten Erfolge erzielt wurden, was
ausführliche Untersuchungen nach sich zog und den Umfang dieses Kapitels erklärt. Zum
Zweck einer besseren Übersichtlichkeit ist dieses Kapitel nach der relativen Orientierung der
Liganden zueinander gegliedert (Kopf-Kopf- vs. Kopf-Schwanz-Konstitution, siehe
Erläuterungen hierzu in Kapitel 3.1).
3.2.3.1
Komplexe mit Kopf-Kopf-Konstitution der Pyridonat-Liganden
Die in diesem Kapitel behandelten Komplexe weisen als gemeinsames Merkmal eine KopfKopf-Konstitution ihrer Pyridonat-Liganden auf. Sie entstehen durch die Reaktion von
Ru3(CO)12 mit 6-Fluor- (24f), 6-Chlor- (24g) oder 6-Brom-2-hydroxypyridin (24h) in
siedendem Toluol, in siedendem Methanol beziehungsweise durch anschließende Umsetzung
mit einem stabilen Carben vom Imidazol-Typ (38) oder mit Triphenylphosphan (39). Eine
Zusammenfassung dieser Reaktionen ist in Schema 34 dargestellt.
CO
Toluol
∆T, 2.5−5 h
Ru3(CO)12 +
X
OH
N
24f: X = F
24g: X = Cl
24h: X = Br
X = Cl, Br CH3OH
∆T, 36−48 h
X
X
CO
O
X
X
Ru
O
Ru
OC
CO CO OC
L Ru Ru
O
N
N
O
CO CO
N
N
L
X
X
42: X = F, L = CO
40: X = Cl, L = kein
41: X = Br, L = kein
PPh3, CH2Cl2
RT, 10-30 min.
X = Cl, Br
Carben, CH2Cl2
RT, 2 h
O
CH3
X
N
O
X
O
N
PPh3, CH2Cl2
CO CO
CO
CO N
CO
CO
CO CO
Ru
Ru
O
RT
H
Ru PPh3 X
Ru
Ru
Ru
N
X
O
O
N
H
N
N
N
O
O
X
Ru
Ru
CO CO O
CO CO
CO CO
H3C OC OOC N
X
N
43: X = Cl
44: X = Br
47: X = Cl
48: X = Br
49: X = Cl
50: X = Br
Schema 34: Synthese von Diruthenium(I,I)-bis(6-halogenpyridonat)-Komplexen mit
Kopf-Kopf-Konstitution und nachfolgendem Ligandenaustausch; Carben = 1-Methyl3-butylimidazol-2-yliden.
3.2 Komplexsynthesen
43
Bei der Reaktion von Rutheniumcarbonyl mit 6-Chlor- oder 6-Brom-2-hydroxypyridin erhält
man nach einer Reaktionszeit von zwei bis drei Stunden in siedendem Toluol rote Komplexe
der Zusammensetzung [Ru2(µ-XpyO)2(CO)4]2 (XpyO = 6-X-Pyridin-2-olat, X = Cl, Br) (40
für X = Cl, 41 für X = Br), die bereits in der Siedehitze ausfallen und abfiltriert werden
können. Bei Verwendung von 6-Fluor-2-hydroxypyridin liegt nach gleicher Reaktionszeit
lediglich eine gelbe Reaktionslösung vor und es bedarf weiterer zwei Stunden unter Rückfluss
bis zum Ausfallen des orangefarbenen Komplexes [Ru2(µ-FpyO)2(CO)5]2 (42). Ein
vergleichbarer, allerdings knapp zwei Tage dauernder Verlauf ergibt sich bei einer
Reaktionsführung
in
siedendem
Methanol,
der
zu
den
roten
Komplexen
[Ru2(µ-XpyO)2(CO)4(MeOH)]2 (43 für X = Cl, 44 für X = Br) führt.
Auf der Basis der Röntgenstrukturanalysen von 40, 42, 43, 47, 48 und 50 (siehe Kapitel
3.2.3.1) sowie der nachfolgenden Diskussion der NMR-Spektren kann gesagt werden, dass
die Pyridonatliganden in allen Komplexen in einer Kopf-Kopf-Anordnung zueinander stehen.
Die axialen Koordinationsstellen der N,N-substituierten Metallzentren sind im Fall der Chlorund Brom-substituierten Pyridonatkomplexe unbesetzt, bei Komplex 42 von einem
zusätzlichen CO-Ligand koordiniert. Außerdem kommt es ausnahmslos zur Bildung von
Dimeren, die bei 40, 41 und 42 über Ru–OPyridonat-Bindungen, bei 43 und 44 durch
Ausbildung von OMethanol–H···OPyridonat Wasserstoffbrücken aufgebaut werden. Innerhalb der
Dimere weisen die Pyridonat-Ligandenpaare in jeweils entgegengesetzte Richtungen.
Diese Dimerbildung ist nicht überraschend und in der Strukturchemie zweikerniger
Rutheniumcarboxylat und -pyridonat-Komplexe nicht neu.124, 125, 146
Aufgrund der Dimerbildung sind alle Komplexe in Lösungsmitteln ohne Lewis-BasenEigenschaften nahezu unlöslich. Das Lösungsvermögen steigt mit der Fähigkeit des
Lösungsmittels, an ein Metallzentrum zu koordinieren. Die Korrelation zwischen Lösungsund Koordinationsvermögen eines Lösungsmittels resultiert aus seiner Fähigkeit, eine
Spaltung der Dimer-Verknüpfungsstellen zu bewirken. Dementsprechend kann eine geringe
Löslichkeit in Methanol und DMSO, bei Verwendung von Acetonitril eine gute Löslichkeit
beobachtet werden. So lassen sich 30 mg der Komplexe leicht in 0.6 ml Acetonitril lösen,
wodurch eine gute NMR-Charakterisierung ermöglicht wird. Allerdings ist zu beachten, dass
diese
koordinierenden
Lösungsmittel
mit
den
Komplexen
unter
Bildung
neuer
Komplexstrukturen der Zusammensetzung [Ru2(µ-HalpyO)2(CO)4(CH3CN)1-2] reagieren und
somit in Lösung nicht mehr die ursprünglichen Komplexstrukturen vorliegen (hierauf wird
ausführlich in Kapitel 3.1.3.2 eingegangen).
3 Eigene Ergebnisse
44
Tatsächlich existiert nur eine sehr begrenzte Anzahl an NMR-Spektren, die obige Kopf-KopfKomplexe in Lösung zeigen. Von den Dimer-Komplexen 40–44 zeigt lediglich 43 (nicht
einmal Komplex 44) in Chloroform eine Löslichkeit, die für die Aufnahme eines 1H-NMR
Spektrums ausreicht. Hierbei ist bemerkenswert, dass die zwei Pyridinringe zwei
unterschiedliche Signalsätze aufweisen. Zurückgeführt werden kann diese magnetische
Inäquivalenz
auf
die
Bildung
eines
zentrosymmetrischen
Dimers
[Ru2(µ-HalpyO)2(CO)4(CH3OH)]2 (vgl. Festkörperstruktur in Abb. 21). Dieses beruht auf
zwei O–H···O-Wasserstoffbrücken, die jeweils zwischen einem Methanolliganden und einem
Pyridonat-Sauerstoffatom ausgebildet sind. Auf diese Weise ist das O-Atom eines PyridonatLiganden an einer H-Brückenbindung beteiligt, das andere nicht. Da in CDCl3-Lösung die
beiden Pyridonat-Ringe magnetisch nicht äquivalent sind, ist davon auszugehen, dass das über
zwei O–H···O-Brücken gebildete Dimer in dieser Umgebung stabil ist. Allerdings findet sich
diese Stabilität nicht unter massenspektrometrischen Bedingungen. Hier wird, vergleichbar
den aus Toluol gewonnenen Komplexen 40 und 41, lediglich der Massenpeak der
zweikernigen, methanolfreien Monomereinheit von Komplex 43 gefunden.
Trotz der im Vergleich zu den Komplexen 40 und 41 abweichenden gelben Farbe und
Reaktionszeit liegt Komplex 42 ebenfalls als Dimer mit einer Kopf-Kopf-Anordnung seiner
Pyridonatliganden vor. Im Aufbau findet sich kein großer Unterschied zu den Chlor- und
Brom-substituierten Pyridonat-Komplexen 40 und 41. Lediglich die zwei axialen
Koordinationsstellen sind mit zusätzlichen Carbonylliganden besetzt, was auf den weitaus
geringeren Raumanspruch der Fluorsubstituenten im Vergleich zu den größeren
Halogenatomen zurückzuführen ist. Aufgrund des geringeren Raumbedarfs ist es energetisch
günstiger, ein Molekül in axialer Position anzulagern statt eine freie Koordinationsstelle
aufrecht zu halten. Dies korreliert allerdings mit einer zu erwartenden Verschlechterung der
angestrebten, katalytisch induzierten, Stereoselektivität für Carbentransferreaktionen.
Auch in Bezug auf die Stabilität unterscheidet sich der Fluorpyridonat-Komplex 42 von den
Komplexen 40 und 41. Während die letztgenannten bei RT und Luftkontakt auch eine
mehrwöchige Lagerung ohne merkliche Veränderung überstehen, bedarf es bei 42 einer
Aufbewahrung unter Ar-Atmosphäre bei 8 °C. Andernfalls tritt schon nach einigen Stunden
eine Zersetzung ein, die sich durch eine Verdunklung, nach mehreren Tagen in der Bildung
eines schwarzen Feststoffes, bemerkbar macht.
3.2 Komplexsynthesen
45
Abgesehen von Komplex 43 gelang das Lösen der Komplex-Dimere 40–44 lediglich in
Solventien, die in der Lage sind, die entstehende freie axiale Koordinationsstelle zu besetzen.
Dafür eignen sich prinzipiell alle Elektronendonor-Liganden, und zwar umso mehr, je größer
ihre Lewis-Basizität ist. Gebräuchliche Moleküle sind Kohlenmonoxid, Nitrile und
Phosphane. Lösungsversuche mittels flüssiger Nitrile waren jedoch nur bedingt erfolgreich.
Die Umsetzung von 40 und 41 mit einem Überschuss flüssiger Nitrile (Acetonitril,
Benzonitril) führte zwar zum Aufbrechen der Dimereinheit, jedoch begleitet von einem
gleichzeitigen Konstitutionswechsel von der Kopf-Kopf- zur Kopf-Schwanz-Anordnung der
beiden Pyridonat-Liganden, worauf detailliert in Kapitel 3.1.3.2 eingegangen wird.
Erst durch Entfernen überschüssigen Nitrils bei 12 mbar / 20 °C und Aufnahme des Feststoffs
in Chloroform konnte Komplex 45 erzeugt und in Lösung NMR-spektroskopisch
nachgewiesen werden (Schema 35).
1. H3CCN (>2 Äquiv.) Cl
2. 20 ° C / 10-3 mbar
3. CDCl3
40
N
Cl
OC
O
N
O
Ru
Ru
OC
CO
CO
NCCH3
45
Schema 35: Synthese von Kopf-Kopf-Komplex 45.
Auf direktem Weg konnten 40 und 41 mit Phosphanen in die orangefarbenen, gut löslichen
Komplexe 47 bzw. 48 umgewandelt werden (vgl. Schema 34). Bereits nach einer
Reaktionszeit von 15–30 min bei RT war die Dimerspaltung vollständig.
Die dimeren Komplexe wurden zu diesem Zweck mit einer äquimolaren Menge (bezogen auf
die zu bildende, zweikernige Komplexeinheit) an Triphenylphosphan in Dichlormethan
versetzt und bis zur vollständigen Auflösung bei RT gerührt. Dabei bedurfte es im Fall des
Chlorpyridonat-Komplexes 47 nur weniger Minuten, während die Spaltung von Komplex 48
etwa doppelt so lange dauerte. Ein Überschuss an Komplex wirkte sich dabei nicht störend
aus, da er nach beendeter Reaktion als nicht umgesetzter, unlöslicher Feststoff leicht durch
Filtrieren (über KG) abgetrennt werden konnte. Ein Überschuss an Triphenylphosphan sollte
dagegen
vermieden
werden,
um
einer
Folgereaktion
unter
Bildung
eines
Bis(triphenylphosphan)-Komplexes vorzubeugen (siehe Kapitel 3.1.3.2).
Freies Triphenylphosphan reagiert schneller mit den mono-Phosphan-koordinierten
Komplexen 47 und 48 als mit noch vorhandenen Dimereinheiten 40 und 41.
3 Eigene Ergebnisse
46
Dementsprechend treten bereits intermediär die Bis(triphenylphosphan)-Spezies 47’ und 48’
auf (vgl. 31P-NMR-Spektrum Abb. 43, Kap. 6.1), die aber in Lösung mit ihren entsprechenden
monokoordinierten Komplexen 47 und 48 in einem dynamischen Gleichgewicht stehen (vgl.
Kap. 3.1.3.2). Aufgrund ihrer geringeren Stabilität wird die dikoordinierte Spezies somit im
weiteren Verlauf zugunsten der Bildung der monokoordinierten Kopf-Kopf-Komplexe wieder
vollständig abgebaut (vgl. Kap. 6.1; 1H und 31P-NMR Spektren).
Nach Einengen und Trocknen erhält man die beiden Komplexe 47 und 48 als orangefarbene
Feststoffe. Sie liegen in der Kopf-Kopf-Konstitution vor und sind nur an der sterisch nicht
abgeschirmten
Axialposition
des
O,O-substituierten
Rutheniumatoms
mit
einem
Triphenylphosphan-Molekül koordiniert. Sie zeichnen sich durch gute Löslichkeit in
unterschiedlichen Lösungsmitteln aus. Zusätzlich besitzen sie im Vergleich zu der Mehrheit
der in dieser Arbeit behandelten Komplexe einen definierten Schmelzpunkt. Diese liegen um
etwa 100 °C unter den üblicherweise gefundenen Zersetzungstemperaturen der anderen
Komplexe.
Mit
dem
Fluorpyridonat-substituierten
Komplex
42
erfolgt
die
Reaktion
mit
Triphenylphosphan schneller als mit den Komplexen 40 und 41. Zusätzlich fällt zeitnah der
schwerlösliche Bis(triphenylphosphan)-Komplex 58’ als gelber Feststoff aus. Da sich dieser
jedoch auch im weiteren Verlauf nicht mehr auflöste muss davon ausgegangen werden, dass
58’ analog dem Bis(triphenylphosphan)-pyridonat-Komplex 23’ stabil ist.121 Somit liegt der
Bis(triphenylphosphan)-Komplex 58’ neben noch unverbrauchtem Dimer gemeinsam als
Feststoff vor. Das 1H-NMR-Spektrum zeigt 58’ als alleinige Spezies.
Die Komplexe 47 und 48 scheinen gegenüber schwächer koordinierenden Molekülen wie
Acetonitril stabil zu sein, was sich aus folgenden Untersuchungen ergibt:
(a)
Eine Strukturanalyse von aus Acetonitril kristallisiertem Komplex 47 zeigt einen
unveränderten Komplexaufbau. Weder wurde das Triphenylphosphan durch das in
großem Überschuss vorliegende Acetonitril verdrängt noch ist ein AcetonitrilMolekül an das Metallatom der abgeschirmten Seite koordiniert.
(b)
NMR-Untersuchungen in [D3]-Acetonitril im Temperaturbereich von 300–350 K
zeigen lediglich eine Spezies an. Würde Triphenylphosphan abgespalten und durch
einen Acetonitril-Liganden ersetzt, würde eine zweite Spezies auftauchen, die auf
das Gleichgewicht zwischen mono- (45) und diacetonitril-koordinierter (45’)
Spezies des Komplexes in Acetonitril zurückzuführen wäre (vgl. Kapitel 3.1.3.2).
3.2 Komplexsynthesen
47
Da die freie Koordinationsstelle im festen Zustand nicht von einem Acetonitril-Molekül
besetzt ist, bestehen für den gelösten Zustand nur noch zwei Alternativen. Zum einen eine
stete Nichtbesetzung, zum anderen ein Gleichgewicht zwischen besetztem und unbesetztem
Zustand. Letzteres müsste im NMR ein zusätzliches Signal koordinierten Acetonitrils liefern,
welches
(auch
in
temperaturabhängigen
Spektren)
nicht
gefunden
wird.
Die
Halogensubstituenten scheinen somit die Koordination eines Liganden nicht nur zu
beeinflussen, sondern im Fall einer gleichgerichteten Anordnung durch doppelte
Abschirmung gänzlich zu unterdrücken.
Als weitere Variante zur Dimerspaltung und Besetzung der frei werdenden axialen
Koordinationsstellen sollte ein Carben-Ligand fungieren. Auf diese Weise sollte sich ein
Metall-Carben-Komplex erzeugen lassen, der –wenn auch mit elektronisch deutlich
verschiedenem
Carbenteil–
als
indirekter
Hinweis
auf
die
bei
carbenoiden
Cyclopropanierungsreaktionen postulierten Metall-Carben-Zwischenstufen dienen könnte.
Padwa et al. war es schon gelungen, durch Umsetzung von Dirhodium-tetrapivaloylat (einem
bekannten Katalysator für Diazozersetzungs- und Carbentransfer-Reaktionen) mit einem
stabilen nucleophilen Carben vom Imidazol-Typ, einen stabilen Rhodiumcarben-Komplex zu
erzeugen und strukturell zu charakterisieren.147 In Anlehnung an diese Arbeit wurde das
Imidazoliumsalz 38a in einem inerten Lösungsmittel mittels einer starken Base deprotoniert
und lieferte das freie Carben 38b (Schema 36), welches analog den zuvor verwendeten Nitrilund Phosphan-Liganden das Komplexdimer aufbricht. Dabei unterliegt es weder als freies
Carben, noch als Carbenoid, der Gefahr einer Dimerisierung.31, 148, 149
Cl
KOtBu/CH2Cl2
RT
N
H
N
N
N
3
38a
3
38b
Schema 36: Synthese von Imidazol-2-yliden 38b.
Als Base wurde lediglich Kalium-tert-butanolat verwendet und nicht die häufig in der
Literatur erwähnte Kombination aus Alkoholat und Natriumhydrid,150 da sich der entstehende
Komplex gegenüber der Hydridquelle als nicht stabil herausstellte. Eine weitere Modifikation
3 Eigene Ergebnisse
48
lag in der Verwendung von Dichlormethan als Lösungsmittel, was im Vergleich zum
gebräuchlichen THF Ausbeutesteigerungen von bis zu 40% bewirkte.
Die in-situ Umsetzung von Carben 38b mit den Ruthenium-Komplexen 40 und 41 ergab die
orangefarbenen Komplexe 49 und 50, die sich durch eine hohe Stabilität auszeichnen. So ist
eine chromatographische Reinigung über Kieselgel ebenso möglich wie das unzersetzte Lösen
und Auskristallisieren aus Acetonitril (vgl. Abb. 24, Kap. 3.2.3.1).
Zusammengefasst ergeben alle drei halogensubstituierten Pyridone mit Ru3(CO)12 in Toluol
vierkernige
Komplexdimere
mit
einer
parallelen
Kopf-Kopf-Ausrichtung
ihrer
überbrückenden Pyridonatliganden. Die Bildungsgeschwindigkeiten der Chlor- und Bromsubstituierten Komplexe 40 und 41 sind vergleichbar, unterscheiden sich aber merklich von
der des Fluor-substituierten Pyridonatkomplexes 42. Dieser differenziert sich ferner durch
eine andere Farbe, die zusätzliche Besetzung der von zwei Fluoratomen flankierten axialen
Positionen mit CO-Liganden und einer geringerer Resistenz gegenüber Luftkontakt. Durch
Reaktion mit koordinierenden Molekülen lassen sich die dimeren Komplexstrukturen
aufbrechen und lösen. Allerdings tritt hierbei in vielen Fällen ein spontaner Übergang von der
Kopf-Kopf- in die Kopf-Schwanz-Konstitution ein.
3.2 Komplexsynthesen
3.2.3.2
49
Komplexe mit Kopf-Schwanz-Konstitution der Pyridonat-Liganden
Wie bereits mehrfach erwähnt, erfolgt bei der Koordination von mehr als einem Äquivalent
eines Liganden an die Komplexe 40 und 41 eine Konstitutionsänderung im Komplexgerüst.
Die vorhandene Kopf-Kopf-Anordnung der Pyridonatliganden wird zugunsten einer KopfSchwanz-Anordnung vollständig bzw. teilweise aufgegeben. Je nach Lösungsmittel und
koordinierendem Ligand (zum Teil identisch) stellt sich ein Gleichgewicht ein, dessen Prinzip
in Schema 37 dargestellt ist. Hierzu direkt vergleichbare Dynamikeffekte tauchen in der
Literatur nur sehr spärlich auf.118, 119, 133
CO
X
CO
CO
CO
N
Ru
Ru
O
1 Äquiv L
O
N
Ru
Ru
X
OC
OC
N
O
X
CO
CO
N
X
O
N
X
OC
O
N
Ru
Ru
OC
CO
CO
O
L
O
X
1 Äquiv L
50: nicht beobachtet
58: nicht beobachtet
45: X = Cl, L = H3CCN
46: X = Br, L = H3CCN
52: X = Cl, L = PhCN
47: X = Cl, L = PPh3, CH2Cl2
48: X = Br, L = PPh3, CH2Cl2
49: X = Cl, L = 1-Me-3-bu-imidazol-2-yliden
50: X = Br, L = 1-Me-3-bu-imidazol-2-yliden
40: X = Cl
41: X = Br
42: X = F
Schema 37:
X
N
N
Ru
L Ru
OC
OC
CO
CO
X
O
L
51': X = F, L = H3CCN
58': X = F, L = PPh3
45': X = Cl, L = H3CCN
46': X = Br, L = H3CCN
52': X = Cl, L = PhCN
47': X = Cl, L = PPh3
48': X = Br, L = PPh3
49': nicht beobachtet
50': nicht beobachtet
Gleichgewichte zwischen Kopf-Kopf- und Kopf-Schwanz-Konstitution der
Diruthenium-dipyridonat-Komplexe.
Durch Koordination des ersten Ligandmoleküls erfolgt die Aufspaltung des Dimeraufbaus
(vgl. 47/48 und 49/50 in Kapitel 3.1.3.1). Der hierdurch gelöste Komplex hat mehrere
Folgereaktionsmöglichkeiten:
-
keine Koordination eines weiteren Liganden unter Aufrechterhaltung der Kopf-KopfAnordnung (Bsp.: 49 und 50);
-
komplette
Umwandlung
in
einen
Kopf-Schwanz-Komplex;
(Bsp.:
51’
[Ru2(µ-FOpy)2(CO)4(H3CCN)2], 45’ [Ru2(CO)4(µ-ClOpy)2(H3CCN)2] (bei 273 K) und
47’ [Ru2(µ-ClOpy)2(CO)4(PPh3)2] (bei 273 K);
-
Bildung eines Gleichgewichts (Bsp.: 45 und 45’ [Ru2(µ-ClOpy)2(CO)4(H3CCN)1-2]
(>273 K), 47 und 47’ [Ru2(µ-ClOpy)2(CO)4(PPh3)1-2]) (>273 K), 46 und 46’
[Ru2(µ-BrOpy)2(CO)4(H3CCN)1-2] und 48 und 48’ [Ru2(µ-BrOpy)2(CO)4(PPh3)1-2].
3 Eigene Ergebnisse
50
Die dikoordinierten Komplexe zeigen eine mäßige (47’ und 48’) bis sehr gute (45’ und 46’)
Löslichkeit in Chloroform bzw. Acetonitril.
Betrachtet man das Verhalten der Komplexe 40–42 (Schema 37) bei Kontakt mit
Lösungsmitteln, so muss grundsätzlich zwischen koordinierenden und nicht-koordinierenden
Lösungsmitteln unterschieden werden. Als Vertreter der koordinierenden Lösungsmittel
wurde Acetonitril und Benzonitril verwendet, welche zugleich als Lösungsmittel und
Reaktionspartner fungierten.
Der orangefarbene Komplex 42 lieferte nach Lösen in Acetonitril eine gelbe Lösung, die über
einen weiten Temperaturbereich (RT ± 50 °C) ihre Farbe beibehält. NMR-Untersuchungen
(243–337 K) in CD3CN zeigen, dass der Komplex über diesen Temperaturbereich lediglich in
Form einer Spezies vorliegt (Abb. 41, Kap. 6.1). Bis zum Siedepunkt von [D3]-Acetonitril
kann kein Gleichgewicht mit einer weiteren Komplexstruktur beobachtet werden.
Beim Lösen des roten Komplexes 40 in Acetonitril erhält man bei RT eine orangefarbene
Lösung, welche unterhalb 273 K eine gelbe, oberhalb 320 K eine tiefrote Farbe annimmt. Die
Farben ergeben sich aus den Eigenfarben der zwei auftretenden Isomere 45 und 45’. Das
Farbenspiel ist reversibel und auf das Gleichgewicht zwischen mono- und di-koordinierter
Komplexkonstitution zurückzuführen. Bei alleinigem Vorliegen der gelben Spezies entspricht
dessen Farbe auch der Farbe der Lösung. Die Farbe des roten Isomers dominiert hingegen
schon bei kleinen Mengen dieser Komponente und verleiht der Lösung ihre rote Farbe,
obwohl das Gleichgewicht laut NMR-Untersuchungen noch weit auf Seite der gelben Spezies
liegt.
Abb. 1: [Ru2(µ-ClpyO)2(CO)4(CH3CN)x] 45 (x = 1) bzw. 45’ (x = 2) in Acetonitril bei
unterschiedlichen Temperaturen;
links: 45, gelbe Farbe bei -18 °C, rechts: 45+45’, rote Farbe bei +50 °C.
Die anhand einer Einkristallstrukturanalyse von der gelben Spezies ermittelte Struktur
(Abb. 25, Kap. 3.2.3.2) zeigt ein isoliertes, zweikerniges Metallfragment, in dem die beiden
Pyridonat-Liganden eine antiparallele Kopf-Schwanz-Anordnung einnehmen (Struktur 45’).
3.2 Komplexsynthesen
51
Beide axiale Seiten sind von einem Acetonitril-Molekül koordiniert. Entfernt man von der
Acetonitril-Lösung unter Kühlung überschüssiges Lösungsmittel, so erhält man die gelbe
Spezies isoliert in fester Form. Eine Elementaranalyse bestätigt hierfür die vorgeschlagene
Zusammensetzung und somit den Diacetonitril-koordinierten Komplex 45’. Somit kann dem
Bis(acetonitril)-Komplex 45’ (Kopf-Schwanz-Form) 45’ Gelb, dem mono-Acetonitril KopfKopf-Komplex 45 Rot als Farbe zugeordnet werden.
Hinweise der Farbzuordnung von Gelb für Kopf-Schwanz-Konstitution:
-
Der Komplex 51’ ist gelb und existiert aufgrund seines kleinen Fluoratoms nur als
Kopf-Schwanz-Spezies (vergleichbar mit [Ru2(µ-PyO)2(CO)4(H3CCN)2]).
-
Eine Elementaranalyse des gelben Feststoffs 45’ bestätigt zwei koordinierte
Acetonitrilmoleküle.
-
Die durch Festkörperstrukturanalysen charakterisierten Kopf-Schwanz-Komplexe (45’
und 47’) sind gelb.
-
Bei Gleichgewichten wird mit höherer Temperatur der Entropieterm gewichtiger: der
Übergang von Kopf-Schwanz- zu Kopf-Kopf-Anordnung liefert ein freies Acetonitril
bzw. Triphenylphosphan-Molekül, so dass Temperaturerhöhung die roten Komplexe
45-48, Temperaturerniedrigung die gelben Komplexe 45’-48’ begünstigt.
In punkto Stabilität bleibt die nach mehreren Tagen auftretende Orangefärbung des gelben
Komplexes 45’ ungeklärt. Die erwartete und beim Bis(acetonitril)-Rutheniumacetat-Komplex
18 auch registrierte Gewichtsabnahme um zwei Äquivalente Acetonitril konnte beim
Pyridonatkomplex nicht beobachtet werden. Allerdings deutet nicht nur die Farbveränderung
auf
eine
Zersetzung
der
Komplexstruktur
hin.
Die
katalytische
Aktivität
der
Bis(acetonitril)-Komplexe 45’ und 46’ sinkt beträchtlich mit der Zeit, die zwischen
Herstellung und Anwendung verstreicht.
3 Eigene Ergebnisse
52
T [K]
350
338
325
313
303
293
283
273
7.40
7.20
7.00
6.80
6.60
6.40
6.20
(ppm)
Abb. 2: Ausschnitt aus den temperaturabhängigen 1H-NMR Spektren [500 MHz] von [Ru2(µClpyO)2(CO)4(D3CCN)] (45) und [Ru2(µ-ClpyO)2(CO)4(CD3CN)2] (45’) in [D3]-Acetonitril.
Zur ausführlichen Untersuchung des Gleichgewichtes wurden die Komplexe 40 und 41 in
[D3]-Acetonitril gelöst und die Temperaturabhängigkeit mittels 1H-NMR-Spektroskopie
verfolgt (Abb. 2). Analog Komplex 51’ und in Übereinstimmung mit der gelben Farbe
existiert beim Chlorpyridonat-substituierten Komplex bei 273 K und darunter nahezu
ausschließlich die Kopf-Schwanz-Spezies 45’. Durch Temperaturerhöhung bildet sich das
Kopf-Kopf-Isomer 45, welches mit der gelben Spezies im Gleichgewicht steht. Der
Überschuss der Kopf-Schwanz-Spezies bleibt jedoch über den gesamten Temperaturbereich
des Lösungsmittels bestehen (338 K: 1.1 zu 2-Verhältnis von (0,2) zu (1,1)-Regioisomer).
Einen ähnlichen, wenn auch bezüglich der Gleichgewichtslage unterschiedlichen Verlauf
erhält man beim Lösen von 41 in [D3]-Acetonitril (vgl. Abb. 4 und 5). Während die orange
Farbe der Lösung bei RT noch übereinstimmt, erfolgt bei diesem Komplex keine Gelbfärbung
durch Abkühlen auf 253 K. Die zuvor beobachtete Rotfärbung tritt dagegen beim Erhitzen
erneut auf. Analoge temperaturabhängige 1H-NMR-Messungen bestätigen ein ähnliches
Gleichgewichtsverhalten (Abb. 3).
3.2 Komplexsynthesen
53
T [K]
350
338
325
313
303
293
283
273
7.40
7.20
7.00
6.80
6.60
6.40
6.20
(ppm)
Abb. 3: Ausschnitt aus den temperaturabhängigen 1H-NMR Spektren [500 MHz] von [Ru2(µBrpyO)2(CO)4(D3CCN)] (46) und [Ru2(µ-BrpyO)2(CO)4(CD3CN)2] (46’) in [D3]-Acetonitril.
Bereits bei 0 °C liegen hier zwei Spezies nebeneinander vor (273 K: 0.3 zu 1-Verhältnis von
(0,2) zu (1,1)-Regioisomer). Dieses Verhältnis bleibt auch bei weiterer Abkühlung bestehen
und kann nicht, wie im Fall der Chlorpyridonat-Komplexe 45/45’, zugunsten der KopfSchwanz-Spezies verschoben werden. Es ist somit davon auszugehen, dass die benötigte
Aktivierungsenergie zum Überführen der Spezies ineinander unterhalb etwa 273 K nicht mehr
zur Verfügung steht und das Gleichgewicht in dieser Lage eingefroren ist.
Das
Unterschreiten
der
zur
Drehung
eines
Pyridonat-Liganden
notwendigen
Aktivierungsenergie konnte auch auf anderem Weg gezeigt werden. Hierzu wurde die bei
337 K bestehende Gleichgewichtslage durch rasches Abkühlen auf 253 K eingefroren. Auch
nach längerer Zeit (> ½ h) wurde keine Veränderung des eingefrorenen Isomerenverhältnisses
beobachtet.
Ebenfalls unterschiedlich bezüglich der Gleichgewichtslage verhält sich 46 bei höheren
Temperaturen. So liegt bereits bei RT die Kopf-Kopf-Spezies im Überschuss vor (300 K:
1.22 zu 1-Verhältnis von (0,2) zu (1,1)-Regioisomer), was im Falle des Chlorpyridonat-
3 Eigene Ergebnisse
54
Komplexes auch bei höheren Temperaturen nicht erreicht werden konnte. Der Unterschied
wird umso deutlicher, je höher die Temperatur angehoben wird (338 K: 1 zu 3.8-Verhältnis
von (1,1) zu (0,2)-Regioisomer).
Wie aus den NMR-spektroskopisch ermittelten Gleichgewichtsverhältnissen zu erwarten,
gelingt das Isolieren des Kopf-Schwanz-Komplexes 46’ in Lösung nicht. Beim Einengen
seiner Acetonitril-Lösung kristallisiert jedoch der gelbe Kopf-Schwanz-Komplex bevorzugt
aus und wird in Lösung aus der Kopf-Kopf-Spezies 46 nachgebildet. Eine Elementaranalyse
bestätigt das alleinige Vorliegen des Bis(acetonitril)-Komplexes 46’. Allerdings ist bei diesem
Komplex die monokoordinierte Kopf-Kopf-Spezies soweit bevorzugt, dass intensives
Trocknen bei RT/10-3 mbar und dreitägiges Stehenlassen bei RT zur mono-koordinierten
Komplexspezies führt, was ebenfalls durch eine Elementaranalyse bestätigt wurde.
350
338
Temperatur [K]
325
313
303
Kopf-Kopf
293
Kopf-Schwanz
283
273
243
233
0%
10%
20%
30%
40%
50%
60%
70%
80%
90%
100%
prozentualler Anteil
Abb. 4: Temperaturabhängiges Verhältnisse zwischen Kopf-Kopf- (45) und Kopf-SchwanzSpezies (45’) von [Ru2(µ-ClpyO)2(CO)4(CD3CN)x] (x = 1–2) in [D3]-Acetonitril.
3.2 Komplexsynthesen
55
350
338
Temperatur [K]
325
313
303
Kopf-Kopf
293
Kopf-Schwanz
283
273
243
233
0%
10%
20%
30%
40%
50%
60%
70%
80%
90%
100%
prozentualler Anteil
Abb. 5: Temperaturabhängiges Verhältnisse zwischen Kopf-Kopf- (46) und Kopf-SchwanzSpezies (46’) von [Ru2(µ-BrpyO)2(CO)4(CD3CN)x] (x = 1–2) in [D3]-Acetonitril.
Anstelle von Acetonitril können auch andere Nitrile als axiale Liganden fungieren. Um eine
Variation sowohl in elektronischer als auch in sterischer Hinsicht zu erhalten, wurde
Benzonitril als weiteres Lösungsmittel verwendet.
Trotz des erheblich größeren Raumbedarfs des Phenylrings stellt seine Koordination kein
Problem dar, was auf der linearen Struktur der Nitrilfunktion beruht. Der im Vergleich zur
Methylgruppe größere Phenylrest befindet sich somit weit von der eigentlichen
Koordinationsstelle entfernt und unterliegt keiner sterischen Wechselwirkung mit den
Halogensubstituenten.
Sowohl Komplex 40 als auch 41 gehen unter Einwirkung von Benzonitril durch Bildung
zweikerniger Komplexe problemlos in Lösung. Dabei bindet jeweils eine Nitrilkomponente
an jede der axialen Koordinationsstellen. Die dabei ermittelten Gleichgewichtsverhältnisse
der Komplexe 52 und 52’ (Abb. 6; Abb. 42, Kap. 6.1) samt entsprechenden Farben decken
sich mit den Ergebnissen der Acetonitril-Komplexe (Abb. 4).
Lediglich der sehr hoch liegende Siedepunkt des Benzonitrils führt zu einer geringeren
Praxistauglichkeit im Vergleich zu Acetonitril. So ist eine Schmelzpunktbestimmung
aufgrund anhaftenden Lösungsmittels nicht aussagekräftig.
3 Eigene Ergebnisse
56
Gelbe Kristalle erhielt man direkt aus der Benzonitrillösung. Eine Kristallstrukturanalyse
(Kap. 3.2.3.2, Abb. 26) bestätigte die Struktur 52’. Eine nach sorgfältiger Trocknung
durchgeführte Elementaranalyse wies Werte auf, die drei Äquivalenten Benzonitril pro
Ru2-Formeleinheit entsprechen. Wie die Kristallstrukturanalyse zeigte, sind zwei BenzonitrilMoleküle Bestandteil des Komplexes, während das dritte als Solvatmolekül in die
Kristallstruktur eingebaut ist.
338
325
Temperatur [K]
313
303
Kopf-Kopf
293
Kopf-Schwanz
283
273
243
233
0%
10%
20%
30%
40%
50%
60%
70%
80%
90%
100%
prozentualler Anteil
Abb. 6: Temperaturabhängiges Verhältnisse zwischen Kopf-Kopf- (52) und Kopf-SchwanzSpezies (52’) von [Ru2(µ-ClpyO)2(CO)4(PhCN)x] (x = 1–2) in Benzonitril.
Eine andere Möglichkeit zur Bildung der Kopf-Schwanz-Komplexstruktur liegt in der Zugabe
starker Lewis-Basen zur Suspension der Komplexe in inerten Lösungsmitteln. Als gut
funktionierender Vertreter erwies sich das bereits zur Dimerspaltung eingesetzte
Triphenylphosphan in Dichlormethan (vgl. Kap. 3.1.3.1 und Schema 34), das nun in doppelter
molarer Menge gegenüber dem Vierkern-Komplex eingesetzt wurde. Analog dem
Reaktionsverlauf bei äquimolarem Phosphaneinsatz kommt es primär zur Entdimerisierung
der eingesetzten Komplexe und Bildung der mono-PPh3-koordinierten Komplexe 47 und 48.
Nach weiterer Reaktionszeit bei RT bilden sich die Komplexe 47’ und 48’, die als gelbe
Feststoffe aus der Reaktionslösung ausfallen. In Lösung liegt derweil ein Gleichgewicht
zwischen der Mono- und Diphosphan-Spezies vor. Temperaturabhängige NMR-Messungen
3.2 Komplexsynthesen
57
(Abb. 7 und 8) liefern die jeweiligen relativen Verhältnisse bei unterschiedlichen
Temperaturen (Abb. 9 und 10).
338 K
303 K
273 K
7.2
7.0
6.8
6.6
6.4
(ppm)
6.2
6.0
5.8
5.6
Abb. 7: Ausschnitt aus den temperaturabhängigen 1H-NMR-Spektren [500 MHz] von [Ru2(µClpyO)2(CO)4(PPh3)] (47) und [Ru2(µ-ClpyO)2(CO)4(PPh3)2] (47’) in [D]-Chloroform.
Im Gegensatz zu Komplex 45’ liegt neben dem Diphosphan-substituierten Komplex 47’ bei
273 K bereits eine kleine Menge seines Kopf-Kopf-Isomers vor. Generell befindet sich die
Gleichgewichtslage der Phosphan-substituierten Komplexe gegenüber ihren AcetonitrilAnaloga leicht zugunsten der Kopf-Kopf-Spezies hin verschoben, was auf die Größe des
Phosphanliganden und die daraus resultierende stärkere Wechselwirkung mit den
Halogensubstituenten zurückzuführen ist. Während beim Chlor-Komplex 47’ diese
Verschiebung sehr klein ausfällt, wird ihr beim Brom-Komplex 48’ eine bedeutende Rolle
zuteil. Die Kombination von räumlich anspruchsvollem Brom und sperrigem Phosphanligand
drückt sich in einem massiven Anstieg des Kopf-Kopf zu Kopf-Schwanz-Verhältniss aus.
CAVE:
Je nach Menge an Triphenylphosphan variiert die Gleichgewichtslage. Schon
geringe Unter- bzw. Überschreitungen der doppelten Äquivalentmenge führen zu drastischen
Abweichungen. Eine Auswertung und Rückschlüsse auf thermodynamische Größen sind
unter diesem Gesichtspunkt mit Bedacht zu sehen.
Durch einen Überschuss an Triphenylphosphan kann der Chlorpyridonat-Komplex 47 in
Lösung vollständig in sein Kopf-Schwanz-Isomer 47’ zu überführen (Abb. 43, Kap. 6.1).
Beim Brom-substituierten Pyridonat-Komplex 48 gelingt das nicht. Stattdessen bewirkt ein
3 Eigene Ergebnisse
58
Überschuss an Triphenylphosphan die Bildung einer Reihe an Nebenprodukten, die als
Signale deutlich im
31
P-, jedoch nicht im 1H-NMR Spektrum beobachtet werden können.
Dessen ungeachtet kann er in fester Form aufgrund seiner geringen Löslichkeit als KopfSchwanz-Isomer 48’ ausgefällt und rein erhalten werden (vgl. Kap.5.4.3.2.5; CHN-Analyse).
338 K
303 K
273 K
7.2
7.0
6.8
6.6
6.4
(ppm)
6.2
6.0
5.8
5.6
Abb. 8: Ausschnitt aus den temperaturabhängigen 1H-NMR-Spektren [500 MHz] von [Ru2(µBrpyO)2(CO)4(PPh3)] (48) und [Ru2(µ-BrpyO)2(CO)4(PPh3)2] (48’) in [D]-Chloroform.
338
325
Temperatur [K]
313
303
Kopf-Kopf
Kopf-Schwanz
293
283
273
263
0%
10%
20%
30%
40%
50%
60%
70%
80%
90%
100%
prozentualler Anteil
Abb. 9: Temperaturabhängiges Verhältnisse zwischen Kopf-Kopf- (47) und Kopf-SchwanzSpezies (47’) von [Ru2(µ-ClpyO)2(CO)4(PPh3)x] (x = 1–2) in [D]-Chloroform.
3.2 Komplexsynthesen
59
338
Temperatur [K]
325
313
Kopf-Kopf
303
Kopf-Schwanz
293
283
273
0%
10%
20%
30%
40%
50%
60%
70%
80%
90%
100%
prozentualler Anteil
Abb. 10: Temperaturabhängiges Verhältnisse zwischen Kopf-Kopf- (48) und Kopf-SchwanzSpezies (48’) von [Ru2(µ-BrpyO)2(CO)4(PPh3)x] (x = 1–2) in [D]-Chloroform.
Da die Monophosphan-Komplexe 47 und 48 im Gegensatz zu den Acetonitril-Komplexen 45
und 46 isoliert werden konnten, können die NMR-spektroskopischen chemischen
Verschiebungen der Gleichgewichtsmischungen mit 47’ bzw. 48’ direkt der Kopf-Kopf- bzw.
Kopf-Schwanz-Konstitution zugeordnet werden. Allgemein gilt auch hier, dass mit
ansteigender Temperatur der Monophosphan-Komplex auf Kosten des BisphosphanKomplexes zunimmt. Während die Chlor-substituierten Komplexe stets als Kopf-SchwanzIsomer im Überschuss vorliegen, dreht sich das Verhältnis bei den BrompyridonatKomplexen über 300 K zugunsten der Kopf-Kopf-Spezies um. Demzufolge überwiegt 48 ab
etwa 310 K, während unterhalb dieser Temperatur 48’ im Überschuss vorliegt. Allerdings hat
diese Temperaturabhängigkeit nur eine Gültigkeit bis unterhalb 273 K, da in diesem
Temperaturbereich die zur Drehung der Pyridonat-Liganden notwendige Aktivierungsenergie
erreicht wird. Kühlt man weiter ab, ändert sich das Verhältnis zwischen beiden Spezies nicht
mehr und das Gleichgewicht bleibt in der momentanen Gleichgewichtslage eingefroren (vgl.
45/45’ und 46/46’).
Auffallend und bislang ungeklärt ist die leichte Zunahme der Kopf-Kopf-Spezies 48
gegenüber 48’ bei Temperaturerniedrigung von 283 K auf 273 K, die auch bei wiederholter
NMR-Messung zu beobachten war.
3 Eigene Ergebnisse
60
Ähnlich den Acetonitril-koordinierten Komplexen 45/45’ und 46/46’ ist auch bei den
Phosphan-substituierten Komplexen 47/47’ und 48/48’ eine direkte visuelle Zuordnung
möglich. Während die Farbe der Monophosphan-Komplexe 47 und 48 in Richtung
Rot/Orange geht, erscheinen die Bisphosphan-Komplexe 47’ und 48’ als leuchtend gelbe
Feststoffe. Das größtenteils vorliegende Orange der Lösungen beruht ein weiteres Mal auf
dem Gleichgewicht zwischen beiden Komplexkonstitutionen und ihren Farben.
Die C2-symmetrischen Kopf-Schwanz-diphosphan-Komplexe 47’ und 48’ sind nur noch
mäßig in Chloroform löslich und zersetzen sich in Lösung nach mehreren Stunden.
Nichtsdestotrotz sind beide Komplexe im festen Zustand sehr stabil und können lange Zeit an
Luft bei RT gelagert werden.
3.2.3.2.1 Berechnung thermodynamischer Größen für die Komplexgleichgewichte
Wie im vorhergehenden Kapitel gezeigt wurde, besteht für einige der in Schema 34
aufgeführten Komplexe ein temperaturabhängiges Gleichgewicht, das durch Gl. 1 beschrieben
wird.
(1,1)-[Ru2(µ-HalpyO)2(CO)4L2]
Aus
den
durch
1
(0,2)-[Ru2(µ-HalpyO)2(CO)4L] +
H-NMR-spektroskopische
Integration
ermittelten
L
(Gl. 1)
Gleichgewichts-
verhältnissen in Abhängigkeit von ihrer Temperatur (vgl. Abb. 4, 5, 6, 9, 10) lassen sich
mehrere thermodynamische Größen berechnen. Über die Gleichung
∆G0 = –R T ln K
gelangt man zur Freien Reaktionsenthalpie ∆G0, wobei die Gleichgewichtskonstante K durch
das Konzentrationsverhältnis [Kopf-Kopf]/[Kopf-Schwanz] gegeben ist. Unter Nutzung der
Gibbs-Helmholtz-Gleichung ∆G0 = ∆H0 -T ∆S0 erhält man durch grafische Auftragung von
∆G0 gegen die Temperatur die Reaktionsenthalpien und -entropien der Ligandenumkehr. Die
berechneten Werte sind in den Tabellen 2 und 3 zusammengefasst.
3.2 Komplexsynthesen
61
Tabelle 2: Freie Reaktionsenthalpien der Gleichgewichtsreaktionen nach Gl. 1.
T [K]
350
338
325
313
303
293
283
273
[Ru2(6-Cl-pyO)2
(CO)4(CD3CN)x]
[Ru2(6-Cl-pyO)2 [Ru2(6-Br-pyO)2
(CO)4(PhCN)x] (CO)4(CD3CN)x]
[Ru2(6-Cl-pyO)2 [Ru2(6-Br-pyO)2
(CO)4(PPh3)x]
(CO)4(PPh3)x]
45 / 45'
∆G [kJ mol-1]
0.37 ± 0.15
1.48 ± 0.14
2.61 ± 0.14
3.71 ± 0.13
4.42 ± 0.13
5.49 ± 0.12
6.62 ± 0.12
7.31 ± 0.12
52 / 52'
∆G [kJ mol-1]
47 / 47'
∆G [kJ mol-1]
48 / 48'
∆G [kJ mol-1]
1.08 ± 0.14
2.34 ± 0.14
3.02 ± 0.13
4.02 ± 0.13
4.69 ± 0.12
5.01 ± 0.12
4.97 ± 0.12
-5.59 ± 0.14
-3.44 ± 0.14
-1.74 ± 0.13
-0.66 ± 0.13
0.90 ± 0.12
1.01 ± 0.12
0.40 ± 0.12
0
0
1.54 ± 0.14
2.59 ± 0.14
3.58 ± 0.13
4.38 ± 0.13
5.38 ± 0.12
6.16 ± 0.12
7.42 ± 0.12
46 / 46'
∆G [kJ mol-1]
-4.54 ± 0.15
-3.38 ± 0.14
-2.22 ± 0.14
-1.09 ± 0.13
-0.35 ± 0.13
0.83 ± 0.12
1.93 ± 0.12
2.20 ± 0.12
0
0
0
Tabelle 3: Reaktionsenthalpie und -entropie für die Gleichgewichtsreaktion nach Gl. 1.*
2
∆H0 [kJ mol-1] ∆S0 [kJ mol-1] R
[Ru2(6-Cl-pyO)2(CO)4(CD3CN)x]
(45/45’)
32.2 ± 1.4
0.09 ± 0.004
0.9981
[Ru2(6-Cl-pyO)2(CO)4(PhCN)x]
(52/52’)
31.6 ± 2.3
0.09 ± 0.007
0.9940
[Ru2(6-Br-pyO)2(CO)4(CD3CN)x]
(46/46’)
27.4 ± 2.0
0.09 ± 0.006
0.9956
[Ru2(6-Cl-pyO)2(CO)4(PPh3)x]
(47/47’)
26.1 ± 5.4
0.07 ± 0.017
0.9834
[Ru2(6-Br-pyO)2(CO)4(PPh3)x]
(48/48’)
29.3 ± 18.0
0.10 ± 0.053
0.9957
*
Temperaturbereich siehe Tab. 2.; Ausnahme 48/48’: T = 293–338 K.
3.2.3.2.2 Lösungsmitteleinfluss auf die Konstitution der Komplexe
Versucht man die vierkernigen Komplexe 40 und 41 in Dichlormethan oder Chloroform zu
lösen, so stellt sich auch durch Erhitzen kein Erfolg ein. Anders verhält es sich mit den zuvor
in Acetonitril gelösten Komplexen 45’ und 46’ nach Entfernen von überschüssigem, nicht
koordiniertem Acetonitril. Die dadurch aufgebrochene Dimereinheit (Bildung der
Bisacetonitril-Komplexe 45’ und 46’) bewirkt eine gute Löslichkeit der erhaltenen Feststoffe
in Dichlormethan und Chloroform.
Während die Bis(triphenylphosphan)-Komplexe 47’ und 48’ in nicht-koordinierenden
Lösungsmitteln relativ stabil sind und NMR-spektroskopisch untersucht werden können,
gelingt selbiges mit den Bis(acetonitril)-Komplexen 45’ und 46’ nicht. Stattdessen erfolgt bei
Kontakt mit dem Lösungsmittel die sofortige Abspaltung eines der beiden axialen AcetonitrilLiganden. In beiden Fällen erhält man die für die Kopf-Kopf-Orientieung typische rotorangefarbene Lösung, die in NMR-Experimenten bei Temperaturen von 0–65 °C nur eine
3 Eigene Ergebnisse
62
Spezies aufwies. Eine Temperaturabhängigkeit ist lediglich mit Blick auf die AcetonitrilSignale zu erkennen (Abb. 11).
T [K]
273
300
313
325
338
353
7.5
7.0
6.5
6.0
5.5
5.0
4.5
(ppm)
4.0
3.5
3.0
2.5
2.0
1.5
Abb. 11: Temperaturabhängige 1H-NMR Spektren von [Ru2(µ-ClpyO)2(CO)4(CH3CN)] (45)
in CDCl3 [500 MHz]: Austausch von freiem und gebundenen Acetonitril.
Der verbleibende axiale Acetonitril-Ligand unterliegt einem ständigen Austausch mit freiem
Acetonitril. Im 1H-NMR-Spektrum (CDCl3) können bei 273 K die Signale von freiem und
koordiniertem Acetonitril getrennt voneinander beobachtet werden (45 in CDCl3: δ (ppm) =
2.41 (koordiniert, 3 H) und 2.00 (frei, 3 H)). Die Signalzuordnung zu den entsprechenden
Zuständen des Acetonitrils erfolgte anhand von T1-Relaxationszeitmessungen. Oberhalb
273 K koaleszieren die Signale und liefern aufgrund des auf der NMR-Zeitskala nun
schnellen Austauschs ein einzelnes Singulettsignal bei δ = 2.09 ppm (T = 353 K).
Das Lösen von 45’ in inerten Lösungsmitteln bewirkt eine erneute Umorientierung eines
Pyridonat-Liganden unter Rückbildung der anfänglichen Kopf-Kopf-Konstitution 45. In
dieser mono(acetonitril)-Spezies ist das Acetonitril-Molekül auf der den Halogensubstituenten
entgegen gesetzten Seite des Komplexes koordiniert (vgl. Triphenylphosphan-Ligand in 47).
Es ist allerdings möglich, auch die Kopf-Schwanz-Spezies 45’ in Dichlormethan und
Chloroform aufrecht zu erhalten. Dies kann durch Lösen unterhalb der zur Drehung der
Pyridonatliganden notwendigen Temperatur erreicht werden. Dazu wurde das Acetonitril
abgezogen und der erhaltene gelbe Feststoff 45’ in Deuterochloroform gelöst, das auf -30 °C
temperiert war. Statt der üblichen Orangefärbung bleibt die Lösung bei anhaltender Kühlung
in diesem Fall gelb. Auch ein NMR-Spektrum bei -30 °C zeigt lediglich eine Spezies, die sich
von der zuvor bei RT gemessenen deutlich in ihren chemischen Verschiebungen
unterscheidet. Durch kurzzeitiges Erwärmen (1 min) der Probe 0 °C beobachtet man eine
3.2 Komplexsynthesen
63
Farbänderung von Gelb nach Orange samt Auftreten eines zweiten Signalsatzes (entspricht
der Kopf-Kopf-Spezies 45) im NMR-Spektrum. Bei wiederholtem Erwärmen auf 0 °C kommt
es zum quantitativen Umbau in die Kopf-Kopf-Spezies 45.
C D C l 3 / 2 8 3 K / KK
C D C l 3 / 2 4 3 K / KS
D 3 C C N / 2 4 3 K / KS
7.40
7.30
7.20
7.10
7.00
6.90
6.80
(ppm)
6.70
6.60
6.50
6.40
6.30
6.20
Abb. 12: 1H-NMR Spektren von [Ru2(µ-ClpyO)2(CO)4(H3CCN)1-2]; unten: KS-Isomer 45’ in
CD3CN (T = 243 K); mitte unten: KS-Isomer 45’ in CDCl3 (eingefroren, T = 243 K); mitte
oben: KS- (45’) neben KK-Isomer 45; oben: KK-Isomer 45 in CDCl3 (T = 283 K).
Völlig analog verhält sich der Brompyridonat-bis(acetonitril)-Komplex 46’. Zwar liegt dieser
zu Beginn bereits in einer 1:3-Mischung aus Kopf-Kopf- und Kopf-Schwanz-Isomeren vor,
bildet bei Kontakt mit Chloroform aber ebenfalls vollständig das Kopf-Kopf-Isomer 46.
C D C l 3 / 2 8 3 K / KK
C D C l 3 / 2 4 3 K / KK + KS
D 3 C C N / 2 4 3 K / KK + KS
7.6
7.5
7.4
7.3
7.2
7.1
7.0
6.9 6.8
(ppm)
6.7
6.6
6.5
6.4
6.3
6.2
6.1
Abb. 13: 1H-NMR Spektren von [Ru2(µ-BrpyO)2(CO)4(H3CCN)1-2]; unten: KK- und KSIsomer 46 und 46’ in CD3CN (T = 243 K); mitte: KK- und KS-Isomer 46 und 46’ in CDCl3
(eingefroren, T = 243 K); oben: KK-Isomer 46 in CDCl3 (T = 283 K).
3 Eigene Ergebnisse
64
3.2.3.2.3 Zuordnung der NMR-chemischen Verschiebungen für die Komplexe 45-48
und 45’-48’
Im Hinblick auf die Frage, ob die 1H- und
13
C-NMR-spektroskopischen chemischen
Verschiebungen charakteristische Werte für die Komplexe mit Kopf-Kopf- bzw. KopfSchwanz-Struktur liefern könnten, sollten die Signallagen aller Komplexe jeweils eindeutig
zugeordnet werden.
Nicht für alle der 3 Protonensignale und 5 C-Signale der Pyridonat-Liganden war eine solche
Zuordnung offensichtlich, so dass einige Zusatzexperimente notwendig waren. Während die
Signale der Kerne 4-H und C-4 im
1
H- und
13
C-NMR-Spektrum aufgrund ihres
Aufspaltungsmusters (1H: doppeltes Dublett, J(4-H, 3-H) ≈ J(4-H, 5-H) ≈ 7.0–8.5 Hz) und
mit Hilfe einer C–H-Korrelation sofort und eindeutig zugeordnet werden konnten, sind die als
Dublett (bzw. dd, J1 > J2) vorliegenden Signale für 3-H und 5-H sowie die zugehörigen
13
C-Signale aufgrund recht ähnlicher Signallagen nicht sofort zuzuordnen. Die Zuordnung der
Signale durch 2JC,H-Korrelation zwischen dem halogensubstituiertem Kohlenstoffkern C-6
und Kern 5-H scheitert an der intensitätsmäßig davon nicht zu unterscheidenden
4
JC,H-Korrelation mit dem Wasserstoffkern 3-H. Auf diesem Weg gelingt lediglich die
Signallagenbestimmung von Kern 4-H, die aber bereits anhand des Aufspaltungsmusters
seines 1H-NMR-Signals erfolgt ist. Beim fluorhaltigen Komplex 51’ tritt neben den 3JHH- und
4
JHH-Kopplungen der Pyridonatprotonen eine zusätzliche Kopplung zwischen dem 6-Fluor-
Substituenten und dem vicinalen H-Atom (JHF = 0.9 Hz) in der 5-Position des
Pyridonatliganden auf. Hierdurch kann für diesen Komplex eine vollständige Zuordnung der
Signale erfolgen. Eine weitere Zuordnungsmöglichkeit besteht in selektiven INADEQUATEExperimenten,151 die allerdings aufgrund ihres erhöhten Messzeitbedarfs (hier 72 h) nur
begrenzt anwendbar sind. Exemplarisch wurde dieses Experiment mit [Ru2(CO)4(6-ClpyO)2(CD3CN)2] (45’) in [D3]-Acetonitril durchgeführt. Aus der Anregung von C-6 bei δ =
149.8 ppm (aufgrund des Substituenteneffekts von Cl am weitesten tieffeldverschoben)
resultierte eine Aufspaltung des Signals bei δ = 111.5 ppm, welches folglich dem
benachbarten Kern C-5 entspricht. Die Aufspaltung von 74 Hz liegt im erwarteten Bereich
einer 1JC,C-Kopplung, während aromatische nJC,C-Kopplungen typischerweise unter 10 Hz
liegen.152 In allen Halogenpyridonat-Komplexen liegen die Kopplungen zwischen 3-H und
4-H (8.3–8.6 Hz) bzw. 4-H und 5-H (7.2–7.5 Hz) jeweils in einem sehr engen Bereich, so
dass sich nach Etablieren dieser Gesetzmäßigkeit eine verlässliche Zuordnungsmöglichkeit
ergab. Auf dieser Basis und unter Verwendung von C,H-Korrelationsspektren ließ sich somit
die Zuordnung für alle Komplexe treffen (Tab. 4).
3.2 Komplexsynthesen
65
Tabelle 4: 1H- (500 MHz) und 13C- (125 MHz)-NMR-spektroskopische chemische
Verschiebungen und Kopplungskonstanten der Komplexe 45-51 und 45’-51’; KK = KopfKopf-Konstitution, KS = Kopf-Schwanz-Konstitution.
Konstitutionsformel
Nr. Solvens
[Ru2(CO)4(6-F-pyO)2(CD3CN)]
51
[Ru2(CO)4(6-F-pyO)2(CD3CN)2]
51'
[Ru2(CO)4(6-Cl-pyO)2(CD3CN)]
45
[Ru2(CO)4(6-Cl-pyO)2(CD3CN)2] 45'
[Ru2(CO)4(6-Br-pyO)2(CD3CN)]
46
δ (1H) [Ru2(CO)4(6-Br-pyO)2(CD3CN)2] 46'
[ppm] [Ru (CO) (6-Cl-pyO) (CH CN)] 45
2
4
2
3
[Ru2(CO)4(6-Br-pyO)2(CH3CN)]
46
[Ru2(CO)4(6-Cl-pyO)2(PPh3)]
47
[Ru2(CO)4(6-Cl-pyO)2(PPh3)2]
47'
[Ru2(CO)4(6-Br-pyO)2(PPh3)]
48
[Ru2(CO)4(6-Br-pyO)2(PPh3)2]
48'
CD3CN
KK/KSIsomer
Position am 2-Pyridonatring
2
3
4
5
6
KK
tritt nicht auf
KS
6.19
7.48
6.13
KK
6.24
7.36
6.60
KS
6.49
7.42
6.54
KK
6.48
7.32
6.66
KS
6.27
7.22
6.74
CDCl3
KK
6.56
7.29
6.41
CDCl3
KK
6.60
7.21
6.60
KK
6.10
7.16
6.39
KS
5.68
6.83
5.79
KK
6.10
7.06
6.52
KS
5.69
6.70
5.96
CD3CN
CD3CN
CDCl3
CDCl3
[Ru2(CO)4(6-Cl-pyO)2(Imidazol)] 49
CDCl3
KK
6.38
7.20
6.41
[Ru2(CO)4(6-Br-pyO)2(Imidazol)] 50
CDCl3
KK
6.40
7.13
6.57
[Ru2(CO)4(6-F-pyO)2(CD3CN)]
KK
51'
[Ru2(CO)4(6-F-pyO)2(CD3CN)2]
[Ru2(CO)4(6-Cl-pyO)2(CD3CN)]
CD3CN
45
tritt nicht auf
KS
8.3
KK
8.6
KS
8.6
KK
8.5
KS
8.5
CD3CN
[Ru2(CO)4(6-Cl-pyO)2(CD3CN)2] 45'
[Ru2(CO)4(6-Br-pyO)2(CD3CN)]
46
CD3CN
JH,H
[Hz]
[Ru2(CO)4(6-Br-pyO)2(CD3CN)2] 46'
[Ru2(CO)4(6-Cl-pyO)2(CH3CN)]
45
CDCl3
KK
8.6
[Ru2(CO)4(6-Br-pyO)2(CH3CN)]
46
CDCl3
KK
8.5
[Ru2(CO)4(6-Cl-pyO)2(PPh3)]
47
KK
8.6
KS
8.5
KK
8.5
KS
8.6
CDCl3
[Ru2(CO)4(6-Cl-pyO)2(PPh3)2]
47'
[Ru2(CO)4(6-Br-pyO)2(PPh3)]
48
CDCl3
[Ru2(CO)4(6-Br-pyO)2(PPh3)2]
48'
[Ru2(CO)4(6-Cl-pyO)2(Imidazol)] 49
CDCl3
KK
8.6
[Ru2(CO)4(6-Br-pyO)2(Imidazol)] 50
CDCl3
KK
8.5
8.6,
7.6
8.6,
7.2
8.6,
7.4
8.5,
7.3
8.5,
7.3
8.6,
7.3
8.4,
7.4
8.6,
7.3
8.3,
7.3
8.5,
7.3
8.4,
7.2
8.6,
7.3
8.5,
7.2
7.5
(JH,F = 0.9)
7.2
7.4
7.3
7.3
7.3
7.3
7.3
7.2
7.3
7.2
7.3
7.3
3 Eigene Ergebnisse
66
[Ru2(CO)4(6-F-pyO)2(CD3CN)]
51'
[Ru2(CO)4(6-F-pyO)2(CD3CN)2]
[Ru2(CO)4(6-Cl-pyO)2(CD3CN)]
45
[Ru2(CO)4(6-Cl-pyO)2(CD3CN)2] 45'
[Ru2(CO)4(6-Br-pyO)2(CD3CN)]
46
δ (13C) [Ru2(CO)4(6-Br-pyO)2(CD3CN)2] 46'
[ppm] [Ru2(CO)4(6-Cl-pyO)2(CH3CN)] 45
[Ru2(CO)4(6-Br-pyO)2(CH3CN)]
46
[Ru2(CO)4(6-Cl-pyO)2(PPh3)]
47
[Ru2(CO)4(6-Cl-pyO)2(PPh3)2]
47'
[Ru2(CO)4(6-Br-pyO)2(PPh3)]
48
[Ru2(CO)4(6-Br-pyO)2(PPh3)2]
48'
CD3CN
KK
tritt nicht auf
KS
175.7
111.9
142.5
93.3
KK
175.0
115.2
141.6
111.6 147.8
KS
177.4
114.9
140.7
111.5 150.2
KK
175.4
115.1
141.5
115.3 138.2
KS
177.0
115.3
140.4
115.9 140.5
CDCl3
KK
173.3
114.3
139.6
110.5 146.6
CDCl3
KK
174.1
114.5
139.7
114.5 137.3
KK
172.9
114.0
139.1
110.1 147.1
CD3CN
CD3CN
CDCl3
CDCl3
13
KS
KK
164.4
keine ausreichende Löslichkeit für C-NMR
174.0
114.3
139.2
114.1 138.1
13
KS
keine ausreichende Löslichkeit für C-NMR
[Ru2(CO)4(6-Cl-pyO)2(Imidazol)] 49
CDCl3
KK
173.0
113.8
139.1
110.1 147.3
[Ru2(CO)4(6-Br-pyO)2(Imidazol)] 50
CDCl3
KK
174.1
114.1
139.1
114.1 138.3
Ein Vergleich der Signallagen von 3-H/5-H und von C-3/C-5 zeigt, dass Verschiebungen
dieser Kernpaare abhängig von der Art des Halogenatoms, des Lösungsmittels und den
axialen Liganden sind. Die 5-H Signale sind im Allgemeinen stärker tieffeldverschoben als
die 3-H Signale, unabhängig von der Kopf-Kopf- und Kopf-Schwanz-Konstitution, dem
Lösungsmittel und der Art des axialen Liganden. Ungekehrt verhält es sich lediglich beim
Fluor-substituierten Komplex 51’ und beim Chlor-substituierten Komplex 45 in CDCl3Lösung. Hier erfahren die 3-H Signale eine stärkere Verschiebung zu tiefem Feld. Beim
Brom-substituierten Komplex 46 erhält man in Deuterochloroform für beide Protonen (3- und
5-H) eine identische chemische Verschiebung von δ = 6.60 ppm.
Eine andere Situation tritt bei den Kohlenstoffkernen auf, welche nicht einhergeht mit den
Verschiebungsverhältnissen ihrer zugehörigen Protonen. Hier erfahren die meisten C-3 Kerne
eine stärkere Tieffeldverschiebung. Einziger Ausreißer ist Komplex 46/46’ (sowohl KopfKopf- als auch Kopf-Schwanz-Isomer) in [D3]-Acetonitril, wo C-3 Signale gegenüber den
C-5 Kernen bei höherem Feld auftreten. Analog den chemischen Verschiebungen der
Protonen existiert auch für die Kohlenstoffatome C-3 und C-5 von Komplex 46 in
Deuterochloroform lediglich ein Signal (δ = 114.5 ppm).
Die Zuordnung der Signalsätze für die Kopf-Kopf- gegenüber den Kopf-Schwanzkoordinierten Komplexen wurde auf der Basis der diskutierten strukturanalytischen Befunde
und der temperaturabhängigen NMR-Spektren (Reaktionsgleichgewichte) vorgenommen.
3.2 Komplexsynthesen
67
Während in [D]-Chloroform lediglich die Kopf-Kopf-Spezies existiert, liegen die Komplexen
45/45’ und 46/46’ in [D3]-Acetonitril als Konstitutionsisomere in einem Gleichgewicht
nebeneinander vor. Die Kopf-Schwanz-Spezies ist bei 0 °C jeweils vorherrschend, verliert
jedoch mit steigender Temperatur an Anteil zugunsten des Kopf-Kopf-Isomers. Somit sind
die beiden Signalsätze leicht voneinander zu unterscheiden und können, jeder für sich
betrachtet, nach oben aufgeführtem Schema zugeordnet werden.
Die Gültigkeit der Verschiebung bei steigender Temperatur zugunsten der Kopf-Kopf-Spezies
beweisen NMR-Messungen an den Mono(triphenylphosphan)- und Bis(triphenylphosphan)Komplexen. Anhand der NMR-Spektren der isolierten Monophosphan-Komplexe 47 und 48
können
auch
in
temperaturabhängigen
Gleichgewichtslösungen
die
Signale
der
Monophosphankomplexe eindeutig zugeordnet werden. Die bei Verwendung eines
Phosphanüberschusses zusätzlich auftretenden Signale stammen somit von den DiphosphanKomplexen 47’ und 48’ mit Kopf-Schwanz-Konstitution.
3 Eigene Ergebnisse
68
3.2.4
Komplexe mit 2-Aminopyridin-Liganden
In der Literatur sind bislang keine Komplexe des Typs [Ru2(µ-L)2(CO)4] beschrieben worden,
die anstelle der 2-Pyridonat-Liganden einen zweizähnigen anionischen 2-AminopyridinLiganden enthalten. Dennoch sind eine Reihe von mehrkernigen Rutheniumkomplexen mit
2-Aminopyridin-Liganden bekannt, wobei sehr unterschiedliche Komplexgerüste generiert
wurden.120, 153 Die Reaktion von Ru3(CO)12 mit 2-Aminopyridin in siedendem Toluol führte
unter Erhalt des Ru3-Kerns zum Komplex 53, in dem lediglich ein 2-Aminopyridin-Molekül
in µ3-Koordination eingebaut ist (Schema 38).120
R
N
OC
OC
NH
Ru
OC OC
Ru
Ru
CO
CO
CO CO
CO
53
Schema 38: Literaturbekannter, dreikerniger Amidopyridin-Komplex 53.
Sämtliche eigenen Versuche zur Darstellung zweikerniger 2-Amidopyridin-Ruthenium(I,I)Komplexe ausgehend von Ru3(CO)12 deuten auf analoge Resultate hin. Wäre diese Reaktion
ebenso verlaufen wie bei der Synthese der zuvor beschriebenen Pyridonat-Komplexe, so hätte
man schwerlösliche Dimere bzw. unlösliche Koordinationspolymere erwarten können, was in
keinem Experiment beobachtet werden konnte. Auch Reaktionsführungen in koordinierenden
Lösungsmitteln wie Acetonitril, bei denen sich eine direkte Aufspaltung eventuell
vorhandener Koordinationsverknüpfungsstellen ergeben würde, konnten keinen Erfolg
verbuchen.
Anders verlief die Reaktion von [Ru2(µ-OAc)2(CO)4(H3CCN)2] (18) mit 2-Amino6-methylpyridin in Toluol. Dabei wurde der gelbe Komplex 54 isoliert, in dem ein
Acetatligand des Ausgangskomplexes durch einen 2-Acetamidinopyridin-Liganden ersetzt ist
(Schema 39). Die Struktur konnte durch eine Kristallstrukturanalyse ermittelt werden
(Abb. 28, Kap. 3.2.4). Wieder liegt im festen Zustand ein Koordinationspolymer aus zwei
Diruthenium-Komplexeinheiten vor.
3.2 Komplexsynthesen
69
Zur Synthese von 54 wurde Komplex [Ru2(µ-OAc)2(CO)4]n (17) durch Erwärmen in
Acetonitril
gelöst
(Schema
39),
wobei
[Ru2(µ-OAc)2(CO)4(H3CCN)2] (18) bildete,98,
154
sich
der
Bisacetonitril-Komplex
der mit vier Äquivalenten 2-Amino-
6-methylpyridin in Toluol erhitzt wurde. Die abgespalteten Essigsäure wurde über eine
K2CO3-gefüllte Soxhlet-Apparatur entfernt. Die Reaktionszeit variierte zwischen 48 und
72 Stunden.
Nach
Auftreten
des
ersten
Niederschlags
an
[Ru2(µ3-6-Me-
2-(NHC(Me)=N)py)(µ-OAc)(CO)4]2 (54) wurde für weitere sechs Stunden erhitzt. Während
eine kürzere Reaktionszeit zu einer geringeren Menge an ausgefallenem Komplex 54 führte,
erfolgte durch längeres Erhitzen teilweise Zersetzung des ausgefallenen Feststoffes.
Trotz des verwendeten vierfachen Überschusses an 2-Amino-6-methylpyridin wurde lediglich
ein Acetatligand ausgetauscht. Auch durch weitere Erhöhung des Ligand/Metall-Verhältnisses
gelang es nicht, auch den zweiten Acetat-Ligand zu ersetzen. Die neu in den Komplex
eingebaute 2-Acetamidino-6-methylpyridin-Einheit fungiert als dreizähniger Ligand unter
Verwendung aller drei N-Atome. Dabei übernimmt die Amidino-Gruppe die Überbrückung
der Ru–Ru-Bindung und das Pyridin-N-Atom koordiniert in der axialen Position an eines der
Rutheniumatome. Ähnliche Komplexstrukturen der Summenformeln [Ru2(dpa)2(CO)4] (Hdpa
= Bis(2-pyridyl)amin) und [Ru2(bmnapy)2(CO)4] (Hbmnapy = 2-Benzylamino-7-methyl1,8-naphthylpyridin) finden sich bereits in der Literatur.155-157
In Analogie zum Reaktions- und Koordinationsverhalten der DirutheniumpyridonatKomplexe 40-42 (Schema 34) kann davon ausgegangen werden, dass auch 54 in Form eines
zentrosymmetrischen Koordinationsdimers mit einem zentralen Ru–O–Ru–O-Vierring
vorliegt. Die Unlöslichkeit von 54 in nichtkoordinierenden organischen Lösungsmitteln deckt
sich mit dieser Annahme. Die Strukturzuordnung von 54 beruht hauptsächlich auf der
Folgereaktion mit den Donormolekülen PPh3 und Acetonitril, aus der die Zweikernkomplexe
55 bzw. 56 resultieren, die in nahezu allen gängigen organischen Lösungsmitteln gut löslich
sind. Hiervon wurde Komplex 56 durch Kristallstrukturanalyse (Abb. 28, Kap. 3.2.4)
eindeutig identifiziert. Eine Reaktionsübersicht zur Synthese von 54 samt durchgeführten
Folgereaktionen ist in Schema 39 abgebildet.
3 Eigene Ergebnisse
70
O
O
O
O
Ru
OC
Ru
OC
CO
CO
17
n
H3CCN
50 °C
O
O
O
N
OC
Ru
Ru
OC
CO
18
CO
O
N
4 Äquiv. 2-Amino-6-methylpyridin
∆T / Toluol
CO
CO
N
NH
N
O
O
Ru
OC
CO
N
N
CO
N
54 (44%)
H3CCN
50 °C, 10 min
NH
O
Ru
OC
O
NH
PPh3, CH2Cl2
RT, 30 min
N
Ru
Ru
O
Ru
OC
CO
CO
OC
CO
55
N
O
Ru
PPh3
OC
CO
NH
O
N
O
Ru
Ru
OC
CO
56
CO
N
Schema 39: Synthese und Folgereaktionen des 2-Acetamidinopyridin-koordinierten
Komplexes 54.
Mittels Isotopenversuchen mit [D3]-Acetonitril konnte belegt werden, dass das im
Acetamidino-Liganden eingebaute Acetonitril-Molekül aus dem Lösungsmittel stammt.
Durch Lösen des Rutheniumacetats 17 in [D3]-Acetonitril verschwindet in den Produkten 55
und 56 das 1H-NMR-Signal (CD3CN) der Acetonitril-Methylgruppe, während die Signale der
3.2 Komplexsynthesen
71
übrigen zwei Methylgruppen (Acetat und Me-Pyridin, δ = 1.80 und 2.36 ppm) bestehen
bleiben. Wird der aus dieser Reaktion hervorgehende Feststoff 54 in nicht-deuteriertem
Acetonitril gelöst, dient dieses lediglich zur Spaltung des Koordinationsdimers. Sowohl ein
nachträglicher Einbau zur Amidinium-Gruppe als auch ein Austausch mit dieser kann
aufgrund
des
weiterhin
fehlenden
1
H-NMR
Signals
(56:
[D3]-Acetamidino
statt
[H3]-Acetamidino) ausgeschlossen werden. Nach Abziehen überschüssigen Acetonitrils und
Lösen in [D3]-Acetonitril findet ein sofortiger Austausch mit im Überschuss vorliegendem
CD3CN statt und im 1H-NMR Spektrum wird das Signal von einem Äquivalent freiem
Acetonitril (δ = 1.96 ppm) beobachtet.
Die
Frage
nach
der
Bildung
des
(Acetamidino)pyridin-Liganden
unter
den
Reaktionsbedingungen lässt zwei plausible Erklärungen zu:
a)
Die Bildung von Komplex 54 folgt auf eine vorangegangene Amidinsynthese, d.h.
unter Beteiligung des schon gebildeten dreizähnigen Liganden.
b)
Der Amidin-Ligand wird erst in der Koordinationssphäre des Rutheniums
aufgebaut und liegt nicht in freier Form vor.
Der
Versuch,
2-Acetamidino-6-methylpyridin
ohne
Anwesenheit
des
Ruthenium-
Ausgangskomplexes (18) herzustellen, war erfolglos. Sowohl eine Reaktionsführung in
Toluol mit kleiner Menge Acetonitril, als auch das direkte Erhitzen von 2-Aminopyridin in
reinem Acetonitril führten nicht zum Erfolg. Literaturvorschriften berichten von drastischeren
Reaktionsbedingungen (Einsatz von Natriumamid, Aluminiumchlorid oder Salzsäure), die
sich zum direkten Aufbau des Amidingerüsts aus einem primären Amin und Acetonitril als
notwendig erweisen.158-162 Der direkte Aufbau des Amidinligands vor seinem ersten
Metallkontakt scheint daher ausgeschlossen werden zu können. Somit stellt die hier
gefundene Reaktionsweise einen interessanten Zugang zu Acetamidinen dar sofern es gelingt,
den dreifach gebundenen Liganden wieder leicht und effektiv abzuspalten.
Durch den direkten Einsatz des Amidin-Liganden sollte geklärt werden, ob hierdurch der
Austausch beider Acetyl-Liganden erreicht werden kann. Leider erwiesen sich die in der
Literatur beschriebenen Amidin-Synthesen bisher als wenig ergiebig und lieferten nicht die
gewünschte Menge an reinem Amidinligand für die geplante Umsetzung.
3 Eigene Ergebnisse
72
3.3
Einkristallstrukturanalysen
Die Datensammlung für alle in dieser Arbeit beschriebenen Kristallstrukturen wurden mit
einem Image-Plate Diffraktometer (Stoe IPDS) unter Verwendung monochromatischer
Mo-Kα Röntgenstrahlung (λ = 0.71073 Å) gemessen. Für die Verbindungen 40, 48 und 50
wurden die Rutheniumatome mittels einer Patterson-Karte lokalisiert und die Lage der
übrigen Nicht-Wasserstoffatome in anschließenden Fouriersynthesen ermittelt. Alle anderen
Strukturen wurden vollständig mit direkten Methoden gelöst. Alle Strukturen wurden mit
einer Full-matrix-Least-squares-Methode verfeinert. Die Positionen der Wasserstoffatome
wurden mit wenigen Ausnahmen geometrisch berechnet.
Eine Zusammenstellung kristallographischer Daten sowie Angaben zur Datensammlung,
Lösung und Verfeinerung der Strukturen findet sich im Anhang (Kap. 6). Ebenfalls in den
Tabellen des Anhangs finden sich die CCDC-Hinterlegungsnummern.
3.3.1
6-Alkylpyridin-2-olat-Komplexe 30 und 31
Einkristalle des 6-Methyl-2-pyridonat-Komplexes 30 und des Tetrahydro-2-chinolonatKomplexes 31 erhielt man durch sehr langsames Abkühlen (5 °C pro 12 h) einer gesättigten
(ca. 3 mg in 1 ml), auf 105 °C temperierten Toluollösung des entsprechenden Komplexes. Die
Festkörperstrukturen von 30 und 31 sind in den Abbildungen 14 und 15 gezeigt. In beiden
Fällen handelt es sich um zentrosymmetrische, vierkernige Komplexe, die in den strukturellen
Details weitgehend übereinstimmen. Beim Vergleich der Bindungslängen ist zu
berücksichtigen, dass die Datensammlung bei unterschiedlichen Temperaturen (173 bzw.
280 K) durchgeführt wurden (Tab. 5).
3.3 Einkristallstrukturanalysen
73
C13
O4
C9
C14
Ru1#
Ru2#
N2
O3
O5
C3
C15
N1
Ru2
Ru1
C7
C1
C8
O1
C16
C2
O6
O2
Abb. 14: Festkörperstruktur von 30; thermische Schwingungsellipsoide sind mit einer
30 proz. Aufenthaltswahrscheinlichkeit abgebildet. Auf Abbildung der Protonen wurde
verzichtet.
C3
C2
O4#
Ru2#
O3
N1
C16
Ru1
O4
C1
Ru1#
O3#
Ru2
C15
N2
Abb. 15: Festkörperstruktur von 31; thermische Schwingungsellipsoide sind mit einer
30 proz. Aufenthaltswahrscheinlichkeit abgebildet.
Komplex 31 enthält im Kristall ein Toluolmolekül pro asymmetrischer Einheit, welches keine
bindungsrelevanten Kontakte zum Komplexmolekül ausbildet und auch eine gewisse
Fehlordnung aufzeigt (Schwingungsellipsoide). Die Strukturen von 30 und 31 können als eine
zentrosymmetrische Anordnung zweier zweikerniger Komponenten beschrieben werden, die
3 Eigene Ergebnisse
74
unter Bildung planarer Ru–O–Ru–O-Vierringe über zwei Ru–O Bindungen miteinander
verknüpft sind. Innerhalb der Ringe unterscheiden sich jeweils die zwei vom selben
Metallatom ausgehenden Ru–O Bindungslängen um 0.06–0.09 Å. Die Ru–O–RuBindungswinkel liegen nahe bei 120°. Basis der vierkernigen Komplexe ist ein
sechsgliedriger Ru–Ru–O–Ru–Ru–O-Ring mit annähernder Planarität. Der zuvor erwähnte
Vierring steht senkrecht auf diesem Sechsring und teilt den nicht in seiner Ebene liegenden
Rutheniumatomen eine „para“ -Position zu.
Jedes der vier Rutheniumatome weist eine verzerrte oktaedrische Konfiguration auf. Von den
beiden Metallatomen in einer zweikernigen Untereinheiten ist das Ru(1)-Atom mit einem
2-Pyridonat-Ligand in einer η2-(N,O) Weise koordiniert, während der zweite 2-PyridonatLigand die beiden benachbarten Atome Ru(1) und Ru(2) überbrückt. Zusätzlich koordinieren
beide Sauerstoffatome der Pyridonatliganden an jeweils einen weiteren Rutheniumkern. Das
Motiv der µ3-Koordination eines der beiden Pyridonat-Liganden ist bereits von dreikernigen
Metall-hydrido-Komplexen wie [Ru3(µ-H)(µ3-6-(phenylamido)pyridin)(CO)9], [Ru3(µ-H)(µ3pyridin-2-thiolat)(CO)9] und [Os3(µ-H)(µ3-pyridin-2-olat)(CO)9] bekannt.123, 138, 163
Die Ru(1)–Ru(2)-Bindungslängen liegen mit 2.6497(3) Å (30) und 2.6674(4) Å (31) im
Bereich von Ru–Ru Einfachbindungen, sind allerdings kürzer als im zweikernigen
2-Pyridonat-Komplex [Ru2(µ-pyO)2(CO)4(L)2] (L = 2-Hydroxypyridin: 2.670(1) Å; L = PPh3:
2.7108(4) Å).121,
123
Die Bindungslängen in den Pyridonat-Liganden sprechen eher für den
Bindungscharakter eines Pyridin-2-olats als eines 2-Oxopyridin-1-ats. Interessanterweise sind
die Cring–O-Bindungen dieser Liganden (30: 1.321(3) und 1.343(3) Å; 31: 1.315(4) und
1.338(4) Å) deutlich länger als im zuvor erwähnten Pyridonatkomplex (1.301–1.305 Å123 und
1.288–1.292 Å121), was auf die Koordination an zwei statt ein Metallatom zurückzuführen
sein mag. Die Bindungslängen der Kohlenmonoxid-Liganden sind in 30 nahezu identisch
(1.149(3)–1.156(3) Å), während sie in 31 über einen weiteren Bereich verteilt sind (1.338(4)–
1.159(4) Å).
3.3 Einkristallstrukturanalysen
75
R2
CO
9
R1
2
R
R1
N2 OC15
3
O3
O
CO
4
2#
Ru
Ru
CO
N1 Ru1
O
Ru2
N
O4#
16
1
C O C2OO C
30, 31
R1
CO
R2
N
R1
R2
Tabelle 5: Ausgesuchte Bindungslängen und -winkel der Komplexe 30 und 31.
R1
R2
R1---R2
30
31
Me
H
(CH2)4
Bindungslängen [Å]
Ru(1)–Ru(2)
Ru(1)–N(1)
Ru(1)–N(2)
Ru(1)–O(3),
Ru(2#)–O(3)
Ru(2)–O(4)/O(4#)
Ru(1)–C(O)
Ru(2)–C(O)
N(1)–C(–O), N(2)–C(–O)
(N–)C(3)–O, (N–)C(9)–O
2.6497(3)
2.231(2)
2.191(2)
2.1745(17),
2.2113(15)
2.1259(17),
2.1853(16)
1.836(3), 1.850(3)
1.827(3), 1.847(3)
1.358(3), 1.347(3)
1.321(3), 1.343(3)
2.6674(4)
2.219(3)
2.202(3)
2.174(2),
2.225(2)
2.110(2), 2.198(2)
1.834(3), 1.849(3)
1.827(3), 1.828(4)
1.350(4), 1.346(4)
1.315(4), 1.338(4)
149.54(5)
84.06(5)
77.16(4), 83.42(4)
78.46(7)
101.54(7)
110.4(2),
118.2(2)
92.53(8), 90.21(7)
93.75(8), 95.51(7)
149.02(6)
84.27(7)
76.64(6), 84.21(6)
77.90(8)
102.10(8)
111.8(3),
118.7(3)
97.06(12), 88.86(12)
89.14(12), 100.47(12)
-33.68(7)
-8.14(8)
0.0
-33.23(8)
-10.60(10)
0.0
Bindungswinkel [o]
Ru(2)–Ru(1)–N(1)
Ru(2)–Ru(1)–N(2)
Ru(1)–Ru(2)–O(4)/O(4#)
O(4)–Ru(2)–O(4#)
Ru(2)–O(4)–Ru(2#)
N(1)–C(3)–O(3),
N(2)–C(9)–O(4)
Ru(2)–Ru(1)–C(O)
Ru(1)–Ru(2)–C(O)
Torsionswinkel [o]
N(2)–Ru–Ru–O(4)
Ru(2)–Ru(1)–O(3)–Ru(2#)
O(4)–Ru2–O(4#)–Ru(2#)
3 Eigene Ergebnisse
76
3.3.2
6-Aryl-substituierte Pyridin- bzw. Pyridonat-Komplexe
R3
R3
7
18
N1
5
1
N1
2
R2 R N
OC
O1
Ru1
13
Ru2 24
2
O
CH3
CO
OC
CO
CH3
11
Ru
O23C
22
16
N2
24
CO
37
34, 36
Tabelle 6: Ausgesuchte Bindungslängen und -winkel der Komplexe 34, 36 und 37.
34
36
37
R1
R2
R3
O(7)–H
O(8)–H
Ph
H
H
H
Bindungslängen [Å]
Ru(1)–N(1),
Ru(2)–N(2)
Ru(1)–O(1)/O(2)
Ru(2)–O(1)/O(2)
Ru(1)–C(13), Ru(2)–(24)
N(1)–C(7), N(2)–C(18)
C(7)–O(7), C(18)–O(8)
O(7)–H(O7), O(8)–H(O8)
O(1)···H(O7), O(2)···H(O8)
Ru(1)–C(O)
Ru(2)–C(O)
Bindungslängen
[Å]
2.1321(17),
2.1422(16)
2.2115(15),
2.1268(14)
2.1367(14),
2.2124(15)
2.039(2), 2.044(2)
1.342(3), 1.339(3)
1.327(3), 1.325(2)
0.78, 0.84
1.76, 1.73
1.853(2), 1.873(2)
1.841(2), 1.872(2)
2.113(3),
2.128(3)
2.179(2), 2.099(2)
Ru–N(1),
Ru–N(2)
2.1456(16),
2.1774(18)
2.056(4), 2.064(4)
1.344(5), 1.352(5)
Ru–C(11), Ru–C(22)
N(1)–C(5), N(2)–C(16)
2.068(2), 2.112(2)
1.363(3), 1.364(3)
1.862(4), 1.876(4)
1.863(4), 1.866(5)
Ru–C(23)
Ru–C(24)
1.927(2)
1.857(2)
2.117(2), 2.156(2)
Bindungswinkel [o]
O(1)–Ru(1)–O(2)
O(1)– Ru(2)–O(2)
Ru(1)–O(1)–Ru(2)
Ru(1)–O(2)–Ru(2)
N(1)–Ru(1)–C(13)
N(2)–Ru(2)–C(24)
O(7)–H(O7)···O(1)
O(8)–H(O8)···O(2)
Bindungswinkel [o]
76.90(5)
76.68(5)
101.78(6)
102.08(5)
79.47(7)
79.83(7)
173.3
172.2
75.66(9)
75.80(9)
101.15(10)
102.48(10)
79.07(15)
79.24(14)
Torsionswinkel [o]
Ru–O(1)–Ru–O(2)
O(1)–Ru–N(1)–C(7)
O(2)–Ru–N(2)–C(18)
N(1)–Ru–C(11)
N(2)–Ru–C(22)
C(23)–Ru–C(24)
N(1)–Ru–C(22)
N(1)–Ru–C(24)
N(2)–Ru–C(23)
N(2)–Ru–C(11)
78.98(8)
77.76(7)
91.55(9)
88.01(7)
171.18(8)
99.97(9)
166.17(7)
Torsionswinkel [o]
-11.97(5)
18.79(17)
18.52(17)
-16.51(10)
18.5(3)
11.0(3)
N(2)–Ru–C(11)–C(6)
C(11)–Ru–N(2)–C(16)
48.3(4)
38.2(4)
3.3 Einkristallstrukturanalysen
3.3.2.1
77
Festkörperstruktur des 4,6-Diphenyl-2-pyridonat-Komplexes 34
Hellgelbe Einkristalle von 34 erhielt man aus einer Dichlormethan-Lösung durch
Einkondensieren von Pentan bzw. direkt aus einer Methanollösung durch langsames
Abdampfen, in der Komplex 33’ zuvor erwärmt wurde. Abb. 16 zeigt einen Plot der
Molekülstruktur.
C36
C18
C35
C23
C9
C8
C26
C27
O7
C10
C7
O3
C11
N1
N2
C1
C3
C12
Ru1
C17
O1
O8
Ru2
C13
C16
C4
O2
C15
C5
C6
C14
O4
C2
O5
O6
Abb. 16: Festkörperstruktur von 34; thermische Schwingungsellipsoide sind mit einer
50 proz. Aufenthaltswahrscheinlichkeit abgebildet. Auf Abbildung der Protonen wurde
verzichtet (Ausnahme: Pyridin-OH und Methanolat –CH3).
Trotz der C2-symmetrischen Struktur haben die Moleküle im Kristall keine exakte
kristallographische C2-Symmetrie. Die beiden Rutheniumatome haben eine verzerrte
oktaedrische Koordinationssphäre mit der C–NPyridin-Bindung in axialer Position. Der Vierring
aus zwei Rutheniumatomen und zwei Methanol-Sauerstoffatomen hat zwei deutlich
unterschiedliche Ru–O-Bindungslängen pro Metallatom (2.127(1) und 2.137(1) Å vs.
2.212(2) Å). Der Methanolat-Sauerstoff besitzt eine pyramidale Konfiguration, wobei die
endocyclischen Ru–O–Ru Bindungswinkel (101.78° und 102.08°) wie auch die Ru–O–C und
Ru–O···H(O) Winkel im Bereich der erwarteten sp3-Hybridisierung des Sauerstoffes liegen.
Wie zu erwarten sprechen die Bindungslängen der CPyridon–O-Bindung (1.327(3) und
1.325(2) Å) eher für eine Hydroxylgruppe als eine Oxo-Funktion. Die Pyridinringe liegen mit
ihren ortho-metallierten Phenylsubstituenten annähernd in einer Ebene (Torsionswinkel ~ 5°)
und zueinander parallel. Hingegen sind die Phenylgruppen an der C-4-Position der
Pyridinringe unterschiedlich gegenüber letzteren verdrillt (Torsionswinkel: C(10)–C(9)–
C(18)–C(23) 2.1°, C(27)–C(26)–C(35)–C(36) 23.5°).
3 Eigene Ergebnisse
78
3.3.2.2
Festkörperstruktur des 6-Phenylpyridin-Komplexes 36
C9
C8
C10
C7
C11
C18
N1
C17
C12
N2
O3
O1
C3
C1
Ru1
Ru2
C16
C13
O2
C14
C15
C4
C5
O5
C2
C6
O4
O6
Abb. 17: Festkörperstruktur von 36; thermische Schwingungsellipsoide sind mit einer
50 proz. Aufenthaltswahrscheinlichkeit abgebildet.
Die Konstitution sowie die Konfiguration an den beiden Rutheniumatomen des Komplexes 36
(Abb. 17) entsprechen den Befunden für Komplex 34. Eine Gegenüberstellung ausgewählter
Bindungslängen und -winkel ist in Tab. 6 gegeben. Dabei fällt auf, dass alle vier Ru–OBindungen in 36 gegenüber Komplex 34 deutlich verkürzt sind (2.127–2.137 zu 2.099–
2.117 Å und 2.211–2.212 zu 2.156–2.179 Å), wodurch ein kompakterer Vierring entsteht. Ein
weiterer signifikanter Unterschied findet sich in den O1–Ru1–N1 und Ru1–N1–C7 Winkeln
(und ihren Entsprechungen am zweiten Rutheniumatom), die bei Komplex 34 um 1.5–2°
größer ausfallen. Verantwortlich sind dafür wohl die Hydroxyl-Gruppen an den Pyridinringen
von 34, die aufgrund ihres Raumanspruchs die Liganden unter Winkelvergrößerung nach
Außen drücken.
3.3 Einkristallstrukturanalysen
3.3.2.3
79
Festkörperstruktur des Komplexes [Ru(2-C6H4-pyridin)2(CO)2] (37)
C3
C2
C4
C1
C5
C6
N1
C7
C8
C22
N2
C11
Ru1
C9
C10
C23
C24
O1
O2
Abb. 18: Festkörperstruktur von 37; thermische Schwingungsellipsoide sind mit einer
50 proz. Aufenthaltswahrscheinlichkeit abgebildet.
Einkristalle von Komplex 37 wurden direkt aus einem frühzeitig abgebrochenen
Reaktionsansatz zur Synthese von Komplex 36 nach mehrtägigem Stehen bei RT erhalten.
Zusätzlich konnten sie aus einer Dichlormethan-Lösung von isoliertem 37 durch Abdampfen
des Lösungsmittels bei RT kristallisiert werden. Beide Festkörperstrukturen stimmen sowohl
in ihren kristallographischen Daten als auch in ihren Bindungslängen und -winkel überein.
Von den beiden 2-Phenylpyridin-Liganden nimmt einer die faciale, der zweite die
meridionale Anordnung ein. Trotz der Einfachheit des Strukturtyps und der Vielzahl
bekannter ortho-metallierter 2-Arylpyridine scheint Komplex 37 bisher nicht bekannt zu sein.
Einer der beiden Carbonyl-Liganden ist dabei trans-ständig zu einem Stickstoffatom
angeordnet, der andere trans-ständig zu einem Kohlenstoffatom des zweiten PhenylpyridinylLiganden.
3 Eigene Ergebnisse
80
3.3.3
6-Halogenpyridin-2-olat-Komplexe
3.3.3.1
Kopf-Kopf-Komplexe
Einkristalle der 6-Chlorpyridin-2-olat-Komplexe [Ru2(6-Cl-pyO)2(CO)4]2 (40) und [Ru2(6-ClpyO)2(CO)4(MeOH)]2 (43) erhielt man direkt aus den Reaktionslösungen. Hierzu wurde die
durch Filtration vom ausgefallenen Niederschlag gereinigte Mutterlauge auf RT abgekühlt.
Zur Kristallisation ließ man drei Tage bei 8 °C stehen und erhielt rote Kristalle, die bei
Komplex 40 von blockartiger, bei Komplex 43 von prismatischer Gestalt sind. Einkristalle
von [Ru2(6-F-pyO)2(CO)5]2 (42) wuchsen aus einem nach 4 h Reaktionszeit heiß
entnommenen und filtrierten Volumen der Reaktionslösung, das langsam (10 °C / h) von
100 °C auf RT gekühlt wurde. Man erhielt orange Kristalle von nicht umgesetztem Ru3(CO)12
und hellgelbe, stäbchenförmige Kristalle, die manuell voneinander getrennt wurden. Durch
Kristallisation aus heißer Cyclohexanlösung wurden rubinrote Kristalle von [Ru2(6-ClpyO)2(CO)4(PPh3)] (47) und orange-gelbe Kristalle von [Ru2(6-Br-pyO)2(CO)4(PPh3)] (48)
erhalten.
Die Komplexe 40, 42, 43, 47 und 48 weisen eine Kopf-Kopf-(0,2)-Ausrichtung ihrer zwei
Pyridonatliganden auf, was bedeutet, dass die Halogenatome der beiden Pyridonatliganden in
Richtung der gleichen axialen Koordinationsstelle zeigen. Dabei sind die intramolekularen
Cl···Cl (3.60 Å) und Br···Br (4.00 Å) Abstände kleiner als die Summe ihrer van-der-Waals
Radien, wohingegen die Distanz zwischen den zwei Fluoratomen (3.74 Å) deutlich größer als
der doppelte Volumenradius (2.80 Å) ist. Hieraus resultiert die bereits in Kapitel 3.1.3.1
besprochene Besetzungssituation der axialen Koordinationsstellen, die in Abhängigkeit der
Halogene
unterschiedlich
ausfällt.
Über
die
sterische
Abschirmung
der
axialen
Koordinationsstelle wurde unter Bezug auf den Diruthenium(II,II)-Komplex (2,2)-Tetrakis(6chloropyridin-2-olato)diruthenium von Cotton et al. berichtet.124
Bei den Komplexen 40 (Abb. 20) und 42 (Abb. 19) vervollständigt das zweite, O,Osubstituierte Rutheniumatom seine Ligandensphäre durch Koordination eines PyridonatSauerstoffatoms eines weiteren zweikernigen Komplexes, der wiederum eine Ru–O-Bindung
mit dem ersten Molekül ausbildet. Auf diese Weise entsteht ein zentrosymmetrisches Dimer
mit einem planaren Ru–O–Ru–O-Zyklus als Grundgerüst, wobei die axialen Ru–O-Abstände
um 0.09–0.19 Å länger ausfallen als die äquatorialen.
3.3 Einkristallstrukturanalysen
81
C3
C4
Ru2’
C5
C2
O1
C1
N1
O4’
Ru2
O6 C14
O4
F1
O2
C8
C9
C6
Ru1
N2
C13
O5
C15
O7
C10
C12
C7
O3
C11
F2
Abb. 19: Festkörperstruktur von [Ru2(6-F-pyO)2(CO)5]2 (42); thermische
Schwingungsellipsiode sind mit 30 proz. Wahrscheinlichkeit angegeben. Das
Koordinationsdimer besitzt ein kristallographisches Symmetriezentrum. Geometrie des
RuORuO-Grundgerüstes: Ru2–O4 2.137(2) Å, Ru2–O4’ 2.283(2) Å, O4–Ru2–O4’ 75.53(7)°,
Ru2–O4–Ru2’ 104.47(7)°, O4–Ru2–O4’–Ru2’ 0.0°.
C3
C4
C2
C5
O2
O1
C1 N1
Cl1
C6
O6
O4’
C14
Ru2
Ru1
Ru1’
C7
O4
Ru2’
C13
O3
N2
C8
O5
Abb. 20: Festkörperstruktur von [Ru2(6-Cl-pyO)2(CO)4]2 (40); thermische
Schwingungsellipsiode sind mit 30% Wahrscheinlichkeit angegeben. Das Koordinationsdimer
besitzt ein kristallographisches Symmetriezentrum. Geometrie des RuORuO-Grundgerüstes:
Ru2–O4 2.141(2) Å, Ru2–O4’ 2.227(2) Å, O4–Ru2–O4’ 78.24(10)°, Ru2–O4–Ru2’
101.76(10)°, O4–Ru2–O4’–Ru2’ 0.0°.
82
R
N
R
2
L
OC
O
N
O
Ru
Ru
OC
CO
CO
L1
42, 40, 43, 47, 48, 50
Tabelle 7: Ausgesuchte Bindungslängen und -winkel der Komplexe 40, 42 und 43, 47, 48 und 50.
42 b)
40 b)
43
47
48 c)
50
F
Cl
Cl
Cl
Br
Br
L
Opy
Opy
HOCH3
PPh3
PPh3
Imidazol-2-yliden
L2
CO
−
−
−
−
−
Ru–Ru
2.6393(4)
2.6081(8)
2.6281(3)
2.6627(6)
2.6620(5)–2.6738(5)
2.6754(5)
Ru–N
2.169(2), 2.183(2)
2.119(3), 2.175(3)
2.154(2), 2.157(2)
2.142(2), 2.167(2)
2.139(3)–2.168(3)
2.165(3), 2.160(4)
Ru–O
2.091(2), 2.137(2)
2.099(2), 2.141(2)
2.098(2), 2.117(2)
2.109(2), 2.120(2)
2.083(2)–2.114(3)
2.097(3), 2.117(3)
Ru–C(O)
1.840(3)–1.886(3)
1.843(4)–1.861(4)
1.839(3)–1.850(3)
1.844(3)–1.853(3)
1.839(5)–1.862(5)
1.836(5)–1.846(4)
N–C(–O)
1.331(4), 1.368(3)
1.351(5), 1.354(5)
1.361(4), 1.363(3)
1.347(3), 1.355(3)
1.362(5)–1.378(4)
1.361(5), 1.364(5)
1.273(3), 1.302(3)
1.300(4), 1.315(4)
1.290(3), 1.295(3)
1.285(3), 1.290(3)
1.278(4)–1.378(4)
1.298(4), 1.275(5)
3.742
3.484
3.387
3.534
3.699−3.726
1
2.283(2)
2.227(2)
2.198(2)
2.414(1)
2.387(1)–2.391(1)
2.112(4)
2
1.990(3)
–
–
–
–
–
R
1
Bindungslängen[Å]
(N–)C–O
Hal···Hal
Ru–L
Ru–L
d)
83
Bindungswinkel [o]
RuO,O–RuN,N–N
81.07(6), 82.42(6)
83.05(8), 84.08(8)
83.54(6), 85.42(6)
82.62(5), 84.62(5)
83.30(8)–85.35(8)
84.40(8), 83.23(9)
RuO,O–RuN,N–C(O)
89.66(9), 89.95(9)
92.94(12), 5.87(13)
93.37(11), 94.25(11)
92.80(3), 95.92(8)
92.89(11)–94.30(12)
92.56(13), 91.38(12)
RuN,N–RuO,O–C(O)
94.81(9), 95.94(9)
93.62(11), 4.13(11)
96.04(11), 6.21(11)
93.01(8), 93.79(7)
92.34(11)–96.36(11)
95.20(13), 97.33(12)
RuN,N–RuO,O–O
81.65(5), 83.11(5)
82.38(6), 85.33(7)
82.43(5), 85.21(5)
81.04(5), 83.32(4)
80.12(6)–84.38(7)
79.46(7), 82.73(7)
N–Ru–N
86.05(8)
87.58(12)
87.06(6)
86.54(7)
87.38(11)–91.40(12)
88.01(13)
153.63(5)
158.25(7)
161.63(7)
167.84(2)
168.97(3)–173.40(3)
165.01(11)
86.77(5), 91.04(5)
87.14(7), 92.36(7)
88.34(12), 87.08(13)
94.10(8), 96.72(8)
94.06(12), 90.61(12)
95.00(16), 94.16(17)
22.0(1), 23.6(1)
15.4(1)–17.1(1)
26.39(12), 21.31(11)
1
Ru–Ru–L
1
O–Ru–L
1
C(O)–Ru–L
Torsionswinkel [o]
N–Ru–Ru–O
27.9(1), 28.2(1)
19.0(1), 24.5(1)
16.1(1), 19.3(1)
22.9(1)–27.3(1)
Ru–N–C–O
13.2(3), 15.3(3)
2.2(4), 11.9(4)
-0.6(3), 8.4(3)
0.3(3), 17.6(3)
1.7(5)–7.1(5),
4.8(5), 1.8(5)
8.5(5)–16.6(4)
C–Ru–Ru–C
b)
c)
d)
e)
e)
30.1(1)
26.1(2)
19.0(1)
25.99(3)
21.4(2)–27.1(2)
Im festen Zustand liegt der Komplex als zentrosymmetrisches Dimer vor.
Die angegebenen Bereiche beziehen sich auf die drei voneinander unabhängigen Moleküle der Elementarzelle des Kristalls.
Intramolekularer Hal···Hal-Abstand.
Die angegebenen Torsionswinkel beziehen sich auf die zwei Carbonylgruppen, die in den Abbildungen nach unten zeigen.
27.62(19), 29.33(19)
84
3 Eigene Ergebnisse
Dagegen ist in [Ru2(6-Cl-pyO)2(CO)4(MeOH)]2 (43) die axiale Koordinationsstelle des
O,O-substituierten Rutheniums von einem Methanolmolekül besetzt. Dessen hydroxylisches
H-Atom bildet eine Wasserstoffbrückenbindung aus zu dem Pyridonat-Sauerstoff eines
weiteren zweikernigen Komplexes. Diese ist nahezu linear angeordnet: <(O–H···O) = 166(4)o,
d(O–H) = 0.92(5) Å, d(O···H) = 1.71(5) Å, d(O···O) = 2.610(3) Å. Der resultierende Komplex
stellt
somit
ebenfalls
ein
zentrosymmetrische
Gerüst
aus
zwei
zweikernigen
Komplexeinheiten dar, mit der Besonderheit zweier ‚eingeschobener’ Methanolmoleküle.
C4
Cl1
C3
C5
C2
C1
N1
O3
C11
Ru1
Cl2
N2
C12
Ru2
O7’
O1
C13
O5
C6
O1’
O2
O4
O7
C14
O6
C15
Abb. 21: Festkörperstruktur von [Ru2(6-Cl-pyO)2(CO)4(MeOH)]2 (43); thermische
Schwingungsellipsiode sind mit 30 proz. Wahrscheinlichkeit angegeben. Das über H-Brücken
aufgebaute Dimer besitzt ein kristallographisches Symmetriezentrum.
Die Verbindungen [Ru2(6-Cl-pyO)2(CO)4(PPh3)] (47) und [Ru2(6-Br-pyO)2(CO)4(PPh3)] (48)
liegen als isolierte zweikernige Komplexe vor, wobei die jeweils O,O-substituierten
Rutheniumatome einen Triphenylphosphan-Liganden koordinieren (Abb. 22 und 23).
Bemerkenswerter Weise sind dessen drei P–CPh-Bindungen nicht in einer vollständig
gestaffelten Konformation bezüglich den vier äquatorialen Liganden am Ruthenium. Eine P–
CPh-Bindung ist sogar annähernd coplanar mit einer Ru–C- oder Ru–O-Bindung
(Torsionswinkel in 47: C11–Ru1–P–C27 -5.0(2)°; in 48: O2–Ru1–P1–C27 5.1(2)°).
3.3 Einkristallstrukturanalysen
85
C3
C2
C4
C21
O4
C1
O1
C12
C5
P1
N1
C15
Ru1
Cl1
C27
O6
C14
C11
Ru2
C6
N2
C10
Cl2
O3
O2
C13
C7
C9
O5
C8
Abb. 22: Festkörperstruktur von [Ru2(6-Cl-pyO)2(CO)4(PPh3)] (47); thermische
Schwingungsellipsiode sind mit 50 proz. Wahrscheinlichkeit angegeben.
C3
C4
C2
C5
Br1
C1
N1
O1
O3
C21
C14
O5
C13
Ru1
P1
Ru2
Br2
N2
C15
C6
C14
O2
C10
C7
C9
O6
C27
O4
C8
Abb. 23: Festkörperstruktur von [Ru2(6-Br-pyO)2(CO)4(PPh3)] (48); thermische
Schwingungsellipsiode sind mit 50 proz. Wahrscheinlichkeit angegeben.
3 Eigene Ergebnisse
86
Die Verbindung [Ru2(6-Br-pyO)2(CO)4(C8H14N2)] (50) leitet sich strukturell insofern von 47
und 48 ab, als der axiale PPh3-Ligand am O,O-substituierten Rutheniumatom hier durch einen
Imidazol-2-yliden-Ligand ersetzt ist (Abb. 24). Die Metall-Carbenkohlenstoff-Bindung liegt
mit 2.112(4) Å wie erwartet im Bereich einer Einfachbindung. Sie ist in Richtung der
Pyridonatbrücken
zur
Ru–Ru-Bindung
geneigt
und
kommt
somit
den
von
der
Sägebockstruktur vorgegebenen sterischen Raumgegebenheiten nach. Der axiale Ligand liegt
etwa senkrecht zur (gedachten) Spiegelebene des restlichen Diruthenium-Komplexes. Wegen
der unsymmetrischen Substitution des Imidazolyliden-Liganden würde diese Konformation in
den NMR-Spektren zu zwei unterschiedlichen Signalsätzen für die Pyridonatliganden führen,
was nicht beobachtet werden konnte. Auch bei Temperaturen von -50 °C spalteten die
Pyridonatsignale nicht auf. Die in der Festkörperstruktur auftretende Konformation scheint
somit in Lösung einem raschen Austausch mit der um 180°-Rotation um die Ru(1)–C(15)Bindung entstehenden Anordnung des heterocyclischen Carben-Liganden zu unterliegen. Dies
könnte durch schnelle Rotation um die Ru(1)–C(15)-Bindung oder durch rasche Dissoziation /
Assoziation dieses axialen Liganden geschehen.
O1
N1
Br2
N2
Br1
N4
O2
Ru2
Ru1
C15
N3
Abb. 24: Festkörperstruktur von [Ru2(6-Br-pyO)2(CO)4(C8H14N2)] (50); thermische
Schwingungsellipsiode sind mit 50 proz. Wahrscheinlichkeit angegeben.
Die Metall-Stickstoff-Bindungen der Kopf-Kopf-Komplexe fallen, unabhängig vom
jeweiligen axialen Liganden, um 0.027–0.108 Å kürzer aus als die analogen Bindungen ihrer
Kopf-Schwanz-Isomeren, die im folgenden Kapitel besprochen werden.
3.3 Einkristallstrukturanalysen
3.3.3.2
87
Kopf-Schwanz-Komplexe
Anders als in den Kopf-Kopf-Komplexen mit ihrer spiegelbildlichen Topologie weisen die
Kopf-Schwanz-Komplexe (C2-Topologie) an beiden Ruthenium-Atomen der DirutheniumKomplexe das gleiche verfügbare Raumvolumen für einen axialen Liganden auf. Dies führt
dazu, dass in jedem strukturanalytisch charakterisierten Fall an jedem der beiden
Rutheniumatome ein axialer Ligand gebunden ist, wobei dessen Raumanspruch kleine lineare
Substituenten wie CH3CN oder PhCN ebenso umfasst wie den sperrigen PPh3-Liganden.
Einkristalle von Komplex [Ru2(6-Cl-pyO)2(CO)4(CH3CN)2] (45’) wurden durch Abkühlen
einer bei 60 °C gesättigten Acetonitrillösung erhalten. Diese so erhaltenen Kristalle hatten
eine gelbe Farbe und ergaben die in Abb. 25 dargestellte Struktur.
C3
C2
C4
O5
Cl1
C13
C1
O3
C5
C18
N1
O1
C11
C17
N4
Ru2
Ru1
C14
O6
N2
N3
C12
Cl2
O2
C15
O4
C6
C10
C16
C9
C7
C8
Abb. 25: Festkörperstruktur von [Ru2(6-Cl-pyO)2(CO)4(CH3CN)2] (45’); thermische
Schwingungsellipsiode sind mit 50 proz. Wahrscheinlichkeit angegeben.
Kristalle für eine Festkörperstrukturanalyse von [Ru2(6-Cl-pyO)2(CO)4(PhCN)2] (52’) erhielt
man durch langsames Abdampfen des Lösungsmittels bei RT. Die Verbindung kristallisierte
beim Verdampfen des Lösungsmittels bei RT in Form gelber Kristalle. Abb. 26 zeigt einen
Molekülplot.
3 Eigene Ergebnisse
88
C8
C9
Cl2
C7
C10
N2
O4
O6
C6
C12
1
C14
O2
Ru1
C16
C15
Ru2
C22
C23
O1
N3
C11
C1
C13
O3
C5
Cl1
N4
C2
O5
C3
C4
Abb. : Festkörperstruktur von [Ru2(6-Cl-pyO)2(CO)4(PhCN)2] (52’); thermische
Schwingungsellipsiode sind mit 50 proz. Wahrscheinlichkeit angegeben. Die Kristallstruktur
enthält ein nicht gebundenes Benzonitril-Molekül pro Einheit eines Diruthenium-Komplexes.
Weder der Acetonitril-Ligand in 45’ noch der Benzonitril-Ligand in 52’ zeigen die von den
Kopf-Kopf-konfigurierten und symmetrischen Sägebockkomplexen bevorzugte Orientierung
in Richtung der Mitte zwischen den überbrückenden Pyridonatliganden. Stattdessen
favorisieren die axialen Liganden beider Komplexe eine enger an die PyridonatSauerstoffatome anliegende Ausrichtung (L1–Ru–O < 84.1°). Ihre Neigungswinkel zur
Metall-Stickstoff-Bindung sind nahe bei 90°, während die Winkel L1–Ru–C(O) Werte von
über 100° aufweisen.
Von dem in gängigen organischen Solventien recht schwer löslichen Komplex [Ru2(6-ClpyO)2(CO)4(PPh3)2] (47’) erhielt man aus einer Dichlormethanlösung durch langsames
Abdampfen des Lösungsmittels gelbe Einkristalle. Ein Plot des Moleküls im festen Zustand
ist in Abb. 27 wiedergegeben. Die Metall-Phosphor-Bindungen fallen mit 2.451(2) und
2.465(2) Å länger aus als im Mono-(triphenylphosphan)-Komplex 47 (2.414(1) Å).
3.3 Einkristallstrukturanalysen
89
R
N
O
O
L
OC
N
Ru
Ru
OC
CO
CO
L
R
45', 52', 47'
Tabelle 8: Ausgesuchte Bindungslängen und -winkel der Komplexe 45’, 47’, und 52’.
R
L1
L2
45’
52’
47’
Cl
H3CCN
H3CCN
Cl
PhCN
PhCN
Cl
PPh3
PPh3
2.6490(4)
2.2100(2), 2.2173(2)
2.0915(15),
2.0936(15)
1.845(2)–1.850(2)
1.353(3), 1.372(3)
1.291(3), 1.283(3)
2.206(2)
2.195(2)
2.6502(7)
2.211(3), 2.227(4)
2.105(3), 2.106(3)
2.6805(10)
2.221(6), 2.221(5)
2.114(4), 2.102(5)
1.833(5)–1.857(6)
1.371(6), 1.363(6)
1.285(5), 1.279(6)
2.186(5)
2.180(4)
1.847(8)–1.871(7)
1.404(8), 1.368(8)
1.282(7), 1.287(7)
2.465(2)
2.451(2)
83.96(5), 84.83(5)
99.44(8)
87.43(8)
87.20(8)
99.81(8)
81.58(5), 81.03(5)
83.57(7), 84.41(7)
165.64(5), 159.76(5)
78.90(7), 84.08(7)
91.53(8), 94.29(8)
93.28(9)–100.51(10)
84.37(10), 84.12(10)
97.74(16)
89.70(15)
89.40(16)
97.48(15)
81.45(9), 81.63(9)
83.67(13), 83.43(13)
163.38(11), 164.50(11)
82.15(14), 83.44(14)
90.21(14), 90.84(14)
94.69(18)–98.39(19)
81.18(14), 81.05(13)
94.9(2)
87.4(2)
89.7(2)
95.5(2)
81.79(12), 81.41(11)
83.51(19), 83.17(19)
170.89(6), 171.85(5)
90.88(12), 89.28(13)
99.60(15), 100.81(14)
89.0(2)–93.5(2)
Bindungslängen [Å]
Ru(1)–Ru(2)
Ru–Npy
Ru–O
Ru–C(O)
N–C(–O)
(N–)C–O
Ru–L
Ru–L
Bindungswinkel [o]
Ru–Ru–N
Ru–Ru–C(11)
Ru–Ru–C(12)
Ru–Ru–C(13)
Ru–Ru–C(14)
Ru–Ru–O
N–Ru–O
Ru–Ru–L
O–Ru–L
N–Ru–L
(O)C–Ru–L
Torsionswinkel [o]
N–Ru–Ru–O
Ru–N–C–O
C–Ru–Ru–C e)
e)
25.10(7), 24.07(7)
-24.34(12), -24.04(13)
14.2(3), 13.3(3)
-22.4(5), -19.1(5)
22.29(11), 21.61(11) -24.3(2), -24.2(2)
-29.89(18), -29.46(19)
-18.5(7), -23.6(8)
-30.7(3), -31.1(3)
Die angegebenen Torsionswinkel beziehen sich auf die zwei Carbonylgruppen, die in den Abbildungen
nach unten zeigen.
3 Eigene Ergebnisse
90
C2
C3
C6
N2
O2
Cl2
C4
P1
C5
C1
N1
O1
Ru2
P2
C12
Ru1
O4
Cl1
C13
C11
C14
O6
O5
O3
Abb. 27: Festkörperstruktur von [Ru2(6-Cl-pyO)2(CO)4(PPh3)2] (47’); thermische
Schwingungsellipsiode sind mit 50 proz. Wahrscheinlichkeit angegeben.
Der Phosphanrest hat im Vergleich zu den Nitrilliganden keine lineare 3-Atom-Gruppe, die
für eine Distanz von sterisch anspruchsvolleren Molekülteilen des axialen Liganden und
6-Substituent sorgt. Die in 47’ folglich auftretenden Wechselwirkungen bewirken eine starke
Winkelvergrößerung (P–Ru–N = 99.6 und 100.8°) zwischen diesen Komplexfragmenten.
Diese wiederum wirkt sich insgesamt auf die Ausrichtung der axialen Liganden aus und führt
zu einer völlig anderen Ligandanordnung als bei 45’ und 52’. Die Winkel der MetallPhosphor-Bindung zu den drei übrigen äquatorialen Metall-Ligand-Achsen sind annähernd
bei 90°.
Ein axialer Ligand mit geringem räumlichem Anspruch orientiert sich in den Kopf-SchwanzKomplexen, trotz der nicht vollständig ausgebildeten Sägebockstruktur, in Richtung der
Metall-Sauerstoff-Bindung
und
entspricht
der
angestrebten
Ligandausrichtung
für
diastereoselektive Carbenübertragungen (vgl. Kap. 1.3.2.1). Bei sterisch anspruchsvolleren
Liganden dominiert hingegen die Wechselwirkung mit dem 6-Substituent am Pyridonat-Ring
und führt primär zu einer Vergrößerung des Winkels zur Metall-Stickstoff-Bindung (L1–Ru–
N). Die Ru–Ru-Bindungslänge steigt vom Acetonitrilkomplex 45’ (2.6490(4) Å) und
Benzonitrilkomplex 52’ (2.6502(7) Å) zum Phosphankomplex 47’ auf 2.6805(10) Å an.
3.3 Einkristallstrukturanalysen
3.3.4
91
2-(Acetamidino)pyridin-Komplex 56
Komplex [Ru2(µ3-6-Me-py-2-NCCH3NH)(OAc)(CO)4(H3CCN)] (56) kristallisierte in Form
gelber Kristalle aus einer warmen Acetonitril-Lösung. Abb. 28 zeigt einen Plot des Moleküls
im festen Zustand.
C8
C10
C11
C7
C9
N2
N4
C12
O2
C2
O4
N1
C4
C16
C15
N3
Ru1
Ru2
C13
C14
O6
C5
O5
C1
O1
C3
C6
O3
Abb. 28: Festkörperstruktur von [Ru2(µ3-6-Me-py-2-NCCH3NH)(OAc)(CO)4(H3CCN)] (56);
thermische Schwingungsellipsiode sind mit 50 proz. Wahrscheinlichkeit angegeben.
Auch in diesem Fall handelt es sich um einen Diruthenium(I,I)-Komplex. Die Ru–RuBindung ist durch einen zweizähnigen Acetat-Liganden sowie durch einen dreizähnigen
2-Acetamidino-2-pyridin-Liganden überbrückt. Der zweitgenannte Ligand, der erst während
der Synthese des Komplexes aufgebaut wird, koordiniert über seine Acetamidin-N-Atome
äquatorial an jedes der beiden Ru-Atome, während das Pyridin-N-Atom die axiale Position an
einem Ru-Atom einnimmt. Folge ist ein näher an 90° liegender Winkel der Ru2–N2-Bindung
zur Metall-Metall-Achse im Vergleich zur Acetatbrücke (Ru1–Ru2–N2 = 84.9°, Ru1–Ru2–
O6 = 83.3°). Vergleichbare Komplexstrukturen tauchen nur spärlich in der Literatur auf.156, 157
Der gebildete N–Ru–N–C-Vierring ist nahezu planar (Torsionswinkel N2–Ru2–N1–C9 =
2.4°). Auch der durch die Amidin-Koordination aufgespannte Fünfring (Torsionswinkel N4–
Ru1–Ru2–N2 = 7.3°) ist relativ „flach“. Damit liegt dieser Wert weit unter den für die
Pyridonatkomplexe gängigen Torsionswinkeln (N–Ru–Ru–O), die Winkel bis zu 30°
erreichen.
3 Eigene Ergebnisse
92
Der axiale Acetonitril-Ligand am anderen Ru-Atom ist deutlich in Richtung der
Brückenliganden geneigt (N3–Ru1–O5 = 84.4°, N3–Ru1–N4 = 85.8°, N3–Ru1–Ru2 =
164.6°). Im Gegensatz dazu sind die Winkel mit den Carbonylachsen größer als 90° (N3–
Ru1–C1 = 96.9°, N3–Ru1–C2 = 98.0°). Zudem ist der Abstand des Acetonitril-N-Atoms
etwas kürzer zum Metallzentrum als im Acetonitril-koordinierten Komplex 45’ (2.171(2) Å
gegenüber 2.195(2) und 2.206(2) Å).
7
9
4
N2
NH
O6
N1
2
Ru
OC
Ru
OC
CO
1
O5
N3
CO
56
Tabelle 9: Bindungslängen und -winkel
von Komplex 56.
56
L1
H3CCN
Bindungswinkel [o]
Bindungslängen [Å]
Ru(1)–Ru(2)
2.6696(5)
N(1)–Ru(2)–N(2)
61.11(8)
Ru(2)–N(1),
2.208(2),
Ru(1)–Ru(2)–N(1)
144.62(5)
Ru(2)–N(2)
2.104(2)
Ru–Ru–N(2)/N(4)
84.85(6), 83.19(7)
Ru(2)–O(6)
2.1293(17)
Ru–Ru–O(6)/O(5)
83.32(5), 83.87(5)
1
Ru(1)–O(5)
2.1366(16)
Ru(2)–Ru(1)–L
Ru(1)–N(4)
2.118(2),
L1–Ru(1)–O(5)/N(4)
1
1
164.57(6)
84.81(7), 85.79(9)
Ru(1)–L
2.171(2)
L –Ru(1)–C(O)
96.90(10), 98.03(10)
N(1)–C(9)
1.365(3)
Ru(1)–Ru(2)–C(O)
97.84(9), 95.18(9)
C(9)–N(2)
1.378(3)
Ru(2)–Ru(1)–C(O)
92.62(9), 93.70(9)
N(2)–C(7)
1.344(3)
Torsionswinkel [o]
N(4)–C(7)
1.293(4)
N(2)–Ru(2)–N(1)–C(9)
2.44(13)
Ru(1)–C(O)
1.849(3), 1.837(3)
N(2)–Ru–Ru–N(4)
-7.28(8)
Ru(2)–C(O)
1.858(3), 1.827(3)
O(6)–Ru–Ru–O(5)
-11.68(7)
93
3.4
Tetracarbonyl-dipyridonato-diruthenium(I,I)Komplexe als Katalysatoren
3.4.1
Carbenoide intermolekulare Cyclopropanierungsreaktionen
Kernziel dieser Arbeit war die Entwicklung neuer Katalysatoren für Cyclopropanierungsreaktionen
auf
Basis
2-Pyridonat-verbrückter
zweikerniger
Ruthenium(I,I)-Systeme.
Derartige Systeme lieferten bereits in der Vergangenheit vielversprechende Resultate im
Vergleich
zu
den
Diastereoselektivitäten
etablierten
Rhodiumkomplexen,
gekennzeichnet.
Während
die
waren
jedoch
katalytische
durch
geringe
Zersetzung
der
Diazokomponente lediglich eine vorhandene bzw. generierbare freie Koordinationsstelle
benötigt, ist für einen diastereoselektiven Reaktionsverlauf das Vorliegen sterischer Einflüsse
Voraussetzung.
Die in dieser Arbeit neu hergestellten Titelkomplexe wurden als Katalysatoren für die
Cyclopropanierung repräsentativer Olefine (27a-c) mit α-Diazoessigsäuremethylester (26)
getestet. Die Wahl dieser Testreaktion beruhte auf den zahlreichen Vergleichswerten in der
Literatur, die eine sofortige Beurteilung der Katalysatoren im Hinblick auf Umsatzzahlen,
Effektivität und Steuerung der Diastereoselektivität der Cyclopropanierung ermöglichten.
Der eingesetzte Diazoessigsäuremethylester wurde nach Literaturvorschrift hergestellt,164 die
Alkene vor Einsatz destilliert. Um die Konzentration an freier Diazokomponente in Lösung
möglichst gering zu halten, wurde diese sehr langsam mittels Spritzenpumpe zum
Reaktionsgemisch aus Alken und Katalysator zugegeben. Zudem verwendete man einen
zehnfachen Alken-Überschuss. Hierdurch wird die Reaktion von Carbenoid mit einem
Alkenmolekül begünstigt und die unerwünschte Bildung der formalen Carbendimere 29a-c
zurückgedrängt.
Die Katalysen erfolgten im 1 mmol Maßstab (bezogen auf die Diazokomponente) und wurden
gaschromatographisch unter Verwendung eines Flammenionisationsdetektors (GC-FID)
ausgewertet. Dabei wurden die Ausbeuten relativ zu einem eingewogenen internen Standard
bestimmt. Parallel durchgeführte Katalysen im präparativen Maßstab und ihre NMRspektroskopische Auswertung stimmten mit den erhaltenen Ergebnissen überein.
3 Eigene Ergebnisse
94
Als
Olefine
wurden
Styrol
(27a,
monosubstituiertes
Alken),
Cyclohexen
(27b,
1,2-disubstituiertes Alken) und 2-Methyl-2-buten (27c, trisubstituiertes Alken) verwendet.
Die drei Katalysereaktionen erfolgten bei RT in einer Dichlormethanlösung und sind in den
Schemata 40-42 dargestellt. Nebenprodukte wie die formalen Carbendimere Maleinsäuredimethylester (29a) und Fumarsäure-dimethylester (29b) sind dabei nicht aufgeführt.
H
Ru-Kat. (3 mol%)
CH2Cl2, 20 °C
COOCH3
+
Ph
Ph
COOCH3
+
-N2
N2
COOCH3
26
27a
E-28a
Z-28a
Schema 40: Metallkatalysierte Cyclopropanierung von Styrol (27a) mit MDA (26).
COOCH3
H
COOCH3
Ru-Kat. (3 mol%)
CH2Cl2, 20 °C
+
COOCH3
+
-N2
N2
26
27b
exo-28b
endo-28b
Schema 41: Metallkatalysierte Cyclopropanierung von Cyclohexen (27b) mit MDA (26).
H
Ru-Kat. (3 mol%)
CH2Cl2, 20 °C
COOCH3
+
+
-N2
N2
COOCH3
26
27c
anti-28c
COOCH3
syn-28c
Schema 42: Metallkatalysierte Cyclopropanierung von 2-Methyl-2-buten (27c) mit MDA
(26).
3.4 Tetracarbonyl-dipyridonato-diruthenium(I,I)-Komplexe als Katalysatoren
3.4.1.1
95
Cyclopropanausbeuten
Die Ausbeuten lassen erhebliche Unterschiede zwischen den eingesetzten Katalysatoren
erkennen.
Bei der Cyclopropanierung von Styrol liegen die Ausbeuten mit den meisten Katalysatoren im
Bereich 60–86%. Lediglich bei den Triphenylphosphan- (47 und 48) und Imidazol-2-ylidenKomplexen (49 und 50) ist ein mäßiges bis signifikantes Absinken festzustellen. So belaufen
sich die Ausbeuten dieser Komplexe mit Cl-substituierten Pyridonatliganden um 10–15
Prozentpunkte, mit Br-substituierten sogar um 20–30 Prozentpunkte niedriger als die der
übrigen Katalysatoren (Abb. 29).
Markantere Unterschiede ergeben sich mit den Olefinen Cyclohexen und 2-Methyl-2-buten,
deren C=C-Doppelbindung zwar elektronenreicher ist als in Styrol, aber aufgrund des
Substitutionsgrades sterisch stärker abgeschirmt ist (Abb. 30 bzw. 31). Hier fällt die Ausbeute
bei Anwesenheit des stark koordinierenden Triphenylphosphans bzw. Imidazolcarbens
(Komplexe 47, 48, 49 und 50) generell um 30–40 Prozent ab. In dieser Größenordnung mit
Ausbeuten zwischen 15 und 23% liegen auch der unsubstituierte Pyridonatkomplex 23’ und
der 6-Fluorpyridonat-Komplex 42.
Die Konkurrenz der Diazokomponente mit anderen koordinationsfähigen Molekülen um die
katalytisch aktiven Ru-Positionen kann jedoch bereits in den tendenziell geringer ausfallenden
Ausbeuten der Bis(acetonitril)-koordinierten Komplexe beobachtet werden. Acetonitril besitzt
gegenüber Triphenylphosphan und Imidazol-2-yliden eine geringere Bindungsstärke zum
Metallzentrum. Somit fällt diese Konkurrenz weniger gravierend ins Gewicht und mündet
lediglich in leicht verminderten Ausbeuten.
Tabelle 10: Übersicht der getesteten Katalysatoren.
17
23’
42
40
43
45’
47
49
41
44
46’
48
50
[Ru2(OAc)2(CO)4]n
[Ru2(pyO)2(CO)4]n
[Ru2(6-F-pyO)2(CO)5]2
[Ru2(6-Cl-pyO)2(CO)4]2
[Ru2(6-Cl-pyO)2(CO)4(MeOH)]2
[Ru2(6-Cl-pyO)2(CO)4(CH3CN)2]
[Ru2(6-Cl-pyO)2(CO)4(PPh3)]
[Ru2(6-Cl-pyO)2(CO)4(Carben)]
[Ru2(6-Br-pyO)2(CO)4]2
[Ru2(6-Br-pyO)2(CO)4(MeOH)]2
[Ru2(6-Br-pyO)2(CO)4(CH3CN)2]
[Ru2(6-Br-pyO)2(CO)4(PPh3)]
[Ru2(6-Br-pyO)2(CO)4(Carben)]
3 Eigene Ergebnisse
96
90
Ausbeute Cyclopropan [%]
80
70
60
50
40
30
86
73
69
63
63
69
55
51
70
75
70
38
40
20
10
0
17
23'
42
40
43
45'
47
49
Katalysatoren
41
44
46'
48
50
Abbildung 29: Cyclopropanausbeute mit Styrol (27a); Kat.-Zuordnungen siehe Tab. 10.
60
Ausbeute Cyclopropan [%]
50
40
30
55
55
52
44
49
56
35
20
10
23
18
17
15
16
8
0
17
23'
42
40
43
45'
47
49
Katalysatoren
41
44
46'
48
50
Abbildung 30: Cyclopropanausbeute mit Cyclohexen (27b).
80
Ausbeute Cyclopropan [%]
70
60
50
40
30
56
63
64
40
73
69
64
20
10
19
17
19
22
11
10
0
17
23'
42
40
43
45'
47
49
Katalysatoren
41
44
46'
48
Abbildung 31: Cyclopropanausbeute mit 2-Methyl-2-buten (27c).
50
3.4 Tetracarbonyl-dipyridonato-diruthenium(I,I)-Komplexe als Katalysatoren
97
Die Brom-pyridonat-Komplexe 41, 44 und 46’ bewirken mit Styrol und 2-Methyl-2-buten
eine tendenziell höhere Cyclopropanausbeute als ihre Chlor-Analoga 40, 43 und 45’. Dagegen
fällt die Ausbeute an Cyclopropan bei den Phosphan- und Carben-substituierten BromKomplexen 48 und 50 mit allen Olefinen geringer aus als mit den Chlor-Komplexen 47 und
49.
Besonders auffallend sind die geringen Ausbeuten bei der Cyclopropanierung von
Cyclohexen und 2-Methyl-2-buten bei Katalyse durch die unsubstituierten und Fluorsubstituierten Pyridonatkomplexe 23’ und 42. Diese liegen im Bereich der Phosphan- und
Carben-Komplexe 47–50. Lediglich mit Styrol zeigen auch 23’ und 42 ein mit den übrigen
Komplexen vergleichbares Ergebnis.
Während die Cyclopropanausbeuten der Acetonitril-Komplexe 45’ und 46’ gegenüber ihren
Dimeren 40 und 41 niedriger ausfallen (analog den Beobachtungen beim RutheniumacetatKomplex 17), sind die E/Z-Selektivitäten mit beiden Komplextypen gleich.
3.4.1.2
Diastereoselektivität der Cyclopropanierungsreaktionen
Während mit mono- und disubstituierten Olefinen allgemein das E(anti, exo)-Cyclopropan
bevorzugt gebildet wird, ergeben eine Reihe zweikerniger Ruthenium(I,I)-katalysatoren bei
der
Cyclopropanierung
98, 117, 154, 165
Selektivität.
trisubstituierter
Olefine
eine
deutliche
Z(syn,
endo)-
Diese allgemeinen Befunde wurden auch mit allen hier getesteten
Katalysatoren bestätigt (Abb. 32–34).166
Die Sonderstellung der Triphenylphosphan- bzw. Imidazol-2-yliden-Komplexe zeigt sich
außer bei den Ausbeuten auch hier, da mit allen drei Olefinen ein geringerer Anteil an
Z-Cyclopropan generiert wird. Obwohl sich diese Verschiebung nur im einstelligen
Prozentbereich abspielt sind die Unterschiede doch generell zu beobachten.
Die Kopf-Kopf-Komplexe 40, 43 und 45’ (Cl-substituiert) und 41, 44 und 46’
(Br-substituiert) verhalten sich, wie schon in Bezug auf die Cyclopropanausbeuten, nahezu
identisch.
Auch mit [Ru2(OAc)2(CO)4]n (17), in dem die axialen Koordinationssphären an beiden
Rutheniumatomen durch die symmetrischen Acetatbrücken gleich sind und keinen
besonderen Abschirmungen ausgesetzt sind, unterscheiden sich die Diastereoselektivitäten der
Cyclopropanierungen nicht nennenswert von den Pyridonatkomplexen. Während für Styrol
und 2-Methyl-2-buten der Z-Anteil mit den Komplexen 40/41, 43/44 und 45’/46’
übereinstimmt, ergeben Cyclopropanierungen mit Cyclohexen ein zu den Phosphan- und
Carben-substituierten
Komplexen
47/48
und
49/50
analoges
Ergebnis.
98
3 Eigene Ergebnisse
75
73
71
% E - CP
69
67
65
63
61
59
57
55
17
23'
42
40
43
45'
47
49
Katalysatoren
41
44
46'
48
50
Abbildung 32: E/Z-Verhältnis der von Styrol abgeleiteten Cyclopropane 28a.*
80
78
76
% exo - CP
74
72
70
68
66
64
62
60
17
23'
42
40
43
45'
47
49
Katalysatoren
41
44
46'
48
50
Abbildung 33: endo/exo-Verhältnis der von Cyclohexen abgeleiteten Cyclopropane 28b.*
20
19
18
% syn - CP
17
16
15
14
13
12
11
10
17
23'
42
40
43
45'
47
49
Katalysatoren
41
44
46'
48
50
Abbildung 34: syn/anti-Verhältnis der von 2-Methyl-2-buten abgeleiteten Cyclopropane 28c.
*
Katalysator-Zuordnungen siehe Tab. 10.
3.4 Tetracarbonyl-dipyridonato-diruthenium(I,I)-Komplexe als Katalysatoren
Die
Anwendung
des
99
[Ru2(µ3-6-Me-2-(NHC(Me)=N)py)
Acetamidino-Komplexes
(µ-OAc)(CO)4(CH3CN)]2 (56) als Cyclopropanierungskatalysator lässt im Vergleich zu den
getesteten Pyridonat-Komplexen keinen nennenswerten Fortschritt erwarten, was im
Experiment
bestätigt
wurde.
Die
katalystische
Zersetzung
und
Übertragung
der
Diazokomponente erfolgt am Acetonitril-koordinierten Metallatom. Analog den Problemen
der Kopf-Kopf-Pyridonatkomplexe ist die axiale, katalytisch aktive Koordinationsstelle von
einer planaren Koordinationebene ohne sterische Effekte umgeben.
Verwendet man zur Erklärung des Reaktionsverlaufs die mechanistische Betrachtung nach
Doyle (vgl. Schema 12, Kap. 1.3.2), so sollten die Reste E (= COOMe) und Rs eine möglichst
weit voneinander entfernte Position einnehmen. Die Reaktion würde über den
Übergangszustand Tt verlaufen und das E-Produkt liefern. Katalysen mit Rh2(OAc)4
bestätigen diese Annahme.
Für die auffällige Z-Selektivität bei der Cyclopropanierung trisubstituierter Olefine unter
Verwendung von Tetracarbonyl-diruthenium(I,I)-katalysatoren müsste der Übergangszustand
Tc favorisiert gebildet werden. Das Phänomen wird erklärbar, wenn man die im Vergleich zu
Rh2(OAc)4
veränderte
betrachtet.
Während
Ru-Koordinationssphäre
bei
den
des
intermediären
Dirhodium-tetracarboxylat-Komplexen
Metallcarbenoids
aufgrund
der
symmetrische Anordnung der vier Sauerstoffatome am Rhodium keine Vorzugsrichtung für
den axial angeordneten Carbenrest vorherrscht,71 dürfte das Rutheniumcarbenoid eine
bevorzugte Orientierung einnehmen, die sich aus der Sägebockstruktur der dimeren
Rutheniumeinheiten ergibt. Sie ist aus den Kristallstrukturen der Kopf-Kopf-Komplexe
ersichtlich (siehe Kap. 3.2.3.1). Diese Vorzugsgeometrie des Carben-Liganden dürfte auch die
Annäherung des angreifenden Olefins beeinflussen.
Um neben trisubstituierten Olefinen auch mono- und disubstituierte Olefine mit Z-Selektivität
cyclopropanieren
zu
können,
bedarf
es
zusätzlich
zur
Sägebockstruktur
einer
unsymmetrischen Raumbeanspruchung der Brückenliganden. Diese Situation ist mit der
Kopf-Schwanz-Konstitution der 6-substituierten Pyridonat-Komplexe realisiert.
Für die Ausrichtung des Carbenoids und den anschließenden Angriff des Olefins sind zwei
prinzipielle Abläufe denkbar. Die Ebene des Carbenoids kann in Richtung der Carbonyl- und
Brückenliganden zeigen (Schema 43, links, Variante 1) oder senkrecht dazu (Schema 43,
rechts, Variante 2).
3 Eigene Ergebnisse
100
O
X
O
N
O O N
Ru
Ru
OC CO
OC CO
X
N
O O N
Ru
Ru
OC CO
OC CO
X
H
X
H
O
O
Schema 43: Räumliche Ausrichtungsmöglichkeiten des als Zwischenstufe angenommenen
Carbenoids.
In Variante 1 bedingt die Sägebockstruktur (mit Ru–Ru–CCO-Winkeln > 90°), dass sich die
Estergruppe nach oben, das Proton nach unten anordnet. In Variante 2 richtet sich der Ester
aufgrund des Pyridinsubstituenten X nach vorne aus. Das Proton zeigt nach hinten in
Richtung des Substituenten. In den Festkörperstrukturanalysen der Kopf-Schwanz-Komplexe
45’ und 52’ entspricht die Anordnung der Nitrilliganden der Variante 1, während die
Gegebenheiten bei Komplex 47’ eher auf Variante 2 zutrifft.
In einem nachfolgenden Schritt nähert sich das Olefin und richtet sich entsprechend den
sterischen Gegebenheiten im Raum aus. Hierbei kommen die bei der jeweiligen Variante noch
nicht in Anspruch genommenen Effekte zum Tragen.
Variante 1:
Bei Variante 1 wird eine Seite des Carbenoids durch den Pyridonat-Substituenten abgeschirmt
und steht einer Olefinannäherung nicht mehr zur Verfügung. Somit bleibt dem Olefin nur
noch eine isolierte Zugangsmöglichkeit zum Carbenatom. Ein eventueller Rest wird sich so
ausrichten, dass die Wechselwirkungen mit seiner Umgebung möglichst klein ausfallen
(Schema 44). Entscheidend hierfür ist die Frage, ob die räumliche Nähe des Restes R zur
Ligandensphäre oder zur Estergruppe einen größeren Effekt hervorruft.
O
O
X
N
O O N
R
Ru
Ru
H
OC CO
OC CO
O
XH
H
H
X
N
O O N
H
Ru
Ru
H
OC CO
OC CO
O
XH
R
H
Schema 44: Mögliche Geometrien der Olefinausrichtung in Variante 1 unter Bildung des
Z-Cyclopropans.
Variante 2:
Bedingt durch die Sägebockstruktur nähert sich in Variante 2 das Olefin von der den
Carbonylliganden abgewandten Seite an das Carbenfragment an. Bezüglich der Orientierung
seiner Reste tritt an dieser Stelle nun der Einfluss des Pyridinsubstituenten in Kraft und
3.4 Tetracarbonyl-dipyridonato-diruthenium(I,I)-Komplexe als Katalysatoren
101
begünstigt eine definierte Ausrichtung des Olefins. So wird sich dieses im ersten Schritt so
anlagern, dass sein Substituent R in die vom Pyridon-Substituenten X entgegengesetzte
Richtung zeigt. Die anschließende Drehung erfolgt ebenfalls in der Art, dass sterische
Wechselwirkungen möglichst minimiert sind (vgl. Schema 45).
X
X
N
O
OC Ru CO
O
N
OC Ru CO
H
H X
O
R
HH
N
O
OC Ru CO
O
O
N
OC Ru CO
R H
X
H
O
H
H
O
N
O
OC Ru CO
N
O
OC Ru CO
O
COOCH3
Z-Isomer
X
X
O
N
OC Ru CO
R
H X
O
H
HH
R
O
O
N
OC Ru CO
H H
X
R
H H
O
Schema 45: Mögliche Geometrien der Übergangszustände in Variante 2 unter Bildung des
Z-Cyclopropans.
Generell werden Übergangszustände durchlaufen, in denen sowohl der Substituent des
Carben-Liganden (= Estergruppe) als auch der Substituent am Olefin auf derselben Seite
stehen. Im gebildeten Cyclopropanring spiegelt sich diese Anordnung durch eine
Z-Konfiguration wider.
Vergleicht man die Einkristallstrukturanalysen, so findet man die bekannte und gewünschte
Sägebockstruktur in allen Kopf-Kopf-Komplexen. Mit Ausnahme des RuO,O–RuN,N–C(O)
Bindungswinkels (89.7–90.0°) beim Fluorkomplex 42 liegen hier alle Ru–Ru–C(O) Winkel
zwischen 91.4° und 97.3° und somit deutlich über einem rechten Winkel. Die
Carbonylliganden stehen nach außen in Richtung der axialen Koordinationsstellen.
Gleichzeitig liegen die Bindungswinkel Ru–Ru–N und Ru–Ru–O mit Werten zwischen 79.5
und 85.4 Grad deutlich unter 90°. Der Winkel Ru–Ru–Ligandaxial sind kleiner als 180°, wobei
die Ru–Ligand-Bindung von der Seite der Carbonylsubstituenten weg zeigt. Diese
3 Eigene Ergebnisse
102
Koordinationsgeometrien dürften zu einer sterischen Begünstigung einer Molekülannäherung
von der Pyridonat-überbrückten Seite bewirken.
Ein anderes Ergebnis liefern die Strukturanalysen der Kopf-Schwanz-Komplexe. Während die
Ru–Ru–N und Ru–Ru–O Bindungswinkel erneut unter 90° liegen (81.0–84.8°), trifft eine
generelle Aufweitung der Ru–Ru–CCO-Bindungswinkel auf Werte über 90° nicht mehr zu.
Die jeweils auf der Seite des Pyridin-Stickstoffs (in trans-Stellung zum Hydroxyl-Sauerstoff)
koordinierten Carbonyle sind erneut nach Außen gerichtet. Auffallend hierbei ist der mit
wachsendem Raumanspruch des axial koordinierten Liganden schrumpfende Neigungswinkel
(H3CCN: 99.6°; PhCN: 97.6°; PPh3: 95.2°). Die übrigen Carbonylliganden weisen kleinere
Bindungswinkel als 90° zur Metall-Metall-Achse auf (87.2–89.7°).
Das Abweichen von der ausgeprägten Sägebockstruktur vermindert die dirigierende Wirkung
auf sich annähernde Moleküle und gefährdet den diastereoselektiven Ablauf der
Katalysereaktionen. Nichtsdestotrotz zeigen kleinere axiale Liganden (Acetonitril und
Benzonitril) in der Festkörperstruktur (Abb. 25 und 26, Kap. 3.2.3.2) in Richtung der
Pyridonatbrücken. Der sterisch anspruchsvolle Triphenylphosphan-Ligand hingegen richtet
sich aufgrund der unvollständigen Sägebockstruktur in Richtung des äquatorialen
Sauerstoffatoms aus (Abb. 27, Kap. 3.2.3.2). Dennoch stehen beide Anordnungen mit den
Vorgaben einer diastereoselektiven Reaktionskontrolle im Einklang.
Ein größeres Problem stellt dagegen die Instabilität der Kopf-Schwanz-Konstitution der
Komplexe dar. Zwar zeigen alle verwendeten Pyridonat-Diruthenium(I,I)-Komplexe in
Dichlormethan eine mittlere bis hohe Reaktivität (Abb. 29–31). Doch die Kopf-SchwanzKonstitution der Bis(acetonitril)-Komplexe 45’ und 46’ ist hier nicht stabil und wandelt sich
vollständig in die Kopf-Kopf-Komplexe 45 und 46 um. In dieser Konstitution haben beide
axiale
Koordinationsstellen
unterschiedliche räumliche Umgebungen, wobei davon
ausgegangen wird, dass lediglich die axiale Koordinationsstelle des O,O-substituierten
Rutheniumatoms mit seiner etwa planaren äquatorialen Ligandensphäre als katalytisch aktives
Metallzentrum fungiert. Die eingeführten Substituenten der Pyridonat-Liganden verlieren
ihren sterische Einfluss auf die katalytisch aktive Koordinationsstelle und damit auf den
stereochemischen Verlauf der Katalyse.
Katalysen mit Komplex 45’ in Acetonitril greifen bei 0 °C nahezu ausschließlich auf den
Kopf-Schwanz-Komplextyp zu, scheitern jedoch am Vorliegen des ebenfalls koordinierenden
Acetonitrils. Dieses konkurriert mit der Diazokomponente um die katalytisch aktiven
Koordinationsstellen und inhibiert aufgrund seines massiven Überschusses die katalytische
3.4 Tetracarbonyl-dipyridonato-diruthenium(I,I)-Komplexe als Katalysatoren
103
Diazozersetzung vollständig. So konnte auch nach Tagen keine Abnahme der vorgelegten
Diazokomponente beobachtet werden.
Da Katalysen mit 45’ in Acetonitril trotz Kopf-Schwanz-Konstitution nicht möglich sind und
selbige in Dichlormethan bei RT instabil, musste ein anderes Vorgehen gewählt werden. Man
nutzte die Tatsache, dass unterhalb 0 °C (in diesem Bereich wird die zur Drehung der
Pyridonat-Liganden
notwendige
Aktivierungsenergie
erreicht)
keine
Änderung
der
vorliegenden Konstitution mehr erfolgt.
Dieser Temperaturbereich wurde für alle Kopf-Schwanz-Komplexe (45’, 46’ und 52’ in
CD3CN, 47’ und 48’ in CDCl3) durch temperaturabhängige NMR-Untersuchungen gefunden.
Katalysereaktionen unterhalb 0 °C müssen somit auf die eingefrorene Kopf-Schwanz-Spezies
zurückgreifen. Da vom Brompyridonat-Komplex 46’ bereits bei 0 °C ein Gleichgewicht
zwischen Kopf-Kopf- und Kopf-Schwanz-Konstitution vorliegt, wurde in diesen Versuchen
lediglich mit den Komplexen 51’ und 45’ (vgl. Tab. 11) gearbeitet.
Die isolierten Kopf-Schwanz-Komplexe 45’ und 51’ wurden in gekühltem (-10 °C)
Dichlormethan gelöst und das Reaktionsgemisch während der gesamten Reaktionszeit auf
dieser Temperatur gehalten. Hierdurch stieg die Reaktionszeit um ein Vielfaches auf mehrere
Tage an. Die Ursache für den dramatischen Abfall der Katalysatoraktivität konnte nicht
geklärt werden. Gründe können die Kopf-Schwanz-Konstitution und die damit verbundene
Blockade der axialen Koordinationsstellen durch ein Halogenatom oder eine für die
Zersetzung der Diazokomponente nicht ausreichende Aktivierungsenergie sein.
Nach Erwärmen auf 0 °C kommt es zum Konstitutionswechsel, wobei die Bildung der KopfKopf-Spezies am Farbumschlag von Gelb nach Orange mitverfolgt werden kann. Erst jetzt
beginnt die katalytische Reaktion (N2-Entwicklung). Die erhaltenen Diastereoselektivitäten
der Cyclopropanierungen decken sich mit denen einer sofortigen Reaktionsführung bei RT
(Tab. 11). Lediglich die Cyclopropanausbeuten liegen aufgrund verstärkter Dimerbildung
(bedingt durch die inzwischen hohe Konzentration an Diazoester) etwas niedriger.
Fazit: Es gelingt nicht, carbenoide Cyclopropanierungen durch bis(6-substituierte Pyridon2-at)-diruthenium(I,I)-Komplexe mit Kopf-Schwanz-Konstitution der Pyridonatliganden zu
katalysieren.
3 Eigene Ergebnisse
104
Tabelle 11: Cyclopropanierung von Styrol in Dichlormethan bei verschiedenen
Temperaturen; Ausbeute (E:Z-Verhältnis); (Reaktionslösungen, die zunächst bei T < 0 °C
gehalten wurden, zeigten den Beginn der katal. Reaktion (N2-Entwicklung) erst ab 0 °C).
[°C]
[Ru2(6-F-pyO)2(CO)4(H3CCN)2]
(51’)
[Ru2(6-Cl-pyO)2(CO)4(CH3CN)2]
(45’)
20
69 (65:35)
69 (62:38)
5
71 (61:39)
0
50 (66:34)
68 (61:39)
-10
35 (63:37)
43 (60:40)
-15
32 (60:40)
Die Frage, welches der beiden Rutheniumatome in den unsymmetrischen Kopf-KopfKomplexen 45–48 für die katalytische Zersetzung der Diazokomponente verantwortlich ist,
kann nicht mit absoluter Sicherheit beantwortet werden. Sowohl die freie, aber stark
abgeschirmte axiale Koordinationsstelle des N,N-substituierten Rutheniumatoms als auch das
von Acetonitril bzw. Triphenylphosphan koordinierte Metallatome kommen in Frage, wobei
letzteres in einem vorangehenden Schritt seinen axialen Liganden abspalten muss.
Nichtsdestotrotz
liegen
eine
Reihe von
Hinweisen
dafür
vor,
dass
die
axiale
Koordinationsstelle des O,O-substituierten Rutheniumatom für die katalytische Zersetzung
verantwortlich ist:
-
die Diaselektivitäten liegen in der gleichen Größenordnung mit Komplex 18
(symmetrische Acetat-Liganden) und Komplex 23’ (unsubstituierten PyridonatenLiganden);
-
die Komplexe 40 und 41 werden durch Reaktion mit der Diazokomponente gespalten
und gehen in Lösung. Bei Verwendung der axialen, N,N-substituierten RutheniumKoordinationsstelle müsste ein heterogener Katalyseverlauf vorliegen;
-
im isolierten Carben-Komplex 50 befindet sich die Carbeneinheit ebenfalls am
O,O-substituierten Rutheniumatom;
-
der Monophosphan-Komplex 47 koordiniert (aufgrund starker sterischer Hinderung?)
keinen Acetonitril-Ligand an der abgeschirmten, freien Koordinationsstelle.
Auch die Art des Solvens nimmt Einfluss auf das Katalyseergebnis. Zwar wirkt sich der
Wechsel von Dichlormethan zu Chloroform nicht auf die Cyclopropanausbeute, jedoch auf
die Diastereoselektivität der Katalyse aus. Bei der Cyclopropanierung von Styrol durch
Komplex 45’ sinkt der Anteil an Cyclopropan E-28a, unabhängig von der Temperatur, um
durchschnittlich 5 Prozentpunkte (vgl. Tab. 12).
3.4 Tetracarbonyl-dipyridonato-diruthenium(I,I)-Komplexe als Katalysatoren
105
Tabelle 12: Cyclopropanierung von Styrol mit Komplex 45’ in Dichlormethan oder in
Chloroform; Ausbeute (E:Z-Verhältnis).
[°C] CH2Cl2
CHCl3
20
69 (62:38)
69 (54:45)
5
71 (61:39)
66 (56:44)
0
68 (61:39)
69 (55:45)
Eine Reaktionsführung in Tetrachlorethan ließ die Verallgemeinerung dieser Unterschiede
nicht zu, da sich der Komplex zersetzte und kein brauchbares Katalyseresultat erzielt wurde.
3.4.2
Weitere
Katalysereaktionen
mit
Bis(pyridonato)-
diruthenium(I,I)-Komplexen
Das katalytische Potential der Komplexe sollte auch bezüglich weiterer Reaktionstypen kurz
untersucht werden. Nachdem der Komplex 45’ bereits seine Fähigkeit zur effektiven Katalyse
intramolekularer C–H-Insertionen von α-Diazoessigsäureamiden (Bildung von β- und
γ-Lactamen) unter Beweis gestellt hat,167 richtet sich das Interesse nunmehr auf die
Möglichkeit zur Katalyse von Olefin-Metathesereaktionen (vgl. Kap. 1.2.3).
Diese
Katalyse
benötigt
im
Vergleich
zur
Cyclopropanierung
eine
zusätzliche
Koordinationsstelle am aktiven Metallzentrum. Der Komplex muss in der Lage sein, eine
formale 14-Valenzelektronenbesetzung bereitzustellen, die einen nach dem ChauvinMechanismus prognostizierten Metallacyclobutanring ausbilden kann (Schema 46).
H2
C
CH2
Kat.
M
CH2
M
CH2
- C2H4
- Kat.
CH2
CH2
Schema 46: Mechanistischer Ablauf der Metathese-Reaktion.
Für die in dieser Arbeit untersuchten Diruthenium-bis(pyridonat)-Komplexe kann ein
14 VE-Zustand eines Metallzentrums in Lösung nicht ausgeschlossen werden. Zwar liegt im
festen Zustand lediglich ein 16- bzw. 18-VE-Charakter vor, doch schließen bezüglich der
Liganddynamik
angestellte
Überlegungen
die
Bildung
Valenzelektronen versehenen Rutheniumatoms nicht aus.
eines
intermediär
mit
14
3 Eigene Ergebnisse
106
Als Vertreter der zweikernigen Pyridonatkomplexe wurde Komplex 45’ an der
Beispielsreaktion der Ringschlussmetathese (RCM) von N,N-Diallyltosylamid (61) in Toluol
(Schema 47) getestet. Diese in der Literatur bewährte Reaktion zeichnet sich durch ihr einfach
zugängliches Edukt und eine unkomplizierte Reaktionsführung als schnelle Testreaktion
aus.168
45'
Toluol, 80 °C
TsN
TsN
61
62
45' (3 mol%)
Toluol, 80 °C
45' (3 mol%)
Acetylen
Toluol, 80 °C
+
TsN
63 (57%)
TsN
64 (41%)
Zersetzung
Schema 47: Reaktionsmöglichkeiten von N,N-Diallyltosylamid.
Bei keinem der durchgeführten Versuche konnte das Metatheseprodukt 62 nachgewiesen
werden. Stattdessen bildeten sich die Isomere 63 (intramolekulare C–H-Insertion) und 64
(Doppelbindungsverschiebung) (Schema 47). Diese normalerweise als Nebenprodukte vieler
Metathesereaktionen
auftretenden
Verbindungen
wurden
Katalysatorsystemen in quantitativen Umsätzen erhalten.168,
169
bereits
mit
anderen
Auch der Versuch einer
initialen Carbenoidbildung mit Acetylen führte nicht zum gewünschten Erfolg sondern
scheiterte an der Zersetzung des Katalysators.
107
4
Zusammenfassung - Summary
4.1
Zusammenfassung
Ruthenium-katalysierte carbenoide Reaktionen von aliphatischen Diazoverbindungen stellen
eine neue und sich rasch entwickelnde Forschungsrichtung auf dem Gebiet Übergangsmetallkatalysierter Carbentransfer-Reaktionen dar. Eine der wichtigsten dieser CarbentransferReaktionen
ist
die
inter-
und
intramolekulare
Cyclopropanierung
geeigneter
C=C-Doppelbindungen. Die carbenoide Olefincyclopropanierung mit α-Diazoessigestern ist
die Testreaktion bei den meisten Katalysatorentwicklungen, wobei neben Effizienz und
Effektivität auch Aspekte der Chemo-, Diastereo- und Enantioselektivität im Blickpunkt
stehen.
Neben dem bereits etablierten Diruthenium(I,I)-acetat-Komplex [Ru2(µ-OAc)2(CO)4]n
(17)97, 98 ist der Pyridonat-verbrückte Komplex [Ru2(µ-Opy)2(CO)4]n 23’ seit längerem
bekannt und zeichnet sich durch seine hohe katalytische Aktivität bei intermolekularen
Cyclopropanierungsreaktionen aus.121,
122
Beide Komplexe liegen im festen Zustand als
Koordinationspolymer vor, die jedoch durch Aufnahme relativ schwach koordinierender
axialer Donorliganden in isolierte Zweikern-Komplexe übergeführt werden. Diese lösen sich
gut in organischen Solventien und sind somit für homogenkatalytische Prozesse geeignet.
Auf der Basis bestimmter struktureller und reaktionsmechanistischer Überlegungen sollten in
dieser Arbeit solche Analoga des Pyridonat-Komplexes 23’ synthetisiert und getestet werden,
die in der Position C-6 der Pyridonat-Liganden einen Substituenten R tragen (R = Alkyl, Aryl,
Halogen)
(Schema
48).
Sein
Vorhandensein
sollte
die
Diastereoselektivität
von
intermolekularen Cyclopropanierungsreaktionen beeinflussen, wobei sich die Hoffnung
insbesondere
auf
die
schwierig
zu
erreichende
Erhöhung
Z(cis,
syn)-selektiver
Cyclopropanierungen richtete.
N
O
O
Ru
Ru
OC
OC
CO
CO
23'
R
N
N
O
O
Ru
Ru
OC
OC
CO
CO
N
R
25'
Schema 48: Grundgerüst der zu synthetisierenden Pyridonat-Komplexe 25’.
4 Zusammenfassung - Summary
108
4.1.1
Komplexsynthesen
Das Ergebnis der Umsetzung von Ru3(CO)12 mit einem 6-R-substituierten 2-Pyridon (welches
überwiegend auf literaturbekanntem Weg hergestellt wurde) hängt entscheidend von
sterischen und elektronischen Einflüssen des Substituenten R ab. So wurden sowohl
Diruthenium(I,I)-Komplexe des gewünschten Typs 25’ (Schema 48) als auch ein- und
vierkernige Komplexe erhalten.
6-Methyl-2-pyridon (24b) und 6,7,8,9-Tetrahydro-2-chinolon (24c) lieferten die gelben
vierkernigen Komplexe 30 bzw. 31 (Schema 49). Sie sind nahezu unlöslich in allen gängigen
Lösungsmitteln. Zudem sind die Metallzentren vollständig koordiniert und bieten keine leicht
zugängliche Koordinationsstelle für die Anlagerung eines Carben-Liganden. Folge aus
beidem ist eine äußerst geringe Katalysatorreaktivität.
R2
CO
CO
R1
O
N
CO
N
Ru
Ru
Ru
O
R2
CO
Ru
R1
O
CO CO
R1
CO
N
R2
O
N
R1
OC
30: R1 = CH3, R2 = H
31: R1-R2 = (CH2)4
R2
Schema 49: Komplexbildung aus Ru3(CO)12 und 6-Alkyl-2-pyridonen.
Bei Verwendung von 6-tert-Butyl-2-pyridon entstehen je nach Reaktionsbedingung und -zeit
zwei gelbe Komplexe, die beide eine gute Löslichkeit aufweisen. Auch mit 6-Phenyl2-pyridon resultiert ein äußerst leicht löslicher, jedoch schwarz gefärbter Komplex. Seine
analytischen Daten stehen mit der Leitstruktur 25’ im Einklang. Ein definitiver
Strukturbeweis für beide Komplexe anhand einer Röntgenstrukturanalyse steht allerdings
noch aus.
In den Schema 50 und 51 sind die Synthese von Komplexen mit 6-Halogen-2-pyridonatLiganden sowie nachfolgende Ligandenaustausch-Reaktionen zusammengestellt.
Die von 6-Halogen-substituierten 2-Hydroxypyridinen (24f-h) ausgehende Synthese in Toluol
ergab zweikernige Komplexe, die unter Zusammenlagerung über jeweils eine Ru–O-Bindung
schwerlösliche Dimere (40, 41 und 42) bilden. Etwas leichter lösliche Komplexe (43, 44)
entstanden bei der Reaktionsführung in Methanol, wobei eine axiale Koordinationsstelle von
einem Methanol-Molekül besetzt wird. Die Dimere 40-44 können durch koordinierende
4.1 Zusammenfassung
109
Liganden aufgespalten werden. Mit Triphenylphosphan wurden so die Komplexe 47 und 48,
mit einem nukleophilen Carben auf Imidazol-2-yliden-Basis die Komplexe 49 und 50
erhalten. Gleichzeitig resultiert hierdurch eine gute Löslichkeit in vielen organischen
Lösungsmitteln.
Alle in Schema 50 gezeigten Komplexe weisen eine Kopf-Kopf-Anordnung der beiden
Pyridonat-Liganden am Ru–Ru-Fragment auf und haben die für solche Zweikern-Komplexe
typische Sägebock-Struktur, wie sich aus den Einkristallstrukturanalysen der Komplexe 40,
42, 43, 47, 48 und 50 ergibt.
CO
Toluol
∆T, 2.5−5 h
Ru3(CO)12 +
X
OH
N
24f: X = F
24g: X = Cl
24h: X = Br
X = Cl, Br CH3OH
∆T, 36−48 h
X
X
CO
O
X
X
O
Ru
Ru
OC OC
CO CO
L Ru Ru
O
N
N
O
CO CO
N
N
L
X
X
42: X = F, L = CO
40: X = Cl, L = kein
41: X = Br, L = kein
PPh3, CH2Cl2
RT, 10-30 min.
X = Cl, Br
Carben, CH2Cl2
RT, 2 h
N
O
CH3
N
X
N
O
X
O
PPh3, CH2Cl2
CO CO
CO
CO
CO CO N
CO CO
Ru
Ru
O
RT
H
Ru
Ru PPh3 X
Ru
Ru
N
X
O
O
N
H
N
N
N
O
O
X
Ru
Ru
CO CO O
CO CO
CO CO
H3C OC OOC N
X
43: X = Cl
44: X = Br
47: X = Cl
48: X = Br
49: X = Cl
50: X = Br
Schema 50: Synthese 6-Halogen-2-pyridonat-verbrückter Diruthenium(I,I)-Komplexe mit
Kopf-Kopf-Konstitution.
Lässt man die Komplexe 40-42 mit zwei Äquivalenten an Triphenylphosphan (oder die
Komplexe 47, 48 mit einem Äquivalent dieses Donor-Reagenz) bzw. Acetonitril reagieren, so
gehen die Kopf-Kopf-konfigurierten Komplexe in solche mit Kopf-Schwanz-Anordnung der
Pyridonat-Liganden über (Schema 51). Lediglich mit den Imidazol-2-yliden-substituierten
Komplexen 49 und 50 findet keine solche Reaktion statt.
Die Komplexe 45’, 47’ und 52’ wurden durch Einkristall-Röntgenstrukturanalysen
charakterisiert.
4 Zusammenfassung - Summary
110
CO
X
CO
CO
CO
N
Ru
Ru
O
1 Äquiv L
O
N
Ru
Ru
X
OC
OC
N
O
X
CO
CO
N
X
X
O
N
X
OC
O
N
Ru
Ru
OC
CO
CO
O
1 Äquiv L
L
N
N
Ru
L Ru
OC
OC
CO
CO
50: nicht beobachtet
58: nicht beobachtet
45: X = Cl, L = H3CCN
46: X = Br, L = H3CCN
52: X = Cl, L = PhCN
47: X = Cl, L = PPh3, CH2Cl2
48: X = Br, L = PPh3, CH2Cl2
49: X = Cl, L = 1-Me-3-bu-imidazol-2-yliden
50: X = Br, L = 1-Me-3-bu-imidazol-2-yliden
40: X = Cl
41: X = Br
42: X = F
O
X
X
O
L
51': X = F, L = H3CCN
58': X = F, L = PPh3
45': X = Cl, L = H3CCN
46': X = Br, L = H3CCN
52': X = Cl, L = PhCN
47': X = Cl, L = PPh3
48': X = Br, L = PPh3
49': nicht beobachtet
50': nicht beobachtet
Schema 51: Darstellung 6-Halogen-2-pyridonat-verbrückter Diruthenium(I,I)-komplexe in
Kopf-Schwanz-Konstitution.
Während die Kopf-Kopf-Konstitution sowohl in festem Zustand wie auch in Lösung stabil ist,
erweisen sich die Kopf-Schwanz-Komplexe lediglich im festen Zustand als isolierbar und
beständig. In Lösung unterliegen sie einem dynamischen Gleichgewicht mit dem
korrespondierenden, einfach axial koordinierten Kopf-Kopf-Komplex. Dabei hängen die
jeweiligen Gleichgewichtslagen stark von der Größe des 6-Substituenten am Pyridinring ab,
erheblich schwächer von den axialen Liganden (Abb. 35).
Wichtig für mechanistische Betrachtungen der Katalyse von Carbentransfer-Reaktionen ist
die Beobachtung, dass sich die Bis(acetonitril)-Komplexe 45’ und 46’ beim Lösen in
Dichlormethan (= übliches Solvens der carbenoiden Reaktionen) sofort und vollständig in die
Kopf-Kopf-Isomere 45 und 46 umlagern.
Verhältnis Kopf-Kopf / Kopf-Schwanz
4
7.3
3
2
1
0
273
283
293
303
313
325
338
Temperatur [K]
[Ru2(6-Br-pyO)2(CO)4(PPh3)x]
[Ru2(6-Cl-pyO)2(CO)4(PhCN)x]
[Ru2(6-Br-pyO)2(CO)4(CD3CN)x]
[Ru2(6-Cl-pyO)2(CO)4(CD3CN)x]
[Ru2(6-Cl-pyO)2(CO)4(PPh3)x]
Abb. 35: Temperaturabhängige Gleichgewichtslagen Kopf-Kopf : Kopf-Schwanz Ligandenanordnung für verschiedene Komplexe des Typs [Ru2(6-X-pyO)2(CO)4L1-2] (X = Cl, Br).
4.1 Zusammenfassung
111
Grundsätzlich kommt der Austausch zwischen beiden Komplexkonstitutionen unterhalb etwa
0 °C zum Erliegen. Das Gleichgewicht bleibt im jeweils vorliegenden Isomerenverhältnis
eingefroren (1H-NMR-spektroskopische Integration). Somit kann unterhalb von 0 °C auch die
Kopf-Schwanz-Konstitution der Dinitril-Komplexe 45’ und 52’ in Dichlormethan erhalten
und beobachtet (NMR) werden.
4.1.2
Katalytische Olefincyclopropanierung
Die neu hergestellten Diruthenium(I,I)-pyridonat-Komplexe dienten als Katalysatoren für die
Cyclopropanierung repräsentativer Alkene (Styrol, Cyclohexen, 2-Methyl-2-buten) mit
Diazoessigsäuremethylester (Schema 52).
COOCH3 R3
H
Di-Ru(I,I)-Kat.
(3 mol%)
CH2Cl2, 20 °C
+
N2
1
R
26
2
R
27a-c
-N2
R1
R2
R3
+
R
2
R1
COOCH3
Z-28a
exo-28b
anti-28c
R3
COOCH3
E-28a
endo-28b
syn-28c
Schema 52: Diruthenium(I,I)-katalysierte carboniode Cyclopropanierung verschiedener
Alkene; 27a: Styrol (R2 = Ph, R1, R3 = H); 27b: Cyclohexen (R1–R3 = (CH2)4, R2 = H); 27c:
2-Methyl-2-buten (R1, R2, R3 = Me).
Besonderes Augenmerk galt dabei dem eventuellen sterischen Einfluss der 6-substituiertenPyridonat-Liganden auf die Diastereoselektivität der Cyclopropanierungsreaktion. Als
problematisch wirkte sich hierbei allerdings die Instabilität der Kopf-Schwanz-Struktur in
Lösung und deren Umlagerung in die Kopf-Kopf-Spezies aus.
Die wichtigsten Ergebnisse dieser Untersuchungen sind wie folgt:
•
Im Hinblick auf Katalysatormenge, Reaktionszeit und Ausbeuten an Cyclopropanen
(Abb. 36) unterscheiden sich die hier untersuchten Katalysatoren nicht wesentlich von
den schon früher untersuchten Katalysatoren [Ru2(µ-OAc)2(CO)4]n (17) und
[Ru2(µ-Opy)2(CO)4]n (23’).
•
Die höchsten Cyclopropanausbeuten erhält man im Allgemeinen mit Styrol. Durch die
verminderte Reaktivität der höher substituierten Olefine Cyclohexen bzw. 2-Methyl2-buten fallen die Unterschiede zwischen den Katalysatoren deutlicher aus. Erheblich
schlechtere Resultate liefern die Katalysatoren bei Anwesenheit stark koordinierender
axialer Liganden wie Phosphanen und Imidazol-2-yliden.
4 Zusammenfassung - Summary
112
•
Die Diastereoselektivität der Cyclopropanierung (Abb. 37) zeigt mit keinem der
untersuchten Katalysatoren erhebliche Unterschiede zu den schon früher untersuchten
Katalysatoren 17 und 23’. Mono- und disubstituierte Olefine werden ausnahmslos
E(exo)-selektiv, trisubstituierte Olefine mit bekannter syn-Selektivität cyclopropaniert.
•
Katalysen unterhalb 0 °C mit eingefrorener Kopf-Schwanz-Komplexkonstitution
greifen zwar auf die Komplexstruktur 25’ zurück. Die Temperaturabsenkung führt
jedoch
gleichzeitig
zu
der
Unterschreitung
der
für
die
Zersetzung
der
Diazokomponente benötigten Aktivierungsenergie. So bleibt das Reaktionsgemisch
selbst Tage mit intakter Diazokomponente unverändert bestehen.
100
90
80
Ausbeute [%]
70
60
Styrol
Cyclohexen
2Me2bu
50
40
30
20
10
0
17
23'
42
40
43
45'
47
49
41
44
46'
48
50
Katalysator
Abb. 36: Ausbeuten bei der Cyclopropanierung verschiedener Olefine mit
α-Diazoessigsäuremethylester in Abhängigkeit vom verwendeten Ruthenium-Katalysator.
100
90
80
Z-Anteil [%]
70
60
Styrol
Cyclohexen
2Me2bu
50
40
30
20
10
0
17
23'
42
40
43
45'
47
49
41
44
46'
48
50
Katalysator
Abb. 37: Diastereoselektivitäten (Z- bzw. syn- bzw. cis-Anteil) bei der Cyclopropanierung
verschiedener Olefine mit α-Diazoessigsäuremethylester in Abhängigkeit vom verwendeten
Ruthenium-Katalysator.
4.1 Zusammenfassung
4.1.3
113
Fazit
Zweikernige Diruthenium(I,I)-Komplexe mit zweizähnigen 6-substituierten PyridonatBrückenliganden wurden sowohl in der Kopf-Kopf- als auch in der Kopf-SchwanzKonstitution
dargestellt,
charakterisiert
und
als
Katalysatoren
für
carbenoide
Cyclopropanierungen verwendet.
Während ein signifikanter Einfluss der 6-Substitution an den Pyridonat-Liganden auf die
Diastereoselektivität der Cyclopropanbildung nur von den Kopf-Schwanz-konstituierten
Komplexen erwartet werden kann, dürfte sich dieser Zusammenhang experimentell kaum
realisieren lassen. Aufgrund der in dieser Arbeit untersuchten leichten Umlagerung von
Kopf-Kopf in Kopf-Schwanz-Anordnung der Pyridonat-Liganden bei Anwesenheit axial
koordinierender Donor-Liganden ist davon auszugehen, dass dies auch während der
carbenoiden Cyclopropanierung geschieht. In diesem Fall würden alle Reaktionen unter
Beteiligung solcher Metall-Carben-Zwischenstufen erfolgen, bei denen die PyridonatLiganden eine Kopf-Kopf-Anordnung haben und die Übertragung des Carben-Liganden am
sterisch ungehinderten, O,O-substituierten Rutheniumatom des Zweikern-Komplexes erfolgt.
114
4.2
4 Zusammenfassung - Summary
Summary
Ruthenium catalysed carbenoid reactions with aliphatic diazo compounds are a new and fast
developing field of research concerning transition-metal catalysed carbene transfer reactions.
One of the most important carbene transfer reaction is the inter- and intramolecular
cyclopropanation with suitable C=C double bonds. The carbenoid cyclopropanation of olefins
using α-diazoacetates is the test reaction for newly developed catalysts. Besides the efficiency
and effectivity the aspects of chemo-, diastereo- and enantioselectivity were also in the focus
of my studies.
In addition to already established diruthenium(I,I)-acetate complex [Ru2(µ-OAc)2(CO)4]n
(17)97, 98 the pyridonate-bridged complex [Ru2(µ-Opy)2(CO)4]n 23’ is also known to literature
and is characterized by its high catalytic activity for intermolecular cyclopropanation
reactions.121, 122 In the solid state both complexes are coordination polymers, which can be
transformed into isolated dinuclear complexes by adsorption of weak coordinating axial donor
ligands. These complexes are easily soluble in organic solvents and suited for homogeneous
catalysis.
On the basis of structural and mechanistic considerations analogous pyridonate complexes 23’
being substituted in the 6-position of the pyridonate ligands (R = alkyl, aryl, halogen)
(Scheme 53) were to be synthesized and tested in this work.
The substituent should influence the diastereoselectivity of intermolecular cyclopropanation
reactions, hopefully increasing the problematic Z(cis, syn)-selective cyclopropanations.
N
O
O
Ru
Ru
OC
OC
CO
CO
23'
R
N
N
O
O
Ru
Ru
OC
OC
CO
CO
N
R
25'
Scheme 53: Framework of the pyridonate complex 25’ to be synthesized.
4.2 Summary
4.2.1
115
Complex synthesis
The result of the reaction between Ru3(CO)12 and 6-R-substituted 2-pyridones (which were
synthesized mainly by literature-known methods) depend decisively on the sterical and
electronical influence of the substituent R. Because of that, diruthenium(I,I) complexes of
type 25’ (Scheme 53) were obtained, as well as mono- and tetranuclear complexes.
6-Methyl-2-pyridone (24b) and 6,7,8,9-tetrahydro-2-quinolone (24c) gave the yellow
complexes 30 and 31, respectively (Scheme 54). They are almost insoluble in all common
solvents. Additionally the metal centres are fully coordinated and have no accessible
coordination site for the attachment of a carbene ligand. The consequence is a very low
catalytic activity.
R2
CO
CO
R1
O
N
CO
Ru
O
R2
N
Ru
CO
Ru
1
R
O
CO CO
R1
CO
Ru
N
R2
O
N
R1
OC
30: R1 = CH3, R2 = H
31: R1-R2 = (CH2)4
R2
Scheme 54: Synthesis of complexes 30 and 31 from Ru3(CO)12 and 6-alkyl-2-pyridones.
Using 6-tert-butyl-2-pyridone two yellow complexes were synthesized depending on the
reaction conditions and time. Both show a high solubility. With 6-phenyl-2-pyridone an easily
soluble black complex was obtained. Its analytical data correlate with the structural model of
25’. A definitive evidence for this structure by single crystal analysis was not obtained so far.
In Scheme 55 and 56 the synthesis of complexes containing 6-halogen-2-pyridonate ligands
as well as subsequent ligand exchange reactions is illustrated. The synthesis using 6-halogen2-pyridones (24f-h) in toluene yielded dinuclear complexes which build up insoluble
coordination dimers by Ru–O-bonds (40, 41 and 42). A slightly higher solubility was found
for complexes 43 and 44, obtained from reactions in methanol where one axial coordination
site is occupied by a methanol molecule. The dimers 40-44 can be broken up by coordinating
ligands. Complexes 47–50 were obtained by using either triphenylphosphane or a
nucleophilic carbene such as 1-butyl-3-methyl-imidazol-2-ylidene. Owing to this procedure
the synthesized complexes 47–50 showed a good solubility in most organic solvents. All
complexes illustrated in Scheme 55 show a head-head orientation of the two pyridonate
4 Zusammenfassung - Summary
116
ligands at the Ru–Ru fragment and the typical sawhorse structure which was found in the
single crystal structures of complexes 40, 42, 43, 47, 48 and 50.
CO
toluene
∆T, 2.5−5 h
Ru3(CO)12 +
X
X
X
N
OH
24f: X = F
24g: X = Cl
24h: X = Br
X
N
L
Ru
Ru
O
OC OC
CO CO
L Ru Ru
N
O
N
O
CO CO
N
X
X
42: X = F, L = CO
40: X = Cl, L = kein
41: X = Br, L = kein
X = Cl, Br CH3OH
∆T, 36−48 h
X
CO
O
PPh3, CH2Cl2
r.t., 10-30 min.
X = Cl, Br
Carben, CH2Cl2
r.t., 2 h
N
O
CH3
N
X
N
O
X
O
PPh3, CH2Cl2
CO CO
CO
CO N
CO
CO
CO CO
Ru
O
Ru
r.t.
H
Ru
Ru PPh3 X
Ru
Ru
N
X
O
O
N
H
N
N
N
O
O
X
Ru
Ru
CO CO O
CO CO
CO CO
OC OC
H3C
O
N
X
43: X = Cl
44: X = Br
47: X = Cl
48: X = Br
49: X = Cl
50: X = Br
Scheme 55: Synthesis of head-head 6-halogen-2-pyridonate-bridged diruthenium(I,I)
complexes.
By the reaction of complexes 40-42 with two equivalents of triphenylphosphane (or
complexes 47 and 48 with one equivalent of triphenylphosphane) or acetonitrile, the headhead constituted complexes are transformed to a head-tail arrangement of their pyridonate
ligands (Scheme 56). Only with complexes 49 and 50 with the imidazol-2-ylide ligand this
reaction didn’t occur. Complexes 45’, 47’ and 52’ were structurally characterized by single
crystal structure analysis.
CO
X
CO
CO
CO
N
Ru
Ru
O
1 equiv L
O
N
Ru
Ru
X
OC
OC
N
O
X
CO
CO
N
X
O
40: X = Cl
41: X = Br
42: X = F
X
N
X
OC
O
N
Ru
Ru
OC
CO
CO
O
L
1 equiv L
51: not observed
58: not observed
45: X = Cl, L = H3CCN
46: X = Br, L = H3CCN
52: X = Cl, L = PhCN
47: X = Cl, L = PPh3, CH2Cl2
48: X = Br, L = PPh3, CH2Cl2
49: X = Cl, L = 1-Me-3-bu-imidazol-2-ylidene
50: X = Br, L = 1-Me-3-bu-imidazol-2-ylidene
O
X
N
N
Ru
L Ru
OC
OC
CO
CO
X
O
L
51': X = F, L = H3CCN
58': X = F, L = PPh3
45': X = Cl, L = H3CCN
46': X = Br, L = H3CCN
52': X = Cl, L = PhCN
47': X = Cl, L = PPh3
48': X = Br, L = PPh3
49': not observed
50': not observed
Scheme 56: Synthesis of head-tail constituted 6-halogen-2-pyridonate-bridged
diruthenium(I,I) complexes.
4.2 Summary
117
While the head-head constitution is stable in the solid state and in solution, the head-tail
constitution can only be isolated and stored in solid state. In solution the head-tail complexes
are subject to a dynamic equilibrium with the corresponding, mono-axial-coordinated headhead complex. The prevailing position of equilibrium depends on the size of the 6-substituent
of the pyridine rings and to a lesser degree on the axial ligands (Fig. 38).
Important for the mechanistic control of the catalytic carbene transfer reactions is the fact, that
the bis(acetonitrile) complexes 45’ and 46’ immediately and completely rearrange into the
head-head isomers 45 and 46 when dissolved in dichloromethane (= common solvent for
carbenoid reactions).
head-head / head-tail ratio
4
7.3
3
2
1
0
273
283
293
303
313
325
338
temperature [K]
[Ru2(6-Br-pyO)2(CO)4(PPh3)x]
[Ru2(6-Cl-pyO)2(CO)4(PhCN)x]
[Ru2(6-Br-pyO)2(CO)4(CD3CN)x]
[Ru2(6-Cl-pyO)2(CO)4(CD3CN)x]
[Ru2(6-Cl-pyO)2(CO)4(PPh3)x]
Figure 38: Temperature dependent positions of equilibrium head-head : head-tail ligand
orientation for complexes of the type [Ru2(6-X-pyO)2(CO)4L1-2] (X = Cl, Br).
In general the exchange of the two complex constitutions slows down below a temperature of
about 273 K. The equilibrium is frozen in the respective isomeric ratio (1H-NMR
spectroscopic integration). In this way the head-tail-constitution of the dinitrile complexes 45’
and 52’ can also be preserved and observed (NMR) in dichloromethane.
4 Zusammenfassung - Summary
118
4.2.2
The
Catalytic olefin cyclopropanations
novel
diruthenium(I,I)-pyridonate
complexes
were
used
as
catalysts
for
cyclopropanations of representative alkenes (styrene, cyclohexene, 2-methyl-2-butene) with
methyl α-diazoacetate (Scheme 57).
COOCH3 R3
H
Di-Ru(I,I) cat.
(3 mol%)
CH2Cl2, 20 °C
+
R1
+
2
N2
1
R
26
2
R
-N2
27a-c
R2
R3
R1
R
COOCH3
Z-28a
exo-28b
anti-28c
R3
COOCH3
E-28a
endo-28b
syn-28c
Scheme 57: Diruthenium(I,I)-catalysed carbeniod cyclopropanations of various alkenes; 27a:
styrene (R2 = Ph, R1, R3 = H), 27b: cyclohexene (R1–R3 = (CH2)4, R2 = H), 27c: 2-methyl-2butene (R1, R2, R3 = Me).
Special attention was paid to an eventual steric influence of the 6-substituted pyridonate
ligands on the diastereoselectivity of the cyclopropanation reactions. An encountered problem
was the instability of the head-tail-structure in dichloromethane and the rearrangement to the
head-head species.
The most important results of these studies are:
•
With regard to the catalyst loading, reaction time and yields of cyclopropanes (Fig. 39)
the tested catalysts do not differ significantly from the earlier examined complexes
[Ru2(µ-OAc)2(CO)4]n (17) and [Ru2(µ-Opy)2(CO)4]n (23’).
•
Highest yields of cyclopropanes were obtained with styrene. Because of the reduced
reactivity of the more highly substituted olefins cyclohexene and 2-methyl-2-butene
the differences between the catalysts can be observed more clearly. Much poorer
results were obtained using the catalysts in the presence of strongly coordinating axial
ligands like phosphanes or imidazolylides.
•
The diastereoselectivity of cyclopropanations (Fig. 40) shows no serious differences
between the tested catalysts and catalysts 17 and 23’. Mono- and disubstituted olefins
were cyclopropanated without exception in E-selectivity, trisubstituted olefins in the
known Z-selectivity.
4.2 Summary
•
119
Catalysis below 273 K with frozen head-tail-complex constitution fall back on the
complex structure 25’. But with this temperature decrease, the decomposition of the
diazo compounds does not occur any longer. The reaction mixture does not show any
change even after some days.
100
90
80
yield [%]
70
60
styrene
cyclohexene
2me2bu
50
40
30
20
10
0
17
23'
42
40
43
45'
47
49
41
44
46'
48
50
catalyst
Figure 39: Yields of cyclopropanations of various olefins with methyl α-diazoacetate using
different ruthenium catalysts.
100
90
80
Z-ratio [%]
70
60
styrene
cyclohexene
2me2bu
50
40
30
20
10
0
17
23'
42
40
43
45'
47
49
41
44
46'
48
50
catalyst
Figure 40: Diastereoselectivities (Z-, syn-, cis-ratio) of cyclopropanations of various olefins
with methyl α-diazoacetate using different ruthenium catalysts.
4 Zusammenfassung - Summary
120
4.2.3
Conclusion
Dinuclear diruthenium(I,I)-complexes with bidentate 6-substituted pyridonate bridging
ligands were synthesized as well in the head-head as in the head-tail constitution,
characterized and used as catalysts for carbenoid cyclopropanations.
While a significant influence of the 6-substituent at the pyridonate ligands is only expected
from the head-tail constituted complexes, there is hardly any chance for an experimental
realization of this connection. In this work the rearrangement from head-head to head-tail
orientation of the pyridonate ligands in the presence of coordinating donor ligands was
examined. The rearrangement is also likely to take place during the carbenoid
cyclopropanation. In this case all reactions would happen under participation of such metalcarbene reactive intermediates, in which the pyridonate ligands have a head-head orientation
and the transfer of the carbene ligand takes place at the steric unhindered, O,O-substituted
ruthenium atom of the dinuclear complex.
121
5
Experimenteller Teil
5.1
Allgemeine Vorbemerkungen
Alle Synthesen wurden mit zuvor destillativ gereinigten Lösungsmitteln durchgeführt. Die
Verwendung von absoluten Lösungsmitteln und Schutzgastechnik erfolgte nur, wenn explizit
angegeben. Das Trocknen der Lösungsmittel geschah nach Standardmethoden. Als Schutzgas
diente Argon der Reinheitsstufe 4.6 (entspricht 99.996%) der Firma MTI. Zur
dünnschichtchromatographischen
Reaktionskontrolle
wurden
mit
Kieselgel
bzw.
Aluminiumoxid beschichtete Aluminiumfolien der Firma Merck (Kieselgel 60 F254;
Aluminiumoxid
60
F254
neutral)
verwendet.
Die
Detektion
erfolgte
anhand
Fluoreszenzlöschung. Säulenchromatographische Trennungen erfolgten als Schwerkraftsäulen
mit Säulen unterschiedlicher Dimension und Mitteldrucksäulen. Hierzu wurde Kieselgel 60
(Korngröße 0.063-0.200 mm) der Firma Merck, Aluminiumoxid 90 neutral (Korngröße
0.063-0.200 mm) der Firma Merck und fertig gepackten RP-Säulen (LiChroprep RP-18,
40-63 µm) der Firma Lobar verwendet.
5.2
1
Analysemethoden
H-NMR-Spektroskopie
Bruker, DRX 400 (400.13 MHz)
Bruker, AMX 500 (500.14 MHz)
13
C-NMR-Spektroskopie
Bruker, DRX 400 (100.62 MHz)
Bruker, AMX 500 (125.77 MHz)
13
C-NMR: CP/MAS
Bruker, AV 600 (150 MHz); (Bruker Applikationslabor
Karlsruhe)
19
Bruker, DRX 400 (376.46 MHz)
31
Bruker, DRX 400 (161.97 MHz)
IR-Spektroskopie
Bruker, Vector22 (NaCl-Platten; KBr-Pressling)
F-NMR-Spektroskopie
P-NMR-Spektroskopie
Bruker, ISF113 (KBr-Pressling)
UV-Spektroskopie
PerkinElmer, Lambda 2
MALDI-TOF
Bruker, Daltonic Reflex III
EI-/CI-MS
Finnigan MAT, SSQ -7000
5 Experimenteller Teil
122
ESI-MS
Waters, Micromass ZMD
FAB-MS
Joel, JMS-700 (Universität Heidelberg)
Gaschromatographie
Varian, GC-CP 3800; Säule: CP-WAX 52
Dünnschichtchromatographie
Merck, Kieselgel 60 F254
Merck, Aluminiumoxid 60 F254, neutral (Typ E)
Säulenchromatographie
Merck, Kieselgel 60 (0.063–0.200 mm)
Merck, Aluminiumoxid 90, aktiv neutral (Akt.stufe I)
(0.063-0.200 mm)
Elementaranalyse
Elementar Vario EL
Perkin-Elmer, Analyzer 2400 CHN (Universität
Kaiserslautern)
Schmelzpunkte
Büchi, Melting Point B540, unkorrigiert
Thermogravimetrie
Mettler-Toledo, TGA/SDTA 851e
Festkörperstrukturanalyse
STOE IPDS
Pulverdiffraktometrie
Siemens, D-500
NMR: Alle Angaben zur chemischen Verschiebung beziehen sich auf die δ-Skala (ppm), die
Auswertung erfolgte nach 1. Ordnung. Die Messungen wurden, wenn nicht anders angegeben,
am NMR-Spektrometer DRX 400 bei einer Temperatur von 300 K durchgeführt. Als interner
Standard für die 1H-NMR-Spektroskopie wurde bei Messungen in CDCl3 Tetramethylsilan
(TMS, δH = 0 ppm), in [D3]-Acetonitril das Lösungsmittelsignal (δH = 1.96 ppm) verwendet.
In der
13
C-NMR-Spektroskopie diente das jeweilige Lösungsmittelsignal (CDCl3: δC =
77.0 ppm, DMSO: δC = 39.52 ppm, Acetonitril: δC = 118.26 ppm) als Standard. Für die 19Fund
31
P-Spektroskopie wurde extern gegen C6F6 (δF = 162.90 ppm) bzw. 85 proz.
Phosphorsäure (δP = 0.00 ppm) geeicht. Alle
13
C-Spektren wurden breitbandentkoppelt
aufgenommen. Die Kopplungskonstanten J sind in Hertz [Hz] angegeben. Zur
Charaktrisierung der Spinmultiplizität wurden folgende Abkürzungen verwendet: s =
Singulett, bs = breites Singulett, d = Dublett, t = Triplett, q = Quartett, dd = Dublett vom
Dubletts,
m
=
Multiplett.
Zur
genaueren
Charakterisierung
wurden
zusätzlich
H/H-Korrelations-, C/H-Korrelations-, APT-, sowie in ausgewählten Fällen ROESY,
NOESY- und HMBC-Spektren aufgenommen. Die Zuordnung von Aromatensignalen erfolgte
unter Hilfe einer selektiven INADEQUATE-Messung. Unlösliche Komplexe wurden im
Applikationslabor der Firma Bruker mittels CP/MAS gemessen. Temperaturabhängige
5.2 Analysemethoden
Spektren wurden mit dem Spektrometer AMX 500 (1H: 500.14 MHz;
123
13
C: 125.77 MHz)
aufgenommen. Die Eichung der Temperatur im NMR-Spektrometer erfolgte durch
Standardlösungen der Firma Bruker aus 4% Methanol in [D4]-Methanol.
IR: Die Intensität der IR-Banden wird durch folgende Abkürzungen gekennzeichnet: s =
stark, m = mittelstark, w = schwach, br = breit.
MS: MALDI-TOF, EI-, CI- und ESI-Spektren wurden in der Sektion Massenspektrometrie
der Universität Ulm aufgenommen. Als Matrix für MALDI-TOF wurde DHB
(Dihydroxybenzoat) verwendet.
CHN: Die Elementaranalysen wurden in der Sektion Analytik der Universität Ulm
durchgeführt.
GC/GC-MS: Zur Trennung der Cyclopropane wurde eine Säule vom Tpy Varian CP-WAX
52 mit einer Filmdicke von 0.25 µm und den Maßen 30 m x 0.32 mm verwendet. Die
Injektion erfolgte On-Column und über einen Retention-Gap. Alle Verifizierungen erfolgten
über einen internen Standard.
Schmp: Sämtliche Werte sind unkorrigiert.
5 Experimenteller Teil
124
5.3
Ausgangsverbindungen
Folgende Chemikalien und Reagenzien sind kommerziell erhältlich oder standen im
Arbeitskreis zur Verfügung. Sie wurden ohne weitere Aufreinigung eingesetzt:
Ruthenium(III)-chlorid (40-43% Ru)
(Strem Chemicals)
Rutheniumcarbonyl Ru3(CO)12
(Strem Chemicals)
2-Hydroxy-6-methyl-pyridin
(Fa. Fluka)
2-Hydroxychinolin
(Fa. Lancaster)
6-Chlor-2-hydroxy-pyridin
(Fa. ABCR)
2-Amino-6-chlorpyridin
(Fa. Alfa Aesar)
2-Amino-6-methylpyridin
(Fa. Alfa Aesar)
2-Amino-4,6-dimethylpyridin
(Fa. Aldrich)
Triphenylphosphan
(Fa. Merck)
Benzylidenacetophenon
(Fa. Merck)
Cyanacetamid
(Fa. Fluka)
2-Phenylpyridin
(Fa. Merck)
Kalium-tert-butanolat
(Fa. Merck)
Butyllithium
(Fa. Merck)
N,N-Diallyltosylamid
1-Butyl-3-methyl-imidazoliumchlorid
Folgenden Ausgangsverbindungen wurden nach Literaturvorschrift selbst hergestellt:
Rutheniumcarbonyl Ru3(CO)12154
[Ru2(µ-OAc)2(CO)4]n115, 154
α-Diazoessigsäuremethylester164
2-Hydroxy-5,6,7,8-tetrahydrochinolon139
2-Hydroxy-4,6-diphenylpyridin170
6-tert-Butyl-2-hydroxypyridin171
6-Fluor-2-hydroxypyridin172
6-Brom-2-hydroxypyridin173
5.4 Komplexsynthesen
125
5.4
Komplexsynthesen
5.4.1
Komplexe mit 6-Alkylpyridonat-Liganden
5.4.1.1
[Ru(η2,µ-6-Me-py-2-O)(CO)2(µ3-6-Me-py-2-O)Ru(CO)2]2 (30)
CO
O
N
H3C
CO
Ru
O
CO CO
N
CO O
Ru
H3C
CH3
CO
Ru
Ru
O
N
CO
CH3
N
OC
30
(a)
Ru3(CO)12 (57) (100 mg, 0.156 mmol) und 2-Hydroxy-6-methyl-pyridin (24b) (30.4
mg, 0.469 mmol) wurden in Toluol (10 ml) 3 Stunden unter Rückfluss erhitzt. Nach Abkühlen
auf RT wurde der entstandene gelbe Niederschlag abfiltriert und mit Diethylether gewaschen.
Trocknen bei 10-3 mbar ergab eine Ausbeute von 76% (bezogen auf eingesetztes Ruthenium)
(94 mg, 0.089 mmol) an Komplex 30.
(b)
Komplex [Ru2(µ-OAc)2(CO)4]n (17) (185 mg, 0.43 mmol) und 2-Hydroxy-6-methyl-
pyridin (24b) (103 mg, 0.94 mmol) wurden in Toluol (90 ml) gelöst und 18 h auf 130 °C in
einer mit K2CO3 gefüllten Soxhlet-Apparatur erhitzt. Nach Abkühlen auf RT wurde auf 10 ml
eingeengt, der ausgefallene gelbe Feststoff abfiltriert und bei 10-3 mbar getrocknet. Man
erhielt Komplex 30 in 66% Ausbeute (151 mg, 0.14 mmol).
Schmp.: >320 °C (Zersetzung).
IR (KBr): ν (cm-1) = 2021 (s), 1979 (s), 1929 (s), 1909 (s), 1599 (m), 1560 (m), 1458 (s).
1
H-NMR (CDCl3, 400.13 MHz, 300 K, TMS, 128 scans): δ (ppm) = 2.52 (s, 3 H, CH3), 2.69
(s, 3 H, CH3), 6.01 (d, J = 8.1 Hz, 1 H), 6.46 (d, J = 7.3 Hz, 1 H), 6.64 (d, J = 7.3 Hz, 1 H),
7.08 (d, J = 8.1 Hz, 1 H), 7.32 (dd, J = 8.1, 7.3 Hz, 1 H), 7.55 (dd, J = 8.1, 7,3 Hz, 1 H).
C-NMR (CP-MAS, 150 MHz, 298 K): δ (ppm) = 19.6, 22.6, 103.8, 108.5, 109.7, 113.5,
13
138.1, 150.8, 153.5, 170.1, 171.9, 196.6, 198.3, 199.7, 201.4.
CHN: berechnet für C32H24N4O12Ru4; M = 1060.83 g mol-1
Ber.: C
36.23
H
2.28
N
5.28
Gef.: C
36.18
H
2.33
N
5.27
5 Experimenteller Teil
126
5.4.1.2
[Ru(η2,µ-L)(CO)2(µ3-L)Ru(CO)2]2 (L = 5,6,7,8-Tetrahydro-chinolin-2-olat)
(31)
CO
CO
CO
Ru
N
N OC O
Ru
O
CO
N Ru
O
Ru
N
O
CO CO OC
31
Eine Reaktionsführung analog zu Synthesevariante a) von Komplex 30, ausgehend von
2-Hydroxy-5,6,7,8-tetrahydrochinolin (70 mg, 0.47 mmol), ergab Komplex 31 (66 mg, 0.055
mmol) in 46% Ausbeute.
Schmp.: >310 °C (Zersetzung).
IR (KBr): ν (cm-1) = 2022 (s), 1981 (s), 1933 (s), 1918 (s), 1597 (m), 1460 (m), 1326 (m).
CHN: berechnet für C44H40N4O12Ru4; M = 1221.09 g mol-1
Ber.: C
43.28
H
3.30
N
4.59
Gef.: C
43.29
H
3.33
N
4.53
5.4 Komplexsynthesen
5.4.2
127
Komplexe mit 6-Arylpyridonat- bzw. 6-Arylpyridin-Liganden
5.4.2.1 [Ru(κ2N,C-L)(CO)2(µ-OCH3)2Ru(CO)2(κ2N,C-L)], (L = 2-(6-hydroxy4-phenylpyridin-2-yl)phenyl) (34)
N
OC
O
H
O
H
N
O
Ru
Ru
O
CO
CH3
OC
CO
CH3
34
Eine Lösung aus Ru3(CO)12 (57) (200 mg, 0.31 mmol) und 2-Hydroxy-4,6-diphenylpyridin
(24e) (140 mg, 0.94 mmol) in Methanol (20 ml) wurde 2 Tage unter Rückfluss erhitzt, wobei
ein hellgelber Feststoff ausfiel, der nach Abkühlen auf RT abfiltriert wurde. Nach Waschen
mit Diethylether und Trocknen bei 10-3 mbar erhielt man 34 in 64% Ausbeute (261 mg,
0.30 mmol).
Schmp.: >215 °C (Zersetzung).
IR (KBr): ν (cm-1) = 2026 (s), 1979 (s), 1929 (s), 1602 (m), 1562 (m), 1462 (s), 1336 (m),
1313 (m).
1
H-NMR (CDCl3, 400.13 MHz, 300 K, TMS): δ (ppm) = 3.56/3.63/3.65 (3 s, 6 H in der
Summe),
6.34–6.36
(m,
2
H),
7.18–7.25
(m,
4
H),
7.46–7.91
(m,
16
H),
14.40/14.56/14.59/14.76 (4 s, 2 H in der Summe).
C-NMR (CDCl3, 100.62 MHz, 300 K): δ (ppm) = 50.9, 65.6, 65.9, 108.4, 109.0, 124.1,
13
124.5, 126.9, 129.1, 129.5, 129.7, 144.2, 152.9, 160.6, 163.3, 189.0, 195.9, 199.3.
CHN: berechnet für C40H30N2O8Ru2; M = 868.80 g mol-1
Ber.: C
55.30
H
3.48
N
3.22
Gef.: C
55.37
H
3.61
N
3.18
5 Experimenteller Teil
128
5.4.2.2
(µ-4,6-Diphenylpyridin-2-olato-1κN:2κO)-(µ-4,6-Diphenylpyridin-2-olato1κO:2κN)-tetracarbonyl-1κ2C:2κ2C-diruthenium
[Ru2(µ-4,6-Ph2pyO)2(CO)4] (33’)
Ph
Ph
O
N
N
O
Ru
OC
Ru
OC
CO
CO
33'
Ru3(CO)12 (57) (100 mg, 0.156 mmol) und 2-Hydroxy-4,6-diphenylpyridin (24e) (116 mg,
0.468 mmol) wurden in Toluol (10 ml) 2.5 h unter Rückfluss erhitzt. Nach Abkühlen auf RT
wurde die schwarze Reaktionslösung zur Trockene einrotiert, der Rückstand in wenig CH2Cl2
(1 ml) aufgenommen und säulenchromatographisch über Kieselgel getrennt (1. Fraktion: LM:
CH; Ru3(CO)12; 2. Fraktion: LM: CH : EA = 10 : 1; Komplex). Abziehen des Laufmittels und
Trocknen bei 10-3 mbar ergab eine Ausbeute von 34% (bezogen auf eingesetztes Ruthenium)
(64 mg, 0.079 mmol) an Komplex 33’.
IR (KBr): ν (cm-1) = 2039 (s), 1986 (s), 1975 (m), 1956 (s), 1941 (m), 1614 (m), 1531 (m),
1468 (m), 1262 (w), 760 (w).
1
H-NMR (CDCl3, 400.13 MHz, 300 K, TMS): δ (ppm) = 6.95 (s, 2 H), 7.40–7.48 (m, 5 H),
7.55–7.58 (m, 1 H), 7.66–7.69 (m, 2 H), 7.87 (pseudo-t, J = 7.7 + 7.7 Hz, 2 H).
C-NMR (CDCl3, 100.62 MHz, 300 K): δ (ppm) = 108.6, 112.3, 127.0, 128.9, 128.9, 129.3,
13
134.9, 138.6, 144.7, 151.2, 157.0, 172.1, 198.2, 199.3.
CHN: berechnet für C38H24N2O6Ru2; M = 806.75 g mol-1
Ber.: C
56.57
H
3.00
N
3.47
Gef.: C
56.48
H
3.08
N
3.31
MS (ESI):
ber. für (C38H24N2NaO6Ru2): 831.0;
gef.: m/z = 830.7 (M + Na);
ber. für (C36H24N2NaO4Ru2): 775.0;
gef.: m/z = 774.9 (M – 2 CO + Na).
5.4 Komplexsynthesen
5.4.2.3
129
[Ru(κ2N,C-L)(CO)2(µ-OCH3)2Ru(CO)2(κ2N,C-L)],
(L = 2-(pyridin-2-yl)phenyl) (36)
N
N
OC
O
Ru
O
OC
Ru
CO
CH3
CH3
CO
36
Ru3(CO)12 (57) (100 mg, 0.156 mmol) und 2-Phenylpyridin (35) (72.6 mg, 0.468 mmol)
wurden in Methanol (8 ml) 48 h unter Rückfluss erhitzt. Nach Abkühlen auf RT wurde der
entstandene weiße Niederschlag abfiltriert und mit wenig kaltem Methanol gewaschen.
Trocknen bei 10-3 mbar ergab eine Ausbeute von 30% (bezogen auf eingesetztes Ruthenium)
(48 mg, 0.070 mmol) an Komplex 36.
Schmp.: >220 °C (Zersetzung).
IR (KBr): ν (cm-1) = 2787 (m), 2028 (s), 2010 (s), 1964 (s), 1946 (s), 1603 (m), 1479 (m),
1050 (m), 753 (m), 729 (m).
1
H-NMR (CDCl3, 400.13 MHz, 300 K, TMS): δ (ppm) = 3.52 (s, 6H, OCH3), 6.49–6.53 (m,
2 H), 7.10–7.14 (m, 2 H), 7.16–7.20 (m, 2 H), 7.68–7.72 (m, 2 H), 7.74–7.77 (m, 2 H), 7.86–
7.90 (m, 6 H).
C-NMR (CDCl3, 100.62 MHz, 300 K): δ (ppm) = 67.7 (OCH3), 118.6, 120.9, 123.1, 124.1,
13
129.7, 137.6, 140.1, 143.4 (C-8), 148.3, 164.1, 170.9, 196.3 (CO), 202.0 (CO).
CHN: berechnet für C28H22N2O6Ru2; M = 684.62 g mol-1
Ber.: C
49.12
H
3.24
N
4.09
Gef.: C
49.05
H
3.22
N
4.08
MS (ESI):
ber. für (C28H22N2O6Ru2): 685.0;
gef.: m/z = 685.1 (M).
5 Experimenteller Teil
130
5.4.2.4
[Ru(L2-κ2N:κ2C)2-cis-(CO)2], (L = 2-(pyridin-2-yl)phenyl) (37)
N
Ru
OC
N
CO
37
Es wurden Ru3(CO)12 (57) (100 mg, 0.156 mmol) und 2-Phenylpyridin (35) (218 mg, 1.40
mmol) in Methanol (10 ml) 8 h auf 65 °C erhitzt. Nach Abkühlen auf RT wurde der
entstandene beige Niederschlag abfiltriert. Trocknen bei 10-3 mbar ergab eine Ausbeute von
5% (bezogen auf eingesetztes Ruthenium) (10 mg, 0.021 mmol) an Komplex 37.
Schmp.: >240 °C (Zersetzung).
IR (KBr): ν (cm-1) = 2040 (w), 2004 (s), 1942 (s), 1600 (w), 1475 (w), 753 (w), 735 (w).
1
H-NMR (CDCl3, 400.13 MHz, 300 K, TMS): δ (ppm) = 6.67–6.70 (m, 1 H), 6.75–6.77 (m,
1H), 6.81 (pseudo-t, J = 7.1 + 7.1 Hz, 1 H), 6.89 (pseudo-t, J = 7.1 + 7.3 Hz, 1 H), 7.10
(pseudo-t, J = 7.3 + 7.3 Hz, 1 H), 7.22–7.26 (m, 3 H), 7.51 (pseudo-t, J = 7.6 + 7.6 Hz, 1 H),
7.67 (d, J = 7.8 Hz, 1 H), 7.79 (d, J = 7.8 Hz, 1 H), 7.83 (d, J = 8.1 Hz, 1 H), 7.91 (pseudo-t,
J = 7.6 + 7.6 Hz, 1 H), 8.00 (d, J = 8.1 Hz, 1 H), 8.10 (d, J = 7.3 Hz, 1 H), 9.07 (d, J = 5.1 Hz,
1 H).
CHN: berechnet für C24H16N2O2Ru; M = 465.47 g mol-1
Ber.: C
61.93
H
3.46
N
6.02
Gef.: C
61.82
H
3.51
N
6.05
MS (ESI):
ber. für (C24H16N2O2Ru): 465.0;
gef.: m/z = 464.8 (M).
5.4 Komplexsynthesen
131
5.4.3
Halogensubstituierte Pyridonatkomplexe
5.4.3.1
Kopf-Kopf-Komplexe
5.4.3.1.1 Bis(µ-6-chlorpyridin-2-olato-1κ2O:2κ2N)-tetracarbonyl-1κ2C:2κ2Cdiruthenium Dimer [Ru2(µ-ClpyO)2(CO)4]2 (40)
CO
Cl
N
Cl
OC
O
N
O
Ru
Ru
OC
CO
CO
Ru
O
O
CO
CO
CO
Ru
N
Cl
Cl
N
40
Ru3(CO)12 (57) (100 mg, 0.156 mmol) und 2-Chlor-6-hydroxypyridin (24g) (60.8 mg, 0.469
mmol) wurden in Toluol (10 ml) 2.5 h unter Rückfluss erhitzt. Nach Abkühlen auf RT wurde
der entstandene rote Niederschlag abfiltriert und mit wenig kaltem Toluol gewaschen.
Trocknen bei 10-3 mbar ergab eine Ausbeute von 88% (bezogen auf eingesetztes Ruthenium)
(118 mg, 0.103 mmol) an Komplex 40.
Schmp.: >328 °C (Zersetzung).
IR (KBr): ν (cm-1) = 3102 (w), 3081 (w), 2035 (s), 1991 (s), 1958 (s), 1938 (s), 1601 (m),
1463 (s), 1433 (s), 1330 (m), 1177 (m), 1015 (m), 931 (m), 785 (m).
CHN: berechnet für C28H12Cl4N4O12Ru4; M = 1142.5 g mol-1
ber.:
C
29.44
H
1.06
N
4.90
gef.:
C
29.43
H
1.13
N
4.83
MS (MALDI-TOF, Dithranol):
ber. für (C27H12Cl4N4O11Ru4): 1115.5;
gef.: m/z = 1116.4 (M – CO);
ber. für (C26H12Cl4N4O10Ru4): 1087.5;
gef.: m/z = 1088.0 (M – 2 CO).
5 Experimenteller Teil
132
5.4.3.1.2 Bis(µ-6-brompyridin-2-olato-1κ2O:2κ2N)-tetracarbonyl-1κ2C:2κ2Cdiruthenium Dimer [Ru2(µ-BrpyO)2(CO)4]2 (41)
CO
Br
N
Br
OC
O
N
Ru
O
Ru
Ru
O
OC
CO
CO
O
CO
CO
CO
Ru
N
Br
Br
N
41
Ru3(CO)12 (57) (100 mg, 0.156 mmol) und 2-Brom-6-hydroxypyridin (24h) (81.6 mg, 0.469
mmol) wurden in Toluol (10 ml) 2.5 h unter Rückfluss erhitzt. Nach Abkühlen auf RT wurde
der entstandene rote Niederschlag abfiltriert und mit wenig kaltem Toluol gewaschen.
Trocknen bei 10-3 mbar ergab eine Ausbeute von 83% (bezogen auf eingesetztes Ruthenium)
(129 mg, 0.0977 mmol) an Komplex 41.
Schmp.: >312 °C (Zersetzung).
IR (KBr): ν (cm-1) = 2033 (s), 1989 (s), 1955 (s), 1935 (s), 1602 (m), 1523 (w), 1461 (s),
1426 (s), 1398 (m), 1362 (w), 1331 (m), 1173 (w), 1011 (w), 903 (w), 781 (w).
CHN: berechnet für C28H12Br4N4O12Ru4; M = 1320.3 g mol-1
Ber.: C
25.47
H
0.92
N
4.24
Gef.: C
25.58
H
0.98
N
4.26
MS (MALDI-TOF, Dithranol):
ber. für (C27H12Br4N4O11Ru4 – CO): 1293.3;
gef.: m/z = 1292.4 (M – CO).
5.4 Komplexsynthesen
133
5.4.3.1.3 Bis(µ-6-fluorpyridin-2-olato-1κ2O:2κ2N)-pentacarbonyl-1κ2C:2κ3Cdiruthenium Dimer [Ru2(µ-FpyO)2(CO)5]2 (42)
CO
F
N
F
OC
OC
O
N
O
Ru
Ru
OC
CO
CO
CO
Ru
O
CO
CO
Ru
N
F
O
F
N
CO
42
Ru3(CO)12 (57) (100 mg, 0.156 mmol) und 2-Fluor-6-hydroxypyridin (24f) (53.0 mg, 0.469
mmol) wurden in Toluol (10 ml) 5 h unter Rückfluss erhitzt. Nach Abkühlen auf RT wurde
der entstandene gelb-orange Niederschlag abfiltriert und mit wenig kaltem Toluol gewaschen.
Trocknen bei 10-3 mbar ergab eine Ausbeute von 54% (bezogen auf eingesetztes Ruthenium)
(72 mg, 0.0636 mmol) an Komplex 42.
Schmp.: >235 °C (Zersetzung)
IR (KBr): ν (cm-1) = 2035 (s), 1998 (s), 1991 (s), 1951 (s), 1927 (s), 1621 (s), 1551 (m), 1433
(s), 1347 (m), 1246 (m), 1028 (s), 785 (m), 573 (w).
C-NMR (CP-MAS, 150 MHz, 298 K): δ (ppm) = 97.1, 97.6, 112.0, 112.2, 129.0, 129.4,
13
143.7, 161.0-163.2, 174.1.
CHN: berechnet für C30H12F4N4O14Ru4; M = 1132.7 g mol-1
Ber.: C
31.81
H
1.07
N
4.95
Gef.: C
31.62
H
1.19
N
4.98
MS (MALDI-TOF, Dithranol):
ber. für (C30H12F4N4O14Ru4): 1135.7;
gef.: m/z = 1136.3 (M);
ber. für (C27H12F4N4O11Ru4): 1051.7;
gef.: m/z = 1050.5 (M – 3 CO);
ber. für (C26H12Cl4N4O10Ru4): 1023.7;
gef.: m/z = 1022.5 (M – 4 CO).
5 Experimenteller Teil
134
5.4.3.1.4 Bis(µ-6-chlorpyridin-2-olato-1κ2O:2κ2N)-tetracarbonyl-1κ2C:2κ2C-methanol1κO-diruthenium Dimer [Ru2(µ-ClpyO)2(CH3OH)(CO)4]2 (43)
Cl
N
Cl
OC
O
N
CH3
O
Ru
Ru
OC
CO
CO
O
H
2
43
Ru3(CO)12 (57) (100 mg, 0.156 mmol) und 2-Chlor-6-hydroxypyridin (24g) (60.8 mg, 0.469
mmol) wurden in Methanol (10 ml) 48 h unter Rückfluss erhitzt. Nach Abkühlen auf RT
wurde der entstandene rote Niederschlag abfiltriert und mit wenig kaltem Methanol
gewaschen. Trocknen bei 10-3 mbar ergab eine Ausbeute von 51% (bezogen auf eingesetztes
Ruthenium) (72 mg, 0.119 mmol) an Komplex 43.
Schmp.: >235 °C: Kondensationsspuren am Glas; >326 °C: Schwarz-Silbrigfärbung;
>341 °C: Volumenausdehnung.
IR (KBr): ν (cm-1) = 3094 (w), 2802 (w), 2044 (s), 1991 (s), 1963 (s), 1601 (s), 1531 (m),
1465 (s), 1167 (m), 1025 (m), 1013 (m), 789 (m).
1
H-NMR (CDCl3, 400.13 MHz, 300 K, TMS): δ (ppm) = 3.48 (s, 3 H, HOCH3), 3.50 (s, 3 H,
HOCH3), 6.47 (d, J = 7.1 Hz, 1 H), 6.66 (d, J = 8.6 Hz, 1H), 6.74 (d, J = 7.3 Hz, 1 H), 7.25 (d,
1 H (von CHCl3–Signal überlagert)), 7.35 (pseudo-t, J1 + J2 = 15.6 Hz, 1 H), 7.60 (pseudo-t,
J1 + J2 = 15.9 Hz, 1 H).
CHN: berechnet für C15H10Cl2N2O7Ru2; M = 603.3 g mol-1
Ber.: C
29.86
H
1.67
N
4.64
Gef.: C
29.85
H
1.72
N
4.62
MS (MALDI-TOF, Dithranol):
ber. für (C27H12Cl4N4O11Ru4): 1116.5;
gef.: m/z = 1117.0 (2 M – 2 MeOH – CO).
MS (ESI):
ber. für (C14H6Cl2N2NaO6Ru2): 594.8;
gef.: m/z = 594.5 (M – MeOH + Na);
ber. für (C9H3ClNO5Ru2): 443.8;
gef.: m/z = 443.7 (M – MeOH – 2-Cl-pyO).
5.4 Komplexsynthesen
135
5.4.3.1.5 Bis(µ-6-bromchloropyridin-2-olato-1κ2O:2κ2N)-tetracarbonyl-1κ2C:2κ2Cmethanol-1κO-diruthenium Dimer [Ru2(µ-BrpyO)2(CH3OH)(CO)4]2 (44)
Br
N
Br
OC
O
N
CH3
O
Ru
Ru
OC
CO
CO
O
H
2
44
Ru3(CO)12 (57) (100 mg, 0.156 mmol) und 2-Brom-6-hydroxypyridin (24h) (81.6 mg, 0.469
mmol) wurden in Methanol (10 ml) 36 h unter Rückfluss erhitzt. Nach Abkühlen auf RT
wurde der entstandene rote Niederschlag abfiltriert und mit wenig kaltem Methanol
gewaschen. Trocknen bei 10-3 mbar ergab eine Ausbeute von 56% (bezogen auf eingesetztes
Ruthenium) (91 mg, 0.131 mmol) an Komplex 44.
Schmp.: >300 °C (Zersetzung).
IR (KBr): ν (cm-1) = 3100 (w), 3077 (w), 2032 (s), 1989 (s), 1954 (s), 1936 (s), 1602 (s),
1523 (m), 1461 (s), 1427 (s), 1331 (m), 1174 (m), 1011 (m), 904 (m), 791 (m), 781 (m).
CHN: berechnet für C15H10Br2N2O7Ru2; M = 692.2 g mol-1
ber.:
C
26.03
H
1.46
N
4.05
gef.:
C
25.80
H
1.22
N
4.13
MS (MALDI-TOF, Dithranol):
ber. für (C27H12Br4N4O11Ru4): 1292.3;
gef.: m/z = 1292.6 (2 M – 2 MeOH – CO).
ber. für (C26H12Br4N4O10Ru4): 1264.4;
gef.: m/z = 1265.6 (2 M – 2 MeOH – 2 CO).
5 Experimenteller Teil
136
5.4.3.1.6 Bis(µ-6-chlorpyridin-2-olato-1κ2O:2κ2N)-tetracarbonyl-1κ2C:2κ2Ctriphenylphosphan-1κP-diruthenium [Ru2(µ-ClpyO)2(CO)4(PPh3)] (47)
Cl
N
Cl
O
Ph
N
O
Ru
OC
CO
CO
47
Ru
OC
P
Ph
Ph
Komplex 40 (29.7 mg, 0.026 mmol) und Triphenylphosphan (39) (13.1 mg, 0.050 mmol)
wurden mit Dichlormethan (1 ml) versetzt und bis zur Bildung einer gelbfarbenen Lösung bei
RT gerührt (~½ h). Die Lösung wurde über eine kurze Kieselgel-Säule filtriert, um von
überschüssigem Komplex 40 zu befreien. Das Lösungsmittel wurde bei RT abgezogen und
der gebildete gelb/orange Feststoff bei 10-3 mbar getrocknet. Man erhielt Komplex 47 (42.7
mg,
0.050
mmol)
in
einer
quantitativen
Ausbeute
(bezogen
auf
eingesetztes
Triphenylphosphan).
Schmp.: 199 °C (rot-schwarze Schmelze).
IR (KBr): ν (cm-1) = 2036 (s), 1987 (s), 1958 (s), 1926 (s), 1600 (m), 1528 (w), 1472 (s),
1451 (m), 1435 (w), 1094 (w), 1010 (w), 694 (w).
1
H-NMR (CDCl3, 400.13 MHz, 300 K, TMS): δ (ppm) = 6.10 (d, J = 8.6 Hz, 2 H), 6.39 (d,
J = 7.3 Hz, 2 H), 7.16 (dd, J = 8.6, 7.3 Hz, 2 H, 4-H), 7.39–7.49 (m, 9 H), 7.59–7.63 (m, 6 H).
C-NMR (CDCl3, 100.62 MHz, 300 K): δ (ppm) = 110.1, 114.0 (C-3 und C-5); 128.3 (d,
13
JC,P = 9.5 Hz), 130.3, 130.4, 131.6 (d, JC,P = 40.2 Hz), 133.8 (d, JC,P = 10.1 Hz), 139.1 (C-4),
147.1, 172.9, 172.9 (C-2), 200.4 (d, JC,P = 6.6 Hz), 201.9 (d, JC,P = 6.6 Hz).
P-NMR (CDCl3, 300 K): δ (ppm) = -20.2.
31
CHN: berechnet für C32H21Cl2N2O6PRu2; M = 833.54 g mol-1
Ber.: C
46.11
H
2.54
N
3.36
Gef.: C
45.90
H
2.64
N
3.32
MS (ESI):
ber. für (C32H21Cl2N2O6PRu2): 833.9;
gef.: m/z = 833.7 (M – CO).
5.4 Komplexsynthesen
137
5.4.3.1.7 Bis(µ-6-brompyridin-2-olato-1κ2O:2κ2N)-tetracarbonyl-1κ2C:2κ2Ctriphenylphosphan-1κP-diruthenium [Ru2(µ-BrpyO)2(CO)4(PPh3)] (48)
Br
N
Br
O
Ph
N
O
Ru
OC
CO
CO
48
Ru
OC
P
Ph
Ph
Komplex 41 (34.3 mg, 0.026 mmol) und Triphenylphosphan (39) (13.1 mg, 0.050 mmol)
wurden mit Dichlormethan (1 ml) versetzt und bis zur Bildung einer gelbfarbenen Lösung bei
RT gerührt (~½ h). Die Lösung wurde über eine kurze Kieselgel-Säule filtriert um von
überschüssigem Komplex 41 zu befreien. Das Lösungsmittel wurde bei RT abgezogen und
der gebildete gelborange Feststoff bei 10-3 mbar getrocknet. Man erhielt Komplex 48 (42.7
mg,
0.050
mmol)
in
einer
quantitativen
Ausbeute
(bezogen
auf
eingesetztes
Triphenylphosphan).
Schmp.: 222 °C (rot-schwarze Schmelze).
IR (KBr): ν (cm-1) = 3059 (w, Ar); 2033, 1989, 1956, 1928 (s, CO); 1603 (s), 1522 (m), 1469
(s), 1447 (m), 1387 (w), 1362 (w), 1188 (w), 1094 (w), 1006 (w), 906 (w), 694 (m), 570 (w).
1
H-NMR (CDCl3, 500.14 MHz, 300 K, TMS): δ (ppm) = 6.10 (dd, J = 8.5, 0.8 Hz, 2 H), 6.52
(dd, J = 7.3, 0.8 Hz, 2 H), 7.06 (dd, J = 8.5, 7.3 Hz, 2 H, 4-H), 7.38–7.46 (m, 9 H), 7.59–7.63
(m, 3 H).
C-NMR (CDCl3, 125.77 MHz, 300 K): δ (ppm) = 114.1 und 114.3 (C-3 und C-5), 128.3 (d,
13
JC,P = 9.5 Hz), 130.30, 130.32, 131.7 (d, JC,P = 39.5 Hz), 133.8 (d, JC,P = 10.2 Hz), 138.1,
139.2 (C-4), 174.00, 174.02, 200.6 (d, JC,P = 7.3 Hz, CO), 202.0 (d, JC,P = 6.6 Hz, CO).
CHN: berechnet für C32H21Br2N2O6PRu2; M = 922.44 g mol-1
Ber.: C
41.67
H
2.29
N
3.04
Gef.: C
41.44
H
2.24
N
2.92.
MS (ESI):
ber. für (C32H21Br2N2NaO6PRu2): 946.8,
gef.: m/z = 946.5 (M + Na).
ber. für (C32H21Br2N2O6PRu2): 923.8,
gef.: m/z = 923.5 (M).
ber. für (C27H18BrNO5PRu2): 751.8,
gef.: m/z = 751.6 (M – L).
ber. für (C25H18BrNO3PRu2): 693.8,
gef.: m/z = 693.6 (M – L – 2 CO).
ber. für (C24H18BrNO2PRu2): 665.8,
gef.: m/z = 665.7 (M – L – 3 CO).
5 Experimenteller Teil
138
5.4.3.1.8 Bis(µ-6-chlorpyridin-2-olato-1κ2O:2κ2N)-tetracarbonyl-1κ2C:2κ2C-(1-butyl-3methyl-imidazol-2-yliden)-1κC-diruthenium
[Ru2(µ-ClpyO)2(CO)4(C8H14N2)] (49)
Cl
N
Cl
OC
O
N
N
O
Ru
Ru
OC
CO
CO
N
49
1-Butyl-3-methyl-imidazoliumchlorid (38a) (30.5 mg, 0.175 mmol) wurde in einen Kolben
vorgelegt, 10 min im Vakuum (10-3 mbar) von oberflächlich kondensierter Feuchtigkeit
befreit und unter Argon in absol. Dichlormethan (ca. 7 ml) gelöst. Nach vollständiger
Auflösung gab man Kalium-tert-butylat (20.2 mg, 0.180 mmol) hinzu und rührte 20 min.
nach. Die so erhaltene Suspension wurde mit 40 (50 mg, 0.0438 mmol; entspricht 0.0875
mmol an zweikernigen Rutheniumfragmenten) versetzt und 2 h bei RT unter Argon gerührt.
Das Lösungsmittel wurde vollständig abgezogen, der Rückstand in wenig Dichlormethan
aufgenommen und mittels Säulenchromatographie gereinigt (Kieselgel, CH : EA = 7:3; gelbe
Fraktion; RF(Kieselgel, CH : EA = 1:1) = 0.31). Fiel das Produkt als Öl an, wurde mit wenig
Diethylether versetzt, wodurch das Produkt als oranger Feststoff erhalten werden konnte.
Nach Trocknen bei RT / 10-3 mbar erhielt man Komplex 49 (59 mg, 0.083 mmol) in 95%
Ausbeute (bezogen auf eingesetztes Ruthenium).
Schmp.: 198 °C (rot-schwarze Schmelze).
IR (KBr): ν (cm-1) = 2026 (s), 1975 (s), 1941 (s), 1911 (m), 1609 (m), 1529 (w), 1471 (s),
1453 (m), 1164 (w), 1009 (w).
1
H-NMR (CDCl3, 400.13 MHz, 300 K, TMS): δ (ppm) = 0.98 (t, J = 7.3 Hz, 3 H,
(N(CH2)3CH3),
1.46–1.50
(m,
2
H,
N(CH2)2CH2CH3),
1.86–1.94
(m,
2
H,
(NCH2CH2CH2CH3), 4.03 (s, 3 H, NCH3), 4.36–4.40 (m, 2 H, NCH2(CH2)2CH3), 6.38 (dd,
J = 8.6 und 1.0 Hz, 2 H, 3-H), 6.41 (dd, J = 7.3 und 0.8 Hz, 2 H, 5-H), 6.95 (d, J = 1.8 Hz,
1 H, NCHCHN), 7.02 (d, J = 1.8 Hz, 1 H, NCHCHN), 7.20 (dd, J = 8.6 und 7.3 Hz, 2 H,
4-H).
5.4 Komplexsynthesen
139
C-NMR (CDCl3, 125.77 MHz, 300 K): δ (ppm) = 13.8 (N(CH2)3CH3), 20.2
13
(N(CH2)2CH2CH3), 33.5 (NCH2CH2CH2CH3), 37.8 (NCH3), 50.0 (NCH2(CH2)2CH3), 110.1
und 113.8 (C-3 und C-5), 120.3 und 123.0 (NCHCHN), 139.1 (C-4), 147.3 (C-3 oder C-5),
166.7 (Carben-C), 173.0 (C-3 oder C-5), 201.4 und 203.5 (CO).
CHN: berechnet für C22H20Cl2N4O6Ru2; M = 709.46 g mol-1
Ber.: C
37.24
H
2.84
N
7.90
Gef.: C
37.15
H
2.96
N
7.74
5.4.3.1.9 Bis(µ-6-brompyridin-2-olato-1κ2O:2κ2N)-tetracarbonyl-1κ2C:2κ2C-(1-butyl-3methyl-imidazol-2-yliden)-1κC-diruthenium
[Ru2(µ-BrpyO)2(CO)4(C8H14N2)] (50)
Br
N
Br
OC
O
N
N
O
Ru
Ru
OC
CO
CO
N
50
Analog vorangegangener Reaktionsführung erfolgte die Reaktion zwischen 1-Butyl-3-methylimidazoliumchlorid (38a) (31.7 mg, 0.182 mmol), Kalium-tert-butanol (20.8 mg, 0.185
mmol) und Komplex 41 (60 mg, 0.045 mmol; entspricht 0.091 mmol an zweikernigen
Rutheniumfragmenten) in absolutem CH2Cl2 (7 ml). Nach chromatographischer Aufarbeitung
(Kieselgel, CH : EA = 7:3; gelbe Fraktion; RF(Kieselgel, CH : EA = 1:1) = 0.29) erhielt man
eine Ausbeute von 85% (bezogen auf eingesetztes Ruthenium) an Komplex 50 (62 mg,
0.078 mmol).
Schmp.: 198 °C (rot-schwarze Schmelze).
IR (KBr): ν (cm-1) = 2025 (s), 1974 (s), 1940 (s), 1910 (m), 1606 (m), 1525 (w), 1464 (m),
1446 (m), 1163 (w).
1
H-NMR (CDCl3, 500.14 MHz, 300 K, TMS): δ (ppm) = 0.97 (t, J = 7.4 Hz, 3 H,
(N(CH2)3CH3),
1.44–1.49
(m,
2
H,
N(CH2)2CH2CH3),
1.85–1.92
(m,
2
H,
5 Experimenteller Teil
140
(NCH2CH2CH2CH3), 4.01 (s, 3 H, NCH3), 4.37 (t, J = 4.4 Hz, 2 H, NCH2(CH2)2CH3), 6.40
(d, J = 8.7 Hz, 2 H), 6.57 (d, J = 7.3 Hz, 2 H), 6.95 (d, J = 1.7 Hz, 1 H, NCHCHN), 7.01 (d,
J = 1.7 Hz, 1 H, NCHCHN), 7.13 (dd, J = 8.4 und 7.4 Hz, 2 H, 4-H).
C-NMR (CDCl3, 125.77 MHz, 300 K): δ (ppm) = 13.8 (N(CH2)3CH3), 20.2
13
(N(CH2)2CH2CH3), 33.5 (NCH2CH2CH2CH3), 37.8 (NCH3), 50.0 (NCH2(CH2)2CH3), 114.09
und 114.14 (C-3 und C-5), 120.2 und 122.9 (NCHCHN), 138.3 (Carben-C), 139.1 (C-4),
167.4 und 174.1 (C-2 und C-6), 201.6 und 203.6 (CO).
CHN: berechnet für C22H20Br2N4O6Ru2; M = 798.37 g mol-1
Ber.: C
33.10
H
2.53
N
7.02
Gef.: C
33.15
H
2.74
N
7.09
MS (FAB):
ber. für (C22H20Br2N2O6Ru2): 799.78;
gef.: m/z = 800.07 (M).
ber. für (C21H20Br2N2O5Ru2): 770.79;
gef.: m/z = 771.07 (M – CO).
5.4 Komplexsynthesen
5.4.3.2
141
Kopf-Schwanz-Komplexe
5.4.3.2.1 (µ-6-Fluorpyridin-2-olato-1κN:2κO)-(µ-6-fluorpyridin-2-olato-1κO:2κN)tetracarbonyl-1κ2C:2κ2C-bis(acetonitril-1κN:2κN)-diruthenium
[Ru2(µ-FpyO)2(CO)4(H3CCN)2] (51’)
N
F
O
O
H3CCN
OC
Ru
N
Ru
F
NCCH3
OC
CO
CO
51'
Komplex 40 (30.0 mg, 0.0263 mmol) wurde in Acetonitril (1 ml) bis zur Bildung einer
gelbfarbenen Lösung auf 50 °C erwärmt (ca. ½ h). Das Lösungsmittel wurde unter Kühlung
abgezogen und der gebildete gelborange Feststoff bei 10-3 mbar getrocknet. Man erhielt 51’ in
quantitativer Ausbeute (32.6 mg, 0.0525 mmol).
Schmp.: 170 °C: Rotfärbung; >230 °C: Zersetzung.
IR (KBr): ν (cm-1) = 2033 (s), 1985 (s), 1954 (s), 1631 (s), 1545 (m), 1476 (s), 1444 (m),
1421(m), 1245 (m), 1031 (m).
1
H-NMR (CD3CN, 400.13 MHz, 300 K): δ (ppm) = 6.13 (ddd, JH,H = 7.5, 0.9 Hz, JH,F =
1.9 Hz, 1 H, 5´-Hpy), 6.19 (d, JH,H = 8.3 Hz, long-range nicht aufgelöst, 1 H, 3´-Hpy), 7.47 (dt,
JH,H ≈ JH,F ≈ 8.6 Hz, JH,H = 7.6 Hz, 1 H, 4´-Hpy).
C-NMR (CD3CN, 100.62 MHz, 300 K): δ (ppm) = 93.3 (JC,F = 30.7 Hz, C-5´), 111.9 (JC,F =
13
4.4 Hz, C-3´), 142.5 (JC,F = 11.7 Hz, C-4´), 164.4 (JC,F = 249.6 Hz, C-6´), 175.7 (JC,F = 5.1
Hz, C-2´), 202.5 (C´O), 204.6 (d, JC,F = 5.1 Hz, C´O).
F-NMR (CD3CN, 376.47 MHz, 300 K): δ (ppm) = -65.91.
19
In gekühltem CDCl3 (-20 °C) gelöst wurde die Kopf-Schwanz-Spezies allein beobachtet:
1
H-NMR (CDCl3, 400.13 MHz, 243 K, TMS): δ (ppm) = 2.21 (s, CH3CN), 6.05 (d, J = 8.0
Hz, 5’-H, 2 H), 6.30 (d, J = 8.4 Hz, 3’-H, 2 H), 7.37 (dd, J = 8.5 und 7.7 Hz, 2 H, 4’-H).
Nach Aufwärmen auf Raumtemperatur: gleiche chemische Verschiebungen, nur eine Spezies:
1
H-NMR (CDCl3, 400.13 MHz, 300 K, TMS): δ (ppm) = 2.05 (s, CH3CN), 6.01 (d, J = 7.6
Hz, 2 H, 5’-H), 6.29 (d, J = 8.3 Hz, 2 H, 3’-H), 7.33 (dd, J = 8.3 und 7.8 Hz, 2 H, 4’-H).
5 Experimenteller Teil
142
5.4.3.2.2 (µ-6-Chlorpyridin-2-olato-1κN:2κO)-(µ-6-chlorpyridin-2-olato-1κO:2κN)tetracarbonyl-1κ2C:2κ2C-bis(acetonitril-1κN:2κN)-diruthenium
[Ru2(µ-ClpyO)2(CO)4(H3CCN)2] (45’)
N
Cl
O
O
H3CCN
OC
Ru
N
Ru
Cl
NCCH3
OC
CO
CO
45'
Komplex 40 (30.0 mg, 0.0263 mmol) wurde in Acetonitril (1 ml) bis zur Bildung einer
orangefarbenen Lösung auf 50 °C erwärmt (ca. ½ h). Das Lösungsmittel wurde unter Kühlung
abgezogen und der gebildete gelborange Feststoff bei 10-3 mbar getrocknet. Man erhielt 45’ in
quantitativer Ausbeute (34.3 mg, 0.0525 mmol).
Wurde bei 50 °C statt bei RT gelöst, dauerte der Lösungsvorgang, der mit dem Aufbrechen
der dimeren Struktur verknüpft ist, mehrere Stunden, verlief aber ebenfalls vollständig. Das
analoge Produkt samt Ausbeute erhielt man bei Umsetzung von Komplex 43 mit Acetonitril.
Schmp.: 140 °C: rote Schmelze; >300 °C: Zersetzung.
IR (KBr): ν (cm-1) = 2362 (w), 2035 (s), 1987 (s), 1958 (s), 1939 (s), 1603 (s), 1530 (m),
1469 (s), 1431 (m), 1390 (m), 1161 (m), 999 (m), 795 (m), 785 (m), 567 (w).
NMR-spektroskopisch lässt sich ein Gleichgewicht von Kopf-Kopf- und Kopf-SchanzKomplex (45/45’) beobachten:
1
H-NMR (CD3CN, 500.14 MHz, 338 K): δ (ppm) = 6.26 (d, J = 8.6 Hz, 2 H, 3’-H), 6.47 (d,
J = 8.6 Hz, 1 H, 3-H), 6.50 (d, J = 7.4 Hz, 1 H, 5-H), 6.56 (d, J = 7.4 Hz, 2 H, 5’-H), 7.32 (d,
J = 8.6, 7.4 Hz, 2 H, 4’-H), 7.39 (d, J = 8.6, 7.4 Hz, 1 H, 4-H).
1
H-NMR (CD3CN, 500.14 MHz, 300 K): δ (ppm) = 6.24 (dd, J = 8.6, 1.0 Hz, 2 H, 3’-H),
6.49 (d, J = 8.6 Hz, 0.28 H, 3-H), 6.54 (dd, J = 7.4, 0.7 Hz, 0.28 H, 5-H), 6.60 (dd, J = 7.2,
1.0 Hz, 2 H, 5’-H), 7.36 (dd, J = 8.6, 7.2 Hz, 2 H, 4’-H), 7.42 (dd, J = 8.6, 7.4 Hz, 0.28 H,
4-H).
1
H-NMR (CD3CN, 500.14 MHz, 273 K): δ (ppm) = 6.24 (d, J = 8.6 Hz, 2 H, 3’-H), 6.44 (d,
J = 8.6 Hz, 0.07 H, 3-H), 6.51 (d, J = 7.4 Hz, 0.08 H, 5-H), 6.58 (d, J = 7.2 Hz, 2 H, 5’-H),
7.33 (d, J = 8.6, 7.2 Hz, 2 H, 4’-H), 7.38 (d, J = 8.6, 7.4 Hz, 0.08 H, 4-H).
5.4 Komplexsynthesen
143
C-NMR (CD3CN, 125.77 MHz, 338 K): δ (ppm) = 111.5 und 111.6 (C-5 und C-5´), 115.2
13
(C-3, -3´), 140.7 (C-4´), 141.6 (C-4), 147.8 (C-6), 150.2 (C-6´), 175.0 (C-2), 177.4 (C-2´),
201.3 und 201.5 (CO), 202.8 und 205.3 (C´O).
C-NMR (CD3CN, 125.77 MHz, 300 K): δ (ppm) = 111.4 (C-5´), 114.9 (C-3´), 140.5 (C-4´),
13
141.4 (C-4), 149.8 (C-6´), 176.9 (C-2´), 202.5 (C´O), 205.1 (C´O).
C-NMR (CD3CN, 125.77 MHz, 273 K): δ (ppm) = 111.3 (C-5´), 114.6 (C-3´), 140.4 (C-4´),
13
149.4 (C-6´), 176.4 (C-2´), 202.3 (C´O), 204.9 (C´O).
1
H-NMR (CDCl3, 500.14 MHz, 338 K, TMS): δ (ppm) = 2.07 (bs, 8.3 H, freies + gebundenes
H3CCN), 6.39 (d, J = 7.3 Hz, 2 H, 5-H), 6.54 (d, J = 8.6 Hz, 2 H, 3-H), 7.25 (pseudo-t, J = 8.6
und 7.4 Hz, 2 H, 4-H).
1
H-NMR (CDCl3, 500.14 MHz, 300 K, TMS): δ (ppm) = 2.00 (bs, 3.5 H, freies H3CCN),
2.37 (bs, 3 H, koordiniertes H3CCN), 6.42 (d, J = 7.3 Hz, 2 H, 5-H), 6.57 (d, J = 8.6 Hz, 2 H,
3-H), 7.28 (dd, J = 8.6, 7.3 Hz, 2 H, 4-H).
1
H-NMR (CDCl3, 500.14 MHz, 273 K, TMS): δ (ppm) = 2.05 (s, 3.3 H, freies H3CCN), 2.41
(s, 3 H, koordiniertes H3CCN), 6.46 (d, J = 7.3 Hz, 2 H, 5-H), 6.59 (d, J = 8.6 Hz, 2 H, 3-H),
7.31 (dd, J = 8.6, 7.5 Hz, 2 H, 4-H).
In gekühltem CDCl3 (-20 °C) gelöst wurde die Kopf-Schwanz-Spezies allein beobachtet:
1
H-NMR (CDCl3, 500.14 MHz, 243 K, TMS): δ (ppm) = 6.37 (d, J = 8.5 Hz, 2 H), 6.50 (d,
J = 7.3 Hz, 2 H), 7.24 (pseudo-t, J = 8.3 und 7.7 Hz, 2 H).
Eine Minute auf etwa 10 °C erwärmt:
1
H-NMR (CDCl3, 500.14 MHz, 243 K, TMS): δ (ppm) = 6.37 (d, J = 8.3 Hz, 1.9 H), 6.46 (d,
J = 7.3 Hz, 2 H), 6.50 (d, J = 7.3 Hz, 1.9 H), 6.58 (d, J = 8.5 Hz, 2 H), 7.24 (pseudo-t, von
CHCl3-Signal überlagert, 1.9 H), 7.31 (pseudo-t, J = 8.2 und 7.7 Hz, 2 H).
Eine weitere Minute auf 10 °C erwärmt:
1
H-NMR (CDCl3, 500.14 MHz, 243 K, TMS): δ (ppm) = 6.46 (d, J = 7.3 Hz, 2 H), 6.58 (d,
J = 8.5 Hz, 2 H), 7.31 (pseudo-t, J = 8.5 und 7.5 Hz, 2 H).
CHN: berechnet für C18H12Cl2N4O6Ru2; M = 653.36 g mol-1
Ber.: C
33.09
H
1.85
N
8.58
Gef.: C
33.30
H
2.02
N
8.52
5 Experimenteller Teil
144
5.4.3.2.3 (µ-6-Brompyridin-2-olato-1κN:2κO)-(µ-6-brompyridin-2-olato-1κO:2κN)tetracarbonyl-1κ2C:2κ2C-bis(acetonitril)-1κN:2κN-diruthenium
[Ru2(µ-BrpyO)2(CO)4(H3CCN)2] (46’)
Br
O
N
O
H3CCN
OC
Ru
N
Ru
Br
NCCH3
OC
CO
CO
46'
Komplex 41 (30.0 mg, 0.0227 mmol) wurde mit Acetonitril (1 ml) versetzt und bis zur
Bildung einer orangefarbenen Lösung auf 50 °C erwärmt (ca. 1 h). Das Lösungsmittel wurde
bei RT abgezogen und der gebildete gelborange Feststoff bei 10-3 mbar getrocknet. Man
erhielt 46’ in quantitativer Ausbeute (33.7 mg, 0.0454 mmol).
Wurde bei 50 °C statt bei RT gelöst, dauerte der Lösungsvorgang, der mit dem Aufbrechen
der dimeren Struktur verknüpft ist, mehrere Stunden, verlief aber ebenfalls vollständig.
Das analoge Produkt samt Ausbeute erhielt man bei Umsetzung von Komplex 44 mit
Acetonitril.
Schmp.: 140 °C: rote Schmelze; >301 °C: Zersetzung.
IR (KBr): ν (cm-1) = 2039 (s), 1994 (s), 1960 (s), 1933 (s), 1605 (s), 1523 (m), 1474 (s), 1388
(m), 1163 (m), 1005 (m), 906 (w), 783 (m), 729 (w), 572 (w).
NMR-spektroskopisch lässt sich ein Gleichgewicht von Kopf-Kopf- und Kopf-SchwanzKomplex (46/46’) beobachten:
1
H-NMR (CD3CN, 500.14 MHz, 338 K): δ (ppm) = 6.29 (d, J = 8.5 Hz, 1 H, 3´-H); 6.49 (d,
J = 8.5 Hz, 3.8 H, 3-H), 6.65 (d, J = 7.3 Hz, 3.8 H, 5-H), 6.74 (d, J = 6.9 Hz, 1 H, 5´-H), 7.21
(pseudo-t, J = 8.4 und 7.2 Hz, 1 H, 4´-H), 7.32 (dd, J = 8.5, 7.3 Hz, 3.8 H, 4-H).
1
H-NMR (CD3CN, 500.14 MHz, 300 K): δ (ppm) = 6.27 (dd, J = 8.5, 1.0 Hz, 1 H, 3´-H),
6.48 (dd, J = 8.5, 1.0 Hz, 1.2 H, 3-H), 6.66 (dd, J = 7.3, 1.0 Hz, 1.2 H, 5-H), 6.74 (dd, J = 7.3,
1.0 Hz, 1 H, 5´-H), 7.22 (dd, J = 8.5, 7.3 Hz, 1 H, 4´-H), 7.32 (dd, J = 8.5, 7.3 Hz, 1.2 H,
4-H).
1
H-NMR (CD3CN, 500.14 MHz, 273 K): δ (ppm) = 6.26 (dd, J = 8.5, 0.9 Hz, 1 H, 3´-H),
6.48 (dd, J = 8.5, 0.9 Hz, 0.3 H, 3-H), 6.67 (dd, J = 7.3, 0.6 Hz, 0.3 H, 5-H), 6.75 (dd, J = 7.3,
5.4 Komplexsynthesen
145
0.9 Hz, 1 H, 5´-H), 7.22 (dd, J = 8.5, 7.3 Hz, 1 H, 4´-H), 7.32 (dd, J = 8.5, 7.3 Hz, 0.3 H,
4-H).
1
H-NMR (CD3CN, 500.14 MHz, 243 K): Verhältnis 46:46’ = 0.3 : 1.
1
H-NMR (CD3CN, 500.14 MHz, 233 K): Verhältnis 46:46’ = 0.3 : 1.
C-NMR (CD3CN, 125.77 MHz, 338 K): δ (ppm) = 115.5, 115.7, 116.1, 138.5, 140.6, 141.6,
13
175.9, 201.52 (C´O), 201.55 (C´O).
C-NMR (CD3CN, 125.77 MHz, 300 K): δ (ppm) = 115.1 (C-3), 115.28 (C-5), 115.34
13
(C-3´), 115.9 (C-5´), 138.2 (C-6), 140.4 (C-4´), 140.5 (C-6´), 141.5 (C-4), 175.4 (C-2), 177.0
(C-2´), 201.2 (CO), 201.3 (CO), 202.4 (C´O), 205.3 (C´O).
C-NMR (CD3CN, 125.77 MHz, 273 K): δ (ppm) = 114.8, 115.0, 115.1, 115.8, 137.9, 140.2,
13
140.3, 141.3, 174.9, 176.6, 200.9 (CO), 201.0 (CO), 202.1 (C´O), 205.1 (C´O).
1
H-NMR (CDCl3, 500.14 MHz, 338 K, TMS): δ (ppm) = 2.08 (bs, 6.7 H, freies + gebundenes
H3CCN), 6.53–6.57 (m, 4 H, 3-H und 5-H), 7.17 (pseudo-t, J1 + J2 = 15.8 Hz, 2 H, 4-H).
1
H-NMR (CDCl3, 500.14 MHz, 300 K, TMS): δ (ppm) = 2.00 (bs, 4.4 H, freies H3CCN),
2.36 (bs, 2.8 H, gebundenes H3CCN), 6.57–6.60 (m, 4 H, 3-H und 5-H), 7.21 (dd, J = 8.5, 7.3
Hz, 2 H, 4-H).
1
H-NMR (CDCl3, 500.14 MHz, 273 K, TMS): δ (ppm) = 2.00 (s, 4.4 H, freies H3CCN), 2.40
(s, 3.0 H, gebundenes H3CCN), 6.609 und 6.614 (2 d, J = 8.5, 7.3 Hz, 4 H, 3-H und 5-H), 7.25
(dd, J = 8.4, 7.4 Hz, 2 H, 4-H).
C-NMR (CDCl3, 125.77 MHz, 273 K): δ (ppm) = 2.1 (freies H3CCN), 4.0 (gebundenes
13
H3CCN), 114.47 und 114.49 (C-3 und C-5), 116.7 und 116.8 (freies und gebundenes
H3CCN), 137.3 (C-6), 139.7 (C-4), 174.1 (C-2), 199.4 (CO), 199.6 (CO).
CHN: berechnet für C18H12Br2N4O6Ru2; M = 742.26 g mol-1
Ber.: C
29.13
H
1.63
N
7.55
Gef.: C
28.83
H
1.64
N
7.24
Nach 3-tägigem Stehen bei RT war ein Acetonitril-Ligand abgespalten:
CHN: berechnet für C16H9Br2N3O6Ru2; M = 701.21 g mol-1 (mono-koordinierte Spezies)
Ber.: C
27.41
H
1.29
N
5.99
Gef.: C
27.59
H
1.34
N
5.95
5 Experimenteller Teil
146
5.4.3.2.4 (µ-6-Chlorpyridin-2-olato-1κN:2κO)-(µ-6-chlorpyridin-2-olato-1κO:2κN)tetracarbonyl-1κ2C:2κ2C-bis(benzonitril-1κN:2κN)-diruthenium
[Ru2(µ-ClpyO)2(CO)4(PhCN)2] (52’)
Cl
O
N
O
PhCN
Ru
OC
N
Ru
NCPh
Cl
OC
CO
CO
52'
Komplex 40 (30.0 mg, 0.0263 mmol) wurde mit Benzonitril (1 ml) versetzt und bis zur
Bildung einer orangefarbenen Lösung auf 50 °C erwärmt (ca. ½ h). Das Lösungsmittel ließ
man bei RT abdampfen (mehrere Tage), wobei Komplex 52’ in Form gelber Kristalle anfiel.
Der Schmelzpunkt konnte aufgrund des schwerflüchtigen, im Überschuss vorliegenden
Benzonitrils nicht bestimmt werden, da sich der Komplex durch das dazu notwendige
Erhitzen zersetzte. Bei der Ausbeutebestimmung wurde wie auch bei Komplex 45’ ein
quantitativer Umsatz angenommen. Die Elementaranalyse ergab einen Wert, der dem
Komplex mit einem zusätzlichen Benzonitrilmolekül entspricht.
IR (KBr): ν (cm-1) = 3068 (w), 2362 (w), 2342 (w), 2258 (w), 2229 (w), 2032 (s), 1983 (s),
1955 (s), 1922 (s), 1603 (s), 1531 (m), 1466 (s), 1388 (m), 1162 (m), 1000 (m), 925 (m), 786
(m), 755 (m), 684 (m), 567 (m), 546 (m).
Komplex 52/52’ wurde in [H5]-Benzonitril mittels einer Kapillare gemessen, die in ein mit
CDCl3-gefülltes NMR-Röhrchen tauchte:
1
H-NMR (PhCN, 500.14 MHz, 338 K): δ (ppm) = 6.33 (d, J = 7.2 Hz, 0.57 H, 5-H), 6.44 (d,
J = 8.5 Hz, 1 H, 3’-H), 6.53 (d, J = 7.1 Hz, 1 H, 5’-H), 6.57 (d, J = 8.5 Hz, 0.59 H, 3-H), 4-H
und 4’-H von Benzonitrilsignal überdeckt.
1
H-NMR (PhCN, 500.14 MHz, 325 K): Verhältnis 52:52’ = 0.38 : 1.
1
H-NMR (PhCN, 500.14 MHz, 313 K): Verhältnis 52:52’ = 0.25 : 1.
1
H-NMR (PhCN, 500.14 MHz, 303 K): δ (ppm) = 6.39 (d, J = 7.2 Hz, 0.18 H, 5-H), 6.53 (dd,
J = 8.5, 0.9 Hz, 1 H, 3’-H), 6.60 (dd, J = 7.2, 0.9 Hz, 1 H, 5’-H), 6.65 (d, J = 8.5 Hz, 0.18 H,
3-H), 4-H und 4’-H von Benzonitrilsignal überdeckt.
1
H-NMR (PhCN, 500.14 MHz, 293 K): Verhältnis 52:52’ = 0.11 : 1.
5.4 Komplexsynthesen
147
1
H-NMR (PhCN, 500.14 MHz, 283 K): Verhältnis 52:52’ = 0.07 : 1.
1
H-NMR (PhCN, 500.14 MHz, 273 K): δ (ppm) = 6.39 (d, J = 7.4 Hz, 0.04 H, 5-H), 6.57 (d,
J = 8.5 Hz, 1 H, 3’-H), 6.60 (d, J = 7.2 Hz, 1 H, 5’-H), 6.69 (d, J = 8.5 Hz, 0.04 H, 3-H), 4-H
und 4’-H von Benzonitrilsignal überdeckt.
1
H-NMR (CDCl3, 500.14 MHz, 300 K, TMS): δ (ppm) = 6.43 (dd, J = 7.3, 1.1 Hz, 2 H, 5-H),
6.61 (dd, J = 8.6, 1.0 Hz, 2 H, 3-H), 7.29 (dd, J = 8.6, 7.3 Hz, 2 H, 4-H), 7.46–7.67 (m,
NC-Ph).
C-NMR (CDCl3, 125.77 MHz, 300 K): δ (ppm) = 112.5 (C-5), 114.4 (C-8), 114.4 (C-3),
13
118.8 (C-7), 129.1 (C-10), 132.2 (C-9), 132.7 (C-11), 139.5 (C-4), 146.6 (C-6), 173.4 (C-2),
199.4 (CO), 199.4 (CO).
CHN: berechnet für C35H21Cl2N5O6PRu2 (M + 1 Äquiv. Benzonitril); M = 880.62 g mol-1
Ber.: C
47.74
H
2.40
N
7.95
Gef.: C
47.65
H
2.52
N
7.99.
MS (ESI):
ber. für (C14H6Cl2N2NaO6Ru2): 594.76;
gef.: m/z = 594.65 (M – 2 Benzonitril + Na);
ber. für (C28H12Cl4N4NaO12Ru4): 1166.53,
gef.: m/z = 1166.33 (2 M – 4 Benzonitril + Na).
5 Experimenteller Teil
148
5.4.3.2.5 (µ-6-Chlorpyridin-2-olato-1κN:2κO)-(µ-6-chlorpyridin-2-olato-1κO:2κN)tetracarbonyl-1κ2C:2κ2C-bis(triphenylphosphan-1κP:2κP)-diruthenium
[Ru2(µ-ClpyO)2(CO)4(PPh3)2] (47’)
N
Cl
O
O
Ph3P
OC
Ru
N
Ru
PPh3
Cl
OC
CO
CO
47'
Komplex 40 (28.6 mg, 0.025 mmol) und Triphenylphosphan (39) (26.2 mg, 0.10 mmol)
wurden mit Dichlormethan (2 ml) versetzt und bei RT gerührt. Aus der zunächst entstandenen
gelben Lösung (10–15 min) fiel nach weiterem Rühren (>15 min) Komplex 47’ als gelber
Feststoff aus. Der Feststoff wurde abfiltriert und bei 10-3 mbar getrocknet. Man erhielt
Komplex 47’ (51.7 mg, 47.2 * 10-6 mol) in 94% Ausbeute (bezogen auf eingesetztes
Ruthenium).
Schmp.: 192 °C: Orangefärbung des Feststoffs; 223 °C: rote Schmelze.
IR (KBr): ν (cm-1) = 2024 (s), 1981 (m), 1846 (s), 1923 (m); 1601 (s), 1456 (s), 1435 (m),
1388 (w), 1161 (w), 1095 (w), 999 (w), 697 (m), 517 (m).
NMR-spektroskopisch lässt sich ein Gleichgewicht von Kopf-Kopf- und Kopf-SchanzKomplex (47/47’) beobachten:
1
H-NMR (CDCl3, 500.14 MHz, 338 K, TMS): δ (ppm) = 5.71 (d, J = 8.5 Hz, 1.0 H), 5.83 (d,
J = 7.3 Hz, 1.0 H), 6.10 (d, J = 8.5 Hz, 0.68 H), 6.39 (d, J = 7.3 Hz, 0.68 H), 6.85 (pseudo-t,
J1 + J2 = 15.8 Hz, 1.0 H), 7.16 (pseudo-t, J1 + J2 = 15.8 Hz, 0.68 H), 7.31–7.47 (m, PPh3),
7.60–7.64 (m, PPh3).
1
H-NMR (CDCl3, 500.14 MHz, 325 K): Verhältnis 47:47’ = 0.42 : 1.
1
H-NMR (CDCl3, 500.14 MHz, 313 K): Verhältnis 47:47’ = 0.31 : 1.
1
H-NMR (CDCl3, 500.14 MHz, 303 K, TMS): δ (ppm) = 5.70 (d, J = 8.5 Hz, 1.0 H), 5.81 (d,
J = 7.3 Hz, 1.0 H), 6.11 (d, J = 8.5 Hz, 0.20 H), 6.40 (d, J = 7.3 Hz, 0.20 H), 6.84 (pseudo-t,
J1 + J2 = 15.8 Hz, 1.0 H), 7.16 (pseudo-t, J1 + J2 = 15.8 Hz, 0.20 H), 7.31–7.47 (m, PPh3),
7.60–7.64 (m, PPh3).
1
H-NMR (CDCl3, 500.14 MHz, 293 K): Verhältnis 47:47’ = 0.15 : 1.
5.4 Komplexsynthesen
149
1
H-NMR (CDCl3, 500.14 MHz, 283 K): Verhältnis 47:47’ = 0.12 : 1.
1
H-NMR (CDCl3, 500.14 MHz, 273 K, TMS): δ (ppm) = 5.69 (d, J = 8.5 Hz, 1.0 H), 5.78 (d,
J = 7.3 Hz, 1.0 H), 6.12 (d, J = 8.5 Hz, 0.11 H), 6.42 (d, J = 7.3 Hz, 0.11 H), 6.83 (pseudo-t,
J1 + J2 = 15.8 Hz, 1.0 H), 7.19 (pseudo-t, J1 + J2 = 15.8 Hz, 0.11 H), 7.31–7.47 (m, PPh3),
7.60–7.64 (m, PPh3).
P-NMR (CDCl3, 300 K): δ (ppm) = -11.2.
31
MS (ESI):
ber. für (C50H36Cl2N2O6P2Ru2): 1096.0;
gef.: m/z = 1095.7 (M);
ber. für (C49H36Cl2N2O5P2Ru2): 1068.0;
gef.: m/z = 1068.7 (M – 1 CO);
ber. für (C48H36Cl2N2O4P2Ru2): 1040.0;
gef.: m/z = 1039.7 (M – 2 CO);
ber. für (C47H36Cl2N2O3P2Ru2): 1012.0;
gef.: m/z = 1011.6 (M – 3 CO);
ber. für (C29H21Cl2N2O3PRu2): 749.9;
gef.: m/z = 749.7 (M – 3 CO – 1 PPh3).
CHN: berechnet für C50H36Cl2N2O6P2Ru2; M = 1095.82 g mol-1
Ber.: C
54.80
H
3.31
N
2.56
Gef.: C
54.66
H
3.32
N
2.43
5 Experimenteller Teil
150
5.4.3.2.6 (µ-6-Brompyridin-2-olato-1κN:2κO)-(µ-6-brompyridin-2-olato-1κO:2κN)tetracarbonyl-1κ2C:2κ2C-bis(triphenylphosphan-1κP:2κP)-diruthenium
[Ru2(µ-BrpyO)2(CO)4(PPh3)2] (48’)
Br
O
N
O
Ph3P
Ru
OC
N
Ru
PPh3
Br
OC
CO
CO
48'
Komplex 41 (33.0 mg, 0.025 mmol) und Triphenylphosphan (39) (26.2 mg, 0.10 mmol)
wurden mit Dichlormethan (2 ml) versetzt und bei RT gerührt. Es entstand eine klare gelbe
Lösung, aus der Komplex 48’ durch langsames Verdampfen des Lösungsmittels in Form
gelber Kristalle erhalten wurde. Die Kristalle wurden abgetrennt, zermörsert und bei 10-3
mbar getrocknet. Man erhielt Komplex 48’ (54.3 mg, 0.0458 mmol) in 92% Ausbeute
(bezogen auf eingesetztes Ruthenium).
Schmp.: 193 °C (rote Schmelze).
IR (KBr): ν (cm-1) = 3057 (w), 2019 (s), 1982 (s), 1945 (s), 1923 (m), 1599 (s), 1457 (s),
1435 (m), 695 (m), 521 (m).
1
H-NMR (CDCl3, 500.14 MHz, 338 K, TMS): δ (ppm) = 5.69 (dd, J = 8.6, 1.0 Hz, 1.0 H),
5.99 (dd, J = 7.2, 1.0 Hz, 1.0 H), 6.09 (dd, J = 8.5, 0.9 Hz, 7.4 H), 6.53 (dd, J = 7.3, 0.9 Hz,
7.2 H), 6.70 (dd, J = 8.4, 7.2 Hz, 1.1 H), 7.06 (dd, J = 8.5, 7.9 Hz, 2 H).
1
H-NMR (CDCl3, 500.14 MHz, 303 K, TMS): δ (ppm) = 5.69 (dd, J = 8.6, 1.0 Hz, 1.0 H),
5.99 (dd, J = 7.2, 1.0 Hz, 1.0 H), 6.09 (dd, J = 8.5, 0.9 Hz, 1.3 H), 6.53 (dd, J = 7.3, 0.9 Hz,
1.3 H), 6.70 (dd, J = 8.4, 7.2 Hz, 1.0 H), 7.06 (dd, J = 8.5, 1.4 Hz, 2 H).
1
H-NMR (CDCl3, 500.14 MHz, 273 K, TMS): δ (ppm) = 5.69 (dd, J = 8.6, 1.0 Hz, 1.0 H),
5.94 (dd, J = 7.2, 1.0 Hz, 1.0 H), 6.14 (d, J = 8.2 Hz, 0.8 H), 6.58 (d, J = 7.2 Hz, 0.8 H), 6.69
(dd, J = 8.6, 7.2 Hz, 1.1 H), 7.13 (pseudo-t, J1 + J2 = 15.8 Hz, 1.0 H).
CHN: berechnet für C50H36Br2N2O6PRu2; M = 1184.73 g mol-1
Ber.: C
50.69
H
3.06
N
2.36
Gef.: C
50.81
H
3.02
N
2.39
5.4 Komplexsynthesen
5.4.4
151
(Acetamidino)pyridin-Komplexe
5.4.4.1 (µ-6-Methyl-2-acetamidinopyridin-1κN:2κN:2κNpy)-(µ-acetato-1κO:2κO)tetracarbonyl-1κ2C:2κ2C-diruthenium Dimer
[Ru2(µ-6-Me-py-2-NCCH3NH)(µ-OAc)(CO)4]2 (54)
CO
CO
N
N
NH
O
Ru
OC
O
Ru
OC
CO
CO
CO
Ru
Ru
O
O
N
NH
N
CO
54
Der Komplex [Ru2(µ-OAc)2(CO)4]n (17) (125 mg, 0.290 mmol) wurde unter Bildung von 18
in Acetonitril (2 ml) gelöst, mit 2-Amino-6-methylpyridin (59) (125 mg, 1.16 mmol) und
Toluol (95 ml) versetzt und 60 h unter Rückfluss über eine mit K2CO3 gefüllte SoxhletApparatur erhitzt. Während Reaktionszeit, die je nach Ansatz zwischen 36 und 72 h lag,
begann ein gelber Feststoff auszufallen. Ab diesem Zeitpunkt wurde für weitere 6 h erhitzt
bevor das Reaktionsgemisch zur Hälfte einrotiert, der entstandene Feststoff abfiltriert und bei
10-3 mbar getrocknet wurde. Man erhielt Komplex 54 in 44% Ausbeute (bezogen auf
eingesetztes Ruthenium) (66 mg, 0.063 mmol). Aufgrund seiner Unlöslichkeit konnte keine
NMR-spektroskopische Untersuchung erfolgen.
Schmp.: >275 °C (Zersetzung).
IR (KBr): ν (cm-1) = 3383 (m), 2020, 1964, 1937 (s, CO), 1593 (m), 1561 (s), 1501 (m), 1469
(m), 1420 (m), 1348 (w), 1250 (w), 1165 (w).
CHN: berechnet für C28H26N6O12Ru4; M = 1042.82 g mol-1
Ber.: C
32.25
H
2.51
N
8.06
Gef.: C
32.19
H
2.59
N
8.16
5 Experimenteller Teil
152
5.4.4.2 (µ-6-Methyl-2-acetamidinopyridin-1κN:2κN:2κNpy)-(µ-acetato-1κO:2κO)tetracarbonyl-1κ2C:2κ2C-triphenylphosphan-1κP-diruthenium
[Ru2(µ3-6-Me-py-2-NCCH3NH)(µ-OAc)(CO)4(PPh3)] (55)
N
OC
NH
O
N
O
Ru
Ru
OC
CO
55
CO
PPh3
Komplex 54 (31.3 mg, 0.030 mmol) wurde mit knapp einem Äquivalent Triphenylphosphan
(39) (7.87 mg, 0.030 mmol) in Dichlormethan (2 ml) versetzt und bis zur vollständigen
Auflösung bei RT gerührt (~15 min.). Unter Umständen im Überschuss vorliegender
Komplex 54 wurde abfiltriert, das Lösungsmittel abgezogen und der verbleibende Rückstand
bei 10-3 mbar getrocknet. Man erhielt Komplex 55 in quantitativer Ausbeute (bezogen auf
eingesetztes Phosphan).
IR (KBr): ν (cm-1) = 3366 (m), 2016 (s), 1962 (s), 1936 (s), 1902 (m), 1560 (s), 1468 (m),
1434 (m), 696 (m).
1
H-NMR (CDCl3, 400.13 MHz, 300 K, TMS): δ (ppm) = 1.75 (s, 3 H, O2CH3), 2.45 (s, 3 H,
Py-CH3), 4.69 (bd, J = 5.0 Hz, 1 H), 6.34 (d, J = 8.3 Hz, 1 H, 5-H), 6.62 (d, J = 7.6 Hz, 1 H,
3-H), 7.37 (pseudo-t, J1+J2 = 15.9 Hz, 1 H, 4-H), 7.40–7.46 (m, 9 H), 7.54–7.59 (m, 6 H).
C-NMR (CDCl3, 125.77 MHz, 300 K): δ (ppm) = 23.56, 23.60, 107.3, 114.8, 128.5 (d,
13
JC,P = 9.2 Hz), 129.9 (d, JC,P = 1.8 Hz), 132.1 (d, JC,P = 10.1 Hz), 132.8 (d, JC,P = 33.0 Hz),
133.6 (d, JC,P = 11.0 Hz), 138.3, 155.9, 166.1, 172.1 (d, JC,P = 7.3 Hz), 183.6 (d,
JC,P = 4.6 Hz), 202.8 (d, JC,P = 5.5 Hz), 205.4 (d, JC,P = 3.7 Hz), 205.7 (d, JC,P = 5.5 Hz), 208.3
(d, JC,P = 5.5 Hz).
CHN: berechnet für C32H28N3O6PRu2; M = 783.69 g mol-1
Ber.: C
49.04
H
3.60
N
5.36
Gef.: C
49.08
H
3.65
N
5.36
5.4 Komplexsynthesen
153
5.4.4.3 (µ-6-Methyl-2-acetamidinopyridin-1κN:2κN:2κNpy)-(µ-acetato-1κO:2κO)tetracarbonyl-1κ2C:2κ2C-acetonitril-1κN-diruthenium
[Ru2(µ2-6-Me-py-2-NCCH3NH)(OAc)(CO)4(H3CCN)] (56)
N
N
O
N
Ru
OC
O
Ru
N
OC
CO
CO
56
Komplex 54 wurde durch Erhitzen auf 60 °C in Acetonitril gelöst. Man erhielt Komplex 56 in
Form gelber Kristalle direkt aus der sich abkühlenden Reaktionslösung und als gelben
Feststoff durch Abziehen des Lösungsmittels und Trocknung des Rückstandes bei 10-3 mbar
in quantitativer Ausbeute.
Schmp.: >250 °C (Zersetzung).
IR (KBr): ν (cm-1) = 3332 (m), 2016 (s), 1960 (s), 1932 (s), 1893 (m), 1562 (s), 1497 (m),
1467 (s), 1432 (s), 1347 (m), 1166 (w).
1
H-NMR (CD3CN, 400.13 MHz, 300 K): δ (ppm) = 1.81 (s, O2CH3, 3 H), 2.36 (s, N2CCH3,
3 H), 2.37 (s, PyCH3, 3 H), 6.30 (bs, NH, 1 H), 6.58 (d, J = 8.3 Hz, 1 H), 6.70 (d, J = 7.6 Hz,
1 H), 7.52 (pseudo-t, J1+J2 = 15.9 Hz, 4-H, 1 H).
CHN: berechnet für C16H16N4O6Ru2; M = 562.46 g mol-1
Ber.: C
34.17
H
2.87
N
9.96
Gef.: C
34.44
H
3.01
N
10.13
5 Experimenteller Teil
154
5.4.4.4 Bis(µ-acetato-1κ2O:2κ2O)-tetracarbonyl-1κ2C:2κ2C-bis(6-methyl2-aminopyridin-1κNpy:2κNpy)-diruthenium
[Ru2(µ-OAc)2(CO)4(6-Me- 2-NH2-py] (60)
NH2
O
O
O
N
OC
O
Ru
Ru
OC
CO
CO
H2N
N
60
Variante 1:
Komplex [Ru2(µ-OAc)2(CO)4]n (17) (50.0 mg, 0.116 mmol) wurde in einem DruckSchlenkrohr in Toluol (4 ml) suspendiert und unter einer CO-Atmosphäre (3 bar) bis zur
vollständigen Auflösung bei 55 °C gerührt. Zu der hellgelben Lösung gab man 2-Amino-6methylpyridin (59) (50 mg, 0.46 mmol) in Toluol (5 ml) hinzu, verdrängte überschüssiges CO
mit Argon und erhitzte die Lösung für 16 h auf 110 °C. Das Lösungsmittel wurde vollständig
abgezogen und der Rückstand mit wenig Cyclohexan gewaschen. Dabei blieb Komplex 60 in
nahezu quantitativer Ausbeute (98%, 73.7 mg, 0.114 mmol) als intensiv gelber Feststoff
zurück.
Variante 2:
Komplex [Ru2(µ-OAc)2(CO)4]n (17) (108 mg, 0.250 mmol) wurde in Acetonitril (10 ml)
gelöst, mit 2-Amino-6-methylpyridin (59) (120 mg, 1.1 mmol) versetzt und über Nacht unter
Rückfluss erhitzt. Dabei verdunkelte sich die anfänglich gelbe Lösung stark. Das
Lösungsmittel wurde abgezogen und überschüssiges Aminopyridin mit Cyclohexan entfernt.
Man erhielt Komplex 60 als grünlichen Feststoff in 94% Ausbeute (152 mg, 0.235 mmol).
Schmp.: >180 °C (Zersetzung).
IR (KBr): ν (cm-1) = 2029 (s), 1977 (s), 1926 (bs), 1608 (m), 1554 (m), 1456 (m), 1433 (m),
1043 (w), 985 (w).
1
H-NMR (CD3CN, 400.13 MHz, 300 K): δ (ppm) = 1.97 (s, 6 H, OOCCH3), 2.29 (s, 6 H,
Py-CH3), 4.90 (bs, 4 H, -NH2), 6.35 (bs, 2 H), 6.49 (d, J = 5.3 Hz, 2 H), 7.32 (pseudo-t,
J1 + J2 = 15.2 Hz, 2 H, 4-H).
5.4 Komplexsynthesen
155
C-NMR (CD3CN, 100.62 MHz, 300 K): δ (ppm) = 23.4 (OOCCH3), 24.3 (Py-CH3), 106.3
13
und 113.4 (C-3 und C-5), 138.8 (C-4), 157.7 und 159.8 (C-2 und C-6), 185.5 (OOCCH3),
203.4 (CO).
CHN: berechnet für C20H22N4O8Ru2; M = 648.55 g mol-1
Ber.: C
37.04
H
3.42
N
8.64
Gef.: C
37.30
H
3.41
N
8.52
5 Experimenteller Teil
156
5.5
Ruthenium-katalysierte Reaktionen
5.5.1
Intermolekulare
Cyclopropanierung
von
Alkenen
mit
Diazoessigsäuremethylester
5.5.1.1
Allgemeine Arbeitsvorschriften
Analytischer Ansatz
Eine Lösung aus Diazoessigsäuremethylester (26) (100 mg, 1.00 mmol) in CH2Cl2 (0.7 ml)
wurde bei Raumtemperatur, mittels einer Infusionspumpe (Bioblock Scientific Modell A-99),
über einen Zeitraum von 12-20 h unter Rühren zu einer Lösung aus Alken (27a, 27b, 27c)
(10 mmol) und Katalysator (3 Mol-% bezogen auf Diazoester) in CH2Cl2 (4 ml) in einem
10 ml-Schnappdeckelglas gegeben. Der Verlauf der Reaktion wurde IR-spektroskopisch
verfolgt
(Abnahme
der
Diazo-Valenz-Schwingungsbande
bei
~2100
cm-1).
Nach
vollständigem Umsatz wurden die Ausbeuten mittels GC (Säule: Varian CP-WAX 52), relativ
zu einem internen Standard, bestimmt.
Präparativer Ansatz
Eine Lösung aus Diazoessigsäuremethylester (26) (655 mg, 6.55 mmol), Cyclohexen (27b)
(538 mg, 6.55 mmol) und CH2Cl2 (4 ml) wurde bei Raumtemperatur, mittels einer
Infusionspumpe (Bioblock Scientific Modell A-99), über einen Zeitraum von 12 Stunden
unter Rühren zu einer Lösung aus Cyclohexen (4.84 g, 59 mmol) und Katalysator (3 Mol-%
bezogen auf Diazoester) in CH2Cl2 (10 ml) in einem 25 ml-Rundkolben gegeben. Nach
vollständigem Verschwinden der Diazobande im IR-Spektrum war die Reaktion beendet.
Nach Entfernen des Lösungsmittels wurde säulenchromatographisch über Kieselgel in
folgende Fraktionen aufgetrennt:
1. Fraktion (Pentan):
Cyclohexen
2. Fraktion (Ether/Pentan = 1:8):
Cyclopropane E/Z-28b (264 mg, 1.57 mmol, E/Z = 1 :
1.8)
3. Fraktion (Ether):
Carbendimere
E/Z-29b
(198
mg,
Maleinsäureester : Fumarsäureester = 5 : 1)
Die Reinigung der 2. und 3. Fraktion erfolgte durch Kugelrohrdestillation:
2. Fraktion: 96–101 °C / 16 mbar;
3. Fraktion: 86–89 °C / 10 mbar.
1.38
mmol,
5.5 Ruthenium-katalysierte Reaktionen
5.5.1.2
157
Umsetzung von (MeOOC)HC=N2 (26) mit Styrol (27a)
(MeOOC)HC=N2
(26)
100 mg
Styrol
(27a) 1.00 g
1.0 mmol
10 mmol
Interner Standard:
Naphthalin
Retentionszeiten (GC):
E-28a (22.01 min); Z-28a (21.54 min).
Tabelle 13: Ausbeuten und Diastereomerenverhältnisse der Cyclopropanierung von Styrol.
Katalysator
Nr.
Ausbeute an
28a [%]
E : Z - Verhältnis
[Ru2(CO)4(OAc)2]n
17
86
62 : 38
[Ru2(CO)4(pyO)2]n
23'
73
64 : 36
[Ru2(CO)5(6-F-pyO)2]2
42
69
65 : 35
[Ru2(CO)4(6-Cl-pyO)2]2
40
63
60 : 40
[Ru2(CO)4(6-Cl-pyO)2(MeOH)]
43
63
62 : 38
[Ru2(CO)4(6-Cl-pyO)2(CH3CN)2]
45'
69
62 : 38
[Ru2(CO)4(6-Cl-pyO)2(PPh3)]
47
55
67 : 33
[Ru2(CO)4(6-Cl-pyO)2(Carben)]
49
51
71 : 29
[Ru2(CO)4(6-Br-pyO)2]2
41
70
59 : 41
[Ru2(CO)4(6-Br-pyO)2(MeOH)]
44
75
59 : 41
[Ru2(CO)4(6-Br-pyO)2(CH3CN)2]
46'
70
58 : 42
[Ru2(CO)4(6-Br-pyO)2(PPh3)]
48
38
66 : 34
[Ru2(CO)4(6-Br-pyO)2(Carben)]
50
40
70 : 30
5 Experimenteller Teil
158
5.5.1.3
Umsetzung von (MeOOC)HC=N2 (26) mit Cyclohexen (27b)
(MeOOC)HC=N2
(26)
100 mg
1.0 mmol
Cyclohexen
(27b) 821 mg
10 mmol
Interner Standard:
Naphthalin
Retentionszeiten (GC):
exo-28b (19.84 min); endo-28b (18.13 min).
Tabelle 14: Ausbeuten und Diastereomerenverhältnisse der Cyclopropanierung von
Cyclohexen.
Katalysator
Nr.
Ausbeute an
28b [%]
exo : endo Verhältnis
[Ru2(CO)4(OAc)2]n
17
55
75 : 25
[Ru2(CO)4(pyO)2]n
23'
23
71 : 29
[Ru2(CO)5(6-F-pyO)2]2
42
17
71 : 29
[Ru2(CO)4(6-Cl-pyO)2]2
40
55
67 : 33
[Ru2(CO)4(6-Cl-pyO)2(MeOH)]
43
52
67 : 33
[Ru2(CO)4(6-Cl-pyO)2(CH3CN)2]
45'
44
67 : 33
[Ru2(CO)4(6-Cl-pyO)2(PPh3)]
47
18
74 : 26
[Ru2(CO)4(6-Cl-pyO)2(Carben)]
49
16
74 : 26
[Ru2(CO)4(6-Br-pyO)2]2
41
49
68 : 32
[Ru2(CO)4(6-Br-pyO)2(MeOH)]
44
56
66 : 34
[Ru2(CO)4(6-Br-pyO)2(CH3CN)2]
46'
35
67 : 33
[Ru2(CO)4(6-Br-pyO)2(PPh3)]
48
15
75 : 25
[Ru2(CO)4(6-Br-pyO)2(Carben)]
50
8
72 : 28
5.5 Ruthenium-katalysierte Reaktionen
5.5.1.4
159
Umsetzung von (MeOOC)HC=N2 (26) mit Cyclohexen (27c)
(MeOOC)HC=N2
(26)
100 mg
1.0 mmol
2-Methyl-2-buten
(27c) 701 mg
10 mmol
Interner Standard:
Mesitylen
Retentionszeiten (GC):
anti-27c (19.76 min); syn-27c (19.06 min).
Tabelle 15: Ausbeuten und Diastereomerenverhältnisse der Cyclopropanierung von
2-Methyl-2-buten.
Katalysator
Nr.
Ausbeute an
28c [%]
anti : syn Verhältnis
[Ru2(CO)4(OAc)2]n
17
63
14 : 86
[Ru2(CO)4(pyO)2]n
23'
19
12 : 88
[Ru2(CO)5(6-F-pyO)2]2
42
19
11 : 89
[Ru2(CO)4(6-Cl-pyO)2]2
40
56
14 : 86
[Ru2(CO)4(6-Cl-pyO)2(MeOH)]
43
64
13 : 87
[Ru2(CO)4(6-Cl-pyO)2(CH3CN)2]
45'
40
13 : 87
[Ru2(CO)4(6-Cl-pyO)2(PPh3)]
47
17
16 : 84
[Ru2(CO)4(6-Cl-pyO)2(Carben)]
49
22
16 : 84
[Ru2(CO)4(6-Br-pyO)2]2
41
73
14 : 86
[Ru2(CO)4(6-Br-pyO)2(MeOH)]
44
69
13 : 87
[Ru2(CO)4(6-Br-pyO)2(CH3CN)2]
46'
64
14 : 86
[Ru2(CO)4(6-Br-pyO)2(PPh3)]
48
11
16 : 84
[Ru2(CO)4(6-Br-pyO)2(Carben)]
50
10
19 : 81
5 Experimenteller Teil
160
5.5.2
Isomerisierungsreaktionen von N,N-Diallyltosylamid
Zu einer Lösung von N,N-Diallyltosylamid (~250 mg, 1 mmol) in Toluol wurde Komplex 40
bzw. 45’ (3 mol-%) gegeben und bei 80 °C gerührt. Nach vollständiger Reaktion (2 Tage) des
Eduktes
(DC-Kontrolle)
wurde
stark
eingeengt
und
die
beiden
Produkte
säulenchromatografisch (Kieselgel, CH : Et2O = 8 : 1) isoliert.
Das Metatheseprodukt 1-(Toluol-4-sulfonyl)-2,5-dihydropyrrol (62) konnte nicht gefunden
werden.
Stattdessen
entstanden
die
Verbindungen
3-Methyl-4-methyliden-1-(toluol-
4-sulfonyl)pyrrolidin (63) und Allyl-prop-1-en-tosylamid (64) in je nach Reaktionsansatz
unterschiedlichen Verhältnissen.
161
6
Anhang
6.1
Ausgewählte Spektren
T [K]
350
300
8.0
7.5
7.0
6.5
6.0
5.5
5.0
(ppm)
4.5
4.0
3.5
3.0
2.5
2.0
Abb. 41: Temperaturabhängige 1H-NMR-Spektren von [Ru2(µ-FpyO)2(CO)4(CD3CN)2] (51’)
in [D3]-Acetonitril; lediglich eine Spezies zu beobachten.
T [K]
338
325
313
303
293
283
273
7.30
7.20
7.10
7.00
6.90
6.80
6.70
(ppm)
6.60
6.50
6.40
6.30
Abb. 42: Ausschnitt aus temperaturabhängigen 1H-NMR-Spektren von [Ru2(µClpyO)2(CO)4(CH3Ph)1-2] (52/52’) in [H]-Benzonitril; KK : KS-Verhältnisse analog Komplex
45’. Die chemische Verschiebung der Signale ist stark temperaturabhängig.
6 Anhang
162
di-koordiniert
freies PPh3
mit Überschuss Triphenylphosphan
mono-koordiniert
vollständig gelöst
di-koordiniert (47’)
mono-koordiniert (47)
noch nicht vollständig gelöst
24
22
20
18
16
14
12
10
8
(ppm)
6
4
2
0
-2
-4
-6
-8
Abb. 43: Ausschnitt aus 31P-NMR-Spektren von [Ru2(µ-ClpyO)2(CO)4(PPh3)1-2](47/47’) in
CDCl3; unten: Reaktion von 40 mit 1 Äquiv. PPh3: primär bilden sich beide Komplexspezies
(47 und 47’); mitte: nach 10 min Reaktionszeit mit 1 Äquiv. PPh3: lediglich Komplex 47
vorhanden; oben: mit Überschuss an PPh3: 47’ als alleinige Spezies.
6.2
Ausgewählte Daten der Kristallstrukturanalysen
Erläuterungen zu Tabellenwerten:
b)
Im festen Zustand liegt der Komplex als zentrosymmetrisches Koordinationsdimer
vor.
f)
Verfeinerung basierende auf F2-Werten.
g)
R1 = Σ⎢⎢Fo⎢ − ⎢Fc⎢/Σ ⎢Fo⎢; wR2 = [Σ(w(Fo2 − Fc2)2)/Σw(Fo2)2]1/2 .
h)
Daten zu den Strukturanalysen können kostenlos in Form von CIF-Files unter
www.ccdc.cam.ac.uk/conts/retrieving.html (E-mail: [email protected]) erhalten
werden.
i)
Noch nicht im CCDC (Cambridge Crystallographic Data Centre) hinterlegt.
163
Tabelle 16: Zusammenfassung kristallografischer Daten und Strukturverfeinerungen der Komplexe 40, 42, 43, 47, 48 und 50.
42 b)
40 b)
43
Empirical formula
C30H12F4N4O14Ru4
C28H12Cl4N4O12Ru4
Formula weight
Temperature [K]
Crystal size [mm]
Crystal system
Space group
a [Å]
b [Å]
c [Å]
α [ °]
β [ °]
γ [ °]
Volume [Å3]
Z
ρber [g.cm-3]
µ(Mo-Kα) [mm-1]
F (000)
θ range [°]
Index ranges
1132.72
190(2)
0.23 × 0.10 × 0.08
monoclinic
P 21/n
8.585(1)
12.973(1)
15.610(2)
90
100.82(2)
90
1707.5(4)
2
2.203
1.83
1088
2.06–25.97
-9 ≤ h ≤ 9
-15 ≤ k ≤ 15
-19 ≤ l ≤ 19
13139
3108 (0.0335)
92.8
none
3108/ 0 / 253
0.880
0.0201, 0.0407
0.0312, 0.0426
0.53, -0.46
273561
1142.50
193(2)
0.31 × 0.19 × 0.15
monoclinic
P -1
8.376(1)
9.592(2)
11.855(2)
98.83(2)
100.79(2)
109.36(2)
858.6(2)
1
2.21
2.11
548
2.31–26.11
-10 ≤ h ≤ 10
-11 ≤ k ≤ 11
-14 ≤ l ≤ 14
12141
3126 (0.0289)
91.4
numerical
3126 / 0 / 235
1.179
0.0220, 0.0625
0.0282, 0.0750
0.52, -0.98
273562
(C15H10Cl2N2O7Ru2)2 C32H21Cl2N2O6P1Ru2
× 0.5C6H12
1206.58
875.60
190(2)
193(2)
0.38 × 0.23 × 0.15
0.31 × 0.23 × 0.15
orthorhombic
triclinic
P bca
P -1
29.391(2)
9.646(1)
15.498(2)
10.262(1)
8.512(6)
18.920(2)
90
100.66(1)
90
102.79(1)
90
98.68(1)
3877.4(6)
1758.4(3)
4
2
2.067
1.654
1.87
1.10
2336
872
1.91–24.09
2.12–25.98
-32 ≤ h ≤ 33
-10 ≤ h ≤ 10
-17 ≤ k ≤ 17
-12 ≤ k ≤ 12
-9 ≤ l ≤ 9
-22 ≤ l ≤ 23
23592
13847
2959 (0.0447)
6387 (0.0261)
96.4
92.7
none
none
2959 / 0 / 258
6387 / 0 / 433
1.041
0.939
0.0217, 0.0591
0.0226, 0.0524
0.0264, 0.0604
0.0308, 0.0548
0.346, -0.49
0.477, -0.44
273563
273564
Reflections collected
Independent reflections (Rint)
Completeness to θ max [%]
Absorption correction
Data / restraints / parameters f)
Goodness-of-fit on F2
Final R indices [I>2σ(I)]: R1, wR2 g)
R indices (all data): R1, wR2 g)
Largest diff. peak and hole [e.Å-3]
CCDC-Nr. h)
47
48
50
C32H21Br2N2O6P1Ru2 C22H21Br2N4O6.5Ru2
922.44
193(2)
0.27 × 0.19 × 0.12
triclinic
P -1
13.962(1)
14.989(1)
24.077(2)
82.60(1)
88.25(1)
76.96(1)
4868.0(7)
6
1.888
3.49
2688
1.92–25.94
-17 ≤ h ≤ 17
-18 ≤ k ≤ 18
-29 ≤ l ≤ 29
38546
17671 (0.0451)
93.0
numerical
17671 / 0 / 1216
0.0285, 0.0513
0.0536, 0.0561
0.74, -0.71
273565
807.39
220(2)
0.38 x 0.23 x 0.19
monoclinic
P 2(1)/n
13.7397(13)
12.6991(12)
15.6370(15)
90
90.290(11)
90
2728.3(4)
4
1.966
4.081
1564
2.07–25.96
-16 ≤ h ≤ 16
-15 ≤ k ≤ 15
-19 ≤ l ≤ 19
21257
5005 (0.0435)
93.9
numerical
5005 / 0 / 333
1.003
0.0281, 0.0711
0.0396, 0.0784
1.391, -0.910
i)
164
Tabelle 17: Zusammenfassung kristallografischer Daten und Strukturverfeinerungen der Komplexe 30, 31, 45’, 47’, 52’ und 56.
45’
52’
47’
30
31
56
Empirical formula
C18H12Cl2N4O6Ru2
C35H21Cl2N5O6Ru2
C50H36Cl2N2O6P2Ru2
C16H12N2O6Ru2
C18H19N5O6Ru2
Formula weight
Temperature [K]
Crystal size [mm]
Crystal system
Space group
a [Å]
b [Å]
c [Å]
α [ °]
β [ °]
γ [ °]
Volume [Å3]
Z
ρber [g.cm-3]
µ(Mo-Kα) [mm-1]
F (000)
θ range [°]
Index ranges
653.36
193(2)
0.38 × 0.19 × 0.11
monoclinic
P 21/n
9.9213(9)
19.611(2)
11.5353(11)
90
101.613(11)
90
2198.5(4)
4
1.974
1.660
1272
2.08–25.89
-11 ≤ h ≤ 11
-23 ≤ k ≤ 24
-14 ≤ l ≤ 14
17012
4013 (0.0438)
92.8
none
4013 / 0 / 291
1.019
0.0196, 0.0477
0.0246, 0.0514
0.392, -0.427
880.61
190(2)
0.38 x 0.23 x 0.15
triclinic
P -1
11.3516(16)
15.266(2)
21.000(3)
105.663(15)
94.394(16)
98.634(16)
3437.8(8)
4
1.701
1.087
1744
2.10–25.87
-13 ≤ h ≤ 13
-18 ≤ k ≤ 18
-25 ≤ l ≤ 25
26865
12376 (0.0516)
92.9
none
12376 / 0 / 901
0.831
0.0366, 0.0830
0.0721, 0.0918
0.541, -0.661
1095.79
193(2)
0.23 x 0.15 x 0.04
triclinic
P 1bar
10.6707(12)
14.4633(19)
16.426(2)
104.231(15)
98.680(14)
111.179(14)
2209.2(5)
2
1.647
0.931
1100
2.06–25.94
-12 ≤ h ≤ 12
-17 ≤ k ≤ 17
-20 ≤ l ≤ 20
17456
8019 (0.1162)
93.0
none
8019 / 0 / 577
0.662
0.0443, 0.0632
0.1363, 0.0805
0.579, -0.633
530.42
173(2)
C22H20N2O6Ru2
× (C7H8)
702.67
280(2)
0.46 x 0.38 x 0.31
monoclinic
P 21/n
14.435(3)
11.4740(12)
18.507(3)
90
111.549(19)
90
2850.9(8)
4
1.637
1.104
1408
2.33–25.95
-17 ≤ h ≤ 17
-13 ≤ k ≤ 13
-22 ≤ l ≤ 22
21882
5484 (0.0680)
98.3
none
5484 / 0 / 353
0.949
0.0314, 0.0762
0.0420, 0.0796
0.838, -0.751
262185
Reflections collected
Independent reflections (Rint)
Completeness to θ max [%]
Absorption correction
Data / restraints / parameters f)
Goodness-of-fit on F2
Final R indices [I>2σ(I)]: R1,wR2g)
R indices (all data): R1, wR2 g)
Largest diff. peak and hole [e.Å-3]
CCDC-Nr. h)
i)
i)
i)
monoclinic
P 21/c
8.9306(8)
13.1389(11)
15.5999(15)
90.00
106.005(11)
90.00
1759.5(3)
4
2.002
1.752
1032
2.06–25.91
-10 ≤ h ≤ 10
-16 ≤ k ≤ 16
-18 ≤ l ≤ 19
15694
3378 (0.0498)
98.6
none
3378 / 0 / 237
0.949
0.0206, 0.0451
0.0265, 0.0461
0.367, -0.599
262184
603.52
193(2)
0.38 x 0.27 x 0.12
triclinic
P 1bar
8.9410(13)
9.9404(14)
13.6759(19)
92.562(17)
94.537(17)
112.180(16)
1118.3(3)
2
1.792
1.393
596
2.22–25.92
-10 ≤ h ≤ 10
-12 ≤ k ≤ 12
-16 ≤ l ≤ 16
13167
4045 (0.0282)
93.1
none
4045 / 0 / 289
0.956
0.0204, 0.0500
0.0268, 0.0547
0.514, -0.759
i)
165
Tabelle 18: Zusammenfassung kristallografischer Daten und Strukturverfeinerungen der Komplexe 34, 36 und 37.
Empirical formula
Formula weight
Temperature [K]
Crystal size [mm]
Crystal system
Space group
a [Å]
b [Å]
c [Å]
α [ °]
β [ °]
γ [ °]
Volume [Å3]
Z
ρber [g.cm-3]
µ(Mo-Kα) [mm-1]
F (000)
θ range [°]
Index ranges
Reflections collected
Independent reflections (Rint)
Completeness to θ max [%]
Absorption correction
Data / restraints / parameters f)
Goodness-of-fit on F2
Final R indices [I>2σ(I)]: R1,wR2g)
R indices (all data): R1, wR2 g)
Largest diff. peak and hole [e.Å-3]
CCDC-Nr. h)
34
36
37
C40H30N2O8Ru2
868.80
173(2)
0.77 × 0.19 × 0.19
monoclinic
P 21/c
11.2126(12)
22.580(2)
14.2195(18)
90
108.576(13)
90
3412.6(6)
4
1.691
0.945
1744
2.22–25.88
-12 ≤ h ≤ 13
-27 ≤ k ≤ 27
-17 ≤ l ≤ 17
26457
6326 (0.0324)
95.5
none
6326 / 0 / 479
1.039
0.0209, 0.0533
0.0274, 0.0551
0.385, -0.281
262183
C28H22N2O6Ru2
684.62
190(2)
C24H16N2O2Ru
465.46
190(2)
0.38 x 0.19 x 0.08
monoclinic
P 21/c
14.423(3)
7.5262(9)
18.539(3)
90
108.97(2)
90
1903.1(5)
4
1.624
0.847
936
2.32–25.93
-17 ≤ h ≤ 17
-8 ≤ k ≤ 8
-22 ≤ l ≤ 22
14419
3517 (0.0311)
94.7
empirical (DELABS)
3517 / 0 / 262
0.955
0.0203, 0.0464
0.0276, 0.0496
0.332, -0.290
10.1599(15)
11.2804(17)
12.824(2)
112.911(17)
95.566(18)
100.856(18)
1305.8(3)
2
1.741
1.202
680
2.02–25.89
-11 ≤ h ≤ 11
-13 ≤ k ≤ 13
-15 ≤ l ≤ 15
10219
4700 (0.0613)
92.8
4700 / 0 / 345
0.969
0.0332, 0.0841
0.0429, 0.0869
0.512, -0.646
i)
i)
166
6 Anhang
6.3
Substanzverzeichnis
O
O
OC
O
O
O
O
Ru
Ru
OC
CO
CO
O
H3CCN
OC
Ru
Ru
OC
CO
17
O
NCCH3
CO
18
H
N
H
Ru
OC
H
OH
N
Me
N
24a
O
H
N
N
Ru
Ru
L
OC
CO
CO
23
OC
N
OH
OH
O
O
O
N
OC
CO
CO
23'
N
OH
24d
24c
24b
H
Ru
Ph
Ph
N
OH
F
N
24e
OH
Cl
N
OH
Br
N
R
O
Ru
OC
R
N
OC
CO
Ru
OC
CO
CO
COOCH3
R
E-28a
Z-28a
COOCH3
COOCH3
25'
25
H
N
Ru
Ph
COOCH3
O
O
L
Ru
OC
CO
N
O
OH
24h
Ph
R
N
24g
24f
exo-28b
COOCH3
endo-28b
N2
26
27a
27b
27c
COOCH3
syn-28c
COOCH3
anti-28c
6.3 Substanzverzeichnis
167
R2
CO
CO
R1
CO
O
R
N OC
Ru
Ru
N
O
CO
N Ru
O
Ru
R1
N
O
CO CO OC
R2
1
R2
R1
N
O
O
N
Ru
Ru
OC
OC
CO
CO
R2
N
30: R1 = CH3, R2 = H
31: R1---R2 = (CH2)4
O
O
33'
N
Ru
Ru
OC
OC
CO
CO
32'
N
N
OC
O
H
O
H
O
OC
N
OC
O
Ru
N
N
CH3
O
CO
OC
CO
CH3
O
Ru
Ru
Cl
37
36
CO
Cl
N
O
O
Ru
Ru
Ru
O
OC
CO
CO
CO
CO
N
OC
Br
CO
Br
Ru
N
O
O
OC
O
N
Ru
Ru
Ru
O
OC
OC
CO
CO
N
O
Cl
CO
Ru
N
Cl
F
N
Cl
OC
CO
O
N
Ru
OC
OC
CO
Cl
N
NCCH3 H3CCN
OC
CO
N
Cl
O
OC
Ru
47
N
Ru
OC
CO
N
N
Br
Cl
CO
PPh3
Ph3P
OC
Br
N
Br
O
Ru
O
OC
OC
Ru
Br
N
Ru
OC
CO
47'
OC
CO
Br
O
CO
PPh3 Cl
N
Br
Ru
OC
NCCH3 H3CCN
OC
Ru
Br
OC
CO
Br
NCCH3
CO
CO
N
O
O
O
Ru
48
N
Ru
46'
O
OC
CO
H
O
O
CO
N
Ru
O
CO
N
46
O
O
Ru
44
O
OC
CO
O
N
Ru
H
CO
N
Ru
NCCH3
CO
O
O
Ru
OC
CO
Cl
O
N
OC
CO
45'
N
Ru
Br
O
O
45
Cl
Br
43
O
Ru
Br
N
CO
Ru
F
N
42
Cl
N
O
CO
CO
O
CO
Ru
41
CO
N
F
Ru
Ru
CO
CO
O
OC
OC
Cl
CO
CO
N
Ru
Cl
N
O
N
40
F
N
CO
CO
CO
CH3
CH3
34
Ru
OC
Ru
PPh3
Ph3P
OC
Ru
N
Ru
OC
CO
48'
CO
PPh3 Br
6 Anhang
168
Cl
N
Cl
O
N
Br
O
Ru
Ru
OC
CO
CO
OC
Br
N
N
O
OC
49
H3CCN
OC
Ru
OC
CO
N
N
CO
Cl
N
N
Ru
OC
CO
N
O
PhCN
OC
NCPh
CO
NH
O
Ru
O
OC
CO
O
Ru
OC
CO
CO
NCPhCl
CO
N
N
OC
CO
Ru
OC
OC
OC
CO
F
N
N
NH
O
PPh3
OC
CO
CO
Ph3P
OC
CO
Ru
Ru
OC
CO
CO
PPh3 F
TsN
62
TsN
63
O
O
N
Ru
OC
64
O
Ru
OC
CO
60
58'
CO
56
O
N
O
Ru
Ru
OC
O
O
CO
TsN
61
CO
N
NH2
CO
CO
CO
CO
CO CO
55
57
TsN
Ru
O
Ru
Ru
N
CO
Ru
CO
Ru
Ru
NH
O
N
CO
CO
CO
Ru
OC OC
54
OC
CO
NH
53
Ru
O
NH
NCCHF3
CO
CO
Ru
Ru
OC
OC
CO
N
OC
OC
52'
CO
N
N
Ru
52
N
Ru
51'
O
O
Ru
OC
Cl
O
N
Ru
50
R
Cl
O
O
O
Ru
N
F
N
N
CO
H2N
N
NCCH3
169
7
1.
2.
3.
4.
5.
6.
7.
8.
9.
10.
11.
12.
13.
14.
15.
16.
17.
18.
19.
20.
21.
22.
23.
24.
25.
26.
27.
28.
29.
30.
31.
32.
33.
Literaturverzeichnis
W. Bradley; R. Robinson, J. Chem. Soc. 1928, 111, (Trans. 1), 1310-1318.
F. Arndt; J. Amende, Ber. Dtsch. Chem. Ges. 1928, 61B, (Band I), 1122-1124.
F. Arndt; B. Eistert; J. Amende, Ber. Dtsch. Chem. Ges. 1928, 61B, (Band II), 19491953.
F. Arndt; B. Eistert; W. Partale, Ber. Dtsch. Chem. Ges. 1927, 60B, 1364-1370.
T. Curtius, Ber. Dtsch. Chem. Ges. 1883, 16, 2230-2231.
M. Regitz; G. Maas, Diazo Compounds: Properties and Synthesis. In Academic Press
Inc.: London, 1985; Vol. 1.
T. Ye; M. A. McKervey, Chem. Rev. 1994, 94, (4), 1091-1160.
P. Yates, J. Amer. Chem. Soc. 1952, 74, 5376-5381.
S.-B. Park; H. Nishiyama; Y. Itoh; K. Itoh, J. Chem. Soc., Chem. Commun. 1994,
1315.
H. Nishiyama; S.-B. Park; K. Itoh, Chem. Lett. 1995, 24, 599-600.
H. Nishiyama; K. Aoki; H. Itoh; T. Iwamura; N. Sakata; O. Kurihara; Y. Motoyama,
Chem. Lett. 1996, 25, 1071-1072.
E. Galardon; P. L. Maux; L. Toupet; G. Simonneaux, Organometallics 1998, 17, 565569.
G. Simonneaux; F. D. Montigny; C. Paul-Roth; M. Gulea; S. Masson, Tetrahedron
Lett. 2002, 43, 3685-3687.
G. Bianchini; H. M. Lee, Organometallics 2000, 19, 1833-1840.
M. P. Doyle, Chem. Rev. 1986, 86, (5), 919-939.
R. S. Drago; J. R. Long; R. Cosmano, Inorg. Chem. 1982, 21, 2196-2202.
M. P. Doyle; S. N. Mahapatro; A. C. Caughey, Inorg. Chem. 1987, 26, 3070-3072.
M. P. Doyle; M. R. Colsman; M. S. Chinn, Inorg. Chem. 1984, 23, 3684-3685.
R. G. Salomon; J. K. Kochi, J. Am. Chem. Soc. 1973, 95, (10), 3300-3310.
M. P. Doyle; V. Bagheri; T. J. Wandless; N. K. Harn; D. A. Brinker; C. T. Eagle; K.L. Loh, J. Am. Chem. Soc. 1990, 112, 1906-1912.
M. P. Doyle; L. J. Westrum; N. E. Wolthuis; M. M. See; W. P. Boone; V. Bagheri; M.
M. Pearson, J. Am. Chem. Soc. 1993, 115, 958-964.
D. S. Johnson; D. L. Boger, Chemtracts - Org. Chem. 1994, 7, 31.
A. Padwa; D. J. Austin, Angew. Chem. 1994, 106, (18), 1881-1899. Angew. Chem. Int.
Ed. Engl. 1994, 33, 1797-1815.
R. Paulissen; H. Reimlinger; E. Hayez; A. J. Hubert; P. Teyssié, Tetrahedron Lett.
1973, (24), 2233-2236.
A. J. Anciaux; A. J. Hubert; A. F. Noels; N. Petiniot; Teyssié, P., J. Org. Chem. 1980,
45, 695-702.
G. Maas, Top. Org. Synth. 137, 75-253, Springer-Verlag 1987.
A. F. Noels; A. Demonceau, Applied Homogeneous Catalysis with Organometallic
Compounds. Wiley-VCH: Weinheim, 2002; Vol. 2.
W. Kirmse, Carbene Chemistry. Academic Press: New York, 1971.
M. Jones Jr.; R. A. Moos, Carbenes. Wiley-Verlag: New York, 1973; Vol. I.
M. Jones Jr.; R. A. Moos, Carbenes. Wiley-Verlag: New York, 1975; Vol. II.
A. J. Arduengo III; Krafczyk, R., Chemie in unserer Zeit 1998, 32, (1), 6-14.
W. A. Herrmann; C. Köcher, Angew. Chem. 1997, 109, 2256-2282. Angew. Chem. Int.
Ed. Engl. 1997, 36, 2162-2187.
M. Regitz, Angew. Chem. 1996, 108, 791-794. Angew. Chem. Int. Ed. Engl. 1996, 36,
725-728.
170
34.
35.
36.
37.
38.
39.
40.
41.
42.
43.
44.
45.
46.
47.
48.
49.
50.
51.
52.
53.
54.
55.
56.
57.
58.
59.
60.
61.
62.
63.
64.
65.
66.
67.
68.
69.
70.
71.
7 Literaturverzeichnis
D. Bourissou; O. Guerret; F. Gabbai; G. Bertrand, Chem. Rev. 2000, 100, 39-91.
A. J. Arduengo III, Acc. Chem. Rev. 1999, 32, 913-921.
H.-W. Wanzlick; E. Schikora, Angew. Chem. 1960, 72, 494.
H.-W. Wanzlick; E. Schikora, Chem. Ber. 1961, 94, 2388-2394.
H.-W. Wanzlick, Angew. Chem. 1962, 74, 129-132. Angew. Chem. Int. Ed. Engl.
1962, 1, 75-80.
H.-W. Wanzlick; F. Esser; H.-J. Kleiner, Chem. Ber. 1963, 96, 1208-1212.
H.-W. Wanzlick; H.-J. Kleiner, Angew. Chem. 1963, 75, 1204. Angew. Chem. Int. Ed.
Engl. 1964, 3, 65.
H.-W. Wanzlick; H. Ahrens, Chem. Ber. 1964, 97, 2447-2450.
H.-W. Wanzlick; B. Bachmann; E. Schikora, Chem. Ber. 1995, 98, 3170-3177.
H.-W. Wanzlick; H.-J. Kleiner; I. Lasch; H. U. Füldnder, Angew. Chem. 1966, 78,
115-116. Angew. Chem. Int. Ed. Engl. 1966, 5, 126-127.
H.-W. Wanzlick; H.-J. Kleiner, Chem. Ber. 1963, 96, 3024-3027.
H.-W. Wanzlick; B. König, Chem. Ber. 1964, 97, 3513-3516.
H.-W. Wanzlick; B. Lachmann, Z. Naturforsch. 1969, 24B, 574-576.
H.-J. Schönherr; H.-W. Wanzlick, Chem. Ber. 1970, 103, 1037-1046.
H.-J. Schönherr; H. Steinmaus; H.-W. Wanzlick, Tetrahedron 1971, 27, 4085-4090.
A. J. Arduengo III; R. L. Harlow; M. Kline, Am. Chem. Soc. 1991, 113, 361-363.
R. W. Alder; P. R. Allen; M. Murray; A. G. Orpen, Angew. Chem. 1996, 108, 12111213. Angew. Chem. Int. Ed. Engl., 1996, 35, 1121-1123.
A. J. Arduengo III; F. Davidson; H. V. R. Dias; J. R. Goerlich; D. Khasnis; W. J.
Marshall; T. K. Prakasha, J. Am. Chem. Soc. 1997, 119, 12742-12749.
E. F. Hahn; L. Wittenbecher; D. Le Van; R. Fröhlich, Angew. Chem. 2000, 112, 551554. Angew. Chem. Int. Ed. Engl. 2000, 39, 541-544.
W. A. Herrmann, Angew. Chem. 2002, 114, 1342-1363. Angew. Chem. Int. Ed. Engl.
2002, 41, 1290-1309.
A. J. Arduengo III; T. Bannenberg, The Strem Chemiker 2002, 19, 2-9.
X. Hu; Y. Tang; P. Gantzel; K. Meyer, Organometallics 2003, 22, 612-614.
D. J. Cardin; B. Cetinkaya; M. F. Lappert, Chem. Rev. 1972, 72, 545-574.
R. R. Schrock, Acc. Chem. Res. 1979, 12, 98-104.
G. A. Grasa; R. M. Kissling; S. P. Nolan, Org. Lett. 2002, 4, 3583-3586.
G. W. Nyce; J. A. Lamboy; E. F. Connor; R. M. Maymouth; J. L. Hedrick, Org. Lett.
2002, 4, 3587-3590.
M. L. Cole; C. Jones; P. C. Junk, New J. Chem. 2002, 262, 1296-1303.
J. H. Rigby; Z. Wang, Org. Lett. 2002, 4, 4289-4291.
J. H. Rigby; Z. Wang, Org. Lett. 2003, 5, 263-264.
M. K. Denk; K. Hatano; A. J. Lough, Eur. J. Inorg. Chem. 2003, 224-231.
J. D. Holbrey; W. M. Reichert; I. Tkatchenko; E. Bouajila; O. Walter; I. Tommasi; R.
D. Rogers, J. Chem. Soc., Chem. Commun. 2003, 28-29.
M. S. Sanford; J. A. Love; R. H. Grubbs, J. Am. Chem. Soc. 2001, 123, 6543-6554.
A. S. Edwards; J. P. A. Harrity, Lancaster Reactivity 2002, 4-7.
S. K. Armstrong, J. Chem. Soc. Perkin Trans. 1 1998, 371-387.
A. M. Roughi, Chem. Eng. News 2002, 29-33.
A. M. Roughi, Chem. Eng. News 2002, 34-38.
K. H. Büchel; J. Falbe; H. Hagemann; M. Hanack; D. Klamann; R. Kreher; H. Kropf;
M. Regitz; E. Schaumann, Houben-Weyl Carbocyclic Three-Membered Ring
Compounds. Thieme-Verlag: Stuttgart - New York, 1996; Vol. E 17 a.
M. P. Doyle; M. A. McKervey; T. Ye, Modern Catalytic Methods for Organic
Synthesis with Diazo Compounds. Wiley-Interscience: New York, 1998.
171
72.
73.
74.
75.
76.
77.
78.
79.
80.
81.
82.
83.
84.
85.
86.
87.
88.
89.
90.
91.
92.
93.
94.
95.
96.
97.
98.
99.
100.
101.
102.
103.
104.
105.
106.
107.
108.
M. P. Doyle; J. H. Griffin; V. Bagheri; R. L. Dorow, Organometallics 1984, 3, (1), 5361.
K. C. Brown; T. Kodadek, J. Am. Chem. Soc. 1992, 114, (21), 8336-8338.
O. Silberrad; C. S. Roy, J. Chem. Soc. 1906, 89, (Trans. 1), 179-182.
H. Nozaki; S. Moriuti; M. Yamabe; R. Noyori, Tetrahedron Lett. 1966, (1), 59-63.
W. R. Moser, J. Am. Chem. Soc. 1969, 91, (5), 1135-1140.
R. Paulissen; A. J. Hubert; P. Teyssié, Tetrahedron Lett. 1972, (15), 1465-1466.
T. W. Hanks; P. W. Jennings, J. Am. Chem. Soc. 1987, 109, (16), 5023-5025.
M. Suda, Synthesis 1981, 714.
W. J. Seitz; A. K. Saha; M. M. Hossain, Organometallics 1993, 12, (7), 2604-2608.
R. Noyori, Science 1990, 248, 1194-1199.
A. Pfaltz, Acc. Chem. Res. 1993, 26, 339-345.
A. Pfaltz, Mod. Synth.Methods. Springer-Verlag: Berlin, 1989.
D. Müller; G. Umbricht; B. Weber; A. Pfaltz, Helv. Chim. Acta. 1991, 74, 232-240.
G. G. Christoph; Y. B. Koh, J. Am. Chem. Soc. 1979, 101, 1422-1434.
H. Brunner; H. Kluschanzoff; K. Wutz, Bull. Soc. Chim. Belg. 1989, 98, 63-72.
M. P. Doyle; M. N. Protopopova; W. R. Winchester; A. P. Kazala; L. J. Westrum,
Org. Synth. 1996, 73, 13-24.
M. P. Doyle; A. B. Dyatkin; M. N. Protopopova; C. I. Yang; C. S. Miertschin; W. R.
Winchester; V. Lynch; S. H. Simonsen; R. Ghosh, Recl. Trav. Chim. Pays-Bas 1995,
114, 163-170.
M. P. Doyle; W. R. Winchester; J. A. A. Hoorn; V. Lynch; S. H. Simonsen; R. Ghosh,
J. Am. Chem. Soc. 1993, 115, 9968-9978.
W. H. Tamblyn; S. R. Hoffmann; M. P. Doyle, J. Organomet. Chem. 1981, 216, C64C68.
A. Demonceau; E. Saive; Y. de Froidmont; A. F. Noels; A. J. Hubert; I. T.
Chizhevsky; I. A. Lobanova; V. I. Bregadze, Tetrahedron Lett. 1992, 33, (5), 20092012.
G. Maas, Chem. Soc. Rev. 2003, 33, 183-190.
H. Nishiyama; Y. Itoh; Y. Sugowara; H. Matsumoto; K. Aoki; K. Itoh, Bull. Chem.
Soc. Jpn. 1995, 68, 1247-1262.
A. F. Noels; A. Demonceau; D. Jan, Russ. Chem. Bull. 1999, 48, 1206.
A. F. Noels; A. Demonceau, J. Phys. Org. Chem. 1998, 11, 602-609.
A. Demonceau; A. F. Noels; E. Saive; A. J. Hubert, J. Mol. Catal. 1992, 76, 123-132.
G. Maas; T. Werle; M. Alt; D. Mayer, Tetrahedron 1993, 49, (4), 881-888.
T. Werle; G. Maas, Adv. Synth. Catal. 2001, 343, (1), 37-40.
R. M. Stoop; C. Bauer; P. Setz; M. Wörle; T. Y. H. Wong; Mezzetti, A.,
Organometallics 1999, 18, 5691-5700.
H. M. Lee; C. Bianchini; G. Jia; P. Barbaro, Organometallics 1999, 18, 1961-1966.
J. H. Simpson; J. Godfrey; R. Fox; A. Kotnis; D. Kacsur; J. Hamm; M. Totelben; V.
Rosso; R. Mueller; E. Delaney; Deshpande, R. P., Tetrahedron: Asymmetry 2003, 14,
3569-3574.
S. Iwasa; S. Tsushima; K. Nishiyama; Y. Tsuchiya; F. Takezawa; H. Nishiyama,
Tetrahedron: Asymmetry 1993, 14, 855-865.
T. Ushida; R. Irie; T. Katsuki, Tetrahedron 2000, 56, 3501-3509.
T. Ushida; R. Irie; T. Katsuki, Synlett 1999, 1793-1795.
T. Ushida; R. Irie; T. Katsuki, Synlett 1999, 1163-1165.
S. Bachmann, M. F., A. Mezzetti, Organometallics 2001, 20, (10), 2102-2108.
C.-M. Che, J.-S. H., F.-W. Lee, Y. Li, T.-S. Lai, H.-L. Kwong, P.-F. Teng, W.-S. Lee,
W.-Ch. Lo, S.-M. Peng, Z.-Y. Zhou, J. Am. Chem. Soc. 2001, 123, (18), 4119-4129.
M. Frauenkron; A. Berkessel, Tetrahedron Lett. 1997, 38, 7175-7176.
172
109.
110.
111.
112.
113.
114.
115.
116.
117.
118.
119.
120.
121.
122.
123.
124.
125.
126.
127.
128.
129.
130.
131.
132.
133.
134.
135.
136.
137.
138.
139.
140.
141.
142.
143.
144.
7 Literaturverzeichnis
J.-L. Zhang; C.-M. Che, Org. Lett. 2002, 4, (11), 1911-1914.
J.-L. Zhang; Y.-L. Liu; C.-M. Che, Chem. Commun. 2002, 2906-2907.
W. C. Lo; C.-M. Che; K.-F. Cheng; T. C. W. Mak, Chem. Commun. 1997, 1205-1206.
E. Galardon; P. Le Maux; G. Simonneaux, Chem. Commun. 1997, 927-928.
E. Galardon, P. L. M., G. Simonneaux, Tetrahedron 2000, 56, 615-621.
J.-L. Zhang; H.-B. Zhou; J.-S. Huang; C.-M. Che, Chem. Eur. J. 2002, 8, (7), 15541562.
G. R. Crooks; B. F. G. Johnson; J. Lewis; I. G. Williams; G. Gamlen, J. Chem. Soc.,
Sect. A 1969, 2761-2766.
P. Frediani; M. Bianchi; A. Salvini; F. Piacenti, J. Chem. Soc. Dalton Trans. 1990,
3663-3668.
C.-D. Leger; G. Maas, Z. Naturforsch. 2004, 59b, 573-578.
J. A. Cabeza; C. Landazuri; L. A. Oro; A. Tiripicchio; M. Tiripicchio-Camellini, J.
Organomet. Chem. 1987, 322, C16-C20.
J. A. Cabeza; C. Landazuri; L. A. Oro; D. Belletti; A. Tiripicchio; M. TiripicchioCamellini, J. Chem. Soc., Dalton Trans. 1989, 1093-1100.
P. L. Andreu; J. A. Cabeza; V. Riera; Y. Jeannin; D. Miguel, J. Chem. Soc. Dalton
Trans. 1990, 2201-2206.
S. J. Sherlock; M. Cowie; E. Singleton; M. M. de V. Steyn, J. Organomet. Chem.
1989, 361, 353-367.
P. L. Andreu; J. A. Cabeza; V. Riera; F. Robert; Y. Jeannin, J. Organomet. Chem.
1989, 372, C15-C18.
P. L. Andreu; J. A. Cabeza; G. A. Carriedo; V. Riera; S. García-Granda; J. F. Van der
Maelen; G. Mori, J. Organomet. Chem. 1991, 421, 305-314.
F. A. Cotton; Y. Kim; A. Yokochi, Inorg. Chim. Acta 1995, 236, 55-61.
F. A. Cotton; T. Ren; J. L. Eglin, Inorg. Chem. 1991, 30, 2552-2558.
F. A. Cotton; T. Ren; J. L. Eglin, J. Am. Chem. Soc. 1990, 112, (9), 3439-3445.
M. Berry; C. D. Garner; I. H. Hillier; A. A. MacDowell, Inorg. Chim. Acta 1981, 53,
L61-L63.
W. Clegg, Acta Cryst. 1980, B36, 3112-3114.
F. A. Cotton; S.-E. Stiriba; A. Yokochi, J. Organomet. Chem. 2000, 595, 300-302.
F. A. Cotton; A. Yokochi, Polyhedron 1998, 17, (5-6), 959-963.
A. R. Chakravarty; F. A. Cotton; W. Schwotzer, Polyhedron 1986, 5, (11), 1821-1827.
D. S. Bohle; H. Vahrenkamp, Inorg. Chem. 1990, 29, 1099-1102.
M. A. Ciriano; B. E. Villarroya; L. A. Oro; M. C. Apreda; C. Foces-Foces; F. H. Cano,
J. Organomet. Chem. 1989, 366, 377-389.
M. Berry; C. D. Garner; I. H. Hillier, Inorg. Chim. Acta 1980, 45, L209-L210.
L. S. Hollis; M. M. Roberts; S. J. Lippard, Inorg. Chem. 1983, 22, 3637-3644.
D. P. Bancroft; F. A. Cotton; L. R. Falvello; W. Schwotzer, Inorg. Chem. 1986, 25,
763-770.
P. E. Fanwick, Inorg. Chem. 1985, 24, 258-263.
A. J. Deeming; R. Peters; M. B. Hursthouse; J. D. J. Backer-Dirks, J. Chem. Soc.,
Dalton Trans. 1982, 1205-1211.
A. I. Meyers; G. Garcia-Munoz, J. Org. Chem. 1964, 29, (6), 1435-1438.
L. Schäffler; U. R. Werz; G. Maas, Inorg. Chim. Acta 2005, 358, (11), 3152-3158.
J. M. Patrick; A. H. White; M. I. Bruce; M. J. Beatson; D. St. C. Black, J. Chem. Soc.
Dalton Trans. 1983, 2121-2124.
M. I. Bruce; M. J. Liddell; G. N. Pain, Inorg. Syntheses 1989, 26, 171-180.
H. Kunkely; A. Vogler, Chem. Phys. Lett. 2000, 319, 486-488.
Md. K. Nazeeruddin; R. Humphry-Baker; D. Berner; S. Rivier; L. Zuppiroli; M.
Graetzel, J. Am. Chem. Soc. 2003, 125, 8790-8797.
173
145.
146.
147.
148.
149.
150.
151.
152.
153.
154.
155.
156.
157.
158.
159.
160.
161.
162.
163.
164.
165.
166.
167.
168.
169.
170.
171.
172.
173.
J. Li; P. I. Djurovich; B. D. Alleyne; M. Yousufuddin; N. N. Ho, Inorg. Chem. 2005,
44, 1713-1727.
J. A. Cabeza; J. M. Fernàndez-Colinas, Coord. Chem. Rev. 1993, 126, 319-336.
J. P. Snyder; A. Padwa; T. Stengel; A. J. Arduengo III; A. Jockisch; Kim, H.-J., J. Am.
Chem. Soc. 2001, 123, 11318-11319.
W. Kirmse, Angew. Chem. 2004, 116, 1799-1801. Angew. Chem. Int. Ed. Engl., 2003,
43, 1767-1769.
V. P. W. Böhm; W. A. Herrmann, Angew. Chem. 2000, 112, 4200-4202. Angew.
Chem. Int. Ed. Engl. 2000, 39, 4036-4038.
A. J. Arduengo III; H. V. R. Dias; R. L. Harlow; M. Kline, J. Am. Chem. Soc. 1992,
114, 5530-5534.
S. Berger; S. Braun, 200 and More NMR Experiments. WILEY-VCH: Weinheim,
2004.
E. Pretsch; P. Bühlmann; C. Affolter; M. Badertscher, Spektroskopische Daten zur
Strukturaufklärung organischer Verbindungen. Springer-Verlag: Berlin - Heidelberg New York, 2001; Vol. 4.
F. A. Cotton; A. Yokochi, Inorg. Chem. 1998, 37, 2723-2728.
T. Werle, Dissertation, Kaiserslautern 1996,
D. K. Mukherjee; B. K. Palit; C. R. Saha, J. Mol. Catal. 1994, 88, 57-70.
M. Mintert; W. S. Sheldrick, J. Chem. Soc., Dalton Trans. 1995, 2663-2669.
M. Haukka; P. Da Costa; S. Luukkanen, Organometallics 2003, 22, 5137-5140.
B. Daoust; J. Lessard, Can. J. Chem. 1995, 73, (3), 362-374.
P. Oxley; M. W. Partridge; W. F. Short, J. Chem. Soc. 1947, 1110-1115.
P. Oxley; M. W. Partridge; W. F. Short, J. Chem. Soc. 1948, 303-308.
F. C. Cooper; M. W. Partridge, J. Chem. Soc. 1953, 255-259.
J. D. Bower; G. R. Ramage, J. Chem. Soc. 1957, 4506-4510.
P. L. Andreu; J. A. Cabeza; J. M. Fernàndez-Colinas; V. Riera, J. Chem. Soc., Dalton
Trans. 1990, 2927.
N. E. Searle, Org. Synth. Coll. Vol. IV 1963, 424-426.
J. Seitz, Dissertation, Ulm 2002,
T. Werle; L. Schäffler; G. Maas, J. Organomet. Chem. 2005, 690, 5562-5569.
M. Grohmann; S. Buck; L. Schäffler; G. Maas, Adv. Synth. Catal. in press,
D. Sémeril; C. Bruneau; P. H. Dixneuf, Helv. Chim. Acta. 2001, 84, 3335-3341.
D. Sémeril; C. Bruneau; P. H. Dixneuf, Adv. Synth. Catal. 2002, 344, 585-595.
L. Carles; K. Narkunan; S. Penlou; L. Rousset; D. Bouchu; M. A. Clufolini, J. Org.
Chem. 2002, 67, 4304-4308.
J. Baur; H. Jacobsen; P. Burger; G. Artus; H. Berke; L. Dahlenburg, Eur. J. Inorg.
Chem. 2000, 7, 1411-1422.
A. J. Blake; L. M. Gilby; S. Parsons; J. M. Rawson; D. Reed; G. A. Solan; R. E. P.
Winpenny, J. Chem. Soc., Dalton Trans. 1996, 17, 3575-3581.
G. R. Newkome; J. Broussard; S. K. Staires; J. D. Sauer, Synthesis 1974, 707.
175
Danksagung
Mein Dank gilt allen, die zum Gelingen dieser Arbeit beigetragen haben. Besonderer Dank
gebührt dabei:
Universität
Prof. Dr. Gerhard Maas für alles, insbesondere das Lösen der Kristallstrukturen und die
Möglichkeit, unter 3 Jahren zu promovieren.
PD Dr. Jürgen Schatz für seine ständige Hilfsbereitschaft auch über berufliche Dinge hinaus.
Dr. Claus Leger für die Starthilfe im Labor und die Wertschätzung der eigenen Gesundheit.
Holger Gerster, das Organisationstalent und Christine Steinle (dbRt), der weibliche Part
‚unseres Männer’-Labors, für die nette Atmosphäre, die vielseitigen Gesprächsthemen und die
kleinen Raufereien während der Arbeitszeit.
Ulrich Jäger für viele kleine Hilfen von oft großer Wirkung.
Abteilungsmitglieder OC 1 für die freundliche Atmosphäre und gute Zusammenarbeit.
Dr. Udo Werz als NMR-Gott und Ulrich Ziegler, die unermüdlich für meine Spektren
gekämpft haben.
Bernhard Müller für das Vermessen der Einkristalle.
Dr. Markus Wunderlin und Markus Wilde für das Anfertigen der Massenspektren.
Bruker Applikationslabor Karlsruhe für die Messung der Festkörper-NMR-Spektren.
Vielen Kochknechten, die mehr oder weniger direkt, aber stets mit großem Einsatz, an dieser
Arbeit mitgewirkt haben.
Privat
Meine Eltern, dass sie mir stets den Rücken gestärkt und alles ermöglicht haben.
Meiner Freundin Sylvia als größtes Glück meines Lebens.
Katha und Goga als beste Freunde, die man sich an seiner Seite wünschen kann.
Andi, Verre, Oli, Ellinger, Tille, Rüdi, Sonja und Timo als unschlagbares Semester und Team.
Timo, Tobi, Jupp und Frank als langjährige Weggefährten und Vertraute.
Tschoska, der mir stets die Bedeutung einer guten Ausbildung gepredigt hat.
Frau Mang, die mich durch ihr Engagement auf den Weg der Chemie gebracht hat.
177
Lebenslauf
Lutz Severin Sebastian Schäffler
Dorfstraße 49
89233 Neu-Ulm
21. Oktober 1977
ledig
Hochschule
08.2003 – 07.2006
Promotion an der Universität Ulm
(Arbeitskreis Organische Chemie I, Prof. Dr. Gerhard Maas)
Thema der Dissertation:
Diruthenium(I,I)-pyridonat-Komplexe:
Synthese, Strukturen und Anwendung
als Cyclopropanierungskatalysatoren
09.1998 – 07.2003
Grund- und Hauptstudium der Chemie an der Universität Ulm
09.2000
Vordiplom
(Gesamtnote 1.9)
07.2003
Diplom
(Gesamtnote 1.2)
Thema der Diplomarbeit:
2-Pyridonat – verbrückte zweikernige
Ruthenium(I)-Komplexe als
Cyclopropanierungskatalysatoren
Wehrdienst
07.1997 – 04.1998
Wehrdienst beim Lufttransportgeschwader 61 in Landsberg / Penzing
(LwSanStff / StOSanZ)
Schule
06.1997
Abitur (Gesamtnote 2.3)
1988 – 1997
Lessing Gymnasium Neu-Ulm (Bayern)
1984 – 1988
Grundschule Neu-Ulm (Bayern)
179
Wissenschaftliche Publikationen und Präsentationen
New ruthenium complexes from Ru3(CO)12 and 6-Alkyl- or 6-Phenyl-2-hydroxypyridines
Lutz Schäffler, Udo R. Werz, Gerhard Maas, Inorg. Chim. Acta 358 (2005) 3152-3158
Dinuclear ruthenium(I) complexes of the type [Ru2(CO)4L2] with carboxylate or 2-pyridonate
ligands: Evaluation as catalysts for olefin cyclopropanation with diazoacetates
Thorsten Werle, Lutz Schäffler, Gerhard Maas, J. Organometallic Chem. 690 (2005) 55625569
Syntheses and molecular structures of 6-halogeno-pyridin-2-olate complexes with the
diruthenium(2+) core
Lutz Schäffler, Bernhard Müller, Gerhard Maas, Inorg. Chim. Acta 359 (2006) 970-977
COST Action D24, Annual Meeting of WG 0008-02 (Paris/Frankreich), 21.-22. Oktober 2004
Novel Pyridonate Complexes of Ruthenium for Cyclopropanation Reactions with
Diazoacetates
Vortrag
COST Action D24, Annual Meeting of WG 0008-02 (Valencia/Spanien), 30.-31. März 2006
Dinuclear Ru(I,I) Complexes with pyridonate or saccharinate ligands as catalysts for olefin
cyclopropanation with diazoacetates
Vortrag
181
Ich erkläre hiermit, dass ich die vorliegende Arbeit selbstständig und nur mit den
angegebenen Hilfsmitteln angefertigt habe.
________________________
Lutz Schäffler
Herunterladen