Sibylle Klemm Eine Amerikanerin in Ostberlin Histoire | Band 59 2015-01-05 17-03-10 --- Projekt: transcript.titeleien / Dokument: FAX ID 0312386879031038|(S. 1- 4) TIT2677.p 386879031046 Für Dr. BR – ein paar Sätze mehr. Sibylle Klemm (Dr. phil.) lehrt Amerikanistik an der Technischen Universität Dortmund. 2015-01-05 17-03-10 --- Projekt: transcript.titeleien / Dokument: FAX ID 0312386879031038|(S. 1- 4) TIT2677.p 386879031046 Sibylle Klemm Eine Amerikanerin in Ostberlin Edith Anderson und der andere deutsch-amerikanische Kulturaustausch 2015-01-05 17-03-10 --- Projekt: transcript.titeleien / Dokument: FAX ID 0312386879031038|(S. 1- 4) TIT2677.p 386879031046 Gedruckt mit freundlicher Unterstützung der Geschwister Boehringer Ingelheim Stiftung für Geisteswissenschaften in Ingelheim am Rhein. Gefördert durch die Gerda-Weiler-Stiftung für feministische Frauenforschung D-53894 Mechernich: www.gerda-weiler-stiftung.de Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar. © 2015 transcript Verlag, Bielefeld Die Verwertung der Texte und Bilder ist ohne Zustimmung des Verlages urheberrechtswidrig und strafbar. Das gilt auch für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und für die Verarbeitung mit elektronischen Systemen. Umschlagkonzept: Kordula Röckenhaus, Bielefeld Umschlagabbildung: Archiv der Akademie der Künste, Berlin, Archiv Verlag Volk und Welt, Sign. 94 Korrektorat & Satz: Edith Hochegger, Graz Druck: Majuskel Medienproduktion GmbH, Wetzlar Print-ISBN 978-3-8376-2677-3 PDF-ISBN 978-3-8394-2677-7 Gedruckt auf alterungsbeständigem Papier mit chlorfrei gebleichtem Zellstoff. Besuchen Sie uns im Internet: http://www.transcript-verlag.de Bitte fordern Sie unser Gesamtverzeichnis und andere Broschüren an unter: [email protected] 2015-01-05 17-03-10 --- Projekt: transcript.titeleien / Dokument: FAX ID 0312386879031038|(S. 1- 4) TIT2677.p 386879031046 Inhalt Abkürzungsverzeichnis | 7 Allgemeine Abkürzungen | 7 Siglenverzeichnis | 9 Dank | 11 Einleitung | 13 O RIENTIERUNG Biografischer Überblick | 23 Kindheit und Jugend | 23 Ausbildung und Ausrichtung | 25 Frühe Jahre in Berlin 1948–1958 | 30 Sesshaft in Berlin? 1959–1968 | 33 Kämpfe 1969–1979 | 36 Neuorientierungen 1980–1999 | 37 Der Kontext | 41 Offizielle Amerikabilder in der DDR | 42 Private Amerikabilder | 48 BRÜCKEN Die Managerin und Freundin | 57 Auf Vermittlung Edith Andersons: Amerikanische Kultur in der DDR | 57 IREX à la Anderson. Ressource für amerikanische Frauenforschung | 91 Die Übersetzerin | 109 Übersetzungen aus dem Deutschen: Beginn mit Brecht | 111 Für die toten Kampfgenossen: Nacked among wolves | 116 Noch einmal Brecht | 122 Übersetzungen ins Deutsche: Einblicke in das ›andere Amerika‹ | 128 Jimmie Durhams Gedichte | 134 Die Journalistin | 145 Korrespondentin für Mainstream und The New York National Guardian | 147 In der DDR-Presse | 167 Die Feministin | 175 Zur Frauenfrage in der DDR | 176 Die Anthologie Blitz aus heiterm Himmel | 182 Zur Rezeption der Geschlechtertausch-Geschichten | 204 Amerikanischer Feminismus in der DDR? Weitere Texte und Taten | 210 Die Schriftstellerin | 219 Der Roman Gelbes Licht | 219 Das Amerika-Buch Der Beobachter sieht nichts | 240 Die Rundfunkarbeiten | 299 Die Memoiren Love in Exile | 315 S CHLUSS Zusammenfassung der Untersuchung | 361 ›A remarkable woman‹ | 369 Anmerkungen | 373 ANHANG Abbildungen | 393 Unveröffentlichte Quellen | 415 Literaturverzeichnis | 421 Primärliteratur – Edith Anderson | 421 Primärliteratur anderer Autor/-innen | 424 Sekundärliteratur | 429 Weiterführende Sekundärliteratur | 439 Film- und Fernsehverzeichnis | 441 Personenindex | 443 Abkürzungsverzeichnis ALLGEMEINE ABKÜRZUNGEN AdK ADN AFN AP Stiftung Archiv der Akademie der Künste, Berlin Allgemeiner Deutscher Nachrichtendienst American Forces Network – amerikanischer Soldatensender Auskunftsperson – Person, die bei Ermittlungen des MfS Auskunft gab, kein Inoffizieller Mitarbeiter ASSGDR American Society for the Study of the German Democratic Republic B.A. Bachelor of Arts BRD Bundesrepublik Deutschland BStU Archiv des Bundesbeauftragten für die Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes der ehemaligen DDR CDU Christlich Demokratische Union CPUSA Communist Party United States of America DEFA Deutsche Film AG – volkseigenes Filmunternehmen der DDR DDR Deutsche Demokratische Republik DSV Deutscher Schriftstellerverband (DDR) E.A. Edith Anderson EAS-Archiv Edith-Anderson-Schroeder-Archiv, AdK, Berlin FDGB Freier Deutscher Gewerkschaftsbund FDJ Freie Deutsche Jugend GAWA German American Writers Association GDR German Democratic Republic = DDR Gen. Genosse Genn. Genossin HA Hauptabteilung HUAC House Un-American Activities Committee IDFF Internationale Demokratische Frauenföderation IM IREX ITT KPD KPdSU MfS Ms. ND NPD NZZ OPS RIAS SAPMO SED UA Ü. USCFGDR VdN VEB ZK Inoffizielle/r Mitarbeiter/in für das Ministerium der Staatssicherheit der DDR International Research and Exchange Board In These Times Kommunistische Partei Deutschlands Kommunistische Partei der Sowjetunion Ministerium für Staatssicherheit der DDR Manuskript Neues Deutschland – von 1946 bis 1989 Zentralorgan der SED, seither Tageszeitung Nationalsozialistische Partei Deutschlands Neue Zürcher Zeitung Outpost Station Berlin, Programmreihe der Nordamerika-Redaktion des Senders Radio Berlin International Rundfunk im amerikanischen Sektor – Rundfunkanstalt in Westberlin 1946–1993 Stiftung Archiv der Parteien und Massenorganisationen der DDR im Bundesarchiv Sozialistische Einheitspartei Deutschlands Uraufführung Übersetzer/-in, Übersetzung United States Committee for Friendship with the GDR Verfolgte des Naziregimes Volkseigener Betrieb Zentralkomitee der SED S IGLENVERZEICHNIS Beo Beo2 Dfion GL LIEe LIE NaW NuW Edith Anderson (1972): Der Beobachter sieht nichts. Ein Tagebuch zweier Welten, Berlin: Volk und Welt. Edith Anderson (1976a): Der Beobachter sieht nichts. Ein Tagebuch zweier Welten, 2., veränderte Auflage. Berlin: Volk und Welt. Anderson, Edith (1975): »Dein für immer oder nie«, in: E.A.: Blitz aus heiterm Himmel, Rostock: Hinstorff, S. 129–167. Edith Anderson (1956a, ²1958a, ³1964): Gelbes Licht, Ü. Max Schroeder und Otto Wilck, Berlin/Weimar: Aufbau. Edith Anderson (1999): Love in Exile. An American Writer’s Memoir of Life in Divided Berlin, South Royalton: Steerforth. Edith Anderson (2007a, 22007b): Liebe im Exil. Erinnerungen einer amerikanischen Schriftstellerin an das Leben im Berlin der Nachkriegszeit, Hg. von Cornelia Schroeder, Ü. Christa und Clemens Tragelehn, Berlin: BasisDruck. Bruno Apitz (1960): Naked among Wolves, Ü. Edith Anderson, Berlin: Seven Seas. Bruno Apitz (1958): Nackt unter Wölfen, Halle (Saale): Mitteldeutscher Verlag. Dank Ich danke den Menschen und Institutionen, die mit ihrem Interesse und ihrer Unterstützung zu dieser Arbeit beitrugen. Gerade weil ich Edith Anderson nicht mehr persönlich kennenlernte, waren die Gespräche mit ihren Freund/-innen und Verwandten in Berlin und New York besonders wertvoll, denn sie spiegelten mir auf einzigartige Weise ihre Persönlichkeit und die Lebensumstände. Ich danke Andersons Tochter Cornelia Schroeder für ihre großzügige Unterstützung und andauernde Gesprächsbereitschaft über die Jahre meiner Forschung. Ich bin dankbar für die Zeit mit Bud Handelsman, mit Helen Yglesias und mit Naomi Replansky. Bettina Berch, Renate Bridenthal, Malaga Baldi, Margaret Morse und Hazel Rowley danke ich für ihre Erinnerungen an Edith Anderson und die transatlantischen Projekte. Ich danke den Berliner Freunden Mary-Lou und Leonard Goldstein, die mein Verständnis für die Situation von Amerikaner/-innen in der DDR erweiterten. Ich danke Renate Drenkow, die mir nicht nur das Innenleben des Schriftstellerverbandes näherbrachte. Ich danke Roland Links für seine Sicht Edith Andersons und der 1960er Jahre. Ich danke den Zeitzeug/-innen und Wissenschaftler/-innen, die mir in Gesprächen ein tieferes Verständnis des Kontextes von Andersons Handeln vermittelten: Joel Agee, Simone Barck, Bernd-Rainer Barth, Heinz Birch, Helma Harrington, Rosemarie Heise, Salomea Genin, Victor Grossman, Heide Lipecky, Siegfried Lokatis, Margrit Pittman, Lia Pirskawetz, Konrad Reich, Annette Rubinstein, Irene Runge, Rainer Schnoor, Thomas Simon, Klaus Steiniger, Jarvis Tyner, Fred Wander, Beate Wonde, Carsten Wurm. Ich danke den Mitarbeiter/-innen des Hinstorff Verlages, der Tamiment Library, der Stiftung Archiv der Parteien und Massenorganisationen der DDR (SAPMO) im Bundesarchiv, des Archives des Bundesbeauftragten für die Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes der ehemaligen DDR (BStU) und der Stiftung Archiv der Akademie der Künste, Berlin (AdK). Mein besonderer Dank gilt Sabine Wolf für ihre allzeit herzliche und umfangreiche Unterstützung. 12 | E INE A MERIKANERIN IN O STBERLIN: E DITH ANDERSON Ich danke Steffen Grünert, der mir nach intensiven Recherchetagen in Berlin Ausgleich und Unterkunft bot. Ich danke den Kolleg/-innen der Dortmunder Amerikanistik für ihre Anregungen und Unterstützung. Meiner Gutachterin Randi Gunzenhäuser danke ich für Gründlichkeit und Herausforderung. Ich danke Edith Hochegger, meiner Lektorin, für die hohe Kompetenz und das außergewöhnliche Engagement, das sie meinem Buch entgegenbrachte. Walter Grünzweig für sein brennendes Interesse an dem Thema der Arbeit und so viel mehr. Einleitung Der Kalte Krieg gilt allgemein als eine Periode des 20. Jahrhunderts, in der sich zwei Systeme, angeführt von den Supermächten USA und UdSSR, antagonistisch gegenüberstanden. Die europäische Grenze zwischen den Systemen wird häufig als ›Eiserner Vorhang‹ bezeichnet. Diese dem Theaterbau entliehene Benennung des Schutzvorhanges, der im Brandfall Bühne und Zuschauerraum teilt, unterstrich den unüberwindbaren Charakter der Grenze. So wie im Theater kein Feuer diese Grenze überschreiten sollte, beschreibt die Metapher die Abgeschlossenheit der Systeme, die Unmöglichkeit des Austausches. Die Kalte-Kriegs-Forschung ist an dem Erhalt solcher Metaphern nicht unbeteiligt, denn in der Regel geht sie von einer bipolaren Welt aus, in der zwei Blöcke in Konfrontation und Konkurrenz existierten. Doch ähnlich wie der Eiserne Vorhang auf der Bühne eine Tür enthalten darf, gab es auch Öffnungen im ›Eisernen Vorhang‹, die den mentalen Austausch und transsystemische Kollaborationen ermöglichten. In erster Linie wird das in den Beiträgen zur Erforschung und Darstellung der kulturellen Beziehungen zwischen Ost und West deutlich. Untersuchungen wie Cultural Exchange and the Cold War. Raising the Iron Curtain (Richmond 2003), Beyond the Color Line and the Iron Curtain (Baldwin 2002) oder Nylon Curtain (Péteri 2006) weisen vielfältige kulturelle Verbindungen auf den Gebieten von Literatur, Musik, Film oder Architektur zwischen den sozialistischen Staaten und dem Westen nach und stellen die Annahme von zwei strikt getrennten Systemen in Frage. Die Beiträge im Sammelband Reassessing Cold War Europe (Autio-Sarasmo/ Miklóssy 2011) zeigen, dass eine transsystemische Zusammenarbeit im Bereich von Wissenschaft und Forschung, Technologietransfer oder auf der Basis von internationalen Organisationen wie dem Weltbund der Demokratischen Jugend oder der Internationalen Demokratischen Frauenföderation gelang. Die Herausgeberinnen plädieren für einen Paradigmenwechsel in der Erforschung des Kalten Krieges weg von der Annahme einer bipolaren Welt mit monolithischen Blöcken hin zu einem Paradigma der »multileveled-multipolar interaction« (ebd.: 3). Die Annahme, dass unterhalb der bipolaren Struktur zahlreiche Beziehungen von verschiedenen Ak- 14 | EINE A MERIKANERIN IN O STBERLIN: E DITH ANDERSON teur/-innen unterhalten wurden, bestätigen Veröffentlichungen, die sich mit dem Verhältnis DDR – USA befassen. Dazu gehören Untersuchungen wie Jürgen Großes Amerikapolitik und Amerikabild in der DDR 1974–1989 (1999), Anna-Christina Giovanopoulos’ Die amerikanische Literatur in der DDR (2000) und Uta Poigers Jazz, Rock, and Rebels. Cold War Politics and American Culture in a Divided Germany (2000) sowie die Sammelbände Amerikanistik in der DDR (Schnoor 1999), Jeans, Rock und Vietnam (Hörnigk/Stephan 2002), Umworbener Klassenfeind (Balbier/Rösch 2006) und Ambivalent Americanizations. Popular and Consumer Culture in Central and Eastern Europe (Herrmann/et al. 2008). Diese Arbeiten belegen die mannigfaltige Rezeption amerikanischer Kultur in der DDR in den Bereichen Literatur, Film, Musik und Design. Darüber hinaus stellen sie die Zusammenarbeit von nicht staatlichen Institutionen wie etwa der Herrnhuter Brüdergemeinde oder der Akademie der Wissenschaften vor. Das Paradigma der »multileveled-multipolar interaction« bestätigt der Historiker Jens Niederhut. Aus der Untersuchung des Wissenschaftler/-innenaustausches USA – DDR schloss er, dass eine Konzentration auf die jeweiligen Regierungen als Handelnde nicht genüge, um die Sozial- und Kulturgeschichte des Kalten Krieges zu erforschen (vgl. Niederhut 2006: 125). Vielmehr solle die Analyse des Kulturaustausches »die Untersuchung transnationaler Netzwerke, nicht-staatlicher Akteure und internationalistischer Werthaltungen verstärkt einbeziehen.« (Ebd.: 141) Bisher wurden in der Kalten-Kriegs-Forschung vorwiegend staatliche und nicht staatliche Institutionen, etwa die Abteilungen des Zentralkomitees der SED, die Jewish Claims Conference, die Hauptverwaltung Verlage und Buchhandel des Kulturministeriums, Kirchen und Religionsgemeinschaften oder amerikanische Lobbygruppen, die für die Anerkennung der DDR wirkten, als Akteure wahrgenommen und untersucht. Wenngleich der Schwerpunkt dieser Untersuchungen auf den Institutionen lag, verweisen sie indirekt auch auf die zahlreichen Individuen, die den transsystemischen kulturellen Austausch ermöglichten. Giovanopoulos etwa analysiert die Rolle der Gutachter/-innen bei der Veröffentlichung amerikanischer Literatur in der DDR (vgl. Giovanopoulos 2000: 211–346), Schnoor vermittelt Einblicke in die Gruppe der DDR-Amerikanist/-innen (vgl. Schnoor 1999: 29–50), Weimann berichtet über seine Gastprofessuren in den USA und die Zusammenarbeit mit amerikanischen Literaturwissenschaftler/-innen (vgl. Weimann 1999, 173–188). Autor/-innen, Journalist/-innen, Musiker/-innen, Künstler/-innen, Schauspieler/innen, Intellektuelle und Bürgerrechtler/-innen spielten bei der Vermittlung amerikanischer Kultur in der DDR bzw. bei der Pflege von transnationalen Netzwerken eine bedeutende Rolle. Dies bestätigen jüngere Untersuchungen, die sich – wenngleich erst bruchstückhaft – Paul Robeson, Angela Davis, Martin Luther King (vgl. Höhn/Klimke 2010) oder Louis Armstrong und deren Beziehungen zur DDR widmen. Bei der Erforschung der Akteur/-innen des kulturellen Austausches wurde je-