40 1 Deutschland und die Welt nach 1945 Einbindung der DDR in den Osten 40.1 „Kampfkund­ gebung“ zur deutsch-sowje­ tischen Freund­ schaft in Berlin Nicht nur Konrad Adenauer gab 1949 eine Regierungserklärung ab, sondern auch Otto Grotewohl. Er war als Ministerpräsident des „anderen“ deutschen Staates, der DDR, einer der führenden Männer. In seiner Antrittsrede am 12. Oktober 1949 hieß es: „Die befreiende Tat der Sowjetunion, die uns die Bildung einer eigenen deutschen Regierung ermöglichte, verpflichtet uns, in Zukunft noch mehr als bisher für die Freundschaft mit der Sowjetunion einzutreten. Frieden und Freundschaft mit der Sowjetunion sind Voraussetzungen … für die nationale Existenz des deutschen Volkes und Staates.“ (Aus: DDR – Wachsen und Werden. Berlin-Ost 1974, S. 158) Der Wille zur Ausrichtung in den kommunistischen Einflussbereich der Sowjetunion wird in der Rede deutlich. Wie aber wurde diese Ostintegration vollzogen? ­Sozialismus“ Die politischen Parteien der DDR, die sich 1945 zum Block der antifaschistisch-demokratischen Parteien zusammengeschlossen hatten (> S. 19), blieben weiterhin in der Volkskammer (> S. 29) vertreten. Treibende Kraft für die sozialistisch-kommunistische Ausrichtung der DDR und damit die Integration in den Osten war die SED. Die „Blockparteien“ vollzogen jedoch seit den 50er Jahren die Politik der SED mit. Im SED-Programm hieß es: „Der umfassende Aufbau des Sozialismus in der Deutschen Demokratischen Republik wird unter Führung der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands … gemeinsam mit allen demokratischen und friedliebenden Kräften vollzogen ... Jeder einzelne Genosse kann seine Persönlichkeit voll nur entfalten, seine richtige erkannten Interessen nur verwirklichen in der Partei und durch die Partei .“ (Aus: Programm und Statut der SED) Die SED sorgt für den „Aufbau des Die entscheidende politische Macht in der DDR hatte die SED inne. Sie kontrollierte die staatlichen Organe wie Volkskammer, Staats- und Ministerrat. Sie beanspruchte die Schlüsselpositionen in Justiz und Verwaltung, beim Militär und in der Wirtschaft. Presse, Rundfunk und Fernsehen waren in ihrer Hand und sie griff tief in das Privatleben der Menschen ein. Sie veranlasste, dass 1952 in der DDR die fünf Länder (Mecklenburg, Brandenburg, Sachsen-Anhalt, Thüringen, Sachsen) aufgehoben und dafür 14 Bezirke errichtet wurden. Dadurch hatte sie bessere Kont­rollmöglichkeiten in einem zentralistisch gelenkten Staat. Ziel war die Schaffung eines „sozialis­tischen Menschen“, der sich in den Dienst der Gemeinschaft stellt. 40.2 Die Schlüsselposition der SED Deutschland und Europa im Kalten Krieg 41 Die Wirtschaft wird sozialistisch umgeformt „Allen gehört alles“ – dieser sozialistisch-kommunistischen Kernidee entsprechend wurde mit der Umformung der Wirtschaft ab 1949 verstärkt fortgesetzt, was bereits in der sowjetischen Besatzungszeit begonnen worden war (> S. 23). Banken und Sparkassen sowie die meisten Privatbetriebe wurden in „kollektives“ (= gemeinschaftliches) Eigentum überführt, d.h. sie wurden verstaatlicht und zu „Volkseigenen Betrieben“ (VEBs). In einer Bodenreform waren 1946 Großgrundbesitzer (über 100 ha) ent­schädigungslos enteignet und ihr Land aufgeteilt worden. Die vielen kleinen Bauernhöfe, die dadurch entstanden waren, wurden nach und nach in sogenannten „Land­ wirtschaftlichen Produktionsgenossenschaften“ (LPGs) zusammengefasst. Acker, Vieh, Gebäude und Maschinen wurden Gemeinschaftseigentum. Die Bauern verloren dadurch ihre Selbstständigkeit und wurden zu Arbeitern in diesen industrialisierten Landwirtschaftsbetrieben. Eine neue Wirtschaftsordnung: Zentrale Planwirtschaft Eingeführt wurde auch eine neue Wirtschaftsordnung (Abb. 41.1). In ihr stand nicht der Markt mit Angebot und Nachfrage im Mittelpunkt, sondern der „Plan“. Eine staatliche Planungskommission entwarf Fünf- oder Siebenjahrespläne. Darin wurden „Normhöhen“ festgelegt, das heißt, es wurde vorgeschrieben, welche Waren in welcher Menge die VEBs herstellen mussten. Staatlich festgesetzt wurden auch die Preise für die Waren und die Löhne der „Werktätigen“. Die Verbraucher konnten nur die vom Staat vorgesehenen Waren kaufen, und zwar solange der Vorrat reichte. Auch wenn eine Ware sehr nachgefragt war, wurde nicht mehr davon produziert. So kam es, dass DDR-Bürger z. B. auf ein neues Auto wie den Trabant („Trabi“) zehn Jahre lang warten mussten. Neben den genannten Maßnahmen wurde die Ost­ integration der DDR durch die Einbindung in den „Rat für gegenseitige Wirtschaftshilfe“ (RGW), in ein Wirtschaftsbündnis der sozialistischen Staaten, besiegelt. Aufgenommen wurde die DDR auch in den „Warschauer Pakt“, in das östliche Militärbündnis unter Führung der Sowjet­union (> S. 50). 1 Zeige an Beispielen die Ostintegration der DDR auf. Beziehe Abb. 40.1 mit ein. 2 Beschreibe und erkläre die Abb. 40.2. 3 Erkläre die Funktionsweise der „zentralen Planwirtschaft“ mithilfe von Abb. 41.1. 41.1 Wie funktioniert die zentrale Planwirtschaft? 41.2 Propaganda für die Kollektivierung