Lösung zur Übung Nr.2, verteilt Montag, 03. März 2008. 1

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Vorlesung Allgemeine Chemie II Teil Organische Chemie
Prof. R. Peters – Frühjahrssemester 2008
Vorlesung Allgemeine Chemie II Teil Organische Chemie
Prof. R. Peters – Frühjahrssemester 2008
Lösung zur Übung Nr.2, verteilt Montag, 03. März 2008.
Bortrifluorid ist eine sehr starke Lewis-Säure. Der Elektronenmangel ist so gross,
dass die Verbindung in der gezeigten Form gar nicht stabil ist – Bor holt sich einen
vierten Bindungspartner (siehe Anorganische Chemie, Struktur von Bor und
Aluminiumverbindungen). Gleiches gilt für Boran (BH3), das aber auch ein
Reduktionsmittel ist, indem es Hydrid-Anionen überträgt.
Das Proton ist das einfachste Elektrophil, außerdem eine starke Lewis-Säure.
Ein Amid wie auch das hier gezeigte Thioamid ist sowohl an O (bzw. S) wie an N
nucleophil.
Dichlorodicyanobenzochinon ist ein Oxidationsmittel, denn das entstehende Produkt
(nach formaler Wasserstoffübertragung) ist aromatisch und damit stabilisiert. Also
nimmt es gerne Elektronen auf.
Lithium-Aluminiumhydrid ist eines der stärksten Reduktionsmittel und eine Quelle von
H-. Li+ hingegen ist eine Lewis-Säure (und ein Elektrophil, wenn auch ein schlechtes).
Schwefelwasserstoff ist nicht nur eine Brönsted-Säure, sondern auch
Reduktionsmittel (wird zu Schwefel oxidiert). Besonders in deprotonierter Form (als
HS- oder S2-) ist es ein gutes Nucleophil.
Aldehyde sind nicht nur Elektrophile, sondern auch Reduktionsmittel, wobei eine
Carbonsäure entsteht.
Diisobutylaluminiumhydrid ist wie Boran eine Lewissäure, aber dennoch ein
Reduktionsmittel.
Benzylbromid (BnBr) ist ein Elektrophil, denn die C-Br-Bindung ist stark polarisiert, so
dass ein Nucleophil leicht an diesem Kohlenstoffatom angreifen und Br- ersetzen
kann (die Bindung C-Br ist schwach).
1. Reduktionsmittel, Oxidationsmittel, Nucleophil, Elektrophil
Aufgabe:
Bezeichnen Sie in den folgenden Molekülen/Ionen das oder die elektrophilen oder
nucleophilen Zentren.
Reduktionsmittel
O
AgNO3
Carbonsäure + Silberspiegel
E
E
Ester
Al(iBu)2H
+
Li [AlH4]
N
-
H2S
Aldehyd oder Alkohol + Al(iBu)2OR
Ester
Alkohol + LiAl(OH)4
SO2
N
elementarer Schwefel
Carbonsäure Alkohol
Na+[BH4]Oxidationsmittel
Allylalkohol
MnO2
Mn(II) + Aldehyd
E
O
CN
Cl
RO
CN
Cl
E
+ ROH
OH
Sonstige
BF3
O
O
CN
Cl
O
E
2. Reaktionstypen
OH
O
CN
Cl
E
N
-
MeO
H
+
E
BnBr
NH2
N
N
N
S
Bn
N
E
H
N
O
O
E
OH
O
N
HO
OH OH
O
HO
E
OH
glucose
E: Elektrophile Position
N: Nucleophile Position
Es sind nicht alle elektrophilen/nucleophilen Zentren markiert, sondern nur eine
Auswahl, die für die häufigsten Reaktionen der organischen Chemie relevant sind.
Wie und wann diese reagieren, wird im Verlauf der Vorlesung noch besprochen
werden.
Aufgabe:
Bestimmen Sie den Reaktionstyp der folgenden Reaktionen.
a) Eliminierung. Es wird ein H+ durch die starke Base -O-t-Bu abgespalten und TsOverläßt das Molekül. N.B. in Wirklichkeit wird zu gleichen Teilen auch das andere
Enantiomer gebildet werden, bei dem die Doppelbindung auf die andere Seite
entsteht. Die Reaktion ist nämlich nicht enantioselektiv.
b) Nucleophile Substitution. Natriumhydroxid kann Chlorid durch OH ersetzen.
c) Elektrophile Addition. Br2 kann formal als Br+ und Br- betrachtet werden. Br+ greift
die Doppelbindung an, anschließend folgt Br-.
d) Nucleophile Addition an ein Keton; Bildung eines Cyanhydrins. Ein solches
Cyanhydrin wird in e) zum Aminoalkohol reduziert. THF: Tetrahydrofuran, ein
cyclischer Ether, der gern als Lösungsmittel verwendet wird, weil er polare wie
apolare Stoffe gut löst.
f) Im ersten Schritt wird Wasser eliminiert, dann folgt eine Umlagerung. Der genaue
Grund, weshalb diese Umlagerung auftritt, wird in einigen Wochen in der Vorlesung
besprochen werden. N.B. die Reaktion ist so natürlich noch nicht zu Ende – das
Carbokation wird versuchen, wieder zu einem neutralen Molekül zu werden.
Diese Reaktionen und ihre Mechanismen werden im Verlauf der Vorlesung noch im
Detail besprochen werden. Hier geht es im Moment nur um das Erkennen des
Reaktionstyps.
Die Beispielreaktionen für Reduktionen und Oxidationen dienen nur der Illustration
und sind kein Prüfungsstoff.
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3. Selektivitäten
c)
O
Aufgabe:
Bestimmen Sie die Selektivitäten.
O
O
a) Regioselektivität (oder Chemoselektivität, das hängt vom Standpunkt ab):
Ethylmagnesiumbromid könnte auch direkt am Ester angreifen. Enantioselektivität:
Es entsteht nur eines der zwei möglichen Enantiomeren.
b) Regioselektivität: Die primäre OH-Gruppe reagiert bevorzugt in Gegenwart der
tertiären OH-Gruppe. Man könnte dies aber auch als Chemoselektivität bezeichnen.
HN
O
d)
OH
O
O
O
Teil B:
O
SO3X
N
EtOOC
R
Ts
Ts
N
H
Base
PhMe, 0 °C
N
Ph
N
EtOOC
O
Ts
+
R
O
N
EtOOC
R
1
:
1
Da der Kat achiral ist, entstehen die beiden Enantiomere im Verhältnis 1:1. Man hat
also keine Enantioselektivität. Hingegen ist die Reaktion diastereoselektiv, denn die
Reste R und COOEt stehen zu 100% trans zueinander (gäbe es eine 1:1 Mischung
cis:trans, so hätte man keine Diastereoselektivität).
b)
MeO
CF3
N
PhH2CH2C
MeO
Pd(II)
O + chiraler Ligand
CF3
N
PhH2CH2C
MeO
O
CF3
N
O
PhH2CH2C
99,85
:
0,15
Da ein chiraler Ligand verwendet wird, ist Enantioselektivität zu erwarten. Die beiden
Enantiomere werden nicht im Verhältnis 1:1, sondern 99,85 zu 0,15 gebildet. Von
Diastereoselektivität zu sprechen macht keinen Sinn, da keine anderen
Diastereomere denkbar sind.
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Esterase
OH
O
OH
O
O
Eine Esterase ist ein Enzym, das Ester zu Carbonsäuren spalten kann.
Das Startmaterial ist eine achirale Meso-Verbindung, das Produkt ist chiral, da das
chirale Enzym die beiden enantiotopen Ester-Gruppen unterscheiden kann und nur
eine von beiden hydrolysiert. Es liegt also Enantioselektivität vor.
4. Noch mehr Selektivitäten
a)
Cl
O
HN
CCl3
CCl3
Hier wird ein achirales Reagenz verwendet, es ist also keine Enantioselektivität zu
erwarten. Es wird hingegen selektiv nur ein mögliches Diastereomer gebildet, also ist
die Reaktion diastereoselektiv.
c) Das Startmaterial ist chiral, die Produkte sind Diastereomere. Es handelt sich also
um Diastereoselektivität (ein Diastereomer wird in deutlichem Überschuß gebildet).
d) Das Startmaterial wie auch das Endprodukt ist achiral. Es entstehen aber
gleichzeitig zwei neue Stereozentren, womit die Reaktion diastereoselektiv ist. Auch
die Tatsache, dass das Produkt eine (achirale) Meso-Verbindung ist, ändert daran
nichts.
O
O
Pd(II)
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