Fakultät für Physik und Geowissenschaften Physikalisches Grundpraktikum O14 „Messung der Lichtgeschwindigkeit“ Aufgaben 1. Bestimmen Sie die Lichtgeschwindigkeit cair in Luft nach einem elektronischen Modulationsverfahren aus der Zeitverschiebung zwischen Sender- und Empfängersignal. 2. Bestimmen Sie die Lichtgeschwindigkeit cair in Luft mit Hilfe von Lissajous-Figuren. 3. Ermitteln Sie die Lichtgeschwindigkeit cw in zwei Flüssigkeiten analog zu Aufgabe 1. Berechnen Sie den Brechungsindex dieser Flüssigkeiten. Literatur Gerthsen Physik, D. Meschede, 22. Auflage, 9.3 Physikalisches Praktikum, 13. Auflage, Hrsg. W. Schenk, F. Kremer, Elektrizitätslehre, 3.0, 3.1 Zubehör Messplatz zur Messung der Lichtgeschwindigkeit der Fa. Leybold Didactic bestehend aus Lichtsender und Lichtempfänger, Zweikanal-Oszilloskop, Rohr mit zwei Endfenstern, Digitalzähler zur Frequenzkontrolle Schwerpunkte zur Vorbereitung - Vakuumlichtgeschwindigkeit c0 als Grenzgeschwindigkeit, Methoden zur c0-Bestimmung - Bedeutung von c0 für die Relativitätstheorie - Gruppen- und Phasengeschwindigkeit - Brechzahl, Brechungsgesetz von Snellius, Dispersion - Prinzip der multiplikativen Mischung, Begründung der konstanten Phasenverschiebung zwischen Sender- und Empfängersignal - Messungen mit dem Oszilloskop Grundprinzip des elektronischen Modulationsverfahrens Der Sender (mit 60 MHz modulierte rote Leuchtdiode, LED Light Emitting Diode) und der Empfänger (Fotodiode, Verstärker, Mischer und Netzteil) sind in zwei getrennten Gehäusen untergebracht, die mit einem langen Koaxialkabel mit BNC-Steckern verbunden werden (siehe Abb. 1). Über dieses wird der Sender mit Strom aus dem Netzteil des Empfängers versorgt und gleichzeitig gelangt ein mit dem Sendesignal synchron laufendes Referenzsignal zurück. Zur Bestimmung der Lichtgeschwindigkeit aus dem Verhältnis des vom Licht zurückgelegten Wegs und der dafür notwendigen Zeit werden Sender und Empfänger in verschiedenen Entfernungen gegenübergestellt. Um die für einen Laufweg erforderliche kurze Zeit mit einem Oszilloskop bestimmen zu können, wird durch die Methode der multiplikativen Mischung eine ′Zeitdehnung′ um einen Faktor von etwa 600 für Sender- und Empfangssignal vorgenommen. 1 Zur Konvertierung eines Signals hoher Frequenz in ein Signal mit deutlich tieferer Frequenz unter Beibehaltung der ursprünglichen Phaseninformation kann die Methode der Signalmischung durch Multiplikation verwendet werden, bei der mittels einer speziellen elektronischen Schaltung das hochfrequente Signal uA (t ) = uˆA cos(2π f1t + ϕ ) mit der Frequenz f1 mit einem Signal uB (t ) = uˆB cos(2π f2t ) der Frequenz f2 multipliziert wird, die sich nur wenig von der Frequenz des Originalsignals unterscheidet. Nach dem multiplikativen Mischen ergibt sich mit dem Additionstheorem für trigonometrische Funktionen 2cos x cos y = [cos( x + y ) + cos( x − y)] ein Mischsignal uM (t ) mit tieferer (f1 - f2) und höherer Frequenz (f1 + f2): uM (t ) = uA (t )uB (t ) = uˆA cos(2π f1t + ϕ ) uˆB cos(2π f2t ) , (1) 1 (2) uM (t ) = uˆA uˆB cos ⎡⎣2π ( f1 + f2 )t + ϕ ⎤⎦ + cos ⎡⎣2π ( f1 − f2 )t + ϕ ⎤⎦ . 2 Durch die Abtrennung des hochfrequenten Anteils mittels elektronischer Filterung erhält man nur noch den tieffrequenten Anteil am Ausgang der elektronischen Mischstufe 1 (3) uM (t ) = uˆA uˆB cos ⎣⎡2π ( f1 − f2 )t + ϕ ⎦⎤ , 2 wobei die Phasenverschiebung erhalten bleibt. Jedoch entspricht dieser Phasenverschiebung jetzt eine andere Zeitskala als diejenige der ursprünglichen Modulationsfrequenz f1, da die Zeitskala um den Faktor f1/(f1-f2) größer geworden ist. Dementsprechend gilt für eine Zeitdifferenz Δt die Umrechnung f − f2 (4) Δt = 1 Δ tM . f1 Dabei ist ΔtM die nach der Mischung mit einem Oszilloskop gemessene Zeitdifferenz zwischen Empfänger- und Sendersignal, wobei letzteres in derselben Weise wie das Empfängersignal gemischt wird. Durch multiplikatives Mischen eines 59.9 MHz-Signals (f2) mit den 60.0 MHz-Signalen (f1) von Senderund Empfangssignal ergibt sich demzufolge ein Mischsignal mit tieferer Frequenz (Differenzfrequenz (f1 - f2) von etwa 100 kHz). Zur exakten Bestimmung der ′Zeitdehnung′ soll die Frequenzdifferenz mit einem Präzisionszähler gemessen werden. { } Justierung des Messplatzes Lichtsender (Abb. 2) in Sockel oder in Reiter auf einer optischen Bank einspannen. BNC-Buchse (7) des Senders über das mitgelieferte 6 m lange abgeschirmte Koaxialkabel an BNC-Buchse (12) des Empfängers (Abb. 3) anschließen. Die BNC-Buchse (14) des Empfängers ist über ein Koaxialkabel mit dem Kanal I des ZweikanalOszilloskops zu verbinden. Auf diesem Kanal bei allen Versuchen triggern. Empfänger am Netz anschließen und Netzschalter (8) einschalten. Die Kontrolllampe (9) am Empfänger und die Leuchtdiode (4) (λ = 670 nm) des Senders leuchten (Abb. 2 und 3). Oszilloskop ebenfalls einschalten. Auf dem Schirm des Zweikanal-Oszilloskops erscheint auf Kanal I eine Schwingung von etwa 100 kHz (Referenzsignal). Die Justierung kann im nicht abgedunkelten Raum durchgeführt werden. Der Eingang zur Fotodiode, Linse und Sender müssen in gleicher Höhe und in einer Linie stehen. Zur einfacheren Vorjustierung ggf. ein Stück weißes Papier über den Eingang des Empfängers hängen. Das von der LED emittierte Licht ist mit der Kondensorlinse möglichst parallel zu machen und anschließend wird der Sender in die Nähe des Empfängers geschoben. Nachdem das Papier vom Eingang entfernt wurde, wird mit einer Linse (Brennweite f = 150 mm) der parallele Strahl der LED auf die Empfängerdiode, die sich ca. 13 mm hinter der Empfängervorderfront befindet, fokussiert. Auf dem Bildschirm des Oszilloskops erscheint auf Kanal II (eventuell noch mit sehr kleiner Amplitude) ein Sinussignal von ebenfalls 100 kHz. Dieses Arbeitssignal, dessen Amplitude und Phase proportional der Amplitude bzw. Phase des zwischen Sender und Empfänger übertragenen optischen Signals sind, bei weiterer Justierung beobachten. Bei geeigneter Justierung ist ein Signal von mindestens 1Vss einstellbar. Ein zu starkes Empfängersignal kann zur Verformung der sinusförmigen 2 Spannung führen, dann ist die Lichtintensität zu verringern, z.B. mit Hilfe der Rändelschrauben zur Justierung der LED. Bei ausreichend großen Signalen sind diese mit dem Phasenregler am Empfängergehäuse zu Beginn der Abstandsvariation in Deckung zu bringen (Phasendifferenz ϕ = 0). Das erleichtert die Ablesung der Zeitdifferenzen. Abb. 1 Blockschaltbild Abb. 2 Lichtsender 1 Lampengehäuse 2 Haltestift 3 Kondensor 4 Leuchtdiode im Einsatz 5 (eingebaut) 5 Verschiebbarer Einsatz mit Sender und Leuchtdiode 6 Rändelschrauben zur Justierung 7 BNC-Buchse zum Anschluss des abgeschirmten Koaxialkabels (ca. 6 m) an das Netzgerät des Empfängers Abb. 3 Empfänger und Netzteil 8 9 10 11 12 Netzschalter Netzkontroll-Leuchte Steckbuchse für Netzanschlusskabel Spannungswähler und Sicherungshalter Eingang (BNC) für Referenzsignal vom Sender und gleichzeitig Ausgang für Spannungsversorgung des Senders 13 Phasenschieber 14 Ausgang (BNC) Referenzkanal (100 kHz) zum Anschluss an Oszilloskop. Dieses Signal dient zum Triggern. Bei einem 2-KanalOszilloskop kann das Signal auch auf dem Bildschirm gezeigt werden. 15 Ausgang (BNC) Arbeitskanal (100 kHz) zum Anschluss an Oszilloskop 16 Eingang für optisches Signal, dahinter (ca. 13 mm) Fotodiode und Vorverstärker 3 Hinweise zum Versuch Aufgabe 1 Nehmen Sie eine Messreihe von etwa 10 Zeitdifferenzen bei verschiedenen Wegdifferenzen Δd auf. Wählen Sie dafür eine geeignete Zeitbasis aus. Eventuell ist es günstig, das Signal am Kanal II zu invertieren. Stellen Sie die Wegdifferenz Δd als Funktion der Zeitdifferenz Δt dar und bestimmen Sie die Lichtgeschwindigkeit in Luft cair durch lineare Regression. Vergleichen Sie mit dem Erwartungswert c0. Aufgabe 2 Es ist die Phasenverschiebung zwischen Sender- und Empfängersignal bei 10 verschiedenen Wegdifferenzen mit Hilfe von Lissajous-Figuren zu messen. Die Schnittpunkte x0 und y0 der Ellipse mit der X- bzw. Y-Achse werden in beiden Richtungen abgelesen (auf 1/4 Skalenteil abschätzen) und der Phasenwinkel ϕ wird unter Verwendung der Gleichung 2 2 ⎛ X ⎞ ⎛ Y ⎞ 2 X Y cos ϕ − sin2 ϕ = 0 ⎜ ⎟ +⎜ ⎟ − A0′ B0′ ⎝ A0′ ⎠ ⎝ B0′ ⎠ berechnet. Bilden Sie den Mittelwert der beiden Ablesungen. Es ist die Wegdifferenz als Funktion von ϕ graphisch darzustellen und über den Anstieg die Lichtgeschwindigkeit zu bestimmen. Aufgabe 3 Der Abstand zwischen Sender und Empfänger ist größer als die Rohrlänge (ca. 1 m) zu wählen. Stellen Sie mit dem Phasenregler eine Phasendifferenz ϕ = 0 ein, bringen Sie anschließend das mit einer Flüssigkeit gefüllte Rohr in den Strahlengang und messen Sie den Laufzeitunterschied Δt. Leiten Sie die folgende Gleichung für die Berechnung der Brechzahl nx der Flüssigkeit her: d c Δt nx − 1 = air − 2 g (ng − 1) Δt: Zeitdifferenz (Signal ohne Rohr-Signal mit Rohr) dx dx Dicke der Glasplatten: dg = 3 mm; Länge des Rohres: dx = 994 mm; Brechzahl Glas: ng = 1.5. 4