Aus dem Leben eines Inkubators: Wie arbeitet Mafex? Das Marburger Förderzentrum für Existenzgründer aus der Universität (Mafex) wurde im Herbst 1998 in Zusammenarbeit zwischen der Universität und der Stadt Marburg gegründet. Primäres Ziel von Mafex ist die Förderung von Mitgliedern der Philipps-Universität Marburg auf ihrem unternehmerischen Weg. Es unterstützt Gründer in allen Belangen der Gründung. Quelle: www.gorillapark.com Das Marburger Förderzentrum versteht sich als Inkubator. Mafex begleitet Gründer von der Idee bis zur Börseneinführung. Die Graphik zeigt die vollständige Wertschöpfungskette im Gründungsprozess. Das Förderzentrum ist in jeder Phase aktiv. Vom Training von potentiellen Gründern, über Beratung und Coaching. Mit Mafex arbeiten Spezialisten für Recht, Steuer, Wirtschaftsprüfung, Finanzierung zusammen. Unsere Förderarbeit beginnt früh. Wie kommt ein (potentieller) Unternehmern auf neue Ideen? Wie setzt er neue Ideen in Geschäftschancen um? Ideen verkaufen sich nicht von selbst. Promotion und Marketing gehören dazu. Without promotion, nothing happens (The Beatles). Vor Promotion und Marketing liegen tiefere Ursachen von Gründungserfolg. Viele Unternehmer scheitern aus einem trivialen Grund: Sie glauben so sehr an ihre Idee, daß sie den Nutzen ihrer Idee für den Kunden aus den Augen verlieren. Wie sehen Kunden ihre Idee? Wie lernt ein Unternehmer, seine Ideen aus der Sicht des Kunden zu betrachten? Wie 1 entwickelt er Empathie für seine Kunden? Aus interessanten Ideen müssen echte Innovationen werden. Die "große Idee" allein bringt überhaupt nichts. Kurs: Idee, Chance, Innovation Kurs: Kreativitätstraining Das überragende Kapital von Gründern aus der Universität ist Wissen auf Weltniveau und hohe Fachqualifikation. Die praktische Umsetzung dieser beiden Vermögenswerte (Wissen und Fachqualifikation) führt beinahe natürlich zu einer innovativen Gründung. Auch wenn wir jedermann fördern, nicht nur High-Tech-Gründer. In unserem Kontext ist die innovative Gründung allerdings der Normalfall. Nur, eine Innovation im Markt durchzusetzen ist um einiges schwieriger als eine Idee zu verwirklichen, die schon im Markt verwirklicht wurde. Fachqualifikation und Fachwissen, auch wenn beides Spitze ist, reicht dafür nicht aus. Sie sind notwendige, aber keine hinreichende Bedingung. Die Fähigkeiten, die jemand benötigt, ein guter Fachmann zu sein, sind nicht die gleichen, ein guter Manager und ein wirksamer Unternehmer zu sein. Ein angehender Unternehmer muß auch kompetent sein, sein Unternehmen unter kaufmännischen Gesichtspunkten zu führen. Über Buchhaltung, Bilanzen, Finanzierung, Recht, Marketing, usw. müßte er zumindest soviel Bescheid wissen, daß er weiß, was er nicht weiß. Er kann sich entsprechend (auch von Mafex) beraten lassen, oder diese Aufgaben nach außen oder innen delegieren, in dem er sich Partner ins Unternehmern holt. Viele Existenzgründer befinden sich in einer gefährlichen Lage: Ihr Wissen reicht nicht aus, um ihr junges Unternehmen dauerhaft zu sichern. Und was noch schlimmer ist, sie sind sich über diese Defizite nicht im klaren. Hans Eschbach Kurs: Unternehmerwerkstatt Kurs: Finanzierung und Investitionsrechnung Ausweg also: Der Gründer kann sich mit Kaufleuten zusammentun; er kann sich auch Manager "leihen", zum Beispiel, wenn er in einen Inkubator eintritt, in dem Sachkundige für alle Problemlagen zu seinen Diensten stehen. Alle Inkubatoren arbeiten nach diesem Prinzip. Reicht das für Markterfolg? Unseres Erachtens nicht! Eine wesentliche, die entscheidende Komponente überhaupt, bleibt außen vor: Unternehmertum. Der Unternehmer kann Fachmann sein, und zusätzlich über Managementskills verfügen. Unternehmer ist er damit noch lange nicht. Könnte er Unternehmertum ausleihen oder delegieren, käme er als Fachmann + Manager gut ins Geschäft. Du machst für mich den Unternehmer geht aber nicht. Entweder er ist Unternehmer, setzt seine Ideen (mit Unterstützung anderer) selbst durch, oder er läßt es bleiben. Im Förderzentrum sind wir der Ansicht, unternehmerische Schlüsselfähigkeiten ließen sich erlernen. Auch das mit Milliarden Steuermark geförderte Genomprojekt wird keine Gene für Unternehmertum entdecken. 2 Das Förderzentrum bietet ein reichhaltiges Programm, in dem an Gründung Interessierte unternehmerische Basisfähigkeiten lernen können. Unser Schwerpunkt liegt auf drei Ebenen: • Kommunikation als überragende unternehmerische Kompetenz. Kurs: Kommunikation Kurs: Unternehmerwerkstatt • Vision als Orientierungspunkt und Energiespender. Unternehmer gestalten die Gegenwart von der Zukunft her. Wie kommt der Gründer zu klaren Zielen und einer kräftigen Vision? Kurs: Lernen, Zeit, Vision • Beharrlichkeit, Durchhaltevermögen, das Lernen neuer Fähigkeiten, Fehlschläge wegstecken, mit Ängsten leben, Unsicherheit tolerieren. All dies erfordert einen starken Willen, Energie und Methoden, mit radikaler Ungewißheit umzugehen. Wie lernt der Unternehmer seinen Akku aufzuladen? Wie kann er rational entscheiden, wenn er die beste Alternative nicht mehr ausrechnen kann? Woher holt er sich unternehmerische Energie? Kurs: Unternehmerische Energie Alles schön und gut, sagt der Gründer. Ich kann lernen so viel ich will. Was mir am meisten fehlt, ist Kapital, "Geld", um meine Idee durchzusetzen und meine Vision zu verwirklichen. Die Antwort des Förderzentrums ist eine zweifache: Erste Antwort: Lerne mit Bankern und Finanziers zu kommunizieren und deine Ideen wirksam zu präsentieren. Bringe deine Vision rüber. Leider ist dies viel schwieriger zu lernen, als einen Supergeschäftsplan zu erstellen. Kurs: Kommunikation Kurs: Unternehmerwerkstatt 3 Zweite Antwort: Finanzkapital ist potenziell reichlich vorhanden. Mafex ist in ein Netzwerk von Business Angels eingebunden und verfügt über Zugang zu Venture Capital. Oder wie es bei Mafex - demnächst- heißt: Was hat das Förderzentrum geleistet? Wir haben eine Infrastruktur für die Förderung aufgebaut (siehe oben). Wir haben zahlreiche Gründer aktiv gefördert. Im Juni 2000 unterstützen wir 54 Gründer. Die Unternehmer befinden sich in allen Phasen ihrer Wertschöpfungskette. Alle haben Ideen: low tech, high tech, no tech. Manche haben den Markteintritt vollzogen und verdienen gutes Geld. Die Graphik illustriert diese Entwicklung. Von Mafex geförderte Gründer 60 50 Anzahl 40 30 20 10 0 1998 Jun 99 Dez 99 Jun 00 Nach weniger als zwei Jahren Arbeit stehen wir erst am Beginn. Unser Ziel: ein Prozent der Studierenden (ca. 150 Personen) in den verschiedenen Phasen des Gründungsprozesses 4 permanent zu fördern. Diese Zahl schließt Gründungen von Mitarbeiten und Professoren nicht ein. Nicht-studierende Gründer aus der Universität haben Probleme eigener Art. Viele haben das Können zu gründen, viele wollen auch gründen, woran scheitern sie, am Dürfen. Dürfen bedeutet: Habe ich als Unternehmer das Recht, meine neuen Ideen auch durchzusetzen? Wer innerhalb der Universität beschäftigt ist - Mitarbeiter, Professoren -, verfügt nur über eingeschränkte Rechte und muß mit einer Fülle von Vorschriften und Restriktionen leben, die sämtlich auf eine Entmutigung unternehmerischer Initiative hinauslaufen. Hierfür gab es gute Gründe. In der alten Ökonomie, in der neues Wissen ein Produktionsfaktor unter "ferner liefen" war. Ob solche Gründe für die Neue Wirtschaft noch überzeugen können, erläutern wir in der nächsten Ausgabe von Gründung & Innovation. Peanuts oder: keine Milchmädchenrechnung Nehmen wir an, das Förderzentrum bringe in einem bestimmten Zeitraum (bescheidene) 10 Technologiegründungen auf den Weg. Jede der Gründungen erzeuge 10 neue Arbeitsplätze (im Durchschnitt der Technologiegründungen sind es mehr). Gehen wir weiter davon aus, jeder Arbeitsplatz schaffe eine Wertschöpfung von jährlich 100,000 Mark (wir orientieren uns an der Green-Card-Vorgabe der Bundesregierung). 100 neue Arbeitsplätze steigern die jährliche Wirtschaftsleistung des Standorts Marburg um 10 Millionen Mark. Die Hälfte dieser Summe fließt in die verschiedenen Taschen der öffentlichen Hände. Die andere Hälfte geht in Konsum, Ersparnis, usw. Sie löst Kopplungs- und Multiplikatorwirkungen aus, die zusätzliche Einkommen und öffentliche Einkünfte bewirken. Jahrein, jahraus. Peanuts? Sicherlich! Nur: Wer die Million nicht ehrt, ist der Milliarde nicht wert. Andere Universitätsregionen leisten ein Mehrfaches. Warum Marburg nicht? Es beginnt im Geringfügigen und entwickelt sich zur Größe. Ein unvorstellbar großer Baum beginnt als Sproß, Ein riesiges Gebäude beginnt bei den Grundfesten. Dies ist der WEG der Natur. Laotse 5