3. Stabilität selbstgravitierender Kugeln

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————— Vorlesung ”ASTROPHYSIK UND KOSMOLOGIE“ an der TUCh im WS 2006/07 —————
3. Stabilität selbstgravitierender Kugeln
Stabilisierungsproblem
Virialsatz
Druck und Zustandsgleichungen
Lane - Emden - Gleichung
Weiße Zwerge, Braune Zwerge und Planeten
Neutronensterne
Energieerzeugung und Energietransport
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3.5 Weiße Zwerge, Braune Zwerge und Planeten
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Fermionenpackungen
erdähnliche
Weiße
Neutronen-
quark-
Planeten
Zwerge
Sterne
Sterne
Festkörper
”Riesenatom“
”Riesenatomkern“
”Riesennukleon“
dichte
Elektronen in
Elektronen
Neutronen mit
quarks mit
Packung
Atomzuständen
frei
starker WW
starker WW
Λe =
h
me c
≈ 2.42 × 10−12 m
h
mn c
≈ 1.32 × 10−15 m
kleiner
mp
Λ3
e
mp
Λ3
n
von
~2
me ǫ 2
≈ 0.53 × 10−10 m
typ. Längen
ao =
Massedichte
ρPL ∼
Radien
RJ
bei 1 MJ
”kalte Sonne“
mp
a3
o
∼ 106 ρPL
10−2 RJ
Λn
∼ 1015 ρPL
10−5 RJ
größer
kleiner
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Weiße Zwerge nahe der Chandrasekhar-Grenze
Nichtrelativistisch
entartete
Weiße
Zwerge ordnen sich längs der Polytrope
n = 3/2 in größerem Abstand von der
Grenzpolytrope n = 3 an.
Die Grenzpolytrope n = 3 repräsentiert
den extrem relativistischen Fall, der
bei Annäherung an 1.44 Sonnenmassen
eintritt.
Hier gibt es keine Stabilisierung bei
Sternradien größer als Null. Der Stern
kollabiert.
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Doppelstern Sirius A/B
Sirius A Hauptreihenstern, Sirius B Weißer Zwerg
• 1844, Bessel leitet aus Bahnschwankungen von
Sirius A die Existenz eines Begleiters ab, 1868
gefunden
• 1915, Adams beschreit den Begleiter Sirius B
Entfernung ≈ 8 Lj
Masse = 1.053 MSonne
Leuchtkraft = 0.03 LSonne
Radius = 5400 km
eff. Temp. = 27 000 K
visuelle Helligkeit = 11m .4
Zentraltemperatur 7.6 107 K
• Sirius A
Masse = 2.3 MSonne
Leuchtkraft = 23.5 LSonne
Bild oben - visueller Spektralbereich
Bild unten - Röntgenbereich (Chandra-Satellit)
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Weiße Zwerge und Planeten
R3 M = R3
Ch MCh gilt entlang der Polytrope n = 1.5 für die nichtrelativistischen
Weißen Zwerge (Masse M , Radius R, MCh
Chandrasekhar-Masse).
3
Das kritische Volumen 4π
3 RCh bezeichnet
3
die Summe aller 4π
mit Compton3 Λe
Wellenlänge Λe der Elektronen.
Erdähnliche Planeten liegen entlang der
Geraden gleicher Dichte deutlich abseits
des Schnittpunkts mit der Polytrope
n = 1.5.
Massereiche Gasplaneten wie Jupiter besitzen dagegen sowohl Merkmale der Planeten, als auch der Weißen Zwerge.
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Vergleich: Hauptreihensterne, Braune Zwerge und Planeten
Braune Zwerge zünden keine thermonuklearen Reaktionen.
Mit effektiven Temperaturen kaum
über 1000 K und kleinen Radien
sind sie als schwache Emitter im Ultraroten einzustufen.
Gemini Observatory, künstlerische Gestaltung Jon Lomberg
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Brauner Zwerg Gliese 229B
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Minimale Sternmasse
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J
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0.08
M
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nicht entartet
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.............
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MJ
7........... ........... .........................................................................................................................................................0.01
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pp-Zdg
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.................... ... ... ............
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.......... ........
...........
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6 ......∼
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1/3 .................
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ρ ............
.....
....
.............
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...................
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5 ....................... .......
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8
Kollabierende Wasserstoffwolken werden Sterne,
wenn das Protonengas im Zentrum die zur Zündung
des Wasserstoffbrennens nötigen Temperaturen von
6 bis 8 Mill. Kelvin erreicht.
•
Eine
Abschätzung
für
homogen
kollabierende Wolken verwendet den Virialsatz und die
willkürliche
Festlegung,
daß
genügend
starke
Elektronenentartung vorliegt, wenn die thermische
Elektronenenergie nur noch halb so groß wie die
Fermienergie ist.
Von den drei Testmassen der Wolke erreichen nur
die beiden größeren die Zündtemperatur vor dem
Schnitt mit der Entartungsgrenze.
Im Fall 0.01 MJ ≈ 10 MJupiter entsteht ein Planet
ähnlich Jupiter.
log(T/K)
Liegt die Masse der Wolke unterhalb 0.08 MJ ,
so erreichen die Protonen die Zündtemperatur
nicht, weil vorher das Elektronengas wegen der
hohen Dichte quantenmechanisch entartet. Die
Gravitationsbindungsenergie wird dann vorwiegend
von den Elektronen übernommen. Es entsteht ein
Brauner Zwerg oder auch nur ein Planet.
1 MJ
...
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4 ..... 2/3
∼ρ
•
entartet
3
2
1
2
3 4 5 6
log(ρ/kg m−3)
7
8
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Braune Zwerge und Planeten im Orion-Nebel (UR-Bild)
:
http://antwrp.gsfc.nasa.gov/apod/astropix.html
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3.6 Neutronensterne
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Physik der Neutronensterne: Beiträge
1932 Chadwick, Entdeckung des Neutrons no , Reaktionen
A
Z N(α,
no )
A+3
N
Z+2
Landau, Neutronenkugel stabil bis 1.5 MJ
1934 Baade, Zwicky, Neutronensterne können in Ergebnis von Supernovae entstehen,
Riesenatomkerne, Bindung durch Gravitation
1939 Oppenheimer, Volkov, Sternkollaps nach der Allgemeinen Relativitätstheorie,
Neutronensterne bis 3.2 MJ , Chandrasekhar Theorie
1964 Zeldovich, etwa 0.1 Mc2 bei accretion auf Neutronenstern emittiert
1967 Bell, Hewish, Entdeckung des Pulsars CP1919, Periode 1.34 s
1968 Gold, Pulsare = rotierende Neutronensterne
1969 Entdeckung des Krebspulsars, Pulse breitbandig (optisch bis Röntgen, später bis
1012 eV)
Landau
Baade
Zwicky
Oppenheimer
Chandrasekhar
Zeldovich
Bell
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RXJ 1856.35-3754: Einzelner Neutronenstern
HUBBLE
HUBBLE
ESO, VLT
Entfernung 400 Lj
Durchmesser 11 km
Oberflächentemperatur 700 000 Grad
Entstehung vor 1 Mill. J
Bewegung 0′′ .33/a, entspricht 185 km/s
VLT-Bild zeigt begleitenden Nebel
http://antwrp.gsfc.nasa.gov/apod/astropix.html
CHANDRA
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Zwei mögliche Quarksterne
links: RXJ1856.35-3754
Entfernung 400 Lj
Durchmesser 11 km
Oberflächentemperatur 700 000 K
als Neutronenstern zu klein
rechts: 3C58 in der Cassiopeia,
möglicherweise Rest der Supernova
1181
als Neutronenstern zu kalt
unten: Vergleich mit Grand Canyon,
der dort 22 km breit ist.
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Neutronenstern: Schalenstruktur I
In den 1930igern beschränkten sich die Vorstellungen von Neutronensternen zunächst
auf freie Neutronen (analog Weiße Zwerge,
freie Elektronen).
Bald erkannte man die maßgebliche Beteiligung der starken Wechselwirkung
(maximale Masse > 1.4 MSonne ).
Heutige Auffassungen bewerten die Rolle
der starken Wechselwirkung noch höher. Im
Inneren von Neutronensternen wird quarkMaterie angenommen.
äußere Kuste: Eisen
innere Kuste: schwere Metalle
Mantel: Neutronenflüssigkeit
Kern: quark-Materie
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Neutronenstern: Schalenstruktur II
Atmosphäre: geschlossene / offene Magnetfeldlinien
Hülle: dünn
Kuste: Neutronen, supraflüssig
äußerer Kern: Neutronen + Protonen,
supraflüssig, supraleitend
innerer Kern: ???
http://www.lsw.uni-heidelberg.de/ mcamenzi/NS Mass.html
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Neutronenstern: Schalenstruktur III
aus F.Weber ISHIP 2006; F.Weber,Prog.Part.Nucl.Phys.54,193(2005)
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Krebs-Nebel (M1)
Rest der SN1054
Durchmesser 12 Lj
Entfernung 6500 Lj
Falschfarb-Komposit
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Krebs-Nebel (M1) und Krebs-Pulsar im Zentrum
Rest der SN1054
Entfernung 6500 Lj
Durchmesser 12 Lj
Falschfarb-Komposit
grün (optisch)
rot (Ultrarot)
blau-violett (Röntgen)
http://antwrp.gsfc.nasa.gov/apod/astropix.html
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Krebs-Nebel (M1): Emission ändert sich in wenigen Monaten
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Krebs-Pulsar: Rotation des umgebenden Nebels und Jet
Pulsar
(Zentrum)
im
Rest
der SN1054 und rotierende
Umgebung (Durchmesser 3 Lj,
innerer Ring 1 Lj)
ւ
ւ
ւ
Entfernung 6500 Lj
Emission im Röntgenbereich
(Chandra-Observatorium)
ւ
ւ
ւ
ւ
Vom inneren Ring spaltet sich
ein Teil ab (Pfeil) und bewegt
sich mit halber Lichtgeschwindigkeit zum äußeren Ring.
Chandra images
ւ
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Vela-SN vor 10 000 Jahren - der Rest heute
X-Himmel, Vela-Pulsar (r), 1500 Lj
X-Strahlung = Röntgenstrahlung
Jet:
30.11.00
Schale, 200 Lj,
X-Emission
12.01.01
http://antwrp.gsfc.nasa.gov/apod/astropix.html
29.12.01
innen Pulsar, Doppelring,
bewegt entlang grüner Pfeil
03.04.02
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Pulsare: Offene und geschlossene Magnetfeldlinien
Rotation ω
.. ......
...
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... ... ................. offen
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geschlossen
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.. ... Co-Rotation
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..
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..
....... ...
..
................................................................................................................................
.
•
ր
ւ
...................
.....
...
...
..... ......
............
•
magnetische
Achse
c/ω
Nur
entlang
offener
Magnetfeldlinien
können sich die Elektronen bewegen und
dabei Synchrotronstrahlung emittieren.
c
geschlossenen FeldAlle bis zum Radius ω
linien sind ”starr“ mit Ladung belegt.
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Krebs-Pulsar: Leuchtturm auch im optischen Spektralbereich
Schnelle
Elektronen
spiralen
entlang magnetischer Feldlinien,
die in der Umgebung der
magnetischen Pole des Pulsars
austreten.
In einen kleinen Raumwinkelbereich um die Feldlinien wird
dabei
Synchrotronstrahlung
emittiert. Beobachter, die der
rotierende Strahl überstreicht,
sehen den Pulsar jeweils nach
einer
Rotationsperiode
aufleuchten.
Für des Krebs-Pulsar (Rotationsperiode 33 ms) ist der
Leuchtturmeffekt im visuellen
Spektralbereich nebenan verdeutlicht.
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Mittleres Pulsprofil kennzeichnet den jeweiligen Pulsar
PSRB0329+54
T = 0.714519 s
ν = 1.40 s−1
PSRB0833-45
T = 0.0893 s
ν = 11 s−1
PSRB0531+21
T = 0.033 s
ν = 30 s−1
VELA-PULSAR
10 000 J alt
KREBS-PULSAR
1054 entstanden
Quelle: EPN Data Archive
PSRB1937+21
T = 0.001 558 s
ν = 642 s−1
PSRJ0437-4715
T = 0.0057 s
ν = 174 s−1
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