VERTRIEB & VERKAUF _Weiterbildung Wissenserwerb boomt Weiterbildung steht hoch im Kurs. Nachdem die Unternehmen in den Krisenjahren ihre Budgets gekürzt hatten, investieren sie jetzt verstärkt in die Qualifizierung ihrer Marketingund Vertriebsexperten. Vor allem Kreativitäts- und Verkaufstechniken werden nachgefragt. Text _ Daniela Furkel Auch auf dem Höhepunkt der Finanzund Wirtschaftskrise im Jahr 2009 wurde gelernt. »Immer stark nachgefragt waren Seminare zum Key-Account-Management und zum Thema Verhandlungstechnik im Verkauf«, berichtet Jessica Breitkopf. Im Jahr 2010 habe sich diese Entwicklung deutlich verstärkt, hat die Produktmanagerin für Marketing, Einkauf und Logistik der Haufe Akademie festgestellt. Im Bereich Marketing sind das vor allem ganzheitliche Ausbildungen, die auf spezielle Zielgruppen wie Produktmanager angepasst sind, Trainings rund um das Thema Produktmanagement und Markteinführung und Seminare zum OnlineMarketing. Ebenfalls gestiegen ist die Nachfrage nach ganzheitlichen Ausbildungen für Führungskräfte im Marketing. Was besonders auffällt: Das Seminar »Vorsprung durch Kreativität« stößt auf ein überraschend großes Interesse. Jessica Breitkopf vermutet als Grund: »Die Unternehmen haben ein starkes Bedürfnis, die Dynamik der Märkte zu handhaben und kreative Ideen für neue Produkte, Dienstleistungen und Marketingaktionen zu entwickeln, somit sind spezielle Themen wie Kreativität stark im Kommen.« Im Bereich Vertrieb zeigt sich ebenfalls ein zunehmender Wunsch nach Wissen. Vor allem ganzheitliche Ausbildungen für spezielle Zielgruppen, wie die vierwöchige Weiterbildung zum Verkaufsleiter oder die zweiwöchige Ausbildung zum Top-Verkäufer, werden gebucht. Weiterhin sind laut Breitkopf alle Themen rund um Verkauf und Verhandlungsführung, Fortbildungen zum nachhaltigen Kundenbeziehungsmanagement stark nachgefragt. Und betriebswirtschaftliche The54 Wissen zahlt sich oft aus: Im Vertrieb kann man das wörtlich nehmen. men wie Controlling, Außendienststeuerung und vertriebsorientierte BWL. Kreativität ist gefragt Ganz ähnlich lautet die Feststellung von Lars-Peter Linke, Leiter Offene Seminare Fachkompetenz bei der Akademie für Führungskräfte: »In den Vertriebstrainings geht es mehr als früher darum, Rollen, Positionen und Aufgaben der Verkäufer zu reflektieren und zu verinnerlichen.« Da sich Hintergrundinfos wie Produktdetails, Beispiele und Preise im Internet leicht finden lassen, ist die Wissenslücke zwischen Käufer und Verkäufer so klein wie nie. Deshalb ändert sich die Rolle des Verkäufers in Richtung »Entscheidungshelfer«. Das heißt: Verkäufer werden zunehmend zu Beratern und müssen die hierfür notwendigen Kompetenzen erlernen. Geänderte Strukturformen im Vertrieb ziehen verstärkten Schulungs- und Qualifizierungsbedarf nach sich. Neue Strukturen und vor allem Kommunikationskanäle erkennt der Bildungsmanager auch im Marketing: »Bei den www.acquisa.de 01/2011 p 34. DEUTSCHER VERTRIEBS- UND VERKAUFSLEITER-KONGRESS 2011 »IMPULSE FÜR VERTRIEBSEXPERTEN« acquisa.de/professional WEITERBILDUNG: »Online-Seminare« acquisa Professional bietet Abonnenten regelmäßig Online-Seminare zu aktuellen Themen aus Marketing und Vertrieb. WeiterbildungsCenter Marketingthemen kommt man an den Veränderungen durch Social Media nicht vorbei«, sagt er. Das heißt: Marketingexperten müssen sich auch über die Möglichkeiten des Marketings via Facebook, Twitter und Co. informieren, wenn sie die Entwicklungen rund um diese neuen Marketingkanäle nicht verpassen wollen. Allerdings sieht Linke für diese Themen die Vermittlungsrolle weniger bei den großen Weiterbildungsanbietern als vielmehr bei Messen, Kongressen oder einer eigenen Online-Recherche: »Spezifisches Know-how über soziale Medien lässt sich eher dort aneignen. Dafür braucht man kein Seminar«, erklärt er. Umso gefragter seien Trainings, die die Kompetenz vermitteln, Veränderungen frühzeitig zu erkennen und in die Marketingstrategie zu integrieren – Trendforschung, Strategie, Change-Management. Das Geschäftsleitungsmitglied der Akademie für Führungskräfte bestätigt: Kreative und dynamische Themen sind für Marketingexperten derzeit besonders wichtig. »Außerdem steigt – gerade weil die neuen Medien noch so unkontrollierbar sind – die Nachfrage nach Seminaren zu Marketing-Controlling und -evaluation«, ergänzt Linke. Seminarformen im Trend Verstärkt wird der Trend zur Weiterbildung dadurch, dass die Mitarbeiter in Marketing und Vertrieb nach den Jahren mit Sparzwang und Budgetkürzungen nun verstärkt Schulungen und Trainings einfordern. Weiterbildung wird zu einem wichtigen Bestandteil der Arbeitgebermarke, um bestehende Mitarbeiter halten und neue Kräfte gewinnen zu können. Das bedeutet aber auch, dass sich die Arbeitgeber verstärkt die Frage stellen: »In welcher Situation braucht es welches Lernformat?« Denn die Mit01/2011 www.acquisa.de arbeiter sollen nicht auf ein Zweitagesseminar geschickt werden, um sie bei Laune zu halten. Es geht in erster Linie darum, für die Mitarbeiter und für das Unternehmen einen wirklichen Nutzen aus der Qualifizierung zu ziehen. »Wo es darum geht, Realsituationen wie Verhandeln oder Verkaufen zu beherrschen, werden Präsenztrainings immer stärker sein. Sie garantieren immer noch den höchsten Interaktionsgrad zwischen Teilnehmer und Referent«, berichtet Jessica Breitkopf. Bei anderen Themen geht der Trend allerdings stark in Richtung BlendedLearning-Konzepte. Das heißt, der Seminarbesuch wird durch ein web-basiertes Training vorbereitet, damit alle Teilnehmer mit dem gleichen Wissensstand starten und der Seminarleiter sofort in medias res gehen kann. Oder die Teilnehmer haben im Anschluss die Möglichkeit, Wissen durch ein passendes E-Training zu vertiefen. Ein weiteres Argument dafür, Seminarinhalte am PC vor- oder nachzubereiten, tritt im Vertrieb zutage: Wenn auf diese Weise aus drei Seminartagen zwei Tage werden, bleibt ein Tag mehr für das aktive Verkaufen. »Für Vertriebsexperten gilt der Grundsatz‚ Verkaufszeit geht vor Lernzeit«, sagt Volker Hedderich, Leiter des Fachbereichs Wirtschaft der Studiengemeinschaft Darmstadt (SGD). Er erkennt darin ein schlagkräftiges Argument, das für eine ganz andere Lernform spricht – das Fernlernen. »Hier kann auf Dienstreisen abends im Hotel oder während der Bahnfahrten gelernt werden«, erklärt er. Genau zu diesen Themenbereichen hält auch die alle zwei Wochen erscheinende Publikation »AußendienstInformationen« wertvolle Hilfstellungen bereit. Und dies auch als App für I-Phone-Nutzer. Schließlich können sich Außendienstmitarbeiter per internetfähigem Handy heutzutage auch in jeden Online-Campus einloggen. So auch in den der SGD. Dieser bietet allerdings überall dort, wo es nötig ist, auch Präsenzseminare an, etwa praxisbezogene Ergänzungen innerhalb des Lehrgangs »Geprüfter Verkaufsleiter«. Derzeit sieht Hedderich die größte Nachfrage bei den Fernlernthemen »Erfolgreich verkau- Die gesamte Verkaufsorganisation des Unternehmens optimieren, die eigene Rhetorik verbessern oder neue Kommunikationskanäle des Web 2.0 für Vertriebs- und Verkaufsprozesse einsetzen. Im Vertrieb ist eine laufende Qualifizierung essentiell, um die Ergebnisse ständig zu optimieren und mit dem Wettbewerb mithalten zu können. Erfolgsrhetorik mit Rhetoriktrainer Rolf H. Ruhleder. Mirko Lange von Talkabout Communications führt in die Thematik des Social-Media-Commerce ein. Und Holger Dannenberg von Mercuri International Deutschland erläutert, wie Beratung und Coaching als neue Strategien im Vertrieb eingesetzt werden können. Termin: 14. bis 15. April 2011 Ort: The Westin Grand München Arabellapark, München Veranstalter: Haufe Akademie GmbH & Co. KG, DVS – Deutsche Verkaufsleiter-Schule, Lörracher Str. 9, 79115 Freiburg, Telefon: +49 761 898-4477, E-Mail: [email protected] Teilnahmegebühr: Frühbucherrabatt: Bis zum 31.12.2010: 1.521,- Euro zzgl. MwSt. Ab 1.1.2011: 1.690,- Euro zzgl. MwSt. www.dvvk.de fen«, »Geprüfter E-Commerce-Manager«, »Geprüfter Fachkaufmann Marketing IHK« sowie »Staatlich geprüfter Betriebswirt Fachrichtung Absatzwirtschaft«. »Wir beobachten, dass bei firmeninternen Weiterbildungen die Produktschulungen im Vordergrund stehen. Externe Weiterbildungen tendieren in Richtung Verkaufstechnik«, so Hedderich. Eigeninitiative ist gefragt Um den Weiterbildungsmarkt zu analyisieren, hat die SGD im Jahr 2001 gemeinsam mit TNS Infratest eine Befragung von 300 Personalverantwortlichen durchgeführt. Diese bestätigt, wie wichtig Weiterbildung derzeit genommen wird: Für 89 Prozent der Personaler ist eine berufsbegleitende Weiterbildung ihrer Mitarbeiter generell wichtig bis äußerst wichtig. Darüber hinaus achtet die Mehrzahl (82 Prozent) auf das eigenständige Weiterbildungsengagement eines Mitarbeiters, wenn es um Arbeitsplatzerhalt und Jobsicherung geht. [ … 55 VERTRIEB & VERKAUF _Weiterbildung p LEARNTEC 2011 »NEUE TECHNOLOGIEN IM FOKUS« Professionelle Bildung sowie neue Lerntechnologien sind die zentralen Themen der Learntec. »E-Learning in Marketing und Vertrieb« ist dabei ein zentrales Thema des zweiten Kongresstages. In der Veranstaltungsreihe »Didactics 4« geht es von 15 bis 18 Uhr unter anderem um Erfolgsmessung in einem Händlerportal, um Produkt- und Servicetrainings für Händler und Endkunden, um ein Blended-Learning-Szenario zur Einarbeitung neuer SalesMitarbeiter. Ein Special am ersten Kongresstag (11 bis 13 Uhr) befasst sich zudem mit den Möglichkeiten mobiler Endgeräte – gerade für mobile Vertriebsmitarbeiter eine attraktive Lösungsmöglichkeit. Den Einsatz von Web-2.0Technologien in der Weiterbildung thematisiert die Keynote von Professor Steve Wheeler am 2. Februar um 13.45 Uhr. Termin: 1. bis 3. Februar 2011 Ort: Messe Karlsruhe Veranstalter: Karlsruher Messeund Kongress-GmbH, Festplatz 9, 76137 Karlsruhe, Tel.: +49 721 3720-0, [email protected], www.messe-karlsruhe.de Teilnahmegebühr: Dauerkarte Messe 54,Euro, Tageskarte Messe 32,- Euro, Dauerkarte Kongress (inklusive Messe) 650,- Euro www.learntec.de Vertriebs- und Marketingexperten, die sich mit Eigenmotivation neue Wissensgebiete eröffnen, können also mit einer positiven Resonanz ihrer Personalabteilung rechnen. Sie sollten zudem damit rechnen, dass sie in ihre Qualifizierung auch etwas investieren, zumindest einen Teil ihrer Freizeit. Das zeigt sich in erster Linie bei den Fernlehrgängen. Hier findet Lernen meist nach Feierabend statt – auch wenn es einige Ausnahmen gibt: Unternehmen, die ihren Mitarbeitern spezielle Lernzeiten einräumen. Lernen in der Freizeit? Aber auch bei anderen Lernformen achten Arbeitgeber zunehmend darauf, dass ihre Mitarbeiter etwas von ihrer Freizeit opfern. So stellt Jessica Breitkopf von der Haufe Akademie fest, dass es eine immer stärkere Tendenz gibt, Seminare und Trainings auch an Wochenenden durchzuführen. »Bei Weiterbildungen 56 für Marketing- und Vertriebsexperten bieten wir aktuell keine Trainings an den Wochenenden an. Aber in anderen Bereichen führen wir erstmals Seminare auch samstags durch«, erklärt Breitkopf. Andere Erfahrungen machte dagegen Lars-Peter Linke von der Akademie für Führungskräfte: »Das Wochenende ist in der deutschen Seminarlandschaft immer noch heilig.« Grund: »Fährt ein Mitarbeiter am Wochenende aufs Seminar, muss die Familie auf alle Fälle zurückstecken. Das ist nicht gerade im Sinne der WorkLife-Balance.« Er sieht eher die Selbstlernzeiten für die web-basierten Kursbestandteile an den Wochenenden oder Feierabenden, die Präsenzzeiten weiterhin in den normalen Wochenzeiten. »So muss sich der Seminarteilnehmer nicht einen bestimmten Samstag oder Sonntag für das Lernen freihalten, sondern kann sich die Zeit selbst einteilen.« Social Media für die Bildung Noch ein weiterer Trend kristallisiert sich in der Weiterbildungsszene heraus: soziale Medien und das Web 2.0 sind nicht nur Thema bei Kursen und Seminaren, sondern werden auch immer häufiger von den Bildungsanbietern eingesetzt – unter anderem, um Kontakt und Austausch der Teilnehmer zu fördern. Auch wenn die ganzen Möglichkeiten der Sozialen Medien in der Weiterbildung noch nicht genutzt werden, sind schon viele sehr interessante Ansätze Antwortseiten wie www.wer-weiss-was.de schaffen Wissen. Und vergessen wir nicht, wie unverzichtbar www.wikipedia.de geworden ist.« Sein eigenes Unternehmen setzt deshalb stark auf die sozialen Medien und entwickelt derzeit ein System, um Schüler via Weblog weiterzubilden. Kuhn spricht diesen Lernformaten eine große Zukunft zu. Allerdings befürchtet er auch, dass viele Zielgruppen davon ausgeschlossen bleiben. Wer bisher schon kein aktiver Lerner war, werde von den Lernmöglichkeiten im Web nicht profitieren. Vielmehr erhöhe das erforderliche technische Grundverständnis sogar die Schwelle. »Wirklich profitieren werden vor allem visuelle Lerntypen, die im Web 2.0 eine ideale Multimedia-Lernumgebung vorfinden«, prophezeit er. Was heißt das für die Weiterbildungspraxis in den Unternehmen? Sicherlich sollten Firmen auch dazu übergehen, die Social-Media-Fähigkeiten ihrer Mitarbeiter zu schulen. Denn erstens finden Marketing und aktives Networking immer häufiger in diesen Medien statt. Gerade Marketing-, Kommunikationsund Vertriebsexperten benötigen diese Fähigkeiten. Und zweitens können wie gesagt nur diejenigen, die mit dem Web 2.0 vertraut sind, die neuen Lernformate nutzen. Drittens bietet das Web 2.0 große Chancen für Unternehmen, den Wissensaustausch ihrer Mitarbeiter zu fördern – beispielsweise über firmeninterne Wikis oder Foren. Doch auch hierfür muss zunächst einmal das Social- »IN DEN VERTRIEBSTRAININGS GEHT ES MEHR ALS FRÜHER DARUM, ROLLEN UND AUFGABEN ALS VERKÄUFER ZU REFLEKTIEREN UND ZU VERINNERLICHEN.« LARS-PETER LINKE, Leiter Offene Seminare, Akademie für Führungskräfte zu erkennen. Das sagt auch Bildungsexperte Peter Kuhn, Geschäftsführer des Seminardienstleisters Bildungsbetrieb. de: »Ich bin ein Fan der Vortragsplattform www.ted.com. Dort finden sich kostenlose Lehrvideos unterschiedlicher Länge. Webseiten wie www.edge.org, auf denen aktuelles Wissen diskutiert wird, bereichern das Weltwissen. Fragen- und Media-Wissen der Mitarbeiter geschult werden. Und die Unternehmen müssen Richtlinien für den Umgang mit den sozialen Medien während der Arbeitszeit einführen. Kuhn: »Leider bedeutet Web 2.0 für viele Unternehmen auch eine immense Zeitfalle, da viele Mitarbeiter ihre Zeit auf Facebook vertändeln.« •] [email protected] www.acquisa.de 01/2011 Customer Relationship Management gewinnt als wesentlicher Erfolgsfaktor immer mehr an Bedeutung. Digitale Medien und neue Technologien eröffnen ungeahnte Möglichkeiten für die Beziehungen zu Kunden und Zielgruppen, bringen aber auch große Herausforderungen mit sich. Mit „acquisa“ sind Sie bei den zukunftsweisenden Themen rund um das Kunden-Beziehungsmanagement immer einen Schritt voraus. Mehr unter www.acquisa.de/crm