Diesen Beitrag als PDF herunterladen

Werbung
Tiergesundheit
Schützt die Ileitis-Impfung
auch vor Salmonellen?
Welchen Einfluss hat die Ileitis-Behandlung auf die Empfänglichkeit für Salmonellen?
Interessante Ergebnisse dazu liefert die Doktorarbeit von Jasmin Mischok.
top agrar: Wie verbreitet sind Ileitis-Infektionen in deutschen Schweineställen?
Mischok: Untersuchungen an mehr als
5 000 bundesweit gezogenen Kotproben belegen, dass sich die meisten in
Deutschland gehaltenen Schweine bis
zum Mastende mit dem Erreger auseinandergesetzt haben. In nahezu jedem
Betrieb lässt sich der Erreger nachweisen. Häufig verlaufen die Infektionen
jedoch subklinisch. Erst eine Auswertung der biologischen Leistungen wie
z. B. der Futterverwertung verdeutlicht,
welche Schäden die Infektion tatsächlich verursacht.
Foto: Heil
top agrar: Gegen eine Infektion mit Lawsonien kann man antibiotisch vorgehen
oder vorbeugend impfen. Was ist besser?
Mischok: Gegen Lawsonien sind beide
Verfahren wirksam – sofern man das
richtige Antibiotikum wählt. Die antibiotisch behandelten Tiere sind jedoch
anschließend unter Umständen empfänglicher für andere Erreger, z. B. für
Salmonellen, wie unsere Untersuchungen zeigen.
Saugferkel werden zum Impfen meist gedrencht. In der Aufzucht impft man dagegen
immer häufiger über das Tränkewasser gegen Ileitis.
S 14
top agrar 9/2014
top agrar: Wie haben Sie das heraus­
gefunden?
Mischok: Wir haben zwei Läufergruppen mit je 36 Tieren (à 23 kg) miteinander verglichen. Eine Gruppe zeigte
typische Anzeichen einer Infektion
mit Lawsonien und wurde daher antibiotisch mit Tylosin behandelt. Die
andere Gruppe war am Ende der dritten Lebenswoche gegen Lawsonien
geimpft worden und zeigte daher keine
Krankheitssymptome.
Zwei Tage nach Abschluss der
antibiotischen Behandlung wurden
aus beiden Gruppen je sechs Tiere aussortiert, künstlich mit Salmonellen
infiziert und dann wieder in ihre
Gruppen zurückgebracht. Beide Gruppen waren vorher Salmonellen-negativ.
In der antibiotisch behandelten Versuchsgruppe waren nach vier Wochen
Foto: Privat
top agrar: Heißt das, dass Betriebe mit
Salmonellenproblemen ihre Ferkel bzw.
Läufer besser gegen Ileitis impfen sollten
anstatt sie antibiotisch zu behandeln?
Mischok: Für Betriebe, die sowohl ein
ernsthaftes Salmonellen- als auch ein
behandlungswürdiges Ileitis-Problem
haben, scheint es tatsächlich sinnvoller
zu sein, die Läufer zu impfen anstatt sie
mit Tylosin zu behandeln. Da es schwierig ist, den Kontakt mit Salmonellen zu
verhindern, ist es um so wichtiger, die
Empfänglichkeit der Tiere für diese
Erreger möglichst gering zu halten.
Jasmin Mischok promoviert am Institut
für Tierernährung der Tierärztlichen
Hochschule Hannover.
43,3 % aller Tiere mit Salmonellen infiziert, in der Impfgruppe waren es
dagegen nur 3,33 %.
top agrar: Wie lässt sich das erklären?
Mischok: Wissenschaftliche Untersuchungen zeigen, dass antibiotische
Behandlungen die Bakterienflora im
top agrar: Wirkt sich eine Ileitis-Impfung
auch auf die biologischen Leistungen aus?
Mischok: Eigene Untersuchungen zeigen, dass Ileitis-geimpfte Läufer im Vergleich zu nicht geimpften Tieren, die
unter einem milden Lawsonien-Durchfall leiden, das aufgenommene Eiweiß
besser verwerten. Die Impfung scheint
sich hier stabilisierend auf den Darm
auszuwirken. Auch die Futterverwertung und die täglichen Zunahmen
waren in der Tendenz besser.
top agrar: Verschiebt sich das Krankheitsbild der Ileitis inzwischen häufiger
Richtung Mast?
„Lawsonien gibt es in fast jedem Bestand.“
Darm der Tiere verändern. Das Zusammenspiel der Bakterien wird gestört.
Das kann dazu führen, dass die Tiere
empfänglicher werden für andere Erreger – auch dann noch, wenn die
Behandlung längst abgeschlossen ist.
Mischok: Das lässt sich pauschal nicht
beantworten. Es ist aber so, dass die
strikte Trennung von Alters- und Produktionsgruppen sowie verbesserte
Hygiene- und Managementmaßnahmen
dazu geführt haben, dass Infektionsket-
Verminderte
Zunahmen
Auslöser der Ileitis ist das Bakterium Lawsonia intracellularis, das
weltweit verbreitet ist. Zielorgan
dieses Erregers ist der hintere
Dünndarm des Schweines, das
Ileum. Deshalb wird die Erkrankung auch Ileitis genannt. Der
Erreger dringt in die Darmzellen
ein und vermehrt sich. Es kommt
zu einer Verdickung der Darmschleimhaut und einer verminderten Nährstoffaufnahme.
Je nach Verlaufsform können
akute Durchfälle auftreten. Viele
Ferkel sterben daran. Weit häufiger
ist jedoch die chronische Form. Die
Zunahmen sinken, die Futterverwertung verschlechtert sich, und
die Ferkel kümmern. Die Ileitis
kann antibiotisch behandelt werden. Oder man impft vorbeugend.
ten wirksamer durchbrochen werden.
Das führt dazu, dass sich die Tiere mit
manchen Erregern erst später auseinandersetzen. Aktuelle Untersuchungen
des Impfstoffherstellers zeigen, dass
sich die Ferkel häufig erst gegen Ende
der Aufzucht bzw. zu Beginn der Mast
mit Lawsonien infizieren.
Das Interview führte top agrar-Redakteur
Henning Lehnert.
Herunterladen