Univ. Prof. Dr. Wolfram Weckwerth Wolfram Weckwerth liebt Pflanzen und Musik. Vor drei Jahren trat er die Professur für Molekulare Pflanzenphysiologie an der Fakultät für Lebenswissenschaften der Universität Wien an. Ausschlaggebend für seine Übersiedlung von Potsdam nach Wien war das tolle Umfeld. Hier arbeiten viele Departments mit spezifischen Modellsystemen und es gibt sehr viele Möglichkeiten für interdisziplinäre Zusammenarbeit mit InformatikerInnen, MathematikerInnen und PhysikerInnen. Dadurch ergeben sich hervorragende Interaktionsmöglichkeiten. Neben dem Forschungsumfeld war es aber auch die Stadt selbst, die den gebürtigen Berliner überzeugte: "Wien ist eine Traumstadt. Ich kann mir keine bessere Achse als Wien-Berlin vorstellen." Pflanze im Fokus Der Forschungsgegenstand von Wolfram Weckwerth ist die Pflanze. Ihrer Natur geht er mit systembiologischen Methoden auf den Grund: "Vor ca. zehn Jahren wurden das menschliche und das pflanzliche Genom erstmals sequenziert. Inzwischen ermöglichen Technologien, die Sequenzierung innerhalb von Tagen bis Wochen durchzuführen. Unsere Aufgabe ist es, die so gewonnenen Daten mit der Physiologie und Biochemie zu verknüpfen, zu modellieren und zu interpretieren. Dazu führen wir grundlegende Studien in den Modellsystemen durch und übersetzen diese dann in angewandte Systeme. Ein Schwerpunkt dabei ist die Stressphysiologie, also die Frage, wie Pflanzen auf abiotischen Stress, z.B. Kälte, Trockenheit und Licht, reagieren." Teamarbeit bringt Erfolg Ein weiterer Schwerpunkt von Wolfram Weckwerth liegt auf erneuerbaren Energien, wie beispielsweise Biokraftstoffen aus Algen. Auch Pappeln sind derzeitiger Untersuchungsgegenstand des 41-jährigen: "In Niederösterreich werden Pappeln als Energiepflanze zur Gewinnung von Holzpellets genutzt. Sie haben den Vorteil, dass sie auf mageren Böden ohne viel Pflege innerhalb von zwei bis drei Jahren wachsen." Wolfram Weckwerth und sein Team arbeiten an einer Optimierung dieses so genannten Kurzumtriebs. Kürzlich entdeckten sie, dass Endophyten, Bakterien, die in der Pflanze wohnen, das Wachstum der Pappeln auf natürliche Weise beschleunigen. Teamarbeit, die an seinem Department hervorragend funktioniert, macht für Wolfram Weckwerth den Erfolg aus: "Die Zusammensetzung verschiedener individueller Persönlichkeiten mit ihrem jeweiligen Fachwissen – Biologie, Chemie, Bioinformatik, Mathematik usw. – und ihren demzufolge oft unterschiedlichen Denkansätzen ist sehr produktiv." Leidenschaft für Musik und Pflanzen Privat ist Wolfram Weckwerth auch ein begeisterter Musiker. Gerade in Wien und Umgebung kann er dieser Leidenschaft frönen z.B. als klassischer Gitarrist oder als Mitglied verschiedener Chöre, etwa dem Hadersfelder Schlosschor in Niederösterreich. Aber nicht nur für die Musik, sondern auch für sein wissenschaftliches Betätigungsfeld schwärmt Wolfram Weckwerth in den höchsten Tönen. Die Vielfalt der Natur fasziniert ihn dabei besonders: "Pflanzen haben wie der Mensch individuelle Genome. Wir können nicht mehr von dem Genom einer Art sprechen. Die gleiche Pflanzenart weist an dem einen Standort eventuell ganz andere Phenotypen auf als an einem anderen Ort. Diese Vielfalt fangen wir gerade erst an zu verstehen", sagt er abschließend und freut sich auf eine spannende Forschungszukunft: "Die Verknüpfung der genetischen Variabilität mit der Physiologie des Organismus wird die Biologie, insbesondere die Systembiologie, in den nächsten Dekaden beschäftigen." Modifiziert nach Marion Wittfeld (Redaktion Medienportal UNIVIE)