Info-Lab. - MDZ Vorpommern

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Medizinisch Diagnostisches Zentrum
Vorpommern
Medizinisches Versorgungszentrum Stralsund GmbH
Gr. Parower Str. 47-53 · 18435 Stralsund
Ihr Laborspezialist im Norden
Ärztliche Leiterin Dipl. Med. U. Ohlinger
Fon 03831- 66877-0 · Fax 03831- 66877-85
eMail [email protected]
Web www.mdz-vorpommern.de
Info-Lab.
EDITORIAL
Sehr geehrte Partnerinnen und Partner,
ich freue mich sehr, Ihnen das neue LaborInfoblatt für den Monat Februar/März 2017 zusenden zu dürfen.
Heute möchte ich Ihnen Informationen zum
Thema „Medikamentenunverträglichkeit“ geben.
Auf weiterhin gute und konstruktive
Zusammenarbeit,
Ihre Urte Ohlinger
Ärztliche Leitung und Geschäftsführung
MEDIKAMENTENUNVERTRÄGLICHKEIT
■ Definition
Als Medikamentenunverträglichkeit bezeichnet
man eine Immunreaktion des Körpers auf lokal
angewendete oder anderweitig eingenommene
Medikamente.
8% der ambulanten Patienten und 20% der stationären Patienten zeigen unerwünschte Arzneimittelreaktionen. Dabei handelt es sich in 80%
der Fälle nicht um Allergien, sondern um unerwünschte Effekte der Wirksubstanz.
Der Anteil an echten Medikamentenallergien ist
mit 20% doch relativ hoch. Wie auch bei anderen
allergischen Reaktionen handelt es sich dabei
um eine überschießende Reaktion des Immunsystems auf eigentlich harmlose Stoffe (Allergene). Diese Abwehrreaktion äußert sich dann in
entzündlichen Prozessen, die unterschiedlichste
Erscheinungsformen annehmen können. Es findet eine Antigen-Antikörper-Reaktion statt.
Allergische Reaktionen auf Medikamente sind
nicht vorhersehbar. Sie treten auch bei Patienten
mit völlig unauffälliger Allergieanamnese auf. Es
ist lediglich bekannt, dass Patienten mit systemischen Virusinfektionen häufiger auf Antibiotika
reagieren (z.B. Ampicillin bei EBV-Mononukleose).
■ Auslöser
Prinzipiell können alle Medikamente Auslöser einer Medikamentenunverträglichkeit sein. Jedoch
werden bei bestimmten Arzneimitteln besonders
häufig allergische Reaktionen beobachtet. Dazu
Feb/Mrz
2017
gehören insbesondere Antibiotika, Antiepileptika, Röntgenkontrastmittel, Goldpräparate und Schmerzmittel (Analgetika). Dies
liegt zum einen an ihrer chemischen Beschaffenheit, aber zum anderen auch daran, dass diese
Medikamente häufiger als andere verschrieben
werden.
Neben den synthetisch hergestellten Präparaten
können auch pflanzliche Arzneimittel und selbst
Vitaminpräparate Unverträglichkeiten auslösen.
Zu beachten ist, dass das Allergierisiko von der
Art der Verabreichung abhängt: Am geringsten
ist es bei Tabletten, Saft oder Tropfen. Höher ist
es bei einer Injektion und am höchsten bei der
örtlichen Anwendung.
■ Typen
Typ-I-Allergie (Sofort-Typ)
Die Typ-I-Allergie wird auch als Allergie vom Soforttyp bezeichnet und ist die häufigste Allergieform. Innerhalb von Sekunden oder Minuten vermitteln zellständige IgE-Antikörper die Freisetzung diverser
Mediatoren wie Histamin, aber auch Prostaglandine
und Leukotrine aus den basophilen Granulozyten
und Mastzellen.
Typische Beispiele für diesen Allergie-Typ sind die
Urticaria, die allergische Konjunktivitis, der Heuschupfen, das allergische Asthma, das QuinckeÖdem und der anaphylaktische Schock.
THEMEN DIESER
AUSGABE:
EDITORIAL
MEDIKAMENTENUNVERTRÄGLICHKEIT
■ DEFINITION
■ AUSLÖSER
■ TYPEN
■ SYMPTOME
■ W ECHSELWIRKUNG
MIT UV-STRAHLEN
■ DIAGNOSE
■ THERAPIE
ORDER ENTRY
Typ-II-Allergie (Zytotoxischer Typ)
Bei der Typ-II-Allergie bilden sich innerhalb weniger
Stunden Immunkomplexe zwischen zellständigen
Antigenen (z.B. bestimmte Medikamente oder
transfundiertes Blut) und körpereigenen, im Blutstrom kreisenden IgG-Antikörpern. Sie aktivieren
zytotoxische Killerzellen und das Komplementsystem. Es kommt dabei zur Lyse körpereigener Zellen.
Beispiele für Typ-II-Allergien sind die medikamenten-induzierte Thrombopenie, die hämolytische
Anämie nach Transfusionszwischenfall oder die allergische Agranulozytose.
Typ-III-Allergie (Immunkomplex-Typ)
Die Typ-III-Allergie nennt man auch Immunkomplex-Typ oder Arthus-Typ. Hier bilden sich innerhalb
von Stunden Immunkomplexe von Antikörpern und
Antigenen, die sowohl zellständig sein als auch im
Blut flotieren können. Wie beim Typ II wird das Komplementsystem aktiviert, das eine Phagozytose der
Komplexe durch Leukozyten anstößt, welche wiederum zytotoxische Enzyme freisetzen.
Beispiel für die Typ-III-Allergie sind allergische Gefäßentzündungen (Vaskulitiden), die sogenannte
Farmer-Lunge und die Serumkrankheit.
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Typ-IV-Allergie (Spättyp)
Bei der Typ-IV-Allergie oder Allergie vom verzögerten Typ (Spättyp) setzen nach Stunden bis Tagen
sensibilisierte T-Lymphozyten Lymphokine frei, welche weitere Leukozyten zum Ort des Allergens locken, woraufhin dort eine Entzündung entsteht. Sie
ist die einzige zellvermittelte Reaktion.
Beispiele für die Typ-IV-Allergie sind das allergische
Kontaktekzem, die Transplantationsabstoßung und
die Tuberkulinreaktion.
■ Symptome
Medikamentenunverträglichkeiten können eine
ganze Bandbreite von Symptomen verursachen,
die meist jedoch recht harmlos sind.
Dazu gehören:
• Hautausschläge (Exantheme) stellt die häufigste Manifestation dar
• Juckreiz
• Blasenbildung und Urtikaria
• Stärkere allergische Reaktionen können sich
als allergisches Asthma darstellen (durch
Histamin verursachtes Anschwellen der
Bronchien und dadurch bedingt Atemnot)
• Im schlimmsten Fall kann ein anaphylaktischer Schock ausgelöst werden.
(bei Spätreaktionen). Am empfindlichsten und
aussagekräftigsten ist der Intrakutan-Test, der
auch schwächere Allergene nachweist.
Verläuft ein Hauttest ebenfalls negativ, bringt
letztendlich nur der Provokationstest Gewissheit.
Mit dem Provokationstest kann der Arzt abklären, ob es sich um eine echte allergische oder
pseudo-allergische Reaktion handelt. Der Provokationstest sollte nur stationär durchgeführt werden.
Weniger geeignet ist bei Medikamentenunverträglichkeiten der Bluttest. Die Schwierigkeit besteht darin, nach dem richtigen Antikörper zu suchen. Denn nicht immer muss der Wirkstoff Ursache der allergischen Reaktion sein, es können
auch dessen Metabolite sein.
Die IgE-Bestimmung ist wenig hilfreich: Die bei
Inhalationsallergien übliche Bestimmung des
spezifischem IgE im Serum ist bei Verdacht auf
Medikamentenallergie kaum hilfreich, da sie nur
auf wenige Wirkstoffe anwendbar ist (keine Testung von nativen Präparaten möglich) und die
Typ IV-Allergien dabei nicht erfasst werden.
■ Therapie
Neben der Haut können auch die Schleimhäute
und inneren Organe betroffen sein. Die Beschwerden fangen sofort oder erst Stunden, Tage,
manchmal sogar Wochen nach Beginn der Medikamenteneinnahme an. Zu den besonders schweren Formen gehören die Blasen bildenden allergischen Arzneimittelreaktionen.
Entscheidend ist, das Mittel, das die Beschwerden hervorruft, zu identifizieren und sofort abzusetzen, sofern die Grunderkrankung dies zulässt.
■ Wechselwirkung mit UV-Strahlen
Für die Arzneisicherheit ist es sehr wichtig,
dass der Arzt die Nebenwirkungen meldet.
Das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte erfasst und wertet solche Informationen aus.
Sogenannte photoallergische und phototoxische
AZM-Reaktionen entstehen durch eine Wechselwirkung zwischen Medikamenten und UV-Strahlen. Auch langwellige UV-A-Strahlen, denen man
auch im Sonnenstudio ausgesetzt ist, lösen häufig
die krankhaften Veränderungen an der Haut aus,
die dem Licht ausgesetzt ist.
Die weitere Therapie richtet sich nach Schwere
und Ausprägung der Symptome. Bei starkem
Juckreiz können Antihistaminpräparate helfen,
im Vordergrund stehen aber Kortisonpräparate.
Cave: Patienten mit einer Arzneimittelunverträglichkeit müssen unbedingt vom Arzt einen Allergiepass ausgehändigt bekommen.
■ Diagnose
Bei verdächtigen Beschwerden sollten Betroffene
sofort einen Hautarzt oder Allergologen aufsuchen.
An erster Stelle der Ursachenforschung steht eine
ausführliche Anamnese. Bei der Anamnese sind
vor allem jene Präparate wichtig, die in den letzten
vier Wochen vor Ausbruch der Beschwerden neu
eingenommen wurden.
HINWEIS: ORDER ENTRY
In einem separaten Schreiben an Ihre Praxis
werden wir Sie ausführlich über die in kürze verfügbare Möglichkeit der papierlosen Laboranforderung < Order Entry > informieren.
Nach einem begründeten Verdacht kann ein Hauttest weiterhelfen. Nur in etwa 10 bis 20% der Fälle
kann der Test eine Allergie nachweisen. Dieses
Ergebnis ist dann sehr zuverlässig. Dagegen sagt
ein negatives Testergebnis noch nicht viel aus.
Impressum
Am besten funktionieren die Tests bei Penicillin:
Hier werden 70% der Überempfindlichkeitsreaktionen durch den Hauttest bestätigt.
Tel.: 03831 – 66877-0 • Fax: 03831 – 66877-85
Email: [email protected]
Hautteste sollten sechs bis acht Wochen nach Abklingen der allergischen Reaktion veranlasst werden. Zu den Testen gehören der Pricktest (bei Sofortreaktionen) und der Epikutan- oder Pflastertest
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Redaktion: Frau Dipl. Med. Urte Ohlinger, Ärztliche Leitung MDZ
Abbildung: © www.deavita.com
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