Aktive/Passive Immunisierung und Antikörpertherapie, Ausblick auf MEDI 524 Bernhard Resch Medizinische Universität Graz Vaccine Immune Responses AK-Bildung bei (A) Polysaccharid-AG und (B) PolysaccharidProtein Konjugat Ada G. Vaccines and vaccination. NEJM 2001 Immunantwort bei intranasaler Infektion mit Influenzavirus Ada G. Vaccines and vaccination. NEJM 2001 Progression der RSV-Infektion und ihre Abwehrmechanismen B-Zell-Gedächtnis Ehl, Monatsschr Kinderheilkd 2005 T-Zell-Gedächtnis Ehl, Monatsschr Kinderheilkd 2005 Antivirale Effektormechanismen von Antikörpern Bedeutung umstritten bzw. unklar Ehl, Monatsschr Kinderheilkd 2005 Was ist die ideale Impfimmunität? Viren haben sich in langer Koevolution gemeinsam mit ihrem Wirt entwickelt Ideale Virus-Wirt-Beziehung zeichnet sich durch das Prinzip der „balancierten Pathogenität“ aus Idealerweise sollte daher ein Impfstoff wesentliche Parameter der Wildinfektion imitieren: die Eintrittspforte die typische Inokulationsdosis der Zelltropismus die Replikationsdynamik und die Fähigkeit zur Persistenz Antivirale Immunität: B-Zellen Rasche Wirkung durch Neutralisation Wirksam gegen extrazelluläre Viren Wirksam an Mukosaoberflächen T-Zellen Wirksam gegen intrazelluläre Viren Vermitteln „sterilisierende“ Immunität Können auch in Anwesenheit von Antikörpern induziert werden Immunpathologische Reaktionen B-Zellen Immunkomplexbildung Komplementaktivierung T-Zellen Zytotoxische Lyse infizierter Zellen Immundeviation (Th1 vs. Th 2) Makrophagenaktivierung (bei fehlender Kontraktionsphase) Fehlgesteuerte Immunität durch Impfung — das Beispiel RSV-lot100 frühen 1960er Jahren erster RSV-Impfstoff Formalin inaktiviert und mit einem aluminiumbasierten Adjuvans in zwei oder drei intramuskulären Dosen im Abstand von 1–3 Monaten an Kinder zwischen 2 Monaten und 7 Jahren verimpft induzierte in den geimpften Kindern eine überschießende pathologische Antwort nach RSV-Wildinfektion Tragischerweise starben zwei geimpfte Kinder nach RSVInfektion Die meisten Kinder, die mit RSV-lot100 geimpft wurden, zeigten eine Serokonversion nach Impfung mit hohen Titern gegen das RSV-F-Protein Das Problem des Impfstoffs war also nicht die fehlende Induktion von Immunität, sondern die Induktion einer falschen Immunität. Antikörpervermittelte Immunität Bei Kindern ohne Antikörpern (X-linked agammaglobulinemia) sind keine schwereren Verläufe von RSV-Infektionen beschrieben. Auch im Maus-Modell zeigen B-Zell-defiziente Tiere eine Kinetik der Viruselimination, die der von immunkompetenten Tieren vergleichbar ist. >>>>>> Wie bei den meisten Viren spielen Antikörper bei der Primärinfektion mit RSV also keine Rolle. Antikörpervermittelte Immunität Interessanterweise wird auch bei der Sekundärinfektion von B-Zell-defizienten Tieren das Virus sehr rasch eliminiert. Dies ist allerdings manchmal verbunden mit einer stärkeren Erkrankung. Antikörper sind also nicht unbedingt notwendig für schützende Immunität gegen RSV. >>>>> Offensichtlich ist aber eine balancierte B- und T-Zell-Immunität notwendig, um nicht nur die Virusausbreitung, sondern auch die klinische Erkrankung zu verhindern Antikörpervermittelte Immunität RSV-spezifische Antikörper können ohne Anwesenheit von T-Zellen vor einer RSVErkrankung schützen Korrelation zwischen mütterlichen Spiegeln von neutralisierenden RSVAntikörpern und der Schwere einer kindlichen Erkrankung nach Infektion nicht in allen Studien gefunden Schutz vor RSV-Erkrankung durch Antikörper wird belegt durch die prophylaktische Wirkung von RSVspezifischen AK (Palivizumab) auch nach natürlicher RSVInfektion trotz hoher Spiegel neutralisierender Antikörper eine RSV-Reinfektion möglich Dies spricht in Verbindung mit der eingeschränkten Wirksamkeit mütterlicher oder transfundierter Antikörper aber eher dagegen, dass Antikörper allein hinreichend sind. Antikörpervermittelte Immunität Problem: Antikörper weitgehend wirkungslos, sobald das Virus seine Zielzelle infiziert kann sich RSV auch durch Zellfusionen von Zelle zu Zelle ausbreiten Anwesenheit (Maus-Modell) mütterlicher Antikörper verhindert, dass eine Lebendimpfung mit RSV in ausreichendem Maße kindliche B-Zellen aktiviert. Bei Reinfektion stehen dann keine ausreichenden Spiegel neutralisierender Antikörper zur Verfügung, um die Virusreplikation rasch zu unterbinden. T-Zell vermittelte Immunität T-Zellen wirken im Wesentlichen über Zytokine, während vor allem CD8+-T-Zellen auch zytotoxische Funktion ausüben. Der wesentliche molekulare Mechanismus ist hierbei die perforinvermittelte Induktion von Zelltod. Die CD95-vermittelte Apoptose spielt wahrscheinlich bei der Kontrolle von Virusinfektionen eine geringere Rolle. TZellen können also keine freien Viren erkennen, sind aber in der Lage, über die Erkennung und Zerstörung infizierter Zellen sterilisierende Immunität zu vermitteln. Antivirale Effektormechanismen: Kontaktabh. Zytotoxizität Ehl, Monatsschr Kinderheilkd 2005 T-Zell vermittelte Immunität Kinder mit fehlender T-Zell-Immunität sind außerordentlich suszeptibel für protrahierte Infektionen mit RSV. Patienten mit schwerem kombiniertem Immundefekt (SCID) sind nicht in der Lage, das Virus zu eliminieren. (Auch im Maus-Modell werden Tiere ohne T-Zellen zu chronischen Virusausscheidern.) CD4+- und CD8+-T-Zellen (selektive Depletionsexperimente) können sich gegenseitig kompensieren (CD8+-T-Zellen offensichtlich wichtiger). Trotz der Viruspersistenz kommt es interessanterweise nur zu einer mäßigen Erkrankung Insgesamt ist T-Zell-Immunität für die Kontrolle einer Primärinfektion also notwendig — zur Kontrolle einer Sekundärinfektion reicht wahrscheinlich meistens die antikörpervermittelte Immunität aus. RSV-lot100 — immunologische Erklärungen AK (ELISA) zeigten nur geringe Aktivität im Neutralisationstest. Formalininaktivierung - Epitope auf den Oberflächenproteinen von RSV verändert (gegen die schützende neutralisierende Antikörper induziert werden sollten) Keine lokale mukosaassozierte Immunität keine gute CD8+-T-Zell-Antwort (aufgrund fehlender Replikation) induziert Th2-Immunantwort induziert, die bei Kontakt mit RSV zur Reaktivierung von CD4+-T-Zellen mit erhöhter lokaler Produktion von IL-4, IL-5, und IL-10 geführt hat. Virus nicht rasch genug eliminiert, weitere Ausbreitung im unteren Atemwegstrakt Einstrom von eosinophilen Granulozyten - Sekretion ihrer Mediatoren -Inflammation u. Bronchokonstriktion Bildung und Ablagerung von Immunkomplexen über Komplementaktivierung Beitrag zur pulmonalen Pathologie (Parallele zu früher eingesetztem formalininaktivierten Masernimpfstoff) RSV Impfstoffprobleme Negative Erfahrungen aus den 60-er Jahren Kein ideales Tiermodell Unterschiedliche Zielpopulationen Antigenvarianten der RSV-Untergruppen A, B (25% Übereinstimmung) Primäres Ziel ist der sehr junge Säugling Immunisierung 1. Lebensmonat, mehrere Impfdosen notwendig Immunologische Unreife Kurzlebige Mucosa-Immunität Sicherheitsbedenken bei Neugeborenen Inhibierende mütterliche Antikörper Mögliche Interaktionen mit anderen aktiven Immunisierungen bei Kindern Inkomplette Immunität gegenüber natürlicher RSV Infektion Æ Still issues Entwicklung eines monoklonalen Antikörpers F protein G protein Myelom Zelle B Zelle • Jede B Zelle produziert unterschiedliche AK • B Zellen haben kurze Lebenserwartung in der Kultur • Krebszelle • Unbegrenzte Lebenserwartung in Kultur • Entwickelt keine AK Fusion Hybrid Zelle • Unbegrenzte Lebenserwartung in der Kultur • Einzelne Zelle produziert einen einzelnen AK Monoclonaler Antikörper Immunisierung Maus MAb Screening Isolation B Zellen Milzentfernung Typisierung einzelner Zellen Fusion mit Myelomzellen Binding site Binding site Light chain -S -S -S -S - -S-S- Binding sites Variable regions Heavy chain CDRs -S -S -S S- - -S-S- Constant regions CDRs bestimmen die Bindungsspezifität des AK Abb. 1: Human frameworks + Mouse CDRs Abb. 3: Abb. 2: NS0 NS0 Myelomzelle Myelomzelle Plasmid Plasmid DNA DNA Electroporate DNA into cell Synagis produzierende Zelle Medi 524 70-fach bessere Bindung an das RSV FGlykoprotein in vitro 20-fach bessere RSV Neutralisation in vitro (Gewebekulturen) Reduziert auf 100-fach niedrigere RSV-Titer im Tiermodell (Baumwollratte) Verhindert Virusreplikation im Ggs. zu Palivizumab auch in den oberen Atemwegen Development of motavizumab, an ultra-potent antibody for the prevention of respiratory syncytial virus infection in the upper and lower respiratory tract. Wu et al, J Mol Biol. 2007 May 4;368(3):652-65. Medi 524 - Mausmodell Comparative Effects of Two Neutralizing Anti-Respiratory Syncytial Virus (RSV) Monoclonal Antibodies in the RSV Murine Model: Time versus Potency Mejıas et al, ANTIMICROBIAL AGENTS AND CHEMOTHERAPY, 2005, 49, 11:4700–4707 Medi 524 - Mausmodell Comparative Effects of Two Neutralizing Anti-Respiratory Syncytial Virus (RSV) Monoclonal Antibodies in the RSV Murine Model: Time versus Potency Mejıas et al, ANTIMICROBIAL AGENTS AND CHEMOTHERAPY, 2005, 49, 11:4700–4707 Medi 524 - Mausmodell Comparative Effects of Two Neutralizing Anti-Respiratory Syncytial Virus (RSV) Monoclonal Antibodies in the RSV Murine Model: Time versus Potency Mejıas et al, ANTIMICROBIAL AGENTS AND CHEMOTHERAPY, 2005, 49, 11:4700–4707 MI-CP110 Design (Premature, BPD/CLD) 1st Injection End of FollowLast Injection up Period Injections q 30 days Protocol Completed R A N D O M I Z E Palivizumab - IM 15 mg/kg 30 days after last scheduled infusion visit (Efficacy and Safety) Study period = 150 days MEDI-524 - IM 15 mg/kg Primary Endpoint - RSV Hospitalization MedImmune Pressemitteilung 347 Zentren von 24 Ländern 6.635 FG mit/ohne BPD, 3 RSV-Saisonen 26 % weniger RSV-Hosp. Motavizumab vs. Palivizumab RSV Erkrankungsrate: 1.4 % für Motavizumab vs. 1.9 % für Palivizumab [RR: 0.740, CI 95 %: (0.503 -1.083)]; p<0.01 für Nicht-Unterlegenheit (non-inferiority) Toronto, 8. Mai 2007