GRUNDLAGEN WIRTSCHAFT 15 Entscheidungsmuster Opportunitätskosten 2011.10 Prof. Dr. Friedrich Wilke Entscheidungsmuster 15 Opportunitätskosten – 1 Opportunitätskosten Opportunitätskosten (Verzichtskosten, Schattenpreise) sind entgangene Nutzen (z. B. Einkommen, Erlöse, Gewinne), die aus einer Entscheidung für die eine Alternative und gegen andere Möglichkeiten entstehen. Prof. Dr. Friedrich Wilke Entscheidungsmuster 15 Opportunitätskosten – 2 Opportunitätskosten Beispiel Franz möchte sein Wohlbefinden steigern und sucht die dafür bestmögliche (optimale) Konsumstruktur (Lage, Ziel). Franz hat einen verfügbaren Geldbetrag (y) von 200 €. Davon kann er eine bestimmte Menge (x) Brot (B) und Wein (W) kaufen − sonst nichts (2-Güter-Modell). xB = Menge Brot (Stück) Ein Brot kostet …….. 2 €, xW = Menge Wein (Liter) eine Flasche Wein … 8 € (Mittel, Lage, Datenkranz). Opportunitätskosten „d „ bedeutet „Differenz von …“ Prof. Dr. Friedrich Wilke 1 Brot mehr: ¼ Wein weniger 1 Wein mehr: 4 Brote weniger dxB = +1 dxW = +1 Entscheidungsmuster dxW = −¼ dxB = −4 15 Opportunitätskosten – 3 Opportunitätskosten - Transformationskurve Beispiel Franz möchte sein Wohlbefinden steigern und sucht die dafür bestmögliche (optimale) Konsumstruktur (Lage, Ziel). Franz hat einen verfügbaren Geldbetrag (y) von 200 €. Davon kann er eine bestimmte Menge (x) Brot (B) und Wein (W) kaufen − sonst nichts (2-Güter-Modell). xW xB = Menge Brot (Stück) Ein Brot kostet …….. 2 €, xW = Menge Wein (Liter) eine Flasche Wein … 8 € (Mittel, Lage, Datenkranz). Wie lassen sich alle Entscheidungsmöglichkeiten grafisch darstellen? Prof. Dr. Friedrich Wilke Welche Konsumstruktur (Mengenkombinationen) ist möglich? xB Entscheidungsmuster 15 Opportunitätskosten – 4 Opportunitätskosten - Transformationskurve Beispiel Franz möchte sein Wohlbefinden steigern und sucht die dafür bestmögliche (optimale) Konsumstruktur (Lage, Ziel). Franz hat einen verfügbaren Geldbetrag (y) von 200 €. Davon kann er eine bestimmte Menge (x) Brot (B) und Wein (W) kaufen − sonst nichts (2-Güter-Modell). xW Ein Brot kostet …….. 2 €, eine Flasche Wein … 8 € (Mittel, Lage, Datenkranz). Entscheidungsmöglichkeiten (Ausgabenstruktur): alles Geld ausgeben nicht alles ausgeben nicht möglich xB Das markierte Dreieck zeigt sämtliche Entscheidungsmöglichkeiten. Prof. Dr. Friedrich Wilke Entscheidungsmuster 15 Opportunitätskosten – 5 Opportunitätskosten - Transformationskurve Beispiel Mathematische Formulierung des 2-Güter-Modells: y = 200 pB = 2 pW = 8 Transformationskurve (Konsummöglichkeiten für y = 100) 200 = 2xB + 8xW Allgemein: y = m1x1 + m2x2 + ... + mnxn y = mx + b xW = −0,25xB + 25 xW Transformationskurve dxB Entscheidungsmöglichkeiten (Dreieck): (hier: Gerade) dxW 200 ≥ 2xB + 8xW xB > 0 xW > 0 xB Opportunitätskosten: (Steigung) Prof. Dr. Friedrich Wilke oder dxW = −1/4dxB Entscheidungsmuster 15 Opportunitätskosten – 6 Opportunitätskosten - Transformationskurve Zusatzfragen Was geschieht mit der Transformationskurve (jeweils im Vergleich zur Ausgangslage), wenn 1. der Preis für Wein auf 6 € sinkt? 2. der Preis für Brot auf 5 € steigt? 3. der Geldbetrag auf 240 € steigt? xW xB Prof. Dr. Friedrich Wilke Entscheidungsmuster 15 Opportunitätskosten – 7 Opportunitätskosten - Transformationskurve Bewertung Opportunitätskosten entstehen nur bei einem Engpass (Knappheit), nicht bei Unterausnutzung vorhandener Ressourcen. Transformationskurven zeigen nur die Entscheidungsmöglichkeiten. Zur Bestimmung des Optimums ist noch eine Bewertung der Alternativen notwendig (Zielfunktion). Prof. Dr. Friedrich Wilke xW Wohlbefinden? Nutzen? Zielerfüllung? xB Entscheidungsmuster 15 Opportunitätskosten – 8 Opportunitätskosten Entscheidungsproblem 2 Schneidermeister Kurt hat 600 m Stoff. Daraus kann er Hosen oder Röcke fertigen. Für einen Rock werden 3 m und für eine Hose 2 m Stoff benötigt. Welche Produktionsmöglichkeiten hat Kurt? Wie kann man das Entscheidungsfeld (sämtliche Möglichkeiten) darstellen? Prof. Dr. Friedrich Wilke Entscheidungsmuster 15 Opportunitätskosten – 9 Opportunitätskosten - Transformationskurve Entscheidungsproblem 2 Schneidermeister Kurt hat 600 m Stoff. Daraus kann er Hosen oder Röcke fertigen. Für einen Rock werden 3 m und für eine Hose 2 m Stoff benötigt. Welche Produktionsmöglichkeiten hat Kurt? Wie kann man das „Entscheidungsfeld (sämtliche Möglichkeiten) darstellen? Menge Hosen Menge Röcke Wir unterstellen beliebige Teilbarkeit der Produkte (stetige Funktion) und eine lineare Produktionsmöglichkeitenkurve. Die verfügbare Stoffmenge können Sie als reale Kosten (K) ansehen. Die jeweils benötigten Mengen für 1 Hose (Rock) sind Stückkosten (k). Prof. Dr. Friedrich Wilke Entscheidungsmuster 15 Opportunitätskosten – 10 Opportunitätskosten - Transformationskurve Entscheidungsproblem 2 Kurt kann entweder höchstens 200 Röcke (B) oder höchstens 300 Hosen schneidern (A). Sämtliche Alternativen liegen auf der Verbindungslinie der beiden Punkte (A, B). xH A Produktionsmöglichkeitenkurve C R S D Ein Punkt außerhalb des Dreiecks B (R) ist mit der gegebenen StoffxR menge nicht realisierbar. Bei einem innen liegenden Punkt (S) werden die verfügbaren Mittel nicht ausgeschöpft. Jeder Punkt auf der Kurve (A, B, C und D) bedeutet Vollausnutzung der vorhandenen Ressourcen. Prof. Dr. Friedrich Wilke Entscheidungsmuster 15 Opportunitätskosten – 11 Opportunitätskosten - Transformationskurve Entscheidungsproblem 2 Schneidermeister Kurt hat 600 m Stoff. Daraus kann er Hosen oder Röcke fertigen. Für einen Rock werden 3 m und für eine Hose 2 m Stoff benötigt. xH Röcke +50 Hosen − 75 Wie hoch sind die Opportunitätskosten für 50 Röcke? xR 1 Rock mehr „kostet“ 1,5 Hosen. Die Opportunitätskosten für 50 Röcke sind 75 Hosen. Welche zusätzlichen Informationen sind erforderlich, um die optimale Kombination zu bestimmen? Prof. Dr. Friedrich Wilke Entscheidungsmuster 15 Opportunitätskosten – 12 Opportunitätskosten - Transformationskurve Entscheidungsproblem 2 xH Allgemein: Kosten = Stückkosten x Menge K = k1x1 + k2x2 + ... + knxn Ausgangsdaten hier K = 600 kH = 2 kR = 3 Gleichung der Transformationskurve 600 = 2xH + 3xR xH = −1,5xR + 300 y = mx + b xR Opportunitätskosten: 1. Ableitung (Steigung) Prof. Dr. Friedrich Wilke dxH = −1,5dxR Entscheidungsmuster 15 Opportunitätskosten – 13 Opportunitätskosten - Transformationskurve Produktionsmöglichkeitenkurve Die Volkswirtschaft kann jede Mengenkombination unter und auf der blauen Kurve produzieren (A, B, C). Die Kombination „B“ ist nicht effizient (Unterbeschäftigung). Produktionsmengen oberhalb der Kurve (D) sind nicht möglich. Die gesamtwirtschaftliche Produktionsmöglichkeitenkurve ist nach außen gebogen (abnehmende Opportunitätskosten, abnehmender Grenzertrag). Prof. Dr. Friedrich Wilke Entscheidungsmuster 15 Opportunitätskosten – 14 Opportunitätskosten - Transformationskurve Produktionsmöglichkeitenkurve Technischer Fortschritt verschiebt die PMK nach außen. Technischer Fortschritt in einer Branche dreht die Kurve nach außen. Die Volkswirtschaft kann mehr PKW und mehr PC erzeugen. Technischer Fortschritt in beiden Industrien verschiebt die Kurve komplett nach außen. Prof. Dr. Friedrich Wilke Entscheidungsmuster 15 Opportunitätskosten – 15 Opportunitätskosten Opportunitätskosten (Verzichtskosten, Schattenpreise) sind entgangene Nutzen − z. B. Einkommen, Erlöse, Gewinne −, die aus einer Entscheidung für die eine und gegen andere Alternativen entstehen. Anwendungsbeispiele: • Kalkulatorische Zinsen in der Kosten- und Investitionsrechnung (Zinssatz, der mit einer vergleichbaren Investition erzielt werden könnte.) • Kalkulatorischer Unternehmerlohn (Einkommen, das der Unternehmer woanders erhalten könnte.) • Entscheidungen über Zusatzaufträge und Produktionsprogramm bei einem Engpass • gesamtwirtschaftliche Kosten der Arbeitslosigkeit (Wachstumsverluste, entgangene Einkommensteuer und Sozialabgaben) • Zeitverluste beim Stau auf der Autobahn • Arbeitsteilung (Theorie der komparativen Kosten) Prof. Dr. Friedrich Wilke Entscheidungsmuster 15 Opportunitätskosten – 16