02 |12 - CUBE Magazin

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CUBE
Das Magazin für Architektur,
modernes Wohnen und
Lebensart für Frankfurt und
die Rhein-Main-Region
ARCHITEKTUR Gelungene Ensembleergänzung – Neubau im Garten des Großvaters
Innenarchitektur Raffinesse statt Effekthascherei – Penthouse mit behaglichem Ambiente
Interview mit dem Frankfurter Architekten Stefan Forster
Gastronomie Flughafenhotel mit City-Chic – Das Hilton Frankfurt Airport im The Squaire
02 |12
PUMPKIN Sessel und Sofa. Design: Pierre Paulin.
Stichwort: MD01 Katalog: www.ligne-roset.de
Inhalt
Ein Satteldach – Ganz neu interpretiert
Auffallend, ungewöhnlich und ausgesprochen
futuristisch – so lässt sich die Architektur des
vorliegenden Projekts wohl am besten beschreiben. Entworfen und gebaut wurde das 280 m 2
große Eigenheim von den Architekten Meixner
Schlüter Wendt, deren Bauwerke allesamt ein
Gefühl für Raum und Materialien aufweisen
und das Spiel mit der Suggestion beherrschen.
Seite 12
Liebe Leserin, lieber Leser,
mit der nun zweiten Ausgabe des CUBE Magazins möchten wir Sie wieder einladen, mit uns
gemeinsam neue Ideen und Tendenzen aus den
Bereichen Architektur, Stadtentwicklung und
Lifestyle zu entdecken – stets mit konkretem
Bezug zur Stadt Frankfurt und zur Rhein-MainRegion. Erfahren Sie mehr über die Schließung
einer Baulücke in der Gründerzeitstraße und
über die Neuinterpretation eines Satteldachs
bei einem Einfamilienhaus in Kronberg sowie
über den Umbau eines Hochhauses in der Lyoner
Straße. Werfen Sie einen Blick in eine raffiniert
umgebaute Penthouse-Wohnung und in den
Union Club. Lassen Sie sich überraschen, wie
eine Brauerei auch aussehen kann und entdecken Sie mit uns das Keltenmuseum in Glauberg. Wir wünschen Ihnen viel Vergnügen mit
CUBE – dem Magazin für Architektur, modernes
Wohnen und Lebensart für Frankfurt und die
Rhein-Main Region.
Ihre CUBE-Redaktion
Jeff Koons– The Painter & The Sculptor
Die Schirn Kunsthalle und die Liebieghaus Skulpturensammlung widmen den Sommer 2012 dem
Werk des US-Amerikaners Jeff Koons. Die parallel stattfindenden Ausstellungen zur Arbeit
dieses seit den 1980er-Jahren richtungsweisenden Künstlers trennen bewusst den skulpturalen
und den malerischen Aspekt seines Schaffens und
stellen diesen jeweils in einem gesonderten Kontext dar. Seite 68
4
Gelungene Ensembleergänzung – Neubau im Garten des Großvaters
8
Wie ein Ausrufezeichen – Neubau füllt Lücke in der Gründerzeitstraße
12
Ein Satteldach – ganz neu interpretiert – Ausdrucksstarkes Eigenheim
16
Im Kubus-Style – Bau einer modernen Einfamilienhaus-Villa
18
Wo Filmgeschichte lebendig wird ... – Filmmuseum findet zu altem Glanz zurück
22
Gelungene Metamorphose – Umbau eines Hochhauses in der Lyoner Straße
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Interview – mit dem Frankfurter Architekten Stefan Forster
30
Raffinesse statt Effekthascherei – Penthouse mit behaglichem Ambiente
32
Hauskonzerte im Bauhaus – Die einzigartige Geschichte eines Künstlerhauses
34
Ein Ort für besondere Anlässe – Neugestaltung des Main Palais
38
Ausflugstipp – Das Keltenmuseum am Glauberg
40
Brauhaus Goldener Engel – Im Spannungsfeld zwischen Moderne und Tradition
46
Schwarzer Diamant mit Strahlkraft – Die Zeilgalerie in neuem Look
50
Modernes Wohnen in grüner Idylle – Zwei Mehrfamilienhäuser in Praunheim
52
Flughafenhotel mit City-Chic – Das Hilton Frankfurt Airport im THE SQUAIRE
70
Jeff Koons – The painter & The Sculptor – Koons-Sommer in Frankfurt
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Impressum
3
@ Nikolas König
@ Nikolas König
Architektur
Architektur
Gelungene Ensembleergänzung
Am Rande Seeheim-Jugenheims an der Bergstraße entstand dieses Einfamilienhaus, das sich
durch eine besonders klare, zeitgemäße Architektursprache auszeichnet. Das Grundstück befindet
sich im Übergang eines Kleinsiedlungsgebiets
zum Wald. Das Einfamilienhaus öffnet sich mit
einer großen Glasfassade zum Garten hin und
schottet sich im Norden vom Waldwanderweg
ab. Die klare Aufteilung mit einem großzügigen
Raum für Wohnen, Kochen und Essen und den
Rückzugsbereichen im Obergeschoss wurde exakt auf die Bedürfnisse der Bewohner angepasst.
Das Gebäude gliedert sich in einen Riegel mit
aufgesetztem Kubus, in welchem sich der private
Bereich der Eltern befindet.
Ausgangspunkt der Baugeschichte war ein bestehendes Haus an der Bergstraße, welches die
Bauherrenfamilie gemeinsam mit dem Großvater
bewohnte. Um den Ansprüchen einer jungen
Familie gerecht zu werden, war eine Sanierung
und Modernisierung des Hauses erforderlich.
Durch ein Gutachten, das den Kosten-/Nutzenaufwand verdeutlichen sollte, kamen die Bauherren zu dem Ergebnis, dass eine Sanierung unter
4
Fotos: Funktion, Nikolas König
@ Nikolas König
Neubau im Garten des Großvaters
@ Nikolas König
@ Nikolas König
Architektur
© Funktion
dem Aspekt der Raum- und Gebäudequalitäten
sowie aus ökologischer und energetischer Sicht
unwirtschaftlich sei.
Bei den Terminen vor Ort fiel zudem auf, dass der
Garten des Großvaters groß genug für ein weiteres Haus ist. Das Problem lag jedoch darin, dass
der Bebauungsplan kein Baufenster an dieser
Stelle vorsah. Da die städtebauliche Fortführung
der angrenzenden Bebauung jedoch durchaus
sinnvoll erschien, konnte die Gemeinde von dem
Bauvorhaben überzeugt werden, so dass bereits
im August 2009 das Baurecht vorlag.
© Funktion
Das Einfamilienhaus wurde als Ensembleergänzung zum bestehenden Haus konzipiert.
Es entstanden großzügige Räume, die durch
eine zum Garten hin ausgerichtete Glasfassade
vom Licht durchflutet sind. Eine besondere Rolle
kommt dabei dem großen, stützenfreien Raum
im Erdgeschoss zu, der nicht nur einen offenen
Wohn-, Ess- und Kochbereich zulässt, sondern
unterschiedliche Materialien harmonisch in Einklang bringt. Im Mittelpunkt stehen die sichtbare
Scheibe im Wohnbereich sowie die Sichtbetontreppe. Das helle und offene Zentrum des Hauses
findet durch eine hohe Glasfront einen nahtlosen Übergang zum Garten. „Wir fanden mit
den professionell arbeitenden Innenarchitekten
5
© Funktion
© Funktion
Architektur
Im letzten Jahr gehörte das Einfamilienhaus zu
den von der Architektenkammer augewählten
Objekten, die beim 17. Tag der Architektur besichtigt werden konnten. Sabina Wallwey freute
sich, das Wohnhaus sowie ein weiteres Projekt
6
© Funktion
Mit dem Bau eines schallisolierten Medienraums
im Untergeschoss erfüllte sich der Familienvater
den Wunsch, ungestört Musik zu hören oder
Filme zu sehen. Das Obergeschoss, das wie ein
Riegel mit einem aufgesetztem Kubus konzipiert
ist, bietet ausreichende Rückzugsmöglichkeiten
für die Familienmitglieder. Hier befinden sich
das elterliche Schlafzimmer sowie die Spiel- und
Schlafräume der Kinder. Ein besonderes Augenmerk legten die Architekten beim Bau des Einfamilienhauses an der Bergstraße auf die Beauftragung regionaler Firmen sowie auf Nachhaltigkeit.
So wurde beispielsweise eine Photovoltaikanlage
am Dach des Hauses angebracht.
© Funktion
„funktion“ aus Darmstadt einen guten Partner,
um die Raumkonzepte bis hin zum Möbel durchgängig planen zu können und das Gesamtkonzept mit den Bauherren zu verwirklichen,“ so
Sabina Wallwey, leitende Architektin des für den
Bau verantwortlichen Büros. Dabei unterstreicht
ein polierter, zementgebundener Fußboden, der
sich im ganzen Gebäude wiederfindet, die klaren
Linien der Räume.
aus der Entwurfsfeder ihres Büros präsentieren
zu können. „Wir sehen das als Auszeichnung
unserer Arbeit und als Chance, interessierten
Menschen unsere Philosophie der Architektur
näher zu bringen“. Dazu eignen sich beide Objekte ganz hervorragend. Zum einen spiegeln sie
sehr schön wider, welche unerwarteten Möglichkeiten beim Hausbau bestehen. Zum anderen
sind sie bei all ihren Besonderheiten einfühlsam
in die Umgebung integriert.“
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Architektur
8
Architektur
Wie ein Ausrufezeichen
Fotos: Christian Richters
Neubau füllt Lücke in der Gründerzeitstraße
Eine hohe Wohn- und Lebensqualität auf begrenztem Raum zu erreichen, ist der Grundsatz,
dem das Stadthaus Hunzinger im Frankfurter
Nordend verpflichtet ist. Das Haus wurde als
Lückenbau auf dem letzten freien, nur 131 m 2
großen Grundstück in der Wielandstraße entwickelt. Da das Nordend im Zweiten Weltkrieg
relativ wenig zerstört wurde, prägen hauptsächlich Wohnhäuser aus der Gründerzeit das Bild
des Viertels, das seit jeher zu den begehrten
innerstädtischen Wohnlagen zählt.
Für den fünfgeschossigen Neubau musste aufgrund der Begrenzung des Grundstücks und
nachbarschaftlicher Einwände im Rahmen des
Genehmigungsverfahrens eine maßgeschneiderte Lösung entwickelt werden. So hat das
Haus zwar die Breite eines Mietshauses, ist
aber nur acht Meter tief. Demzufolge wurden
die unterschiedlichen, Wohnbereiche auf je eine
Etage konzentriert, wodurch der Bauherr und
Bewohner Moritz Hunzinger ein „Leben in der
Vertikalen“ führt, wie er es selbst beschreibt.
der Blick sechs Meter in die Höhe, da die nächste
Etage eine offene Empore mit Bibliothek und
Sitzgruppe ist. Das Schlafzimmer und das Bad
belegen das vierte Obergeschoss des Hauses.
Den Abschluss bildet eine Dachterrasse, die
einen unverbauten Blick über die Dächer des
Nordends auf die Frankfurter Skyline bietet.
Im Erdgeschoss befindet sich neben der Garage das Entrée, an das ein kleiner Innenhof
angrenzt. Glasflächen im Steinboden des Hofs
führen Tageslicht in die Einliegerwohnung im
Untergeschoss. Im ersten Stock liegt das Büro,
während die Küche mit einem Küchenblock
und einem großen Esstisch am Kamin die
zweite Etage ausfüllt. Über dem Kamin geht
9
Architektur
Die einzelnen Etagen werden über eine schmale,
halbgewendelte Treppe erschlossen, deren elegant geschwungener Kirschbaum-Handlauf das
auf die Vertikale ausgerichtete Entwurfskonzept
zusätzlich unterstreicht.
Der Innenausbau korrespondiert mit der Wertigkeit der Außenfassaden. Zur Straße hin zeigt
sich das Gebäude bewusst schlicht, fast abweisend, wodurch die ausgesuchten Baumaterialien
voll zur Geltung gebracht werden können. Die
präzise gefügte Fassade aus hellem Jurakalkstein erweckt einen monolithischen Eindruck.
Die massive Front ist durch hochrechteckige
Fenster und einen beherrschenden Steinerker
gegliedert, der kantig vier Etagen hoch nach
außen ragt. Ausblicke über die stark befahrene
Friedberger Landstraße bieten die 16 fast geschosshohen schmalen Erkerfenster. Das Stadthaus zeigt das Selbstbewusstsein des Bauherrn
und des Architekten. Einerseits wahrt es den
Charakter des Standorts, indem es die Höhe
der Nachbarbebauung aufnimmt. Andererseits
setzt sich der nüchterne Neubau durch die eigenständige Materialwahl und die Reduktion der
Formensprache deutlich von seinen Nachbarn
ab, wodurch es zum Blickfang in der Gründerzeitstraße wird.
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Architektur
Architektur
Ein Satteldach – ganz neu interpretiert
Ausdrucksstarkes Eigenheim in Kronberg Auffallend, ungewöhnlich und ausgesprochen
futuristisch – so lässt sich die Architektur des
vorliegenden Projekts wohl am besten beschreiben. Entworfen und gebaut wurde das 280 m 2
große Eigenheim von den Architekten Meixner
Schlüter Wendt, deren Bauwerke allesamt ein
Gefühl für Raum und Materialien aufweisen
und das Spiel mit der Suggestion beherrschen.
So auch dieses Gebäude, das im wohlhabenden Kronberg erbaut worden ist. Das Besondere
des Grundstücks am Rande Kronbergs, ist der
unverbaute Blick, den man auf die bewaldeten
Hänge des Taunus hat. Dieser Ausblick macht
die Obstwiesen am Rande Kronbergs seit Jahrzehnten zu einem besonders begehrten Bauland.
Ausgangspunkt für die Planung des Wohnhauses war das Ziel, die Aufenthaltsqualität und die
Topographie der idyllischen Obstwiese mit den
Aufenthaltsräumen des Hauses zu verknüpfen.
Dabei galt es, die Idylle der sanft abfallenden
Wiese zu erhalten. Aufgrund der behördlichen
Vorgabe einer Satteldachbebauung und in Zusammenhang mit den individuell ausgeformten
Dächern der historischen und aktuellen Bebau12
Fotos: Christoph Kraneburg
ung in der Umgebung ergab sich eine interessante Auseinandersetzung mit dem Thema des Satteldaches. Daraus entwickelten die Architekten
das Konzept, die neue Bebauung in drei Zonen
zu unterteilen. So befindet sich in der ersten
Zone das Erdgeschoss, das – entsprechend seinem Namen – vollständig in die Erde eingegraben ist. Hier sind der Keller sowie das vor der
Veranda ins Erdreich eingegrabene Schwimmbecken untergebracht. In der zweiten Zone folgt
das Gartengeschoss, dessen Boden sich an der
Architektur
Topographie des Grundstücks orientiert und
offen in die Obstwiese eingebettet ist. Durch die
geschosshohen gläsernen Außenwände öffnet
sich das ebenerdige Gartengeschoss allseitig
zur Landschaft, wobei sich Küche, Ess- und
Wohnzimmer durch einen offenen Grundriss
auszeichnen. Durch die vollständige Verglasung
des Gartengeschosses wird der Innenraum
fließend mit der Obstwiese verbunden und die
Obstwiese innen und außen mit Boxen und
Flächen „möbliert”. Lediglich das Atelier und
das Gäste-WC sind in eingestellten Kuben untergebracht. Das metaphorische Durchwohnen
hat auf dieser Ebene Realität erlangt. Als einzige
Gliederung des Gartengeschosses fungiert der
Höhenvorsprung über zwei Stufen zu Beginn
des in die Mitte gebrachten Treppenhauses, der
die kontinuierliche Ebenerdigkeit des Gartengeschosses gewährleistet.
Abschließend füllt das darüber schwebende,
körperhafte Dachgeschoss die dritte Zone aus
und vervollständigt die Konturen zu einem
scheinbaren Satteldachhaus-Typus. Die Lasten
des Dachgeschosses, das zu einer dominierenden eigenständigen Skulptur ausgeformt wurde,
werden von schlanken Piloti getragen, die ein
Attribut der klassischen Moderne sind. Assoziativ ergibt sich auf diese Weise eine ambivalente
13
Architektur
Wahrnehmung – zum einen als ganz normales
Satteldachhaus am Hang, das um die Masse des
Gartengeschosses substrahiert wurde, zum anderen als scheinbar schwebendes Flugobjekt, das
so die Offenheit des Gartengeschosses betont.
Dieser suggerierte Schwebezustand ist ein gutes
Beispiel dafür, dass Architektur, die immer an
die Regeln der Schwerkraft gebunden ist, durch
ein spezifisches Wahrnehmungskonzept und
eine bildhafte Assoziation diese statischen Bedingungen scheinbar außer Kraft setzen kann.
Abhängig vom eigenen Standort verändert
sich die Form des Daches: In der Seitenansicht
wechselt sie zwischen der eines Satteldachs, eines
Keils aus der Urzeit und kann je nach Perspektive
des Betrachters zugleich auch an einen amerikanischen Tarnkappenbomber erinnern. Die
konkrete Form basiert auf der Synthese dieser
assoziativen Formfindung mit grundsätzlichen
Kriterien wie Funktion, Konstruktion, Material und Belichtung. Die Blechverkleidung des
Dachgeschoss-Flugkörpers entspricht der Ambivalenz von Dach und Karosserie. In Anlehnung
an die regionaltypischen Schiefereindeckungen
entschieden sich die Architekten für eine durchgehend passgenaue anthrazitfarbene Aluminium- bzw. Metallblechverkleidung.
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Architektur
Im Kubus-Style
Fotos: Alexandra Repp
Bau einer modernen Einfamilienhaus-Villa
Der Bauherr des ebenso modernen wie ungewöhnlichen Hauses wollte aus einem Taunusort nach Wiesbaden ziehen und entschied sich
für die Thünenstraße, in der noch ein Bauplatz
vorhanden war. Da auf dieser Straße bereits
zwei Villen der Gresser Architekten standen,
die dem Bauherrn gefielen, beauftragte auch er
das Wiesbadener Architekturbüro.
Seine Vorstellungen, wie das neue Heim aussehen sollte, waren relativ klar. So wünschte er
sich eine großzügige Einfamilienhaus-Villa in
moderner Art. Für zwei Personen konzipiert
sollte die Villa über einen Aufzug und ein
Schwimmbad verfügen und zudem einen repräsentativen Empfangsbereich mit Speise- und
offener Küchenzone aufweisen. Für das Obergeschoss wünschte er sich einen Wohnbereich,
in der eine Bibliothek genügend Platz für seine
umfangreiche Büchersammlung bietet und eine
gemütliche Atmosphäre schafft.
Die Herausforderungen bei der Konzeption
des Gebäudes lagen darin, ein großzügiges
Raumprogramm auf einem 1.000 m 2 großen
16
Grundstück mit geringer Ausnutzung umzusetzen. Zugleich sollte eine gemeinsame Architektursprache mit den zwei bereits bestehenden
Nachbar-Villen geschaffen werden, um so ein
städtebauliches Ensemble zu erzielen. Dabei
bestand die Besonderheit darin, eine Abstufung von Öffentlichkeit zu Privatheit durch eine
Vorfahrt zu erreichen, wobei das schwebende
Obergeschoss gleichzeitig als Vordach dient.
Architektur
Nach einer Planungszeit von einem Jahr und
einer Bauzeit von 15 Monaten ist im Jahr 2011
schließlich ein kubisches Gebäude entstanden.
Um dabei die Scharfkantigkeit und Exaktheit des
Kubus zu artikulieren, wurde für die Oberfläche
weißer Modellierputz ohne Körnung gewählt.
Im Inneren sind Fliesen zum Einsatz gekommen,
während die Wandteile und ein fester Tisch in
Sichtbeton ausgeführt sind.
Sowohl funktional als auch ästhetisch betrachtet
zeichnen vor allem Klarheit, Einfachheit und
Offenheit im Inneren sowie eine plastische
Gliederung der Baufiguren den Entwurf aus.
www.gresser-architects.com
17
Architektur
Architektur
18
Architektur
Wo Filmgeschichte lebendig wird ...
Filmmuseum am Schaumainkai findet zu altem Glanz zurück
Fotos: Nikolaus Koliusis
Mehr Raum für den Film – auf diesen Leitsatz
könnte man die Anforderungen verkürzen, die
der Bauherr 2007 für sein Vorhaben formuliert
hatte. Entsprechend beschäftigten sich die Architekten in ihrem Entwurf intensiv mit der Optimierung von Nutzflächen und Infrastruktur im
Rahmen der vorgegebenen Kubatur. Die historische Gebäudehülle wurde von dem Stuttgarter
Architekturbüro Blocher Blocher dabei nicht nur
als begrenzenden Rahmen für ein neues Innenleben verstanden; sie sollte auch selbst wieder in
unverstellter Form zur Sprache kommen. Mit der
Neueröffnung im August 2011 nach einer Bauzeit
von 14 Monaten hat die gründerzeitliche Villa am
Schaumainkai zu altem Glanz zurückgefunden.
Zugleich bietet der Bau dem Publikum erheblich erweiterte Programmflächen und vermittelt
darüber hinaus ein völlig neues Raumerlebnis.
Um dem Gebäude im Innern ein neues Gesicht
zu geben, war eine der wichtigsten planerischen
Aufgaben, verborgene Potentiale zu aktivieren
und auszuschöpfen. Die Nutzer des Gebäudes,
sowohl Besucher als auch Beschäftigte, erleben
jetzt die Architektur als Raumabfolge, die sich in
erster Linie über optisch fassbare Parameter, also
Dimensionierung, Blickbeziehungen und Oberflächenqualitäten mitteilt. Die strukturelle Logik
der Architektur kann hingegen als eine kreative
Leistung verstanden werden, die in erster Linie
der Funktionalität dient. Sie ergibt sich nun aus
der Nutzerperspektive mit selbstverständlicher
Beiläufigkeit. Für ein solches optimales Ergebnis
ist auch in Zeiten virtueller Modellsimulation die
Organisation des Grundrisses von entscheidender
Bedeutung für den architektonischen Entwurf.
Funktionalität beinhaltet nicht zuletzt die
19
Architektur
Architektur
Koordination komplexer haustechnischer Anforderungen, die bei einem öffentlich genutzten
Gebäude zudem die Einhaltung strenger Sicherheitsstandards erfordert. Nur mit einer Revision
der Gebäudestatik, die zwar nicht umfassend,
aber analog zu den finanziellen Möglichkeiten
weit genug ging, um die hierfür notwendige Dispositionsfreiheit zu gewinnen, war dies möglich.
Teilweise neue Deckenkonstruktionen erlauben
großzügige Raumlösungen in den Hauptgeschossen – Voraussetzung für innovative Ausstellungsund Vermittlungskonzepte des Museums. Das
weitläufige Foyer mit der geplanten Mediathek,
Shop und Café empfängt den Besucher. Ihn erwarten über drei Geschosse reichende Ausstellungsräume. Dazu kommen museumspädagogische Angebote im vierten Obergeschoss und
Verwaltungsräume im fünften Obergeschoss.
Die zeitgemäße Vertikalerschließung erleichtert
die Orientierung. In den Hauptgeschossen sind
den Ausstellungsräumen Foyers vorgeschaltet, die
mit ihrem freien Blick über den Main den entspannten Charme einer Lounge entwickeln, wie er
in einem Museum wohl nur selten anzutreffen ist.
Der Gebäudegrundriss wirkt hier wie eine monumentale Kamera, die auf die Frankfurter Skyline
gerichtet ist. In völlig neuer Gestalt präsentiert
sich auch das hauseigene Kino im Untergeschoss.
Ganz in Rottönen gehalten erinnert der Raum
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nicht nur an die Tradition dieses wichtigsten Orts
der Filmrezeption, sondern garantiert dank seiner innovativen technischen Ausstattung auch
höchsten Filmgenuss. Mehr Raum für den Film
bedeutet, aufs Ganze gesehen also auch: neue
Entfaltungsmöglichkeiten für das Museum.
www.blocherblocher.com
Architektur
22
Architektur
Gelungene Metamorphose
Fotos: Jean-Luc Valentin
Umbau eines Hochhauses in der Lyoner Straße in Frankfurt-Niederrad
Mehr als zwei Millionen Quadratmeter
Büroraum stehen in Frankfurt leer. Und daran
wird sich in naher Zukunft nicht viel bessern.
Eines der in dieser Hinsicht sehr problematischen Viertel ist die Bürostadt Niederrad.
Anfang der 1960er Jahre als funktionales Pendant zur Nordweststadt ohne Masterplan als
„Geschäftsstadt vor dem Stadtwald“ entwickelt,
steht knapp 50 Jahre später von den rund eine
Million Büroquadratmetern knapp ein Drittel
leer – mit steigender Tendenz.
Die Mieten sind auf deutlich unter 10 Euro / m 2
gefallen, gerade ältere, kaum gedämmte, sanierungsbedürftige Bürogebäude finden seit
Jahren keine Mieter mehr. Weil Frankfurt andererseits unter Wohnungsknappheit leidet,
forciert die Stadtplanung eine Teilkonversion
der Geschäftsstadt in ein gemischt genutztes
Gebiet: In dem neuen „Lyoner Viertel“ sollen
rund 3.000 Wohnungen für etwa 6.000 neue Einwohner entstehen. Weil es derzeit an Akteuren
fehlt, die mit einem zahlenmäßig umfangreichen
Projekt einen mutigen Anfang setzen, hat die
nachdrückliche Metamorphose eines kleinen
richteten Hochhauses zu einem Apartmenthaus
ein maßstabgebendes Ausrufezeichen gesetzt.
Büroturms die Funktion eines Pioniers übernommen: Stefan Forster Architekten haben mit
ihrem Umbau eines Ende der 1960er Jahre er-
Bei der Transformation des vorher vierzehngeschossigen Gebäudes und seiner Aufstockung
um drei Etagen überlagerten sich zwei Prozesse: die auch von der Frankfurter Bauaufsicht
geförderte Umwidmung von Büro- in Wohnraum und die Ertüchtigung eines in die Jahre
gekommenen Hochhauses, bei dem wegen der
Umwidmung der Bestandsschutz nicht mehr
griff. Die Defizite lagen etwa im Schall- und
konstruktiven Brandschutz. So mussten unter
anderem tragende Teile ertüchtigt werden, auch
der Rettungsweg wurde völlig neu konzipiert.
Das alte Treppenhaus sowie ein komplexes System mit Druckbelüftung, Abluftklappen und
neuen Installationsschächten ersetzt nun den
Weg über offene Balkone an der Westfassade. Die
Büroetagen wurden in insgesamt 98 Wohnungen
mit einer Wohnfläche zwischen 48 und 160 m 2
umgewidmet. Zum Gelingen trugen eine Reihe
von positiven Faktoren bei: der annähernd quadratische Grundriss des Gebäudes, die für die
Bauzeit eher ungewöhnlich gute Dokumentation
23
Architektur
von Statik, Haustechnik etc. und das bereits erwähnte prinzipielle Wohlwollen der Behörden.
Mehrere Konzepte entwickelten die Architekten
„aus dem Gebäude heraus“, das bestechend­ste –
umlaufende Balkone mit Glasbrüstungen bei etwas eingezogener Fassade – konnte aus Kostengründen nicht realisiert werden. Nachdem das
Gebäude auf die rohe Tragstruktur zurückgebaut
wurde, betont der nun realisierte Entwurf die
horizontalen Scheiben, wobei die Höhe der anbetonierten, nur sich selbst tragenden Brüstungen
um 33 cm auf gerade einmal 59 cm Gesamthöhe
reduziert wurde. Dadurch verstärkt sich die Wirkung der Bandfenster, die an vertikale, etwas
zurückgesetzte Alu­pfosten angeschlagen sind.
Jede Eckwohnung besitzt eine kleine Loggia mit
ebenso niedriger Brüstung und einem Geländer
aus pulverbeschichtetem Stahl als Absturzsicherung. Machte das Gebäude vorher im Erdgeschoss einen eher schwebenden Eindruck – die
weißen Brüstungen fehlten und die Stützen waren mit dunklem Granit ummantelt – so „erden“
nun Putzträgerplatten das Volumen, die mit dem
gleichen weißen Thermoputz wie die übrigen
Brüstungen versehen sind. Das Erdgeschoss
mit seinen in tiefen Laibungen sitzenden, fast
raumhohen Fenstern beherbergt ein großzügiges
Foyer, mit Concierge und 320 m 2 Gewerbefläche mit separatem Eingang. Die Aufstockung
24
um drei Etagen ging an die Grenze des statisch
Möglichen. Die Architekten machten sie nach
außen nicht kenntlich, sondern ordneten sie der
Ästhetik des Gesamtgebäudes unter.
Auch die Zonierung der Wohnungen – etwa die
Platzierung der Wohnungseingangstüren – hat
sich aus dem Gebäude und dessen statischen
Bedingungen ergeben. Der geringere Besucherverkehr der neuen Nutzung ermöglichte das
Entfernen eines Aufzugsschachtes. Der dabei
entstandene Raum wurde einer der Wohnungen
sowie zwei neuen Installationsschächten zugeschlagen. Bis einschliesslich zum zehnten OG
befinden sich sieben Wohneinheiten auf einer
Etage, vom elften bis zum vierzehnten lediglich fünf. Zwei der neuen Etagen beherbergen
jeweils drei Wohnungen, das Staffelgeschoss
zwei Penthouse-Wohnungen mit umlaufender,
etwas schmaler Dachterrasse. Äußerst edle Teilmöblierungen ermöglichen offene Grundrisse.
Einbauküchen werden im Schlafraum zu Einbauschränken mit Kofferablage, Sanitärboxen
dienen zur Raumgliederung. Ausstattung und
Architektur
Materialien – Schleiflack, geräuchertes Eichenparkett, wie Naturstein wirkende, unglasierte
Fliesen aus Steinzeug, angerosteter, dann zaponierter Baustahl als Aufzugseinfassung – sind
nicht unbedingt teuer, unterstreichen aber den
noblen Gesamteindruck des Gebäudes. Ebenso die Detaillierung, die sich den Bedingungen
des Gebäudes fügt, aber auch eine Brücke zum
erwarteten Klientel schlägt: Unter den Rippendecken mussten Brandschutzplatten angebracht
werden, die Raumhöhen verringerten sich dadurch auf 2,52 m, in den Fluren sogar auf 2,42 m;
in den neuen Etagen liegen sie bei 2,80 m. Deshalb sind die Apartments mit einfachen, dennoch gut gestalteten Wandleuchten ausgestattet.
Die weiß gestrichenen Brandschutzplatten sind
– auch bei den Loggien – bis zu den Brüstungen
durchgezogen und stärken damit den Eindruck
der horizontal geschichteten Scheiben.
Als Mieter wurden zunächst, bei einer durchschnittlichen Miete von 14 Euro/m 2, Wochenend-Heimfahrer, Flughafen-affine Berufe oder
Firmen erwartet, die ganze Apartment-Kontigente mieten. Für Architekt Stefan Forster sind
sie „resistente Randgruppen“: Zwar stellt sich die
Versorgung mit Läden und Restaurants, selbst
Freizeitmöglichkeiten in der Bürostadt als einigermaßen ausreichend dar, aber abends und
vor allem am Wochenende wirkt sie dennoch
wie ausgestorben. Die Bewohner müssen also
auch ein gewisses Pionierverhalten aufbringen.
Immerhin plant die Stadt, die Infrastruktur
weiter auszubauen. Selbst einen vollständigen
Autobahnanschluss soll Niederrad erhalten die Verbindung zum Flughafen dürfte damit
deutlich gestärkt werden. Den Planern um Stefan Forster und dem Bauherren und Projektentwickler Dreyer & Kollegen Real Estate gelang
aber noch etwas: Nachdem die in Frankfurt am
meisten verhassten Bauten des Brutalismus gefallen sind – das Technische Rathaus und das
Historische Museum wurden abgerissen – kann
diese Ära mit dem gelungenen Umbau in der
Lyoner Straße eine Rehabilitierung erfahren.
Stefan Forster ist dem Anspruch verpflichtet,
die Stadt - gegebenenfalls korrigierend - weiter
zu bauen.
www.stefan.forster-architekten.de
25
© Lisa Farkas
Interview
Stefan Forster
Geboren 1958 in Rockenhausen. 1978-84 Architekturstudium an der
TU Berlin, 1985 DAAD-Stipendium in Venedig. 1986-88 Architekt
im Büro Langhof, Berlin und Kuhler, Mannheim. 1988-93 Assistent an der TH Darmstadt am Lehrstuhl für Wohnungsbau. 1989
Gründung Stefan Forster Architekten in Darmstadt. 1995 Umzug
des Büros nach Frankfurt am Main.
Vernünftigen Wohnraum für alle!
Interview mit dem Frankfurter Architekten Stefan Forster
Hallo Herr Forster, Sie haben seit Jahren Ihr Büro in Frankfurt – was
macht die Stadt lebenswert?
In Frankfurt findet alles auf engem Raum statt – man ist deswegen auch
sehr schnell überall. Im Verhältnis zu anderen Städten hat man den Vorteil, dass die Stadt sehr offen ist, mental. Wenn ich als Architekt z.B. nach
Hamburg gegangen wäre, hätte ich es extrem schwer gehabt, da überhaupt
eine Existenz zu gründen. In Frankfurt realisiert man ein, zwei vernünftige
Gebäude und ist schon bekannt, weil die Stadt relativ überschaubar ist. Das
hat auch meinem Büro die Chance gegeben, relativ schnell zu wachsen.
Allein im Stadtgebiet von Frankfurt haben Sie seit den 90er Jahren
mindestens 20 Wohnprojekte durchführen können. Woher kommt diese
Affinität zum Thema - was reizt Sie besonders daran?
Das hat mit meinem Studium zu tun. Ich habe in Berlin studiert und war
relativ früh mit dem Werk und den Ideen der klassischen Moderne konfrontiert, wie z.B mit dem Wohnungsbauer Bruno Taut, mit dem ich eine
besondere Verbundenheit habe. Dann ist es natürlich auch irgendwo eine
strategische Entscheidung gewesen: In Frankfurt gab es im Grunde, als ich
hierher kam, überhaupt keinen vernünftigen Wohnungsbau, es gab keine
klassischen Wohnungsbauarchitekten. Es war also eine Lücke auf dem Markt
und wir haben uns da konsequent strategisch hineinbewegt. Als wir ankamen,
war das hier für viele Kollegen eher belustigend, dass wir uns mit kleinen
Wohnungsbauprojekten auseinandersetzen. Es wurde immer als „Hobby“
bezeichnet - mittlerweile ist es so, dass viele der großen Kollegen versuchen
ins Wohnungsbausegment zu wechseln, auch wenn sie oft fachfremd sind.
26
Fotos: Lisa Farkas, Jean-Luc Valentin
Haben Sie schon einmal Einfamilienhäuser oder Villen entworfen?
Offen gesagt: Zum Glück ist dieser Kelch des Einfamilienhauses an uns
vorbeigegangen. Ich sehe das wie der Münchener Architekt Otto Steidle,
der einmal sagte: „Ich habe keine Lust mit der Hausfrau Fliesen auszusuchen“. Meistens ist es ja so, dass man dann mit einem Ehepaar zu tun
hat, und da fehlt mir dann auch die Ausbildung als Psychotherapeut oder
Psychiater, um das durchzustehen. Hinzu kommt, dass ich das Einfamilienhaus als Bautypologie ablehne, weil es an sich völlig unökonomisch
und unökologisch ist. Ich halte es z.B. für einen völligen Irrsinn, dass man
Passivhaus-Einfamilienhäuser auszeichnet. Wenn man die Rahmenbedingungen betrachtet – grüne Wiese und lange Fahrten in die Stadt – dann
ist das eigentlich nicht tragbar. Natürlich würde ich aber gerne mal in der
Innenstadt eine Stadtvilla bauen.
Was macht denn Ihrer Ansicht nach einen guten Wohnungsbau aus?
Es geht zunächst darum, in den Dialog mit seinem Umfeld zu treten, d.h.
es geht nicht darum, sich hervorzutun und wichtig zu machen. Wohnungsbau muss eigentlich zurücktreten und einen Hintergrund für die
öffentlichen Gebäude bilden. Und dann heißt in der Innenstadt wohnen
für mich: hohe Räume, große Außenbereiche zum Hof, zur Straße hin
aber vornehme Zurückhaltung.
Sie haben ja in den 90er Jahren auch Plattenbauten zu Stadtvillen in
Ostdeutschland transformiert, in Frankfurt planen Sie derzeit am
Niederurseler Hang geförderte Wohnungen in einer hohen ästheti-
© Jean-Luc Valentin
Interview
Wohnen auf dem Mühlberg
schen Qualität. Warum beschäftigen Sie sich mit diesem unter Kollegen
nicht immer ganz ernst genommenen Bereich des sozialen Bauens?
Wir haben ein Problem in der Gesellschaft, dass wir in dem Bestand für
niederpreisiges Wohnen eine Riesenlücke haben. Wir haben die Aufgabe
für diese Menschen vernünftigen Wohnraum herzustellen, der sich optisch
nicht unterscheidet von dem Wohnen für die Mittelklasse. Das geht nicht,
das wir sagen: „Der Sozialmieter wohnt in so einer 50er-Jahre-Bude und
der andere da wohnt in einer tollen Villa.“ Es geht dabei auch um so etwas
wie sozialen Frieden.
Sie würden also auch gar nicht versuchen für den sozialen Wohnungsbau
andere ästhetische Lösungen zu finden?
Nein, wir haben am Niederurseler Hang eine Art Themenkatalog entwickelt, wie die Häuser von außen aussehen sollen. Er ist hier identisch für
Eigentumswohnungen und für den sozialen Wohnungsbau. Der Unterschied
liegt eigentlich im sozialen Wohnungsbau nur in der Bemessungsgröße der
Wohnungen, der Förderfähigkeit usw. Das klingt jetzt vielleicht ein bisschen
pathetisch mit einem solchen sozialen Anspruch durch die Welt zu gehen,
aber im Grunde sehe ich mich da auch schon als so eine Art Weltverbesserer.
In Frankfurt herrscht akuter Wohnungsmangel – 19.000 Wohnungen
fehlen der Stadt in den nächsten Jahren. Was versprechen Sie sich denn
vom neuen Planungsdezernenten Olaf Kunitz?
Ich würde mir wünschen, dass es ein bisschen eindeutiger zugeht. Wir haben in den letzten Jahren eigentlich immer das System gehabt, dass hier
Großinvestoren sozusagen freies Schussfeld hatten und eigentlich machen
konnten was sie wollten. Ein bisschen mehr Augenmaß für den städtischen
Maßstab und auch für Qualität wäre wichtig. Was etwa im Europaviertel
an Wohnungen bisher entstanden ist, das ist doch keine Qualität - das hat
doch mit Stadt, wo wir uns gerne aufhalten, nichts zu tun!
Frankfurt hat nicht nur ein Wohnungsproblem, es hat auch den höchsten
Büroleerstand in Deutschland. Inwieweit werden denn Umnutzungsprojekte, wie Sie es in Niederrad mit Ihrem Wohnhochhaus umgesetzt
haben, in Zukunft eine Rolle spielen?
Mit diesen Umnutzungen wird auch viel Politik gemacht! Der neue Oberbürgermeister hat keine Kenntnis von der Materie, wenn er sagt: „Das muss
nun alles umgenutzt werden!“ Die Umnutzung wird gar keine große Rolle
spielen. Wir haben im Auftrag von Investoren Untersuchungen einzelner
Büroimmobilien vorgenommen, meistens sind die Neubaukosten geringer als
der Umbau. Weil die Gebäude von der Struktur und von der Bauphysik her
für das Wohnen gar nicht geeignet sind. Hinzu kommt die ganze rechtliche
Problematik, die nicht geklärt ist: Bei jeder Umnutzung muss der Nachbar
um seine Zustimmung gebeten werden, oft ist das schon ein K.O.-Kriterium.
Ihr umgenutztes Wohnhochhaus in Niederrad ist also nicht nur ein
Pionier, sondern könnte auch ein einsamer Mohikaner bleiben?
Es wird keinen Boom von Umnutzungen geben, nur von Fall zu Fall. Den
AFE Turm im Campus Uni Bocken­heim würde ich zum Beispiel sofort zum
Wohnhaus umbauen wollen, weil er sich – das hat unsere Untersuchung
deutlich ergeben – dafür hervorragend eignet. Aber der ist ja schon zum
Abriss freigegeben, was wirklich eine Energieverschwendung darstellt!
Aber auch in Niederrad war der Abriss ja eigentlich schon unterschrieben, oder?
Nein, schon längere Zeit gab es einen Bauantrag dieses Gebäude aufzurüsten.
Es wurde aber kein Mieter gefunden. Und das ist immer das Problem: Um
einen Bauherren zur Umnutzung zu bekommen, muss ein gewisser Leidensdruck her. Das heißt ein Gebäude muss dann auch wirklich ganz leer
stehen, ein paar Jahre. Wenn da jetzt 30-40 % vermietet sind, dann trägt es
noch die Unkosten, sonst liegt es auf der Tasche.
27
© Lisa Farkas
© Lisa Farkas
Interview
Passivhaus Hansaallee
Wohnen an der Mörfelder Landstraße
Sie haben ja auch schon kleinere Wohnhochhäuser für Frankfurt im
Neubau entworfen. Ist das eine Antwort auf das Problem des Wohnungsmangels in Frankfurt?
Nein, auch wenn es jetzt diesen Boom gibt, Wohnhochhäuser zu planen.
Speziell im Europaviertel gibt es ja zwei als Bürostandorte geplante, zu
Wohnhochhäusern umfunktionierte Gebäude, weil es keinen Büronutzer
gab. Die wurden ganz groß propagiert, zwei sind jetzt ja auch in der Planung.
Ich habe das stark kritisiert. Das sind keine Wohnhochhäuser neuen Types,
das sind hohe Häuser! Das sind beide Male aus der Bürotypologie heraus
hochgezogene Blockwände, schlimmer als auf dem Sachsenhäuser Berg
oder in der Nordweststadt. Ein neues Wohnhochhaus ist ein Punkthaus,
mit einem Treppenhaus in der Mitte, wo ich drum herum wohne – eine
Identifikationsfigur, die nicht als Barriere in der Stadt steht.
Daran anschließend - warum sind Sie eigentlich mit Ihrem Büro aus
dem Bahnhofsviertel ins beschaulichere Sachsenhausen gezogen?
Das ist eine ganz wichtige Frage! Wir sind da 17 Jahre gewesen. Man hat
uns damals 1995 erzählt, im Bahnhofsviertel ginge es jetzt aufwärts, das
würde jetzt alles ganz anders. Tatsächlich ist es in den 17 Jahren immer
schlimmer geworden, gegen alle Reden. Es ist von der Stadt völlig verlassen,
ein Slum – alle Romantisierungen sind da fehl am Platz.
Die Gentrifizierung wandert weiter durch Frankfurt, hat jetzt das Ostend erreicht. Merkwürdigerweise regen sich Anwohnerproteste nicht
dort, sondern da wo man es gar nicht vermutet hätte: am Wohnquartier Kulturcampus in Bockenheim, zu dem Sie ja auch ein Eckgebäude
beisteuern. Sind diese Proteste aus Ihrer Sicht gerechtfertigt?
Nein, ganz und gar nicht. Als der Wettbewerb 2003 ausgeschrieben wurde,
gab es nie ein Problem, dass da jetzt ein neues Wohngebiet entsteht. Erst
durch die Maßnahme des Verkaufes an die ABG Frankfurt Holding und
die von Oberbürgermeisterin Roth geforderte Namensgebung „Kulturcampus“ kam diese Diskussion überhaupt auf. Die Art und Weise, wie
sich die Stadt von diesen Protesten beeinflussen lässt, ist enttäuschend
und nicht hinnehmbar. Es kann nicht sein und muss auch nicht sein,
dass die Verwaltung einknickt vor irgendwelchen Leuten, die partikulare
Interessen vertreten.
28
Herr Forster, vielen Dank für das Gespräch.
Das Interview führte Paul Andreas.
Innenarchitektur
Raffinesse statt Effekthascherei
Penthouse mit behaglichem Ambiente
Fotos: Ingmar Kurth
Nachdem die Bauherren jahrelang in der Finanzmetropole London gelebt hatten, beschlossen sie,
nach Frankfurt zu ziehen und dort sesshaft zu
werden. Die Wahl für ihre neue Bleibe fiel dabei auf
ein neu gebautes Penthouse, das zu ihrer persönlichen Traumwohnung umgestaltet werden sollte.
Dabei waren die Vorstellungen der Bauherren alles
andere als fix. Das einzige, was sie den Architekten
mit auf den Weg gaben, war, dass sie das Ambiente
im Hotel Delano in Miami South Beach mögen,
und dass es in der Wohnung ein großes Aquarium
sowie einen offenen Kamin geben muss. Demnach
hatten die Architekten im Rahmen der Möglichkeiten, die ein Neubau bot, freie Hand. Zu beachten
gab es allerdings, dass Installationsschächte und
die Lage von Kaminzügen nicht mehr veränderbar
waren und dass lediglich nicht tragende Wände
versetzt werden konnten. Hinter der Leitidee
des Entwurfs stand also vor allem die Frage, wie
angesichts der gegebenen Möglichkeiten Räume
geschaffen werden können, die Großzügigkeit ausstrahlen und zugleich das Gefühl von Intimität
zulassen. Eine entscheidende Rolle spielte dabei
die Materialwahl. Mit dem Ziel, ein behagliches
30
und warmes Wohnambiente zu kreieren, wurden
mit Ausnahme der Bäder in der gesamten Wohnung bis zu fünf Meter lange geräucherte Eichendielen verlegt. In einem wohltuenden Kontrast
zum dunklen, warmen Ton des Fußbodens, steht
der bläulich-graue spanische Kalkstein mit feiner Struktur und Zeichnung, der für den Kamin
und im Bad verwendet wurde. Die Fronten der
Ankleide sind mit perlweißem Mattlack lackiert.
Da ihre Oberfläche das Licht kaum reflektiert,
entsteht eine intime, gedämpfte Lichtstimmung.
Innenarchitektur
Im Gegensatz dazu weisen die Schränke der Küche schneeweiße Hochglanz-Lackfronten auf. Das
strahlende Weiß tritt crisp und frisch zwischen
den anderen abgetönten hellen Farbtönen hervor,
ohne sie jedoch zu überstrahlen.
So wie die hochglänzend lackierten Schrankfronten der Küche sind die meisten Einbauten
raumhoch. Sie „mäandrieren“ von der Küche in
das Esszimmer und beherbergen neben dem ÜberEck-Aquarium die Elektrogeräte der Küche und
einen Zugang zum Hauswirtschaftsraum. Dabei
verraten die Einbaumöbel ihre Finesse erst, wenn
man die grifflosen Türen und Schubladen öffnet
und hineinschaut. So sind zum Beispiel die Schubladen in der perlweiß, matt lackierten Ankleide in
massiver Eiche gefertigt. Die Waschtische im Bad
sind auf dem ersten Blick ganz gewöhnliche Möbelstücke mit Schubladen für Kosmetikartikel oder
Handtücher. Erst auf dem zweiten Blick erkennt
man, dass der Waschtisch von außen komplett mit
Naturstein umkleidet ist. Funktional wie ästhetisch
betrachtet zeichnen vor allem hochwertige Materialien und eine puristische Formensprache die
Innenarchitektur aus. Abgesehen vom Aquarium
setzt der Entwurf nicht auf augenfällige Effekte,
sondern auf verborgene Raffinesse.
www.schmidtholzinger.de
31
Architektur
Baukultur
Hauskonzerte im Bauhaus
Fotos: Jean Luc-Valentin
Die einzigartige Geschichte eines Künstlerhauses
Im Frankfurter Stadtteil Eschersheim steht
ein Bauhaus-Original mit einer besonderen
Geschichte. 1927 wurde das Wohn-und Atelierhaus für den Maler Hanns Ludwig Katz
und seine Frau die Pianistin Franziska KatzEhrenreich erbaut. Die Musikerin Franziska
Katz-Ehrenreich veranstaltete damals in dem
Haus in Eschersheim beliebte Hauskonzerte.
Mit den heutigen musikversierten Bewohnern
zog erneut der traditionsreiche Geist der Hauskonzerte ein. Das von den Architektenbrüdern
Fucker erbaute Gebäude hat eine besondere
Verbindung zur kreativen und musikalischen
Frankfurter Szene.
1928 zogen der expressionistische Maler und
Meisterschüler von Max Beckmann Hanns
Ludwig Katz und seine Frau in das Haus. In
dem wohlhabenden Viertel, in dem angesehene
Rechtsanwälte, Ingenieure, Maler, Lehrer etc.
wohnten, galt das für das Ehepaar Katz erbaute
Haus als Fremdkörper. Die mit den Katz befreundeten Architektenbrüder und Werkbundmitglieder Otto und Dipl.-Ing. Eduard Fucker
entwarfen und bauten das Haus. Die beiden
32
gehörten zu den Architekten des „Neuen Frankfurt“ und schufen gemeinsam mit Ernst May und
Martin Elsässer Neubauten im Sinne der vom
Bauhaus praktizierten Neuen Sachlichkeit. Das
Haus war mit zwei versetzt angeordneten, hohen,
hellen Atelierräumen und drei niedrigeren kleinen Zimmern perfekt auf die Künstler Hanns
Ludwig Katz und Franziska Katz-Ehrenreich
zugeschnitten. Auf dem Dach wurde ein vergitterter Garten für den Affen des Ehepaars gebaut.
Das obere Ende der Straße galt als „BohèmeEcke“, in der Nachbarschaft lebte beispielsweise
die Familie Bernoully, ebenfalls ein Architekt
der „Neuen Schule“. Das Poli­tikinteressierte Paar
nahm gerne an dem gesellschaftlichen Leben
der Frankfurter Künstler teil.
Franziska Katz-Ehrenreich, eine ausgebildete
Pianistin, veranstaltete in dem Haus öffentliche
Konzerte. Sie setzte sich besonders für zeitgenössische Musik ein. Auf den Konzerten, spielte sie
moderne Klavierstücke von Ferruccio Busoni,
Arnold Schönberg und Béla Bartók oder sie begleitete die Sängerin Trude Wedekind, die Lieder
von Paul Hindemith, Schönberg und Bartók vor-
Baukultur
trug. Aber auch der klassischen Musik widmete
sich Franziska Katz-Ehrenreich, 1928 übertrug
der Frankfurter Rundfunk aus ihrem Haus einen
Musikabend mit Werken für zwei Klaviere von
Bach, Mozart und Reger. Den Abend bereitete
sie zusammen mit der Berliner Pianistin Lilly
Jacoby vor. Außerdem gab sie regelmäßig Musikunterricht und musizierte gemeinsam mit
Freunden und ihrem Mann. Die Frankfurter
Avantgarde fühlte sich wohl in dem Haus, so
wurde es zum regelmäßigen Treffpunkt für
Maler, Musiker und Architekten. Jeden Sonntagabend empfing das Ehepaar Katz Freunde
und Bekannte in ihrem Haus. Zu dem Freundeskreis gehörten die Maler Hermann Lismann und
Rudolf Heinisch, der Bildhauer Benno Elkan
und die Architekten Otto und Eduard Fucker.
Das kulturelle Leben des Hauses endete abrupt,
als das jüdische Ehepaar 1937, auf Grund der
Verfolgung durch die Nationalsozialisten, nach
Südamerika emigrierte und das Haus verkaufen
mussten.
Heute ist das Haus Heimat für eine Architektin
und einen Geigenbauer und deren zwei Kinder.
Das Atelier von Hanns Ludwig Katz ist heute
Werkstatt für historische Streichinstrumente.
Die neuen Bewohner haben großes Interesse an
der Vergangenheit des Hauses und führen die
Tradition der Musikabende fort. Das Atelierund Wohnhaus wurde inzwischen durch das
Frankfurter Büro B.A.S. Büro für Architektur
+ Stadt saniert. Dabei wurde sehr viel Wert
darauf gelegt mit den baukonstruktiven und
bauphysikalischen Schwächen des Hauses umzugehen, ohne dabei den radikalen Pioniergeist
der Moderne einzudämmen. Alte Bauteile und
Details wurden erhalten und restauriert. Neue
Bauelemente und Materialien wurden unter der
Prämisse verwandt, die geschichtliche Distanz
zum „Original“ nicht zu leugnen. Die musikali-
sche Verbindung des Hauses wird durch die musikliebenden und fördernden neuen Bewohner
mit regelmäßig im Atelier im Erdgeschoss statt
findenden Hauskonzerten für zeitgenössische
Musik fortgeführt.
www.bas-architekten.de
33
Innenarchitektur
Architektur
Ein Ort für besondere Anlässe
Neugestaltung des Main Palais
Fotos: Thorsten Ruppert
Inmitten moderner Hochhäuser direkt am Main
befindet sich das Main Palais als Schmuckstück
des Maintor Areals. Am Untermainkai 4, ehemals Hermann-Schlosser-Haus gelegen, wurde es
1823 von dem Stadtarchitekten Johann Christian
Friedrich Hess erbaut und konnte als eines der
wenigen Frankfurter Bauwerke aus der Zeit des
Klassizismus herüber in die Neuzeit erhalten
werden. Als Symbol und Verkörperung dreier
Dimensionen stellt es neben der urbanen Kultur
deutscher Vergangenheit, den speziellen Aspekt
früheren Frankfurter Lebens sowie die langjäh34
rige Tradition des Unternehmens Degussa dar.
Dabei diente das Haus dem Unternehmen als
Rahmen für besondere Feierlichkeiten und dem
Empfang besonderer Gäste. So wurden hier bereits Nobelpreisträger, Minister- und zwei Bun-
Innenarchitektur
despräsidenten begrüßt. Im Jahre 2011 wurde
die Villa vom neuen Eigentümer, der DIC AG,
ebenso liebevoll wie aufwendig restauriert. Seitdem dient das geschichtsträchtige Gebäude als
neue Begegnungsstätte „Maintor“ für Wirtschaft
und Kultur. In enger Zusammenarbeit mit den
beiden „PurPur“-Innenarchitektinnen und Geschäftsführerinnen Maud Winkler-Momberger
und Katrin V. Mallinckrodt, ist es gelungen,
historische Stilelemente und Bausubstanzen
mit moderner Architektur zu verbinden und
auf diese Weise ein besonderes Raumerlebnis
für exklusive Zwecke zu kreieren. Dabei lassen
farbige Lichtelemente und skulpturale Raumelemente die eigentliche Bausubstanz sowie alte
Strukturen leicht und abstrakt erscheinen. Im
Obergeschoss findet sich zudem eine Ausstellung
mit bedeutenden Exponaten des Wiesbadener
Künstlers Edgar Diehl.
www.purpur.de
www.maintor-frankfurt.de
35
Architektur
Mobilität
Konzeptentwurf Jürgen Mayer H., (2010)
Jürgen Mayer H., Gewinner des Audi
Urban Future Award 2010
Neue Sicht auf Mobilität Fotos: Audi AG
Audi Urban Future Award 2012
Audi hat es sich zum Ziel gesetzt von Städten
zu lernen und die städtische Zukunft mitzugestalten. Städtische Strukturen bestimmen zunehmend die Mobilität. Im Jahr 2030 werden
voraussichtlich 70 Prozent der Weltbevölkerung
in Megacities, mit mehr als acht Millionen Einwohnern, leben. Im Rahmen der Urban Future
Initiative stellt sich Audi diesen Herausforderungen und wirkt an der Mobilität der Zukunft mit.
Zum zweiten Mal verleiht Audi den renommierten Architekturpreis Audi Urban Future
Award. 2012 stehen die sechs Metropolregionen Boston/Washington, Istanbul, Mumbai,
Pearl River Delta, São Paulo und Tokyo im
Mittelpunkt. Am Beispiel dieser Metropolen
entwerfen sechs Architekturbüros Roadmaps
zur Optimierung urbaner Strukturen. Der innovativste und zukunftsweisendste Entwurf wird
im Oktober in Istanbul ausgezeichnet. Bereits
die Ideen von Jürgen Mayer H., dem Gewinner
des ersten Awards 2010, haben die technische
Entwicklung im Bereich des Pilotierten Fahrens
nachhaltig beeinflusst. Die Vision von Mayer
H. beschreibt die vollständige Vernetzung der
36
Die Teilnehmer sowie Heinrich Wefing, (Moderator und Journalist „Die Zeit“) Rupert Stadler (Vorstandsvorsitzender der AUDI AG) sowie ganz links Peter Schwarzenbauer (Vorstand für Marketing und
Vertrieb der AUDI AG) und neben ihm Christian Gärtner (Vorstand der Stylepark AG) auf der Konferenz
„Metropolis & Mobility Dialogue“
Stadt: Alle Autos kommunizieren miteinander
und mit ihrer Umwelt.
Auch dieses Jahr ist die Infrastruktur der Weltmetropolen eine besondere Herausforderung.
Für die Teilnahme am Award 2012 hat Audi
sechs international renommierte Architekturbüros eingeladen, die sich durch ihre Expertise
im Bereich Stadtentwicklung und Infrastrukturplanung in ihrer Metropolregion auszeichnen:
CRIT (Mumbai); Höweler & Yoon Architecture
(Boston/Washington); Junya Ishigami + Associates (Tokyo); NODE Architecture & Urbanism
(Pearl River Delta); Superpool (Istanbul) und
Urban-Think Tank (São Paulo). Der Auftakt zum
Award hat bereits im Rahmen der internationalen
Konferenz „Metropolis & Mobility Dialogue“
stattgefunden.
www.audi-urban-future-initiative.com
avec plaisir
Design Kati Meyer-Brühl
brühl & sippold · Postfach · D-95138 Bad Steben oder Fax +49 (0)9288/95599 · [email protected]
Ausflugstipp
Architektur
Für Reisen in die Vergangenheit Das Keltenmuseum am Glauberg
Aufgrund seiner strategisch günstigen Lage
war das Plateau am Rand der Wetterau vom
5. Jahrtausend v. Chr. bis ins hohe Mittelalter
ein beliebtes Siedlungsgebiet. Noch heute sind
die Überreste der Siedlungen im Gelände zu
sehen und machen den Glauberg zu einem ganz
besonderen Ort. Vor allem, nachdem man in der
Zeit zwischen 1994 und 1999 zwei Grabhügel
mit drei keltischen „Fürstengräbern“ inklusive
reichhaltigen, vollständig erhaltenen außergewöhnlichen Grabbeigaben fand. An diesem Ort
wurde von 2008 bis 2011 das Keltenmuseum
gebaut, dessen Architektur auf große Gesten
verzichtet und sich zugunsten der historisch
geprägten Landschaft zurücknimmt. Als klar
konturierter und eindeutiger Baukörper fügt
sich das Keltenmuseum in den weitläufigen
Landschaftsraum ein. Halb im Hang verborgen
richtet es sich zum Keltenhügel aus und lässt
dabei bewusst den Grabhügel Hauptakteur sein.
Der geschützte Freiraum unter der mächtigen
Auskragung dient als Start- und Endpunkt für
die Erkundung des Museums. Eine breite Treppenrampe im Inneren des Gebäudes empfängt
38
Fotos: Werner Huthmacher
den Besucher und leitet ihn langsam in die Ausstellung. Der geschlossene Körper gewährt eine
Ausstellungssituation, die den lichtempfindlichen Exponaten gerecht wird und den Besucher
ganz in die Keltenwelt eintauchen lässt.
Dabei basiert die Ausstellungsarchitektur auf
dem übergeordneten Prinzip der Schichtung.
Die Geschichte und Kultur der Kelten wird in
einzelnen Schichten freigelegt und modelliert
in einem neutralen Raum differenzierte Zonen
und Übergänge. Unterschiedlich geformte, horizontal verlaufende und vertikal geschichtete
Bänder, die vor- und zurückspringen, bilden
wandlungsfähige Ausstellungskörper. Es entsteht kein streng vorgegebener Parcours, son-
Ausflugstipp
dern ein offenes fließendes Ausstellungskonzept, das die vielseitigen Aspekte der Keltenwelt
zusammenführt. Einer der Höhepunkte der
Ausstellung ist das große Panoramafenster,
das einen beeindruckenden Ausblick auf den
Grabhügel ermöglicht, der so zum eigentlichen
Ausstellungsstück wird.
Die kompakte Form wird durch eine Verkleidung aus großformatigen Cortenstahlplatten
unterstützt. Die weitestgehend stützenfreien
Räume werden über sechs Meter hohe Stahlfachwerke in den geschlossenen Seitenwänden
ermöglicht, die als Auflager für die leichten
Geschossdecken dienen. Die Rückverankerung
ist als konventioneller Stahlbeton-Massivbau
konstruiert.
Die kompakte Bauform und geringe Hüllfläche reduzieren den Primärenergiebedarf. Die
hinterlüftete Metallfassade aus Cortenstahl,
die energetisch einen optimalen Standard darstellt, minimiert die Betriebskosten, da laufende
Wartungskosten entfallen. Auch die technische
Gebäudeausrüstung wurde unter nachhaltigen
Aspekten konzipiert und entspricht diesem Anspruch mit einer CO²-neutralen Holzpelletheizung und einer Lüftungsanlage mit hocheffizienter Wärmerückgewinnung.
www.kadawittfeldarchitektur.de
39
Architektur
Architektur
Brauhaus Goldener Engel
Fotos: Jens Willebrand
Ein Brauhaus im Spannungsfeld zwischen Moderne und Tradition
Ein Brauhaus im Rheingau – das klingt nach Sushi in Passau. Doch dieser nahe liegende Schluss
ist nicht ganz richtig. Denn schon die auf dem anderen Rheinufer gelegene Zisterzienserabtei Kloster Eberbach verfügte über ein aus der Barockzeit
stammendes Brauhaus. Dessen auf zwei soliden
Mittelpfeilern lastendes Kreuzgratgewölbe lässt
eher an ein Kirchenschiff denken als an eine Fabrikationsstätte. Dieses Spannungsfeld zwischen
dem Erhabenen der Sakralarchitektur und dem
Profanen der Braukultur, gleichzeitig zwischen
Tradition und Moderne, nutzt der Neubau des
Brauhauses „Goldener Engel“ in Ingelheim.
Die Gebäudegrundform beschreibt ein V. Die
beiden Schenkel des V umschließen einen Innenhof, der sich nach Westen zur Abendsonne
und zu einem unverbaubaren Naturschutzgebiet
hin orientiert. Während der Südflügel des Gebäudes den Hauptgastraum beinhaltet, beherbergt
der Nordflügel einen Veranstaltungssaal sowie
die Basis des V´s, Zugang und Küche. Aus dem
Raumprogramm definiert sich ein kontinuierlich
gefaltetes Band, das mit der Bodenplatte beginnend in den Stirnwänden der Gebäudeflügel
40
ansteigt und über zwei gegenläufig steigende
bzw. abfallende Deckenabschnitte im Kopfteil
mit zwei überlappenden Platten als Galeriegeschoss bzw. Dach endet. Aus dem Motiv des
Auf- und Absteigens der Faltung entstehen ein
spannungsvoller Baukörper und überraschende interne Überlagerungen, Verbindungen und
Sichtbeziehungen. Die Fassade mit ihren vielen
Schlitzen und Fensteröffnungen kann als Partitur
eines Musikstücks gelesen werden, in dem die
Tonhöhe durch die Schlitzhöhe, die Tonlänge
durch die Schlitzbreite und der Rhythmus durch
Architektur
die Schlitzabstände definiert wird. Diese Partitur haben die verantwortlichen Architekten der
Arbeitsgemeinschaft Hille/ Franken Architekten
mit einem aus dem Internet herunter geladenen
Klingeltonkompositionsprogramm parallel zum
Prozess vertont und zur Kontrolle gehört. Hier
schließt sich der Kreis zu den antiken Tempeln in
Athen, deren Säulenordnung nach harmonischen
Prinzipien konzipiert wurde und zu den Fassaden der Renaissance nach Zahlenproportionen
bei Alberti. Im Brauhaus variiert die Wandgestaltung von der vollflächigen Schließung über
die Lochfassade bis zur Säulenarkade. Schon zur
Straße hin werden die kupfernen Braukessel für
vorbeifahrende Autos sichtbar. Die Reihung der
Edelstahllagertanks setzt diesen Effekt fort. Im
Inneren sind alle Stationen des Brauprozesses
für die Besucher erlebbar. Die Sudkessel sind
dabei durch einen zweigeschossigen Luftraum
wie ein Altar besonders hervorgehoben. Im Sudkessel wird aus Wasser, Hopfen und Malz unter
dem Einfluss von Feuer das Bier gekocht. Der
Goldene Engel erreicht seine Stimmigkeit durch
die Nutzung der in der Tradition verwurzelten
Verwandtschaft von Orten der Transformation
von Stofflichem und Feinstofflichem, der Nahrungsaufnahme und der Religionsausübung, der
Mahlzeit und des Abendmahls.
www.franken-architekten.de
41
Lichttechnik
Ocular Wandleuchten aus farbigem Glas
Neues Leuchtendesign und innovative LED-Technologie
Der Leuchtenhersteller Licht im Raum hat auf
der letzten Light+Building die neue Wandleuchte Ocular vorgestellt, die mit farbigem Glas Akzente setzt und im Wohn- und Objektbereich für
eine sehr moderne Ausstrahlung sorgt – sowohl
lichttechnisch als auch formal. Ihre hohe Designqualität harmoniert sehr gut mit heutigen
Interieurs. Nicht zuletzt, weil es dem Lichtdesigner Daniel Klages gelungen ist, das Konzept
einer zeitgemäßen Wandleuchte von Grund auf
neu zu entwickeln: in effizienter LED-Technik
und mit neu entworfenem Glasschild. In vier
unterschiedlichen Farben lassen sich mit der
Ocular Wandleuchte Einrichtungskonzepte jetzt
äußerst stimmig realisieren.
Mit Ocular Spot hat Licht im Raum darüber hinaus eine neue Generation von Anbaustrahlern
vorgestellt. Die Strahler überbrücken spielerisch
die unterschiedlichsten Wandabstände. Vor allem aber sorgen sie für eine ganzheitliche und
innovative Lichtgestaltung innerhalb des Ocular
Systems. Mit 12 Strahlern unterschiedlichster
Bauart, beispielsweise als doppelköpfige und im
Ausstrahlwinkel verstellbare Varianten, lassen
42
Fotos: Licht im Raum
sich nahezu alle Lichtsituationen bewältigen. Ob
zur Flur- und Bild­a nstrahlung, als Zusatzlicht
im Büro oder in Treppenhäusern und Praxisbereichen – überall erzeugen Ocular Spots ein
angenehm warmes Licht, das überdies ganz
unkompliziert dimmbar ist.
Die neu in die Serie 100 des Ocular Systems
integrierte LED-Technologie erweitert die Einsatzmöglichkeiten der Leuchte noch einmal beträchtlich. In technischer Hinsicht erzielt sie
eine enorme Lichtausbeute und ist zudem standardmäßig dimmbar. Die geschlossenen Profile
schliessen zudem das Design harmonisch ab.
Alternativ lassen sich die Linsen weiterhin mit
2 x 50W ES Niedervoltlampen oder effizienten
35W Metallhalogendampflampen bestücken.
www.licht-im-raum.de
Inneneinrichtung
Anzeige
Vielseitige Küchenlösungen
Fotos: Dunja Moralic
bulthaup in der Berliner Straße
Sich die perfekte Küche zusammen zu stellen, die
alle individuellen Wünsche erfüllt und vielseitige
Lösungen bietet, ist oft eine große Herausforderung. In Frankfurt und der Rhein-Main-Region
findet man in der bulthaup Filiale Berliner Straße einen unterstützenden Partner, der einem bei
der Wahl der richtigen Küche mit einer großen
Auswahl und vor allem mit perfekter Beratung
zur Seite steht. Wer höchste Ansprüche an Ästhetik und Produktqualität stellt, ist hier an der
richtigen Adresse. Seit über 25 Jahren werden in
der Berliner Straße erfolgreich Kunden, bei der
Konzeption ihrer innovativen und designorientierten Küchen, beraten. Dabei geht das Frankfurter bulthaup Team immer sehr präzise auf die
individuellen Wünsche und Erfordernisse ein.
Auf der 280 m2 großen Ausstellungsfläche sind
beispielhafte Küchen eingerichtet, in denen die
bulthaup Qualität unmittelbar erfahren werden
kann. Unter anderem wird hier das System bulthaup b3 präsentiert, was die klassischen Themen
der Küchenmarke – Reduktion, Ästhetik und
Ergonomie – erfrischend neu interpretiert. Das
System bietet nicht nur ungewöhnlich vielseitige
und überraschende Lösungen für das Ausstatten
der perfekten Küche, auch die funktionelle und
ästhetische Veränderung von Räumen die weit
über den Arbeitsbereich Küche hinausgehen wird
hier entwickelt. Leitmotiv der Ausstellung ist eine
erweitert gedachte, ganzheitliche Küche, die fließend in den Wohn- und Lebensraum übergeht.
www.bulthaup-berlinerstrasse.de
43
Öffentliche Bauten
Eine Kirche für die Jugend
Spannende Veranstaltungen in der Peterskirche
Fotos: jugend-kultur-kirche sankt peter gGmbH/ Eisele Staniek architekten+ingenieure Inmitten der Frankfurter Innenstadt befindet sich
die evangelische Peterskirche, die im Stil der Neurenaissance erbaut wurde. Selbstbewusst positioniert sie sich als Gebäude aus einer anderen Zeit,
das auch nach seinem Wiederaufbau in den 60erJahren nichts von seiner Ausstrahlungskraft verloren hat. Auch wenn bis auf die farbigen Glasfenster
des Malers Charles Crodel nur noch wenig an die
Geschichte des Gebäudes erinnert, das 2007 zur
Jugend-Kultur-Kirche umgebaut wurde und seitdem als evangelisches Veranstaltungszentrum Platz
für Jugendliche zwischen 14 und 25 Jahren bietet.
Leitidee des Umbaus war es, die ursprünglich typologisch richtige Grundstruktur herauszuarbeiten
und zu zelebrieren. Die Sankt Peterskirche ist – wie
alle Kirchen aus dieser Zeit – lang, schmal und
hoch erbaut worden. Ursprünglich besaß sie ein
Haupt- und ein Seitenschiff. Dies wurde allerdings
im ersten Umbau, der 1960 erfolgte, negiert. Stattdessen wurde eine neue Raumanordnung in das
Gebäude gezwängt. Diese Veränderung haben die
Architekten beim letzten Umbau wieder rückgängig gemacht. Heute erfolgt die Trennung zwischen
Haupt- und Seitenschiff durch eine 400 m2 große
44
profillose Glaswand, die ein zentrales Element in
der heutigen Sankt Peterskirche ist.
Eine weitere Neuerung sind die vier lebensgroßen Figuren, die ebenfalls im Mai rund um
die Jugendkulturkirche Sankt Peter aufgestellt
wurden und als Wegweiser in das Gebäude der
Kirche hineinführen. Ihrer richtungsweisenden
Funktion werden sie auch im Internet gerecht.
Insgesamt sind acht Figuren in unterschiedlichen
Positionen entwickelt worden, wobei ihre Namen
auch ihre Körperhaltung widerspiegeln. So gibt
Öffentliche Bauten
es neben dem dynamischen „Breakdancer“, auch
eine „Tänzerin“, einen „Moonwalker“ sowie eine
weibliche zeigende Figur, einen Mann an der Bar,
den Handstand, eine Figur mit Bauchladen und
eine Figur mit dem Namen „Crazy bound“, der die
Haltung eines Springenden wiedergibt. Während
die ersten vier Figuren bereits ihren Platz in der
Jugend-Kultur-Kirche gefunden haben, wurden
zwei weitere schon produziert. Noch im Laufe dieses Jahres sollen sie ebenfalls an einem geeigneten
Platz im Umfeld um die Kirche herum aufgestellt
werden. „Die Figuren sind sehr schwer, da sie aus
Eisen angefertigt sind. Das Material rostet mit der
Zeit, so dass die Figuren nach und nach einen
rötlich-braunen Ton annehmen und sich damit der
Farbe der Kirche anpassen“, erklärt Pfarrer Klein.
Die Idee zu den Figuren ist eine Gemeinschaftsproduktion vom Architekten Claus Staniek vom
Darmstädter Büro es+, von Thorsten Garsten von
der Agentur Garsten Young für Kinder- und Jugendmarketing sowie von Pfarrer Eberhard Klein,
Geschäftsführer von Sankt Peter. „Uns war es wichtig etwas zu finden, das jugendgerecht, aber gleichzeitig auch keine Werbung ist“, schildert Pfarrer
Klein. Vor diesem Hintergrund ist nach und nach
die Idee zu den Figuren entstanden. „Ebenso wie
die Figuren eine Bewegung darstellen, so sind auch
die Teilnehmer, die bei unseren Angeboten mitmachen, in Bewegung“, erklärt der Pfarrer.
Architekturgespräche in der Jugend-Kultur-Kirche
Unter dem Motto „Building the future“ fand
2012 das dritte Architekturgespräch der Albrecht Jung GmbH & Co. KG statt, wobei diesmal vor allem die „jungen“ Planer im Fokus
standen.
Passend zum Thema war mit der Jugend-KulturKirche St. Peter, die in 2002 zu einem multifunktionalen Veranstaltungsraum umgebaut worden
war, der richtige Ort gewählt. Rund 190 Architekten waren der Einladung von Jung gefolgt,
um sich über aktuelle Werkberichte zu informieren, Tipps für die eigene Berufspraxis zu
erhalten und über die Baukultur in Deutschland
und weltweit zu diskutieren. Einleitend erklärte der verantwortliche Key-Account-Manager,
Michael Schuster: „Jung wird in der dritten Generation als Familienunternehmen geführt. Uns
ist seit inzwischen 100 Jahren wichtig, Ihnen
auf verschiedensten Ebenen zeitgemäße und
hochwertige Produkte anbieten zu können.“
Nach einer anregenden Podiumsdiskussion
und zahlreichen Vorträgen wurden die Themen
anschließend im Bewirtungsbereich von Sankt
Peter vertieft diskutiert. Einheitliche Meinung
der Teilnehmer war: „Mit dieser Fachveranstaltung hat Jung ein für uns wichtiges Thema
aufgegriffen. Wir bekamen viele Anregungen
für unsere eigene Arbeit. Besonders positiv
fanden wir, dass Jung offene und hochkarätige
Podiumsteilnehmer gewann und keinen Werbeevent ausrichtete.“ Für die Praxis und ihre
integralen Planungen wird auch der persönliche
Austausch von Herstellern und Planern immer
wichtiger. In diesem Sinne finden die nächsten
Jung Architekturgespräche in Düsseldorf und
Berlin statt. www.jung.de
45
© Chris Kister
@ Stephan Gawlik
Architektur
Schwarzer Diamant mit Strahlkraft
Vor vier Jahren erwarb die IFM Immobilien AG
die Zeilgalerie und führte eine umfassende
Revitalisierung des 1992 eröffneten Gebäudes
durch. Das Wiesbadener Designbüro 3deluxe
verschaffte dem Bestandsbau auf der Frankfurter Zeil ein neues, aufmersamkeitsstarkes
Gesicht, indem es die Außenhülle durch eine
innovative LED-Fassade ersetzte. Dafür bekam
das Büro kürzlich einen red dot design award
verliehen. Die ursprüngliche Dreigliedrigkeit des
Gebäudekörpers wurde beibehalten. Lediglich in
Material und Farbgebung wirken die Außenfassaden auf elegante Weise neu vereinheitlicht: Eine
schwarze Haut aus glatten Metall­paneelen und
dunklen Glaselementen überzieht seine Schauseiten. Hinter dem gläsernen Screen entfaltet eine
Medieninstallation aus knapp 42.000 Einzel-LEDs
ihre Wirkung, jede von ihnen einzeln steuerbar.
Damit lässt sich auf der Fassade eine beeindruckende Vielfalt ornamental wirkender Lichtbilder
erzeugen: Klare-geometrische Muster verwandeln
sich in organisch anmutende Licht- und Schattenspiele, feine lineare Akzente wechseln sich
mit eindrucksvollen großflächigen Effekten ab.
Die animierte Fassade strahlt über die Einkaufs46
Fotos: IFM Immobilien AG – Chris Kister/ Stephan Gawlik © Chris Kister
Die Zeilgalerie in neuem Look und mit nachhaltiger Technik
straße weit hinaus. Aber nicht nur das Äußere
wurde einem Face-Lifting unterzogen. In einem
zweiten Bauabschnitt gestaltete 3deluxe auch
alle öffentlichen Innenräume komplett neu und
verwandelte sie in eine zeitgemäße Lifestyle- und
Shoppingwelt.
Der zentrale Eingangsbereich wurde transparenter und offener artikuliert – mit seinem
durchgehenden Vordach wirkt er heute deutlich großzügiger als vorher. Der bis zur äußeren
Schaufensterfront durchgezogene Bodenbelag
mit seiner dynamisch geschwungenen Linienführung leitet den Besucher unweigerlich in
das Gebäude hinein. Das überwiegend in Weiß
gehaltene, hell ausgeleuchtete und auf wenige
Materialien reduzierte Interior steht dabei in
einem spannungsvollen Kontrast zur schwarzen
Außenhülle. Ehemals offen liegende Trag- und
Versorgungsstrukturen wie die Unterseiten der
Rolltreppen wurden komplett verkleidet, was zur
Beruhigung des Gesamtbildes deutlich beiträgt.
Weite Teile der Gebäudetechnik wurden zudem
nachhaltig runderneuert. Hightech mit maximaler Energieeffizienz und einem optimalen
© Stephan Gawlik
Architektur
© Chris Kister
© Stephan Gawlik
Komfort für Mieter und Besucher bildete die
hohe Messlatte aller Maßnahmen. So wurde ein
modernes, dem Bedarf anpassbares System zur
Kälteerzeugung integriert, das energetisch und
wirtschaftlich besonders nachhaltig ist. Allein
der Primärenergiebedarf kann so um bis zu 36%
gesenkt werden. Gleichzeitig wird überschüssige
thermische Energie aus den Lüftungsanlagen
zur Wärmerückgewinnung genutzt. Der CO2Ausstoß ließ sich so auf weniger als ein Viertel
reduzieren. Auch beim Beleuchtungskonzept
wurde auf maximale Einsparungspotentiale
geachtet: Durch die Verwendung moderner
und leistungsfähiger Leuchten in Verbindung
mit einer zeitgemäßen Lichtsteuerung ist die
neue Anlage heute dreimal so effektiv.
Bereits mit Fertigstellung der Fassade eröffneten zahlreiche neue Shops auf den ca. 11.000 m2
Einzelhandelsfläche ihre Läden, etwa der neue
Benetton Flagshipstore, das Kosmetiklabel essence oder seit September 2011 der Sankthorst
Concept Store. Im August wird mit der Astor
Film Lounge Frankfurts erstes Premium-Kino
auf oberster Etage mit Doorman und Garderobe
eröffnen. In der Cocktailbar lässt sich dann hier
der Kinoabend stilvoll ausklingen. Ob Gastronomie oder Shops - mit der erfolgreich bei laufendem Betrieb durchgeführten Revitalisierung
konnte der Ruf der Zeilgalerie neu belebt werden,
einer der angesagtesten Treffpunkte für aktuelle
Markentrends und urbanes Leben zu sein.
www.ifm.ag
www.zeilgalerie.de
www.3deluxe.de
47
© Dieter Leistner
Architektur
Den Holzduft noch in der Nase
Beim „Don Bosco“-Neubau stehen natürliche Materialien im Fokus
Fotos: Taufik Kenan/ Dieter Leistner/ Frank Scholl © Taufik Kenan
© Taufik Kenan
Der Neubau des Verwaltungs- und Tagungshauses „Don Bosco“, der 2010 auf dem Gelände des Katholischen Jugendwerkes entstanden
ist, bildet die zentrale Stelle der Katholischen
Jugendarbeit des Bistums Mainz. Städtebaulicher Ausgangspunkt des Entwurfs ist die bestehende Kapelle, die das geistige Zentrum der
Gesamtanlage darstellt. Gemeinsam mit dem
Übernachtungsgebäude Sophie-Scholl und der
Kapelle bildet der Neubau ein Ensemble und
schließt innenräumlich an die Kapelle an. Das
Erdgeschoss ist durch den regen Tagungsbetrieb
48
der Kinder, Jugendlichen und jungen Erwachsenen geprägt. Hier befindet sich der große Speiseund Veranstaltungssaal, dessen Fensterfronten
vollständig geöffnet werden können. Vier weitere
Besprechungsräume sind zum Garten orientiert
und bieten Ruhe für Seminare, Schulungen und
Tagungen. In den beiden Obergeschossen sind
umlaufend Einzel- und Doppel­büros für konzentrierte Arbeit angeordnet. Dazwischen liegt
das zweigeschossige Atrium, das mit Teeküchen,
Stehtischen und Sofas Raum für Kommunikation
und Austausch bietet.
© Taufik Kenan
© Taufik Kenan
Architektur
© Frank Scholl
© Dieter Leistner
Die gesamte Außenfassade, die Geschossdecke
und das Dach sind in Holzbauweise errichtet,
wobei es sich im Bereich der Außenwände
um eine Holzständerkonstruktion und im
Gebäudeinneren um eine kombinierte StahlHolz-Skelett­
konstruktion handelt. Durch
die reduzierte Auflösung des Tragwerks im
Gebäudeinneren und der Leichtbauweise der
Trennwände lassen sich die Räume auch für zukünftige Nutzergenerationen verändern und auf
deren Bedürfnisse anpassen.
In der Fassade sind durchgängig raumhohe
Fenster und Verglasungen umgesetzt, die von
vertikal durchlaufenden Holzlisenen strukturiert
werden. Durch diese vorstehenden Lisenen treten
in der Schrägansicht die Fenster erst zurück und
verschwinden ab einem bestimmten Sichtwinkel
dann ganz, so dass in dieser Perspektive eine reine
Holzfassade zu sehen ist.
In seiner äußeren Erscheinung hebt sich der
Neubau prägnant von seiner städtebaulichen
Umgebung ab und vermittelt durch das Mate-
rial Holz gleichzeitig den Zustand von Neuheit
und bescheidener Eleganz. Im Innenbereich entsteht durch die horizontale Wandverschalung aus
Weißtanne-Profilbrettern in Kombination mit
einer Holzstäbchendecke aus verdeckt befestigten
Weißtanneleisten eine angenehme und natürliche Innenraumqualität. Aus baubiologischen
Erwägungen wurde hier bewusst auf Klebstoffe,
Anstriche und andere geruchsemittierenden Baustoffe verzichtet, so dass im gesamten Gebäude
ein dezenter Holzgeruch wahrnehmbar ist.
www.af-architekten.de
49
Immobilien
Modernes Wohnen in grüner Idylle
Neubau von zwei Mehrfamilienhäusern in Praunheim
Illustrationen: stellium-immobilien
Nordwestlich von der Frankfurter Innenstadt
liegt der Stadtteil Praunheim, der von kleinen
Gärtchen und dem nahe gelegenen „Ginnheimer Wäldchen“ geprägt ist und dadurch einen
dörflich-agrarischen Charakter aufweist. Ein
idealer Ort also für alle, die ruhiges Wohnen
im Grünen bevorzugen, dabei aber trotzdem in
der Nähe der Innenstadt leben und von einer guten Anbindung an die City profitieren möchten.
Genau hier, in der Nähe des Nordwestkrankenhauses, soll in der Zeit von August 2012 bis
September 2013 die Résidence Fleurie entstehen.
Verantwortlich für die Vermarktung des Objekts
ist die Firma Stellium Immobilien aus Frankfurt. Zwei Mehrfamilienhäuser, die insgesamt
26 Wohneinheiten umfassen, sind in eine parkähnliche Anlage eingepasst, da zwischen den
beiden Gebäuden eine Gartenanlage angelegt
wird. Durch die zwei getrennten Gebäude entsteht eine gewisse Leichtigkeit in der Bauweise.
Jede Wohnung verfügt über eine Terrasse oder
einen Balkon, die überwiegend in den Innenbereich der Grünanlage weisen. Dabei handelt
50
es sich um 2- bis 4-Zimmer-Wohnungen sowie
Maisonettewohnungen. Alle Erdgeschosswohnungen verfügen über ein Sondernutzungsrecht des Gartens und sind aus diesem Grund
insbesondere für junge Familien geeignet, da
auch ein Kinderspielplatz im hinteren Bereich
der Grünanlage geplant ist. Im Haus 4 befinden
sich 16 Wohnungen, während es im Haus 6 zehn
Wohnungen sein werden, die sich auf insgesamt
fünf Stockwerke verteilen. „Sowohl die beiden
Wohngebäude als auch alle Wohnungen werden
barrierefrei gebaut sein, so dass sich die gesamte
Anlage auch für Senioren besonders gut eignet“,
sagt Herr Trubel, Geschäftsführer der Stellium
Immobilien
Stellium Immobilien
Bereits seit 20 Jahren vermittelt das Unternehmen Stellium weltweit hochwertige
Immobilien als Kapitalanlage an Privatpersonen. Insgesamt wurden bereits 32.000
Wohneinheiten in Frankreich, Kanada und
Deutschland vermarktet. Seit 2007 ist Stellium nun auch auf dem deutschen Markt
präsent und verfolgt hier ebenfalls seine
bewährte Strategie. So bietet Stellium passende Immobilienlösungen für den Vermögensaufbau, die Altersvorsorge, Absicherung der Familie und die Ausschöpfung
steuerlicher Möglichkeiten.
Immobilien. Eine Grünzone sorgt für entsprechenden Lärm- und Sichtschutz. Die Wärmeversorgung aller Wohneinheiten erfolgt über eine
Gasheizung, wobei jede Wohnung mit einer Fußbodenheizung unter dem Holzparkett und den
Badfliesen ausgestattet sein wird. Da ein Großteil
der Wohnungen über bodentiefe Fenster verfügt,
sind alle Räume sehr hell und lichtdurchflutet. Als
Bodenbeläge kommen in den Treppenhäusern,
Terrassen und Balkonen Natursteinböden zum
Einsatz, während die Badezimmer mit Keramik
gefliest werden. Standardmäßig erhalten alle Badezimmer Unterschränke unterhalb des Wasch-
beckens, die Duschen werden teilweise flach im
Boden eingelassen. Um einen hohen Komfort und
die Barrierefreiheit zu gewährleisten, sind drei
„Monospace Plus“-Aufzugsanlagen der Firma
Kone geplant, wobei die Ausführung im gehobenen Standard erfolgt. Auf Wunsch des Investors
kann zudem eine Küche eingebaut werden. Sollte
dies in Frage kommen, kann der Investor von
einem Vorzugspreis profitieren, den die Stellium
Immobilien mit einem anerkannten deutschen
Küchenlieferanten verhandelt hat.
www.stellium-immobilien.de
51
Gastronomie
Flughafenhotel mit City-Chic
Das Hilton Frankfurt Airport im THE SQUAIRE
Fotos: Quabbe+Tessmann
Direkt neben einem der größten Flughäfen Europas fand Ende 2011 eines der spektakulärsten
Bauprojekte des Kontinents seinen krönenden
Abschluss - das Hilton Frankfurt Airport öffnete seine Pforten. Das Hotel befindet sich im
futuristischen THE SQUAIRE, direkt über dem
ICE-Fernbahnhof und in unmittelbarer Nähe
des größten europäischen Autobahnkreuzes.
Auch die Frankfurter Innenstadt liegt nur 15
Minuten entfernt.
Passend zu diesem verkehrsgünstigen Standort
und der zukunftsorientierten Bauweise lautete
der Auftrag, ein „State-of-the-art“-Designkonzept zu erstellen. Ein Hotel im „city chic“ am
Frankfurter Flughafen. Den Hamburger Innenarchitekten von JOI-Design gelang es, die Mobilität dieses besonderen Ortes zu thematisieren
und den ruhebedürftigen Gästen gleichzeitig
einen Rückzugsort zur Erholung zu schaffen.
Inspiriert durch den nahegelegenen Frankfurter
Stadtwald geben natürliche Farben und Formen
den Gästen die Möglichkeit zur „Entschleunigung“ und sorgen für eine angenehme Wohlfühlatmosphäre. Bei der Gestaltung der 249
52
modernen Gästezimmer und Suiten standen
Arbeit und Entspannung gleichermaßen im
Fokus. Die 83 Executive Zimmer und 17 Suiten
sind noch großzügiger und bieten zusätzlichen
Komfort sowie Zugang zur exklusiven Executive
Lounge. Die Gäste erwartet ein warmes Ambiente sowie eine Ausstattung auf höchstem Niveau. Die Zimmer des Hilton Frankfurt Airport
sind mit dem modern umgesetzten Ohrensessel
aus dem Designhaus Moroso sowie dem optisch
leichtfüßigen Schreibtisch mit Glaselementen
echte Eye-Catcher. Zu den Freizeiteinrichtun-
Gastronomie
gen gehören das Fitnessstudio Hilton Fitness
by Precor®, das 24 Stunden am Tag, 7 Tage die
Woche geöffnet hat, sowie ein Wellnessbereich
mit Sauna, Dampfbad, Whirlpool und Solarium.
setzt. Das Hotel setzt mit seinem besonderen,
eleganten und modernen Innendesign Maßstäbe
im modernen Luxussegment.
Bereits beim Betreten des Hotels sorgt die imposante, gläserne Atrium-Lobby für einen „Wow“Effekt. Große goldene Dächer über der Rezeption erinnern an Engelsflügel. Echte Hingucker
sind auch die gegenüberliegende, in Erdtönen
gehaltene The FIFTH Lounge & Bar mit ihren
leuchtenden Glaskuben hinter der schicken Bar,
sowie die filigranen Deckenleuchten, die wie
farbige Kristalle durch das Atrium zu schweben scheinen. Im internationalen Restaurant
RISE sorgen goldene und rote Akzente für einen
besonders edlen Look. Das RISE beeindruckt
www.hilton.de/frankfurtairport
Ge w innsp iel :
Gleich zweifach genießen dürfen die Gewinner des CUBE-Gewinnspiels dieser
Ausgabe. Machen Sie mit und gewinnen
Sie mit etwas Glück eine Übernachtung
und Frühstück für 2 Personen.
allerdings nicht nur mit seiner Ausstattung, hier
wird auch überzeugend für das leibliche Wohl
der Gäste gesorgt. Die Speisekarte enthält viele
lokale Einflüsse. In der The FIFTH Lounge &
Bar erwartet die Gäste eine erlesene Kuchenauswahl vom Konditorweltmeister Bernd Siefert.
Ein weiteres Highlight ist der Ballsaal „Globe“.
Dieser ist als „Gebäude im Gebäude“ konzipiert
und spielt mit seiner länglichen, abgerundeten
Form auf die Architektur von THE SQUAIRE
an. Die sechs Meter hohe Saaldecke ist im Inneren mit zahlreichen Swarovski-Kristallen be-
Und hier unsere Gewinnspielfrage:
Wie heißen die Hamburger Innenarchitekten, die das Hilton Frankfurt Airport gestaltet haben?
Senden Sie uns bitte Ihre Antwort per E-mail
an [email protected] oder an CUBE,
Briedestraße 1-9, 40599 Düsseldorf. Einsendeschluss ist der 30. August 2012. Der Rechtsweg ist
aus­geschlossen. Unter den richtigen Einsendungen wird der Gewinner gelost. Der Gewinner wird
von uns schriftlich informiert und in der kommenden Ausgabe von CUBE bekannt gegeben.
53
Innenarchitektur
Das Palais im Diplomatenviertel
Sechs Gästezimmer erhalten neues Interieur Die Geschichte des Union International Club
ist eng mit dem Frankfurter Industriellen und
Mäzen Richard Merton verwoben, der in der
Zeit vom 1881 bis 1960 lebte und lange die Metallgesellschaft führte. Richard Merton war eine
wichtige Person innerhalb der Frankfurter Wirtschaftselite, die liberal und weltoffen dachte, auf
Toleranz und sozialen Ausgleich setzte. 1924 erteilte Richard Merton dem Frankfurter Architekt
Anton Eyssen einen ungewöhnlichen Auftrag:
Der Architekt sollte ein repräsentatives Bürgerpalais nach dem Vorbild des Holsteinischen Hauses
in Basel erbauen. Nachdem das Haus 1925 fertig
gestellt war, bewohnte Richard Merton mit seiner
Ehefrau Elisabeth Prinzessin Sayn-WittgensteinBerleburg und den Kindern das monumentale
lichterfüllte Palais im Diplomatenviertel. Im Jahre
1953 verkaufte Merton dann die Villa an die Stadt
Frankfurt – allerdings mit der Maßgabe, sie zu
einem Ort der Völkerverständigung zu machen.
Diese Prämisse führte 1956 zur Gründung des
Union International Club. Der Denkmalschutz
zählt seither zu den Kernzielen – die Villa ist
für ihn ein Vermächtnis der großen Frankfurter
Familie Merton. Getreu dem Motto: Wer seine
54
Fotos: Union-Club
Innenarchitektur
Vergangenheit ehrt, hat auch eine Zukunft. Weitere Ziele sind die internationale Völkerverständigung sowie die Unterstützung gemeinnütziger
Projekte. Heute ist der Union International Club
ein bedeutender Bestandteil im wirtschaftlichen,
politischen, sozialen und kulturellen Leben in
Frankfurt und über die Grenzen hinaus. Die im
neo-barocken Stil errichtete Villa Richard Mertons ist eine Insel der Ruhe und Eleganz mitten
in der Großstadt. Für das einzigartige Ambiente
sorgen das individuelle Interieur, der malerische,
weitläufige Park, der insgesamt 5.000 m2, viele
alte Bäume, einen Pool, eine Terrasse und die
Sternegastronomie umfasst.
Im Sommer 2011 gestaltete die Innenarchitektin
Catharina Baratta in Zusammenarbeit mit dem
Union International Club sechs der Gästezimmer
um. Um das einheitliche unverkennbare Ambiente in der Villa Merton weiterhin zu pflegen,
entstand ein Stil, der durch die Mischung von
Moderne und Tradition geprägt ist. Dieser Stil
verbindet alle Annehmlichkeiten und jeglichen
Komfort in stadtnaher, aber ruhiger Umgebung
mit Blick auf die wunderschöne Gartenanlage
des Union International Clubs. Die Villa Merton
ist ein idealer Ausgangspunkt für Messebesuche,
geschäftliche Treffen im Zentrum Frankfurts oder
ein privates Wochenende für Gäste, mit Palmengarten und der Alten Oper in der Nähe.
Die Villa Merton bietet von zwei bis hundert Personen ein besonderes Ambiente für unvergessliche
Veranstaltungen im geschäftlichen oder privaten
Rahmen. Alle Räumlichkeiten im Erdgeschoss
lassen sich zur Terrasse öffnen und bieten einen
wunderschönen Blick auf die herrliche Gartenanlage. 2009 sind nach siebenmonatiger Bauzeit im
Obergeschoss weitere repräsentative Räumlichkeiten für exklusive Anlässe bis vierzehn Personen
entstanden.
www.union-club.com
55
Anzeige
Innenausstattung
Besonderes Kennzeichen: Klares Design
Boffi stellt Neuheiten 2012 vor
Fotos: Boffi
Bereits seit über 75 Jahren steht das Unternehmen
Boffi im Bereich moderner Inneneinrichtung
weltweit für innovatives Design im Küchenund Badbereich. Besonderes zu schaffen, zählt
seit jeher zu den Maximen des Unternehmens.
Dabei hat Boffi das unverwechselbar klare Design
maßgeblich dem Designer und Art Director Piero
Lissoni zu verdanken. Auszeichnungen wie der
„Compasso d`Oro“ und der „Red Dot Award“ für
herausragendes Design sowie Ausstellungen im
MoMa New York und der Triennale in Mailand
belegen die internationale Wertschätzung des
Unternehmens.
Die Geschichte und Philosophie von Boffi spiegeln sich auch in den Neuheiten 2012 wider, die
wie jedes Jahr zur Internationalen Möbelmesse in
Mailand und insbesondere zur im Bereich Küche
bedeutenden Eurocucina präsentiert werden. Die
Neuheiten resultieren aus dem Anspruch, Innovation und Erfindungsgeist in Konzept, Form
und technischer Raffinesse zu verwirklichen.
Dabei zeichnet sich die Vielzahl an Novitäten
2012 insbesondere durch die Kombination neuer
Materialien und deren Anwendbarkeit aus, die
56
als Gesamtkonzept harmonieren und eine elegante Optik bieten. In allen drei Produktlinien –
Küchen, Bäder, Systemmöbel – werden komplexe
und zugleich feinsinnige Lösungen angeboten,
die einem anspruchsvollen Kundenkreis gerecht
werden. Die neue Küche K20 von Norbert Wangen ist ein für höchste Ansprüche entwickelter
Entwurf aus der neuen Boffi-Kollektion: formale
Maße und eine klare Geometrie, die sich wie ein
roter Faden durch die Geschichte des Unternehmens ziehen. Der Designer Piero Lissoni experimentiert bei seiner neuen Version der Küche
Innenausstattung
Anzeige
Aprile mit Arbeitsplatten aus weißem Corian®
und hauchdünnem Edelstahl, kombiniert mit
neuen massiven, geölten Türen in unterschiedlichen Breiten und Stärken, die eine elegante
Wirkung erzeugen. Auch im Bereich Bad sind
neue intelligente Lösungen für Boffi-Kunden zu
finden. Darunter zum Beispiel die Dusche Tape
von Monica Armani, das Badelement Quadtwo
von Jeffrey Bernett, ein für kleine Räume geplantes Möbel, oder die von Norbert Wangen und
Piero Lissoni kreierten Badschranksysteme B20
und Soho. Türen und Fachböden aus Glas gehen
hier eine Symbiose aus Leichtigkeit und Wesentlichkeit ein. Originäres finden sich auch bei den
Schranksystemen: Mit Greene arrangiert Piero
Lissoni ein selbsttragendes Schiebetürsystem mit
gebürsteten Aluminiumrahmen und transparenten Glastüren, die vom Boden bis zur Decke
reichen. Hinzu kommt mit Brompton ein vielseitiges Regal- und Trennsystem, das als Bücherregal und darüber hinaus im Küchen-, Bad- oder
Schlafbereich zum Einsatz kommen kann. Das
Frankfurter Team in der Kaiserstraße begleitet
die Kunden mit individueller Komplettbetreuung
und ganzheitlichen Planungskonzepten während
des gesamten Prozesses von der ersten Skizze bis
zur Auslieferung und Endmontage der Produkte.
www.boffi-frankfurt.de
57
Kunst und Kultur
FERIENSPASS LEGOBAUSTELLE Fotos: Andre Krueger
Deutsches Architekturmuseum zu Gast beim Kinderschutzbund Welcher große Baumeister hat nicht mal ganz
klein angefangen? Das Bauen mit Legosteinen
ist da sicherlich der Klassiker. Mit den standardisierten, flexibel zusammensetzbaren Teilen
lassen sich Baukörper und Räume in ganz unterschiedlichen Ausprägungen und Dimensionen
erschaffen. Ob der eigene fantasievolle Entwurf
oder ein möglichst originalgetreuer Nachbau, ob
allein oder im Team – das Bauen mit Legobausteinen lässt viele Spieloptionen zu.
Auch in diesem Sommer stehen wieder zahllose
Kisten mit Steinen bereit und warten auf ihre
Bauherren- und -meister. Die Erfahrung aus vielen Jahren Legobaustelle lehrt: Das Bauen kennt
keine Altersgrenzen. Das Fügen der Steine kann
für Kids ebenso spannend sein wie für die begleitenden Eltern oder Großeltern. Gegebenfalls
auch ohne Kinderbegleitung! Für Gruppen ist
eine Anmeldung erforderlich. Infos und Anmeldung unter: [email protected]
oder Tel. 069-212-47911.
Die sommerliche LegoBaustelle des DAM gastiert vom 30. Juni – 29. Juli 2012 erneut beim
58
Kinderschutzbund in der Orangerie im Günthersburgpark.
Täglich 10 - 18 Uhr / Eintritt 3 €
www.dam-online.de
Orangerie im Günthersburgpark
Deutscher Kinderschutzbund
Bezirksverband Frankfurt am Main e.V.
Comeniusstraße 37
60389 Frankfurt am Main
Auch in diesem Jahr werden wieder Kinderwettbewerbe organisiert mit folgenden Themen:
30. Juni - 08. Juli Lego international - berühmte Architektur aus
aller Welt
09. Juli - 15. Juli Mein Zimmer, Küche, Bad - Innenräume gestalten
16. Juli - 22. Juli Hoch, höher, Hochhaus - die Wolkenkratzer
23. Juli - 29. Juli Burgen und Schlösser - Das Mittelalter
«Mit Kunst grillieren.»
dEsIGN
a N dR E as R EICH l I N
pat EN t I ERt
W W W. F E U E R R I NG.C H
Interview
Architektur
Axel Meise
Axel Meise ist Autodidakt in Sachen Licht und Design. Als Student
entwirft und vermarktet er schon Mitte der 80er Jahre seine erste
Tischleuchte. Mit den darauf folgenden Niedervoltsystemen legt
er den Grundstein für das Unternehmen Axelmeiselicht. In seiner
Arbeit als Lichtgestalter kommt ihm der Gedanke eines umfassenden
„Lichtwerkzeugs“. Die ersten Skizzen für ein modulares Leuchtensystem – und damit die Initialzündung zu Occhio – bringt er Mitte
der 90er Jahre eines Nachts zu Papier. Das hochinnovative KopfKörper-Prinzip ist das Resultat folgender Überlegung: „Wie platziere
ich eine Lichtquelle im Raum genau da, wo sie benötigt wird – und
wie schaffe ich damit die optimale Lichtwirkung für die jeweilige
Situation?“ Occhio ist das Ergebnis einer 25-jährigen Beschäftigung
mit Licht und zugleich nur der Anfang eines kontinuierlichen Innovationsprozesses, denn: light is evolution.
www.occhio.de
Axel Meise
Axel Meise
Bei der io 3d Leuchte verwenden Sie neueste LED Technologie. Welche
Vorteile bringt diese dem Kunden?
Der größte Vorteil den die LED-Technik mit sich bringt ist die Energieeffizienz. Es gibt aber noch weitere Vorteile, wie z.B. die Wahl der Lichtfarbe.
Das heißt, ich kann wählen, in welcher Lichtfarbe ich mein Gebäude
oder meine Wohnung bzw. mein Haus beleuchten möchte. Außerdem
entstehen bei LEDs praktisch keine weiteren Kosten, da keine Wartung
nötig ist. Natürlich ist die Lebensdauer einer LED nicht endlos, aber
mehr als 20.000 Stunden sind auf jeden Fall realistisch. Je nach täglicher
Betriebsdauer sind das 5-20 Jahre. Darüber hinaus habe ich natürlich
Möglichkeiten, neue Wege in der Gestaltung zu gehen.
ohne LED gar nicht möglich gewesen. Die Zukunft geht also eindeutig in
Richtung LED. Aber auch die OLED, eine organische LED, ist eine interessante Entwicklung. Sie produziert eine vollkommen flächige Form der
Lichtabstrahlung. Da eine normale LED eine punktförmige Lichtquelle
darstellt, haben die beiden Techniken unterschiedliche Handlungsbereiche
und konkurrieren nicht miteinander. Allerdings halte ich punktförmige
Lichtquellen im privaten Bereich für besser geeignet, da das Licht damit
gezielter eingesetzt werden kann.
Aufgrund der geringeren Wärmeentwicklung bei LEDs – diese ist bei
gleichbleibendem Licht etwa fünf mal geringer als bei herkömmlichem
Halogen – eröffnet die Verwendung von LED ganz neue Möglichkeiten
bei Bauformen und -größen. Das geht bei uns soweit, dass auch die Handhabung einfacher geworden ist: Bei unserer neuen Serie io 3d können die
Leuchten direkt am Leuchtkörper angefasst und bewegt werden.
Hat sich durch die LED auch die Materialwahl des Leuchtenkörpers
geändert?
Generell sind andere Materialien und auch andere Formen möglich. Allerdings muss man weiterhin die Wärmeentwicklung berücksichtigen.
Diese ist zwar bei LED deutlich geringer, aber besonders auf der Rückseite der LED muss sie abgeführt werden. Wir setzen daher bei unserer
neuen Serie io 3d weiterhin auf Metall: der Kopf ist aus Vollaluminium.
Die Leuchtenbranche ist gerade erst dabei, herauszufinden, was mit der
LED alles möglich ist.
Sehen Sie neben der LED-Technologie weitere Neuentwicklungen
im Bereich Licht, die sich im privaten Bereich durchsetzen werden?
Obwohl es die LED schon so lange gibt, hat sie im privaten Bereich eigentlich gerade erst den Durchbruch geschafft. Denn erst jetzt sind LEDs
tatsächlich mit der nötigen Lichtqualität ausgestattet, und die Lichtmenge
ist viel höher geworden. Vor zwei Jahren haben wir mit der Più Serie unsere
erste LED-Leuchte vorgestellt, und die neue Leuchtenserie io 3d wäre
Verfolgen Sie beim Thema Formensprache eine bestimmte Philosophie?
Wir ziehen sehr konsequent „form follows function“ durch. In der Regel
finden Sie bei unseren Produkten nichts, was nicht aus der Funktion heraus da ist. Ich kann Ihnen bei jedem einzelnen Teil sagen, welchen Sinn
es hat, bei uns gibt es kein dekoratives Beiwerk, auch die Dimensionen
sind in keiner Form aufgebläht. Außerdem steht für uns die Zeitlosigkeit
des Designs und dessen Langlebigkeit im Mittelpunkt.
60
Interview
Occhio io 3d
Occhio Più alto
Gibt es seitens der Formensprache Inspiration aus anderen Bereichen?
Inspiration ist überall, in der Natur, Architektur, Design, Mode usw. Man
hat uns mal als das „USM des Lichts“ bezeichnet. Das nehme ich gerne zur
Kenntnis, die Langlebigkeit und die Funktionalität betreffend. Ansonsten
schauen wir uns natürlich andere Designmarken an, wie z.B. Apple oder
Audi. Da gibt es schon Parallelen, aber wir verfolgen unsere eigene Linie.
Welche Bedeutung hat für Sie das Objektgeschäft in Zusammenarbeit
mit Architekten?
Mit Occhio haben wir vertrieblich im Fachhandel angefangen. Darüber
haben wir hauptsächlich den Endverbraucher und privaten Bauherren
erreicht. Insbesondere durch unsere neuen LED-Produkte ist Occhio aber
auch für den Objektbereich interessant geworden. Wir entwickeln uns
dort konsequent weiter. Deswegen sind wir jetzt auch in engerem Kontakt
mit Architekten und Lichtplanern und kommunizieren die Vorteile von
Occhio. Denn wir sehen uns nun in einer besonderen Rolle, mit einem
Produkt, das beide Bereiche umfassend abdeckt und tatsächlich von der
Effizienz und Funktionalität alle Anforderungen erfüllt. Wir haben ein
Produkt geschaffen, das gute Gestaltung mit neuester Lichttechnik verbindet und so sowohl im Wohnbereich als auch im Objekt perfekt und
umfassend eingesetzt werden kann. Diesen Spagat, mit einem Produkt
beiden Bereichen gleichzeitig gerecht zu werden, das ist neu.
Gibt es für Sie Design-Ikonen, die bis heute Bestand haben?
Natürlich - das gute alte Bauhaus. Ohne einzelne Personen zu nennen, ist
die Grundidee, die Geradlinigkeit und die Intensität ein grundsätzliches
Vorbild. Außerdem kann man Dieter Rams nennen, oder, aus der heutigen
Zeit, Jonathan Ive. Wir folgen aber weder einem generellen Vorbild, noch
einer zu engen Philosophie. Wir wollen offen bleiben für Veränderungen,
insbesondere für die technischen.
Sie bringen alle zwei Jahre eine neue Serie auf den Markt. Was treibt
Sie an? Erwartet der Markt heute, dass man alle zwei Jahre ein neues
Highlight bietet?
Wir sind ja noch harmlos. Am Anfang hatten wir noch relativ lange Zyklen
von 4-5 Jahren, was für den Markt eher ungewöhnlich ist. Die schnellen
Zyklen der anderen werden Sie bei uns nicht finden. Inzwischen zeigen
wir alle zwei Jahre eine Neuheit, die dann aber wirklich umfassend und
zu Ende gedacht ist. Uns treibt natürlich auch der Technologiewandel an
und am Ende sind wir mit der LED-Technik fast schon in der Computerindustrie angekommen. Diese Gelegenheiten, die sich aus neuen Lichtquellen ergeben, regen natürlich die Phantasie an. Wir laufen nicht einer
Nachfrage hinterher, sondern wir haben eine Idee, die zu dem Zeitpunkt
niemand erwartet hat, dann entsteht die Nachfrage von selbst.
Haben Sie auf der Messe light + building im April gespürt, dass Sie es
schaffen dieses Thema zu transportieren?
Ja, bei uns ist es immer so, dass man sich intensiver mit dem Produkt beschäftigen muss, um es wirklich zu verstehen. Das ist die Philosophie, das
Konzept hinter Occhio. Auf den ersten Blick sieht man ein Designprodukt.
Erst beim zweiten Blick sieht man die Multifunktionalität. Dann ist man
von dem Produkt und dessen Möglichkeiten überrascht und inspiriert.
Herr Meise, wir danken Ihnen für das Gespräch.
61
Innenausstattung
Architektur
Italian woodflooring meets contemporary design
SLIDE von Listone Giordano
Zum ersten Mal in der Welt der Fußböden kann
der Endverbraucher, der Interior Designer oder
der Architekt über das Design seines eigenen
Fußbodens entscheiden. Man wird involviert,
sogar eingeladen an der Gestaltung teilzunehmen. Das Konzept basiert auf der Idee eines
Rechtecks, diagonal geteilt, damit zwei rechtwinklige Trapezflächen entstehen. Diese Formen
in zahlreichen Möglichkeiten kombiniert, kreiert unzählige Konfigurationen. Das Rechteck
wird durch eine Diagonale geteilt und bildet
somit zwei rechtwinklige Trapezoide. Diese
sind in mehreren Formgruppen kombinierbar
und wiederholen sich nie. SLIDE ist zusammengefügt aus drei Trapezoiden. Die Formen der
Trapezoide wurden mit der Absicht gewählt, ein
Ganzes zu bilden, dessen Symmetrie dennoch
immer unterschiedlich ist. Je nachdem wie die
Trapezoide gefügt sind, werden neue faszinierende Designs geschaffen, auch wenn nur ein
Modul verwendet wird. Wenn beispielsweise
62
Fotos: Sergio Chimenti
Collection Quadrone- by Michele De Lucchi
Innenausstattung
Collection Slide by Daniele Lago
Collection Slide by Daniele Lago
Collection Foxtrot by Matteo Nunziati
Modul 2 mit Modul 3 zusammengefügt wird,
erhält man einen Fußboden mit unregelmäßiger
Verlegung, der einen Eindruck von vielschichtiger Ursprünglichkeit der Formen vermittelt,
jedoch nur aus zwei Modulen besteht. Dieser
Fußboden macht dem klassischen Holzfußbodenschema von Dielen oder Stäben Konkurrenz.
Die Origami Technik diente als Inspiration,
um den Holzfußboden durch innovative Formen und überraschende Perspektiven weiter zu
entwickeln: Eine rechteckige Form wechselt in
einen Rhombus und bildet entsprechend einer
magischen Formel grenzenlose Vielfalt. Das
Produkt rotiert, gleitet und fügt sich zusammen
in endlosen Formgruppen. Die ungewöhnlich
geometrischen und trapezoidalen Formen laden
durch Spiel und Kombination dazu ein, an dem
eigenen, persönlichen Lebensstil mitzuwirken.
Michele de Lucchi werden die massiven Elemente
aus antikem Teakholz so miteinander verbunden,
dass neue Formen entstehen. Dieses System kann
auch als Wanddesign verwendet werden.
Die Kollektion Foxtrot von Matteo Nunziati besteht aus einem Gitter von verknüpften Linien,
welche durch ihre Holzstruktur die traditionelle
Form des Holzfußbodens hinter sich lässt und so
eine neue Eleganz gewinnt. Bei Quadrone von
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Haustechnik
Klimaschutz trifft Wohnqualität
CO2-neutrales Wohnen im modernisierten Siedlerhaus
Fotos: VELUX/ Adam Mørk
Das LichtAktiv Haus ist der deutsche Beitrag
zum europaweiten Velux Model Home 2020
Projekt. Im Rahmen des Experiments begaben
sich Tageslichtexperten auf die Suche nach dem
Bauen und Wohnen der Zukunft. Die Modernisierung einer Doppelhaushälfte aus den 1950er
Jahren sollte zeigen, wie sich optimale Energieeffizienz und hoher Wohnwert zukunftsweisend
verbinden lassen. Die Ziele: CO2-Neutralität im
Betrieb und ein gesundes Raumklima für die
Bewohner mit viel Tageslicht und frischer Luft.
Insgesamt wurden im Rahmen des europa­weiten
Experiments sechs Konzepthäuser errichtet. „Um
das zukunftsweisende Modernisieren auch für
mittlere und kleinere Budgets realisierbar zu machen, kalkulierten unsere Experten zwei zusätzliche Modernisierungs-Varianten in geringerem
Umfang. Die Berechnungen zeigen Modernisierern, Handwerkern, Architekten und Planern,
welche Maßnahmen jeweils die besten Ergebnisse für das eingesetzte Budget erzielen“, erläutert
Dr. Sebastian Dresse, Geschäftsführer der Velux
Deutschland GmbH. Die zum LichtAktiv Haus
umgebaute Doppelhaushälfte in Hamburg ver64
bindet beispielhaft intelligentes Energiedesign mit
hohem Wohnwert. Eine Tageslichtarchitektur
versorgt das Gebäude mit viel Licht und frischer
Luft und sorgt so für Wohlbefinden. Gleichzeitig
unterstützen solare Energieeinträge durch die von
18 auf 93 m2 erweiterte Fensterfläche die Heizung
und in den tageslichtdurchfluteten Räumen kann
auch an trüben Tagen meist auf künstliche Beleuchtung verzichtet werden. Ein neu errichteter
Anbau bietet zusätzliche Wohnfläche und steht
darüber hinaus im Mittelpunkt des innovati-
Haustechnik
ven Energiekonzeptes: Die auf dem Dach des
Anbaus installierten Photovoltaik-Module und
Solarthermie-Kollektoren erzeugen in Kombination mit einer Luft-Wasser-Wärmepumpe die im
LichtAktiv Haus für Heizung, Warmwasser und
Strom benötigte Energie und ermöglichen in der
Jahresbilanz einen CO2-neutralen Betrieb. Da das
LichtAktiv Haus mehr Energie erzeugt, als von
seinen Bewohnern und dem Gebäude selbst theoretisch verbraucht wird, können außerdem auch
Emissionen, die durch Herstellung, Instandhaltung und Entsorgung der Gebäudekonstruktion
anfallen, mit fortschreitendem Betrieb abgebaut
werden. Rein rechnerisch erreicht das LichtAktiv Haus dadurch nach 26 Jahren ein neutrales
Treibhauspotential – so das Ergebnis der von
der TU Darmstadt erstellten Ökobilanz. Eine
Modernisierungs-Variante, die auf einen VierPersonenhaushalt ausgelegt ist.
Einen Schritt weiter geht die Erweiterungs-Modernisierung, die Wohnraum für einen Drei- bis
Vier-Personen-Haushalt schafft. In dieser Variante ist die Grundstruktur des bestehenden
Gebäudes und des modularen Anbaus analog
zum LichtAktiv Haus. Unterschiede zwischen
den beiden Modernisierungs-Varianten bestehen
hinsichtlich der verwendeten Technik und der
verbauten Materialien. Der Erweiterungsriegel
unterscheidet sich außerdem in Bezug auf die
Größe vom LichtAktiv Haus. Als Herzstück der
Gebäudetechnik kommt die Solar Complete-Anlage zum Einsatz, die sich durch die Solarthermie und die Photovoltaik Anlage speist. Hoher
Wohnwert für die Bewohner spielt auch in dieser
Variante eine zentrale Rolle: Durch die Entkernung des Altbaus entstehen großzügige Wohnflächen. Dachfenster versorgen die Bewohner mit
viel natürlichem Licht und leisten so einen Beitrag
zum zukunftsweisenden Wohlfühlwohnen. Der
Erweiterungsriegel besteht aus einer Holzrahmenkonstruktion, die ganz nach individuellem
Bedarf Flexibilität bei der Modernisierung in Hinblick auf Länge und Konfiguration ermöglicht.
Das bietet den Bewohnern Gestaltungsspielraum
bei der Planung und Erweiterung ihres Hauses,
aber auch bei der Wahl der Materialien, die in den
Rahmen verbaut werden. Der Anbau beherbergt
Küche und Esszimmer sowie einen Technikraum
und öffnet den Wohnraum zum Garten hin. Die
Erweiterungs-Modernisierung erreicht eine Reduzierung des Gesamt-Energiebedarfs um rund
60 Prozent sowie eine Verringerung der CO2Emissionen um zirka 70 Prozent im Vergleich
zum unsanierten Zustand.
www.velux.de/lichtaktivhaus
65
Innenausstattung
Architektur
Das älteste Holz der Welt
Tische aus 50.000 Jahre altem Kauriholz
Fotos: Riva
Holz ist zwar eine erneuerbare Ressource, jedoch
nicht unendlich. Nur eine bewusste Verwendung
und eine korrekte Integrationspolitik unseres
Waldbestandes ermöglicht den richtigen Ausgleich des Ökosystems. Aus dieser besonderen
Sorgfalt für den Umweltschutz und aus Liebe
zum Holz entwickelte sich die Philosophie von
Riva 1920, die auf die Wiederverwertung von
Materialien, insbesondere von Holz orientiert
ist. Beispielsweise verwendet Riva 1920 tausend
Jahre altes Kauriholz aus Neuseeland, duftendes
Zedernholz und Eiche aus denen einmal die Holzpfähle für Venedigs Lagunen gemacht wurde.
So entstehen aus den ursprünglichen „Briccola“, die in Venedig zur Navigation dienten, neue
exklusive Möbel.
Das Kauriholz ist über 50.000 Jahre alt, infolge
von Naturkatastrophen wurden umgestürzte
Bäume von Schlamm und Wasser bedeckt und
eingeschlossen. So wurde das Holz erhalten und
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66
Innenausstattung
versteinerte nicht. Das seltene Holz stammt aus einer sehr kleinen Gegend im Norden Neuseelands
und ist hier einer der größten und bekanntesten
Bäume, der zur Nadelbaumgruppe gehört. Er ist
nur im Tropenklima beheimat. Genau in diesen
Moorgebieten erblühte der Kauribaum zu neuem
Leben, als wäre er gerade geschnitten worden.
Ohne einen Baum fällen zu müssen produziert
Riva nun aus den aus dem Boden geborgenen
Stämmen einzigartige Tische. Faszinierend ist
vor allem die Optik, da Kauri in seiner Mase-
rung als einziges Holz Goldelemente aufweist.
Nachdem das Holz aus dem Boden des Sumpfgebietes geborgen wurde, werden die massiven
Tischplatten aus dem Stamm geschnitten und
zu robusten Tischen verarbeitet.
www.riva1920.it
67
Weintipp
Lichttechnik
Design: Michael Rösing
Zurückhaltende
Eleganz
Absoult Lighting-System
Ein Wein für laue
Sommerabende
Der spritzig-fruchtige Schmitt-Zantino
Mit dem Ziel, ihren Kunden ein vielfältiges Angebot und Sortiment zu
bieten, kreieren die Winzer Reinhard und Esther Schmitt immer wieder neue Weine – wie zum Beispiel den Schmitt-Zantino, der als wahrer
Sommerspezialist gilt.
Das Absolut Lighting-System besticht durch seine zurückhaltende Eleganz.
Die Leuchten wirken dank dem Einsatz von Carbon und Aluminium
filigran und sind auf das Wesentliche reduziert. Bei näherem Betrachten
der Leuchten entdeckt man viele außergewöhn­liche Details. Ob in ihrer
Lieblings-Leseecke oder direkt neben dem Sofa – die Leuchte lässt sich
auf dem Sockel durch ein Gelenk beliebig positionieren. Ebenso ist der
Leuchtenkopf durch eine raffinierte Befestigung stufenlos drehbar, so
lässt sich das System in jede gewünschte Position verstellen. Die Leuchten werden in Deutschland gefertigt und sind in den Ausführungen
matt und chrom erhältlich. Die Steh- und Tischleuchten können einfach
durch die touch-o-matic-Funktion an- und ausgeschaltet oder stufenlos
gedimmt werden.
www.absolut-lighting.com
68
Eine Komposition unterschiedlicher Rotwein-Trauben, eine gezielte
Gärführung während der Weinlese und die Kombination verschiedener
Kellertechniken geben ihm seinen speziellen Charakter. Als fruchtig,
leichter Sommerwein vereint er die zarte Frische und Fruchtigkeit von
Weißweinen mit der feinen Herbe der Rotweine. Idealerweise bei 8 bis 10 °C
gekühlt, entfaltet die Kreation vom Weingut Schmitt ihre ganze spritzige
Lebendigkeit – und wird so zur richtigen Begleitung für die mediterrane
Sommerküche und zur passenden Wahl für gemütliche Sommerabende
auf der Terrasse, für Partys und Grillfeste.
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Preis: 5,40 €
Weingut Reinhard und Esther Schmitt
Arzheimer Straße 24, 76831 Ilbesheim
Telefon 06341-33442, Fax 06431-33389
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Buchtipp
Im Bahnhofsviertel
Expeditionen in einen legendären Stadtteil
In keinem anderen Stadtteil Frankfurts treffen so unterschiedliche Lebensentwürfe und Schicksale aufeinander wie im Bahnhofsviertel. Menschen
aus mehr als 180 Nationen leben und arbeiten zwischen Hochfinanz und
Milieu, Luxushotels und Absteigen, Rotlicht, Tempeln und Drogenszene.
Pulsierendes Nachtleben, Wirtschaftswunder und Brennpunkt der Kriminalität prägen das umstrittene Bild des Viertels. Während die Stadtpolitik einen sehr ambivalenten Umgang mit dem Stadtteil pflegt - von der
Integration bis hin zur verächtlichen Verbannung – diente er Künstlern
und Schriftstellern dagegen schon immer als Quelle der Inspiration.
Sie fanden – und finden - hier zahllose Vorlagen, wie sie nur das Leben
schreiben kann – und wie sie vielleicht nur in einem solchen Viertel zu
Tage treten. Dieser Text- und Bildband versammelt einerseits kanonische
Erzählungen, andererseits hat sich eine große Zahl von Schriftstellern,
Journalisten, Karikaturisten, Juristen, Soziologen und Photographen auf
eine Entdeckungsreise begeben um das internationalste Quartier der
Mainmetropole auf unterschiedliche Weise zu beschreiben. Herausgekommen ist ein facettenreiches Spiegelbild Frankfurts.
Im Bahnhofsviertel
Expeditionen in einen legendären Stadtteil
Herausgegeben von Jürgen Lentes und Jürgen Roth
Hardcover mit Schutzumschlag, Format 22,5 x 24 cm, ca. 240 Seiten,
ca. 180 Abbildungen
Preis: 28.- EUR, ISBN: 978-3-938783-71-9
69
Kunst und Kultur
Antiquity 2 (Dots), 2010 (Antiquity), Öl auf Leinwand, 274,3 x 371,2 cm, © Jeff Koons
Landscape (Cherry Tree), 2009 (Hulk Elvis), Öl auf
Leinwand, 274,3 x 213,4 cm, Collection of Michael &
Lise Evans, New York, © Jeff Koons
JEFF KOONS - THE PAINTER & THE SCULPTOR
Koons-Sommer in Frankfurt
Fotos: Schirn Kunsthalle/Liebieghaus differenzierten Farben auf, um sie anschließend
penibel auf Leinwand übertragen zu lassen.
Die Schirn Kunsthalle und die Liebieghaus Skulpturensammlung widmen den Sommer 2012 dem
Werk des US-Amerikaners Jeff Koons. Die parallel stattfindenden Ausstellungen zur Arbeit
dieses seit den 1980er-Jahren richtungsweisenden Künstlers trennen bewusst den skulpturalen
und den malerischen Aspekt seines Schaffens und
stellen diesen jeweils in einem gesonderten Kontext dar. Erstmals präsentiert wird in Frankfurt
Jeff Koons’ neue Serie Antiquity, in der sich der
Künstler mit der antiken Kunst und deren zentralem Motiv, dem Eros, auseinandersetzt.
Jeff Koons. The Painter
Unter diesem Titel stellt die Schirn Kunsthalle mit
rund 40 Gemälden die strukturelle Entwicklung
des Malers Jeff Koons in den Vordergrund und
bietet erstmals einen umfassenden Überblick über
sein malerisches Werk. Die Zitate, die der Künstler aus dem Alltagsleben und aus verschiedenen
Kunst- und allgemein historischen Epochen in
seinen Gemälden miteinander verwebt, sind frei
schwebende Kompositionselemente und gelangen modulierend oder wiederholend zum Einsatz.
Mittels Verwendung bildbearbeitender Compu70
Popeye Train (Crab), 2008 (Popeye), Öl auf Leinwand, 274,3 x 213,4 cm, Foto: Rob McKeever,
© Jeff Koons
terprogramme gelingt es ihm, eine Vielzahl von
Schichten übereinanderzulegen und eine Einheit
ohne Zentrum entstehen zu lassen. In analytischer Detailarbeit löst Koons die so entstehende
Bildkomposition in ein Spektrum von vielfach
Kühl, maschinell und absolut perfekt erscheinen
die Gemälde, die einer klar definierten Route
folgen. In der von 1989 - 91 entstandenen Serie
Made in Heaven, die den Künstler im Liebesakt
mit der ungarisch-italienischen Pornodarstellerin, Politikerin und späteren Ehefrau Cicciolina
(Ilona Staller) zeigt, weisen die Motive in Skulptur und Malerei noch deutliche Unterschiede
auf. Mit der 1994 ansetzenden Entwicklung
von Celebration tritt eine Vermischung beider
Medien ein. Ein Herz, ein Stück Torte oder ein
Kindergeburtstagshut, abgelegt auf glänzendem,
buntem Geschenkpapier, treten plastisch hervor
und verschmelzen gleichzeitig mit der sie reflektierenden Folie, ihrem Hintergrund. Kaum mehr
zu unterscheiden zwischen Vorder- und Hintergrund, zwischen Zentrum und Rand vermögen
die aufeinanderfolgenden Serien Easyfun und
Easyfun-Ethereal - Collagen aus Körperteilen,
Lebensmitteln, Landschaften, Alltagsgegenständen, Zitaten aus der Kunstgeschichte etc. Mit
ihnen erreicht Koons eine Gleichzeitigkeit und
Kunst und Kultur
Pink Panther, 1988 (Banality), Porzellan,
104,1 x 52,1 x 48,3 cm, © Jeff Koons
Michael Jackson and Bubbles, 1988 (Banality), Porzellan, 106,7 x 179,1 x 82,6 cm, © Jeff Koons
Hybridität, die sich nur noch schwer dekodieren
lässt. In seiner neuesten Serie Antiquity wiederum
greift Koons in das reiche Repertoire der antiken
Kunst und verbindet dieses mit seiner eigenen
Ikonografie.
In der Schirn-Ausstellung treten die eigenen Zitate
sowie die thematische und kompositorische Entwicklung des malerischen Werks von Jeff Koons
hervor. Darüber hinaus erfüllt den rund 140 Meter
langen Galerieraum eine Sogkraft der Bilder, die
den Besucher niemals auf Distanz hält, sondern
ihm ganz im Gegenteil universell verständliche
Bildwelten zuspielt.
Jeff Koons. The Sculptor
In dieser zeitgleich stattfindenden Ausstellung
sind im Liebieghaus rund 50 weltberühmte sowie auch ganz neue Skulpturen des Künstlers in
die bestehende Sammlung des Hauses integriert,
welche die Geschichte der Skulptur von der Antike bis zum Klassizismus widerspiegelt. In enger
Zusammenarbeit mit Jeff Koons, treffen in allen
Bereichen der Ausstellung einige der zahlreichen
und häufig ikonischen Arbeiten des Künstlers
auf Objekte der Sammlung und lösen Dialoge
ganz unterschiedlicher Form aus. Die gesamte
Anlage des Liebieghauses mit der formenreichen
historistischen Villa, den Galeriebauten und
dem märchenschlossartigen Garten nimmt die
Skulpturen Koons’ wie eine große Bühne auf.
An verschiedenen Stellen tauchen die Werke von
Koons wie in einem Vexierbild auf und werden
mancherorts erst auf den zweiten Blick kenntlich.
Seine Serie Statuary folgt konsequent den Motiven
und Formen des europäischen Barock. Allein die
eigenständige Materialwahl der in glänzendem
Stahl gegossenen modernen Barockformen eröffnet eine spannende Auseinandersetzung mit
den historischen Barockporträts der Frankfurter
Sammlung. Wieder andere Arbeiten zeigen eine
frappante Nähe der Materialität zu historischen
Werken. Motive stehen in einem starken Kontrast,
wenn dem farbig glasierten Terrakotta-Altar des
Andrea della Robbia die polychrome Porzellanfigur einer jungen Frau in der Wanne „Woman
in Tub“ (aus der Serie Banality) gegenübergestellt
ist und die berühmte Porzellanskulptur des Popidols Michael Jackson, die ihn im goldenen Anzug
zusammen mit seinem Affen Bubbles zeigt, von
den teilvergoldeten ägyptischen Totenmasken der
Priesterin Takait und den Göttern des ägyptischen
Pantheons bestaunt wird.
Im Fokus der Auseinandersetzung zwischen
Koons und der im Liebieghaus einzigartig repräsentierten Geschichte der Skulptur steht die
Frage nach der Migration der Bilder, der Zitate
und Anleihen Koons’ bei Werken vergangener
Jahrhunderte. Die Geschichte des Eros, in sei-
ner griechischen Urbedeutung, vor allem in der
Bilderwelt der Liebesgöttin Aphrodite, liefert das
zentrale Leitthema, das berühmte Arbeiten von
Jeff Koons mit antiken Meisterwerken verknüpft.
Im Mittelpunkt dieser Betrachtung stehen Werke
seiner neuesten Serie Antiquity. Diese Arbeiten
beziehen sich in unmittelbarer Form auf großartige antike griechische Skulpturen, welche die
Welt des Dionysos und der Liebesgöttin zeigen.
Dieses Zusammentreffen wirft vor allem die Frage
auf, inwieweit Koons antike Traditionen in seine
Arbeit übersetzt bzw. in ein modernes Verständnis
überführt.
Ausstellungsdauer:
20. Juni bis 23. September 2012
Schirn Kunsthalle Frankfurt
Römerberg
60311 Frankfurt
Liebighaus Skulpturensammlung
Schaumainkai 71
60596 Frankfurt
www.koons-in-frankfurt.de
www.schirn.de
www.liebieghaus.de
71
Innenausstattung
Architektur
Mit Visionen und Gespür
Fotos: conmoto
Conmotos neue In- und Outdoor Kollektion
Tension Wood ist die Kollektion mit der Con­
moto den Schritt zu einer kleinen und ungewöhnlichen Einrichtungsmarke wagt. Seit langem ist Conmoto in Deutschland und Europa
bekannt als „Feuer-Marke“ die Kamine in exklusiver Formsprache anbietet. Nun macht sich
die Firma auch einen Namen mit innovativen
In- und Outdoormöbeln. Dabei wurde speziell
darauf geachtet das auch der Innenbereich weiterentwickelt wird. Die Indoor-Linie bietet eine
spannende Form mit interessantem Materialkontrast. Tension für Draußen – die Linie kann
generell natürlich auch für den Innenbereich
verwendet werden - wird auf reiner HPL-Basis
hergestellt.
Neben HPL entwickelte Conmoto für Tension
das Material CCL (Colour Compact Laminat).
CCL ist ein besonders hochwertiger und strapazierfähiger Möbelwerkstoff, dessen harter
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72
Innenausstattung
Papierkern mit Melaminharz weiß gefärbt und
außen mit einer weißen Laminatfläche ummantelt wurde. CCL eignet sich allerdings nur für
den Innenbereich.
Ausgangspunkt für den Tension-Entwurf war
zuvor die Idee, die beiden leicht nach außen
abgespreizten Wangen dieses großformatigen
Tisches und der Bank mit einem massiven
Teakholzsteg zu verbinden und zu stabilisieren. Dazu wählte man eine handwerkliche
Keilkonstruktion, um Steg und Wangen fest zu
verankern. Dadurch entstand eine nicht nur im
Wortsinn „spannende“ Form sondern auch ein
interessanter Materialkontrast: Das sehr flache
HPL-Material überzeugt zusammen mit dem
Massivholz. Durch die großformatigen und
wetterfesten Laminatplatten in Kombination
mit den Teakholzverbindungen entsteht eine
prägnante Kombination, die Drinnen wie Draußen ein besonderer Hingucker ist. Durch die
neue Kollektion wird Conmoto ab sofort auch in
diesem Produktbereich von sich Reden machen.
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65197 Wiesbaden
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73
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