Konjunktur Wirtschaft & Gesellschaft (BiVo), Band 2 für KV Profil E Exkurs zu Seite 251 Konjunktur Die psychologische Verfassung der Wirtschaftssubjekte, ein entscheidender Faktor Die psychologische Verfassung der Wirtschaftssubjekte, ein entscheidender Faktor Aufschwung beginnt im Kopf? Hot Dog – Geschichte zum Faktor Psychologie Es war einmal ein Mann in Amerika, der wohnte an einer Überlandstrasse und verdiente sich seinen Lebensunterhalt mit dem Verkauf von Hot Dogs am Strassenrand. Seine Ohren waren nicht so gut, darum hörte er nie Radio. Seine Augen waren nicht so gut, darum las er nie Zeitung. Gut aber waren die Hot Dogs, die er verkaufte, und er stellte Schilder an die Strasse, um dies der Welt mitzuteilen. Auch selbst stand er an der Strasse und rief: «Ein Hot Dog gefällig?» Und immer mehr Leute kauften bei ihm. Er erhöhte seine Bestellungen für Würstchen und Brötchen und kaufte sich einen grösseren Ofen, um mit dem Wachstum Schritt halten zu können. Schliesslich brauchte er einen Helfer und holte seinen Sohn vom College zurück. Und folgendes geschah. Der Sohn sagte: «Vater, hast du denn nicht Radio gehört oder Zeitung gelesen? Wir haben eine tiefe Rezession! In Europa ist die Lage schlimm. Bei uns in Amerika ist sie noch schlimmer. Alles geht vor die Hunde.» Worauf sich der Vater sagte: «Mein Sohn war auf dem College. Er liest Zeitung und hört Radio. Er wird es ja wohl wissen.» Daraufhin reduzierte er seine Bestellungen für Würstchen und Brötchen, nahm seine Reklameschilder herein und sparte sich die Mühe, sich selbst an die Strasse zu stellen, um seine Hot Dogs anzupreisen. Und praktisch über Nacht brach sein Geschäft zusammen. «Du hast recht, mein Junge», sagte der Vater zum Sohn, «wir befinden uns wirklich in einer gewaltigen Rezession.» Quelle unbekannt Eine konjunkturpolitische Fehlkonstruktion Der Mensch konsumiert im Aufschwung mehr. Denn er ist optimistisch und glaubt an seine Zukunft. Er verstärkt so den Aufschwung. Der Mensch konsumiert im Abschwung weniger. Denn er ist pessimistisch, seine Sicherheit geht ihm vor. Er verstärkt so den Abschwung. Wie sollte sich der Mensch in konjunkturpolitischer Hinsicht idealerweise verhalten? Genau umgekehrt: Um den Aufschwung zu dämpfen, müsste der Mensch im Aufschwung mit Ausgaben zurückhalten. Um den Abschwung zu dämpfen, müsste der Mensch im Abschwung mehr ausgeben. Ex13_Konj_xy01_Psychologische_E251_V1_E «Der Mensch ist eine konjunkturpolitische Fehlkonstruktion», soll einmal ein gescheiter Mensch gesagt haben. Eine Schuhfabrik sandte zwei Fachleute in die Sahara, um die Marktchancen für Sandalen zu testen. Mailte der eine zurück: «Leider keine Chancen für unsere Produkte, alle hier laufen barfuss.» Mailte der andere zurück: «Riesiges Marktpotential! Alle hier laufen barfuss!!» 303 Konjunktur Wirtschaft & Gesellschaft (BiVo), Band 2 für KV Profil E Exkurs zu Seite 252 Konjunktur Konjunkturpolitik Konjunkturpolitik Der Wirtschaftspolitik kann die blosse Darstellung der Konjunkturentwicklung und die Untersuchung der Konjunkturfaktoren nicht genügen. Letztlich will sie die Konjunktur in eine volkswirtschaftlich gewünschte Richtung lenken, also Konjunkturpolitik betreiben. Ziele Ziel der Konjunkturpolitik ist ein möglichst konstantes Wirtschaftswachstum von etwa 2 % bis 4 % pro Jahr über eine möglichst lange Zeit. Darüber besteht ein Konsens (= Übereinstimmung) zwischen allen politischen Parteien, von links bis rechts. Zuwachs BSP in % Weder Rezessionsjahre sind erwünscht (Betriebsschliessungen, Arbeitslosigkeit) noch Jahre von Hochkonjunktur (Inflation, Arbeitskräftemangel, Angst vor einem drohenden Wirtschaftsrückgang). Mittel: monetäre und nichtmonetäre Konjunkturpolitik Bei den Mitteln unterscheidet man die monetäre von der nichtmonetären Konjunkturpolitik. Für die monetäre Konjunkturpolitik ist die Nationalbank SNB zuständig. Sie steuert die Konjunktur über die Geldmenge und das Zinsniveau. Die nichtmonetäre Konjunkturpolitik ist Sache von Bund und Kantonen. Sie beeinflussen die Konjunktur über die Finanzhaushalte, indem sie je nach Konjunkturlage die Ein- und Ausgaben erhöhen oder senken. Rechtsgrundlagen der schweizerischen Konjunkturpolitik Bundesverfassung von 1999 Art. 99 Grundsätze der Wirtschaftsordnung Geld- und Währungspolitik 2 Die SNB führt als unabhängige Zentralbank eine Geld- und Währungspolitik, die dem Gesamtinteresse des Landes dient; sie wird unter Mitw irkung und Aufsicht des Bundes verwaltet. 3 Die SNB bildet aus ihren Erträgen ausreichende Währungsr eserven; ein Teil dieser Reserven wird in Gold gehalten. Art. 100 Konjunkturpolitik 1 Der Bund trifft Massnahmen für eine ausgeglichene konju nkturelle Entwicklung, insbesondere zur Verhütung und Bekämpfung von Arbeitslosi gkeit und Teuerung. 5 Der Bund kann zur Stabilisierung der Konjunktur vorüb ergehend auf bundesrechtlichen Abgaben Zuschläge erheben oder Rabatte gewä hren. Die abgeschöpften Mittel sind stillzulegen. .... Art. 103 Strukturpolitik 1 Der Bund kann wirtschaftlich bedrohte Landesgegenden unterstützen sowie Wirtschaftszweige und Berufe fördern, wenn [...] Art. 104 Landwirtschaft Art. 108 Wohnbau- und Wohneigentumsförderung 304 Ex13_Konj_xy01_KonjPolitik_E252_V1_E Art. 94 Konjunktur Wirtschaft & Gesellschaft (BiVo), Band 2 für KV Profil E Exkurs zu Seite 252 Konjunktur Konjunkturpolitik Monetäre Konjunkturpolitik Nichtmonetäre Konjunkturpolitik = Konjunkturpolitik über die Steuerung der Geldmenge (= geldpolitische Konjunkturpolitik) = Konjunkturpolitik nicht über die Steuerung der Geldmenge Wer? Schweizerische Nationalbank SNB Politische Legislative und Exekutive: Finanzpolitik = Politik über die Steuerung der Staatseinnahmen und Staatsausgaben (Fiskalpolitik = nur die Steuerpolitik) Wie? Grundidee Anheben der Leitzinsen Geldmengenreduktion Steuererhöhungen Staatsausgaben senken Der Staat soll Überschüsse machen! Senken der Leitzinsen Geldmengenausdehnung Zur Abschwächung der Hochkonjunktur soll die Nationalbank die Zinsen anheben und die Geldmenge reduzieren. Zur Ankurbelung der Wirtschaft in einer Rezession soll die Nationalbank die Zinsen senken und genügend Geld zur Verfügung stellen. Problematik Oberstes Ziel bleibt die Bekämpfung der Inflation. Die SNB ist in ihren Möglichkeiten, die Konjunktur anzukurbeln, eingeschränkt. Steuersenkungen Staatsausgaben anheben Der Staat soll Defizite machen! Der Staat soll sich antizyklisch (= gegen den Zyklus) verhalten. – Er soll im Abschwung der Wirtschaft vermehrt Aufträge an die Wirtschaft geben – dann, wenn die nichtstaatliche Nachfrage gering ist. – Umgekehrt soll der Staat in der Hochkonjunktur mit Aufträgen zurückhalten – dann, wenn die nichtstaatliche Nachfrage hoch ist. Die politischen Entscheidungsprozesse sind oft zu schwerfällig und zu lang. Erfolgen z. B. Ankurbelungsmassnahmen zu spät, werden sie erst im Aufschwung wirksam. Sie wirken dann prozyklisch (= den Zyklus verstärkend). Kreislaufdenken bei der Konjunkturpolitik Die SNB senkt die Leitzinsen Banken zahlen weniger Zinsen für bei der SNB bezogene Kredite Banken geben die erhaltenen Kredite an Unternehmen und Private weiter Unternehmen und Private erkennen, dass sie für Fremdkapital weniger Zinsen zahlen somit steigt der Anreiz, Investitionen und Konsum über Kredite zu finanzieren Unternehmen können mehr Leistungen am Markt verkaufen Ankurbelung der Wirtschaft nice to know 305 Konjunktur Wirtschaft & Gesellschaft (BiVo), Band 2 für KV Profil E Exkurs zu Seite 252 Konjunktur Drei Wege nichtmonetärer Konjunkturpolitik Abbau der Reglementierungen Die Wirtschaft soll von den Fesseln des Staates befreit werden und ihre Produktivität steigern. Abbau der Steuerlast führt zu einer Vergrösserung der Konsumausgaben. Erhöhung der Staatsausgaben soll die Wirtschaft ankurbeln. Die Unternehmensgewinne steigen, es wird wieder mehr investiert. Arbeitsplätze werden geschaffen, es wird mehr Geld gespart und mehr Geld ausgegeben. Um der Nachfrageerhöhung zu entsprechen, steigern die Unternehmen die Produktion. Die Wirtschaft wächst. Multiplikatoreffekt staatlicher Konjunkturprogramme Staatliche Konjunkturprogramme lösen immer ein Mehrfaches an zusätzlicher Nachfrage aus: Ein Teil der investierten Gelder geht als Lohn an die Arbeitnehmer und als Gewinn an die Unternehmen. Beide geben wiederum einen Grossteil des zusätzlich erarbeiteten Geldes aus – zum Konsum, zur Produktion oder für weitere Investitionen. Der Ankurbelungseffekt ist beträchtlich: Geben die Wirtschaftsteilnehmer 80 % einer zusätzlichen staatlichen Investition von 200 Mio. CHF weiter (d. h. sparen sie 20 %), resultiert eine gesamtwirtschaftliche Zusatznachfrage von 1 Mrd. CHF. Weitere wirtschaftspolitische Ziele und Massnahmen In verschiedenen Kapiteln des Lehrmittels sind bereits wirtschaftspolitische Ziele und Massnahmen bearbeitet worden. Kapitel �Marktwirtschaft / Staatliche Eingriffe (marktkonform, nicht marktkonform) •Ziele der Wirtschafts- & Sozialpolitik / Wirtschaftspolitik: Magisches Sechseck / Ethik / Gerechtigkeitskonzepte / Einkommensverteilung / Lorenzkurve • Wachstum & Strukturwandel / Strukturveränderungen / Strukturpolitik •Ökologie & Energie / Wachstumsproblematik / Durchfluss- & Kreislaufwirtschaft (Internalisierung externer Kosten, Lenkungsabgaben, ökologische Steuerreform) • Geld- & Fiskalpolitik / Geldmengensteuerung durch die Nationalbank • Geldwertstörungen / Inflation / Stagflation / Deflation 306 Konjunktur Wirtschaft & Gesellschaft (BiVo), Band 2 für KV Profil E Exkurs zu Seite 252 Konjunktur Konjunkturpolitik im Spannungsfeld des Magischen Sechsecks Wie jede andere Massnahme der Wirtschaftspolitik steht auch die Konjunkturpolitik im Spannungsfeld des Magischen Sechsecks. Dieses umfasst wirtschaftliche Teilziele, die einander direkt oder indirekt beeinflussen. Preisstabilität = «Keine» Inflation (jedenfalls weniger als 2 % pro Jahr) Angemessenes Wirtschaftswachstum Wachstum BIP: 2 – 3 % pro Jahr Vollbeschäftigung Bekämpfung der Arbeitslosigkeit Sozialer Ausgleich und weitere Aspekte von Gerechtigkeit Ausgeglichener Staatshaushalt Staatsausgaben = Staatseinnahmen Umweltqualität Nachhaltiger Umgang mit Ressourcen Die «Magie» besteht darin, dass es unmöglich ist, auf die Bereiche gleichzeitig positiv einzuwirken. Zwischen den Zielen bestehen Zielkonflikte, Zielharmonie oder Zielneutralität. Zielkonflikte: Einzelne Ziele sind nicht miteinander vereinbar. Zielharmonie: Verschiedene Ziele lassen sich gut gleichzeitig anstreben. Zielneutralität: Es bestehen kaum Abhängigkeiten zwischen den Zielen. Ziel Mögliche Mittel Angemessenes Wirtschaftswachstum • Rahmenbedingungen verbessern • Steuern senken • Wirtschaftsförderung • monetäre und nichtmonetäre Konjunkturpolitik Preisstabilität • Geldmengensteuerung und Zinspolitik der Schweizerischen Nationalbank SNB Vollbeschäftigung • Berufsbildung ausbauen • Flexibilisierung des Arbeitsmarktes (Löhne, Verfügbarkeit der Arbeitskräfte) • Wiedereingliederung von Arbeitslosen (Regionale Arbeitsvermittlungszentren RAV) Ausgeglichener Staatshaushalt • Spar- und Wachstumspolitik • Ausgabenbremse im Parlament • Anhebung von Steuern und Gebühren Sozialer Ausgleich • Sozialleistungen (Fürsorgegelder, Beiträge des Staates an die AHV, IV, Krankenkassen usw.) • öffentliche Schulen für alle • Anhebung der Mindestlöhne Umweltqualität • Produktions- und Abgasvorschriften • Markteingriffe, CO2-Abgabe • Umweltverträglichkeitsprüfungen, Verbandsbeschwerderecht 307 Konjunktur Wirtschaft & Gesellschaft (BiVo), Band 2 für KV Profil E Exkurs zu Seite 252 Konjunktur vgl. Kapitel Konjunktur­ zyklen Dass Regierungen rund um den Globus auf ganz unterschiedliche Weise und mit unterschiedlichem Erfolg Konjunkturpolitik betreiben, zeigen die folgenden Schlagzeilen. Wie erfolgreich (oder besser: wie wenig erfolgreich) die Konjunkturpolitik ist, erkennt man auch am Verlauf der Schweizer Konjunktur: Es gibt eben keine ausgeglichene Konjunktur, vielmehr hat die Schweiz seit 1946 neun Konjunkturzyklen erlebt! Die Falle ist gestellt Isländische Notenbank senkt Zinssatz auf 13 Prozent Durch die weltweiten Konjunkturp rogramme versuchen alle Regierungen der Welt die droh enden Auswirkungen der Weltwirtschaftskrise einzubremsen oder gar zu bewältigen. Die Höhe der staatlichen Interven tionen erreicht dabei bisher unvorstellbare Geldbeträge. Dritte Senkung seit März UK-Geldpolitikchöpft sges Mittel nahezu au SNB will mit Geldpolitik so expansiv wie möglich bleiben de ert eine Milliar Bundesrat ford onjunktur für die K EZB flutet Markt mit 442 Mrd. Euro se t sich gegen Kri Russland stemm er Zinssenkung ft Krise mit zweit in einem Monat Russland bekämp General Motors: Zweites Leben nach de r Notoperation SNB – Werden entschlossen gegen Franken-Aufwertung vorgehen Zürich, 06. Mai (Reuters) – Angesichts der düsteren Konjunkturaussichten in der Schweiz und unerwartet hartnäckiger Rezessions- und Deflationstendenzen wird die Schweizerische Nationalbank (SNB) nach den Worten von Direktoriumsmitglied Thomas Jordan ihre unkonventionelle Politik mit allen Mitteln umsetzen und entschlossen gegen eine Aufwertung des Frankens zum Euro vorgehen. Zinssenkung in Schweden Notenbank warnt vor übertriebenem Optimismus hen? Opel verstaatlic 308 Barack Obama Forscher: Bloss kein Konjunkturpaket! In ihrem Frühjahrsgutachten haben Wirts chaftsforscher die tiefste Rezession seit Bestehen der Bund esrepublik diagnostiziert. Das Wachstum ist im Keller , die Arbeitslosigkeit werde bis Ende 2010 auf 4,7 Millionen steigen. Trotzdem warnen die Experten eindr inglich vor weiteren Konjunkturpaketen. Konjunktur Wirtschaft & Gesellschaft (BiVo), Band 2 für KV Profil E Exkurs zu Seite 252 Konjunktur Nichtmonetäre Konjunkturpolitik in der Weltwirtschaftskrise seit 2007: Mögliche Staatshilfen für die reale Wirtschaft Um aus der Wirtschaftskrise, welche in den USA 2007 und in Europa 2009 ausgebrochen ist, herauszukommen, haben die Staaten teilweise gleichartige, teilweise eigene Eingriffe gemacht. Massnahme Land Beispiele, Auswirkungen 1 Bauaufträge USA, D, CH • Verkehrsinfrastruktur (Strasse, Bahn) • Gebäudesanierungen 2 Subventionen USA, D Autoindustrie, Luftfahrt, Werften 3 Investitionen in das Bildungswesen USA Kurzfristige ohne Effekt, nur Langzeitwirkung 4 Befristete Verlängerung von Kurzarbeit CH Erhöhung der Bezugsfristen von ALV-Leistungen (von 12 auf 18 Monate) 5 Verringerung der Steuerbelastung CH • Ausgleich der Kalten Progression (= Korrektur der durch die Teuerung erhöhten Steuerbelastung) • Steuererleichterungen für Familien • Frage nach einer Senkung der Mehrwertsteuer 6 Konsumgutscheine USA Für die sozial schwächsten Bevölkerungsschichten 7 Abwrackprämien D, F, I Kurzfristige Absatzstützung in der Automobilindustrie Richtigkeit bzw. Problematik von Staatseingriffen Im Zusammenhang mit den Konjunkturpaketen wird die Richtigkeit bzw. Problematik von Staatseingriffen erneut und kontrovers diskutiert. – Bringen die Staatseingriffe die gewünschten Resultate? Nämlich die Vermeidung einer grossen Wirtschaftskrise bzw. deren Überwindung? – Bringen die Staatseingriffe die gewünschten Resultate zum richtigen Zeitpunkt? Sind sie sofort beschäftigungswirksam? – Haben Staatseingriffe eine nachhaltige oder nur eine kurzfristige Wirkung? Die Meinungen gehen hier, je nach politischem Standpunkt auseinander. Es gibt Beispiele für Nachhaltigkeit (z. B. Rettung der UBS AG) oder Flops (z. B. unwirksame Konjunkturprogramme). – Setzen die Staatseingriffe falsche Zeichen? Wenn ein Unternehmen weiss, dass es nicht fallengelassen wird: Geht es noch grössere Risiken ein bzw. produziert es noch mehr am Markt vorbei (too big to fail)? – Führen die Staatseingriffe zu einem Subventionswettlauf? Unternehmen, welche keine Staatshilfe erhalten, erleiden Nachteile im Wettbewerb. – Ist es die Aufgabe des Staates, Banken zu führen? Tut es der Staat besser? – Verschuldung des Staates Wer bezahlt das alles am Schluss? Wann? Wie? – Ist das Konjunkturpaket von protektionistischen Massnahmen begleitet? Verhinderung/Verteuerung von Importen zum Schutz der eigenen, gestützten Wirtschaftszweige? 309 Konjunktur Konjunktur Wirtschaft & Gesellschaft (BiVo), Band 2 für KV Profil E Exkurs zu Seite 252 K 1 Rezession überwinden. Folgendes sind Mittel, um eine Rezession zu überwinden: Verteuerung des Schweizerfrankens a) Senkung der Steuern b) Erhöhung der Leitzinsen c) Abwertung des Schweizerfrankens d) Erhöhung von Staatshaushaltsdefiziten e) Verlagerung von Arbeitsplätzen ins Ausland f) Senkung des allgemeinen Zinsniveaus g) Überzeugungsarbeit = moral suasion (z. B. «Yes we can!») h) Devisenkäufe der SNB i) Sparen j) Flexibilität der Arbeitnehmerinnen und -nehmer k) irgend etwas tun l) K 2 Optimismus ist ein Konjunkturfaktor. Die Verbreitung von Optimismus gehört auch zum konjunkturpolitischen Instrumentarium: � Was hat die Wirtschaft von optimistischen Konsumentinnen und Konsumenten? � Was hat die Wirtschaft von optimistischen Unternehmern? K 3 Welche der Antworten sind korrekt? Die Nationalbank kann die Wirtschaft ankurbeln, indem sie die Geldmenge verringert. a) Dadurch kann Vollbeschäftigung erreicht werden. Die Verringerung der Geldmenge verur­ sacht aber Deflationstendenzen. Es ist der Politik nicht möglich, gleichzeitig die Ziele der Preisstabilität und der Vollbeschäftigung zu erreichen. Die Notenbank kann die Wirtschaft ankurbeln, indem sie die Geldmenge ausweitet. Dadurch b) kann Vollbeschäftigung erreicht werden. Die Erhöhung der Geldmenge verursacht aber Inflationstendenzen. Es ist der Politik dennoch möglich, zu Preisstabilität und Vollbeschäftigung beizutragen. Der Bundesrat kann die Wirtschaft ankurbeln, indem er die Steuern senkt. Dadurch kann c) Vollbeschäftigung erreicht werden. Die Senkung der Steuern verursacht aber Inflationstendenzen. K4 Gibt es die folgenden Begriffe, und wenn Ja: Was bedeuten sie? 1. konjunkturelle Stagnation 2. Stagflation 3. Inflation 4. Konjunktion K5 Wege aus der Wirtschaftskrise Eine Tageszeitung könnte ungefähr wie folgt berichtet haben: «Die Konjunkturprogramme der Staaten gleichen sich: mehr Bauaufträge, höhere Subventionen, höhere Steuern, Konsumgutscheine, Abwrackprämien und höhere Renten.» Leider haben sich beim Abschreiben des Artikels zwei Fehler eingeschlichen, die Sie korrigieren müssen. 310 Wirtschaft & Gesellschaft (BiVo), Band 2 für KV Profil E Exkurs zu Seite 252 Konjunktur Konjunktur Antworten zu den Kontrollfragen 1 Es treffen zu: b) d) e) g) h) i) k) 2Optimistische Konsumentinnen und Konsumenten geben einen grösseren Teil ihres Lohnes aus. Sie stützen damit die Konsumnachfrage. Optimistische Unternehmerinnen und Unternehmer sind investitionsfreudig. Sie schaffen damit Arbeitsplätze und neue Absatzmöglichkeiten. 3 Es treffen zu: b) c) 41 Ja. Konjunkturelle Stagnation bezeichnet einen Zustand der Wirtschaft, in welchem diese weder wächst noch schrumpft, sondern gleich bleibt. 2 Ja. Stagflation ist ein Kunstwort, zusammengesetzt aus Stagnation (der Wirtschaft) und Inflation: Nullwachstum der Wirtschaft bei gleichzeitigen Preissteigerungen. 3 Ja. Inflation bedeutet Preissteigerungen. 4 Den Begriff Konjunktion gibt es, er hat aber mit Wirtschaft nichts zu tun. Konjunktion bezeichnet in der Sprachwissenschaft ein Bindewort (und, oder). 5 – Höhere Steuern belasten die Konjunktur (Konsumrückgang bzw. Investitionsrückgang). –Höhere Renten wären tatsächlich ein geeignetes Mittel zur Ankurbelung der Konjunktur, leider hat man in keinem Industrieland mit dem Ziel einer Stärkung der Konjunktur die Renten erhöht. 311