Geschichte des ökonomischen Denkens I SS 2009 Prof. Dr. Elisabeth Allgoewer Einführung. Adam Smith 1 Prof. Dr. Elisabeth Allgoewer Raum 2108 Sprechstunde Di 14.00-16.00 (bitte bei [email protected] anmelden) www.uni-hamburg.de/iwwt Prof. Dr. Elisabeth Allgoewer Einführung. Adam Smith 2 Einführung Vorbemerkungen Was ist Theoriegeschichte? Warum Theoriegeschichte? Wie? Verschiedene Methoden in der Theoriegeschichte Programm der Veranstaltung Lernziele Adam Smith, der Klassiker der Ökonomie Prof. Dr. Elisabeth Allgoewer Einführung. Adam Smith 5 Was ist Theoriegeschichte? Prof. Dr. Elisabeth Allgoewer Einführung. Adam Smith 6 Was ist Theoriegeschichte? Prof. Dr. Elisabeth Allgoewer Einführung. Adam Smith 7 Wirtschaftsgeschichte • realwirtschaftliche • institutionelle Entwicklungen Ideengeschichte Was ist geschehen? Wie stellen sich die damaligen Entwicklungen aus heutiger Sicht dar? -> Methoden der modernen VWL Prof. Dr. Elisabeth Allgoewer Theoriegeschichte Wie dachten die Zeitgenossen über die damaligen Entwicklungen? Wie verhalten sich ihre Erklärungsmuster zur modernen VWL Theorie? Einführung. Adam Smith 9 Warum Theoriegeschichte? • „Allgemeinbildung“ • besseres Verständnis moderner Theorien, moderner Konzepte, wirtschaftspolitischer Kontroversen • Theorieentwicklung verläuft nicht linear Prof. Dr. Elisabeth Allgoewer Einführung. Adam Smith 10 Wie? Verschiedene Methoden in der Theoriegeschichte „konservative Theoriegeschichten“ (whig history) „historical reconstruction“ „rational reconstruction“ Prof. Dr. Elisabeth Allgoewer Einführung. Adam Smith 11 Ökonomische Theorie? Was sind zentrale Fragen Erkenntnisgegenstände der Mikroökonomie? der Makroökonomie? Prof. Dr. Elisabeth Allgoewer Einführung. Adam Smith 12 Einführung Vorbemerkungen Was ist Theoriegeschichte? Warum Theoriegeschichte? Wie? Verschiedene Methoden in der Theoriegeschichte Programm der Veranstaltung Lernziele Adam Smith, der Klassiker der Ökonomie Prof. Dr. Elisabeth Allgoewer Einführung. Adam Smith 13 Adam Smith (1723-1790) der Klassiker der Ökonomie Prof. Dr. Elisabeth Allgoewer Einführung. Adam Smith 14 die Wirtschaft seiner Zeit die Person Adam Smith (1723-1790) sein wissenschaftlicher Beitrag Prof. Dr. Elisabeth Allgoewer die wirtschaftspolitische „message“ Einführung. Adam Smith 15 Die „industrielle Revolution“ • Veränderung der Produktionsprozesse und Produkte • Veränderung der Zusammensetzung und des Umfangs der gesamtwirtschaftlichen Produktion: „take-off“ • Veränderungen in der Gesellschaftsstruktur Prof. Dr. Elisabeth Allgoewer Einführung. Adam Smith 17 Adam Smith England: 1688 „Glorious Revolution“ 1689 „Declaration of Rights“ Preussen: 1713-1740 Friedrich Wilhelm I. „Soldaten König“ 1705 / 1714 Bernard Mandeville „Fable of the bees“ 1720 1740-1786 Friedrich II. „der Große“ 1730 5. Juni 1723 Geburt Adam Smith´s in Kirkcaldy, Schottland 1748 Montesquieu veröffentlicht „De l ‘esprit des loix“ (Gewaltenteilung) 1740 1750 1748-1751 Vorlesungen in Edinburgh 1737-1740 Studium in Glasgow 1740-1746 Studium in Oxford 1750 Bekanntschaft mit David Hume 1751-1763 Professor für Logik, Glasgow Prof. Dr. Elisabeth Allgoewer Einführung. Adam Smith 19 1758 Fransçois Quesnay veröffentlicht sein „Tableau economique“ Physiokratie in Frankreich 1764 1767 James Steuart veröffentlicht „Principles of Political Economy“ James Hargreaves: „Spinning Jenny“ 1754-1763 britischfranzösischer Kolonialkrieg 1760 1781 Immanuel Kant „Kritik der reinen Vernunft“ 1775 James Watt: Dampfmaschine 1776 „Declaration of Independence“ 1770 1767 1759 Fellow „Theory of der Moral Sentiments“ 1764-1766 Royal Society erscheint Reisen nach Toulouse, Genf, Paris etc. 1766 Rückkehr nach London, später Kirkcaldy, Beginn der Arbeit an „Wealth of nations“ Prof. Dr. Elisabeth Allgoewer 1768 1. Band der 1. Ausgabe der Encyclopaedia Britannica 1780 1776 „Wealth of Nations“ erscheint 1789 Sturm der Bastille, Beginn der Französischen Revolution 1790 17. Juli 1790 Smith stirbt in Edinburgh 1777-1790 Commissioner of Customs in Edinburgh Einführung. Adam Smith 20 „Schottische Aufklärung“ (~1740-1790) zentrales Erkenntnisinteresse: „gesellschaftlicher Fortschritt“ wirtschaftliche Entwicklung steht im Kontext moralischer und politischer Entwicklungen • historische Analyse: Stufentheorie • moralisch-ethische Entwicklung • politischer / institutioneller Fortschritt Prof. Dr. Elisabeth Allgoewer Einführung. Adam Smith 21 Schottische Aufklärer kritisieren Bernard Mandeville (1670?-1733) 1705 /1714 The fable of the bees: or private vices turned public benefits. Prof. Dr. Elisabeth Allgoewer Einführung. Adam Smith 22 Adam Smith ignoriert Sir James Steuart (1712-1780) 1767 An inquiry into the principles of political oeconomy: Being an essay on the science of domestic policy in free nations, in which are particularly considered population, agriculture, trade, industry, money, coin, interest, circulation, banks, exchange, public credit and taxes. Prof. Dr. Elisabeth Allgoewer Einführung. Adam Smith 23 An inquiry into the nature and causes of the wealth of nations (1776) Untersuchung über Wesen und Ursachen des Reichtums der Völker The theory of moral sentiments (1759) Theorie der ethischen Gefühle Prof. Dr. Elisabeth Allgoewer Einführung. Adam Smith 25 It is not from the benevolence of the butcher, the brewer, or the baker, that we expect our dinner, but from their regard to their own interest. We address ourselves, not to their humanity but to their self-love and never talk to them of our own necessities but of their advantages. Adam Smith (1976 [1776]) An inquiry into the nature and causes of the wealth of nations. Chicago University Press, S. 18 Nicht vom Wohlwollen des Metzgers, Brauers oder Bäckers erwarten wir unsere Mahlzeit, sondern von deren Bedachtnahme auf ihr eigenes Interesse. Wir wenden uns nicht an ihre Menschenliebe, sondern an ihre Eigenliebe und sprechen ihnen nie von unseren eigenen Bedürfnissen, sondern von ihren Vorlieben. Adam Smith (2005 [1776]) Untersuchung über Wesen und Ursachen des Reichtums der Völker. Aus dem englischen übersetzt von Monika Streissler. UTB, S. 98. Prof. Dr. Elisabeth Allgoewer Einführung. Adam Smith 26 Smith postuliert ein grundsätzlich harmonisches System: Die von Eigeninteresse geleiteten Handlungen der Einzelnen führen – wie von unsichtbarer Hand gelenkt – zu den für die Gesamtheit wünschenwerten Ergebnissen. Prof. Dr. Elisabeth Allgoewer Einführung. Adam Smith 27 Prof. Dr. Elisabeth Allgoewer Einführung. Adam Smith 28 Prof. Dr. Elisabeth Allgoewer Einführung. Adam Smith 29 „Wesen“ des Reichtums: Adam Smith gemessen als: jährlicher Konsum der „necessaries and conveniences of life“ (d.h. der lebensnotwendigen Güter und der Güter, die das Leben angenehm machen) pro Kopf der Bevölkerung Prof. Dr. Elisabeth Allgoewer Einführung. Adam Smith 30 „Wesen“ des Reichtums: Wie definiert die moderne VWL „Reichtum“ / „Wohlstand“ ? Prof. Dr. Elisabeth Allgoewer Einführung. Adam Smith 31 zurück zu Adam Smith: „Ursachen“ des Reichtums? Arbeit ist wertschaffend Prof. Dr. Elisabeth Allgoewer Einführung. Adam Smith 33 Ursachen des Reichtums 1. „skill, dexterity (Geschick), and judgement, with which its labour is generally applied“ heute 2. „the proportion between the number of those who are employed in usefull labour and those who are not so employed“ nächste Sitzung Prof. Dr. Elisabeth Allgoewer Einführung. Adam Smith 34 Arbeitsteilung erhöht die Arbeitsproduktivität • spezielle Fertigkeiten • Zeitersparnisse • Anlass zur Verbesserung der Produktionstechnik durch die Arbeiter Arbeitsteilung ist begrenzt durch die Grösse der Märkte: • Forderung nach Freihandel • Forderung nach staatlicher Bereitstellung von Infrastruktur Prof. Dr. Elisabeth Allgoewer Einführung. Adam Smith 36 Arbeitsteilung ist Grundlage und Ausgangspunkt der Tauschgesellschaft (commercial society) • der Mensch unterscheidet sich vom Tier durch seine Fähigkeit zum „Händler“ • aus den Bedürfnissen der Tauschwirtschaft entsteht Geld Prof. Dr. Elisabeth Allgoewer Einführung. Adam Smith 37 Zwischenfazit: Reichtum wird durch Arbeit geschaffen Arbeitsteilung erhöht die Arbeitsproduktivität Wie kann Reichtum gemessen werden? → Bewertung der produzierten Güter → Wert- und Preistheorie Prof. Dr. Elisabeth Allgoewer Einführung. Adam Smith 39 Wie kann Reichtum gemessen werden? → Wert- und Preistheorie → Erklärung der Höhe der Preise moderne VWL? Prof. Dr. Elisabeth Allgoewer Einführung. Adam Smith 40 einfache Tauschökonomie (als analytisches Instrument) • kein Privateigentum an Boden • Kapitaleinsatz vernachlässigbar Biber Hirsch Arbeitsaufwand 2 1 Tauschverhältnis 1 2 Prof. Dr. Elisabeth Allgoewer Einführung. Adam Smith 42 „kapitalistische“ Produktion • Privateigentum an Boden • Kapitaleinsatz Wert des Gutes erklärt über die Produktionskosten: • Arbeit - Lohn • Kapital - Profit • Boden - Rente Prof. Dr. Elisabeth Allgoewer Einführung. Adam Smith 43 natürlicher Preis und Marktpreis natürlicher Preis = Wert = Produktionskosten (Lohn, Profit, Rente) Marktpreis ergibt sich (kurzfristig) aus aktuellem Angebot und aktueller Nachfrage Prof. Dr. Elisabeth Allgoewer Einführung. Adam Smith 44 natürlicher Preis und Marktpreis natürlicher Preis = Gravitationszentrum der Marktpreise, erreicht durch die Reaktionen der Anbieter Prof. Dr. Elisabeth Allgoewer Einführung. Adam Smith 45 Der Marktmechanismus führt zu einem Marktergebnis für das gilt: • produziert werden die Güter, die die Konsumenten nachfragen • die gewählten Produktionsmethoden sind die sparsamsten • die Güter werden zu den geringsten Preisen angeboten, die möglich sind (= Produktionskosten) Prof. Dr. Elisabeth Allgoewer Einführung. Adam Smith 46 An inquiry into the nature and causes of the wealth of nations: • im Zentrum: Wachstum und Entwicklung • vorangetrieben durch das Eigeninteresse der wirtschaftenden Menschen • Im Marktsystem führen diese Aktivitäten wie von unsichtbarer Hand gelenkt zu harmonischen Ergebnissen ... • ... indem in interdependenten Märkten die Anbieter von Gütern und Produktionsfaktoren auf Preissignale reagieren. Prof. Dr. Elisabeth Allgoewer Einführung. Adam Smith 47 Nächste Woche: Geschichte des ökonomischen Denkens I Adam Smith (Fortsetzung) Prof. Dr. Elisabeth Allgoewer Einführung. Adam Smith 48