sinfonie nr. 5 in bildern

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peter i. tschaikowsky
sinfonie nr. 5 in bildern
von tobias melle
Samstag, 22. Dezember 2012, 15 Uhr, Philharmonie im Gasteig
Tschaikowskys Sinfonie Nr. 5 in Bildern
Peter I. Tschaikowsky (1840–1893)
Konzert für Klavier und Orchester Nr. 1 b-moll op. 23 (ohne Projektion)
I. Allegro non troppo e molto maestoso – Allegro con spirito II. Andantino semplice – Prestissimo – Tempo I III. Allegro con fuoco Pause
Peter I. Tschaikowsky
Sinfonie Nr. 5 e-moll op. 64 – in Bildern aus Russland
I. Andante – Allegro con anima II. Andante cantabile, con alcuna licenza
III. Valse. Allegro moderato
IV. Finale. Andante maestoso – Allegro vivace
Klavier Annika Treutler
Fotografie und Projektion Tobias Melle
Radiosymphonieorchester Prag
Dirigent Heiko Mathias Förster
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„Ihr Konzert taugt gar nichts“
Peter I. Tschaikowsky: Konzert für Klavier und Orchester Nr. 1 b-moll op. 23
Tschaikowskys 1. Klavierkonzert gehört seit seiner Uraufführung
in Boston im Jahr 1875 bis heute unverändert zu den populärsten Schöpfungen der Gattung und verdankt seine Beliebtheit
vor allem jenem ästhetischen Grundprinzip, das Nikolai Rubinstein,
der ursprüngliche Widmungsträger des Konzertes, anfänglich scharf
kritisiert hatte: Die Klangsprache sei nahezu ausschließlich orchestral
geprägt und der Klavierpart pianistisch wenig reizvoll. Doch wurde
Tschaikowskys musikalisches Denken von den Klangfarben des
Orchesters geleitet, und gerade diese Kompositionstechnik erwies
sich für das 1. Klavierkonzert als zielführend und erfolgversprechend.
Trotz Rubinsteins vernichtendem Urteil „Ihr Konzert taugt gar nichts“
lehnte Tschaikowsky jede Änderung an der musikalischen Substanz
seines Konzerts ab. Rubinsteins Kritik wurde zu einem der klassischen
Fehlurteile der Musikgeschichte, und auch der gestrenge Pianist selbst
sollte seine Meinung später revidieren: Seine Interpretation des Werks
wenige Jahre später bei der Pariser Weltausstellung wurde zum umjubelten Triumph. Zunächst aber strich Tschaikowsky die beabsichtigte
Widmung an Rubinstein und setzte stattdessen den Namen Hans von
Bülow ein. Bülow, der seinerzeit als einer der ersten Pultstars der
Musikgeschichte Karriere machte, war auch ein bedeutender Pianist.
Er schätzte Tschaikowskys Musik, studierte das neue Konzert mit
zunehmender Begeisterung und führte die Uraufführung in Boston
zu einem großen Erfolg, von dem er den Komponisten umgehend
telegraphisch informierte. Die Legende berichtet, dass dies das erste
Telegramm gewesen sei, das von Boston nach Moskau übertragen
wurde. Wie so viele Werke aus der Feder Tschaikowskys zeugt auch
das 1. Klavierkonzert von der kongenialen Verbindung einer persönlich,
durchaus auch national-russisch gefärbten Tonsprache mit klassischen
Formprinzipien. Dabei scheute Tschaikowsky keine ungewöhnlichen
Wege: Allein die Proportionen des Konzerts sind auffällig, ist der erste
Satz doch länger als der zweite und dritte zusammen. Der Anfang mit
der blühenden Melodik der Violinen und Celli gehört zu den populärsten Themen klassischer Musikliteratur. Zahlreiche Kritiker bemängelten das angebliche formale Ungleichgewicht, greift Tschaikowsky
diese erste Hauptmelodie, die entgegen der klassischen Vorschriften
nicht in der Grundtonart b-moll, sondern in der Paralleltonart DesDur steht, im gesamten Konzert nicht mehr auf. Dennoch schließt sich
der motivisch-melodische Bogen im Finale, wenn dort wiederum eine
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Russlands großes Herz
Tschaikowskys Fünfte Sinfonie in Bildern von Tobias Melle
große ausladende Des-Dur-Kantilene, die ebenso im Dreivierteltakt
steht, über weite Strecken das musikalische Geschehen beherrscht.
Zwischen diesen beiden Themen, die das Konzert wie eine Klammer
umfassen und mit der motivisch-melodischen Struktur der restlichen
Teile nicht weiter verbunden sind, setzt Tschaikowsky nahezu ausschließlich auf klassische Formen. Der Hauptteil des ersten Satzes
orientiert sich an der klassischen Sonatenform, und auch dem zweiten
Satz liegt ein dreiteiliger Aufbau zugrunde. Die Holzbläser stellen ein
zart-zurückhaltendes Thema vor, das vom Klavier aufgegriffen und verarbeitet wird. Der schnelle Mittelteil des Satzes, in dem Tschaikowsky
das französische Chanson „Il faut s’amuser, danser et rire“ („Man muss
sich vergnügen, tanzen und lachen“) verarbeit, gemahnt durchaus an
ein Scherzo Beethovenscher Provenienz. Im temperamentvoll dahinrauschenden Finalsatz dominiert zunächst ein rhythmisch prägnantes
Tanzthema, bevor die Des-Dur-Episode folgt und das Konzert – zwar
nicht den klassischen Gesetzen zufolge, aber durchaus der Tradition
Beethovens und Brahms’ verwandt – mit einer alle technischen
Register erfordernden Kadenz in B-Dur schließt.
In den vergangenen zwei Jahrzehnten schuf der Münchner Fotograf
und Cellist Tobias Melle sechs Sinfonien in Bildern. Diese ungewöhnliche Verbindung zweier künstlerischer Leidenschaften, von sinfonischem Konzert mit großen Bildeindrücken, hat ihn bei einem
breiten Publikum im In- und Ausland bekannt gemacht.
Die heute gezeigte Arbeit zur Fünften Sinfonie von Tschaikowsky ist
auch Tobias Melles fünfte Bearbeitung eines sinfonischen Werks, und
für diese Sinfonie hat er Neuland betreten. Seine bisherigen Arbeiten
wurden stark vom Namen der Werke („Aus der Neuen Welt“)
oder gar durch ein vorgegebenes Programm („Eine Alpensinfonie“)
geprägt. Mit der Auswahl von Tschaikowskys Fünfter Sinfonie ergab
sich eine vollkommen neue künstlerische Aufgabenstellung. Dieses
Werk spricht mit tiefer Emotionalität, es wird zusammengehalten
von einem Schicksalsmotiv und angetrieben von der Hoffnung, die
Hoffnungslosigkeit überwinden zu können. Die Suche nach einem
fotografischen Weg in diese Gefühlswelt führte Tobias Melle nach
Russland hinein, und diese Reise musste weitaus tiefer und weiter
führen, als die oberflächlichen touristischen Pfade es möglich machen.
Persönliche Freundschaften und die sprichwörtliche russische Gastfreundschaft öffneten ihm die Türen zu diesem nahen und doch so
fernen Land. Seine weitreichenden Erkundungen unternahm Tobias
Melle mit dem Auto, mit der Eisenbahn, und auch – wie schon bei
seinen früheren Projekten – für viele tausend Kilometer mit dem
Fahrrad. Immer war es dabei sein Bestreben, nah heran zu kommen
an Land und Leute.
Nach drei Jahren des Reisens, immer mit Tschaikowskys Sinfonie
im Ohr, im Herzen und als Partitur im Gepäck, galt es, den musikalischen Bogen mit ausgewählten Bildern zu begleiten, ihn mit den
Augen des Fotografen erlebbar werden zu lassen, die erlebten und
fotografierten Eindrücke mit der Musik zu einer neuen Reise nach
Russland zu vereinen.
Und das gelingt. Vom ersten Bild an nimmt einen die Fünfte Sinfonie
gefangen. Zu Beginn des ersten Satzes sehen wir ein verlorenes
Land, zerstörte Zivilisation. Das epochale Scheitern eines doch einst
besser gemeinten Gesellschaftsentwurfs schreit uns an. Es öffnet
sich ein Blick auf das bewohnte Russland von heute, einem maroden
Land voller abblätternder Großartigkeit, zaristisch-stalinistischer
Wucht, infrastruktureller Desintegration und wenig Hoffnung.
Der zweite Satz scheint versöhnlicher. Der Blick schweift über eine
episch breite Landschaft, gehalten von einer alten, sicheren Religion,
die sich in ihren prächtigen Kirchen zeigt. Das ist das Russland
einer ersehnten Wirklichkeit, das unzerstörbare große alte Reich.
Es schlägt ein starkes Herz, es gibt Hoffnung – doch auch diese ist
verletzlich.
Der dritte Satz ist ebenso verspielt wie oberflächlich. Glänzend
und prächtig sind die Oberflächen der aufs feinste renovierten
Zarenbauten, doch wenn es auch das Bernsteinzimmer ist, das
hier so strahlt, so spürt man doch, dass es nur schöner Schein
ist:Potemkins großes Dorf für Pauschalreisende.
Und dann der vierte Satz. Bis hierher haben wir schon viele Facetten
der russischen Wirklichkeit gesehen, doch erst jetzt werden wir
Russland und die Musik von Tschaikowsky wirklich fühlen. Es geht um
den Kern der Sache, das Wesentliche wird enthüllt – in einem fulminanten Bildersturm durch die Zeit und das Land wird das Schicksal
und die Verzweiflung dieser Menschen deutlich, ausgesaugt im
Zarenreich, aufgeputscht unter Hammer und Sichel, jetzt überdreht
im Kapitalismus, und ein ganzes Volk bezahlt einen zu hohen Preis.
Und wo alle Hoffnung vergeblich erscheint, und wir sie traurig fahren
lassen, da reicht uns das Schicksal die Hand zur Versöhnung. Wir
begegnen den Menschen dieses Landes, ihrer Lebendigkeit, ihrem
Lachen, ihrer Liebe. Es gibt so viel Hoffnung. Wir sehen Russland
ganz tief in die Augen – und in sein großes, großartiges Herz.
Boris Baginski
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Annika Treutler
Annika Treutler gilt als äußerst vielversprechende deutsche Nachwuchskünstlerin, seit sie 2010 mit Schumanns Klavierkonzert und dem
Deutschen Sinfonieorchester Berlin im großen Saal der Berliner Philharmonie debütierte. Konzertreisen führten sie bereits in viele Teile
Europas, nach Israel und die USA. Sie spielte mit Orchestern wie der
Polnischen Kammerphilharmonie, der Robert-Schumann-Philharmonie
Chemnitz, der Neubrandenburger Philharmoniker, der Neuen Philharmonie Westfalen, dem Oslo Symphony Orchestra und dem RundfunkSinfonieorchester Berlin unter Dirigenten wie Stefan Soltesz, Ward
Stare oder Heiko Matthias Förster. Als Stipendiatin der Mozart-Gesellschaft Dortmund in der Saison 2011/2012 spielte sie mit den Bochumer Symphonikern unter der Leitung von Steven Sloane Mozarts
Klavierkonzert KV 482 im ausverkauften Konzerthaus Dortmund. Die
Pianistin war beim „Movimentos“ Festival in Wolfsburg, beim Festival
„Liszt en Provence“, wiederholt bei den Festspielen Mecklenburg-Vorpommern sowie mehrfach live im NDR und im Deutschlandradio zu
hören.
Annika Treutler erhielt ihren ersten Klavierunterricht im Alter von vier
Jahren bei Almut Eckels, bevor sie 2001 zu Prof. Renate KretschmarFischer wechselte. Im Alter von gerade 21 Jahren erhielt sie ihr Diplom
nach dem Studium bei Prof. Matthias Kirschnereit an der Hochschule für Musik und Theater in Rostock. Derzeit ist sie Masterstudentin
bei Prof. Bernd Goetzke an der Hochschule für Musik, Theater und
Medien in Hannover. Meisterkurse bei Prof. Kretschmar-Fischer, Janina
Fialkowska, Bernd Goetzke, Richard Goode, Elisabeth Leonskaja und
Murray Perahia ergänzen ihre Ausbildung. Annika Treutler wurde vielfach bei nationalen und internationalen Wettbewerben geehrt.
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Tobias Melle
Tobias Melle findet seinen persönlichen Ausdruck in einem weiten
Spektrum künstlerischer Aktivitäten.
Der Musiker Tobias Melle spielt seit seinem 14. Lebensjahr Cello, hat
über viele Jahre in verschiedenen Orchestern mitgewirkt und war
bei den meisten Werken, die er fotografisch bearbeitet hat, auch auf
der Bühne mit dabei.
Der Fotograf Tobias Melle sucht bevorzugt die Verbindung der
Fotografie mit der Musik, die ihn zu seinem Projekt Sinfonie in
Bildern anregt. Reisefreude, Neugier und Naturverbundenheit vereinen sich bei ihm mit seinen künstlerischen Ambitionen, und er ist
mit Kamera und Partitur im Gepäck oft monatelang unterwegs, um
die richtigen Bilder zu finden.
Aufführungen seiner Sinfonien in Bildern finden mit namhaften
Orchestern und Dirigenten im In- und Ausland statt, so u.a. mit
dem WDR Sinfonieorchester Köln, der Staatsphilharmonie Halle,
den Münchner Symphonikern, der Neuen Philharmonie NordrheinWestfalen, den Stuttgarter Philharmonikern, dem TonhalleOrchester Zürich und dem Houston Symphony Orchestra.
Tobias Melle lebt in München und ist im Internet unter
www.tobiasmelle.de zu finden.
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Heiko Mathias Förster
Ein Gastspiel im Großen
Festspielhaus Salzburg, musikalische Leitung der Opern
„La Boheme“, „Die Tote
Stadt“, „Otello“ und „Samson
et Dalila“ am Gelsenkirchener
Musiktheater im Revier, acht
CD-Einspielungen,
regelmäßige
Gastspielreisen
nach Basel und Zürich mit
zahlreichen
Konzerten,
„Benefizkonzert für Haiti“
mit Thomas Godoj im ausverkauften Ruhrfestspielhaus
Recklinghausen – seit seinem Amtsantritt 2007 als
Generalmusikdirektor feierte
Heiko Mathias Forster am
Pult der Neuen Philharmonie
Westfalen etliche Erfolge.
Ursprünglich wollte der junge Mecklenburger Dirigent Pianist
werden, bevor er das Dirigierstudium aufnahm. Mit Erfolg, denn
bereits 1989, im Alter von 23 Jahren, wurde er Chefdirigent des
Brandenburger Theaters. Vier Jahre später erfolgte die Ernennung
zum Generalmusikdirektor der Stadt Brandenburg. 1999 wurde
Heiko Mathias Förster Chefdirigent der Münchner Symphoniker.
In seinen acht Münchner Jahren führte er das Orchester zu unzähligen umjubelten Konzerten. Zudem prägte er mit den Münchner
Symphonikern über Jahre das Internationale Musikfestival im
Chiemgau auf Gut Immling mit vielbeachteten Operninszenierungen.
Auch bei den Stars der Branche, u.a. bei José Cura, Rolando Villazón
oder Elína Garancˇa, ist Heiko Mathias Förster ein beliebter und
erfolgreicher Partner am Pult. Im Jahr 2000 realisierte er mit Vicco
von Bülow alias Loriot das Wagner-Projekt „Ring an einem Abend“
mit Aufführungen in München, Wien und Salzburg. Darüber hinaus
dirigiert Heiko Mathias Förster regelmäßig Orchester auf der ganzen
Welt, u.a. das Israel Symphony Orchestra, das National Taiwan
Symphony Orchestra, das Rundfunk-Sinfonieorchester Berlin, das
Orchestra del Teatro di Gran Liceo Barcelona oder die Prager
Symphoniker.
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Radiosymphonieorchester Prag
Das Radiosymphonieorchester Prag gehört zu den ältesten tschechischen Klangkörpern. Zu den bedeutenden Chefdirigenten nach
1945 gehörten Persönlichkeiten wie Karel Ančerl, Alois Klíma,
Jaroslav Krombholc und František Vajnar. Zudem standen auch Václav
Talich, Václav Neumann, Charles Munch, Gennadij Rozhdestvenskyi
oder Charles Mackerras am Pult des Orchesters. Von 1985 bis 2011
stand Vladimír Válek als Chefdirigent an der Spitze des Orchesters,
heute hat Ondrej Lenárd diese Position inne.
Das Radiosymphonieorchester Prag gastiert regelmäßig in fast allen
europäischen Ländern, darüber hinaus auch in Japan, Süd-Korea,
China, Taiwan sowie in den Vereinigten Staaten. Zahlreiche nationale
und internationale Rundfunk und CD-Aufnahmen dokumentieren die
künstlerische Arbeit des Orchesters, das dabei mit vielen namhaften
Solisten arbeitete, u.a. mit Gabriela Beňačková, Renée Fleming, Edita
Gruberová, Eva Urbanová, Gautier Capuçon, José Carreras, José
Cura, Plácido Domingo, Ferruccio Furlanetto, Mischa Maisky, Bryn
Terfel oder Ramón Vargas.
Aktuell gastiert das Orchester in Deutschland, Belgien, Spanien
und Österreich, produziert die Ersteinspielung des symphonischen Gesamtwerks von Miloslav Kabeláč unter der Leitung von
Marek Ivanovich und ist beim internationalen Musikfestival „Prager
Frühling“ zu Gast.
Folgende „Sinfonien in Bildern“ sind auch als DVD
erschienen:
Antonin Dvor̆ák
Sinfonie Nr. 9 „Aus der Neuen Welt“
Antonio Vivaldi
Die Vier Jahreszeiten
Felix Mendelssohn Bartholdy
Hebriden-Ouvertüre und Sinfonie Nr. 3 „Schottische“
Richard Strauss
Eine Alpensinfonie
Peter I. Tschaikowsky
Sinfonie Nr. 5
Tobias Melle signiert nach der Vorstellung im Foyer!
Auch im Internet erhältlich unter www.tobiasmelle.de
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Sinfonie in Bildern als DVD
Impressum
Redaktion: Nora Sperber, münchenmusik
Layout: Tobias Melle
Foto (Treutler): © Monika Lawrenz
Foto (Melle): © Manuela Ostadal
alle anderen Fotos: © Tobias Melle
Infos zu Tobias Melle: www.tobiasmelle.de
münchenmusik GmbH & Co. KG
Widderstr. 20
81679 München
Tel: 089–93 60 93
[email protected]
www.muenchenmusik.de
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