LANDES JUG ENDORCHESTER NRW SCHICKSAL WERKE VON MOZ ART , BARTÓK UND T SCHA IKOWS KY FRÜHJAHR 2 0 1 6 Hin- und hergerissen war Tschaikowsky, während er an seiner fünften Sinfonie arbeitete. Seine kreative Quelle schien zu versiegen, Selbstzweifel plagten den Komponisten und wichen auch dann nicht von seiner Seite, als das Publikum seine Schicksalssinfonie aus dem Jahr 1888 längst begeistert ins Herz geschlossen hatte. Kein Wunder: Sind es doch gerade diese unvorhersehbaren Irrungen und Wirrungen im Leben eines jeden Menschen, die es intensiv machen – und der Sinfonie ihre ebenso so bewegende wie anrührende Färbung verleihen. Das Landesjugendorchester NRW versammelt rund achtzig begabte Musikerinnen und Musiker zwischen vierzehn und 24 Jahren aus ganz Nordrhein-Westfalen. Sie alle eint der Wunsch, musikalisch das Beste aus sich herauszuholen, um das Publikum mit Brillanz und Spielfreude zu begeistern. Man darf also gespannt sein, wie das junge Ensemble die unbeugsame Macht des Schicksals in den Werken von Mozart, Bartók und eben Tschaikowskys 5. Sinfonie zum Leben erweckt. Termine & Programm 30. April 2016 Burg Langendorf bei Zülpich 1. Mai 2016 Stadthalle Olpe (Ouvertüre gemeinsam mit dem 20. Mai 2016 19:00 Uhr Friedrich-Wilhelm-Gymnasium Köln 21. Mai 2016 18:00 Uhr Stadthalle Kleve, Aufzeichnung durch WDR3 Orchester Concerto*) FATUM (Sinfonie mit szenischen Intermezzi) Sendetermin des Konzertmitschnitts: 27. September 2016, 20:05 – 22:00 Uhr WDR3 WOLFGAnG AMADeUS MOZART (1756-1791) | ouverTüre aus der oPer »idomeneo« Kv 366 (*Auszug aus der Ouvertüre der Oper Zauberflöte KV 620) BéL A B A R T ó K (1 8 8 1 - 1 9 4 5 ) | K o n z e r T f ü r v i o l a u n d o r c h e s T e r Solist: Volker Jacobsen Pause PeTeR I LJITSch TSchAI KOWSKy (1840-1893) | sinfon ie nr. 5 e-moll oP. 64 WARUM NENNT MAN TSCHAIKOWSKYS 5. SINFONIE AUCH SCHICKSALSSINFONIE, HERR KRÄMER? Tschaikowsky selbst sprach während seiner Arbeit an der Sinfonie davon, dass man dem Schicksal unentrinnbar ausgeliefert ist. Das wird in der Musik spürbar durch das Thema, welches sich ständig wiederholt - selbst im Walzer. Die verschiedenen Stimmungen, auch im 2. Satz, verdeutlichen, dass häufig zerstört wird, was vorher gut war.Tschaikowsky war homosexuell und hatte sein ganzes Leben darunter gelitten. Mit einer Kurzehe hatte er versucht, sich da herauszureißen. Erfolglos. Diese Erfahrungen und Gefühle verdichten sich in seiner 5. Sinfonie. HANNES KRÄMER Gastdirigent des Landesjugendorchesters NRW Hannes Krämer ist Geiger der Bamberger Symphoniker und seit 2005 Dirigent. Er hat zahlreiche Wettbewerbe gewonnen und leitet bedeutende Profi- und Nachwuchsorchester. www.hanneskraemer.de Was macht diese Sinfonie für uns heute noch bedeutsam? Auch 130 Jahre nach ihrer Entstehung ist die Sinfonie noch aktuell: Sie transportiert Leidenschaft, die Zerstörung von Lebensträumen, aber auch Hoffnung! In der Musik bleiben diese Themen zwar abstrakter als beispielsweise in der Literatur. Dennoch übertragen sich diese Gefühle und Ideen, die unser Menschsein ausmachen, in denen wir uns und einen Teil unseres Lebens wiedererkennen. Das macht große Musik aus. Gibt es etwas in dem Werk, das besonders für junge Menschen bedeutsam ist? Grundsätzlich betrifft das Thema alle Altersklassen. Der Unterschied liegt vielleicht darin, dass ältere Leute eher zurück schauen, auch auf ihr Schicksal, während jüngere Menschen mehr nach vorne blicken. Das Leben kann viele Entwicklungen haben, es gibt Rückschläge, aber es geht auch immer weiter. Wir Älteren wissen das schon, die Jüngeren ahnen es, haben aber eben noch nicht so viel davon erlebt. Es ist beneidenswert, in jungen Jahren so radikal nach vorne blicken zu können. Haben Sie das Werk schon mit anderen Orchestern aufgeführt und was war der Unterschied? Ich arbeite mit vielen Jugend- und Profiorchestern. Die Arbeit mit jungen Menschen ist mit nichts vergleichbar: Die Frische, die Neugierde und die Offenheit sind wunderbar! Man muss zwar kanalisieren, aber man hat alle Möglichkeiten. Es ist als hätte man ein weißes Blatt Papier vor sich liegen, das sich nach und nach mit Leben füllt: intensiv und überraschend! Das Interview mit Hannes Krämer führte der Orchestervorstand: Jonathan Debus, Nina Jaskolla, Niklas Krug, Max Schollemann und Maria Schönnenbeck Das große Thema des Konzerts heißt Schicksal. Sie sind Solist des Bratschenkonzerts von Bartók. Gibt es Schicksalhaftes in dieser Musik, bei Bartók oder auch bei Ihnen im Zusammenhang mit diesem Werk? Grundsätzlich sollte man immer vorsichtig sein, biographische Bezüge unmittelbar auf die Musik zu projizieren. Dennoch spielt das Schicksal eine besondere Rolle im Bratschenkonzert Bartóks: Da ist diese düstere, melancholische, fast schon depressive Grundfärbung. Die steht sicherlich mit Bartóks eigenem Schicksal in seiner letzten Lebensphase in Zusammenhang. Er war gesundheitlich angeschlagen, hatte starkes Heimweh und es ging ihm richtig schlecht. Die Frage nach der Macht des Schicksals und religiöse Fragen trieben ihn um und flossen auch in sein Werk ein. Man spürt das beispielsweise in seinem letzten Stück wie auch im Klavierkonzert, an denen er ja parallel gearbeitet hatte, sozusagen Geschwisterstücke, da gibt es jeweils einen langsamen Mittelsatz: Adagio religioso. Mit Blick auf Ihre Erfahrungen mit dem Landesjugendorchester NRW: Was macht Ihnen an der Arbeit mit Kindern und Jugendlichen besonders Spaß? Für mich fühlt sich das an wie nach Hause kommen, zurück zu den Wurzeln. Es ist unglaublich inspirierend und beglückend zu erleben, dass auch heute diese Energie, diese Freude und der Zusammenhalt unter den Jugendlichen entsteht, die mich selbst früher im Landes- und Bundesjugendorchester begeistert hat. Dieser Stellenwert, den das Orchester für die Gemeinschaft hat, es ist schön zu sehen, dass das so weitergeht - ein ideales Mittel gegen den Kulturpessimismus! Das Interview führte Katharina Glose, Studentin, Leitungsteammitglied der aktuellen Projektphase VOLKER JACOBSEN, VIOLA Geboren 25.4.1970 in Hannover Ausbildung Musikhochschule Lübeck Stationen Artemis Quartett (Gründungsmitglied), Alban Berg Quartett, Professor an der Universität der Künste in Berlin und „Master-inResidence“ an der Chapelle musicale Reine Elisabeth in Brüssel, Professor für Bratsche in Hannover Lieblingsmusik „Eine Festlegung finde ich schwierig. Müsste ich es dennoch, dann mag ich Komponisten, die man sich über die Kammermusik erschließen kann, wie z.B. Beethoven, Brahms und natürlich Bartók.” Was braucht der Mensch zu fürchten? Treibt ihn nicht das Ungefähr dahin und dort? WeiSS er von einem Ding das Wesen, windet ihm nicht jeder Luftzug sein Selbst aus seiner Hand? Nur leben, leben gradhin. Bekümmre dich um kein Orakel. (…) Acht‘ es nicht, wer‘s von sich bläst, erträgt die Last des Lebens. aus Ödipus Rex, Übersetzung Hugo v. Hofmannsthal UM Schicksal heißt der Titel des Konzertprogramms, das die jungen Musikerinnen und Musiker des Landesjugendorchesters in der diesjährigen Frühjahrsarbeitsphase erarbeitet haben. Im Zentrum steht Peter Tschaikowskys 5. Sinfonie, die Schicksalssinfonie. Einige Aufführungen des Programms werden begleitet von szenischen Intermezzi, die der Literaturkurs der Oberstufe (Q1) des FriedrichWilhelm-Gymnasiums in Köln seit September 2015 unter der Leitung von Tanja Loke entwickelt und einstudiert hat. Die Textgrundlage für die szenischen Intermezzi sind die originalen Brieftexte von Tschaikowsky, Antonina und Nadeschda von Meck, sowie Zitate aus Constantin Floros Monografie. Wie ein Aufflackern einer Fackel beleuchten sie zwischen den Sätzen der Sinfonie einige Szenen aus Tschaikowskys Leben; weniger historisch betrachtet. Es geht um den Ausdruck der wechselhaften Gefühlszustände der Figuren, die sich in der Musik beeindruckend widerspiegeln. Unser Dank gilt Tanja Loke, dem Schulleiter Meinolf Arnold und dem Förderverein des Friedrich-Wilhelm-Gymnasiums, die dieses Projekt entwickelt und unterstützt haben. Alle großen sinfonischen Werke der Klassik, Romantik und der Neuen Musik, zweimal jährliche Erarbeitung und Präsentation eines vollständigen Konzertprogramms im In- und Ausland: Das Landesjugendorchester NRW (LJO) begeistert mit Spielfreude, künstlerischer Arbeit und technischem Können. SIE SIND GUT. SIE SPIELEN MIT FEUER. MAESTRE JUKKA PEKKA SARASTE, Chefdirigent des WDR-Sinfonieorchesters LANDESJUGENDORCHESTER NRW Es ist immer wieder spannend, wenn sich die rund achtzig Musikerinnen und Musiker zwischen vierzehn und 24 Jahren in ihren Schulferien treffen, um große Werke zu erarbeiten und diese in höchster Qualität zur Aufführung zu bringen. Denn die Jugendlichen sind ganz unterschiedliche Typen und haben ihre individuelle Herangehensweise an die Musik. Was sie eint ist ihre unbändige Freude am gemeinsamen Musizieren und der Ehrgeiz, das Beste aus sich herausholen. Ihr Können haben die jungen Musikerinnen und Musiker bereits unter Beweis gestellt: Als Teilnehmer im NRW-Landeswettbewerb Jugend musiziert haben die Meisten bereits erste Preise gewonnen. Jedes Aufeinandertreffen ist neu und anders. Das nährt die Lebendigkeit des Orchesters, das nun schon seit über vierzig Jahren besteht. Der Wunsch aller ist groß, miteinander musikalisch zu arbeiten, in der Musik zu leben und dem Klang eine gemeinsame Richtung zu geben. In ihrem Alltag leben die Jugendlichen in ganz NRW verstreut und sind mit ihrem Instrument alleine vor Ort beschäftigt. Und doch erfüllt alle diese Kraft des gemeinsamen Musizierens jedes Mal wie ein Zauber, wenn sie auf ihren nun schon über 200 Arbeitsphasen im LJO aufeinandertreffen und ihre Leidenschaft ausleben können: musikalisch brillieren. Besetzung 1. Violine Clara-Saeko Burkhardt, Rahel Weier, Katrin Nowak, Jasper Sitte, Annika Franke, Huy Lim Tran, Nina Jaskolla, Camillo Westerhoff, Maurice Florin, Huy Lan Tran, Leonie Ziegner, Eva Otto, Tina Krumik, Casper Hesprich, Julius Krecher 2. Violine Charlotte Schönebeck, Kolja Plettner, Malte Stump, Chiara Hilborne-Clarke, Annika Kliem, Wiebke Hansen, Anna Hauke, Luisa Kohla, Patricia Bömcke, Johanna Thissen, Helena Happich, Antonia Heimüller Viola Anton Brezinka, Nicholas Davies-Garner, Clara Brezinka, Magdalena Appelhans Katharina Beer, Tim Düllberg, Magdalena Hopfenzitz, Meike Vogt, Laurenz Hilger, Raphael Schwentker Violoncello Niklas Krug, Simeon Wolf, Lucas Jansen, Tabea Klees, Jonah Näckel, Leon Capar, Richard Ersel, Rahel Schmitt, Philine Scheelhase, Felix Bahrendt Kontrabass Paul König, Kyra Körser, Philipp Grotehusmann, Marius Hochstein, Paul Tintelnot, Malte Weitkamp Flöte Fabienne Kreuzer, Simona Skandro, Lisa Bätge Oboe Katharina Dreymann, Justus Luerweg, Helena Schulze Klarinette Miriam Vollmer, Laura Austermann, Lena Köhler Fagott Solist: Volker Jacobsen, Viola Hannah Heim, Christopher Böhme, Marius Dirigent: Hannes Krämer Fischer Dozenten: 18.-21. März Horn Dirigierassistent: Clemens Fieguth Johannes Schmack, Julius Stracke, Mauritz 1. Vl: Pierre-Alain Chamot, WDR Oehmen, Maria Schönnenbeck, Hilde 2. Vl: You Bin Yang, Hochschule Köln Anders Vla: Gabriel Tamayo, hess. Rundfunk Vc: Susanne Eychmüller, WDR ( ab 19.3). Trompete Kb: Jörg Schade, WDR Jonathan Debus, Malte Weinig, Moritz Holzbläser: Prof. André Sebald, Lopper Gürzenich/RSH Blechbläser: Tobias Füller, RSH Posaune Düsseldorf und Jörg Lopper , Essener Thomas Ziller, Maria Mertes, Maximilian Philharmoniker Schollemann Leitungsteam: Tuba Rita Menke (Leitung), Katharina Glose Charlotte Ortolf (stellvertr. Ltg), Max Stiefermann, Eva Suhr, Ursula Baumbusch, Anton Schulze, Pauke/Schlagzeug Max Stracke, Christopher Schade, Martin Kolfhaus, Ben Ipers Anna Maria Stiefermann Newsletter-Anmeldung unter: www.lje-nrw.de/kontakt V.i.S.d.P. Verein zur Förderung von Landesjugendensembles NRW e.V. 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