Gewässerentwicklung Dreisam Bereich Kartauswiesen in Freiburg

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Gewässerentwicklung Dreisam
Bereich Kartauswiesen in Freiburg
Überprüfung der Fledermausvorkommen
Konfliktdarstellung und Maßnahmenempfehlung
Stand 30. Oktober 2012
Auftraggeber:
Kamm und Pohla, Freie Landschaftsarchitekten
Schwarzwaldstraße 3, 79539 Lörrach
Bearbeitung:
Büro für Landschaftsplanung
Dipl. - Forstwirt Hans-Joachim Zurmöhle
Schillerstr. 16, 79183 Waldkirch, 07681/4937055; [email protected]
H.-J. Zurmöhle
30. Okt. 2012
Dreisam-Kartauswiesen
Fledermäuse
1
Aufgabenstellung __________________________________________________________2
2
Methoden ________________________________________________________________3
3
Ergebnisse________________________________________________________________4
3.1 Aufzeichnung von Fledermauslauten______________________________________________4
3.2 Vorwissen aus anderen Untersuchungen in der näheren Umgebung ____________________4
3.3 Lebensweise und Habitatansprüche der nachgewiesenen Arten _______________________5
4
Bewertung der Ergebnisse ___________________________________________________7
4.1 Schutzstatus __________________________________________________________________7
4.2 Habitateinschätzung ___________________________________________________________8
4.3 Konflikte/Maßnahmenempfehlung ______________________________________________10
5
Zusammenfassende Beurteilung _____________________________________________11
1 Aufgabenstellung
Die Stadt Freiburg plant im Bereich der Kartauswiesen die Entwicklung der Dreisam (s. Abbildung).
Der Verfasser wurde vom Büro „Kamm und Pohla / Lörrach“ damit beauftragt, die Fledermausvorkommen im Planungsraum zu prüfen. Auf Grundlage der Bestandserfassung soll geprüft
werden, welche Auswirkungen/Konflikte sich durch das geplante Vorhaben ergeben könnten.
Als Hinweis zur Planungsoptimierung sollen Maßnahmen definiert werden, die eventuell entstehende Konflikte vermeiden oder die Fledermausvorkommen fördern können.
In einer Erstbegehung (1 malige, intensive Kontrolle) sollte geprüft werden, ob erhebliche vorhabenbedingte Beeinträchtigungen auf Fledermausvorkommen denbkar sind. Danach sollte
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Fledermäuse
festgelegt werden, ob ergänzende Erhebungen (mehrere örtliche Aufnahmen) erforderlich werden. Dies ist/war nicht der Falle, - wie unten stehend näher erläutert wird.
Rechtlicher Hintergrund
Nach § 44 Naturschutzgesetz gilt für besonders oder/und streng geschützte und bestimmte
andere Tier- und Pflanzenarten:
(1) Es ist verboten,
1. wild lebenden Tieren der besonders (und streng) geschützten Arten nachzustellen, sie zu
fangen, zu verletzen oder zu töten oder ihre Entwicklungsformen aus der Natur zu entnehmen,
zu beschädigen oder zu zerstören (Tötungsverbot),
2. wild lebende Tiere der streng geschützten Arten und der europäischen Vogelarten während
der Fortpflanzungs-, Aufzucht-, Mauser-, Überwinterungs- und Wanderungszeiten erheblich zu
stören; eine erhebliche Störung liegt vor, wenn sich durch die Störung der Erhaltungszustand
der lokalen Population einer Art verschlechtert (Störungsverbot),
3. Fortpflanzungs- oder Ruhestätten der wild lebenden Tiere der besonders (und streng) geschützten Arten aus der Natur zu entnehmen, zu beschädigen oder zu zerstören,
4. wild lebende Pflanzen der besonders geschützten Arten oder ihre Entwicklungsformen aus
der Natur zu entnehmen, sie oder ihre Standorte zu beschädigen oder zu zerstören (Zerstörungsverbot).
2 Methoden
In der Nacht vom 4. auf den 5. Juli 2012 wurde eine örtliche Erfassung der Fledermausvorkommen durchgeführt. Hierzu wurden entlang der Dreisam 4 Horchboxen zur automatisierten
Aufzeichnung der Fledermaus-Ultraschallaute positioniert (s. Karte).
Der digitale Batcorder (http://www.ecoobs.de) wird uhrzeit-gesteuert aktiviert und zeichnet während der Nacht die Ultraschallaute von Fledermäusen auf. Ein einzigartiger Algorithmus sorgt
dafür, dass nur Fledermausrufe und kaum Störgeräusche wie stridulierende Laubheuschrecken
aufgezeichnet werden. Die Software (bcAdmin) erlaubt die automatisierte Interpretation von
Gattungen und auch eine Artbestimmung der gefundenen Rufe. Ergänzt und hörbar gemacht
werden die Fledermausrufe durch einen Ultraschalldetektor. Mit diesem werden während der
Transektbegehung Fledermausschwerpunkte ausgemacht, damit hier gezielt mittels Horchbox
Aufnahmen gemacht werden können.
Zwei Boxen wurden vor Sonnenuntergang an den Positionen 3 und 2 aufgestellt (s. Karte). Mit
den beiden anderen Horchboxen wurden durch zwei Personen Linien/Transekte entlang der
Dreisam (insbesondere im Eingriffsbereich auf der Nordseite) aufgenommen (s. Karte blaue
und gelbe Linie). Nach Abschluss der Transektbegehung wurden auch diese Boxen bis Sonnenaufgang an zwei festen Standorten positioniert (s. Karte Standort 1 und 4). Durch die Transektbegehungen in Verbindung mit der räumlichen Anordnung zur Daueraufzeichnung mit den
4 Horchboxen kann geprüft werden, ob Fledermäuse die Dreisam stärker frequentieren, als den
angrenzenden Lebensraum.
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Fledermäuse
3 Ergebnisse
3.1 Aufzeichnung von Fledermauslauten
Die Ergebnisse der Aufzeichnung sind in nachfolgender Tabelle dargestellt.
Ge-
Typ
Gesamtzahl
Zwerg
Rauhhaut
Mücken
gAbend
Stationär
Transekt
rät
1
Transekt
+
152
148
3
1
116
36
stationär
2
Stationär
176
175
1
3
Stationär
45
39
5
4
Transekt
56
53
3
429
415
12
+
176
1
46
21
35
359
71
stationär
1
1
•
In ca. 7 Std. wurden auf 4 Horchboxen 430 Flugaktivitäten von Fledermäusen aufgezeichnet (Standorte der Horchboxen s. Karte).
•
Innerhalb von ca. 1,5 Std. (21:45 Uhr bis 23.20 Uhr) wurden mit 2 Horchboxen (Box 1 und
4) bei der Transektbegehung überwiegend entlang der Dreisam 71 Flugaktivitäten aufgezeichnet (Lage der Transekte s. Karte).
•
Die stationären Horchboxpositionen 1 und 2 (entlang der Dreisam) zeichneten mit 292 Flugaktivitäten mehr als 4 mal soviel auf, wie die Horchboxen auf den Positionen 3 und 4 (67
Aufzeichnungen), welche nördlich zur Dreisam mit einigem Abstand positioniert wurden (s.
Karte).
•
Auf dem Transektbegang nördlich und südlich der Dreisam wurden in gleicher Zeit auf vergleichbarer Länge in etwa gleiche Flugfrequenzen registriert (36/Nordseite, 35/Südseite).
Unterschiede zwischen Nord- und Südseite waren demzufolge nicht zu belegen.
•
Mit mehr als 96 % der Aufzeichnungen wurde die Zwergfledermaus mit Abstand am häufigsten erfasst, gefolgt von der Rauhhautfledermaus (12 Flugaktivitäten).
•
Mit je einer Aufzeichnung besteht der Verdacht auf ein Vorkommen der Mückenfledermaus
und des großen Abendseglers.
3.2 Vorwissen aus anderen Untersuchungen in der näheren Umgebung
Aus weiteren Gutachten, die durch Herrn Dr. Brinkmann bearbeitet wurden ist bekannt, dass im
Jahr 2001 die Wimperfledermaus im nordöstlichen Bereich des Planungsraumes nachgewiesen
wurde.
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Fledermäuse
Aus dem benachbarten Raum der Kartaussiedlung liegen Untersuchungsergebnisse zum BPlan 3-85 vor, die von Edmund Hensle in einem Kurzbericht zusammengefasst wurden.
Unter Berücksichtigung der Ergebnisse von Herrn Brinkmann und Herrn Hensle können im
Planraum zumindest sporadisch folgende Fledermausarten erwartet werden:
•
Wimperfledermaus (Myotis emarginatus),
•
Zwergfledermaus (Pipistrellus pipistrellus) (auch an der Dreisam nachgewiesen),
•
Kleiner Abendsegler (Nyctalus leisleri),
•
Mückenfledermaus (Pipistrellus pygmaeus) (auch an der Dreisam nachgewiesen),
•
Myotis-Arten.
3.3 Lebensweise und Habitatansprüche der nachgewiesenen Arten
Pipistrellus pipistrellus (Zwergfledermaus)
Die Zwergfledermaus ist in ganz Deutschland und Europa bis zum 60. Breitengrad und bis in
die oberen Höhenlagen flächendeckend zu beobachten. Sie ist in fast allen Naturräumen die
häufigste Art und kann regelmäßig in Siedlungsbereichen beobachtet werden. Das Erfolgsrezept liegt darin, dass sie in der Lebensraumwahl eine große Variabilität an den Tag legt. Sie
kommt praktisch überall vor: in Städten und Dörfern, in Wäldern, in trockenen Felslandschaften
und in Flussauen. Nur in der weitgehend ausgeräumten Agrarsteppe ist diese Art seltener. Ihr
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Fledermäuse
Vorkommen ist dort meist auf den menschlichen Siedlungsbereich beschränkt, der offensichtlich noch genügend Nahrung und die notwendigen Quartiere bietet.
Spaltenquartiere an Gebäuden im Dachkasten, in Wandverkleidungen, Garagenfugen und
Dachhohlräumen werden bevorzugt und sowohl als Sommerquartier und als Winterhabitat genutzt. Als Paarungsquartiere dienen bevorzugt Baumhöhlen und Nistkästen.
Die Jagdgebiete liegen bis 1,5 km von den Wochenstuben entfernt und Wochenstubenwechsel
sind im Umkreis von bis zu 15 km nachgewiesen (BRAUN et al.2003, DIETZ et al. 2007). Die
Zwergfledermaus jagt zudem in allen urbanen Biotopen, sowie intensiv genutzten Kulturlandschaften und meidet auch Laternen nicht. Sie bevorzugt insektenreiche Flugrouten entlang linearer Leitstrukturen. Beispiele hierfür sind Wege in Gärten und Parks, beleuchtete Straßenzüge, Feldgehölze, Lichtungen und Fließgewässer.
Pipistrellus pygmaeus (Mückenfledermaus)
Die Mückenfledermaus ist in ganz Deutschland und Europa bis nach Norwegen flächendeckend
verbreitet. In höheren Lagen als 400 m ist die Vorkommenswahrscheinlichkeit als gering einzuschätzen (FRINAT GMBH 2012). Sie wurde erst in den 1990er Jahren als eigenständige Art
von der Zwergfledermaus getrennt, weshalb bisher über ihre Ökologie nur recht wenig bekannt
ist. Vor allem Funde in Auwäldern aus der Oberrheinebene zeigen, dass sie dort eine häufige
Populationen aufbaut (KRETZSCHMAR 2002, BRAUN et al. 2003). HÄUSSLER & BRAUN
(2004) beschreiben die Art nach Auswertung aller Funde in Baden-Württemberg als typische
Auenfledermaus mit Vorkommen in der Rheinebene, im Neckartal, an Jagst, Kocher und Donau, sowie am Bodensee.
Das breite Spektrum an Sommerquartieren besteht aus Nistkästen, Spaltenräumen an Gebäuden und Baumhöhlen sowie Jagdkanzeln. Als Winterquartiere konnten bislang Gebäude- um
Baumquartiere festgestellt werden. Als Wochenstuben dienen dagegen überwiegend Gebäudequartiere in Ortsrandlage oder außerhalb des Siedlungsbereiches in der Nähe der WasserWald-Jagdhabitate.
Die Mückenfledermaus ist bei Ihrer Jagd etwas stärker an die Vegetation gebunden als die
Zwergfledermaus. Auch die Nähe zu Gewässern spielt bei der Jagd eine große Rolle. So jagt
sie bevorzugt in der Weich- und Hartholzaue und gut strukturierten Auwäldern mit Binnenlichtungen. Individuenstarke Bestände jagen zudem in flussnahen, auwaldartigen Laubwaldforsten
(BRAUN & DIETERLEN 2003). Gelegentlich tritt die Mückenfledermaus auch fernab des Auwaldes, an den typischen Zwergfledermaus-Jagdplätzen, wie künstlichen Gewässern oder
Straßenlaternen am Ortsrand/in Parks, auf.
Pipistrellus nathusii (Rauhhautfledermaus)
Diese fernwandernde Art ist in ganz Deutschland und Nordosteuropa verbreitet. Die Reproduktionsschwerpunkte liegen vor allem im Nordosten Europas (in Deutschland vor allem in Brandenburg, Sachsen-Anhalt und Schleswig-Holstein). Südwestdeutschland sowie Südeuropa dagegen sind wichtige Überwinterungsgebiete. (BRAUN & DIETERLEN 2003). In BadenWürttemberg wurden bisher erst zwei Wochenstuben (Bodensee-Region), sowie einige Männchen-, Paarungs- und Zwischenquartiere durchziehender Tiere entlang des Neckars und
Rheins nachgewiesen (FRINAT GMBH 2012).
Die Rauhhautfledermaus bevorzugt abwechslungsreiche Wälder mit stehendem Wasservorkommen (BURKHARD 1997), beispielsweise Auwälder, Kanäle und Flussarme mit UferbeSeite 6 von 12
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Fledermäuse
wuchs. Im Winter ist sie jedoch auch oft in Dörfern und Städten anzutreffen (GEBHARD 1995).
Im Sommer nutzt sie Rindenspalten, Baumhöhlen, Vogelnist- und Fledermauskästen als Quartier. Als Winterquartiere dienen die bodennahen Gebiete in Holzstapeln, Spalten in/an Gebäuden und Mauern, Baumhöhlen und seltener Höhlen und Stollen.
Die Wochenstubenquartiere werden von 20 bis 50 Weibchen im April/Mai bezogen. Nach der
Aufzucht ihrer Jungen verlassen die Muttertiere die Wochenstubenquartiere ab Mitte Juli, um in
die bis zu 15 km entfernt liegenden Paarungsquartiere zu fliegen (SCHMIDT 1978).
Typische Jagdhabitate sind Wälder oder Waldränder im Flachland, sowie lineare Feldgehölze.
Im Winterhalbjahr jagt die Rauhhautfledermaus auch innerhalb von Städten im Bereich von
Straßenlaternen, Parks und entlang von Hecken (GEBHARD 1995).
Großer Abendsegler (Nyctalus noctula)
Es handelt sich um eine typische Wanderfledermaus. Die typische Reproduktionsgebiete befinden sich im nördlichen Mitteleuropa und Russland. Ab Anfang September wandert der Große
Abendsegler in die Überwinterungsgebiete nach Südwesteuropa ein. Deshalb treten in BadenWürttemberg Abendsegler gehäuft zu Zugzeiten im Frühjahr und Spätsommer auf, besonders
entlang der großen Flüsse wie Rhein und Neckar.
Paarungsquartiere an Gebäuden bzw. in Baumhöhlen und Nistkästen können im Herbst festgestellt werden.
Im Sommer verbleiben überwiegend Männchen in Mitteleuropa und in Südwestdeutschland sind
nur wenige Wochenstubenquartiere bekannt geworden (z.B. SCHEDLER 1998, NAGEL &
HÄUSSLER 1998). Massenzuzüge und –wegzüge sind am Bodensee zu beobachten, wobei die
ziehenden Tiere auch am hellichten Tag mit über 40 cm Spannweite gut zu beobachten sind.
Als Sommerquartiere dienen Spechthöhlen oder andere Baumhöhlen, sowie Fledermauskästen. Im Laufe des Sommers werden die Quartiere häufig gewechselt. Winterquartiere befinden
sich sowohl in Baumhöhlen, als auch in Fels- und Gebäudespalten.
Als Jagdgebiet wird der offene Luftraum in 10-50 m Höhe über Gewässern, Wiesen und Wäldern genutzt. Die Jagdgebiete befinden sich circa 3 km vom Quartier entfernt. Entfernungen
von bis zu 25 km zum Quartier konnten bei Einzeltieren nachgewiesen werden (GEBHARD &
BOGDANOWICZ 2004).
4 Bewertung der Ergebnisse
4.1 Schutzstatus
Alle heimischen Fledermausarten sind nach BnatSchG „streng/besonders geschützt“ und sind
in Anhang IV der FFH-Richtlinie als „streng zu schützende Tierarten von gemeinschaftlichem
Interesse“ aufgeführt (s. hierzu http://www.lubw.baden-wuerttemberg.de/servlet/is/45214).
Es gelten die unter Kap. 1 dargestellten rechtlichen Vorgaben.
In nachfolgender Tabelle ist der Schutzstatus nachgewiesener Fledermausarten aufgeführt.
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Artname
Zwergfledermaus (Pipistrellus pipistrellus)
Rauhhautfledermaus (Pipistrellus nathusii)
Mückenfledermaus (Pipistrellus pygmaeus)
Großer Abendsegler (Nyctalus noctula)
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Fledermäuse
FFH
BArt
s
IV
s
IV
s
IV
s
IV
§
§
§
§
D
D
G
?
3
B
3
i
G
i
Stand: November 2006
S: Schutzstatus
b - besonders geschützt (BartSchV §)
s - streng geschüzt (BartSchV §§, FFH Anh. IV)
FFH: Anh. II, IV, V. (Quelle: 030301_ffh_arten.pdf, bfn-Dokument vom Oktober 2005)
BArt: § besonders geschützt, §§ streng geschützt
D : Rote-Liste-Kategorien für Deutschland nach Binot et al. (1998)
BW : Rote-Liste-Kategorien für Baden-Württemberg nach Braun & Dieterlen (2003)
i - gefährdete wandernde Tierart
* - Neunachweis Oberrheinebene 2006 durch Brinkmann
4.2 Habitateinschätzung
Bei der Untersuchung entlang der Dreisam wurden Fledermausarten (Zwergfledermaus, Rauhautfledermaus, Mückenfledermaus) nachgewiesen, die an eine siedlungsbezogene Lebensweise angepasst sind. Eher waldorientierte Fledermausarten (kleiner Abendsegler, Wimpernfledermaus) wie in den zitierten anderen Untersuchungen dargestellt, konnten in der einmaligen
Untersuchungsnacht nicht nachgewiesen werden. Wegen der Vernetzung von Dreisam und
angrenzendem Kartauswald ist jedoch zu erwarten, dass bei ergänzender Erhebung auch diese
Arten zumindest sporadisch die Dreisamufer als Transferleitlinie/Orientierungshabitat auf ihrem
nächtlichen Weg zum Jagdhabitat nutzen.
Die fledermausrelevanten Nutzungen im Planungsbereich und der näheren Umgebung sind in
der Karte in der Anlage dargestellt.
Intensive landwirtschaftliche Nutzung nördlich
Extensives Grünland nördlich der Dreisam
der Dreisam
Als wertgebende Bereiche sind Flächen hervorgehoben, die in Bezug auf Potential für die
Fortpflanzung und Nahrungssuche, oder als Transferhabitat (Orientierungsflug zwischen FortSeite 8 von 12
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Fledermäuse
pflanzungs-Ruhezone und Jagdhabitat) von Bedeutung für die nachgewiesenen Fledermausarten sein können.
Die höheren Flugfrequenzen entlang der Dreisam deuten darauf hin, dass diese von den
nachgewiesenen Fledermausarten als Transferhabitat auf dem nächtlichen Orientierungsflug
zu weiter gelegenen Jagdhabitaten genutzt werden. Zum Zeitpunkt der einmaligen Untersuchung konnten während der Transekte über dem Wasser nur wenige (15 von 76 Flugbewegungen) aufgezeichnet werden. Dies deutet darauf hin, dass die Funktion der Dreisam als
Transferhabitat derzeit höher zu gewichten ist, als die Funktion der offenen Wasserfläche als
Nahrungshabitat. Da nur eine nächtliche Erfassung durchgeführt wurde, ist jedoch nicht auszuschließen, dass sich dieser Sachverhalt zu anderer Jahreszeit anders darstellt. Die Fledermäuse, insbesondere Zwergfledermäuse, nutzen das Nordufer der Dreisam, sowie den vom
Südufer abgerückten Bereich der Baumallee mit vorhandenen Lichtanlagen auf ihren nächtlichen Jagdflügen auch zur Nahrungsaufnahme.
Luftbildausschnitt aus dem Untersuchungsgebiet
Blick auf das Nordufer der Dreisam
Weide am Dreisamufer:
als Ruhestätte für Fledermäuse nutzbar
Eine Bevorzugung einer der beiden Uferseiten kann nicht belegt werden. Es fällt jedoch auf,
dass sich die Flugbewegungen auf der Südseite an der Baumallee und der Beleuchtung der
angrenzenden Sportanlage orientieren. Auf der Nordseite der Dreisam pendeln die FlugbeweSeite 9 von 12
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gungen dagegen auf einem breiteren Band nahe der Dreisam. Ein durchgängiger Baumbestand der als Leitlinie dienen könnte ist auf der Nordseite nicht vorhanden. Die Bäume sind in
einer Dimension/in einem Alter, daß diese als Ruhestätten (große Spalten, Höhlen) für Fledermäuse (noch) keine Funktion besitzen.
Vereinzelt in Richtung Osten finden sich zunehmend ältere Weiden (s. Foto), die Ruhezonen
für spaltenbewohnende Fledermäuse (z.B. Zwergfledermaus) bieten könnten.
Auf der Südseite der Dreisam befindet sich ein durchgehender, vitaler Baumbestand. Die Bäume haben auch noch nicht das Alter erreicht, um Unterschlupf (Ruhestätte) für spalten- oder
höhlenwohnenden Fledermäusen bieten zu können.
4.3 Konflikte/Maßnahmenempfehlung
Bei der geplanten Renaturierung der Dreisam auf der nördlichen Uferseite ist wie oben beschrieben die Zerstörung von Fortpflanzungsstätten oder/und Ruhezonen nicht zu erwarten.
Die bestehenden Gehölze auf der Nordseite der Dreisam bilden noch keinen durchgängigen
Trauf, der als Transferhabitat dienen könnte. Auf der Nordseite orientiert sich der Suchflug
mehr an der Wasser-Böschungslinie. Darum sind Beeinträchtigungen von Transferhabitaten
durch die Ausdehnung der Überschwemmungszone auf die Nordseite nicht zu erwarten. Als
Jagd-Nahrungshabitat wird die offene Wasserfläche der Dreisam derzeit weniger genutzt. Die
Nutzung der beiden Uferbereiche als Nahrungshabitat ist in etwa vergleichbar. Eine geringfügige Reduzierung der Nahrungshabitate wäre dann denkbar, wenn die Renaturierung innerhalb
der Vegetationsperiode durchgeführt wird. Aber auch in diesem Falle ist Falle wäre zu erwarten, dass sich die Fledermäuse an der Baum-Uferstruktur der Südseite der Dreisam orientiern.
Es ist ebenfalls möglich, dass sich bereits während der Bauphase durch Entwicklung von Tiefen- und Breitenvarianz des Fließgewässers die Nahrungssituation verbessert.
Wird die Renaturierung im Winterhalbjahr umgesetzt (davon geht der Verfasser aus), können
Auswirkungen auf die Nahrungshabitate ausgeschlossen werden. Mit der Fertigstellung des
Bauvorhabens im Frühjahr ist für Fledermäuse eine Optimierung zu erwarten:
•
Kurzfristig: kleinräumige Änderung der Breiten- und Tiefenvarianz des Wasserlaufes und
daraus resultierend eine Erhöhung von Dichte und Artenspektrum der Wasserinsekten
(Verbesserung der Nahrungssituation); auch die Wasserfläche der Dreisam wird dadurch
an Bedeutung als Jagdhabitat gewinnen.
•
Mittelfristig: bei entsprechender Entwicklung standorttypischer Gehölzstrukturen (z.B. ErlenEschenauewald) ergibt sich eine ausgeprägtere Leitlinie (Transferhabitat) als bisher.
•
Langfristig: bei Überalterung von Gehölzen ergeben sich Höhlen und Spalten die Potential
an Fortpflanzungs- und Ruhezonen bieten. In der Übergangszeit kann diese Situation auch
kurzfristig durch das Angebot von Quartieren verbessert werden.
Bei alten Weiden im östlichen Bereich sollte, insoweit eine Beseitigung angedacht ist, geprüft
werden, ob diese auf einem Umlauf verbleiben und auf den Stock gesetzt werden können.
Eine Vernetzungslinie als Nord-Südachse, etwa mittig im Bauabschnitt (s. Karte) würde die
Lebensraumsituation für Fledermäuse weiterhin verbessern.
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5 Zusammenfassende Beurteilung
Fortpflanzungs- oder/und Ruhestätten der 4 nachgewiesenen Fledermausarten sind im Eingriffsbereich der geplante Renaturierung auf der Nordseite der Dreisam nicht zu finden. Die
Tötung von Fledermäusen (§ 44 (1) 1. BNatSchG) oder die Zerstörung von Ruhe- oder/und
Fortpflanzungsstätten (§ 44 (1) 3. BnatSchG) kann demzufolge ausgeschlossen werden.
Eine erhebliche Beeinträchtigung der Nahrungshabitate ist nicht zu erwarten.
Eine erhebliche Beeinträchtigung von Wander- bzw. Transferhabitaten sowie von Winterhabitaten ist ebenfalls nicht zu erwarten (§ 44 (1) 2. BNatSchG), da entsprechende Habitatrequisiten auf der Nordseite der Dreisam nur unzureichend vorhanden sind.
Eine Optimierung des Lebensraumes für Fledermäuse ist durch die geplante Renaturierung
möglich.
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HJZurmöhle
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Dreisam-Kartauswiesen
Fledermäuse
Literatur
BINOT, M. et al. HRSG. (1998): Rote Liste gefährdeter Tiere Deutschlands, Schriftenreihe für
Landschaftspflege und Naturschutz 55 (S. 87-111). Bonn Bad Godesberg: BfN.
BRAUN,M. & F.DIETERLEN HRSG. (2003): Die Säugetiere Baden-Württembergs Band 1;
S.687; Ulmer
BURKHARD, W.-D. (1997): Fledermäuse im Thurgau-Mitt. Thrug. Naturf. Ges., 54; 172 S.;
Frauenfeld
DIETZ,C., HELVERSEN,O. & D.NILL (2007): Handbuch der Fledermäuse Europas und Nordwestafrikas; S.399; Kosmos.
FRINAT GMBH (2012): Vorrangflächen für die Windkraftnutzung in den Gemeinden Waldkirch,
Gutach und Simonswald. Änderung des Flächennutzungsplans- Artenschutzrechtliche
Prüfung Fledermäuse.- Gutachten im Auftrag der Stadt Waldkirch. Freiburg.
GEBHARD, J. (1995): Pipistrellus nathussii, - in: HAUSSER, J.: Säugetiere der Schweiz,
Denkschriften der Schweizerischen Akademie der Naturwissenschaften, Bd. 103: 152-156;
Basel.
HÄUSSLER,U. & M.BRAUN (2004): Zur Mückenfledermaus (Pipistrellus pygmaeus) in BadenWürttemberg.- Der Flattermann 16(1):21-24.
KRETZSCHMAR,F.(2002): Zur Biologie der Mückenfledermaus (Pipistrellus pygmaeus) in Südbaden.- Der Flattermann 14(2):6-9.
NAGEL,A. & U.HÄUSSLER (1998): Ein Quartier des Großen Abendseglers im Jahresverlauf.Der Flattermann 10:21-23.
SCHEDLER,J.(1998): Die Abendsegler von Möckmühl – Was lange währt, wird endlich gut.Der Flattermann 10:19-21.
SCHMIDT, A (1978): Zum Geschlechtsdimorphismus der Rauhhautfledermaus (Pipistrellus
nathusii) nach Funden im Bezirk Frankfurt/Oder. – Nyctalus, 1(1): 42-46.
Siehe Karte in der Anlage
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