othello, der mohr in wien

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ANMERKUNGEN
Joseph Ferdinand Kringsteiner: Othello
Andrea BRANDNER-KAPFER (Hrsg.)
FWF-Projekt Kasperls komische Erben (2011)
http://lithes.uni-graz.at
Othello, der Mohr in Wien
Überlieferung
1.
Othello, / der Mohr in Wien. / Eine Posse mit Gesang / in einem Aufzuge. / Vom Verfasser des
Zwirnhändlers. / Die Musik ist vom Herrn Ignaz Schuster, / Mitglied dieser Schaubühne. / Für das
kaiserl. kön. privil. Theater in der / Leopoldstadt. / Wien, / Auf Kosten und im Verlag bey Johann
Baptist Wallishausser. / 1806.
Druck; Fraktur; 47 Seiten; Kl.-8°
Wienbibliothek im Rathaus, Signatur A 15.032
(D1, Editionsgrundlage)
Musiksammlung der ÖNB, Signatur 440.778-A. 104 Alt Mag (Theaterstücke. 104) (D1,1)
Bayerische Staatsbibliothek München, Signatur [keine Angabe]
(D1,2)
Bischöfliche Zentralbibliothek Regensburg, Signatur [keine Angabe]
(D1,3)
Universitätsbibliothek Frankfurt, Signatur W 761
(D1,4)
2.
Ferdinand Kringsteiner: Othello, der Mohr in Wien. Eine Posse mit Gesang in einem Aufzug. In: Ein
Jahrhundert Alt-Wiener Parodie. Hrsg. von Otto Rommel. Wien, Leipzig: Österreichischer Bundesverlag
1930, S. 41-72.
(Ed1)
3.
Ferdinand Kringsteiner: Othello, der Mohr in Wien (1806). In: Parodien des Wiener Volkstheaters. Mit
einer Karte der Originalschauplätze. Hrsg. von Jürgen Hein. Stuttgart: Reclam 1986. (= Univ.-Bibl.
8354.) S. 29-66.
(Ed2)
4.
Othello, der Mohr in Wien (1806) von Ferdinand Kringsteiner. In: Was haben die aus Shakespeare
gemacht! Weitere alte und neue deutschsprachige Shakespeare-Parodien. Hrsg., kommentiert und eingel. v.
Gerhard Müller-Schwefe. Tübingen u. Basel: Francke 1993, S. 1-33.
(Ed3)
5.
Ferdinand Kringsteiner: Othello, der Mohr von Wien. Fernsehsendung 18.5.1996. Von Ferdinand
Kringsteiner nach W[illiam] Shakespeare. Mit Hermann Thimig [u. a.]. Burgtheater, Wien: ORF2
1965. (= Alles Komödie.)
Videokassette
Österreichische Mediathek, Wien
6.
Alexander Steinbrecher: Othello, der Mohr in Wien. Parodie von Ferdinand Kringsteiner. Teilweise neu
erzählt, überdies mit fremden und eigenen Melodien garniert von A. St. [o. O., o. J.]
Musikhandschrift; fragmentarischer Klavierauszug; 42 Blatt KA; 40 Blatt Autograph
Musiksammlung der ÖNB, Signatur F58. Steinbrecher. 63. Mus
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Textgrundlage
Für die Edition wurde das in der Wienbibliothek im Rathaus befindliche Exemplar benutzt: Othello, der
Mohr in Wien. Eine Posse mit Gesang in einem Aufzuge. Vom Verfasser des Zwirnhändlers. Die Musik ist vom
Herrn Ignaz Schuster, Mitglied dieser Schaubühne. Für das kaiserl. kön. privil. Theater in der Leopoldstadt. Wien,
Auf Kosten und im Verlag bey Johann Baptist Wallishausser. 1806. (D1)
Zur Edition
Eingriffe der Herausgeberin
3,7 Scene] Korrektur der Herausgeberin, in D1: Scen
4,19 fordert] Korrektur der Herausgeberin, in D1: ordert
4,45 Raisonneur] Korrektur der Herausgeberin, in D1: Raisouneur
5,11 klein’] Korrektur der Herausgeberin, in D1: klei=
5,32 reisst] Korrektur der Herausgeberin, in D1: reist
16,42 und ‹.›] Korrektur der Herausgeberin, in D1: und und
17,1 gestopfte] Korrektur der Herausgeberin, in D1: gestopte
17,4 halt] Korrektur der Herausgeberin, in D1: hats
17,23 Tausch] Korrektur der Herausgeberin, in D1: Tusch
20,18 so] Korrektur der Herausgeberin, in D1: sa
22,38 Desdemonerl] Korrektur der Herausgeberin, in D1: Desmonerl
Uraufführung
28. Mai 1806 am Theater in der Leopoldstadt 1
Dokumente der Rezeption
Wiener allgemeine Theaterzeitung und Unterhaltungsblatt für Freunde der Kunst, Literatur und des
geselligen Lebens 20 (1811) vom 9. Oktober, S. 78
Madame Sartori spielt ausschlüßig gemeine Weiber aus den Waschklubben in den Vorstädten meisterlich. Die
Wäscherin im Othello ist ihre beste Rolle. Gewöhnlich liegt in ihrem Spiele Natur und Wahrheit, und wenn sie
nicht übertreibt, eine gewisse Abgemerktheit, die sich wirklich auf Psichologie gründet.
Wiener allgemeine Theaterzeitung und Unterhaltungsblatt für Freunde der Kunst, Literatur und des
geselligen Lebens 23 (1819) vom 23. Februar, S. 91
(K. K. priv. Theater in der Leopoldstadt.) Einige sehr vergnügte Abende verschafften uns in diesem Monath drey
Kringsteinersche Lustspiele: „Hanns in Wien, Hanns in der Heimath, und Othello, der Mohr in Wien“ Es ist nicht
zu läugnen, daß Kringsteiner ein außerordentlich komisches Talent besaß. In einigen Scenen seiner Stücke liegt oft
so viel Laune und Witz, daß man zehn langweilige Auftritte daneben gerne verschmerzt, und langweilig war
Kringsteiner häufig, besonders wenn ein sentimentaler Lieutenant, ein moralischer Kaufmannsdiener, ein
edelmüthiger Lederermeister ec. ec. von der Tugend, von der Nächstenliebe, von Völkerglück und Menschenwohl
deklamiren mußten. Sprach jedoch nur ein Pantoffelheld, oder eine liederliche Magd mit einem dummstolzen
Bürger, oder ein ehrlicher Bauer mit einem sogenannten gnädigen Herrn, so war der Dichter in seinem Element,
und in satyrischen Scenen, das moderne Leben geißelnd, (die seiner Epoche angehörige Gemeinheit höchstens
1 Vgl. Franz Hadamowsky: Spielplan des Theaters in der Leopoldstadt (1781–1860). In: F. H.: Das Theater in der Wiener
Leopoldstadt 1781–1860. Wien: Höfels Witwe [1933]. (= Kataloge der Theatersammlung der Nationalbibliothek in Wien. 3.)
S. 222.
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abgerechnet) wird er als Lokallustspieldichter noch lange zum Vorbild dienen können. – Die Aufführung dieser
drey Stücke war recht gelungen. Hr. Ignaz Schuster (Amtssekretär Hirschkopf) und Mad. Sartory (Fräulein Julchen
von Eisenfeil) waren unübertrefflich. Die Komik beyder ist so natürlich, so aus dem Leben gegriffen, daß man oft
versucht wird, irgend einen Bekannten, oder eine Bekannte, bey der Hand zu nehmen, und unwillkürlich
auszurufen: Seht euch da im Spiegel. Ganz vollendet ist die Darstellung des Hrn. Iganz Schuster als Hausmeister in
der Parodie: „Othello“. In mehreren hiesigen Blättern wurde seine Kunst, seine Trunkenheit täuschend
darzustellen, hinlänglich gerühmt. Sein fröhlicher Rausch im „Leopoldtag“ wurde klassisch genannt. Ein gleiches
Lob verdient nun auch dieser trunkene Hausmeister. Aber dieser Rausch ist ganz anderer Art. Er gibt einen
Menschen, dem das Laster der Trunkenheit zur andern Natur geworden ist, der nur schlechten Wein genießt, und
dessen Fröhlichkeit aus bloßem gemeinen Muthwillen besteht, mit aller Welt derb und grob zu seyn. Darin liegt
nun die Kunst des Meisters, daß er immer anders ist, immer durch neue, sichere Schattirungen den Grundton
seiner Rolle erhebt, und auffrischt, und dem Kenner immerwährende Beweise seines Nachdenkens und richtigen
Studiums überliefert. – Auch Mad. Schack hat im „Hanns in Wien“ ein kleines Räuschchen sehr gut dargestellt. Je
delikater solche Dinge geschehen, desto mehr Vortheil für den Darstellenden. Hr. Johann Sartory als Hanns und
Othello; dann Hr. Fermier in einem für ihn ganz neuen Charakter, als phlegmatischer Bedienter; dann die für
heitere Rollen so ganz geschaffene Mad. Walla als Desdemona, deren Gestalt die Eifersucht des Mohren
vollkommen rechtfertigt, erwarben und erhielten einstimmigen Beyfall.
Besetzung
Besetzung der Rollen bei der EA am 28.5.1806:
Herr von Nascherl (Herr Ziegelhauser)
Othello (Johann Sartory)
Wastl (Ignaz Schuster)
Desdemonerl (Katharina Ambling)
Mussi Cassio (Anton Baumann)
Frau Resel (Josepha Sartory)
Thaddädl (Anton Schmitt (Schmidt))
Besetzung bei weiteren Aufführungen 2 :
Herr von Nascherl (Joachim Perinet 1807)
Othello (Johann Sartory 1807)
Wastl (Ignaz Schuster 1807)
Desdemonerl (Katharina Ambling 1807)
Mussi Cassio (Michael Fenzl 1812)
Frau Resel (Josepha Sartory 1807)
Thaddädl (Anton Schmitt (Schmidt) 1807)
Inhalt
Othello, Desdemonerl, Rodrigerl und Cassio sind die Hauptprotagonisten der in Wien angesiedelten Liebes- und
Eifersuchtsgeschichte. Desdemonerl und Othello heiraten ohne das Wissen des Brautvaters Wastl, eines Trunkenboldes und
Hausmeisters. Rodrigerl, der Freund Othellos, ist auch dessen strengster Gegner; eifersüchtig ist er nicht nur wegen der
Beziehung zu seiner Angebeteten Desdemonerl, eifersüchtig ist er auch wegen einer Anstellung Othellos, bei dessen Herrn
er selbst gern dienen möchte. So plant er zunächst, Othello bei Wastl wegen der Liebschaft und Eheschließung
anzuschwärzen. Unterdessen kommt der Barbiergeselle Cassio, um einen Auftrag an Othello auszurichten, kann sich jedoch
nicht mehr an den Inhalt desselben erinnern, da er zu betrunken ist. Dies erzürnt Othello, umso mehr, als Cassio im Rausch
Desdemonerl streichelt, und Othello versagt Cassio jede weitere Protektion, die er ihm einst versprochen hatte. Cassio
jedoch ist auf die Unterstützung Othellos angewiesen, möchte er doch mit seiner Hilfe Barbier bei Nascherl werden, und so
bemüht er sich bei Desdemonerl um Fürsprache bei Othello.
Othello ist währenddessen bei seinem Herren Nascherl eingelangt und empfängt seinen Auftrag: er solle den Garten
Nascherls verkleidet als Vogelscheuche vor Obstdieben schützen. Wastl kommt aufgebracht, Desdemonerl nachziehend,
Vgl. Ida Kühnert: Joseph Ferdinand Kringsteiner. 1775–1810. Ein Beitrag zur Geschichte der volkstümlichen
Theaterdichtung in Wien. Wien. Phil.-Diss. [1935] [masch.], Anhang.
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und fordert Rechtfertigung für die Verheiratung seiner Tochter. Als sich Othello als wohlhabend und adelig („Mein Vater
war ein Asiatischer Fürst – und meine Mutter ein verwunschene Prinzessin“, D1 24) erweist und Nascherl die Aussteuer
verdoppelt, zeigt sich Wastl endlich versöhnt; Othello wird in den Garten geschickt und Nascherl kündigt für den Abend
ein Fest an. Nachdem Cassio Desdemonerl um Fürsprache und zugleich um Absolution für seine chronische Trunkenheit
gebeten („Schaun’s, ein Jüngling wie ich, schadt gleich ein jeds Bisserl, ich hab nur 7 Seitel und ein Pfiff trunken, und das
Bagatell is mir in Kopf g’stiegen; ein guts Wort von ihnen – und der Othello stoßt sich nicht an mein Sabel …“, D1 29) und
Desdemonerl ihm ihre Hilfe zusagt hat, erscheint Resel. Sie, die in Cassio verliebte Wäscherin, deutet das Gespräch mit
Desdemonerl falsch und glaubt ihren Cassio verloren, woraufhin sie den Plan fasst, Cassio ein von ihr gewaschenes
Taschentuch, das Othello seiner Braut als Liebesgabe überreichte, unterzuschieben. Mittlerweile kehrte Othello von seinem
Auftrag, die Obstdiebe wurden bereits von den Grundwächtern gefangen, zurück und er begibt sich mit Desdemonerl und
Wastl zum Versöhnungstrunk ins Wirtshaus. Vor dem Wirtshaus trifft der verzweifelte Rodrigerl die Wäscherin Resel und
gemeinsam beschließen sie ihre Rache an Othello bzw. Cassio: Rodrigerl erklärt Othello, Desdemonerl habe ihr
Schnupftuch an Cassio verschenkt. Der eifersüchtige Ehemann stellt seine Frau zur Rede. Natürlich kann Desdemonerl das
verlorengegangene Taschentuch nicht vorweisen und Othello fährt auf Cassio los. In den allgemeinen Tumult, der nun
losbricht, kommt der Sohn Resels, Thaddädl und übergibt das Tuch, das er zu Hause gefunden hatte, dem rasenden
Othello, der seinen Fehler erkennt und einsieht („Othello. [zu sich selbst] Othello! Das war dumm.“, D1 46). Alles versöhnt
sich.
Wort- und Sachkommentar
Zusätzlich zu den in der Bibliografie genannten Idiotika, Wörterbüchern und Lexika wurden für die
Erstellung des Wort- und Sachkommentars genutzt:
Jürgen Hein [Hrsg.]: Ferdinand Kringsteiner: Othello, der Mohr in Wien (1806). In: Parodien des Wiener Volkstheaters. Mit
einer Karte der Originalschauplätze. Stuttgart: Reclam 1986. (= Univ.-Bibl. 8354.) S. 29-66. [angegeben mit der Sigle H und
der Seitenzahl]
Richard Reutner: Lexikalische Studien zum Dialekt im Wiener Volksstück vor Nestroy. Mit einer Edition von Bäuerles Die
Fremden in Wien (1814). Frankfurt am Main [u. a.]: Lang 1998. (= Schriften zur deutschen Sprache in Österreich. 25.)
[angegeben mit der Sigle R und der Seitenzahl]
3,3 Meth-Keller] Keller, in dem Met (d. i. Honigwein) ausgeschenkt wird
3,22 Gignon] von frz. guigne: Pech, Unglück im Spiel (H 31)
3,28 Chapan] frz. Chapeau: Kavalier, Liebhaber
3,45 Hütherkreuz] Gemeint ist vermutlich ein Kreuz als Zeichen in rechtlicher Bedeutung, etwa ein Grenzzeichen (H 32).
4,5 Achter] vermutlich Wein eines bestimmten Jahrgangs (H 32); anders Reutner: Wein zu 8 Kreuzer (R: 6 Kreuzer) die Maß
oder Wein vom Achteimerfaß (R 25)
4,6 supplizirt] supplizieren: ein Bittgesuch einreichen, um etwas bitten
4,13 fazierende] vazieren: herumstreifen, wandern
4,15 Schanzel] Schanzel nannte man die einstigen Befestigungsanlagen am rechten Donaukanalufer in Wien (Hafen und
Obstmarkt).
4,15 Ordinari] gewöhnlicher
4,16 balbirt] balbieren: das Haar schneiden, rasieren (R 28)
4,29 Plützer-Stoppeln] Kork auf der Bierflasche (R 34)
4,30 Chev] Chef, Herr
4,31 tamische] damisch: betäubt, verrückt, närrisch
5,12 secht’s] (wie) ihr seht
5,13 z’sampulvert] zusammengeschlagen (H 35; R 75)
5,21 Seifengeist] Spiritus zum Einreiben (H 35)
5,32 Brabanterln] in Shakespeares Othello der edle Venezianer Brabanto, Desdemonas Vater; Brabanto wird namentlich ein
weiteres Mal genannt, und zwar im Elften Auftritt, D1 26 (Brabandel)
5,38 schweibel] schweibeln: schwatzen, lügen, dummes Zeug reden (R 69)
5,39 Lakays Parol!] Ehrenwort (des Lakaien) (H 35)
6,1 halbhonetts] honett: ehrenhaft, anständig
6,2 drischacken] durchprügeln (H 36)
6,14 Gaisgift] rasch wirksames Gift (R 47)
6,28 Jbbs!] Stadt in Niederösterreich
6,40 Tituskopf] Krauskopf (H 37); der Tituskopf bezeichnete eine Frisur mit kurzen Locken, krausem Haar
6,43 Firmgodeln] Firmpatinnen
7,22 Kugelhupf] Gugelhupf, Napfkuchen
7,22 suzelt] saugt
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8,25 Pomale] pomali: langsam, gemach
8,33 Nagel] Rausch
9,8 d’Wollzeil] Straße im 1. Wiener Bezirk, Straßenname nach den Wollwebern und Wollhändlern, die dort sesshaft waren
(H 41)
9,17 Läufel] Bein
9,23 Souteneur] von frz. soutenir: unterstützen (H 42)
9,25 Anten] Enten
9,48 Schanzelbarbierer] am Schanzel ansässiger Barbierer – Kurpfuscher (Schanzelbaader bei R 67)
9,49 Regard] Achtung, Respekt (H 43)
10,2 Katz] Rausch
10,3 Eipeldau] Bis 1904 war Eipeldau eine eigenständige, im Marchfeld gelegene Gemeinde, heute gehört sie unter dem
Namen Leopoldau (umbenannt von Kaiser Leopold I.) dem Wiener Gemeindegebiet an (21. Wiener Bezirk).
10,3 Efading] Eferding, Bezirksstadt in Oberösterreich (H 43)
10,9 Zapfel] dem zieht es das Zapfel: dem geht es schlecht (H 43, R 74)
10,19 meliren] mischen
10,23 ausbegeln] ausbügeln
11,11 komodter] bequemer; kommod: bequem
11,14 Bemmer] eigtl.: kleines, dickes Kind (H 45)
11,14 schnipfen] stehlen
11,22 applizirn] anwenden
12,2 Baxerey] Boxerei
12,6 Krampeln] Klauen (H 46)
12,11 Chapeau] Kavalier, Liebhaber
12,11 blantirt] plantieren: sitzen lassen
12,23 Schweibeln] schweibeln: schwatzen, lügen, dummes Zeug reden (R 69)
12,24 Bröckerl] ironisch für: korpulente Frau (H 47)
12,34 einzlassen] einzulassen
12,35 Dam d’ Honneur] frz. Ehrendame bei Hofe (H 47)
12,37 dalket] dumm, ungeschickt
12,54 Schinackel] Diminutiv: kleiner Kahn (vgl. H 48)
13,3 Alla bonneur!] A la bonheur: Alle Achtung (H 48)
13,10 Batzen] Währungseinheit, Geld (H 48)
13,13 dupplir] verdopple (H 48)
13,34 Brabandel] vgl. die Anm. zu "Brabanterl" (oben, Anm. 5, 32)
13,38 aufgehaut] aufhauen: prahlen, verschwenden, zechen
13,44 Pinzkertanzes] Anspielung auf den entsprechenden Tanz in Gleichs Milchschwestern
13,44 Milchschwestern] Joseph Alois Gleich: Die kleinen Milchschwestern von Petersdorf [= Perchtoldsdorf/Wien]. Ein
romantisch-komisches Volksmärchen in drei Aufzügen. Musik von Wenzel Müller. UA 4. Juli 1804; Ed. Wallishausser 1806.
14,9 Jnklinazion] Inklination: Neigung
14,9 Gail] eine Hundekrankheit (H 50)
14,21 Baadner-Baad] Die südlich von Wien gelegene Stadt Baden ist aufgrund ihrer Schwefelquellen eine bekannte Kurstadt;
selbst Kaiser Franz I. verbrachte viele Sommer hier (1796-1834) und erhob Baden sogar zu seiner Sommerresidenz.
14,41 Schwarzblattel] Singvogel (H 51; R 69)
15,13 Habemus] bezeichnet hier den Rausch; eigentlich lat.: wir haben
15,15 Seitel] Flüssigkeitsmaß (etwa ein drittel Liter)
15,15 Pfiff] ein achtel Liter / Achtelliter
15,17 Sabel] Rausch
15,30 Visikatur] von Vesikatorium: blasenziehendes Arzneimittel, Zugpflaster (H 375)
15,32 Kärntnerthor] eines der acht Stadttore, an der Verlängerung der Kärntnerstraße (H 31)
15,33 Pfauen-Wirthshaus] Zum weißen Pfau, Mietshaus im 7. Wiener Bezirk (H 58)
15,34 mach ich gleich mein Anwurf] bring ich … mein Anliegen vor; eigentl. Anwurf: Antrag, Heiratsantrag (H 52)
15,42 Kleider-Rechen] Kleiderständer (H 53)
15,50 Gillee] Gilet, Weste (H 53)
16,2 Hemeter] Hemden
16,11 Tampus] Rausch
16,15 Waschmiedl] junge Wäscherin (H 53)
16,15 Supplik] Bittgesuch
16,30 Wendelstadt] alte Bezeichnung für die Vorstadt St. Ulrich (heute 7. Wiener Bezirk) (H 54)
16,35 dieppelt] dippeln: Liebschaften suchen
16,44 Schnackerl-Partheyen] Schnakerl: Schluckauf; hier in der Bedeutung von minderwertig, gemein, unbedeutend; nach
Reutner: Gruppe unbedeutender, mittelloser Menschen (R 68)
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16,48 marbe] mürbe, brüchig
17,14 Leopoldithaler] nach Leopold III., dem heiliggesprochenen Markgrafen von Östereich (1095–1136), seit 1663
Landespatron (H 55)
17,19 Kapritz] kaprizieren: auf etwas bestehen, beharren
17,39 Hietzing] selbständige Ortsgemeinde am rechten Ufer des Wienflusses (heute 13. Bezirk) (H 56)
17,41 plantirtes] plantieren: sitzen lassen, täuschen
17,42 Lethfeigen] feiger, willenloser Mensch (H 56); Phlegmatiker
18,3 Komödiengassel] Nebenstraße der Kärntnerstraße (1. Wiener Bezirk); in der Nähe stand das Komödienhaus nächst dem
Kärntnertor (d. i. das Kärntnertortheater) (vgl. H 57)
18,5 Weinzeiger] ein Busch Kiefernzweige über dem Tor als Zeichen des Weinausschanks (H 57)
18,9 Bergknappen-Musik] Paul Weidmann: Die Bergknappen. Ein Originalsingspiel von einem Aufzug. Musik von Ignaz
Umlauf. ED: Wien 1778.
18,10 Paukenschlag-Menuet] Menuet – Trio (3. Satz) aus der Symphonie Nr. 103 (8. Londoner (Mit dem Paukenwirbel)) von Joseph
Haydn (1795)
18,18 Tandelmarkt] Trödelmarkt; bis in die 20er-Jahre des 19. Jahrhunderts vor der späteren Technischen Hochschule am
Karlsplatz (H 57)
18,19 Grundwächter] Vorstadtpolizist (H 57)
18,23 Zwespen] Zwetschke (R 75)
18,23 Pferscher] Pfirsich
18,29 Pfauen] Zum weißen Pfau, Mietshaus im 7. Bezirk (H 58)
18,31 Pünkerl] punkert: klein und dick (H 58)
18,38 Magenkipfel] Gebäck, das mit Mohn gefüllt ist
18,41 umtrumelst] trummeln: trommeln (H 58)
18,42 lizitando] auf der Versteigerung (H 58); Abl. aus Lizitation
19,17 Wiener Trankl] Abführmittel (H 59; R 73)
19,36 Revang] Revange
20,4 Poloneserl] Bologneser Hündchen (H 60; R 35)
20,16 Trutscherl] nettes, etwas unbeholfenes Mädchen
20,17 Plutzerbirn] große, süße Birne (H 60)
20,18 rügelt] rührt (H 61); aufrühren (R 66)
20,41 G’schnattel] Innereien, Abfallfleisch
20,42 Wasserlichten] Wasserlichter waren eine schlechte, rußende Kerzensorte; hier in übertragener Bedeutung (H 62);
hinterlistiger Mensch (R 72)
20,47 Krippelmandl] Schwächling, kraftloser Mensch (H 62; R 55)
20,49 auf ein Tyrolerstrudl einlad’n] vermutlich Redensart; Prügel ankündigend (H 62)
21,14 in eodem!] es ist alles wie immer (H 63)
21,19 Rapelts] rapelts bei dir: bist du verrückt? (R 65)
21,36 auslassen] hier: verloren (H 63)
21,38 Metten] Gelage, Streit, lautstarke Unterhaltung
21,44 in Versatz] als Pfand (H 64)
21,46 Laimgruben] Vorstadt (6. Wiener Bezirk); die Obere Laimgrube lag zwischen Gumpendorfer und Mariahilfer Straße,
benannt nach dem Lehmboden (H 64)
22,8 Chapodl] kleiner Hut (H 64); anders Reutner: Hals- oder Hemdkrause (R 38)
22,8 roklicht] roglich: locker, wacklig
22,21 Pommerl] Hündchen
22,37 Monechora] nach Rommel von frz. mouchoir: Taschentuch (H 65; R 62)
22,41 zett] verzetten: verlegen (H 65)
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Abbildung
Theaterzettel der Uraufführung am Leopoldstädter Theater (28.5.1806),
Wienbibliothek im Rathaus, Signatur C 64.525
Literaturhinweise
Thomas Stauder: Die literarische Travestie. Terminologische Systematik und paradigmatische Analyse
(Deutschland, England, Frankreich, Italien). Franfurt am Main [u. a.]: Lang 1993. (= Europäische
Hochschulschriften. 18: Vergleichende Literaturwissenschaft. 72.) S. 330-332.
Barbara Vychytil: Shakespeare’s Othello and its Viennese Burlesques. A Comparison. Wien: Dipl.Arbeit 1995. [masch.]
7
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