Othello im Überblick. Othello, der Mohr von Venedig, wurde 1603 von William Shakespeare verfasst und am 01.11.1604 uraufgeführt. Die erste deutsche Uraufführung erfolgte im Jahr 1766. Die Tragödie beginnt mit der heimlichen Vermählung Othellos mit der schönen Desdemona. Für Desdemona zählt die Liebe, die sie zu Othello empfindet, jedoch weiß sie auch, dass ihr Vater Brabantio dieser Heirat mit dem dunkelhäutigen Feldherrn nicht zugestimmt hätte. In der Armee muss General Othello eine wichtige Entscheidung treffen, er muss einen neuen Leutnant bestimmen. Fähnrich Jago rechnet fest mit seiner Beförderung, da er ein enger Vertrauter von Othello ist. Othello entscheidet sich jedoch für den edlen Cassio, der von Jago als eher dekadenter Florentiner und sehr unerfahren wahrgenommen wird. Gerüchten zufolge hatte Othello eine kurze Affäre mit Jagos Gattin Emilia. Dies ist Jago zu Ohren gekommen. In diesen beiden Geschehnissen liegen die äußeren Wurzeln der Tragödie. Bereits zu Beginn des Stückes gibt Brabantio vor dem venezianischen Regierungschef Lodovico widerwillig im Nachhinein seine Zustimmung zu der Ehe zwischen seiner Tochter und Othello. Noch in derselben Nacht soll der Feldherr mit seiner jungen Braut nach Zypern aufbrechen, um dort Gouverneur zu werden. Begleitet wird das Paar von Cassio, Jago und Emilia, dessen Frau. Sie fahren in getrennten Schiffen. Auf der Insel Zypern angekommen, schmiedet der von Othello enttäuschte Jago seinen Racheplan. Othello merkt die Enttäuschung von Jago nicht und vertraut ihm weiterhin. In seinem unstillbaren Hass gegen Othello, zettelt Jago einen Streit zwischen Cassio und Othello an. Hinterlistig empfiehlt er Cassio, Desdemona zu bitten, diesen Streit wieder zu schlichten. Dies bleibt jedoch erfolglos, da Othello Cassio und Desdemona zusammen beobachtet und ihnen – wie von Jago beabsichtigt – eine Liebesbeziehung unterstellt. Als Emilia dann auch noch ein Taschentuch von Desdemona findet und dieses an Jago weitergibt, versteckt dieser es heimlich bei Cassio. Das Taschentuch liefert Othello nun einen weiteren – tatsächlich falschen – Beweis dafür, dass Cassio und Desdemona eine Beziehung miteinander haben. Desdemona beteuert Othello gegenüber immer wieder ihre Unschuld, dieser kann ihr jedoch nicht glauben und nennt sie vor dem aus Venedig angereisten Lodovico, eine Hure. In seiner rasenden Eifersucht ermordet Othello schließlich seine Gattin Desdemona in ihrem Ehebett. Präsidentin: Dr. Therese Schwarzenberg / Patronin: KS Annemarie Düringer / Leitung: Prof. Nicholas Allen „Othello“ William Shakespeare su. schweiger / ateliermur.at Othello, ein dunkelhäutiger Feldherr, ist neben Jago der Hauptdarsteller in diesem Stück. Seine Armee gehört der Republik Venedig an. Durch ihre Dunkelhäutigkeit werden Othello, wie auch der noch dunklere Jago, ausgegrenzt. Menschen mit dunkler Hautfarbe galten und gelten bis heute als Außenseiter und sie wurden zu Shakespeares Zeiten häufig negativ besetzt. DEUTSCH Nach Desdemonas Tod klärt Emilia Othello über Jagos Intrige auf und wird daraufhin von ihrem Ehemann ermordet. Nachdem Othello alles begriffen und bemerkt hat, dass er seine schuldlose Ehefrau getötet hat, bricht er unter dieser Last zusammen und ersticht sich selbst. Jago wird aufgrund seiner Lügen und Intrigen verhaftet, stirbt aber nicht. Nach dem Tod Othellos übernimmt Cassio das Amt des Gouverneurs. Auf dem Torbogen des Hauses in der Murauer Altstadt ist die Jahreszahl 1704 eingemeißelt und bereits 1769 erhielt das Haus das Tavernrecht durch Kaiserin Maria Theresia. Seit 1910 befindet es sich im Besitz der Familie Lercher in der 3. Generation. Ein Haus, in dem Kultur wohnt und gepflegte Gastlichkeit lebt. Wir freuen uns auf Ihren Besuch. Hotel Gasthof Lercher | 8850 Murau Schwarzenbergstraße 10 T. 0043(0) 3532 2431 | F 0043(0) 3532 3694 [email protected] | www.lercher.com Leidenschaft, Hass, Eifersucht, Mord! 8. bis 11. August 2013. „Domenig Pavillon im Stadtpark“, Murau. Charlotte & David Koskoff USA programm.indd 1 LIONS CLUB MURAU 31.07.13 08:49 Gedanken zum Stück. Die Tragödie „Othello“, geschrieben 1603-4, ist eines späteren Werke von William Shakespeare. Durch die Oper „Otello“ von Giuseppe Verdi (1887), ist das Werk weltberühmt geworden, ein Film von und mit Orson Welles (1952) gewann die Palme d‘Or in Cannes im selben Jahr. Man kann die Äußerlichkeiten als Auslöser der Tragödie betrachten, beide Othello wie auch Iago leiden unter Rassismus, denn beide sind schwarz. Es handelt sich allerdings in unserer Produktion um innerafrikanischen Rassismus, denn Othello ist ein eher heller Mohr, Iago hingegen ein ,echter‘ Schwarzer. Dann aber wieder finden wir sehr wohl die gewöhnlichen schwarz/weiß Ressentiments der „feinen“ venezianischen Oberschicht, die sich für etwas Besseres hält. Kein Wunder, so der Tenor, wenn Desdemona, nach einer anfänglichen Schwärmerei für Othello, mehr Gefallen am weißen Cassio findet. Rachegelüste spielen auch eine Rolle, denn Iago ist zugunsten Cassios übergangen worden, den Othello bevorzugt hat. Obendrein spricht sich herum, dass es eine Liebelei zwischen Othello und Emilia, Jagos Gattin, gegeben hat. Hat er nicht Grund genug, Othello zu hassen? Interessanter aber ist, das Werk als Studie des Bösen zu betrachten. Wie in der griechischen Tragödie oder auch in König Lear oder Wagners „Tristan und Isolde“ können diese durch Iago entfesselten Kräfte nur mehr durch einer inneren Reinigung durch Opfer – Katharsis – neutralisiert werden. Wie so oft bei Shakespeare spielen christliche Werte kaum eine Rolle, denn größere, unkontrollierbare Kräfte sind am Werk, heidnische, natürliche Kräfte, die kein Mensch kontrollieren kann. Iago ist Sprachrohr dieser Kräfte, die erst nach einem Opfer ruhig gestellt werden können. Othello: ist er gut, ist er böse, ist er stark, ist er schwach? Desdemona: ist sie nur rein und gut, oder ist sie die „Demona Bianca“, der weiße Dämon, wie sie in einer der Vorlagen Shakespeares genannt wurde? Und ist nicht Emilia, ihre Begleiterin, der Motor, die treibende Kraft hinter dem Geschehen? Warum fällt ausgerechnet sie, die sie ihn gut kennt, auf Iagos Intrige ein und zestört damit ihre geliebte Herrin? Vielleicht, weil sie mit dem Taschentuch einen Mittel erkennt, mit dem sie Iago, den sie nach wie vor heiß begehrt, zurück in ihr Bett holen kann? Ungewöhnlich in einer Tragödie: der Bösewicht überlebt. Iago ist verwundet, tot ist er aber nicht; geläutert ist er jedoch auch nicht. Was wird aus ihm? Bekommt er wieder eine Chance? Was wiegt noch eine Abstrafung durch Menschen, nach solch überdimensionaler Tragik? All diese Fragen versuchen wir anzusprechen, aufzuzeigen, ohne eine „Interpretation“ aufzuzwingen. Das Publikum soll sich selber ein Bild machen und eine für sich gültige Antwort suchen und vielleicht finden. Unsere Interpret_innen sind junge, aufwärts strebende Künstler aus Österreich, Deutschland, England, Irland, USA und Estland. Sie sprechen mit Akzent? Mag sein. Hätte Jago allerdings in Wirklichkeit nicht auch mit Akzent gesprochen? Ist das sonst wichtig? Fehlt es den Darsteller_innen nicht an Reife, an Erfahrung, um solche Rollen interpretieren zu können? Mag sein, vielleicht, obwohl man junge Menschen nie unterschätzen soll; dafür bringen sie eine unvergleichliche Leidenschaft, Energie und Freude mit ins Spiel. Und überhaupt: Wie erfahren waren denn seinerzeit Shakespeares Interpreten? Unser Text. Im Englischen besteht kein Dilemma, man hat das Original und das spielt man auch. Kürzen? Ich meine ja, denn vieles im Stück diente zur Unterhaltung von Menschen, die froh waren, von zu Hause mal wegzukommen. Es gibt Szenen, die wir nicht mehr komisch finden können, wir denken heutzutage in kürzeren Zeitspannen. Heute warten auf uns zu Hause ein gefüllter Kühlschrank, Computer und Fernseher. Obendrein können die Murauer Nächte kühl sein, danach wartet vielleicht noch die Heimfahrt. Die Handlung bleibt allerdings auch bei uns komplett und unangetastet. Unsere Sprache. Der Text, den Sie zu hören bekommen, stammt von Graf Baudissin und wurde als Teil des sogenannten Schlegel-Tieck Kanons um 1832 Jahren angefertigt. Gerade im deutschsprachigen Raum fand Shakespeare während der Aufklärung begeisterte Aufnahme und wird – zu recht – bis heute als Bestandteil der deutschen Bühnenliteratur betrachtet. Warum aber nicht eine moderne Übersetzung? Weil Baudissin großen Respekt vorm Original zeigt: er lässt, wie Shakespeare, den eher praktisch denkenden Iago großteils Prosa sprechen, während der von Eifersucht gebeutelte Othello stets in iambischen Pentameter („ta tum / ta tum / ta tum / ta tum / ta tum“) spricht. Seine Sprachbilder finden durch Lyrik ihren Ausdruck, Baudissins Sprache rollt majestätisch und gewaltig, wie die so oft erwähnten Wellen des Meeres. Warum uns fürchten vor der Gewalt dieser Sprache? Unsere Bühne. Zu Shakespeares Zeiten hat es nie ein Bühnenbild gegeben! Auch Bühnenlicht gab es erst ab 1608, als der Dichter neben seinem ,Globe‘ Theater an der Themse in London das überdachte ,Blackfriars‘ Theater als Teilbesitzer kaufen konnte. Stets beschreibt in seinen Stücken der Text die jeweilige Umgebung, viel schöner, als wir es je könnten. Obendrein verschwende ich ungern Unsummen in ein Bühnenbild und teuren Kostümen für drei Tage! Da ist das Geld besser in unseren jungen Schauspieler_innen investiert! Die Sprache regt unser aller Fantasie an, lassen wir uns inspirieren und denken wir uns die jeweilige Szene, Jede(r) für sich! Unser Publikum. Niemand soll sich vor Shakespeare fürchten müssen, weil sein Werk ,alt‘ ist! Die Leidenschaft, der Hass, die Liebe, die Rache – sie sind zeitlose Emotionen. Gemordet wird heute auch! Kann ein so trauriges Stück unterhalten? Ja, oder muss Unterhaltung seicht bleiben, bloß Spaß machen? Wollen wir aus dem Stück lernen oder wollen wir lieber mitfühlen, mitleiden, uns mitfreuen und dann nach Hause gehen? Könnte sich diese Geschichte auch hier bei uns in Murau abspielen? Sind wir selber zu solchen Gedanken und Taten fähig? Lassen wir uns mitreißen, denn Theater findet im Herzen statt, nicht im Kopf! Nick Allen August 2013 Othello, der Mohr von Venedig William Shakespeare Übersetzt von Wolf Graf Baudissin 1832 PERSONEN OTHELLO, ein edler Mohr im Dienste Venedigs IGNAZ PLUHAR (A) CASSIO, sein Leutnant GEORG OBENDRAUF (A) JAGO, sein Fähnrich DAMIAN LYNCH (GB) RODRIGO, ein junger venezianischer Edelmann PATRICK KAIBLINGER (A) DESDEMONA, Brabantios Tochter VIRGINIA HARTMANN (D) EMILIA, Jagos Frau und Dienerin Desdemonas CHRISTINA SCHERRER (A) BIANCA, Freundin des CassioLEXI FADINA (EST) LODOVICO, Gouverneur JULIAN PERNECZKY (A) BRABANTIO, Vater der Desdemona NICK ALLEN (A/GB) OFFIZIER SAM FORD (IRL) KNABE, auf ZypernIan Brown (USA) MUSIKERMÁTÉ VIZELI (H) TEAM Regie Nick Allen (A/GB), Roberta Brown (USA) KämpfeRoberta Brown (USA) Regie Assistenz und SouffleuseElisabeth Mayer (A) Inspizientin Sonja Mayer (A) BeleuchtungCorinna Boskovsky (A) Stage ManagerIan Brown (USA) Administrationsmanagerin,Christina Laurer (A) Company Manager Julian Perneckzky (A) Grafik Su Schweiger (A) FotographTom Lamm (A) Ein großes Dankeschön gilt der Stadtgemeinde sowie den Stadtwerken Murau, für die großartige Unterstützung. PROGRAMM 8. - 10. August: 19.15 Einführung, 19.30 OTHELLO - Deutsch 11. August: 13.45 Einführung, 14.00 OTHELLO - Deutsch KARTENPREISE 08. August: 15,- 09./10./11 August: 20,- Club Ö1: 16,Studenten, Jugendl. u. Senioren: 18,Tickets unter: www.oeticket.com sowie in oeticket Vorverkaufsstellen Eine unserer Clubgarnituren. Ö1 Club-Mitglieder haben es gut: Sie setzen auf die Nummer 1 in Sachen Kultur. Wie zum Beispiel bei Shakespeare in Styria. Ö1 Club-Mitglieder erhalten 20 % Ermäßigung. Sämtliche Ö1 Club-Vorteile finden Sie in oe1.orf.at Ö1 gehört gehört. Ö1 Club gehört zum guten Ton. programm.indd 2 31.07.13 08:49