Kölner Sonntagskonzerte 4 Tabea Zimmermann Ensemble Resonanz Enno Poppe Sonntag 12. April 2015 18:00 Bitte beachten Sie: Ihr Husten stört Besucher und Künstler. Wir halten daher für Sie an den Garderoben Ricola-Kräuterbonbons bereit und händigen Ihnen Stofftaschentücher des Hauses Franz Sauer aus. Sollten Sie elektronische Geräte, insbesondere Mobiltelefone, bei sich haben: Bitte schalten Sie diese unbedingt zur Vermeidung akustischer Störungen aus. Wir bitten um Ihr Verständnis, dass Bild- und Tonaufnahmen aus urheberrechtlichen Gründen nicht gestattet sind. Wenn Sie einmal zu spät zum Konzert kommen sollten, bitten wir Sie um Verständnis, dass wir Sie nicht sofort einlassen können. Wir bemühen uns, Ihnen so schnell wie möglich Zugang zum Konzertsaal zu gewähren. Ihre Plätze können Sie spätestens in der Pause einnehmen. Bitte warten Sie den Schlussapplaus ab, bevor Sie den Konzertsaal verlassen. Es ist eine schöne und respektvolle Geste gegenüber den Künstlern und den anderen Gästen. Mit dem Kauf der Eintrittskarte erklären Sie sich damit einverstanden, dass Ihr Bild möglicherweise im Fernsehen oder in anderen Medien ausgestrahlt oder veröffentlicht wird. Kölner Sonntagskonzerte 4 Tabea Zimmermann Viola und Leitung Ensemble Resonanz Enno Poppe Dirigent Sonntag 12. April 2015 18:00 Pause gegen 19:00 Ende gegen 20:00 PROGRAMM Wolfgang Amadeus Mozart 1756 – 1791 Konzert für Klarinette und Orchester A-Dur KV 622 (1791) Allegro Adagio Rondo. Allegro Tabea Zimmermann Viola und Leitung Das Konzert KV 622 wird gespielt in der Besetzung für Viola und Orchester Enno Poppe *1969 Filz (2015) für Viola und Kammerorchester Kompositionsauftrag von Ensemble Resonanz, Wiener Konzerthaus und KölnMusik Deutsche Erstaufführung Pause Franz Schubert 1797 – 1828 Sinfonie Nr. 5 B-Dur D 485 (1816) Allegro Andante con moto Menuetto. Allegro molto – Trio Finale. Allegro vivace Tabea Zimmermann Viola und Leitung 2 ZU DEN WERKEN Wolfgang Amadeus Mozart – Konzert für Klarinette und Orchester A-Dur KV 622 »Man lebt als Klarinettist mit und in diesem Stück.« Das bemerkte vor wenigen Jahren in einem Gespräch jemand, der Wolfgang Amadeus Mozarts Klarinettenkonzert A-Dur KV 622 sehr genau kennt: der Klarinettist und Komponist Jörg Widmann. Unzählige Male hat der Münchner, Jahrgang 1973, der an der Musikhochschule Freiburg eine Doppel-Professur für Klarinette und Komposition bekleidet, das Werk selbst aufgeführt, wie oft, das weiß er gar nicht, aber er weiß, dass dieses Konzert, das für ihn als Instrumentalisten zu seinen Lieblingsstücken zählt, immer noch für ihn eine der »extremsten Herausforderungen« ist. Der heftige Wechsel zwischen tiefen und hohen Registern, die intensiven emotionalen Dimensionen, die Wolfgang Amadeus Mozart hier in einer seiner letzten Kompositionen entfaltet – im Oktober 1791 hat er das schon 1789 begonnene und zunächst für Bassetthorn in G-Dur gedachte Konzert beendet –, fordern vom Interpreten größte musikalische Modellierungskünste. Der mit Mozart befreundete und nach Überlieferungen außergewöhnlich virtuose Klarinettist Anton Stadler (1753 – 1812), der sich maßgeblich an technischen Verbesserungen des damals noch jungen Holzblasinstruments versuchte, ist der Widmungsträger des Werkes mit den drei Sätzen Allegro – Adagio – Rondo. Allegro. Analytisch bemerkenswert ist an Mozarts Klarinettenkonzert A-Dur vor allem die Monothematik des ersten Satzes, zu der sich allerdings ein winziges Trillermotiv als Gegenpol gesellt, die Aufhellung des Orchestersatzes im zweiten Satz – Kontrabässe und Violoncelli werden erstmals in der Musikgeschichte selbstständig voneinander behandelt – und im dritten Satz das Insistieren, das mehrmalige wortwörtliche Wiederholen des bereits Gesagten. Für Jörg Widmann wirkt das so, als müsse der Komponist Mozart hier »nichts mehr beweisen, alles ist in seiner Traurigkeit und Leichtigkeit zu größter Selbstverständlichkeit geworden«. Oder anders gesagt, in den Worten des bedeutenden Musikwissenschaftlers und Mozart-Forschers Alfred Einstein (1880 – 1952), 3 der bezüglich des A-Dur-Klarinettenkonzerts von der »Großartigkeit« und »letzter Schönheit« sprach: »Und wie ist das Soloinstrument behandelt, wie sind alle seine Lagen, Höhe, Mitte, Tiefe ausgenützt; ohne jede Exhibition von Virtuosität.« Anstelle der gewohnten Soloklarinette erklingt im heutigen Konzert allerdings ein anderes Instrument: die Bratsche, gespielt von Tabea Zimmermann, die Mozarts KV 622 schon häufig aufgeführt hat: als Instrumentalistin, zugleich als musikalische Leiterin der sie begleitenden Ensembles. Erst kürzlich sagte sie in einem Interview: »Der Dirigent als Führer, als Chef seiner musikalischen Mitarbeiter – das ist überholt. Musizieren und Autoritarismus sind nicht vereinbar! Wenn ich dazu beitrage, dass künftig Konzerte und Kammermusik nicht in derselben Art und Weise aufgeführt werden, wäre ich sehr glücklich.« Enno Poppe – Filz für Viola und Kammerorchester »Die Neugierde ist eine weitaus größere Antriebsfeder als gemeinhin angenommen wird.« Für Enno Poppe, den 1969 in Hemer im Sauerland geborenen und seit 1990, seit seinem Kompositions- und Dirigierstudium bei Friedrich Goldmann und Gösta Neuwirth an der Hochschule der Künste Berlin lebenden Musiker, gehört Wissbegier, vielseitiges Interesse, eine regelrechte Lust des Fragens und des Hinterfragens zum Metier. Gerade die musikalischen Welten, ihre so unterschiedlichen geografischsozialen Orte, Epochen und Genres, befragt Poppe intensiv, seit seinen Kindheitstagen, als für ihn schon feststeht, dass er künftig, wie andere in jenen Jahren Feuerwehrmann, Rennfahrer oder Cowboy, Komponist und Dirigent sein will. Und er ist beides geworden, wobei für ihn ganz klar das Komponieren an erster Stelle steht. Ein Komponieren übrigens, das deutlich in der europäischen Tradition verankert ist, in ihrer jahrhundertelangen Geschichte von Konstruktion und Ausdruck, ihrem Ringen darum sowie dem steten Suchen und Neuerfinden der musikalischen Mittel. Zugleich finden sich in seinen Werken oft auch Einflüsse aus der nichteuropäischen Musik, etwa im Melodischen, in der 4 Gestaltung von Phrasen, ihrer vielfach mikrotonalen und glissandierenden Ornamentik oder im Ausloten der inneren Klangwelt eines einzelnen Tones. Enno Poppe, der Arnold Schönberg zu seinen Vorbildern zählt und dem Spontaneität eher suspekt und nicht die verheißungsvolle kreative Ausgangssituation ist, erkundet in jedem seiner Stücke Neuland. Erlerntes, einmal gefundene Lösungen, Errungenschaften, Sicherheiten bedeuten ihm weniger als das neue, das selbstgestellte Problem, als die Unsicherheit und die Möglichkeit des Scheiterns, des Misslingens. Denn daraus erwachsen auch Fragestellungen für Kommendes. Enno Poppe, dessen Schaffen mit zahlreichen Preisen, Stipendien und Auszeichnungen gewürdigt worden ist, hat ein Faible für klare Titel. Gerne sind seine Werknamen einsilbig knapp und meist sind sie auch keine Hinweise auf das musikalisch Klingende. Sie dienen allein der Orientierung in seinem wachsenden Œuvre. Manchmal legen sie aber auch eine Spur zum Gehörten, aber auf gar keinen Fall darf man sich bei den Kompositionen Poppes darauf verlassen. Die eigenen Ohren sind die alles entscheidende Instanz, sich in seinen akustischen, mithin mikrotonalen Labyrinthen zurechtzufinden, wobei Poppe seinen Zuhörern etliche Wegweiser an die Hand gibt. Denn bei allen Verzweigungen, Überlappungen und Kreuzungen geht es ihm in seiner Klangsprache doch wesentlich um »clarité«, um Fasslichkeit, wie es Schönberg gesagt hat. Poppe ist sehr bemüht diese Fasslichkeit umzusetzen, ohne irgendwelche Konzessionen zu machen, ohne es seinem Publikum zu einfach oder sich selbst zu leicht zu machen. Und er löst den Spagat zwischen selbstgestellter (komplexer) Aufgabe und deutlichem Verstehen wie spürbarem Erkennen selbst beim einmaligen Hören seiner Stücke behände, mit Kenntnis und Beherrschung des Metiers, des Materials, des Möglichen. Sein 2013/14 geschriebenes Bratschenkonzert Filz, das Tabea Zimmermann gewidmet ist, erst gestern im Wiener Konzerthaus uraufgeführt worden ist und heute in der Kölner Philharmonie seine Deutsche Erstaufführung erlebt, besteht zunächst einmal aus einer ungewöhnlichen, recht überraschenden Besetzung: Solo-Viola, achtzehn Solostreicher – acht Violinen, je vier Bratschen und Celli sowie zwei Kontrabässe – und dazu konstrastiv wie integrativ vier Klarinetten (auch Bassklarinette bzw. eine 5 Kontrabassklarinette). Ein wesentliches Kennzeichen von Filz ist, wie in vielen Werken Poppes, das weidliche Glissandieren der Stimmen in kleinsten und größeren Tonräumen, wodurch subtile melodische Lineaturen entstehen und daraus auch gedehntere Ornamente. Diese allerdings sind alles andere als Verzierungsfiguren, sondern die treibenden Keime, die horizontal wie vertikal wachsen, sich verzweigen, übereinanderlegen, verdichten, verknoten, verknäulen, verfilzen. Und in diesem Prozess steter Veränderung nimmt die Solo-Bratsche eine exponierte und auch virtuose Rolle ein: Sie zieht meist die ersten Fäden in diesem dreiteiligen Werk von etwa 25 Minuten Dauer oder spinnt (zu Beginn des Mittelteils) aus einem vierteltönigen Cluster die einzelnen Fasern weiter. Das Ensemble, oft in kleinere Kollektive separiert, greift die höchst agilen Statements auf, verräumlicht sie, verleiht ihnen größere Dimensionen, formuliert eigene Impulse, die nun ihrerseits von der Solo-Viola aufgenommen werden. Das traditionelle konzertante Prinzip des Wettstreits und des Dialogs erklärt Enno Poppe in Filz keinesfalls für obsolet, es ist nur vielstimmiger, engmaschiger, gegenseitig durchdringender und wahrlich keine Ton-Geschichte eines (Anti-)Helden mehr, sondern eine klingende Mikroskopie gleichberechtigter Zellen, die sich fortwährend an- und abstoßen, verschmelzen, mithin auch (teil)autonom für sich weiter existieren dürfen und müssen, um die kontinuierlich geschaffene Vitalität auch weiterhin zu garantieren. Franz Schubert – Sinfonie Nr. 5 B-Dur D 485 Über die Akzeptanz von Franz Schuberts Sinfonien zu seinen Lebzeiten ist nur wenig bekannt, da sie neben Darbietungen im privaten Rahmen keine öffentlichen Aufführungen hatten. So wurde seine fünfte Sinfonie, die er Anfang Oktober 1816 fertigstellte, zwar noch im selben Monat gespielt (von einem Liebhaberorchester, das im Haus des Burgtheatermusikers Otto Hatwig probte), aber eine größere Musikgemeinde lernte das Werk erst am 17. Oktober 1841 in Wien kennen – dreizehn Jahre nach Schuberts Tod. Seine Fünfte hat Schubert als Hommage an den 6 verehrten Wolfgang Amadeus Mozart komponiert, aber nicht als schlichte Kopie von dessen Ideen, wie manche die Sinfonie bewertet haben, wie etwa der damals einflussreiche und an bösen Spitzen nicht sparende Musikritiker Eduard Hanslick (1825 – 1904) – »ein schwacher Abguss von Mozart« –, sondern mit durchaus eigenständigem Idiom. Am 16. Juni 1816 hatte Schubert seinem Tagebuch anvertraut: »Wie von ferne leise hallen mir noch die Zauberklänge von Mozarts Musik. … O Mozart, unsterblicher Mozart, wie viele o wie unendlich viele wohltätige Abdrücke eines lichten bessern Lebens hast du in unsere Seelen geprägt.« Man kann diese Äußerung als Auftakt zur dann bald folgenden musikalischen Ausführung seines Bekenntnis mit Worten verstehen. Und man kann in der Fünften auch Nähen zu Mozarts g-Moll-Sinfonie KV 550 finden, die im Sommer 1788 entstand und die Robert Schumann, ein großer Schubert-Verehrer, später als die mit »griechisch schwebender Grazie« auswies. Schwebend, kontinuierlich strömende Klänge, eine organische Textur mit kaum spürbaren Übergängen – das sind die Merkmale von Schuberts B-Dur-Sinfonie. Und das in einer eindrucksvollen wie eingängigen Schlichtheit und einer bemerkenswert ökonomischen Sparsamkeit der Mittel. Für die musikalische Entwicklung, den Fluss des Geschehes, braucht es hier keine motivischen Abwandlungen, harmonische Wechsel genügen, um das Treibgut zu bewegen, wobei die darunterliegenden und nach vorne führenden Strudel gar nicht so simpel sind. Auf engem Raum finden zahlreiche Dur-Moll-Wechsel statt, ebenso Trugschlüsse. Doch diese Setzungen sind so raffiniert und elegant, das man sie fast überhört und sich zu sehr auf die Oberfläche konzentriert. Doch genau darin bestand eben schon die Kunst des 19-jährigen Franz Schuberts: die Oberfläche ist der Schein, das Wahre darunter verborgen: Aufbrechen, Aufbruch. Stefan Fricke 7 BIOGRAPHIEN Tabea Zimmermann Tabea Zimmermann gehört zu den beliebtesten und renommiertesten Interpreten unserer Zeit. Zuhörer und musikalische Partner schätzen an ihr sowohl ihr tiefes musikalisches Verständnis und die Natürlichkeit ihres Spiels als auch ihre charismatische Persönlichkeit. Dass sie heute als weltweit führende Bratschistin gilt, gründet nicht nur in ihrer außergewöhnlichen Begabung, sondern ebenso in der frühen und intensiven Förderung durch ihre Eltern, der umfassenden Ausbildung durch exzellente Lehrer und dem unermüdlichen Enthusiasmus, mit dem sie ihr Verständnis der Werke und ihre Liebe zur Musik ihrem Publikum vermittelt. Als Solistin arbeitet sie regelmäßig mit den weltweit bedeutendsten Orchestern: den Berliner Philharmonikern, dem Orchestre de Paris, dem London Symphony Orchestra, dem Israel Philharmonic Orchestra und der Tschechischen Philharmonie. Nachdem Tabea Zimmermann in den vergangenen Spielzeiten Residencies in Weimar, Luxemburg, Hamburg und bei den Bamberger Symphonikern gestaltet hat, ist sie 2013/14 und 2014/15 Artist in Residence beim Ensemble Resonanz. Mit diesem Ensemble gibt sie – neben dem Konzert in der Kölner Philharmonie – auch Konzerte in Hamburg und im Wiener Konzerthaus. Ein besonderer Höhepunkt der Spielzeit 2014/15 ist neben der Uraufführung des neuen Werks von Enno Poppe mit dem Ensemble Resonanz ihr Viola Day in der Wigmore Hall, ein großangelegter Konzertmarathon mit drei Konzerten, in denen sie zusammen mit den Bratschisten Garth Knox, Antoine Tamestit und Rosalind Ventris ein Programm spielt, das die Geschichte der Viola vom Barock bis heute an exemplarischen Werken von Purcell, Schumann, Brahms, Schostakowitsch und natürlich Paul Hindemith wieder lebendig werden lässt. 8 Einen Schwerpunkt ihrer kammermusikalischen Arbeit bildet für Tabea Zimmermann seit 2002 das Arcanto Quartett mit den Geigern Antje Weithaas und Daniel Sepec und dem Cellisten JeanGuihen Queyras. Die Musiker waren unter anderem in der Carnegie Hall New York, der Gulbenkian Foundation Lissabon, im Palau de la Música Barcelona, im Théâtre du Châtelet und der Cité de la musique Paris, in der Philharmonie Berlin sowie im Konzerthaus Wien zu hören und in Israel, Japan und Nordamerika auf Tournee. Es erschienen bisher CDs mit Werken von Bartók, Brahms, Ravel, Dutilleux, Debussy und Schubert. Tabea Zimmermann hat das Interesse vieler zeitgenössischer Komponisten für die Bratsche geweckt und zahlreiche neue Werke in das Konzert- und Kammermusikrepertoire eingeführt. Im April 1994 brachte sie erstmalig die ihr gewidmete Sonate für Viola solo von György Ligeti zu Gehör. Ihre Interpretation des Werkes, das sie anschließend in London, Paris, Jerusalem, Amsterdam und Japan spielte, fand euphorischen Anklang bei Publikum und Presse. Seitdem hat sie auch Heinz Holligers Recicanto für Viola und Orchester, das Bratschenkonzert Nr. 2 Über die Linie IV von Wolfgang Rihm, Monh von Georges Lentz, Notte di pasqua von Frank Michael Beyer und, gemeinsam mit Antoine Tamestit, das Doppelkonzert von Bruno Mantovani aus der Taufe gehoben. Das Hindemith-Jahr 2013 nahm Tabea Zimmermann als Anlass, eine hochgelobte Gesamteinspielung aller Bratschenwerke von Paul Hindemith vorzulegen. Nach dem Erfolg ihrer 2009 erschienenen Solo-CD mit Werken von Reger und Bach, für die sie mit einem ECHO Klassik als Instrumentalistin des Jahres ausgezeichnet wurde, erschien ihr mit dem Pianisten Kirill Gerstein eingespieltes Album mit Sonaten von Johannes Brahms, Henri Vieuxtemps und Rebecca Clarke. Insgesamt dokumentieren rund 50 CDs Tabea Zimmermanns musikalisches Schaffen. Für ihr künstlerisches Wirken ist Tabea Zimmermann sowohl in Deutschland als auch im Ausland mehrfach ausgezeichnet worden, unter anderem mit dem Frankfurter Musikpreis, dem Hessischen Kulturpreis, dem Rheingau Musikpreis, dem Internationalen Preis der Accademia Musicale Chigiana in Siena und dem Paul-Hindemith-Preis der Stadt Hanau. Tabea Zimmermann ist 9 Stiftungsratsmitglied der Hindemith-Stiftung mit Sitz in Blonay, Schweiz, und Botschafterin der Bundesstiftung Kinderhospiz. Im Juli 2013 wurde sie zur Vorstandsvorsitzenden des Vereins Beethoven-Haus Bonn ernannt. Unter ihrer Ägide fand im Januar 2015 die Beethoven-Woche Bonn unter dem Motto »Fugato« statt. Tabea Zimmermann erhielt im Alter von drei Jahren ihren ersten Bratschenunterricht, zwei Jahre später begann sie mit dem Klavierspiel. An ihre Ausbildung bei Ulrich Koch an der Musikhochschule Freiburg schloss sich ein kurzes, intensives Studium bei Sandor Végh am Mozarteum in Salzburg an. Eine Reihe von Wettbewerbserfolgen krönte ihre Ausbildung, darunter erste Preise beim Concours International in Genf 1982, Budapest 1984 und beim Wettbewerb »Maurice Vieux« in Paris 1983. Dort erhielt sie als Preis eine Bratsche des zeitgenössischen Geigenbauers Etienne Vatelot, auf der sie seitdem spielt. Ab 1987 bis zu dessen Tod im Jahr 2000 konzertierte sie regelmäßig mit ihrem Ehemann David Shallon. Professuren hatte Tabea Zimmermann bereits an der Musikhochschule Saarbrücken und an der Frankfurter Hochschule für Musik inne; seit Oktober 2002 ist sie Professorin an der Hochschule für Musik »Hanns Eisler« in Berlin. In der Kölner Philharmonie war Tabea Zimmermann zuletzt im Juli 2013 zu hören. 10 Ensemble Resonanz Das Ensemble Resonanz repräsentiert eine neue Generation von Musikern: Sie spannen den Bogen von der Tradition zur Gegenwart und stehen für innovative und lebendige Programme zwischen alter und neuer Musik. Mit mitreißender Spielfreude und auf höchstem musikalischen Niveau widmen sie sich der Entwicklung neuen Streicherrepertoires und lassen Werke der Komponisten von heute in immer neuen Bezügen auf frisch interpretierte Meisterwerke verschiedener Jahrhunderte treffen. So bildet das Ensemble die Schnittstelle zwischen Kammerorchester und Solistenensemble und ist auf den Bühnen der führenden europäischen Konzerthäuser ebenso vertreten wie auf Festivals für Neue Musik. Statt mit einem festen Dirigenten arbeiten die demokratisch organisierten Musiker mit herausragenden Ins­ trumentalisten als Artists in Residence zusammen: Von 2010 bis 2013 war dies der Ausnahmecellist Jean-Guihen Queyras, seit 2013 führt Tabea Zimmermann die Residency beim Ensemble Resonanz mit zahlreichen gemeinsamen Einstudierungen und Konzerten fort. 11 In Hamburg hat das Streichorchester als Ensemble in Residence der Laeiszhalle Hamburg mit großem Erfolg die Konzertreihe »Resonanzen« etabliert, die als Katalysator des Musiklebens nun in der 13. Saison Furore macht. Innovative Musikvermittlungsprojekte und alternative Konzertformen wie die »Ankerangebote« und die Konzertreihe »urban string« weisen den Weg in die Zukunft und verwurzeln das Ensemble und seine Musik im urbanen Leben. Im Oktober 2014 eröffnete das Ensemble im Bunker an der Feldstraße den »resonanzraum«: einen neuen Veranstaltungsort für Klassik und Clubkultur, der der Vision einer urbanen Klassik Raum zur Entfaltung und dem Ensemble eine Heimat gibt. Bei uns war das Ensemble Resonanz zuletzt im Dezember 2013 zu Gast. 12 Die Besetzung des Ensemble Resonanz Violine Barbara Bultmann Konzertmeisterin Anne Katharina Schreiber Gregor Dierck Tom Glöckner David-Maria Gramse Corinna Guthmann Benjamin Spillner Swantje Tessmann Rebecca Beyer Hyun-Jung Kim Vera Schmidt Kathrin Spillner Flöte Alja Velkaverh Sylvie Ansorge Viola Tim-Erik Winzer Justin Caulley David Schlage Marie-Theres Stumpf Fagott Volker Tessmann Francisco Esteban Oboe Tom Owen Emily Ross Klarinette Richard Haynes Christian Vogel Udo Grimm Sebastian Borsch Horn Karen Hübner Ulrich Hübner Violoncello Saerom Park Saskia Ogilvie Jörn Kellermann Nuala McKenna Kontrabass Benedict Ziervogel Sophie Lücke 13 Enno Poppe Enno Poppe studierte Dirigieren und Komposition an der Hochschule der Künste Berlin, u. a. bei Friedrich Goldmann und Gösta Neuwirth. Weiterführende Studien betrieb er im Bereich Klangsynthese und algorithmische Komposition an der TU Berlin und am ZKM Karlsruhe bei Heinrich Taube. In den Jahren 1992, 1995 und 1998 erhielt er Berliner Senatsstipendien für Komposition, 1994 ein Musikstipendium der Märkischen Kulturkonferenz. 1996 nahm er am Nachwuchsforum der GNM teil und absolvierte einen Studienaufenthalt an der Cité Internationale des Arts in Paris. Seit 1998 ist er musikalischer Leiter des ensemble mosaik; im selben Jahr erhielt er den Boris-Blacher-Preis für Gelöschte Lieder. 1999 folgte eine Einladung zum Komponistenseminar Boswil, 2001 ein Stipendium der Wilfried-Steinbrenner-Stiftung. 2001 erhielt Enno Poppe den Kompositionspreis der Stadt Stuttgart für Knochen, 2001 den Förderpreis der Ernst-von-SiemensMusikstiftung gemeinsam mit dem ensemble mosaik, 2002 den Busoni-Preis der Berliner Akademie der Künste. 2002/03 war er Stipendiat der Akademie Schloss Solitude. 2004 folgte der Förderpreis der Ernst-von-Siemens-Musikstiftung, 2005 der Schneider-Schott-Musikpreis, 2006 der Förderpreis Musik der Akademie der Künste Berlin. Im Jahr 2009 erhielt er den Kaske-Preis der Christoph-und-Stephan-Kaske-Stiftung in München und 2011 zuletzt den Happy-New-Ears-Komponistenpreis der Hans und Gertrud Zender-Stiftung. Von 2002 bis 2004 war er Lehrbeauftragter für Komposition an der Hochschule für Musik »Hanns Eisler« Berlin. Außerdem unterrichtete er 2004 bei den Darmstädter Ferienkursen für Neue Musik. Seit 2008 ist er Mitglied der Akademie der Künste (Berlin), seit 2009 Mitglied der Nordrhein-Westfälischen Akademie der Wissenschaften und der Künste und seit 2010 Mitglied der Bayerischen Akademie der Künste. Kompositionsaufträge erhielt 14 er unter anderem von den Wittener Tagen für neue Kammermusik, den Berliner Festwochen, Ultraschall (Berlin), MaerzMusik (Berlin), Èclat (Stuttgart), musica viva (München), Musikbiennale (München), den Donaueschinger Musiktagen und den Salzburger Festspielen. Aufführungen seiner Werke fanden außerdem unter anderem in Berlin, München, Saarbrücken, Wien, Köln, Barcelona, Lviv (Lemberg), St. Petersburg, Paris, Strasbourg, Leuven, Brüssel und Graz statt. Zu den regelmäßigen Interpreten seiner Werke zählen das SWR Sinfonieorchester BadenBaden und Freiburg, die Junge Deutsche Philharmonie, das Ensemble Modern, das Klangforum Wien, das ensemble mosaik, das Ensemble Contrechamps, das Ensemble Musikfabrik, das Ensemble 2e2m, das Arditti Quartet, das Kairos-Quartett, das SWR Vokalensemble, die Neuen Vokalsolisten Stuttgart, Stefan Asbury, Pierre Boulez, Susanna Mälkki, Emilio Pomárico, Kasper de Roo, Peter Rundel und Ed Spanjaard. Als Dirigent war Enno Poppe zuletzt im Mai vergangenen Jahres im Rahmen des Festivals ACHT BRÜCKEN | Musik für Köln zu Gast. 15 KölnMusik-Vorschau April SO 19 18:00 MI 15 Dorothee Mields Sopran Christiane Oelze Sopran David Allsopp Countertenor Andreas Post Tenor Robin Tritschler Tenor Simon Bailey Bass Markus Lemke Bass 20:00 Jonas Kaufmann Tenor Münchner Rundfunkorchester Jochen Rieder Dirigent Chor des Bach-Vereins Köln Concerto con Anima Thomas Neuhoff Dirigent Du bist die Welt für mich Operette und ... 4 Im Rahmen von »BMW Klassik Live« Martin Füg Regie Georg Friedrich Händel Saul HWV 53 halbszenische Aufführung SO 19 Netzwerk Kölner Chöre gemeinsam mit KölnMusik 15:00 Filmforum Kölner Chorkonzerte 5 Der Lieblingsfilm von Gerold Huber DI City Lights (Lichter der Großstadt) USA 1931, 87 Min. Regie: Charles Chaplin 21 20:00 Wir zeigen eine 35-mm-Kopie der Originalversion. Franz-Josef Selig Bass Gerold Huber Klavier Medienpartner: choices Lieder von Franz Schubert, Hugo Wolf und Modest Mussorgsky KölnMusik gemeinsam mit Kino Gesellschaft Köln Liederabende 5 Karten an der Kinokasse 16 Samstag 25. April 2015 20:00 Foto: Reiner Pfisterer Franui Wolfgang Mitterer Orgel, präpariertes Klavier, Elektronik Tanz Boden Stücke Ob bei der Ruhrtriennale, den Salzburger Festspielen oder 2012 in der Kölner Philharmonie: Wo Franui aus Tirol aufspielt, löst die Musicabanda mit ihrem Mix aus Klassik, Jazz und Volksmusik Begeisterung aus. Bei ihrem neuesten Programm erhalten sie Unterstützung vom Tiroler Organisten Wolfgang Mitterer. Gemeinsam widmen sie sich Tanzmusik, wie sie in inneralpinen Tälern aufgespielt wurde und wird, wie sie Béla Bartók aufnotierte und wie sie bei dessen musikalischen Nachfahren Ligeti und Eötvös und auch bei Haydn, Mozart, Beethoven, Schubert, Bruckner und Mahler widerhallt. Ihr nächstes Abonnement-Konzert MI So 22 21 20:00 Juni 18:00 Graham F. Valentine Sprecher Iestyn Davies Countertenor Lawrence Power Viola Freiburger BarockConsort Samuel Pepys’ London Diary und Musik aus dem England des 17. Jahrhunderts Britten Sinfonia Nico Muhly Dirigent Benjamin Britten Lachrymae. Reflections on a song of John Dowland op. 48a (1976) für Viola und Streicher Auf über 3000 Seiten hat der englische Lebemann, Staatssekretär und Musikliebhaber Samuel Pepys zwischen 1660 und 1669 alles festgehalten, was privat, auf den Londoner Straßen, bei Bällen oder in der Kneipe passierte. Pepys berühmte Tagebücher sind so zu einer köstlichen Sittengeschichte Englands im 17. Jahrhundert geworden. Zusammen mit dem Alte-Musik-Ensemble Freiburger BarockConsort reist Schauspiel-Ikone und Sprachkünstler Graham F. Valentine dorthin zurück, um Pepys zu treffen! Antonio Vivaldi Stabat Mater f-Moll RV 621 für Alt und Streicher Igor Strawinsky Concerto en Ré (1946) für Streichorchester Nico Muhly Sentences (2015) Kompositionsauftrag von Barbican Centre London, KölnMusik, Festival de SaintDenis und Britten Sinfonia Deutsche Erstaufführung In deutscher und englischer Sprache Philharmonie für Einsteiger 5 Kölner Sonntagskonzerte 5 FR 24 20:00 WDR Big Band Köln Maria Schneider ld, arr Maria Schneider – More Masterpieces Westdeutscher Rundfunk Jazz-Abo Soli & Big Bands 6 18 Foto: Ewa-Marie Rundquist Freitag 1. Mai 2015 20:00 Werke von Esa-Pekka Salonen, Béla Bartók und Peter Eötvös Anne Sofie von Otter Mezzosopran Russell Braun Bariton New York Philharmonic Alan Gilbert Dirigent »Senza sangue« und »Herzog Blaubarts Burg«, ein Dialog zwischen Eötvös und Bartók. Eötvös konzipierte seine Oper für zwei Sänger und Orchester ausdrücklich als Gegenstück zu dem älteren Werk Bartóks, legte aber dem Libretto die gleiche Novelle zugrunde. Mit Bartóks »wunderbarem Mandarin« führt das New York Philharmonic ein laut damaliger Presse »Dirnen- und Zuhälterstück mit Orchestertamtam« auf, das 1962 nach seiner Uraufführung in Köln als Ballett-Pantomime von Konrad Adenauer eigenhändig wieder abgesetzt wurde. Um 19 Uhr hält Stefan Fricke eine Einführung in das Konzert. Philharmonie-Hotline 0221 280 280 ­koelner-­philharmonie.de Informationen & Tickets zu allen Konzerten in der Kölner ­Philharmonie! Kulturpartner der Kölner Philharmonie Herausgeber: KölnMusik GmbH Louwrens Langevoort Intendant der Kölner Philharmonie und Geschäftsführer der KölnMusik GmbH Postfach 102163, 50461 Köln ­koelner-­philharmonie.de Redaktion: Sebastian Loelgen Corporate Design: hauser lacour kommunikationsgestaltung GmbH Textnachweis: Der Text von Stefan Fricke ist ein Original­­­beitrag für dieses Heft. Fotonachweise: Marco Borggreve S. 8; Harald Hoffmann S. 14; Tobias Schult S. 11 Gesamtherstellung: adHOC ­Printproduktion GmbH Foto: Marion Koell Dienstag 21. April 2015 20:00 Lieder von Franz Schubert, Hugo Wolf und Modest Mussorgsky Franz-Josef Selig Bass Gerold Huber Klavier koelner-philharmonie.de 0221 280 280