Meredith Monk »Shards« Sonntag 4. September 2016 20:00 Bitte beachten Sie: Ihr Husten stört Besucher und Künstler. Wir halten daher für Sie an den Garderoben Ricola-Kräuterbonbons bereit und händigen Ihnen Stofftaschentücher des Hauses Franz Sauer aus. Sollten Sie elektronische Geräte, insbesondere Mobiltelefone, bei sich haben: Bitte schalten Sie diese unbedingt zur Vermeidung akustischer Störungen aus. Wir bitten um Ihr Verständnis, dass Bild- und Tonaufnahmen aus urheberrechtlichen Gründen nicht gestattet sind. Wenn Sie einmal zu spät zum Konzert kommen sollten, bitten wir Sie um Verständnis, dass wir Sie nicht sofort einlassen können. Wir bemühen uns, Ihnen so schnell wie möglich Zugang zum Konzertsaal zu gewähren. Ihre Plätze können Sie spätestens in der Pause einnehmen. Bitte warten Sie den Schlussapplaus ab, bevor Sie den Konzertsaal verlassen. Es ist eine schöne und respektvolle Geste gegenüber den Künstlern und den anderen Gästen. Mit dem Kauf der Eintrittskarte erklären Sie sich damit einverstanden, dass Ihr Bild möglicherweise im Fernsehen oder in anderen Medien ausgestrahlt oder veröffentlicht wird. Meredith Monk »Shards« Meredith Monk Stimme, Orgel, Komposition, Regie Ellen Fisher Stimme, Orgel Katie Geissinger Stimme Allison Sniffin Stimme, Orgel Tony Giovannetti Lichtdesign, Technische Leitung Eli Walker Sounddesign Yoshio Yabara Kostüme, Szenographie Colette de Turville Tourmanagement Sonntag 4. September 2016 20:00 19:00 Einführung in das Konzert durch Marie-Anne Kohl Gefördert durch die Kunststiftung NRW und das Kuratorium KölnMusik e. V. PROGRAMM Meredith Monk »Shards« Meredith Monk’s 16 Millimeter Earrings (1966/1977) Meredith Monk / Robert Withers A re-creation for film of Meredith Monk’s solo dance/theater work with film, voice, guitar, and audiotape. Originally performed in 1966, Judson Memorial Church, New York. 25. Min. Shards: music, images and movement from 1969 – 1973 Meredith Monk Auszüge aus »Key: an album of invisible theatre« (1971) Porch (1969) Understreet (1970) Fat Stream (1970) Meredith Monk Stimme, Orgel Ellen Fisher Orgel Allison Sniffin Orgel Aus »Education of the Girlchild: an opera« (1972/73) Philosophy Conversation (1973) Allison Sniffin, Katie Geissinger Stimme Auszüge aus: »Vessel: an opera epic« (1971) Epic Fire Dance Little Epiphany/Sybil Song Mill Do You Be Circular Song Meredith Monk, Allison Sniffin Stimme, Orgel Katie Geissinger Stimme Ellen Fisher Bewegung 2 Aus »Education of the Girlchild: an opera« (1972/73) Traveling A Test The Tale/Dance Meredith Monk, Ellen Fisher, Katie Geissinger, Allison Sniffin Stimme, Orgel, Bewegung Songs of Ascension (Auszüge) (2008) Meredith Monk / Dyanna Taylor Aufführung von Meredith Monk & Vocal Ensemble, Todd Reynolds String Quartet und Pacific Mozart Ensemble, gefilmt am Ann Hamilton’s Tower, Geyserville, California, 10 Min. 3 ZUM Konzert Meredith Monk – Tanzende Stimmen Meredith Monk war gerade einmal 21 Jahre alt, als sie 1964 nach ihrem Studium am Sarah Lawrence College zurück in ihre Geburtsstadt New York City zog und dort sofort tief in eine sich neu etablierende künstlerische Szene eintauchte, die das internationale Kunstverständnis von Grund auf neu prägen würde. Entgrenzung der Künste, Experiment, Individualismus und AntiElitarismus wurden groß geschrieben in Downtown New York. In den zahlreichen Galerien, Lofts und Off-Theatern, die an jeder Straßenecke auftauchten, präsentierte eine junge Kunstszene großformatige Installationen, Videoarbeiten, Musik mit Alltagsgegenständen und kollaborative Performances ganz selbstverständlich nebeneinander, die Materialien hierfür aus den reichhaltigen Industrieabfällen der Industriebrache SoHo zusammengesucht. In dieser Experimentierfreude und dem Fokus auf persönliche Fähigkeiten und Vorlieben sah Monk ihren eigenen künstlerischen Ansatz gespiegelt und die Möglichkeit gegeben, ihre unterschiedlichen künstlerischen Interessen zusammenzubringen. Bereits im sehr liberalen Sarah Lawrence College hatte sie sich ihr eigenes Curriculum in den performing arts zusammenstellen, Kurse in »Theater/Tanz« und in »Stimme« belegen und dabei auch klassischen Gesangsunterricht genießen können. Sowohl als Tänzerin als auch als Sängerin hatte sie viel auf der Bühne gestanden und so Erfahrung und Selbstbewusstsein gewonnen. Nachhaltig beeinflusst von ihrem frühkindlichen, aufgrund körperlicher Koordinationsschwierigkeiten erhaltenen Eurythmie-Unterricht nach der Methode von Émile Jaques-Dalcroze, erarbeitete sich Monk bereits am College ein eigenes »Vokabular« von Bewegungen und einen spezifischen, von den eigenen körperlichen Voraussetzungen ausgehenden choreographischen Stil. In New York angekommen, nahm Monk einige Stunden Kompositionsunterricht bei Robert Dunn. Dunn, selbst Schüler von John Cage und Korrepetitor von Merce Cunningham, war Tanz- und Kompositionslehrer einer Reihe junger Tänzerinnen und Tänzer wie Simone Forti, Trisha Brown, Yvonne Rainer, Deborah Hay und Robert Rauschenberg, die die erste Generation der Judson Dance Company bildeten. Monk brachte sich als Sängerin, Tänzerin und Schauspielerin in zahlreiche Performances und Happenings in ganz New York mit ein. Die 4 Kollaborationen und Freundschaften aus dieser Zeit sollten sich als wegweisend für ihre künstlerische Etablierung erweisen, darunter insbesondere mit diversen Fluxus-Künstlern, mit denen sie sich vor allem musikalisch auseinandersetzte. Monk markierte selbst einen Wendepunkt, als sie mit ihrem theatralen, narrativen Ansatz gemeinsam mit Kenneth King und Phoebe Neville eine neue, zweite Generation der Judson Ära begründete. Drei Monate nach ihrer Ankunft in New York City zeigte sie ihre erste Soloarbeit Break in den Washington Square Galleries; im Jahr darauf folgten weitere eigene Arbeiten, und 1966 mit 16 Millimeter Earrings ihr, nach eigenen Worten, künstlerischer Durchbruch. Während ihre vorherigen Arbeiten in erster Linie choreographisch und gestisch geprägt waren, gelang Monk mit 16 Millimeter Earrings erstmals eine spezifische Kombination von Tanz, Film, Musik und Text, in der bereits elementare Merkmale ihres späteren Performance-Stils angelegt sind. Es folgten in den nächsten Jahren Musiktheaterperformances mit Ensembles mit bis zu 100 Personen. Als sie 1969 Juice: a theater cantata konzipierte, entstand die Idee von einer Aufführung im GuggenheimMuseum, und sie verbrachte Monate damit, Briefe zu schreiben und Telefonate zu führen, alles zu tun, um das neue Werk für diesen Raum zu schaffen. Dank jugendlicher Entschlossenheit und ihrer vorherigen Erfolge mit Werken, die sie im Museum of Natural History, im Smithsonian und im Museum of Contemporary Art Chicago realisiert hatte, fand sie Gehör, und bald darauf konnte das Publikum das erste Installment von Juice als allererste überhaupt im Guggenheim stattfindende Performance bestaunen. Diese schloss neben den zahlreichen Tänzern und Sängern rund um die berühmte Guggenheim-Rampe auch eine Reiterin auf der 5th Avenue mit ein sowie Darbietungen und Installationen an zwei weiteren Spielstätten in der Stadt, sodass sich Monk mit dieser und anderen großangelegten Musiktheaterarbeiten bereits früh einen Namen als ortsspezifisch arbeitende Künstlerin machte. Während sich in den 1960er und frühen 1970er Jahren Monks interdisziplinärer, grenzüberschreitender Performancestil herausbildete, verschob sich gleichzeitig der Fokus ihrer künstlerischen Arbeit hin zum Musikalischen, besonders zum Stimmlichen. 5 v. l. n. r.: Allison Sniffin, Meredith Monk, Katie Geissinger, Ellen Fisher Paradigmatisch stehen dafür vielleicht die zwei Ensembles, die sie in dieser Zeit gründete: 1968 The House als interdisziplinäre Performancegruppe und 1978 das Meredith Monk & Vocal Ensemble. Die Stimme verstand Monk dabei schon immer in enger Verbindung mit dem Aspekt der Bewegung. Gerne beschreibt Monk eine Art Offenbarung, die sie früh in ihrer New Yorker Zeit hatte, als sie am Klavier saß und Gesangsübungen machte: dabei entdeckte sie, dass ihre Stimme so flexibel wie ihre Wirbelsäule sei, und dass sie, ähnlich wie mit ihrem ganzen Körper, auch mit ihrer Stimme experimentieren, ihr ihre eigenen Klänge und Fähigkeiten entlocken konnte. »The dancing voice«, formulierte sie später. Diesen Moment beschreibt Monk als prägend für ihre künstlerische Entwicklung, auch wenn sie erst einige Jahre später begann, explizite Gesangsstücke zu entwickeln. Doch bereits in ihren großen Musiktheaterperformances Vessel (1971) und Education of the Girlchild (1972) spielen Gesangstitel wie Do you be?, The Tale oder Biography eine zentrale Rolle und sie gehören bis heute in Monks regelmäßig dargebotenes Repertoire. Von zentraler Bedeutung für ihre Gesangsstücke sind von Anfang an 6 die erweiterten Stimmtechniken, für die Monk heute berühmt ist und zu deren Pionieren sie gehört. Selten erklingen erkennbare Worte, doch verlangt Monk ihrer eigenen Stimme und denen ihrer Ensemblemitglieder eine Vielzahl an vokalen Techniken, Klangfärbungen und Rhythmen ab, die trotz aller Abstraktheit stets auch einen Sprachgestus haben. Die Stücke basieren meist auf einzelnen musikalischen Einfällen, simplen Pattern, die variiert werden und sich im Zusammenklang zu hoch komplexen Strukturen verdichten. Dabei sind sie zwar stets cantabile und einprägsam, täuschen aber eine Gefälligkeit höchstens vor: der Versuch des Zuhörers, leichtfüßig im Takt mitzuwippen oder eine erkannte Melodie mitzusummen wird zwangsläufig scheitern, zu überraschend und effektiv sind die Variationen und Akzentverschiebungen. Sängerin, Komponistin, Tänzerin, Choreographin, Filmemacherin? Alle diese Bezeichnungen sind korrekt und bilden erst in ihrer Kombination annähernd Monks Tätigkeitsfeld ab. Nach über 50 Jahren vielfach preisgekrönter Karriere ist Monk heute noch aktiv: komponierend, singend, tanzend. Ihr Weg war vor allem auch spirituell geprägt. Der Wunsch nach ganzheitlicher Erfahrung, friedlicher Kommunikation, nach Harmonie und Heilung schlägt sich vielfach in ihrer künstlerischen Arbeit und in ihrer Arbeitsweise nieder. In einer ihrer jüngeren Arbeiten, Songs of Ascension von 2008, bildet die bereits im Titel anklingende spirituelle Auseinandersetzung die Basis für eine Performance, in der die beiden zentralen Aspekte von Monks künstlerischem Ansatz beispielhaft zu erleben sind: der ortsspezifische Zuschnitt der Komposition und die integrative Kombination von Stimme und Bewegung. 16 Millimeter Earrings Das 1966 in der Judson Church uraufgeführte 16 Millimeter Earrings nimmt einen besonderen Stellenwert in Monks Schaffen ein. Erstmalig entwarf sie eine sehr individuelle PerformanceForm, indem sie nicht nur selber choreographierte, tanzte, sang und komponierte, sondern darüber hinaus den Einsatz von 7 Filmstill aus »16 Millimeter Earrings« Film, Text und zuvor aufgenommener Musik exakt zueinander in Beziehung setzte. Der Ablauf war wie eine Art Klangpartitur durchkomponiert und -choreographiert. Monk verstand die Bühne als Leinwand, auf der sie mit ihrem Körper und ihrer Musik Bilder und Klänge inszenierte. Ergebnis ist ein vieldimensionales Musik­theaterstück. Als Film, entstanden 1977, bietet 16 Millimeter Earrings einen Eindruck von Monks früher Performance-Arbeit und ihrer Bühnenpräsenz als junge Frau. Gleichzeitig wird die Konzeption der Bühne als Leinwand zugespitzt und auf ironische Weise ernst genommen. Key: an album of invisible theatre Das »unsichtbare Theater«, welches Monk mit ihrem hörspielartigen Album Key entwarf, war in erster Linie als dramaturgischer Bogen zur Verbindung der unterschiedlichen Lieder und Monologe und deren diversen Charakteren und Intensitäten gedacht. 1970 hatte sich Monk wieder dem Spiel auf diversen 8 Tasteninstrumenten und vermehrt dem Gesang zugewendet und begonnen, unter dem Titel Raw Recitals rein musikalische Konzerte zu geben, in denen sie gänzlich ohne choreographische Elemente eigene Kompositionen aufführte. Das Material dieser Konzerte veröffentlichte sie unter dem Titel Key. Erstmalig standen hier ganz explizit Monks eigenwillige erweiterten Stimmtechniken im Mittelpunkt, die das Publikum mit einer rohen Energie und krassen Emotionalität konfrontieren. Auch kompositorisch wirkt hier bereits ein typisches Muster von Monks späterem Stil, nämlich die von Stück zu Stück wechselnde Konzentration auf einen einzelnen klanglichen, rhythmischen, emotionalen oder stimmtechnischen Aspekt, der im Verlauf detailreich durchgehört und variiert wird. Education of the Girlchild: an opera In der zweiteiligen Musiktheaterperformance Education of the Girlchild werden Frauengeschichten und eine utopische Gemeinschaft der Teilhabe verhandelt. Im ersten Teil durchwandert eine Gruppe von Frauen, eine weibliche Version von Artus’ Tafelrunde, gemeinsam unterschiedliche Lebensphasen. Die Tableaux, Szenen und Charaktere sind angelehnt an die Lebenserfahrungen der Darstellerinnen, die zugleich als Individuen als auch als Archetypen kollektiver Identitäten auf der Bühne stehen. Bei einer der Szenen, in der die Frauen gemeinsam Ziegelsteine in verschiedene Konfigurationen setzen, schwebte Monk eine Gruppe von Philosophinnen vor, die zusammensitzt und diskutiert. Der Bruch mit dem geschlechterstereotypen Bild philosophierender Männer ist bewusst gesetzt, Monk spricht nicht umsonst von »Sokratese«. Der zweite Teil von Education of the Girlchild war eigentlich zuerst entstanden und als Solo aufgeführt worden. In einem fast halbstündigen Werk, das sie aus ihrem Musikstück Biography entwickelte, verwandelt sich Monk nach und nach von einer alten zu einer jungen Frau. Gesanglich und gestisch findet die Transformation statt anhand einzelner kleiner melodischer, rhythmischer, choreographischer Abläufe, die beständig wiederholt und minimal variiert werden und so zu Entwicklung und Veränderung führen. Heute sieht sich Monk mit Education of the 9 Girlchild revisited mit einer interessanten Wendung konfrontiert: nachdem sie ihre damalige kühne Haltung, als 29-Jährige einschätzen zu können, wie sich eine 80 und 800 Jahre alte Frau (an)fühlt, als gewissen jugendlichen Übermut einschätzt, muss sie sich jetzt als ältere Frau in eine junge Frau hineinfühlen sowie in eine alte Frau, wie sie von einer jungen Frau vorgestellt und konzipiert worden war. Vessel: an opera epic Ähnlich wie schon bei ihrer vorangegangenen großangelegten Musiktheaterperformance Juice: a theatre cantata forderte Monk das Publikum auch bei Vessel: an opera epic mit einem mehrfachen Spielortwechsel. Mit einer zum Performance-Theater umgebauten Lastwagengarage, Monks eigenem Loft und einem Parkplatz waren diese eher ungewöhnlichen Spielorte für das experimentierfreudige Downtown New York der Zeit durchaus typisch. Monk arbeitete nach 16 Millimeter Earrings und Juice weiter an einer Musiktheaterform, in der sie die vielen unterschiedlichen Elemente, mit denen sie arbeitete, miteinander verknüpfen konnte. Hier integrierte sie eigens für Vessel komponiertes sowie bereits zuvor verwendetes musikalisches Material, in dessen Zentrum durchgehend ihre eigene Stimme steht. Die einzelnen Vokalstücke beziehen sich auf die inneren Stimmen der Johanna von Orléans, an deren Mythos sich das Sujet von Vessel lose orientiert. Das musikalische Herzstück der Performance, Do you be?, entstand an einem einzigen Nachmittag an der elektrischen Orgel und behielt seine ungefilterte Struktur und Qualität bei, so Monk, einer Eingebung gleich. Die Seherin, die missverstandene Alleingängerin – Monk identifizierte sich stark mit der Figur der Johanna: »I saw her also as the artist. I saw that woman seer, someone who received information and acted on it, as being like the artists’ role too. That’s why I called the work Vessel.« (Meredith Monk) Marie-Anne Kohl 10 BIOGRAPHIEN Meredith Monk Stimme, Orgel, Komposition, Regie Meredith Monk arbeitet als Komponistin, Sängerin, Regisseurin, Choreografin und Autorin von neuen Opern, Musiktheaterstücken, Filmen und Installationen. Sie gilt als eine der unverwechselbarsten und einflussreichsten KünstlerInnen unserer Zeit und als Pionierin auf dem Gebiet erweiterter Stimmtechniken und interdisziplinärer Performances. Monks Arbeiten entspringen der Begegnung von Musik und Bewegung, Bild und Objekt, Licht und Klang, zeigen neue Arten der Wahrnehmung auf und verweben sie ineinander. Monk erforschte die Stimme als Instrument und als schon für sich allein genommen aussagekräftige Sprache. So erweiterte sie maßgeblich die kompositorischen Gestaltungsspielräume und erschuf Klanglandschaften, die Gefühle, Energien und Erinnerungen freilegen, welche sich der Beschreibung durch Worte entziehen. Im Laufe ihres 50-jährigen Wirkens wurde sie als »Magierin der Stimme« und als eine von »Amerikas coolsten KomponistInnen« gewürdigt. Ihre international gefeierten Arbeiten wurden an der Brooklyn Academy of Music, beim Lincoln Center Festival, an der Houston Grand Opera, am Londoner Barbican Centre sowie bedeutenden Spielstätten in aller Welt aufgeführt. Monk erhielt zahlreiche Auszeichnungen; so wurde sie zuletzt zur Offizierin des französischen Ordre des Arts et des Lettres ernannt und 2012 von Musical America zur KomponistIn des Jahres gekürt. Anlässlich ihres 50-jährigen Jubiläums als aktive Komponistin und Interpretin hielt sie in der Spielzeit 2014/2015 den Richard and Barbara Debs Composer’s Chair an der Carnegie Hall inne. Im September 2015 wurde sie von USPräsident Obama mit der National Medal of Arts geehrt. 1968 rief Monk The House ins Leben, ein Ensemble, das sich der Performance mit einem gezielt interdisziplinären Ansatz widmete. 1978 gründete sie Meredith Monk & Vocal Ensemble, um ihr Repertoire an musikalischen Texturen und Formen zu erweitern. Als Wegbereiterin der ortsspezifischen Performance schuf sie Werke wie Juice: A Theatre Cantata in 3 Installments (1969) und Ascension Variations (2009) für das Solomon R. Guggenheim Museum sowie American Archeology #1: Roosevelt Island (1994). Monks preisgekrönte Filme wie Ellis Island (1981) oder ihr erster 11 Spielfilm Book of Days (1988) fanden internationale Resonanz. Ihre Musik prägt unter anderem die Soundtracks von Filmen von Jean-Luc Godard, David Byrne und den Brüdern Ethan und Joel Coen. Neben zahlreichen Vokalstücken, Musiktheaterarbeiten und Opern komponierte Monk wegweisende neue Werke für Orchester, Kammerensemble und Soloinstrumente, darunter Kompositionsaufträge der Carnegie Hall, von Michael Tilson Thomas und dem San Francisco Symphony, New World Symphony, dem Kronos Quartet, dem Saint Louis Symphony Orchestra und Los Angeles Master Chorale. 1964 erhielt Monk ihren Abschluss am Sarah Lawrence College; seither wurde sie mit zahlreichen Ehrungen ausgezeichnet, darunter dem hochkarätigen Genius Grant der MacArthur Foundation, zwei Guggenheim Fellowships, drei Obie Awards (einer davon für nachhaltiges künstlerisches Wirken) und zwei New York Dance and Performance (»Bessie«) Awards für nachhaltiges künstlerisches Wirken. Zuletzt wurde Monk vom National Public Radio zu einer der 50 Great Voices gekürt, erhielt 2012 einen Doris Duke Artist Award, 2011 einen Yoko Ono Lennon Courage Award for the Arts sowie 2006 einen der neu eingerichteten USA Prudential Fellow Awards. Das Bard College, das Boston Conservatory, das Cornish College of the Arts, die Juilliard School, das Mount Holyoke College, das San Francisco Art Institute und die University of the Arts in Philadelphia ehrten sie mit Doctor of Arts-Titeln. Monk spielte über ein Dutzend Aufnahmen größtenteils auf dem Label ECM New Series ein, darunter das 2008 für einen Grammy nominierte impermanence, die begeistert aufgenommenen Songs of Ascension (2011) und die Piano Songs (2014). Ausgewählte Partituren ihrer Werke sind bei Boosey & Hawkes erhältlich. Zu einem der vielen Highlights unter Monks Aufführungen der letzten 20 Jahre zählt ihr Vocal Offering für Seine Heiligkeit den Dalai Lama im Rahmen des World Festival of Sacred Music in Los Angeles im Oktober 1999. Mehrere Marathon-Aufführungen ihrer Werke fanden in New York im World Financial Center (1991), beim Lincoln Center Music Festival (2000), im Zankel-Saal der Carnegie Hall (2005 und 2015), im Symphony Space (2008) und im Whitney Museum (2009) statt. Im Februar 2012 wurde Monk 12 mit einer CD mit Remixes und Cover-Versionen von 25 Musikern aus den Bereichen Jazz, Pop, DJ-ing und Neue Musik geehrt, die unter dem Titel Monk Mix erschien. Im März 2012 realisierte sie die Uraufführung der im Auftrag des San Francisco Symphony komponierten Realm Variations für sechs Gesangsstimmen und kleines Ensemble und wirkte in John Cages Song Books beim American Mavericks Festival mit. Zu ihrer Person erschienen zwei neue Interview-Bände, Conversations with Meredith Monk von der Kritikerin und Performing Arts Journal-Herausgeberin Bonnie Marranca, sowie Une voix mystique des französischen Autors Jean-Louis Tallon. Monks neuestes Musiktheaterstück On Behalf of Nature wurde in Januar 2013 an der University of California in Los Angeles uraufgeführt und anschließend auf einer internationalen Tournee vorgestellt. Eine Aufnahme des Werks erscheint 2016 bei ECM Records. In der Kölner Philharmonie war Meredith Monk zuletzt im Oktober 1994 zu Gast. www.meredithmonk.org Aus dem Englischen: Sebastian Viebahn 13 Ellen Fisher Stimme, Orgel Die interdisziplinär agierende Künstlerin Ellen Fisher verbindet in ihrem Schaffen vor allem Tanz und visuelle Ausdrucksmittel. In den 1970ern begann sie ihre Zusammenarbeit mit Meredith Monk und The House in Werken wie The Plateau Series und Recent Ruins. In jüngerer Zeit wirkte sie in mercy, impermanence und Songs of Ascension mit. Maßgeblich für ihre Performances sind ihre ethnografischen Studien des Trancetanzes und der Rituale in Südasien, insbesondere in Sri Lanka. Ab 1981 tourte sie solistisch durch Europa und die USA, daneben leitete sie aber immer auch großbesetzte Ensembleaufführungen. Ihr Filmschaffen, darunter auch einige Dokumentarfilme, wurde weltweit auf Festivals gezeigt. Sie wurde unterstützt durch die NEA, Art Matters Inc., die Jerome Foundation, die NYFA und den Asian Cultural Council, von dem sie 2004 ein Humanities Fellowship und 2005 einen Travel Grant erhielt. Neben ihrer künstlerischen Arbeit unterrichtet Ellen Fisher. In der Kölner Philharmonie ist sie heute zum ersten Mal zu Gast. Katie Geissinger Stimme Katie Geissinger arbeitet seit 1990 mit Meredith Monk auf ihren internationalen Touren in Konzert- und Theaterperformances zusammen. Sie wirkte mit in Stücken wie ATLAS, mercy, impermanence, Songs of Ascension, On Behalf of Nature und The Politics of Quiet (ausgezeichnet mit einem Bessie Award). Zu den Höhepunkten ihrer Laufbahn gehören die Uraufführung der Bang-ona-Can-Produktion The Carbon Copy Building, Philip Glass’ und Robert Wilsons Einstein on the Beach sowie solistische Auftritte in Bachs Magnificat, Honeggers Le Roi David und Osvaldo Golijovs Ainadamar in der Carnegie Hall. Des Weiteren wirkte sie mit Jonathan Millers Inszenierung von Bachs Matthäuspassion an der Brooklyn Academy of Music, in John Taveners The Veil of the Temple am Lincoln Center, in Ann Hamiltons the event of a thread 14 mit Musik von David Lang am Park Avenue Armory. Am Broadway war sie u. a. in Baz Luhrmanns Produktion von La Bohème und Coram Boy zu hören. Zuletzt war sie in Julia Wolfes Steel Hammer (mit Anne Bogarts SITI Company und den Bang on a Can All-Stars) zu erleben. Bei uns war Katie Geissinger zuletzt im Oktober 1994 zu Gast, damals ebenfalls gemeinsam mit Meredith Monk. Allison Sniffin Stimme, Orgel Allison Sniffin ist Multi-Instrumentalistin, Sängerin und Komponistin und seit 1996 Mitglied in Meredith Monks Vokalensemble, mit dem sie u. a. The Politics of Quiet, A Celebration Service, Magic Frequencies, mercy, Turtle Dreams, Book of Days, impermanence und Songs of Ascension aufführte. Mit Meredith Monk arbeitete sie zudem bei der Orchestrierung von Possible Sky, Night, WEAVE, Realm Variations und Backlight zusammen, wirkte auf ihren Alben mit und veröffentlichte zwei Alben mit Monks Klaviermusik. Sie erhielt Kompositionsaufträge zuletzt u. a. vom Melodia Women’s Choir und vom Union Theological Seminary und Stipendien von Meet the Composer und der Concert Artist Guild. Allison Sniffin ist außerdem Organistin und Pianistin an der Middle Collegiate Church und am Temple Shaaray Tefila in New York. Bei uns ist sie heute zum ersten Mal zu Gast. Tony Giovannetti Lichtdesign, Technische Leitung Tony Giovannetti arbeitet als Lichtdesginer für experimentelle Tanz- und Theaterperformances, für Schauspiele und für ortsspezifische künstlerische Projekte. Er ist seit vielen Jahren als technischer Leiter und Lichtdesigner für Meredith Monk tätig und wurde dafür mit einem Bessie Award ausgezeichnet. Tony 15 Giovannetti wirkte mit an Produktionen u. a. an der Brooklyn Academy of Music, an La Mama, The Kitchen, am Joyce Theater, am PS 122 und am DTW (jetzt NYLA) sowie am The Walker, am SF Art Institute, am Wexner Center, am Théâtre de la Bastille und der Cartoucherie in Paris, am Opernhaus in Parma, am Teatro Rondo in Florenz und am Mickery in Amsterdam. Seit 2007 ist er für Ausleuchtungen an der Metropolitan Opera und der Concerts in the Park des New York Philharmonic verantwortlich. Zudem war er in den letzten 30 Jahren Leiter der Elektrotechnik an der Metropolitan Opera. Ab 2005 unterrichtete er Beleuchtungstechnik an der CUNY City Tech. Für das Lichtdesign einer Produktion in der Kölner Philharmonie ist er heute zum ersten Mal verantwortlich. Yoshio Yabara Kostüme, Szenographie Yoshio Yabara schloss in Japan ein Linguistikstudium ab, bevor er in Stuttgart und Berlin Bühnen- und Kostümdesign studierte. Den Beginn seiner professionellen Laufbahn markiert seine Tätigkeit als Kostümdesigner für Volker Schlöndorffs Oscar-prämierten Film Die Blechtrommel. Für die Bühne arbeitete er erstmals in den 70ern und frühen 80ern an der Schaubühne in WestBerlin, wo er auch erstmals mit Meredith Monk zusammentraf und mit ihr für die Aufführung der Oper Vessel zusammenarbeitete. Es folgten weitere Zusammenarbeiten für ATLAS, den Film Book of Days, für impermanence und Songs of Ascension. Darüber hinaus arbeitete Yoshio Yabara als Kostüm- und Bühnenbildner oder Art Director für viele Opern-,Theater- und Filmproduktionen in Europa, den USA und Asien, darunter Civil Wars, Robert Wilsons Inszenierungen von King Lear, Oedipus Rex, Mdamme de Sade von Tadashi Suzuki, Don Giovanni und Le nozze di Figaro unter der Leitung von Daniel Barenboim an der Staatsoper Unter den Linden Berlin sowie Bin ich schön?, Nackt und Bliss von Doris Dörrie. Für eine Produktion in der Kölner Philharmonie ist er heute zum ersten Mal tätig. 16 KölnMusik-Vorschau September MI 14 MI 20:00 07 Thierry Mechler Orgel Gürzenich-Orchester Köln François-Xavier Roth Dirigent 20:00 Johanna Winkel Sopran Paula Murrihy Sopran Ray Chenez Countertenor Jarrett Ott Tenor Thomas Cooley Tenor Christophe Dumaux Countertenor Willard White Bariton WDR Sinfonieorchester Köln Jukka-Pekka Saraste Dirigent 30 Jahre Kölner Philharmonie Claude Debussy La mer L 109 (1903 – 05) Drei sinfonische Skizzen für Orchester Maritxell Carrero Schauspielerin Vito Žuraj I-formation (2016) Konzert für zwei Orchester (2016) Kompositionsauftrag der KölnMusik Uraufführung MusicAeterna Orchestra Teodor Currentzis Dirigent Henry Purcell The Indian Queen Z 630 Jean Sibelius Sinfonie Nr. 5 Es-Dur op. 82 (1915 – 19) Es war eine der spektakulärsten OpernNeuinszenierungen der letzten Jahre: Vom Publikum umjubelt und von der Kritik weltweit hochgelobt, dirigierte Teodor Currentzis am Madrider Opernhaus Henry Purcells Oper »The Indian Queen« in der Regie von Peter Sellars. Jetzt gastiert diese Produktion in konzertanter Form in der Philharmonie. Am 14. September 1986, vor genau 30 Jahren, öffnete die Kölner Philharmonie ihre Pforten. Köln hatte nun den ersehnten echten Konzertsaal, den die Kölner sogleich in ihre Herzen schlossen. Das Gürzenich-Orchester Köln und das WDR Sinfonieorchesters Köln bekamen mit diesem Saal auch eine neue Heimstätte. Beide gestalten nun das Jubiläums- bzw. Geburtstagskonzert und bringen gemeinsam ein für diesen Anlass komponiertes Konzert für zwei Orchester zur Uraufführung. Es stammt aus der Feder des ehemaligen RihmSchülers Vito Žuraj, dessen Werke längst auch bei den Salzburger Festspielen gefeiert werden. 17:00 Rautenstrauch-Joest-Museum Blickwechsel Musik und Kulturen der Welt: »Mayas und Azteken« Baroque ... Classique DO 08 Gefördert durch das Kuratorium KölnMusik e.V. 20:00 Strauss Festival Orchester Wien Peter Guth Dirigent Das Strauss Festival Orchester Wien führt mit viel Wiener Charme, unverfälschtem Klang und Musizierfreude vor, wie die Strauß-Familie und andere Komponisten aus Wien ihre Werke in aller Welt bekannt machten. Operette und ... 1 17 DI DO 20 15 20:00 20:00 Georg Nigl Bariton Alexander Melnikov Klavier Oum voc Damian Nueva b Robin Mansanti tp Inor Sotolongo dr Yacir Rami ûd Lieder von Franz Schubert und Alban Berg sowie Wolfgang Rihm Dort wie hier – Zyklus aus einem HeineGedicht für Bariton und Klavier Uraufführung Die in Casablanca geborene Sängerin und Songschreiberin Oum gilt als Beispiel für eine islamisch geprägte Moderne. Denn für sie ist es eine Selbstverständlichkeit, ihre marokkanischen Wurzeln musikalisch mit Elementen des Jazz, Pop und Soul zu verknüpfen. Johannes Brahms Vier ernste Gesänge op. 121 für Bass und Klavier Liederabende 1 SA 17 MI 28 20:00 20:00 John Scofield git Gerald Clayton org, p Steve Swallow b Bill Stewart dr Iveta Apkalna Orgel Johann Sebastian Bach Präludium und Fuge Es-Dur BWV 552 JOHN SCOFIELD – Country Songs Passacaglia c-Moll BWV 582 Jazz-Abo Soli & Big Bands 1 Sonata d-Moll BWV 527 Philip Glass Music in Contrary Motion – für Orgel SO Paul Hindemith Sonate für Orgel Nr. 1 18 Thierry Escaich Quatrième Esquisse (»Le Cri des abîmes«) – für Orgel 18:00 Pekka Kuusisto Violine Junge Deutsche Philharmonie Jonathan Nott Dirigent Orgel Plus 1 Joseph Haydn Sinfonie e-Moll Hob. I:44 »Trauersinfonie« György Ligeti Konzert für Violine und Orchester Ludwig van Beethoven Sinfonie Nr. 3 Es-Dur op. 55 »Eroica« Kölner Sonntagskonzerte 1 18 Foto: Jonas Werner-Hohensee Freitag 16. September 2016 20:00 Marcus Schmickler Live-Elektronik Ensemble Musikfabrik Werke von Morton Feldman, Steve Reich und Marcus Schmickler 1991 gab das Ensemble Musikfabrik sein erstes Konzert. Seitdem überrascht dieses weltweit bewunderte Neue-Musik-Kollektiv auch mit multimedialen Projekten. Wie beim Konzert zum 25. EnsembleGeburtstag, das im Zeichen von Musik und Film steht. Neben Werken von Morton Feldman und Steve Reich ist die Uraufführung von »Richters Patterns« zu hören, mit der Komponist Marcus Schmickler der Musikfabrik gratuliert und den Künstler Gerhard Richter ehrt. Philharmonie-Hotline 0221 280 280 ­koelner-­philharmonie.de Informationen & Tickets zu allen Konzerten in der Kölner ­Philharmonie! Kulturpartner der Kölner Philharmonie Herausgeber: KölnMusik GmbH Louwrens Langevoort Intendant der Kölner Philharmonie und Geschäftsführer der KölnMusik GmbH Postfach 102163, 50461 Köln ­koelner-­philharmonie.de Redaktion: Sebastian Loelgen Corporate Design: hauser lacour kommunikationsgestaltung GmbH Textnachweis: Der Text von Marie-Anne Kohl ist ein Originalbeitrag für dieses Heft. Fotonachweise: JMeredith Monk & Vocal Ensemble »Shards« © Ian Douglas Gesamtherstellung: adHOC ­Printproduktion GmbH Foto: Silvano Ballone Claude Vivier Enlightened Child Ein Tanztheater von Natalia Horecna Gefördert durch Bundesjugendballett Jenny Daviet Sopran Franziska Gottwald Mezzosopran Rie Watanabe Percussion Ensemble Resonanz Jean-Michaël Lavoie Dirigent koelner-philharmonie.de 0221 280 280 Dienstag 04.10.2016 20:00