NATIONAL-BANK AG März 2011 - Nr. 8 interNATIONAL Newsletter Ein neues Boomland in Asien Vietnam Vietnam ist dank "Doi Moi" eine der am schnellsten wachsenden Volkswirtschaften der Welt geworden. Die 1986 verabschiedete Erneuerungspolitik "Doi Moi" startet schrittweise den Wandel von der Plan- zur Marktwirtschaft und bringt damit den Export in Schwung. Basisdaten: Lage: östlicher Teil der südostasiatischen Halbinsel Fläche: 332.800 qkm (entspricht ungefähr der Größe Deutschlands von gut 357' qkm) Einwohner: 85,8 Mio. (Okt. 2010) Geschäftssprachen: Vietnamesisch, Englisch, Französisch, Russisch, Deutsch Religion: ca. 70% Buddhisten, ca. 8% Katholiken Sozialistische Volksrepublik Mitglied in regionalen Wirtschaftszusammenschlüssen: ASEAN, APEC, WTO, ESCAP, Colombo-Plan, GMS (Greater Mekong Subregion) Währung: Vietnamesischer Dong (D) In den vergangenen zehn Jahren konnte die vietnamesische Wirtschaft durchschnittlich um über 7% wachsen. Die weltweite Krise 2008/09 hat das Land hart getroffen, aber durch ein umfangreiches Konjunkturprogramm und eine expansive Geldpolitik (ab Ende 2008) konnte sich die Wirtschaft wieder stabilisieren. Das BIP-Wachstum 2010 wird auf über 6,5% geschätzt und ist damit höher als in vielen Industrienationen. Für 2011 wird ein Anstieg von 7 bis 7,5% anvisiert. Vietnam wird international immer stärker wahrgenommen (2007 WTO-Beitritt) und spielt auch im ASEAN-Verbund eine immer aktivere Rolle. Seit 2009 dürfen auch ausländische Unternehmen in Vietnam Handel treiben. Der "domestic market" umfasst über 80 Mio. Verbraucher, obgleich noch mit geringer Kaufkraft. Der Anteil der Konsumgüter am Importvolumen liegt bei nur ca. 8%. Wechselkurs: (23. März 2011) 1 EUR = 29.506 VND Leicht steigender Wohlstand und kontinuierliche Erhöhung der (Mindest-)Gehälter fördern den Konsum. Wirtschaftsdaten: Lt. Weltbank leben aktuell noch rd. 10% der Bevölkerung am äußersten Rand der Existenz (1993: 58%). BIP 2010: 103,1 Mrd. USD (nom.) progn. BIP-Wachstum 2003-2010: Ø 7,28% Import 2010: 80 Mrd. USD (+20,1%) Export 2010: 71,6 Mrd. USD (+25,5%) Inflationsrate 2010: 9,3% geschätzt (Prognose 2011: 9,1%) Ca. 8-9% des BIP fließen in Infrastrukturmaßnahmen und lassen den Bausektor boomen. Vor allem Familienbetriebe und kleinindustrielle Unternehmen konnten sich zu tragenden Säulen der Wirtschaft entwickeln. Länderbonität (Institutional Investor) 09/10: Rang 76 von 178 Bonitätsindex: 47,9 -1- NATIONAL-BANK AG März 2011 - Nr. 8 interNATIONAL Newsletter Produzieren im Land, wo der Pfeffer wächst? Vietnam 220 deutsche Firmen fertigen bereits vor Ort! Die vietnamesisch-deutsche Beziehung gilt als gut. Seit 1990 hat die bilaterale Entwicklungszusammenarbeit einen finanziellen Rahmen von rd. 1 Mrd. EUR erreicht (nachhaltige Wirtschaftsentwicklung, Umwelt-/Ressourcenschutz und Gesundheitswesen). Deutschland ist seit Jahren Vietnams größter europäischer Wirtschaftspartner. Insbesondere für schwarzen Pfeffer und Kaffee aus Vietnam stellt Deutschland den weltweit größten Markt dar. Vietnamesische Importe bestehen vor allem aus Kfz, Maschinen und Vorerzeugnissen für die Leichtindustrie. Außenhandel Deutschland - Vietnam in Mrd. EUR wichtige Exportprodukte: 2,40 2,18 Textilien, Bekleidung, Schuhe Rohöl Schwarzer Pfeffer (weltweit größter Exporteur) Kaffee, Reis (weltweit zweitgrößter Exporteur) Meeresfrüchte Computer- und Elektronikerzeugnisse wichtige Importprodukte: Erdölprodukte Maschinen, Ausrüstungen Elektrotechnik Ausgangsstoffe/Vorprodukte (z.B. Stoffe und Garne) 2,93 Export Import 2,31 1,74 1,48 1,39 1,24 1,00 0,55 2005 1,12 0,71 2006 2007 2008 2009 2010 Schwache Industriestruktur bedingt Bedarf an ausländischen Produkten, z.B. Bohrausrüstungen, Messgeräte, Laboreinrichtungen für den Ausbau der Erdölförderung. Ebenfalls steigt die Nachfrage nach Transporttechnik. Als Produktionsstandort bietet Vietnam auch für deutsche Unternehmen preislich eine gute Alternative zum "teuren" China und gilt als großer Markt mit hohem Potenzial. Die neue bilaterale Zollfreiheit (ASEAN + China) ist auch für Vietnam bis 2015 vorgesehen. Lesen Sie hierzu unseren interNATIONAL Newsletter Spezial aus 04/2010. -2- NATIONAL-BANK AG März 2011 - Nr. 8 interNATIONAL Newsletter "Der kleine Tiger auf dem Sprung" Vietnam Wirtschaftsreformen und Marktöffnung für ausländische Investoren lassen Vietnam punkten: Preisattraktivität - insbesondere durch niedrige Löhne Durchschnittslöhne betragen in Relation zu China nur circa ein Drittel. Das zieht weltweit Investoren an. Chinesische Waren werden durch den schwachen Dollar und erstarkenden Yuan teurer und die dortigen Löhne steigen zudem. Selbst Unternehmen in China sehen Vietnam als alternativen Standort. Auch z.B. im Vergleich zu Thailand liegt der Kostenvorteil bei bis zu 35% (unter Berücksichtigung der Nebenleistungen). Steigende ausländische Direktinvestitionen Kontinuierlicher Anstieg der FDI, die sich 2010 auf geschätzte 10-11 Mrd. USD belaufen (Einbruch 2009 aufgefangen). Trotz verbesserter Rahmenbedingungen für internationale Investoren wurde aber das erwartete Projektvolumen nicht erreicht (Deutschland liegt mit 11 Projekten im Wert von 24,6 Mio. USD auf Rang 20). Umfangreiche Bodenschätze Neben Steinkohle, Eisen, Zinn und Erdöl-/Erdgasfeldern im Südchinesischen Meer schlummert in der Provinz Ha Tinh ein weiteres Vorkommen von rd. 1 Mrd. t Eisenerz. Hier soll das größte Abbaugebiet für diesen Rohstoff in Südostasien entstehen. Laß den Bart des schlafenden Tigers ungesch oren; erwacht er nä mlich, so mu ßt du noch entschieden mehr Haare la ssen. * Vietnams erste Raffinerie (2009) ermöglicht - auf Basis von rd. 16,3 Mio. t geförderten Erdöls - eine leichte Befreiung aus der Importabhängigkeit von Erdölprodukten. Zudem ... ... sind die Vietnamesen ein junges Volk (über 70% jünger als 30 Jahre) und gelten als hoch motiviert. ... wird das Land trotz Ein-Parteien-Systems als politisch stabil gesehen. * vietnamesisches Sprichwort -3- NATIONAL-BANK AG März 2011 - Nr. 8 interNATIONAL Newsletter Vietnam USD-VND X-Rate 01.01.08 - 23.03.11 Letzter Kurs: Durchschnitt: Hoch am 23.03.11: Tief am 23.03.08: 20.890 17.952 20.890 15.820 Die Regierung möchte bis 2020 den Status eines Industrielandes erreichen, aber: ... es mangelt an Technik und Know-how Extrem geringes Ausbildungsniveau (nur ein gutes Drittel der 48,3 Mio. Erwerbstätigen haben eine berufliche Ausbildung). Daraus resultierende Knappheit an Fachkräften u. qualifizierten Angestellten besonders in den südlichen Industriezonen. Defizitäre Infrastruktur: schlecht ausgebaute Häfen, dürftiges Telekommunikationsnetz, Engpässe bei der Stromversorgung. ... die Währung bereitet Sorgen Quelle: Reuters - Stand 23.03.11 14,6% Abwertung ggü. USD (Nov. 2009 bis März 2010) lässt auch breite Teile der Bevölkerung in USD und Gold flüchten. Der private Goldbestand wird auf ca. 30 Mrd. USD geschätzt (entspricht rd. 29% des BIP). Dem erneuten Anstieg der Inflation soll durch Preisregulierungen (für z.B. Zement und Baustahl) entgegengewirkt werden. Geringe Devisenreserven (ca. 13 Mrd. USD per 11/10) lassen kaum Stützungsspielraum. Der schwache Dong verteuert Importe und erhöht somit das Handelsbilanzdefizit (2010 rd. 12,4 Mrd. USD). ... es gibt weitere Wettbewerbsnachteile Erneute Anhebung der Mindestlöhne 2010 lässt die Preisvorteile, aber auch die Streikhäufigkeit sinken (-70% Y-o-Y). Ihre Ansprechpartner: Ausländische Privatpersonen und Unternehmen dürfen bis heute keinen Grundbesitz erwerben - nur pachten. Ralf van Rickelen Tel: 0201 8115-330 [email protected] Korruption und Bürokratie setzen dem Aufschwung Grenzen. Ulf Zengerle Tel: 0201 8115-366 [email protected] Privatisierung der Staatsbetriebe stagniert (~45% mit Verlusten). Michael Berger Tel: 0201 8115-522 [email protected] Hohe Gesamtverschuldung (geschätzt ca. 56,7% des BIP). Moody's und Fitch haben 2010 aufgrund der genannten Nachteile die Länderbonität auf B1 bzw. B+ abgestuft. Quellangaben: Germany Trade & Invest, IHK, Auswärtiges Amt, Statistisches Bundesamt, Handelsblatt, Asien Kurier, BMZ, Spiegel online, Bundeszentrale für politische Bildung, osec.ch, vietnam banking finance news, -4-