Weekly Export Risk Outlook vom 9. April 2014

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Euler Hermes
Economic
Research
Ausgabe 14
Weekly
Export Risk
Outlook
9. April 2014
Deutschsprachige Version
In den Schlagzeilen
Zahl der Woche
20
Mrd. €
kostet Frankreich
die Finanzierung
der geplanten
Ausgabensenkung
Ukraine & Russland: Aktuelle Informationen zur Krise
Die Lage bleibt auch nach der Annexion der Krimregion der Ukraine durch Russland im letzten Monat äußerst angespannt. Der Druck
erhöhte sich im Laufe der letzten Woche, wo der Ruf nach einem Übergang in russische Hand in weiteren Regionen in der östlichen Ukraine
lauter wurde. Prorussische Aktivisten haben staatliche Verwaltungsgebäude in mehreren Städten gestürmt, darunter das Rathaus in
Donetsk, wo sie am Montag, dem 7.4.14 eine "Volksrepublik" ausriefen. Nach einigen Berichten haben aber Sicherheitskräfte das Rathaus
inzwischen wieder geräumt. Die Regierung in Kiew wirft Moskau vor, die Unruhen anzustiften, was Russland jedoch bestreitet. Es scheint
aber eine positive Entwicklung dahingehend zu geben, als dass die EU, Russland, die USA und die Ukraine ein Treffen in der 16. KW
durchführen wollen, bei dem die Lage in der Ukraine erörtert werden soll. Das wäre das erste Treffen der vier Parteien seit Ausbruch der
Krise. An der wirtschaftlichen Front gibt es keine Entspannung, nachdem die russische Firma Gazprom den Preis für das an die Ukraine
gelieferte Gas fast verdoppelt hat. Im Gegenzug hat die Ukraine ein Importembargo für Produkte einiger russischen Lebensmittelhersteller
verfügt. Als Antwort darauf hat wiederum Russland mit einem vergleichbaren Importembargo für ausgewählte ukrainische
Molkereiprodukte zurückgeschlagen. Die internationalen Devisenreserven der Ukraine lagen Ende März bei USD 13,3 Mrd., ein Rückgang
um -3% zum Vormonat und -42% im Vorjahresvergleich. Dies ist gerade genug, um Importe für die nächsten 11/2 Monate zu decken. Die
ukrainische Währung UAH notiert noch schwächer, da sie um 6% in der ersten Aprilwoche und um 21% seit Beginn der Eskalation der
Krimkrise Ende Februar gegenüber dem USD verloren hat. Der RUB hat dagegen alle Verluste wieder eingeholt, die er in der ersten
Märzhälfte hatte hinnehmen müssen.
Frankreich: Neue Regierung,
Regierung, neue Reformen
Der neue französische Premierminister Manuel Valls gab am Dienstag ein ambitioniertes Reformpaket bekannt. Darunter würden neue
Steuererleichterungen für Unternehmen spätestens 2017 zum Tragen kommen: Arbeitgeberbeiträge zur Sozialversicherung würden beim
Mindestlohn schon 2015 reduziert und danach sukzessive zwischen 2016 und 2017 bei Löhnen bis zum 3,5-fachen des Mindestlohns gesenkt. Der Standardsatz für die Körperschaftssteuer soll bis 2020 schrittweise von 33,3% auf 28% sinken und der Beitrag zur sozialen Solidarität ('C3S') für große Unternehmen soll bis 2017 auslaufen. Die Unternehmensmargen und die Investitionsquoten sollten von diesen Maßnahmen zur Wiederbelebung der Wettbewerbsfähigkeit profitieren. Auf der Verbraucherseite werden die Beiträge der Arbeitnehmer zur
Sozialversicherung ab 2015 für diejenigen gesenkt, die das 1,3fache des Mindestlohns verdienen, was die Kaufkraft erhöhen und damit den
Verbrauch ankurbeln sollte (um 0.2 Prozentpunkte des prognostizierten BIP-Wachstums 2015). Das bedeutet jedoch auch, dass die Finanzierung dieser Ausgabensenkungen zusätzlich EUR 20 Mrd. kosten wird. Der Premierminister wurde hier präziser, indem er eine massive
Senkung der Ausgaben um EUR 50 Mrd. bis 2017 bekannt gab, wovon EUR 19 Mrd. von der öffentlichen Hand übernommen würden, EUR 10
Mrd. aus der Krankenversicherung, EUR 11 Mrd. aus Sozialtransfers und der Rest aus Rationalisierungsmaßnahmen bei den Kommunen.
Einige Unsicherheiten bleiben jedoch, was die Durchführung dieses Programms betrifft, da Frankreich immer noch mit der Reduzierung
seines Haushaltsdefizits ringt. EH schätzt, dass die Einhaltung der 3%-Grenze frühestens 2017 machbar ist. Weitere Details werden in den
nächsten Wochen veröffentlicht, aber für den Erfolg braucht der Plan sowohl einen schwächeren Euro als auch ein stärkeres BIP-Wachstum.
Großbritannien
Großbritannien:
annien: Das Ziel ist die Stärkung der Ausfuhren
Ausfuhren
Schatzkanzler George Osborne gab neue Maßnahmen bekannt, die den Exporteuren bei der Beschaffung von Finanzierungen helfen sollen.
Die Änderungen ermöglichen den Banken, durch die regierungseigene Organisation zur Außenwirtschaftsförderung garantierte Ausfuhrkreditobligationen als Sicherheit bei der Bank of England zu hinterlegen. Das sollte ein Anreiz für die Banken sein, zusätzliche Kredite an britische Exportfirmen zu vergeben. Wie aus dem Finanzministerium verlautete, soll diese Maßnahme dazu beitragen, die Kosten für Exportfinanzkredite von privaten Kreditgebern um 5-10 Basispunkte zu reduzieren. Zudem würde der Umfang des Programms für Direktdarlehen
über die „UK Export Finance“ zur Finanzierung der Exporteure verdoppelt (auf GBP 3 Mrd.) bei gleichzeitiger Senkung der Zinsen. Ziel der
Regierung ist die Verdoppelung der Exporte bis 2020. Diese Maßnahmen sind überaus positiv und sollten das Vertrauen der Unternehmen
stärken. Sie ergänzen andere bereits eingeführte wirtschaftliche Maßnahmen zur Stützung der Konjunktur wie die Senkung der Unternehmenssteuersätze, eine Zunahme der Ausgaben für Infrastrukturvorhaben, das BoE-Programm Funding for Lending zur Refinanzierung der
Kreditvergabe sowie zusätzliche Finanzierungsmöglichkeiten für wichtige Industrien.
USA: Uneinheitliche Signale
Der Bericht zur Arbeitsmarktlage vom März zeigte eine mäßige Zunahme von 192.000 Stellen, während die Erwerbslosenquote bei 6,7%
stagnierte. Die Löhne waren unverändert, aber die Arbeitsstunden pro Woche stiegen von 34,3 auf 34,5, was einen Zuwachs im wöchentlichen Einkommen von 0,5% bedingte. Die positiven Signale im Bericht gleichen die Schwäche des Arbeitsmarktes immer noch nicht aus; es
gibt unverändert 437.000 weniger Stellen als vor der Rezession. Die Erwerbsquote liegt auf einem seit 1978 nicht mehr gesehenen niedrigen Niveau, die durchschnittliche Dauer der Arbeitslosigkeit ist mit 36 Wochen sehr hoch, das Wachstum der wöchentlichen Realeinkommen ist kraftlos bei 0,6% im Vorjahresvergleich und die Arbeitslosenquote ist höher als in jeder vorherigen Rezession. Uneinheitliche Signale
gehen auch aus anderen Berichten hervor. Der Auftragseingang der Fabriken für März stieg mit einem robusten Plus von 1.6% zum ersten
Mal seit drei Monaten, aber die kritischen Kernaufträge gingen um 1,4% zurück. Das Handelsdefizit weitete sich im Februar von USD 39,3
Mrd. auf USD 42,3 Mrd. aus und bremste damit das Q1 BIP aus. Der einzige eindeutige Erfolg im März war die starke Erholung um 6,9% bei
den Autoverkäufen nach einem schwierigen Winter.
Länder im
im Fokus
Americas
Brasilien: Inflation wird 2014 das Wachstum bremsen
Laut kürzlich veröffentlichten Daten beschleunigte sich der Anstieg der Verbraucherpreise im März stark um 0,9% zum Vormonat saisonbereinigt nach 0,5% zum Vormonat im Februar bzw. 0,3% zum Vormonat im Januar. Die Inflationsrate stand bei 6,2% im Vorjahresvergleich und
damit auf dem höchsten Niveau seit Juli 2013, hauptsächlich durch einen steilen Anstieg der Lebensmittel- und Transportpreise befeuert. Da
die Inflationsrate am oberen Ende des Zielkorridors (4,5% ±2%) steht, hat die Zentralbank in der letzten Woche beschlossen, den Leitzins
(SELIC) nach neun vorhergehenden Erhöhungen seit April 2013 auf 11% (+0,25 Prozentpunkte) anzuheben. Nach Erwartungen von EH wird
die Inflation 2014 in der Nähe von 6% verharren. Ferner steht zu erwarten, dass die brasilianische Wirtschaft 2014 um +2,0% wächst. Dies ist
im Vergleich zu den zwischen 2003 und 2008 erzielten durchschnittlichen jährlichen Wachstumsraten von +4.8% sehr moderat.
Europe
Africa & Middle
East
Ungarn:
Ungarn: Wahlergebnis deutet auf Fortführung der bisherigen Politik
Die amtierende Mitte-Rechtspartei Fidesz des Premierministers Viktor Orban trug mit 45% der abgegebenen Stimmen einen klaren Sieg bei
der Parlamentswahl am vorletzten Sonntag davon und – obwohl das unterhalb der 53% aus 2010 liegt – wird sie wahrscheinlich ihre Zweidrittelmehrheit mit 133 von 199 Sitzen im Parlament behalten, was ihr erlaubt, Verfassungsänderungen durchzusetzen. Die oppositionelle
Unity Alliance unter Führung der Sozialisten erhielt 26% (38 Sitze) gefolgt von der Rechtsaußenpartei Jobbik (20%, 23 Sitze) und die LMP, den
ungarischen Grünen (5 Sitze). Die letzten vier Jahre, in denen Fidesz an der Macht war, wurden von einer unberechenbaren und unternehmensunfreundlichen wie unorthodoxen Politik überschattet sowie auch von heftigen Auseinandersetzungen mit der EU wegen der Verfassungsänderungen in Ungarn, die als Aushöhlung der demokratischen Gewaltenteilung kritisiert wurden und die im Frühjahr 2012 das Land
an den Rand einer Finanzkrise brachten. Nach Korrekturen seitens der Regierung stabilisierte sich die Konjunktur und ist mittlerweile auf
einem langsamen Erholungspfad. Trotzdem ist zu erwarten, dass mögliche ausländische Investoren wegen Unsicherheiten hinsichtlich der
politischen Richtung eine abwartende Haltung einnehmen.
Nigeria: Die neue TopTop-Wirtschaftsmacht Afrikas?
Das nationale nigerianische Statistikamt hat neue BIP-Schätzungen veröffentlicht. Diese berücksichtigen eine breitere ökonomische Basis
und beinhalten neue Branchen wie Telekommunikationsdienstleistungen, die Filmindustrie und die Musikbranche sowie E-Kommerz. Die
Komponenten zur Berechnung des BIP waren seit 1990 nicht mehr geändert worden, was höchstwahrscheinlich dazu führte, dass die Größe
der nigerianischen Wirtschaft unterschätzt wurde. Und tatsächlich hat sich die Schätzung für das BIP 2013 mit der neuen Methodik von ca.
USD 292 Mrd. auf USD 509,9 Mrd. fast verdoppelt. Die Wirtschaftsstruktur Nigerias hat sich radikal geändert; auf den Dienstleistungssektor
entfällt nunmehr über die Hälfte des BIP (gegenüber bisher 29%), während der Anteil von Erdgas und Rohöl am BIP von 32,4% auf 14,4% zurückging. Damit wird Nigeria, mit einer Bevölkerung von über 170 Millionen, zu einem Schwergewicht des globalen Wirtschaftsgeschehens,
der 22% des regionalen BIP erbringt – und damit weit mehr als Südafrika (12%). Mit diesen neuen Daten ist Nigeria jetzt weltweit an die 25.
Stelle unter den Volkswirtschaften aufgerückt. Bisher stand das Land auf Platz 37.
Asia Pacific
Geldpolitik der Bank
Bank of Japan:
Japan: Keine neuen Maßnahmen
Gingen die Märkte zuerst davon aus, dass eine neue Runde der quantitativen Geldausweitung bevorstand, hat die Bank of Japan sich doch
dafür entschieden, alles beim Alten zu belassen: die Notenbankgeldmenge wird vermutlich um etwa 60-70 Billionen Yen ansteigen; das
Ausmaß der Anleihekäufe bleibt unverändert. Die Geldhüter bleiben bei ihrer optimistischen Einschätzung einer expandierenden Wirtschaft
bei steigender Inflation (1,5% im Vorjahresvergleich im Februar). Trotzdem geben diese zu, dass die Wachstumsaussichten durch die
Umsatzsteuererhöhung sowie durch eine schwache Ausfuhrleistung getrübt sein könnten. Der Ausblick der Währungsbehörden könnte sich
als zu optimistisch erweisen, da die Frühindikatoren, insbesondere das Verbrauchervertrauen, schon seit November 2013 nach unten zeigen.
Obwohl der Leistungsbilanzüberhang im Februar mit Erleichterung aufgenommen wurde – als erster Überschuss seit fünf Monaten gilt er als
Anzeichen für die positiven Auswirkungen der „Abenomics“* – ist weiterhin Vorsicht angesagt. Tatsächlich ist diese Entwicklung im
Wesentlichen auf einen schwächeren Anstieg der Importe zurückzuführen (+13% im Vorjahresvergleich gegenüber +30% im Januar), um
der Umsatzsteuererhöhung zuvorzukommen. Eine Verlangsamung des BIP-Wachstums auf +1,2% in 2014 (2013 noch +1,5%) wird erwartet.
* Der Begriff Abenomics (in Analogie zu „Reaganomics“) ist ein Kunstwort, zusammengesetzt aus „Abe“ und „economics“ (engl. für Volkswirtschaft) und bezeichnet die Wirtschaftspolitik
des Premierministers Shinzo Abe bzw. seines Kabinetts in Japan.
Termine für Wirtschaftsdaten
10. April
10. April
11. April
11. April
13. April
14. April
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Frankreich/Italien: Industrieproduktion (Februar)
Rumänien: Verbraucherpreisindex (März)
Deutschland/Ungarn: Verbraucherpreisindex (März)
Mexiko/Indien: Industrieproduktion (Februar)
Singapur: 1. Quartal Bruttoinlandsprodukt
Argentinien: Inflationsschätzung Privatsektor (März)
14. April
15. April
15. April
15. April
16. April
16. April
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Eurozone: Industrieproduktion (Februar)
Deutschland: ZEW Konjunkturindex (April)
Brasilien: Einzelhandelsumsätze (Februar)
China: Industrieproduktion (März)
USA: Industrieproduktion (März)
USA: Baubeginn und Baugenehmigungen (März)
DISCLAIMER
DISCLAIMER
Die Einschätzungen stehen wie immer unter den nachfolgend angegebenen Vorbehalten. Vorbehalt bei Zukunftsaussagen: So weit wir hierin Prognosen oder Erwartungen äußern oder unsere Aussagen die Zukunft betreffen, können diese Aussagen mit bekannten und unbekannten Risiken und Ungewissheiten verbunden sein. Die
tatsächlichen Ergebnisse und Entwicklungen können daher wesentlich von den geäußerten Erwartungen und Annahmen abweichen. Neben weiteren hier nicht aufgeführten Gründen ergeben sich eventuell Abweichungen aus Veränderungen der allgemeinen wirtschaftlichen Lage und der Wettbewerbssituation, vor allem in Allianz
Kerngeschäftsfeldern und -märkten, aus Akquisitionen sowie der anschließenden Integration von Unternehmen und aus Restrukturierungsmaßnahmen. Abweichungen resultieren ferner aus dem Ausmaß oder der Häufigkeit von Versicherungsfällen, Stornoraten, Sterblichkeits- und Krankheitsraten beziehungsweise -tendenzen,
und insbesondere im Bankbereich aus dem Ausfall von Kreditnehmern. Auch die Entwicklungen der Finanzmärkte und der Wechselkurse, sowie nationale und internationale Gesetzesänderungen, insbesondere hinsichtlich steuerlicher Regelungen, können einen Einfluss ausüben. Terroranschläge und deren Folgen können die Wahrscheinlichkeit und das Ausmaß von Abweichungen erhöhen. Die Gesellschaft übernimmt keine Verpflichtung, die hierin enthaltenen Aussagen zu aktualisieren.
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