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Impfen heißt Verantwortung tragen –
für den Einzelnen und die Gesellschaft
FACTSHEET
HAEMOPHILUS INFLUENZAE B, PERTUSSIS, POLIOMYELITIS
KRANKHEITSBILDER
Haemophilus influenzae B
Eine Infektion mit Haemophilus influenzae B führt zu
sehr verschiedenen Krankheitsbildern, die von Mittelohrentzündungen über Kehlkopf-, Gehirnhaut,
­Nebenhöhlen- und Lungenentzündung bis zu Gelenksund Herzbeutelentzündungen reichen. Eine anti­bioti­
sche Therapie ist möglich, dennoch ist die Prognose
abhängig vom jeweiligen Krankheitsbild und dem
­individuellen Verlauf. Besonders gefährdet sind Kinder unter fünf Jahren, bei immunkompetenten Erwachsenen führt die Infektion selten zu schweren
Infektionen.
Pertussis
Beim Kind verläuft die Erkrankung in drei Stadien:
Im Prodromalstadium sind Schnupfen, uncharakteristischer Husten und mäßiges Fieber zu beobachten.
Dieses Stadium dauert ein bis zwei Wochen an,
mit sehr hoher Ansteckungswahrscheinlichkeit. Im
zweiten Stadium, dem Anfallsstadium, kommt es zu
typischen Anfällen mit stakkatoartigen Hustenstößen
bis zum Rot- oder Blauwerden des Kindes, auch Erbrechen mit folgendem ziehendem Einatmungs­
geräusch wird beobachtet. Dieses Stadium zieht sich
über mehrere Wochen. Im Rekonvaleszenzstadium
schließlich werden die Anfälle seltener, treten aber
noch wochen- bis monatelang auf.
Beim Säugling ist das Krankheitsbild selten so typisch, im Vordergrund stehen Husten und Schnupfen.
Komplikationen sind Apnoe, Sekundärinfektionen wie
zum Beispiel bakterielle Lungenentzündung und
ARDS (Lungenversagen). Zirka ein Prozent der Säuglinge verstirbt an der Erkrankung.
Beim Erwachsenen zeigt sich meist unspezifischer,
oft nächtlicher starker Husten, der mehrere Wochen
lang andauern kann. Viele Studien weisen Erwach­
sene als Infektionsquelle für Neugeborene in den
ersten Lebenswochen aus.
Poliomyelitis
Über 90 Prozent der Infektionen verlaufen ohne Beschwerden. Beim Auftreten von Symptomen kommt
es zu drei Verläufen:
a) Eine leichte, unspezifische, fieberhafte, ein bis
zwei Tage dauernde Erkrankung mit Kopf- und
Halsschmerzen, die von leichtem Durchfall begleitet werden kann.
b) Eine ohne Lähmungen verlaufende Meningitis
oder Meningoenzephalitis mit Fieber, Hals- und
Rachenentzündung, Kopfschmerz, Übelkeit und
Erbrechen.
c) Die „echte“ Kinderlähmung mit schlaffen Lähmungen von Muskeln der Extremitäten, Hirnnervenausfällen sowie meist Atemlähmung, wenn das
Atemzentrum betroffen ist. Außerdem können
Krämpfe, hohes Fieber, Bewusstseinstrübungen
und vieles mehr vorkommen. Die Rekonvaleszenzzeit kann bis zu zwei Jahre andauern, Spätschäden
sind häufig. Der Verlauf ist schicksalhaft, außer der
Pflege des Erkrankten stehen derzeit keine Behandlungsmöglichkeiten zur Verfügung.
FACTSHEET • HAEMOPHILUS INFLUENZAE B, PERTUSSIS, POLIOMYELITIS
EPIDEMIOLOGIE
Haemophilus influenzae B
Vor Einführung der Impfung Anfang der 1990er Jahre
war Haemophilus influenzae B der häufigste Erreger
der eitrigen Meningitis bei Kindern bis zu fünf Jahren.
Eines von 420 Kindern erkrankte an dieser lebensgefährlichen Infektion. Durch die Impfung ist diese
Krankheit in Österreich praktisch verschwunden: Im
Zeitraum 1997 bis 1999 wurden nur mehr zwei, in den
Jahren 2000 und 2001 keine, 2002 wieder drei und
2003 eine invasive Haemophiluserkrankungen registriert.1 Die Impfung schützt nur vor invasiven Erkrankungen durch den Stamm B.
Pertussis
Weltweit werden jährlich etwa 40 Millionen Fälle
beobachtet, davon verlaufen zirka 350.000 tödlich.
Die Todesfälle betreffen zu drei Viertel Neugeborene
und Säuglinge. Die Zahl der an Pertussis erkrankten
Erwachsenen mit pulmologischen Komplikationen
und Langzeitverläufen hat in den letzten Jahren
­deutlich zugenommen. Im österreichischen Überwachungssystem werden jährlich etwa 700 bis 1.000
Pertussisfälle gemeldet. Deutschen Arbeiten zufolge
ist mit einer Inzidenz von etwa 130/100.000 pro Jahr
zu rechnen, das würde für Österreich eine Erkrankungszahl von etwa 10.000 Personen jährlich bedeuten. Die Dunkelziffer ist demnach sehr hoch. Epidemien treten alle drei bis fünf Jahre auf. Auffällig ist
vor allem eine deutliche Zunahme von Erkrankungen
im Erwachsenenalter, wobei die Altersgruppe der
40- bis 45-Jährigen besonders betroffen ist.
Poliomyelitis
In vielen Ländern des asiatischen Raumes ist Poliomyelitis nach wie vor heimisch, jedoch unternimmt
die Weltgesundheitsorganisation im Rahmen eines
„global eradication program“ gewaltige Anstrengungen, die Erkrankung weitgehend auszurotten. Dieses
Programm macht gute Fortschritte. Bereits zwei der
sechs WHO-Weltregionen sind seit 1999 frei von Poliomyelitis. Dennoch wurden im Jahr 2008 weltweit
noch 2.599 und im Jahr 2009 1.606 Poliomyelitisfälle
gemeldet. Wegen der Behinderung von Impfprogrammen durch kriegsähnliche Konflikte in einigen Regionen konnte das Ziel der WHO, die Poliomyelitis bis
Ende 2000 global auszurotten, nicht verwirklicht
werden. Eine Weiterimpfung ist daher noch längere
Zeit erforderlich. 2013 bestätigte die WHO den Ausbruch von Polio in Syrien. Nach Einschätzungen der
WHO und des ECDC wird das Risiko eines Imports
von Polio nach Europa als gering eingestuft. Trotzdem kann die Einschleppung der Krankheit in Einzelfällen nicht ausgeschlossen werden. 2
MIKROBIOLOGIE
Haemophilus influenzae B
Haemophilus influenzae B ist das bekannteste Bakterium aus der Gattung Haemophilus, einer Gruppe von
gramnegativen Bakterien. Infektionsquellen sind Erkrankte oder in den meisten Fällen gesunde Träger
des Keims, die Übertragung erfolgt durch Tröpfcheninfektion. Die Inkubationszeit ist aufgrund der verschiedenen Krankheitsbilder und Infektionswege
sehr unterschiedlich.
Pertussis
Die Erkrankung wird vom Bakterium Bordetella pertussis und dessen Toxinen verursacht, selten auch
von Bordetella parapertussis, Bordetella bronchiseptica und anderen. Infektionsquellen sind an Pertussis
Erkrankte. Die Übertragung erfolgt durch Tröpfcheninfektion und ist extrem ansteckend. Die Inkubationszeit beträgt drei bis zwölf Tage.
Poliomyelitis
Die Erkrankung wird von einem von drei Serotypen des
Poliovirus verursacht. Infektionsquellen sind das Rachensekret sowie der Stuhl infizierter Menschen. Die
Übertragung erfolgt durch Schmutz- und Schmier­
infektion. Die Inkubationszeit beträgt vier bis zehn
Tage.
IMPFEMPFEHLUNGEN1
Haemophilus influenzae B, Pertussis und Poliomyelitis sind Komponenten der im Säuglingsalter in Österreich kostenlos angebotenen Sechsfachimpfung und
erfolgt in drei Teilimpfungen. Die erste Teilimpfung
erfolgt im dritten Lebensmonat, die Zweite im fünften
Lebensmonat und die dritte Teilimpfung ab dem
zwölften Lebensmonat. Eine Auffrischungsimpfung
FACTSHEET • HAEMOPHILUS INFLUENZAE B, PERTUSSIS, POLIOMYELITIS
ist im siebenten bis neunten Lebensjahr vorgesehen,
diese wird ebenfalls kostenlos im Rahmen von Schul­
impfprogrammen angeboten.
Sofern diese Grundimmunisierung abgeschlossen
wurde, ist für Erwachsene die Auffrischungsimpfung
alle zehn Jahre und ab dem 60. Lebensjahr alle fünf
Jahre vorgesehen.
schungsimpfungen sind daher notwendig. Bei nachlassender Immunfunktion aufgrund des Alterungsprozesses verkürzen sich die Auffrischungsintervalle ab
dem 60. Lebensjahr auf fünf Jahre. Eine HaemophilusImpfung und damit eine Auffrischung wird für Kinder
nach dem fünften Lebensjahr, mit Ausnahme von
­Risikogruppen, für nicht mehr erforderlich erachtet.
SCHUTZDAUER 1
IMPFSTOFFE 3
Die Impfungen gegen Pertussis und Poliomyelitis
schützen etwa für zehn Jahre, regelmäßige Auffri-
Impfstoffe zur Grundimmunisierung
•Act-HIB (Haemophilus influenzae B)
Impfschema
Säuglinge, Klein­kinder
und Kinder
• 3 . Monat
• 5 . Monat
• 12. Monat
• ab dem 7. Lebensjahr
Auffrischungsimpfung
ACHTUNG: nur Pertussis,
Poliomyelitis. Nicht bei
Haemophilus influenzae B
Erwachsene
• Pertussis: sofern Grund­
immunisierung abgeschlossen:
ab dem 18. – 20. Lebensjahr alle
10 Jahre Auffrischungsimpfung
• Auffrischung: alle 10 Jahre,
ab dem Alter von 60 Jahren
alle 5 Jahre
Für Säuglinge und Kleinkinder gibt es einen 6-fach Impfstoff
bestehend aus den Impfungen Diphtherie, Tetanus, Pertussis,
Hepatitis B, Poliomyelitis, Haemophilus influenzae Typ b.
Impfstoffe zur Grundimmunisierung und
Auffrischung
•Hexyon® (Diphtherie, Tetanus, Pertussis, Hepatitis B, Poliomyelitis, Haemophilus influenzae Typ b)
•Infanrix ® hexa (Diphtherie, Tetanus, Pertussis,
Hepatitis B, Poliomyelitis, Haemophilus
influenzae Typ b)
•Polio Salk „Merieux“ (Poliomyelitis)
•Tetravac® (Diphtherie, Tetanus, Pertussis,
­Poliomyelitis)
Impfstoffe zur Auffrischung
•Boostrix ® (Diphtherie, Tetanus, Pertussis)
•Boostrix ® -Polio (Diphtherie, Tetanus, Pertussis,
Poliomyelitis)
•Repevax ® (Diphtherie, Tetanus, Pertussis,
­Poliomyelitis)
•Revaxis ® (Diphtherie, Tetanus, Poliomyelitis)
QUELLEN
1Impfplan Österreich 2013 „Evidenz-basierte Empfehlungen des Nationalen Impfgremiums“. Erhältlich unter: http://www.bmg.gv.at
2WHO. Disease outbreak news: Report of suspected polio cases in the syrian arab republic 2013 [cited 2013 19 October]. Available from:
http://www.who.int/csr/don/2013_10_19_polio/en/index.html.
3Austria Codex, in alphabetischer Reihenfolge
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