Landtag von Baden-Württemberg Drucksache 16 / 1029 16. Wahlperiode 22. 11. 2016 Kleine Anfrage des Abg. Udo Stein AfD und Antwort des Ministeriums für Ländlichen Raum und Verbraucherschutz Vorgehensweise gegen den Ausbruch der Vogelgrippe H5N8 Kleine Anfrage Ich frage die Landesregierung: 1. Wie viele Fälle von Vogelgrippe des Erregers H5N8 sind im Zeitrahmen von August bis November 2016 bisher in Baden-Württemberg bekannt? 2. Wo sind die bekannten Fälle von Vogelgrippe im Zeitrahmen von August bis November 2016 bisher aufgetreten (unter Nennung des Landkreises und des Ortes)? 3. Welche Maßnahmen, auch im Hinblick auf den Stopp einer weiteren Verbreitung, hat sie im Vorgehen gegen diesen Erreger bereits getroffen? 4. Ist vorgesehen, dass Landwirte, welche mit Fällen von Vogelgrippe des Erregers H5N8 konfrontiert sind, bei Verlusten von Tieren finanziell entschädigt werden? 5. Falls Frage 4 zutrifft: Wie sieht diese Entschädigung aus? 6. Ist es möglich, dass der Erreger H5N8 auch andere Tierarten befallen kann? 7. Falls Frage 6 zutrifft: Welche Tierarten wären dann am stärksten gefährdet? 8. Welche Anstrengungen unternimmt sie, um die genauen Infektionswege der betroffenen Vögel identifizieren zu können? 9. Sind in Zukunft, zur Vermeidung der Ansteckung, sogenannte „Bio-Sicherheitsmaßnahmen“ für alle industriellen Nutzgeflügelbetriebe vorgesehen? 10. 11. 2016 Stein AfD 1 Eingegangen: 22. 11. 2016 / Ausgegeben: 17. 01. 2017 Drucksachen und Plenarprotokolle sind im Internet abrufbar unter: www.landtag-bw.de/Dokumente Der Landtag druckt auf Recyclingpapier, ausgezeichnet mit dem Umweltzeichen „Der Blaue Engel“. Landtag von Baden-Württemberg Drucksache 16 / 1029 Begründung Die Vogelgrippe stellt sowohl für Landwirte als auch für die Tierwelt ein Problem dar. Mittels dieser Kleinen Anfrage soll die Vorgehensweise der Landesregierung zur Eindämmung des Erregers und deren aktueller Kenntnisstand zur Sachlage erfragt werden. Ferner soll in Erfahrung gebracht werden, welche Strategien die Landesregierung bei zukünftigen Ausbrüchen ähnlicher Krankheiten verfolgt. Antwort*) Mit Schreiben vom 15. Dezember 2016 Nr. Z(33)-0141.5/85 F beantwortet das Ministerium für Ländlichen Raum und Verbraucherschutz im Einvernehmen mit dem Ministerium für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft die Kleine Anfrage wie folgt: Ich frage die Landesregierung: 1. Wie viele Fälle von Vogelgrippe des Erregers H5N8 sind im Zeitrahmen von August bis November 2016 bisher in Baden-Württemberg bekannt? 2. Wo sind die bekannten Fälle von Vogelgrippe im Zeitrahmen von August bis November 2016 bisher aufgetreten (unter Nennung des Landkreises und des Ortes)? Zu 1. und 2.: In Baden-Württemberg sind bis zum 6. Dezember 2016 ausschließlich Wildvögel betroffen. Insgesamt wurden 682 Wildvögel (Totfunde) oder Proben von Wildvögeln zur Untersuchung eingesandt (Stand 6. Dezember 2016 19:00 Uhr). In 284 Fällen konnte das Virus H5N8 dabei nachgewiesen werden. Dabei konzentrieren sich die positiven Befunde insbesondere auf den Bodensee mit den Landkreisen Konstanz und Bodenseekreis. Anfang Dezember wurden erstmals Positivbefunde außerhalb der Bodenseeregion festgestellt. Es handelt sich dabei um jeweils einen positiv getesteten Vogel in den Landkreisen Emmendingen (am Rhein) und Sigmaringen (Krauchenwieser Baggerseen). 3. Welche Maßnahmen, auch im Hinblick auf den Stopp einer weiteren Verbreitung, hat sie im Vorgehen gegen diesen Erreger bereits getroffen? Zu 3.: Hierzu wird auf die Beantwortung der Kleinen Anfrage des Abgeordneten Stefan Herre AfD – Drucksache 16/971 – und des Antrags der Abgeordneten Klaus Hoher u. a. FDP/DVP – Drucksache 16/963 – verwiesen. 4. Ist vorgesehen, dass Landwirte, welche mit Fällen von Vogelgrippe des Erregers H5N8 konfrontiert sind, bei Verlusten von Tieren finanziell entschädigt werden? Zu 4.: Hierzu wird auf die Antwort zu Frage 7 der Kleinen Anfrage des Abgeordneten Stefan Herre AfD – Drucksache 16/971 – verwiesen. _____________________________________ *) Nach Ablauf der Drei-Wochen-Frist eingegangen. 2 Landtag von Baden-Württemberg Drucksache 16 / 1029 5. Falls Frage 4 zutrifft: Wie sieht diese Entschädigung aus? Zu 5.: Die maximale Höhe der Entschädigung ist in § 16 Tiergesundheitsgesetz festgelegt. Entschädigt wird auf Antrag des Tierhalters der sogenannte „Gemeine Wert“ des Tieres ohne Rücksicht auf die Wertminderung, die das Tier infolge der Tierseuche oder einer tierseuchenrechtlich vorgeschriebenen oder behördlich angeordneten Maßnahme erlitten hat. Für Geflügel darf die Entschädigung 50 Euro je Tier nicht überschreiten. Diese Entschädigung mindert sich um 50 vom Hundert für Tiere, die vor Erstattung der Anzeige nachweislich an der Tierseuche verendet oder wegen der Tierseuche getötet worden sind. Die bei der Verwertung oder Tötung der Tiere unmittelbar entstehenden Kosten zählen nicht zur Entschädigung, sie sind zusätzlich zu erstatten. 6. Ist es möglich, dass der Erreger H5N8 auch andere Tierarten befallen kann? 7. Falls Frage 6 zutrifft: Welche Tierarten wären dann am stärksten gefährdet? Zu 6. und 7.: Nach Information des Friedrich-Loeffler-Instituts (FLI) in seinem Steckbrief „Influenzainfektionen bei Geflügel und Wildvögeln“ (Stand 18. November 2014) sind alle Geflügelarten und viele Zier- und Wildvogelarten als empfänglich für Influenzaviren anzusehen. Für den Menschen und auch andere Säugetiere (z. B. Schweine, Marderartige, Katzen und Hunde) besteht ein Ansteckungsrisiko nur bei sehr intensivem Kontakt mit infiziertem Geflügel. Infektionen des Menschen mit H5N8-Viren wurden bislang weltweit nicht nachgewiesen. Wie bei allen Influenzaviren sind aber auch bei H5N8 erhöhte Schutzmaßnahmen mit potenziell infiziertem Geflügel und Wildvögeln einzuhalten. Ein direkter Kontakt von Personen und Haustieren zu toten oder kranken Wildvögeln sollte vermieden werden. 8. Welche Anstrengungen unternimmt sie, um die genauen Infektionswege der betroffenen Vögel identifizieren zu können? 9. Sind in Zukunft, zur Vermeidung der Ansteckung, sogenannte „Bio-Sicherheitsmaßnahmen“ für alle industriellen Nutzgeflügelbetriebe vorgesehen? Zu 8. und 9.: Siehe Antwort zur Frage 3. Die erweiterte Buchführungspflicht und Biosicherheitsmaßnahmen gelten für sämtliche Geflügelhaltungen, um die direkte und indirekte Übertragung des Tierseuchenerregers von Wildvögeln auf gehaltene Vögel und Hausgeflügel zu verhindern. Gerade in Kleinsthaltungen hat das Geflügel oftmals Auslauf und damit ein erhöhtes Risiko, mit infizierten Wildvögeln in Kontakt zu kommen. Hauk Minister für Ländlichen Raum und Verbraucherschutz 3 Landtag von Baden-Württemberg 4 Drucksache 16 / 1029 Landtag von Baden-Württemberg Drucksache 16 / 1029 FAQ Hochpathogene $YLlUH,QÁXHQ]D +3$,*HÁJHOSHVWÅ9RJHOJULSSH´ FAQ | FLI | Stand 08.12.2016 5 Landtag von Baden-Württemberg Drucksache 16 / 1029 )$4+RFKSDWKRJHQH$YLlUH,QÁXHQ]D+3$,*HÁJHOSHVWÅ9RJHOJULSSH´ :DV YHUVWHKW PDQ XQWHU *HÁJHOSHVW XQG Å9RJHO- %HLGH2EHUÁlFKHQSURWHLQHXQWHUOLHJHQIRUWGDXHUQGHQ JULSSH´" 9HUlQGHUXQJHQ 'DEHL HQWVWHKHQGH QHXH 9DULDQWHQ GLH GLH :LUWVDEZHKU GHU 9|JHO XQWHUODXIHQ N|QQHQ 'LH .ODVVLVFKH *HÁJHOSHVW LVW HLQH W|GOLFK YHUODX- JHOHJHQWOLFK DXFK QHXH :LUWH LQÀ]LHUHQ XQG GDPLW IHQGH (UNUDQNXQJ YRQ 9|JHOQ XQWHU GHU EHVRQGHUV LKUH 9HUEUHLWXQJ VLFKHUQ 1DWUOLFKHUZHLVH N|QQHQ +KQHUXQG3XWHQOHLGHQ9RJHOVSH]LHVZLH(QWHQXQG QXUDXVGHQ6XEW\SHQ+XQG+GXUFKVSRQWDQH0X- *lQVHZHLVHQJHPHLQKLQHLQHJHULQJHUH(PSÀQGOLFK- WDWLRQHQDXVZHQLJNUDQNPDFKHQGHQJHULQJSDWKRJH- NHLW DXI$XVJHO|VW ZLUG GLH (UNUDQNXQJ GXUFK KRFK QHQ )RUPHQ /3$,9 VWDUN NUDQNPDFKHQGH KRFKSD- SDWKRJHQHVWDUNNUDQNPDFKHQGH+3DYLlUH,QÁXHQ- WKRJHQH9DULDQWHQHQWVWHKHQ:lKUHQG/3$,9VLFKQXU ]DYLUHQ$,9GHU6XEW\SHQ+XQG+ ORNDOLP$WPXQJVWUDNWXQG'DUPGHU9|JHOYHUPHKUW YHUWHLOHQVLFK+3$,9LPJDQ]HQ.|USHUXQGIKUHQ]XP 'LH KRFKSDWKRJHQHQ $,9 HQWVWHKHQ GXUFK 0XWDWLRQ 7RGLQELV7DJHQ'LHGDIUPLWYHUDQWZRUWOLFKHQ DXVJHULQJSDWKRJHQHQ,QÁXHQ]DYLUHQGK9DULDQWHQ 0XWDWLRQHQEHVWHKHQLQHLQHU9HUlQGHUXQJHLQHV%H- GLHOHGLJOLFKOHLFKWH.UDQNKHLWVV\PSWRPHLQGX]LHUHQ UHLFKHVLP+lPDJJOXWLQLQGHUIUGLH$NWLYLHUXQJGHV (UVWEHL,QIHNWLRQPLWGHU+3$,99DULDQWHNRPPWHV 3URWHLQVGXUFK(LZHLVSDOWXQJZLFKWLJLVW ]XGUDPDWLVFKHQ.UDQNKHLWVYHUOlXIHQPLWHLQHU6WHUEOLFKNHLWYRQELV]XGLHVLFKVFKQHOODXVEUHLWHQ :RKHUNRPPWGDV*HÁJHOSHVWYLUXV+1" NDQQXQGGDKHUDOV*HÁJHOSHVWEH]HLFKQHWZLUG +RFKSDWKRJHQHVDYLlUHV,QÁXHQ]DYLUXVYRP7\S+1 $OV Å9RJHOJULSSH´ ZHUGHQ LQ GHU gIIHQWOLFKNHLW VHLW +3$,9+1ZXUGHHUVWPDOV$QIDQJLQ6GNRUHD GHP $XIWUHWHQ GHV KRFKSDWKRJHQHQ +1 9LUXV DXV HQWGHFNW (WZD 0LOOLRQHQ 7LHUH PXVVWHQ ]XU (LQ- $VLHQ,QIHNWLRQHQGHV1XW]JHÁJHOVPLWDYLlUHQ,QÁX- GlPPXQJGHU,QIHNWLRQJHW|WHWZHUGHQ$XV&KLQDXQG HQ]DYLUHQEH]HLFKQHW -DSDQ ZXUGHQ HEHQIDOOV $XVEUFKH JHPHOGHW =XP -DKUHVHQGHWUDW+1LQYHUVFKLHGHQHQ/lQGHUQ :LHVR VLQG PDQFKH ,QÁXHQ]DYLUHQ EHVRQGHUV (XURSDV DXI XD LQ 'HXWVFKODQG GHQ 1LHGHUODQGHQ NUDQNPDFKHQGIU9|JHOZlKUHQGDQGHUHJDUNHLQH XQG GHP 9HUHLQLJWHQ .|QLJUHLFK $XFK QDFK 1RUG- RGHUQXUJHULQJH.UDQNKHLWV]HLFKHQYHUXUVDFKHQ" DPHULNDZXUGHGDV9LUXV(QGHYHUEUHLWHW'RUW YHUPLVFKWH VLFK +1 PLW DQGHUHQ DPHULNDQLVFKHQ $YLlUH,QÁXHQ]DYLUHQJHK|UHQ]XU*UXSSHGHU,QÁXHQ- ,QÁXHQ]DYLUHQXQGLQÀ]LHUWHDOVKRFKSDWKRJHQHU6XE- ]D $9LUHQ 6LH YHUIJHQ EHU ]ZHL 2EHUÁlFKHQSUR- W\S+1HWZD*HÁJHOKDOWXQJHQEHYRUGLH(SL- WHLQHGDV+lPDJJOXWLQLQ+XQGGLH1HXUDPLQLGDVH GHPLHLP6RPPHUJHVWRSSWZHUGHQNRQQWH 1GLHIUGLH:HFKVHOZLUNXQJPLW=HOOHQXQGVRPLW IU GHUHQ ,QIHNWLRQ EHGHXWVDP VLQG 'LHVH 3URWHLQH ,P6RPPHUZXUGHQKRFKSDWKRJHQH+19LUHQ N|QQHQ LQ XQWHUVFKLHGOLFKHQ 9DULDQWHQ 6XEW\SHQ EHL:LOGY|JHOQLP6GHQ6LELULHQVXQGVHLW(QGH2NWR- YRUNRPPHQ %HL DYLlUHQ ,QÁXHQ]DYLUHQ VLQG 6XE- EHUDXFKZLHGHULQHXURSlLVFKHQ:LOGY|JHOQQDFKJH- W\SHQGHV+lPDJJOXWLQLQV+XQGQHXQ6XEW\SHQ ZLHVHQ 'LH GHU]HLW QDFKJHZLHVHQHQ 9LUHQ VLQG VHKU GHU 1HXUDPLQLGDVH 11 EHVFKULHEHQ 1DFK GHU HQJPLWGHQHQDXV6GVLELULHQYHUZDQGWXQWHUVFKHL- 6WUXNWXUYRQ+XQG1ZHUGHQGLH6XEW\SHQGHV9LUXV GHQVLFKDEHUJHQHWLVFKYRQGHQIUKHUQDFKJHZLHVH- EH]HLFKQHWZLH+1+1+1RGHU+1 QHQ+3$,9+12EVLFKDXFKGLHELRORJLVFKHQ(LJHQ- 2 | FAQ | FLI | Stand 08.12.2016 6 Landtag von Baden-Württemberg Drucksache 16 / 1029 )$4+RFKSDWKRJHQH$YLlUH,QÁXHQ]D+3$,*HÁJHOSHVWÅ9RJHOJULSSH´ VFKDIWHQGLHVHU9LUHQYHUlQGHUWKDEHQLVWQRFKQLFKW HLQHP LQWHUQDWLRQDOHQ )RUVFKXQJVNRQVRUWLXP DXV JHNOlUW ,P *HJHQVDW] ]XP$XIWUHWHQ VFKHLQHQ 9LURORJHQ (SLGHPLRORJHQ XQG 2UQLWKRORJHQ GHWDLO- ]XU]HLW HLQH JU|HUH $Q]DKO XQG DXFK DQGHUH $UWHQ OLHUW XQWHUVXFKW XQG EHVFKULHEHQ /HH HW DO YRQ:LOGY|JHOQLQÀ]LHUW]XVHLQ$XFKGLHELVKHUEHRE- - 9LURO ² .XLNHQ HW DO 5ROH IRU PL- DFKWHWHQNOLQLVFKHQ(UVFKHLQXQJHQVLQGJUDYLHUHQGHU JUDWRU\ ZLOG ELUGV LQ WKH JOREDO VSUHDG RI DYLDQ LQ- 'LHV]HLJWVLFKLQVEHVRQGHUHLQGHUDXIIDOOHQGHUK|K- ÁXHQ]D +1 6FLHQFH 2FW 9RO ,VVXH WHQ6WHUEOLFKNHLWYRQ5HLKHUHQWHQ SS '2, VFLHQFHDDI 'LH9HUEUHLWXQJYRQ$,9GXUFK:LOGY|JHOHUNOlUWYLH- :HOFKHhEHUWUDJXQJVZHJHJLEWHV" OHGHU$XVEUFKHLQXQGDXHUKDOE(XURSDVSODXVLEHO (LQGHXWLJH(LQVFKOHSSXQJVZHJHGHVGHU]HLWLQ(XURSD .|QQHQ LQÀ]LHUWH =XJY|JHO EHUKDXSW ZHLWHUH JUDVVLHUHQGHQ+3$,9+1NRQQWHQELVKHUQLFKWIHVW- 6WUHFNHQ]XUFNOHJHQ" JHVWHOOW ZHUGHQ 'LH %HWHLOLJXQJ YRQ =XJY|JHOQ LVW DXIJUXQG GHWDLOOLHUWHU$QDO\VHQ GHU 9LUHQ GHV -DKUHV :LHZHLWLQÀ]LHUWH:LOGY|JHOÁLHJHQN|QQHQLVWQLFKW VRZLH GHV ELVKHULJHQ *HVFKHKHQV ZDKUVFKHLQ EHNDQQW(VLVWDEHUDXFKQLFKWHUIRUGHUOLFKGDVVHLQ OLFK LQÀ]LHUWHU9RJHOEHUODQJH6WUHFNHQÁLHJW(QWVFKHLGHQG LVW GDVV VLFK ,QIHNWLRQVNHWWHQ DXIEDXHQ EHU )U GLH (LQVFKOHSSXQJ YRQ DYLlUHQ ,QÁXHQ]DYLUHQ LQ GLH GDV 9LUXV YRQ 5DVWRUW ]X 5DVWRUW ZHLWHUJHJHEHQ 1XW]JHÁJHOEHVWlQGH NRPPHQ HLQH 5HLKH YRQ )DN- ZLUG 6R LVW HLQH VWDIIHWWHQDUWLJH $XVEUHLWXQJ GHV WRUHQ LQ )UDJH ,Q )UHLODQGKDOWXQJHQ VLQG GLUHNWH (UUHJHUV DXV$VLHQ GXUFK GLH hEHUODSSXQJ GHU %UXW .RQWDNWH GHV *HÁJHOV PLW LQÀ]LHUWHQ :LOGY|JHOQ JHELHWHXQG=XJURXWHQVHKUJXWYRUVWHOOEDU P|JOLFK$EHUDXFKLQVFKHLQEDUJHVFKORVVHQHQ6WDOOKDOWXQJHQ NDQQ GDV 9LUXV GXUFK LQGLUHNWH .RQWDNWH :LH NDQQ PDQ GHQ (UUHJHU EHL :LOGY|JHOQ RGHU HLQGULQJHQ 8QWHU DQGHUHP VWHOOHQ GLH (LQVWDOOXQJ +DXVJHÁJHOQDFKZHLVHQ" YRQ 7LHUHQ 3HUVRQHQ XQG )DKU]HXJYHUNHKU :DUHQ )XWWHUXQG:DVVHU5LVLNHQIUHLQH(LQVFKOHSSXQJGDU )U GLH 6HXFKHQIHVWVWHOOXQJ LVW QHEHQ GHP VLFKH- +LHUEHL ZLUG DXFK GHU LQGLUHNWH (LQWUDJ EHU HWZDLJ UHQ 1DFKZHLV GHV 9LUXV DXFK GLH %HVWLPPXQJ GHV YHUXQUHLQLJWHV )XWWHU :DVVHU *HUlW RGHU YHUXQUHL- 6XEW\SV + RGHU + VRZLH GHU 3DWKRJHQLWlW QLHG- QLJWH (LQVWUHX LQ %HWUDFKW JH]RJHQ %HUHLWV 6SXUHQ ULJ RGHU KRFKSDWKRJHQ HUIRUGHUOLFK 1lKHUH ,QIRU- YRQ.RWE]Z1DVHQVHNUHWHQYRQ:LOGY|JHOQGLHQLFKW PDWLRQHQÀQGHQ6LHGD]XLQGHU$PWOLFKH0HWKRGHQ- VLFKWEDUVLQGUHLFKHQIUGLHhEHUWUDJXQJDXV VDPPOXQJ LQVE 3XQNW 8QWHUVXFKXQJVPDWHULDO KWWSVRSHQDJUDUEPHOIRUVFKXQJGHUHFHLYHRSH- :HOFKH5ROOHVSLHOHQ=XJY|JHOEHLGHU9HUEUHLWXQJ QDJUDUBPRGVB YRQKRFKSDWKRJHQHP+1" +LHUHUKDOWHQ6LHJHQDXH,QIRUPDWLRQHQEHUGLHYHU(V LVW ZLVVHQVFKDIWOLFK JHVLFKHUW GDVV :LOGY|JHO HLQ ZHQGHWHQ7HVWVXQGHLQHQhEHUEOLFNEHUGHQ$EODXI QDWUOLFKHV 5HVHUYRLU IU DYLlUH ,QÁXHQ]DYLUHQ GDU- GHU 8QWHUVXFKXQJ (LQH $ENOlUXQJ HLQHV 9HUGDFKWV- VWHOOHQ XQG VLH YHUEUHLWHQ 'LH 9HUEUHLWXQJ GXUFK IDOOVGDXHUWLP)/,LQGHU5HJHOHWZDHLQHQKDOEHQ7DJ =XJY|JHO ZXUGH IU GDV 9LUXV YRQ XD YRQ FAQ | FLI | Stand 08.12.2016 | 7 Landtag von Baden-Württemberg Drucksache 16 / 1029 )$4+RFKSDWKRJHQH$YLlUH,QÁXHQ]D+3$,*HÁJHOSHVWÅ9RJHOJULSSH´ .DQQ PDQ EHL DDVIUHVVHQGHQ :LOGY|JHOQ XQWHU- ,VW+1DXIGHQ0HQVFKHQEHUWUDJEDU" VFKHLGHQREHLQHWDWVlFKOLFKH,QIHNWLRQPLW+1 YRUOLHJWRGHUGHUEHWURIIHQH9RJHOOHGLJOLFKNRQWD- ,QIHNWLRQHQ GHV0HQVFKHQ PLW+3$,+1 9LUHQZXU- PLQLHUWHV$DV]XVLFKJHQRPPHQKDW" GHQ ELVODQJ ZHOWZHLW QLFKW QDFKJHZLHVHQ :LH EHL DOOHQ *HÁJHOSHVWYLUHQ VLQG DEHU DXFK EHL +1 HU- -DGDVLVWXQWHUVFKHLGEDU$XFKEHLHLQHPLQÀ]LHUWHQ K|KWH 6FKXW]PDQDKPHQ EHLP 8PJDQJ PLW SRWHQ]L- :LOGYRJHOGHU$DVIUHVVHULVWOLHJWHLQHKRKH9LUXVODVW HOO LQÀ]LHUWHP *HÁJHO XQG :LOGY|JHOQ HLQ]XKDOWHQ LP$WPXQJVWUDNWQLFKWLP9HUGDXXQJVWUDNWYRU'LHV 1lKHUH,QIRUPDWLRQHQGD]XÀQGHQ6LHDXIGHQ6HLWHQ GHXWHWHLQGHXWLJDXIHLQH,QIHNWLRQPLW+1KLQ GHV5REHUW.RFK,QVWLWXWHVXQWHUIROJHQGHP/LQN KWWSZZZUNLGH'(&RQWHQW,QI$=$$YLDHUH 8QWHUVXFKW GDV )/, DXFK $XVEUHLWXQJVZHJH YRQ ,QÁXHQ]D$B+1,QÁXHQ]DB$B+1KWPO +1 EHU GLH 7UDQVSRUWZHJH GHU LQWHUQDWLRQDOHQ JHÁJHOSURGX]LHUHQGHQ,QGXVWULH" :DVSDVVLHUWZHQQLQ'HXWVFKODQG)lOOHYRQ*HÁJHOSHVWEHL+DXVJHÁJHODXIWUHWHQ" -D LP )DOOH HLQHV$XVEUXFKV ZHUGHQ DOOH GHQNEDUHQ (LQVFKOHSSXQJVXUVDFKHQXQWHUVXFKWDXFKGHU=XJDQJ )UGLH%HNlPSIXQJGHU*HÁJHOSHVWJHOWHQ(8ZHLWH YRQ*HÁJHOXQGP|JOLFKHUZHLVHNRQWDPLQLHUWHU:D- XQG QDWLRQDOH 9RUVFKULIWHQ *UXQGVlW]OLFK ZLUG GDV UHQ RGHU *HJHQVWlQGH LQ GHQ EHWURIIHQHQ %HVWDQG *HÁJHO LQ LQÀ]LHUWHQ %HVWlQGHQ JHW|WHW XQG XQ- 'DUEHUKLQDXVZHUGHQGLH(LQIXKUXQGGDVLQQHUJH- VFKlGOLFK EHVHLWLJW =XGHP ULFKWHQ GLH ]XVWlQGLJHQ PHLQVFKDIWOLFKH 9HUEULQJHQ YRQ 9|JHOQ XQG YRQ7LH- %HK|UGHQ 6FKXW] E]Z hEHUZDFKXQJV]RQHQ HLQ LQ UHQ VWDPPHQGHQ (U]HXJQLVVHQ EHU75$&(6HLQ %H- GHQHQ *HÁJHOEHVWlQGH XQWHU EHVRQGHUH %HREDFK- ULFKWVV\VWHPGHU(8YHUIROJW WXQJ JHVWHOOW ZHUGHQ XP HLQH ZHLWHUH 9HUEUHLWXQJ GHV (UUHJHUV ]X YHUKLQGHUQ :HLWHUH ,QIRUPDWLRQHQ 'LH (LQIXKU YRQ *HÁJHO XQG *HÁJHOSURGXNWHQ DXV VLQGLQGHU9HURUGQXQJ]XP6FKXW]JHJHQGLH*HÁ- YRQ+3$,EHWURIIHQHQ*HELHWHQLVWYHUERWHQLOOHJDOH JHOSHVW]XÀQGHQ (LQIXKUHQVLQGGHQQRFKP|JOLFKXQGVWHOOHQHLQQLFKW YHUQDFKOlVVLJEDUHV5LVLNRGDU6LHZUGHQLP)DOOHGHU %HVWHKWGDV5LVLNRGDVVHV]XHLQHPXQHQWGHFNWHQ ([SRVLWLRQYRQ*HÁJHO]XPLQGHVWEHL+KQHUY|JHOQ ,QIHNWLRQVJHVFKHKHQLQHLQHP1XW]JHÁJHOEHVWDQG ]XP$XVEUXFK GHU *HÁJHOSHVW PLW KRKHU 0RUWDOLWlW NRPPHQ NDQQ ]% LQ GHU ,QNXEDWLRQV]HLW LQ GHU XQWHUGHQEHWURIIHQHQ7LHUHQHLQKHUJHKHQ'LHVNDQQ 7LHUHQRFKNHLQHNOLQLVFKHQ6\PSWRPH]HLJHQ" QLFKWYHUERUJHQEOHLEHQ (V JLEW DXV GHP +DXVJHÁJHO0RQLWRULQJ NHLQHUOHL ,P 5DKPHQ GHU HSLGHPLRORJLVFKHQ 8QWHUVXFKXQJHQ +LQZHLVHIUHLQODWHQWHVXQHQWGHFNWHV+3$,*HVFKH- LVWHVYRQEHVRQGHUHU%HGHXWXQJGDIU]XVRUJHQGDVV KHQLQ1XW]JHÁJHOEHVWlQGHQLQ'HXWVFKODQG GLH %LRVLFKHUKHLW LQ GHQ *HÁJHOEHVWlQGHQ JHSUIW XQGVRYHUEHVVHUWZLUGGDVVP|JOLFKVWZHQLJZHLWHUH (LQPLW+1LQÀ]LHUWHU%HVWDQGZLUGDXI*UXQGGHU $XVEUFKH]XYHU]HLFKQHQVLQG KRKHQ NUDQNPDFKHQGHQ (LJHQVFKDIWHQ GHV (UUHJHUV | FAQ | FLI | Stand 08.12.2016 8 Landtag von Baden-Württemberg Drucksache 16 / 1029 )$4+RFKSDWKRJHQH$YLlUH,QÁXHQ]D+3$,*HÁJHOSHVWÅ9RJHOJULSSH´ IU1XW]JHÁJHOWDWVlFKOLFKVHKUVFKQHOODQ+DQGGHU PLW GHP GHU]HLWLJHQ ,QIHNWLRQVJHVFKHKHQ HUJHEHQ VWHLJHQGHQ=DKOHQWRWHU7LHUHHUNDQQW%HLLQÀ]LHUWHQ NHLQH +LQZHLVH IU HLQ YHUGHFNWHV +3$,9 +1 *H- +KQHUQXQG3XWHQEHWUlJWGLH,QNXEDWLRQV]HLWGK VFKHKHQLQGHXWVFKHP1XW]JHÁJHO GLH=HLWYRQGHU,QIHNWLRQELV]XP$XIWUHWHQNOLQLVFKHU 6\PSWRPH E]Z GHP 7RG GHV 7LHUHV LQ GHU 5HJHO .|QQWH PDQ GDV +DXVJHÁJHO QLFKW SUlYHQWLY ELV PD[LPDO 7DJH ,Q GHU V\PSWRPORVHQ ,QNXEDWL- LPSIHQ" RQV]HLWZLUG9LUXVQLFKWRGHUQXULQJHULQJHQ0HQJHQ DXVJHVFKLHGHQ(UVWQDFKGHU9LUXVYHUPHKUXQJLPLQ- ,PSIXQJHQ VLQG LQ GHU (8 QLFKW HUODXEW ,PSIXQJHQ À]LHUWHQ 7LHU GLH PLW GHU (QWZLFNOXQJ VWDUNHU NOLQL- JHJHQ ,QÁXHQ]D ELHWHQ DXIJUXQG GHU KRKHQ 9DULDEL- VFKHU6\PSWRPHHLQKHUJHKWNRPPWHV]XYHUPHKUWHU OLWlW GHU 9LUHQ KlXÀJ HLQHQ XQ]XUHLFKHQGHQ 6FKXW] 9LUXVDXVVFKHLGXQJ XQG GDPLW ]XU $QVWHFNXQJ ZHLWH- =XGHPEHVWHKWEHLHLQHUSUlYHQWLYHQ,PSIXQJLQ*H- UHU 7LHUH E]Z ]XU .RQWDPLQDWLRQ GHU 8PZHOW 9RU ÁJHOEHVWlQGHQ GLH *HIDKU GDVV HLQ *HÁJHOSHVW GHU6FKODFKWXQJÀQGHWHLQHNOLQLVFKHhEHUSUIXQJGHU JHVFKHKHQ PDVNLHUW ZLUG GD QLFKW YHUOlVVOLFK ]ZL- 7LHUHVWDWWEHLGHUHQWVSUHFKHQGH6\PSWRPHHUNDQQW VFKHQLQÀ]LHUWHQXQGJHLPSIWHQ7LHUHQXQWHUVFKLHGHQ ZHUGHQ'LH&KDQFHGDVV+KQHUJHÁJHODOVRJHQDX ZHUGHQNDQQ$XFKEHLHLQHPNOLQLVFKHQ6FKXW]GK LQGLHVHP=HLWUDXP V\PSWRPORV]XU6FKODFKWXQJ JH- 7LHUH]HLJHQQDFK,QIHNWLRQNHLQH.UDQNKHLWVV\PSWR- ODQJWLVWH[WUHPJHULQJ+KQHUY|JHOVLQGH[WUHPDQ- PHVLQGGLH7LHUHQLFKW]XYHUOlVVLJYRUHLQHU,QIHNWLRQ IlOOLJIU*HÁJHOSHVWVLHYHUPHKUHQGHQ(UUHJHUVHKU XQG$XVVFKHLGXQJJHVFKW]W'DGXUFKN|QQWHVLFKHLQ VFKQHOO ]HLJHQ VFKQHOO NOLQLVFKH 6\PSWRPH EHL GHU ,QIHNWLRQVJHVFKHKHQXQEHPHUNWXQWHUGHU,PSIGHFNH 9LUXVDXVVFKHLGXQJ XQG YHUEUHLWHQ GHQ (UUHJHU GXUFK DXVEUHLWHQ XQG ]X NRQWLQXLHUOLFKHQ .UDQNKHLWVDXV $XJHQRGHU1DVHQVHNUHWXQGN|QQHQLKQPLWGHP.RW EUFKHQIKUHQ%HLVSLHOHVLQGDXV/lQGHUQZLHbJ\S- DXVVFKHLGHQ (LQH +1,QIHNWLRQ EUHLWHW VLFK GDQQ WHQRGHU&KLQDJXWEHOHJW H[SORVLRQVDUWLJLQHLQHP%HVWDQGDXVXQGKDWHLQHH[WUHPKRKH6WHUEOLFKNHLWLQQHUKDOEYRQ7DJHQ]XU (V EHVWHKW GLH 0|JOLFKNHLW LQ$XVQDKPHIlOOHQ XQWHU )ROJH$XFKLQÀ]LHUWH(LHUVWHUEHQVHKUVFKQHOODEVR EHVWLPPWHQ 9RUDXVVHW]XQJHQ ]X LPSIHQ EHLVSLHOV- GDVVGHU(PEU\RJDUQLFKW HUVW]XP6FKOXSINRPPW ZHLVH EHL =RRY|JHOQ RGHU VHOWHQHQ *HÁJHOUDVVHQ %HUHLWVEHLHLQHUJHULQJHUK|KWHQ7RGHVUDWHVLQGGLH +LHU]X LVW HLQH *HQHKPLJXQJ GHU (8.RPPLVVLRQ HU- *HÁJHOKDOWHU GD]X YHUSÁLFKWHW GLHVHV ]X PHOGHQ IRUGHUOLFKGLHPLWVWUHQJHQ$XÁDJHQGHUNRQWLQXLHU XQGDXI*HÁJHOSHVWXQWHUVXFKHQ]XODVVHQ OLFKHQhEHUZDFKXQJGHV%HVWDQGHVYHUEXQGHQLVW'LH (LQ]HOKHLWHQVLQGPLWGHQ|UWOLFK]XVWlQGLJHQ9HWHUL- %HL JHKDOWHQHP :DVVHUJHÁJHO (QWHQ XQG *lQVHQ QlUEHK|UGHQ]XNOlUHQ NDQQGLH,QIHNWLRQZHQLJHUDXIIlOOLJYHUODXIHQ*HUDGH GDV DNWXHOO ]LUNXOLHUHQGH *HÁJHOSHVWYLUXV +1 IKUWDEHUDXFKLQ:DVVHUJHÁJHO]XGHXWOLFKHQ6\PSWRPHQGLHLQÀ]LHUWH%HVWlQGHHUNHQQHQODVVHQ$XFK GLH VWLFKSUREHQDUWLJH 8QWHUVXFKXQJ YRQ JHKDOWHQHP :DVVHUJHÁJHOVRZLHGLH$QDO\VHQLQ=XVDPPHQKDQJ FAQ | FLI | Stand 08.12.2016 | 9 Landtag von Baden-Württemberg Drucksache 16 / 1029 )$4+RFKSDWKRJHQH$YLlUH,QÁXHQ]D+3$,*HÁJHOSHVWÅ9RJHOJULSSH´ :DVSDVVLHUWPLWNRQWDPLQLHUWHP.RW(LQVWUHXXVZ %HVWHKW HLQ *HVXQGKHLWVULVLNR GXUFK *HÁJHO DXVLQÀ]LHUWHQ6WlOOHQ" SURGXNWHIUGLH9HUEUDXFKHU" 'LH |UWOLFKH ]XVWlQGLJH 9HWHULQlUEHK|UGH RUGQHW EHL ,QIHNWLRQHQGHV0HQVFKHQPLW+1VLQGELVKHUQLFKW HLQHP $XVEUXFK DXFK GLH 'HVLQIHNWLRQ YRQ .RW EH- EHNDQQW(LQHhEHUWUDJXQJGHV(UUHJHUV+1EHU QXW]WHU (LQVWUHX XQG *OOH DXV LQÀ]LHUWHQ %HWULHEHQ LQÀ]LHUWH /HEHQVPLWWHO LVW WKHRUHWLVFK GHQNEDU DEHU DQ$EVDW]=LIIHUDGHU*HÁJHOSHVW9HURUG- XQZDKUVFKHLQOLFK QXQJ'LHVHP|JOLFKHQ,QIHNWLRQVTXHOOHQZHUGHQVRPLWXQVFKlGOLFKJHPDFKWXQGEHVHLWLJW 'DV KLHUIU ]XVWlQGLJH %XQGHVLQVWLWXW IU 5LVLNREHZHUWXQJ VWHOOW GD]X ,QIRUPDWLRQHQ DXI VHLQHU ,QWHU- .DQQGHU9RJHOJULSSHHUUHJHUVLFKGXUFKGDV7ULQN- QHWVHLWHZZZEIUEXQGGH]XU9HUIJXQJ ZDVVHUDXVEUHLWHQ" 'DV8PZHOWEXQGHVDPWKDWGD]XEHUHLWVXPIDVVHQG6WHOOXQJEH]RJHQXQGHUNOlUWGDVVÅEHUGDVLP /HLWXQJVQHW]YHUWHLOWH7ULQNZDVVHU«LQ'HXWVFKODQG NHLQH(UNUDQNXQJGHV0HQVFKHQGXUFKGLHVRJHQDQQWH9RJHOJULSSH«KHUYRUJHUXIHQZHUGHQNDQQ« 'LH LP 5RKZDVVHU P|JOLFKHUZHLVH HQWKDOWHQHQ 9LUHQ ZHUGHQ PLW GHU $XIEHUHLWXQJ KHUDXVJHÀOWHUW RGHU GXUFK GLH 'HVLQIHNWLRQVYHUIDKUHQ LQDNWLYLHUW´ +LHU GLHJHVDPWH6WHOOXQJQDKPH KWWSZZZXPZHOWEXQGHVDPWGHVLWHVGHIDXOW ÀOHVPHGLHQSXEOLNDWLRQORQJSGI )ULHGULFK/RHIÁHU,QVWLWXW%XQGHVIRUVFKXQJVLQVWLWXWIU7LHUJHVXQGKHLW +DXSWVLW] ,QVHO5LHPV6GXIHU'*UHLIVZDOG²,QVHO5LHPVZZZÁLGH )RWRV4XHOOHQ )ULHGULFK/RHIÁHU,QVWLWXWSL[DED\ 6 | FAQ | FLI | Stand 08.12.2016 10 Landtag von Baden-Württemberg Drucksache 16 / 1029 Risikoeinschätzung zum Auftreten von HPAIV H5N8 in Deutschland Hintergrund Am Montag, den 7. November 2016, wurde erstmals über ein Entensterben unklarer Ursache am Bodensee berichtet. Einen Tag später, am 08. November, erfolgte der Nachweis von hochpathogener aviärer Influenza (HPAI) vom Subtyp H5N8 bei Wildvögeln (überwiegend Reiherenten) am Bodensee in BadenWürttemberg sowie bei verendet aufgefundenen Reiherenten am Plöner See in Schleswig-Holstein. Zeitgleich kam es zu vermehrten Totfunden von Wasservögeln und Möwen an der Ostküste Schleswig-Holsteins, rund um den Bodensee in der Schweiz, Österreich und Deutschland (Bayern und Baden-Württemberg) sowie in Mecklenburg-Vorpommern. Risikoeinschätzung | FLI | Stand 02.12.2016 11 Landtag von Baden-Württemberg Drucksache 16 / 1029 Risikoeinschätzung zum Auftreten von HPAIV H5N8 in Deutschland Obwohl nicht annähernd alle totgefundenen Wildvögel untersucht werden konnten, wurden bis zum 02.12.2016 420 Fälle 1 von HPAI H5N8 bei Wildvögeln und 16 Ausbrüche bei gehaltenen Vögeln festgestellt (Abbildung 1, Tabelle 1). Inzwischen (Stand 02.12.2016) sind 13 Bundesländer betroffen: SchleswigHolstein (Wildvögel, Geflügel), Baden-Württemberg (Wildvögel), Bayern (Wildvögel), MecklenburgVorpommern (Wildvögel, Geflügel, 3 Tierparks), Sachsen (Wildvögel), Niedersachsen (Wildvögel, 1 Putenmastbetrieb), Hessen (Wildvögel, Tierpark), Nordrhein-Westfalen (Wildvögel), Berlin (Wildvögel), SachsenAnhalt (Wildvögel, 1 kleiner Geflügelbestand im Harz), Hansestadt Hamburg (Wildvögel, Tierpark), Hansestadt Bremen (Wildvögel) und Brandenburg (Wildvogel). Insgesamt liegen weitere 14 Verdachtsfälle vor (Stand 02.12.2016; 11:45 Uhr). Nähere Angaben finden sich in Tabelle 1. In den meisten Bundesländern sind landesweite Aufstallungsgebote erlassen worden. Am häufigsten wird der Erreger in Proben von verendeten Reiherenten, Schwänen, anderen Tauchentenarten, Tauchern, Sägern, Blesshühnern und einigen Meeresenten nachgewiesen. Es mehren sich allerdings auch Fälle bei Möwen, Greifvögeln einschließlich Seeadler in Gebieten mit gehäuften WasservogelTotfunden in Mecklenburg-Vorpommern und Schleswig-Holstein. HPAIV H5N8 wird nun vermehrt auch bei Wasservögeln nachgewiesen, die an Binnengewässern in Deutschland tot aufgefunden wurden. Epidemiologische Lage in Europa Ungarn berichtete am 26.10.2016 von einem HPAIV H5N8 Nachweis bei einem verendeten Höckerschwan in Fehér-tó, Csongrad und verzeichnete am 02.11.2016 einen HPAI H5N8-Ausbruch in einem kommerziellen Putenbestand in Tótkomlós, Bekes. Bisher wurden weitere 39 Ausbrüche in Wassergeflügelhaltungen festgestellt. Polen meldete am 07.11.2016 den Nachweis von HPAIV H5N8 bei fünf tot gefundenen Wildenten und einer Möwe am Dammschen See in Goleniow, etwa 20 km Luftlinie von der Grenze zu Mecklenburg-Vorpommern. Insgesamt gaben die polnischen Behörden den Fund von über 70 toten Enten und Möwen an. In der Schweiz hat sich das Virus vom Bodensee in südwestlicher Richtung ausgebreitet. Während HPAIV H5N8 zwischen dem 09. und 12.11.2016 um den Bodensee bei toten Wasservögeln nachgewiesen wurde, wurde es ab dem 13.11.2016 am Genfer, Bieler und Neuenburger See gefunden. Bisher gibt es Meldungen von 77 Fällen bei Wildvögeln. Die Schweiz hat am 15.11. ein bundesweites Aufstallungsgebot für Geflügel erlassen. Aus Österreich wurden bisher 10 Fälle von HPAI H5N8-Infektionen überwiegend bei Reiherenten am Ostufer des Bodensees (Vorarlberg) diagnostiziert. Außerdem gab es in Österreich einen Ausbruch von Geflügelpest mit dem Subtyp H5N8 bei einer Putenhaltung mit Auslauf in Gewässernähe in Bregenz (Vorarlberg), der am 11.11.2016 festgestellt wurde. Kroatien bestätigte am 09.11.2016 den Nachweis von HPAIV H5N8 bei Wildvögeln. 1 Gegenüber der Vorversion geänderte oder hinzugefügte Textpassagen sind gelb unterlegt dargestellt. 2 | Risikoeinschätzung | FLI | Stand 02.12.2016 12 Landtag von Baden-Württemberg Drucksache 16 / 1029 Risikoeinschätzung zum Auftreten von HPAIV H5N8 in Deutschland Zwischen dem 10. und 30.11.2016 meldete Dänemark 24 Fälle von HPAIV H5N8 bei Wildvögeln. Die Fälle sind über das ganze Land verteilt. Der Ausbruch von HPAI H5N8 in einem Geflügelbetrieb im Kreis Glostrup wurde am 21.11.2016 bestätigt. In den Niederlanden wurde zwischen dem 09. und 29.11.2016 HPAIV H5N8 bei insgesamt neun Wildvögeln bestätigt. Außerdem meldeten die Niederlande den Nachweis von HPAIV H5N8 in zwei zoologischen Gärten. Am 26.11.2016 wurde auch in der Provinz Flevoland der Ausbruch von HPAI H5N8 in einem großen kommerziellen Entenbestand bestätigt. In Schweden wurde am 14.11.2016 nahe der Grenze zu Dänemark bei einer totgeborgenen Schellente HPAIV H5N8 festgestellt. Darüber hinaus wurde am 23.11.2016 ein Ausbruch in einem großen Legehennenbetrieb in Helsingborg mit 153.000 Tieren bestätigt. Finnland meldete am 25.11.2016 die erste HPAI H5N8-positive Reiherente in Aaland. Am 01.12.2016 wurde in derselben Gemeinde HPAI H5N8 bei Vögeln eines Zoos bestätigt. Im selben Zeitraum informierte auch Frankreich über den Fund von HPAI H5N8 bei gehaltenen Wildvögeln eines Zoos in Calais und kurze Zeit später bei domestizierten Enten im Süden Frankreichs. Rumänien bestätigte am 28.11.2016 HPAI H5N8 bei einem verendeten Singschwan. Außerhalb Europas wurde HPAIV H5N8 im Russisch-Mongolischen Grenzgebiet am See Ubsu-Nur in der Republik Tyva im Juni 2016 bei Graureihern, Haubentauchern, Kormoranen, Seeschwalben, Enten und Lachmöwen nachgewiesen. Russland bestätigte am 17.11.2016 den Ausbruch von Geflügelpest H5N8 in zwei Geflügelbeständen. Bereits Mitte Oktober 2016 hatte Indien ein massives HPAIV H5N8 Ausbruchsgeschehen mit hohen Mortalitäten sowohl bei Zoo- und Wildvögeln als auch bei Geflügel gemeldet. Die Ukraine bestätigte am 30.11.2016 Geflügelpest in einem Geflügelbetrieb. Auch der Iran meldete den Ausbruch von Geflügelpest mit dem Subtyp H5N8 in einem Geflügelbetrieb. In Tunesien wurde HPAI H5 bei verschiedenen Wildvogelspezies nachgewiesen. In Israel und Ägypten gab es H5N8-Funde bei verendeten Wildvögeln. Risikoeinschätzung | FLI | Stand 02.12.2016 |3 13 Landtag von Baden-Württemberg Drucksache 16 / 1029 Risikoeinschätzung zum Auftreten von HPAIV H5N8 in Deutschland Tabelle 1: Bestätigte und in TSN eingetragene Fälle von HPAIV H5N8 bei Wildvögeln sowie Ausbrüche bei Hausgeflügel in Deutschland (ohne Tierparks). Hinweis: Bei den Wildvogelzahlen handelt es sich z.T. um Erstmeldungen, d.h. um Mindestangaben. Die Zahl der betroffenen Wildvögel ist weitaus höher. Stand: 02.12.2016, 11:45 Uhr. Bundesland Anzahl Wildövgel Anzahl Zoo/Tierpark Gesamtzahl Baden-Württemberg 260 260 Bodenseekreis Konstanz Bayern 123 137 51 123 137 51 Augsburg Ebersberg Erding Freising Hof Ingolstadt,Stadt Landsberg a. Lech Landshut Lindau a. Bodensee Miesbach München,Stadt Nürnberg,Stadt Ostallgäu Rosenheim Traunstein Unterallgäu Weilheim-Schongau Berlin 1 2 1 6 1 1 1 1 7 2 1 3 1 11 10 1 1 10 1 2 1 6 1 1 1 1 7 2 1 3 1 11 10 1 1 10 Berlin,Stadt Brandenburg 10 2 10 2 Potsdam-Mittelmark Bremen 2 1 2 1 Bremerhaven,Stadt Hamburg 1 6 1 1 7 Hamburg,Stadt Hessen 6 2 1 1 7 3 Frankfurt a. Main,Stadt Hochtaunuskreis Waldeck-Frankenberg Mecklenburg-Vorpommern 1 Landkreis Rostock Ludwigslust-Parchim 4 | Risikoeinschätzung | FLI | Stand 02.12.2016 14 Anzahl Hausgeflügel-bestände 1 8 1 40 2 1 2 1 1 1 50 2 1 Landtag von Baden-Württemberg Drucksache 16 / 1029 Risikoeinschätzung zum Auftreten von HPAIV H5N8 in Deutschland Mecklenburgische Seenplatte Nordwestmecklenburg Rostock, Stadt Vorpommern-Greifswald Vorpommern-Rügen Niedersachsen Cloppenburg Hannover Peine Wilhelmshaven,Stadt Nordrhein-Westfalen 1 3 3 1 3 19 2 5 9 4 1 1 1 2 1 4 1 1 2 1 4 Dortmund,Stadt Hagen,Stadt Soest Wesel Sachsen 1 1 1 1 7 1 1 1 1 7 Leipzig Leipzig, Stadt Sächsische Schweiz-Osterzgebirge Sachsen-Anhalt 3 3 1 1 3 3 1 2 1 32 1 1 34 1 1 5 1 12 4 6 2 1 1 5 2 12 4 7 2 Harz Jerichower Land Schleswig-Holstein Dithmarschen Flensburg,Stadt Herzogtum Lauenburg Lübeck,Stadt Plön Rendsburg-Eckernförde Schleswig-Flensburg Segeberg Gesamtergebnis 1 3 20 2 9 13 5 1 1 2 1 1 12 420 4 436 Risikoeinschätzung | FLI | Stand 02.12.2016 |5 15 Landtag von Baden-Württemberg Drucksache 16 / 1029 Risikoeinschätzung zum Auftreten von HPAIV H5N8 in Deutschland Abbildung 1: Bestätigte und in TSN eingetragene Fälle (siehe Legende in der Abbildung; Stand: 02.12.2016, 11.45 Uhr) bei Wildvögeln (Dreiecke), Hausgeflügel (Kreise) und in Tierparks/Zoos. Weitere Verdachtsfälle sind in dieser Karte nicht enthalten. Die Karte oben rechts zeigt die Lage am 08.11.2016. Einschätzung der Situation Das nahezu gleichzeitige Auftreten von HPAIV H5N8 bei verendeten Wasservögeln in elf europäischen Staaten (Ungarn, Polen, Kroatien, Schweiz, Österreich, Deutschland, Dänemark, Niederlande, Schweden, Finnland, Rumänien) und die schnelle Verbreitung weisen darauf hin, dass die räumliche Ausbreitung der Infektion derzeit mit großer Dynamik erfolgt. Täglich kommen aus verschiedenen Teilen Europas weitere Funde hinzu, häufig sind auch gehaltene Vögel in zoologischen Gärten oder Tierparks betroffen. Mittlerweile haben in Deutschland die Fälle bei Wildvögeln und Ausbrüche bei Geflügel und in zoologischen Einrichtungen ein nie zuvor gekanntes Ausmaß angenommen. Während HPAIV H5N8 im Geschehen 2014/2015 nur vereinzelt bei gesund erscheinenden Wildvögeln (drei Stockenten, eine Krickente und eine Möwe) gefunden wurde, kommt es aktuell überwiegend bei Wasservögeln und Vogelarten, die sich auch von Aas ernähren, z.B. Bussarden, Seeadlern und Möwen, zu einer Häufung von Todesfällen. Unter den toten Wasservögeln finden sich Arten aus den Vogelgruppen Tauchenten, Taucher, Möwen, Schwäne, vereinzelt Gründelenten (Stockente) und Gänse. Da derzeit vor allem 6 | Risikoeinschätzung | FLI | Stand 02.12.2016 16 Landtag von Baden-Württemberg Drucksache 16 / 1029 Risikoeinschätzung zum Auftreten von HPAIV H5N8 in Deutschland tot aufgefundene Wildvögel untersucht werden, ist nicht bekannt, welche weiteren Vogelarten das Virus möglicherweise tragen, ohne zu erkranken oder zu verenden. So läuft unter wilden Wasservogelarten derzeit eine HPAI H5N8-Epidemie ab, bei der anhand der Totfunde nur die Spitze des Eisbergs erkennbar ist. Möglicherweise symptomlos infizierte Wildvögel und solche, die sich in der Inkubationszeit befinden, sind weiterhin mobile Virusträger. Viele Wasservogelarten (z.B. Gänse, einige Entenarten) bewegen sich zwischen Ackerflächen, auf denen sie sich tagsüber aufhalten, und Rastgewässern, die sie abends und nachts aufsuchen. Sie können das Virus mit dem Kot ausscheiden und die aufgesuchten Landflächen und Gewässer kontaminieren. Darüber hinaus können tote Wasservögel von Prädatoren (Säugetiere wie Fuchs und Marder, aber auch Greifvögel und Krähen) geöffnet und Körperteile oder Innereien, die hohe Viruslasten tragen, verschleppt werden, so dass mit einer beträchtlichen Umweltkontamination gerechnet werden muss. Personen, die kontaminierte Flächen betreten, und Fahrzeuge, die sie befahren, können das Virus weiterverbreiten und auch in Geflügel haltende Betriebe eintragen. In Deutschland wurde HPAIV H5N8 bisher in zwölf Geflügelhaltungen und vier Zoos/Tierparks eingetragen. Fast alle Haltungen befinden sich in Gebieten, in denen vermehrt tote Wasservögel gefunden wurden, bei denen in vielen Fällen HPAI H5N8 nachweisbar war. Ein direkter oder indirekter Eintrag über kontaminiertes Material (Schuhwerk, Fahrzeuge, Gegenstände) ist für diese Betriebe die wahrscheinlichste Infektionsquelle. Erste genetische Analysen weisen auf eine Ähnlichkeit zu H5N8-Viren hin, die bereits im Sommer dieses Jahres in Südrussland beschrieben wurden. Diese Viren zeigen klare genetische Unterschiede zu den H5N8Viren, die 2014/2015 in Europa aufgetreten sind. Es handelt sich daher um einen neuen Eintrag, der offensichtlich auf demselben Weg wie 2014 über Russland durch Wildvögel eingetragen wurde. Phylogenetische Analysen lassen vermuten, dass es zu Reassortierungsereignissen mit mindestens einem anderen aviären Influenzavirus auf dem Weg zwischen Zentralasien nach Mitteleuropa gekommen ist. Die beobachtete erhöhte Virulenz in Wasservögeln korreliert mit der veränderten Zusammensetzung der Genomsegmente des aktuellen H5N8 im Vergleich zu dem Virus, das 2014/2015 zirkulierte. Fälle von HPAIV H5N8-Infektionen beim Menschen sind bisher nicht bekannt. Verlässliche Aussagen zur Virulenz des derzeit grassierenden Erregers sind auf Grund der genetischen Variabilität noch nicht sicher möglich. Schlussfolgerungen und Empfehlungen Aufgrund der aktuellen Verbreitung von HPAIV H5N8 bei Wildvögeln in Europa und in derzeit 13 betroffenen Bundesländern Deutschlands ist von einem hohen Eintragsrisiko in Nutzgeflügelhaltungen und Vogelbestände in zoologischen Einrichtungen durch direkte und indirekte Kontakte zwischen Wildvögeln und Nutzgeflügel auszugehen, insbesondere bei Haltungen in der Nähe von Wasservogelrast- und Wildvogelsammelplätzen, einschließlich Ackerflächen, auf denen sich Wildvögel sammeln. Oberste Priorität hat der Schutz der Nutzgeflügelbestände vor einer Infektion mit HPAIV H5N8. Hierbei steht die Errichtung einer physikalischen und funktionellen Barriere zwischen den Habitaten von Wildvögeln und den Geflügelhaltungen im Vordergrund. Die Aufstallung von Geflügel und weitere BiosicherheitsRisikoeinschätzung | FLI | Stand 02.12.2016 |7 17 Landtag von Baden-Württemberg Drucksache 16 / 1029 Risikoeinschätzung zum Auftreten von HPAIV H5N8 in Deutschland maßnahmen minimieren das Risiko eines direkten und indirekten Kontakts mit infizierten Wildvögeln. Berücksichtigt werden müssen vor allem auch indirekte Eintragungswege, beispielsweise über durch Wildvögel verunreinigtes Futter, Wasser oder verunreinigte Einstreu und Gegenstände (Schuhwerk, Schubkarren, Fahrzeuge usw.). Sie sind zu unterbinden und geeignete Desinfektionsmaßnahmen vorzusehen. Die Überprüfung, Optimierung und konsequente Umsetzung der Biosicherheitsmaßnahmen ist von höchster Bedeutung. Zur Einhaltung von Grundregeln der Biosicherheit sind Geflügelhalter gesetzlich verpflichtet. Konkret werden folgende Empfehlungen ausgesprochen: x Umsetzung strenger Biosicherheitsmaßnahmen in allen Geflügel haltenden Betrieben, auch in Kleinhaltungen, zoologischen Gärten und Tierparks, einschließlich Schuh- und Kleidungswechsel, Desinfektionsmaßnahmen x Risikobasierte Einschränkung der Freilandhaltung (Aufstallung) von Geflügel (mindestens in Regionen mit hoher Wildvogeldichte, hoher Geflügeldichte, in der Nähe von Wildvogelrast- und Wildvogelsammelplätzen oder an bestehenden HPAIV H5N8 Fundorten) x Aufstallung von Zoovögeln soweit möglich, Zugangsbeschränkungen zu Vogelhäusern/Vogelschauen x Keine Kontaktmöglichkeit von Geflügel in Freilandhaltungen mit natürlichen Gewässern x Verstärkte Untersuchung von Geflügelhaltungen; bei Hühnervögeln vermehrt klinische Untersuchung, bei Gänsen und Enten PCR-Untersuchungen von kombinierten Rachen- und Kloakenproben gemäß den gesetzlichen Vorschriften x Geflügelbestände, denen Ausnahmen vom Aufstallungsgebot genehmigt wurden, sollten maximal im Abstand von 3 Wochen klinisch und virologisch untersucht werden x Vogel-Ausstellungen jeder Art sollten bis auf Weiteres unterbleiben x Meldung verendeter oder kranker Wildvögel und Säugetiere in Gebieten mit gehäuften Wildvogel- x Verstärkte Untersuchung insbesondere von verendeten oder am Wasser lebenden Wildvögeln auf aviä- Totfunden an die zuständige Veterinärbehörde re Influenzaviren (passives und aktives Wildvogelmonitoring, letzteres insbesondere über Kotproben aus der Umwelt) x Kein Kontakt von Jägern, die mit Federwild in Berührung gekommen sind, zu Geflügel; in Wildvogel-Geflügelpest-Gebieten: Jagdverbot auf Federwild x Vermeidung des direkten Kontakts von Personen und Haustieren zu toten oder kranken Wildvögeln x Überprüfung der Durchführbarkeit der in den Krisenplänen für den Seuchenfall vorgesehenen Maßnahmen und Aktualisierung der Pläne, soweit erforderlich Friedrich-Loeffler-Institut, Bundesforschungsinstitut für Tiergesundheit Hauptsitz: Insel Riems, Südufer 10, D-17493 Greifswald-Insel Riems, www.fli.de Foto/Quelle: Natalie S.; CC BY-SA 4.0 via Wikimedia Commons 8 | Risikoeinschätzung | FLI | Stand 02.12.2016 18 Landtag von Baden-Württemberg Drucksache 16 / 1029 Influenzainfektionen bei Geflügel und Wildvögeln Empfängliche Arten Alle Geflügelarten, aber auch viele Zier- und Wildvogelarten sind empfänglich für Influenzaviren der Vögel (aviäre Influenzaviren, AIV). Wildlebende Wasservögel sind die natürlichen Reservoire der AIV. Für den Menschen und auch für andere Säugetiere (z. B. Schweine, Marderartige, Katzen und Hunde) besteht ein Ansteckungsrisiko mit AIV nur bei sehr intensivem Kontakt mit infiziertem Geflügel. Die Ansteckung kann aber zu schweren und auch tödlichen Erkrankungen führen. Verbreitungsgebiet AIV sind weltweit in Wildvögeln verbreitet. In Geflügelbeständen können bestimmte Subtypen und auch bekämpfungspflichtige AI Infektionen gelegentlich nachgewiesen werden. Anzeigepflichtige AI Infektionen mit dem auch für Menschen potenziell gefährlichen, HPAIV des Subtyps H5N1 werden seit 2003 durchgehend in Geflügelhaltungen Südostasiens und in Ägypten gefunden. In Deutschland wurden vereinzelte Ausbrüche mit H5N1 HPAIV seit 2005 beobachtet und 2007 endgültig getilgt. Erreger Es existieren verschiedene Subtypen der AIV. Die Subtypen H5 und H7 können bei Infektionen in Geflügelbeständen spontan eine Variante ausbilden, die zu einer sehr hohen Sterblichkeit von infiziertem Geflügel führt (hochpathogene AIV, HPAIV). Dieses Krankheitsbild wird als klassische Geflügelpest bezeichnet. Übertragung Infizierte Vögel scheiden AIV zumeist mit dem Kot aus. Bei Legetieren können auch die Eier Virus enthalten. Direkter Kontakt der Vögel untereinander sowie das Aufpicken virushaltigen Materials oder verseuchten Trinkwassers überträgt die Infektion. Die Verbreitung zwischen Geflügelbeständen kann durch den Tierhandel oder indirekt durch verunreinigte Fahrzeuge, Personen, Geräte, Verpackungsmaterialien oder Ähnliches erfolgen. In seltenen Fällen kann die Geflügelpest auch aus zunächst nur wenig krankmachenden Viren (niedrig pathogene Varianten Steckbrief | FLI | Stand 18.11.2014 19 Landtag von Baden-Württemberg Drucksache 16 / 1029 Influenzainfektionen bei Geflügel und Wildvögeln der Subtypen H5 und H7) entstehen, die bei Wasservögeln weltweit verbreitet sind. Nach Übertragung auf Hausgeflügel können diese Viren durch Veränderung ihres Erbgutes ihre krankmachenden Eigenschaften sprunghaft steigern und als HPAIV die klassische Geflügelpest hervorrufen. Klinisches Bild Plötzlich auftretende und massenhaft rasch zum Tode führende Erkrankungen in Hühner- und Putenhaltungen sind hoch verdächtig für HPAIV. Niedrig pathogene AIV dagegen rufen häufig nur milde Symptome hervor, können aber zu einem leichten Rückgang der Legetätigkeit bzw. der täglichen Zunahmen von Mastgeflügel führen und andere Infektionen begünstigen. Auch in diesen Fällen ist ein Ausschluss einer AIV Subtyp H5/H7 Infektion dringend geboten. Enten und Gänse erkranken oftmals weniger schwer, und die Infektion kann bei milden Verläufen sogar gänzlich übersehen werden. Diagnostik Entscheidend ist der sichere Nachweis des Virus in erkrankten oder erkrankungsverdächtigen Wildvögeln und Geflügel. Für die Seuchenfeststellung ist zusätzlich die Bestimmung des Subtyps (H5 oder H7) sowie der Pathogenität (niedrig oder hoch pathogen) erforderlich. Nähere Informationen siehe Amtliche Methodensammlung Ähnliche Krankheitsbilder Newcastle Krankheit (Atypische Geflügelpest), Geflügelcholera, akute Vergiftungen und Haltungsfehler (Überhitzung, Wassermangel). Bekämpfung Infektionen des Geflügels mit Viren der Subtypen H5 und H7 sind, unabhängig vom Pathotyp, anzeigepflichtig und werden weltweit aktiv bekämpft, indem Geflügel des betroffenen Betriebes getötet und fachgerecht beseitigt wird. Der Halter wird entschädigt. Kontaktvermeidung zwischen Wildvögeln und Geflügel stellt die wichtigste Schutzmaßnahme dar, die jedoch bei Freilandhaltung schwer umzusetzen ist. In der EU sind Impfungen gegen AIV verboten. Menschen müssen einen ungeschützten Kontakt mit erkanntermaßen infizierten Tieren durch Tragen geeigneter Schutzkleidung vermeiden. AIV werden durch gängige Desinfektionsmittel sowie beim Durchgaren von Eiern bzw. Geflügelfleisch rasch abgetötet. Weitere Informationen Informationen des FLI zur Klassischen Geflügelpest Friedrich-Loeffler-Institut, Bundesforschungsinstitut für Tiergesundheit Südufer 10, D-17493 Greifswald – Insel Riems, www.fli.bund.de 2| Steckbrief | FLI | Stand 18.11.2014 20 Landtag von Baden-Württemberg Drucksache 16 / 1029 Merkblatt Schutzmaßnahmen gegen die Geflügelpest in Kleinhaltungen Stand 25.11.2016 Seit Anfang November breitet sich in Deutschland x Waschen Sie sich vor dem Betreten und nach die Geflügelpest aus. Die Krankheit ist hoch an- dem Verlassen des Auslaufs/ Stalls die Hände steckend. Deshalb ist es wichtig, alle Geflügelbe- mit Wasser und Seife. Stellen Sie eine Desinfekti- stände, auch kleine Haltungen, vor einer Infektion onswanne vor den Stalleingang und nutzen Sie sie zu schützen. Zur Einhaltung der Grundregeln der jedes Mal beim Betreten und Verlassen des Stalls Biosicherheit sind alle Geflügelhalter gesetzlich verpflichtet. zur Desinfektion der Schuhe. x Bewahren Sie Futter, Einstreu und sonstige Gegenstände, die mit Geflügel in Berührung kom- Folgende Biosicherheitsmaßnahmen werden dringend men können, für Wildvögel unzugänglich auf. empfohlen: Entsorgen Sie Futter oder Einstreu, wenn die Ge- x Schützen Sie ihr Geflügel vor Kontakt mit Wild- fahr einer Verunreinigung mit Vogelkot besteht. vögeln. Mit Vogelkot kontaminierte Gegenstände sind zu Die größte Gefahr geht von einem direkten oder indirekten Kontakt mit infizierten Wildvögeln aus. reinigen und zu desinfizieren. x Halten Sie ihr Geflügel daher so, dass Wildvögel es mit Leitungswasser (nicht mit Regenwasser keinen Zugang haben. Stallen Sie ihr Geflügel auf, insbesondere dann, wenn Sie sich in einem Risiko- oder sonstigem Oberflächenwasser). x Verfüttern Sie keine Geflügelteile und keine Ei- x Sichern Sie die Ein- und Ausgänge zu den Ställen erschalen von gekauften Eiern. gebiet befinden, d. h. in der Nähe von Rastplätzen von Zugvögeln oder wenn in der Nähe infizierte x Füttern Sie das Geflügel im Stall und tränken Sie Wildvögel gefunden worden sind. oder die sonstigen Standorte des Geflügels ge- Trennen Sie strikt zwischen Straßen- und Stall- gen unbefugten Zutritt oder unbefugtes Befah- kleidung. ren. Halten Sie betriebsfremde Personen (Kin- Betreten Sie den Auslauf/ Stall nur in betriebsei- der, Besucher, Eierkunden usw.) und Haustiere gener Schutzkleidung und mit stallspezifischem Schuhwerk. Lassen Sie die Schuhe, die Sie im Stall (z. B. Hunde, Katzen) von den Ställen fern. x Duschen Sie, bevor Sie andere Geflügelhalter be- x Reinigen und desinfizieren Sie Gerätschaften tragen, im Stall. Betreten Sie den Stall nicht mit Schuhen, die Sie draußen getragen haben; an der suchen. und Fahrzeuge nach jeder Ein- oder Ausstallung Sohle könnte Kot oder Material von infizierten Vögeln haften. Legen Sie die Schutzkleidung ab, wenn Sie den Stall verlassen. Schutzkleidung, die von Geflügel und nach jedem Geflügeltransport. x Führen Sie regelmäßig Schadnagerbekämpfung x Beachten Sie auch die Empfehlungen, wie Sie bei wiederverwendet werden soll, muss bei mindestens 60 °C gewaschen werden. Reinigen Sie das durch. Schuhwerk gründlich mit Seifenwasser und desin- Stallpflicht für Abwechslung der Tiere sorgen kön- fizieren* Sie es anschließend. nen, damit Ihnen unnötiger Stress erspart bleibt. 21 Landtag von Baden-Württemberg Drucksache 16 / 1029 Schutzmaßnahmen gegen die Geflügelpest in Kleinhaltungen Bitte beachten Sie auch folgende Hinweise: (wenn innerhalb von 24 Stunden drei oder mehr x Wer Hühner, Enten, Gänse, Fasane, Perlhühner, Tiere bei einer Bestandsgröße von bis zu 100 Tie- Rebhühner, Tauben, Truthühner, Wachteln oder ren sterben) feststellen. Die gilt auch, wenn Sie Laufvögel halten will, hat dies der zuständigen neurologische Symptome (z. B. Apathie, Kopf- Behörde anzuzeigen. drehen, Gleichgewichtsstörungen) oder einen x Informieren Sie unverzüglich den Tierarzt, wenn starken Rückgang der Legeleistung oder der Ge- Sie bei Ihren Tieren ungewöhnlich hohe Verluste wichtszunahme beobachten. Wenden Sie sich mit spezifischen Fragen, auch in Sachen Biosicherheit, an das örtliche Veterinäramt. * Alle von der Deutschen Veterinärmedizinischen Gesellschaft geprüften und gelisteten Desinfektionsmittel, die gegen Viren wirksam sind, können verwendet werden, zum Beispiel Germicidan®, Venno-Vet 1, Virkon S oder Virocid. Die Mittel sind im Landhandel erhältlich. Friedrich-Loeffler-Institut, Bundesforschungsinstitut für Tiergesundheit Hauptsitz: Insel Riems, Südufer 10, D-17493 Greifswald-Insel Riems, www.fli.de Foto/Quelle: Friedrich-Loeffler-Institut 22