Neurophysiologische Aspekte der Emotionsverarbeitung bei Jugendlichen mit Anorexia nervosa (Magersucht) und Adipositas Ziele In der vorliegenden Studie soll untersucht werden, ob sich Jugendliche mit Magersucht oder Adipositas in der neuronalen Verarbeitung emotionaler Reize von gesunden Jugendlichen unterscheiden. Dies soll anhand eines EEGs erfolgen, indem sogenannte ereigniskorrelierte Potentiale (=neuronale Reaktionen auf Reize) gemessen werden. Zudem wird die Bewertung von emotionalen Reizen erfasst und zu den Daten in Bezug gesetzt. Die Ergebnisse dieser Studie könnten das Verständnis emotionsregulatorischer Prozesse bei beiden Störungsbildern verbessern und entsprechende therapeutische Implikationen liefern. Durchführung An der Studie können sowohl Mädchen mit der Diagnose einer Magersucht oder Adipositas als auch gesunde Mädchen im Alter von 13-18 Jahren teilnehmen. Bei allen Mädchen muss Rechtshändigkeit vorliegen. Die Mädchen werden zunächst gebeten, verschiedene Fragebögen zum Essverhalten, zur Emotionsregulation sowie zum Medienkonsum auszufüllen. Diese werden vorab zugeschickt und können dann schon ausgefüllt zum EEG-Termin mitgebracht werden. Mit den Eltern der Teilnehmerinnen erfolgt entweder an diesem Termin oder telefonisch die Durchführung eines strukturierten Interviews mit Fragen zu psychischen Symptomen. Bei der EEG-Ableitung bekommen die Teilnehmerinnen eine Art „Badehaube“ auf den Kopf gezogen, an der 32 Elektroden befestigt sind. Mit Hilfe dieser Elektroden werden die Hirnströme gemessen, die die Mädchen beim Anschauen verschiedener Bilder mit emotionalem Inhalt entwickeln. Die Durchführung des EEGs ist gesundheitlich vollkommen unbedenklich und schmerzlos. Nach dem EEG erfolgt die Beurteilung einiger gesehener Bilder am PC. Der Zeitaufwand für den Untersuchungstermin beträgt ungefähr 2,5 Stunden. Eine Vergütung (30 Euro) der Studienteilnahme erfolgt. Hintergrund Die Anorexia nervosa (Magersucht) ist eine Erkrankung, die durch eine deutliche Störung der Körperwahrnehmung gekennzeichnet ist: Erkrankte nehmen sich trotz Untergewicht als zu dick wahr (=Körperschemastörung). Die Gedanken der Betroffenen kreisen stets um die Kontrolle des Körpergewichts mit dem Ziel, dies beständig zu verringern, auch wenn bereits ein riskantes Untergewicht erreicht ist. Dabei werden energie- und kalorienreiche Nahrungsmittel vermieden, aber auch Appetitzügler, Abführmittel oder Diuretika missbräuchlich eingenommen oder exzessiv Sport getrieben. Die Erkrankung beginnt bei den meisten Betroffenen im frühen Jugendalter; dabei sind Mädchen deutlich häufiger betroffen als Jungen. In der Bevölkerung tritt die Erkrankung bei ca. 0,5-1% auf, was zeigt, dass die Magersucht zwar eine eher seltene Störung ist, jedoch zeigte eine Studien, dass mehr als 20% der Kinder und Jugendlichen im Alter von 11-17 Jahren subklinische Symptome von Essstörungen aufweisen. In einigen Studien konnten deutliche Unterschiede bei der Erkennung von Emotionen zwischen Magersüchtigen und gesunden Personen gezeigt werden. Zudem scheint es einen Zusammenhang zwischen Essstörungen und Problemen in der Emotionsregulation, d. h. in der Fähigkeit, eigene Gefühlszustände zu kontrollieren und zu beeinflussen, zu geben. Bei der Adipositas (Fettleibigkeit) handelt es sich um eine Ernährungs- und Stoffwechselkrankheit mit starkem Übergewicht. Laut einer Studie sind derzeit 8,7% der Kinder und Jugendlichen zwischen 3 und 17 Jahren übergewichtig und weitere 6,3 % adipös. Zwischen 1985 und 1998 hat sich die Prävalenz der Adipositas damit verdoppelt. Die Zunahme der Adipositas im Kindes- und Jugendalter mit gesundheitlichen, psychologischen und sozialen Auswirkungen stellt große Herausforderungen an Gesundheitswesen und Gesellschaft. Auch die Adipositas im Kindesalter ist mit höheren Gesundheitsrisiken verbunden. Dies betrifft nicht nur körperliche, sondern auch psychische Erkrankungen wie ADHS, Depressionen und andere emotionale Störungen. Obwohl die Adipositas nicht den psychischen, sondern den organischen Erkrankungen zugerechnet wird, finden sich deutliche Hinweise auf psychische Einflussfaktoren, die auf die Entstehung und Aufrechterhaltung des krankhaften Übergewichts wirken. Bisher liegen sehr wenige Studien zu motivationalen und emotionalen Prozessen bei Patienten mit Adipositas vor, allerdings scheint es Hinweise auf eine erhöhte Aufmerksamkeit gegenüber Essensreizen bei den Betroffenen zu geben. Für die Altersgruppe der Jugendlichen liegen bisher keine Forschungsergebnisse zur emotionalen Verarbeitung vor. Kontakt Bei Fragen zur Studie oder bei Interesse zur Teilnahme in der Patienten- oder Kontrollgruppe können Sie sich gerne an uns wenden. Frau Dipl.-Psych. Wera A. Otto Email: [email protected] Telefon: 06841-1614 000 bzw. -007