Konzertzyklus F der Münchner Philharmoniker mit der TheaGe Philharmonie im Gasteig 1. Konzert Samstag, 28. September 2013, 19:00 Uhr, mit Einführung Igor Strawinsky: Die Nachtigal (Le Chant du Rossignol) Modest Mussorgsky: Johannisnacht auf dem Kahlen Berge Felix Mendelssohn Bartholdy: Die erste Walpurgisnacht op. 60 Philharmonischer Chor München Einstudierung: Andreas Herrmann Solisten: Charlotte Hellekant, Mezzosopran Michael Schade, Tenor; Michael Nagy, Bariton Leitung: Pablo Heras-Casado Pablo Heras-Casado (*1977) lässt die Hexen tanzen auf dem Brocken im Harz und auf dem Kahlen Berg bei Kiew. Denn der spanische Dirigenten-Shootingstar kombiniert in seinem Programm zwei heidnische Rituale: die deutsche Walpurgisnacht, wie sie Felix Mendelssohn (1809-1847) in einer groß angelegten Ballade auf Verse von Goethe in Musik gesetzt hat, und die russische Johannisnacht, die Modest Mussorgsky (1839-1881) den Zündstoff bot für ein Tongemälde von elementarer rhythmischer Wucht und fiebriger Klangphantasie. Erst Igor Strawinsky (1882-1971) sollte diese Idee einer urtümlichen und im wahrsten Sinne des Wortes radikalen russischen Musik wieder aufgreifen. Auch er ist mit einem Märchenstoff dabei: 1914 brachte er Hans Christian Andersens Die Nachtigall als Oper auf die Bühne und formte drei Jahre später die besten Passagen daraus zu einer Symphonischen Dichtung um. 2. Konzert Donnerstag, 17. Oktober 2013, 20:00 Uhr mit Einführung Benjamin Britten: War Requiem op. 66 Philharmonischer Chor München Einstudierung: Andreas Herrmann Tölzer Knabenchor Einstudierung: Ralf Ludewig Solisten: Toby Spence, Tenor; Anna Samuil, Sopran (Foto links) Hanno Müller-Brachmann, Bassbariton Leitung: Lorin Maazel Bekenntnisse eines Pazifisten. Zur Einweihung der neuen Kathedrale von Coventry im Mai 1962 schuf Benjamin Britten (1913-1976) sein bewegendes War Requiem, das er als Protest gegen Krieg und Gewalt, aber auch als Zeichen der Aussöhnung verstand. Britten, der selbst den Militärdienst verweigert hatte, verschränkte darin die Worte der lateinischen Liturgie mit Versen von Wilfred Owen: „Ich bin der Feind, den du getötet hast, mein Freund“, heißt es in einem Gedicht dieses mit nur 25 Jahren verstorbenen Autors, der 1918 auf den "Feldern der Ehre" gefallen war. Nicht zufällig konzipierte Britten die Solopartien für Sänger aus drei Kriegsnationen: für die russische Sopranistin Galina Wischnewskaja, den englischen Tenor Peter Pears und den deutschen Bariton Dietrich FischerDieskau. Lorin Maazel folgt bei dieser Aufführung mit der Auswahl der Solisten dem historischen Beispiel – und ehrt Benjamin Britten zu dessen 100. Geburtstag. 3. Konzert Freitag, 20. Dezember 2013, 20:00 Uhr mit Einführung Igor Strawinsky: Symphonies d'instruments à vent (Symphonien für Blasinstrumente) Les Noces (Die Hochzeitsfeier), Fassung von 1923 Le Roi des Étoiles (Der König der Sterne), Kantate für Männerchor und Orchester L’Oiseau de Feu (Der Feuervogel) Philharmonischer Chor München Einstudierung: Andreas Herrmann Leitung: Valery Gergiev 2011/12 sorgte Valery Gergiev (*1953) zwischen München und St. Petersburg mit einem Schostakowitsch-Zyklus für Furore, den die Philharmoniker mit dem Mariinskij-Orchester gestalteten. In dieser Saison findet der kulturelle Brückeschlag seine Fortsetzung: mit Igor Strawinsky (1882-1971). Eine Bauernhochzeit (Les Noces) feiert Gergiev zur Eröffnung der neuen Reihe: ein dionysisches Ballett für vier Klaviere, groß besetztes Schlagwerk und Männerchor. In mystische Welten führt die Kantate Le Roi des Étoiles, die zeitgleich mit Le Sacre du Printemps entstand, und auch die sanft psalmodierende Bläsersymphonie mag wie eine kultische Zeremonie erscheinen. Unvergleichlich aber sind die opulenten Klangfarben, die Strawinsky in seinem Ballett L’Oiseau de Feu bietet: Es markierte seinen Durchbruch zum internationalen Ruhm 4. Konzert Sonntag, 09. Februar 2014, 19:00 Uhr mit Einführung Giuseppe Verdi: Messa da Requiem Philharmonischer Chor München Einstudierung: Andreas Herrmann Solisten: Anja Harteros, Sopran; Daniela Barcellona, Mezzosopran; Wookyung Kim, Tenor; Georg Zeppenfeld, Bass Leitung: Lorin Maazel (Foto links) Mit der Amtskirche stand Giuseppe Verdi (1813-1901) auf Kriegsfuß. Wann immer in seinen Opern Priester auftreten, sind es ausgesprochen unsympathische Figuren, lebensfeindliche Repräsentanten eines rigiden Systems: Man denke nur an den bezeichnenderweise blinden Großinquisitor aus Don Carlo. Dass der Skeptiker Verdi dennoch eine Messe komponierte, ist seiner Bewunderung für den Schriftsteller Alessandro Manzoni zu verdanken: „Sie sind ein Heiliger, Don Alessandro“, hatte der Komponist dem Dichter einmal geschrieben und schuf später, Manzoni zum Gedenken, das grandiose Requiem. In keinem anderen Werk klingt der Jüngste Tag furchterregender als in Verdis Dies irae mit seinem Donnerkrachen und Angstgeheul, und nirgendwo wirkt ein Sanctus ausgelassener und heiterer als in dieser Totenmesse. Am Ende aber bleibt nur die Bitte: Libera me. Ein zutiefst menschliches Glaubensbekenntnis. 5. Konzert Sonntag, 16. März 2014, 11:00 Uhr Hector Berlioz: Scène d’amour aus Roméo et Juliette op. 17 Alexander Skrjabin: Klavierkonzert fis-Moll op. 20 Robert Schumann: Symphonie Nr. 1 B-Dur op. 38 Frühlingssymphonie Solistin: Anika Vavic, Klavier Leitung: Paavo Järvi Drei Komponisten, die mehr als nur Musiker sein wollten, präsentiert Paavo Järvi (*1962): Hector Berlioz (18031869) schuf nach der berühmtesten Liebesgeschichte der Welt, Shakespeares Romeo und Julia, eine Symphonie, die alle Gattungsgrenzen sprengt. Auch über Robert Schumanns (1810-1856) Erster Symphonie, in nur vier Tagen in einem einzigartigen Schaffensrausch geschrieben, steht ein literarisches Motto: „O wende, wende deinen Lauf – / Im Thale blüht der Frühling auf“, heißt es in einem Gedicht von Adolf Böttger, das die poetische Idee dieser Musik verkündet. Alexander Skrjabin (1872-1915) aber griff nach den Sternen und überhöhte seine Kunst mit einer Welterlösungsphilosophie. Die in Serbien geborene Pianistin Anika Vavic (*1975) wird sein ebenso poetisches wie virtuoses Klavierkonzert spielen. 6. Konzert Montag, 07. April 2014, 20:00 Uhr mit Einführung Anton Webern: Im Sommerwind, Idyll für großes Orchester Richard Strauss: Vier letzte Lieder für Sopran und Orchester AV 150, Ein Heldenleben op. 40 Solistin: Anja Harteros, Sopran Leitung: Lorin Maazel (Foto links) Ein unbekanntes Werk von Strauss? Wer Anton Weberns (1883-1945) spätromantische Tondichtung Im Sommerwind erstmals hört, ohne den Namen des Komponisten genannt zu bekommen, könnte leicht auf falsche Gedanken geraten. Lorin Maazel präsentiert den jungen Webern im dritten Teil des Strauss-Zyklus als einen Wahlverwandten. Ganz organisch schließen sich die Naturbilder der Vier letzten Lieder an, die mit der Sopranistin Anja Harteros eine ideale Interpretin gefunden haben. Richard Strauss, wie er selbst sich sah, begegnet uns im zweiten Teil, wenn Ein Heldenleben erklingt. Die vielen Eigenzitate aus seinen anderen Werken, die Strauss (1864-1949) in dieser Partitur zum Einsatz bringt, lassen durchaus den Rückschluss zu, um wen es sich bei diesem Helden handeln dürfte. Dass sich hinter Des Helden Gefährtin seine Frau Pauline verberge, hat der Komponist immerhin selbst freimütig eingeräumt. 7. Konzert Donnerstag, 05. Juni, 20:00 Uhr mit Einführung Antonín Dvořák: Konzertouvertüre Othello fis-Moll op. 93, Konzert für Violine und Orchester a-Moll op. 53 Johannes Brahms: Symphonie Nr. 4 e-Moll op. 98 Solist: Frank Peter Zimmermann, Violine Leitung: Daniel Harding „Der Kerl hat mehr Einfälle als wir alle“, staunte Johannes Brahms (1833-1897) über den Ideenreichtum seines acht Jahre jüngeren tschechischen Kollegen Antonin Dvořák (1841-1904). In der Tat: Hört man etwa das zauberhafte Violinkonzert, das von Liedern und Tänzen der böhmischen Volksmusik geprägt ist, kann man sich dem Reiz des melodischen Reichtums kaum entziehen. Doch auch Dvořák setzte, ganz wie sein Mentor Brahms (1833-1897), auf die Kunst der Verarbeitung: „Einen schönen Gedanken zu haben, ist nichts Besonderes“, erklärte er, „aber den Gedanken gut auszuführen und etwas Großes aus ihm zu schaffen, das ist das Schwerste, das ist – Kunst.“ Unübertroffen in dieser Kunst blieb Brahms, der aus kleinsten motivischen Keimzellen und simplen melodischen Linien ganze musikalische Weltgebäude zu errichten verstand. Man nehme nur die finale Passacaglia aus seiner Vierten Symphonie: ein Wunderwerk! 8. Konzert Mittwoch, 25. Juni 2014, 20:00 Uhr mit Einführung Philipp Maintz: Auftragswerk der Münchner Philharmoniker, Uraufführung Ludwig van Beethoven: Symphonie Nr. 6 F-Dur op. 68 Pastorale Marisol Montalvo, Sopran (Foto links) Leitung: Christoph Eschenbach „Musik ist eine Sinnkunst, die bezaubern und den Hörer fesseln möchte“, antwortete der 1977 in Aachen geborene Komponist Philipp Maintz auf die Frage nach den Grundsätzen seiner Arbeit. „Ich weiß, was mich selber begeistert – von dort aus kann ich hoffen, dass es anderen, die meine Musik hören, ebenso geht.“ Die Münchner Philharmoniker jedenfalls sind von Maintz so begeistert, dass sie ihn mit einem neuen Werk für die amerikanische Sopranistin Marisol Montalvo und das Orchester beauftragt haben: Nun gelangt die Partitur zur Uraufführung. Seit mehr als 200 Jahren verzaubert Beethovens (1770-1827) Pastorale, die Christoph Eschenbach (*1940) anschließend dirigiert, das Publikum rund um den Erdball: mit ihren „heiteren Empfindungen bei der Ankunft auf dem Lande“, mit Schäferidylle, bedrohlichem Gewitter und finalem Dankgesang. Ein musikalisches Naturgemälde.