Немецкий язык - Ярославский государственный университет им

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Министерство образования и науки Российской Федерации
Ярославский государственный университет им. П. Г. Демидова
Кафедра иностранных языков гуманитарных факультетов
Немецкий язык
для историков
Часть 2
Учебно-методическое пособие
Ярославль
ЯрГУ
2016
1
УДК 812.112.2:93/94(072)
ББК Ш143.24 я73
Н50
Рекомендовано
Редакционно-издательским советом университета
в качестве учебного издания. План 2016 года.
Рецензент
кафедра иностранных языков гуманитарных факультетов
Ярославского государственного университета им. П. Г. Демидова
Составители:
И. Н. Мирославская, Л. А. Куликова
Немецкий язык для историков. Ч. 2 : учебноН50 методическое пособие / сост.: И. Н. Мирославская, Л. А. Куликова; Яросл. гос. ун-т им. П. Г. Демидова. – Ярославль: ЯРГУ,
2016. – 72 с.
В основе пособия лежат методически обработанные
тексты по истории Германии XVI–XIX веков, в которых
использована терминология научно-исторического стиля.
Основные виды работы с текстом, которые предполагает
пособие, – чтение, перевод с помощью словаря, ответы
на вопросы по тексту. В зависимости от уровня языковых знаний
студента возможно и целесообразно усложнение заданий за счет
письменного перевода, пересказа текста и составления вопросов
к нему, беседы на данную тему. В пособии дается словник, где
представлены наиболее значимые слова и выражения.
Предназначено для студентов, обучающихся по дисциплине
«Иностранный язык (немецкий)».
УДК 812.112.2:93/94(072)
ББК Ш143.24 я73
© ЯрГУ, 2016
2
Оглавление
Redemittel: referieren...........................................................................................4
Redemittel Präsentation.......................................................................................6
Deutsche Geschichte 1517–1815....................................................................9
Deutschland im Spiegel der Geschichte (bis 1806).................................10
Martin Luther........................................................................................................13
Reformation und Gegenreformation – 1517–1648..................................16
Wie kam es zu den Hexenprozessen?...........................................................18
Der Dreißigjährige Krieg..................................................................................25
Aufstieg Österreichs und Preußens – 1648–1786....................................29
Friedrich II ............................................................................................................33
Ende des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation....................37
Der Wiener Kongress.........................................................................................40
Der deutsche Bund (1815–1866)....................................................................43
1844: Der Weberaufstand in Schlesien........................................................45
Deutschland ist Schwarz-Rot-Gold...............................................................50
Märchenkönig und tragische Figur................................................................53
Wie kam es genau zur Reichsgründung?....................................................59
Das deutsche Kaiserreich (1871–1918).......................................................63
Wilhelm II.: Letzter Kaiser auf dem deutschen Thron...........................65
Der erste Weltkrieg.............................................................................................69
3
Redemittel: referieren
1. Thema angeben
Das Thema (des Artikels) ist...
Der Artikel heißt ... /
Der Artikel hat den Titel ...
Der Artikel hat das Thema …
Das Hauptthema des Textes ist… – Главная тема текста…
In diesem Text handelt es sich um (Akk.)… – В данном тексте
речь идет о…
Im Text wird…beschrieben (erörtert). – В тексте описывается
(освещается)…
Es geht in dem Artikel um (das Thema / die Frage ...)
2. Quelle angeben
Der Autor des Artikels ist ...
Der Artikel stammt aus der XY-Zeitung
Es handelt sich um einen Artikel aus der XY-Zeitung
3. Gliederung angeben
Der Artikel behandelt die folgenden 3 Punkte / Fragen. Erstens ...,
zweitens, ... drittens
Zuerst geht es um ..., dann wird ... behandelt, anschließend ...,
zum Schluss...
Der Artikel hat 3 Teile: im ersten Teil geht es um ...
Der zweite Teil beschäftigt sich mit …
Der letzte Teil beschäftigt sich mit ...
Im Text sind folgende Fragen erörtert … – В тексте освещены
следующие вопросы…
Der Hautteil des Textes ist dem Problem… gewidmet. – Главная
часть текста посвящена проблеме…
Es wird kurz auch über (Akk.)…gesagt. – Кратко говорится
также о …
4. Referieren / Sache auf den Text beziehen
im Text steht, ...
im Text heißt es, ...
4
Es wird ausführlich/kurz beschrieben… – Подробно/кратко
описывается…
Dieser Text macht den Leser mit…bekannt. – �����������������
Этот�������������
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текст�������
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знакомит читателя с…
Nach der Meinung des Autors… – По мнению автора…
Der Autor äußert die Meinung, dass … – �������������������
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выражает�����
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мнение, что…
5. Beispiele geben
Dieses Beispiel zeigt, dass ...
An diesem Beispiel wird deutlich, dass ...
6. Einschätzung der Informationen
Besondere Aufmerksamkeit wird (Dat.)… geschenkt. – Особое
внимание уделяется…
Meiner Meinung nach…. – По-моему (мнению)…
Ich glaube (meine), dass… – Я думаю (считаю, полагаю)…
Ich würde sagen, dass… – Я бы сказал, что…
Der Hauptgedanke des Textes besteht darin, dass… – Главная
мысль текста заключается в том, что…
Anhand des Textes kann man behaupten, dass… – На основании
текста можно утверждать, что…
7. Textbildende Strukturen
in erster Linie, vor allem – в первую очередь, прежде всего
dann/danach – затем/потом
nachfolgend/weiter – затем, далее
am Anfang/am Ende – в начале/в конце
zum Schluss/Abschluss – в заключение
erstens…, zweitens…, drittens… – во-первых…, во-вторых…,
в-третьих…
einerseits…, andererseits – с одной стороны…., с другой стороны
unter anderem (u.a.) – в частности, между прочим
im Allgemeinen – вообще; в общем, в целом, в общих чертах
in der Regel – как правило
im Vergleich mit (Dat.) – по сравнению с
im Unterschied zu (Dat.) – в отличие от
im Gegensatz zu (Dat.) – в противоположность
5
8. Zusammenfassung einleiten
Es werden folgende Schlussfolgerung gemacht: … – Делаются
следующие выводы: …
Zusammenfassend kann man sagen, dass… – Резюмируя������
���������������
, мож����
но сказать, что...
Es geht kurz gesagt / vor allem / hauptsächlich um ...
Ich will nur 2 Punkte nennen / aufführen
Abschließend möchte ich ...
Zum Schluss möchte ich ...
Redemittel Präsentation
1. Beginn und Überblick
Guten Tag, mein Name ist Anja Huber. Ich freue mich, Ihnen
heute … vorstellen zu dürfen.
Zunächst darf ich Ihnen einen kurzen Überblick über … geben.
Der Vortrag/Die Vorlesung soll einen Überblick geben über …
Zu Beginn unserer (PowerPoint)Präsentation möchte ich Ihnen
… zeigen.
Entschuldigen Sie bitte meinen Akzent/meine eingeschränkten
Sprachkenntnisse!
2. Thema und Gliederung
Ich möchte heute über das Thema […] sprechen.
Ich möchte Ihnen heute meine wissenschaftliche Arbeit vorstellen.
Meine Präsentation/Mein Vortrag/Mein Referat besteht aus
folgenden Teilen:
• Erstens/Als Erstes/Zuerst werde ich Ihnen etwas über …
erzählen.
• Zweitens/Im zweiten Teil spreche ich über …
• Im Anschluss daran werde ich Sie über … informieren und
• zum Schluss/zuletzt komme ich noch auf … zu sprechen.
Am Anfang werde ich über […] sprechen, dann über […] und/
sowie […]; zum Schluss gebe ich noch einige Informationen zu […].
6
3. Themen einleiten, wechseln und abschließen
Als erstes möchte ich über […] sprechen.
Ich komme jetzt zu […]
Als Nächstes will ich die Frage/das Problem … besprechen/
behandeln.
Nun einige Worte, Informationen/Fakten zu …
Ich komme jetzt zu den aktuellen Zahlen/Statistiken …
Bisher haben wir über … gesprochen, jetzt kommen wir zu …
4. eine PowerPoint Präsentation durchführen
In der folgenden Präsentation sehen Sie …
Auf der ersten Folie/Auf dem ersten Bild sehen Sie …
Die Grafik zeigt die Entwicklung von … bis …
Diese/s Tabelle / Schema zeigt / beschreibt …
Links / rechts / oben / unten / in der Mitte / am Rand sieht man …
Ich möchte/darf Ihnen hier ein Beispiel geben: …
5. Zahlen und Fakten nennen
Die Tabelle/Die Statistik zeigt …
Aus dieser Aufstellung/Statistik/Grafik geht hervor, dass …
Die Daten berücksichtigen den Zeitraum von 2000 bis heute.
Die Quelle der Statistik ist …
6. Bezug nehmen / Exkurse
Wie ich eben schon sagte, …
Wie ich am Anfang erwähnt habe, ...
Wie Sie sicher wissen / gehört haben …
Wie wir später noch sehen / hören werden …
Bevor ich über […] spreche, vielleicht noch einige Bemerkungen
über/zu […]
Kommen wir zum Thema zurück!
7. Fragen, Zwischenfragen
Wenn Sie Fragen haben, bin ich gern bereit, diese im Anschluss
zu beantworten.
Falls Sie zwischendurch Fragen haben, unterbrechen Sie mich
einfach.
Was möchten Sie gern noch wissen? Bitte fragen Sie.
7
Wenn Sie keine Fragen mehr haben, dann bedanke ich mich noch
einmal für Ihr Interesse.
Vielen Dank, das ist eine gute/interessante/sehr spezielle Frage.
Das ist eine gute Frage.
Diese Frage wird oft gestellt.
Könnten Sie die Frage noch einmal wiederholen?
Ich bin nicht sicher, ob ich Ihre Frage richtig verstanden habe.
Vielleicht können wir uns später darüber unterhalten.
Diese Frage kann ich leider nicht beantworten.
8. ein Thema/Referat abschließen
Zum Schluss möchte ich das Wichtigste zusammenfassen.
Lassen Sie mich zum Schluss noch sagen: …
Abschließend kann man/möchte ich sagen, dass …
Ich hoffe, dass Sie einen Eindruck von [unserer Technik]
bekommen haben.
Ich möchte hier schließen.
Ich danke Ihnen für Ihre Aufmerksamkeit! Sie waren ein sehr
angenehmes/interessiertes Publikum!
Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit / Ihr Interesse.
8
Deutsche Geschichte 1517–1815
Aufgabe 1. Lesen Sie den Text. Welche historischen Ereignisse
nennt der Autor? Spielten diese Ereignisse eine positive oder eine
negative Rolle für Deutschland? Warum?
maßgeblich
(die) Übersee
spalten
die Zersplitterung
anfällig
das Kennzeichen
das Lehnswesens
verwickelt
gewähren, te,t
die Willkür
der Untertanengeist
angestammt
– решающий, крайне важный
– заокеанские [трансатлантические] страны
– раскалывать; рассекать; делить
– раздроблённость
– восприимчивый, подверженный;
– примета, отличительный знак
– феодализм, феодальные отношения
– сложный, запутанный
– предоставлять, давать
– произвол
– дух верноподданничества,
верноподданнические чувства
– наследственный, родовой
Für die Abgrenzung der Neuzeit zum Mittelalter sind besonders
die Entdeckung Amerikas (1492) und die Reformation (1517)
maßgeblich geworden. Beide Ereignisse haben auch für die deutsche
Geschichte eine grundlegende Bedeutung. Die Entdeckungen in Übersee
und der ihnen folgende Überseehandel machten Deutschland zu einem
Hinterland und ließen es im Vergleich zu Westeuropa wirtschaftlich
rückständig werden. Die Reformation spaltete die deutschen Länder in
katholische und protestantische und befestigte damit die Zersplitterung
des Reiches vollends. Wirtschaftliche und politische Schwäche machten
Deutschland anfällig für ausländische Beeinflussung.
Ein Kennzeichen dieser Epoche ist der fürstliche Absolutismus.
Er setzte an die Stelle des mittelalterlichen Lehnswesens, dessen
verwickelte Ordnung viele Freiheiten gewährt hatte, den einheitlichen
Beamtenstaat. »Fürstenwillkür« züchtete einen »Untertanengeist«, der
oft seltsam mit »Liebe und Treue zum angestammten Herrscherhaus«
verbunden war.
9
Deutschland im Spiegel der Geschichte (bis 1806)
Aufgabe 1. Lesen Sie den Text. Bestimmen Sie das Thema jedes
Absatzes.
die Überreste
der Schädel
der Nomade, -n,-n
– останки
– череп
– кочевник
1. Vor etwa 500 000 Jahren lebten die ersten Menschen in dem
Gebiet, in dem heute Deutschland liegt. In der Nähe von Heidelberg
wurden die Überreste eines menschlichen Schädels gefunden, der dem
Homo heidelberqensis (homo = lat. Mensch) gehörte. Zu dieser Zeit
gab es natürlich noch keine Länder oder Grenzen. Die Menschen der
Vorzeit gehörten Stämmen an, die als Nomaden herumzogen.
Thema _____________________________________________
sich ausdehnen
der Schutz
– расстилаться, распространяться
– защита
2. Vor über 2000 Jahren hatten sich in Europa schon Staaten
entwickelt. Der mächtigste Staat Europas, der bis Afrika und Asien
reichte, war das Römische Reich. Im Norden dehnte es sich bis zu
einem Gebiet aus, das die Römer ,,Germanien“ nannten. Einen Teil
Germaniens hatten die Römer erobert. Zum Schutz ihrer Gebiete
vor den germanischen Stämmen, die im ,,freien Germanien“ lebten,
bauten sie den Limes, einen langen Grenzwall, von dem heute noch
Reste zu sehen sind. Viele deutsche Städte wurden damals von den
Römern gegründet, wie zum Beispiel Trier (Augusta Treverorum),
Köln (Colonia) und Augsburg (Augusta Vindelicorum).
Thema _____________________________________________
kreuz und quer
sich niederlassen
– во все стороны, во всех
направлениях, вдоль и поперёк
– селиться, обосноваться
10
3. Um 400 nach Christus begann in Europa die Völkerwanderung.
Germanische, keltische, slawische und asiatische Stämme wanderten
kreuz und quer durch Europa. Die Ostgoten eroberten Rom,
die Westgoten ließen sich in Spanien nieder und die Hunnen drangen
bis Mitteleuropa vor. Viele Menschen verschiedener Völker siedelten
sich im Gebiet des heutigen Deutschlands an.
Thema ____________________________________________
aufkommen
das Reichsgebiet
der Bart
– возникать, появляться
– территория (Германской) империи,
территория Германии
– борода, усы
4. Von 768-814 lebte Karl der Große, der König des Frankenreiches, der ab 800 auch römischer Kaiser war. Nach seinem Tod wurde das Frankenreich geteilt. Aus den beiden Teilen entstanden später
Frankreich und Deutschland. Die Bezeichnung „Reich der Deutschen“
oder „Deutsches Reich“ kam im 10. Jahrhundert auf.
Das Deutsche Reich wurde von Königen oder Kaisern regiert,
die von den Fürsten der Reichsgebiete gewählt wurden. Berühmte
mittelalterliche Kaiser waren zum Beispiel Otto I. (936–973), der sich
wie Karl der Große im Aachener Dom krönen ließ, oder Friedrich I.
(l152–1190), den man wegen seines roten Bartes auch Barbarossa
(Rotbart) nannte.
Thema _____________________________________________
nageln
die Aufspaltung
– прибивать [приколачивать]
(гвоздями)
– расщепление, раскол,
5. 1517 nagelte Martin Luther seine berühmten 95 Thesen
an die Tür der Wittenberger Schlosskirche. Darin forderte
er die Reformation, das heißt die Erneuerung und Verbesserung
der Kirche. Die Reformation führte zur Aufspaltung in eine
katholische und evangelische Kirche.
11
Thema _____________________________________________
grausam
verwüsten
– жестокий
– опустошать, разорять
6. Von 1618–1648 herrschte in Deutschland ein grausamer
Krieg, den man den Dreißigjährigen Krieg nennt. Als er zu Ende war,
waren Tausende von Menschen getötet worden, und das ganze Land
war verbrannt und verwüstet.
Thema _____________________________________________
7. Friedrich der Große herrschte von 1740–1786 im deutschen
Königreich Preußen. Er führte viele Kriege, vor allem gegen Kaiserin
Maria Theresia von Österreich, obwohl beide Staaten zum Deutschen
Reich gehörten. Deutscher Kaiser war damals Maria Theresias Mann,
Franz I.
Thema _____________________________________________
zwingen (zwang, gezwungen)
der Deutsche Bund
– заставлять, вынуждать
– Германский союз
8. Von 1801–1814 dauerten die Eroberungskriege Napoleons,
die durch ganz Europa bis nach Russland gingen. Er zwang 1806
den Deutschen Kaiser Franz II., die Krone niederzulegen. Damit
war das Deutsche Reich zu Ende. Am Schluss wurde Napoleon besiegt
und im Wiener Kongress wurde Europa neu geordnet. Das ehemalige
Deutsche Reich zerfiel in fast 2000 selbstständige Einzelstaaten,
die den Deutschen Bund bildeten.
Thema _____________________________________________
Aufgabe 2. Nennen Sie die wichtigsten Ereignisse der deutschen
Geschichte, die im Text erwähnt werden.
Aufgabe 3. Ergänzen Sie folgende Sätze.
Der Text heiβt…..
Es geht im Text um (Akk) …
12
Im ersten Absatz geht es um …
Im zweiten Absatz handelt es sich um …
Das Thema des dritten Absatzes ist …
Im vierten Absatz berichtet der Autor über …
Im fünften Absatz wird über … erzählt.
Aus dem sechsten Absatz erfahren wir über …
Im siebenten Absatz geht es um …
Der achte Absatz ist dem Thema … gewidmet.
Martin Luther
das Gelübde
zum Priester weihen
– обет
– посвятить в сан священника
Martin Luther wurde am 10. November 1483 in Eisleben geboren
und starb dort am 18. Februar 1546.
10 Jahre studierte er in Erfurt Philosophie und Jura. Im Alter von
22 Jahren bat er um Aufnahme in ein Augustinerkloster.
Nach seinem Gelübde 1506 bestimmte der Orden ihn zum Theologiestudium. 1507 wurde Luther im Dom zum Priester geweiht.
Bis 1511 lebte und predigte Luther noch in Erfurt, studierte
die Kirchenväter und lernte die Sprachen lateinisch, griechisch
und hebräisch. 1512 wurde er Doktor der Theologie und Professor
an der neu gegründeten Wittenberger Universität.
Die Übersetzung der Bibel – Anfänge der Reformation
das Jüngste Gericht
die Hölle
das Fegefeuer
der Ablassbrief
die Sünde
vergeben
das Erkenntnis
– страшный суд
– ад, преисподняя
– чистилище
– индульгенция
– грех
– прощать
– познание
13
In der Zeit vor 500 Jahren hatten die Menschen Angst, dass sie
wegen ihrer Sünden am Tag des Jüngsten Gerichts in die Hölle
kommen, aus der es kein Zurück gibt. Vor der Hölle sollte es das
Fegefeuer geben. Aus diesem konnte, so glaubten die Menschen,
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Seele nach dem Tod gereinigt zurückkommen und in den Himmel gelangen.
Da zogen Mönche durch das Land. Sie rieten den Menschen
dazu, sich „Ablassbriefe“ zu kaufen. Diese seien vom Papst und
sollten beim Kauf bewirken, dass die Seele wieder aus dem Fegefeuer springt. Viele Menschen glaubten dies und kauften die Briefe.
Von dem Geld sollte der Neubau der Peterskirche in Rom bezahlt
werden.
Im Kloster Wittenberg quälte Martin Luther sich mit seinen
Sünden. Er hatte auch Angst. Er suchte Hilfe in der Bibel und fand
eine Stelle, in der geschrieben stand, dass Gott nicht strafen, sondern
vergeben will und dass einzig der Glaube daran wichtig ist.
Als er zur entscheidenden Erkenntnis gelangte, bemerkte er, dass
in der Welt und der Kirche viele Fehler entstanden waren. Er begriff,
dass man sich Gottes Gnade nicht erkaufen kann.
Aus seiner neuen Sichtweise heraus entstand sein Entschluss,
die Bibel aus dem Griechischen und Hebräischen ins Deutsche zu
übersetzen. Martin Luther wollte, dass alle Menschen in Deutschland die schöne Wahrheit des Evangeliums selbst lesen konnten.
Er übersetzte die Bibel auf der Wartburg. Dank der Erfindung
des Buchdruckes durch Gutenberg wurde diese Bibel rasch verbreitet. Nun konnten viel mehr Menschen sie lesen.
Die 95 Thesen
sich wehren
der Missstand
sich zuwenden
sich abwenden
die Gnade
– обороняться, оказывать сопротивление
– недостаток, непорядки
– переходить, обращаться
– отворачиваться
– милость
Martin Luther wehrte sich auch gegen die Missstände
in der Kirche und löste damit heftige Reaktionen aus. Er schrieb
14
95 Sätze („Thesen“) gegen den Handel mit den Ablassbriefen auf.
Schnell verbreiteten sich diese Sätze in ganz Deutschland und viele
Menschen redeten darüber. Und von da an begannen viele Menschen
zu glauben wie Martin Luther. Sie wandten sich dem Evangelium zu
und vom Papst ab. Sie glaubten an die Gnade Gottes.
Seitdem gibt es den evangelischen Glauben und später auch
die evangelische Kirche. Martin Luther hat die alte Kirche erneuert
und verändert. Dies nennt man Reformation – und Martin Luther
einen Reformator.
Aufgabe 1. Beantworten Sie die Fragen zum Text.
1. Wann lebte Martin Luther? 2. Wo studierte er? 3. Welche
Sprachen lernte Luther? 4. Wo arbeitete er? 5. Wogegen protestierte
Martin Luther? 6. Warum übersetzte er die Bibel ins Deutsche?
7. Aus welchen Sprachen übersetzte Martin Luther die Bibel?
8. Was schrieb er in seinen 95 Thesen? 9. Wie hieß die reformierte
Kirche? 10. Was ist Reformation?
Aufgabe 2. Erzählen Sie über Martin Luther.
Aufgabe 3. Ergänzen Sie folgende Sätze.
Der Artikel hat 3 Teile:
Im ersten Teil geht es um…..
Der zweite Teil beschäftigt sich mit….
Der letzte Teil beschäftigt sich mit….
15
Reformation und Gegenreformation – 1517–1648
Aufgabe 1. Lesen Sie den Text und bestimmen Sie das Thema
jedes Absatzes.
die Reichsstände (pl)
die Reichsstadt
das Bekenntnis
die Augsburger Konfession
die Übermacht
der Reichstag zu Augsburg
das Konzil
der Vorkämpfer
der Landstrich
verwüsten
entvölkern
das Eingreifen
ausländischem Einfluss
unterliegen
nachahmen
prunkvoll
die Verhältnisse (pl.)
vergönnen
– имперские сословия
(представительный орган)
– имперский город (не входящий
в состав какой-л. земли)
– (веро-) исповедание, вера,
вероучение
– Аугсбургское исповедание
– превосходство (в силах), перевес
– Аугсбургский рейхстаг
– (церковный) собор
(католической церкви)
– передовой борец, поборник
– местность
– опустошать, разорять
– опустошать, уничтожать
[истреблять] население (страны)
– вмешательство
– быть подверженным
иностранному влиянию
– подражать
– роскошный, великолепный
– условия, обстоятельства
– позволять, разрешать
Luthers Kritik an der damaligen Kirche wurde zur Glaubensreform. Sie fand rasch in ganz Deutschland Anhänger und wurde
von zahlreichen Reichsständen (Fürsten und Reichsstädten)
übernommen. Sie legten 1530 ihr neues Bekenntnis in der Augsburger
Konfession fest.
16
Thema_______________________________________________
Obwohl Kaiser Karl V. (1519–1556) ein Reich besaß, in dem
„die Sonne nicht unterging“, gelang es ihm nicht, die neue Bewegung
zu unterdrücken. Er war zu sehr mit den Kriegen gegen Frankreich oder
die Türken beschäftigt, und schließlich wurde auch der Widerstand
deutscher Fürsten gegen seine Übermacht zu groß. Auf dem Reichstag
zu Augsburg (1555) wurde schließlich das Augsburger Bekenntnis
als gleichberechtigt mit dem katholischen anerkannt.
Thema_______________________________________________
Auf dem Konzil zu Trient (1545–1563) setzte die katholische
Kirche dem Protestantismus ihre Glaubenslehre entgegen und
festigte ihre Organisation. Im Jesuitenorden gewann das Papsttum
seit 1540 einen geschickten und unermüdlichen Vorkämpfer.
Die Gegenreformation hielt nun den Protestantismus auf oder drängte
ihn gar zurück. Als sich 1618 in Böhmen die protestantischen Stände
gegen den späteren Kaiser Ferdinand II. erhoben und ein Jahr darauf
den Protestanten Friedrich V. von der Pfalz zum König wählten,
führten die religiösen und politischen Gegensätze zum Krieg.
Thema______________________________________________
In diesem Dreißigjährigen Krieg (1618–1648), der weite Landstriche verwüstete und entvölkerte, verlor Deutschland durch
das Eingreifen Schwedens und Frankreichs bedeutende Gebiete
im Norden und Westen.
Thema_______________________________________________
Der Westfälische Friede (1648) entschied nun endgültig über
die Verteilung der Konfessionen in Deutschland: Katholizismus
im Süden, Protestantismus im Norden, im Westen eine Mischung.
Thema_______________________________________________
Kaiser und Reich mussten fast alle Souveränität an die Reichsstände abtreten. Die meisten von ihnen besaßen ihrer geringen Größe
17
wegen überhaupt kein Gewicht, aber auch die größeren unterlagen
ausländischem Einfluss. Französische Politik, Kultur, ja Sprache
herrschten an den Höfen; die Fürsten ahmten den „Sonnenkönig“
Ludwig XIV. nach, sowohl in der absolutistischen Regierungsform wie
im Bau prunkvoller Barockschlösser. Dem Volk sowie dem deutschen
Geistesleben waren nur enge, bescheidene Verhältnisse vergönnt.
Aufgabe 2. Formulieren Sie den Hauptgedanken jedes Absatzes
mit einem Satz.
Wie kam es zu den Hexenprozessen?
Aufgabe 1. Was ist eine Hexe? Wie sieht eine Hexe aus?
Schreiben Sie Ihre Assoziationen.
die Hexe
Aufgabe 2. Lesen Sie den Text. Beantworten Sie jede Frage,
die als Titel jedes Absatzes steht, mit einem Satz.
Aufgabe 3. Der Autor berichtet zu jedem Punkt viele Einzelheiten
(Details). Finden Sie in jedem Absatz diese Details. Welche davon
sind wichtig; welche sind weniger wichtig?
nachsagen
Blocksberg
die Seuche
angeblich
der Scheiterhaufen
– говорить (дурное), обвинять
– 1) Брокен (гора в Гарце); 2) Блоксберг (название многих гор в Германии,
где, по народным поверьям, ночью
собираются ведьмы на шабаш)
– 1) заразная болезнь; 2) эпидемия
– мнимый, так называемый
– костёр (для сожжения)
18
Man sagte ihnen nach, sie tanzten vom 30. April auf den 1. Mai,
in der Walpurgisnacht um den Blocksberg und brächten Seuchen
und Unglück über das Land: Tausende angeblicher Hexen starben
im 15. bis 18. Jahrhundert auf dem Scheiterhaufen. Aber wieso
entstand der ganze Aberglaube überhaupt? Und wie wollte man
herausfinden wer eine Hexe war?
Warum wurden überhaupt „Hexen“ verfolgt?
Kurze Antwort ______________________________________
Details _____________________________________________
der Wahn
der Sündenbock
die Missstände (pl.)
vermeintlich
unter Bedrängnis
kommen
aufgeben
aufkommen
– бред, мания
– козёл отпущения
– неполадки; непорядки
– (ошибочно) предполагаемый,
мнимый
– попасть в бедственное положение
– отказываться, отрекаться
– возникать, появляться
Vom 15. bis 18. Jahrhundert wurden viele Tausend vermeintliche
Hexen und Hexer auf dem Scheiterhaufen verbrannt. Die Gründe
für diesen Hexenwahn sind vielfältig. Zumeist suchte man Sündenböcke
für Missstände, Hungersnöte und Seuchen. Der Glaube an Magie war
zu dieser Zeit noch sehr verbreitet, und so war es nicht verwunderlich,
dass man vermeintliche Hexen dafür verantwortlich machte.
Doch auch die Kirche spielte eine Rolle: Zunächst war sie gegen
den Hexenglauben und versuchten ihn sogar zu bekämpfen. Als sie
dann aber unter Bedrängnis kam, gaben sie dieses Prinzip auf.
Erst ab 1409 kam die Vorstellung auf, dass Hexen einen Bund mit
dem Teufel eingegangen seien und mit ihrer Zauberkraft Volk und
Kirche schaden würden. Die Kirche begann nun Hexen und Hexer
systematisch zu verfolgen.
19
Wer wurde verfolgt?
Kurze Antwort ______________________________________
Details _____________________________________________
beschuldigen
verdächtig
der Fluch
die Drohung
gefährdet sein
die Befähigung
die Heilpflanze
sich entledigen
der Außenseiter
– обвинять
– подозрительный, внушающий
опасения, настораживающий
– проклятие
– угроза
– быть [находиться] в опасности, быть
поставленным под угрозу
– способность, дарование
– лекарственное растение
– избавляться
– замкнутый [необщительный] человек
Beschuldigt werden konnte jeder: Frauen wie Männer, Alte
wie Junge, Schöne wie Hässliche. Aussehen war kein wichtiges
Kriterium. Zwar galten rote Haare, grüne Augen, Sommersprossen
und blasse Haut als bedenklich, viel verdächtiger machten einen aber
Flüche, Drohungen und ähnliches.
Oftmals gefährdet waren auch Frauen, deren Wissen
und Befähigung über das Normalmaß hinaus reichte: Viele der Frauen,
die als Hexen verbrannt wurden, konnten lesen und schreiben und
hatten oft auch Kenntnisse über Heilpflanzen.
Auch eine weit persönlichere Möglichkeit kam nicht selten
vor: Man beschuldigte eine unliebsame Person zu Unrecht um sich
ihrer zu entledigen.
Wer sowieso schon immer als Außenseiter galt, und dann noch
kurz vor einem Unwetter auf dem Feld war und vielleicht ein paar
seltsame Bewegungen machte, dem konnte eine Anzeige als Hexe
oder Hexer nahezu sicher sein.
20
Was sind die Hexenproben?
Kurze Antwort _____________________________________
Details ____________________________________________
mutmaßlich
fassen
die Hexenprobe
untertauchen
angeklagt
verhexen
– предполагаемый, подозреваемый
– хватать, схватить
– испытание ведьмы
– погружаться, окунаться
– обвиняемый
– околдовать, заколдовать
Wurde eine mutmaßliche Hexe gefasst, so versuchte man sie
darauf zu prüfen ob sie wirklich schuldig wäre. Dazu benutzte
man allerdings nicht, wie heutzutage üblich, ein Gericht, sondern
die so genannten „Hexenproben“.
Eine davon ist die Wasserprobe: Dabei hängte man der Verdächtigen
ein schweres Gewicht an die Füße und ließ sie ins tiefe Wasser gleiten.
Schwamm sie an der Oberfläche, so sah man dies als Beweis dafür,
dass sie eine Hexe war. Denn, so nahm man an, sie wurde ja vom
Teufel gerettet. Tauchte sie jedoch unter, galt sie als unschuldig. Meist
ertranken die Verdächtigen bei der Probe jedoch.
Bei einer weiteren Probe wurde die „Hexe“ auf eine Waage
gestellt. Man ging davon aus, dass eine Hexe wesentlich leichter sei
als ein normaler Mensch, um auf ihrem Besen fliegen zu können.
Die  angeklagte Person durfte nicht über 5 Kilo weniger wiegen
als ein bestimmtes Gewicht. War sie leichter, musste sie eine Hexe
sein. Man ging aber auch davon aus, dass, wenn sie nicht leichter war,
sie die Waage verhext haben müsste.
21
Wie wurden die Hexen verhört und hingerichtet?
Kurze Antwort ______________________________________
Details _____________________________________________
hinrichten
das Geständnis
der Tatverdächtige
die Folter
gezwungener Maßen
– казнить
– признание (обвиняемого,
подсудимого)
– подозреваемый, подозреваемый
в совершении преступления
– пытка
– поневоле
Wenn man eine mutmaßliche Hexe gefangen hatte, so brauchte
man zunächst einmal ihr Geständnis. Daran konnte übrigens auch
eine Hexenprobe nichts ändern. Ein Recht auf einen normalen
Prozess, wie ihn heute jeder Tatverdächtige bekommt, hatte eine
Hexe hingegen nicht. Normalerweise „gestand“ sie erst während der
Folter gezwungener Maßen. Darauf folgte dann ein öffentlicher und
qualvoller Tod, meistens auf dem Scheiterhaufen.
Was ist der „Hexenhammer“?
Kurze Antwort ______________________________________
Details _____________________________________________
der Hexenhammer
die Auffassung
die Anleitung
die Auflage
das Grundregelwerk
– молот ведьм
– точка зрения, взгляд
– руководство, инструкция
– издание (книги)
– основной свод правил
Der Hexenhammer ist ein Buch, das die bestehenden Auffassungen
und Vorurteile gegenüber Hexen präsentierte und eine Art Anleitung
zu deren Verfolgung liefern wollte – und damit wohl die Ausmaße des
Hexenwahns um einiges vergrößerte.
Der traurige Erfolg des Buches ist nicht zu übersehen: Das Buch
erreichte 29 Auflagen und wurde zum Grundregelwerk der Hexenrichter.
Die Autoren des Hexenhammers sind übrigens die beiden Inquisitoren
des Dominikanerordens Jakob Sprenger und Heinrich Kramer.
22
Was ist ein Inquisitor?
Kurze Antwort _____________________________________
Details _____________________________________________
der Ketzer
die Bulle
die Fahndung
anordnen
anbeten
– еретик
– булла (послание римского папы)
– преследование, розыск
(преступника)
– приказывать, отдавать
распоряжение [приказ]
– поклоняться, молиться
Inquisitoren verfolgten Ketzer, also Menschen, die entweder
gar nicht an das Wort Gottes glaubten oder nicht auf die Weise,
die von der Kirche anerkannt war. Die so genannte Inquisition
begann 1232. Davor hatte Papst Gregor eine Bulle veröffentlicht und
mit ihr diese Fahndung angeordnet. Zu den Ketzern zählten übrigens
auch die Hexen, die nach der Vorstellung der Kirche den Teufel
anbeteten.
Wann hatte der Hexenwahn ein Ende?
Kurze Antwort ______________________________________
Details _____________________________________________
nach sich ziehen
eine öffentliche
Auseinandersetzung
die Aufklärung
das Geschehen
– иметь последствия
– общественная дискуссия, полемика,
стычка
– просвещение
– событие
Doch auch schreckliche Zeitalter gehen zu Ende: Der letzte
Prozess in Europa fand 1782 in der Schweiz statt und zog eine
öffentliche Auseinandersetzung nach sich.
Dank der zunehmenden Aufklärung begannen die Leute nun
nicht mehr hinter jedem Gewitter den Teufel zu sehen. Als Reaktion
auf diese Geschehen wurden die Gesetze überarbeitet, nicht nur
in der  Schweiz sondern in ganz Europa.
23
Um 1800 stand schließlich in keinem Gesetzestext mehr etwas
von Hexenverfolgung. Eine grauenvolle Ära ging damit zu Ende.
Viele tausend Menschen waren hingerichtet worden, etwa 80 Prozent
davon Frauen, doch auch Männer und sogar Kinder waren darunter.
Was ist die Walpurgisnacht?
Kurze Antwort ______________________________________
Details _____________________________________________
allerdings
vertreiben
– правда
– прогонять, изгонять
Die Walpurgis-Nacht war, nach den Volkslegenden, jene Nacht,
in der die Hexen um den Blocksberg flogen. Sie fand in der ersten
Vollmondnacht nach der Frühlingstagundnachtgleiche statt. Eine
Tagundnachtgleiche ist der Tag im Jahr, an dem Tag und Nacht
gleicht lang sind. Davon gibt es eine im Frühjahr und eine im Herbst.
Benannt wurde sie nach der Heiligen Walpurga.
Die Legende von der Walpurgisnacht ist zum großen Teil nur
Mythos. Gefeiert wird sie trotzdem auch heute noch. Allerdings
traditioneller Weise in der Nacht vom 30. April auf den 1. Mai. Dabei
wird gelacht, getanzt und manchmal verkleidet man sich sogar als
Hexe, um die Geister des Winters endgültig zu vertreiben.
Was bedeutet eigentlich Hexe?
Kurze Antwort ______________________________________
Details _____________________________________________
Das Wort Hexe stammt aus dem westgermanischen Sprachraum
und bedeutet so viel wie „dunkles Wesen“. Die genaue Bedeutung ist
bislang ungeklärt.
24
Der Dreißigjährige Krieg
Aufgabe 1. Lesen Sie den Text. Welcher Titel passt zu welchem
Absatz?
Titel
Absatz
Verheerende Folgen
Der Konflikt führt zum Krieg
Der Westfälische Friede
Prager Fenstersturz: So begann der Dreißigjährige Krieg
Katholiken gegen Protestanten
Kampf um die Vorherrschaft in Europa
die Auseinandersetzung
wurde ausgetragen
der Auslöser
der Prager Fenstersturz
gelten als
der Zwischenfall
sich wehren
die Religionsausübung
der Landesherr
der Nachfolger
beschneiden
– столкновение, стычка
– состоялось
– (с)пусковое устройство, спусковая
кнопка, возбудитель
– Пражская дефенестрация
– считаться
– инцидент, происшествие, случай
– сопротивляться, обороняться
– отправление религиозных обрядов
– государь, суверен, сюзерен,
владетельный князь
– наследник, преемник
– урезывать, уменьшать, сокращать
1. Als Dreißigjährigen Krieg bezeichnet man eine Reihe
von militärischen Auseinandersetzungen zwischen 1618 und 1648,
an denen die meisten Staaten Westeuropas beteiligt waren
und die hauptsächlich auf deutschem Boden ausgetragen wurden.
Als  Auslöser gilt der so genannte „Zweite Prager Fenstersturz“.
Zu dem Zwischenfall kam es während des Böhmischen
Ständeaufstands. Die Böhmen wehrten sich dagegen, dass
die freie Religionsausübung in ihrem Land durch den katholischen
25
Landesherren Kaiser Matthias und den 1617 zum Nachfolger
gewählten König Ferdinand von Steiermark immer mehr beschnitten
wurde.
sich verschärfen
die Spannung
das Vorhaben
sich verhärten
– обостряться, усиливаться
– напряжение, напряжённость
– намерение, замысел
– ожесточаться
2. So war die Situation auch im restlichen Habsburger Reich.
Die konfessionellen Gegensätze waren schon seit langem zum
Problem geworden. Besonders verschärft hatten sich die religiösen
Spannungen durch die Herrschaft Kaiser Rudolfs II. (1576 – 1612)
und sein Vorhaben, das deutsche Herrschaftsgebiet nach der
Reformation wieder katholisch zu machen (= Gegenreformation).
Mit der Bildung der „Union“ (1608), einem Bündnis protestantischer
Fürsten und Städte im Reich, und der „Liga“ (1609), einem
vergleichbaren Zusammenschluss der Katholisch-Kaiserlichen, hatten
sich die Fronten weiter verhärtet. Eine friedliche Lösung des Konflikts
schien kaum mehr möglich.
die Wut
strikt
die Haltung
ernst machen
– ярость, бешенство
– категорически
– отношение, позиция
– говорить [делать] всерьёз,
не шутить
der Statthalter – наместник, регент
der Verwaltungsbeamte – государственный служащий,
чиновник
unversehrt
– невредимый
der Misthaufen
– навозная куча
davonkommen
– отделаться
der Schrecken
– испуг, страх
3. Mit dem „Prager Fenstersturz“ eskalierte die Situation.
Aus Wut über die strikte Haltung der Verhandlungspartner machten
rund 200 Vertreter der protestantischen Stände am 23. Mai 1618
26
ernst. Mit ihrem Anführer Heinrich Matthias von Thurn stürmten
sie die Prager Burg und warfen symbolisch die königlichen
Statthalter Jaroslav Borsita Graf von Martinitz und Wilhelm
Slavata sowie Kanzleisekretär Philipp Fabricus aus dem Fenster.
Die Verwaltungsbeamten blieben unversehrt – sie landeten
auf einem Misthaufen und kamen mit einem Schrecken davon.
Doch für Europa hatte dieses Ereignis weit reichende Folgen:
der Böhmisch-Pfälzische Krieg brach aus und markierte den Beginn
des Dreißigjährigen Kriegs.
sich drehen
der Gegensatz
der Anhänger
sich ausweiten
sich einmischten
j-m etw. streitig machen
je nach
der Schwerpunkt
– вращаться
– противоречие
– приверженец, последователь,
сторонник
– расширяться, распространяться
– вмешиваться
– оспаривать что-л. у кого-л.
– в зависимости от…
– направление главного удара,
главное направление
4. Zu Beginn drehten sich die Auseinandersetzungen vor allem
um konfessionelle Gegensätze. Mit der Zeit zog der Konflikt auch
nichtdeutsche Anhänger der konkurrierenden protestantischen und
katholischen Parteien an: Der Krieg weitete sich aus. Im Laufe der Jahre
traten die religiösen Probleme immer mehr in den Hintergrund.
Machtpolitische Fragen dominierten und bestimmten von nun an den
Verlauf und Charakter des Krieges.
Vor allem Schweden und Frankreich mischten sich in die
Kriegshandlungen ein und machten dem Haus Habsburg seine
Vorherrschaft in Europa streitig. Historiker teilten den Verlauf
des Krieges – je nach Teilnehmern und Schwerpunkten – in vier
Phasen ein: in den Böhmisch-Pfälzischen Krieg (1618–1624),
in den Dänisch-Niedersächsischen Krieg (1625–1630), in den
Schwedischen Krieg (1630–1635) und in den FranzösischSchwedischen Krieg (1636–1648).
27
verheerend
enorm
der Hauptleidtragende
Schätzungen zufolge
zum Erliegen kommen
erfordern
straff
beschleunigen
– опустошительный, разорительный,
губительный, ужасный
– огромный, чрезмерный, колоссальный
– пострадавший больше всех
– согласно оценкам
– приходить в упадок
– требовать
– строгий
– ускорять
5. Der Dreißigjährige Krieg sollte einer der verheerendsten
Europas werden. Die wirtschaftlichen und sozialen Folgen waren
enorm und das Reich Hauptleidtragender der Militärhandlungen.
Schätzungen zufolge ist die deutsche Gesamtbevölkerung während
der Kriegsjahre um ein Drittel zurückgegangen. Außer den großen
Hafenstädten wie Hamburg und Bremen kam die gesamte Wirtschaft
im Land zum Erliegen. Die Neuorganisation und der Wiederaufbau
des Landes erforderte eine straffe Organisation, was die Entwicklung
des absolutistischen Staatswesens in Deutschland beschleunigte.
das Abkommen
festlegen
einschränken
zugunsten
Reichsstände
– соглашение, договор
– устанавливать, определять
– ограничивать
– в пользу
– имперские сословия
(представительный орган)
aufsplittern
– расщеплять, раскалывать, дробить
beilegen
улаживать, урегулировать (спор)
kennzeichnen
– характеризовать, (о)знаменовать
der Vernunft verpflichtet – зд.: основывающийся на разуме
6. Beendet wurde der Dreißigjährige Krieg am 24. Oktober
1648 in Münster und Osnabrück durch den „Westfälischen Frieden“.
In einem Abkommen wurde das Ende der Kriegshandlungen zwischen
Kaiser und Reich, Schweden und Frankreich sowie ihren jeweiligen
Verbündeten festgelegt.
28
Wichtige Folgen: die Macht des Kaisers wurde zugunsten
der einzelnen Reichsstände eingeschränkt, das Reich in souveräne
Einzelstaaten aufgesplittert. Frankreich ging aus dem Krieg gestärkt
hervor. Die Religionsstreitigkeiten waren 1648 endgültig beigelegt.
Deshalb kennzeichnet das Ende des Dreißigjährigen Krieges auch den
Beginn einer überkonfessionellen, der Vernunft verpflichteten Politik.
Aufgabe 2. Beantworten Sie die Fragen.
1. Wann begann der Krieg? 2. Was war der Grund des Krieges?
3. Was war der Anlass zum Krieg? 4. Wer war am Krieg beteiligt?
5. Was waren die wichtigsten Ereignisse während des Krieges?
6. Wann endete der Krieg? 7. Womit endete der Krieg? 8. Was waren
die Folgen des Krieges?
Aufstieg Österreichs und Preußens – 1648–1786
Aufgabe 1. Bestimmen Sie das Thema jedes Absatzes.
das Übergewicht
mitbestimmen
die Lehnshoheit
übermächtig
die Großmacht
Siebenbürgen
– перевес
– участвовать в решении
– протекторат
– могущественный
– великая держава, крупная держава
– Трансильвания (историческая область
в Румынии)
Frankreich nutzte sein Übergewicht dazu, sich im Elsass
und in Lothringen weiter auszudehnen. Das Elsass blieb ihm auch.
Russland trat durch Peter den Großen (1682–1725) und seinen Sieg
über Schweden mitbestimmend in den Kreis der europäischen Mächte
ein. Sein Druck auf Schweden und Polen ermöglichte Brandenburg
die Ausdehnung an die Ostsee.
29
Thema _____________________________________________
Brandenburg-Preußen hatte sich schon unter dem Großen
Kurfürsten Friedrich Wilhelm (1640–1688) erheblich vergrößert
und sich in Preußen von polnischer Lehnshoheit befreit.
1701 wurde Friedrich III. König in Preußen. Der „Soldatenkönig“
Friedrich Wilhelm I. (1713–1740) machte aus dem Land einen
kraftvollen Militär- und Beamtenstaat. Sein Sohn Friedrich
der Große (1740–1786) nahm Österreich 1740 Schlesien ab und
behauptete es im Siebenjährigen Krieg (1756–1763) gegen
die übermächtige Koalition Österreichs, Frankreichs und Russlands. Preußen war eine Großmacht geworden. Darüber hinaus
hatte die Gestalt Friedrichs deutschen Nationalstolz geweckt
und seine Art eines „aufgeklärten Absolutismus“ Bewunderung
und Nachahmung bewirkt.
Thema _____________________________________________
Österreich war schon vor Preußen zur Großmacht aufgestiegen
in zahllosen Kämpfen gegen die Türken, die ihr Reich schon zur
Zeit Karls V. bis über Ungarn ausgedehnt hatten. 1683 belagerten
sie sogar Wien, allerdings vergeblich. Seit dem ging Österreich
zum Gegenangriff über, indem Prinz Eugen den Türken Ungarn mit
Siebenbürgen abnahm (Friede zu Karlowitz, 1699). Maria Theresia
(1740–1780) musste dann allerdings Schlesien an Preußen abtreten
und dieses als gleichrangige Macht anerkennen.
Thema _____________________________________________
Im 18. Jahrhundert gewann das deutsche Bürgertum
an Bedeutung. Aus ihm wuchs das Geistesleben, ausgehend von
der  gesamteuropäischen Aufklärung, zu der Höhe der deutschen
Klassik und Romantik. In der Goethezeit (1749–1832) erlangten
deutsche Dichtung, Musik und Philosophie Weltgeltung.
30
Thema _____________________________________________
Revolutionszeit – 1789–1815
begünstigen
– благоприятствовать, помогать
beeinträchtigten
– наносить ущерб, причинять вред,
нарушать интересы
die Entschädigung
– возмещение (ущерба, убытков),
компенсация, репарации
ausliefern
– выдавать, передавать (кому-л., в чьилибо руки)
die Herrschaft
– власть, владение
ausreichen
– хватать, быть достаточным
leistungsfähig
– производительный, продуктивный,
мощный
vorsorglich
– предусмотрительный
niederwerfen
– подавить, усмирить
aufstacheln
– подстрекать, натравливать
Die Französische Revolution (1789) brachte für Frankreich eine
gesellschaftliche, für Deutschland eine politische Umwälzung hervor.
Begünstigt durch den Umstand, dass Preußen und Osterreich zusammen mit Russland mit der fortschreitenden Teilung Polens (1772,
1793 und 1795) beschäftigt waren, eroberte die Französische Republik 1792–1797 die deutschen Gebiete bis zum Rhein. Die dadurch
beeinträchtigten deutschen Fürsten sollten im übrigen Deutschland
Entschädigungen erhalten. Ein Beschluss (1803) lieferte an sie alle
geistlichen Herrschaften aus (Säkularisierung), dazu die meisten
Reichsstädte und kleinen weltlichen Herrschaften. Die Länder Bayern, Baden, Württemberg, Hessen-Kassel und Nassau wurden gewaltig vergrößert; aber dies reichte nur dazu aus, sie im „Rheinbund“
(1806) zu leistungsfähigeren Vasallen Napoleons zu machen.
Thema _____________________________________________
Die „Rheinbundfürsten“ traten förmlich aus dem Reich aus. Kaiser Franz������������������������������������������������������������
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II. legte die deutsche Kaiserkrone nieder. Vorsorglich hatte er schon 1804 als Franz I. den Titel eines Kaisers von Österreich
angenommen. 1806–1807 warf Napoleon Preußen nieder und dehnte
31
sein Herrschaftsgebiet bis zur Elbe aus. Aber Preußen ging den Weg
einer inneren Erneuerung, und das französische Übergewicht stachelte
den deutschen Patriotismus auf. Als Napoleon 1812 in Russland geschlagen wurde, erhob sich 1813 zuerst Preußen, bald auch Österreich
gegen ihn, und schließlich nahmen auch noch die Rheinbundstaaten
an den deutschen Befreiungskriegen teil. Im Bund mit Russland und
England wurde das napoleonische Kaiserreich 1813–1815 gestürzt.
Der Wiener Kongress (1814�������������������������������������
–18����������������������������������
15) gab Deutschland eine neue Verfassung.
Thema _____________________________________________
Aufgabe 2. Beantworten Sie die Fragen zum Text.
1. Wozu nutze Frankreich sein Übergewicht?
2. Was ermöglichte der Druck auf Schweden und Polen?
3. Was geschah mit Brandenburg-Preuβen unter dem groβen Kurfürsten Friedrich Wilhelm?
4. Warum hatte die Gestalt Friedrichs den deutschen Nationalstolz geweckt?
5. Wann gewann das deutsche Bürgertum an Bedeutung?
6. Was brachte die Französische Revolution für Frankreich
und Deutschland?
7. Was geschah nach der Niederlagen Napoleons?
8. Wann erschien eine neue Verfassung in Deutschland?
Aufgabe 3. Übersetzen Sie diese Redewendungen, beachten Sie
die Numeralien.
Фридрих III – король Пруссии, солдатский король Фридрих
Вильгельм I, семилетняя война, во время правления Карла V,
Франц I.
Aufgabe 4. Nennen Sie die Ereignisse, die in diesen Jahren waren:
1682–1725, 1701, 1740, 1683, 1789, 1804, 1812.
Aufgabe 5. Sagen Sie, was mit den folgenden Ländern passierte.
Frankreich, Russland, Preußen, Schlesien, Österreich, die Türkei,
Ungarn, Polen
32
Friedrich II.
Aufgabe 1. Lesen Sie den Text, formulieren Sie den
Hauptgedanken jedes Absatzes oder finden Sie im Text einen Satz,
der den Hauptgedanken ausdrückt.
Wenn der Sohn den Erwartungen des Vaters nicht entspricht.....
gewalttätig
– жестоко, грубо
zart
– нежный, мягкий
krachen
– трещать, грохотать
fliehen
– бежать, спасаться бегством
herausfordern
– бросить вызов
18. Jahrhundert. Preußen, das Königshaus. Der Vater, Friedrich
Wilhelm I. war streng, hart, manchmal auch gewalttätig, ein
Liebhaber des Militärs. Der Sohn Friedrich war zart, musikalisch,
literatur- und kunstinteressiert. Kein Wunder, dass es zwischen den
beiden öfter krachte. Doch dann wollte der Kronprinz sogar fliehen.
Damit forderte er seinen Vater heraus......
Soldatenkönig Friedrich Wilhelm I.
dulden
– терпеть, переносить
der Ungehorsam
– непокорность, неповиновение
sich widmen
– посвящать себя
voll und ganz
– целиком и полностью
zersplittert
– раздробленный
gelten
– пользоваться авторитетом, иметь вес
die Unterordnung
– подчинение
die Gottesfürchtigkeit – богобоязненность
Friedrich Wilhelm I. regierte als König von Preußen von 1713
bis 1740 mit strenger Hand. Er duldete keinen Ungehorsam und
widmete sich voll und ganz seiner Pflicht und Arbeit. Da Preußen
zu jener Zeit sehr zersplittert war, versuchte er das Land durch eine
starke Armee zu schützen. Die Armee war das Zentrum seiner Macht
und seines Staates. Deshalb wurde er auch Soldatenkönig genannt.
33
Er zentralisierte die Verwaltung und schuf einen Einheitsstaat.
Die Künste oder Kultur kümmerten ihn nicht. Stattdessen galt bei ihm
nur Disziplin, Unterordnung, Gottesfürchtigkeit, Eifer und Ehrlichund Sparsamkeit.
Da immer mehr Soldaten aus dem preußischen Heer desertierten,
erließ der König ein Edikt gegen die Fahnenflüchtigen. Sollte jemand
dennoch desertieren und erwischt werden, drohte ihm die Todesstrafe.
Hauptgedanke _______________________________________
Sohn und Kronprinz Friedrich
der Schöngeist
– эстет
die Art
– манера, характер
sich widersetzen
– противиться, сопротивляться
unerbittlich
– неумолимый, непреклонный
der Zwang
– принуждение, давление
sich beugen
– подчиняться, покоряться
Das Gegenteil seines Vaters war Thronfolger Friedrich, der 1712
geboren wurde. Der Kronprinz galt als intellektuell, als Schöngeist
mit musischem Talent. Heimlich lernte er das Flötenspiel. Mit der
groben, oft gewalttätigen Art seines Vaters und dessen Begeisterung
für das Militärische konnte er nichts anfangen. Friedrich widersetzte
sich seinem Vater immer wieder. Immer wieder stritten die beiden
unerbittlich. Friedrich wollte sich dem Zwang des Vaters nicht beugen,
wusste aber, welche Pflicht als Thronfolger auf ihn wartete.
Hauptgedanke _______________________________________
Der Fluchtversuch
sich absetzen
– бежать, скрыться
misslingen
– не удаваться
erwischen
– поймать, схватить
die Folter
– пытка
das Vorhaben
– намерение, замысел
verraten
– выдавать, разглашать
34
1730 beschloss Friedrich die Situation zu beenden, vor allem, weil
der Vater auch noch eine Hochzeit aus Staatsgründen für Friedrich und
seine Lieblingsschwester Wilhelmine plante. Er wollte fliehen. Sein
schlecht durchdachter Plan war, sich auf einer gemeinsamen Reise
mit seinem Vater im Süden Deutschlands, nach England abzusetzen.
Bei diesem Plan half dem Kronprinzen Hermann von Katte, sein
langjähriger und bester Freund. Doch der Plan misslang und Friedrich
wurde erwischt. Von Katte wurde unter Folter dazu gezwungen, das
Vorhaben zu verraten.
Hauptgedanke _______________________________________
Die Strafe
die Fahnenflucht
– дезертирство
bestürzt
– поражённый, ошеломлённый
veranlassen
– побуждать, распорядиться
abmildern
– смягчать
spüren
– чувствовать, ощущать
hinrichten
– казнить
das Verwaltungswesen
– управление, руководство
der Oberst
– полковник
das Regiment
– полк
Friedrich Wilhelm I. forderte für seinen Sohn die Todesstrafe
wegen Fahnenflucht. Bestürzte Berater, der Kaiser selbst und auch
zuständige Richter veranlassten, dass das Urteil zu einer Festungshaft
in Küstrin abgemildert wurde. Dennoch sollte sein Sohn aber die volle
Strenge des Vaters spüren: So wurde Hans Hermann von Katte, der
Freund und Helfer Friedrichs, zum Tode verurteilt und vor den Augen
des Kronprinzen hingerichtet.
Friedrich musste seine Strafe in Küstrin zunächst absitzen, dann
wurde er ins Verwaltungswesen eingeführt und übernahm 1732 als
Oberst ein Regiment. Sein Wille war scheinbar gebrochen.
35
Hauptgedanke ______________________________________
Die Abkehr von der Rebellion
sich unterwerfen
– покоряться, подчиняться
zustimmen
– соглашаться
milde stimmen
– настраивать
frönen
– предаваться
ausbauen
– создавать, расширить, развивать,
sich anlegen
– вступать в спор, тягаться
Friedrich unterwarf sich seinem Vater und stimmte auch
der Heirat mit Elisabeth Charlotte von Braunschweig-Bevern zu –
dadurch stimmte er seinen Vater wieder milde. Er bekam von seinem
Vater das Landschloss Rheinsburg und konnte dort als Kronprinz
seinen literarischen und musikalischen Hobbys frönen. Es heißt auch,
er habe dort auf den Tod seines Vaters „gewartet“.
Als Friedrich Wilhelm I. 1740 starb, übernahm der Kronprinz
als Friedrich II. Preußen und baute die Macht des Landes als
„Friedrich der Große“ aus. Volkstümlich erhielt er den Namen
„der alte Fritz“. Er führte dazu mehr Kriege als sein Vater und legte
sich vor allem immer wieder mit den Habsburgern an, besonders
mit der österreichischen Kaiserin Maria Theresia. Die Arbeit seines
Vaters fortsetzend, baute er die Verwaltung aus, reformierte das Heer, Rechts- und Erziehungswesen und die Landwirtschaft.
Die Ehe Friedrichs II. mit Elisabeth-Charlotte blieb kinderlos.
So weiß man nicht, ob Friedrich ein anderer, toleranterer Vater als
der eigene geworden wäre.......
Hauptgedanke _______________________________________
Aufgabe 2. Beantworten Sie die Fragen zum Text.
1. Wann regierte Friedrich Wilhelm I?
2. Warum wurde er Soldatenkönig genannt?
3. Was für ein Mensch war Kronprinz Friedrich?
4. Warum war Friedrich das Gegenteil seines Vaters?
5. Warum wollte Friedrich fliehen?
6. Was geschah nach seinem Fluchversuch?
7. Warum erhielt Friedrich II den Namen “der alte Fritz”?
36
Aufgabe 3. Schreiben Sie aus dem Text die Satzgefüge und
übersetzen sie.
Aufgabe 4. Beschreiben Sie
den Soldatenkönig Friedrich Wilhelm I.,
die Gegensätze zwischen Friedrich Wilhelm I. und seinem Sohn,
den Fluchtversuch von Friedrich II,
die Strafe des Vaters,
die Folgen dieser Strafe,
die Regierungszeit von Friedrich II.
Aufgabe5. Schreiben Sie eine Zusammenfassung zum Text.
Ende des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation
unter der Federführung
die Rheinbundakte
die Oberherrschaft
besiegeln
– под руководством
– договор о создании Рейнского союза
– господство
– подтверждать, удостоверять,
закреплять, (окончательно) решать,
придавать законную силу
Am 12. Juli 1806 wird unter Federführung des französischen
Kaisers, Napoleon I., in Paris die Rheinbundakte unterzeichnet.
Damit war der Rheinbund gegründet. 16 süd- und westdeutsche
Fürsten verbündeten sich mit Frankreich und erkannten
die französische Oberherrschaft an. Mit der Unterzeichnung
der Rheinbundakte endete das Heilige Römische Reich Deutscher
Nation. Am 06. August 1806 legte Kaiser Franz II die Krone
des Heiligen Römischen Reiches nieder.
Napoleon I. gewann zunächst 16 deutsche Einzelstaaten dafür,
den Rheinbund zu gründen. Das besiegelte das Ende des Heiligen
Römischen Reiches Deutscher Nation.
37
Was war der Rheinbund?
beitreten
– вступать (в организацию)
der Regent
– регент, правитель
zurückgreifen
– прибегать, использовать
Im Wesentlichen war der Rheinbund ein Militärbündnis. Napoleon
versprach den beitretenden Fürsten und Regenten, dass sie in ihrem
Rang erhöht wurden. Vor allem erhielten sie aber auch neue Gebiete
von Staaten, die im Krieg gegen Frankreich verloren hatten. Dafür
müssten die Fürsten der Rheinbundstaaten im Kriegsfall Frankreich
viele Soldaten schicken. Napoleon konnte also im Kriegsfall auf
die Soldaten der Rheinbundländer zurückgreifen.
Das Ende des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation
der Austritt
– выход (из состава организации)
auf Geheiß
– по чьему-л. приказанию [требованию]
verkünden
– провозглашать, объявлять
der Gesandte
– посланник
erloschen
– прекращаться, терять силу,
становиться недействительным
Nachdem der Rheinbund gegründet war, erklärten die 16 verbündeten Rheinbundstaaten auf dem Reichstag in Regensburg am
1. August 1806 ihren Austritt aus dem Heiligen Römischen Reich.
Auf Geheiß Napoleons verkündete der französische Gesandte, dass
der Kaiser Frankreichs ein deutsches Reich nicht mehr anerkenne.
Daraufhin legte Kaiser Franz II. am 06. August 1806 die Krone
des Heiligen Römischen Reichs nieder und erklärte es für erloschen.
Ausbau des Rheinbundes
der Ausbau
– расширение
aufhalten
– останавливать, сдерживать
nach und nach
– постепенно
Als die Franzosen im Oktober 1806 in der Schlacht von Jena
und Auerstedt auch Preußen besiegt hatten, war klar, dass Napoleon
in seinem Machtstreben nicht aufzuhalten war. So traten nach und nach
38
immer mehr einzelne deutsche Staaten dem Rheinbund bei. So zum
Beispiel das Großherzogtum Würzburg, das Königreich Westfalen
oder das Königreich Sachsen. Bis 1808 waren insgesamt 36 Staaten
in diesem Bündnis vereint.
An der Spitze
führen
der Erzbischof
der Erzkanzler
der Fürstprimas
erheben
– управлять, руководить, возглавлять
– архиепископ
– эрцканцлер – одна из высших государственных должностей Священной
Римской империи, глава имперской
канцелярии и второе лицо в государстве
после императора
– князь-примас
– возвести, произвести (в звание)
Geführt wurde das Bündnis von Karl Theodor von Dalberg,
dem letzten Kurfürsten und ranghöchsten Erzbischof von Mainz
und Erzkanzler des Heiligen Römischen Reiches. Karl Theodor von
Dalberg wurde zum Fürstprimas, also ersten Fürsten im Rheinbund
erhoben, und unterzeichnete die Rheinbundsakte mit Napoleon.
Was sich noch änderte
Auch innenpolitisch hatte das vor allem militärische Bündnis
Folgen: So wurden nach französischem Vorbild ständische, feudale
oder lokale Sonderrechte aufgehoben. Und die Verfassungen, die
Wirtschaft und die Finanzen wurden reformiert.
Das Ende des Rheinbundes
sich auflösen
– распадаться
die Völkerschlacht
– Битва народов, Лейпцигское сражение
sich anschließen
– присоединяться, примыкать
Keine Mitglieder wurden Österreich, Preußen, das Kurfürstentum
Hessen und Braunschweig. Im Laufe der Befreiungskriege löste sich
der Rheinbund immer mehr auf und endete mit der Völkerschlacht von
39
Leipzig, im Oktober 1813, endgültig. Viele der Mitglieder schlossen
sich dem preußisch- russisch- österreichischen Bündnis an.
Aufgabe 1. Sprechen Sie über das Ende des Heiligen Römischen
Reiches Deutscher Nation. Benutzen Sie dabei die folgenden
Stichwörter.
das Königreich sich, verbünden, ein Militärbündnis, neue Gebiete
von Staaten erhalten, die Gründung des Rheinbundes, Ausbau des
Rheinbundes, 36 Staaten in diesem Bund, das Ende des Rheinbundes.
Aufgabe 2. Ergänzen Sie folgende Sätze.
Der Rheinbund war _____________________. Die Fürsten
der Rheinbundstaaten bekamen _____________________, aber sie
mussten im Kriegsfall _____________________. Am 1. August 1806
traten die die 16 Rheinbundstaaten aus ___________________ aus.
Am 06. August 1806 ____________ Kaiser Franz II. ______________.
1808 waren im Rheinbund ________________. Im Rheinbund
wurden _________________________ reformiert. Der Rheinbund
endete ______________ nach der __________________.
Der Wiener Kongress
Der Wiener Kongress endete am 9.Juni 1815. Dort wurde
der Deutsche Bund geguindet. Das war ein loser Zusammtnschluss
von 41 deutschen Einzelstaaten. Auch Preußen und Österreich
waren mit den Gebieten, welche schon zum Heiligen Römischen
Reich Deutscher Nation gehört hatten, dabei.
auf Veranlassung
– по инициативе [по распоряжению]
Mit den Napoleonischen Kriegen zerbrach 1806 das Heilige
Römische Reich Deutscher Nation, das seit dem Jahr 962 existiert
hatte. Ein Teil der deutschen Fürsten bildete auf Veranlassung
Napoleons den Rheinbund, und Kaiser Franz II. legte die Krone
des Heiligen Römischen Reiches nieder. Es dauerte neun Jahre bis ein
Neubeginn gewagt wurde.
40
Der Wiener Kongress
die Vorherrschaft
– господство, преобладание, засилье
in mehrfacher Hinsicht
– во многих отношениях, во многом
die Gebietsansprüche pl – территориальные притязания
Der Wiener Kongress (18. September 1814 bis 9. Juni 1815) war
eine Konferenz aller politischen Mächte Europas, die sich anlässlich
der Niederlage des napoleonischen Frankreichs versammelte. Nach
den Eroberungen und der Vorherrschaft Frankreichs in Europa
mussten die Landkarten neu gezeichnet werden.
Die Versammelten hatten Europa in mehrfacher Hinsicht neu zu
ordnen, zum einen was die Gebietsansprüche betraf, zum anderen in
politischer, rechtlicher und ideeller Hinsicht. Leiter des Kongresses
war Fürst von Metternich. Die Verhandlungen wurden auch
fortgeführt, als Napoleon aus dem Exil zurückkehrte und seine Macht
in Frankreich im März 1815 wiederherstellte. Die Schlussakte des
Kongresses wurde neun Tage vor Napoleons endgültiger Niederlage
bei Waterloo unterzeichnet.
Kein neues Kaiserreich
in Erwägung ziehen – принимать во внимание [в расчёт],
учитывать
der Befürworter
– сторонник
favorisieren
– назвать как вероятного победителя
die Übernahme
– взятие, принятие на себя
die Kaiserwürde
– титул императора
das Kaisertum
– императорская власть, императорское
достоинство
Im November 1814 richteten 29 Souveräne kleiner und mittlerer
Staaten den Wunsch an den Kongress, die Wiedereinführung der
Kaiserwürde in Deutschland in Erwägung zu ziehen. Offenbar
fürchteten sie die Macht jener Staaten, die durch Napoleon souverän
geworden waren und deren Fürsten Königstitel erlangt hatten, wie
z.B. die Könige von Württemberg, Bayern und Sachsen.
Die Befürworter des Kaisertums favorisierten eine erneute
Übernahme der Kaiserwürde durch Österreich, also durch Franz I.
41
Dieser lehnte jedoch aus taktischen Gründen ab. Weil Österreich aber
den Kaisertitel für Preußen oder einen anderen starken Fürsten nicht
zulassen wollte, ging der Wiener Kongress auseinander, ohne das
Kaisertum erneuert zu haben.
Lockere Verbindung
die Aufrechterhaltung
das Einflussgebiet
die Zusammengehörigkeit
die Überwindung
сохранение (в силе)
область влияния, зона влияния
единство, сплочённость
преодоление, ликвидация
So wurde am 8. Juni 1815 der Deutsche Bund gegründet.
Metternich initiierte einen lockeren Zusammenschluss der deutschen
Staaten unter österreichischer Vorherrschaft, das so genannte
Metternichsche System. Dieses System hatte das Ziel der Festigung
und der Aufrechterhaltung der alten vorrevolutionären monarchischen
Ordnung in Europa. Seine größte Ausdehnung hatte der Bund 1839:
Das Einflussgebiet umfasste rund 630.100 km2 mit 29,2 Millionen
Einwohnern. Bis 1848 führte Österreich den Vorsitz.
Das deutsche Volk stand nicht hinter dem Deutschen Bund, da ihm
ein Zusammengehörigkeitsmoment fehlte. Motiviert durch die vielen
Gemeinsamkeiten wie die in der Sprache, Kultur und Geschichte
waren einige bereit, sich für die Einheit Deutschlands einzusetzen. In
den Staaten des deutschen Bundes wuchs trotz massiver Repression
und Zensurmaßnahmen eine liberale und nationale Bewegung heran,
die schließlich in der Märzrevolution von 1848/49 zur Überwindung
des metternichschen Systems führte.
Aufgabe 1. Beantworten Sie die Fragen zum Text
1. Wann zerbrach das Heilige Römische Reich?
2. Was geschah nach seiner Zerbrechung?
3. Wann fand der Wiener Kongress statt?
4. Welche Fragen lösten die Versammelten?
5. Wer war der Leiter des Kongresses?
6. Wann wurde die Schlussakte unterzeichnet?
7. Wann wurde der Deutsche Bund gegründet?
8. Was bedeutete das so genannte metternichsche System?
42
9. Was für ein Ziel hatte das metternichsche System?
10 Was führte zur Überwindung des metternichschen systems?
Aufgabe 2. Suchen Sie im Text die Attributsätze und übersetzen
Sie sie.
Aufgabe 3. Fassen Sie die Hauptgedanken des Textes kurz
zusammen.
Der deutsche Bund (1815–1866)
die Besitzverhältnisse pl.
– отношения владения
(имуществом)
– разрушать
– перевес
– либерально-правовая
конституция
– эпоха (стиля) бидермейер
– авторитарное государство
– сохраняться
– участие, содействие
– разрешать, давать
согласие, уступать
– осуществлять, создавать
– исключать, не допускать
– присоединить
umstürzen
das Übergewicht
die freiheitlich-rechtsstaatliche
Verfassung
die Biedermeierzeit
der Obrigkeitsstaat
erhalten bleiben
die Mitwirkung
zugestehen
zustande bringen
ausschalten
sich einverleiben
Der Wiener Kongress (1814–1815) ordnete die staatlichen
Besitzverhältnisse in Europa neu, die Napoleon völlig umgestürzt
hatte. Zu einem deutschen Bund schlossen sich nun fünfunddreißig
selbständige (souveräne) monarchische Staaten und vier freie Städte
zusammen. Zwischen den herrschenden Großmächten Österreich
und Preußen sicherte Metternichs Diplomatie zunächst Österreich
43
das Übergewicht. Metternichs „System“ verteidigte die absolute
Fürstenmacht gegen den Volkswillen, der zu einer Einheit Deutschlands
und zu freiheitlich-rechtsstaatlicher Verfassung strebte. Diese Epoche
der Restauration („Wiederherstellung“ der früheren Verhältnisse) war
jedoch zugleich auch die friedliche „Biedermeierzeit“.
1848–1849 wollte eine bürgerliche Revolution Deutschland
„Einigkeit und Recht und Freiheit“ geben. Sie wurde in heftigen
Kämpfen schließlich unterdrückt. Der Obrigkeitsstaat blieb noch
70 Jahre, bis 1918, erhalten, auch wenn er seinen Bürgern zunehmend
mehr Rechtssicherheit, Meinungsfreiheit und eine beschränkte
Mitwirkung durch Parlamente zugestand.
Wenigstens die Einheit wurde durch Bismarck „von oben her“
zustande gebracht. Durch den Krieg von 1866 schaltete Preußen
Österreich aus, verleibte sich eine Anzahl der nord- und mitteldeutschen
Staaten ein und gründete mit den übrigen den Norddeutschen Bund.
Im Deutsch-Französischen Krieg 1870/71 traten auch die süddeutschen
Staaten diesem Bund bei, der nunmehr zum Deutschen Reich mit dem
König von Preußen als seinem Kaiser wurde.
Aufgabe 1. Antworten Sie auf die Fragen.
1. Wann fand der Wiener Kongress statt?
2. Wie viel Staaten gehörten zum deutschen Bund?
3.  Ziele verfolgte Metternichs „System“?
4. Warum hieß diese Epoche „die Restauration“?
5. Welche Ziele hatte die bürgerliche Revolution 1848/49?
6. Wie wurde die deutsche Einheit zustande gebracht?
7. Welche Folgen hatte der Krieg von 1866?
8. Welche Folgen hatte der Deutsch-Französische Krieg 1870/71?
Aufgabe 2. Ergänzen Sie die Sätze.
Der Artikel heißt …
Der Artikel hat 3 Teile. Im ersten Teil geht es um ... Der Autor
schreibt, dass … Er berichtet auch, dass …
Im zweiten Teil beschreibt der Autor … . Er schreibt, dass
Der letzte Teil ist dem Thema … gewidmet.
44
1844: Der Weberaufstand in Schlesien
der Leinenweber
niederschlagen
sich auseinandersetzten
Hintergründe (pl.)
erbärmlich
der Hungerlohn
alle packen mit an
zusammenbrechen
– льноткач
– подавить (восстание), усмирить
– (критически) разбирать вопрос,
вникать в вопрос
– подоплёка
– жалкий, убогий
– нищенская зарплата, нищенское
жалованье
– все берутся за дело, никто не
остаётся без дела, все помогают
– обессилеть
Zwischen dem 4. und 6. Juni kam es in Schlesien zum Aufstand der Leinenweber. Sie demonstrierten damit gegen ihre
katastrophalen Lebens- und Arbeitsbedingungen, bis der Protest
am dritten Tag vom preußischen Militär blutig niedergeschlagen
wurde. Da sich Künstler und Literaten immer wieder mit diesem
Ereignis auseinander setzten, ist der Weberaufstand bis heute ein
Begriff. Wir möchten euch die historischen Hintergründe erklären.
Das Leben der schlesischen Leinweber Mitte des 19. Jahrhunderts
war erbärmlich. Der wöchentliche Verdienst eines Webers (10 bis
20 Silbergroschen) war der reinste Hungerlohn. Deshalb musste die
ganze Familie mit anpacken, Kinder inklusive. Frauen, Mädchen
und Jungen wurden zu schwersten körperlichen Arbeiten gezwungen.
Nicht selten brach ein Arbeiter nach einer durchschnittlichen
Arbeitszeit von 14 Stunden erschöpft am Webstuhl zusammen.
Kluft zwischen Arm und Reich
in Heimarbeit fertigten
– делать [изготовлять] на дому
[в порядке надомной работы]
in Kauf nehmen
– мириться, считаться с чем-л.,
пойти на что-л. (ради чего-л. более
важного)
abliefern
– поставлять, доставлять (товар)
45
Da die Weber in Heimarbeit fertigten, mussten sie oft tagelange
Reisen in Kauf nehmen, um die produzierte Ware bei ihrem Arbeitgeber
abzuliefern. Das waren reiche Fabrikbesitzer, die sich am Elend ihrer
Arbeiter bereicherten.
Konkurrenz aus England
die Missernte
– неурожай
In den Jahren vor 1844 spitzte sich die Lage für die Weber weiter
zu. England hatte es durch technische Innovationen geschafft, die
Produktionskosten zu senken und Baumwollstoff dadurch erheblich
günstiger zu produzieren. Die britische Konkurrenz drückte also das
Lohnniveau der schlesischen Weber. Diese kritische Situation wurde
noch verschärft, als Missernten in Schlesien zu einem erheblichen
Preisanstieg von Lebensmitteln führten.
3.000 Demonstranten
auf taube Ohren stießen – не встретить сочувствия [отклика,
внимания]
Not und Hunger waren schließlich die Ursache dafür, dass 3.000
Weber aus Peterswaldau, Kaschbach und Langenbielau am 4. Juni
1844 die Arbeit niederlegten und auf die Straße gingen. Sie forderten
mehr Lohn, bessere Arbeitsbedingungen. Doch ihre Wünsche stießen
bei den schlesischen Fabrikbesitzen auf taube Ohren.
Blutiges Ende
wissen (zu + Infinitiv)
gewaltsam
Oberhand behalten
zu beklagen haben
– уметь (что-л. делать)
– насильственно [с применением силы]
– одержать [взять] верх (над ) …
– оплакивать
Daraufhin wussten sich die Weber nur noch gewaltsam zu wehren.
Sie vertrieben ihre reichen Arbeitgeber samt Familien, zerstörten
ihre Häuser, Maschinen und alles, was ihnen in die Hände fiel. Bis
6. Juni schienen sie die Oberhand zu behalten. Doch dann rückte das
preußische Militär ein und beendete den Aufstand blutig. Auf Seite
der Weber waren 11 Tote und 24 Schwerverletzte zu beklagen.
46
Sammlungen für die Weber
Die schlimme Lage der Weber änderte sich auch nach den
Ereignissen von 1844 nicht wesentlich. Da ihr Elend aufgrund von
Zeitungsberichten aber inzwischen in ganz Deutschland bekannt
geworden war, hatten viele Menschen Mitleid. Sie sammelten Kleider
und Lebensmittel für die hungernden und frierenden Menschen.
Die Weber in der Literatur
Der Weberaufstand war die erste große proletarische Erhebung in
Deutschland. Durch die Darstellungen in Kunst und Literatur ist das
Ereignis im Gedächtnis der Menschen geblieben. Bekannt ist besonders
das Drama „Die Weber“ von Gerhart Hauptmann, dessen Großvater
selbst als Weber gearbeitet hatte sowie das unten abgedruckte Gedicht
von Heinrich Heine.
Heinrich Heine
Die schlesischen Weber
düster
die Zähne fletschen
das Leichentuch
der Fluch
das Elend
– мрачный, угрюмый
– скалить зубы
– саван, надгробное покрывало
– проклятие
– нищета, нужда
Im düstern Auge keine Träne
Sie sitzen am Webstuhl und fletschen die Zähne:
Deutschland, wir weben dein Leichentuch,
Wir weben hinein den dreifachen Fluch
Wir weben, wir weben!
vergebens
– напрасно
harren
– ждать, ожидать (упорно,
с нетерпением)
äffen
– дурачить, дразнить
foppen
– дразнить, дурачить, надувать
narren
– дурачить, (под)шутить, (по)смеяться
47
Ein Fluch dem Gotte, zu dem wir gebeten
In Winterskälte und Hungersnöten;
Wir haben vergebens gehofft und geharrt,
Er hat uns geäfft und gefoppt und genarrt –
Wir weben, wir weben!
erweichen
– смягчать
erpressen
– вымогать
erschießen
– расстрелять
Ein Fluch dem König, dem König der Reichen,
Den unser Elend nicht konnte erweichen
Der den letzten Groschen von uns erpresst
Und uns wie Hunde erschießen lässt –
Wir weben, wir weben!
gedeihen
Schmach und Schande
knicken
die Fäulnis
der Moder
der Wurm
erquicken
– преуспевать, процветать
– стыд и срам
– надламываться, ломаться
– тление, гниль разложение
– гниль, затхлость, плесень
– червь
– услаждать, доставлять наслаждение
Ein Fluch dem falschen Vaterlande,
Wo nur gedeihen Schmach und Schande,
Wo jede Blume früh geknickt,
Wo Fäulnis und Moder den Wurm erquickt –
Wir weben, wir weben!
das Schiffchen
der Webstuhl
krachen
emsig
– челнок (ткацкой, швейной машины)
– ткацкий станок
– трещать, грохотать
– прилежный, усердный
48
Das Schiffchen fliegt, der Webstuhl kracht,
Wir weben emsig Tag und Nacht –
Altdeutschland, wir weben dein Leichentuch,
Wir weben hinein den dreifachen Fluch,
Wir weben, wir weben!
Aufgabe 1. Übersetzen Sie ins Russische die Wortgruppen.
der wöchentliche Verdienst eines Webers, schwere körperliche
Arbeit, die durchschnittliche Arbeitszeit, die produzierte Ware bei
ihrem Arbeitgeber abliefern, die Produktionskosten senken, zu einem
erheblichen Preisanstieg von Lebensmitteln führen, mehr Lohn und
bessere Arbeitsbedingungen fordern, den Aufstand blutig beenden,
die erste große proletarische Erhebung
Aufgabe 2. Beantworten Sie die Fragen zum Text.
1. Wie war das Leben der schlesischen Leinweber Mitte des
19. Jahrhunderts?
2. Warum spitzte sich die Lage für die Weber in den Jahren vor
1844 zu?
3. Was war die Ursache der Demonstration am 4. Juni 1844?
4. Was forderten die Weber?
5. Womit endete der Aufstand?
6. Fand der Weberaufstand seinen Niederschlag in der Literatur?
Aufgabe 3. Lesen Sie das Gedicht von Heinrich Heine « Die
schlesischen Weber» und beantworten Sie die Fragen zum Text.
1. Wie beschreibt der Dichter die Lage der Weber?
2. Was bedeuten die letzten Strophen seines Gedichtes:
«Altdeutschland, wir weben dein Leichentuch,
Wir weben hinein den dreifachen Fluch,
Wir weben, wir weben!»?
49
Deutschland ist Schwarz-Rot-Gold
der Hoftag
die Fänge
die Manessische
Liederhandschrift
– собрание при дворе
– лапы (хищной птицы)
– рукопись Манессе (рукописный
сборник произведений немецких
миннезингеров)
... und zwar seit 1949, 1919 und sogar schon seit 1848. Mehrere
Male änderten sich die deutschen Nationalfarben, aber immer
wieder kam man auf schwarz-rot-gold zurück. Aber warum
eigentlich? Woher kommen die deutschen Nationalfarben und
warum stehen sie für Freiheit und Demokratie?
Die Farbkombination Schwarz-Rot-Gold hat ihren Ursprung weit
zurück in der deutschen Geschichte. Schon auf dem Hoftag zu Mainz
1184 sollen sie als die deutschen Farben bezeichnet worden sein. Seit
dem 13. Jahrhundert enthält das Wappen des Heiligen Römischen
Reichs Deutscher Nation diese Farben und zwar einen schwarzen
Adler auf goldenem Grund mit rot eingefärbten Fängen und Schnabel.
Erstmals zu sehen ist er in der etwa 1300 geschaffenen Heidelberger
Liederhandschrift Manesse.
Schwarz-Rot-Gold seit dem Mittelalter
Bei der Krönung von Friedrich I. 1152 soll der Weg mit einem
Schwarz-Rot-Goldenen Teppich ausgelegt gewesen sein, der nach der
Krönung in kleinen Teilen als Andenken ans Volk verteilt worden
sein soll. 1212 wurde Friedrich II. zum Deutschen König gekrönt. Der
dabei von ihm getragene Mantel war Schwarz-Rot-Gold und wurde
bis 1806, dem Ende des Heiligen Römischen Reichs Deutscher Nation
verwendet.
Farben der Revolution
waagrecht
– горизонтальный
die Knechtschaft
– кабала
die Schlacht
– сражение, битва, бой
50
1848 kam es zur Revolution in Deutschland. Als am 9. März 1848
in Frankfurt die Nationalversammlung beschlossen wurde, erklärte man
auch die waagrecht schwarz-rot-gold gestreifte Flagge zur deutschen
Nationalflagge. Den Farben legte man seit den Befreiungskriegen
gegen Napoleon diese Bedeutung bei: Aus der Schwärze (= Schwarz)
der Knechtschaft durch blutige (= Rot) Schlachten ans goldene (=
Gold) Licht der Freiheit. Das Gemälde zeigt revolutionäre Kämpfe im
März 1848 in Berlin.
Farbenspiele
scheitern
– потерпеть неудачу, провалиться
abschaffen
– отменять, упразднять
Doch die Revolution scheiterte. 1850 verbot der preußische König
die Nationalflagge wieder. Schwarz-weiß-rot waren die Farben der
Stunde, die später auch das Deutsche Reich übernahm. Erst am 3. Juli
1919 bestimmte die Nationalversammlung, dass Schwarz-Rot-Gold
wieder zur Nationalflagge werden sollte. Doch schon 1933 schafften
die Nationalsozialisten sie wieder ab.
Die in Schwarz-Weiß-Rot gehaltene Hakenkreuzflagge war
nun das Symbol Deutschlands. Nach dem Krieg wurden zunächst
verschiedene Farb- und Formvorschläge gemacht. Doch mit
Inkrafttreten des Grundgesetzes wurde am 23. Mai 1949 die schwarzrot-goldene Flagge zur Staatsflagge der Bundesrepublik Deutschland.
Flagge der DDR
sich abgrenzen – отделять, отмежёвывать, разграничивать
schwören
– присягать, давать присягу
Im Ostteil der Republik wurde am 30. Mai 1949 ebenfalls eine
Schwarz-Rot-Goldene Flagge beschlossen. Um sich von der WestRepublik abzugrenzen und die Soldaten nicht zu zwingen, auf die
Flagge des Westens zu schwören wurde am 1. Oktober 1959 das
Staatswappen der DDR hinzugefügt. Es bestand aus Hammer und
Zirkel umgeben von Ähren als Symbol für das Bündnis von Arbeitern,
Bauern und Akademikern.
51
Aufgabe 1. Beantworten Sie die Fragen.
1. Woher kommen die deutschen Nationalfarben und warum
stehen sie für Freiheit und Demokratie?
2. Welche schwarz-rot-goldenen Symbole gab es im Mittelalter?
3. Was bedeuteten diese Farben während der Revolution 1848?
4. Wann war die schwarz-rot-goldene Flagge die Nationalflagge
Deutschlands?
5. Welche anderen Farbkombinationen hatten die deutschen
Fahnen?
6. Wie sah das Staatswappen der DDR aus?
Aufgabe 2. Übersetzen Sie folgende Sätze und bestimmen Sie
die Zeitformen.
1. Schon auf dem Hoftag zu Mainz 1184 sollen sie als die
deutschen Farben bezeichnet worden sein.
2. Bei der Krönung von Friedrich I. 1152 soll der Weg mit einem
Schwarz-Rot-Goldenen Teppich ausgelegt gewesen sein, der nach
der Krönung in kleinen Teilen als Andenken ans Volk verteilt worden
sein soll.
3. 1212 wurde Friedrich II. zum Deutschen König gekrönt.
4. Als am 9. März 1848 in Frankfurt die Nationalversammlung
beschlossen wurde, erklärte man auch die waagrecht schwarz-rot-gold
gestreifte Flagge zur deutschen Nationalflagge.
Aufgabe 3. Ergänzen Sie die Sätze.
Das Thema des Artikels ist … Im ersten Teil wird über alte schwarzrot-goldene Symbole berichtet. Das waren … Im zweiten Teil geht es
um die schwarz-rot-goldene Fahne während … . Der Autor berichtet,
dass … Er beschreibt auch die Bedeutung der Farbkombination …
. Im dritten Teil wird auch eine andere Farbkombination genannt:
… Das waren die Farben der deutschen Fahne … und … . Heute ist
die schwarz-rot-goldene Fahne … . Die Fahne der DDR hatte einen
Unterschied. Das war … .
52
Märchenkönig und tragische Figur
der Erbprinz
geheimnisumwittert
die Regentschaft
– наследный принц
– овеянный тайной
– правление, царствование (монарха)
Ludwig II. König von Bayern
Der Erbprinz Otto Ludwig Friedrich Wilhelm von Bayern
aus dem Geschlecht der Wittelsbacher sollte als „Märchenkönig“
in die Geschichte eingehen. Seine Regentschaft, seine exzentrische Persönlichkeit, sein geheimnisumwittertes Leben,
seine phantastischen Schlösser und nicht zuletzt sein mysteriöser
Tod am 13. Juni 1886 im Starnberger See sind von Legenden
umwoben.
Langersehnter Erbprinz
langersehnt
– долгожданный
überwältigt vor Glück
– вне себя от счастья
Als der langersehnte Erbprinz am 25. August 1845 im grünen
Salon auf Schloss Nymphenburg in München zur Welt kommt, zeigt
sich der Vater, Seine Königliche Hoheit Kronprinz Maximilian,
zunächst überwältigt vor Glück. Obwohl der Name Otto auf der
Taufmedaille eingeprägt ist, wird das Kind auf Wunsch seines
Großvaters Ludwig genannt.
Musik und Literatur
(das) Allgäu
– Альгёй (область в Альпах)
die Geistesbildung
– умственное развитие
Ludwig und sein drei Jahre jüngerer Bruder Otto wachsen unter
einem strengen Vater auf. Die Prinzen verbringen den größten Teil
ihrer Jugend auf Schloss Hohenschwangau im Allgäu. Beide erhalten
eine umfassende Geistesbildung, wobei Ludwig schon früh starke
Neigungen zu Musik und Literatur erkennen lässt.
53
Richard Wagner
fördern
– содействовать, поощрять
sich entziehen
– уклоняться; избегать, не поддаваться
das Festspielhaus
– театр [концертный зал], в котором проводятся фестивали
Sein Schlüsselerlebnis in dieser Hinsicht ist für den
phantasiebegabten 15jährigen der Besuch einer Aufführung der Oper
„Lohengrin“ von Richard Wagner in der Münchener Hofoper.
Ludwig entwickelt eine glühende Liebe zu dem Komponisten, den
er sein Leben lang großzügig förderte und dessen Einfluss er sich
nie entziehen konnte. Später sollte er Wagner das Festspielhaus
in Bayreuth schenken.
König mit 18
hochgewachsen
nachfolgen
der Feuereifer
nachlassen
– высокий, рослый, высокого роста
– наследовать, быть преемником
[наследником]
– усердие, рвение
– ослабевать, уменьшаться
Ludwig wird schneller König als erwartet. 1864 stirbt der Vater
und so folgt ihm der schöne, hochgewachsene Prinz im Alter von 18
Jahren, völlig unvorbereitet, im Amt nach. Politik gehört zwar nicht
zu seinen Lieblingsbeschäftigungen, doch der junge Monarch stürzt
sich zunächst mit Feuereifer ins Amt. Seine Euphorie sollte zwar
bald nachlassen, doch die Regierungsaufgaben erledigte er - entgegen
vieler Vorurteile – stets pünktlich und pflichtgemäß.
Monarch von Gottes Gnaden
verheerend
– губительный, ужасный
abdanken
– отрекаться от престола
Als tiefreligiöser Mensch ist Ludwig von Beginn seiner
Regentschaft an davon überzeugt, ein König von Gottes Gnaden
zu sein. Aus diesem Grund lehnt er auch Krieg als Mittel der
Konfliktlösung ab. Die politische Lage zwingt ihn dennoch zwei
54
Mal während seiner Regentschaft in die Schlacht zu ziehen. Weil
die Kriege verloren gehen und für Bayern verheerende Folgen
haben, denkt der friedliebende König sogar ernsthaft darüber nach
abzudanken.
Spinner oder Visionär?
der Spinner
abtun
mit Geld um sich prassen
die Ausgaben pl.
die Vision
– фантазёр, сумасшедший,
чокнутый
– отмахиваться
– бросаться деньгами
– расходы
– видение (поэтическое)
Von vielen seiner Zeitgenossen wurde Ludwig als Spinner
abgetan, der mit seinem Geld nur so um sich prasste. Unbestritten:
Die Ausgaben des Märchenkönigs haben ein Loch in die Staatskasse
gerissen. Doch der Bayernkönig hatte auch Visionen. Er träumte
davon Flugmaschinen zu bauen und damit über den Starnberger
See zu fliegen. Mit seinen Schlössern Linderhof, Neuschwanstein
und Herrenchiemsee schuf er wahre Kunstwerke. Er stellte nicht
nur die finanziellen Mittel zur Verfügung, sondern war selbst ein
ausgezeichneter Architekt.
Vorbildlich
verschwenderisch
die Amtshandlung
das Gehalt
die Sozialversicherung
– расточительный
– официальный акт
– оклад, жалованье
– социальное страхование
Was die meisten nicht wissen: Obwohl Ludwig verschwenderisch
war, gab er das Geld nicht nur für seinen Luxus aus. Eine seiner ersten
Amtshandlungen als König war, dass er das Gehalt der Hofangestellten
deutlich erhöhte. Außerdem war er ein Pionier der Sozialversicherung.
Schon beim Bau seines Schlosses Neuschwanstein gab es einen
Krankenunterstützungsverein, dem sich die Arbeiter anschließen
konnten. Dieser Verein existiert noch heute.
55
Sissi als Seelenverwandte
seelenverwandt
– родной по духу
sie sind seelenverwandt
– у них родственные души
das Vermögen
– имущество, состояние
der Zwang
– обязательность, принуждение,
давление
sich im Leben [in der
– найти своё место в жизни
Welt] zurechtfinden
die Verlobung eingehen
– заключить помолвку
auflösen
– расторгать
der Außenseiter
– аутсайдер, замкнутый [необщительный] человек, индивидуалист
seelenverwandt
– родной по духу
Aufgrund seines Vermögens konnte sich Ludwig II. einen Großteil
seiner Träume erfüllen. Doch mit den Zwängen des Hoflebens findet
er sich nicht immer zurecht. Die eingegangene Verlobung mit Sophie
Charlotte, Herzogin von Bayern, löst er wieder auf, weil er sie nicht
liebt. Viel besser versteht er sich mit ihrer Schwester, seiner Cousine
Elisabeth („Sissi“). Die sensible Kaiserin von Österreich war bei Hofe
ebenfalls eine Außenseiterin und ihm deshalb eine Seelenverwandte.
Als geisteskrank erklärt
abtauchen
– погружаться
ein Dorn im Auge sein
– быть бельмом на глазу
sich verdichten
– сгущаться
entmündigen
– объявлять (лицо) недееспособным
In seinen letzten Lebensjahren taucht Ludwig immer stärker in eine
Scheinwelt der Kunst und Musik ab. Vielen am Hof ist er deshalb ein
Dorn im Auge. Kurz vor seinem Tod verdichten sich die dramatischen
Ereignisse: Am 12. Juni 1886 wird der Bayerische König von einer
Regierungskommission gefangen genommen, nachdem ihn mehrere
Ärzte zuvor für unheilbar geisteskrank erklärt und entmündigt hatten.
56
Mysteriöser Tod
mysteriös
– таинственный, загадочный
die Umstände pl. – обстоятельства
umbringen
– убивать
Mysteriös sind die Umstände seines Todes einen Tag später. Am
Abend des 13. Juni 1886 unternimmt Ludwig II. mit seinem Arzt
einen Spaziergang am Starnberger See. Als er nicht zurückkehrt,
werden Suchtrupps losgeschickt, die beide nur noch tot auffinden. Die
offizielle Version: Ludwig hat seinen Arzt umgebracht, um sich das
Leben nehmen zu können.
Intrige oder Selbstmord?
Niemand wird wohl mehr klären können, was an diesem Abend
wirklich geschehen ist. Und ob Ludwig tatsächlich geisteskrank oder
nur Opfer einer politischen Intrige geworden ist? Wer weiß. Die wahre
Geschichte ruht vermutlich in den Familienarchiven der Wittelsbacher
und die schweigen sich bis heute aus.
Besuchermagnet Neuschwanstein
feststehen
– являться установленным [несомненным]
bescheren
– даровать (свыше)
Fest steht: Mit seinen Schlössern, allen voran Neuschwanstein,
beschert Ludwig II. Bayern auch nach seinem Tod wahre
Touristenströme. Vor allem Besucher aus Japan und Amerika möchten
die extravaganten Bauwerke sehen. Ludwig selbst hat in den letzten
Jahren auch deutlich an Popularität gewonnen. Im Allgäu wird ein
Musical über sein Leben gezeigt.
Aufgabe 1. Richtig oder falsch?
1.
2.
Der erste Name des Erbprinzen war Otto.
Der junge Prinz beschäftigte sich nur mit
Literatur und Musik.
57
richtig
falsch
3.
4.
5.
6.
7.
8.
9.
10.
11.
12.
13.
14.
Ludwigs Lieblinskomponist war Richard
Wagner.
Ludwig II. erledigte seine
Regierungsaufgaben nicht.
Ludwig II. war gegen die Kriege.
Ludwig II. führte keine Kriege.
Viele Zeitgenossen liebten den König
Ludwig II. nicht, weil er zu viel Geld
ausgab.
Ludwig II. baute die Schlösser Linderhof,
Neuschwanstein und Herrenchiemsee.
Ludwig II. gab sein ganzes Geld für seinen
Luxus aus.
Die Seelenverwandte von Ludwig II. war
Sophie Charlotte, Herzogin von Bayern.
Am 12. Juni 1886 wurde Ludwig II. für
geisteskrank erklärt .
Niemand weiß, wie Ludwig II. starb.
Die Wittelsbacher wollen ihre Archive
nicht veröffentlichen.
Dank Ludwig II. bekommt Bayern heute
viel Geld.
Aufgabe 2. Was berichtet der Autor
– über Ludwigs Kindheit und Jugend,
– über sein Interesse für Literatur und Kunst,
– über Ludwig II. und seine Zeitgenossen,
– über die Sozialpolitik Ludwigs II.,
– über das Privatleben Ludwigs II.,
– über seine letzten Lebensjahre,
– über seinen Tod,
– über die Rolle seiner Erbschaft für Bayern?
58
Wie kam es genau zur Reichsgründung?
der Anstoß
von langer Hand
das Geschick
die Rücksichtslosigkeit
zustande kommen
– повод, толчок, стимул, импульс
– с давних пор, заранее
– ловкость, мастерство,
– беспощадность, решительность,
резкость
– осуществлять, выполнять,
совершать, создавать, завершать
Die deutsche Reichsgründung war eine Folge des DeutschFranzösischen Krieges und des Sieges der preußischen Truppen. Aber
das war nur der letzte Anstoß. In Wirklichkeit war die Reichseinigung
eine komplizierte und von langer Hand geplante Sache. Die Fäden zog
Otto von Bismarck, ohne dessen diplomatisches Geschick, aber auch
Rücksichtslosigkeit, keine Einigung zustande gekommen wäre. Die
Einigung des Deutschen Reiches kam auf einem Zusammenschluss
des Norddeutschen Bundes mit den süddeutschen Staaten zustande,
wobei Preußen die Bedingungen vorgegeben hatte.
Die Pläne Otto von Bismarcks
lenken
– управлять, руководить, направлять
das Geschick
– судьба, участь, рок
der Ministerpräsident
– премьер-министр
verstoßen
– нарушать
der Haushalt
– бюджет
fest im Sattel sitzen
– занимать прочное положение
Seit 1862 lenkte Otto von Bismarck, den der preußische König
Wilhelm I. zum Ministerpräsidenten berufen hatte, die Geschicke
Preußens. Dort verstieß er gegen die Verfassung, weil er vier Jahre
lang ohne Haushalt regierte. Das bedeutete, dass die Staatsausgaben
nicht vom Parlament bewilligt waren. Das störte Bismarck wenig,
seine Ziele waren ja ganz andere. Doch musste er fest im politischen
Sattel sitzen, um seine Ziele durchzusetzen.
Drei Kriege führten letztlich zur deutschen Reichseinigung.
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1. Krieg gegen Dänemark
sich streiten
– сражаться, вести борьбу
sich durchsetzen – победить, добиться признания, иметь успех
streitig machen
– оспаривать
loswerden
– отделываться, избавляться, освобождаться
1864 sorgte Bismarck dafür, dass Preußen gemeinsam mit
Österreich aus dem Krieg gegen Dänemark siegreich hervorging.
Man stritt sich um Schleswig und Holstein, denn der dänische König
plante, Schleswig Dänemark anzugliedern. Es kam zu einem Krieg,
in dem preußische und österreichische Truppen sich gemeinsam gegen
den dänischen Widerstand durchsetzten. Dänemark trat im Frieden
von Wien 1864 die Herzogtümer Schleswig, Holstein und Lauenburg
an Österreich und Preußen ab. Damit wäre ja alles gut gewesen. Aber
dieser Friede war nur ein kleiner Schritt in Richtung Reichseinigung
unter preußischer Führung. Dazu musste Bismarck Österreich,
das sich seine Machtstellung natürlich nicht so leicht streitig machen
wollte, loswerden.
2. Krieg gegen Österreich
die Spannung
– напряжённость, натянутые отношения
anhalten
– продолжаться
abringen
– отвоевать, отнимать силой
die Auflösung
– ликвидация, роспуск (организации)
der geschickte
Schachzug
– ловкий ход
Die Spannungen zwischen den beiden Großmächten hielten
an. Man stritt sich vor allem um Holstein, das man ja kurz zuvor
gemeinsam den Dänen abgerungen hatte. So kam es zum Krieg
zwischen Österreich und Preußen. Preußen kämpfte im deutschen
Krieg gemeinsam mit 17 kleineren norddeutschen Staaten gegen
Österreich, Bayern, Württemberg, Sachsen und weitere Staaten
des Deutschen Bundes. Die Entscheidung fiel in der Schlacht bei
Königgrätz am 3. Juli 1866, die die Preußen und ihre Verbündeten
gewannen. Die Preußen waren technisch überlegen und verfügten
über die besseren Waffen. Mit diesem Sieg Preußens verlor Österreich
60
seine bedeutende Stellung in Europa. Und genau dies war Bismarcks
Absicht gewesen, nämlich Österreich zu schwächen, um nun in Ruhe
Deutschland neu gestalten zu können. Ein geschickter Schachzug war,
den besiegten Gegner Österreich milde zu behandeln. Im Frieden
von Prag stimmte Österreich der Auflösung des Deutschen
Bundes zu. Am Ende stand die Gründung des Norddeutschen
Bundes, dem Preußen und weitere verbündete norddeutsche Staaten
angehörten sowie Sachsen und Hessen. Insgesamt umfasste dieser
Bund 22 Staaten und hatte 30 Millionen Einwohner. Bismarck wurde
im Juli 1867 zum Kanzler des Bundes gewählt.
3. Krieg gegen Frankreich
herausfordern
– вызывать (на что-л.), давать повод,
напроситься
der Angreifer
– нападающий, атакующий, агрессор
die Emser Depesche – Эмсская депеша
verkürzen
– укорачивать, сокращать
das Anliegen
– требование
zustimmen
– соглашаться
Doch Frankreich sah diese Entwicklung nicht gerne, denn ein
starker deutscher Staat in der Mitte Europas war für Frankreich eine
Bedrohung. Das wusste Bismarck. Sein Ziel war, die Franzosen
zu isolieren und einen Krieg herauszufordern, bei dem Preußen
allerdings nicht als Angreifer dastehen sollte. Der Schachzug der
„Emser Depesche“ kam ihm zur Hilfe. Er verkürzte ein Schreiben
der französischen Regierung, eben die Emser Depesche, und übergab
diese an die Presse. Durch diese Kürzungen erhielt das Schreiben
eine scharfe, drohende Note, so dass der König dem französischen
Anliegen nicht zustimmen konnte. Die Franzosen fühlten sich beleidigt
und erklärten daraufhin am 18. Juli 1870 den Krieg. Die Niederlage
Frankreichs in der Schlacht von Sedan und die Gefangennahme des
französischen Kaisers Napoleons III. führten schließlich dazu, dass
am 18. Januar 1871 der preußische König Wilhelm I. zum ersten
Kaiser des deutschen Reiches ausgerufen wurde. Reichskanzler
wurde Otto von Bismarck. Drei Kriege, politische Schachzüge und
61
diplomatische Überlegungen hatten dazu geführt, dass Bismarck sein
Ziel erreicht hatte. Ein geeintes Deutschland, ohne Österreich und
ohne Freiheit. Eine nationale Einigung von oben.
Aufgabe 1. Beantworten Sie die Fragen zum Text
1. Was war die Ursache des Krieges gegen Dänemark?
2. Mit wem kämpfte Preußen im Krieg gegen Österreich?
3. Wann war die Schlacht bei Königgrätz?
4. Aus wie viel Staaten bestand der Norddeutsche Bund?
5. Warum erklären die Franzosen den Krieg am 18. Juni 1870?
6. Wie endete die Schlacht von Sedan?
7. Wie sah das neue deutsche Reich aus, nachdem Frankreich
besiegt worden war?
8. Wann wurde Otto von Bismarck zum Reichskanzler?
9. Was für ein Ziel hatte Bismarck in diesen 3 Kriegen?
Aufgabe 2. Beachten Sie die Rektion der Verben. Stellen Sie die
Sätze mit diesen Verben zusammen.
sich streiten um + Akk, verfügen über + Akk, sorgen für + Akk,
verstoßen gegen + Akk, führen zu + Dat
Aufgabe 3. Suchen Sie im Text die Sätze mit Infinitivgruppen
um..zu und übersetzen Sie diese Sätze.
Aufgabe 4. Erzählen Sie über die Kriege, die Deutschland
zwischen 1864 und 1871 führte.
1. Wann war der Krieg?
2. Der Gegner Deutschlands
3. Verbündete Deutschlands
4. Das Ziel des Krieges
5. Der Anlass zum Krieg
6. Die wichtigste Schlacht
7. Der Friedensvertrag
8. Die Ergebnisse des Krieges für Deutschland
62
Das deutsche Kaiserreich (1871–1918)
die Binnenschifffahrt
die Zustände pl.
rücksichtslos
arrogant
ausbeuten
der Zusammenschluss
unterdrücken
der Grund
aufgeben
die Zurückhaltung
heraushalten
die Einkreisung
die Mittelmächte pl.
– внутреннее судоходство
– положение (вещей),
обстоятельства
– беспощадный, не считающийся
ни с чем, бесцеремонный
– надменный, заносчивый,
высокомерный
– эксплуатировать
– объединение
– подавлять
– основание, причина
– отказываться, отрекаться
– сдержанность
– удержать от чего-л.
– окружение, изоляция
– страны Центральной Европы
(во время первой мировой войны
– военный союз Германии
и Австро-Венгрии, к которому
присоединились Болгария
и Турция)
Deutschland war nun die stärkste Macht in Europa und wurde
eine wirtschaftliche Weltmacht. Seit etwa 1840 hatte sich eine
gewaltige Industrie entwickelt. Die Bevölkerung vermehrte sich
rasch (von 25 Millionen 1815 auf 50 Millionen 1890). Eisenbahnen
und Binnenschifffahrt schufen einen großen, einheitlichen Markt.
Um 1900 nahm Deutschland, das seit 1884 auch Kolonien in Afrika
und in der Südsee erworben hatte, im Welthandel die zweite Stelle
ein. In Forschung und technischen Erfindungen stand es wohl
an der Spitze.
Rückständig blieben aber die politischen und sozialen Zustände.
Die herrschenden Schichten waren rücksichtslos und arrogant gegen
die „niederen Klassen“. Die Arbeiterschaft wurde ausgebeutet,
63
ihre Zusammenschlüsse in Gewerkschaften und Parteien wurden
(seit 1860) nach Kräften unterdrückt. Seit 1883 besserten
Sozialversicherungen und Arbeiterschutzgesetze die Lage, aber
die Sozialdemokratische Partei erhielt keinen Grund, ihren
auf der revolutionären Lehre von Karl Marx beruhenden Klassenkampf aufzugeben.
In der Außenpolitik sicherte Bismarck dem Deutschen Reich
durch Zurückhaltung Frieden und Ansehen. Frankreich war zwar
wegen des Verlustes von Elsass-Lothringen unversöhnlich, aber
Bismarck sorgte dafür, dass es keine Verbündeten gegen Deutschland
fand. Mit Österreich schloss er 1879 einen Zweibund, hielt jedoch das
Reich aus dem Gegensatz zwischen Russland und Österreich heraus.
Kaiser Wilhelm II. (seit 1888) dagegen und seine leitenden
Politiker verstanden es nicht, eine Einkreisung Deutschlands durch
gegnerische Mächte zu verhindern. Seit 1907 waren Russland,
Frankreich und England (die Entente oder die Alliierten) gegen
Deutschland und Österreich-Ungarn (die Mittelmächte) verbündet.
Die Gegensätze zwischen den Mächtegruppen führten 1914 zum
Ersten Weltkrieg. Zu Land blieben die Mittelmächte lange überlegen.
Sie besiegten 1917 Russland. Aber die englische Blockade zur See
brachte sie mehr und mehr in Lebensmittelnot und Materialmangel.
Der Versuch 1917, durch einen unbeschränkten U-Boot-Krieg
England ebenso zu treffen, misslang und führte zum Kriegseintritt
der USA. Dieser Machtzuwachs entschied den Krieg im Herbst 1918
für die Alliierten.
Aufgabe 1. Finden Sie in Text Informationen
– über die wirtschaftliche Lage Deutschlands
– über die innenpolitische Lage des Landes
– über die außenpolitische Lage des Deutschen Reichs und seine
Veränderung
64
Wilhelm II.:
Letzter Kaiser auf dem deutschen Thron
die Abdankung
alles andere als ein
Zuckerschlecken
verkrüppelt
zu schaffen machen
– отречение от престола
– не сахар
– изуродованный, изувеченный,
искалеченный
– доставлять много хлопот
Wilhelm II. war der letzte Kaiser auf dem deutschen Thron.
Bis zu seiner Abdankung im Jahr 1918 regierte der Preußenkönig,
der ein Enkel der berühmten Queen Victoria von England war,
insgesamt 30 Jahre. Am 27. Januar 1859 kam er im Berliner
Kronprinzenpalais zur Welt.
Die Kindheit des Monarchen war alles andere als ein
Zuckerschlecken. Nicht nur, dass Wilhelm unter der strengen
Erziehung seines Schweizer Hauslehrers Georg Hinzpeter litt. Auch
eine schwere körperliche Behinderung machte dem Jungen von klein
auf zu schaffen: Der Kronprinz litt an einem verkrüppelten Arm
– eine Verletzung, die ihm als Baby mit einer Geburtszange zugefügt
worden war.
Körperlich behindert
das Gebrechen
sich schicken
vermeintlich
traktieren
hartnäckig
zäh
das Handicap
erzwingen
gespalten
– недостаток (чаще физический),
недуг
– приличествовать, подобать
– (ошибочно) предполагаемый,
мнимый
– угощать, снабжать
– упрямый, упорный, настойчивый
– упорный, стойкий, выносливый
– физический или умственный
недостаток, увечье
– добиваться силой
– двойственный
65
Da sich dieses Gebrechen nicht für einen künftigen Thronfolger
schickte, wurde Wilhelm bereits als Kind mit allerlei vermeintlichen Heilmethoden traktiert. Massagen und Elektroschocks waren
da noch die harmloseren Methoden. Am meisten fürchtete der Junge
ein aus Schienen, Stangen und Gurten bestehendes Korsett, das die
Nackenmuskulatur strecken sollte.
Doch Wilhelm erwies sich als hartnäckig und zäh. Er erlernte
trotz seines Handicaps, was von einem Jungen seines Standes erwartet
wurde. Ob schießen, reiten oder segeln, Tennis spielen oder rudern –
all das gelang ihm nach emsigem Training. Die Liebe seiner Mutter
ließ sich allerdings nicht erzwingen. Sie empfand es als persönliches
Versagen keinen gesunden Kronprinzen geboren zu haben und hatte
Zeit ihres Lebens ein gespaltenes Verhältnis zu ihrem ältesten Sohn.
Queen Victoria, seine Großmutter, liebte ihn dafür umso mehr.
Ein selbstherrlicher Monarch
selbstherrlich
– самовластный, самодержавный,
диктаторский
selbstbewusst
– уверенный в себе
der Rücktritt
– отставка (правительства, министра)
geprägt sein
– нести на себе отпечаток,
определяться чем-л.
zusammenfassen
– охватывать, обобщать,
Nach dem Abitur studierte Wilhelm in Bonn Rechtsund Staatswissenschaften. 1881 heiratete der Thronfolger Augusta
Victoria, mit der er sieben Kinder haben sollte. Sieben Jahre später,
im Alter von 29 Jahren, wurde er zum Deutschen Kaiser und
König von Preußen gekrönt. Obwohl der selbstbewusste Monarch
Bismarck verehrte, kam es bald zu innenpolitischen Spannungen
zwischen ihm und dem Reichskanzler. 1890 zwang er ihn zum
Rücktritt.
Nach Bismarcks Entlassung versuchte der Kaiser die Politik
im Reich selbst zu bestimmen. Die Zeit war geprägt von der stürmischen Industrialisierung und allen damit zusammenhängenden
politischen, wirtschaftlichen und sozialen Problemen. Wilhelm II.
zeigte sich anfangs auch durchaus willig sozialpolitische Reformen
66
einzuleiten, geriet allerdings schnell in die Abhängigkeit
von  einflussreichen konservativen Kräften. Die Militarisierung
der Gesellschaft prägte die ganze Epoche, die man später unter
dem Begriff „Wilhelminismus“ zusammenfasste.
Machtorientierte Außenpolitik
die Vormachtstellung
– господствующее положение
(державы)
verscherzen
– (по легкомыслию) потерять
[утратить, упустить]
taktieren
– применять тактику
die Heeresleitung
– командование сухопутными
войсками
Wilhelms Außenpolitik bestand vor allem darin, nach außen
Stärke und Weltmachtstreben zu demonstrieren. Sein Ziel war es,
Deutschland – wenn nötig mit Gewalt – eine Vormachtstellung
gegenüber allen anderen europäischen Staaten zu verschaffen.
Seine zunächst freundschaftlichen Beziehungen zu Großbritannien
und Russland verscherzte sich der Kaiser durch unkluges Taktieren.
Mit seiner 1912 geäußerten Kriegsbereitschaft trug er weiter
zum Wachsen der internationalen Spannungen bei, die 1914 zum
Ersten Weltkrieg führten.
Während des Kriegs wurde der Kaiser vom Reichstag
und der Obersten Heeresleitung zunehmend in den Hintergrund
gedrängt. Die militärische und schließlich auch politische
Führung übernahmen Paul von Hindenburg und Erich Ludendorff.
Ab 1917 war Wilhelm praktisch völlig ausgeschaltet und regierte
nur noch pro forma.
Nach der Abdankung ins Exil
der Zusammenbruch
– крах
eigenmächtig
– самовольно, насильственно
bestatten
– хоронить, погребать
Nach dem militärischen und politischen Zusammenbruch
des Deutschen Reiches verkündete Prinz Max von Baden
67
am 9. November 1918 eigenmächtig die Abdankung des Kaisers.
Wilhelm ging ins Exil in die Niederlande und verkündete kurz
darauf seinen Thronverzicht. Seine kurzfristige Hoffnung,
die Nationalsozialisten würden die Monarchie wieder einführen,
bestätigte sich nicht. Dennoch wurde der ehemalige Kaiser
nach seinem Tod 1941 auf Weisung Hitlers mit militärischen
Ehren bestattet.
Aufgabe 1. Finden Sie im Text Informationen. Was schreibt der
Autor
– über die Kindheit von Wilhelm II.,
– über seinen Charakter,
– über Wilhelms Beziehung zur Mutter,
– über seine Familie,
– über die Beziehung Wilhelms zu Bismarck,
– über die Innenpolitik Wilhelms II.,
– über die Außenpolitik Wilhelms II. und ihre Folgen,
– über das Ende seiner Regierungszeit.
Aufgabe 2. Wie würden Sie dem Begriff „Wilhelminismus“
bestimmen? Was charakterisiert diese Epoche?
Aufgabe 3. Wählen Sie die wichtigsten Informationen
und schreiben Sie einen kurzen Artikel über Wilhelm II.
für ein Lexikon.
68
Der erste Weltkrieg
untertänig
aufrüsten
sich zuspitzen
einen Krieg anzetteln
– верноподданнический
– вооружаться, увеличивать
вооружения (о государстве)
– обостряться
– развязать войну
Zu Beginn des 20. Jahrhunderts war Deutschland noch lange kein
demokratischer Staat. Die Deutschen waren zu dieser Zeit ein eher
gehorsames, untertäniges Volk. Überall marschierte Militär und schon
die Kinder spielten am liebsten Soldat.
Die Kinder wurden streng erzogen. Die Mädchen sollten eine gute
Hausfrau und Mutter werden. Die Jungen sollten später zum Militär
gehen.
Alles Militärische begeisterte die Menschen und auch die Politiker
sprachen gerne über Krieg. Die europäischen Länder befanden sich
in einem internationalen Machtkampf. Jedes Land wollte reicher,
größer und bedeutender sein als die anderen.
Besonders Deutschland rüstete auf und war bereit, seine Interessen
mit Gewalt durchzusetzen. Die Lage spitzte sich immer weiter zu.
1914 begann der Erste Weltkrieg.
Deutschland und Österreich-Ungarn kämpften gegen
Frankreich, Italien, Großbritannien, Russland und später die USA.
Ganze Teile Europas wurden zum Schlachtfeld. Es war der erste
Krieg mit Massenvernichtungswaffen, wie Flugzeugen, Panzern,
Maschinengewehren und Giftgas.
Über zehn Millionen Menschen starben. Noch heute kann man
in Europa die riesigen Friedhöfe sehen, wo die Soldaten begraben
wurden. Vier Jahre später, 1918, war der Krieg endlich zu Ende.
Deutschland war der Verlierer und musste den Siegermächten
für den angezettelten Krieg sehr hohe Strafen zahlen.
Aufgabe 1. Lesen Sie den Text und nennen Sie die Themen,
die im Text behandelt werden.
69
Aufgabe 2. Was wissen Sie über den Ersten Weltkrieg?
Berichten Sie
– über die Situation in Deutschland zu Beginn des 20. Jahrhunderts,
– über den Anlass zum Krieg,
– über den Beginn des Krieges,
– über die Gegner Deutschlands,
– über die Verbündeten Deutschlands,
– über das Ziel des Krieges,
– über die wichtigsten Schlachten,
– über die Waffen,
– über das Ende des Krieges und seine Folgen.
70
Список литературы
Интернет-источники
1. URL: https://www.derweg.org/
2. URL: http://www.kinderzeitmaschine.de/
3. URL: http://www.medienwerkstatt-online.de/lws_wissen/
4. URL: http://www.planet-schule.de/
5. URL: http://www.wasistwas.de
71
Учебное издание
Немецкий язык
для историков
Часть 2
Составители
Мирославская Ирина Николаевна,
Куликова Лариса Александровна
Учебно-методическое пособие
Редактор М. Э. Левакова
Верстка М. Э. Левакова
Подписано в печать 04.06.16. Формат 60×84 1/16.
Усл. печ. л. 3,95. Уч.-изд. л. 2,5.
Тираж 4 экз. Заказ
Оригинал-макет подготовлен
в редакционно-издательском отделе ЯрГУ.
Ярославский государственный университет
им. П. Г. Демидова.
150000, Ярославль, ул. Советская, 14.
72
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