theater für junges publikum

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002 003
INHALT
INHALT
VORWORT
VON MATTHIAS
ESSAY CITIZENS OF EVERYWHERE
LILIENTHAL 004
VON TOM MCCARTHY 012
NEUPRODUKTIONEN
ON THE ROAD
NACH DEM ROMAN VON
JACK KEROUAC INSZENIERUNG DAVID
MARTON 026
TRÜFFEL TRÜFFEL TRÜFFEL
EUGÈNE
LABICHE AUS DEM FRANZÖSISCHEN VON TOBIAS HABERKORN INSZENIERUNG FELIX
ROTHENHÄUSLER 028
LUSTSPIEL VON
NACHTS, ALS DIE SONNE FÜR MICH
SCHIEN (AT)
UISENMA BORCHU
030
INSZENIERUNG
MITTELREICH
JOSEF BIERBICHLER KONZEPT UND
INSZENIERUNG ANTA HELENA RECKE NACH DER INSZENIERUNG VON ANNA-SOPHIE MAHLER 032
NACH DEM ROMAN VON
JULIET & ROMEO
WARTESAAL
VON
INSZENIERUNG TRAJAL HARRELL 034
NACH DER ROMAN-TRILOGIE „ERFOLG“, „GESCHWISTER OPPERMANN“ UND „EXIL“
LION FEUCHTWANGER INSZENIERUNG STEFAN PUCHER 042
TROMMELN IN DER NACHT
VON BERTOLT
VON ANESTIS AZAS UND
BRECHT INSZENIERUNG
PRODROMOS
TSINIKORIS 046
KANT
NACH „GRUNDLEGUNG ZUR METAPHYSIK DER SITTEN“ VON IMMANUEL
KANT INSZENIERUNG NICOLAS STEMANN 048
EINE BESETZUNG DER KAMMERSPIELE VON UND MIT JOSEF BIERBICHLER*, COLLECTIVE
CATASTROPHE, GINTERSDORFER/KLASSEN, ELFRIEDE JELINEK, ANNA-SOPHIE
MAHLER, OPEN BORDER ENSEMBLE, RAUMLABORBERLIN, ALBERTO VILLAREAL
SOWIE DEM ENSEMBLE DER MÜNCHNER KAMMERSPIELE U.V.M. 050
DIE ATTENTÄTERIN
NACH DEM ROMAN VON YASMINA KHADRA INSZENIERUNG
AMIR REZA KOOHESTANI 054
NO SEX
VON
KOLLEKTIVE ANDACHT ZU EINEM WOHLHEGÜTETEN GEHEIMNIS VON
SHE SHE
POP 068
DIE HAND IST EIN EINSAMER JÄGER
VON KATJA
LOLA ARIAS / OPEN BORDER ENSEMBLE
LOLA ARIAS MIT DEM OPEN BORDER ENSEMBLE 072
INSZENIERUNG
FREIES THEATER
WIEDERAUFNAHMEN
086
116
SCHWERPUNKTE
KAMMER 4 YOU
OPEN BORDER ENSEMBLE
TISCHSZENEN RELOADED 124
X SHARED SPACES (AT)
094
KAMMERSCHAU 124
VON UND MIT BILLINGER & SCHULZ,
ALEXANDER GIESCHE, HELENE HEGEMANN, SUSANNE KENNEDY, DAMIAN REBGETZ,
BRITTA THIE U.A. 100
FÖRDERPREIS FÜR DEUTSCHSPRACHIGE
DRAMATIK
ACHTUNG: KATASTROPHE!
FLIMMERKAMMER
BRUNNER INSZENIERUNG MARTA GÓRNICKA 070
NEW BEGINNINGS
WIEDERAUFNAHMEN
102
TOSHIKI OKADA INSZENIERUNG TOSHIKI OKADA 066
ORATORIUM
EIN PROJEKT VON
CHRSTOPHER RÜPING 044
HELLAS MÜNCHEN
1968
FREIES THEATER
JAKOBSPLATZ MÜNCHEN 105
SPIELART
HAUSBESUCHE RELOADED 124
KAMMERCAMPUS 125
KAMMERFLAT 126
KAMMERKLICKE 128
OSTERCAMP #3 – ON THE ROAD 128
EINE REIHE DES ENSEMBLES 104
EINE STUMMFILMREIHE IN KOOPERATION MIT DEM ORCHESTER
WEITERE FORMATE
KAMMER INTERNATIONAL 124
PREMIERENKLASSE 129
TUSCH 129
THEATERKONFERENZ 129
106
SERVICE
108
ALEXANDER GIESCHE 074
MITARBEITERINNEN UND MITARBEITER 2017/18 139
VORSCHAU
VEREIN ZUR FÖRDERUNG DER MÜNCHNER KAMMERSPIELE 143
ABONNEMENT 144
SAALPLAN 146
POLITIK IM FREIEN THEATER
KEIN LICHT. 2011/2012/2017
112
THEATERCARD / KAMMERFLAT 148
KARTENKAUF / PREISE / SERVICE / BARRIEREFREIHEIT 148
THINKSPIEL FÜR SCHAUSPIELER/
INNEN, INSTRUMENTALIST/INNEN UND ELEKTRONISCHE MUSIK IN ECHTZEIT BASIEREND AUF EINEM TEXT VON
ELFRIEDE JELINEK KOMPOSITION PHILIPPE MANOURY INSZENIERUNG NICOLAS STEMANN 114
PARTNER UND FÖRDERER 159
ADRESSEN / KONTAKT / IMPRESSUM 160
004 005
VORWORT
D
ie letzte Spielzeit war geprägt von heftigen Diskussionen um die
Kammerspiele. So anstrengend es auch sein mag, öffentlicher Kritik
ausgesetzt zu sein, so zeigt die Debatte einmal mehr, wie tief im Herzen
der Stadtgesellschaft dieses Haus verankert ist. Mehr noch: Nicht nur
München, sondern die gesamte Theaterrepublik schaut auf die Kammerspiele und streitet leidenschaftlich über die Frage, welche Rolle die Darstellenden Künste inmitten einer radikal sich verändernden Welt heute
spielen können.
Intendanzwechsel sind immer mit einer Veränderung der
künstlerischen Ausrichtung verbunden. Es ist der Auftrag
einer mit öffentlichen Mitteln geförderten Kultureinrichtung, bereits durchgesetzte Erfolgsrezepte nicht endlos
zu wiederholen, sondern – auch radikale – Experimente
zu wagen, gerade in einem Haus mit der Geschichte, wie
die Kammerspiele sie geschrieben haben. Es gehört zur
notwendigen Dynamik von Veränderungsprozessen, dass
sie bei manchen mit Gefühlen von Verlust und Enttäuschung verbunden sind und von anderen als Chance und
Aufbruch wahrgenommen werden.
Im Sinne der Herstellung von Kontinuität war es uns ein
großes Anliegen, dass beide gleich in der kommenden
Spielzeit ihre Arbeit hier fortsetzen. Mit einer Adaption
des Romans „Die Attentäterin“ von Yasmina Khadra
bleibt der in Teheran lebende Regisseur Amir Reza Koohestani den Themen und Konflikten des Mittleren Ostens treu. In dem von ihm selbst verfassten Stück „No
Sex“ beschäftigt sich Toshiki Okada mit der Tatsache,
dass 40 Prozent der Japaner, die unter 40 Jahre alt sind,
Geschlechtsverkehr kategorisch ablehnen, zumal Kinder,
gerade für Frauen, für das Berufsleben dort das sichere
Aus bedeuten.
Das Signet der Spielzeit gibt die Eröffnungsinszenierung
von David Marton vor. Mit einer Bühnenfassung des
Kultromans „On The Road“ von Jack Kerouac, einem
Schlüsselwerk der Beatnik-Generation, hat der aus Ungarn stammende Musiktheaterspezialist eine ungewöhnliche, aber bei näherer Betrachtung ausgesprochen
einleuchtende Wahl getroffen. Porträtiert wird eine
LIEBE
ZUSCHAUERINNEN
Das Theater bricht über symbolische Handlungen gesellschaftliche Strukturen auf, formt aus unterschiedlichen
Bevölkerungsschichten und Interessengruppen neue Allianzen und neue Formen von Öffentlichkeit – und führt
auch seine eigene Formsprache einem fortwährenden
Transformationsprozess zu, genauso wie die vielbeschworenen „Krisen“ der deutschen Literatur immer
auch ihre Weiterentwicklung vorangetrieben haben. Die
Alternativen wären Restauration und Stillstand.
Gerade aus diesem Grund hat es mich gefreut, dass die
Inszenierungen von Amir Reza Koohestani und Toshiki
Okada so großes und anhaltendes Interesse gefunden haben. Diese beiden Regisseure laden das Theater, wie wir
es kennen, mit den Erfahrungen und Sprechweisen auf,
die sie aus ihren Heimatländern – Iran und Japan – mitbringen, und lassen aus einem Prozess der Kollision und
der Verschmelzung innovative Theaterformen entstehen.
amerikanische Subkultur, die auf den Mythen der
Nachkriegszeit fußte und sich das Versprechen auf uneingeschränkte Mobilität, die Illusion unbegrenzter Ressourcen für ihre Vision von Freiheit zunutze machte.
Nicht nur bei den Beatniks, von Schriftstellern wie Allen
Ginsberg, Lawrence Ferlinghetti oder eben Jack Kerouac, wurde das „Unterwegssein“ in den 1950er und
60er Jahren gefeiert. Wer in jener Zeit zur Schule ging,
kannte mindestens zwei bis drei Menschen, die alles stehen und liegen ließen und zu langen Erleuchtungsreisen
aufbrachen – von München bis nach Indien. Für die gute
Sache des Partisanenkriegs konnte Che Guevara noch
ganz Südamerika durchqueren. In Zeiten des Neo-Nationalismus und der Auflösung von staatlichen Strukturen
auf ganzen Kontinenten ist das, wie der dystopische Verlauf von Flüchtlingsrouten zeigt, auf dem Landweg ohne
Weiteres nicht mehr möglich. Wer Sprit braucht, um das
Gefühl zu haben, über das Privileg der Freizügigkeit zu
verfügen, muss auch in Kauf nehmen können, dass dafür
Kriege geführt werden.
Der Roman „On The Road“ markierte den Vorabend jenes gesellschaftlichen Aufbruchs, der ab dem Ende der
60er Jahre die Welt nachhaltig veränderte. Erleben wir
nach den Wahlen in den Vereinigten Staaten und angesichts des weltweiten Siegeszugs populistischer Kräfte
eine historische Zäsur, die das Ende dieser Entwicklungen einläutet? Die Agenda von PolitikerInnen wie Donald
Trump, Marine Le Pen oder Theresa May lässt sich kurz
und knapp als der Versuch zusammenfassen, alle Errungenschaften von 1968, so kritikwürdig Teile davon auch
für VertreterInnen der politischen Linken mittlerweile
sein mögen, ein für allemal rückgängig zu machen.
Wie es der Zufall will, jährt sich 2018 der Mai von 1968
zum 50. Mal. Das nehmen die Kammerspiele zum Anlass für eine große Produktion, an der viele unterschiedli-
Momentan möchte eigentlich niemand mehr in dieser
Gesellschaft zum Establishment gehören. Warum eigentlich nicht? Auch dieser Kampfbegriff entstand aus dem
Geist der 68er-Revolte. Gemeint war eine politische,
wirtschaftliche oder kulturelle Einflussgruppe, deren
Herrschaft überwunden werden sollte. Wie so häufig in
der Geschichte werden gegenwärtig Strategien und
Wortschöpfungen der Linken von den neuen Rechten benutzt und ihre ursprüngliche Bedeutung ins Gegenteil
verkehrt.
Es scheint allerdings, als würden die Konfliktlinien immer weniger entlang der Unterscheidung zwischen „konservativ“ und „sozialdemokratisch“ verlaufen. Entscheidend, so formuliert es der britische Soziologe Colin
Crouch, werden in Zukunft die Auseinandersetzungen
zwischen Kräften sein, welche die Globalisierung ablehnen, und ihren Befürwortern. Der „Muslim-Ban“ der
neuen Regierung in den Vereinigten Staaten wäre in diesem Sinne ein Vorbote dieser sich verschärfenden Kons-
UND
ZUSCHAUER
che KünstlerInnen beteiligt sein werden. Sechs bis acht
RegisseurInnen aus unterschiedlichen Generationen,
verschiedener Herkunft und kultureller Orientierung setzen sich mit der Frage auseinander, was sie mit den historischen Ereignissen von 1968 und ihren Nachwirkungen
verbindet – oder auch nicht.
Zwangsläufig kommen da natürlich auch die Ausformulierungen ins Spiel, die dieses Datum in der jüngeren Lokalgeschichte Münchens angenommen hat, angefangen
mit den Schwabinger Aufständen, bis hin zur Generation
der Filmemacher Rainer Werner Fassbinder, Alexander
Kluge, Herbert Achternbusch. Das alles noch einmal Revue passieren zu lassen, genau in dem Moment, wo auch
in Deutschland die mit Pegida und der AfD verbundenen
politischen Kräfte den Augiasstall der 68er säubern wollen – ist das nicht eine interessante Aufgabe?
tellation. Die düsteren Prognosen mögen sich bewahrheiten oder nicht. Auch vor diesem Hintergrund ist es uns
wichtig, das Stadttheater für internationale Strömungen
zu öffnen, RegisseurInnen aus Tokio, Teheran und Athen
zur Arbeit mit dem Ensemble der Kammerspiele einzuladen und die künstlerischen Ergebnisse im Spielplan zu
etablieren.
Es ist kein Widerspruch, wenn in der kommenden Spielzeit
gleich zwei in München entstandene Stoffe auf die Bühne
kommen, von denen wir glauben, dass auch sie geeignet
sind, die Umwälzungen der Zeit zu reflektieren. So gibt es
ein Wiedersehen mit Stefan Pucher. In einer gewaltigen
Kraftanstrengung wird er den Stoff der gesamten „Wartesaal“-Trilogie von Lion Feuchtwanger verarbeiten. In
kaum einem anderen Werkkörper der deutschen Literaturgeschichte wird das Heraufziehen des Nationalsozialismus
so hellsichtig vorhergesehen wie in dieser Romantrilogie.
VORWORT
006 007
In der öffentlichen Wahrnehmung kommt kaum noch
vor, dass Bertolt Brecht aus Bayern stammt und lange
Zeit in München gelebt hat. Aus dieser Vorberliner Zeit
stammt das Drama „Trommeln in der Nacht“. Hausregisseur Christopher Rüping nimmt sich dieses an den
Kammerspielen uraufgeführten Frühwerks an, das die
Geschehnisse um die Revolution von 1919 im Berliner
Zeitungsviertel aufarbeitet.
Papiere sind und bleiben nun einmal die Voraussetzung,
um unterwegs sein zu können. Fotografiert wurden sie
von Armin Smailovic, in München bekannt als Fotograf
für das „SZ Magazin“. Seine aktuelle Arbeit heißt „Atlas der Angst“. Gemeinsam mit dem Reporter Dirk
Gieselmann ist er durch Deutschland gereist, um die
Ängste der Deutschen vor Terror und sozialem Abstieg
zu dokumentieren.
Was noch?
Und zu guter Letzt: „Tiefer Schweb“ – die letzte Premiere
in dieser Saison und nach langer Zeit wieder eine Inszenierung von Christoph Marthaler an den Münchner
Kammerspielen – wird Sie hoffentlich versöhnen. Genauso wie der „Kirschgarten“ von unserem Hausregisseur Nicolas Stemann, in dem er an seine Anfänge mit
Tschechow anknüpfte, bevor er in der kommenden Spielzeit mit dem Projekt „Kant“ zum ersten Mal in seiner
Karriere einen philosophischen Text einer Inszenierung
zugrundelegen wird: Kants Kategorischer Imperativ
müsste uns jedes Mal anspringen, wenn wir die Nachrichten sehen, genauso wie seine „Grundlegung zur Metaphysik der Sitten“, die der Ausgangspunkt für diesen
Theaterabend sein wird. In der Hoffnung, dass Ihnen
genauso wie mir neben dem „Kirschgarten“ noch andere
Arbeiten einfallen, die Sie im vergangenen Jahr wertvoll
und interessant fanden – ich könnte viele nennen vom
„Hamlet“ von Christopher Rüping über Toshiki Okadas
„Nō Theater“ bis hin zu Yael Ronens „Point of no Return“ und und und – freue ich mich auf eine Wiederbegegnung und gegenseitige Neugierde in der kommenden
Saison.
Kaum ein Kinofilm hat mich in der letzten Zeit so fasziniert wie „Schau mich nicht so an“. Vor zwei Jahren hat
Uisenma Borchu mit diesem Werk ihr Diplom an der
Hochschule für Film und Fernsehen in München abgelegt. Es ist geprägt von einem erbarmungslosen Blick, wie
ich ihn seit den frühen Filmen von Rainer Werner Fassbinder nicht mehr gesehen habe.
Die Regisseurin kam als fünfjähriges Kind aus der Mongolei in die Umgebung von Magdeburg und wurde mit
einem anderen Kind, das Trisomie hat, in die für Andersartige vorgesehene letzte Reihe ihrer Grundschule gesetzt. Sie freundete sich mit dieser Schülerin an. Vielleicht
hat diese Erfahrung zu jener merkwürdigen Mischung
aus Empathie und Distanz beigetragen, von der ihre
Filme geprägt sind. Uisenma Borchu wird in der kommenden Spielzeit in der Kammer 3 ihre erste Arbeit für
das Theater realisieren.
Zwei Jahre lang haben wir versucht, im Rahmen des von
der Kulturstiftung des Bundes geförderten Projekts
„Munich Welcome Theatre“ die Münchner Kammerspiele zu einem Ort zu machen, an dem Projekte mit Geflüchteten und für Geflüchtete stattfinden können, und
Menschen, die gerade erst in München angekommen
sind, am Theater zumindest ansatzweise eine Arbeitsperspektive zu eröffnen. Nun gehen wir einen Schritt weiter
und binden vier SchauspielerInnen als Open Border Ensemble in den Spielbetrieb mit ein. Jessica Glause und
Lola Arias werden mit ihnen ab dem kommenden Herbst
jeweils ein Projekt realisieren.
Wir freuen uns sehr, Ihnen als neue Ensemblemitglieder
Zeynep Bozbay, Nils Kahnwald und Benjamin Radjaipour vorstellen zu dürfen! Für diese Publikation haben
wir alle unsere SchauspielerInnen im Kreisverwaltungsreferat fotografieren lassen. Jeder in München lebende
Mensch war schon mal da, um sich anzumelden, zu heiraten – oder um Asyl zu beantragen. Hier, im Kreisverwaltungsreferat, wird über Privilegien, Teilhabe und
Zugehörigkeiten entschieden. Die richtigen Visa und
Servus und auf Wiedersehen in der neuen Spielzeit
Matthias Lilienthal
DER AUGIAS
STALL DER
68ER
008 009
VORWORT
The last season was marked by heated discussions surrounding the Kammerspiele. As strenuous as exposure to public
criticism may be, this debate shows once more how deeply this
particular theatre is attached to the heart of society. What’s
more, not only Munich but the entire theatre scene has been
looking towards the Kammerspiele and arguing passionately over the role of the performing arts in today’s radically
shifting world.
Changes in directorship are concomitant with changes in
artistic direction. It is the job of a publicly funded cultural
institution to dare to experiment, even radically, rather than
endlessly repeating recipes for success, especially in a theatre
with a history like the Kammerspiele. It is part of the necessary dynamics of change that some associate it with feelings
conflicts of the Middle East. In “No Sex”, which he wrote
himself, Toshiki Okada explores the fact that 40 percent of
Japanese under-40-year-olds categorically reject sexual intercourse, particularly because children, especially for women,
mean a certain end to their working lives.
The tenet of this season is set by David Marton’s opening
production. With a stage version of the cult novel “On The
Road” by Jack Kerouac – a key work of the beatnik generation – the Hungarian-born music-theatre specialist has
made an unusual, but on closer inspection, quite evident,
choice. It portrays an American subculture that was based
on the myths of the post-war period and which set out to take
full advantage of the promise of unlimited mobility and the
illusion of endless resources, for its vision of freedom.
DEAR
of loss and disappointment, whereas others perceive it as an
opportunity to move on to new pastures.
Theatre breaks social structures through symbolic acts, forms
new alliances and new audiences from different social classes
and interest groups; it even applies a continuous process of
transformation to its own forms of expression, just as crises
have always advanced developments in German literature.
The alternatives would be restoration and stagnation.
For this very reason, I am pleased that the productions by
Amir Reza Koohestani and Toshiki Okada have been met
with such great and continued interest. These two directors
infuse theatre as we know it with the experiences and expressions that they bring from their home countries – namely
Iran and Japan – and produce innovative forms of theatre
in a process that merges collision with fusion.
For the purposes of continuity, we found it crucial for both
these directors to continue their work here in the coming season. With an adaptation of the novel “The Attack” (Die
Attentäterin) by Yasmina Khadra, Tehran-based director Amir Reza Koohestani remains true to the themes and
Not only the Beatniks, with writers such as Allen Ginsberg,
Lawrence Ferlinghetti or Jack Kerouac himself, celebrated
itinerancy in the 1950s and ’60s. School-goers during this
time knew at least two or three people who took off and left
everything behind to embark on long journeys – from Munich to India. For the good cause of guerrilla warfare, Che
Guevara was even able to cross the whole of South America.
In these times of neo-nationalism and the dissolution of state
structures on all continents, this is no longer possible via land
routes, as the dystopian course of refugee routes shows. Those
who need a full tank of gas to experience the privileged feeling of freedom of movement, also have to realise that wars
are being fought for it.
The novel “On The Road” marked the eve of a social awakening in the late ‘60s that deeply changed the world we live
in. After the elections in the United States and in view of
the worldwide rise of populist forces, are we experiencing a
historical turning point that heralds the end of these developments? The agenda of politicians, such as Donald Trump,
Marine Le Pen or Theresa May, can be briefly summarised
as the attempt to undo all the achievements of 1968, no matter
how worthy of criticism some aspects may be in the meantime,
even for representatives of the political left.
As fate would have it, 2018 marks the 50th anniversary of
May 1968. The Kammerspiele is taking this opportunity for
a large-scale production involving many different artists.
Between six and eight directors from different generations,
backgrounds and cultural orientations will come to grips
with the question of what connects them with the historical
events of 1968 and its aftermath – or not.
Inevitably, narratives will come into play marked by this
date in Munich’s recent local history, starting with the
Schwabing riots, all the way to the generation of filmmakers
such as Rainer Werner Fassbinder, Alexander Kluge and
important for us to open municipal theatre to international
influences, to invite directors from Tokyo, Tehran and Athens
to work with the ensemble of the Kammerspiele and to establish the artistic results in the repertoire.
There is no contradiction in allowing two productions that
were created in Munich to be featured in the coming season,
both of which we believe appropriately reflect the upheavals
of the times. Therefore, Stefan Pucher will be returning. In
a major effort of will and strength, he will develop the entire
material of the “Wartesaal-Trilogie” (Waiting-Room Trilogy) by Lion Feuchtwanger, starting with and focusing on
“Erfolg” (Success). In no other work body of German literary history, is the rise of National Socialism foreseen with
such clairvoyance.
AUDIENCE
Herbert Achternbusch. Taking stock of this all, at the very
moment when the political powers in Germany associated
with Pegida and the AfD want to clean the Augean stables
of the ‘68 movement, is surely a tricky task.
Nobody actually wants to belong to the establishment of society at the moment. Why not? The political catchword of the
“establishment” also arose from the spirit of the ‘68 protests.
It referred to a political, economic or cultural group whose
hegemony should be overcome. As has so often happened in
history, strategies and neologisms from the Left are currently being used by the new Right, and their original meaning
inverted to mean the opposite.
However, it seems as if the lines of conflict are beginning
to run less along the distinction between “conservative” and
“social democratic”. What is decisive, as the British sociologist Colin Crouch has said, is that future clashes will be
between those powers who reject globalisation and those who
advocate it. The new US government’s “Muslim ban” is a
harbinger of this escalating constellation. The dire predictions may come true or not. Against this background, it is
In the public’s perception, it is rarely noted that Bertolt
Brecht was from Bavaria, and lived for a long time in Munich. But “Drums in the Night” (Trommeln in der Nacht)
stems from his pre-Berlin period. In-house director Christopher Rüping takes on this early work, which was first performed at the Kammerspiele, and works through the events
surrounding the German Revolution of 1919 in the newspaper
district in Berlin.
What else?
Few films in recent times have fascinated me as much as
“Schau mich nicht so an”. Two years ago, Uisenma Borchu completed her degree at the University of Television and
Film in Munich with this work. Its merciless gaze is something I have not seen since the early films of Rainer Werner
Fassbinder.
As a five-year-old child, the director arrived from Mongolia
to live in the vicinity of Magdeburg, and at primary school,
she was placed with a child suffering from trisomy in the
last row, which was allotted to children who were “different”. She befriended the other schoolgirl. It may have been
VORWORT
this experience that has contributed to the strange mixture
of empathy and distance that characterises her films. In the
coming season, Uisenma Borchu will realise her first work
for theatre in Kammer 3.
For two years, in the context of the “Munich Welcome Theatre”, which is funded by the German Federal Cultural
Foundation, we have tried to make the Münchner Kammerspiele a place where projects for and with refugees can
take place, and where they can be given a working perspective in the theatre, at least to some extent. Now, we are going
one step further and integrating four performers as the Open
Border Ensemble into the season's program. Jessica Glause
and Lola Arias will each realize a project with them starting
in autumn.
We are very pleased to be able to introduce the new ensemble
members Zeynep Bozbay, Nils Kahnwald and Benjamin
Radjaipour! For this publication, we had photos taken of
our actors at the District Administration Office. Everyone
living in Munich has been there, whether to register, get
married – or apply for asylum. Here at the District Administration Office, privileges, and participation is decided on.
The correct visa and documents are still prerequisites for being able to move about freely. The actors were photographed
by Armin Smailovic, known in Munich as a photographer
for the SZ Magazin. His most recent work is called “Atlas
der Angst” (Atlas of Fear). Together with the reporter Dirk
Gieselmann, he travelled through Germany to document
fears of terror, refugees and social decline.
Luck was not always on our side during this season, which is
now drawing to an end. I hope that “Tiefer Schweb” – after
a long time Christoph Marthaler’s first production at the
Münchner Kammerspiele and the last premiere of the season
– is a success and leads you from 2016/2017 to 2017/2018 in
a reconciliatory way.
Adieu and until the coming season
Matthias Lilienthal
010 011
WE ARE
THE ESTAB
LISHMENT!
012 013
ESSAY
CITIZENS
OF EVERY
WHERE
VON TOM MCCARTHY
T
om McCarthy mag kein Theater. Zumindest sagt er das. Und doch
lässt es ihn nicht los. Nicht erst, seit sein Roman „8 1/2 Millionen“ in
der vergangenen Spielzeit in der Regie von Alexander Giesche und zum
ausgesprochenen Gefallen des Autors in der Kammer 2 zur Uraufführung
kam. Auch in seinen Erzählungen, Essays, Artikeln wendet er sich immer
wieder dem Theater als künstlerischem Vexierbild der Welt zu. So auch in
seinem kürzlich erschienen Essay für die britische Tageszeitung „The
Guardian“ vom Januar 2017. In „Citizens of Everywhere“ ist es das älteste Theaterstück der Welt, die „Orestie“ von Aischylos, das der Autor
gebraucht, um einen Begriff zu untersuchen, der mehr als jeder andere
Anspruch und Schwierigkeit globalisierter Weltgemeinschaft auf den
Punkt bringt: jener der ,Staatsbürgerschaft’. Die „Orestie“, in der neben
der Idee des (Staats-)Bürgers auch die Frage nach der Möglichkeit gerechter Herrschaft in der Form der Demokratie verhandelt wird, ist für
McCarthy der Urtext, der Antworten gibt auf die Verwirrung der Gegenwart. Sein Essay, der hier erstmals auf deutsch abgedruckt wird, versucht dem Selbstbesinnungsfuror von Trump, Brexit, AfD und Konsorten
ein eigensinniges, selbstbewusstes Modell entgegenzustellen.
I
n den Sechzigerjahren, als diverse Revolutionen lauthals nach globaler Aufmerksamkeit schrien, hat den
französischen Romancier Alain Robbe-Grillet die Art
und Weise, wie sein eigener literarischer Aufstand, die
Nouveau Roman-Bewegung, öffentlich aufgefasst und
diskutiert wurde, derart frustriert, dass er eine Daumenregel aufstellte: Was du auch darüber hörst oder liest,
gehe davon aus, dass das Gegenteil wahr ist. Dieselbe
Regel lässt sich auf die politischen Ereignisse der jüngeren Vergangenheit anwenden. Englands Brexit, ein
ultrakonservativer, von Hedgefondsmanagern, Medienmogulen und an Privatschulen ausgebildeten Politikern
orchestrierter und finanzierter Coup, wird immer wieder als „AUFSTAND GEGEN DAS ESTABLISHMENT“ beschrieben.
Nachdem in Amerika die äußerste Rechte die Macht auf
ähnliche Weise übernommen hat, werden Trumps und
seines Sprechers Paul Ryans Vorschläge zur Übertragung von Billionen von Steuergeldern von den Armen
hin zu den Reichen als Maßnahmen dargestellt, die
eben jenen Menschen helfen sollen, die sie berauben.
Und in der gesamten Ersten Welt wird die Einwanderung - ein Phänomen, das nachweislich jedem nationalen Haushalt genügend Einnahmen beschert, um in
jeder Stadt und jedem Dorf öffentliche Schulen und
Arztpraxen aufzubauen – als „Belastung“ der öffentlichen Quellen hingestellt.
Auch ohne den Blick des Schriftstellers fallen diese Paradoxa ins Auge. In diesem POSTFAKTISCHEN FLÄCHENBRAND
jedoch, der beiderseits des Atlantiks entbrannt ist, hat
mich ein besonders kunstfertiger Fall von Falschsprech
schockiert und als schwerwiegender, grundsätzlicher
Affront alle anderen übertönt. Bekanntermaßen verspottete Premierministerin Theresa May beim Parteitag
der Britischen Konservativen Partei im Oktober letzten
Jahres ihre Gegner mit den Worten: „Wenn Sie glauben,
Sie wären ein Weltbürger, dann sind Sie nirgendwo
Bürger.“ Sie ging sogar noch weiter: „Sie begreifen
überhaupt nicht die Bedeutung des Begriffs ‚Staatsbürgerschaft‘.“ Das reizt mich nun doch zu genauerer
Untersuchung. Nicht wegen der Ironie, dass sie diese
Worte sprach, während sie Millionen britischer Bürger
außergerichtlich ihrer EU-Mitgliedschaft beraubte, auf
die sie seit 1993 einen Rechtsanspruch haben; auch
nicht, weil darin (hoffentlich ohne Absicht) der
rhetorische Kunstgriff der Nazis widerklang, mit dem
diese den Begriff „wurzellose Kosmopoliten“ verwendeten, wo sie Juden meinten. Nein, was mich zu einem
Kommentar zu Mays Behauptung bewegt, ist, dass sie
damit ein entschieden literarisches Konzept beschwor.
Entgegen den farcehaften Versuchen des Innenministeriums, sie als einen „britischen Wert“ zu beanspruchen,
ist Staatsbürgerschaft eine Idee, die ihren Ursprung in
Griechenland hat. In den Komödien des Aristophanes,
in den Tragödien von Euripides und Sophokles kann
man sehen, wie sie in Form gegossen und geschliffen
wird. Das griechische Theater war nicht nur Unterhaltungsmedium und es war auch nicht nur dafür gedacht,
DIE GESELLSCHAFT FÜR DIE GESELLSCHAFT DARZUSTELLEN; vielmehr
stellte es die Schmiede dar, in der die Ideen überhaupt
erst geformt wurden, auf die ein Staat – bzw. eine polis
– gebaut ist: EIN QUASI-GEHEILIGTER MECHANISMUS ZUR HERSTELLUNG VON ORDNUNG UND BEDEUTUNG IN DER WELT.
Dies wird nirgends so deutlich wie in Aischylos‘ „Orestie“ . Die Trilogie (458 v. Chr. uraufgeführt) vermisst
den Übergang von der Tyrannei zur Schöpfung einer
frühen partizipatorischen Demokratie, zwar von Gnaden
der Götter, jedoch säkular verwaltet. Nachdem der
Griechenkönig Agamemnon bei seiner Rückkehr von
der Plünderung Trojas von seiner Frau Klytämnestra
ermordet wird, tötet ihr gemeinsamer Sohn Orest seine
Mutter Klytämnestra und wird fürderhin von Furien in
Hundegestalt, die blutige Vergeltung für den Muttermord fordern, durch die Welt gejagt. In „Die Eumeniden“, dem dritten und letzten Stück des Zyklus’,
findet Orest in Athen Unterschlupf, wo er sich an die
Statue der Schutzgöttin Athene klammert, während die
Furien nach seinen Füßen schnappen. Die echte Athene,
von dem Aufruhr herbeigerufen, erscheint persönlich
auf der Bühne und will wissen, was los ist. Orest gesteht
den Mord an seiner Mutter, gibt aber zu bedenken
(wobei ihm sein Fürsprecher Apoll beispringt), dass ihr
verräterischer Mord an Agamemnon diese Handlung
gerechtfertigt und sogar erforderlich gemacht hat. Die
Furien erwidern, dass Klytämnestra selbst Agamemnons
Opferung ihrer Tochter Iphigenie an ihm gerächt hatte;
und sie wenden ein, dass die Tötung der Mutter niederträchtiger sei als der Mord am Ehemann, da Mutter und
Sohn, anders als das Ehepaar, vom selben Fleische seien.
Für beide Positionen spricht viel. Jede für sich genommen ist recht solide. Aischylos’ genialer Griff besteht
nun darin, diese ANSPRÜCHE UND GEGENANSPRÜCHE MITEINANDER IN EINEN DIALOG ZU SETZEN, der nach sorgsamer Verhandlung und transformativer Lösung verlangt. Und
der Genius von Athene, Göttin der Weisheit, scheint in
ihrem nächsten Schritt auf. Sie begreift die Komplexität
der Lage und dessen, was auf dem Spiel steht. Daher
schlägt Athene etwas Radikales und nie Dagewesenes
vor: In einem Ratsausschuss auf dem Areopag sollen
zwölf ihrer weisesten Bürger beide Seiten anhören und
per Abstimmung eine Entscheidung erzielen. Sie bestimmt, dass dieses Verfahren unabhängig von seinem
Ausgang von jenem Tag an in Athen Brauch sein soll.
Dass Orest (um Haaresbreite) freigesprochen wird, ist
fast schon nebensächlich. Worauf es ankommt und was
dauerhaft bis in die Gegenwart hinein bestehen bleibt,
ist die politische Ordnung, die bei dieser Gelegenheit
geschaffen wird und aus ihr hervorgeht: die bürgerliche
Demokratie. Für Athen bedeutet sie nicht bloß eine
statische, nach innen gewandte oder in sich geschlossene
Ordnung: das Wohlwollen Orests, der in seiner Heimat
die Macht übernimmt, gewährleistet friedlichen Handel
und militärische Solidarität zwischen Athen und Argos.
Um die Furien zu besänftigen, gewährt Athene ihnen
gleichzeitig dauerhaftes Bleiberecht in der Stadt, nämlich in einer Grotte, von der aus sie Bittstellern Schutz
gewähren können. Indem sie also ihre Stadt nicht nur
einem, sondern zwei Fremdkörpern öffnet und die
Praktiken und Anlage der Stadt mit dieser Öffnung neu
strukturiert, sichert Athene ein Zeitalter des Wohlstands, das Athen ins Zentrum der hellenischen Welt rückt.
Daraus folgen zwei zentrale Punkte. Erstens: DEMOKRATIE
IST STRUKTURELLER NATUR. Der gesetzliche Auftrag für
Orests Urteil kommt nicht daher, dass die Furien den
Hass der Athener gegen Orest aufstacheln. Wenn
Zivilgerichtsbarkeit so funktionierte, würde William
Goldings „Herr der Fliegen“ als positives Beispiel für
„Alle Macht dem Volke“ gelehrt werden – was es
natürlich nicht ist; es ist eine Allegorie für Faschismus.
Demokratie findet dort statt, wo zivile Institutionen –
genial verkörpert in Goldings Muschelhorn – eine genaue Verfahrensweise einhalten, auch wenn die betreffende Jury nur aus zwölf (oder drei) Leuten besteht.
Insofern stellen sich Trump mit seiner Verunglimpfung
eines Richters aufgrund seiner mexikanischen Herkunft
und Theresa May mit ihrer Weigerung, Zeitungen zu
ächten, die mehr oder weniger offen Gewalt gegen Richter
anstiften, beide entschieden ins Lager der Muschelzerschmetterer.
Zweitens: Man wird nicht bloß dadurch zum Bürger, dass
man eine innere Beziehung zu seiner Gemeinschaft hat,
auch wenn das eine Rolle spielt, sondern – sozusagen konstitutiv – durch seine Beziehung zu einem komplexen und
häufig problematischen Äußeren; durch DIE AUFNAHME DER
FREMDEN IM EIGENEN HAUS und seiner selbst in ihrem. Der
Philosoph Simon Critchley hat es in seiner Besprechung
der „Orestie“ vor zehn Jahren (und passenderweise in
Athen) so formuliert: „Eine Stadt, eine polis, für uns ein
Nationalstaat, besteht nur aufgrund einer dialogischen
Beziehung zum Ausland und dem Ausländer.“ Wie sich
zeigt, hat Theresa May nicht einfach nur Unrecht;
vielmehr ist das genaue Gegenteil richtig. WENN MAN KEIN
WELTBÜRGER IST, IST MAN NIRGENDS BÜRGER. Man ist überhaupt
kein Bürger; man ist lediglich Untertan.
ESSAY
Vielleicht ist es unrealistisch anzunehmen, dass unsere
Staatsführer die „Orestie“ gelesen haben (vielmehr ist
das in Zukunft überhaupt unwahrscheinlich, da unter
der gegenwärtigen britischen Regierung die klassische
Literatur Gefahr läuft, aus dem Lehrplan gestrichen
zu werden). Es ist jedoch unabdingbar, dass sie die
Konzepte begreifen, die darin behandelt werden –
und umso dringlicher in einer Zeit, da diese Konzepte
beiderseits des Atlantiks den Angelpunkt bilden, an dem
zwei Zustände, zwei zusammenhängende, obschon
gänzlich entgegengesetzte Versionen der Zukunft,
Demokratie und Tyrannei, im Gleichgewicht hängen.
TOM MCCARTHY lebt als mehrfach ausgezeichneter Künstler
und Schriftsteller in London. Sein Roman „8 ½ Millionen“ ist kürzlich unter dem Originaltitel „Remainder“
verfilmt worden. Seine anderen Romane „Men in space“,
„C“ und “Satin Island” (allesamt für wichtige Preise
nominiert und ausgezeichnet) haben international große
Anerkennung gefunden. McCarthy ist auch Generalsekretär der International Necronautical Society, einem
semifiktiven Avantgarde-Netzwerk.
014 015
DEMO
KRATIE
UND TY
RANNEI
ESSAY
CITIZENS
OF EVERY
WHERE
BY TOM MCCARTHY
T
om McCarthy doesn’t like theatre. At least that’s what he says. And
yet it won’t let him go. Not just since his novel “8 1/2 Millionen”
(“Remainder”) premiered last season in the Kammer 2, directed by Alexander Giesche, in a production the author expressed his liking for. In
his stories, essays and articles too, he repeatedly returns to the theatre
as an artistic image through which to figure out the world. In his recent
article published in the British newspaper The Guardian in January
2017 for example. In “Citizens of Everywhere”, the author uses the oldest play in the world, “The Oresteia“ by Aeschylus, to investigate a
concept that brings the demands and difficulties of a global community
to the point more than any other: that of ‘state citizenship’. For McCarthy, “The Oresteia”, which examines the idea of the (state) citizen as
well as the possibility of just rule in the form of democracy, is the original, fundamental text that provides answers about the confusion of
the present day. His essay, published here for the first time in Germany,
attempts to offer an alternative, self-assured model to the self-definition furore of Trump, Brexit, AfD and associated movements.
016 017
In the sixties, as various revolutions clamoured for global
attention, the French novelist Alain Robbe-Grillet became so frustrated by the manner in which his own, literary insurrection - the nouveau roman movement - was
being framed and discussed in public that he devised a rule
of thumb: whatever you hear or read about it, presume
that the exact opposite is true. The same rule might be
applied to recent political events. Britain’s Brexit, an ultra-conservative coup orchestrated and bankrolled by
hedge-fund managers, media tycoons and privately-educated politicians, is described, time and again, as an ‘ANTIESTABLISHMENT UPRISING’. Following a similarly far-right
takeover in America, Trump and Ryan’s proposals to
transfer trillions in tax dollars away from the poor towards the rich are presented as measures to benefit the very
people they’re designed to rob. And all over the first world,
a phenomenon - immigration - that has been shown as a
matter of factual record to add enough to any given nation’s economy for public schools and doctors’ surgeries to
be planted in every town and village is painted as a ‘strain’
on public resources.
It doesn’t take a novelist’s eye to draw these paradoxes into
focus. But amidst THE POST-TRUTH WILDFIRE that has flared on
both sides of the Atlantic, one particular instance of prestidigitative false-speak has struck me as an affront so
grievous and fundamental that it clamours above all the
others. In October last year, at the British Conservative
Party Conference, Prime Minister Theresa May famously goaded her opponents with the words: ‘if you believe
you’re a citizen of the world, you’re a citizen of nowhere.’
She went further, chastising them: ‘You don’t understand
what the very word ‘citizenship’ means.’ Now this one I
feel moved to unpack. Not for the irony that she delivered
these words as she planned to extra-judicially strip millions of British people of the EU citizenship to which,
since 1993, we’ve been (and still are) legally entitled; nor
because they echoed (one hopes unintentionally) the Nazis’
rhetorical move of using the term ‘rootless cosmopolitan’ to
signal ‘Jew’. No, what spurs me to comment on May’s
claim is the fact that, in making it, she invoked a decidedly
literary concept.
Citizenship, despite the Home Office’s farcical attempts to
rebrand it as a ‘British value’, is a notion that originates
in Greece. You see it being moulded and honed in the comedies of Aristophanes, the tragedies of Euripides and
Sophocles. Greek theatre was not simply a means of entertainment, nor even of REPRESENTING SOCIETY BACK TO ITSELF;
rather, it provided the smithy in which the basic ideational
axes that underpinned a state or polis were forged in the
first place - A QUASI-SACRED MECHANISM FOR PLACING ORDER AND
MEANING IN THE WORLD.
Nowhere is this more apparent than in Aeschylus’s “Oresteia”.
First performed in 458 BC, the trilogy charts the move
from tyranny to the creation of a divinely-mandated but
secularly-managed form of early participatory democracy.
After the Argive king Agamemnon is murdered by his wife
Clytemnestra on his return from sacking Troy, their son
Orestes kills her in revenge - whereafter he’s pursued from
place to place by hound-like Furies, bent on exacting
bloody retribution for his matricide. The cycle’s third and
final play, “The Eumenides”, finds Orestes seeking sanctuary
in Athens, clinging to the statue of the city’s deity Athena,
Furies snapping at his feet. Roused by the kerfuffle, Athena
appears on stage in person and demands to know what’s up.
Orestes confesses to his mother’s killing, but argues (in tandem with his advocate Apollo) that this act was justified,
indeed required, by her treacherous slaying of Agamemnon.
The Furies counter by pointing out that Clytemnestra was
herself avenging Agamemnon’s sacrificing of their daughter
Iphigenia (which he did in order to raise winds to bear his
fleet to battle); and they contend that the killing of a mother
is more heinous than that of a husband, since (unlike a marital couple) mother and son are of the same flesh.
Both positions have much to recommend them. Taken on
their own terms, they’re each pretty sound. The genius of
Aeschylus is to set these CLAIMS AND COUNTERCLAIMS IN DIALOGUE
WITH ONE ANOTHER, in a way that calls for careful negotiation
and transformative resolution. And the genius of Athena,
Goddess of Wisdom, shines through in what she does next.
Realising she has a complex situation on her hands, in
which the stakes are high (she can’t risk alienating either
her fellow god Apollo or the Furies, who threaten to desecrate her city’s fields and population if they’re slighted), she
proposes something radical and unprecedented: twelve of
her wisest citizens will hear both sides out in a council
chamber on the Areopagus rock, then come to a decision by
each casting a vote. Whatever the outcome of this trial, she
decrees, this custom shall hold sway from this day forth in
Athens.
That Orestes is (by the skin of his teeth) acquitted is almost
incidental. What matters, what persists in perpetuity, right
down to the present era, is the political order that is generated and legated by the episode: civic democracy. For Athens, this is not simply a static, inward-facing or self-contained order: the goodwill of Orestes, who leaves to assume
power back home, guarantees peaceful trade and military
solidarity between Athens and Argos. At the same time, to
placate the Furies Athena grants them a permanent residence within the city, a grotto from which they too, can issue protection to supplicants. Thus, in opening her city to
not just one but two foreign bodies, and reconfiguring its
practices and layout through this opening-up, Athena
secures an age of prosperity that will place Athens at the
very centre of the Hellenic universe.
Two vital points follow from this. Firstly, that DEMOCRACY IS
STRUCTURAL. The legal mandate for Orestes’ verdict comes not
from (for example) the Furies whipping up hatred of Orestes
among the general Athenian populace, even if they might
have won over a majority of the latter by so doing. If civic
justice worked like that, then William Golding’s “Lord of
the Flies” would be taught in schools as a positive illustration
of ‘people power’; which of course it isn’t - it’s an allegory of
fascism. Democracy takes place when civic institutions brilliantly embodied by Golding’s conch - uphold due process, even when there are only twelve (or three) people on a
particular panel. In this respect, Trump’s disparagement of a
judge for being of Mexican heritage and Theresa May’s refusal to condemn newspapers which more or less openly incited violence against justices who ruled against her places these
two firmly in the conch-smashers’ camp.
Secondly, that one is a citizen not simply because of an
internal relation to one’s community, although that’s part
of the picture, but - essentially, constitutively - because of a
relation to a complex, often troubled outside; through THE
ACCEPTANCE OF THE OUTSIDER INTO YOUR PLACE AND YOURSELF INTO
THEIRS. As the philosopher Simon Critchley, discussing the
“Oresteia” ten years ago (appropriately enough, in Athens),
put it: ‘A city, a polis, for us a nation-state… only is through
a dialogical relation to the foreign and the foreigner.’ It turns
out that Theresa May is not just wrong; she’s exactly wrong.
IF YOU’RE NOT A CITIZEN OF THE WORLD YOU’RE NOT A CITIZEN OF ANYWHERE. You’re not even a citizen; you’re just a subject.
It might not be realistic to expect our leaders to have read
the “Oresteia” (indeed, it’s unlikely any future ones will
have, since under the current British government classics
A-level faces the chop). But it is incumbent on them to understand the concepts they’re invoking - all the more so at a
time when, on both sides of the Atlantic, these concepts
might turn out to name the fulcrum around which two conditions, two conjoined yet quite divergent futures, those of
democracy and tyranny, hang in the balance.
TOM MCCARTHY was born in 1969 and lives in London. His
novel “Remainder” has recently being adapted for film. His
novels “Men In Space”, “C” and “Satin Island” have been
published internationally to much acclaim. McCarthy is
also known for the reports, manifestos and media interventions that he has made as General Secretary of the International Necronautical Society (INS), a semi-fictitious
avant-garde network.
THOMAS SCHMAUSER, THOMAS HAUSER, GUNDARS ĀBOLIŅŠ, HASSAN AKKOUCH
GUNDARS ĀBOLIŅŠ
024 025
NEUPRODUKTIONEN
ON THE ROAD
NACH DEM ROMAN VON
JACK KEROUAC INSZENIERUNG DAVID MARTON
KAMMER 1
PREMIERE 28. SEPTEMBER 2017
TRÜFFEL TRÜFFEL TRÜFFEL
LUSTSPIEL VON
EUGÈNE LABICHE AUS DEM FRANZÖSISCHEN VON TOBIAS HABERKORN
FELIX ROTHENHÄUSLER PREMIERE 29. SEPTEMBER 2017 KAMMER 2
INSZENIERUNG
NACHTS, ALS DIE SONNE FÜR MICH SCHIEN (AT)
UISENMA BORCHU URAUFFÜHRUNG 1. OKTOBER 2017 KAMMER 3
MITTELREICH
INSZENIERUNG
NACH DEM ROMAN VON
JOSEF BIERBICHLER KONZEPT UND INSZENIERUNG ANTA HELENA RECKE NACH DER INSZENIERUNG VON ANNA-SOPHIE MAHLER PREMIERE 12. OKTOBER 2017 KAMMER 1
JULIET & ROMEO
KANT 1968
NACH
GRUNDLEGUNG ZUR METAPHYSIK DER SITTEN VON IMMANUEL KANT
INSZENIERUNG NICOLAS STEMANN URAUFFÜHRUNG JANUAR 2018 KAMMER 1
DIE
ATTENTÄTERIN
NACH DEM ROMAN VON
YASMINA KHADRA INSZENIERUNG AMIR REZA KOOHESTANI
PREMIERE MÄRZ 2018 KAMMER 1
EINE BESETZUNG DER KAMMERSPIELE
FEBRUAR 2018
KAMMER 1
NO SEX
VON
TOSHIKI OKADA INSZENIERUNG TOSHIKI OKADA
URAUFFÜHRUNG APRIL 2018 KAMMER 1
ORATORIUM
WARTESAAL
INSZENIERUNG
TRAJAL HARRELL URAUFFÜHRUNG OKTOBER 2017 KAMMER 2
KOLLEKTIVE ANDACHT ZU EINEM WOHLGEHÜTETEN GEHEIMNIS VON
NACH DER ROMANTRILOGIE
„ERFOLG“, „GESCHWISTER OPPERMANN“ UND „EXIL“ VON LION FEUCHTWANGER INSZENIERUNG STEFAN PUCHER URAUFFÜHRUNG NOVEMBER 2017 KAMMER 1
TROMMELN IN DER NACHT
BERTOLT BRECHT INSZENIERUNG CHRISTOPHER RÜPING PREMIERE DEZEMBER 2017 KAMMER 1
SHE SHE POP MÜNCHEN-PREMIERE APRIL 2018 KAMMER 2
DIE HAND IST EIN EINSAMER JÄGER
VON
KATJA BRUNNER INSZENIERUNG MARTA GÓRNICKA URAUFFÜHRUNG MAI 2018 KAMMER 2
LOLA ARIAS/OPEN BORDER ENSEMBLE
EIN PROJEKT VON
LOLA ARIAS MIT DEM OPEN BORDER ENSEMBLE INSZENIERUNG LOLA ARIAS URAUFFÜHRUNG JUNI 2018 KAMMER 1
HELLAS MÜNCHEN NEW BEGINNINGS
VON
EIN PROJEKT VON
ANESTIS AZAS UND PRODROMOS TSINIKORIS URAUFFÜHRUNG DEZEMBER 2017 KAMMER 2
INSZENIERUNG
ALEXANDER GIESCHE URAUFFÜHRUNG JUNI 2018 PROBEBÜHNE 3
026 027
NEUPRODUKTION
J
ack Kerouac, alias Sal Paradise, steht im strömenden Regen nahe
New York an der Straße und will, dass seine Reise in den Westen
endlich beginnt. Aber es kommt kein Bus, kein Auto hält an, er muss
unverrichteter Dinge zurück in die Stadt. Auf diesen ersten erfolglosen Aufbruch folgt dann doch eine jahrelange Reise, eine ruhelose,
drogenbeschleunigte Irrfahrt auf der Suche nach etwas, das er selber
nicht kennt. Zwischen Aufbruch und Ankunft ballen sich seine Sehnsucht nach Freiheit und die Illusion von Bewegung – irgendwo in den
Zwischenräumen und Haltestellen. Unterwegs.
Ende der 1940er Jahre „improvisiert“ Jack Kerouac, die
Bebop-Soli eines Charlie Parkers im Ohr, seinen autobiographischen Roman „On the Road“ auf einer 36
Meter langen Butterbrotpapierrolle und zeichnet so die
Anfänge der Beat-Generation: das Bild einer Gruppe
junger Schriftsteller, die sich als NOTORISCHE HERUMTREIBER
GEGEN DEN ZEITGEIST verbünden. Sie kennen die Schrecken
des Weltkriegs und der Atombombe und fühlen sich
vom Konformismus erdrückt, der das Amerika des Kalten Kriegs beherrscht. Wie Springteufel jagen sie ohne
Geld kreuz und quer durch Amerika, immer der Erleuchtung und der Erlösung hinterher. Ihre Suche nach
Glück und wahrer Liebe ist einer Sehnsucht geschuldet, die sich an Leerstellen aufreibt. „Irgendwo unterwegs, das wusste ich, gab es Mädchen, Visionen, alles;
irgendwo auf dem Weg würde mir die Perle überreicht“,
verspricht sich Sal Paradise. Aber das GLÜCK DER FREIHEIT
bleibt als Schimäre auf Papier gebannt.
Dennoch wird „On the Road“ zum Kult, zum literarischen Anstoß umfassender gegenkultureller Bewegungen, bis hin zum Beatnik-Chic. Warum? Gegen welchen
bürgerlichen Mief würde sich eine Generation heute
verbünden? Wen treibt es weiter mit diesem unstillbaren
Lebenshunger und wohin? Nach Westen wie Goldschürfer oder in die Traumfabrik Hollywood?
Der Regisseur David Marton, der in den vergangenen
zwei Spielzeiten an den Kammerspielen ein Opernhaus
gründete und darin u.a. „La Sonnambula“ und „Figaros
Hochzeit“ zur Aufführung brachte, spürt mit seiner Truppe von SchauspielerInnen und MusikerInnen den Sehnsüchten einer Clique nach, die Freiräume schafft und doch
gegen Wände läuft. Die Rhythmen des Bebop verweben
die JazzmusikerInnen auf der Bühne mit Kerouacs eigenartig musikalischem Textfluss zu Klangflächen, die Wort
und Musik verknüpfen. David Martons Musiktheater
führt so in die Geschichten der GlückssucherInnen und
ihrer Reise in die Zwischenräume des Lebens hinein.
In the late 1940s with the bebop solos of Charlie Parker in
his ear, Jack Kerouac “improvised” his autobiographical
novel “On The Road” on a 36-metre greaseproof paper roll
and shaped the beginnings of the beat generation: a group
of young writers who banded together as notorious drifters
and kicked against the zeitgeist. They knew the horrors of
the Second World War and the atom bomb and felt crushed
by the conformism that dominated America during the Cold
War. They criss-crossed America with no money in search of
and enlightenment and salvation. “Somewhere along the
line I knew there’d be girls, visions, everything; somewhere
along the line the pearl would be handed to me”, promises
Kerouac’s alter ego Sal Paradise. But the happiness of
freedom and fulfilment merely stayed on paper like a chimera. “On the Road”, however, became a cult, the epitome
of beatnik chic.
With his troupe of actresses and musicians, director David
Marton, who has already made appearances in Munich
with his “Opernhaus der Kammerspiele”, “La Sonnambula” and “The Marriage of Figaro”, retraces the longings of
this clique that created free space yet ended uprunning into
a dead end.
INSZENIERUNG: DAVID MARTON
BÜHNE: AMBER VANDENHOECK UND DAVID MARTON
KOSTÜME: POLA KARDUM
DRAMATURGIE: BARBARA ENGELHARDT
ON THE ROAD
NACH DEM ROMAN VON
JACK KEROUAC
INSZENIERUNG: DAVID MARTON
PREMIERE
28. SEPTEMBER 2017
KAMMER 1
ON THE
ROAD
028 029
NEUPRODUKTION
„W
enn du schon nichts davon verstehst, dann sag wenigstens
nichts.“ (Monaco Franze) – In „A bissel was geht immer“, der
ersten Folge der legendären Fernsehserie von Helmut Dietl, geht
der Kriminalkommissar Franz Münchinger mit seiner Frau und ihren
sich gebildet gebenden Münchner FreundInnen in die Oper. Um
den Schnöseln ihre soziale Arroganz heimzuzahlen,
belauscht Franz den Chefkritiker der Süddeutschen
Zeitung und erfährt dabei, dass dieser einen heftigen
Verriss schreiben wird. Beim Abendessen schwingt er
sich dann zu einer großen Rede darüber auf, was für
ein Reinfall diese Operninszenierung gewesen sei. Die
standesbewusste Gesellschaft snobbt den als Banause
erscheinenden Franz ab und seine Frau vergeht vor
Scham. Doch als die Kritik erscheint, hat der Underdog
einen kleinen Sieg davongetragen.
Klassenunterschiede und die mit ihnen einhergehenden sozialen Codes sind bestes Komödienmaterial, das
wusste auch schon der französische Vielschreiber Eugène
Labiche im 19. Jahrhundert. Eines seiner über 175 Lustspiele ist „La poudre aux yeux“, übersetzt „SAND IN DEN
AUGEN“. Es handelt von zwei kleinbürgerlichen Ehepaaren, die sich hinsichtlich ihres Standes im übertragenen
Sinne Sand in die Augen streuen. Ihre Kinder haben sich
ineinander verliebt und nun spielen die Eltern einander aus Sozialscham Großbürgerlichkeit vor: Sie leben
über ihre Verhältnisse, reden hochgestochen und bestellen eine Unzahl getrüffelter Gerichte. Und – sie gehen
in die Oper, immer wieder „Rigoletto“. FAKE IT, UNTIL YOU
MAKE IT. Aber es klappt nicht, der Schwindel fliegt auf
und zurück bleibt vor allem eine Menge Trüffel.
Der Regisseur Felix Rothenhäusler, der an den Kammerspielen bisher Reinhard Jirgls Science-FictionSprachspielepos „Nichts von euch auf Erden“ und Ryan
Trecartins Beschleunigungspartitur „The Re’Search“
inszeniert hat, knüpft mit „Trüffel Trüffel Trüffel“ an
seine Studienarbeit „Die Affäre in der Rue de Lourcine“ an, ebenfalls von Eugène Labiche, die über acht
Jahre lang das Publikum mit minimalen Mitteln zu maximalem Lachen bringen konnte, zuletzt am Theater
Bremen, wo Felix Rothenhäusler seit 2012 Hausregisseur ist. Die Neuübersetzung von „La poudre aux yeux“
übernimmt Tobias Haberkorn, nicht nur Übersetzer
von „The Re’Search“, sondern auch von „Rückkehr
nach Reims“, dem autobiografischen Essay des französischen Soziologen Didier Eribon, der das Klassenthema
2016 auf die politische Agenda zurückgebracht hat.
“If you don’t understand anything about it, then at least
don’t say anything.” (Monaco Franze in Helmut Dietl’s
eponymous series). Class differences and their accompanying
social codes are brilliant material for comedy, as the prolific
French writer Eugène Labiche knew only too well. One of
his 175 comedies is “La poudre aux yeux”, which literally
translates as “Sand in your eyes”. It tells the story of two
middle-class couples who try to pull the wool over each other’s eyes with respect to their social status along the lines of
“Fake it, until you make it.” But it all goes wrong: their
cover is blown and all that remains is a large pile of truffles.
The director Felix Rothenhäusler, who has previously staged
Reinhard Jirgl’s sci-fi epic “Nichts von euch auf Erden”
and Ryan Trecartin’s high-speed drama “The Re’Search”
at the Kammerspiele, links his degree work piece “Die Affäre in der Rue de Lourcine”, also by Eugène Labiche, with
“Trüffel Trüffel Trüffel”. The play has produced maximum
laughs using minimal means for over eight years, most recently at the Theater Bremen, where Felix Rothenhäusler
has been the in-house director since 2012.
INSZENIERUNG: FELIX ROTHENHÄUSLER
BÜHNE: JONAS VON OSTROWSKI
KOSTÜM: ELKE VON SIVERS
DRAMATURGIE: TARUN KADE
TRÜFFEL
TRÜFFEL
TRÜFFEL
TRÜFFEL TRÜFFEL TRÜFFEL
LUSTSPIEL VON EUGÈNE LABICHE
AUS DEM FRANZÖSISCHEN VON
TOBIAS HABERKORN
INSZENIERUNG:
FELIX ROTHENHÄUSLER
PREMIERE
29. SEPTEMBER 2017
KAMMER 2
030 031
NEUPRODUKTION
M
it ihrem Spielfilmdebüt „Schau mich nicht so an“ sorgte die junge
Münchner Filmemacherin Uisenma Borchu 2016 für Aufsehen
und gewann den Bayerischen Filmpreis. Wider die Skepsis der
Geldgeber und Filmförderer hatte sich dieser freie, ästhetisch detailverliebte und feministische Film durchgesetzt. „Wann soll man radikal sein, wenn nicht im ersten
Film?“ sagte Borchu in einem „Spiegel“-Interview über
ihr Erstlingswerk. Anders als in dem Spielfilm thematisiert sie an den Kammerspielen in ihrer ersten Theaterarbeit nun ihre eigene Lebensgeschichte: „Ich bin als
kleines Mädchen mit der transsibirischen Eisenbahn aus
der Mongolei in Ost-Berlin am Bahnhof angekommen.
Wir haben Grenzen passiert, neue Sprachen gehört –
FREMDE GESICHTER, WOHIN ICH AUCH SCHAUTE. Damit sollte ein
neues Leben beginnen – eine erwünschte mongolische
Familie in der DDR. Aber nur wenig später: Eine unerwünschte mongolische Familie in der BRD. Ich habe
meinen Vater damals gefragt, ob wir nun auch Deutsche
seien. Er antwortete: ‚DU KANNST SEIN, WER DU WILLST, ABER
DAVOR MUSST DU WISSEN, WER DU BIST.’ Wir haben also unser
mongolisches Reich in eine 60qm-Wohnung gequetscht.
Ich habe damals meine Familie angeschaut, meinen Vater, und habe in uns nur Ausländer gesehen, so wie ich
es von außen gelernt hatte.“
Uisenma Borchu wird sich für ihre Inszenierung aus
ihrer erwachsenen, gegenwärtigen Perspektive ihrer
ostdeutschen Vergangenheit zuwenden. Ihr wichtigster
Partner dabei ist ihr Vater Borchu Bawaa, ein Maler.
Ihn wird sie bitten, für die Inszenierung ein Bild ihrer
gemeinsamen Vergangenheit zu malen. Wie sieht er
heute, als alter Mann, die ersten Jahre in Deutschland?
Und wie unterscheidet sich der Blick des Vaters auf die
Vergangenheit und die ausländerfeindliche Gewalt in
der Gesellschaft von Uisenma Borchus eigenen Erinnerungen? Ist die Zeit, ist die Vergangenheit wieder einzuholen? Kann Verdrängtes durch Aussprache erlöst
werden? Und kann man dadurch dem Rätsel, wer man
ist, auf die Spur kommen? „Du kannst sein, wer du
willst, aber davor musst du wissen, wer du bist.“
The young Munich-based film-maker Uisenma Borchu
caused a stir in 2016 with her feature film debut “Schau
mich nicht so an” (Don’t Look at Me That Way) which
went on to win the Bavarian Film Award. Contrary to the
scepticism of financial backers and film-funding bodies, this
independent feminist film, whose aesthetic hones in on detail, won recognition. Unlike her feature film, Borchu’s first
work for theatre, which will be staged at the Kammerspiele,
focuses on her own life story. Here she turns to her East German past and looks at it from an adult, contemporary perspective. Her most important partner in this project is her
father, a painter. She has asked him to paint a picture of
their East German past for the production. How does he see
his first years in Germany now that he is an old man? And
how do her father’s views of the past and xenophobic violence
differ from Borchu’s own memories? Can time or the past be
retrieved? Can we release what is repressed by articulating
it? And by doing this, can we get to the heart of the mystery
of who we are?
NACHTS,
NACHTS,
URAUFFÜHRUNG
ALS DIE SONNE FÜR MICH SCHIEN (AT) 30. SEPTEMBER 2017
KAMMER 3
INSZENIERUNG:
UISENMA BORCHU
ALS DIE SONNE
INSZENIERUNG: UISENMA BORCHU
BÜHNE: IRINA SCHICKETANZ
KOSTÜME: VERONIKA SCHNEIDER
DRAMATURGIE: JOHANNA HÖHMANN
FÜR MICH SCHIEN (AT)
032 033
NEUPRODUKTION
W
as geschieht, wenn eine Künstlerin ein bereits existierendes
Werk, das nicht von ihr selber stammt, einem Akt der Aneignung
zuführt – also die gleiche Arbeit noch einmal produziert, sie kopiert,
sie mit kleinen, aber um so bedeutsameren Veränderungen versieht
oder sie in einen anderen Kontext stellt? Das Schaffen von Elaine
Sturtevant, Louise Lawler oder Sherrie Levine zeigt,
wie unterschiedlich, wie produktiv, wie politisch brisant
die künstlerischen Techniken sein können, die sich im
Laufe der vergangenen 50 Jahre im Bereich der APPROPRIATION ART herausgebildet haben. Die in München lebende
Regisseurin Anta Helena Recke ist die vielleicht erste
Theaterschaffende, die dieses in der Bildenden Kunst
längst etablierte Paradigma in einer radikalen Geste auf
die Darstellende Kunst übertragen will.
Ihre Arbeit MITTELREICH ist eine Kopie der Inszenierung „Mittelreich“ von Anna-Sophie Mahler, die im
November 2015 in der Kammer 1 ihre Premiere erlebte
und in der Folge zum Berliner Theatertreffen eingeladen wurde. In ihrer ersten Produktion für die Münchner Kammerspiele übernimmt Anta Helena Recke alle
Parameter von Anna-Sophie Mahlers „Mittelreich“ originalgetreu. Es wird der gleiche Text gesprochen. Die
Szenographie ist identisch. Nur die SchauspielerInnen
werden ausgetauscht. Es stehen ausschließlich schwarze
DarstellerInnen auf der Bühne. Mit dieser Strategie
der abweichenden Wiederholung will sich MITTELREICH in den Kanon des deutschen Sprechtheaters einschreiben und so die Vorzeichen problematisieren, unter
denen genau dieser Kanon immer weiter hervorgebracht
wird. Denn: Fast alle Menschen, die an deutschen Stadtund Staatstheatern auf und hinter der Bühne arbeiten,
sind weiß. Der Gedanke hinter dem im deutschsprachigen Raum verbreiteten und weltweit einmaligen Konzept des Ensemblebetriebs war es einmal, dass in einem
Ensemble die hiesige Gesellschaft widergespiegelt wird.
Die Menschen, die man auf der Straße sah, sollten auch
im Ensemble vertreten sein.
Heutzutage steht das Bild, das in Theaterensembles von
der Gesellschaft gezeichnet wird, in krassem Gegensatz
zu dem Bild, das die in Deutschland lebenden Menschen abgeben. FAKT IST, SCHWARZE KÖRPER KOMMEN VOR, und
sie sind alles andere als eine Ausnahme. Der strukturelle Rassismus, der alle gesellschaftlichen Ebenen prägt,
wird in der Besetzungspraxis der städtischen Theater
lediglich auf besonders plastische Weise lesbar.
MITTELREICH stellt sich dieser Prognose und der
in ihr zum Ausdruck kommenden Strategie der Beschwichtigung und des Aufschubs von Veränderung
entgegen. Warum nicht im Gang der Geschichte einfach mal die Abkürzung nehmen?
What happens when an artist produces an artwork that already exists – one not made by her – as an act of appropriation? When she produces the very same work, adding small
but all the more significant changes or places it in another
context? The Munich-based director Anta Helena Recke is
possibly the first theatre-maker to transfer this long-established paradigm in the visual arts onto the performing arts
in a radical gesture.
Her work MITTELREICH is an almost exact copy of the
staging of “Mittelreich” by Anna-Sophie Mahler, which
premiered in November 2015 in Kammer 1 and was subsequently invited to the Berliner Theatertreffen. In her first
production for the Münchner Kammerspiele, Anta Helena
Recke faithfully reproduces all the parameters of AnnaSophie Mahler’s “Mittelreich”. The same text is spoken.
The scenography is identical. Only the performers have been
replaced – they are now all black. This strategy – of making
a slightly divergent replica of the original is an attempt to
inscribe MITTELREICH onto the canon of German theatre
and problematise the auspices under which precisely this
canon continues to be produced. Because almost all people
who work in German municipal and state theatres, both
on and off stage, are white. The structural racism which
characterises all levels of society will be made transparent
in a particularly vivid manner using the casting practices
of municipal theatre as an example. Decision-makers in
the theatre scene are often satisfied with naming problems;
however, the act of changing prevailing circumstances and
solving problems is projected into a distant future that is difficult to visualise. MITTELREICH opposes this practice as
well as the appeasement strategies and delay in change that it expresses. Why not simply take a shortcut in the course of history?
KONZEPT UND INSZENIERUNG: ANTA HELENA RECKE
(NACH EINER INSZENIERUNG VON ANNA-SOPHIE MAHLER)
FASSUNG: ANNA-SOPHIE MAHLER UND JOHANNA HÖHMANN
BÜHNE: DURI BISCHOFF
KOSTÜME: PASCALE MARTIN
MUSIKALISCHE LEITUNG UND MUSIK: BENDIX DETHLEFFSEN
DRAMATURGIE „MITTELREICH“: JOHANNA HÖHMANN
DRAMATURGIE MITTELREICH: JULIAN WARNER
EINE PRODUKTION VON den Münchner Kammerspielen und Anta Helena Recke.
GEFÖRDERT DURCH den Fonds Darstellende Künste und die Richard Stury Stiftung.
MITTELREICH
NACH DEM ROMAN VON JOSEF
BIERBICHLER
KONZEPT UND INSZENIERUNG:
ANTA HELENA RECKE
NACH DER INSZENIERUNG VON
ANNA-SOPHIE MAHLER
PREMIERE
12. OKTOBER 2017
KAMMER 1
MITTEL
REICH
034 035
NEUPRODUKTION
I
n dem 2002 entstandenen Comic „Y: The Last Man“ von Brian K
Vaughan und Pia Guerra vernichtet eine Plage alle Träger des
Y-Chromosoms: Alle 3,7 Milliarden Männer auf der Erde sterben!
Da die überwiegende Mehrzahl der Flugzeug-Piloten
männlich ist, startet kein Flugzeug mehr. Die meisten
Milliardenvermögen und Ländereien sind plötzlich herrenlos, 85% der Regierungen und 100% der Moscheen,
orthodoxen Synagogen und katholischen Kirchen sind
auf einmal ohne Leitung. Die Vereinigten Staaten haben
keine Bodentruppen mehr, während Israel dank seiner
vielen weiblichen Armeeangehörigen zur Weltmacht
aufsteigt. Mit den Männern stirbt auch der Rock’n’Roll,
The Who, U2 und Radiohead sind Vergangenheit.
Dieser FANTASIE EINER WELT GANZ OHNE MÄNNER stellt der
US-amerikanische Choreograf Trajal Harrell das Bild
einer ausschließlich von Männern bewohnten Welt entgegen. In seiner ersten Arbeit mit dem Ensemble eines
deutschen Stadttheaters wird Harrell an den Kammerspielen ausprobieren, was es heißt, für einen Moment
eine reine Männergemeinschaft entstehen zu lassen.
Wenn es wirklich nur Männer gäbe, würden sie sich
dem steinzeitlichen Pfauengebaren und dem pubertär-sexuellen Kräftemessen überlassen? Oder würde
nicht doch ihre MÄNNLICHE ZÄRTLICHKEIT UND STÄRKE, würde
nicht vielleicht doch die UTOPISCH-ANTIKE VISION VIRILER LIEBESGEMEINSCHAFTEN das männliche Miteinander prägen?
Auf der Grundlage von Shakespeares „Romeo und Julia“ wird „Juliet & Romeo“ ausschließlich von Männern
dargestellt.
Harrell ist bekannt als leidenschaftlicher Kämpfer für die
individuelle Freiheit und für die Unüberschaubarkeit der
Welt. Seine Mittel sind SCHÖNHEIT, GLAMOUR, LÄSSIGKEIT, sein
Ausdrucksmittel ist der Tanz. Das berühmte HammerMuseum in Los Angeles beschreibt Harrells Stil als
„bahnbrechend, weil er das große Drama und Gefühl in
den Zeitgenössischen Tanz zurückbrachte.“ Tatsächlich
durchzieht ein tragischer Grundton Harrells Arbeit,
deren wichtigster Bezugspunkt neben dem strengen
Geist des frühen Modernen und Postmodernen Tanzes
vor allem die New Yorker Voguing-Szene der 60er und
70er Jahre ist. Seit einigen Jahren integriert er auch das
japanische Butoh in seine Stücke und arbeitet über die
skulpturalen und reliefartigen Eigenschaften des dreidimensionalen Raums. DER VERZWEIFELTE UND BERAUSCHEND
SCHÖNE KAMPF UM ANERKENNUNG, den all jene kämpften und
nach wie vor kämpfen, die ihr homosexuelles und queeres
Sein gleichberechtigt mit anderen Lebensentwürfen
leben wollen, ist die Quelle, aus der Harrells Choreografien schöpfen. Wie überleben junge Menschen, die nichts
als ihre Liebe leben wollen, in einer von traditioneller
Männlichkeit und Gewalt geprägten Welt? Und wie entdecken und behaupten sie ihre Sehnsucht gegen die
Verachtung und gegen den Schmerz?
In “Y: The Last Man”, a series of comic books written by
Brian K Vaughan and Pia Guerra, a mysteriously sexspecific plague wipes out the 3.7 billion men on earth. Everything with a Y chromosome is dead. As airline pilots are
overwhelmingly male, almost all planes drop out of the sky.
Most of the world’s billionaires and landowners are suddenly dead, as are 85% of government representatives and
100% of imams, Orthodox Jewish rabbis and Roman Catholic priests. The US suddenly has no ground troops; Israel,
which has compulsory military service for all young women,
is suddenly comparatively powerful. It means also the death
of rock’n’roll – the Who, U2, Radiohead and the remaining
Beatles are all suddenly gone.
The American choreographer Trajal Harrell tries out the
opposite and creates an exclusively male society. Harrell is
a passionate fighter for individual freedom and the intricacies of the world. He draws on beauty, glamour, effortlessness and the opposites, and uses dance as his means of
expression. A tragic mood pervades Harrell’s work, whose
main reference point, in addition to the strict spirit of early
modern dance and early post modern dance, is particularly
New York’s voguing scene of the ’60s and ’70s. Since a couple of years he is also integrating Butoh dance in his work
and researches about the sculptural and relief qualities of
the three dimensional space. His first work with a German
theatre ensemble takes Shakespeare’s “Romeo and Juliet” as
its starting point. How do people survive who want nothing
more than to experience love in a world dominated by male
power and violence? And how do they discover and assert
their desire against contempt and pain?
INSZENIERUNG UND KOSTÜM: TRAJAL HARRELL
BÜHNE: ERIK FLATMO
LICHT: STÉFANE PERRAUD
DRAMATURGIE: KATINKA DEECKE
JULIET & ROMEO
INSZENIERUNG: TRAJAL HARRELL
URAUFFÜHRUNG
OKTOBER 2017
KAMMER 2
JULIET &
ROMEO
STEFAN MERKI, JULIA RIEDLER
WALTER HESS, PETER BROMBACHER
WALTER HESS, CHRISTIAN LÖBER
042 043
NEUPRODUKTION
B
erlin, München, Paris – so heißen die zentralen Stationen jener drei
Romane, die der Münchner Schriftsteller Lion Feuchtwanger in den
Jahren 1930 bis 1939 verfasste und mit der treffenden Gesamtüberschrift „Wartesaal-Trilogie“ versah. In den Einzelbänden „Die
Geschwister Oppermann“, „Erfolg“ und „Exil“ thematisiert Feuchtwanger auf erschütternd vorausschauende
Weise den gesellschaftspolitischen Vorraum des Nationalsozialismus in Deutschland und nimmt die Transformation der Weimarer Republik in das faschistische
Regime aus so unterschiedlichen Perspektiven in den
Blick, wie kaum andere AutorInnen seiner Zeit. Die
Hellsichtigkeit, mit der Feuchtwanger die Figuren seiner
Romane IM WARTESAAL GESELLSCHAFTSPOLITISCHER UMBRÜCHE
agieren lässt, ist das Ergebnis einer eigenwilligen künstlerischen Vorgehensweise: Feuchtwanger versetzte sich
selbst in eine für ihn weit entfernte Zukunft (er nannte
einmal das Jahr 2000), um über das, was noch gar nicht
geschehen ist, in der Vergangenheitsform schreiben zu
können. Feuchtwanger wollte kein Wahrsager sein, sondern jemand, der WIEDERHOLUNGSMUSTER MENSCHLICHEN VERHALTENS IN SITUATIONEN GEFAHRVOLLEN WANDELS aufdeckt und
im Erzählen erkundet. So auch in den drei Romanen der
„Wartesaal-Trilogie“. Von zahllosen Beobachtungsposten aus blickt Feuchtwanger auf die Verhaltensweisen
seiner Figuren: Er lässt die Mitglieder eines Berliner
Familienunternehmens kühl das eigene wirtschaftliche
Überleben kalkulieren oder naiv darauf hoffen, dass alles
so bleiben wird, wie es war („Die Geschwister Oppermann“), er protokolliert, wie Münchner AmtsträgerInnen aus Politik und Rechtswesen zu Karrieristen des
aufkommenden Naziregmies mutieren und zu ihrem eigenen Vorteil eine Verschwörung anzetteln, die für das
Opfer tödlich endet („Erfolg“); schließlich betrachtet
Feuchtwanger einen vor den Nazis von München nach
Paris geflüchteten Künstler, der im Emigrantenmilieu
der französischen Hauptstadt einen publizistischen
Kampf zur Befreiung eines nach Deutschland verschleppten Journalisten anführt („Exil“).
Der Regisseur Stefan Pucher, der in der Spielzeit 2015/16
T. C. Boyles Roman „América“ an den Kammerspielen inszenierte, spinnt in seiner Beschäftigung mit der
Trilogie Feuchtwangers dessen künstlerische Strategie
fort. Nicht die Gegenwart ist es, von der aus er Fenster
um Fenster in die Literatur Lion Feuchtwangers öffnet.
Sondern die zukünftige Vergangenheit des Jahres 2017.
Berlin, Munich, Paris are the chief settings of three novels written by the Munich author Lion Feuchtwanger in
the years between 1930 and 1939, whose overall title is the
“Wartesaal-Trilogie” (The Waiting Room Trilogy). In the
individual novels – “Die Geschwister Oppermann” (The
Oppermanns), “Erfolg” (Success) and “Exil” (Exile) –
Feuchtwanger depicts socio-political events in the ‘waiting
room’ of German National Socialism with devastating foresight. Like no another author of his time, he also considers
the transformation of the Weimar Republic into fascist regime from very different perspectives. The clairvoyance of
Feuchtwanger’s writing is the result of an unusual artistic
approach: he takes up a position in the distant future (once
concretely referring to it as the year 2000) to write about
what has not yet happened in the past tense. His intention
was not to predict the future; instead, he wanted to reveal
repeating patterns of human behaviour in situations of perilous change and to explore these in story form, including in
his three novels of the “Waiting Room Trilogy”.
The director Stefan Pucher, who staged a production of
T. C. Boyle’s novel “América” at the Kammerspiele in the
2015/2016 season, resumes Feuchtwanger’s artistic strategy
in his exploration of the writer’s trilogy. It is not from the
position of the present from which Pucher opens a window
onto Lion Feuchtwanger’s writing, but the future past of the
year 2017.
REGIE: STEFAN PUCHER
BÜHNE: BARBARA EHNES
KOSTÜME: ANNABELLE WITT
VIDEO: UTE SCHALL
MUSIK: CHRISTOPHER UHE
DRAMATURGIE: TARUN KADE, MALTE UBENAUF
WARTE
WARTESAAL
NACH DER ROMANTRILOGIE
„ERFOLG“, „DIE GESCHWISTER
OPPERMANN“ UND „EXIL“ VON
LION FEUCHTWANGER
INSZENIERUNG: STEFAN PUCHER
URAUFFÜHRUNG
NOVEMBER 2017
KAMMER 1
SAAL
044 045
NEUPRODUKTION
A
m 9. November 1918 riefen Karl Liebknecht und Rosa Luxemburg vor
dem Berliner Stadtschloss die Sozialistische Republik aus. Der alle
und alles in Mitleidenschaft ziehende Erste Weltkrieg war grade vorbei
und es schien an der Zeit, eine neue, eine gerechtere Gesellschaftsform
ins Leben zu rufen. Die SozialistInnen gingen für die Republik
auf die Straße und stellten sich den bewaffneten Gegnern
in den Weg, sie glaubten an eine Veränderung der Welt
von unten.
Bertolt Brecht, der zu dieser Zeit noch zwischen Augsburg und München hin und her pendelte und sich fern
der revolutionären Wirren aufhielt, hatte schon damals
seine Zweifel. Wer würde sein Leben für die Republik
riskieren, wenn er oder sie eine gesicherte Existenz im
Privaten führen könnte? Wer würde sich den Gewehren
der Soldaten entgegenstellen, wenn Frau und Kind zu
Hause mit dem Abendessen warteten? „Trommeln in der
Nacht“ ist keine Feier der Revolution. Es ist ein dialektisch-wildes Werk über die multiplen, widersprüchlichen
Gründe, WARUM MENSCHEN SICH ZUM AUFSTAND ENTSCHLIESSEN.
Oder eben nicht. Die Uraufführung des Stückes, das
Brechts Vorbild Lion Feuchtwanger hoch lobte, fand vier
Jahre nach der Novemberrevolution in München an den
Kammerspielen statt. Es war die erste Uraufführung
eines Brechtstückes überhaupt und Regie führte der damalige Intendant der Kammerspiele Otto Falckenberg.
Damals, bei der Uraufführung vor hundert Jahren am 29.
September 1922, heißt es, habe ein Schläfer im Publikum
der Kammerspiele gesessen und sich angeguckt, wie die
wohlmeinenden Theaterleute die Welt verändern wollten.
ADOLF HITLER WAR SEIN NAME.
Fast einhundert Jahre später, im Dezember 2017, wird
der heutige Hausregisseur der Kammerspiele Christopher Rüping die Regie führen. Nach seinen Inszenierungen von „Der Spieler“, „Hamlet“ und zuletzt „Miranda
Julys Der erste fiese Typ“ bringt er nun Brechts „Trommeln in der Nacht“ auf die Bühne.
On 9 November 1918, Karl Liebknecht and Rosa Luxemburg proclaimed the Socialist Republic on the steps of Berlin’s City Palace. The First World War, which had taken
a heavy toll, had just come to an end and this new republic
seemed to promise a more just form of society. Bertolt Brecht,
who was still travelling back and forth between Augsburg
and Munich at the time, kept his distance from the revolutionary turmoil, as he had some doubts even then. Who
with a wife and child waiting at home would stand before
the soldiers’ guns? “Drums in the Night” (Trommeln in der
Nacht) is not a celebration of revolution. It is a wild, dialectical work on the multiple and contradictory reasons why
people decide rise up in protest – or not. The play’s premiere
took place at the Kammerspiele four years after the November Revolution in Munich. Almost one hundred years
later in December 2017, the current in-house director of the
Kammerpiele, Christopher Rüping, will direct it once again.
After his productions of “Der Spieler”, “Hamlet” and, most
recently, “Miranda July’s The First Bad Man” (Der erste
fiese Typ), he brings Brecht’s “Trommeln in der Nacht” to
the stage.
At the play’s premiere a hundred years ago on September 29,
1922, it was claimed that a spy was sitting in the audience of
the Kammerspiele, to see how well-meaning theatre people
wanted to change the world. His name was Adolf Hitler.
INSZENIERUNG: CHRISTOPHER RÜPING
BÜHNE: JONATHAN MERTZ
KOSTÜME: ANNA MARIA SCHORIES
DRAMATURGIE: KATINKA DEECKE
TROMMELN
TROMMELN IN DER NACHT
VON BERTOLT BRECHT
INSZENIERUNG:
CHRISTOPHER RÜPING
PREMIERE
DEZEMBER 2017
KAMMER 1
IN DER
NACHT
046 047
NEUPRODUKTION
„Die Euro-Lüge – So haben uns die Griechen reingelegt“ // „Warum
zahlen wir den Griechen ihre Luxus-Renten?“ // Oder: „Verkauft doch
eure Inseln, ihr Pleite-Griechen, und die Akropolis gleich mit!“ –
So lauteten einige der populistischen Schlagzeilen der
Bild-Zeitung, die im Umkreis der griechischen Schuldenkrise und der Verhandlung von Rettungspaketen
durch die EU den KLISCHEES VON DEN FAULEN UND KORRUPTEN
PLEITE-GRIECHEN hierzulande immer mehr Wirkmacht
verliehen.
Populistische Falschaussagen auf kluge und unterhaltsame Weise zu entlarven, ist eine der großen Qualitäten des griechischen Regie-Duos Anestis Azas und
Prodromos Tsinikoris. Der Anlass zum Beispiel für
ihre Arbeit „Clean City“, die in Zusammenarbeit mit
den Münchner Kammerspielen entstand und seitdem
weltweit zu zahlreichen Gastspielen eingeladen wurde,
war eine Kampagne der griechischen Neonazi-Partei
„Goldene Morgenröte“, die dazu aufrief, die Stadt gewaltsam von der migrantischen Einwohnerschaft zu
säubern: „Säubert die Stadt“ war ihr Slogan. Oder auch:
„Athen ausmisten“. Azas und Tsinikoris nahmen die
selbsternannte „Morgenröte“ beim Wort, indem sie Gegenfragen formulierten: Wer macht eigentlich die Stadt
Athen jeden Tag sauber? Wer mistet die griechische
Hauptstadt aus und befreit sie vom Dreck? Sind das
nicht ausgerechnet die Menschen, die die „Morgenröte“
loswerden will? Putzfrauen aus aller Herren Länder ziehen Tag für Tag durch die Akropolis-Metropole, um sie
vorzeigbar zu machen. Und so waren es eben jene Putzfrauen, die zu den Protagonistinnen des Stücks „Clean
City“ wurden. Auf der Bühne erzählten fünf von ihnen
– aus Moldawien, Südafrika, Bulgarien, den Philippinen
und Albanien – ihre Geschichten und wie sie schließlich
zum Reinemacher-Trupp der griechischen Hauptstadt
stießen, wo sie für 3 Euro pro Stunde die Straßen und
Gebäude sauber halten. Es war ein Stück über Globalisierung und Heimat, Sehnsucht und Familie, das Verschwinden der Mittelklasse und DIE TRÄUME, DIE EUROPA
NOCH IMMER FÜR SO VIELE BIRGT.
Für ihre neue Arbeit an den Münchner Kammerspielen
begeben sich Azas und Tsinikoris nun auf Recherche in
die vielfältige griechische Community von München.
Manche sind als „Gastarbeiter“ Anfang der Sechziger
Jahre nach Deutschland gekommen, manche kamen, als
1967 die Militärdiktatur die Führung in Griechenland
übernahm. In den letzten Jahren dann stieg in Folge der
Wirtschaftskrise die Zahl der in Deutschland lebenden
Griechen erstmals wieder an. In ihrer Arbeit entwerfen
die beiden Regisseure EIN BILD DER MÜNCHNERISCH-GRIECHISCHEN GESCHICHTE, jenseits der Klischees – oder zumindest mit einem leicht ironischen Blick auf sie. Und auf
der Bühne: MünchnerInnen. Aus Griechenland.
“The Euro lie – how the Greeks screwed us” // “Why are
we paying for Greek luxury pensions?” // Or: “Go and sell
your islands, you broke Greeks, and the Acropolis along with
them!” – These are just some of the populist headlines that
have appeared in the German tabloid, the Bild Zeitung,
which, against the backdrop of the Greek debt crisis and
EU negotiations of bailout packages, reinforce clichés here
in Germany about ‘broke Greeks’ being lazy and corrupt.
Debunking populist false statements in a clever and entertaining way is one of the hallmarks of Greek directing duo,
Anestis Azas and Prodromos Tsinikoris. The starting point
for their piece “Clean City”, for example, which was produced in cooperation with the Münchner Kammerspiele and
has since toured all over the world, was a campaign by the
Greek neo-Nazi party, the Golden Dawn, in which they
called for the city to ‘clean up’ its immigrant population:
“Clean the city” was the slogan. Or: “Get rid of the rubbish
in Athens”. Azas and Tsinikoris took the self-named Golden
Dawn literally and posed a counter-question: who actually
cleans up the city of Athens every day? Who picks up the
rubbish in the Greek capital and cleans the dirt? Isn’t it in
fact those very people the Golden Dawn wants to get rid of?
Cleaning ladies from every imaginable country are hard at
work every day throughout the city of the Acropolis to make it
presentable. And so it was precisely these cleaning ladies who
became the protagonists of the play, “Clean City”. Five of
them – from Moldavia, South Africa, Bulgaria, the Philippines and Albania – told their stories on stage and about how
they ultimately ended up becoming the cleaning troop of the
Greek capital city, where they keep the streets and the buildings clean for 3 Euro an hour. It was a play about globalisation and home, longing and family, the disappearance of the
middle class and the dreams Europe still holds for so many.
For their new work at the Münchner Kammerspiele, Azas
and Tsinikoris will set out to research the diverse Greek community in Munich. Some came to Germany as ‘Gastarbeiter’ (guest workers) in the early 1960s; some came in 1967
when a military dictatorship seized power in Greece. In
recent years, because of the financial crisis, the number of
Greeks living in Germany has risen again. In their work,
the two directors will give us an understanding of the history
of Greeks in Munich beyond the clichés – or at least with a
slightly ironic view of them. And on stage: residents of Munich. From Greece.
INSZENIERUNG: ANESTIS AZAS UND PRODROMOS TSINIKORIS
HELLAS MÜNCHEN
EIN PROJEKT VON ANESTIS AZAS
UND PRODROMOS TSINIKORIS
URAUFFÜHRUNG
DEZEMBER 2017
KAMMER 2
HELLAS
MÜNCHEN
048 049
NEUPRODUKTION
„E
s ist sehr schön, aus Liebe zu Menschen und teilnehmendem Wohlwollen ihnen Gutes zu tun, aber das ist noch nicht die echte moralische Maxime unseres Verhaltens. Pflicht und Schuldigkeit sind die
Benennungen, die wir allein unserem Verhältnis zum moralischen
Gesetze geben müssen.”
Das Projekt der Aufklärung und eines kosmopolitischen Weltbürgertums ist in Gefahr. Die gegenkulturellen Bewegungen der Anti-Liberalisten haben das
„TAKE BACK CONTROL“ zu ihrem Schlachtruf erhoben. Sie
predigen Abschottung, Mauerbau, Exklusion durch
Festschreibungen und Schärfungen/Scharfmachen von
Identitätsfragen. Ein/e Jede/r dieser Bewegten weiß
wohl, was der kategorische Imperativ besagt. Die individuelle Freiheit aber in einer Praxis der allgemeinen Vernunft zu gründen, aufgrund derer moralische
Entscheidungen dann getroffen würden, ist ihnen
kühl theoretische, lebensferne Maxime. Von betörender
Anziehungskraft ist alles, was irrational ist: fake news,
Verschwörung und Kampagne statt Aufklärung und
differenziertes Wissen. Wirklich frei zu sein, heißt unmündig sein.
ES IST WIEDER AN DER ZEIT, KANT ZU LESEN und sich diesem
unbestechlichen Denker der Vernunft und der Moral
zuzuwenden. Findet sich bei einer Re-Lektüre dieses
großen Philosophen der Aufklärung aber tatsächlich
eine Grundlage für moralisches Handeln, die auch
in unserer Zeit Bestand hat? Was genau ist das Wesen
von Kants Denken und seiner Moral? Wie menschenfreundlich ist die Kantsche Pflicht-Ethik – und was für
Blüten treibt sie in der praktischen Anwendung?
Es ist allgemein bekannt, dass Kants Welt sich ein Leben lang auf den überschaubaren Radius der kleinen
Stadt Königsberg erstreckte. Keine Reiseeindrücke
forderten seine Welterklärungen heraus, die Nachrichten jenseits Könisgberger Grenzen waren weit weg, viel
weiter als einen „Klick“ entfernt. Auch kein/e LiebhaberIn kam ihm nah und konnte ihn spiegeln. Was hat
es mit der FORDERUNG NACH RADIKALER MÜNDIGKEIT auf sich,
wenn diese für Kant selbst darin zu bestehen schien,
sich radikal zurück- und auf sich zu (be-)ziehen? Gerade
ihm, der in der Theorie die Identität nicht an Räume
koppelte und die Moral zwischen den Menschen und
in der Vernunft gründete, musste in der Praxis jedes
Gesicht, das nicht dem seinen ähnelte, fremd und nicht
integrierbar erscheinen.
Dennoch: Wir kommen um Kant nicht herum - um den
kategorischen Imperativ genauso wenig wie um die Forderung nach Universalismus oder unbedingter Achtung
der Würde des Menschen. Auch wenn Kant selbst dieser
Forderung nicht nachgekommen ist.
Nach Shakespeares „Kaufmann von Venedig“, der Uraufführung von Elfriede Jelineks „Wut“ und der post-performativen Inszenierung von Tschechows „Kirschgarten“
tritt Hausregisseur Nicolas Stemann nun erstmals an,
einen philosophischen Text zur Grundlage eines Theaterprojekts zu machen.
The project of Enlightenment and cosmopolitan world citizenship is at risk. Cosmopolitan values are now equated
with globalisation, which in turn is associated with rampant,
deregulated financial capitalism; and this in turn has seized
notions of freedom and liberalism. Instead of equality, justice
and freedom for all, a vacuum of meaning has resulted, consisting of an elite few and many poor, inner and outer circles,
and precarious, temporary, non-sustainable circumstances
as the new human condition. Countercultural, anti-liberal movements have made it their battle cry to “take back
control”. These groups are irresistibly drawn to anything
irrational: fake news, conspiracy theories and campaigns
in place of enlightenment and differentiated knowledge. To
paraphrase Kant, to be truly free means not having reached
maturity.
It is a good time to read Kant again and embrace his unerring philosophies of reason and morality. But in re-reading
this great thinker of the Enlightenment, can we find a basis
for moral action that is relevant to our times? What is the
precise nature of Kant’s thinking and morals? How humane
is the Kantian duty of ethics – and what fruits does it bear
in a practical sense? We cannot get past Kant: neither his
categorical imperative nor his demand for universalism and
unconditional respect for the dignity of man – even though
Kant himself did not achieve all of his own demands.
Following Shakespeare’s “Merchant of Venice”, the premiere of Elfriede of Jelinek’s “Wut” and the post-performative staging of Chekhov’s “The Cherry Orchard”, in-house
director Nicolas Stemann now bases his latest theatre project
on a philosophical text.
INSZENIERUNG: NICOLAS STEMANN
VIDEO: CLAUDIA LEHMANN
KOSTÜME: MARYSOL DEL CASTILLO
MUSIK: THOMAS KÜRSTNER UND SEBASTIAN VOGEL
DRAMATURGIE: BENJAMIN VON BLOMBERG
KANT
KANT
URAUFFÜHRUNG
NACH „GRUNDLEGUNG ZUR META- JANUAR 2018
PHYSIK DER SITTEN”
KAMMER 1
VON IMMANUEL KANT
INSZENIERUNG: NICOLAS STEMANN
NEUPRODUKTION
„W
E WANT THE WORLD AND WE WANT IT NOW!“ – dieses Zitat aus dem
Song „When the Music’s Over“ von der Band The Doors prangt
Ende April 1968 an den Fenstern des Verwaltungsgebäudes der Columbia Universität New York. In Verbünden organisierte Studierende hatten dieses und weitere Universitätsgebäude
aus Protest gegen eine heuchlerische Hochschulpolitik
hinsichtlich der Gleichstellung ethnischer Minderheiten besetzt und bestreikt. Anfang des Monats war der
schwarze Bürgerrechtsaktivist Martin Luther King auf
dem Balkon seines Motelzimmers erschossen worden.
Die 68er-Bewegung, die international verschiedenste
Gruppierungen mit teils geradezu gegensätzlichen Zielen
umfasste, hatte die Hoffnung, die Welt zu verändern.
Und eben nicht nur durch Reden, sondern auch durch
Aktionen, die immer wieder sogenannte „begrenzte
Regelverletzungen“ beinhalten konnten. Gemein war
allen Beteiligten der Wunsch, WIDERSTAND GEGEN DIE BESTEHENDEN STRUKTUREN zu leisten, die einer gesellschaftlichen
Transformation in ihrem Sinne im Wege standen. So
entwickelte sich eine KULTUR DES PROTESTS, die zeitweise
ziemlich viel buchstäblich in Bewegung brachte.
An den Münchner Kammerspielen sammelten 1968
SchauspielerInnen im Rahmen von Peter Steins Inszenierung des Peter Weiss-Stücks „Viet Nam Diskurs“
Geld für Waffenspenden für den Viet Cong, was die
baldige Absetzung der Inszenierung durch den Intendanten zur Folge hatte. 50 Jahre später laden die Kammerspiele KünstlerInnen ein, das Theater zu besetzen.
Eine Theateraktion, die Münchner ProtagonistInnen,
die schon damals in der Stadt lebten, ebenso miteinbezieht wie diejenigen, die hier oder anderswo KRAFT IHRER
KUNST DIE WELT GESTALTEN wollen. Wenn AfD-Vorstand
Jörg Meuthen fordert, man müsse „weg vom linken rotgrün verseuchten, leicht versifften 68er-Deutschland“,
erwidern die Kammerspiele mit Jean Paul-Sartre: „DIE
FANTASIE AN DIE MACHT“. NOW!
050 051
“WE WANT THE WORLD AND WE WANT IT
NOW!” – this quote from the song “When the Music’s
Over” by The Doors was emblazoned across the windows of
Columbia University in New York at the end of April 1968.
The ’68 movement, which encompassed a wide range of international groups with sometimes very different objectives,
hoped to change the world. And not just with words, but also
through actions that included repeated “limited rule violations”. What united all parties was the desire to resist structures that stood in the way of the social transformation they
sought. A culture of protest developed that literally caused a
great deal of movement.
Fifty years on, the Kammerspiele invites artists to occupy
the theatre. A theatre action will take place involving Munich protagonists, who were already living in the city back
then, as well as those who wish to shape the world here or
elsewhere with the impact of their art. When AFD Chairman Jörg Meuthen demands that we must “get away from
the contaminated, lefty, red-green, filthy Germany of the
’68 movement,” the Kammerspiele responds by quoting
Jean-Paul Sartre: “Let imagination take power.” NOW!
RAUM: RAUMLABORBERLIN
VON UND MIT: JOSEF BIERBICHLER*, COLLECTIVE CATASTROPHE, GINTERSDORFER/
KLASSEN, ELFRIEDE JELINEK, ANNA-SOPHIE MAHLER, OPEN BORDER ENSEMBLE,
ALBERTO VILLAREAL SOWIE DEM ENSEMBLE DER MÜNCHNER KAMMERSPIELE U.V.M
DRAMATURGIE: JOHANNA HÖHMANN UND TARUN KADE
* sofern der Film „Mittelreich“ rechtzeitig mit der Postproduktion fertig wird
bzw. Sepp zwischendurch fürs Theater freigibt
19
68
1968
VON UND MIT
JOSEF BIERBICHLER*
COLLECTIVE CATASTROPHE
GINTERSDORFER/KLASSEN
ELFRIEDE JELINEK
ANNA-SOPHIE MAHLER
OPEN BORDER ENSEMBLE
RAUMLABORBERLIN
ALBERTO VILLAREAL
ENSEMBLE DER MÜNCHNER
KAMMERSPIELE
U.V.M.
EINE BESETZUNG DER KAMMERSPIELE
KAMMER 1
FEBRUAR 2018
JEDESREVOLUTIO
NEUPRODUKTION
052 053
IST EINE
HERZNÄRE ZELLE
65
% aller erfolgreichen Selbstmordattentate werden von Frauen
verübt. Doch von allen Selbstmordattentaten überhaupt sind
es nur 15%, für die Frauen verantwortlich sind. Weibliche suicide
bombers geben der Forschung Rätsel auf: Töten sie wie
die Männer im Namen eines Landes, einer Religion,
eines Anführers? Oder kämpfen sie auch für ihr Geschlecht und gegen die fast immer patriarchal organisierten Gesellschaften, in denen sie meist leben und die
Frauen oftmals nur einen sehr eng bemessenen Spielraum zumessen?
Amin Jaafari lebt in Tel Aviv. Er ist ein erfolgreicher
Chirurg, hat eine Frau, die er liebt und ein ihm zugetanes Umfeld. Und er ist Palästinenser. Jeden Tag, nachdem er manchem Patienten das Leben gerettet hat und
von der Arbeit nach Hause fährt, wird er von militärischen Posten kontrolliert. Er sieht nicht israelisch aus,
daher halten die Soldaten den Lebensretter für einen
Terroristen – der Grad ist schmal, auf dem das Leben
seiner Normalität gewiss sein kann. Und EINES TAGES IST
DER ABGRUND DA: Jaafari muss die Leiche seiner Frau identifizieren. Als Schwangere verkleidet hatte sie mit einem
Selbstmordattentat ein Café und seine BesucherInnen
in die Luft gesprengt. Jaafari muss erleben, wie sehr
diese israelische Gesellschaft, in der er lebt und die ihm
seit Jahren ein Zuhause war, sein Zuhause doch nicht
ist. Er macht sich auf, um dem Geheimnis seiner Frau
und den Täuschungen seines eigenen Lebens auf die
Spur zu kommen. WIE WURDE SEINE FRAU ZUR MÖRDERIN? War
es Verzweiflung? Glaube? Wut?
Der 1978 in Schiras im Iran geborene Regisseur und
Autor Amir Reza Koohestani, der seit vielen Jahren seine mit der „Mehr Theater Group“ in Teheran erarbeiteten Stücke auf Gastspielen in Europa zeigt, inszeniert
zum zweiten Mal an den Kammerspielen. Nach seiner
identitätspolitisch versierten und poetisch aufgeladenen
Inszenierung von „Der Fall Meursault – Eine Gegendarstellung“ von Kamel Daoud inszeniert er nun den
Roman „Die Attentäterin“ des algerischen Schriftstellers
Yasmina Khadra, der mit seinem 2005 erschienenen
Roman eine kleine literarische Sensation verursacht hat,
indem er sich nicht mit der Unfassbarkeit des Grauens abfand, sondern die terroristische Psyche zu verstehen suchte.
DIE
054 055
NEUPRODUKTION
Amin Jaafari lives in Tel Aviv. He is a successful surgeon, is
married to a woman he loves and has supportive surroundings. He is also Palestinian. One day, the unimaginable
happens: Jaafari has to identify his wife’s body. Disguised
as a pregnant woman, she has blown up a café and its guests
by a suicide bombing. Jaafari is forced to experience how the
Israeli society in which he lives, and where he has felt settled
for years, is not his home. He sets out to track down the mystery of his wife and the illusions of his own life.
Amir Reza Koohestani, an author and director born in 1978
in Shiraz, Iran, and who for many years presented plays
developed in Tehran with the “Mehr Theater Group” at
guest performances throughout Europe, is directing his second production at the Kammerspiele. After his adept and
poetically-charged identity politics production, “Der Fall
Meursault – Eine Gegendarstellung” by Kamel Daoud, he
now directs “The Attack” by the Algerian writer Yasmina
Khadra, a play that is not content to present the inconceivability of horror, but which attempts to understand the
psyche of the terrorist.
INSZENIERUNG: AMIR REZA KOOHESTANI
BÜHNE: MITRA NADJMABADI
KOSTÜM: NEGAR NEMATI
DRAMATURGIE: KATINKA DEECKE
DIE ATTENTÄTERIN
NACH DEM ROMAN VON
YASMINA KHADRA
INSZENIERUNG:
AMIR REZA KOOHESTANI
PREMIERE
MÄRZ 2018
KAMMER 1
ATTENTÄTERIN
MAJA BECKMANN, DAMIAN REBGETZ
NILS KAHNWALD, HASSAN AKKOUCH
WIEBKE PULS
DANIEL LOMMATZSCH, NILS KAHNWALD
WIEBKE PULS
066 067
NEUPRODUKTION
„M
endokusai“ sagt man im Japanischen, wenn etwas zu mühevoll
oder zu aufwändig erscheint, man sich nicht aufraffen kann oder
schlicht keine Lust hat. Es ist ein häufig genutzter Ausdruck:
Kinder sagen es zu ihren Eltern, wenn sie ihr Zimmer
nicht aufräumen wollen oder keine Lust haben zu duschen, Erwachsene wenn sie genervt sind, weil sie Büroarbeit erledigen oder sich mit einer aufreibenden Beziehung herumschlagen müssen. Oder sich gar nicht erst
auf eine Beziehung einlassen wollen, weil die Vereinbarung von Karriere und Liebesleben einfach zu anstrengend ist. Der Ausdruck „Mendokusai“ fällt auch häufig,
wenn es um Statistiken geht, laut denen immer mehr
Menschen unter vierzig immer weniger Sex haben: „Ich
finde schon einige meiner Freundinnen attraktiv, aber
ICH HABE GELERNT, OHNE SEX ZU LEBEN. Emotionale Verstrickungen sind einfach zu kompliziert. Da habe ich keine
Lust drauf“, wird ein junger Mann in einem Artikel der
englischen Zeitung „The Guardian“ zitiert, die sich ausgiebig mit diesem Phänomen beschäftigt hat, das nicht
nur in Japan und Großbritannien immer zahlreichere
Anhänger findet.
Ist dieser Zustand fehlenden Verlangens ein systemisch
hervorgebrachter Missstand? Werden Liebesbeziehungen zum bloßen Stressfaktor, weil das Laufen im
Hamsterrad und die gleichzeitige ökonomische Unsicherheit keine ausreichende Stabilität für emotionale
Bindungen mehr gewährleisten? Oder steckt in diesem
„I would prefer not to“ auch ein subversiver Akt, eine
Bartleby-artige VERWEIGERUNG VON EFFIZIENZ und gesellschaftlicher Erwartung? Was passiert, wenn sich immer
mehr dem Diktat der LUST AUF DIE LUST entziehen, weil sie
eben keine Lust mehr auf die Spaßgesellschaft und ihr
Dogma der allzeit bereiten Verfügbarkeit haben? NO SEX
AND THE CITY als Gegenmodell zum klassischen Familienmodell?
Der Regisseur Toshiki Okada und seine Gruppe chelfitsch feierten 2004 ihren ersten internationalen Erfolg
mit dem Stück „5 Days in March“, in dem zwei junge
Menschen vor der Welt da draußen in ein Love Hotel
flüchten, um fünf Tage lang vornehmlich Sex zu haben,
anstatt sich mit dem beginnenden Irakkrieg auseinanderzusetzen. In seiner dritten Inszenierung an den
Münchner Kammerspielen, nach „Hot Pepper, Air
Conditioner and the Farewell Speech“ und in der vergangenen Spielzeit „Nō Theater“, erzählt Toshiki Okada,
der als Jugendlicher nur äußerst ungern über Sex gesprochen hat, nun von dem Zustand der Lustlosigkeit in
einer Lust-Gesellschaft. Ein Zeitenwandel? „Mendokusai“! Voller Scham, voller Zartheit, voller Komik.
The word “mendokusai” in Japanese refers to something
that seems too arduous or too expensive, or something that
you cannot rouse yourself or simply do not want to do. It is
an expression frequently used in the context of statistics which
claim that more and more people under the age of forty are
having less sex. Is this lack of desire the result of systemic
failure? Are romantic relationships becoming a stress factor
because being in the rat race and its concomitant economic
insecurity no longer guarantee enough stability for emotional committment? Or does this version of “I would prefer
not to” embody a subversive act, a Bartlebyesque refusal to
be efficient and fulfil social expectations? “No Sex and the
City” as an alternative model to the traditional family?
In 2004, the director Toshiki Okada and his group chelfitsch
celebrated their first international success with the drama “5
Days in March”, in which two young people escape from the
world and hide out in a love hotel, mainly to have sex for five
days rather than to deal with the beginning of the Iraq war.
In his third production at the Münchner Kammerspiele after “Hot Pepper, Air Conditioner and the Farewell Speech”
and in the last season with “Nō Theatre”, Toshiki Okada
now reflects on listlessness in a society obsessed by lust. A sign
of the times? “Mendokusai”! A play full of shame, tenderness and comedy.
INSZENIERUNG: TOSHIKI OKADA
BÜHNE: DOMINIC HUBER
KOSTÜM: PERRET SCHAAD
DRAMATURGIE: TARUN KADE
NO
SEX
NO SEX
VON TOSHIKI OKADA
INSZENIERUNG: TOSHIKI OKADA
URAUFFÜHRUNG
APRIL 2018
KAMMER 1
NEUPRODUKTION
„U
nd aufgebaut haben wir es, damit / Ihr entscheiden sollt / Durch
das Sprechen der Wörter und / Das Anhören der Chöre / Was eigentlich los war, denn / Wir waren uneinig.“ (Bertolt Brecht, „Fatzer“)
– She She Pop zählen neben Gob Squad oder Rimini Protokoll zu den
international renommiertesten VertreterInnen der Freien Theaterszene
in Deutschland. In der Spielzeit 2015/2016 debütierte die vor
fast 25 Jahren im Dunstkreis des Gießener Instituts für
Angewandte Theaterwissenschaft gegründete Gruppe an
den Kammerspielen mit „50 Grades Of Shame“ – einer
Repertoireproduktion, die in enger Zusammenarbeit
zwischen den PerformerInnen von She She Pop und
dem hauseigenen Ensemble entstand. Nun kehren sie
mit einem Oratorium, einem Chor-Projekt zum Thema
Eigentum nach München zurück.
Eigentum verändert das Bewusstsein, Eigentum trennt
Freunde, es erteilt Macht über andere, schließt aus, reduziert Teilnahme. EIGENTUM MACHT SÜCHTIG nach mehr.
Eigentum ist selbstverständlich. Nichts ist so konstituierend für unsere Gesellschaft, nichts wirkt so trennend
auf die Gemeinschaft, nichts ist so bestimmend für
ihre kapitalistischen Strukturen, wie die Idee des Eigentums. Und weil Eigentum Grenzen zieht zwischen
„Meinem“ und „Deinem“, wollen She She Pop bei diesem Thema künstlerisch eine Gegenposition beziehen
und IM KOLLEKTIV AGIEREN. Angeleitet von Bertolt Brechts
Lehrstück-Theorie werden sie über Eigentum sprechen
und singen.
Das Libretto für das „Oratorium“, ein Textkörper aus
Liedern und Sprech-Chören, entsteht aus einer Recherche im direkten alltäglichen Umfeld der in Berlin ansässigen Theatergruppe. She She Pop führen Interviews mit
Personen, die durch besondere Eigentumsverhältnisse in
Beziehung zu den PerformerInnen stehen: die ehemalige
Nachbarin, die obdachlos geworden ist; die befreundete
Künstlerin, die aufgrund einer Eigenbedarfskündigung
ihre Wohnung verlassen musste; der Asylsuchende, der
in der Zweitwohnung schläft; die Mutter als Erbin einer
Textildynastie. Die Interviews werden möglichst breit
gestreut geführt und im Anschluss literarisch überformt. Sie werden zu kollektiven Monologen verdichtet oder zu dialogischen Partituren von Solisten und
Chor – oder von Chor und Chor. Der Chor nimmt in
diesem Konzept eine sinnbildliche Funktion ein. In ihm
soll sich zeigen, wie das Weiterreichen von Eigentum,
das Erben, ein heimliches Programm ist, das in die Gemeinschaft eingebaut ist, ein Programm, das in dieser
Gemeinschaft Risse bildet und sie trennt. Der Chor ist
nicht nur ein Bild, in dem unerkannt Arm neben Reich
tritt. Man sieht eine Gruppe vorgeblich Gleicher - bevor
sie durch das Erben auseinanderfällt.
068 069
“And we built it, so that / you should decide / by speaking
the words and / listening to the choirs / what was actually happening, because / we disagreed.” (Bertolt Brecht,
“Fatzer”) Alongside Gob Squad and Rimini Protokoll, She
She Pop are one of the most internationally renowned representatives of the independent theatre scene in Germany.
In the 2015/2016 season, the group, which was founded by
a circle from the Gießener Institute’s applied theatre studies
course 25 years ago, made their debut at the Kammerspiele
with “50 Grades of Shame” – a repertory production, developed in close collaboration with the performers of She She
Pop and the in-house ensemble. Now they return to Munich
with an oratory, a choral project on the subject of ownership.
Ownership affects consciousness, divides friends, grants
power over others, excludes and reduces participation. Ownership is addictive. Ownership is taken for granted. Nothing
is as constitutive for our society, has such a divisive effect
on communities, or is as decisive for capitalist structures as
the idea of ownership. And because ownership marcates the
boundaries between “mine” and “yours”, She She Pop want
to take up the opposite position on this issue in artistic terms
and act as a collective. Guided by Bertolt Brecht’s Lehrstück
theory, they will speak and sing about ownership.
KONZEPT: SHE SHE POP
VON UND MIT: SEBASTIAN BARK, JOHANNA FREIBURG, FANNI HALMBURGER,
LISA LUCASSEN, MIEKE MATZKE, ILIA PAPATHEODOROU, BERIT STUMPF
SOWIE MIT GÄSTEN AUS MÜNCHEN
BÜHNE: SANDRA FOX
KOSTÜME: LEA SØVSØ
MUSIK: MAX KNOTH
KÜNSTLERISCHE MITARBEIT: RUSCHKA STEININGER
EINE PRODUKTION VON She She Pop IN KOPRODUKTION MIT dem HAU Hebbel am Ufer Berlin,
Festival Theaterformen Hannover, den Münchner Kammerspielen, Schauspiel
Leipzig, Schauspiel Stuttgart, Kaserne Basel, ACT Independent Theater Festival
Sofia und Konfrontacje Teatralne Festival Lublin.
GEFÖRDERT DURCH die Kulturstiftung des Bundes und die Berliner Senatsverwaltung
für Kultur und Europa.
ORATORIUM
KOLLEKTIVE ANDACHT ZU EINEM
WOHLGEHÜTETEN GEHEIMNIS
VON SHE SHE POP
MÜNCHEN-PREMIERE
APRIL 2018
KAMMER 2
ORAT
ORIUM
070 071
NEUPRODUKTION
„D
AS GESPROCHENE KOMMT AUS EINEM RAUM DES UNSAGBAREN
HINAUSGEZERRT, HINAUSGETRETEN, MANCHMAL HINAUSGEBETEN
ANS LICHT.“ So schreibt die mittzwanzigjährige Autorin Katja Brunner,
deren Stücke bereits vielfach ausgezeichnet, eingeladen und uraufgeführt wurden, zu Beginn ihres neuen Textes „Die Hand ist ein einsamer Jäger“. Dieses Stück, in Auftrag gegeben durch die
Münchner Kammerspiele, wird im Mai in der Inszenierung der polnischen Regisseurin Marta Górnicka zur
Uraufführung kommen. Katja Brunners assoziativer
Text findet immer wieder Worte für das vermeintlich
Unsagbare. In Textflächen verwebt, erhebt sich in aller
Vehemenz eine weibliche Stimme, die sich allem zuwendet, in Fragmenten, mit IHM in einen Dialog tritt, sich
selbst befragend und verletzend, abwägend und abrechnend. Ein „HUNGERMÄDCHEN“ spricht aus dem Text, das
satt doch unersättlich ist, das sich sowohl metaphorisch
wie wortwörtlich immer wieder „AUSKOTZEN“ muss, das
ebenso heftig leidet wie es wütend ist. Bei Katja Brunner
wird Sprache zu Musik und Klang.
Marta Górnicka wird in ihrer ersten Arbeit an den
Kammerspielen diesen Text mit einer chorischen Formation von Schauspielerinnen inszenieren. Auch die
polnische Regisseurin sucht in ihren Arbeiten den
Klang der Sprache hervorzuholen, verschwiegene Worte so lange zu wiederholen, so wütend oder zaghaft zu
sprechen, bis sie sagbar werden. Górnicka machte in
Polen mit ihrem ambitioniert feministischen Theaterprojekt „Chór Kobiet“ auf sich aufmerksam. Darin
versammelte sie einen großen Frauenchor aus Laien
und Schauspielerinnen, der schließlich auch international auf vielen europäischen Festivals zu sehen war.
Ihre Arbeiten setzen sich immer wieder dem Modell
des antiken Chores folgend mit gesellschaftspolitischen
Themen auseinander. Ein immerzu kraftvolles Libretto
aus lauten wie auch leisen Stimmen vermag sie in ihren
Arbeiten zu erschaffen, die die ZuschauerInnen nicht
entlassen, ehe sie sich DEM ZORN, DER ZARTHEIT, DER AMBIVALENZ UND DER UNBEUGSAMEN KRAFT der chorischen ebenso wie
der einzelnen Stimme gebeugt haben.
“THE VOICES COME TO THE LIGHT FROM
AN UNSPEAKABLE PLACE – DRAGGED OUT,
KICKED OUT, sometimes PRAYED OUT.” This is how
the young playwright Katja Brunner, whose plays have already been premiered at many theatres, starts her new stage
drama „Die Hand ist ein einsamer Jäger“. Brunner’s associative text finds words for what is supposedly beyond description. In blocks of text, a female voice full of vehemence
is raised: it addresses everyone, questioning and insulting itself, appraising and settling scores. Brunner turns language
into music and sound.
Director Marta Górnicka, in her first work at the Kammerspiele, stages this play with a choral formation of actresses.
Language becomes sound too, and the spoken word is drawn
out, said angrily or spoken so tentatively that it becomes
expressible. Górnicka has attracted attention to her work
with her ambitious feminist theatre project “Choir Kobiet”
in Poland. In it she assembled a large women’s choir of lay
performers and actresses, who ultimately made appearances
at many European and international festivals.
INSZENIERUNG: MARTA GÓRNICKA
DRAMATURGIE: JOHANNA HÖHMANN
DIE HAND IST EIN EINSAMER JÄGER URAUFFÜHRUNG
VON KATJA BRUNNER
MAI 2018
INSZENIERUNG: MARTA GÓRNICKA KAMMER 2
DIE HAND IST EIN EINSAMER
JÄGER
072 073
NEUPRODUKTION
„W
enn man anfängt, Theater zu machen, akzeptiert man stillschweigend eine ganze Reihe von Konventionen. An einem gewissen
Punkt dann beginnt man, sich Fragen zu stellen: Warum? Warum
nennen wir im Theater eine bemalte Wand mit einem
Loch als Tür ein Haus? WARUM SIND EINIGE LEUTE IM LICHT
UND ANDERE SITZEN IM DUNKELN? Und allmählich begreift
man, dass es auch andere Möglichkeiten gibt, Theater
zu machen. Ich mag Theater, das so kraftvoll ist, dass
man am Ende nicht meint, in einer Vorstellung gewesen zu sein, sondern eine Erfahrung gemacht zu haben.“
Die argentinische Regisseurin und Autorin Lola Arias
gibt sich nicht mit Theater zufrieden. ES IST DIE WIRKLICHKEIT, die sie interessiert. Und es ist die Wirklichkeit,
die sie theatral so überformt, dass die Menschen, die
bei Lola Arias mit ihren erlebten Geschichten und ihren
echten Erlebnissen auf der Bühne stehen, wie unvermutet zu SprecherInnen, emotionalen StellvertreterInnen
der ZuschauerInnen werden. Arias’ Projekt „Airport
Kids“ widmete sich den nomadisierten Diplomatenkindern einer globalen Elite, die drei Pässe und fünf Kinderzimmer in vier verschiedenen Ländern haben. Am
Theater Bremen zog sie monatelang durch das Bahnhofs- und das Rotlichtviertel, um ProtagonistInnen für
ihre „Straßenoper“ zu finden, und am Ende standen
Obdachlose und Prostituierte auf der Bühne, erzählten
rührende, harte, erfindungsreiche Geschichten über ihr
Leben auf und mit der Straße. In „Minefields“ schließlich versammelte Arias argentinische und britische Veteranen, die sich Jahrzehnte zuvor im Falkland Krieg
auf dem Schlachtfeld gegenübergestanden hatten. Auch
an den Kammerspielen hat Lola Arias schon gearbeitet
– in „Familienbande“ erzählten Katja Bürkle und Silja
Bächli gemeinsam mit ihren beiden Kindern und deren
Vater von ihrem Patchwork-Familienleben.
Bei ihrem neuen Projekt in München wird Lola Arias
wieder mit SpezialistInnen arbeiten, SPEZIALISTINNEN DES
EIGENEN LEBENS. Im Laufe der Spielzeit wird sie die vier
Mitglieder des OPEN BORDER ENSEMBLES kennenlernen, sich
ihre Geschichten erzählen lassen, ihre Biographien, von
ihren Erinnerungen und ihren Hoffnungen hören. Mit
diesen KünstlerInnen im Exil wird sie in der Kammer
1 einen Theaterabend erarbeiten, der von Kunst und
Leben spricht, von Sesshaftigkeit und von Nomadentum und von ihren ersten Monaten in München, an den
Kammerspielen.
“If you start to do theatre, you tacitly accept a whole series
of conventions. But at some point, you start to ask yourself questions: Why?” - Argentine director and writer Lola
Arias is not satisfied with theatre. It is reality that interests
her. And it is reality which she reshapes theatrically to such
an extent that the people on stage with their real-life stories
and their real-life experiences during Lola Arias’ show, become the spectators’ unexpected spokespersons or emotional
delegates.
With her new project, Lola Arias will again work at the
Kammerspiele with experts - experts on their own lives. In
the course of time, she will get to know the four members of
the Open Border Ensemble, will listen to their stories, their
biographies, their memories and their hopes. With these artists in exile, she will develop a theatre show in Kammer 1
that tells of art and life, settling in and nomadic life, and of
their first months in Munich at the Kammerspiele.
INSZENIERUNG: LOLA ARIAS
BÜHNE: DOMINIC HUBER
VIDEO: MIKKO GAESTEL
MUSIK: JENS FRIEBE
DRAMATURGIE: KATINKA DEECKE
GEFÖRDERT DURCH die Kulturstiftung des Bundes
LOLA
ARIAS/
LOLA ARIAS/OPEN BORDER
URAUFFÜHRUNG
ENSEMBLE
JUNI 2018
EIN PROJEKT VON LOLA ARIAS MIT KAMMER 1
DEM OPEN BORDER ENSEMBLE
INSZENIERUNG: LOLA ARIAS
OPEN BORDER
ENSEMBLE
074 075
NEUPRODUKTION
„I
ch hab mir jetzt das neue MacBook Pro mit Touchbar geholt. Bootet ratzfatz. Sogar meine Pornofilme kann ich jetzt viel schneller
anschauen.“
Es gab mal eine Zeit, in der man Menschen noch nicht
mit einem Wisch nach rechts konsumieren konnte. Wie
war das eigentlich? Als der Mensch noch nicht Verbraucher genannt wurde. Als die Erfüllungen der Wünsche
noch nicht personalisiert waren, nur einen Klick and
Buy entfernt, noch keine algorithmischen Vorwegnahmen des Unterbewusstseins. Als die körperliche Präsenz
noch verheißungsvoller war als ihre digitale Projektion.
Als das Leben noch nicht Porno war. Wann bin ich eigentlich verlorengegangen? War es, als sie anfingen,
meine Daten zu verkaufen? Oder vielleicht doch auf
dem Weg zum Sneakerladen?
DER ALGORITHMUS HAT ES VERSAUT. Eine Weile war seine Anwesenheit ja irgendwie faszinierend. Dass er mich mir
nahebrachte. Mich kannte wie eine Freundin. Ein Spion, mit nur dem einen Auftrag: mich auszuspähen und
meine Intimität zu teilen – aber da ist eben niemand.
Hinter der Scheibe. KEINER DA. KEINER GUCKT. NIEMAND KOMMT.
Dabei fanden wir sie doch mal aufregend: die Präsenz
hinter dem Vorhang. Im Dunkeln. Um zu beschatten.
Um zu lauschen und zu linsen. Und den Atem anzuhalten, rot zu werden, dann zu stottern. Zu früh zu kommen. Und als letztes zu gehen. Das ganze Theater eben.
Aber UNSERE PEEPSHOWS SIND LEER. Da bleiben nur noch die
ganz grundlegenden Fragen: Wie wäre es mit ein wenig
weniger Hass? Mit ein wenig weniger Feindschaft? Ein
wenig weniger Paranoia, Propaganda, Pornografie? Wer
ist eigentlich der traurigste Mensch?
Der Theatermacher und Bildende Künstler Alexander
Giesche, in den vergangenen zwei Spielzeiten mit seiner
Gruppe GiescheAnd Artist in Residence an den Kammerspielen, entwickelt zusammen mit dem Musiker
Ludwig Abraham ein Panoptikum der Selbstbespiegelung: Come in. And watch.
“I bought the new MacBook Pro with touch bar. Boots in
next to no time. I can even watch my porn flicks much faster
now.”
There was a time when people did not spend their time swiping right. What was that like again? And when did we lose
ourselves?
Algorithms have screwed up things. But for a while, we
found them exciting: the presence behind the curtain. In the
dark. Shadowing others. Eavesdropping, spying on them.
Holding our breath, going red, stuttering. Coming too soon.
Being the last to leave. The whole circus.
But our peep shows are now empty. Only the very basic
questions linger on: How about a little less hate? A little less
hostility? A little less paranoia, propaganda, pornography?
Who is the saddest person?
The theatre-maker and visual artist Alexander Giesche,
who has been artist in residence at the Kammerspiele for the
past two seasons with his group GiescheAnd, has developed a
curiosity cabinet of self-reflection together with the musician
Ludwig Abraham. Come in. And stay.
INSZENIERUNG: ALEXANDER GIESCHE
MUSIK: LUDWIG ABRAHAM
DRAMATURGIE: BENJAMIN VON BLOMBERG
NEW BEGINNINGS
INSZENIERUNG:
ALEXANDER GIESCHE
URAUFFÜHRUNG
JUNI 2018
PROBEBÜHNE 3
NEW
BEGINNINGS
SAMOUIL STOYANOV, JOCHEN NOCH
FRANZ ROGOWSKI, ANNETTE PAULMANN
NILS KAHNWALD
CHRISTIAN LÖBER, CAROLINE PETERS
JELENA KULJIĆ
FREIES
FREIES THEATER
086 087
THEATER
FREIES THEATER
T
heatern, die mit Freien Gruppen zusammenarbeiten, sogenannten
Produktionshäusern, wird nachgesagt, sie seien die kulturell-ökonomische Entsprechung zum Durchlauferhitzer. Ein Stück, eine Performance, wird dort in der Regel en suite gespielt. Nach zwei bis vier
Vorstellungen verschwindet der Abend wieder aus dem Programm.
Trotzdem bilden sich zwischen den Künstlerinnen und Künstlern und
den Theatern, an denen sie produzieren und gastieren, über die Jahre
enge und intensive Arbeitsbeziehungen.
So ist es auch kein Zufall, dass ab dem kommenden
Herbst eine Vielzahl der KünstlerInnen, die das Publikum in der vorletzten Spielzeit und der ersten mit
dem künstlerischen Team von Matthias Lilienthal,
mit gewagten, herausfordernden und manchmal sogar
regelrecht visionären ästhetischen Entwürfen in ihren
Bann geschlagen haben, mit neuen Arbeiten zurückkehren, darunter eine Vielzahl an Koproduktionen mit den
Münchner Kammerspielen.
Z
u den fulminantesten Abenden, die in diesem Rahmen hier aufgeschlagen sind, zählte ohne Zweifel
„Kein Applaus für Scheiße“, die Debütarbeit von Florentina Holzinger und Vincent Riebeek, in der die beiden Choreografen und Tänzer heftig mit dem Erbe der
Performance Art und Körperkunst der 70er Jahre flirteten und zu einem ganz und gar charmanten Umgang mit
der geschichtsträchtigen Geste des Tabubruchs fanden.
Im Rahmen einer Residenz am International Choreographic Arts Center ICK Amsterdam hat sich FLORENTINA
HOLZINGER nun verstärkt mit dem Ballett als Kunstform
und seiner Geschichte auseinandergesetzt. Diese Studien münden, ohne Beteiligung von Vincent Riebeek, in
ihre dritte Solo-Arbeit. Sie ist konzipiert als eine zeitgenössische Adaption des neoklassizistischen Balletts
„Apollon Musagète“. George Balanchine schuf die Originalchoreografie im Jahr 1928 zu der Musik von Igor
Stravinsky.
Florentina Holzinger wird ihre Inszenierung ausschließlich mit Frauen besetzen und hat sich vorgenommen, die Themen der Entfremdung und der individuellen Identität im Verhältnis zu Ideen von Perfektion und
Schönheit zu erforschen. Wie kann sich das Gewöhnliche und Alltägliche in sein Gegenteil verwandeln? Was
muss man sich unter einer perfekten Tänzerin vorstellen? Was möchte sie? Was ist ihr Begehren?
E
in spektakulärer Erfolg war in der vergangenen Spielzeit auch das Gastspiel von MARLENE FREITAS. Mit ihrer
Arbeit „Of Ivory And Flesh“, einer flamboyant-karnevalesken Annäherung an Motive aus Ovids Erzählung
vom Bildhauer Pygmalion, dessen unsterbliche Liebe
eine Statue aus Elfenbein zu menschlichem Leben erwachen lässt, eröffnete sie in der Kammer 1 das Festival
„Body Talk“.
FREIES
088 089
In ihrer neuesten Produktion, die gleichzeitig ihre bisher
aufwendigste und ambitionierteste zu werden verspricht,
sucht die auf den Kapverden geborene und mittlerweile
in Lissabon lebende Choreografin und Tänzerin erneut
die Begegnung mit einem antiken Stoff. Auf Grundlage
der „Bakchen“ von Euripides rücken zwölf TänzerInnen und MusikerInnen der griechischen Tragödie im
wahrsten Sinne des Wortes zu Leibe.
Für Friedrich Nietzsche war die Tragödie bekanntlich
die ideale kulturelle Form, in der das Gegeneinander
rivalisierender Kräfte eine metaphysische Bestimmung
des Ursprungs und des Wesens der Kunst offenbarte. In
Anknüpfung an diesen Diskurs bringt Marlene Freitas
den Kampf zwischen den Prinzipien des Apollinischen
und Dionysischen, zwischen Verstand und Intuition,
zwischen der Form und ihrer Auflösung, zwischen
Individuation und der Verleugnung des Selbst auf die
Bühne.
N
icht nur Marlene Freitas, sondern auch eine Gruppe
von jungen Frauen, die Kulturwissenschaften und
Szenische Künste an der Universität Hildesheim studiert haben und nun unter dem Namen HENRIKE IGLEASIAS
gemeinsam Regie führen und performen, zählte zu den
Entdeckungen des feministischen Festivals „Body Talk“.
Nach „Grrrl“, einer ebenso humorvollen wie bitterbösen Reflexion über den normativen Druck, dem Frauen auch und gerade dann ausgesetzt sind, wenn sie im
weitesten Sinne des Wortes auf einer „Bühne“ stehen,
wird das Kollektiv auf explizite Weise sowohl die dystopischen als auch die utopischen Seiten der Pornografie
erforschen.
Mit Hilfe einer Livekamera stellen Henrike Iglesias auf
der Bühne Bilder her, die ermächtigen und enttabuisieren. Warum, so lautet eine der zentralen Fragen in dem
neuen Stück „OH YES“, ist „in unserer zunehmend
sexualisierten Lebenswelt vor allem die weibliche Sexualität immer noch so stark von Schuld, Scham und
Schweigen geprägt“?
G
leich drei freie Produktionen, die an den Kammerspielen zu sehen sein werden, führen die in der vergangenen Spielzeit begonnene Beschäftigung mit den
Formsprachen und Konventionen von Oper und Musiktheater fort.
ANNA-SOPHIE MAHLER, die hier am Haus den Roman „Mittelreich“ von Joseph Bierbichler adaptierte und mit dem
Ergebnis zum Berliner Theatertreffen eingeladen wurde, kehrt nach München zurück und bringt das Prinzip
des Bösen auf die Bühne – an jenen Ort, der von jeher
von Verrätern und Mördern bevölkert ist. Gemeinsam
mit ihrer Gruppe CAPRICONNECTION lässt sie es musikalisch auferstehen in der Figur des Hagen aus Wagners
„Götterdämmerung“. Diese mythische Figur führt uns
in die Tiefen unseres eigenen Abgrunds, verführt uns
und lässt uns lauthals seine Kriegsrufe mitsingen. Ist
dieser Boden erst einmal bereitet, steigen drei PerformerInnen in die Gestalt des Verhaltensforschers Konrad
Lorenz, der politischen Theoretikerin Hannah Arendt
und des Philosophen und Vordenkers der Psychoanalyse
Friedrich Nietzsche hinab. Sie beginnen, über das zu
sprechen, was wir „DAS BÖSE“ nennen. Ihre Worte
gegen Hagens Wirken. Was wiegt schwerer? Wer steckt
uns an? Wer überzeugt uns? Auf wessen Seite stellen wir
uns? Was verbirgt sich hinter dem Rätsel menschlicher
Grausamkeit? Wie finden wir wieder den Weg aus dem
Abgrund heraus?
D
ie aus dem Studiengang für Angewandte Theaterwissenschaften in Gießen hervorgegangene Gruppe FUX
baut eine Arbeit aus, von der erste szenische Ansätze
bereits als Beitrag zu David Martons „Opernbude“ an
den Kammerspielen gezeigt wurden. „Die Wiederentdeckung der Granteloper“ ist ein Versuch über die Kulturtechnik der Beschwerde. Nörgeln, meckern, aufzeigen,
anmerken, monieren, granteln, maulen, beanstanden,
jammern, tadeln und mäkeln, das kann man immer. Das
sind die erlaubten Instrumente der Gegenwehr in allen
erdenklichen Lebensbereichen. Sie können dem Einzelnen im Kampf mit der Welt nicht genommen werden.
Es geht um die Aufarbeitung einer Tradition der Klage
und des Protests, die sich gerade in der Verbindung mit
THEA
TER
Musik immer wieder als treibende Kraft kultureller und
politischer Entwicklungen erwiesen hat.
MONSTER TRUCK waren an den Kammerspielen bisher mit
zwei Produktionen zu sehen: „Welcome To Germany“
und „Sorry“. Für das neue Projekt „Siegfried“ tut sich
die in München und in Berlin ansässige Gruppe mit
der Band The Choolers zusammen, einem Orchester
von Outlaws, in dem sehr verschiedene musikalische
und soziale Einzelgänger mitwirken. Sie fallen teilweise
unter die Kategoerie von Menschen mit staatlich attestierter „geistiger Berhinderung“, manche kommen aus
dem Kontext der Psychiatrie, andere wiederum sind
auch „nur“ langzeitarbeitslos und alkoholabhängig. FeministInnen und SoziologInnen, PolitikerInnen und
PädagogInnen haben bereits das Ende der „hegemonialen Männlichkeit“ ausgerufen. Gleichzeitig und medial nicht minder präsent häufen sich wieder Schauergeschichten über maskulinen Größenwahn. Ob in der
Figur eines Donald Trump, in den Ereignissen der Kölner Sylvesternacht, in Gestalt der erfolgreich tourenden
Pick-up Artists oder in der unbegreiflichen Brutalität
der meist adoleszenten und männlichen Terrorattentäter und Amokläufer: Offiziell für überkommen erklärte Narrative von Männlichkeit feiern in der Form des
Exzesses ihre Wiedergeburt. Vor diesem Hintergrund
hinterfragen Monster Truck und The Choolers anhand
von Richard Wagners „Siegfried“ eine Kultur, in der
brachial-egoistische Männlichkeit wieder oder nach wie
vor ein gesellschaftliches Erfolgsmodell ist. Im selben
Atemzug unterziehen sie das Oberschichtsphänomen
„Oper“ einer kritischen Neubesichtigung.
FREIES THEATER
Theatres that work with independent groups, commonly
known as production houses, are said to be the cultural
and economic equivalent of incubators. Pieces are usually
performed “en suite”, that is, on successive evenings. After
between two to four performances the show vanishes from
the programme. Nevertheless, over the years, close-knit,
intense working relationships are formed between the artists
and the theatres where they produce and perform.
So, it is no coincidence that from autumn 2017, a variety of artists who captivated audiences in the season before
last – the first led by Matthias Lilienthal’s artistic team
– with their daring, challenging and sometimes outright
visionary aesthetic concepts, are returning to the Münchner Kammerspiele with new works, including a number of
co-productions.
One of the most furious evenings that was staged in this
context, was undoubtedly “Kein Applaus für Scheiße”
(No applause for shit), the debut work by Florentina
Holzinger and Vincent Riebeek, in which the two choreographers and dancers flirted energetically with the legacy
of 1970s performance and body art as well as finding an
utterly charming way of handling the richly traditional
gesture of breaking taboos.
In the context of a residence at the International Choreographic Arts Center ICK Amsterdam, Florentina
Holzinger intensively explored the art form of ballet and
grappled with its history. These studies have resulted to her
third solo work, this time without the involvement of Vincent Riebeek. It is conceived as a contemporary adaptation
of the neo-classical ballet “Apollon Musagète”. George
Balanchine created the original choreography in 1928 to
the music of Igor Stravinsky.
Florentina Holzinger will exclusively cast women in her
production and aims to explore the themes of alienation and
individual identity in relation to ideas of perfection and
beauty. How can the ordinary and everyday be transformed
into the opposite? How should we imagine “the perfect dancer”
to be? What does she want? What does she desire?
Another spectacular success last season was Marlene Freitas’
guest performance, “Of Ivory and Flesh”. Her flamboyant,
carnivalesque approach to themes from Ovid’s tale about the
sculptor Pygmalion, whose undying love for a statue made of
ivory brings it to life, raised the curtain on the “Body Talk”
festival in Kammer 1.
In her latest production, which promises to be her most elaborate and most ambitious at the same time, the choreographer and dancer, who was born in Cape Verde and now lives
INDE
090 091
in Lisbon, once again finds inspiration in material from
ancient times. Based on “The Bacchae” by Euripides,
twelve dancers and musicians breathe life into Greek tragedy in the truest sense.
Friedrich Nietzsche famously considered tragedy as the
ideal cultural form: he believed that the opposition of rival
forces revealed a metaphysical determination of the origin
and the nature of art. In the spirit of this discourse, Marlene Freitas brings the struggle between Apollonian and
Dionysian principles, intellect and intuition, form and
its dissolution, and between individualisation and the renouncement of the self to the stage.
Not only Marlene Freitas, but also a group of young women who followed a course of theatre studies at the University of Hildesheim, and who now jointly direct and perform
under the name Henrike Igleasias, was one of the discoveries of the feminist festival “Body Talk”.
Following “Grrrl”, the collective will explore the dystopian and utopian side of pornography in an explicit way.
Their new play “OH YES” asks the following central
question: “Why, in our increasingly sexualised world, is
women’s sexuality in particular so deeply marked by guilt,
shame and silence?”
No less than three independent productions at the Kammerspiele will continue the exploration of forms of expression and conventions of opera and music theatre that began
last season.
Anna-Sophie Mahler, who adapted Joseph Bierbichler’s
novel “Mittelreich” here at the theatre and was invited
with the result to the Berliner Theatertreffen, returns to
Munich, bringing with the principle of evil to the stage – a
place that has been traditionally populated with traitors
and murderers since time immemorial. Together with her
group CapriConnection, she musically resurrects the figure
of Hagen from Wagner’s “Götterdämmerung”. The group FUX, which emerged from the applied theatre
sciences course in Gießen, will develop a work whose first
scenic sketches have already been shown at David Marton’s “Operabude” at the Kammerspiele. “Die Wiederentdeckung der Granteloper” is a meditation on the cultural
technique of complaining.
Monster Truck have performed two productions at the
Kammerspiele so far: “Welcome To Germany” and “Sorry”. For their new project “Siegfried”, Munich and Berlin-based groups get together with the band The Choolers
– an orchestra of outlaws made up of different musical and
social loners. Based on Richard Wagner’s “Siegfried”,
Monster Truck and The Choolers question a culture in
which brute, selfish masculinity once again - or still is - a
model of social success. In the same breath, they subject the
elitist phenomenon of “the opera” to a critical fresh look.
THEA
TRE
PEN
DENT
SCHWERPUNKTE
092 093
SCHWERPUNKTE SCHWE
SCHWERPUNKT
SCHWERPUNKTE
OPEN BORDER ENSEMBLE
„D
er Pass ist der edelste Teil eines Menschen.“ („Flüchtlingsgespräche“, Bertolt Brecht) – Im September 2015 hieß es „Wir schaffen
das“ und wir Deutschen waren mächtig stolz auf den Großmut, den
wir gegenüber in unser Land Geflüchteten an den Tag legten. Aber
was haben wir denn eigentlich geschafft, dessen wir uns
rühmen könnten? Im Jahr 2016 starben mehr Menschen
im Mittelmeer als je zuvor, die Flüchtlingslager an den
Rändern Europas sind überfüllt wie nie und die Kriege
in der Welt, die Menschen zwingen, ihre Heimaten zu
verlassen, werden ebenso brutal und unversöhnlich geführt wie eh und je. Und statt wie im anfänglichen Jubel
über die eigene Güte die Grenzen geöffnet zu halten,
werden nun auch in Deutschland wieder Mauern gebaut
und Drähte gespannt, um das selbsternannt Eigene von
dem nicht Eigenen zu schützen.
Trotzdem gibt es nach wie vor viele Menschen, die sich
für nach Deutschland Geflüchtete interessieren. Die
spontane Hilfsbereitschaft der Zivilgesellschaft wandelte sich in langfristige, manchmal auch langwierige
gesellschaftliche Prozesse, man spricht von „Flüchtlingsarbeit“, auch in einigen Kulturinstitutionen gibt es
wichtige Initiativen. Im Theater zeigt sich darüber hinaus dringlich und sehr konkret das Problem der Repräsentation/Selbstrepräsentation von Geflohenen auf den
politischen und künstlerischen Bühnen. Wer spricht
hier für wen? Und wer darf wessen Geschichte erzählen? Konzepte von „Diversity“ bzw. die Potentiale eines
„postmigrantischen Theaters“ wurden in den vergangenen Jahren vielfach diskutiert und auch umgesetzt,
sowohl in Ausbildungsstätten als auch in künstlerischen
Institutionen. Immer geht es dabei um die Repräsentation von Vielfalt in der Gesellschaft und um die Schaffung von Sichtbarkeit unterschiedlicher kultureller
Lebenserfahrungen in der Einwanderungsgesellschaft
Deutschland.
OPEN BORDER
094 095
A
uch die Münchner Kammerspiele beschäftigen sich
seit einiger Zeit mit diesen Fragen. Seit April 2016
öffnet das WELCOME CAFÉ in der Kammer 2 regelmäßig
seine Türen: ein Ort der Begegnung, der Information
und Kultur für Menschen mit und ohne Fluchterfahrung. Dass es offensichtlich ein großes Bedürfnis nach
Begegnungen und neuen Narrativen gibt, beweisen die
rund 150 Alt- und NeumünchnerInnen, die dort regelmäßig erscheinen und die Veranstaltung mitgestalten.
Das Welcome Café ist Treffpunkt, Kontaktbörse, Kantine, Schule, Theater, Bibliothek, Kino und Disko. Viele
Initiativen und zivilgesellschaftliche AkteurInnen aus
der Stadt München nutzen die Plattform, um ihre Ideen
und Projekte vorzustellen. Zahlreiche KünstlerInnen,
die in München im Exil leben, haben inzwischen dort
ihre Arbeiten gezeigt. Im Dezember 2016 fand außerdem in Kooperation mit dem Bellevue di Monaco das
OPEN BORDER ENSEMBLE FESTIVAL statt, bei dem Theaterstücke, Filme und Konzerte präsentiert wurden, die durch
die Initiative und Unterstützung der Dramaturgin Rania Mleihi sowie der Kuratoren Björn Bicker und Malte
Jelden entstanden sind.
Ab der Spielzeit 2017/18 nun wird die Idee dieses OPEN
BORDER ENSEMBLES verstetigt: Vier neue SchauspielerInnen, die sich im Exil befinden, erweitern das bereits
existierende Ensemble der Kammerspiele um kulturelle,
sprachliche wie auch ästhetische Perspektiven. Es geht
darum, einen Theater- und Erfahrungsprozess nachhaltig in Gang zu setzen, der Narrativen aus anderen
kulturellen und gesellschaftlichen Zusammenhängen
Raum gibt und diese im demokratischen Auseinandersetzungsort Theater verhandelt. Transnationale Erfahrungen in verschiedenen Sprachen auszutauschen und
unterschiedliche kulturelle Zugänge zu veranschaulichen, ermöglicht eine gemeinsame kritische Auseinandersetzung mit gesellschaftlichen Machtebenen, Tabus
und Vorurteilen.
D
ies ist eng verbunden mit dem Anliegen, ein auf den
ersten Blick sozial orientiertes Projekt wie die Integration von KünstlerInnen mit Fluchterfahrung in den
Theaterbetrieb, umzuwerten zu einem künstlerischen,
d.h. ästhetisch avancierten Vorhaben, von dem beide Seiten profitieren. Der andauernden sogenannten „Flüchtlingskrise“ mit all ihren gesellschaftlichen wie auch politischen Schattierungen und Spaltungen, möchten die
Münchner Kammerspiele begegnen, indem sie diese als
Chance begreifen. Eine Chance, die wechselseitig verstandenen Austausch und längerfristige Begegnungen
innerhalb des Stadttheaterbetriebes ermöglicht. Neben
der möglichen Beteiligung an den Repertoireproduktionen
der Kammerspiele wird es zwei Inszenierungen geben,
die eigens auf das Ensemble zugeschnitten sind: Neben
JESSICA GLAUSES Stadtprojekt „Hunde“ (siehe S. 098) wird
die argentinische Regisseurin LOLA ARIAS auf der Bühne
der Kammer 1 ein Projekt mit dem Open Border Ensemble
aufführen (siehe S. 072).
PROJEKTLEITUNG: KRYSTEL KHOURY
KRYSTEL KHOURY, geboren 1983 in Beirut, ist Kulturmanagerin und Anthropologin. Nach einer Ausbildung zur
Tänzerin studierte sie Performing Arts Theories und
promovierte in den Bereichen Tanz-Anthropologie und
Interkulturelle Dynamiken. Seit 2006 ist sie in zahlreiche
Initiativen und Projekte involviert, die den Austausch
von KünstlerInnen auf beiden Seiten des Mittelmeeres
unterstützen. Sie ist Vorstandsmitglied im Arab Theatre
Training Centre (Libanon) und Beraterin für Darstellende
Künste beim Roberto Cimetta Fund.
ENSEMBLE
‫‪096 097‬‬
‫يُبــدي مــرسح الكامــر شــبيي اهتامــه منــذ فــرة مبســألة الالجئــن فرقة «حدود مفتوحة»‬
‫ووصولهــم إىل املدينــة وظــروف حياتهــم وتأقلمهــم الجديــد يف أملانيا‪.‬‬
‫ومنــذ نيســان‪/‬أبريل ‪ ٢٠١٦‬قــام املــرسح بفتــح أبوابــه مــع مبــادرة‬
‫«كافيــه مرحبــا» يف صالــة كامــر ‪ ٢‬لــكل مــن وصــل مجــ ّددا ً إىل‬
‫املدينــة مقدمــاً له‪/‬لهــا فضــاء ثقــايف للتعــارف وتبــادل املعلومــات‬
‫ونرشهــا‪ .‬و منــذ ذلــك الحــن أصبــح يلتقــي بصــورة منتظمــة‬
‫حــوايل ‪ ١٥٠‬شــخص مــن ســكان ميونيــخ الجــدد والقدامــى يف هــذه‬
‫«القهــوة» ويســاهمون يف تنظيــم نشــاطاتها‪ .‬فــإن تواجــد هــذه‬
‫املجموعــة الكبــرة وإلتزامهــا الجاعــي يــدل إىل حاجــة مشــركة‬
‫لخلــق رسديــات وقصــص ســوياً‪ .‬يف كانــون األول ‪/‬ديســمرب ‪ ٢٠١٦‬قــام‬
‫مــرسح الكامــر شــبيي بالتعــاون مــع «بالفــو دي موناكــو» وبدعــم‬
‫مــن الكاتبــة املرسحيــة رانيــا مليحــي واملنســقن بيــورغ بكــر ومالتــي‬
‫يلــدن بتنظيــم مهرجــان فرقــة «حــدود مفتوحــة» والــذي عــرض‬
‫مرسحيــات وأفــالم وحفــالت موســيقية‪.‬‬
‫‪SCHWERPUNKTE‬‬
‫‪HEAD OF PROJECT: KRYSTEL KHOURY‬‬
‫‪Krystel Khoury, born in Beirut in 1983, is a cultural‬‬
‫‪manager and anthropologist. Trained first as a dancer,‬‬
‫‪she majored in performing arts theories and holds a PhD‬‬
‫‪degree in Anthropology of dance and intercultural dynam‬‬‫‪ics (Auvergne University, France). Since 2006, Krystel is‬‬
‫‪actively involved in implementing cultural initiatives and‬‬
‫‪facilitating local as well as transnational creative projects‬‬
‫‪connecting artists from both Mediterranean shores. She‬‬
‫‪is a board member of the Arab Theatre Training Centre‬‬
‫‪(Lebanon) and a performing arts expert for the Roberto‬‬
‫‪Cimetta Fund (France).‬‬
‫‪For 2017-18 season, the idea of the Open Border Ensemble‬‬
‫‪will continue and expand: Münchner Kammerspiele will‬‬
‫‪invite four newcomer performers in exile to the Ensemble to‬‬
‫‪broaden the cultural, linguistic, and aesthetic perspectives of‬‬
‫‪the group. These newcomer performers, with their various‬‬
‫‪experiences and backgrounds, will have a personal connec‬‬‫‪tion to the issue of refuge, exile, and borders. Our aim is to‬‬
‫‪initiate an enduring process of theatre and life-experience‬‬
‫‪that gives space to narratives from other cultural and social‬‬
‫‪contexts to emerge and be heard and to negotiate them in the‬‬
‫‪democratic, open, and analytical setting that theatre offers.‬‬
‫‪This idea is an attempt to re-articulate into an aesthetical‬‬
‫‪and theatrical progressive project what at first might be in‬‬‫‪terpreted strictly as a socially oriented project integrating‬‬
‫‪artists who had to seek refuge outside their countries. The‬‬
‫‪Münchner Kammerspiele would like to forge an experien‬‬‫‪tial path through the ongoing “refugee crisis,” with all its‬‬
‫‪social and political shades and divisions, by considering it‬‬
‫‪an opportunity for creating together – an opportunity that‬‬
‫‪allows mutual understanding and exchange through long‬‬‫‪term encounters to happen within a state theatre. In addition‬‬
‫‪to the possiblity to participate in the repertory productions‬‬
‫‪of the Kammerspiele, there will be two productions that are‬‬
‫‪specially tailored for the ensemble: in addition to Jessica‬‬
‫‪Glause’s city project “Hunde” (see page 098), Lola Arias‬‬
‫‪from Argentina will stage a project in Kammer 1 with the‬‬
‫‪Open Border Ensemble (see page 072).‬‬
‫أمــا ملوســم ‪ ٢٠١٨-٢٠١٧‬فســيتابع املــرسح فكــرة فرقــة «حــدود‬
‫مفتوحــة» ويطورهــا بإســتضافة ‪ ٤‬فنانــن جــدد يقيمــون يف املنفــى‬
‫ويوســعوا بالتــايل آفاقهــا الثقافيــة واللغويــة‬
‫لينضمــوا إىل الفرقــة ّ‬
‫ورؤيتهــا الجاليــة‪ .‬وقــد كــ ّون كل واحــد منهــم عالقــة شــخصية‬
‫مــع مســئلة اللجــوء واملنفــى والحــدود تحصيـالً للتجــارب التــي قــد‬
‫مـ ّر بهــا وخلفياتــه الخاصــة‪ .‬هدفنــا إنشــاء عمليــة تفاعليــة مرسحيــة‬
‫مســتدمية باإلضافــة إىل تجربــة فريــدة تســمح لرسديّــات مــن ثقافات‬
‫أخــرى ومجتمعــات مختلفــة بــأن تظهــر وت ُســمع وت ُناقــش ضمــن‬
‫مســاحة دميقراطيــة مفتوحــة وتحليليــة لطاملــا شــكلها املــرسح‪.‬‬
‫هــذه الفكــرة محاولــة لتحويــل مــرشوع كان يف البدايــة موجــه‬
‫«إجتاعيــاً» ‪ -‬ضــ ّم فنانــن لجــأوا إىل بــالد خــارج بلدهــم بكونــه‬
‫و يســتجيب إىل واقــع آين ‪ -‬إىل مــرشوع مــرسح ذو نظــرة تقدميــة‬
‫ورؤيــة جاليــة‪ .‬فيــو ّد الكامــر شــبيي أن يغامــر ويشــق طريــق‬
‫لتحويــل «أزمــة الالجئــن» املســتمرة مــع كل مــا تحملــه مــن غمــوض‬
‫ونزاعــات سياســية وإجتاعيــة وجعلهــا فرصــة لإلبــداع والخلق ســوياً‬
‫ فرصــة للوصــول إىل تفاهــم مشــرك وتبــادل متــن ولقــاءات طويلــة‬‫املــدى عــى خشــبة مــرسح حكومــي‪ .‬وباإلضافــة إىل مرسحيــات‬
‫الكامــر شــبيي التابعــة للريربتــوار التــي سيشــارك بهــا أعضــاء فرقــة‬
‫«حــدود مفتوحــة» ســيتم إنتــاج عملــن خصيصـاً للفرقــة «هونتــي»‬
‫بــإدارة جيســيكا جــالوز و«أكــس‪.‬واي‪.‬زي» مــع املخرجــة األرجنتينيــة‬
‫لــوال أريــاس‪.‬‬
‫كريســتال خــوري مــن مواليــد بــروت ‪ .١٩٨٣‬مديــرة ومنســقة ثقافية‬
‫وباحثــة‪ .‬درســت الرقــص بشــكل محــرف قبــل أن تتخصــص يف‬
‫نظريــات الفنــون األدائيــة (ماســر) وهي تحمــل اليــوم شــهادة‬
‫دكتــورة يف انرثوبولوجيــة الرقــص وديناميكيــات مــا بــن الثقافــات‬
‫مــن جامعــة كلرمــون فـران يف فرنســا‪ .‬منــذ ‪ ،٢٠٠٦‬تصمــم كريســتال‬
‫مبــادرات ثقافيــة كــا تشــارك خربتهــا يف مجــال التعــاون الثقــايف‬
‫االورو‪-‬عــريب وتنفذ العديــد مــن املشــاريع الفنيــة عــى املســتوى‬
‫املحــي والــدويل تجمــع فنانــن مــن جهتــي البحــر األبيــض املتوســط‪.‬‬
‫شــغلت مناصــب عديــدة يف مؤسســات ثقافيــة مســتقلة‪ .‬هــي عضــو‬
‫إداري يف املركــز العــريب للتدريــب املرسحــي (لبنــان) و إحــدى خـرباء‬
‫صنــدوق روبرتــو شــيميتا (فرنســا)‪.‬‬
‫‪For a while now, the Münchner Kammerspiele has been‬‬
‫‪concerned with the issue of refugees and exiles – their arriv‬‬‫‪al, conditions, and new lives in Germany. Since April 2016,‬‬
‫‪the Welcome Café in Kammer 2 has been opening its door‬‬
‫‪regularly for these newcomers, offering a cultural meeting‬‬
‫‪place to share and access practical information. About 150‬‬
‫‪locals and newcomers, all Munich residents, gather often at‬‬
‫‪the Café and support the organization of events there. This‬‬
‫‪critical mass and collective commitment reflect a common‬‬
‫‪need to build new narratives together. In December 2016,‬‬
‫‪Münchner Kammerspiele, in cooperation with the Bellevue‬‬
‫‪di Monaco and with the support of dramaturg Rania Mleihi‬‬
‫‪as well as the curators Björn Bicker and Malte Jelden, pro‬‬‫‪duced the Open Border Ensemble Festival, featuring stage‬‬
‫‪plays, films, and concerts.‬‬
‫‪GEFÖRDERT DURCH die Kulturstiftung des Bundes‬‬
‫‪HUNDE‬‬
‫‪EINE MOBILE REVUE FÜR MÜNCHEN‬‬
‫‪UND DAS UMLAND‬‬
‫‪VON JESSICA GLAUSE‬‬
098 099
SCHWERPUNKTE
OPEN BORDER ENSEMBLE
„S
eltsam war, dass manche Deutsche ihre Hunde auf dem Arm trugen,
dass andere wiederum ihre Hunde schmückten und zum ersten
Mal in meinem Leben beobachtete ich in Deutschland, wie ein Mensch
gefühlvoll mit einem Hund sprach und ihn schließlich küsste. Es
war einfach zum Schreien.“ (Flavien Ndonko) – Irgendwie ist es
doch SELTSAM, DASS VIELE DEUTSCHE SICH EINEN VIERBEINER ALS
BESTEN FREUND WÄHLEN. Die Deutschen haben ein so großes Herz für Hunde, dass diese besondere Beziehung
der Deutschen zu ihren Lieblingstieren sogar in die
hohe Literatur Eingang fand, als Thomas Mann in
„Herr und Hund“ seinem verwöhnten Hühnerhundmischling Bauschan ein Denkmal setzte. Und schon
Marie von Ebner-Eschenbach schildert in „Krambambuli“ die seltsame Liebe zwischen einem Hund und
seinem um ihn kämpfenden Herren. Merkwürdig ist in
der Tat, dass emotionale Regungen viel leichter gegenüber Hunden gezeigt werden als gegenüber einem doch
mindestens ebenso empfindsamen Menschentier. Das
zumindest könnte meinen, wer aus einem Land hierher kommt, in dem das Miteinander von Mensch und
Tier etwas anders üblich ist, betrachtet doch beispielsweise der Islam Hunde traditionell als unrein, in Indien
wiederum gelten Hunde als heilig. WAS ALSO STECKT BLOSS
HINTER DIESER UNZERTRENNLICHEN, DIESER TYPISCH DEUTSCHEN
GEFÄHRTENSCHAFT?
Zusammen mit dem neugegründeten OPEN BORDER ENSEMBLE der Münchner Kammerspiele (siehe S. 094) nimmt
sie die deutsche Mensch-Hund-Beziehung zum Forschungsgegenstand. Die Regisseurin Jessica Glause hat
mit großem Erfolg an der Münchner Staatsoper das Projekt „Noah“ mit 40 Jugendlichen mit und ohne Migrationshintergrund erarbeitet und überdies durch zahlreiche
Rechercheprojekte immer wieder die Verbindung zwischen sozialen und kulturellen Realitäten und dem Theater gesucht. Oft arbeitet sie dabei mit kosmopolitischen
Figuren und Stoffen, die in mehreren Kulturen überliefert sind und somit aus multiplen Perspektiven erzählt
werden können. Gemeinsam mit dem Open Border Ensemble unternimmt sie nun eine Recherche über das Dackeltreffen im Englischen Garten, über deutsche Rassehunde und Hundeschamanen, über Hundeflüsterer,
Hundefriedhofsredner und Hundesalons – eine transkulturelle Erforschung der Hund-Mensch-Beziehung
und ihrer Besonderheiten. Mit ihrer Revue werden Jessica
Glause und das Open Border Ensemble auf die Reise
in Münchner Vororte und ins Umland gehen. Ähnlich
einem Pop-up-Bilderbuch wird eine mobile Bühne auf
Marktplätzen und vor Gemeindezentren aufschlagen
und das Publikum einladen, die gewohnte Perspektive
ein wenig zu verschieben. Hunde, selbstverständlich,
sind herzlich willkommen!
Isn’t it strange that many Germans choose four-legged
creatures as their best friends? How odd that they show
emotions much more readily towards dogs than human beings – who are at least equally capable of feeling. This is
what people might think who come from countries where
the coexistence of man and animal is different: in Islam,
for example, dogs are traditionally considered unclean. So,
what’s behind this inseparable, typically German companionship?
Together with the newly founded Open Border Ensemble
at the Münchner Kammerspiele (see page 094), director
Jessica Glause takes up the German human-dog relationship as an object of research. Her team look into dachshund meetings in the English Garden in Munich, research
German dog breeds and dog shamans, and track down dog
whisperers, dog cemetery orators, and dog hairdressers.
The result is a transcultural study of the human-dog relationship in all its facets. Jessica Glause and the Open Border Ensemble will take their revue into Munich’s suburbs
and the surrounding region. Similar to a pop-up picture
book, a mobile stage will be set up on market places and
community centres, inviting the audience to shift their usual perspective a little. Dogs, of course, are welcome!
IN KOOPERATION MIT dem Bellevue di Monaco
GEFÖRDERT DURCH die Kulturstiftung des Bundes
HUNDE
URAUFFÜHRUNG
EINE MOBILE REVUE FÜR MÜNCHEN MAI 2018
UND DAS UMLAND
VON JESSICA GLAUSE
HUNDE
SCHWERPUNKTE
N
ach dem Erfolg von „Shabbyshabby Appartments“ verlassen die
Kammerspiele mit einem für den Sommer 2018 geplanten Projekt
wieder einmal den Innenraum des Theaters. Geplant ist ein ortsspezifischer Stadtspaziergang durch ausgewählte Bezirke in München. Das von Matthias Lilienthal begründete Format „X-Wohnungen“, das mit großem Erfolg in
Metropolen auf der ganzen Welt gastierte und mittlerweile als Klassiker der Erkundung urbaner Räume mit
den Mitteln der Darstellenden Kunst gilt, erfährt einen
kräftigen Modernisierungsschub. Fünf Tage lang wird
das Publikum durch die Welt der Digital Natives und
der Sharing Economy geführt. Das im Jahr 2008 im
kalifornischen Silicon Valley gegründete Unternehmen
AIRBNB, ein Community-Marktplatz für die Buchung
und die Vermietung von Unterkünften, steht hierbei
exemplarisch für die Paradoxien dieser neuen Geschäftsmodelle. In 24 Wohnungen, die über diese App
und weitere Unterviermietungsportale akquiriert wurden, entwickeln KünstlerInnen wie Susanne Kennedy,
Alexander Giesche, Billinger & Schulz, Britta Thie,
Damian Rebgetz oder Helene Hegemann, deren Kunstverständnis unter den Bedingungen des digitalen Zeitalters maßgeblich geprägt worden ist, eine kleine Arbeit
mit einer Spieldauer von zehn Minuten. Jeweils acht
dieser Performances, Theaterstücke und Installationen
werden zu insgesamt drei Routen zusammengefasst, die
sich das Publikum in Zweiergruppen überwiegend zu
Fuß erschließt. Auf diese Weise werden die Besucher
zu TOURIST/INNEN IN IHRER EIGENEN STADT, zu modernen MietnomadInnen, zu SammlerInnen und VermittlerInnen
urbaner und virtueller Erlebnisräume. In den unterschiedlichsten künstlerischen Idiomen formiert sich –
jenseits wohlfeiler kulturpressimistischer Reflexe – EINE
AHNUNG, WIE DIE ZUKUNFT DES ZUSAMMENLEBENS AUSSEHEN KÖNNTE,
wo die Chancen, Widersprüche und Risiken der Ökonomien von morgen liegen könnten. Wie lassen sich Sharing Economies für NEUARTIGE FORMEN DES SOZIALEN FRUCHTBAR
MACHEN? Ist es unter den Bedingungen digitaler Wirtschaftsmodelle überhaupt möglich, der Logik des Neoliberalismus kritische Verfahren oder utopische Entwürfe
entgegenzusetzen? Wie können KünstlerInnen die Kulturen des Digitalen in den physisch erfahrbaren Raum
überführen und so innovatives Theater entstehen lassen?
100 101
After the success of “Shabbyshabby Apartments”, the Kammerspiele will once more leave the theatre space for a project
in summer 2018. A site-specific walk through selected districts
in Munich is being planned. The format of “X apartments”,
created by Matthias Lilienthal, which has been performed
with great success in cities around the world, is going through
an exhaustive modernisation phase. For five days, the audience will be guided through the world of digital natives and
the sharing economy. Airbnb, the company founded in 2008
in California’s Silicon Valley that provides a community
marketplace for the booking and rental of accommodation,
is exemplary of the paradoxes of this new business model. In
24 apartments, which will be acquired via this app and other rental portals, artists like Susanne Kennedy, Alexander
Giesche, Billinger & Schulz, Britta Thie, Damian Rebgetz
and Helene Hegemann, all of whose understanding of art
has largely been shaped by the conditions of the digital age,
will develop short works with a playing time of 10 minutes.
Eight of these performances, theatre pieces and installations
will be summarised in a route; three different routes will be
offered to the public who will visit them in groups of two,
mainly on foot. In this way, visitors will become tourists,
modern rental nomads, collectors and intermediaries of urban
and virtual experience spaces in their own city.
VON UND MIT: BILLINGER & SCHULZ, ALEXANDER GIESCHE, HELENE HEGEMANN,
SUSANNE KENNEDY, DAMIAN REBGETZ, BRITTA THIE U.A.
X SHARED SPACES (AT)
X
JULI 2018 IN PLANUNG
SHARED
SPACES
(AT)
SCHWERPUNKTE
102 103
FÜR
DEUTSCHSPRACHIGE
FÖRDER
PREIS
DRAMATIK
GESTIFTET VON der Edith und Werner Rieder Stiftung
T
heater wird von Menschen gemacht. Von vielen Menschen, nicht
von einzelnen, und auch gute Theatertexte entstehen meist erst
durch Begegnungen verschiedener KünstlerInnen. Trotzdem veranschaulichen nur wenige Partnerschaften zwischen
RegisseurInnen und AutorInnen, was für außergewöhnliche, gehaltvolle Texte aus Zusammenarbeiten
entstehen können: Die Kollaboration des Regisseurs
Nicolas Stemann mit der Literaturnobelpreisträgerin
Elfriede Jelinek hat das deutsche Theater verändert und
den Textbegriff neu definiert; ein ähnlich stilprägendes
Duo sind Sebastian Nübling und Sibylle Berg oder auch
Andreas Kriegenburg und Dea Loher. Trotz dieser beispielhaften Kollaborationen berücksichtigt kaum einer
der zahlreichen Autorenpreise die Wichtigkeit von Begegnungen für das Entstehen neuer Texte. Aber genau
solche und ähnliche Konstellationen gilt es zu stiften,
früh zu stiften, und zu unterstützen!
Mit diesem Wunsch im Hinterkopf haben das Kulturreferat der Stadt München, der Drei Masken Verlag
und die Münchner Kammerspiele den alle zwei Jahre
in München verliehenen FÖRDERPREIS FÜR DEUTSCHSPRACHIGE DRAMATIK einer Neuformatierung unterzogen. Der alle
zwei Jahre verliehene und von der Edith und Werner
Rieder Stiftung gestiftete Preis, der im Frühjahr 2018
wieder verliehen wird, soll zukünftig vor allem Begegnungen ermöglichen. Es soll nicht mehr darum gehen,
einen einzelnen Text herauszustellen, sondern eine junge Autorenpersönlichkeit in ihrer Gesamtheit zu würdigen. Somit verändern sich auch der Auswahlprozess
und der Preis selbst. In die Jury werden künftig TheatermacherInnen aus allen Bereichen berufen, so dass die
Stimmen der RegisseurInnen, DarstellerInnen, Bühnen- und KostümbildnerInnen, DramaturgInnen, MusikerInnen, VideokünstlerInnen etc. über die Auswahl
des/der PreisträgerIn entscheiden. Auch ein/e namhafte/r SchirmherrIn, der/die nicht unbedingt aus dem
Theater kommen muss, wird der Jury angehören. Ebenso verändert sich der Auswahlprozess selbst: Unter den
eingereichten Bewerbungen wählt die Jury drei KandidatInnen, die zu einem Workshoptag nach München
eingeladen werden. Am Ende dieses Tages befindet die
Jury über den/die PreisträgerIn, deren/dessen künstlerische PatInnen sie in diesem Zuge werden. Der Preis
selbst, auch das ist neu, besteht in einer dreimonatigen
Residenz an den Kammerspielen. Finanziell, logistisch
und vor allem künstlerisch unterstützt, wird der/die
PreisträgerIn drei Monate lang als „embedded AutorIn“
in den Alltag der Kammerspiele integriert, wird die dort
arbeitenden Menschen kennenlernen, dem Rhythmus
der Theaterpraxis folgen, Begegnungen mit anderen
Künstlerpersönlichkeiten haben. Natürlich wird der/die
embedded Autor/in die Möglichkeit haben, sich an den
Kammerspielen auch öffentlich zu präsentieren – vor
allem aber geht es um die drei Monate selbst, um die
Gespräche, Diskussionen, Feste, Zufälle, die sich für
den/die Autor/in in dieser Zeit ereignen. Und vielleicht
AUTORENPERSÖNLICHKEIT
gibt es am Ende auch einen neuen Text, der aus diesen
drei Monaten Kammerspiele-Praxis hervorgegangen
sein wird.
Theatre is done by people. By many people, not just individuals. And good plays are only usually created when various artists come together. With this knowledge in mind, the
Municipal Department of Arts and Culture in Munich, the
Drei Masken Verlag and the Münchner Kammerspiele have
overhauled the PROMOTION PRIZE FOR GERMAN-LANGUAGE DRAMA,
which is conferred every two years in Munich. In the future,
the prize, which is next awarded in spring 2018, should facilitate encounters between artists rather than paying tribute
to individual achievements. Thus, the selection process and
the prize itself have changed. In the future, theatre-makers
from all areas, as well as a renowned patron who does not
necessarily have to come from theatre, will be a part of the
jury. The selection process itself will also change: among the
applications submitted, the jury will select three candidates
who will be invited to a one-day workshop in Munich. At the
end of the day, the jury will decide the winner. Another new
feature of the prize will be a three-month residency at the
Kammerspiele. The “embedded” playwright will, of course,
have the opportunity to present him- or herself in public at
the Kammerspiele. Above all, the three months themselves
ENCOUNTERS
are the focus of the award – the talks, discussions, festivals
and coincidental encounters that the playwright experiences
during this time. And perhaps a new play will also emerge
from these three months of work at the Kammerspiele.
Weitere Informationen unter WWW.MUENCHEN.DE/KULTURFOERDERUNG
ACHTUNG:
104 105
SCHWERPUNKTE
B
egegnungen des Ensembles, direkt und ungefiltert, untereinander und mit jeder/m, der/die es sehen will. SchauspielerInnen auf
der Bühne. Zeigen von ihnen Gedachtes und Gemachtes.
Entwickeln Konzepte. Und lassen sie lebendig werden.
Austesten, verwerfen und dann wieder ran: SICH SELBST
UND EINANDER AUSPROBIEREN. Und einmal im Monat dann:
Aufführung! Große Katastrophe!
Die Ensemblemitglieder der Kammerspiele machen in
der Kammer 3, was ihnen gefällt - mal zum Spaß, mal
im Ernst, mal mit Musik und mal ohne, mal in Prosa und
mal in Versen, VON AGIT-PROP BIS WELL MADE PLAY, von Reality
Check bis Märchenstunde, mal Parteiprogramm und
mal Galakonzert. Und am Ende der Spielzeit, wenn jede/r mal dran war und die Kammer 3 noch nachklingt,
bringen sie alle und alles noch einmal zusammen: Einen langen Tag zeigen sie ihre gesammelten Werke der
Spielzeit. Ein langer Tag des Theaters! Ein langer Tag
der SchauspielerInnen! Katastrophe!
EINE REIHE DES ENSEMBLES
Meetings of the ensemble, direct and unfiltered, together as
a group and those who want to come and see. Performers on
stage, showing things they have thought and done; developing concepts and bringing them to life; testing, discarding
and then trying again, trying out each other and themselves.
And then, once a month: performance! Huge catastrophe!
The members of the Kammerspiele ensemble do whatever
they want in Kammer 3 – sometimes for fun, sometimes
seriously, sometimes with and at others without music;
sometimes in prose, sometimes in verse, from agitprop to
well-made play, from reality check to story time, sometimes
party policy, sometimes gala concert. And at the end of the
season, when everyone has had a turn and the sounds are
still reverberating around Kammer 3, they put everyone and
everything together again: a whole day long, they show their
collected works of the season. A long day of theatre! A long
day of performers! Catastrophe!
KAMMER 3
KATASTROPHE!
O
rchester finden selten ihren Weg in die Kammerspiele. Auch wenn Musik und Musiktheater eine
wichtige Rolle im Spielplan innehaben, so sind es doch
selten richtige Orchester, die im Graben unterm Goldportal Platz nehmen. Das Orchester Jakobsplatz München wird das nun ändern. In regelmäßigen Abständen
werden die MusikerInnen mit ihrem Dirigenten Daniel
Grossmann in der Kammer 1 spielen und die stummen
Bilder alter Filme, ausgewählt mit Blick auf thematische
Verbindungslinien zu den Premieren der Spielzeit, lebendig werden lassen. Mit begleitendem Orchester im
Graben und großer Leinwand im Portal.
So blickt zum Beispiel Sergei Eisenstein in seinem berühmten Film „PANZERKREUZER POTEMKIN“ virtuos auf die
Ereignisse des Revolutionsjahres 1905 in Russland und
prägt damit das Bild, wie eine Revolution im 20. Jahrhundert aussieht, aussehen sollte. Die europäischen Revolten und Aufstände des 20. Jahrhunderts sind in ihrer
Bildsprache Vorwegnahmen und Vexierbilder von Eisensteins Film, von der Novemberrevolution und dem
Spartakusaufstand im Berlin 1919 (siehe „Trommeln in
der Nacht“ auf der Seite 044) bis hin zu der Revolution
im Jahr 1968 (siehe Seite 050) sind Eisensteins Bilder
Kondensate der Aufstände, die das 20. Jahrhundert bestimmten.
Und nicht nur 1968 (s.o.) stritt sich die Elterngeneration
mit der Jugend, sondern schon 1923 war der Generationenkonflikt ein Thema, wie der Film „DAS ALTE GESETZ“
von 1923 zeigt. Der französische Komponist Philippe
Schoeller (*1957) hat für den Stummfilm von Ewald
André Dupont eine Neukomposition geschrieben, die
das Orchester Jakobsplatz München bei der Eröffnung
der Berlinale 2018 im Berliner Friedrichsstadtpalast
aufführen wird. Kurz darauf werden sie das neue Werk
an den Kammerspielen vorstellen.
Wie Geld, wirtschaftlicher Erfolg und gesellschaftliches Ansehen miteinander zusammenhängen, wird
der Regisseur Felix Rothenhäusler in der Kammer 2 in
„Trüffel Trüffel Trüffel“ von Eugène Labiche komödiantisch untersuchen (siehe Seite 028). Dass ein ähnlicher
Zusammenhang schon zu Beginn des 20. Jahrhunderts
einen mittellosen Studenten in große Schwierigkeiten
brachte, zeigt die mefistofelische Geschichte in dem
Stummfilm „DER STUDENT VON PRAG“, der sein Spiegelbild
teuer an einen Scharlatan verkauft, um in die höheren
gesellschaftlichen Kreise einheiraten zu können.
FLIMMER
KAMMER
EINE STUMMFILMREIHE
IN KOOPERATION MIT DEM
ORCHESTER JAKOBSPLATZ MÜNCHEN
KAMMER 1
Orchestras rarely find their way into the Kammerspiele.
Even though music and music theatre have played an important role in the repertoire, real orchestras seldom sit in
the pit beneath the golden proscenium arch. The Jakobsplatz
München Orchestra is about to change this. Conducted by
Daniel Grossmann, it will play periodically in the orchestral
pit in Kammer 1 during silent movie screenings. These will
be selected according to thematic links with the season’s premieres. The selection will include Sergei Eisenstein’s “Battleship Potemkin”, the Mephistophelian story of the “The
Student of Prague” and “The ancient law” from 1923, for
which the French composer Philippe Schoeller (* 1957) has
written a new score.
106 107
SCHWERPUNKTE
POLITIK DER EMOTIONEN / MACHT DER WELCOME CAFÉ
AFFEKTE
Was sind Affekte? Wie können sie politisch werden?
In welcher Weise verändern digitale Kommunikation und soziale Netzwerke den Einfluss von Emotionen auf die Politik? Affekte führen nicht nur zu Hass
und Ausgrenzung. Sie können auch zu Empathie und
Mitmenschlichkeit führen. Welche Gruppen haben
welche Skripte, die zur Erlangung von Glück führen
sollen? Wie kann es sein, dass manche dieser Skripte
dann wieder bestimmten Gruppen die Teilhabe am
Glück versagen? Susanne Witzgall und Marietta Kesting, beide Lehrende an der Akademie der Bildenden
Künste in München, planen in Kooperation mit den
Münchner Kammerspielen eine Reihe von Vorträgen
und künstlerischen Interventionen, die sich mit der
Frage nach „Politik der Emotionen“ und der „Macht
der Affekte“ auseinandersetzen. Vom Oktober 2017
bis Januar 2018 sind sechs Veranstaltungen geplant.
EINE REIHE DES cx centrum für interdisziplinäre studien an der Akademie der Künste
München in Kooperation mit den Münchner Kammerspielen
//
für Menschen mit und ohne Fluchterfahrung / for refugees
and locals / ouvert aux réfugié(e)s et Munichois(es) /
pala e tradine thaj minhenke(o)
.
/
TISCHSZENEN RELOADED
Gemeinsam kochen, essen – und besprechen, was anliegt.
WUSS
Party hosted by: The Ensemble – Resist, submit and
come and go as you please!
EPISODE
Neuigkeiten aus der Welt der Fernsehserien mit ExpertInnen und TheoretikerInnen aus dem Umfeld der
Filmzeitschrift „Cargo“.
GEFAHR-BARTM
von und mit Thomas Kürstner, Nicolas Stemann und
Sebastian Vogel
JAHRHUNDERTBRIEFE
Bedeutsame Briefwechsel gelesen von Mitgliedern des
Ensembles.
Konzeption: Dr. Rachel Salamander
Eine Kooperation mit der Literaturhandlung
KASPER KÖNIG
Der Kunstprofessor, Kurator und ehemalige Direktor des
Museum Ludwig in Köln trifft auch in dieser Spielzeit
AkteurInnen der Bildenden und Darstellenden Kunst
zum Artist-Talk.
KONZERTE
Vom Sun Ra Arkestra über Omar Souleyman und Tinariwen bis hin zu Ras G und Sinkane: Zu den markanten Setzungen des Musikprogramms an den Münchner
Kammerspielen zählen zunehmend Auftritte von Künstlerinnen und Künstlern, die dem „weißen“ und eurozentristischen Blick eine diasporische Perspektive entgegensetzen. Dieser Ansatz wird in der kommenden Spielzeit
fortgesetzt und vertieft. Das im vergangenen Dezember
von der Münchner Gruppe The Notwist kuratierte Festival, „Alien Disko“, wurde von Publikum und Kritik
enthusiastisch gefeiert. Alle Beteiligten sind sich einig,
dass diese Feier vielfältiger, abseits vom Mainstream angesiedelter Musikstile eine Fortsetzung verdient hat, so
dass gegenwärtig an der Finanzierung gearbeitet wird.
RITOURNELLE
WEITERE
Für „Ritournelle“, die Partynacht für avancierte elektronische Klänge, gibt es bereits ein Datum. Am 10. Februar
2018, kurz vor den Semesterferien, geht’s weiter!
FORMATE
SPIEL
D
as Festival SPIELART erforscht und recherchiert seit 1995 neue
Strömungen in der internationalen Theaterwelt und stellt sie alle
zwei Jahre im Herbst dem Münchner Publikum vor. Die traditionsreiche Veranstaltungsplattform hat sich nie einem Motto oder einer künstlerischen Richtung verschrieben,
sondern will ganz bewusst eine möglichst große Bandbreite zeitgenössischer Formen zeigen.
N
ach dem Ausscheiden von Gottfried Hattinger, dem
an dieser Stelle für die langjährige, fruchtbare Zusammenarbeit gedankt sei, wird die diesjährige Ausgabe
von Sophie Becker und Tilmann Broszat verantwortet.
Mehr denn je liegt der Fokus auf außereuropäischen
Produktionen. Ganz besonders stark sind diesmal Theater, Tanz und Performance aus Südafrika und dem asiatischen Raum im Programm vertreten.
B
ereits zu Beginn der letzten Spielzeit gastierte EISA JOCSON
an den Kammerspielen mit einem Solo, das sie für
den internationalen Performance-Zirkus „The Greatest
Show on Earth“ entwickelt hatte. Auf wundersame Weise
verwandelte sich die aus Manila stammende Choreografin in die Figur des „Schneewittchen“. Die ebenso
niedliche wie bizarre Maskerade entpuppte sich schnell
als Auseinandersetzung mit der Durchdringung der
kollektiven Imagination durch die amerikanische Unterhaltungsindustrie. Für „PRINCESS STUDIES“ hat sie diesen
Ansatz zu einer abendfüllenden Performance für zwei
DarstellerInnen weiterentwickelt.
Das Disney-Imperium hat das „Schneewittchen“ zum
Inbegriff des glücklichen Mädchens gemacht. In den
firmeneigenen Vergnügungsparks verzaubern Darstellerinnen überall auf der Welt winkend und lachend das
Publikum. Eisa Jocson betrachtet diese scheinbar universelle Performance des Glücks aus einer postkolonialen Perspektive: Das Disneyland in Hongkong ist der
größte Arbeitgeber für philippinische Tänzerinnen in
der Region. Sie werden aufgrund ihrer Hautfarbe besetzt, allerdings nur in den namenlosen Nebenrollen.
ART
B
108 109
ei SPIELART 2015 war Milo Rau mit „The Civil
Wars“ zu Gast. Im Oktober des vergangenen Jahres
feierte er mit „Five Easy Pieces“, einer Koproduktion
von CAMPO mit den Kammerspielen, die inzwischen
auch zum Theatertreffen 2017 nach Berlin eingeladen
wurde, in der Kammer 2 einen triumphalen Erfolg.
Nun kommt MILO RAU im Rahmen von SPIELART mit
einem nicht weniger brisanten Projekt zurück ins Haus.
Gemeinsam mit dem THEATER HORA hat er in diesem Februar die berühmt-berüchtigten „120 TAGE VON SODOM“ am
Schauspiel Zürich zur Premiere gebracht.
Kann man mit behinderten SchauspielerInnen das wohl
umstrittenste Werk der Filmgeschichte auf die Bühne
bringen? Sowohl formal als auch inhaltlich nimmt Milo
Rau hier den bereits mit „Five Easy Pieces“ begonnenen
Faden wieder auf. Das in bisher zehn Ländern aufgeführte und an zahlreichen Spielorten zensierte Stück,
in dem Kinder die Ereignisse um den Pädophilen Marc
Dutroux rekonstruieren, regte eine internationale Debatte über die Grenzen der Kunst und die Kraft des
Theaters an. Seine „120 Tage von Sodom“ spitzt die
Frage nach dem, was überhaupt noch darstellbar ist,
weiter zu.
In der Alpenrepublik Saló – dem letzten Refugium einer
faschistischen Regierung – werden junge Männer und
Frauen entführt und von vier Vertretern eines untergehenden Regimes in einem Schloss gefangen gehalten.
In einer Reihe von sadistischen Ritualen werden die Jugendlichen missbraucht und erniedrigt und schließlich
in einer Gewaltorgie zu Tode gequält.
Der letzte Film von Pier Paolo Pasolini vor dessen Ermordung beruht auf einem Roman des Marquis de Sade,
der die explizite Darstellung sexueller Machtausübung
als eine Art Gesellschaftsdiagnose im ausgehenden 18.
Jahrhundert präsentierte. Pasolinis Adaption des Stoffes wird oft als Kommentar auf eine Herrschaftsform
gelesen, die das faschistische Regime zwar ablöste, aber
ähnlich repressive Mechanismen fortführte: die moderne
Konsumgesellschaft mit ihrer Normalisierung des Exzesses und der Perfektionierung des Menschen.
In seiner Inszenierung nimmt Milo Rau Pasolinis und
De Sades Stoff frei assoziierend auf und verortet ihn in
der Jetztzeit – in einem postmodernen Feudalismus, der
zwischen Genusssucht und Untergangsangst, Normalisierungswahn und kleinbürgerlicher Skandallust changiert. Dabei stellen sich grundsätzliche gesellschaftliche
und künstlerische Fragen: Was heißt Macht, was Voyeurismus? Wie ist es um die Würde des Lebens bestellt?
Was ist normal, was abartig? Wo endet der Schmerz –
und wo beginnt die Erlösung?
D
ie Arbeit von OLIVER ZAHN gilt mittlerweile an Freien
Theaterhäusern im gesamten deutschsprachigen
Raum als Geheimtipp. Mit Produktionen wie „Situation mit ausgestrecktem Arm”, eine Kulturgeschichte
des Hitlergrußes, „Situation mit Doppelgänger”, eine
Bewegungsstudie über die Aneignung afrodiasporischer kultureller Idiome durch Weiße, oder „Situation
mit Zuschauern“, einer Einlassung zum Verhältnis von
Theater und Propaganda, hat sich der junge Münchner Regisseur einen Namen als Urheber von klugen,
reflektierten Performance-Essays gemacht. Sie suchen
die Auseinandersetzung mit Tabuthemen – aber ohne
in vordergründige Provokation oder Effekthascherei abzugleiten.
In der Produktion „VERSUCH ÜBER DAS TURNEN“, die gegenwärtig in Zusammenarbeit mit SPIELART und den
Münchner Kammerspielen entsteht, vertiefen Oliver
Zahn und seine neugegründete Gruppe HAUPTAKTION die
bereits in „Situation mit Doppelgänger“ begonnene
Auseinandersetzung mit dem ideologischen Charakter
von Bewegungsprogrammen und Körperpolitik. Es
geht um die – insbesondere durch den Sportpädagogen
Friedrich Ludwig Jahn begründete – deutsche Turnbewegung, ihr choreografisches Vokabular und die darin
enthaltenen nationalistischen Diskurse.
Um diesen Themen auf die Spur zu kommen, bildet
sich eine heterogene Gruppe aus acht PerformerInnen
im Turnen aus. Die acht Monate lange Vorbereitungsphase ist als auto-ethnografische Studie angelegt. Gemeinsam rekonstruieren, erlernen und verkörpern die
Beteiligten die historischen Praktiken. Die Selbstunterweisung mündet in eine Essayperformance, in eine
Turnshow zwischen Theater, Drill und Tanz.
Das SPIELART Festival findet vom 27. Oktober bis 11. November 2017 statt.
Das komplette Programm ist ab 20. Juli 2017 unter WWW.SPIELART.ORG online.
The SPIELART Festival has explored and researched new
trends on the international theatre scene since 1995 and
presents them to audiences in Munich every two years in
the autumn. This year’s festival focuses more than ever on
non-European productions. In particular, theatre, dance
and performance from South Africa and Asia are strongly
represented.
The Manila-born choreographer Eisa Jocson already made
a guest appearance last season at the Kammerspiele with a
solo based on the figure of Snow White, which she developed
for the international performance circus, “The Greatest
Show On Earth”. For “Princess Studies”, she has further
developed this concept into a show-length stage piece for two
performers.
In SPIELART 2015, Milo Rau was a guest performer
with his piece “The Civil Wars”. Now Rau returns to the
Kammerspiele for the SPIELART festival with a project
that is no less politically charged. Together with the Theater
HORA, he premiered the infamous “120 Days of Sodom”
at the Schauspielhaus Zurich this February. Is it possible to
stage the most controversial work in film history in collaboration with disabled actors? In his production, Rau freely
associates Pasolini’s and de Sade’s material and sets it in
the present – in a postmodern feudalism, which oscillates between self-indulgence and the fear of decline, the obsession
with conformity and a narrow-minded desire for scandal.
The work of Oliver Zahn now counts as an insider tip
throughout the German-language independent theatre
scene. In his new production “Versuch über das Turnen”,
which is currently being developed in cooperation with
SPIELART and the Münchner Kammerspiele, Oliver
Zahn and his newly formed group HAUPTAKTION extend their exploration of the ideological nature of exercise
programmes and body politics, which they began in “Situation mit Doppelgänger”. In particular, the piece examines
the German gymnastics movement, founded by the sports
educator Friedrich Ludwig Jahn, including its choreographic
vocabulary and the nationalist discourses it contains.
L
SCHWERPUNKTE
VOR
VOR SCHAU
VOR
SCHAUSCHAU
VORSCHAU
VOR
SCHAU
110 111
112 113
VORSCHAU
D
ie Bundeszentrale für politische Bildung/bpb veranstaltet dieses
Festival alle drei Jahre in wechselnden Städten. Die 10. Ausgabe von „Politik im Freien Theater“ wird im Herbst
2018 in Kooperation mit den Münchner Kammerspielen und dem Spielmotor München e.V. in der bayrischen
Landeshauptstadt stattfinden. Das Festival bietet eine
Plattform für herausragende innovative, interdisziplinäre und genreübergreifende Produktionen aus der freien
deutschsprachigen und internationalen Theaterszene.
Die in diesem Rahmen gezeigten Inszenierungen greifen mit den Mitteln der Darstellenden Kunst relevante
PLATTFORM FÜR HERAUSRAGENDE INNOVATIVE, INTERDISZIPLINÄRE UND
GENREÜBERGREIFENDE PRODUKTIONEN
gesellschaftliche Fragestellungen auf. Mit der Entscheidung für München als Austragungsort der kommenden
Ausgabe wollen die Veranstalter die vielfältigen künstlerischen Formen, die sich im Freien Theater herausgebildet haben, stärker in der Stadt sichtbar machen.
Während das alle zwei Jahre in München stattfindende
Festival „Spielart“ das Hauptaugenmerk auf internationale Produktionen richtet, konzentriert sich „Politik
im Freien Theater“ überwiegend auf das Geschehen im
deutschsprachigen Raum.
Die Entscheidung, welche Stücke zum Festival eingeladen werden, trifft eine siebenköpfige Auswahljury. Die
Zusammensetzung dieses Gremiums wird in Kürze
bekanntgegeben. Die ausgewählten Produktionen kommen an Orten in der ganzen Stadt und in der Umgebung
Münchens zur Aufführung. Zu den Spielstätten zählen
unter anderem die Münchner Kammerspiele, Muffatwerk, PATHOS München und HochX. Bislang hat das
Festival bereits Station in Bremen, Stuttgart, Hamburg,
Berlin, Köln, Dresden und Freiburg gemacht. Um den
Austragungsort konnten sich deutsche Städte ab ca.
500.000 Einwohner bewerben, in denen „Politik im
Freien Theater“ bislang noch nicht zu Gast war und die
in keinem der Bundesländer liegen, in denen eine der
letzten drei Ausgaben stattgefunden hat.
The Federal Agency for Civic Education/bpb holds the
“Politik im Freien Theater” (Politics in Independent Theatre) festival in different cities every three years. The 10th
edition of the festival will take place in autumn 2018 in the
Bavarian State capital, in cooperation with the Münchner
Kammerspiele and the Spielmotor München e.V.. The festival provides a platform for outstandingly innovative interdisciplinary and cross-genre productions from the independent German-speaking and international theatre scene.
The productions shown in this context take up relevant social
issues using the medium of the performing arts. By opting for
Munich as a venue for the next edition, the organisers want
to render visible the diverse artistic forms in the city that
have arisen out of independent theatre. Whereas the biennial “Spielart” festival in Munich focuses mainly on international productions, “Politik im Freien Theater” concentrates
mostly on events in the German-speaking world. The choice
of plays invited to the festival is made by a selection panel
of seven jury members. The composition of the panel will
be announced in the near future. The selected productions
will be performed at venues throughout the city and near
Munich. These include the Münchner Kammerspiele, Muffatwerk, PATHOS München and HochX.
1. - 12. NOVEMBER 2018
POLITIK IM
FREIEN
THEATER
114 115
VORSCHAU
A
m 11. März 2011 erschüttert ein Erdbeben die Ostküste Japans.
Tsunamiwellen stürzen auf das Festland zu und lösen eine Unfallserie am Kernkraftwerk Fukushima aus. Große Mengen an radioaktivem
Material werden freigesetzt und kontaminieren Luft, Böden, Wasser
und Nahrungsmittel.
Wie so oft ist es Elfriede Jelinek, die die Fassungslosigkeit durchbricht und: darüber schreibt. Ihr Stück „Kein
Licht. 2011/2012/2017“ wird noch im selben Jahr uraufgeführt. Ihr Thema: der MENSCH VERSTEHT NICHT MEHR,
WAS ER SELBST GESCHAFFEN HAT. Seine Anmaßung, die Natur
zu beherrschen, hat keine bessere Welt hervorgebracht –
sondern sie der Auslöschung preisgegeben.
Das „Restrisiko“ falsch eingeschätzt zu haben, führt in
Deutschland zur Energiewende. Angela Merkel verkündet den Ausstieg aus der Atomenergie. Und auch Jelinek
handelt. 2012 lässt sie einen Epilog folgen: auf der Folie von Sophokles’ „Antigone“ kehrt eine Trauernde an
den Ort des Geschehens zurück und streift durch eine
apokalyptische Landschaft. Jelinek zweifelt: WAS WIRD TATSÄCHLICH BLEIBEN JENSEITS DER GRATIS ERKENNTNIS „NIE WIEDER!“,
den ersten Verlautbarungen?
„If we have nuclear weapons, why can’t we use them?“
(Donald Trump, 2016) Im Februar 2017 legt Trump,
nun Präsident der Vereinigten Staaten, nach: „I am the
first one that would like to see nobody have nukes, but
if countries are going to have nukes, we’re going to be at
the top of the pack,“ Jelinek, wie sollte es anders sein, reagiert abermals. „Der Einzige, sein Eigentum. (Hello
darkness, my old friend)“ heißt ihr aktuellster Text, der
von einem KÖNIG OHNE VORBILD, OHNE MASS UND VERSTAND handelt: „Der hatte einen Lauf kann ich Ihnen sagen! Wenn
den keiner stoppt, läuft er morgen auch noch dahin. Ich
kann mir nicht vorstellen, dass der jetzt beendet sein
soll, im Gegenteil, der fängt immer wieder neu an, ich
glaube, das ist es.“
Im Sommer 2017 beginnt Hausregisseur Nicolas Stemann
mit den Proben an „Kein Licht. 2011/2012/2017“, einem Musiktheater-Projekt, das er gemeinsam mit dem
Komponisten und Spezialisten für elektronische Musik
Philippe Manoury erarbeitet. Auch Caroline Peters und
Niels Bormann werden an diesem ambitionierten europäischen Uraufführungsprojekt beteiligt sein, das nach
einer Vorstellungsserie u.a. bei der Ruhrtriennale, an
der Opéra Comique in Paris, in Lausanne und Zaghreb
voraussichtlich im Dezember 2018 an die Kammerspiele
kommt. Dann mit dabei: die Münchner Philharmoniker!
On March 11, 2011, an earthquake devastated the eastern
coast of Japan. Tsunami waves crashed onto the mainland
and triggered a series of malfunctions at the Fukushima nuclear power plant. Large quantities of radioactive material were released and contaminated air, soil, water and food
resources. As so often, Elfriede Jelinek broke through the
horror and confusion and wrote about it. Her play “Kein
Licht” was premiered in the same year. In 2012, she followed
it up with an epilogue, which raised the question: What remains beyond the perception that this should “never happen again”? “If we have nuclear weapons, why can’t we use
them?” (Donald Trump, 2016). In February 2017, Trump,
who was by then President of the United States, upped the
ante: “I am the first one that would like to see nobody have
nukes, but if countries are going to have nukes, we’re going
to be at the top of the pack.” Jelinek – how could she do
otherwise – responded again. “Der Einzige, sein Eigentum.
(Hello darkness, my old friend)” is the title of her latest text,
which is about a king devoid of a role model, limits and understanding.
In summer 2017, in-house director Nicolas Stemann will
begin rehearsals for “Kein Licht. 2011/2012/2017”, a music
theatre project which he has developed together with the
composer and electronic music specialist Philippe Manoury.
Caroline Peters and Niels Bormann will also be involved
in this ambitious European project which will return to
the Kammerspiele in December 2018 after a series of performances at the Ruhrtriennale, the Opéra Comique in
Paris, Lausanne and Zagreb. In Munich, it will involve the
participation of the Munich Philharmonic.
KOMPOSITION: PHILIPPE MANOURY
MUSIKALISCHE LEITUNG: JULIEN LEROY
INSZENIERUNG: NICOLAS STEMANN
BÜHNE: KATRIN NOTTRODT
VIDEO: CLAUDIA LEHMANN
KOSTÜME: MARYSOL DEL CASTILLO
LICHT: RAINER CASPER
DRAMATURGIE: BENJAMIN VON BLOMBERG
EINE PRODUKTION von Opéra Comique in KOPRODUKTION mit Ruhrtriennale, Les Théâtres
de la Ville de Luxembourg, Croatian National Theatre in Zagreb, Festival Musica
de Strasbourg and Opéra National du Rhin, Münchner Kammerspiele, Ircam–Centre
Pompidou, United Instruments of Lucilin und 105 individuellen Geldgebern.
MIT FREUNDLICHER UNTERSTÜTZUNG DER
KEIN LICHT. 2011/2012/2017
THINKSPIEL FÜR SCHAUSPIELER/
INNEN, INSTRUMENTALIST/INNEN
UND ELEKTRONISCHE MUSIK IN
ECHTZEIT BASIEREND AUF EINEM
TEXT VON ELFRIEDE JELINEK
KOMPOSITION:
PHILIPPE MANOURY
INSZENIERUNG: NICOLAS STEMANN
URAUFFÜHRUNG AM
25. AUGUST 2017, RUHRTRIENNALE
MÜNCHEN-PREMIERE IM
DEZEMBER 2018
KEIN LICHT.
2011/ 2012/ 2017/
116 117
WIEDERAUFNAHMENWIEDERAUFNAHMEN
WIEDERAUFNAHMEN
WIEDER
118 119
WIEDERAUFNAHMEN
DER KAUFMANN VON VENEDIG
VON
WILLIAM SHAKESPEARE INSZENIERUNG NICOLAS STEMANN
MITTELREICH
NACH DEM ROMAN VON
JOSEF BIERBICHLER INSZENIERUNG ANNA-SOPHIE MAHLER
MIRANDA JULYS DER ERSTE FIESE TYP
WUT
INSZENIERUNG
VON
CHRISTOPHER RÜPING
ELFRIEDE JELINEK INSZENIERUNG NICOLAS STEMANN
HOT PEPPER, AIR CONDITIONER AND THE FAREWELL SPEECH
VON
TOSHIKI OKADA INSZENIERUNG TOSHIKI OKADA
TIEFER SCHWEB
VON
CHRISTOPH MARTHALER INSZENIERUNG CHRISTOPH MARTHALER
DER KIRSCHGARTEN
HAMLET
VON
ANTON TSCHECHOW INSZENIERUNG NICOLAS STEMANN
VON
WILLIAM SHAKESPEARE INSZENIERUNG CHRISTOPHER RÜPING
THE RE’SEARCH RIMA KAMEL
VON
RYAN TRECARTIN INSZENIERUNG FELIX ROTHENHÄUSLER
VON
RABIH MROUÉ INSZENIERUNG RABIH MROUÉ
DER FALL MEURSAULT – EINE GEGENDARSTELLUNG
NACH DEM ROMAN VON
KAMEL DAOUD INSZENIERUNG AMIR REZA KOOHESTANI
POINT OF NO RETURN
VON
YAEL RONEN UND ENSEMBLE INSZENIERUNG YAEL RONEN
120 121
WIEDERAUFNAHMEN
AMÉRICA
CASPAR WESTERN FRIEDRICH
JUDAS
THEATER
NACH DEM ROMAN VON
VON
PHILIPPE QUESNE INSZENIERUNG PHILIPPE QUESNE
T. C. BOYLE INSZENIERUNG STEFAN PUCHER
THE VIRGIN SUICIDES / DIE SELBSTMORD-SCHWESTERN
NACH DEM ROMAN VON
O
JEFFREY EUGENIDES INSZENIERUNG SUSANNE KENNEDY
VON
SUSN
VON
VON
TOSHIKI OKADA INSZENIERUNG TOSHIKI OKADA
HERBERT ACHTERNBUSCH INSZENIERUNG THOMAS OSTERMEIER
LOT VEKEMANS INSZENIERUNG JOHAN SIMONS
KLEIN ZACHES, MEIN ZINNOBER
NACH EINEM MÄRCHEN VON
E.T.A. HOFFMANN 3. JAHRGANG DER OTTO FALCKENBERG SCHULE INSZENIERUNG WIEBKE PULS
LA SONNAMBULA
NACH DER OPER VON
VINCENZO BELLINI UND FELICE ROMANI INSZENIERUNG DAVID MARTON
EKZEM HOMO DAS ERBE
VON UND MIT
GERHARD POLT UND DEN WELL-BRÜDERN AUS’M BIERMOOS
INSZENIERUNG JOHAN SIMONS
OLGA BACH, ERSAN MONDTAG UND
FLORIAN SEUFERT INSZENIERUNG ERSAN MONDTAG
EINE ASSOZIATION VON
KA
4Y
KAMMER
4YOU
4YO
KAMME
AMMER
122 123
124 125
KAMMER 4 YOU
FÜR ALLE
FÜR STUDIERENDE
TISCHSZENEN RELOADED
KAMMER INTERNATIONAL
KAMMERCAMPUS
ie entscheidenden Gespräche finden häufig in der
Küche statt. Gar nicht unbedingt beim Essen selbst,
sondern eher bei dessen Zubereitung. Beim Schnibbeln
und Brutzeln, während der Gewürz- und Zutatensuche.
Entscheidend wiederum für uns ist, wie es Ihnen mit unserer Arbeit ergeht: Mit den Inszenierungen und Themenschwerpunkten, mit den Stücken der freien Gruppen, der Kammerflat oder den Mix-Getränken in der
Bar. Also wollen wir zusammen kochen und essen und
reden.
D
All new shows in Kammer 1 with English surtitles
English speakers are welcome!
M
The most decisive discussions often take place in the kitchen.
Not necessarily during meals but rather while we are preparing food. While we are cutting and frying, while we are
looking for spices and ingredients. The decisive question
for us is how you feel about our work: what did you think
about performances and topics, about pieces by independent
groups, about the Kammerflat or about the drinks at our
bar? This is why we want to cook and eat together and talk
to each other.
For more information please write to
[email protected]
KAMMERSCHAU
HAUSBESUCHE RELOADED
J
Sie sind Teil eines Literaturzirkels, Kulturvereins, eines
Chors oder einer Theatergruppe und wollen mehr über
die Kammerspiele erfahren? Matthias Lilienthal nimmt
die Idee der Hausbesuche wieder auf und richtet sich
diesmal an Vereine und Gruppen. Seit wann kennt
er eigentlich Toshiki Okada? Wieso kann er im größten
Chaos am ehesten die Ruhe bewahren? Und was bedeutet
Performance wirklich? Wollen Sie mit ihm über Theater,
Politik und Stadt diskutieren?
Dann melden Sie sich bei [email protected]
Every month we offer an excursion through the Münchner
Kammerspiele exploring the internal processes from concept
to staging.
Are you a member of a literature group, a cultural association, a choir or a theatre group and would like to find out
more about the Kammerspiele? Matthias Lilienthal is taking
up the idea of home visits again, but this time for associations
and groups. Since when does he actually know Toshiki Okada?
Why is he the one who always manages to stay calm in the
midst of the biggest chaos? And what does performance really
mean? Would you like to discuss theatre, politics and the city
with him?
Then get in touch with [email protected].
Beim KammerCampus#13 beschäftigen wir uns mit
„SCHWER VERMITTELBARer“ Kunst: Wie viele
Einführungen und Publikumsgespräche, Kochformate
und Hausbesuche sind eigentlich sinnvoll? Und woher
kommt das Bedürfnis bei den ZuschauerInnen, alles
verstehen und interpretieren zu wollen, jedem Zeichen
eine eindeutige Bedeutung zuordnen zu wollen? Sollte
das Publikum nicht auch mal eine Vorstellung „unvermittelt“ auf sich wirken lassen, Ambiguitäten, Lücken,
Unverständnis akzeptieren?
Zu Beginn der Spielzeit wird Anta Helena Recke eine
Kopie der Inszenierung „Mittelreich“ erarbeiten, und
das nur mit schwarzen SchauspielerInnen. Aus diesem
Anlass untersuchen wir beim KammerCampus #12 das
Thema REPRÄSENTATION IM THEATER – wer
erklärt hier eigentlich wem welche Welt? Und wie könnte man das Spektrum erweitern?
Several times a year the Münchner Kammerspiele will
become an interdisciplinary lab for students: On four long
weekends young theater talents will experiment with discussion formats and new types of presentation, visit eminent
performances and meet with German and international artists. Practitioners will encounter theoreticians, aesthetes will
bump into activists and performers-to-be will make contact
with critics-to-be.
Um glocal mobility unter KünstlerInnen, um Unterwegs-, Im-flow- und Lost-in-translation-sein, um Gastspiele in absurden Kontexten und einem Gefühl von
Post-Heimat geht es beim KammerCampus #14 ON
THE ROAD.
FÜR S
eden Monat gibt es eine Exkursion durch die Münchner Kammerspiele. Erforscht werden die internen
Abläufe von der Konzeption bis zur Inszenierung. Die
Exkursion startet auf einer Probebühne, durchläuft die
Werkstätten und endet auf der Bühne der Kammer 1.
Enjoy international directors and actors from Australia,
France, Japan, Latvia and Lebanon, contemporary programmes, critical and entertaining works, in one of the most
important theatres in Germany, live shows by bands from all
over the world and loads of places to eat and hang out set in a
beautiful and historic Art Nouveau theatre built in 1901, which
is located in the heart of the city centre! Come and join us!
ehrmals pro Spielzeit verwandeln sich die Münchner Kammerspiele für Studierende in ein interdisziplinäres Labor: Für jeweils ein langes Wochenende
experimentieren junge Theaterschaffende mit Diskussionsformaten und neuen Darstellungsformen, besuchen
Vorstellungen und treffen auf deutsche und internationale Künstlerinnen und Künstler.
Im Austausch mit KommilitonInnen anderer, aber doch
verwandter Studiengänge sind die Studierenden eingeladen, bei Vorstellungsbesuchen, Seminaren und Workshops über den Horizont ihres Ausbildungskontextes
hinauszuschauen und so ihren Blick auf die Welt des
Theaters und seine Wirkung auf die Einzelnen und die
Gesellschaft zu erweitern.
PraktikerInnen treffen auf Theorie, AktivistInnen auf
Ästhetik, angehende PerformerInnen auf JournalistInnen
in spe. Wie sich die Theaterformen stetig neu erfinden
und in Beziehung zu anderen Künsten setzen, so sind
auch die Studiengänge im Bereich der darstellenden
Künste einem stetigen Wandel unterzogen. Neben den
klassischen Ausbildungsmöglichkeiten zum/r RegisseurIn oder zum/r TheaterwissenschaftlerIn entstehen neue
interdisziplinäre Studiengänge, die z.B. Theorie und Praxis, Kunst und Forschung oder Theater und Performance Art miteinander in Verbindung bringen. Der KammerCampus bringt sie zusammen und verspricht einen
interessanten Austausch und spannende Diskussionen.
126 127
S
tudierende, SchülerInnen und Auszubildende bis 30
Jahre zahlen einmalig 80 Euro und gehören damit
zum Club: Ihr könnt Euch bei fast allen Veranstaltungen (außer Konzerten und Premieren) auf die Gästeliste
setzen lassen oder einfach spontan vorbei kommen – solange der Vorrat reicht.
Karten können bereits einen Tag vor dem regulären
Vorverkaufsbeginn gebucht werden. Die KAMMERFLAT ist
1 Kalenderjahr lang gültig. Bei Verlust ist eine Ersatzkarte für 10 Euro erhältlich.
Die KAMMERFLAT gibt es direkt an unserer Theaterkasse in
der Maximilianstraße 28, telefonische Bestellung unter
089 / 233 966 00.
80 Euros for one year Kammerspiele. Students, pupils and
trainees of up to 30 years old pay a one-time fee of 80 Euro
and become members of the club: They can request to be put
on the guest list for almost all performances at the Münchner Kammerspiele or pass by on the spur of the moment
and pick up a ticket – while stocks last. (Not included:
concerts and premieres).
Tickets can be booked already one day prior to the regular
beginning of advance ticket sales. The card is valid for one
year. In the event of loss a replacement card is available at 10
Euro. You can get the KAMMERFLAT directly at our box office
on Maximilianstraße 28; you can place your order by phone
at +49/89 / 233 966 00.
FÜR NUR 80 EURO 300 TAGE IM JAHR
IN DIE KAMMERSPIELE GEHEN!
128 129
KAMMER 4 YOU
FÜR KINDER UND
JUGENDLICHE
FÜR SCHULEN
FÜR LEHRERINNEN
UND LEHRER
KAMMERKLICKE
OSTERCAMP # 3 – ON THE ROAD
PREMIERENKLASSE
THEATERKONFERENZ
J
ugendliche machen ihr Theater mit uns! Sie wagen
das Unmögliche, denn alles Mögliche ist schon gemacht worden und die Welt hat sich nicht verändert. Sie
greifen auf alle Ressourcen des Theaters zu, feiern Feste
und zerren die privatesten Momente an die Öffentlichkeit. Unterstützung bekommen sie dabei von den Profis.
Sie spielen ihre Geschichten, gehen damit auf die Bühne
und präsentieren sich dem Publikum. Für Jugendliche
im Alter von 14 – 21, mit und ohne Fluchterfahrungen.
I
n den Osterferien laden wir wieder 100 Kinder und Jugendliche dazu ein, die Koffer zu packen und für fünf
Tage das Theater zu besetzen. Gecoacht von Künstlerinnen und Künstlern wird das Thema „ON THE
ROAD“ ins Visier genommen. Wer ist eigentlich wann,
wie und warum unterwegs? Recherche ist angesagt! Informationen werden eingeholt. ExpertInnen befragt.
Das angehäufte Wissen wird weitergedacht, radikal auf
sich selbst bezogen und in eine künstlerische Form gebracht. Es wird getanzt, performt, gesungen, spekuliert
und visioniert und bei der abschließenden Werkschau auf
der Bühne der Kammer 2 vor Publikum präsentiert.
D
ie Schülerinnen und Schüler der Premierenklasse wissen als Erste was gespielt wird. Sie begleiten
den Entstehungsprozess einer Inszenierung, sie treffen
Künstlerinnen und Künstler zum Konzeptionsgespräch
und erhalten Einblicke in die zu Grunde liegenden Ideen für Regie, Bühne und Kostüm. Sie lernen die Abläufe am Theater kennen und besichtigen die Räumlichkeiten, die Probebühne, die Werkstätten und die Bühne.
Die Premierenklasse besucht Proben und kommt mit
den beteiligten Schauspielerinnen und Schauspielern
ins Gespräch. Abschluss ist der gemeinsame Besuch der
Aufführung.
G
Young people do theatre with us! They dare the impossible,
because everything has already been done and the world still
hasn’t changed. They have access to all the resources of the
theatre, celebrate parties and drag their most private moments
into the public eye. They are supported here by pros. They
act out their stories, go on stage and present themselves to the
audience. For young people aged 14-21, with and without
refugee experience.
During the Easter holidays, 100 children and youngsters
will invade the theater for five days and occupy rehearsal
stages and workshops. Coached by artists, scientists and experts, they will gather material and turn it into an artistic
form that will be presented to the public. The topic of Easter
Camp #3 will be „On the road“.
The pupils and students of the premiere class know first
what’s going on. They accompany the development of a production, meet artists during concept talks and gain insight
into underlying ideas; they get to know processes in theatre
and visit the premises. The premiere class accompanies rehearsals and talks to those involved. To round it off, they
jointly visit the performance.
The tension between text and production is under examination. We are looking for material for theatre and school. A
joint theatre visit puts the finishing touch to the meeting.
TUSCH
KONTAKT KAMMER 4 YOU
esucht wird nach Stoff für Theater und Schule. Untersucht werden die Spiel- und Ausdrucksformen an
den Kammerspielen. Dabei soll die Differenz zwischen
Lektüre und Aufführung Inspiration für eine vertiefende Auseinandersetzung sein, die neue Perspektiven
eröffnet. Der gemeinsame Theaterbesuch und das sich
anschließende Kantinengespräch beschließen das Treffen. Die „Theaterkonferenz“ ist eine Kooperation mit
dem Pädagogischen Institut München und wird als
Lehrerfortbildung anerkannt und bescheinigt.
MIT FREUNDLICHER UNTERSTÜTZUNG der BNP Paribas Stiftung und der Fondation d'entreprise
Hermès
„T
heater und Schule“ ist ein Projekt zur Förderung
kultureller und ästhetischer Bildung an Münchner
Schulen. Etabliert werden kontinuierliche und nachhaltige Partnerschaften zwischen Münchner Schulen und
Theatern. Die Münchner Kammerspiele freuen sich auf
vielfältige Begegnungen und neue Formen der Zusammenarbeit mit ihrer neuen Partnerschule. Eine Kooperation des Bayerischen Staatsministerium für Unterricht und Kultus, des Referats für Bildung und Sport
München und Münchner Theatern.
TUSCH – "Theatre and School" is a project to promote cultural and aesthetic education at Munich schools. It serves to
establish ongoing and sustainable partnerships between Munich schools and theatres.
Elke Bauer, Anne Schulz
[email protected]
STEFAN MERKI, ZEYNEP BOZBAY
THOMAS SCHMAUSER, THOMAS HAUSER
THOMAS SCHMAUSER, GUNDARS ĀBOLIŅŠ, HASSAN AKKOUCH, THOMAS HAUSER
JULIA RIEDLER, BENJAMIN RADJAIPOUR
VICE
SERVIC
138 139
MITARBEITERINNEN UND
MITARBEITER 2017/18
ENSEMBLE UND FESTE GÄSTE
Gundars A¯ boliņš
Hassan Akkouch
Maja Beckmann
Zeynep Bozbay
Peter Brombacher
Thomas Hauser
Walter Hess
Nils Kahnwald
Jelena Kuljić
Christian Löber
Daniel Lommatzsch
Stefan Merki
Jochen Noch
Annette Paulmann
Caroline Peters
Wiebke Puls
Benjamin Radjaipour
Damian Rebgetz
Julia Riedler
Franz Rogowski
Dimitrij Schaad
Thomas Schmauser
Samouil Stoyanov
GÄSTE
SERVICE
SERVICE
Borchu Bawaa
Jan Bluthardt
Camille Durif Bonis
Niels Bormann
Lázlo Branko Breiding
Dejan Bućin
Brandy Butler
Katja Bürkle
Gonzalo Cunill
Anna Drexler
Olivia Grigolli
Jonas Grundner-Culemann
Maya Haddad
Trajal Harrell
Brigitte Hobmeier
Ueli Jäggi
Tina Keserovic
Rima Khcheich
Max Krause
Lena Lauzemis
Johan Leysen
Jeremy Nedd
Gerhard Polt
Ilse Ritter
Mahin Sadri
Steven Scharf
Marie Tietjen
Ondrej Vidlar
Christoph, Karl und
Michael Well
INTENDANZ
Matthias Lilienthal
DRAMATURGIE
Benjamin von Blomberg
CHEFDRAMATURG
Katinka Deecke
Johanna Höhmann
Tarun Kade
DRAMATURGEN
N.N.
DRAMATURGIEASSISTENZ
Barbara Engelhardt
Malte Ubenauf
Julian Warner
GÄSTE
INTENDANT
N.N.
ASSISTENZ DES INTENDANTEN
Anne Pöhlmann
KÜNSTLERISCHE PRODUKTIONSLEITUNG
Martin Valdez-Stauber
MITARBEITER KÜNSTLERISCHE PRODUKTIONSLEITUNG
Maja Polk
VERANTWORTLICHE GASTSPIELE UND PROJEKTE
Benjamin von Mitschke-­
Collande
LEITER DEVELOPMENT
N.N.
MITARBEITER PRODUKTIONSLEITUNG MUSIK UND
FREIES THEATER
N.N.
FSJ KULTUR PRODUKTION
GESCHÄFTSFÜHRENDE DIREKTION
Oliver Beckmann
GESCHÄFTSFÜHRENDER DIREKTOR
Birgit Weindl
BÜROLEITERIN
Christina Stroh
KÜNSTLERISCHES VERTRAGSRECHT
KÜNSTLERISCHES BETRIEBSBÜRO
Martina Taube-Jedryas
KÜNSTLERISCHE BETRIEBSDIREKTORIN
Irene Therese Tutschka
DISPONENTIN
Katharina Reiners
MITARBEITERIN
N.N.
FSJ KULTUR
FREIES THEATER UND MUSIK
Christoph Gurk
KURATOR
OPEN BORDER ENSEMBLE
Krystel Khoury
PROJEKTLEITUNG
KOMMUNIKATION
Katrin Dod
LE ITERIN KOMMUNIKATION, PRESSESPRECHERIN
Janina Pauls
MARKETING, ÖFFENTLICHKEITSARBEIT (IN ELTERNZEIT)
Marie-Kathrin Zettl
VERTRETUNG ELTERNZEIT
Lisa Mayerhöfer
ONLINE-REDAKTION
Annika Reiter
GRAFIKERIN
N.N.
FSJ KULTUR
KAMMER 4 YOU
Elke Bauer
Anne Schulz
N.N.
FSJ KULTUR
INSZENIERUNG / ARBEITEN VON
Christopher Rüping
Nicolas Stemann
HAUSREGISSEURE
Anestis Azas und Prodromos Tsinikoris
Lola Arias
Josef Bierbichler
Uisenma Borchu
Collective Catastrophe
Alexander Giesche
Gintersdorfer/Klaßen
Marta Górnicka
Trajal Harrell
Elfriede Jelinek
Susanne Kennedy
Amir Reza Koohestani
Anna-Sophie Mahler
Christoph Marthaler
David Marton
Ersan Mondtag
Rabih Mroué
Toshiki Okada
Thomas Ostermeier
Stefan Pucher
Philippe Quesne
raumlaborberlin
Anta Helena Recke
Yael Ronen
Felix Rothenhäusler
She She Pop
Johan Simons
Alberto Villareal
REGIEASSISTENZ
Miriam Ibrahim
David Kind
Felix Lübkemann
Bibiana Picado Mendes
REGIEASSISTENTEN
Swen Lasse Awe
Kevin Barz
GÄSTE
AUSSTATTUNG
Duri Bischoff
Rainer Casper
Marysol del Castillo
Barbara Ehnes
Amit Epstein
Erik Flatmo
Christian Friedländer
Trajal Harrell
Dominic Huber
Pola Kardum
Sara Kittelmann
Pascale Martin
Wolfgang Menardi
Jonathan Mertz
SERVICE
S
140 141
Rabih Mroué
Mitra Nadjmabadi
Negar Nemati
Lena Newton
Katrin Nottrodt
Stéfane Perraud
PERRET SCHAAD
Jonas von Ostrowski
Bettina Pommer
Philippe Quesne
Ramona Rauchbach
raumlaborberlin
Veronika Schneider
Anna Maria Schories
Katharina Schütz
Lene Schwind
Matthias Singer
Elke von Sivers
Amber Vandenhoeck
Teresa Vergho
Nina Wetzel
Annabelle Witt
Katrin Wolfermann
MUSIK / SOUNDDESIGN
Ludwig Abraham
Max Andrzejewski
Brandy Butler
Julia Selina Blank/Junges
Vokalensemble München
Raphael Calmer
Bendix Dethleffsen
Daniel Dorsch
Yaniv Fridel
Jens Friebe
Christoph Hart
Richard Janssen
Anno Kesting
Jürg Kienberger
Michael Koohestani
Thomas Kürstner und
Sebastian Vogel
Nils Ostendorf
Maarten Schumacher
Kazu Uchihashi
Christopher Uhe
Christoph, Karl und
Michael Well
Michael Wilhelmi
Stephan Wirth
LIVE-MUSIKER
Paul Brody
Brandy Butler
Raphael Calmer
Daniel Dorsch
Sachiko Hara
Christoph Hart
Bendix Dethleffsen
Jürg Kienberger
Anno Kesting
Thomas Kürstner und
Sebastian Vogel
Manfred Manhart
Kazu Uchihashi
Michael Wilhelmi
Stephan Wirth
VIDEO
Roderik Biersteker
Meika Dresenkamp
Mikko Gaestel
Sebastian Dupouey
Vanessa Ivan
Claudia Lehmann
Rebecca Meining
Wolfgang Menardi
Ute Schall
Claudius Schulz
Florian Seufert
Takaki Sudo
Angelika Widel
AUSSTATTUNGSASSISTENZ
Maike Brunner
Marie Häusner
Sophia May
Andrea Perez Fu
Nicole Wytyczak
N.N.
INSPIZIENZ
Jürgen Cleffmann
Lutz Müller-Klossek
Stephanie Rentdorff
Barbara Stettner
SOUFFLEUSEN UND SOUFFLEURE
Suse Kipp
Sandra Petermann
Joachim Wörmsdorf
STATISTERIE
Irene Therese Tutschka
LEITERIN
TECHNISCHE DIREKTION
Klaus Hammer
TECHNISCHER DIREKTOR
Richard Illmer
TECHNISCHER LEITER
Fabian Iberl
BETRIEBSINGENIEUR UND STELLVERTRETENDER
WERKSTÄTTENLEITER
Daniel Prütz
Julia Schröder
ASSISTENTEN DER TECHNISCHEN DIREKTION
Fiona Hamann
N.N.
OFS VERANSTALTUNGSTECHNIK
AUSZUBILDENDE
Felix Adams
Konrad Baumann
Diana Dorn
Franziska Erbe
Jiannis Murböck
Friederike Rückauf
Antonia Ziegenaus
Michael Hellenbarth
Wolfgang Klöckner
Michael Lehr
Martin Maier
Frank Matterne
Andreas Merkl
Errol Müllritter
Michael Parker
Hans Patschorke
Ludwig Riedl
Patrick Rummel
Rudolf Sailer
Martin Schall
Maria Sperl
Thomas Spiegler
Kay Stenzel
Florian Thoma
Sebastian Wächter
Patrik Waschkawitz
Peter Weidenthaler
Volker Wiltsch
VERANSTALTUNGSTECHNIK
Wenche Linnerud
KOSTÜMABTEILUNG
Marleen Johow
TAPEZIEREREI
BÜHNE
Hans-Björn Rottländer
LEITER
Josef Hofmann
STELLVERTRETENDER LEITER
Dieter Böhm
Oliver Cagran
Trevor Nelthorpe
BÜHNENMEISTER
Michael Aguirre
Thomas Aichinger
Manuel Balog
Josef Baumgartner
Frank Beyer
Sami Bilir
Richard Bobinger
Andreas Böheim
Senol Cabuk
Arcangelo Contento
Massimo Contento
Pasquale Contento
Ernes Dzinovic
Florian Eder
Hans Erbert
Peter Friedel
Thomas Fröschl
Axel Gäbel
BÜHNENMASCHINERIE
Ulrich Heyer
LEITER
Gerhard Fritzsche
Thomas Grill
Florian Obermeier
Michael Preußer
Stephan Preußer
Le Siedsma
Sophia Stainer
Stefan Wickop
BELEUCHTUNG
Christian Schweig
LEITER
Peter Schultheiss
STELLVERTRETENDER LEITER
Stephan Mariani
Charlotte Marr
Stefan Schmid
Jürgen Tulzer
BELEUCHTUNGSMEISTER
Michael Barth
Nicolas Boden
Robert Borkner
Daniel Capellino
Tankred Friedrich
William Grüger
Christian Kosmale
Max Kraußmüller
Sebastien Lachenmaier
Christian Mahrla
Jan Platzke
Michael Pohorsky
Carina Premer
Falko Rosin
Klaus Saller
Alexander Stainer
Peter Weberschock
Horst Weißmann
Wolfgang Wiefarn
Rupert Zech
Claudio Zeeb
BELEUCHTER
Klaus Fink
Gerd Heier
Josef Weberschock
HAUSELEKTRIK
TON
Wolfram Schild
LEITER
Johann Jürgen Koch
STELLVERTRETENDER LEITER
Viola Drewanz
Brigitte Fischer
Christel Franz-Hennessy
Robert Göing
Christine Söring
Martin Sraier-Krügermann
Katharina Widmaier-Zorn
N.N.
FSJ KULTUR
VIDEO
Nicolas Hemmelmann
LEITER
Egon Schweiger
STELLVERTRETENDER LEITER
Jens Bassfeld
Stefan Muhle
Ikenna Okegwo
Dirk Windloff
N.N.
FSJ KULTUR
REQUISITE
Stefan Leeb
LEITER
Julia Molloy
STELLVERTRETENDE LEITERIN
Daniel Bittner
Klaus Dorstewitz
Dagmar Dudzinski
Robert Herrmann
Manuel Kößler
Heidemarie Sänger
Anette Schultheiß
Sabine Schutzbach
Wolfgang Staudinger
Nicola Richter
Marisa Schleimer
Sylvia Wollmann
BETRIEBSINSPEKTION
WERKSTATTLEITUNG
STELLVERTRETENDER LEITER
KOSTÜMABTEILUNG
Beatrix Türk
LEITERIN
Edeltraud Reislhuber
STELLVERTRETENDE LEITERIN
Rainer Bernt
LEITER
Adrian Bette
KONSTRUKTEUR
DAMENSCHNEIDEREI
Doris Kugler
GEWANDMEISTERIN
Tanja Hellgermann
Monika Ising
Janna Körber
Arite Pissang
Bettina Raab
Marija Ruzic
Barbara Schmitt
Marte Spiekermann
Angelika Stingl
Julia Stingl
Jessica Watermann
MASSSCHNEIDERINNEN, ANKLEIDERINNEN
HERRENSCHNEIDEREI
Andreas Eisenhofer
Christine Neudecker
GEWANDMEISTER/IN
Gabriele Andrä
Andreas Biberger
Bernd Canavan
Friederike Diemer
Petra Dziak
Pavla Engelhardtova
Melanie For
Sandra Deuerling
Theresia Nachtmann
Fabiola Schiavulli
Leonhard Schlittenbauer
Simon Staron
Gunther Weichslgartner
MASSSCHNEIDER/INNEN, ANKLEIDER/INNEN
MASKE
Brigitte Frank
LEITERIN
Raimund Richar-Vetter
STELLVERTRETUNG
Paula Bitaroczky
Miriam Funck
Sylvia Janka
Elvira Liesenfeld
Caroline Montfort
Tommy Opatz
Katharina Pade
Sofie Reindl-Grüger
MALSAAL UND THEATERPLASTIK
Evi Eschenbach
LEITERIN
Jeanette Raue
STELLVERTRETENDE LEITERIN
Oliver Freitag
Jeanette Raue
Frederic Sontag
Ingrid Weindl
Peter Weinmann
THEATERMALER/INNEN
Maximilian Biek
THEATERPLASTIKER
SCHREINEREI
Hannes Zippert
LEITER
Susanne Dölger
STELLVERTRETENDE LEITERIN
Michael Buhl
Josef Friesl
Stefan Klodt-Bussmann
Clemens Künneth
Wolfgang Mechmann
Sebastian Nebe
Josef Piechatzek
Norbert Strobl
Franz Wallner
SCHLOSSEREI
Fritz Würzhuber
LEITER
Jürgen Goudenhooft
Stephan Weber
TAPEZIEREREI
Gundula Diener
LEITERIN
Christian Petzuch
STELLVERTRETENDER LEITER
Michaela Brock
Tobias Herzog
Guntram von Loeffelholz
LEITER
Robert Grünbeck
Christian Biersack
Siegfried Gratz
Axel Lehmann
Alexander Thielemann
Werner Weiherer
CONTROLLING UND INNENREVISION
Gabriele Weber-Hobeth
LEITERIN
Leopold Schandroch
THEATERKASSE
Heidi Oram
LEITERIN
N.N.
STELLVERTRETENDE LEITUNG
Cornelia Mihm
Irmgard Streitel
Theresia Wick
N.N.
VERWALTUNG, PERSONAL UND
ORGANISATION
Christine Maaß
LEITERIN
Barbara Schlemer
STELLVERTRETENDE LEITERIN
PERSONALBÜRO
Cornelia Engl
Helga Förster
Petra Gottlob
Christina Köpf
Julia Pichler
GAGEN- UND ENTGELTBUCHHALTUNG
Anita Holzinger
LEITERIN
Edith Schmid
Katrin Schuster
IT-SERVICE
Vinzenz Brandtner
LEITER
Christian Schuster
142 143
Walter Neubert
LEITER
Sigrid Dervieux
STELLVERTRETENDE LEITERIN
Jürgen Danneberg
Gerold Fleischer
Bakary Fofana
Helga Lenz
Jürgen Wächter
FINANZEN
Stefan Stettner
LEITER
RECHNUNGSWESEN
Robert Kulynycz
STELLV. ABTEILUNGSLEITER FINANZEN
FINANZBUCHHALTUNG
Maria Dorscht
LEITERIN
Richard Mlynarz
Werner Sager
MATERIALWIRTSCHAFT
N.N.
LEITER
Thomas Brunner
Franz-Michael Glas
Helmut Schneidereit
PERSONALRAT
Ulrich Grether
VORSITZENDER
Robert Kulynycz
Marija Ruzic
STELLVERTRETER/IN
Tankred Friedrich
Lutz Müller-Klossek
Andreas Merkl
Julia Molloy
Heidemarie Sänger
Maria Sperl
Katrin Schuster
SCHWERBEHINDERTENVERTRETUNG
Richard Młynarz
STELLVERTRETUNG
LIEBE THEATERFREUND/
INNEN!
FOYER UND ZENTRALE DIENSTE
D
ie Münchner Kammerspiele sind seit Anbeginn DAS
Theater in der Stadt. Ein Ensemble der besten
Schauspielerinnen und Schauspieler und richtungweisende Inszenierungen haben dieses Theater berühmt
gemacht.
Der Förderverein war immer engagiert dabei - seit seiner Gründung im Jahr 1977. Die Mitglieder fördern
die Theaterarbeit an den Kammerspielen. Matthias
Lilienthal und sein Team schlagen neue Wege ein, mit
Inszenierungen und RegisseurInnen, die unsere Sehgewohnheiten in Frage stellen und uns mit neuen
Denkansätzen, Lebenswelten und Bühnensituationen
bereichern – und konfrontieren. Es bleibt spannend –
beteiligen auch Sie sich aktiv am Geschehen und Leben
der Münchner Kammerspiele.
Als Mitglied des Fördervereins der Münchner Kammerspiele genießen Sie viele Vorteile, die anderen Theaterfans kaum zugänglich sind: zwei Tage vor dem offiziellen Vorverkaufsstart haben Sie die Möglichkeit,
sich Ihre Karten zu sichern. Zudem sind Mitglieder
des Fördervereins eng in die Aktivitäten des Theaters
eingebunden. Dazu gehören kostenlose Probenbesuche,
Gespräche mit der Theaterleitung und den Dramaturg
Innen sowie Begegnungen mit SchauspielerInnen nach
den Jahresversammlungen. Eine jährliche Rechercheoder Gastspiel-Reise mit der Theaterleitung ins Inoder Ausland gehört außerdem zu den Highlights. Das
Engagement des Fördervereins drückt sich nicht zuletzt
in der Verleihung eines Förderpreises an junge Künstler
des Theaters aus.
Mit Ihrem Beitrag und Ihrer Spende will der Verein den
Münchner Kammerspielen zur Mithilfe bei der Finanzierung von Projekten ungewöhnlicher Art, zu Gastspielen wichtiger deutscher und ausländischer Theater,
zu mehr Gastspielen der Münchner Kammerspiele,
verhelfen.
Den Freunden der Kammerspiele ist es wichtig, kein
exklusiver Club zu sein!
Es sollen sich in ihm möglichst viele FreundInnen, auch
die kritischen, versammeln.
Der geringe Beitrag soll vielen ermöglichen mitzumachen und sich zu engagieren. Die Höhe von Spenden ist
natürlich nach oben offen!
Selbstverständlich arbeitet der gesamte Vorstand ehrenamtlich, damit jeder Betrag dem Zweck des Vereins,
der Förderung der Münchner Kammerspiele, zugutekommt!
Der Verein ist außerdem gemeinnützig und stellt eine
steuerlich absetzbare Spendenbescheinigung aus.
Ihr
Peter Haslacher
VORSITZENDER DES VEREINS ZUR FÖRDERUNG DER MÜNCHNER KAMMERSPIELE E.V.
Großzügige Spenden darüber hinaus sind herzlich willkommen!
KONTAKT
Jutta Kopp
Roßfeldweg 5
82216 Maisach/OT Gernlinden
+49(0)8142 6550844
[email protected]
www.foerderverein-kammerspiele.de
JAHRESBEITRAG IN EUR
EINZELMITGLIED
80
EHRPAARE / PARTNER
120
JUNGE MITGLIEDER (BIS 30 JAHRE) 40
FIRMENMITGLIEDER
auf Anfrage
144 145
ABONNEMENT 2017/18 ABONNEMENT 2017/18
ABONNENTEN HABEN VORTEILE
- Alle wichtigen Inszenierungen sehen
- Einladung zu exklusiven Abo-Veranstaltungen
- Freier Eintritt zu allen Einführungen und
Künstlergesprächen
- Feste Platzreservierung in der Kammer 1 (Schauspielhaus)
- Karten vor dem offiziellen Vorverkaufsbeginn kaufen
- 30% Ermäßigung auf zusätzliche Karten
- Ermäßigung auch im Thalia Theater Hamburg,
im Burgtheater Wien und im Schauspielhaus Zürich
- Übertragbarer Abo-Ausweis
- MVV inklusive
ABO-ANGEBOTE 2017/18
Die 6 bzw. 7 wichtigsten Inszenierungen für Sie ausgewählt
PREMIEREN-ABO
5 Premieren in der Kammer 1 (Schauspielhaus), 1 Premiere
in der Kammer 2 (Spielhalle) oder Kammer 3 (Werkraum)
(kann ggf. auch die 2. Vorstellung in der Kammer 2 oder
3 beinhalten)
PLATZKATEGORIE 1
PLATZKATEGORIE 2
PLATZKATEGORIE 3
PLATZKATEGORIE 4
224 EUR
189 EUR
154 EUR
119 EUR
AVANTGARDE PREMIEREN-ABO
3 Premieren in der Kammer 1 (Schauspielhaus)
3 Premieren in der Kammer 2 (Spielhalle) / in der Kammer 3
(Werkraum) (kann ggf. auch die 2. Vorstellung in der
Kammer 2 oder 3 beinhalten)
PLATZKATEGORIE 1
PLATZKATEGORIE 2
PLATZKATEGORIE 3
PLATZKATEGORIE 4
180 EUR
159 EUR
138 EUR
117 EUR
ZWEITAUFFÜHRUNGS-ABO
6 Vorstellungen in der Kammer 1 (Schauspielhaus)
PLATZKATEGORIE 1
PLATZKATEGORIE 2
PLATZKATEGORIE 3
PLATZKATEGORIE 4
222 EUR
186 EUR
150 EUR
114 EUR
ABO-KLASSIKER
5 Vorstellungen in der Kammer 1 (Schauspielhaus)
2 Vorstellungen in der Kammer 2 (Spielhalle) / in der
Kammer 3 (Werkraum)
jeweils an einem von Ihnen ausgewählten Wochentag
PLATZKATEGORIE 1
PLATZKATEGORIE 2
PLATZKATEGORIE 3
PLATZKATEGORIE 4
160 EUR 139 EUR
118 EUR 95 EUR
ABO FÜR MENSCHEN MIT BEHINDERUNGEN
(mit einem Grad der Behinderung von mindestens 50)
5 Vorstellungen in der Kammer 1 (Schauspielhaus)
2 Vorstellungen in der Kammer 2 (Spielhalle) / in der
Kammer 3 (Werkraum)
jeweils an einem von Ihnen ausgewählten Wochentag
PLATZKATEGORIE 1
PLATZKATEGORIE 2
PLATZKATEGORIE 3
PLATZKATEGORIE 4
128 EUR
110 EUR
93 EUR
75 EUR
NACHMITTAGS-ABO
4 Vorstellungen in der Kammer 1 (Schauspielhaus)
sonntags um 15 Uhr
PLATZKATEGORIE 1
PLATZKATEGORIE 2
PLATZKATEGORIE 3
PLATZKATEGORIE 4
ZUSÄTZLICHER JUGENDPLATZ IN DEN PLATZKATEGORIEN 1 BIS 4
JUNGES ABO
95 EUR
78 EUR
64 EUR 48 EUR
28 EUR (BIS 18 JAHRE)
Das flexible Abo für alle bis 30 Jahre: Sechs Vorstellungen freier Wahl für 29 EUR (Gilt in den Platzkategorien
3 - 5 sowie an der Abendkasse auf den besten verfügbaren Plätzen).
ABO-VORTEILE
PROGRAMM UND ABO-VORSTELLUNGEN
Intendant Matthias Lilienthal und sein künstlerisches
Team stellen Ihnen exklusiv den neuen Spielplan in der
Abo-Konferenz vor. Die für das Abo geplanten Inszenierungen werden zu Spielzeitbeginn per Brief bekannt
gegeben (Änderungen vorbehalten).
BEKANNTGABE ABO-TERMINE
Die Abo-Termine in der Kammer 1 (Schauspielhaus)
stehen zum Spielzeitbeginn bereits für die erste Hälfte
der Spielzeit fest und werden per Brief bekannt gegeben.
Ende Januar folgen die restlichen Termine. Die Abo-Termine in der Kammer 2 (Spielhalle) und in der Kammer
3 (Werkraum) werden mit dem Monatsspielplan sowie
unter www.kammerspiele.de/abo veröffentlicht.
ABO-AUSWEIS IST EINTRITTSKARTE UND MVV-TICKET
Der Abo-Ausweis gilt am Tag des Abo-Aufrufs als
Eintrittskarte und als MVV-Ticket mit eingetragenem
Besuchstermin für die Hin- und Rückfahrt im gesamten
MVV-Gebiet. Der Abo-Ausweis ist übertragbar und kann
für die Abo-Aufrufe weiter gegeben werden. Außerdem
erhalten Sie damit freien Eintritt zu allen Einführungen
sowie Publikums- und Künstlergesprächen. Bei Verlust
des Abo-Ausweises erhalten Sie für 5 EUR einen Ersatzausweis. Bei Nichterscheinen zu Vorstellungsbeginn
verfällt der Anspruch auf Sitzplatz und Einlass.
VORGEZOGENER VORVERKAUF
Für AbonnentInnen beginnt der Vorverkauf einen Tag
vor dem regulären Verkaufsstart; dieser ist in der Regel
am 2. eines Monats für das Programm des Folgemonats.
ABO-ERMÄSSIGUNG
Mit dem Abo sparen Sie bis zu 40 % gegenüber dem
Normalpreis. Für weitere Vorstellungen können Sie
mit dem Abo-Ausweis Karten zu 30 % Ermäßigung
für sich kaufen. Diese Karten sind personalisiert und
nur in Verbindung mit dem Abo-Ausweis gültig. Diese Ermäßigung gilt auch im Thalia Theater Hamburg,
im Burgtheater Wien und im Schauspielhaus Zürich.
ABMELDEN DES ABO-TERMINS
Die Abmeldung eines Termins ist kostenlos und bis
zwei Werktage vorher persönlich, schriftlich oder telefonisch möglich. Sie erhalten einen Wertgutschein, den
Sie an der Theaterkasse für einen anderen Termin in
der laufenden Saison einlösen können. Ab der dritten
Abmeldung fällt jeweils eine Bearbeitungsgebühr von 5
EUR pro Platz an.
LAUFZEIT UND VERLÄNGERUNG
Ihr Abo gilt für eine Spielzeit. Wenn Sie AbonnentIn
bleiben möchten, brauchen Sie nichts weiter zu tun. Ihr
Abo verlängert sich automatisch um eine weitere Spielzeit zu den für die neue Spielzeit geltenden Konditionen.
Über Änderungen werden Sie frühzeitig informiert. Das
Abo kann bis zum 31. Mai beidseitig gekündigt werden.
ZAHLUNGSBEDINGUNGEN
Wenn Sie Abonnent geworden sind, senden wir Ihnen
eine Rechnung. Sie können Ihr Abo dann per Überweisung oder an der Tageskasse bezahlen, oder Sie erteilen uns eine Einzugsermächtigung. Sollte die Zahlung
nicht fristgerecht eintreffen, behalten wir uns vor, den
Abo-Platz weiterzugeben.
PERSÖNLICHE BERATUNG
Cornelia Mihm
Telefon 089 / 233 966-02
E-Mail: [email protected]
www.kammerspiele.de
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SAALPLAN PARKETT
SAALPLAN BALKON
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A 6 EUR B 9 EUR C 12 EUR D 15 EUR E 19 EUR F 22 EUR G 25 EUR H 28 EUR
A 4 EUR B 5 EUR C–G 6 EUR H–L 7 EUR M–N 8 EUR
WELCHE PREISSTUFE FÜR DIE JEWEILIGEN VERANSTALTUNGEN GILT, ENTNEHMEN SIE BITTE DEM MONATSSPIELPLAN.
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BÜHNE
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LOGE 2
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THEATERCARD
DAS GANZE THEATER ZUM HALBEN PREIS
Alle Vorstellungen der Münchner Kammerspiele auf allen Bühnen 1 Jahr lang für die Hälfte. Ideal für alle, die
häufig ins Theater gehen, flexibel planen und ihr Programm frei wählen wollen. Die Theatercard ist auch als
Geschenk beliebt.
KARTENKAUF
PREISE
THEATERKASSE UND TELEFON
DIE PREISE
Maximilianstraße 28, 80539 München
[email protected]
Telefonservice 089 / 233 966-00
Fax 089 / 233 966-05
Öffnungszeiten: Montag bis Samstag 11 – 19 Uhr
VORVERKAUF
THEATERCARD FÜR 60 EURO
für eine Person
THEATERCARD+ FÜR 100 EURO
ONLINE-TICKETS
Die THEATERCARD gilt für den Kauf von einer Karte, die
THEATERCARD+ für den Kauf von zwei Karten pro Veranstaltung, Premieren, Konzerte und Silvesterveranstaltungen ausgenommen. Karten können Sie bereits
einen Tag vor dem regulären Vorverkaufsbeginn buchen. Die Kombination mit weiteren Ermäßigungen
ist nicht möglich. Die Karte ist 1 Jahr lang gültig. Bei
Verlust ist eine Ersatzkarte für 10 EUR erhältlich.
Karten können jederzeit online unter www.kammerspiele.
de im Webshop gekauft werden.
Achtung: Kostenlose Rollstuhl-Plätze können nur über
unsere Theaterkasse gebucht werden.
VORVERKAUF ÜBER MÜNCHEN TICKET
Alle Karten gibt es auch bei München Ticket und allen
an München Ticket angeschlossenen Vorverkaufsstellen.
Achtung: Preise zuzüglich Vorverkaufs- und Servicegebühr.
BARGELDLOSE ZAHLUNG
Gerne können Sie mit girocard, MasterCard oder Visa
bezahlen.
Mit einer Eintrittskarte für die Münchner Kammerspiele
sind Hin- und Rückfahrt mit dem MVV kostenlos. Die
Hinfahrt ist ab 15 Uhr oder drei Stunden vor Vorstellungsbeginn möglich, die Rückfahrt bis 6 Uhr des Folgetages.
Für nur 80 EUR 300 Tage im Jahr in die Kammerspiele
gehen!
Studierende, SchülerInnen und Auszubildende bis 30
Jahre zahlen bei Vorlage eines gültigen Ermäßigungsnachweises (Schülerausweis, Immatrikulationsbescheinigung etc.) einmalig 80 EUR und gehören damit zum
Club: Sie können sich bei fast allen Veranstaltungen der
Münchner Kammerspiele auf die Gästeliste setzen lassen oder einfach spontan vorbei kommen und sich eine
Karte holen – solange der Vorrat reicht.
Karten können bereits einen Tag vor dem regulären
Vorverkaufsbeginn gebucht werden. Die Karte ist 1 Jahr
lang gültig. Bei Verlust ist eine Ersatzkarte für 10 Euro
erhältlich.
Überblick über den Spielplan, Hintergrundinformationen zu Premieren, Repertoire, Extras und vieles mehr –
jeden Monat pünktlich zum Vorverkaufsbeginn in Ihrem
Briefkasten – natürlich kostenfrei. Bestellung unter www.
kammerspiele.de/newsletter-abo/
NEWSLETTER
STUDIERENDE, AUSZUBILDENDE, SCHÜLERINNEN UND SCHÜLER
erhalten Sonderkonditionen (Altersgrenze 30 Jahre).
Kartenkontingente sind auch im Vorverkauf oder über
das Internet verfügbar. Der Einlass ist nur gegen Vorlage
eines gültigen Ermäßigungsnachweises (Schülerausweis etc.) möglich.
GRUPPENERMÄSSIGUNG
An der Theaterkasse erhalten Sie beim Kauf von 10
Karten einer Vorstellung oder von 16 Karten für mehrere Vorstellungen einen Nachlass von 10 % (ausgenommen sind Preise A und B sowie Sonderveranstaltungen).
Regelmäßige Informationen über das Programm und
besondere Angebote per E-Mail – zu abonnieren unter
www.kammerspiele.de/newsletter-abo/
ONLINE-SPIELPLAN
Unter www.kammerspiele.de finden Sie die Spielplaninformationen stets auf dem letzten Stand, dazu Biografien, Fotos, Texte zur Geschichte des Hauses und aktuelle
Nachrichten. Per Online-Buchung können Sie Ihre Karten
bequem von zu Hause aus kaufen.
BARRIEREFREI
VERSANDARTEN
sind ermäßigte Theaterkarten für Einzelveranstaltungen
zu den Konditionen für Studierende erhältlich. Den München-Pass stellen die städtischen Sozialbürgerhäuser aus.
zugänglich sind das Parkett in der Kammer 1 (Schauspielhaus), die Kammer 2 (Spielhalle) und die Kammer
3 (Werkraum). Bei Bewegungseinschränkungen erkundigen Sie sich bitte an der Theaterkasse nach Besonderheiten, z.B. begehbares Bühnenbild.
Wir hinterlegen Ihnen Karten an der Abendkasse für einen Aufpreis von 1,90 EUR oder senden sie gegen eine
Versandpauschale von 3,90 EUR mit der Post.
MENSCHEN MIT BEHINDERUNGEN
FÜR ROLLSTUHLFAHRER
SERVICE UND BARRIEREFREIHEIT
SCHWERHÖRIGE
erhalten gegen Pfand jeweils zur Vorstellung an der
Garderobe drahtlose Kopfhörer oder Induktionsempfänger für Hörgeräte.
MIT MÜNCHEN-PASS
KAMMERFLAT
Sollten Sie eine Veranstaltung einmal nicht wie geplant
besuchen können, buchen wir Ihre Karten bis spätestens
zwei Werktage vor der Vorstellung innerhalb des laufenden Vorverkaufszeitraums gegen eine Service-Gebühr
von 5 EUR pro Karte gerne um.
MONATSSPIELPLAN
MVV-TICKET INKLUSIVE
Der Vorverkauf beginnt jeweils am 3. des Monats für den
Spielplan des gesamten Folgemonats. In Ausnahmefällen sind auch längere Vorverkaufszeiträume möglich.
für zwei Personen
gelten für den Vorverkauf an unserer Theaterkasse, für
Online-Buchungen im Internet über
www.kammerspiele.de und an der Abendkasse.
Die Garderobengebühr beträgt 1 EUR.
UMBUCHUNG
Eintrittskarten können auch telefonisch oder online bestellt werden.
Auf Wunsch erhalten Sie die Tickets auch kostenfrei per
E-Mail als PDF. Diese Print@Home-Tickets sind auf
Ihren Namen personalisiert und beinhalten natürlich
auch das MVV-Ticket für die Hin- und Rückfahrt.
mit einem Grad der Behinderung von mindestens 50
erhalten einen Preisnachlass von 50 %. Der Einlass ist
nur gegen Vorlage eines Schwerbehindertenausweises
möglich. Begleitpersonen (bei B im Ausweis) erhalten
ebenfalls 50 % Ermäßigung. Für Rollstuhlfahrer ist der
Eintritt kostenlos.
ABENDKASSE
Restkarten – soweit vorhanden – sind an der Abendkasse erhältlich, die am jeweiligen Spielort eine Stunde vor
Vorstellungsbeginn öffnet.
An der Abendkasse hinterlegte Karten müssen bis spätestens 15 Minuten vor Vorstellungsbeginn abgeholt
werden.
GESCHENKGUTSCHEINE
Verschenken Sie individuelle Gutscheine. Die Gutscheine können für Eintrittskarten, Abonnements, TheaterCards etc. verwendet werden. Das Einlösen ist nur
an unserer Theaterkasse möglich.
stehen spezielle Plätze zur Verfügung, die bei Bedarf
umgerüstet werden. Da nur eine begrenzte Anzahl von
Plätzen zur Verfügung steht, sollten diese spätestens
zwei Tage vor dem Vorstellungstag an unserer Theaterkasse bestellt werden. Achtung: Kostenlose RollstuhlPlätze können nur über unsere Theaterkasse und nicht
online gebucht werden.
SONNTAGSVORSTELLUNGEN
In den Monaten November bis März beginnen die
Sonntagsvorstellungen in der Regel um 18 Uhr. In den
Monaten April bis Oktober um 19 Uhr.
„Was bei Lehmkuhl auf dem Flügel liegt, das gehört zur Literatur!“
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Motto leicht, frisch, international und
regional bieten wir Ihnen mittags
Business­Menüs, bei denen Sie zwi­
schen Suppe und Vorspeise, Fisch/
Fleisch oder Vegetarischem wählen
können. Weitere Angebote runden die
kleine Mittagskarte ab. Mit der täglich
wechselnden Abendkarte sowie einem
4­Gänge­Menü bleiben wir unserem
Vor satz „leicht und frisch zubereitet“
treu. Neben dem Angebot unserer Wein­
karte bieten wir außerdem wechselnde
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11 Mär 2018
Leoš Janáček aus eINeM TOTeNhaus Frank Castorf – simone Young 21 Mai 2018
Richard Wagner
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Joseph Haydn OrLaNdO paLadINO
axel ranisch – Ivor Bolton 23 Jul 2018
BaLLeTT preMIereN 2017-2018
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BaLLeTTFesTWOChe 14 – 22 Apr 2018
InformatIon / Karten tageskasse der
Bayerischen Staatsoper marstallplatz 5 80539 münchen t +49.(0)89.21 85 19 20 [email protected] www.staatsoper.de
Motiv Georg Baselitz
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deINe WuNde
MüNChNer OperNFesTspIeLe 24 Jun – 31 Jul 2018 05.04.17 13:15
Ideal gelegen in der Münchner Altstadt, bietet unser Haus 340 individuell gestaltete Zimmer inklusive 65 luxuriöser Suiten. 40 moderne Bankett- und Konferenzräume für bis zu 2.500 Personen warten auf Ihre Events. Unsere fünf Restaurants, darunter auch das Restaurant Atelier, welches seit November 2015 mit 2 Michelin Sternen
ausgezeichnet ist, sowie unsere sechs Bars lassen keine kulinarischen Wünsche offen. Die Menükarte des Restaurants Garden beinhaltet seit Oktober 2016 neben den bewährten Klassikern nun auch leichtere Gerichte
mit mehr Gemüse und frischen Kräutern, die unter dem Motto „Garden goes green“ stehen. Im Blue Spa – von
der Stararchi-tektin Andrée Putman gestaltet – erwartet Sie auf 1.300 qm ein einzigartiges Wellness-Refugium
über den Dächern Münchens. Die Komödie im Bayerischen Hof, die für bestes Boulevardtheater steht, ist ebenso
legendär wie das Live-Entertainment im Nightclub. Fast täglich sorgen hier internationale
Jazzgrößen für musikalische Highlights. Entdecken Sie auch unser neues architektonisches
Highlight: Unsere Palaishalle wurde grundlegend erneuert und zu einer multifunktionalen
Veranstaltungs-Location mit zeitloser Patina umgestaltet, die ab sofort für Ihre Events zur
Verfügung steht. Für das Design konnte wieder Axel Vervoordt gewonnen werden, der bereits
die Restaurants Atelier und Garden sowie die astor@Cinema Lounge gestaltete.
Hotel Bayerischer Hof
Promenadeplatz 2 - 6
D-80333 München
Fon + 49 89.21 20 - 0
Fax + 49 89.21 20 - 906
www.bayerischerhof.de
[email protected]
… der kultivierte Treffpunkt
RESTAURANT
CAFÉ
BAR
CATERING
Theater-Restaurant GmbH
Maximilianstraße 26
80539 München
Montag – Samstag
08.30 bis 01.00 Uhr
Sonntag und Feiertag
17.00 bis 01.00 Uhr
Küche jeweils bis 0.00 Uhr
Tel. +49 (0)89 29 47 28
Fax +49 (0)89 24 20 84 82
www.kulisse-restaurant.de
In e nge r K oope ration mit Münc hne r Partne rinstitutione n – u.a. Filmfe st Münc he n,
Haus de r K unst, Münc hne r K amme rspie le , Münc hne r Philharmonike r, Muffatwe rk, Muse um
Villa Stuc k, Platform, R e side nz the ate r, Sc hwe re R e ite r, Städtisc he Gale rie im Le nbac hhaus –
re alisie rt JOINT A DV ENT UR ES se it 1990 Fe stivals, Pe rformanc e -R e ihe n, Workshops, Symposie n im Be re ic h z e itge nössisc he r Tanz an de r Sc hnittste lle z um T he ate r und z ur Bilde nde n K un st,
sowie e in c hore ografisc he s K urz filmproje kt im öffe ntlic he n R aum.
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SCHAUBURG
THEATER FÜR
JUNGES PUBLIKUM
SCHAUSPIEL
MUSIKTHEATER
TANZ / LAB
ERÖFFNUNGSWOCHENENDE
20.– 22. OKTOBER 2017
EIN THEATER
DER STADT
M A K E - U P P R O V I D E D
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KONTAKT
MÜNCHNER KAMMERSPIELE
KAMMER 1/2/3
INTENDANZ
KÜNSTLERISCHES BETRIEBSBÜRO
Falckenbergstr. 2
80539 München
Matthias Lilienthal
Martina Taube-Jedryas
INTENDANT
KÜNSTLERISCHE BETRIEBSDIREKTORIN
N.N.
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KAMMER 1 (SCHAUSPIELHAUS)
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089 / 233 368-17
Herzlichen Dank an Marc André
Schmuck für die Organisation und an
das Kreisverwaltungsreferat für die Ermöglichung der Aufnahmen.
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Streitel, Theresia Wick
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Ansage 089 / 233 966-01
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Anfahrt über den Altstadt-Ring
in die Maximilianstraße. Parkmöglichkeiten im Parkhaus am
Hofbräuhaus, Hochbrückenstr.
9, durchgehend geöffnet, Telefon 089 / 298 722, Einfahrt über
das Tal zur Hochbrückenstraße.
Dramaturgie, Kuration,
Kommunikation, Künstlerisches Betriebsbüro
Benjamin von Blomberg
DRAMATURGEN
MIT DEM AUTO
REDAKTION, TEXTE
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089 / 233 368-20 / -21 / Fax -33
CHEFDRAMATURG
Tram Linie 19
Kammerspiele
Katinka Deecke
LEITERIN KOMMUNIKATION, PRESSESPRECHERIN
ÖFFENTLICHKEITSARBEIT / MARKETING (IN ELTERNZEITVERTRETUNG)
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(Fußweg jeweils 5-10 Minuten)
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KOMMUNIKATION
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S-Bahn S 1-8
Marienplatz oder Isartor
Matthias Lilienthal
GESCHÄFTS­F ÜHRENDER DIREKTOR
Oliver Beckmann
[email protected]
MIT DEN ÖFFENTLICHEN VERKEHRSMITTELN
INTENDANZ
Oliver Beckmann
089 / 233 368-41 / Fax -42
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GESCHÄFTSFÜHRENDE DIREKTION
KAMMER 3 (WERKRAUM)
THEATER DER STADT
HERAUSGEBER
Foto Caroline Peters S. 083
Copyright: Heji Shin
ÜBERSETZUNG INS ENGLISCHE
Transfiction GbR, Lucy
Jones (www.transfiction.eu)
und Anna Galt
ÜBERSETZUNG INS DEUTSCHE
Bochert Translations
(Henning Bochert)
DRUCK
Gotteswinter und
Aumaier GmbH,
München
STAND
April 2017
Änderungen vorbehalten
Sämtliche personenbezogenen Bezeichnungen, die in dieser Publikation im
Maskulin verwendet werden, sind geschlechtsneutral zu verstehen.
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